Putin-Lexikon
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PUTIN-LEXIKON:
BRISANTE AKTEURE DER PUTIN-ÄRA, DIE SCHLAGZEILEN ERZEUGTEN
Profiteure und Opfer des Putin-Regimes



Б5 (B5) (Bun, Bur, But, Bukh, Bush, By, Bju)       Überarbeitet und aktualisiert im Mai-Juli 2024

BUNIN, Igor Mikhajlovich II III IV V VI VII VIIIa VIIIb VIIIc VIIId VIIIe IX X XI XII XIII XIV XV XVI (1946-2018, gew. sowjet. bzw. russ.-jüdischer Akademiker, Historiker, Politologe u. Politiktechnologe. Absolvent der Fakultät für Geschichte der MSU u. des Instituts für Weltwirtschaft u. internationale Beziehungen IMEMO der AW der UdSSR mit einer Dissertation über "Die Entwicklung der Unternehmerverbände in Frankreich 1945-1973“ zur Erlangung des akadem. Grads eines Kandidaten der Geschichtswissenschaften. In der Sowjetzeit war er als leitender wissenschaftl. Mitarbeiter am IMEMO u. am Institut für Vergleichende Politikwissenschaft u. Probleme der Arbeiterbewegung der AW der UdSSR/RAS tätig. 2. Dissertation zum Thema "Die Sozialist. Partei in der Französ. Gesellschaft der 80er Jahre“ zur Erlangung des akadem. Grads eines Doktors der Politikwissenschaften am Institut für Internationale Arbeiterbewegung der AW der UdSSR. Bunin galt als führender Experte für die jüngere Geschichte Frankreichs u. moderne russ. Politik. In den 1990er Jahren war er Experte der Gorbachjov-Stiftung, Direktor des Kompetenzzentrums für unternehmerische Forschung, engagierte sich als polit. Technologe bei Wahlkampagnen u. war Generaldirektor der Stiftung "Zentrum für polit. Technologien". Er gehörte zu den Gründern der "Vereinigung der polit. Beratungszentren" u. der "Stiftung für die Entwicklung des Parlamentarismus in Russland", begründete die erste regelmässige polit. Überwachung in Russland u. die russ. Beratung, die mit Unternehmern u. ihren Verbänden zusammenarbeitete. Der unter seiner Leitung erstellte Sammelband "Russ. Geschäftsleute: 40 Erfolgsgeschichten“ v. 1994 gilt als erstes kollektives Porträt des russ. Business. In den 2000er Jahren war Bunin Generaldirektor der informellen Website "Politkom.ru" für polit. Kommentare, Präsident der Stiftung "Russ. Soziopolit. Zentrum“, Präsident der Stiftung "Zentrum für polit. Technologien", Mitglied des öffentl. Rats des Russ. Jüdischen Kongresses. Nach der Ansicht des Politikwissenschaftlers u. Staatsduma-Abgeordneten s. Vjacheslav Nikonov /Enkel V.M. Molotovs/ war Bunin „der Guru u. Leader des gesamten politikwissenschaftl. Geschäfts“ in Russland. Verstorben im Mai 2018 in Moskau. Seine Tochter Elena Bunina, eine russ. Mathematikerin, Managerin u. Hochschullehrerin, ist seit Dez. 2017 Generaldirektorin der russ."Jandex"-Gesellschaft.)

BUNICH, Andrej Pavlovich II (1963-, sowjet. u. russ. Ökonom u. Unternehmer. Absolvent der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der MSU u. des Zentralinstituts für Wirtschaft u. Mathematik der AW der UdSSR mit einer Dissertation zum Thema "Aussenwirtschaftstätigkeit im System der Selbstfinanzierung von Unternehmen“, Kandidat der Wirtschaftswissenschaften. In der Sowjetzeit war er als Lehrer am Lehrstuhl für Verwaltung der Akademie für Aussenhandel des Aussenhandelsministeriums der UdSSR, danach als leitender wissenschaftl. Mitarbeiter an der Akademie tätig. Dann wurde er Generaldirektor der Wissenschafts- u. Produktionsvereinigung des Moskauer Gebietsexekutivkomitees. 1992 wurde er Generaldirektor der Internationalen Stiftung für die "Förderung des Unternehmertums". Nach dem Tod seines Vaters 2001 übernahm er dessen Platz an der Spitze der "Vereinigung der Unternehmer u. Mieter Russlands.)

BUNTMAN, Sergej Aleksandrovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV (1956-, ehem. sowjet. u. russ. Journalist u. Radiomoderator, Übersetzer,  Autor, Lehrer u. Preisträger, Verdienter Kulturarbeiter RF. Hat jüdische, armen., russ., griech. u. serb. Wurzeln u. ist katholisch. Absolvent des Moskauer Staatl. Pädagog. Instituts "Maurice Thorez“, ausgebildeter Lehrer für Französisch u. Englisch. 10 Jahre lang arbeitete er zusammen mit s. Sergej Korzun als Sprecher für die französ. Redaktion von "Radio Moskau". Im Aug. 1990 wechselte er zum von S. Korzun eingerichteten Radiosender "Echo Moskaus", bei dem er ab 1990 Leiter des Kulturdienstes, ab 1996 Direktor des Programmrundfunks u. 1998-2022 1. stv. Chefredaktor war. In den 32 Jahren der "Ekho-Moskvy"-Ausstrahlung war er auch Autor u. Moderator verschiedener Sendungen /s. Wikipedia/. Nach der Schliessung des Senders im Zuge des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine blieb er in Moskau, um zu versuchen, in eigener Regie seine unabhängige journalist. Arbeit fortzusetze, indem er begann, Autorensendungen auf den YouTube-Kanälen "Zhivoj gvozd" /"Lebender Nagel“/ u. "Diletant" /II III/ zu moderieren. In diesem Rahmen trat er v.a. mit s. Stanislav Belkovskij in den Dialog. Bei "Ekho Moskvy" weigerte sich Buntman, den Ukrainekrieg als "Militär. Sonderoperation" zu bezeichnen, wie dies offiziell verlangt wird. Nach einer Geschäftsreise nach Berg-Karabach/Arcach, wo seine Famile herstammt, 2011 setzten die aserbaidschan. Behörden Buntman auf die Liste der Personen, denen die Einreise verboten ist. 2008 verlieh der Journalistenverband Russlands Buntman die Auszeichnung "Goldene Feder Russlands“. 2014 erhielt er den französ. Verdienstorden "Ordre national du Mérite". Er war Mitglied der "Freien Historischen Gesellschaft" bis zu deren Auflösung 2023. Auch sein älterer Sohn Evgenij Buntman, Absolvent der Abteilung für russ. Sprache u. Literatur der Philolog. Fakultät der MSU, ist Journalist u. war 2004-16 Radiomoderator bei "Echo Moskaus". Buntman glaubt, dass es sehr leicht sei, von der Demokratie zur Tyrannei zu wechseln.)

BURBULIS, Gennadij Eduardovich II (1945-2022, gew. russ. Wissenschaftler-Philosoph, Hochschullehrer u. prominenter Staatspolitiker mit litauischen Wurzeln väterlicherseits. Nachdem er in den 1960er Jahren als Werkzeugmechaniker u. Rohrverleger in Sverdlovsk gearbeitet hatte, absolvierte er ein Studium an der Fakultät für Philosophie der Uraler Staatsuniversität in Sverdlovsk u. trat 1971 der KPdSU bei - die er 1990 verliess. In der Sowjetzeit lehrte er dialektischen Materialismus u. marxist.-leninist. Philosophie am Uraler Polytechnischen Institut, war ao. Professor u. Kandidat der philosoph. Wissenschaften; seine Dissertation  behandelte das Thema "Wissen u. Glaube als integrale Bewusstseinsphänomene“. In den 1980er Jahren war er Leiter des Lehrstuhls für Gesellschaftswissenschaften u. stv. Direktor für wissenschaftl. u. methodische Arbeit des Allunionsinstituts für die Fortbildung von Fachkräften des Ministeriums für Nichteisenmetallurgie der UdSSR in Sverdlovsk. In der Perestrojka-Zeit s. Mikhail Gorbachjovs organisierte er ein polit. Diskussionsforum in Sverdlovsk u. wurde 1989 zum Volksabgeordneten der UdSSR u. 1990 zum Abgeordneten des Sverdlovsker Gebietssowjets der Volksabgeordneten gewählt. Als einer der engsten Mitarbeiter von Präsident RF s. Boris Elcyn, der ebenfalls aus Sverdlovsk stammte, wurde er 1990 bevollmächtigter Vertreter des Vorsitzenden des Obersten Sowjets der RSFSR, 1991-92 Staatssekretär u. 1. stv. Vorsitzender der Regierung RF. Ausserdem war er an der Unterzeichnung der Belovezher-Abkommen seitens der RSFSR beteiligt, die die Auflösung der UdSSR formalisierten. Während der Präsidentschaftswahlen leitete er die Wahlzentrale Boris Elcyns u. galt als "graue Eminenz" mit beträchtlichem polit. Einfluss. In diesem Zusammenhang wurde er als Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten Russlands in Betracht gezogen, wobei schlussendlich Aleksandr Ruckoj bevorzugt wurde. Es war auch Burbulis, der Elcyn von der Dringlichkeit u. Durchführbarkeit des von einer Gruppe von jungen Wissenschaftlern unter der Leitung von s. Egor Gajdar vorgeschlagenen Reformprogramms überzeugte u. empfahl, Ökonomen dieser Gruppe in Schlüsselpositionen der Regierung u. Wirtschaft zu berufen, was auch passierte. Dann wurde er Abgeordneter der 1. u. 2. Staatsduma RF, Vizegouverneur des Gebiets Novgorod unter s. Mikhail Prusak in der frühen Putin-Zeit /2000-1/ u. bis 2007 Mitglied des Föderationsrats RF als Vertreter der Verwaltung dieses Gebiets. Im Föderationsrat besetzte er wichtige polit. Funktionen in verschiedenen Kommissionen. Bis 2010 war er Berater des Vorsitzenden des Föderationsrats, Initiator u. 1. stv. Leiter des "Zentrums für die Überwachung der Gesetzgebung u. Strafverfolgungspraxis" beim Föderationsrat RF, Leiter des Autorenteams u. wissenschaftl. Redaktor bzw. Herausgeber der Jahresberichte des Föderationsrats RF "Über den Stand der Gesetzgebung in der RF“. Im Bereich seiner wissenschaftl. u. pädagog. Aktivitäten gründete Burbulis 2009 die "Schule für Philosophie - Würde“. Ab 2010 war er Leiter des Lehrstuhls für Politosophie u. philosoph. Wissenschaften an der Internationalen Universität in Moskau, deren Vizerektor für innovative Entwicklung er 2011-14 war. In einem Gespräch mit dem TV-Kanal "Dozhd" vom März 2014 sagte er, dass Putin nicht bis zum Ende verstehe, was 1991 mit Russland passiert sei. Im Sept. 2017 bezeichnete Burbulis in einem Interview mit dem ukrain. TV-Sender "NewsOne" die Politik Russlands gegenüber der Ukraine als eine „Tragödie u. einen Verstoss gegen grundlegende Normen sowohl der russ. als auch der internationalen Gesetzgebung“ u. erklärte, dass die Krym zur Ukraine zurückkehren sollte. 2021 gründete u. leitete er die "Gennadij Burbulis-Stiftung Kultur der Würde" zur Unterstützung soziokultureller, wissenschaftl.-bildender u. politosoph. Projekte. Bis Ende 2021 leitete er auch die 1993 initiierte öffentl. Organisation "Humanitäres u. Politolog. Zentrum - Strategie“. Burbulis verstarb im Juni 2022 während einer Konferenz in Baku, Aserbaidschan.)

BURDZHANADZE, Nino Anzorovna II III (1964-, demokrat. Oppositionspolitikerin in Georgien. Absolventin der Rechtswissenschaften an der Staatsuniversität Tbilisi u. der Fakultät für internationales Recht der MSU in Moskau mit einer Dissertation über "Rechtsnatur u. Rechtsstatus internationaler Organisationen mit operativen u. wirtschaftl. Tätigkeiten“, Kandidat der Rechtswissenschaften. 1991 übernahm sie die Professur für internationales Recht u. internationale Beziehungen an der Staatsuniversität Tbilisi. In den 1990er Jahren war sie als Fachberaterin des georg. Ministeriums für Ökologie u. als Fachberaterin des Ausschusses für auswärtige Beziehungen des georg. Parlaments tätig.
Politik: Seit 1995 wurde sie 3x als Abgeordnete des georg. Parlaments gewählt, in dem sie stv. Vorsitzende u.
Vorsitzende des Ausschusses für Verfassungs-, Rechts- u. Rechtsstaatsangelegenheiten, 2000-1 Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses war. Im Nov. 2001 wurde sie zur Präsidentin der 5. Legislaturperiode des georg. Parlaments gewählt u. im April 2004 in dieser Position für die 6. Legislatur wiedergewählt. 1995-98 war sie Vorsitzende der ständigen Delegation des Parlaments Georgiens für die Zusaammenarbeit mit dem Parlament des Vereinigten Königreichs. Ausserdem war sie Berichterstatterin des Ausschusses für Demokratie, Menschenrechte u. humanitäre Angelegenheiten der Parlamentar. Versammlung der OSZE, Co-Vorsitzende des Ausschusses für parlamentar. Zusammenarbeit zwischen der EU u. Georgien, Vizepräsidentin der Parlamentar. Versammlung der OSZE, u.a. Von Nov. 2001 bis 2008 war sie Vorsitzende des georg. Parlaments. Nach dem Rücktritt von Staatspräsident Eduard Shevardnadze in der von ihr, s. Mikheil Saakashvili u. Surab Shvania angeführten Rosenrevolution amtierte sie von Nov. 2003 bis Jan. 2004 als Staatspräsidentin Georgiens u. war führendes Mitglied der Partei "Nationale Bewegung – Demokraten", die die Protagonisten der samtenen Revolution vereinte. Sie machte sich regelmässig für die Rechte des Parlaments gegenüber der Regierung stark. Im Frühjahr 2004 wandte sie sich gegen Verfassungsänderungen, die dem Präsidenten mehr Macht zuwiesen. Im Herbst 2004 verlangte sie vom Parlament den Mut, den Staatshaushalt auch dann abzulehnen, wenn der Präsident mit einer Parlamentsauflösung drohte. Nach dem Rücktritt von Präsident Saakashvili im Nov. 2007 wurde sie erneut amtierendes Staatsoberhaupt Georgiens. Sie lehnte jedoch die von ihm befürwortete, gewaltsame Auflösung der Massenproteste in Georgien ab. Mit der Amtseinführung des im Jan. 2008 wiedergewählten Saakashvili ging das Amt des Staatsoberhaupts wieder auf diesen über. In der Folge entstand ein tiefgreifendes Zerwürfnis Burdzhanadzes mit der Regierungspartei "Vereinte Nationale Bewegung" ENM. Da sie ihren Einfluss in dieser Partei zu verlieren schien, trat sie nicht mehr als Kandidatin zu den Parlamentswahlen in Georgien 2008 an u. gab ihren Rückzug aus der grossen Politik bekannt. Im Juli 2008 wurde sie Präsidentin der neu gegründeten georg. Denkfabrik "Foundation for Democracy and Development" FDD, die sich der Entwicklung demokrat. Institutionen in Georgien widmen u. bei wichtigen polit. Entscheidungen des Landes mitreden wollte. Im Okt. 2008 kündigte sie ihre Rückkehr in die Politik an u. gründete die neue Oppositionspartei "Demokrat. Bewegung – Vereintes Georgien". Im Nov. 2008 fand der erste Gründungskongress der Partei statt, auf dem Burdzhanadze zu ihrer Vorsitzenden gewählt wurde. Bei den von Burdzhanadze angeführten Protesten vom Mai 2011 forderten über 10 Tsd. Georgier in Tiflis den Rücktritt des Präsidenten Saakashvili. Im folgenden Jahr verlor die Regierungspartei die Parlamentswahlen. Im Juli 2013 kündigte Burdzhanadze an, als Kandidatin zu den georg. Präsidentschaftswahlen antreten zu wollen. Entgegen ihrem Image als westlich orientierte demokrat. Reformerin zeigte die Politikerin ihr wahres Gesicht u. setzte im Präsidentschaftswahlkampf auf homophobe Positionen u. kritisierte, die Regierung habe homosexuelle Touristen für den Urlaub in Batumi am Schwarzen Meer geworben. Dies sei eine nicht zu tolerierende Straftat gegen das eigene Land u. das eigene Volk.
Kritik: Von Kritikern wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird
Burdzhanadze, die Russisch perfekt beherrscht, Lobbyarbeit für die Interessen des Putin-Regimes in Georgien u. Teilnahme am Informationskrieg auf Seiten des Kremls vorgeworfen. Im Zuge des sog. Georgienkriegs vom Aug. 2008 warf Burdzhanadze Präsident Saakashvili vor, den Krieg entfesselt zu haben u. machte zur Verwunderung georg. u. westl. Beobachter eine Kehrtwendung in Richtung Russland. Sie fuhr regelmässig nach Moskau u. traf sich mit V. Putin u.a. offiziellen Beamten der russ. Verwaltung. In ihren Interviews mit russ. u. westl. Publikationen drückte sie ihre Sympathie für die russ. Führung aus, bestritt - im Unterschied zum angeblich diktatorischen Regierungsstil Saakashvilis - den autoritären Charakter der russ. Herrschaft Putins u. war der Ansicht, dass „Georgien einen Präsidenten wie Putin brauche". Burdzhanadzes Partei, die jedes Mal an Wahlen in Georgien teilnahm, plädierte sowohl für den neutralen Status des Landes wie auch für die Weigerung, sich in die NATO u. die EU zu integrieren, u. für die Annäherung an Putins Russland. Ausser ihren Feind Saakashvili zu kritisieren liebt sie es, gegen die Ukraine zu polemisieren. In der Ukraine wurde sie wegen ihrer Unterstützung für die völkerrechtswidrige bzw. umstrittene Annexion der Krym durch Russland 2014 zur unerwünschten Person erklärt. Die Georgierin kritisierte scharf die Sanktionen gegen den Kreml wegen der Annexion der Krym u. der Entfesselung eines Kriegs in der Ostukraine durch Russland. Auch die Autokephalie der ukrain. Kirche lehnte sie 2018 eindeutig ab. Wie das russ. Wikipedia hervorhebt, vertritt die Politikerin die Ansicht, dass sowjet. Symbole nicht verboten werden sollten, denn auch georg. Soldaten hätten im 2. WK in der Roten Armee unter sowjet. Symbolen gegen die Nazis gekämpft.
Zur georg. Parlamentswahl 2016 trat sie mit einer Initiative zur Blockfreiheit Georgiens an die Öffentlichkeit. Die Neutralität des Landes solle in der Verfassung festgeschrieben werden. Dies sei der einzige Weg, um Russland zu einem Abzug seiner Soldaten aus Abchasien u. Südossetien zu bewegen. Ihr Ehemann Badri Bicadze war stv. Generalstaatsanwalt u. 2004-8 Chef des georg. Grenzschutzes. Diesem wurde in seiner Heimat vorgeworfen, bei den Protesten vom Mai 2011 Provokationen organisiert u. eine paramilitär. Gruppe gegründet zu haben. Nach Angaben des Portals "Georgia Online" verliess Bicadze nach dem Scheitern der Proteste Georgien via das von der RF kontrollierte Gebiet Südossetiens u. soll sich in einem europäischen Land versteckt halten.)

BURDIN, Artjom Alekseevich (Leitender Ermittler für besonders wichtige Fälle in der Ermittlungsverwaltung des FSB RF, Major der Justiz. Vom "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihm die Beteiligung an den folgenden zwei Strafverfahrensfällen gegen ukrain. Staatsangehörige vorgeworfen. 2014-15 beantragte Burdin beim Gericht wiederholt die Haftverlängerung für den ukrain. Aktivisten Oleksandr Kolchenko, dem die "Beteiligung an einer terrorist. Organisation" nach Art. 205.4 Teil 2 StGB RF u. die "Begehung eines Terroranschlags" nach Art. 205 Teil 2 StGB RF vorgeworfen wurde. Den Ermittlungen zufolge handelte es sich bei dem "Terroranschlag" um die Brandstiftung gegen ein Fenster der Filiale der kremlnahen Dumapartei "Einiges Russland“ in Simferopol auf der Krym, wobei niemand verletzt wurde. Nach Angaben der Verteidigung wurden Kolchenko u.a. Angeklagte in dem Fall gefoltert, um Zeugenaussagen zu erpressen.
2014-15 beantragte Burdin beim Gericht wiederholt die Haftverlängerung für den ukrain. Regisseur s. Oleh Sencov, der beschuldigt wurde, nach Art. 205.4 Teil 1 StGB RF eine "terrorist. Organisation errichtet" u. nach Art. 30 Teil 1 u. Art. 205 Teil 2 StGB RF "Terroranschläge vorbereitet u. begangen sowie nach Art. 222 Teil 3 u. Art. 30 Teil 3  die "Lagerung u. den Versuch des Erwerbs von Waffen u. Sprengstoffen" getätigt zu haben. Den Ermittlungen zufolge handelte es sich bei den "Terroranschlägen" um die Brandstiftung gegen eine Bürotür der kremlnahen Organisation "Russ. Gemeinschaft der Krym“ u. gegen ein Fenster der Filiale der kremlnahen Dumapartei "Einiges Russland“ in Simferopol auf der Krym, wobei niemand verletzt wurde. Nach Angaben der Verteidigung wurden Sencov u.a. Angeklagte in dem Fall geschlagen u. gefoltert, um Zeugenaussagen zu erpressen.)

