August 2022 Juli 2022 Juni 2022 Mai 2022 April 2022 März 2022 Februar 2022 Januar 2022 November-Dezember 2021 Oktober 2021 September 2021 Juli-August 2021 Juni 2021 Mai 2021 April 2021 März 2021 Februar 2021 Januar 2021 Dezember 2020 November 2020 Oktober 2020 September 2020 August 2020 Juli 2020 Juni 2020 Mai 2020 April 2020 März 2020 Februar 2020 Januar 2020 Dezember 2019 November 2019 Oktober 2019 September 2019 August 2019 Juli 2019 Juni 2019 Mai 2019 April 2019 März 2019 Januar/Februar 2019 Putin-Lexikon I-И NEU 8.22 Belarus-Lexikon Putin-Reden Sovetica Schreckensorte in Osteuropa Pressemedien in Osteuropa Aktuelle Bücher |
Über 20 Jahre im Dienst der Information Privater, politisch unabhängiger Presse-Blog zum Thema Osteuropa und Russland _______________________________________________________________________ THEMEN UND LINKS IM AUGUST 2022 (Teil 2, 16.-31.8.)
MICHAIL GORBATSCHOW IST TOT
HOCHAGGRESSIVES RUSSLAND IM KRIEGSWAHN: BARBARISCHER VÖLKERRECHTSWIDRIGER ANGRIFFS-, VERNICHTUNGS- UND EROBERUNGSKRIEG RUSSLANDS GEGEN DIE UKRAINE MIT TERRORMETHODEN UND ZAHLREICHEN MUTMASSLICHEN KRIEGSVERBRECHEN. STOPPT
ENDLICH DEN KRIEG GEGEN DIE UKRAINE !
Russland und die Ukraine zahlen einen
sehr hohen Preis für den verbrecherischen "Bruder"-Krieg
zwischen dem "Bösen" und "Guten" Eine Datenauswahl zu getöteten russischen Soldaten zeigt übrigens, welche Sorte von Armeeangehörigen für den Krieg mobilisiert, d.h. "ausgewählt" wurde, um für die Heimat das Leben zu lassen. Die meisten getöteten russischen Soldaten waren zwischen 18 und 29 Jahren alt. Häufig befanden sich darunter junge Leute aus ärmeren Randregionen oder ethnischen Minderheiten. Mit etwa 10% der Gefallenen am meisten betroffen seien vor allem Dagestan und Burjätien, hiess es. Russische Soldaten haben ausländischen Medien erzählt, wie sie den Überfall auf die Ukraine erlebt haben. Ihre Berichte zeugen von totaler Demoralisierung und Verrohung, von Erniedrigung, systematischer Lügen und extremer Brutalität in den eigenen Reihen. Die russischen Führer haben auch eine unermessliche menschliche Tragödie mit einer unabsehbaren humanitären Katastrophe und einer beispiellosen Flüchtlingswelle verursacht. Über 5 Millionen ukrainische BürgerInnen hatten laut UN-Angaben bis 9. Mai als Flüchtlinge ihr Land verlassen, während 7,7 Millionen Binnenflüchtlinge gezählt wurden.
Tausende BürgerInnen haben Russland aus Angst, Verzweiflung oder Ärger verlassen und der Heimat den Rücken gekehrt, die Stimmung im Land ist miserabel, jegliche Kritik am Krieg des Kremls gegen das Nachbarland wird von den unzimperlichen Machtorganen, die kein Pardon mehr kennen, sofort im Keim erstickt. Der aggressive russische Unrechtsstaat hat Hochkonjuktur. Die Menschenrechte sind, wie in China, im Iran oder in Syrien, mit deren Regierungen der Kreml befreundet ist, sind in Russland praktisch ausser Kraft gesetzt. Pro memoria sei noch einmal darauf hingewiesen, dass Russland nach der Unabhängigkeitserklärung der Ukraine von der Sowjetunion am 1. Dezember 1991, die mit einem ukrainischen Referendum untermauert wurde, das mit 90,3% der abgegebenen Stimmen zugunsten dieser Unabhängigkeit ausging, bereits am folgenden Tag die diplomatische Anerkennung der Ukraine durch Russland (sowie andere Staaten) erfolgte. Am 5. Dezember 1991 wurde vom ukrainischen Parlament der Vertrag über die Bildung der Sowjetunion von 1922 gekündigt. Drei Tage später unterzeichneten die betreffenden Staatsoberhäupter das Abkommen zwischen Russland, Belarus und der Ukraine über die Gründung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), der daraufhin acht weitere Staaten beitraten. Im übrigen war die Ukraine schon seit Oktober 1945 als Teilrepublik der Sowjetunion - zusammen mit Belarus - Mitglied der UNO gewesen. Im August 2012 gab es 132 Auslandsvertretungen in der Ukraine, davon wurden 73 Missionen in Kiew eröffnet, während die Vertretungen in Moskau und Kiev gegenseitig vorübergehend geschlossen wurden. 2. Im Chor mit anderen Nuklearmächten verpflichtete sich Russland im Dezember 1994 im Rahmen des sog. "Budapester Memorandums" als Gegenleistung für einen Nuklearwaffenverzicht dieser Länder, den sie auch leisteten, die Souveränität und die bestehenden Grenzen der Ukraine (sowie von Belarus und Kasachstan) zu achten. 3. Am 28. Mai 2002 hatte Vladimir Putin bei der Pressekonferenz anlässlich der Gründung des NATO-Russland-Rats nichts gegen die Eigenstaatlicheit der Ukraine einzuwenden, ja betonte ausdrücklich, dass die Ukraine ein souveräner Staat sei. Er sagte, Russland und die Ukraine seien „zwei nahe Staaten", die aus der „Familie der Sowjetunion" hervorgegangen seien. Die „bilateralen Beziehungen entwickelten sich besonders positiv". Ausserdem sagte Putin, die Ukraine habe auch „das Recht, ihren eigenen Weg der Gewährleistung der Sicherheit zu wählen". Der russische Präsident schien sogar eine Teilnahme der Ukraine an dem in Rom gegründeten Format für „durchaus möglich" zu halten - er sehe nichts, was diesbezüglich die Beziehungen zwischen den beiden Staaten verdunkeln könnte". 20 und 30 Jahre später sollten diese Garantien nicht mehr gelten - NATO-Osterweiterung hin oder her. Die Meinungen der Russen haben sich geändert. Im übrigen wurde ausser den Baltischen Staaten, ein Sonderfall, kein einziger postsowjetischer Staat in die NATO aufgenommen, wobei besonders ein NATO-Beitritt der Ukraine stets ausgeschlossen wurde. (Zu den russ.-ukrain. Beziehungen s. hier, zur Aussenpolitik der Ukraine s. hier) Da in der Kriegsplanung des Kremls die Ziele gemäss den aktuellen Umständen kurzfristig ändern können, kann kaum eingeschätzt werden, welche Absichten nun eigentlich gerade gültig und realisierbar sind. Da sich herausgestellt hat, dass die Ukraine nicht in drei Tagen einzunehmen ist, wird bei der Eroberug wohl schrittweise vorgegangen werden, wenn überhaupt. Diese Strategie könnte auch den Plan beinhalten, durch dauerhafte Militärschläge die Landstriche und Städte zu entvölkern, um das Terrain leichter einzunehen, die ukrainische Bevölkerung zu vertreiben bzw. zu deportieren und dann mit ethnischen Russen aus Russland anzusiedeln. Eine Russifizierung der eroberten Gebiete ist ja schon im Gang - durch Installierung russischer Verwaltungen, durch Verteilung russischer Pässe und durch Einführung des russischen Geldes und des russischen Rechts. Diese (neuen) Einwohner mit russischen Pässen sollen dann ein (simuliertes) Referendum veranstalten und den Anschluss der eroberten Gebiete an Russland besiegeln. Mit Demokratie hat das übrigens alles gar rein nichts gemein. So werden neue Gebiete durch Russland erobert und mit der "Heimat" "wiedervereinigt. Das Beispiel der dreisten Annexion der Krym von 2014 hat gezeigt, wie das Vorgehen der Russen abläuft. Während auf der Krym ein blutiger Krieg ausblieb, wurden die Gebiete des ukrainischen Donbass jedoch mittels massiver militärischer Gewalt erobert mit dem Ergebnis tausender Todesopfer, verletzter, vertriebener, geflüchteter und deportieren Menschen, die in diesen Gebieten lebten. Dieses Vorgehen ist nichts anderes als ein "klassisches" völkerrechtliches Verbrechen zu bewerten (und hat im Vergleich mit dem Kosovo, den Moskau ständig anführt, übrigens überhaupt nichts zu tun). Auch in der Ukraine sei der Krieg zu einer Art Routine geworden. In der Zwischenzeit verteidigte die ukrainische Armee die Frontlinie im Osten recht erfolgreich, obwohl sie den Donbass nicht zurückerobern konnte. Für die "erste Phase" des russisch-ukrainischen Krieges im Donbas werden je nach Quelle für die "erste Phase" des russisch-ukrainischen Krieges im Donbass seit 2014 Zahlen von 13 bis 14 Tsd. Todesopfern zitiert. Wie es jedoch scheint, hat auch Putin die Stärke seiner Armee, die er in die Ukraine schickte, offenbar falsch ein- und den Willen der Ukrainer unterschätzt, ihre Freiheit und Unabhängigkeit zu verteidigen. Dieser russischen Armee fehlen offensichtlich genügend professionelle Soldaten, die gut ausgerüstet sind und wissen, was zu tun ist, während die ukrainischen Soldaten agiler und mobiler sind (obwohl sie von massiver russischer Artillerie getroffen werden und wahrscheinlich in grosser Zahl auf dem Schlachtfeld ums Leben kommen). Auch rechnete Putin nicht mit der "kollektiven" Entschlossenheit des von ihm so verachteten "dekadenten" Westens, die Ukraine mit antirussischen Sanktionen und Waffenlieferugen an Kiev zu unterstützen, vor allem seitens der USA, während Europa mit Geld und Moral hilft. Die neuen russischen Geländegewinne sind minim. Man fragt sich, was da los ist und warum die Russen (zum Glück) nicht mehr Gebiete erobern konnten. Der Krieg Putins gegen die militärisch unterlegene Ukraine muss bisher als gescheitert betrachtet werden, obwohl er immer noch tobt und sein Ende nicht abzusehen ist. Die Ukraine-Krise ist also noch nicht ausgestanden, denn es ist nicht abzusehen, welchen Frevel auszudenken und anzurichten Putin noch in der Lage sein wird und ob er die Situation in Westeuropa destabilisieren kann. Verpasst hat Putin seine Kriegsziele in einem doppelten Sinn auch deshalb, weil die Ukraine weder de- oder entmilitarisiert noch der ukrainische Nationalismus bzw. Patriotismus zum Verschwinden gebracht werden konnte wie von Putin grossmäulig angekündigt und versprochen. In beiden Fällen ist sogar das Gegenteil eingetreten. Die ukrainische Armee wurde potenter und das ukrainische Selbstewusstein stärker. Seine Behauptung, die Ukraine sei eine faschistische Diktatur, ist eine reine Erfindung, eine Fiktion der russischen Propaganda, die auch behauptet, dass die Ukraine eine reine Marionette der USA und des Westens sei. In beiden Fällen geschah tatsächlich das Gegenteil. Die ukrainische Armee und das ukrainische Selbstbewusstsein wurden gestärkt, ukrainische radikale Rechte oder sogenannte Bandera-Faschisten spielen keine oder eine marginale Rolle und könnten neutralisiert werden. Präsident Zelenskyj ist jüdischer Herkunft. Ausserdem ist es Russland absolut nicht gelungen, die NATO von ihren Ostgrenzen zu vertreiben. Im Gegenteil: Finnland und Schweden wollen sich jetzt der NATO anschliessen. Das ist sogar ein dreifaches Fiasko für Putin und seine lauten und angeberischen Kriegspropagandisten, die nicht davor zurückschrecken, mit dem Einsatz von Atomwaffen zu drohen. Es ist also schwer vorherzusagen, welches realen Mittel dem Kreml noch übrigbleiben, um diesen Krieg doch noch zu gewinnen. Die Zweifel, dass dies den Russen überhaupt gelingen könnte, mehren sich. Die unmotivierte und schlecht ausgerüstete russische Armee, die zum Vernichten, Töten und Erobern in die Ukraine kam, wird in der Ukraine mit immer wirksameren Waffen konfrontiert, die vom Westen, vor allem von den USA geliefert werden, und die das schlaue ukrainische Militär gegen den Feind einsetzen kann. Es kommt dazu, dass Putin bei der Entwicklung seines offenbar völlig falsch geplanten und improvisierten Feldzugs gegen Ukraine von seinen Geheimdienst- und Militärberatern falsch informiert wurde sein soll, während er selbst sich in einer Art Blase befindet, die jederzeit zerplatzen kann. Ob es also Sinn macht, nochmals 50-100 Tausend russische Soldaten in den Donbass zu entsenden, um ihn zu halten, ist mehr als fraglich. Die Opferzahl wird immer grösser. Die russische Regierung sollte sich besser den Problemen im eigenen Land zuwenden, wo es ziemlich schlecht aussieht. Aufgrund des verlorenen Krieges in der Ukraine sollten Putin und die russische Regierung über ihren Rücktritt nachdenken und die politische Bühne verlassen, wenn Russland nicht noch stärker in den Abgrund gezogen werden soll. Der Moment für diesen Rücktritt könnte jetzt sein. Gescheitert
