Mai 2019
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Russland _______________________________________________________________________
THEMEN UND LINKS IM
MAI 2019
Europawahlen 2019
Verblüffend überraschende Resultate bei den Europawahlen vom Mai
2019 in den osteuropäischen EU-Ländern. Die allgemeine Expansion
populistischer Parteien wurde trotz allem gestoppt.
Bei den Europawahlen vom Mai 2019 kamen die osteuropäischen Staaten
zu völlig unterschiedlichen Resultaten. In Polen siegte
die rechtspopulistische und EU-skeptische PiS mit 45,4% zwar deutlich
vor der oppositionellen Sammelbewegung "Europäische Koalition", die
38,5% erhielt, und legte gegenüber den letzten Europawahlen von 2014
sogar noch um 13 Punkte zu. Auch in Ungarn errang
die EU-skeptische Fidesz-Partei von Viktor Orbán mit 52,14%
erwartungsgemäss die Mehrheit der Stimmen, verlor jedoch eine Million
Stimmen und verfehlte das Ziel, zwei Drittel der ungarischen Sitze im
Europaparlament zu holen.
Fidesz bekommt nun lediglich 13 der 21 Mandate. Im Verglech mit der
letzten Europawahl war der Gewinn der Fidesz somit nur 0,66%, was
einen herben Rückschlag für Orbán bedeutet. Die Fideszpartei stagniert
in Ungarn also deutlich. Das wäre aber auch schon alles, was das
EU-gegnerische Lager betrifft, dessen Expansion eigentlich gestoppt
wurde. Bei einer tiefen Wahlbeteiligung sackte in Tschechien die
Bewegung ANO von Premier Babis um 5% auf 21% ab, während in der Slowakei den
europafreundlichen Liberalen ein überraschungssieg gelang und die
Sozialdemokraten in die Krise stürzten.
Nach dem Dragnea-Skandal in
Rumänien wurden die regierenden Sozialdemokraten mit
11,8%-Minuspunkten schwer abgestraft und mit 25,8% auf Platz 2
verwiesen. Allerdings erhielten die Nationalliberalen auch nicht mehr
Prozente, da sie im Vergleich zu Wahl von 2014 4% einbüssten. Die
eigentliche Gewinnerin in Rumänien ist die
Uniunea
Salvati Romania,
die sich in der rechten Mitte verortet und die der Korruption den
Kampf angesagt hat. Sie erhielt auf Anhieb 23,9% der Stimmen. In Bulgarien gewann
die "konservative" GERB-Partei von Bojko Borisov mit 33,8% knapp vor der
Partei der Postkommunisten, die 31,4% erhielt, aber um 12,5% deutlich
wuchs. In Slowenien gewann
die oppositionelle Rechte. Trotz schwerer Verluste bleibt die
nationalistische HDZ mit 28,2% stärkste Partei Kroatiens,
während die Sozialdemokraten 9,8% dazugewannen.
Baltische Staaten:
In Estland konnten sich die Wirtschaftsliberalen um die Reformpartei von Kallas mit
26,2% knapp vor der Sozialdemokratischen Partei behaupten, während die
regierende Zentrumspartei "Keskerakond" schwere Verluste erlitt und
auf 14,4% absackte. Dafür tritt hier das Phänomen der EKRE von Vater
Mart und Sohn Martin Helme mit 12,7% (+8,7%),
einer Art estnischen AfD, der nationalistische, rassistische und
EU-feindliche Tendenzen nachgesagt werden, immer deutlicher in
Erscheinung. Während in dem traditionell politisch stark fragmentierten
Lettland eine undefinierbare liberal-konservative Partei mit dem
Namen "Neue Einheit" die Mehrheit der Stimmen errang, wurde in
Litauen die Europawahl von den Christdemokraten gewonnnen. Bei all
diesen baltischen Parteien handelt es sich um europafreundliche Kräfte.
Die Erkenntnis, die man aus diesen denkwürdigen Europawahlen gewinnt,
ist, dass es in Osteuropa keine politische Einheit gibt und dass die
EU- skeptischen Parteien es wegen der Konkurrenz der anderen politischen
Lager es schwer haben, eine Zweidrittelsmehrheit zu erlangen. Auch
kann man nirgends Russland-freundliche Tendenzen sehen. Die politisch mündigen Bürger lassen es nicht zu, einzelnen Parteien einen deutlichen
Vorrang zu gestatten, um eine Diktatur zu errichten, was nicht nur
für diesen Teil Europas,sondern für den ganzen Kontinent fatale Folgen
hätte. Die Expansion rechts-populistischer Parteien wurde zwar in ganz
Europa gestoppt, abder das Beispiel Italiens, wo die Lega Nord die
Wahlen erdrutschartig gewann, zeigt dass es solchen Parteien
durchaus gelingen kann, an die Macht zu kommen, wenn die anderen
Parteien versagen. Mussolini lässt grüssen!