BURKOV, Aleksandr Leonidovich II III (1967-, russ. Oppositionspolitiker, ehem. Gouverneur des Gebiets Omsk. Absolvent der Fakultät für Wärmeenergetik des nach S.M. Kirov benannten Uraler Polytechnischen Instituts mit einem Diplom als Ingenieur für Wärmeenergetik. 1998 erhielt er für seine Dissertation zum Thema "Institutionelle Faktoren für eine wirksame Reform der Eigentumsverhältnisse“ den akadem. Grad eines Kandidaten für Wirtschaftswissenschaften vom Institut für Wirtschaftswissenschaften der Uraler Zweigstelle der RAW. In den 1990er Jahren arbeite er als Angestellter einer Tourismusgenossenschaft, die vom Uraler Unternehmer s. Anton Bakov geleitet wurde. Dann gingen Bakov, der aus der gleichen Universität hervorging, u. Burkov gemeinsam in die Politik, wobei Bakov seitdem Burkovs "polit. Mentor“ wurde, was in dem 2014 veröffentlichten Dokumentarfilm "Joburg“ des Schriftstellers s. Aleksej Ivanov nachgezeichnet wurde. Anfang der 1990er Jahre arbeiteten beide in Moskau im Arbeitszentrum für Wirtschaftsreformen der Regierung RF. 1994 wurde Burkov in die Duma des Gebiets Sverdlovsk für den Bezirk Serov gewählt u. 1995 zum stv. Vorsitzenden der Regierung des Gebiets Sverdlovsk ernannt. 1998 wurde er für den Bezirk Kushvinsk in das Repräsentantenhaus der gesetzgebenden Versammlung des Gebiets Sverdlovsk gewählt. 1999 erreichte er an der Wahl zum Gouverneur des Gebiets Sverdlovsk die 2. Wahlrunde. Im Okt. 1999 wurde er Vorsitzender des Wahlblocks "Frieden, Arbeit, Mai“, der an den Wahlen zur 3. Staatsduma RF teilnahm. Im Jahr 2000 wurde er aufgrund der Abstimmungsergebnisse über Parteilisten Abgeordneter der Duma des Gebiets Sverdlovsk. 2003 trennten sich die Wege Bakovs u. Burkovs zunächst auf regionaler u. dann auf Bundesebene. Während Bakov einer der wichtigsten polit. Strategen der "Union der Rechten Kräfte" wurde, setzte Burkov seine polit. Laufbahn bei den linken Sozialisten fort u. wurde bei den Wahlen zur Gebietsduma von Sverdlovsk 2004 wiedergewählt. 2007 trat er der Dumapartei "Gerechtes Russland bei u. wurde zum Sekretär des Präsidiums des Rats der Regionalabteilung Sverdlovsk ernannt. Als Vorsitzender der Regionalabteilung von "Gerechtes Russland“ wurde er im Dez. 2007 Abgeordneter der 5. Staatsduma RF. Im Juli 2008 wurde er zum Vorsitzenden des Sverdlovsker Zweigs der Partei gewählt u. im Juni 2010 wiedergewählt. Im April 2011 wurde er auf dem 5. Kongress von "Gerechtes Russland“ in Moskau ins Präsidium des Zentralrats der Partei gewählt. 2010 erzielte "Gerechtes Russland“ unter der Führung Burkovs mit 19,30% den 3. Platz bei den Dumawahlen des Gebiets Sverdlovsk, was das beste Ergebnis der "Spravorossyj" in Russland darstellte. Bei den Wahlen zur 6. Staatsduma RF von 2011 wurde Burkov wiedergewählt. Die Sverdlovsker Zweigstelle von "Gerechtes Russland“ erzielte mit 24,7% eines der besten Parteiergebnisse im Land, ebenfalls in der Stadt Ekaterinburg selbst, wobei die "Spravorossyj" somit besser abschnitten als die "regierende" kremlnahe Dumapartei "Einiges Russland“. Ab 2013 fungierte Burkov als Sekretär des Präsidiums der Dumapartei "Gerechtes Russland“ für die Organisation der Vorbereitung u. Durchführung von Wahlkämpfen.
Gouverneur des Gebiets Omsk: Im Okt. 2017 wurde Burkov zum amtierenden Gouverneur des Gebiets Omsk ernannt, bis zur Gouverneurswahl im Sept. 2018. Das dadurch vakant gewordene Mandat eines Abgeordneten der Staatsduma RF wurde an Dmitrij Ionin, einem anderen Nachwuchspolitiker von "Gerechtes Russland" im Sverdlovsker Gebiet, übertragen.
Nachdem Burkov zum stv. Gouverneur des Gebiets Omsk ernannt worden war, erschienen in den Medien Informationen über eine frühere gerichtliche Verurteilung seines Bruders. 2014 verurteilte ein Gericht in Ekaterinburg Viktor Leonidovich Burkov, den ehem. stv. Leiter der Verwaltung desselben Gerichts, dem zunächst vorgeworfen wurde, von Vertretern einer Handelsfirma ein hohes Bestechungsgeld erpresst zu haben. Später wurde die Anklage nach Art. 290 Teil 5 StGB RF wegen "Erpressung von Bestechungsgeldern in grossem Umfang“ in Art. 285 StGB RF wegen "Missbrauchs amtlicher Befugnisse“ umgewandelt. Nach dem Schuldspruch erhielt V.L. Burkov 4 Jahre auf Bewährung, wobei ihm 4 Jahre lang verboten wurde, in staatl. Strukturen u. lokalen Selbstverwaltungsorganen zu arbeiten. Medienberichten zufolge sei das Strafverfahren gegen V.L. Burkov eröffnet worden, um Druck auf seinen Bruder auszuüben, der für das Amt des Oberhaupts von Ekaterinburg kandidierte, wobei Aleksandr Burkov den Fall seines Bruders als erfunden bezeichnete.
Im Sept. 2018 erhielt Aleksandr Burkov bei der Wahl zum Gouverneur des Gebiets Omsk 82,56% der Stimmen, wurde somit als Gouverneur gewählt u. trat sein Amt unverzüglich an. 2019-20 war er von Amts wegen Mitglied des Präsidiums des Staatsrats RF.
Sanktionen: Ende Nov. 2022 verhängte das Vereinigte Königreich im Zuge
des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine Sanktionen gegen Burkov wegen seiner "Rolle bei der Bereitstellung finanzieller Unterstützung für russ. Marionettenregierungen in der Ukraine“. Zuvor war er bereits 2018 auf die Sanktionsliste der Ukraine gesetzt u. 2022 erneut sanktioniert, weil er die Politik der RF unterstützte, die auf die Durchführung von Militäroperationen u. eines Völkermords an der Zivilbevölkerung in der Ukraine abzielt“. Im Feb. 2023 wurde Burkov auf die US-Sanktionsliste der Personen gesetzt, die an "der Durchführung russ. Operationen u. Aggressionen gegen die Ukraine sowie der illegalen Verwaltung der besetzten ukrain. Gebiete im Interesse der RF“ beteiligt sind, u. insbes. wegen der "Einziehung von Bürgern zum Krieg in der Ukraine“. Aus ähnlichen Gründen unterliegt er Sanktionen Australiens u. Neuseelands u. wird in der sog. "Putin-Liste" des "Forums Freies Russland" als Kriegstreiber geführt. Ende März 2023 trat er von seinem Amt als Gouverneur des Gebiets Omsk zurück u. wurde von s. Vitalyj Khocenko ersetzt, der aus denselben Gründen ebenfalls vom Westen sanktioniert wurde.)

BURLA, Mikhail Porfirovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII (1957-, transnistrisch-moldauischer Geograph-Historiker-Ökonom, Akademiker u. Politiker ukrain. Herkunft. Absolvent der Fakultät für Geographie des nach T.G. Shevchenko benannten Staatl. Pädagog. Instituts Tiraspol u. einer Aspirantur an der nach A.A. Zhdanov benannten Leningrader Staatsuniversität mit den Schwerpunkten Wirtschafts-, Sozial- u. polit. Geographie, Kandidat der Geograph. Wissenschaften. Nach seiner Studienzeit arbeitete er als Assistent am Lehrstuhl für Allgemeine Geographie des nach T.G. Shevchenko benannten Pädagog. Instituts Tiraspol, dann bis 2003 am Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie u. Regionalökonomie der nach T.G. Shevchenko benannten Transnistrischen Staatsuniversität als Assistent, Oberlehrer, stv. Dekan, ao. Professor u. Leiter des Lehrstuhls. 2003 wurde er Leiter des Lehrstuhls für sozioökonom. Geographie u. Regionale Studien der Fakultät für Naturale Geographie seiner Universität u. Leiter des Forschungslabors "Regionale Studien“.
Politik: 2003-5 war Burla stv. Wirtschaftsminister der international nicht anerkannten Transnistrischen Moldauischen Republik PMR, die sich von der Republik Moldau abgespalten hatte u. Moskau für eigene geopolit. Zwecke u. als regionaler Destabilisationsfaktor dient. 2005-20 war er Abgeordneter des Obersten Rats der PMR der 4.-6. Legislatur, Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftspolitik, Haushalt u. Finanzen, stv. Vorsitzender des Obersten Rats der 4. u. 5 Legislatur, 2012-15 Vorsitzender des Obersten Rats der PMR u. Vorsitzender der regierenden Partei "Obnovlenie" /"Erneuerung"/.
Als Wissenschaftler u. Politiker war Burla
aktiv an der Entwicklung der geograph. Bildungsarbeit der PMR, u.a. bei der Erstellung der geograph. Kartographie der PMR, sowie am Verfassen des 3-bändigen Werks "Geschichte Transnistriens“, insbes. als Autor des Kapitels über die Entwicklung der Wirtschaft Transnistriens im Zeitraum 1990-2000, beteiligt. Er beteiligte sich ferner an der Ausarbeitung des histor. Atlas der PMR u. ist Autor von 2 Karten, die die sozioökonom. Entwicklung Transnistriens für die Jahre 1944-89 u. 1990-2004 widerspiegeln. Er war Mitautor des Modells der langfristigen sozioökonom. Entwicklung der PMR, das im April 2005 vom Obersten Rat der PMR angenommen wurde, u. Chefredaktor der Zeitschrift Die Wirtschaft Transnistriens.)

BURLACKIJ, Fjodor Mikhajlovich II IIIa IIIb IIIc (1927-2014, gew. sowjet. bzw. russ. Geisteswissenschaftler, Jurist, Historiker, Politologe, Soziologe, Journalist, Publizist. Absolvent des Taschkenter Jurist. Instituts u. des Instituts für Recht der AdW der UdSSR mit einer Dissertation zum Thema "Die polit. Ansichten N.A. Dobroljubovs“ zur Erlangung des akadem. Grads eines Kandidaten der Rechtswissenschaften. Später schrieb er an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK KPdSU eine 2. Dissertation zum Thema "/Der/ Staat u. /der/ Kommunismus“ zur Erlangung des akadem. Grads eines Doktors der Philosophie. In der Sowjetzeit war er als wissenschaftl. Sekretär des Redaktions- u. Verlagsrats für Gesellschaftswissenschaften des Präsidiums der AdW der UdSSR, Mitarbeiter der internationalen Abteilung der Zeitschrift Kommunist, Mitarbeiter der Abteilung des ZK der KPdSU für Beziehungen zu kommunist. u. Arbeiterparteien sozialist. Länder u. als polit. Kommentator für die Zeitung Pravda tätig, wobei er nicht davor zurückschreckte, die Theaterzensur u. die Zensur im Allgemeinen öffentlich zu kritisieren. Dies hatte Folgen: Auf Beschluss des Präsidiums des ZK KPdSU wurde er für 10 Jahre von der Arbeit relegiert u. von der Presse ausgeschlossen, u. während 7 Jahren durfte er nicht ins Ausland reisen. Später arbeitete er als wissenschaftl. Mitarbeiter am IMEMO u. als stv. Direktor des Instituts für soziolog. Forschung der AdW der UdSSR, als Leiter des Lehrstuhls für marxist.-leninist. Philosophie am Institut für Gesellschaftswissenschaften beim ZK KPdSU, an der Internationalen Lenin-Schule. In den 1980/90er Jahren war er polit. Kommentator u. Chefredaktor der Literaturnaja gazeta, Volksabgeordneter der UdSSR als Vertreter der Sowjet. Friedensstiftung u. von 8 sowjet. Komitees, die sich für Frieden u. internationale Zusammenarbeit einsetzten, Mitglied des Obersten Sowjet. Komitees für internationale Angelegenheiten der UdSSR u. Gastprofessor an den US-Universitäten Columbia, Harvard u. Oxford. Ausserdem beteiligte er sich an der Ausarbeitung der Verfassung der RF von 1993 u. war Vorsitzender des Wissenschaftsrats für Politikwissenschaft der RAW.
2006 sprach er sich für die Wiederwahl V. Putins zum Präsidenten RF
ausnahmsweise" für eine 3. Amtszeit bei der Wahl von 2008 aus, weil er keine echte Alternative zu Präsident Putin gesehen habe, u. erklärte dies mit der angeblichen Notlage des Volkes" u. der erreichten Stabilität. Aber er sah Putin auch als möglichen PM/Regierungschef unter einem „geschwächten“ Präsidenten, um die Macht Putins zu erhalten. Nun kam es bekanntlich so, dass 2008-12 dessen Vertrauter PM s. Dmitrij Medvedev als Staatspräsident im Sinne eines Platzhalters für Putin "gewählt wurde" u. fungierte, was sowohl in Russland wie auch international als Farce betrachtet wurde. Ob Burlackij, der als hochstehender Wissenschaftler, Intellektueller, ehem. Verfolgter des Sowjetregimes, Politiker der Perestrojkazeit Gorbachjovs u. Friedensaktivist, der an US-Universitäten lehrte, wie viele andere seiner Zunft ebenfalls der fragwürdigen "Faszination Putin" erlegen gewesen zu sein schien, sich der Problematik, milde ausgedrückt, des plumpen Ämteraustauschs Putin-Medvedev bewusst war, konnte an dieser Stelle nicht ausfindig gemacht werden. Schliesslich wurde Burlackij, der sich für einen Reformer u. keinen Revolutionär hielt, der das Volk zu Massenprotesten anstiftet, 2011 zum 1. Honorarprofessor der Fakultät für Politikwissenschaft der MSU u. zum ordentlichen Mitglied der Russ. Akademie der Naturwissenschaften gewählt oder ernannt. Verstorben im Feb. 2014.) 

BURLJAEV, Nikolaj Petrovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVIIa XXVIIb XXVIII XXIX XXXa XXXb XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLIa XLIb XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI   2020-  II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV (1946-, konservativer, religiös verbrämter antiwestlich-missionist. russ. Schauspieler, Filmregisseur u. Oppositionspolitiker. Verdienter Künstler Russlands. Absolvent der Schauspielfakultät der nach B. Shchukin benannten Theaterschule in Moskau u. der Regisseur-Fakultät des Allruss. Staatl. S.A. Gerasimov-Instituts für Kinemategrafie VGIK in Moskau. In der Sowjetzeit war er am Moskauer Akadem. Theater des Mossovets u. am Moskauer Lenin-Komsomol-Theater beschäftigt. Bei den Filmfestspielen von Venedig 1962 erhielten 2 Filme mit Burljaevs Beteiligung Preise – den "Goldenen Löwen von St. Markus“ u. den "Bronzenen Löwen von St. Markus“. Ab 1992 war er Generaldirektor des Filmkonzerns "Russ. Film" u. Präsident des Internationalen Filmfestivals der slavischen u. orthodoxen Völker "Goldener Ritter“. Mitglied des Patriarchalischen Rats für Kultur der Russ.-Orthodoxen Kirche ROK, des Öffentl. Rats des Kulturministeriums RF u. Mitgründer der "Stiftung für orthodoxe Kultur des Priesters Pavel Florenskij". Burljaev hält sich für einen Bewunderer des berühmten sowjet. Filmemachers Andrej Tarkovskij.
Ansichten:
Burljaev, der
betont, orthodox zu sein, brachte seine ablehnende Haltung gegenüber Homosexuellen immer wieder scharf zum Ausdruck u. bezeichnet sich selbst als homophob. Er betrachtet Homosexualität als Pathologie, „Sünde“, „Unzucht“ u. „Laster“, wobei er vorschlägt, „die uneingeschränkten Rechte des Auftritts von Homosexuellen in der TV einzuschränken“, weil er glaubt, dass „der TV-Bildschirm zu blau geworden" sei u. in der TV „böse Geister" u. eine Propaganda „offener Homosexualität, Pathologie u. Lesbentum" herrschten.
Er befürwortet die Einführung einer strafrechtlichen Verantwortlichkeit „für nicht-traditionelle [sexuelle, eheliche u. familiäre] Beziehungen“ u. hält die Einführung einer „gesellschaftlichen“ Zensur in öffentlichen Bereichen für notwendig, so auch in der Kunst, wobei er unter Zensur „strenges Urteil, fordernde Kritik u. öffentl. Kontrolle“ verstehe, nicht polit. Zensur. Ein Gremium wie der Öffentl. Rat des Kulturministeriums RF habe die Kontrolle u. Beurteilung der kulturellen Erscheinungen zu gewährleisten. Eine freie Behandlung bzw. Interpretation der histor. Ereignisse durch kreative Menschen, sprich Künstler, führe seiner Meinung nach zur völligen Degradierung der Gesellschaft. Offenbar meinte er dies im Zusammenhang mit der Diskussion über die Zulässigkeit der „antichristlichen“ Aufführung von Wagners Oper "Tannhäuser“, in deren Erzählung es bekanntlich heidnische Elemente gibt, in einem Novosibirsker Theater im Jahr 2015, bei der der lokale Metropolit auf Ersuchen der orthodoxen Gemeinde an die Staatsanwaltschaft die Aussage widergab, dass die Inszenierung dieser Oper religiöse Symbole in gotteslästerlicher Weise darstelle u. dadurch die Gefühle der Gläubigen verletze. Dies ist ein beliebter Vorwurf russ. Konservativer an gewisse Darstellungen der Kunst v.a. westlicher Provenienz, wenn sie die strengen offiziellen moralischen u. ethischen Prinzipien der ROK nicht eingehalten sehen.
Ukrainepolitik, Duma-Abgeordneter: Im März 2014 unterzeichnete Burljaev einen Aufruf von Kulturschaffenden der RF zur Unterstützung der Politik des Präsidenten RF V. Putin in der Ukraine u. auf der Krym. 2021 kandidierte Burljaev für ein Abgeordnetenmandat in der 8. Staatsduma RF u. wurde über die Bundesliste der linkskonservativen Dumapartei "Gerechtes Russland“ gewählt, wobei er sich der Fraktion "Gerechtes Russland – Patrioten – Für die Wahrheit“ anschloss u. 1. stv. Vorsitzender des Duma-Ausschusses für die Entwicklung der Zivilgesellschaft u. für Fragen öffentlicher u. religiöser Vereinigungen sowie stv. Vorsitzender des Ausschusses für Fragen der parlamentar. Ethik wurde. Er wurde einer der Mitautoren eines Gesetzentwurfs, um die Förderung des sog. "kinderfreien“ Lebensstils u. die Popularisierung "nicht-traditioneller sexueller Beziehungen“ zu unterbinden. Nach Beginn des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine trat er im März 2022 in der Staatsduma mit einer energischen Rede in Erscheinung, in der er die - völlig absurden - Ansichten aggressiver russ. nationalpatriot. missionist.-neoimperialist. Politiker widergab, die wohl Bestandteil der Ideologie der Dumapartei "Gerechtes Russland" sind, dass die Wiedergeburt [Russlands u. der Menschheit] aus Russland komme, die Rettung Russlands gleichzeitig die Rettung der Welt u. der Untergang Russlands der Untergang der Welt sei. Der liberale Weltkapitalismus habe seine Ressourcen ausgepowert, aus der globalen Krise werde eine globale Transformation der Konstruktion der gesamten Welt hervorgehen, wobei Russland die Rolle zukommen werde, eine Welt mit einem neuen Zivilisationsmodell des Staates auf der Grundlage der Vernunft u. Moral zu erschaffen. Dabei müsse die Demokratie in Russland durch die ursprüngliche russ. Sobornost ersetzt werden, wobei das Volk Russlands u. sein Leader eine histor. zivilisator. Mission der globalen Transformation vollbringen müssten. Während der Perestrojka hätten es die Liberalen vorgezogen, ein grossartiges Land dem Zerfall preiszugeben, obwohl in einem Referendum die Volksmehrheit den Erhalt dieses Staates befürwortet hatte. Das Volk müsse gefragt werden, ob es im Kapitalismus leben wolle. Usw. Als typischer Vertreter einer linksputinist. Partei wie "Gerechtes Russlands" wetterte er gegen die Oligarchen u. forderte mehr Gerechtigkeit u. einen Sozialstaat statt Kapitalismus. Politiker, die dem Land schadeten, wie Chubajs, Gref, Shvydkoj, müssten abtreten. Die schwarze Trojka" der Belovezher Vereinbarungen [zur Auflösung der UdSSR] habe ein Staatsverbrechen begangen, wobei die ganze Verantwortung für die Erniedrigung [des Volkes] in den letzten 3 Jahrzehnten durch die Oligarchen ihrem Gewissen anzulasten sei. Burljaevs skurrile Philippika, die in ihrer Art der Verdammung der Fehler der Vergangenheit vielleicht ein wenig an die berühmte Rede Khrushchjovs vom Feb. 1956 oder zumindest an gewisse Reden von Volksabgeordneten während der Perestrojkazeit Gorbachjovs erinnerte, enthielt auch was neu u. typisch für die Putinzeit war eine Beschwörung des Slaventums u. der Heiligen Rus mit ihren mittelalterlichen Mythen. Den laufenden Krieg gegen die Ukraine verglich er mit der Schlacht auf dem Schnepfenfeld [von 1380 gegen die Mongolen]. Diesen Krieg führten die Russen gleichzeitig für die [Errettung] des gesamten Planeten [vom Faschismus u. Nazismus] gegen den wahnsinnig gewordenen Westen, der alle göttlichen Gesetze u. menschheitsrettenden Gebote verraten habe. In der neuen [wohl u.a. von Russland angeführten] Zivilisation seien die Verbrecher" internationalen Tribunalen à la Nürnberg zuzuführen. Das Tribunal des 3. Weltkriegs, der zur Zeit im Gang sei, müsse dann auch den weltweiten Genozid" gegen die Russen u. die Russophobie verurteilen.
Ukrainekrieg, Kritik u. Sanktionen:
Im März 2022 unterzeichnete Burljaev einen Aufruf der Kulturschaffenden Russlands zur Unterstützung des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine u. erklärte, dass der russ. Angriff auf die Ukraine „eine chirurg. Operation zur Entfernung des Krebsgeschwürs des Nazismus“ sei. Wegen seiner Unterstützung dieses Kriegs wird er in der vom "Forum Freies Russland" geführten sog. "Putin-Liste" als Kriegstreiber genannt. Im Feb. 2022 wurde er auf die Sanktionslisten der EU-Länder für "Handlungen u. Massnahmen gesetzt, die die territoriale Integrität, Souveränität u. Unabhängigkeit der Ukraine untergraben u. die Ukraine weiter destabilisieren". Im selben Monat wurde er auf Sanktionsliste Kanadas der "engen Mitarbeiter des [Putin-]Regimes“ gesetzt, weil er als Duma-Abgeordneter für die "Anerkennung der Unabhängigkeit der sog. Volksrepubliken von Doneck u. Lugansk [durch Moskau] gestimmt" hatte. Im März 2022 wurde er wegen seiner "Mitbeteiligung an Putins Krieg“ gegen die Ukraine u. der Mitwirkung bei der "Verfolgung Andersdenkender u. polit. Gegner sowie der Unterdrückung der Informationsfreiheit u. Einschränkung der Menschen- u. Grundrechte der Bürger Russlands" auf die Sanktionsliste der USA gesetzt. Später gelangte er aus ähnlichen Gründen auf die Sanktionslisten Grossbritanniens, der Schweiz, der Ukraine, Lettlands, Japans, Australiens u. Neuseelands.)