ist im Übrigen auch die Kriegspräventionspolitik des Westens,
der weder 2014 noch 2022 in der Lage war, den Ausbruch des
russischen Ukrainekriegs zu verhindern. Darin muss man die
klaren Fehler des Westens sehen, wenn schon von Fehlern des
Westes die Rede ist, selbst wenn die westlichen Waffen
überlegen sind, deren Anwendung verheerende, tödliche Folgen
für Russland haben könnte. Die Grenzen des neuen russischen Imperiums bildeten danach gemäss den Vorstellungen der Russen die Flüsse Dnestr, Bug und Sprutsch, sagte Andrej Ilarionov. Bei diesem Szenario könnte dann die Existenz Polens und der Baltischen Staaten, die von vielen Russen unverhohlen als "russisches Land" bezeichnet werden, in Gefahr geraten. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine, den sie auch als Krieg gegen die westliche Welt verstehen will, bedeutet also auch für den Westen, dass Moskau die alte Ordnung in Europa, wie sie spätestens seit der NATO-Osterweiterung von 2004 etabliert wurde, nicht mehr akzeptiert. Da auf die UNO, die von einer Masse antiwestlicher Staaten, in hohem Grade von China, unterwandert ist, wahrscheinlich kein Verlass mehr sein würde, müsste der Westen diesen Staaten zu Hilfe eilen. Im NATO-Gebiet hätte Russland mit ernsthaftem militärischen Widerstand zu rechnen, wenn es dieses Gebiet angreifen würde. Es ist also möglich, dass Moskau davor zurückschreckt, diese Länder anzugreifen, falls im Kreml auch nur eine kleine Spur von Skrupel, Respekt und Realitätssinn vorhanden wäre, zumal ihm die militärischen und logistischen Mittel, Kräfte und Kapazitäten fehlen dürften, um diese Ländern dauerhaft zu besetzen, beherrschen und kontrollieren. Den einzigen Schaden, den Russland in den angegriffenen Ländern anrichten könnte, wären verheerende materielle Zerstörungen, wie es dies in der Ukraine vordemonstriert hat. Ausserdem wäre mit einer neuen grossen humanitären Katastrophen zu rechnen. Gerade all dies scheint Putin zu beabsichtigen, um den Westen in die Knie zu zwingen (was er natürlich niemals tun würde). Zerstörung und Untergang des alten, freiheitlichen und demokratischen Europas und Wiederherstellung eines russischen Imperiums in den Grenzen der Sowjetunion (freilich ohne Kommunismus) als egale Grossmacht neben den USA (und China) heisst sein grosser historischer Plan, den er übrigens schon lange hegt und zu verwirklichen sucht. Doch dieser Plan ist bisher gescheitert. Keiner dieser postsowjetischen Staaten möchte wieder dem russischen Imperium angehören. Es ist im Übrigen charakteristisch für die russische Psychologie, dass Russen ein Projekt in ihrer Nachbarschaft ungern tolerieren, das erfolgreicher und prosperierender ist als im eigenen Land, wo ein solches Projekt gescheitert ist - also sollte die Leistung des Nachbarn keine Daseinsberechtigung haben und besser zerstört werden. Der Hass und die Rachelust dieses mit allen Wassern gewaschenen ehemaligen KGB-Spions, den Garri Kasparov in seinem Buch von 2015 als extrem gefährlichen und bösen Buben einschätzte, dessen krimineller Charakter sich immer mehr offenbart und bekannt wird, scheint grenzenlos, vor allem gegenüber dem Westen, der ihn und Russland gedemütigt, beleidigt und betrogen haben soll und es nun zerstören wolle. Daher ist es im Interesse des Weltfriedens unumgänglich, die Aggressionen Russlands gegen seine Nachbarn zu stoppen und mit dauerhafter Wirkung zu unterbinden. Die Behauptung, Russland sei durch den Westen gedemütigt worden und Russland sei ein Opfer des Westens geworden, mag zwar aus russischer Sicht eine emotionale Komponente besitzen, dient aber weitgehend der Kaschierung eigener Fehler, Mängel und Versäumnisse. In Wahrheit handelt es sich um eine skurrile infantile Phantasie eines Politikers namens Putins, der sich nach slavischem Gefühlsmuster (das im Westen unbekannt ist) minderwertige und beleidigt fühlt. Dieses unglaubwürdige Palaver kann als populistisch-demagogischer Vorwand für Kritik, Aggression, Rache, Krieg, Unterdrückung, Verfolgung und Kriminalität in grossem Stil eine Rolle spielt und als argumentatorische Propagandawaffe eingesetzt werden kann. Einen Wert an sich hat es nicht. Russland sollte endlich zur Kentnnis nehmen, dass a) Europa und der Westen nach dem Ende des Kalten Krieges sich gegenüber Russland nicht feindlich verhielt, sondern ihm in jeglicher Hinsicht beim Aufbau eines modernen Staates (nach westlicher Ausrichtung) halfen. Niemand hat Russland seine Weltanschauung und seine Werte diktiert oder aufgezwungen. Wer jedoch einer internationalen Organisation (wie der UN, dem IWF, der G7, europäischen Institutionen, usw.) angehören wollte, musste deren Regeln respektieren. Gerade Putin und seine russische Mafiakumpane hatten genau von diesen Regeln und Werten profitiert, bevor sie sie zu missbrauchen, abzulehnen, zu bekämpfen, zu diskreditieren und sie ins Gegenteil umzudrehen begannen. b) Die unabhängig gewordenen ehemaligen Sowjetrepubliken wollten nicht mehr in einem gemeinsamen Staat mit Russland zusammenleben, sondern ihre politischen Bündnisse selbst wählen oder sich der NATO aus Angst vor der russischen Bedrohung anschlíessen. Der neue offene Feldzug Russlands gegen die Ukraine dürfte ihren Befürchtungen und historischen Entscheidungen vollumfassend Recht gegeben haben. Wäre die Ukraine ein Mitglied der NATO, wäre es von Russland vermutlich gar nicht angegriffen worden. Die Katastrophe, die Russland in der Ukraine angerichtet hat, wird für alle übrigen postsowjetischen Republken am Rande Russlands eine schockierende Lektion sein, die zu klaren Schlussfolgerungen kommen müssen, wenn sie als unabhängige Staaten nicht untergehen wollen. Bei der Behandlung Russlands mögen aus russischer Sicht auf Seiten des Westens Fehler gemacht worden sein, die zu Enttäuschungen und Frustration in Russland führten, so dass das gegenseitige Misstrauen trotz vielen guten Willens auf beiden Seiten nicht verschwand. Das war aber nicht das Problem des Westens, der machte, was er im Fall Ruslands, eines äusserst schwierigen Falls, tun konnte und wollte. Alles andere musste der Innenpolitik überlassen wurde, und diese wurde ab 2000 unter Putin wieder fundamental geändert. Die Schuld für die spätere Entwicklung Russlands liegt also nicht beim Westen, sondern alleine bei Putin und den Russen selbst, der/die ihr Land in die autokratisch-totalitäre Vergangenheit zurückführte/en, indem dieser Präsident ständig wiedergewäht wurde (freilich nicht ohne Wahlfälschng!), um ihn und sein Regime an der Macht zu halten, das unter realen demokratischen Verhältnissen wahrscheinlich spätestens 2012 dahingefegt worden wäre. Die eigentlichen Fehler sind also nicht etwa in der Russlandhilfe (Finanzhilfe, Demokratiesierung usw.), in der NATO-Osterweiterung zu suchen, die ja von den betroffenen Staaten ausdrücklich gewünscht wurde, auch nicht bei der Bombardierung Serbiens 1999, sondern in der fatalen Appeasement-Politik des Westens (von Bush bis Merkel) gegenüber Putin, der seine Hausmacht mit immer dreisteren Mitteln skrupellos zementierte und gleichzeitig dem Westen die Schuld für alle möglichen Übel und Laster Russlands zuschob. Während der Westen mit Russland in Frieden leben und die lukrativen Geschäfte nicht gefährden wollte und etwa beim Tschetschenienkrieg über die im Kaukasus von den Russen (auf Befehl Jelzins und v.a. Putins) verübten Kriegsverbrechen demonstrativ hinwegsah, begann in Moskau ein mit allen Wassern gewaschener ehemaliger KGB-Offizier namens Vladimir Putin den listigen und zynischen Plan in die Tat umzusetzen, indem er nach dem peinlichen Untergang des sowjetischen Imperiums auf Geheiss der ehemaligen KGB-Leute und seiner Geschäftskollegen bestrebt war bzw. von diesen beauftragt wurde, die Sowjetunion quasi wiederherzustellen, um das Monopol über die Ressourcen des Landes wiederzuerlangen. In der Folge drehte Putin einfach den Spiess um, während der Westen ihm alles durchgehen liess und ihm bei der Demontage der Demokratie in Russland zuschaute. Der Westen und die Möglichkeiten, die er bot, wurden von Putin und seinen Freunden, die die Ressourcen Russlands an sich rissen und sich grenzenlos bereicherten, planmässig und schamlos ausgenutzt, wöhrend der Westen ausgetrickst und von Putin in die Falle getrieben wurde, in die er schliesslich tappte und jetzt mit Mühe versucht, wieder herauszufinden. Während man sagen kann, dass die EU und NATO im Wesentlichen eigentlich keine gravierenden Fehler begingen, fiel Russland unter Putin jedes Jahr ein Stück mehr in den Sumpf von Diktatur, Korruption, Unrechtsstaat und missbrauchte Justiz, politischen und Wirtschaftsverbrechen und einer allumfassenden Misere zurück. Und das Volk, dessen Schicksal einem Putin völlig gleichgültig ist, begann wieder zu verarmen - und zu emigrieren.