Hyperlinks dazu:
-
Unterschiedliche Resultate bei Europwahlen in den Visegrád-Staaten
-
PiS gewinnt in Polen bei Europawahl deutlich vor Opposition II III
-
Tiefe Wahlbeteiligung in Tschechien und der Slowakei
-
Überraschungssieg der EU-Freunde bei Europawahl in der Slowakei II
-
Starke Verluste für Sozialdemokraten bei Europawahl in Tschechien II
-
1 Millionen Stimmen weniger für Orbáns Fidesz II III
-
Schlappe für Sozialisten in Rumänien II
-
HDZ gewinnt Europawahl in Kroatien trotz massiver Verluste
-
Europawahl in Lettland II
III
-
Europawahl in Litauen II III
-
Wirtschaftsliberale Reformpartei in Estland bei Europawahl leicht vorn II III IV
-
Sieg für oppositionelle Rechte bei Europawahl in Slowenien II
-
"Konservative" GERB von Bojko Borisov in Bulgarien knapp vor BSP bei
Europawahl
-
Auf die europäische Rechte ist in Russland wenig Verlass
-
Europa ist noch nicht tot
-
Der bulgarische Politologe Ivan Krastev über die EU II III
Knatsch zwischen Ukraine und Russland
Zelenskyj
erteilt Putin eine Lektion in Sachen Freiheit
Kurz nachdem der russische Präsident Putin angekündigt hatte, den
Bürgern im Donbass und überhaupt allen Ukrainern, die das wünschen,
den russischen Pass abgeben zu wollen, antwortete
Zelenskyj
auf Facebook mit einem Lob der Freiheit. Die Ukrainer wüssten die
Freiheit des Wortes, freie Medien und ein freies Internet zu
schätzen. Dagegen bedeute der russische Pass keine Freiheit mehr zu
haben. Die Schlagfertigkeit des neuen ukrainischen Präsidenten erregt
internationales Aufsehen. Wohin diese Provokationen der beiden
Staatschefs noch führen werden, kann nur erahnt werden.
Hyperlinks
dazu:
-
Kreml verstärkt Ton und Provokationen gegen Ukraine -
Russische Duma schiesst wüste Rhetorik gegen neuen ukrainischen
Präsidenten
-
Nicht nur Putin verteilt in der Ukraine russische Pässe II
-
Millionen Ukrainer wandern in den Westen aus II
-
Denkwürdige Amtseinführung Wolodymyr Zelenskyjs als neuer Präsident der
Ukraine II III IV V VI VII VIII VI
- Russische Presse: I II III IV V VI VII VIII IX
(ukr.)
-
Zelenskyj will Krim befreien
-
Strafverfahren gegen Petro Poroshenko wegen angeblichen Hochverrats
-
Premier Hroisman zurückgetreten
-
Regierungskoalition in der Ukraine zerbricht
-
Welche Rolle spielt Kolomojskij? II
-
Trump-Team will Ukraine-Connection von Joe Bidens Sohn duchleuchten
-
Ukraine stellt Bedingungen an Europa
-
Ukraine-Länderanalyse Nr. 218 über de Amtsantritt des neuen ukr.
Präsidenten
-
Ukraine-Länderanalyse Nr. 217 über Präsidentschaftswahlen und russische
Pässe
"Putin hat viele Menschen töten lassen und hat viel Geld gestohlen"
Die Osteuropa-Historikerin Anne Applebaum wollte in ihrem neuen Buch
"Roter Hunger" den Holodomor der 30er Jahre in der Ukraine
aufarbeiten. Wie Stalin sei auch Putin an einer westlich orientierten
Ukraine nicht interessiert. Russen und Ukrainer seien durch
Verwandtschaftsbeziehungen miteinander unmittelbar verbunden. Von der
Wahl Zelenskijs zum neuen ukrainischen Präsidenten ist Applebaum
verunsichert. Die Lage im Donbass hänge allein von Putin ab. Er habe
entweder die Möglichkeit, sich aus diesem Gebiet zurückzuziehen oder
es zu annektieren. Solange Putin an der Macht sei, habe die Welt mit
Spannungen und Eskalationen von Seite Russlands zu rechnen. In der
Ukraine gibt es offenbar auch Kreise, die der Ansicht sind, dass das
Land auf die Separatistengebiete von Donezk und Luhansk verzichten
könnte. Im Unterschied zu Russland sei die Ukraine ein demokratisches
Land, in dem die Mitglieder der Zivilgesellschaft nicht davor
zurückschreckten, ihre Meinung frei zu äussern. Die Ukrainer seien eine
sehr widerstandsfähige Nation, auch wenn viele von ihnen im Ausland
lebten und arbeiteten. Es würe jetzt höchste Zeit, ein Buch darüber zu
schreiben, wieviele Menschen Putin töten liess und wieviel Geld er
gestohlen hat.