BURTOVOJ, Jurij Aleksandrovich (Leitender Ermittler für besonders wichtige Fälle der Generalstaatsanwaltschaft RF, Generalmajor der Justiz.
Fall "Jukos"/Pichugin: Wie das "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, in der Burtovoj enthalten ist, berichtet, ist/war dieser Justizermittler eine der zentralen Figuren in der Kette der Ereignisse im Zusammenhang mit der strafrechtl. Verfolgung der Haupteigentümer des ehem. Ölkonzerns "Jukos",
s. Leonid Nevzlin, s. Mikhail Khodorkovskij u.a. Als 2003 insbes. A. Pichugin, Leiter der Abteilung für innere wirtschaftl. Sicherheit von "Jukos", von der Staatsanwaltschaft als Zeuge vorgeladen wurde, übten Polizeibeamte während der Ermittlungen wiederholt Druck auf den Zeugen aus u. nutzten verbotene Methoden der Beeinflussung, um von ihm die notwendigen Aussagen zu erhalten. Im Verhörraum des U-Haftgefängnisses von Lefortovo wurde Pichugin von 2 FSB-Mitarbeitern eine unbekannte Substanz verabreicht, wonach eine 6-stündige Vernehmung des Zeugen stattfand. Die Anwälte des Mandanten forderten eine sofortige ärztliche Untersuchung. Trotz der erheblichen Verschlechterung des Gesundheitszustands des Häftlings nach dem "Verhör" weigerte sich der Ermittlungsleiter Bortovoj, ihm unverzüglich medizin. Hilfe angedeihen zu lassen. Im Aug. 2003 rief Burtovoj den Beichtvater Pichugins zur Generalstaatsanwaltschaft, was einen direkten Verstoss gegen das Bundesgesetz Nr. 125 "Über die Gewissensfreiheit u. religiöse Vereinigungen“ sowie gegen die Straf- u. Zivilprozessordnung RF darstellte. 2005 verletzte Burtovoj durch sein Handeln zudem u.a. den Grundsatz der Unschuldsvermutung, wobei die zuständigen Behörden jedoch keinerlei Verletzungen der Rechte des Angeklagten feststellten. A. Pichugin musste auf ein Gericht mit Geschworenen verzichten. Laut Aussagen von Anwälten u. A. Pichugin selbst bot ihm die Staatsanwaltschaft während des Strafprozesses wiederholt an, einen Deal mit den Ermittlern zu treffen, wobei sie Druck auf ihn ausübten, um von ihm eine Aussage gegen die Miteigentümer von "Jukos", Nevzlin, Khodorkovskij u.a. zu erhalten. Nach der Ansicht von Menschenrechtsverteidigern u. Rechtsexperten beruhte die Anklage gegen Pichugin auf einer Beweisfälschung unter direkter Missachtung jeglicher relevanter Tatsachen, die nicht ins Konzept der Anklage passten. Die Ermittlungen unter der Leitung Burtovojs wurden somit mit vielen Verstössen gegen russ. u. internationales Recht durchgeführt u. sorgten für Empörung in der Öffentlichkeit u. Fachwelt. Trotzdem ignorierten die Gerichte u. die Generalstaatsanwaltschaft RF die wiederholte Forderung der Verteidigung Pichugins, Burtovoj aus dem Verfahren auszuschliessen.

Fall Furgal: Wie das "Forum Freies Russland" weiter berichtet, übernahm
Burtovoj 2019 das Strafverfahren gegen den Gouverneur des Gebiets Khabarovsk, s. Sergej Furgal, das nach Ansicht unabhängiger Experten ebenfalls massgeschneiderten Charakter hatte. Basierend auf fragwürdigen Zeugenaussagen wurde Furgal einer Reihe von Morden u. Attentaten auf Unternehmer beschuldigt, die 2004-5 im Gebiet Khabarovsk stattfanden. 2020 wurde Furgal festgenommen u. nach Moskau gebracht, wo ihn Burtovoj wegen zweier Morde u. des versuchten Mordes an einem Unternehmer anklagte. Laut Medienberichten durften die Anwälte Furgal nicht sehen u. sämtliche Korrespondenz wurde beschlagnahmt, was gegen die Gesetzgebung RF verstiess. Unabhängigen Medien zufolge wurde die Ermittlung gegen den Gouverneur von oben inspiriert u. soll Teil eines vor langer Zeit erstellten Plans gewesen sein. Nach Einschätzung des Kommersant hingen die Ereignisse um Furgal mit seinen polit. Aktivitäten u. der Tatsache zusammen, dass der Kreml über die Ergebnisse der Wahlen von 2018-19 im Gebiet Khabarovsk, wo sie von der teiloppositionellen "LDPR" gewonnen wurden, wobei die unbeliebte kremlnahe Dumapartei "Einiges Russland“ an den Rand der Macht gedrängt wurde bzw. von der Macht verdrängt werden sollte, äusserst beunruhigt war. Der LDPR-Vorsitzende s. Vladimir Zhirinovskij deutete die Verhaftung Furgals mit seiner Zugehörigkeit zu einer Oppositionspartei. Furgal hatte sich wiederholt kritisch über Kreml-sensible Themen geäussert, insbes. über die Korruption, die Beziehungen zwischen dem Zentrum u. den Regionen, die Rentenreform u.a. Nach einer anderen Version sei die Verhaftung Furgals mit den Geschäftsinteressen von Personen verbunden, die zum engeren Kreis V. Putins gehören wie die Rotenberg-Brüder, bei denen es um den Auftrag eines möglichen Baus einer Brücke nach Sachalin gehe, wofür das Werk "Amurstal", dessen Miteigentümer S. Furgal ist, benötigt werde.)

BURUTIN, Aleksandr Germanovich (1956-, ehem. russ. Militärführer, -beamter/-politiker u. -berater, Generalleutnant, Wissenschaftler, Funktionär in der russ. Atom/Uran- u. Verteidigungsindustrie. Absolvent der Moskauer Höheren Militärkommandoschule, der nach M.V. Frunze benannten Militärakademie in Moskau u. der Militärakademie des Generalstabs der Streitkräfte RF. Kandidat der Politikwissenschaften. In der Sowjetzeit bekleidete er verschiedene Führungs- u. Stabspositionen in den Militäreinheiten u. Verbänden der "Gruppe der Sowjet. Streitkräfte in Deutschland", war Stabschef u. 1. stv. Kommandeur eines motorisierten Schützenregiments des Fernöstlichen Militärbezirks sowie höherer Offizier einer Abteilung der Operativen Verwaltung des Generalstabs der sowjet. Landstreitkräfte. In den 1990er Jahren war er höherer Offizier u. Operateur in der Operativen Hauptverwaltung des Generalstabs der Streitkräfte RF u. bis 2003 Gruppen-, Abteilungs- u. stv. Leiter dieser Verwaltung. In den 2000er Jahren war er Mitglied der Militärisch-Industriellen Kommission RF, Berater des Präsidenten RF mit Zuständigkeit für Fragen des Komplexes für Verteidigung u. Industrie im Bereich der Atomwaffen sowie des staatl. Rüstungsprogramms, Mitglied des Meereskollegiums der Regierung RF, Vorstandsvorsitzender einer Militärisch-Industriellen Forschungs- u. Produktionsgesellschaft für Maschinenbauwesen, dann Leiter eines grossen Schiffbauunternehmens u. stv. Vorsitzender der Regierungskommission zur Sicherstellung der Integration der Unternehmen des Schiffbaukomplexes der RF. Im Sept. 2007 wurde er zum 1. stv. Generalstabschef der Streitkräfte RF ernannt. In dieser Stellung befasste er sich mit Fragen der strateg. Planung, der internationalen militär. Zusammenarbeit, u.a. 2008-10 war er als Mitglied des "Nationalen Komitees zur Bekämpfung des Terrorismus" an "Anti-Terror-Operationen" im Nordkaukasus beteiligt. 2009 wurde ihm für die Entwicklung u. Schaffung neuer Technologien der Preis der Regierung RF im Bereich Wissenschaft u. Technologie verliehen. 2009/10 kritisierte er die von Verteidigungsminister RF s. Anatolij Serdjukov u. Generalstabschef RF N.E. Makarov umgesetzten Pläne zum Aufbau der Streitkräfte RF, fand bei der Führung jedoch kein Verständnis u. wurde nach Einreichen eines Rücktrittsschreibens im Nov. 2010 per Dekret des Präsidenten RF vorzeitig aus dem aktiven Militärdienst entlassen. Nach seiner Pensionierung nahm er die wissenschaftl. Tätigkeit als Professor u. ordentliches Mitglied der Akademie der Militärwissenschaften sowie als stv. Direktor des "Instituts für Wirtschaftssicherheit u. strateg. Planung der Finanzuniversität der Regierung RF" wieder auf. 2013 wurde er zum Berater des Generaldirektors des staatl. russ. Uranbergbaukonzerns "Atomredmetzoloto" /"Uranium Holding ARMZ"/ ernannt, dessen Haupttätigkeit die Interaktion mit Regierungsbehörden ist. Ausserdem leitet er den Verwaltungsrat der Firma "Dalur AG" mit Sitz im Gebiet Kurgan, dem jüngsten u. effizientesten Asset der "Uranium Holding Co.", die Uran mit einem umweltfreundlichen Untertage-Laugungsverfahren produziert. 2013-15 war er Mitglied des Wissenschaftsrats des Sicherheitsrats RF. 2017 wurde er Leiter des Expertenrats des Verteidigungsausschusses der Staatsduma RF.)

BURCEV, Andrej
(russ. Journalist. Chefredaktor von Life.ru. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihm öffentl. Unterstützung für den
von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen.)

BURCHIK, Mikhail Leonidovich II III (einer von 13 Russen, die im Feb. 2018 auf die sog. "Mueller-Liste" des US-Justizministeriums gesetzt wurden, weil sie von ihm beschuldigt wurden, 2016 über ein Netzwerk gefälschter Social-Media-Accounts die US-Präsidentschaftswahl /Trump-Clinton/ von russ. Seite beeinflusst zu haben. Burchik gab gegenüber der BBC zu, in der Tat mit einer vermutlich s. Evgenij Prigozhin nahestehenden bzw. von ihm womöglich im Auftrag des Kremls/V. Putins oder vom FSB gegründeten u. gesteuerten russ. "Trollfabrik" zusammengearbeitet zu haben. Im Sept. 2019 fand er sich auf einer Liste von 27 Russen wieder, deren Namen auf die US-Sanktionsliste CAATSA gesetzt wurden.)

BURJATSKIJ, Said - arab. Abu Saad Said al-Burjati (eigtl. TIKHOMIROV, Aleksandr Aleksandrovich) II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI (1982-2010, gew. militanter-terrorist. islamist. Untergrundkämpfer u. ideolog. Führer des Dschihad im russ. Nordkaukasus. Als Sohn einer ethnisch gemischten burjat.-russ. Familie aus Burjatien konvertierte er im Alter von 17 Jahren zum Islam u. erhielt anschliessend eine islamische Ausbildung in Russland, Ägypten, Kuwait u. Saudi-Arabien. 2003 kehrte er nach Russland zurück, wo er als Übersetzer in einem islamischen Verlag in Moskau arbeitete u. Videobeiträge mit religiösen Lesungen veröffentlichte. Er hielt Predigten in der Moskauer Kathedralmoschee u. reiste mit salafist. Predigten durch die GUS-Staaten. Ein wesentlicher Teil seiner Aktivitäten bestand in der Kritik an verschiedenen islamischen Bewegungen wie dem Schiismus, Sufismus u.a. 2007 führte er den Haddsch durch, bei dem er eine Reihe von Vorträgen zum Thema "Heiliges Mekka“ aufzeichnete. Nach dem Tod des Vaters heiratete seine russ. Mutter einen Tschetschenen.
Bei den Dschihadisten im Nordkaukasus: 2008 schloss sich Burjatskij auf Einladung von s. Muhannad, des Stv. des Emirs des "Kaukasus-Emirats" s. Doku Umarov, dem Dschihad im Nordkaukasus an, trat der Organisation "Kaukasus-Emirat“ bei u. erklärte sich selbst zum neuen Anführer der Gruppe "Rijadus-Salikhin". Während seiner Dschihadzeit im Nordkaukasus beteiligte sich Burjatskij an diversen Sabotageakten, Terroranschlägen u. Einsätzen von islamist. Rebellen, die zahlreiche Tote u. Verletzte forderten. Nach Angaben der russ. Strafverfolgungsbehörden war Burjatskij im Juli 2009 an einem Attentat gegen den Präsidenten Inguschetiens s. Junus-Bek Evkurov beteiligt. Laut s. Ramzan Kadyrov, Oberhaupt Tschetscheniens, war es Burjatskij, der den Selbstmordattentäter s. Rustam Mukhadiev auf den Anschlag vorbereitete, der auf dem Teatralnaja-Platz in Groznyj eine Granate zündete, wobei 4 Polizeibeamte ums Leben kamen. Ob der Anschlag Ramzan Kadyrov selbst galt, ist unklar; da er sich zu einer Veranstaltung verspätete, befand er sich nicht unter den Anwesenden im Moment der Explosion. Daraufhin kündigte Kadyrov die „Jagd“ auf Burjatskij an, die dazu führte, dass Ende Juli tschetschen. Polizisten auf einer Strasse einen asiatisch aussehenden Mann erschossen, der ihnen verdächtig vorkam; aber es war nicht Burjatskij, sondern ein Polizist aus Jakutien, der zusammen mit einem Kollegen aus Tjumen im Auto starb. Ausserdem war Burjatskij an der Organisation eines Terroranschlags von Ende Aug. 2009 in Nazran, Inguschetien, beteiligt, bei dem 25 Polizisten getötet u. 260 Menschen verletzt wurden. Ferner übernahm er die Verantwortung für den Anschlag auf einen Nevskij-Express-Zug im Nov 2009 mit 30 Toten.
Verfolgung u. Tod:
Ende Juli 2009 eröffnete die Ermittlungsabteilung des Innenministeriums der Republik Tschetschenien ein Strafverfahren gegen Aleksandr Tikhomirov alias Said Burjatskij nach Art. 208 Teil 2 StGB RF wegen "Beteiligung an einer vom Bundesgesetz nicht vorgesehenen bewaffneten Formation“. Anfang März 2010 tauchten Berichte russ. Strafverfolgungsbehörden auf, dass Tikhomirov alias Burjatskij während einer Anti-Terror-Operation in der Region Nazran in Inguschetien in der Nähe des Dorfs Ekazhevo getötet worden sei. Bei dem Angriff der Anti-Terror-Einheit auf mehrere Häuser, in denen sich Burjatskijs Gruppe versteckt hielt, wurde eine stark verbrannte Leiche entdeckt, die fast keinen Kopf mehr hatte, u. bei der ein Reisepass auf den Namen Aleksandr Tikhomirov gefunden worden sein soll. Ob Burjatskij u. seine Leute sich in die Luft gesprengt hatten, ist unklar. Eine forensische Untersuchung in Rostov am Don ergab, dass es sich um die Leiche Burjatskijs handelte. Die Agentur "RIA Novosti" berichtete unter Berufung auf eine hochrangige Quelle im Föderationskreis Nordkaukasus, dass Tikhomirovs Leiche in einem nicht gekennzeichneten Grab bestattet werde, was auf die Praxis zurückzuführen sei, die Leichen von Terroristen nicht an Verwandte zu übergeben. Einige Tage später berichtete der Chef des FSB RF s. Aleksandr Bortnikov persönlich dem Präsidenten RF s. Dmitrij Medvedev, dass Tikhomirov-Burjatskij u. die 4 mit ihm verbündeten Kartoev-Brüder getötet u. 10 weitere Personen, die an dem Anschlag auf den Nevskij-Express beteiligt gewesen seien, festgenommen worden seien. Ferner berichtete das zuständige Operationszentrum des FSB, dass „in einem der Haushalte [in Ekazhevo] eine unterirdische Werkstatt entdeckt worden sei, die von den Rebellen zur Herstellung selbstgebauter Sprengkörper genutzt wurde“. Bei der Inspektion seien materielle Beweise gefunden worden, die auf die Beteiligung der Bande von T. Kartoev am Bombenanschlag auf den Nevskij-Express hinwiesen. Ausserdem sei eine technische Ausrüstung gefunden worden, die mit derjenigen identisch sei, die am Ort eines ähnlichen Terroranschlags im Gebiet Tver im Jahr 2007 beschlagnahmt worden sei.
Ausserdem verdächtigte Kadyrov Burjatskij alsSpion westlicher Geheimdienste".) Bewertungen: Burjatskij erschien als zentrale Figur des dschihadist. Untergrunds im Nordkaukasus in vielen westlichen u. russ. Medienberichten über die Dschihad-Bewegung in der Region. Dennoch erlangte er im Ausland weder Ruhm noch ideolog. Anerkennung, war jedoch beim salafist. Publikum in Russland beliebt. Zur Rolle Burjatskijs im dschihadist. Terrorkrieg gegen die Bundestruppen sagte der ehem. Geheimdienstchef des aufgelösten Bataillons "Vostok", Khamzat Gajrbekov: „Tikhomirov war eine der gefährlichsten Figuren in der Führung des Kaukasus-Emirats – er war verantwortlich für die Ausbildung von Selbstmordattentätern u. leitete ein Netzwerk von Sabotageschulen.“ Burjatskij bestritt seine Beteiligung an solchen Aktivitäten nicht, erklärte jedoch, dass sein Beitrag v.a. darin bestanden habe, Selbstmordgürtel" vorzubereiten u. Armaturen durchzuschneiden, um Splitterschäden zu verursachen, u. dergleichen. Der US-Politikwissenschaftler Gordon Khan betrachtete Burjatskij als den wirksamsten Propagandisten des "Kaukasus-Emirats" u. der Soziologe Danis Garaev bezeichnete ihn als herausragendsten Sprecher des Emirats. Die bekannte Moskauer Journalistin s. Julija Latynina nannte Burjatskij einen „burjatischen Che Guevara u. einen Mudschahid-Internationalisten“. Der Beitritt Burjatskijs zum bewaffneten Untergrund löste bei russischsprachigen Muslimen gemischte Reaktionen aus. Der /verstorbene/ russ.-islamische Aktivist u. Publizist s. Gejdar Dzhemal, der mit dem nordkaukas. Untergrund sympathisierte, nannte Burjatskij-Tikhomirov „ein Symbol einer neuen Generation im Epos des kaukasischen Kampfes“. Nach dem Tod Burjatskijs kam es bei einigen russ. Jugendlichen zu einer Verherrlichung des getöteten Rebellen, u. ein nichtmuslimischer Journalist schrieb in seinem Artikel, dass man Burjatskij als einen aufrichtigen u. wahren Märtyrer u. Kämpfer mit postmoderner Realität [bezeichnen könne], zu dem auch nichtmuslimische Intellektuelle aufschauen konnten". Ramzan Kadyrov, der sich zufrieden mit der Liquidierung Burjatskijs zeigte, den Sondereinheiten Russlands, die ihn vernichteten", dankte u. versprach, dass Doku Umarov dasselbe Schicksal erwarte, hielt Burjatskij für „den wichtigsten Ideologen des Rebellen-Untergrunds“, gleichzeitig aber für „eine Person, die keine Ahnung vom Islam hat. Doku Umarov u. ähnliche Banditen hören ihm zu. Diese Leute rufen die Tschetschenen auf, ihre Geschichte, Traditionen u. Kultur zu hassen.")

BUT (BOUT), Viktor Anatolevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII  XVIII XIX (1967-, ehem. sowjet. Militär-Fremdensprachenübersetzer, ehem. russ.Luftfrachttransportunternehmer u. internationaler Waffenlieferant bzw. -händler. Absolvent der Kazaner Suvorov-Militärschule u. des Militär. Rotbanner-Instituts des Verteidigungsministeriums der UdSSR in Moskau, wo er Fremdsprachen studierte u. angeblich über einen Abschluss in Wirtschaftverfügt. Nach dem Studium diente er als Militärübersetzer-Funker in einem Luftwaffenregiment, das Flugmissionen in Angola u.a. afrikan. Ländern durchführte, u. arbeitete als Portugiesisch-Übersetzer bei der sowjet. Militärmission in Mosambik, bis zu seinem Ausscheiden 1991 aus der Armee im Rang eines Oberleutnants. Es wurde auch berichtet, But sei Major des sowjet. Geheimdienstes KGB gewesen, wobei er selbst Verbindungen dazu dementierte.
Anfang der 1990er Jahre eröffnete er sein erstes Transportunternehmen, wurde Makler im Luftfrachtverkehr u. begann in Südafrika mit der Organisationu. Durchführung von entsprechenden Transporten. In der 2. Hälfte der 90er Jahre leitete But sein Unternehmen von Belgien aus, zog jedoch aufgrund einer Untersuchung seiner Aktivitäten durch die Strafverfolgungsbehörden in die Vereinigten Arab. Emirate VAE um, wo die am Flughafen Sharja ansässige Fluggesellschaft "Air Cess Liberia" neben diversen Waren auch französ. u. belgische Friedenstruppen transportierte, etwa nach Somalia.