Russische Lügenpropaganda ohne Ende und das
Existenzrecht der Ukraine Wie die Ukraine im Rahmen des Russischen Reichs und der Sowjetunion ihre Nationalität und Staatlichkeit entwickelte, soll die folgende knappe Zusammenfassung der ukrainischen Geschichte seit dem 17. Jahrhundert aufzeigen. Die verbrecherische Politik Russlands und der Sowjetunion, andere Länder zu erobern, zu besetzen und sich mit Gewalt in sie einzumischen, hat eine lange Tradition und reicht beispielsweise im Fall der Ukraine bis ins 17. Jahrhundert zurück, als sich die Ukraine von der polnischen Herrschaft durch einen Volksaufstand von 1648 unter der Führung des Kosakenhetmans Bohdan Chmelnickij befreite und die Zaporoger Kosaken einen unabhängigen Quasistaat gründeten. Im Vertrag von Perejaslav von 1654 unterwarfen sich die Kosaken jedoch dem Zaren von Moskau, der sie, so die Klage der Ukrainer, täuschte, weil er die Ukraine in eine russische Kolonie verwandelte, während die russische Geschichtsschreibung diesen Vertrag als "Wiedervereinigung der Ukraine mit Russland" auffasst. Später wurde auch das Land links des Dnjepr mit Kiev dem russischen Reich hinzugefügt. Das Kosaken-Hetmanat existierte währenddessen als autonomer Teil des Russischen Reiches bis zur Herrschaft von Katharina der Grossen, die es abschaffte. Die nach der Oktoberrevolution 1917 während des russischen Bürgerkriegs gegründete und bis 1920 bestehende "Ukrainische Volksrepublik“ (die auch die Krym umfasste!) war der erste Versuch, die Ukraine als modernen unabhängigen Staat zu konstituieren. Aber im Januar/Februar 1918 fiel Kiev in die Hände der Roten Armee und im Januar 1919 wurde die "Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik" (ohne Krym!) ausgerufen, die, wie die Volksrepublik, den Donbass, Charkiv, Odessa usw. umfasste. Als die Sowjetunion 1922 errichtet wurde, gehörte die Ukraine zu den Gründungsmitgliedern. Als die Vereinten Nationen (UN) gegründet wurden, wurden auch die Sowjetrepubliken Weissrussland und die Ukraine Mitglieder mit je einer eine eigenen Stimme in der Vollversammlung. Putin verschweigt heute diese Tatsachen und argumentiert stattdessen, die Ukraine sei ein künstlicher Staat, der durch eine Vielzahl von Einzelteilen zusammengebaut wurde, die zuvor anderen Staaten gehörten, unter anderem einst Russland selbst, während die "westukrainischen" Gebiete Polens, der Tschechoslowakei/Ungarns und Rumäniens (die 1918-19 Teile einer "Westukrainischen Volksrepublik" waren) von Stalins Sowjetunion annektiert wurden. 1954 "schenkte" Nikita Chruschtschov der Ukraine die Krym, die zuvor Teil der RSFSR war und einst den Krymtataren und Osmanen gehörte. Erst nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 wurde die Ukraine wieder ein souveräner Staat innerhalb der heutigen Grenzen und zum ersten Mal mit internationaler Anerkennung. Heute strebt Putins Russland, das eine andere, seine eigene Geschichte der Ukraine erzählt, in der verschiedene wichtige historische Tatsachen einfach grob ausgeklammert werden, danach, die ukrainischen Gebiete, die einst Teile des Russischen Reiches waren, gewaltsam zurückzuerobern. Aber die "friedlche Wiedervereinigung" des Jahres 2022 ist jedoch kläglich gescheitert, denn die Ukraine will kein Teil Russland mehr sein. Dem russischen Volk scheint das Gefühl wie auch das Verständnis zu fehlen, dass die Ukraine – und auch Belarus oder Moldawien – das Recht hat, unabhängig von Russland zu existieren, selbst wenn ein Grossteil der Russen der Ansicht ist, die Ukraine gehöre (historisch) zu Russland. Zumal nicht wenige Russen dem Narrativ der Kreml-Propaganda glauben, die Ukraine sei zu einer Marionette der USA und des Westens geworden. Andererseits erscheint ein Teil der Russen dieser Frage gegenüber gleichgültig oder billigt sogar die Forderung, dass die Ukraine – die laut Putin ein Konstrukt der Kommunisten ist und nun von Faschisten und Nazis regiert und mit Nato-Waffen gefüttert wird – zerstört, liquidiert und als unabhängiger Staat von der Weltkarte getilgt werden soll, wenn sie dem westlichen Weg folgt und bevor sie der NATO beitritt. Internationale Experten für russische und ukrainische Geschichte haben aber auf die falschen Geschichtstheorien hingewiesen, die Putin aufgestellt und verbreitet hat, um die Eroberung und Auflösung des ukrainischen Staates zu rechtfertigen. Als intelligenter Mensch weiss Putin das alles sehr gut, aber er braucht seine eigene historische Theorie, um seine Pläne zu rechtfertigen und verwirklichen. Diesem Mann fehlt es schlicht und einfach an (historischer) Ehrlichkeit. Statt dessen wird extreme Falschheit und Feigheit gegenüber dem eigenen russischen Volk praktiziert.
Garri Kasparov schrieb auf S. 331f.: „Die Phase, in der er (d.h. Putin) versucht hatte, sich Untestützung in der Bevölkerung zu sichern, indem er zum Schein Wahlen abhielt, war vorüber. Trotz der Regierungspropaganda wussten die meisten Russen, dass das System eine grausame Farce war, aber dieses Wissen genügte nicht, um Millionen Menschen dazu zu bewegen, ihre Sicherheit und Freiheit aufs Spiel zu setzen und einem gut bewaffneten Polizeistaat entgegenzutreten." Russland ist ein drastisches Beispiel, um zu veranschaulichen, wie eine durch krude technische und propagandistische Manipulation geschaffene Mehrheitsunterstützung der Regierungspartei, deren autokratischen Führer die Macht an sich gerissen haben, noch dazu nach formaldemokratischen Verfahren, missbraucht wird, um den zweifelhaften Zielen und Absichten der Landesregierung zum Durchbruch zu verhelfen, die dann allein alle wichtigen politischen Entscheidungen trifft und sie im Namen der vermeintlichen Mehrheit nutzt, um beispielsweise Kritiker und Oppositionelle zu verfolgen oder einen Krieg gegen ein Nachbarland zu führen. Natürlich handelten und handeln auch andere Länder nach ähnlichem Muster, aber in der heutigen Zeit ist Russland, das als atomare Weltmacht dennoch eine grosse Verantwortung trägt, ein ernst zu nehmender Sonderfall. Aufgrund dieser Umstände bleibt Russland, das sich komplett ausserhalb der demokratischen Kontrolle des Volkes befindet, ein extrem gefährlicher Staat, den sich viele Menschen anderer Länder, die niemals unter russischer Herrschaft gelebt haben, kaum oder überhaupt nicht vorstellen können. Übrigens geniesst auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Zelenskyj, ein wahrer Held unserer Zeit, mit etwa 80% hohe Zustimmung, aber im Unterschied zu Putin dürfte diese Zahl realistischer sein, denn die Meinungsäusserung der Ukrainer scheint authentischer und ehrlicher zu sein als in Russland, wo die Leute eher eine opportunistische Haltung an den Tag legen. Es ist also nicht so, dass in Russland kein (politischer) Meinungspluralismus herrschen würde. Es gibt sogar nicht wenige Kritiker und Oppositionelle, meist teilweise etwas skurrile intellektuelle Einzelgänger oder Anführer von randständigen Splittergruppen ohne massgeblichen Einfluss auf die Volksmassen im riesigen Land. Zudem wurden in den letzten Jahren fast alle Kritiker und Oppositionellen, die Putin nicht passten, verdrängt, verjagt, verhaftet oder getötet. Viele Oppositionelle haben das Land verlassen. Etwa 200 Oppositionelle warten auf ihr Gerichtsurteil und ihre Verurteilung. In einer unfreiheitlichen, staatlich unterdrückten, undemokratischen (illiberalen) politischen Kultur und einer halbmodernen und unreformierten Zivilgesellschaft wie der russischen, die sich entwertet, gedemütigt, staatlich bevormundet und ungerecht behandelt fühlt, die zum Irrationalismus, Fatalismus, Anarchismus, Nihilismus und Tabuismus neigt und in der der Einzelne einen stark ausgeprägten Individualismus, Egoismus und Opportunismus an den Tag legt (um sich zu verteidigen), behielt jeder Bürger und jede Bürgerin dennoch seine/ihre ganz private Meinung, die er/sie zwar häufig (aus Angst und Selbstschutz) nicht offen äussert, vor allem gegenüber Fremden. Gegen aussen wirken die Russen oft als homogene Masse. Die psychologische Meinungsverfassung der Russen ist kompliziert. Die schwierigen und wechselnden historischen Erfahrungen haben dieses Volk geistig verwirrt, und die Sowjetzeit, in der die Russen alles Sowjetische bewundern und alles Übrige verachten mussten, hat es vollkommen beschädigt und verpfuscht (dann kamen die wirren 90er Jahre und Putin, um alles noch schlimmer zu machen...). Es dürfte jedoch kein Zweifel darüber bestehen, dass ein Grossteil der Russen und Russinnen die Wahrheit kennt, etwa bezüglich der Frage, wer in diesem Krieg wen angegriffen hat. Aber die Russen sind durchaus keine unkritischen Geister. Umfragen zeigten, dass die Russen über ihre Regierung genauso oft verärgert sind wie Bürger anderer Länder, wenn es um Sorgen des Alltags geht. Es ist bekannt, dass die Russen ihre Politiker hassen und ablehnen, während sie sonst voller Respekt die Entscheide aus dem Kreml akzeptieren und billigen unabhängig davon wer dort gerade regiert. Beim Respekt von Politikern gab es einen riesigen Unterschied zwischen einem halben Heiligen wie Vladimir Putin und einem Dmitrij Medvedev, der von den Russen schlicht und ergreifend verspottet wurde - obwohl er im Westen, notabene, als eine bessere Alternative zu Putin darstellte. Wie etwa der Leiter des "Levada"-Zentrums in Moskau, Denis Volkov, darauf hinwies, müsse man unterscheiden zwischen Kriegsbegeisterung und Putin-Unterstützung in Russland. Zur Zeit gibt es in Russland weder öffentliche symbolische Unterstützung noch Strassenproteste, denn jegliche öffentliche Meinungsäusserung wird vom Putin-Regime sofort brutal unterdrückt. Selbst Manifestationen zugunsten der "Sonderoperation" finden nicht statt. Das ganze Land schweigt sowohl in die eine wie in die andere Richtung, nur in den Massenkommunikationsmittel wird das laute aggressive Geheul diverser staatlicher Propagandisten fortgesetzt. In Moskau und anderen russischen