Hyperlinks
dazu:
-
Interview
mit Anne Applebaum über Putin und sein Verhältnis zur Ukraine und zur EU
-
Die Ukraine ist ein sehr widerstandsfähiges Land
-
Sachbuch von Anne Applebaum über den Holodomor
II
III
IV
-
Die Ukraine ist nicht (mehr) antisemitisch
-
Buchtipp: die Putin-Interviews von Oliver Stone in dt. Übersetzung
II
Weitere Themen und Links zu Russland
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Wie Assad mit russischer Hife den letzten Widerstand auslöschen will
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Neuer Schweizer Geheimdienstchef über russische Spionage II III
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Hamburger Gerichtsentscheid: Russland muss ukrainische Matrosen
freilassen II
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Journalisten der Zeitung "Kommersant" entlassen"
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Wer ist die "schoafe" Russin im Strache-Video? II III IV V VI VII VIII IX
(russ.) X Xa Xb Xc
(russ.) -
Der FPÖ-"Ostexperte" J. Gudenus Straches
Russland-Liebe
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Wie Moskau versucht, seinen Müll zu entsorge
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Russland-Länderanalyse Nr. 371 über Sicherheit und Unsicherheit (pdf)
-
Russland-Länderanalyse Nr. 370 über Radikalisierung und
Terrorismusbekämpfung
-
Russland versucht, sich mit fake news offenbar verstärkt in
Europa-Wahlkampf einzumischen
Syrische Assad-Armee bombardiert mit Hilfe der russischen Luftwaffe
Idlib und riskiert zahlreiche zivile Opfer II III IV V
Neue
Verhandlungen Russlands mit Niederlande und Australien in Sachen MH17
geplant
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Weissrussland bekommt von Moskau neue Jets
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(russ.) IV
(russ.) V
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2 neue Bücher über Russland (Aust und Teltschik)
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Kemalismus un Bolschewismus: Ungleiche Brüder und ihr historisches Erbe
Osteuropa im 30. Jahr nach dem Fall des Kommunismus
Ist der Rechtsstaat in Osteuropa noch zu retten?
In früheren kommunistischen Staaten wird die Gewaltenteilung zunehmend
ausgehölt. In
Ost- und Südosteuropa machen sich selbst Regierungen offen daran,
Justiz und Medien unter ihre Kontrolle zu bringen, die Rechte von
Minderheiten und der Opposition dem Willen und der Macht der
vermeintlichen Mehrheit unterzuordnen. Demokratische Grundprinzipien
wie die Gewaltenteilung scheinen 30 Jahre nach dem Fall des Eisernen
Vorhangs im Osten keineswegs mehr unumstritten. Als besonders gefährdet
beim "Umbau" des Rechtssystems gelten Ungarn und Polen. Neuerdings
sind solche Tendenzen aber auch in Tschechien und Rumänien zu
beobachten. In Bulgarien ist die Situation ebenfalls labil, ganz zu
schweigen von einigen ehemaligen Teilrepubliken Jugoslawiens, die im
rechtsfreien Raum zu schweben scheinen. Die EU in Brüssel versucht
zwar, mit entsprechenden Rechtsverfahren gegen diese Länder diesen Trend
aufzuhalten, bisher meist ohne Erfolg. Man will die sündigen Länder
trotz allem nicht zu hart anfassen. Korruption ist ein anderes
grosses Thema in diesen Ländern. Kritiker dieser Zustände und der
herrschenden Regierungen, die teilweise mit der Mafia und Russland
verbunden sind, werden kaltblütig unterdrückt und rechtlich verfolgt;
unabhängige Journalisten werden skrupellos zum Schweigen gebracht;
einige von ihnen wurden sogar ermordet. Während in Ungarn und
teilweise in Polen der Zug abgefahren zu sein scheint, verbinden die
Bürger der Slowakei mit der Wahl einer neuen Präsidentin Hoffnungen für
eine bessere Zukunft. In Kroatien werden Flüchtlinge
völkerrechtswidrig abgeschoben und in Albanien herrscht seit Monaten
Aufruhr gegen die regierende Partei. Was ist in Ost- und Südosteuropa
eigentlich los?
Hyperlinks dazu:
-
Rechtsstaat in Osteuropa in Gefahr
II
III
-
Rechtsstaat in Osteuropa unter Druck
-
Rechtsstaat in Polen in Gefahr
-
Rumänien: Zweikampf um den Rechtsstaat
-
Ungarn: Wie die Fidesz-Regierung ihre Kritiker einschïüchtert
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Slowakei: Neue Präsidentin, neue Hoffnungen
-
Polnische Richterin Gersdorf wegen ihres Muts ausgezeichnet
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Ukraine: Der vergebliche Kampf gegen die Korruption
-
Neue Gewaltproteste in Albanien
-
Kroatien verstösst gegen Völkerrecht bei Rückschaffung von Flüchtlingen
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