Waffenlieferungen:
Nach dem Ende des Kalten Kriegs liessen sich mit entsprechenden Beziehungen zu Militärs aus den riesigen Arsenalen der ehem. Ostblock- u. Nachfolgestaaten der Sowjetunion preisgünstig Kriegswaffen beschaffen, die man verkaufen konnte, u. so entdeckten Leute wie But eine lukrative Geschäfts-"Nische". Mitte der 1990er-Jahre erschienen in den Medien erste Berichte über Buts illegale Waffenlieferungen an Länder, die internationalen Embargos unterlagen. Zu den dankbaren Abnehmern u. Käufern solcher Waffen gehörten die Regierungen von afrikan. Ländern wie Kamerun, Togo, Liberia, Sierra Leone, Zentralafrikan. Republik, Sudan, Uganda, Ruanda, beide Kongo u. Angola, aber auch ihre Feinde u. Guerillaverbände wie die Taliban u.Al-Qaida in Afghanistan, die Hisbollah im Libanon u. die Abu Sajaf auf den Philippinen sowie die FARC in Kolumbien. Damit setzte But seine besonders zynische u. unmoralische Geschäftsidee um, Waffen an direkte Kriegsgegner von Bürgerkriegen gleichzeitig zu liefern. But selbst bestritt in seinen wenigen öffentl. Äusserungen meist jede Beteiligung an Waffengeschäften mit den genannten Guerilla- u. Terrororganisationen oder Kontakte zu ihnen zu unterhalten. Andererseits räumte er manchmal zwar wieder eine gewisse Beteiligung am Waffenhandel ein, erklärte aber, dass nach seiner Ansicht keins seiner Geschäfte illegal gewesen sei. Die russ. Presse vermutete, dass But ein geheimer Vermittler von "Rosvooruzhenie" u. als solcher einer der wichtigsten militär. Geheimnisträger Russlands sein könnte. Die US-Regierung leitete schon Ende der 1990er Jahre eine Untersuchung der Aktivitäten Buts ein.

In den 2000er Jahren wurde But im Zusammenhang mit der illegalen Lieferung von Waffen u. Munition unter Umgehung von UN-Sanktionen in Berichtendes UN-Sicherheitsrats, von Amnesty International u. des US-Aussenministeriums genannt. Es wurden UN-Wirtschaftssanktionen gegen ihn verhängt, die ein Reiseverbot, die Sperrung von Bankkonten u. die Einstellung des Betriebs von verschiedenen von But geführten Luftfrachttransportunternehmen umfassten. Belgien erliess einen internationalen Haftbefehl gegen But, weil ihm Geldwäsche u. Diamantenschmuggel vorgeworfen wurde. Aus Angst vor einer Verhaftung liesser sich 2002 in Russland nieder, verzichtete darauf, ins Ausland zu reisen, Aufmerksamkeit zu erregen, u. hörte nach Angaben seiner Ehefrau auf, in der Luftfahrtindustrie zu arbeiten. Trotz seiner internationalen Isolierung fanden auch weiterhin Geschäfte etwa mit der britischen Regierung statt, für die But Soldaten u. Material in den Kosovo flog. Auch die US-Regierung nahm auch nach Inkrafttreten der UN-Sanktionen die Transportdienste von Buts Firmen in Anspruch. 2003 leisteten Unternehmen im Besitz oder unter der Kontrolle Buts materielle Unterstützung für das US-Militär im Irak, etwa indem Buts Flugzeuge nach dem Sieg der US-Truppen im Irakkrieg Material für die US-Armee flogen, als andere Fluglinien den noch unsicheren Flughafen Bagdad mieden. Noch 2004/5 zählte der US-Militärdienstleister KBR, zu jener Zeit noch ein Tochterunternehmen von Halliburton, zu Buts grössten Kunden, wobei die Regierung von s. George W. Bush sogar einen gescheiterten Versuch unternahm, die UN-Sanktionen gegen But aufheben zu lassen. 2004 begann dann allerdings die schrittweise Umsetzung der UN-Sanktionen gegen But in den USA, als der US-Präsident die Executive Order 13348 zur Umsetzung der UN-Resolutionen betreffs Liberia erliess, mit dessen berüchtigten ehem. Präsidenten Charles Taylor But in Verbindung gestanden haben soll, wobei But die Lieferung von Waffen an ihn bestritt. Im April 2005 wurde But vom US-Finanzministerium auf die schwarze Liste gesetzt, wobei er im Okt. 2006 wegen der Lieferung von Waffen an dieTeilnehmer des Konflikts in Kivu, DR Kongo, auf eine weitere Sanktionsliste gesetzt wurde. Zu dieser Zeit hielt sich But nach wie vor in Moskau auf, da er seine Verhaftung im Ausland befürchtete.

US-Fahndung, Verhaftung u. Auslieferung an die USA:
2007 heckten Präsident Bushs Anti-Terror-Berater Juan Zarate u. Agenten derUS-Drogenbekämpfungsbehörde D.E.A. einen listigen Plan aus, um But aus Russland in die Falle zu locken, um ihn im Ausland zu verhaften u. in den USA vor Gericht zu stellen. D.E.A.-Agenten, die sich als Vertreter der kolumbian. FARC-Rebellen ausgaben, kontaktierten Buts Partner, den britischen Staatsbürger Andrew Smulian, mit dem Vorschlag, Igla-Waffensysteme zu kaufen, um Hubschrauber mit US-Piloten oder Passagierflugzeuge mit US-Bürgern abschiessen zu können. Da man davon ausging, dass der russ. Waffenhändler bei diesem Geschäft sehr wohl davon Kenntnis hatte, dass die Waffen zum Zweck der Tötung amerikan. Bürger ver- bzw. gekauft wurden, sollte er in den USA wegen Verschwörung angeklagt werden. Ursprünglich sollte But nach Rumänien gelockt werden, um sich mit entsprechenden Käufern zu treffen, aber er lehnte diesen Vorschlag, in ein EU-/NATO-Land zu reisen, als unsicher ab, so dass ihm am Ende Thailand angeboten wurde. Die als FARC-Rebellen getarnten D.E.A.-Agenten erschienen mit einem Aufnahmegerät zu dem Treffen in einem Hotel in Bangkok, wo But im März 2008 auch tatsächlich auftauchte. Während der Verhandlungen bestätigte der Russe, dass er bereit sei, Iglas u.a. Waffen zu verkaufen, um Flugzeuge des „gemeinsamen Feindes“ abzuschiessen. Danach wurden But u. Smulian von der thailänd. Polizei in Begleitung von D.E.A.-Beamten aufgrund eines Haftbefehls festgenommen, den ein örtliches Gericht auf Ersuchen der USA erlassen hatte. Während Smulian am folgenden Tag nach New York flog, um sich freiwillig vor Gericht zu stellen, wurde But in Bangkok in Gewahrsam genommen. Nach Angaben eines Professors namens Aleksej Bineckij seien an der Verhaftung Buts i.e.L. die konkurrierenden Strukturen des militär.-industriellen Komplexes Russlands interessiert gewesen, die damit einen Konkurrenten auf dem internationalen Waffenmarkt ausschalten konnten. Die USA forderten daraufhin Buts Auslieferung, wobei sie ihm die Ausrüstung terrorist. Organisationen vorwarfen. Übrigens hatte auch der UN-Chefankläger beim Sondergerichtshof für Sierra Leone eine Auslieferung Buts an das Gericht in Den Haag beantragt.
Indessen hinderte die thailänd. Regierung die Amerikaner jedoch daran, But ausser Landes zu bringen, u. versuchte, mit den russ. Behörden die Frage der Überstellung Buts nach Russland abzuklären, doch die russ. Behörden reagierten darauf nicht. Bei einer gerichtlichen Anhörung im Sept. 2008 erklärte Buts Verteidiger, sein Mandant sei unschuldig u. werde rechtswidrig festgehalten. Die Staatsduma RF verabschiedete eine Erklärung zur Unterstützung Buts, indem sie in seinem Fall polit. Motive monierte. Es werde versucht, diese Angelegenheit mit dem Kampf gegen den internationalen Terrorismus in Verbindung zu bringen u. auf diese Weise die Interessen u. die Reputation Russlands zu beschädigen, hiess es darin. Es sei notwendig, so die russ. Parlamentarier weiter, die Bemühungen zum Schutz Viktor Buts vor unrechtmässiger Verfolgung zu intensivieren u. seine Rückkehr nach Russland zu ermöglichen. Im Aug. 2009 lehnte ein thailänd. Gericht die Auslieferung Buts an die USA ab u. begründete die Entscheidung mit den dem Gericht vorgelegten unzureichenden Schuldbeweisen sowie mit dem Argument, dass die FARC, der But nach Ansicht der Anklage Waffen verkaufte, eine politische u. keine terrorist. Organisation sei, wie die USA u. später auch die EU behaupteten. Anfang Sept. desselben Jahres weigerte sich ein Bangkoker Strafgericht, ihn gegen Kaution freizulassen. Somit blieb er in Thailand in Haft, während die thailänd. Staatsanwaltschaft Einspruch gegen das Urteil einlegte. Im Feb. 2010 erhob die New Yorker Staatsanwaltschaft neue Anklage gegen But wegen zweier in den USA befindlicher Flugzeuge, die But zusammen mit seinem amerikan. Kollegen Richard Chichakli kaufen wollte, u. im März wurde ein neues Auslieferungsverfahren gegen But eingeleitet. Im Aug. desselben Jahrs entschied ein thailänd. Berufungsgericht auf Antrag der thailänd. Staatsanwaltschaft, dem Antrag der US-Behörden auf Auslieferung Buts stattzugeben u. But binnen 3 Monaten an die USA auszuliefern. Buts Anwaltlegte gegen die Entscheidung Berufung ein, woraufhin weitere rechtliche Verfahren einige Zeit in Anspruch nahmen. But selbst richtete aus dem Gefängnis in Bangkok einen Brief an den thailänd. Regierungschef mit der Bitte, ihn nicht an die USA auszuliefern. Aus thailänd. Gefangenschaft ist ein Video erhalten geblieben, in dem But eine akustisch unverständliche Erklärung abgibt. Die Entscheidung des thailänd. Gerichts wurde von Aussenminister RF s. Sergej Lavrov als „politisch motiviert“ kritisiert, wobei er erklärte, dass der Beschluss nach den ihm vorliegenden Informationen auf starken Druck von aussen getroffen worden sei. Er kündigte an, Russland werde alles tun, um But nach Hause zurückzuholen. Der thailänd. MP Abhisit Vejjajiva wies die Vorwürfe der russ. Seite zurück. Nachdem die thailänd. Regierung Mitte Nov. 2010 endgültig entschieden hatte, But an die USA auszuliefern, verliess der Russe mit einem Charterflug das asiat. Land, wobei er auf dem Flug nach New York von 6 D.E.A.-Beamten begleitet wurde. Nach der Landung auf dem Stützpunkt Stewart der US-Nationalgarde bei Newburgh wurde But in einem Panzerwagen-Konvoi zum Gericht in Manhattan gebracht, wo ihn ein Richter zur Inhaftierung in einer als VIP-Gefängnis bekannten U-Haftanstalt /Park Row/ verurteilte, wo But nach Angaben seiner Ehefrau etwa 15 Monate in einer Einzelzelle in völliger Isolation u. unter menschenunwürdigen Umständen verbrachte. Im Jan. 2011 sagte But gegenüber der russ. Nachrichtenagentur "RIA Novosti", er habe einen Deal mit der US-Staatsanwaltschaft abgelehnt, denn er erwarte kein faires Verfahren in den USA.

Strafprozess u. Verurteilung: Der Prozess gegen But begann im Okt. 2011 vor dem US-Bezirksgericht für den südlichen Bezirk von New York in Manhattan unter dem Vorsitz der US-Bezirksrichterin Shira A. Shandlin. But wurde in 4 Punkten angeklagt: Verschwörung zur Ermordung von US-Bürgern nach Paragraph 2332b Teil 18 StGB USA; kriminelle Verschwörung zur Ermordung von Personen in öffentl. Ämtern nach Paragr. 1114 u. 1117; Verschwörung zum Kauf u. Verkauf tragbarer Luftverteidigungssysteme "Iglas" nach Paragr. 2332g; kriminelle Verschwörung zur Unterstützung einer als Terrororganisation eingestuften ausländ. Organisation. Während But selbst sich weigerte, vor Gericht auszusagen, vertrat die Verteidigung den Standpunkt, dass die Beweise der US-Staatsanwaltschaft, einschliesslich der gesamten Operation, um But mit den D.E.A.-Agenten in Thailand treffen zu lassen, unter Verstoss gegen das Gesetz erstellt wurden. Als Zeuge im Prozess trat sein früherer Geschäftspartner Andrew Smulian auf, mit dem But im März 2008 in Thailand festgenommen wurde. Smulian bekannte sich im Gegensatz zu But in seinem eigenen Verfahren für schuldig u. wurde wegen seiner engen Kooperation mit den US-Behörden - eventuell auch mit dem US-Geheimdienst - im Mai 2012 nur zu 5 Jahren Haft verurteilt, von denen er zu diesem Zeitpunkt bereits 4 Jahre abgesessen hatte. Während des Prozesses erhielt Richterin Shendlin einen Brief von einer Gruppe von Abgeordneten der Staatsduma RF, in dem es hiess: „In Geschäftskreisen, unter Kollegen, Freunden u. Verwandten Viktor Buts herrscht seit Langem die Meinung über ihn als einen ehrlichen, respektablen, hochmoralischen u. sympathischen Menschen u. einen gesetzestreuen, verantwortungsbewussten, zuverlässigen Unternehmer“. Im Nov. 2011 wurden bei einer Durchsuchung des libyschen Geheimdiensthauptquartiers in Tripolis Dokumente gefunden, die auf Buts Verbindungen zu libyschen Beamten hinwiesen. Gleichzeitig gab But seine Beteiligung am Waffentransport zu heiklen "Hot Spots“ zu, bestritt jedoch den Handel als solchen. Er „habe Waffen auf dem Luftwegan die Regierungen Angolas, Kongo-Brazzavilles u. Ruandas, aber auch an die Rabbani-Regierung in Afghanistan während des Kriegs mit den Taliban geliefert, aber keine Waffen gekauft oder verkauft“. Anfang Nov. 2011 befanden die amerikan. Geschworenen But einstimmig in allen 4 Anklagepunkten für schuldig. But bestritt alle strafrechtlichen Anschuldigungen u. erklärte im Feb. 2012 gegenüber "RIA Novosti", sein Verfahren sei ein politisches u. kein strafrechtliches. In dem längeren Interview präzisierte u. relativierte er einige Behauptungen, die sich über seine frühere Tätigkeit als Transportunternehmer verfestigt hatten. Er habe damals Verwundete transportiert, Menschen gerettet, Medikamente u. Ausrüstung für Krankenhäuser u. Wasseraufbereitungsanlagen geliefert, ja sogar Elefanten von Südafrika nach Angola überführt". Er habe noch nie Waffen verkauft, aber selbst wenn er das getan hätte, wäre das kein Verbrechen gewesen, denn man könne auch mit einer Bratpfanne töten". Er habe „2 oder 3 Aufträge für den Transport von Waffen von den Regierungen der Bananenrepubliken gehabt, aber wenn er nicht gewesen wäre, wären sie von der Lufthansa oder jemand anderem geliefert" worden. Was den Irak betreffe, habe er nie US-Befehle ausgeführt". Es sei aber möglich, dass die Firma seines Bruders das gemacht habe, aber er wisse es nicht". Bei Interviews an anderer Stelle, etwa im März 2009 für britische Medien, erklärte But auf Nachfragen hin, dass er nicht ausschliessen könne, dass ohne sein Wissen in seinen Flugzeugen Waffen transportiert worden seien". Ferner gab er bei "RIA Novosti" seine von Grund auf negative Meinung über Amerika zum Ausdruck: Er sei gegen Amerika, gegen seine Expansion, ... Amerika sei ein Krebsgeschwür auf der Erde. Die USA verwendeten zwar eine demokrat. Rhetorik, aber was er in den letzten 14 Monaten gesehen habe, lasse ihm die Haare zu Berge stehen". ... Es finde dort reine Goebbels-Propaganda" statt, insbes. was die Ereignisse in Moskau angingen. ... In den USA herrsche Anarchie u. viele Gebiete werden von Gangsterbanden kontrolliert". Er denke, die Menschen werden aus der Sklaverei aufwachen, ihre Ketten abwerfen u. die Wall Street zerstören". Die UN seien zu einem Haufen Bürokraten geworden, die sich mit ihren eigenen Problemen befassen. Sie hätten keinen einzigen Konflikt in Afrika gelöst oder zum Stillstand gebracht". Zum Waffenhandel mit Russland: Es gebe u. könne keine illegalen Waffenlieferungen aus Russland geben, da daran niemand ausser der Regierung beteiligt" sei. Er „gehe davon aus, dass er zu lebenslanger Haft verurteilt werde, aber er werde keine Träne vergiessen“. Die Geschichte werde ihm Recht geben". Im Okt. u. Dez. 2011 sowie im März 2012 organisierte die "Gewerkschaft der Bürger Russlands“ Protestaktionen vor dem US-Konsulat in St. Petersburg u. forderte die Rückkehr Buts nach Russland. Ähnliche Demos fanden auch in Moskau, Novosibirsk u. Ekaterinburg statt. Die Verkündung des eigentlichen Urteils wurde mehrfach verschoben u. erfolgte erst im April 2012. Demnach verurteilte das Bundesgericht in New York But zu einem Mindeststrafmass von 25 Jahren Gefängnis sowie einer Geldstrafe von 15 Mln. USD. Die US-Staatsanwaltschaft hatte die Verurteilung Buts zu lebenslanger Haft gefordert. Buts Anwalt kündigte Berufung gegen das Urteil an. Die Regierung RF lehnte das Urteil ab, u. das Aussenministerium RF kommentierte es damit, die US-Justiz habe „die Argumente der Verteidigung ignoriert u. offenkundig einen polit. Auftrag umgesetzt“. Das New Yorker Berufungsgericht verwarf Buts Berufung u. bestätigte das Strafmass. Nach seiner Verurteilung wurde But zunächst in das "Brooklyn General Security Prison" in einen Block für Gefangene mit instabiler psychischer Gesundheit u. suizidalen Tendenzen eingeliefert /wie die russ. Wikipediaseite über But hinzufügte/. Im Mai 2012 beschloss das US-Gefängnisamt, But zur Verbüssung seiner Strafe in das Hochsicherheitsgefängnis "ADX Florence" in Florence, Colorado, zu überführen, wobei russ. Konsularbeamte u. Diplomaten den Richter u. die US-Staatsanwaltschaft davon überzeugen konnten, die Überstellung zu verschieben, während Buts Ehefrau Alla But einen offenen Brief an die russ. Behörden richtete, in dem sie Massnahmen zum Schutz der Rechte russ. Bürger forderte. Im Juni 2012 wurde But in das "US Penitentiary Marion", ein Gefängnis mit mittlerem Sicherheitsstandard in Illinois, überstellt.

Vorbereitungen zur Auslieferung an Russland:
Im Mai 2012 begann die Phase der Vorbereitung von Dokumenten für Buts Auslieferung an sein Heimatland Russland auf der Grundlage des sowjet.-amerikan. Übereinkommens über die Überstellung verurteilter Personen vom 21. März 1983, wobei US-Generalstaatsanwalt Eric Holder nicht ausschloss, dass But seine Haftstrafe in Russland verbüssen würde. Allerdings weigerte sich But bereits im Juni 2012, sich auf die Auslieferung an Russland vorzubereiten, um in den USA gegen das gegen ihn verhängte Urteil Berufung einlegen zu können. Anfang Juli 2012 ging beim Justizministerium RF jedoch ein Antrag von Ehefrau Alla But auf Auslieferung Viktor Buts an Russland ein. Im Aug. wurde bekannt, dass die russ. Behörden ein Dokumentenpaket an die USA für die Auslieferung Buts an Russland geschickt hatten. Im Nov. 2012 wurde bekannt, dass das US-Justizministerium die Auslieferung Buts an Russland abgelehnt hatte. Als Hauptgrund für die Ablehnung wurde „die Schwere des von ihm begangenen Verbrechens“ genannt. Nachdem Buts Verteidigung Berufung gegen das Urteil eingelegt hatte, wies das für den 2. New Yorker Bezirk zuständige US-Berufungsgericht im Sept. 2013 Buts Antrag zurück u. bestätigte das Urteil des Bundesgerichts des südlichen New Yorker Bezirks. Im Nov. 2014 beantragte But beim Bezirksgericht Manhattan, seinen Fall aufgrund „neu entdeckter Umstände“ erneut zu prüfen. Im Feb. 2017 gelangte Buts Verteidigung mit einem Berufungsantrag an den Obersten Gerichtshof der USA, der im April desselben Jahrs eine Mitteilung veröffentlichte, in der die Annahme des Falls zur Prüfung abgelehnt wurde. Somit waren die Rechtsmittel zur Berufung gegen das Urteil in den USA ausgeschöpft. Im Juli 2017 wurde bekannt, dass Buts Haftstrafe wegen des Vorwurfs der Herstellung von Alkohol im Gefängnis um 40 Tage erhöht wurde, so dass der Termin für Buts Haftentlassung auf den 19. Aug. 2029 verschoben wurde. Aleksej Bineckij zufolge seien sowohl die amerikan. als auch die russ. Seite an einer unbefristeten Inhaftierung Buts interessiert gewesen.
Gefangenenaustausch statt Auslieferung: Im Sept. 2019 wurde bekannt, dass die russ. Behörden den Amerikanern angeboten hätten, But gegen 15 US-Bürger auszutauschen, die in Russland Haftstrafen verbüssten. Die US-Seite lehnte dies jedoch mit der Begründung ab, dass die zum Austausch angebotenen Bürger „für sie von geringem Interesse“ seien. 2020 berichtete die BBC, dass die russ. Behörden die Möglichkeit erwägten, But durch einen Austausch mit dem Amerikaner s. Paul Whelan freizulassen, ein US-Marineveteran, der in Russland im Dez. 2018 wegen Spionagevorwürfen verhaftet u. im Juni 2020 wegen Spionage zu 16 Jahren Haft verurteilt wurde. Im Juli 2022 wurden Whelan u. die US-Basketballspielerin s. Brittney Griner, die wegen Drogenschmuggels verurteilt wurde, in einemTelefongespräch von US-Aussenminister s. Anthony Blinken mit seinem russ. Amtskollegen Sergej Lavrov erwähnt, worüber offenbar auch russ. Medien schrieben.