Grossstädten sei nichts Aussergewöhnliches zu beobachten (ausser viellleicht geschlossene westliche Läden), das Leben gehe normal weiter. Viele Passanten meinen, dass die Regierung schon das Richtige und Notwendige tun werde. Bei dieser Haltung würden die Russen die politische Verantwortung komplett auf die Regierung abwälzen mit dem Gefühl, ohnehin nichts an der aktuellen Lage ändern zu können. Dies ändere jedoch nichts an der Tatsache, dass auch 6 Monate nach dem Beginn der sog. "speziellen Militäroperation" gegen die Ukraine die Mehrheit der Russen die Politik Putins in der Ukrainefrage nach wie vor zu unterstützen scheint. Man spricht erneut von über 80% des Volkes. Die Zahlen seien bei den Umfragen plus minus gleich hoch wie nach dem Beginn des neuen Krieges im Februar, als die Popularität Putins hochschnellte, nach dem sie vorher etwas gefallen war. Damit verbunden ist gleichzeitig die Ablehnung der USA fast wieder so hochgradig wie Anfang 2015. Vor allem ältere Generationen wiederholen die sattsam stereotypen Begründungen des Kremls, die im Westen als Lügen eingestuft werden, während andere Teile der Gesellschaft sich ohnmächtig geben und übrige denken, dass dieser Krieg schon irgendwann vorbei sein werde. Die Aufmerksamkeit und das Interesse am Krieg und an der Lage in der Ukraine schwinde immer mehr. Man habe sich an den Krisenmodus gewöhnt. (SRF audio, 22.8.2022, 10:09). Vor der Kamera ausländischer Journalisten zögern oder verzichten die Russen meist mit Kommentaren über Putins Krieg. Einige von ihnen geben zu, dass sie erwartet hätten, dass die Militäroperation im Donbass schneller vorangeht, aber sie haben verstanden, dass es starken Widerstand von Seiten der Ukraine und ihrer westlichen Unterstützer gibt. Andere wollen Frieden mit der Welt und der Ukraine, haben aber begriffen, dass dies im Moment schwierig sei. (SRF video, 21.8.2022). Ein Schuldbewusstsein ist nicht zu erkennen. Man setzt auf das Prinzip Verdrängung. Viele Russen stellen sich auf einen längeren Krieg und auf die "neue Realität" ein. Der Krieg findet vor allem im Fernsehen statt, wo er die Form eines hybriden Krieges angenommen hat, der durch die Informations- und Diskurspropaganda und durch regelmässige Ansprachen und Botschaften von Putin (niemand sonst) unterstützt wird, in denen er seine Ansichten verbreitet, die nicht bestritten oder kritisiert werden können, mit fatalen Folgen für die öffentliche Diskussionskultur im Land. Die zitierten Meinungsäusserungen mögen einige repräsentative Beispiele darstellen, aber wie das Gros der russischen Gesellschaft wirklich über den Krieg gegen die Ukraine denkt und fühlt, ist unklar. Die Haltung gegenüber dem Putin-Regime ist auch eine Frage der Generationen: Während die Älteren Putin weitgehend unterstützen, wird er von den Jüngeren öfters kritisiert oder abgelehnt. Es scheint eine gewisse Logik zwischen der Gleichgültigkeit der Russen gegenüber diesem Krieg und der politischen Abstinenz zu bestehen, zu der sie vom Putin-Regime in den letzten 20 Jahren im Sinne der Passivität und des Verzichts erzogen und verpflichtet wurden. Warum also sollten sie sich jetzt plötzlich aktiv in die Politik und den Ukrainekrieg einmischen, der sie, wie sie glauben, direkt nichts angeht! Der Kreml ist bemüht, der Öffentlichkeit eine Art Normalität vorzugaukeln – während die Repressionen mit voller Kraft fortgesetzt werden. Als Anna Politkovskaja seinerzeit davon sprach und schrieb und die Russen davor warnte, dass Putin und seine Geheimdienste die russische Zivilgesellschaft beseitigen und eine Diktatur sowjetischer Prägung zurückzubringen beabsichtigten, fand sie in den Reihen des russischen Normalbürgers nur Gleichgültigkeit, die sie unerträglich fand. Dies war schon beim Tschetschenienkrieg des Jahres 2000 so und es war erneut nach dem Beginn des russischen Angriffkriegs des Jahres 2022 gegen die Ukraine der Fall. (Sweeney, der Killer im Kreml, 122f.) Ein weiteres Grundproblem besteht darin, dass ein grosser Teil der russischen Öffentlichkeit von ausländischen, hauptsächlich westlichen Medienberichten abgeschnitten ist, die den russischen Verbrauchern eine andere Perspektive auf die aktuellen Themen vermitteln könnten, die im eigenen Land dermassen extrem einseitig behandelt werden. Weil verschiedene westliche Medien und soziale Netzwerke in Russland nicht mehr verfügbar oder unterbrochen sind, macht diese Isolierung der Mediennutzer es für demagogische Populisten wie die Putin-Bande noch viel einfacher, ihre eigene Bevölkerung zu beeinflussen und zu manipulieren, die praktisch daran gehindert wird, über die wirkliche Situation im Land und in der Welt informiert zu werden.
Natürlich stehen die Menschen in allen Ländern unter dem Einfluss einer spezifischen politischen Propaganda ihres eigenen Staates. Russland stellt jedoch einen Sonderfall dar, weil die Putinisten in den vergangenen 20 Jahren versuchten und es ihnen weitgehend gelang, all die "westliche Propaganda" rückgängig zu machen, die die Russen bereits in der späten kommunistischen Ära (unter Gorbatschow) und insbesondere in den 1990er Jahren getroffen hatte, als Russland versuchte, westliche „Werte“ (wie Demokratie und Marktwirtschaft) einzuführen. Da die Implementierung dieser westlichen Werte in Russland offenbar gescheitert sind (sicherlich hat Putin persönlich viel dazu beigetragen, dass sie scheitern) und es in der Geschichte Russlands und im russisch-westlichen Verhältnis noch eine Reihe anderer Pannen gab, die Putin selbst nicht gefielen, versuchen die Russen nun, sich für dieses Scheitern zu rächen, für das sie alleine den Westen selbst verantwortlich machen, während sie bei sich selbst keine Fehler und keine Schuld erkennen können. Natürlich stehen
die Menschen in allen Ländern unter der spezifischen politischen
Propaganda ihres eigenen Staates. Russland stellt jedoch einen
Sonderfall dar, denn in den vergangenen 20 Jahren haben die
Putinisten versucht und es weitgehend geschafft, all die
"westliche Propaganda" rückgängig zu machen, die den Russen
bereits während der kommunistischen Ära und insbesondere in den
1990er Jahren verpasst wurde, als Russland versuchte, westliche
„Werte“ (wie Demokratie und Marktwirtschaft) einzuführen. Da die
Implementierung dieser westlichen Werte in Russland
offensichtlich gescheitert ist (sicherlich hat Putin persönlich
viel dazu beigetragen) und es im Verlauf der Geschichte eine
Reihe anderer Missgeschicke gab, die Putin selbst nicht
gefielen, bemühen sich die Russen nun, sich für dieses Versagen,
für das sie einzig und allein den Westen selbst verantwortlich
machen, zu rächen.
Russland
probt den Aufstand gegen den Westen Was heute jedoch Russland und andere Schurken-, Terror- und Verbrecherstaaten (Eur)Asiens praktizieren oder beabsichtigen, ist eine Art verspäteter Kulturkampf gegen den Westen zu führen, wobei im Fall Russlands die persönliche Rache Putins und seine aus tiefsten und dunkelsten Sowjetzeiten geerbte KGB-Mentalität, die er weder überwunden noch verarbeitet hat, und der russische Nationalismus eine grosse Rolle spielen. Einige Historiker wiesen auch auf den Umstand hin, dass Russland in gewisser Weise psychologisch mit Deutschland in der Zwischenkriegszeit und insbesondere in der Hitlerzeit vergleichbar sei, als es sich durch den Versailler Vertrag getäuscht und gedemütigt fühlte und auf Rache sann. HEUTE tragen weder
Amerikaner noch Deutsche oder andere Europäer die Schuld
an der aktuellen russischen Tragödie. Diese und viele
andere Völker wurden von Moskau zu Unrecht und völlig
ungerecht als "unfreundliche Staaten" eingestuft, weil sie
wegen des Ukrainekriegs als Strafe zu Recht Sanktionen
gegen Russland verhängt haben, den sie zu beenden bemüht
sind. Selbst wenn die NATO Russlands Grenzen gefährlich
nahe kam oder wenn die westlichen Länder Waffen an die
Ukraine liefern, damit es sich gegen einen aggressiven
Nachbarn verteidigen kann, was für Moskau eine Provokation
bedeuten sollte, gibt es keinen plausiblen Grund,
friedliche Nachbarvölker miitärisch anzugreifen, um ihre
Vernichtung zu bewirken, nur weil sie sich weigern, ein
Satellit Russlands zu und sich gegen Moskaus
Rückeroberungsbestrebungen zur Wehr setzen. Im 21.
Jahrhundert haben auch kleinere Völker ein unantastbares
Recht auf (staatliche) Selbständigkeit, so auch die
Ukrainer und die Belarus(s)en, ganz zu schweigen von den
übrigen Völkern des ehemaligen Russischen Reichs und der
Sowjetunion, die keine Slaven sind. Trotz eines angeblich
gemeinsamen Ursprungs, haben Russen, Belarussen und
Ukrainer sich historisch auseinanderentwickelt und sind in
ihren staatlichen Grenzen eigenständige Ethnien und
Nationen geworden, ob das dem Kreml passt oder nicht, er
muss diese Tatsache akzeptieren. Ausserdem haben sich die
Ukrainer dafür entschieden, sich dem Westen zuzuwenden,
was von den Russen ebenfalls zu respektieren ist. Es
scheint, dass die Russen diese Lektionen noch lernen
müssen, obwohl sie diese Sachverhalte nach wie vor
hartnäckig zu verneinen. Aber in
Russland herrscht eine andere Logik und alles ist ein wenig
kompliziert und verkehrt. Die Russen scheinen
mehrheitlich Demokratie und Freiheit westlicher Prägung
abzulehnen und sehnen sich statt dessen nach der typisch
russischen "eisernen Hand", dem "starken Staat", der im Land
Ordnung zu schaffen verspricht. Soweit die Legende. Von
weichen, kompromisshaften Staatslenkern (wie Gorbatschov,
Elcyn oder Medvedev) hält man wenig, denn diese setzen den
Status des Imperiums nur aufs Spiel. Nach Umfragen befinden
sich bei den Russen grausame Potentaten wie Ivan der
Schreckliche oder Stalin auf den ersten Rängen der
Beliebtheitsskala, während Reformer wie Alexander II.,
Gorbatschov, Jelcyn, Gajdar oder Tschubajs oder wie sie alle
heissen abgelehnt werden. Für die einen Russen
(Mehrheit?) ist Putins Regime gerecht, stark und gut, für die
anderen (Minderheit?) nicht.
Man kann und sollte bekanntlich gewisse Traditionen der einzenen Länder respektieren. Das russische Volk nimmt sogar in Kauf, auf seinen politischen Status als "Souverän", was es nie sein sollte, zu verzichten (denn der Souverän ist immer der besagte Herrscherr im Kreml). So bleibt ihm in der Politik keine andere Aufgabe übrig als bei (manipulierten und gefälschten) Wahlen die vorgeschlagenen "richtigen" Kandidaten zu unterstützen und zu wählen und die Befehle der vertikalen Macht zu befolgen. Russland ist en perfektes Beispiel dafür, um zu zeigen, wie ein ganzes Riesenvolk entrechtet wird und (auch) für böse Zwecke seiner Regierung politisch missbraucht werden kann, mit fatalen Folgen: Vor schwerer Unterdrückung und Repression im Innern scheinen die Russen nicht zurückzuschrecken, denn daran sind sie sich seit Jahrhunderten gewöhnt. So steht Russland
heute wieder unter der vollen zentralen Fuchtel des Kremls und
der ihm ergebenen Organe der Sonder- oder Geheimdienste sowie
der alles umfassenden Polizei-, Justiz- und
Sicherheitsstrukturen des Staates, wobei "Godfather" Putin als
oberster Richter in der "russischen Welt" alle wichtigen
Fragen willkürlich und ad hoc nach persönlichem Gutdünken
entscheidet, auch diejenigen von Krieg und Frieden. Von Anfang
seiner Herrschaft an hat Putin mit der Hilfe seiner
Siloviki-Kollegen die Kontrahenz systematisch
und kontinuierlich ausgeschaltet oder liquidiert: Von der
Macht der Gouverneure in den Provinzen, die
Wirtschaftsoligarchen, die tschetschenischen
Separatisten, Feinde und "Verräter" im inneren System,
die politische Opposition, die unabhängigen Akteure der
Zivilgesellschaft bis zu den kritischen Journalisten und am
Ende das unzufriedene und protestierende Volk selbst, das
quasi in kollektive Geiselhaft genommen wurde. So wurde die
Demokratie immer mehr zerstört, bis nur noch eine Fassade oder
ein Schein von ihr übrigblieb. Die Staatsduma hat ihre
Funktion und Rolle als unabhängiges Parlament längst verloren,
denn wie alles andere in der gleichgeschalteten Politik des
Putin-Staates dient auch sie nur noch als plumpes Exekutivorgan
des Willens des Kremls. Unter den Umständen
eines Ukrainekriegs scheint sich das russländische Volk
in eine Phase des Schweigens, der Angst, der Resignation und
in eine Abwartehaltung zuruckgezogen zu haben. Inwieweit sich
diese Haltung von einem passiven Massenwiderstand in aktives
Handeln gegen die Macht wie anno 2011-12 und 2017-20 ausarten
könnte, ist noch nicht abzusehen. Denn massenhafte
Strassenproteste, wie sie in diesen Jahren in Russland noch
statffanden, sind zur Zeit nicht mehr vorstellbar, denn diese
werden von der Macht sofort brutal im Keim erstickt, und die
inzwischen verschärften Gesetze des Putin-Regimes verhindern
mutige Schritte der Bürger. Kein halbwegs vernünftiger Mensch
hat noch Lust, Mut und Kraft, in Russland auf der Strasse
gegen das Putin-Regime zu demonstrieren, denn mit Sicherheit
wird man verhaftet und bekommt es nachhaltig mit der Justiz zu
tun.
Russland als "klassischer" Gangster- , Mafia-
und Schurkenstaat - Putin-Russland als Unrechtsstaat
par excellence und "Imperium des Bösen" 2.0. Die unheilvolle Mafiakultur, die auch von Italien, den USA oder Japan bekannt ist, blühte in Russland offen so richtig in der Zeit der Regentschaft des angeblichen Demokraten Boris Jelzyn in den 1990er Jahren auf, als das organisierte Verbrechen - kurz "Russenmafia" /II/ genannt und auftretend in Form der Nachfolger der sowjetischen Mafia wie die berüchtigten Banden der Izmajlovskaja, Solncevskaja, Tambovskaja und Malyshevskaja - Teile der russischen Wirtschaft kontrollierten. Auch Putin, der diese Gruppen später zwar "neutralisierte" und entmachtete, unterhielt vor allem in seiner St. Petersburger Zeit um 1991 persönliche und geschäftliche Kontakte zu Vertretern dieser Banden, etwa in den Zweigen Rauschgiftschmuggel, illegaler Geldtransfer und Geldwäsche. Nicht zuletzt aus diesem Grund scheint der russische Präsident eine gewisse Sympathie zu russischen und internationalen Kriminellen aller Art zu pflegen, wenn sie seinen wirtschaftlichen und politischen Interessen und Zielen dienen - bis zu Donald Trump -, wie verschiedene Autoren (wie Catherine Belton) das Netz Putins erklärt haben, das sie aufwändig recherchierten. Auch Garri Kasparov verglich die Putin-Mafia mit Mario Puzas Pate-Gestalten in dessen Romanen und Filmen, wobei Putin quasi der "capo di tutti i capi" (auf Russisch "boss bossov") und darüber hinaus möglicherweise der reichste Mensch der Welt sei. Auch im heutigen vom "deep state" unterwanderten Russland kann jedermann straflos die schlimmsten Verbrechen begehen, wenn sie den Herrschenden des Putin-Regimes nützen. Putin selbst glaubt wohl, dass er und die Seinen sich alles erlauben können, was Gott verboten´ hat. Vor allem ist er der Ansicht, dass auch er all die schlimmen Dinge veranstalten kann, die vor ihm schon andere verübten, hauptsächlich die Amerikaner, Erzfeind und Vorbild Russland gleichzeitig: andere Länder überfallen, Kriege führen (Kosovo, Irak, Kuwait, Syrien, Libyen), Leute umbringen, Entführungen, Erpressung ... Es soll "Gleichheit" herrschen. Eine andere Gefahr droht von Seiten ultraradikaler Hardliner vom Schlage Kadyrovs, Prigoschins, Girkins, Medvedevs und Solovjovs, die den russischen Präsidenten dazu drängen, härter gegen die Ukraine vorzugehen, den Abwurf von Atombomben und die Anwendung der Todesstrafe für verantwortliche Militärs "empfehlen", die im Krieg versagt haben. Putin könnte auf sie hören, weil sie scheinbar wichtige Meinungsträger sind, die einen Grossteil des Volkes vertreten. In Wirklichkeit sind sie jämmerliche - und brutale - Marionetten und Lakaien des Putin-Regimes, für die der Gedanke an Mord und Vernichtung der Feinde zum Alltagsgeschäft gehört. Ob Putins Ankündigungen eines möglichen Atombomben-Szenarios nur als Bluff angesehen werden können, wie viele Beobachter glauben, ist schwer zu beurteilen, denn Putin sagte, dass er nicht bluffe.
Nun sind Atomschlagdrohungen
seitens Russlands nichts Neues und spitzen sich immer
wieder zu, wenn die Russen im Machtpoker den Westen
einschüchtern, unter Druck setzen, erpressen oder von
ihm etwas erzwingen wollen. Im
Kontext der
Suez- und Ungarnkrise
vom Herbst 1959 drohte die Sowjetunion gegenüber
Frankreich und Grossbritannien „mit der Anwendung
von Gewalt, die Aggressoren zu vernichten", und
Parteichef Chruschtschow sprach
sogar von der – militärisch nicht
verwirklichbaren – Zerstörung der westlichen
Hauptstädte mit Atomwaffen. Im Frühsommer 1959 drohte Moskau mit
dem Einsatz von Atomraketen gegen Westeuropa.
1958 erfolgte die Stationierung von Atomwaffen auf
deutschem Gebiet durch die NATO. 12
sowjetische Atomraketen des Typs R-5M, Nato-Code
SS-3, zielten 1959 auf Westeuropa vom Gebiet der DDR
aus, wo die Sowjets (Chruschtschow und Bulganin)
solche Raketen aufstellen liessen. Im August 1961
wollte niemand
den Kalten Krieg wegen
der
Berlinkrise eskalieren lassen
oder gar einen Atomkrieg riskieren.
Im Oktober 1962 folgte die
sogenannte Kubakrise, bei der die
Sowjetunion (erneut unter Chruschtschow) etwa
80 Atomsprengköpfe per Schiffe nach Kuba
transportierte und im Konflikt mit den USA die
Welt an den Rand eines Atomkriegs führte.
Auch hatte die Sowjetunion
während der Maozeit China mit Atombomben gedroht, als
es zum Konflikt zwischen den beiden Ländern kam. Die
Russen gehen bei ihrem Drohungen immer aufs grosse
Ganze. Wieso sollte ausgerechnet der derzeitige
Staatschef Russlands, der für solche ernsten "Spässe"
hochgeeignet ist, auf eine solche Drohung gegen die
Ukraine und den Westen verzichten wollen? Zumal auch
die Amerikaner in früheren
Zeiten die (lange geheimgehaltene) Idee gehegt hatten,
gegen China (und die Sowjetunion) Atombomben
einzusetzen: So Truman (Dem.) während des
Koreakriegs (1951), Eisenhower (Rep.) während der
Taiwan-Krise (1958) und Kennedy (Dem.) während
der Kubakrise, als er den sowjetischen Regierungschef
Nikita Chruschtschow zum Abzug der sowjetischen
Raketen und atomaren Sprengköpfe aus Kuba aufforderte
und für den Angriffsfall mit einem atomaren
Gegenschlag drohte (Fidel Castro
forderte seinerseits für den Fall einer US-Invasion
sogar einen atomaren Erstschlag gegen die USA, aber
Chruschtschow wies das Ansinnen zurück).