Rückkehr nach Russland:
Am 8. Dez. 2022 kehrte Viktor But nach Russland zurück, nachdem er am Flughafen Abu Dhabi gegen Brittney Griner ausgetauscht worden war /II III IV V VI VII VIII IX X/. Medienberichten zufolge wurden But u. Griner vor dem Austausch begnadigt u. sollten die entsprechenden Strafen nicht weiterhin in ihren Ländern verbüssen müssen. Präsident RF V. Putin erklärte in seinem Kommentar, dass von russ. Seite das FSB den Austausch mit den Amerikanern ausgehandelt habe /II/. US-Beamte erklärten, Russland habe sich geweigert, Paul Whelan in die Vereinbarung einzubeziehen, was dazu geführt habe, dass US-Präsident s. Joe Biden einem 1-zu-1-Austausch zustimmen musste, wie beim früheren Austausch zwischen Konstantin Jaroshenko u. Trevor Reed /II III IV/. Somit blieb Whelan tragischerweise weiterhin in russ. Haft gefangen. Während die Rückkehr Buts vom russ. Staatsfernsehen euphorisch gefeiert wurde, nannte der ehem. US-Präsident s. Donald Trump den Austausch eine „Schande für die USA", u. der ehem. Trump-Sicherheitsberater s. John Bolton sprach von einer „Kapitulation". In Russland wurde But mit Ehren begrüsst u. zum unschuldigen Opfer der US-Politik erklärt. In den USA herrschte die Meinung vor, dass But im Dienst des russ. Geheimdienst /GRU/ stand u. seine umstrittenen Waffenlieferungen an Krisenherde der Welt den Interessen des Kremls nützten.
Im Dez. 2022 machte s. Marija Butina für "RT" ein Interview mit ihm /II/. Darin erklärte But u.a., dass er Putin voll u. ganz unterstütze, von dem er in seiner US-Zelle ein Bild gehabt habe, u. bereit sei, in der Ukraine als Freiwilliger zu kämpfen, wenn er die „Möglichkeit u. die nötigen Fähigkeiten dazu hätte", nachdem Russland im Feb. 2022 seinen umfassenden Angriffskrieg gegen die Ukraine entfesselt hatte. Er sei „stolz darauf, Russe zu sein“, u. könne „nicht verstehen“, warum die massive Offensive Moskaus im Nachbarland nicht bereits 2014 stattgefunden habe. But bestritt in dem "RT"-Interview einmal mehr Behauptungen in Presseberichten aus den USA, denen zufolge er Waffen an die Taliban in Afghanistan verkauft haben soll. Da „die Taliban ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt hatten", sei es absurd zu behaupten, dass er „mit ihnen kollaboriert habe, denn das ergebe keinen Sinn“. Dem Westen warf er vor, mit „Drogen u. LGBTQ+“ einen „Selbstmord der Zivilisation“ zu fördern /II III IV/.
Politik: Gleichzeitig wurde But von der sog. "Liberaldemokrat. Partei Russlands" LDPR des inzwischen verstorbenen Rechtspopulisten s. Vladimir Zhirinovskij als Mitglied aufgenommen, wie s. Leonid Sluckij, Vorsitzender der "LDPR", öffentlich bekannt gab /II/. Als "LDPR"-Parteigänger sagte But, dass er „das Leben aller Bewohner unseres grossen u. wunderbaren Landes verbessern" wolle. Diversen russ. Journalisten, die es offenbar interessant fanden, sich mit ihm zu unterhalten, erzählte But seine Sicht der Dinge /II III IV/, u. auch sonst zeigte er sich bei diversen Gelegenheiten in der Öffentlichkeit. Im Juli 2023 nominierte die"LDPR" But als Kandidaten für das Amt eines Abgeordneten der gesetzgebenden Versammlung des Gebiets Uljanovsk.
Persönl. Lifestyle, Kunst u. Kultur: Viktor But ist Vegetarier u. behauptet, keiner Religion anzugehören, aber „teilt die Ansichten“ von Jesus Christus, Buddha, Zarathustra u. Krishna u. betrachtet Lev Tolstoj u. Ivan Ilin als seine
geistigen Führer". Ausserdem bewundert er Freiheitskämpfer u. Revolutionäre wie Che Guevara, Fidel Castro u. Nelson Mandela, wobei er selbst Marx, Engels, Lenin u. Stalin für akzeptable Ideologen hält, denn ihre Theorien hätten sich als richtig u. wahr erwiesen, wie die Entwickung Russlands in den letzten Jahrzehten gezeigt habe. Nach eigenen Angaben spricht But oder kennt zumindest viele Fremdsprachen, darunter Englisch, Französisch, Portugiesisch, Tadschikisch, Farsi, Dari, Zulu, Xhosa u. Esperanto. Ansonsten beschäftigte sich But nach seiner Rückkehr nach Russland mit Kunst. Die schillernde Lebensgeschichte Viktor Buts wurde in verschiedenen Kinostreifen filmisch inszeniert. In US-Spielfilmen wie "Lord of War" von 2005 wurde But von anderen Schauspielern als Prototyp eines "Waffenbarons", Drogendealers u. professionellen Terroristen dargestellt, so dass dem skrupellosen, in Russland verehrten Geschäftsmann, den die "US-Geheimdienste" laut einigen russ. Medien für "einen der grössten illegalen Waffenhändler der Welt" halten, die zweifelhafte Ehre zukam, auch noch als Kunst- u. Kultfigur in die Kinogeschichte einzugehen. Offenbar fand But selbst keinen Gefallen an diesen filmischen Darstellungen. In dem erwähnten "RIA Novosti"-Gespräch vom Feb. 2012 erklärte er, dass er kein "Händler des Todes“ sei u. der /Co-/Autor des Buchs "Merchant of Death", Douglas Farah, ihn noch nie im Leben getroffen habe. Die "Händler des Todes" seien die USA selbst, die mehr Waffen verkauften als jeder andere auf der ganzen Welt.
Ehefrau: Seit 1992 ist Viktor But mit Alla Vladimirovna But, geb. Protasova, verheiratet, die er Ende der 1980er Jahre in Mosambik kennenlernte, wo er als Übersetzer für die sowjet. Militärmission tätig war. Laut UN-Bericht S/2000/1225 hatte Alla Buts Vater mit Namen Zjugin einst eine hohe Position im KGB der UdSSR inne. Alla selbst ist Künstlerin, Designerin u. Modedesignerin u. war Inhaberin von Bekleidungsgeschäften in den VAE, in Deutschland, Südafrika u. Russland. Auch sie gab russ. Journalisten diverse Interviews /II/.)

BUTINA, Marija Valerevna II III IV V VI VII VIII IX X XI XII/engl XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVIa XXVIb XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV/engl XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII LIII (1988-, russ. Politikwissenschaftlerin, Waffenrechts- u. Politaktivistin, kremlnahe Politikerin, Publizistin u. Journalistin aus Barnaul/Altaj. Absolventin eines Gymnasiums mit vertieftem Studium der englischen Sprache u. der Fakultät für Politikwissenschaft der Staatsuniversität des Altaj in Barnaul /2006-10/. Aspirantur mit Schwerpunkt "Polit. Prozesse, Institutionen u. Technologien“. Danach war sie als Englisch-Übersetzerin bei Treffen russ. u. amerikan. Politiker u. öffentl. Persönlichkeiten tätig u. arbeitete als Dozentin u. Leiterin eines Schulmuseums. Im Weiteren war sie als Spezialistin für Jugendarbeit in der Altaj-Sektion der Allruss. Jugendbewegung "Sieg“ der linkskonservativen Dumapartei "Gerechtes Russland“, als Koordinatorin einer regionalen schulischen Organisation u. als Geschäftsführerin des Rotary Clubs in Barnaul tätig. 2008 wurde sie als Beraterin eines Mitglieds der Öffentl. Kammer des Landes Altaj engagiert. In dieser Funktion überwachte sie Programme zur Entwicklung eines gesunden Lebensstils u. zur Verbesserung der polit. Kultur. Im gleichen Jahr wurde sie selbst Mitglied der Öffentl. Kammer des Landes Altaj, deren Pressedienst sie leitete. Sie engagierte sich aktiv im Journalismus, wobei sie sich im Internet für die Legalisierung des Waffenhandels stark machte, die dann zum Hauptthema ihrer gesellschaftspolit. Arbeit wurde. Zu diesem Zweck gründete Butina, die seit ihrer Kindheit Waffen liebte u. selbst eine hervorragende Schützin war, 2010 die öffentl. Organisation "Recht auf Waffen", zu deren erklärten Zielen die Lockerung der Gesetzgebung im Bereich des Tragens von Schusswaffen gehörte. Die Organisation führte eine Reihe öffentl. Veranstaltungen u. Kongresse durch, an denen Aktivisten unterschiedlicher polit. Anhängerschaft teilnahmen – von Kommunisten über Nationalisten bis hin zu Anarchisten. Aus dieser Zeit datieren Butinas Bemühungen, Teil von Putins System zu werden, indem sie sich über Vorwahlen der "Jungen Garde" der kremlnahen Dumapartei "Einiges  Russland" anschloss.
2011 zog Butina nach Moskau, wo sie eine Werbeagentur
eröffnete. Dort wurde sie als Sonderassistentin für den 1. stv. Vorsitzenden des Föderationsrats RF s. Aleksandr Torshin tätig, der stv. Vorsitzender der Zentralbank RF wurde. Im April 2015 reiste Butina als Torshins Assistentin mit ihm in die USA, wo sie an seinen Treffen mit hochrangigen US-Behördenvertretern teilnahm. Der russ. Senator gehörte übrigens zu den Mitgliedern der Bewegung "Recht auf Waffen", die er finanziell unterstützte. Butina selbst  wurde als Mitautorin des 2012 unter der Leitung von Senator Torshin erstellten Gutachtens "Zur Frage der Reform der russ. Waffengesetzgebung“ erwähnt. 2012 veröffentlichte das US-Magazin New Republic einen Bericht über Schiessereien durch Waffenrechtsaktivisten, der Butina erstmals internationale Beachtung verschaffte. 2012-16 knüpfte sie entsprechende Kontakte, empfing Delegationen der US-amerikan. "National Rifle Association" in Russland u. reiste selbst mehrmals in die USA. 2013 u. 2014 besuchte sie die Slovakei u. die Tschechische Republik, wo sie Treffen mit nationalen Organisationen abhielt, die sich für die Legalisierung des Waffenhandels einsetzen.
In den USA: 2015 lernte sie US-republikan. Politiker kennen, die ähnliche Ansichten zum Schutz der Rechte von Waffenbesitzern vertraten.
Im Juni dieses Jahres veröffentlichte sie in der US-Zeitschrift The National Interest einen Artikel, in dem sie der Ansicht war, dass ein republikan. Präsidentschaftskandidat gemeint war s. Donald Trump, der einen Tag nach dem Erscheinen des Beitrags als solcher nominiert wurde , die Wahl gewinnen müsse, um die Beziehungen zwischen Washington u. Moskau zu verbessern. Im Juli 2015 nahm Butina, die vom Sieg der Republikaner bei der Präsidentschaftswahl 2016 überzeugt war, an einer Wahlkampfkundgebung des US-Präsidentschaftskandidaten Trump teil, wobei sie den zukünftigen Präsidenten zu seinen polit. Absichten gegenüber Russland befragte u. von ihm dazu eine "hoffnungsvolle Antwort" erhalten haben soll. Laut New York Times habe Butina während des US-Präsidentschaftswahlkampfs 2016 mindestens 2x versucht, ein geheimes Treffen zwischen Trump u. Putin zu arrangieren. Im Nov. 2016 wurde Trump zum 45. US-Präsidenten gewählt u. trat sein Amt im Jan. 2017 an. Seine Amtszeit wurde von  Behauptungen, Vorwürfen u. Sonderermittlungen überschattet, dass/weil es eine Einflussnahme Russlands auf die US-Wahlkampagne zu Gunsten Trumps gegeben haben soll u. dass es sogar geheime Absprachen des Trump-Teams mit russ. Behörden gegeben habe, was Moskau natürlich dementierte. Laut Washington Post lebte Butina seit 2016 mit einem Studentenvisum in den USA. Dort präsentierte sie sich als Verfechterin der Waffenrechte u. war bestrebt, im Namen Russlands eine enge Beziehung zur "National Rifle Association" aufzubauen. Trump selbst plädiert für eine weite Auslegung des 2. Verfassungszusatzes, der US-Bürgern das Recht auf Waffenbesitz einräumt. Wie die Mehrheit der Republikaner lehnt er Verschärfungen des Waffenrechts ab u. behauptet, dass sie Gewalttaten nicht verhinderten. Anfang Feb. 2017 nahm Butina als Teil der offiziellen, von Senator Torshin zusammengestellten russ. Delegation am "National Prayer Breakfast" teil, einer Galaveranstaltung, bei der auch US-Präsident Trump zugegen war, wobei die staatl. russ. Nachrichtenagentur "TASS" einen Beitrag mit Butina über die Veranstaltung veröffentlichte. Auch die US-Medien wurden auf Butina zunehmend aufmerksam, veröffentlichten kritische Beiträge über sie, u. eine Reihe von US-Senatoren forderten eine Untersuchung ihrer Aktivitäten. Im Feb. 2018 engagierte Butina den US-Anwalt Robert Driscoll. Die US-Presse erfuhr, dass Butina im Frühjahr 2018 im Beisein ihres Anwalts „8 Stunden lang freiwillig hinter verschlossenen Türen vor Vertretern beider US-Parteien im Sondergeheimdienstausschuss des US-Senats aussagte u. ihnen auch Tausende von Dokumenten zur Verfügung stellte“. Im März 2018 wurde in Russland die Tätigkeit des öffentl. Vereins "Recht auf Waffen“ als jurist. Person durch Gerichtsbeschluss auf der Grundlage von Art. 29 des entsprechenden russ. Bundesgesetzes "Über öffentliche Vereine“ eingestellt. Im April 2018 fand eine Durchsuchung in Butinas gemieteter Wohnung in Washington statt. Laut Washington Post erhielt Butina im Mai 2018 einen Master-Abschluss von der American University mit Spezialisierung auf internationale Beziehungen. Im Sommer begann Butina, sich auf die Rückkehr nach Russland vorzubereiten, aber dazu kam es vorläufig nicht, denn am 15. Juli wurde sie am Vorabend des Treffens zwischen Trump u. Putin in Helsinki, Finnland, in Washington vom FBI ohne vorherige Benachrichtigung des US-Generalstaatsanwalts festgenommen. Der unmittelbare Grund für die Festnahme Butinas, die seit mehreren Monaten unter Beobachtung stand, war nach Angaben der Staatsanwälte vor Gericht Butinas Kontaktaufnahme mit einer Umzugsfirma u. die Überweisung von 3500 USD auf ein Konto in Russland sowie die Tatsache, dass sie einen russ. Pass besass, der es ihr ermöglichte, in einem beliebigen Moment in der russ. Botschaft Zuflucht zu suchen oder nach Russland zu fliegen. Das Aussenministerium RF ging davon aus, dass Butinas Verhaftung zeitlich mit dem Treffen der Präsidenten Russlands u. der USA in Helsinki zusammenfiel, um den Gipfel zu stören.

Vorwürfe, Anklage, Strafverfahren, Verurteilung, Gefängnishaft u. Rückkehr nach Russland: Nach ihrer Verhaftung
wurde Butina vom US-Justizministerium der Verschwörung beschuldigt, dass sie als "ausländ. Agentin“ tätig gewesen sei, ohne die US-Behörden zu benachrichtigen, u. dass sie US-Organisationen mit Einfluss auf die amerikan. Politik infiltriert habe, um die Interessen der RF zu fördern. Obwohl Butina nach Informationen des US-Justizministeriums angab, an der American University im District of Columbia studieren zu wollen, als sie im Aug. 2016 mit einem Studentenvisum in die USA einreiste, sei der wahre Zweck ihres Aufenthalts in den USA Lobbyarbeit im Interesse Russlands gewesen, wie die US-Staatsanwaltschaft aus Briefen u. SMS-Mitteilungen an Butina schloss, die die Ermittler des FBI fanden. In der Anklageschrift hiess es u.a., dass Butina mehrmals versucht habe, Kontakte zu Vertretern des US-Establishments herzustellen. Insbes. berichtete die Washington Post, dass Butina mit Jeffrey Gordon kommuniziert habe, einem Mitglied des Wahlkampfteams von Präsident Trump u. Beauftragter für nationale Sicherheitsfragen. Ausserdem seien in Butinas E-Mail-Korrespondenz Kontakte zu mehreren Personen festgestellt worden, die in den USA als Agenten des Bundessicherheitsdienstes geführt werden. Ansonsten schnüffelten die US-Geheimdienste offenbar auch in Butinas Privatleben u. fanden allerhand heraus. Aus den Unterlagen des US-Justizministeriums ging z.B. hervor, dass Butina in einer Beziehung zu dem republikan. Politologen Paul Erickson stand, /der 2021 wegen Betrugs u. Geldwäscherei zu 7 Jahren Gefängnis verurteilt wurde/, u. über ihn Zugang zu anderen US-Politikern erhielt. Auch ein Treffen mit dem russ. Botschafter in den USA wurde dokumentiert. Butina wurde mit s. Anna Chapman, einer anderen entlarvten russ. "Spionin“, verglichen. Die Ermittlung ergab ferner, dass Butina mit den „russ. Oligarchen“ das Budget für ihre Reise in die USA besprochen hatte. Finanzielle Unterstützung für Butina u. ihre Organisation "Recht auf Waffen“ leistete offenbar mehrere Jahre lang auch der russ. Geschäftsmann u. Milliardär s. Konstantin Jurevich Nikolaev, der Geschäftsbeziehungen zu US-Unternehmen im Energie- u. Technologiesektor unterhält, worüber Butina selbst im Frühjahr 2018 bei einer Anhörung im Geheimdienstausschuss des US-Senats gesprochen hatte.
Butina wurde nach Paragr. 18 Abschnitte 951 u. 371 U.S.C. aufgrund des Gesetzes über "Ausländ. Agenten" wegen "Verschwörung"
zur Begehung einer Straftat zum Schaden der USA angeklagt. Die Höchststrafe nach diesem Paragr. beträgt 5 Jahre Gefängnis. Abschnitt 951, der die Tätigkeit "ausländ. Agenten“ regelt, verlangt die Registrierung von Personen, die in den USA unter der Kontrolle ausländ. Regierungen arbeiten, ausser im Fall von Diplomaten. Ein Verstoss gegen diese Vorschrift wird mit einer Höchststrafe von 10 Jahren Gefängnis geahndet. Butina bekannte sich nicht schuldig u. ihr Anwalt Robert Driscoll, der die gegen seine Mandantin erhobenen Vorwürfe für „aufgeblasen“ hielt, bestritt, dass Butina in Spionage verwickelt war. Das Aussenministerium RF bezeichnete die Vorwürfe gegen Butina als „polit. Auftrag“, u. der russ. Aussenminister s. Sergej Lavrov verurteilte in einem Telefongespräch mit seinem US-Amtskollegen s. Mike Pompeo die Anklage gegen Butina als erfunden u. forderte die Freilassung der in U-Haft sitzenden Landsmännin. Am 18. Juli 2018 lehnte ein Gericht in Washington die Freilassung Butinas gegen Kaution ab u. ordnete die Inhaftierung der Russin bis zur Gerichtsverhandlung an. Mitte Aug. wurde Butina in ein Gefängnis in Alexandria, Virginia, verlegt. Im Sept. lehnte das Gericht die Freilassung der Russin erneut ab u. begründete dies mit Fluchtgefahr, dass eine solche Entscheidung dazu führen würde, dass Butina „in ein Auto mit Diplomatenkennzeichen gesetzt, zum Flughafen gebracht u. nach Russland geschickt“ würde. Das Gericht verbot Butinas Anwalt ausserdem, in der Presse öffentl. Kommentare zum Fortgang des Prozesses abzugeben. Im Nov. wandte sich Butinas Vater an den Präsidenten RF V. Putin mit den Worten „Hilfe! Meine Tochter wird in einem amerikan. Gefängnis gefoltert!“ Auch der russ. Aussenminister Lavrov sprach über den Einsatz von Folter in einem US-Gefängnis. Butina selbst berichtete im April 2019 hingegen, dass gegen sie keine Folter angewendet wurde, sie jedoch längere Zeit in Isolation gehalten wurde, worunter sie psychisch gelitten habe. Allerdings bezeichnete sie in einem Interview vom Okt. 2020 den gegen sie angewandten systemat. Schlafentzug als Folter. Russ. Diplomaten berichteten, dass Butina unter „sehr harten Bedingungen“ festgehalten werde. Offenbar haben sich alle neuen Insassen in amerikan. U-Haftanstalten diesen "üblichen" Praktiken u. Methoden auszusetzen. Anfang Dez. 2018 wurde bekannt, dass Butina beabsichtige, einen Deal abzuschliessen, der ihr die Freilassung ermöglichen würde, u. hoffe, im Gegenzug für ein teilweises Schuldbekenntnis eine mildere Strafe zu erhalten. Mitte Dez. erklärte die Gefangene vor Gericht, dass sie ihre Schuld eingestanden habe, an einer Verschwörung gegen die USA beteiligt gewesen zu sein, u. gab zu, auf Anweisung eines russ. Beamten gehandelt zu haben. MID-Sprecherin s. Marija Zakharova, berüchtigt für ihre absurde Verzerrung der Wahrheit im Interesse der russ. Staatspropaganda, sprach von Butina als einer polit. Gefangenen". Alles was um sie geschehe, habe mit Jurisprudenz u. Rechtssprechung nichts zu tun", sondern es gehe „ausschliesslich um polit. Druck, Erpressung u. um ein psycholog. Experiment an ihr" /II/. Bei der nächsten Gerichtsverhandlung, die erst wieder Ende März 2019 stattfand, forderte die US-Staatsanwaltschaft die Verurteilung Butinas zu 18 Monaten Gefängnis. In ihrem Schlusswort im Prozess sagte Butina, dass sie in die USA gekommen sei, um die Beziehungen zwischen Russland u. den USA zu verbessern. Gleichzeitig wies Butina darauf hin, dass ihr nicht bekannt gewesen sei, dass sie sich in den USA als ausländ. Agentin registrieren lassen müsse, u. entschuldigte sich für ihr Vorgehen, das in den USA als Rechtsverstoss eingestuft wurde. Im April 2019 verurteilte das Bundesgericht des District of Columbia unter Vorsitz von Richterin Tanya Chutkan Butina zu 18 Monaten Gefängnis wegen "illegaler Aktivitäten im Interesse eines fremden Staates“ u. genehmigte ihre Abschiebung nach Russland nach Verbüssung der Strafe. Der russ. Präsident Putin nannte das Urteil des US-Gerichts eine Gesetzlosigkeit" u. drückte sein Unverständnis für die Verurteilung der Frau aus, da ihm nicht klar sei, welches Verbrechen sie begangen habe. Im Jan. 2019 hatten US-Medien unter Berufung auf Geheimdienstberichte behauptet, Butina sei mit Zustimmung der Regierung von Präsident Putin in einflussreiche amerikan. polit. Kreise eingeschleust worden. Im Mai 2019 legte Butina Berufung gegen das Urteil ein u. zeichnete eine Videobotschaft aus dem Gefängnis auf, in der sie um finanzielle Unterstützung für die Finanzierung von Anwälten bat. Zur Verbüssung ihrer Strafe wurde Butina in das "Northern Neck"-Gefängnis in Worthow, Virginia, verlegt. Anschliessend kam sie in ein Gefängnis in Tallahassee, Florida, wo sie in der Cafeteria arbeitete, morgens joggen ging u. handschriftliche Notizen machte. Insgesamt schrieb sie Hunderte Seiten Text über die ihr widerfahrenen Ereignisse; diese Notizen sollten mit Hilfe von Anwalt Driscoll nach Russland geschickt werden. Ausserdem hatte Butina jede Woche die Möglichkeit, 45 Min. lang per Video mit ihren Eltern u. Freunden zu kommunizieren. Im Okt. 2019 wurde Butina nach teilweiser Verbüssung der 18-monatigen Haftstrafe aus dem Bundesgefängnis in Tallahassee entlassen u. kehrte mit einem Aeroflot-Flug von Miami nach Moskau zurück.
Nach ihrer Rückkehr
nach Russland wurde Butina beim TV-Sender "RT" /"Russland heute"/ als Moderatorin der Sendung "Schönes Russland bu-bu-bu" angestellt. 2020 veröffentlichte sie ihr "Gefängnistagebuch“ /II/, in dem sie die Geschichte ihrer Inhaftierung in den USA schilderte. Ausserdem trat sie dem Expertenrat des Menschenrechtskommissars der RF bei u. wurde Mitglied der "Gesellschaftl. bzw. Öffentl. Kammer RF", wo sie sich auf den Schutz der Rechte u. Interessen russ. Bürger im Ausland u. im russ. Gefängnissystem spezialisierte. Im April 2021 besuchte sie s. Aleksej Navalnyj in der JVA "IK-2" in der Stadt Pokrov im Gebiet Vladimir, wo sie einen Beitrag für "RT" drehte, wobei in dem Bericht gegen den prominenten Gefangenen offenbar bösartige Vorwürfe erhoben wurden, dass er sich weigere, den Gemeinschaftsraum zu reinigen, den Boden zu schrubben usw., wobei das Gefängnis in hohen Tönen gelobt wurde.