Als atomarer Säbelrassler
erwies sich damals der französische Staatschef Charles de Gaulle, der im Mai 61 dafür
plädierte, gegenüber Chruschtschow angemessene Härte
zu demonstrieren. Dem KPdSU-Chef sollte klargemacht werden,
dass eine sowjetische Militäraktion in Berlin gegebenenfalls
zu einem Atomkrieg führen werde. Anlässlich eines
Arbeitsbesuchs von Bundeskanzler Ludwig Erhard im
Juni 1964 in Paris bot
de Gaulle für den
Fall eines militärischen Konflikts um Berlin oder die
Bundesrepublik den sofortigen Einsatz französischer Atomwaffen an. Später veröffentlichte geheime
militärische Planungen zeigten, dass die USA als letztes
Mittel in einem Krieg um Berlin (1961)
den Einsatz von Atomwaffen erwogen. Mit Putin hat die Welt einen Staatschef, der in der Ukraine und nicht nur dort und dann schon 2014 mit Hitler und Stalin auf eine Ebene gesetzt wurde. Selbstverständlich unterstützt ein Putin, der die Welt in seinem Sinn verändern will, alle möglichen antiwestlichen Schurkenregime, von Iran, Syrien über Myanmar bis Venezuela, Kuba und Nordkorea, nur um einige berühmt-berüchtige Fälle zu nennen, denen zahlreiche schwere systematische Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. Und diese antiwestlichen Schurkenregime unterstützen Putin. Es handelt sich um hochgefährliche Staaten, von denen einige den Westen wohl in atomarer Asche verglühen sehen möchten, einschliesslich Russlands. Kritisiert wird im Westen auch die Nähe des kommunistischen Chinas zu Russland, dessen Staatschef Xi verdächtigt wird, zum Komplizen Putins aufgestiegen zu sein (aber es hält sich mit öffentlicher Begeisterung für Putin zurück). Mit China, einem anderen wahrscheinlich noch gefährlichen Spieler, könnte es in Zukunft noch mehr Probleme geben, etwa wegen Taiwan. Aber die Führung in Peking dürfte kein Interesse daran zu haben, vom Westen als Schurkenstaat gebrandmarkt und entsprechend behandelt zu werden, denn dies schadet dem internationalen Geschäft. Nach wie vor wird auch die Ukraine von Korruption geplagt. Das Land leidet noch immer unter den mentalen Altlasten, die es von Russland und der Sowjetunion, die von den Amerikanern als "Reich des Bösen" apostrophiert wurde, geerbet hat. Der legendäre sogenannte "homo sovieticus" ist auch in der Ukraine noch nicht ausgestorben. Im Unterschied zu Russland scheint es, dass die Ukraine jetzt mit der Hilfe Europas ernsthafte Bemühungen unternimmt, die diesbezügliche Situation zu verbessern, während Russland immer mehr in den alten verdorbenen Korruptions- und Verbrechenssumpf zurückfällt. Eine Einbindung der Ukraine in europäische und westliche Strukturen wäre vielversprechend, um Land und Gesellschaft von alteingesessenen mentalen und praktischen Problemen zu säubern, ohne eine Garantie zu haben, dass der Idealzustand erreicht werden kann. In den letzten 2 Jahrzehnten sind mehrere Biografien und Interviews über/mit Putin von verschiedenen Autoren in verschiedenen Sprachen erschienen. Aber keiner gelang es, in die Tiefen der vermuteten Geheimnisse dieses Mannes vor- oder einzudringen, um die ultimative Essenz oder Wahrheit über Putins herauszufinden und endgültig zu klären: Wer ist Putin und was stellt er dar? Wie konnte ein Putin entstehen und wie ist das Phänomen Putin zu erklären? Warum konnte sich Putin trotz mehrerer Krisen so lange an der Macht halten? Usw. Das mag daran liegen, dass dieser Russe es selbst vermied und vermeidet, diese Fragen zumindest in ihren heikelsten Aspekten zu beantworten, und es vorzieht, wie er es als KGB-Agent gelernt hat, seine Biografie zu vernebeln, zur Legende und zum Mythos zu machen und die Öffentlichkeit zu täuschen, die nicht die ganze Wahrheit wissen soll. Putin macht zwar gerne eine nette, unschuldige und engelhafte Miene, um sich selbst als Humanisten oder Wohltäter darzustellen, aber möglicherweise handelt es sich bei ihm um einen der grössten politischen und Wirtschaftsverbrecher des bisherigen 21. Jahrhunderts. Trotz weisser Flecken konnte die Menschheit sich in den lezten 20 Jahren von Putin als Mensch und Politiker eine ziemlich genaue Vorstellung machen, nachdem er am Anfang noch als obskures Mysterium wahrgenommen wurde und dann vom Westen des Friedens und Geschäfts mit Russland willen viele Jahre wohlwollend gehätschelt wurde, obwohl er sich politisch immer autoritärer und antiwestlicher gebärdete. Putins Politik stützt sich auf zwei Pfeiler: Erstens - praktisch - auf den Machterhalt durch den Kreml-abhängigen Putin-Clan, bestehend vorwiegend aus ehemaligen KGB-Kollegen, Geschäfts- und Sicherheitsleuten aus der Petersburger Zeit, und zweitens - ideologisch - auf der Abrechnung mit dem Westen, der Russland verraten, gedemütigt und abgelehnt haben soll, wie die Putinisten glauben (oder nicht glauben). Das Schicksal des russischen Volkes dürfte ihm sowieso egal sein, er hält von diesem Volk, bestehend aus Alkoholikern und Faulenzern, wie er meint, sowieso nicht viel. Patriotismus ist etwas für die dummen Volksmassen, die seine Politik und sein System unterstützen sollen. Es wird sogar bezweifelt, dass Putin ein echter russischer Nationalist sei. Diese Ánsicht könnte nur ein Vorwand, ein Trick gewesen sein, um ihn und seine Kaste mithilfe der "Putin-Mehrheit" langfristig an der Macht zu halten, um das Land zu kontrollieren, die Wirtschaftsressourcen zu verwalten und den Reichtum umzuverteilen. So spielt Putin Politik mit zwei verschiedenen Masken: Mit der Maske des wohlwollenden humanistischen Zaren für diejenigen, die ihn unterstützen, loben und schmeicheln und mit ihm übereinstimmen, und mit der Maske des grausamen rachsüchtigen Diktators, der kein Pardon für Verräter kennt und alle Kritiker und Gegner streng bestraft . Mit beiden Masken bleibt er sehr gefährlich, sowohl für Russland selbst, für seine Nachbarländer und die ganze Welt. Weil dieser Mann nicht mehr damit rechnen kann, in der westlichen Welt wieder willkommen zu sein, hat er alle Brücken zum Westen hinter sich abgebrochen und schmeichelt sich nun bei der Staatengruppe der sogenannten "Schanghaier Organisation" ein, in der sich skrupellose undemokratische Gewaltpotentaten Asiens gegen den Westen vereinigen. Ob diese geostrategische Alternative im Sinne des russischen Volkes geschieht, ist eine andere Frage. Man möchte eher mit dem Westen auf Augenhöhe stehen, den sie trotz allem immer bewundert haben und zu dem sie gehören möchten. Jetzt kämpft Putin auch noch gegen die Ukrainer und den Westen ... offensichtlich ohne grossen Erfolg (der Ukrainekrieg wurde von Putin inzwischen in einen Krieg gegen die NATO uminterpretiert). Er will wohl der mächtigste, stärkste, klügste und reichste Mensch der Welt sein, den man nicht mehr toppen kann. Handelt es sich hier um den perversen, panischen und verzweifelten Versuch, den eigenen legendären Minderheitskomplex zu überwinden? Das scheint seine ganz private Form der Rache an der Welt zu sein, die ihn seines Glaubens nach getäuscht, beleidigt und gedemütigt hat. Er liebt es, die Schwächen seiner Gegner listig auszunutzen, sie zu täuschen und auszutricksen und tagtäglich eine unerhörte Provokation anzukündigen, dass man aus dem Erstaunen nicht mehr herauskommt und sich die ganze Zeit vor ihm und Russland fürchten soll. In jedem Fall ist er in der Lage, blitzschnell zurückzuschlagen und mit den Feinden seines Staates kurzen Prozess zu machen und abzurechnen (die Liste ist unendlich lang). Dazu gehört Lügen ohne Ende, die Fakten verdrehen und die Schuld anderen zuschieben, was offenbar eine Art russischer Nationalsport ist (mit und ohne Doping). Putin ist zwar ein kleinwüchsiger, hässlicher, humorloser, langweiliger Typ und hat einen gläsernen misstrauischen Blick und eine unaustehliche Stimme (so sehen ihn die Karikaturisten), aber er ist stets allen überlegen, eine Art "Superman", er ist entschlossen, konsequent, skrupel- und gnadenlos und wenn nötig mit voller Brutalität zu handeln (Verrat und Demütigung erträgt er wie gesagt nicht). Vielleicht ist er in der Tat die Reinkarnation Hitlers oder Stalins, oder die gegenwärtige russische Umsetzung eines der Bösewichte in den Romanen und Filmen von "JB 007.“ In vielerlei Hinsicht ist die Ähnlichkeit Putins mit diesen Horrorfiguren nicht zu übersehen. Seine "Qualitäten" eignete er sich wohl als Leningrader Strassenhooligan, im Kampfsport und hauptsächlich beim KGB sowie in der russischen Mafia-Kultur der 90er Jahre an, um die gleiche Bestie zu werden wie die genannten Vorgänger. Auf andere Weise kann man sich diese Phänomen nicht erklären. Um in der Gegenwart zu bleiben, kann man Putin leicht in die Gruppe der Figuren wie Saddam Hussein, Assad, Ghaddafi, Khamenei/Raisi, Kim Jong-un, Erdogan, Lukaschenko, Xi Jinping und anderen Führer der schlimmsten Schurkenstaaten der Welt stellen. Unter den Lebenden sind es alles Kandidaten für Den Haag. Was für ein schrecklicher Präsident, den sich Russland da erlaubt! Welch schreckliche Geschichte, die er Russland aufzwang! Die von Putin praktizierte revisionistische und revanchistische Interpretation der Geschichte ist selbst aus russischer (liberaler) Sicht grunderratisch, hochgradig falsch und verlogen und komplett irreführend, und er weiss das vermutlich selbst sehr genau. Aber er betreibt sie dennoch, um den Westen, den er zutiefst hasst, zu provozieren, zu verunsichern und zu schwächen, um die Ukraine (und andere Länder der Region) "heim ins Reich" zu holen, ausser sich einen Platz in der Geschichte wie Peter der Grosse zu sichern. Dabei geht es im wesentlichen darum, seine Popularität zu festigen oder zu steigern, seinen Machtanspruch zu erhalten und auszudehnen und die Kontrolle der Geheimdienst- und Silowiken-"Lobby" über Russland nicht zu verlieren, die gleichzeitig die Wirtschaft beherrschen. Kriege verlängern das Leben von Imperien und Diktaturen. Alle Kriege, die Putin in und um sein Reich begonnen hat, dienten diesem Zweck. Das ist ein essentieller Missbrauch von Politik und Geschichtspolitik. Alle postsowjetischen Nachbarstaaten und manch andere Länder darüber hinaus haben heute unter den Konsequenzen dieser Politik zu leiden. Unter diesen Rechtfertigungsprämissen kann einem Putin kann jederzeit zugetraut werden, einen Angriff gegen andere postsowjetische Staaten unter dem Vorwand der historischen Zugehörigkeit zum russischen Reich zu befehlen. Es ist erschreckend, dass dies alles die Russen noch nicht begriffen haben. Oder haben sie es doch verstanden? Oder ist ihnen auch dies egal, denn sie sind der Meinung, dass sie an den Machtverhältnissen in Russland sowieso nichts ändern können? Eine absurde Haltung!
Ein neues Buch des britischen Kriegsjournalisten John Sweeny,
der die mutmasslichen Kriegsverbrechen russischer Soldaten in
Butscha dokumentierte, trägt den Titel Die Menschheit scheint nun aber begriffen zu haben, wer Putin ist und was er will. Verfügte Putin über kein Gas/Öl und keine Atomwaffen plus ein paar seltene Rohstoffe, wäre er und sein Russland ein absolutes Nichts und man könnte Russland mit anderen Methoden behandeln. Sollte Putin nukleare Waffen anwenden, wäre die rote Linie absolut überschritten und der Westen, d.h. die USA, sähe sich gezwungen, effizient zu reagieren. In diesem Fall müsste Putin wohl unverzüglich aus dem Verkehr gezogen werden. Es wird angenommen, dass nur das russische Volk, vertreten von seiner politischen Elite, in der Lage wäre, dies zu tun, denn eine Einmischung von aussen würde wohl einen internationalen Krieg bedeuten. Solange also ein Putin als Diktator, Autokrat und Kriegsfürst in Russland herrscht, wird es im Osten weder Ruhe noch Frieden geben. Russland muss als hochgefährlicher Staat betrachtet werden, dessen Kriegspläne den entschiedenen Widerstand der freiheitlichen demokratischen Welt finden muss. Russland muss also von der Weltgemeinschaft noch härter angefasst werden. Leider braucht es auch weiterhin Atomwaffen, um Russland in Schach zu halten. Aber Achtung! in Russland gibt es noch radikalere Kräfte als Putin, der seine Grenzen offenbar einigermassen realistisch einzuschtäzen weiss. Wenn echte russische Hardliner etwa durch einen Putsch an die Macht kommen würden, würde sich die Situation wohl noch einmal ändern und es könnte zu einer weiteren Eskalation des Konflikts zwischen Russland und dem Westen kommen. Wenn in Russland versöhnlichere Politiker an die Macht kämen, könnte der Weltfrieden - auch im Interesse Chinas - vielleicht gerettet werden. Da aus der Sicht der Geheim- und Sicherheitsdienste und Siloviki, d.h. des "deep state", Putin bisher hervorragende Arbeit geleistet hat, wird er von jenen Strukturen an der Macht gehalten, die ihn beschützen. Ein Attentat oder Putsch gegen Putin dürfte schwierig sein, weil nur wenige Vertrauenspersonen Zugang zu ihm haben und die diversen Wachtruppen alles daran setzen, das Szenario eines Attentats oder Putschs gegen Putin zu verhindern. Was Putin in seinem Land und anderen Ländern, vor allem in Tschetschenien und der Ukraine, angerichtet hat, sind ausser als Kriegsverbrechen im Grunde auch als Verbrechen gegen die Menschlichkeit im grossen Stil zu bewerten.
Die Regierung in Moskau ist für die Zerstörung der Ukraine
verantwortlich zu machen und muss für (mutmassliche)
Kriegsverbrechen zur Rechenschaft gezogen werden. Putin, ein
russischer Kriegstreiber und Kriegsterrorist mit globaler
Bedeutng, wie man einen solchen nach Hitler lange Zeit nicht
mehr erlebt hatte, muss persönlich für den Krieg gegen die
Ukraine und die Störung des Weltfriedens verantwortlich
gemacht werden. Alle Russen, die in diesem Krieg eine zentrale
Verantwortung tragen - Politiker, Diplomaten und
Journalisten, die den aggressiven Kriegskurs Putins unterstützen
-, müssen für die schrecklichen Verbrechen des Putin-Regimes
verantwortlich gemacht werden.
Kein Kriegsverbrecher darf ungestraft davonkommen. Bei den vielen Kriegen, die Putin und seine Amigos - von Jelcyn bis Medvedev - in früheren Jahren ihrer Regentschaft nicht nur in der Ukraine angezettelt und geführt hatten und bei denen Tausende Menschen ihr Leben verloren, muss in der Tat vom Verdacht des (beabsichtigten) Massenmords an den betroffenen Völkern, also von eigentlichem versuchten Genozid, ausgegangen werden, vor allem im Falle der Tschetschenen - und der Ukrainer. Diese Putin zu unterstellenden Absichten sind mit dem abrundtiefen Hass, den dieser russische Nationalist gegen diverse Völker nicht nur in seiner Einflusssphäre hegt, sondern auch gegen andere ausserhalb dieses Raums. Mit diesem destruktivem Hass hat er einen Grossteil seines Volkes angesteckt und verseucht. Ernste Kritik an Putin kam auch von einer unerwarteten, eher unbekannten Seite – von Oleg Danilovich Kalugin, einem ehemaligen hochrangigen KGB-Offizier, der in den Vereinigten Staaten (als deren Staatsbürger) im Exil lebt und in der Putin-Ära in Ungnade fiel und in Russland wegen Landesverrats und Spionage zugunsten des Westens angeklagt und verurteilt wurde. Er bezeichnete das Urteil von 15 Jahren Haft in einem Gefängnis mit hartem Strafvollzug als "Sowjetjustiz, die heute wirklich triumphiert". Kalugin blieb ein Kritiker Putins, eines ehemaligen KGB-Untergebenen, und zögerte nicht, ihn wegen seiner Schlüsselrolle im Zweiten Tschetschenienkrieg einen "Kriegsverbrecher“ zu nennen. Er glaubt, dass der russische Präsident eines Tages einem internationalen Gericht übergeben werden müsse, damit seine Verbrechen gegen Tschetschenien ebenso hart bestraft werden wie im Fall der Verantwortung des ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Miloševiæ für die Verbrechen in den Jugoslawienkriegen der 1990er Jahre. Die Namen möglicher russischer Kandidaten für einen solchen Prozess oder für Zeugenaussagen in Russland oder im Ausland werden bereits von verschiedenen Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen gesammelt, zum Beispiel vom "Forum Freies Russland". Von dieser Organisation werden Putin verfassungswidriger Staatsstreich, usurpatorische Machtübernahme, Korruption, Organisation terroristischer Anschläge, Verletzung der territorialen Integrität souveräner Staaten und Entfesselung von Angriffskriegen vorgeworfen. Medvedev werden Teilnahme an der usurpatorischen Machtübernahme und der Durchführung eines verfassungswidrigen Staatsstreichs, Korruption, Entfesselung eines Angriffskriegs und Besetzung des Territoriums souveräner Staaten, Unterdrückung der Bürgerrechte und -freiheiten sowie Anwendung einer repressiven Politik vorgeworfen. Nun wären diese Verwürfe und Anschuldigungen in erster Linie für die Verhandlung vor russischen Gerichten bestimmt, während sich internationale UN-Gerichte mit Kriegsverbrechen befassen würden. Die sogenannte "Putin-Liste“ des "Forums Freies Russland“ umfasst 1500 Namen von Personen aus Putins Umfeld in Russland und dient als Grundlage, um Sanktionen gegen die gelisteten Personen zu empfehlen und zu rechtfertigen. Für viele Zeitgenossen im Westen und anderswo ist es völlig unverständlich, wieso und warum die Russen diese ihrer Meinung nach falsche Unterdrückungs- und aggressive Kriegspolitik Putins dauerhaft unterstützen, die in vielerlei Hinsicht an diverse russische Gewaltherrscher erinnert, die das eigene Volk unterdrückten und/oder Kriege gegen ihre Nachbarn führten (nicht nur um sich zu verteidigen). In der Tat sollte sich das russische oder russländische Volk selbst schon jetzt die Frage nach der Verantwortung und Schuld für diese Politik überhaupt stellen und warum man diese Politik immer noch unterstützt. Wie immer steht man beim Thema Russland vor einem gewissen Rätsel, und wenn es jetzt um die Frage der Verantwortung und Schuld für die aktuelle Politik im allgemeinen und den Ukrainekrieg im besonderen geht, steckt man in einem Dilemma. Es scheint, dass niemand in Russland Verantwortung und Schuld für diesen Krieg übernehmen will, weil die Russen die Verantwortung und Schuld skrupellos auf die Ukraine und den Westen abwälzen. Im Westen ist die Sache klar: Der Aggressor ist Russland, das angegriffene Land ist die Ukraine und das Opfer das ukrainische Volk. Es gibt nur wenige Autoren (vom Typ einer Krone-Schmalz), die behaupten, der Westen trage eine Mitschuld, weil er Russland provoziert habe, indem er die NATO gegen Osten erweiterte, ständig Putin kritisierte, Russland westliche Werte aufzwang, der Ukraine Waffen lieferte, usw. usf. Nun zur (schwierigen) Frage der eventuellen Verantwortung und Schuld des russ(länd)ischen Volkes. Auch wenn viele Russen die Tatsache ihrer Schuld abstreiten und verneinen möchten, tragen sie dennoch einen Teil der Verantwortung dafür, denn in den letzten 20 Jahren hat niemand anderes als die Russen (bzw. die Wahlberechtigten Russlands) selbst diesen Präsidenten und mit ihm sein Politik und sein System immer wieder mit grosser Mehrheit gewählt oder bestätigt - man spricht von einer etwa 80-prozentigen Unterstützung -, obwohl man wusste, was für ein Mensch das ist, zumal die Russen doch für KGB-Leute nicht viel übrig haben. Sie haben seine zahlreichen vermeintlichen "Erfolge" wie die betrügerische Annexion der Krym mit Stolz und Euphorie und absolut kritiklos gefeiert, auch wenn dies unter dem Druck des Autokratismus geschah, der sich unter dem Putin-Regime herausgebildet hat, übrigens mit den Mitteln der Demokratie, die in den 90er Jahren in Russland eingeführt und unter Putin ad absurdum geführt wurde. Den Russen wurde ausserdem vorgeworfen, dass sie mit ihrem - ob passiven oder aktiven - Stimmverhalten dazu beigetragen hätten, dass sich in ihrem Land wieder eine autoritäre und diktatorische Ordnung etablieren konnte. Diese Tatsache können die Russen weder in Frage noch in Abrede stellen. Eine andere Wahrheit gibt es nicht. Also müssen die Russen selbst die Konsequenzen tragen und aus dieser Situation herausfinden. Eine Rückkehr zum Vorher - aber zu welchem -, wie wenn in der Zwischenzeit nichts geschehen wäre, wird schwierig sein. Russland wird für seine Taten in den nächsten Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, zumindest von einem Teil der Menschheit geächtet bleiben. So macht etwa der estnische Aussenminister GANZ RUSSLAND für den Krieg verantwortlich, er hat also eine kollektive Verantwortung oder Schuld für die russische Nation als Ganzes im Sinn, denn wie gesagt hat niemand anderes als das russische Volk seit Beginn seiner Herrschaft Putin immer wieder gewählt und unterstützt. Bekanntlich gab es noch alternative Kandidaten, aber diese hatten offenbar keine Chance gewählt zu werden, denn sie wurden von den Putinisten systemtisch verdrängt und verhindert. Aber vor allem die Ukrainer selbst werfen den Russen in Russland vor, dass sie nichts gegen