Polit. Karriere: Ende Mai 2021 gewann Butina die Vorabstimmung der kremlnahen Dumapartei "Einiges Russland" zur Auswahl von Kandidaten für die Wahl der Abgeordneten der 8. Staatsduma RF. Im Juni wurde sie auf dem 20. Kongress von "Einiges Russland“ als Kandidatin für das Amt eines Duma-Abgeordneten aus dem Gebiet Kirov nominiert u. im Aug. als Nr. 2 auf der Liste von "Einiges Russland“ für das Gebiet Kirov, hinter Gouverneur s. Igor Vasilev, registriert,. Dabei richteten Mitglieder der KPRF einen Antrag an die Zentrale Wahlkommission RF mit der Forderung, die Rechtmässigkeit der Existenz ausländ. Vermögenswerte Marija Butinas zu überprüfen. Den von ihr vorgelegten Unterlagen zufolge gab sie für das Jahr Einkünfte in Höhe von 65-67 Mln. Rubel an, darunter auch die Einkünfte eines US-Bürgers, wobei zu ihrem Vermögen amerikan. u. europäische Anleihen im Wert von über 24 Mln. Rubel zählten. Die Berufung wurde abgelehnt. Bei den Dumawahlen vom Sept. 2021 wurde Butina zwar nicht als Abgeordnete gewählt, rutschte jedoch als Abgeordnete der 8. Staatsduma RF nach, nachdem der Kirover Gouverneur Vasilev auf das gewonnene Mandat verzichtet hatte. 2022 erhielt sie eine Verdienstmedaille von der "Russ. Garde" wegen guter "Zusammenarbeit".

Kritik: Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, werden Butina folgende Sachverhalte vorgeworfen: Lobby- u. Propagandaaktivitäten zugunsten des Putin-Regimes, Korruptionsskandale mit US-Beamten, absichtliche Verzerrung u. Fälschung von Tatsachen u. Diffamierung einer Reihe von Vertretern der Anti-Putin-Opposition in Russland, allen voran Aleksej Navalnyjs. In ihren Berichten u. öffentl. Erklärungen habe sie die Situation polit. Gefangener in Russland mit derjenigen von Kriminellen, die Gefängnisstrafen in US-Haftanstalten verbüssen, verglichen. Die Grenzen zwischen journalist. u. propagandist. Tätigkeit würden in ihrem Fall verschwimmen.

Ukrainekrieg u. Sanktionen:
Während des
von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine brachte Butina als Teil einer Gruppe von Duma-Abgeordneten einen Gesetzentwurf ein, der dem Generalstaatsanwalt RF u. seinen Stellvertretern das Recht einräumte, die Zulassung von Medienunternehmen für ungültig zu erklären u. die Lizenz für TV- u. Radioausstrahlungen zu kündigen, wenn sie "Falschnachrichten“ über das russ. Militär verbreiten u. es diskreditieren, zu Sanktionen aufrufen oder Informationen verbreiten, die eine „eindeutige Missachtung der Gesellschaft, des Staates u. der Verfassung RF“ enthalten.
Aufgrund ihrer Unterstützung als Abgeordnete der Staatsduma RF für die russ. Aggression gegen die Ukraine u. die Verletzung der territorialen Integrität der Ukraine während des russ.-ukrain. Kriegs unterliegt Marija Butina persönl. internationalen Sanktionen verschiedener Länder. Im Feb. 2022 wurde sie auf die Sanktionslisten der EU-Staaten für Handlungen u. eine Politik gesetzt, die die territoriale Integrität, Souveränität u. Unabhängigkeit der Ukraine untergraben u. sie weiter destabilisieren. Im gleichen Monat gelangte sie auch auf die Sanktionsliste Kanadas der "engen Mitarbeiter des [Putin-]Regimes“, weil sie in der Staatsduma für die Anerkennung der Unabhängigkeit der sog. "Volksrepubliken" von Doneck u. Lugansk“ gestimmt hatte. Anfang März sagte sie in der Öffentlichen Kammer RF, dass sie, getreu der Kreml-Sprechweise, für die
Entnazifizierung der Ukraine gestimmt" habe. Im März 2022 wurde sie wegen "Mitschuld an Putins Krieg“ gegen die Ukraine u. "Unterstützung des Einmarsches des Kremls in die Ukraine“ auf die Sanktionsliste der USA gesetzt. Das US-Aussenministerium erklärte, dass Abgeordnete der Staatsduma ihre Befugnisse dazu nutzen, um Dissidenten u. polit. Gegner zu verfolgen, die Informationsfreiheit zu verletzen u. die Menschenrechte u. Grundfreiheiten der russ. Bürger einzuschränken. Aus ähnlichen Gründen gelangte sie auf die Sanktionslisten der Schweiz, Australiens, Grossbritanniens, Japans, Neuseelands u. der Ukraine.
Varia: Nach der vorzeitigen Freilassung s. Viktor Buts aus der US-Haft durch einen Gefangenenaustausch zwischen den USA u. Russland im Dez. 2022 machte Butina für "RT" ein Interview mit ihm
/
II/. Seit März 2023 veröffentlicht sie im "Ersten Kanal" des russ. Staatsfernsehens eine eigene Sendung. Ausserdem drehte sie einen Dokumentarfilm über Geschäftsfrauen, die der russ. Armee während des Ukrainekriegs helfen. Der Film wurde auf dem vom Sender "RT" organisierten Filmfestival "RT.Doc: Zeit der Helden“ gezeigt.)

BUTOV, Vladimir Jakovlevich (1958-, russ. Handwerker-Arbeiter u. ehem. Politiker im Autonomen Kreis der Nenzen. Während seiner Karriere war Butov wiederholt in verschiedene Strafverfahren verwickelt. Noch in der Sowjetzeit, 1986, wurde er wegen Diebstahls zu 1,5 Jahren auf Bewährung verurteilt. 1991 wurde er wegen Wild/dieb/erei angeklagt, weil er als Chef einer Kooperative den illegalen Fang wertvoller Fischarten organisiert haben soll, wobei Butov deswegen zu 3 Jahren Haft auf Bewährung verurteilt wurde.
Politik: 1994 wurde Butov in die Abgeordnetenversammlung des Autonomen Kreises der Nenzen gewählt. Im Dez. 1996 wurde er
quasi als wilder Konkurrent der Favoriten im 2. Wahlgang unerwartet zum Leiter der Verwaltung /3. Gouverneur/ des Autonomen Kreises der Nenzen gewählt. Zwei frühere gerichtl. Verurteilungen waren zum Zeitpunkt der Wahl bereits aufgehoben worden. Butovs wichtigster "Trumpf“ bei den Wahlen war sein Image als "Self-made-Man“. Sein Wahlkampfslogan lautete: „Rede zur Sache, lebe nach dem Gewissen.“ Bei Meetings mit Wählern erklärte Butov, er sei „reich geworden u. ich werde auch euch reich machen“. 1996-2002 war Butov Mitglied des Föderationsrats RF u. von dessen Ausschuss für internationale Angelegenheiten. Im Jan. 2001 wurde er für eine 2. Amtszeit zum Leiter der Verwaltung /Gouverneur/ des Autonomen Kreises der Nenzen gewählt, nachdem er bei der Wahl über 68% der Stimmen erhalten hatte, u. trat sein Amt Ende des Monats in der Hauptstadt Narjan-Mar an.
2001 trat Butov als Gouverneur in 6 Strafverfahren auf: wegen monetären Betrugs u. anschliessenden Kaufs u. Verkaufs von Öl, wegen Amtsmissbrauchs u. Ignorierung eines Gerichtsentscheids. 3 weitere Fälle, in die der Gouverneur verwickelt war, wurden St. Petersburg untersucht, aber keiner von ihnen gelangte vor Gericht. Der Betrugsfall im Zusammenhang mit der Geldausgabe für die sog. "Nordlieferung" wurde dank der Bemühungen von Nenzen-Journalisten vorangetrieben, die diesbezüglich
dem Präsidenten RF V. Putin kritische Fragen stellten, wobei dieser in Bezug auf die Butov betreffenden Gerichtsvorgänge den Unwissenden spielte. Daraufhin wurde Butov in Abwesenheit des Amtsmissbrauchs bei der Beschaffung von Treibstoff für die Region u. später wegen Nichtbeachtung eines Gerichtsentscheids angeklagt u. auf die Fahndungsliste gesetzt. Ende 2002 wurden beide Fälle eingestellt u. Olga Cheburina, Chefredakteurin von Няръяна вындер, wurde entlassen. Im April 2003 verprügelte Butov in SPB einen Verkehrspolizisten. Der Wagen des Gouverneurs, der sich zu einem Treffen mit V. Putin beeilte, versuchte, sich in die Autokolonne des Präsidenten zu zwängen, wobei er von einem Polizeiinspektor gestoppt wurde. Dies liess sich Butov nicht gefallen, wobei er u. seine Gefährten dem Polizisten mehrere Schläge versetzten. Dafür wurde Butov von einem Gericht zu 3 Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Allerdings wurde Butov von der Teilnahme an der nächsten Gouverneurswahl, die für Jan. 2005 geplant war, ausgeschlossen. Der Oberste Gerichtshof RF hob das kurz vor der Wahl verabschiedete Gesetz für den Autonomen Kreis, das Butov eine 3. Amtszeit ermöglichen sollte, auf. Im Sept. 2011 überlebte Butov im Zentrum von Moskau am Gogol-Prospekt, wo er seinen Wagen parkte, einen Anschlag auf sein Leben. 3 Männer in Sportkleidung hielten wenige Meter von ihm entfernt an u. näherten sich ihm, wobei einer von ihnen nach einem kurzen Dialog auf Butov zweimal einstach. Butov wurde mit einer schweren Leberverletzung ins Krankenhaus eingeliefert, wobei eine Fahndung nach den Tätern eingeleitet wurde. 2012 kandidierte Butov selbständig für die Bürgermeisterwahl in Narjan-Mar, er wurde jedoch aufgrund angeblicher Mängel in den Unterschriftenlisten von der Wahlkommission nicht zugelassen ein beliebtes Mittel der Behörden, um die Kandidatur eines unerwünschten Kandidaten zu verhindern. Im Sept. 2014 wurde Butov zum Abgeordneten des Rats des Bezirks Zapoljarnyj des Autonomen Kreises der Nenzen gewählt. Im Jan. 2015 wurde der in Ungnade gefallene Ex-Gouverneur wegen eines Unfalls, den er am Kutuzovskij-Prospekt in Moskau verursacht haben soll, für schuldig befunden u. mit einer Geldstrafe von 500 Rubel belegt. Obwohl Butov sich bemühte, seine Unschuld zu beweisen, stellte die Verkehrspolizei fest, dass er es war, der beim Fahren eines Nissan Murano gegen die Verkehrsregeln verstiess, was zu einer Kollision mit einem Auto führte, das von einem Aleksandr Malykh gefahren wurde. Dabei habe Butov beim Spurwechsel auf der Autobahn dem anderen Verkehrsteilnehmer den Vortritt nicht überlassen. Nachdem er früher einmal Mitglied des polit. Rats der Bewegung "Einheit" gewesen war, wurde Butov im Sept. 2018 von der "Partei der Sozialreformen" als Kandidat für die Wahlen zur Abgeordnetenversammlung des Autonomen Kreises der Nenzen nominiert, wobei ihm aus unbekannten Gründen die Zulassung verweigert wurde. Wofür er heute tätig ist, konnte an dieser Stelle nicht in Erfahrung gebracht werden.)

BUKHAROV, Igor Olegovich II (1960-, russ. Gastronom, Geschäftsmann. Nach dem Abitur in Weimar, DDR, begann er seine Gastronomiekarriere Anfang der 1980er Jahre als Kochlehrling im berühmten Moskauer Restaurant "Budapest", absolvierte die Abendschule des Moskauer Instituts für Volkswirtschaft namens G.V. Plekhanov u. leitete danach 2 Moskauer Cafeterias. In den 1990er Jahren betrieb er zusammen mit einem Partner das Restaurant "Nostalgie", das erste Restaurant in Moskau, das sich ausschliesslich auf Haute Cuisine spezialisierte u. dabei auch Live-Jazz anbot. Viele Jazzmusiker begannen ihre Karriere mit Auftritten im "Nostalgie". Ende 1990er Jahre eröffnete er auf der Grundlage des Restaurants eine Sommelierschule u. 2007 wurde ein Ausbildungszentrum für russ. Gastronomen gegründet. Seit 1997 ist Bukharov Präsident der Moskauer Gastronomengilde, später - Präsident der "Föderation der Gastronomen u. Hoteliers Russlands" FRIO. 2000-10 war er Herausgeber der Zeitschriften Vinomanija u. Distilljator. 2008-11 war er Generaldirektor des Lebensmittelkombinats "Kremljovskij" der Präsidialverwaltung RF. Seit 2010 leitet er den Lehrstuhl für Management im Hotel- u. Gaststättengewerbe an der privaten Moskauer Finanz- u. Industrieuniversität "Synergie", u. seit 2014 ist er Dekan der Fakultät für Gastgewerbe des Instituts für Branchenmanagement der Russ. Akademie für Volkswirtschaft u. öffentl. Dienst beim Präsidenten RF. Seit 2014 Vorsitzender des Rats für Berufsqualifikationen im Gastgewerbe beim Nationalrat des Präsidenten RF für Berufsqualifikationen. Mitglied diverser Gremien wie der Öffentl. Kammer von Moskau u. des Öffentl. Rats des Ministeriums für Industrie u. Handel RF. Bukharov ist die Einführung gastronom. Begriffe wie "Autorenküche“ u. "Küche vom Markt“ /französ. cuisine du marché/ in Russland zu verdanken. Ende 2019 gelang ihm die Abschaffung von 500 veralteten sowjet. Vorschriften zu erreichen. So wurde etwa die Notwendigkeit, Geschirr mit Lappen zu spülen oder in einem separaten Raum Eier zu schlagen, als Anforderungen des "Rospotrebnadzor" für öffentl. Gastronomiebetriebe gestrichen. Ausserdem erhielten Restaurants u. Bars die Erlaubnis, eigene Liköre ohne Steuermarken herzustellen. Während der COVID-19-Pandemie wurden von Bukharovs Gastronomen- u. Hotelierverband zusammen mit "Rospotrebnadzor" verbindliche Hygieneregeln für Restaurants entwickelt, darunter die Notwendigkeit, zwischen den Tischen einen Abstand von 1,5 m einzuhalten u. die Oberflächen am Anfang u. Ende des Arbeitstags zu desinfizieren. Bukharov befürwortet eine neue Wirtschaftspolitik für die Gastronomie, eine Überarbeitung der Kontroll- u. Aufsichtstätigkeit sowie eine Aktualisierung des Steuersystems. Im Besonderen fordert er die Abschaffung der Küchenkontrolle durch "Rospotrebnadzor" u. nur noch die Kontrolle der Fertigprodukte zu behalten.)

BUKHMAN, Dmitrij Anatolevich & BUKHMAN Igor Anatolevich II III IV (1985-,/1982-, 2 russ. Mathematiker, Computerprogrammierer u. IT-Top-Unternehmer jüdischer Herkunft. Beide absolvierten die Fakultät für angewandte Mathematik der Staatl. Pädagog. Universität Vologda mit einem Abschluss als Mathematiker u. Systemprogrammierer /Dmitrij/ u. als Physiker u. Mathematiker /Igor/. 2001 begann Dmitrij zusammen mit seinem Bruder Igor Computerspiele zu entwickeln. Das erste Spiel hiess "Discovera" u. ähnelte "Xonix". Bis 2004 brachten sie drei Spiele u. 30 Bildschirmschoner heraus, die monatlich etwa 10 Tsd USD einbrachten. Die Brüder gründeten sodann die Entwicklungsfirma "Playrix", mieteten ein Büro in ihrem Wohnort Vologda u. stellten in der ersten Phase etwa 10 Mitarbeiter ein. Bis Ende 2007 hatte das Unternehmen bereits etwa 15 Casual Games u. sein erstes PC-Spiel herausgebracht u. erreichte einen monatlichen Umsatz von 300 Tsd. USD. 2009 interessierten sich die Brüder für die Entwicklung von Free-to-play-Spielen für Smartphones, entwickelten jedoch weiterhin Spiele für den PC. 2012 brachte das Unternehmen das erste Spiel für das soziale Netzwerk Facebook-Township auf den Markt, das zunächst auf iOS-Plattformen u. dann auf Android lief. Später veröffentlichte "Playrix" die Spiele Gardenscapes, Homescapes, Wildscapes u. Manor Matters. 2019 nahm "Playrix" etwa 1,7 Mrd. USD ein u. gab etwa 100 Mln. USD aus, um Anteile an Spielstudios von Drittanbietern zu kaufen. Heute ist "Playrix" ein internationales Entwicklungsunternehmen von kostenlosen Handyspielen mit über 1000 Mitarbeitern unter der Leitung der Brüder Bukhman u. mit Hauptsitz in Dublin, Irland, das zahlreiche Büros in Russland unterhält. 2019 schafften es Igor u. Dmitrij Bukhman, die beiden Eigentümer von "Playrix", auf den Milliardärsindex von "Bloomberg" mit einem Nettovermögen von jeweils 1,4 Mrd. USD zu gelangen. Im Frühjahr 2019 machte "Playrix" einen Umsatz von 20,4 Mio. USD pro Woche. 2020 beschäftigte das Unternehmen über 2500 Mitarbeiter in 25 Niederlassungen weltweit. Im selben Jahr belegte "Playrix" laut der Analysefirma "App Annie" den 2. Platz im weltweiten Ranking der Handyspiel-Entwickler. Nach Beginn des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine zahlte "Playrix" allen 4000 Mitarbeitern einen Bonus in Höhe eines Monatsgehalts u. schlug dann einen Umsiedlungsplan in sichere Länder vor. Im Okt. desselben Jahres gab das Unternehmen bekannt, dass es die Niederlassungen in Russland u. Belarus schliessen u. 1500 Mitarbeiter in der Ukraine behalten werde. Forbes schätzte den Umsatz des Unternehmens für 2022 auf rd. 2,5 Mrd. USD. Bis 2023 beschäftigte das Unternehmen weltweit über 3000 Mitarbeiter. Im Juni 2023 setzte die Analysefirma "Data.ai" - vormals "App Annie" - "Playrix" im globalen Ranking der mobilen Entwickler nach Jahresumsatz auf Platz 7, während das Unternehmen im EMEA-Wirtschaftsraum den ersten Platz belegte.
Vermögen der Brüder: Laut dem
Milliardärsindex von
"Bloomberg" betrug der Anteil Igor Bukhmans an "Playrix" im Sept. 2020 3,9 Mrd. USD. Laut dem Magazin Forbes stieg Igor Bukhman 2020 mit einem Vermögen von 3,1 Mrd. USD in die Rangliste der reichsten Unternehmer der Welt ein. Im April 2021 schätzte Forbes sein Vermögen auf 7,9 Mrd. USD, er belegte somit Platz 23 in der Rangliste der reichsten Menschen Russlands, u. Stand Ende Juni 2021 befand er sich auf Platz 311 der Weltrangliste. 2021 erhielt "Playrix" gemäss "App Annie" in Bezug auf den Jahresumsatz Platz 3 der weltweiten Rangliste der Entwickler von Handyspielen. Im April 2023 schätzte Forbes sein Vermögen auf 7 Mrd. USD - er belegte weltweit den 332. Platz, den 23. Platz in der Rangliste der reichsten Menschen Russlands u. den 6. Platz in der Liste der reichsten Israelis.
Laut dem Magazin Forbes stieg Dmitrij Bukhman 2020 mit einem Vermögen von 3,1 Mrd. USD in die Rangliste der reichsten Unternehmer der Welt ein. Im April 2023 schätzte Forbes sein Vermögen auf 7 Mrd. USD - er belegte damit den 332. Platz weltweit, den 22. Platz in der Rangliste der reichsten Menschen Russlands u. den 6. Platz auf der Liste der reichsten Israelis.
Im Okt. 2021 eröffneten die Bukhmans einen Familienfonds namens "Rix Capital". 2023 eröffnete die Investmentgesellschaft, die 4 Mrd. USD des Privatvermögens der Brüder verwaltet, ein ständiges Büro in London, UK, wo die
Brüder, die 2016 die israelische Staatsangehörigkeit erhielten, seit 2020 leben.)