den Krieg unternommen hätten, als dieser im Febrzar ausbrach. Aber die Russen werden dereinst wohl behaupten, sie seien Opfer der Putin-Propaganda geworden und von diesem Staatschef betrogen und in die Falle gelockt worden. Aber Putin zu unterstützen und dafür nicht verantwortlich sein zu wollen - das geht nicht. Nun scheint jedes Volk für die Politik der eigenen Regierung zuständig zu sein, egal unter welchen Umständen diese Politik gemacht wird, auch in einer Diktatur. Aber was so bekannt ist, scheint es, das sich das russische Volk keiner Schuld bewusst ist. Die Russen werden wiederum behaupten, dass nur gewisser Teil des russischen Volkes Putin unterstützt hätten udn dass man die politische Verantwortung den Politikern übertragen habe. Die Russen finden immer eine Ausrede, um sich zu rechtfertigen. Aber diese Erklärung könnte sogar zutreffen. Es war die sogenannte "Putin-Mehrheit", die vom Kreml geschaffen wurde, bestehend im Wesentlichen aus den Mitgliederschaften der kremlnahen Partei "Einiges Russland" plus zahlreichen angeschlossenen und politisch gleichgeschalteten Massenorganisationen sowie aus Anhängern anderer "nationalistischer" Parteien und Bewegungen, und die ihm immer wieder zur Macht verhalf, obwohl die Wahlergebnisse gewöhnlich im Sinne der Mächtigen manpuliert und gefälscht wurden. Wahrscheinich waren alle oder die meisten (v.a. die wichtigsten und zentralen) Wahlresultate, die in der Putinzeit veröffentlicht wurden, dermassen manipuliert worden, dass man sie als erfunden und erlogen bezeichnen kann, da sie allein dem Zweck dienen sollten, die Kremlpartei und Putin selbst an der Macht zu halten Dieser Umstand könnte die Russen bis zu einem Grad von einer politischen Verantwortung bzw. Schuld, von der hier die Rede ist, entlasten. Das russische politische System wurde von Putin so rekonstruiert, dass das russische Wahlvolk eigentlich nur noch die Möglichkeit hatte, vor allem Kandidaten der "Putin-Partei" (die der Oppositionelle Aleksej Navalnjj "Partei der Diebe und Gauner" nannte), zu wählen oder zu bestätigen, obwohl von Zeit zu Zeit auch ein Kandidat einer anderen Partei gewann, was die Putinisten (äusserst widerwillig) akzeptierten, um vorzugeben, eine Demokratie zu sein. Die Russen wurden so sozusagen zu Geiseln ihres eigenen Systems, des Kremls und von Putin selbst, von dem sie sich offensichtlich nicht mehr lösen oder trennen können. Aber ob sie das wirklich wollen, ist eine andere Frage. Es gibt Zweifel. Sicher wäre es verfehlt und unlauter, die gesamte russische Nation für die Verbrechen des Putin-Regimes verantwortlich zu machen oder zu beschuldigen, zumal die sogenannte Kollektivschuld umstritten ist. Im allgemeinen sind die Russen gegen den Krieg und für Gerechtigkeit eingestellt (mit diesen Prinzipien wurden sie in der Sowjetzeit erzogen - aber auch das war nur Propaganda). Es müssten dabei also vor allem die aktivsten Befürworter dieses Regimes - die übrigens durch alle russischen Parteien und gesellschaftlichen Schichten gehen (wie auch die Gegner) - und die sog. "Putin-Mehrheit" ins Visier genommen werden. Mit den westlichen Sanktionen (die die Russen stoisch ertragen) wird dieser Forderung bzw. diesem Anliegen ja bereits seit einiger Zeit Rechnung getragen. Putin verhält sich so, als ob er diese Sanktionen verkraften könnte, natürlich wie immer auf Kosten der Bevölkerung. Statt eine Kollektivschuld in Erwägung zu ziehen wäre es vielleicht sinnvoller, von einer Selbstläuterung des russischen Volkes zu sprechen, die wie bei den Deutschen nach dem 2. Weltkrieg mit der Zeit zum Erfolg führte. Die Altnazis verschwanden mit den neuen Generation, so wie in Russland die jungen Generation die Altstalinisten ablösen. Gemeint wäre natürlich nicht die Selbstreinigung, von der Putin zynisch sprach und die sein Volk in loyale Anhänger seiner Bewegung umerziehen sollte, wie es schon die Kommunisten erfolglos versuchten. Es wäre eine Selbstläuterung im anderen Sinne gemeint, wie bei den Deutschen, aber die Voraussetzung ist, dass die Russen sich von dem erratischen und verbrecherischen Putin-Regime zuerst befreien. Offenbar wird dies erst möglich sein, wenn das Putin-Regime vom Sockel gestürzt ist. Dennoch könnte sich die "Rettung" des russischen Volkes verzögern, wenn noch schlimmere Hardliner an die Macht kämen, was durchaus vorstellbar ist. Diese könnten das Putin-System zwar entweder abschaffen oder reformieren, aber was für ein System dann konkret folgen würde, und ob es besser wäre, ist eine völlig offene Frage. Und ob der Wille, die Kraft und der Stolz der Russen einen solchen Prozess der Selbstreinigung im "deutschen" Sinne überhaupt zulässt (der Preis bei den Deutschen war, dass sie einen Teil ihres Nationalstolzes verloren), ist erneut eine andere Frage. Der Prozess müsste auch von einer ernsthaften Aufarbeitung oder Bewältigung der Vergangenheit (preodolenie proschlogo), begleitet werden. Eine pessimistische Sicht der Dinge bleibt bestehen. Denn viele Russen unterstützen die Idee, die "einstige" Grossmacht Russland, dass Russiche Reich, "wiederherzustellen", dem auch die Ukraine angehören müsste. Dabei sollten sie wenigstens aufhören, Kriege als Mittel für diesen Zweck zu heiligen und diejenigen Länder und Völker, die nicht mehr Russland angehören wollen, endlich in Ruhe lassen. Kyrylo Budanov, Chef des ukrainischen Geheimdienstes SBU, sagte Ende Juni, dass ukrainische Spione im Kreml eingeschleust worden seien und dass er über Putins Gesundheitszustand Bescheid wisse. Demnach sei der Kreml-Chef «schwer krank» und habe kein langes Leben mehr vor sich. Dagegen sagte Tony Radakin, der Chef der britischen Streitkräfte, die Version, dass es Putin körperlich schlecht gehe, könne man ausschliessen. Auch Aussenminister Lavrov dementierte im Juni Spekulationen um eine angebliche Erkrankung Putins. Klar, dass dieser Minister nichts anderes verkündet. Valery Solovey, ein ehemaliger Professor des Moskauer Instituts für Internationale Beziehungen, erklärte Ende September 2022 in einem russischen Radio-Interview: «Was seine Gesundheit betrifft, so verschlechtert sie sich, ja, dramatisch, dramatisch.» Auch John Sweeney, Autor des Buchs "Der Killer im Kreml", vermutet, dass Putin krebs- und suchtkrank ist. Er nehme Steroide. Die Medikamente könnten seine gesteigerte Aggression erklären. Die genaue Krebsart sei jedoch nicht bekannt. Es ist von Schilddrüsen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs bis Parkinson die Rede. Sergej Gurev, ein russischer Ökonom und früherer Kremlberater, denkt, dass nach Putins Tod das bisherige politische System zusammenbrechen und Russland eine ganz neue Gestalt annehmen könnte, wie er gegenüber dem Sender CNBC erklärte. Es sei aber äusserst schwierig vorherzusagen, was genau geschehen werde. Regime wie das aktuelle in Russland könnten sich auf sehr unvorhersehbare Weise ändern. Putin habe sein Regime so aufgebaut, dass ihn niemand ersetzen und das System ohne ihn nicht funktionieren könne. Zu Beginn einer neuen Amtszeit könnte „eine Art ultranationalistischer Typ" oder eine „Militärjunta" das Zepter in die Hand nehmen. Es könnte aber auch passieren, dass "jemand, der die Wirtschaft wieder aufbauen will, sich an den Westen wendet". Auch wenn es scheint, dass Putin am Leben geblieben ist, könnte es durchaus Sinn machen, sich das Szenario eines Selbstmords Putins - oder seiner Ermordung - nicht auszuschliessen. Sowohl das eine wie das andere hat in Russland in Kreisen der Macht Tradition. Wenn Putin, wie Hitler am 30. April 1945, durch eine Kugel oder was auch immer aus dem Leben scheiden sollte, weil er keinen Ausweg mehr aus seiner hoffnungslosen Situation fand, könnte dies das Ende von Putin-Russland bedeuten, das durchaus mit dem Untergang des Dritten Reichs verglichen werden könnte, auch wenn Russland von einem Krieg verschont blieb. Nach 1917 und 1991 wäre dies der dritte Zusammenbruch Russlands binnen eines guten Jahrhunderts. Durch eine verschärfte Krise der Wirtschaft und des Militärs unterstützt (wegen der Wirkung der Sanktionen), könnte ein solches Szenario schon im Jahr 2022 oder 2023 eintreten. Die Bedingung müsste wohl auch sein, dass die Putin-Elite und ihre Sicherheitskräfte die Seite wechseln müssten, wenn sie feststellen, dass das System zusammenbricht. Als Alternative wäre in der Tat eine Übernahme der Macht durch radikale oder moderate Putinleute vorstellbar, die den bisherigen (aggressiven) Kurs (gegen den Westen) fortzuführen gedenken bzw. den Krieg gegen die Ukraine stoppen, der mehr oder weniger als verloren angesehen werden müsste. Während Ersteres natürlich nicht im Sinne des Westens und des Weltfriedens wäre, könnte Letzteres die Lage entschärfen. Sollte Putin den Krieg überstehen und gesund bleiben, besteht für ihn duchaus auch die Chance, die Macht zu behalten und bis ans Lebensende Präsident oder Führer Russlands zu bleiben. Auch dies hat Tradition in Russland. Seine "Elite" wird dafür sorgen.
Wie auch immer der Gesundheitszustand Putins einzuschätzen
st und was nach seinem Tod passiert, wird sich die
Weltgemeinschaft wahrscheinlich noch lange mit einem
moralisch, politisch, gesellschaftlich und
wirtschaftlichen verwüsteten und weiterhin aggressiven
Russland abfinden müssen. Wie es der Schweizer
Bundespräsiden Ignazio Cassis treffend gesagt hat (2022):
„Russland wird nicht von der Landkarte
verschwinden. Russland wird aber erst recht
gefährlich werden, wenn es sich mit anderen
Verbrechensregimes aus Leidenschaft und Rache gegen den
Westen verbündet. Diese Gefahr sollte nicht unterschätzt
werden." (Fortsetzung
s. Oktober-1) - NZZ-Artikel
über den Krieg im Donbass (NZZ)
- SRF-Beiträge zur Ukraine Links zur aktuellen Entwicklung des russischen Kriegs gegen die Ukraine: 31.8. Tag 189 30.8. Tag 188 29.8. Tag 187 28.8. Tag 186 27.8. Tag 185 26.8. Tag 184 25.8. Tag 183 24.8. Tag 182 6
Monate Krieg, Nationalfeiertag in der Ukraine 23.8. Tag 181 22.8. Tag 180 21.8. Tag 179 20.8. Tag 178 18.8. Tag 176 17.8. Tag 175
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