BUSH, George Walker II III IV V VI (1946-, ehem. US-amerikan. Politiker der Republikan. Partei, 2001-9 war er 43. Präsident der USA. Sohn des 41. US-Präsidenten George H.W. Bush, dessen Amtsperiode in die Perestrojka-Zeit des sowjet. Staats- u. Parteichefs s. Mikhail Gorbachjov fiel, während Bush jun. es mit V. Putin zu tun bekam. Seinen Wahlkampf hatte G.W. Bush mit putin- u. russlandkritischen Untertönen betrieben. Im Zusammenhang mit der geplanten Verschärfung der Beziehungen zu Russland hielt Bush 2001 mehrere Treffen mit dem Präsidenten RF V. Putin ab, um eine Vereinbarung über Konsultationen zur Raketenabwehr u. zu strateg. Offensivwaffen zu treffen. Das erste Gipfeltreffen der beiden neuen Präsidenen, das v.a. dem gegenseitigen Kennenlernen diente, fand Mitte Juni 2001 auf Schloss Brdo/Egg in Oberkrain, Slowenien, statt /II III IV  V/. Auf der Tagesordnung stand ein unbequemes Thema. Die Amerikaner wollten den unbefristeten ABM-Vertrag über die Begrenzung von Abwehrsystemen gegen ballist. Raketen aufkündigen. Keine der beiden Supermächte sollte in der Lage sein, den Gegner durch einen nuklearen Erstschlag zu vernichten, ohne dass ein Gegenschlag möglich war. Bei der abschliessenden Pressekonferenz erlaubte sich Bush die legendär gewordene Aussage über Putin: „Ich schaute dem Mann in die Augen. Ich fand ihn sehr aufrichtig u. vertrauenswürdig. Wir führten ein sehr gutes Gespräch. Ich bekam ein Gefühl für seine Seele. Er ist ein Mann, der seinem Land u. den Interessen seines Landes zutiefst verpflichtet ist." /Zit. nach s. John Sweeney, Der Killer im Kreml, 86f./. In der Folge wurden diese Sätze als geflügelte Worte meist in dieser Kurzversion wiedergegeben: Ich schaute dem Mann in die Augen ... u. sah /s/eine Seele" /II III IV/ u.ä. Der Kremlchef gab zu Protokoll, dass er die Offenheit der Begegnung, die seine Erwartungen übertroffen habe, schätze, u. sagte etwas förmlich: „Ich denke, dass wir eine gute Basis für den Aufbau eines konstruktiven Verhältnisses gefunden haben." Die beiden von ihnen vertretenen Staaten seien keine Feinde mehr u. könnten gute Partner sein. Er hoffe, dass alle Spekulationen über eine Krise in den Beziehungen zwischen Washington u. Moskau beendet seien. Bush lud Putin in die USA u. auf seine Ranch nach Texas ein, u. begründete dies wie folgt: „Wenn ich ihm nicht vertrauen würde, hätte ich ihn nicht dorthin eingeladen." Im Gegenzug nahm der US-Präsident eine Einladung nach Moskau an, wo Putin ihn in seiner Datscha empfangen wolle. Die Einladung auf Bushs Ranch war als besondere Ehre zu verstehen, auf die sogar Frankreichs Staatspräsident Chirac warten musste. Putin durfte Bush nun als "Freund" bezeichnen. Die angebliche Seelenverwandtschaft zwischen Bush u. Putin schien sich auf Themen zu beziehen, die beide Politiker zur Sprache brachten, wie Religion u. Gemeinsamkeiten im weltweiten Abwehrkampf gegen den Terrorismus. Ausserdem ging es ums lukrative Geschäft, das die Augen funkeln liess: Russland bot sich als potenter Öl- u. Gaslieferant an. Das dürfte einem G.W. Bush, der früher selbst in der Ölbranche tätig war, gefallen haben. Die Anekdote zur Seelenverwandtschaft klang aber fast wie ein Treppenwitz der Geschichte, der durch die folgende Begebenheit eine Erweiterung erfuhr: Als Bush nach seinem ersten Treffen mit Putin seinem Aussenminister Colin Powell anvertraute, dass er beim Blick in Putins Augen seine Seele gesehen habe, soll Powell erwidert haben: „Mr. President, ich habe ihm auch in die Augen geschaut u. den KGB gesehen." /s. Fasbender, Putin-Biographie, 300f./
Putin war eines der ersten Staatsoberhäupter, das nach den Terroranschlägen vom 11. Sept. 2001 in den USA seine Solidarität mit den Amerikanern im Kampf gegen den Terrorismus zum Ausdruck brachte. Das nächste Treffen zwischen Putin u. Bush fand  im Okt. 2001 in Shanghai, VR China, während des jährlichen Wirtschaftsforums der Länder des asiatisch-pazifischen Raums statt. Im Nov. 2001 reiste Putin nach Washington, wo er im Weissen Haus empfangen wurde. Im Anschluss daran flog das Ehepaar Putin auf die Bush-Ranch in Crawford, Texas, wo zur
atmosphärischen Entspannung eine Country-Band aufspielte. Danach ging es nach New York zum "Ground Zero", wo 2 Monate nach dem verheerenden Anschlag auf die Zwillingstürme des WTC die Trümmer noch rauchten. Es war das 4. Treffen der beiden Präsidenten, die sich bei dieser Gelegenheit auch mit amerikan. Studenten u. Schulkindern trafen. Bei jeder Gelegenheit rangen sie um Möglichkeiten u. Kompromisse zur Rettung des ABM-Vertrags mit der UdSSR von 1972. Selbst wenn sich die beiden Staatschefs offenbar ehrlich darum zu bemühen schienen, gab es in der Verwaltung u. einem Teil der Öffentlichkeit der beiden Länder erhebliche Vorbehalte. 3 Wochen nach Putins Besuch in den USA informierte Bush ihn über die bevorstehende Kündigung des Vertrags. Bush konnte keine Rücksicht auf Russland nehmen, er musste den ABM-Vertrag kündigen /Fasbender, Putin-Biographie, 313/, um nach den Terroranschlägen des 11. Sept. neue Raketenabwehrsysteme entwickeln zu können. Unter den Republikanern wollten die USA eigentlich nur solche Abkommen unterzeichnen, die ihnen politisch u. wirtschaftlich einen Nutzen versprachen. Putin reagierte mit einer Erklärung, dass die Sicherheit der RF nicht betroffen sei. Im Mai 2002 unterschrieben Bush u. Putin im Kreml einen Abrüstungsvertrag /II/, der die strateg. Waffenarsenale beider Länder drastisch reduzieren u. den USA erlauben sollte, ihr Raketenabwehrprojekt in strateg. Zusammenarbeit mit Russland voranzutreiben. Vor seiner ersten Reise nach Moskau hatte Bush in Berlin gesagt, die neue Vereinbarung unterstreiche, „dass Russland u. der Westen keine Feinde mehr“ seien.
Trotz dieser positiven Entwicklung der gegenseitigen Beziehungen stellte Russland nach wie vor eine der grössten Herausforderungen sowohl für Europa als auch für die USA dar. Der Westen, d.h. die polit. Führungen in Washington, Berlin u. Brüssel wollten, dass Russland ein demokratisches, berechenbares,
juristisch zuverlässiges, transparentes u. lösungsorientiertes Land mit internationaler Verantwortung werde. Dabei waren die westlichen Staaten bereit, Russland „auf dem Weg neuer Beziehungen für das 21. Jh.“ zu begleiten u. ihm bei der Überwindung des „Erbes des Kalten Kriegs“ zu helfen. Die russ. Wirtschaft sollte in die Weltwirtschaft „integriert" werden, die auf westlichen Regelnormen basierte. Auch Präsident Bush betonte rhetorisch die Bedeutung der Förderung der polit. u. wirtschaftl. Integration Russlands, wobei er die russ.-amerikan. Beziehungen fast ausschliesslich auf sicherheitspolit. Fragen reduzierte. Die umstrittene, gemeinsam von Clintons Vizepräsident Al Gore u. dem russ. PM geleitete "Binationale Kommission" wurde von der Bush-Administration aufgelöst. Offenbar wollten die USA sich aus den inneren Angelegenheiten Russlands heraushalten u. sich hauptsächlich auf Abrüstung u. die Rolle u. Zukunft der NATO konzentrieren, während es den Europäern überlassen sein sollte, sich mit demjenigen zu beschäftigen, was innerhalb Russlands vor sich geht. Obwohl traditionelle Aussenpolitik von den US-Republikanern eher quasi als nebensächliche Domäne betrachtet u. betrieben wurde, scheint es, dass gerade deswegen Bush u. Putin anfänglich erfolgreich waren, weil sie einander mit der Innenpolitik in ihren Ländern nicht ins Gehege kamen, sondern es vorzogen, gemeinsame weltpolit.-strateg. Interessen zu verfolgen, die sich übrigens v.a. auch auf den Nahen Osten mit Irak u. Iran bezogen, Länder, die zusammen mit Nordkorea von Bush als „Achse des Bösen" bezeichnet wurden.

Als im März 2003 der von Präsident Bush ausgerufene Irakkrieg begann, der zum Sturz des mörderischen Diktators Saddam Hussein führte, reagierte Putin auf den Krieg damit, indem er die Militäraktion der USA als ein völkerrechtswidriges Vorgehen bezeichnete. Eine Intervention von aussen, die zum Ziel habe, ein polit. Regime mit Gewalt zu stürzen, sei inakzeptabel. Weil Russland, Frankreich, China u. das nichtständige Sicherheitsratsmitglied Deutschland den Irakkrieg ablehnten u. die Fortsetzung der Inspektionen befürworteten, schmiedeten die USA u. GB eine "Koalition der Willigen“, um die internationale Akzeptanz der Invasion zu erlangen. Dabei interpretierten sie die UN-Resolution 1441 als Angriffsmandat u. begannen den Krieg ohne UN-Mandat u. gegen das Veto einer Mehrheit des UN-Sicherheitsrats. Der Irakkrieg blieb sowohl in den USA als auch international umstritten, belastete das russ.-amerikan. Verhältnis nachhaltig u. stellte eine schwere Hypothek für Bushs Präsidentschaft u. die USA selbst dar, deren Ansehen weltweit bedenklich schwand.
Als sich in Putins Russland jedoch immer stärkere Tendenzen der Autokratie, der Aushebelung der Demokratie u. Unterdrückung der Menschen- u. Bürgerrechte abzeichneten, begann Bush seinen russ. Freund zu ermahnen, dass Russland sein Bekenntnis zu Demokratie u. Reformen mit einer freien Presse u. Rechtsstaatlichkeit bekräftigen sollte. Als Putin auf einem Wirtschaftsgipfel in Chile 2004, wo der russ. Staatschef den wiedergewählten US-Präsidenten traf, in einen Vortrag grundsätzliche Probleme der russ. Reformpolitik ansprach, soll Bush skeptisch darauf reagiert haben. Auch die konservative US-Lobby machte Front gegen Putin, der harte Kritik an seiner Politik gegenüber den Nachbarländern, gemeint waren v.a. Belarus u. Georgien, einstecken musste. Auch die höchst fragwürdig vorgenommene Zerschlagung des einst mächtigsten russ. Ölkonzerns "Jukos" u. die brutale Verurteilung u. Inhaftierung seines Vorstandsvorsitzenden s. Mikhail Khodorkovskij durch das gnadenlos sich gebärdende Putin-Regime kam im Westen sehr schlecht an. Aber es ging um weit mehr Themen, die zu unüberbrückbaren Streitpunkten wurden: Ausser Pressefreiheit, Demokratieverständnis u. Menschenrechten ging es auch um die Nichtratifizierung des angepassten KSE-Vertrags durch den Westen u. die geplante US-Raketenabwehr sowie um den beabsichtigten NATO-Beitritt der Ukraine u. Georgiens, die russ.-iranische Zusammenarbeit im Nuklearbereich u.a. /Fasbender, ebd., 373/. Der angesehene republikan. Senator John McCain, der sich schon oft gegen autoritäre Staatschefs ausgesprochen hatte, forderte, Russland aus der G8-Gruppe der Industrienationen auszuschliessen. Selbst der demokrat. Aussenpolitiker Richard Holbrooke wünschte sich „ein Ende der Romanze" mit Putin. Die zweifelhaften Auswirkungen des schnellen Anstiegs der Ölpreise, von denen ausgerechnet Putin u. Russlands Ölbarone u. Staatskonzerne enorm profitierten, waren den Amerikanern ein Dorn im Auge. Der Umstand, dass Putin gleichzeitig ausländ. Investitionen in wichtige Ölprojekte, an denen Amerikaner beteiligt waren, verhindern liess, empfand Bush als einen weiteren Schlag gegen seine Idee der Energie-Partnerschaft mit US-Ölkonzernen. Extrem verärgert hatte den US-Präsidenten auch, wie kaltschnäuzig der Kreml versucht hatte, die Präsidentschaftswahl in der Ukraine zu seinen Gunsten zu manipulieren.
Statt nach Moskau, um Putin zu treffen, flog Bush nach Bratislava, in die Hauptstadt der Slowakei, wo er die neuen osteuropäischen Demokratien lobte u. ehem. Dissidenten wie auch Oppositionelle aus Belarus empfing. Mit Putin kam er erst danach zusammen. Da dieser sich brüskiert gefühlt haben dürfte, setzte er in der Folge sanft zur Rache an, die er immer mehr gegen all diejenigen ausbauen sollte, von denen er sich gedemütigt fühlte u. die ihm widersprachen. Meinungsunterschiede wurden ab jetzt offen ausgetragen. Das begann etwa damit, dass der Botschafter RF in Washington, Ushakov, unverhohlen verlautete, dass man durchaus ein paar Probleme mit der US-Politik habe. Die russ. Öffentlichkeit sei nicht immer einverstanden mit dem Vorgehen der USA in einigen Teilen der Welt. Was im Übrigen gut für ein Land sei, müsse nicht automatisch auch gut für ein anderes Land sein. Die Amerikaner stellten fest, dass Putin in seinem Land nicht gegen Korruption vorging, für seinen Ruf unvorteilhafte Ereignisse totschweigen liess, die Pressefreiheit immer mehr einschränkte u. überhaupt die Demokratie stufenweise abbaute. Man sprach von einer "gelenkten Demokratie", einer Scheindemokratie in Russland. Putin-loyale Gefolgsleute u. Kreml-unterwürfige Höflinge kontrollierten den Staatsapparat, die Ministerien, die Staatsduma, die Regionalverwaltungen, die Justiz u. Polizei, die Geheimdienste, aus denen sie oft selbst stammten, sowieso, sowie die staatliche bzw. erneut verstaatlichte Wirtschaft. Die grossen lukrativen Staatskonzerne v.a. im Bereich Öl, Gas u. Bodenschätze riss sich die neue Machtelite gierig an sich u. teilte sie unter sich auf.
Trotz der neuen alten Kluft zwischen Ost /Russland/ u. West /USA/, die der Irakkrieg u.v.a.m. vertiefte, fuhr Bush zum 9. Mai 2005 nach Moskau, um den 60. Jahrestag des Endes des 2. WK zu begehen. Man zählte bereits sein 13. Treffen mit Putin. Einen Tag zuvor besuchte der US-Präsident das Baltikum, wo er in Riga, Lettland, die sowjet. Besatzungszeit als ein grosses Unrecht der Geschichte verurteilte. Die Forderung der Balten, Russland müsse sich dafür entschuldigen, unterstützte er aber nicht. Statt dessen hob Bush die Rolle der Balten im Kampf für Demokratie in der Ukraine u. in Belarus hervor. Bushs Baltikum-Abstecher, den die Russen unweigerlich als Provokation empfanden, führte zu Missstimmigkeiten zwischen Moskau u. Washington. Nach der Militärparade in Moskau flog Bush nach Tbilisi, Georgien, weiter, wo eine Ausfallstrasse dem aktuellen US-Präsidenten gewidmet wurde. Die zweckoptimistische, teilweise theatralisch zur Schau gestellte u. wohl kaum ernst gemeinte persönliche Männerfreundschaft zwischen Bush u. Putin schien sich merklich abgekühlt zu haben, während sich gleichzeitig etwa die businessverdächtige Männerfreundschaft mit Bundeskanzler s. Gerhard Schröder besser u. nachhaltiger gestalten sollte. Dennoch trafen sich Bush u. Putin weiter, etwa Anfang Juli 2007 in Maine /
III IV III/, wo sich auch Bush sen. als netter Gastgeber hinzugesellte. 2008 reiste Bush nach dem Bukarester NATO-Gipfel nach Sochi, Russland, wo er zu russ. Volksweisen tanzte. Als George W. Bush, dessen Popularität in der 2. Amtszeit quasi auf den Nullpunkt gefallen war, 2009 seinen Posten als US-Präsident räumen musste, weil er nicht wieder kandidieren durfte, gewannen die Demokraten mit s. Barack Obama die US-Präsidentschaftswahl. George W. Bushs Präsidentschaft gilt als eine der schwächsten u. enttäuschendsten in der neueren Geschichte der USA. In Russland blieb Putin als angehender u. zunehmend autokratisch veranlagter Langzeitherrscher weiterhin an der Macht, der noch alle weiteren US-Präsidenten nach Bush erleben sollte. Eigentlich durfte auch Putin nach der Verfassung nach 2 Amtszeiten in Folge 2008 nicht mehr als Staatspräsident RF wiedergewählt werden. Um diese Hürde zu überbrücken, liess man Putins Juniorkumpel s. Dmitrij Medvedev, der damals PM war, antreten u. arrangierte so einen genialen Ämtertausch zwischen Medvedev u. Putin, der sich nach Ablauf des 4-jährigen Mandats seines willfährigen Platzhalters 2012 skrupellos erneut zum Präsidenten des Landes wählen liess, weil er so etwas wie ein unverzichtbarer nationaler Führer geworden war. Einige Kritiker des Putin-Regimes sprachen von verfassungswidrigem Staatsstreich.
Der Treppenwitz von der Seelenverwandtschaft zwischen Bush u. Putin hatte übrigens eine Fortsetzung. Im Kampf um die US-Präsidentschaftskandidatur der Demokraten liess sich s. Hillary Clinton mit einer ungewöhnlichen Aussage über den russ. Präsidenten verlauten. Als Ex-Agent des Geheimdienstes KGB habe Putin "per Definition keine Seele", sagte die ehem. First Lady auf die Frage eines Wählers hin. Ihre Bemerkung, die für öffentl. Gelächter sorgte, war offensichtlich auf die Aussage des ehem. US-Präsidenten George W. Bush gemünzt, der beim ersten Treffen mit Putin als Präsident 2001 erklärte, er habe beim Blick in Putins Augen dessen Seele gesehen. Diese legendäre anekdotische Begebenheit wurden in US-Talkshows mit Bush immer wieder aufgegriffen.)

BYKOV, Anatolij Petrovich II III IV V VI VII VIII (1960-,  russ. Industrie- u. Bautechniker, ehem. russ. Geschäftsmann in der sibir. Aluminiumbranche, ehem. kriminelle Autorität Sibiriens u. ehem. linksoppositioneller Politiker, z.Zt. in Gefängnishaft. Absolvent des Bautechnikums von Nazarovo, Land Krasnojarsk, mit einem Abschluss in Industrie- u. Zivilbau. Nach dem Studium arbeitete er in der Fabrik für landwirtschaftl. Maschinenbau von Nazarovo u. absolvierte die Fakultät für Leibeserziehung u. militär. Grundausbildung des Staatl. Pädagog. Instituts Krasnojarsk ein. Danach war er als Sportlehrer einer Schule in Nazarov tätig. Nach seinem Umzug nach Krasnojarsk gründete er 1990 ein Bauunternehmen, war anschliessend Versorgungsmanager in einer Möbelfirma, kaufmänn. Leiter in einer anderen Firma u. Angestellter der Handelsgruppe einer Krasnojarsker Bank. 1992 kaufte Bykov 10% der Aktien der "Krasnojarsker Aluminiumhütte" KrAZ, heute Teil des weltgrössten Aluminiumunternehmens "Rusal", wurde 1995 Mitglied ihres Aktionärsrats, 1996 Mitglied des Vorstands u. war 1998-2000 Vorstandsvorsitzender von "KrAZ". Der "Entzug" von 17% der Fabrikanteile der "Trans World Group" TWG durch Bykov löste laut Medien den "1. Aluminiumkrieg“ zwischen Bykov u.a. "KrAZ"-Aktionären aus. Mitte der 1990er Jahre war er einer der Gründer des Krasnojarsker TV-Senders "TVK", u. 1997 wurde er zum Vizepräsidenten der Bank "Rossijskij Kredit" ernannt, die den Hauptaktionär von "KrAZ" darstellte. Als Bykov "KrAZ"-Vorstandsvorsitzender war, besass er 28% der Aktien des Werks. Nachdem er in die Geschäftsführung eingetreten war, weitete er seinen Einfluss auf andere Unternehmen in Krasnojarsk aus. Zu diesem Zweck gründete er 1995 die Finanz- u. Industriegruppe "Transnationale Aluminium-Gesellschaft“ TaNaCo, zu der diverse grössere Kraftstoffunternehmen in Krasnojarsk u. Achinsk gehörten /deren Namen s. russ. Wikipediaseite/.
Verwicklung in kriminelle Machenschaften u. Verbrechen /Auftragsmorde/ u. Konflikte mit dem Gesetz u. der Justiz:
Medienberichten zufolge war der im
Gebiet Irkutsk geborene u. aus einem Arbeitermilieu stammende Bykov in den 1990er u. frühen 2000er Jahren die einflussreichste Persönlichkeit in der kriminellen Welt des Landes Krasnojarsk
u. galt auch als eine der wichtigsten kriminellen Autoritäten Sibiriens, wo er unter den Spitznamen "Tolja der Stier“, "Celentano“ u. "König“ bekannt war. Ihm wurde die Beteiligung an der Erpressung kleiner Einzelhandelsunternehmen zugeschrieben. Ausserdem berichteten die Medien, dass Bykov u. der zweifach verurteilte Anführer einer lokalen kriminellen Bande, Vladimir Tatarenkov, Anfang der 1990er Jahre in die Morde an kriminellen "Machthabern“, die sich ihnen widersetzten, involviert waren. Ende 1994 kontrollierte Bykovs u. Tatarenkovs Gruppe fast alle Hotels, Casinos u. Autowerkstätten in Krasnojarsk sowie die örtliche Prostitution. Diese Behauptungen wurden von Bykov nicht öffentlich bestritten. Den Medien zufolge sollen Bykovs kriminelle Erfolge auf seine engen Beziehungen zur örtlichen Polizeibehörde zurückzuführen gewesen sein, die Bykov als "Einflussagenten“ nutzte. Laut einer Reihe von Veröffentlichungen genoss Bykov zu Beginn seiner kriminellen Karriere die Schirmherrschaft einiger Gangsterbosse wie Viktor Lipnjagov /"Ljapy“/, Jurij Tolmachjov /"Tolmach“/ u. Salim Abduvaliev /"Salim“/. Auch mit dem berühmten russ. Verbrecherboss s. Vjacheslav Ivankov, genannt  "Japonchik“, unterhielt Bykov lange Zeit freundschaftliche Beziehungen. Laut Novaja gazeta wurden Personen aus Bykovs Gefolge verdächtigt, über 20 Morde begangen zu haben.

Strafverfolgung 1999-2005:
Im April 1999 wurde gegen Bykov ein Strafverfahren aufgrund von 4 Artikeln StGB RF eröffnet. Ihm wurden Beteiligung an Mord, Geldwäsche illegal erlangter Gelder, illegaler Waffenbesitz u. illegale Devisentransaktionen vorgeworfen. Diese Vorwürfe wurde mit der Beschuldigung wegen Nichtrückzahlung von Krediten ergänzt, die er ebenfalls durch Erpressung erhalten hatte. Im Frühjahr 1999 verliess Bykov Russland in Richtung Ungarn, wo er auf Ersuchen der russ. Strafverfolgungsbehörden im Herbst desselben Jahres festgenommen u. an die
russ. Ermittlungsbehörden übergeben wurde. Ende 1999 wurde auch Bykovs ehem. Komplize Tatarenkov in Griechenland verhaftet, der über Bykovs Beteiligung an der Ermordung mehrerer Krasnojarsker krimineller "Autoritäten“ u. Unternehmer aussagte. Nachdem Tatarenkov seine Aussagen unerwartet zurückzog, wurde Bykov freigelassen. Der Konflikt des Geschäftsmanns mit dem Gesetz wurde später von der von s. Oleg Deripaska u. s. Roman Abramovich gegründeten Firma "Russ. Aluminium" ausgenutzt – die beiden Oligarchen unterspülten zunächst Bykovs Anteil an "KrAZ" u. kauften ihn dann auf. Im Jahr 2000 beschloss der "KrAZ"-Vorstand den Rücktritt Anatolij Bykovs als Vorstandsvorsitzender. Im Okt. 2000 wurde Bykov erneut verhaftet. 2001 gelang es "Rusal", eine zusätzliche Aktienemission an "KrAZ" durchzuführen, wodurch der ursprüngliche Anteil Bykovs von 28% der Aktien auf 5% reduziert wurde. Danach gab Bykov bekannt, dass er das Aluminiumgeschäft aufgeben werde. 2002 befand ihn ein Gericht in Moskau für schuldig, einen angeheuerten Killer beauftragt zu haben, einen gewissen Vilor Struganov zu ermorden, wobei der Killer den Auftrag den Strafverfolgungsbehörden meldete – es handelte sich also um eine Inszenierung. Im Prozess bekannte sich Bykov der Vorbereitung eines Mordes u. des illegalen Waffenbesitzes für schuldig u. wurde zu einer Freiheitsstrafe von 6,5 Jahren verurteilt. Bykov verbrachte insgesamt 20 Monate im Gefängnis u. wurde im Juni 2002 im Gerichtssaal auf Bewährung freigelassen. 2003 wurden die Anhörungen im Fall des 1996 begangenen Mordes an dem in Nazarov lebenden Oleg Gubin wieder aufgenommen, wobei Bykov wegen Mittäterschaft bei der Vorbereitung des Mordes u. des illegalen Waffenhandels angeklagt wurde. Anfang Juli 2003 befand das Landesgericht Krasnojarsk, dass Bykov des Mordes u. des illegalen Waffenhandels nicht schuldig sei. Die Anklage wurde in Art. 316 StGB RF umgewandelt. Wegen Verschleierung des Mordes wurde Bykov dennoch zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt u. im Gerichtssaal sofort begnadigt. Im April 2004 legte Deripaska seine Eigentumsstreitigkeiten mit Bykov bei, schloss eine Vergleichsvereinbarung mit ihm ab u. zahlte 107 Mln. USD als Entschädigung. Im April 2005 hob das Oktjabrskij-Bezirksgericht in Krasnojarsk Bykovs Bewährungsstrafe auf u. löschte sein Strafregister, da er die Hälfte seiner Strafe verbüsst hatte, ohne irgendwelche neuen Straftaten begangen zu haben, aktiv als parlamentar. Abgeordneter tätig war u. umfangreiche gemeinnützige Aktivitäten leistete. Bykov legte beim EuGH für Menschenrechte Berufung mit der Bitte ein, seinen Fall zu prüfen. Im März 2009 bestätigte der EGMR Bykovs Klage, der der RF vorwarf, im Prozess gegen ihn im Zuge einer Sonderoperation erlangte Daten illegal genutzt u. seine Haft unrechtmässig verlängert zu haben. Der Gerichtsentscheidung zufolge mussten die russ. Behörden Bykov 1000 Euro moralischen Schadenersatz u. 25 Tsd. Euro Entschädigung für die Prozesskosten zahlen.

Sport: 1994 wurde Bykov, s.Z. Kandidat für den Sportmaster im Boxen, zum Präsidenten des Boxverbands des Landes Krasnojarsk gewählt. 1998 wurde er Präsident des Russ. Boxverbands, 2000 dessen Ehrenpräsident. Er ist Träger des "Goldenen Ordens" der "International Amateur Boxing Association" IABA. 2005 organisierte er in Krasnojarsk einen internationalen Boxkampfwettbewerb zwischen den Jugendmannschaften Russlands u. Kubas, an dem Boxweltstars auftraten. 2010 organisierte er zu Ehren des 65. Jahrestags des Sieges im Grossen Vaterländ. Krieg das 1. internationale Profiboxturnier in der Geschichte der Stadt Krasnojarsk.

Politik: 1996 wurde Anatolij Bykov zum Abgeordneten des Stadtrats von Nazarovo gewählt. 1997 wurde er zum Abgeordneten der Gesetzgebenden Versammlung des Landes Krasnojarsk aus den Bezirken Nazarov u. Bolsheulujsk gewählt. 1998 unterstützte er die Kandidatur s. Aleksandr Lebeds bei der Wahl zum Gouverneur des Landes Krasnojarsk, der die Wahl gewann. Bykov war jedoch bald enttäuscht von ihm, als er eine Inspektion seiner Firma anordnete /s. entsprechendes Zitat auf der russ. Wikipediaseite/. Im Frühjahr 1999 geriet Bykov in Konflikt mit Lebed u. ging ins Ausland /s. oben/. 1999 kandidierte er auf der "LDPR"-Liste für die Wahl als Abgeordneter in die Staatsduma RF, wobei ihm jedoch die Zulassung verweigert wurde. Im Jahr 2000 gewann der "Anatolij-Bykov-Block" bei den Wahlen der Abgeordneten des Stadtrats von Krasnojarsk über 40% der Stimmen. 2001 nahm der "Anatolij-Bykov-Block" an den Wahlen der Abgeordneten zur 3. Gesetzgebenden Versammlung des Landes Krasnojarsk teil, wobei Bykov selbst mit 53% der Wählerstimmen seines Wahlkreises zum Abgeordneten gewählt wurde. 2003 wurde Bykov auf seine Bitte hin auf einer Sitzung der Gesetzgebenden Versammlung des Landes Krasnojarsk vorzeitig sein parlamentar. Mandat entzogen. Im selben Jahr beschloss er, erneut für das Amt eines Abgeordneten des Landesparlaments zu kandidieren u. auch an den Wahlen zur 4. Staatsduma RF teilzunehmen. Eine Woche vor der Abstimmung entschied das Landesgericht Krasnojarsk, Bykovs Zulassung als Kandidat für die Staatsduma wegen Verstössen gegen das Wahlgesetz zu annullieren. Im Dez. 2003 wurde Bykov erneut zum Abgeordneten der Gesetzgebenden Versammlung des Landes Krasnojarsk mit 54,84% der Wählerstimmen seines Wahlkreises gewählt. 2004 erhielt der Wahlblock der Bykov-Anhänger "Mit Glauben u. Hoffnung!“, der zur Teilnahme an den Wahlen zum Krasnojarsker Stadtabgeordnetenrat gegründet wurde, 32,06% der Stimmen. 2004 trat Bykov der polit. Partei "Eurasische Union“ bei. Laut einem der ehem. Parteiführer wurde die Partei vom Vorsitzenden ihres Exekutivkomitees, Pjotr ​​Suslov, als Plattform für Verhandlungen mit tschetschenischen illegalen bewaffneten Gruppierungen, sprich mit der tschetschen. Mafia, genutzt. Frühere Konflikte mit den Tschetschenen, hauptsächlich rund um die "KrAZ", seien von Bykov vorwiegend mit Gewalt gelöst worden. 2005 wurde Bykov zum Mitglied des Landeskomitees des Krasnojarsker Regionalzweigs der polit. Partei "Eurasische Union“ gewählt. 2006 wurde er auf der 10. Konferenz des Krasnojarsker Regionalzweigs der "Eurasischen Union" zum Vorsitzenden seines Exekutivkomitees gewählt. Im selben Jahr gewann der Block "Eurasische Union“ in Nazarovo, dessen Parteiliste von Bykov angeführt wurde, die Wahlen zum Abgeordnetenrat der Stadt mit 53,83% der Wählerstimmen. Kurz darauf wurde die Partei wegen Nichteinhaltung der gesetzlichen Anforderungen in Bezug auf die Mitgliederzahl von der Zulassung ausgeschlossen. 2007 gewann Bykov erneut die Wahlen zur Gesetzgebenden Versammlung des Landes Krasnojarsk mit 58,42% der Wählerstimmen seines Wahlkreises. 2009 kündigte er in einem Interview mit "RIA Novosti" an, sich in einem Jahr aus der Politik zurückziehen zu wollen. Aber 2011 kandidierte er erneut erfolgreich für das Mandat eines Abgeordneten der Gesetzgebenden Versammlung des Landes Krasnojarsk u. erhielt 61,50% der Stimmen seines Wahlkreises. Bei der Wahl zum Oberhaupt/Bürgermeister von Krasnojarsk 2012 unterstützte er den Konkurrenten des Kandidaten der kremlnahen Partei "Einiges Russland“, wobei der von ihm unterstützte Kandidat dem Mitbewerber unterlag. 2013 leitete Bykov den Regionalzweig der linksgerichteten polit. Oppositionspartei "Patrioten Russlands“, die bei den Wahlen zum Abgeordnetenrat der Stadt Krasnojarsk mit 25,62% der Stimmen 14 von 36 Sitzen gewann.

Offener Brief an Putin von 2013: Im Okt desselben Jahres wandte sich Bykov
in seiner Eigenschaft als Abgeordneter der Gesetzgebenden Versammlung des Landes Krasnojarsk u. als Vertreter der Partei "Patrioten Russlands“ sowie im Namen seiner Wähler u. der einfachen Bürger" u. „arbeitenden Menschen" u. nicht zuletzt als gebürtiger Sibirier" mit einem "Offenen Brief an den Präsidenten RF V. Putin", um auf einige aktuelle Probleme u. Ungerechtigkeiten in Russland hinzuweisen. So kritisierte er im Zuge der bevorstehenden Olympischen Spiele von Sochi zu unserem grossen Bedauern, wie gewissen- u. skrupellose Leute, die in der Wirtschaft arbeiten, so schwerwiegende Fehler begehen, dass es schwierig ist, sie anders als Verbrechen zu bezeichnen. Und dann verstecken sich diese Figuren in London u. an anderen abgelegenen, gemütlichen Orten". Offenbar sprach er die Profiteure an, die an der Errichtung der olympischen Infrastruktur in Sochi dank der Aufträge, die sie vom Kreml erhielten, auf Kosten des Steuerzahlers grosszügig dabei verdienten, wobei auch Korruption in grossem Stil im Spiel war - aber dieses Wort verwendete Bykov nicht. Er sei davon überzeugt, dass wir solche negativen Erscheinungen wie im Fall von Sochi in Krasnojarsk [dem Hauptkandidaten für die Ausrichtung der Winteruniversiade 2019] nicht erleben sollten". Er hielt diese Kandidatur für ungeeignet, da die Region nicht dafür bereit sei, weil sich in dieser Region heute eine Krise entwickelt u. im Haushalt Dutzende Mrd. Rubel fehlen". Im Grunde steuere die Region auf den Bankrott zu. Auch die Stadt Krasnojarsk selbst  befände sich praktisch vor dem Zusammenbruch, wobei das Problem sei, dass die örtlichen Behörden Putin nicht immer über den wahren Stand der Dinge im Land Krasnojarsk unterrichteten. Das eklatanteste Problem in Krasnojarsk seien seiner Meinung nach die heruntergekommenen Wohnungen, die von der Stadt praktisch nicht abgerissen würden. In fast einem Drittel der Stadt sei es kaum noch möglich, zu leben, weil sich zahlreiche Wohngebäude in einem baufälligen Zustand befänden. Bevor man eine Universiade in Krasnojarsk durchführt, sollte die Stadt dafür vorbereitet sein.
Dann kam Bykov auf sein ehem. "KrAZ"-Imperium zu sprechen u. beklagte seine
Zerstörung" durch Leute, die weit von der Wirtschaft entfernt waren", u. er fügte hinzu, dass es sich dabei um Agenten gehandelt habe, die im Auftrag westlicher Staaten handelten". Diese Leute hätten dazu beigetragen, Russland u. seine Industrie zu zerstören leider sei ihnen dabei viel gelungen". Alle Industrieunternehmen in Russland, die aufgrund der Aktivitäten solcher Agenten beschlagnahmt worden seien, befänden sich derzeit in einem beklagenswerten Zustand. Zu seiner Zeit habe die "KrAZ" als eine der besten Aluminiumhütten in Russland gegolten. ... Doch heute sei das Bild deprimierend. Die Gehälter lägen auf dem letzten Platz – nicht einmal unter den ersten 20, die Steuern betrügen 1% der vorherigen 30%, es gebe nur noch 4000 Arbeitnehmer. Man könne heute überall sehen, wie ineffizient die russ. Aluminiumindustrie arbeite. Putin wurde von dem patriot. Linkspolitiker aufgerufen, alles in diesem Bereich neu zu überdenken". Grosse Metallurgie-, Energie-, Kohle-, Öl- u. Gasunternehmen zählten zu den strateg. Objekten, die nicht in private Hände gegeben werden dürften. Der Staat müsse über eine Mehrheitsbeteiligung an solchen Unternehmen verfügen. Das sei seine Überzeugung. Andernfalls riskiere man, auch weiterhin eine ähnliche Situation wie jetzt zu haben, während dem mächtigen Krasnojarsker Land drohe, in eine rückständige Kolonie verwandelt zu werden. Alles werde exportiert, Metalle, Gas, Öl, Holz, Kohle u. Geld flössen rasant u. die Menschen wanderten von hier für immer ab. Ferner schrieb Bykov, er stelle fest, dass der derzeitige Gouverneur des Landes Krasnojarsk, s. Lev Kuznecov, bei [der Verhinderung] dieser gesamten Regression nicht die geringste Rolle spiele", u. er könne überhaupt nichts Positives" über die derzeitige Führung sagen. Keine einzige nennenswerte soziale Einrichtung sei unter dieser Führung gebaut worden. Gouverneur Kuznecov sei für das Amt des Gouverneurs ungeeignet. Er kümmere sich v.a. um sein persönl. Vermögen /sostojanie/ u. arbeite nur mit Leuten zusammen, die für sein persönl. Vermögen von Nutzen seien, seine Worte stünden manchmal in diametralem Widerspruch zu seinen eigenen Taten. Bykov sei davon überzeugt, dass die Wirtschaftskrise, die das Land Krasnojarsk heimgesucht habe, nicht ohne Beteiligung Kuznezovs eingetreten sei. Indirekt machte er die kremlnahe Dumapartei "Einiges Russland“ in seiner Region für die Krise verantwortlich, denn diese "Partei an der Macht“ habe die Region zwei Wahlperioden lang regiert, während die "Patrioten Russlands“ bei den letzten Wahlen zum Stadtrat von Krasnojarsk einen überzeugenden Sieg errungen hätten. Dann kam Bykov auf Wahlverstösse u. Wahlmanipulationen zu sprechen. Bei den Wahlen habe "Einiges Russland“ seinen grössten Fehler begangen: Es habe vielen Bürgern die Möglichkeit genommen, zu wählen. Er denke, dass es sich um eine Verschwörung" gehandelt habe, denn während der Abstimmung sei der traditionelle Standort einer Reihe von Wahllokalen geändert worden, ohne dass dies den Einwohnern von Krasnojarsk im voraus mitgeteilt worden sei. Dadurch hätten Tausende Wähler von Krasnojarsk ihre Wahllokale nicht gefunden. Es liege ein grober Verstoss gegen das Wahlgesetz vor, die Grundrechte der Bürger – wählen u. gewählt werden – seien verletzt worden. "Einiges Russland“ sei offenbar aktiv an dieser Schande" beteiligt gewesen. Solche Aktionen diskreditierten das Wahlrecht u. brächten schwache Menschen" an die Macht. Wenn ein solches Chaos in Russland möglich ist, wäre es vielleicht besser, den Verfassungsartikel abzuschaffen, der einem Bürger das Wahlrecht u. das Recht, gewählt zu werden, garantiert. Wer das alles erkenne u. verstehe, sage heute: Warum überhaupt zur Wahl gehen? Zu Recht. Es sei kein Zufall, dass die Wahlbeteiligung in den letzten Jahren massiv gesunken sei. Wie könne man bei einer Wahlbeteiligung von 18-20% in einer Stadt mit einer Million Einwohnern davon ausgehen, dass ein legitimer Bürgermeister oder ein legitimer Stadtrat gewählt wurde? Er würde deshalb die Einführung einer Regelung vorschlagen, nach der Wahlen als legitim gelten, wenn mindestens 51% der Wähler in die Wahllokale kommen. Er, Bykov, glaube, dass dafür i.e.L. Sie, Vladimir Vladimirovich [Putin], als Präsident u. Garant der Verfassung die Verantwortung tragen müssen". Wenn das so weitergehe, werde es in Russland nichts mehr von der Demokratie geben. Unter s. Boris Elcyn habe es viel mehr Möglichkeiten gegeben, ehrlich gewählt zu werden als jetzt. Der Trend, dass Leute, die der Macht nahe stehen, begannen, Einfluss auf ihre Gouverneure zu nehmen, sei kein Zufall. Dabei seien nicht politisch gebildete Spezialisten, sondern Vertreter von Finanz- u. Industriekonzernen am Werk. Dies sei ein sehr gefährlicher Trend, der unbedingt gestoppt werden müsse. Wenn bestimmte Kandidaten die erforderlichen Parameter nicht erfüllten, sollten sie auf keinen Fall an die Macht kommen. Es sei also notwendig, durch das Wahlgesetz das Vertrauen der Bürger in die Behörden in den Regionen wiederherzustellen; bei Wahlen seien gleiche Bedingungen für alle zu schaffen – sowohl für Parteien als auch für Individuen. Man sollte den Stärksten gewinnen lassen, genau wie im Sport. Nur starken Figuren mit Autorität würden die Menschen folgen.
Im nächsten Themenabschnitt kam Bykov auf die Armee zu sprechen, deren Zustand ihm
grosse Sorgen" bereite. Zwar seien unter dem neuen Verteidigungsminister [Shojgu] Reformen begonnen worden, die Truppen würden mit Ausrüstung der neuesten Generation versorgt u. es würden innovative Technologien eingeführt. Aber nach einem Jahr würden die Soldaten die Armee verlassen u. nach Hause zurückzukehren [u. so der Armee abhanden kommen]. Russland brauche eine professionelle Armee, Spezialeinheiten u. alle anderen schnellen Eingreiftruppen. Aber sie sollte nicht unsere traditionelle Volksarmee“ ersetzen. Die junge Generation könne nicht vom Militärdienst getrennt werden. Man müsse echte Männer grossziehen", um die Grenzen zu schützen. Eine Berufsarmee der Söldner allein reiche in einem solchen Staat nicht aus. Die Verteidigung des Vaterlands sei eine nationale Angelegenheit. Unter diesen Prämissen plädierte der Linkspatriot Bykov für die Einführung der Wehrpflicht für alle jungen Menschen".
Die Suche nach einer ideolog. Grundlage sei für das heutige Russland äusserst aktuell. Nach welchen Grundsätzen sollte die Zukunft jedoch entwickelt u. aufgebaut werden? Im Laufe langjähriger Diskussionen sei klar geworden: Weder die Ideologie der Sowjetmacht noch diejenige der ihr vorangegangenen Monarchie u. auch nicht der gegenwärtige Liberalismus würden sich als Vorbilder
eignen. Für die Entwicklung Russlands sei es also notwendig, etwas grundlegend Neues anzubieten. Dabei sei das Beste aus diesen historischen Erfahrungen auszuwählen. V.a. solle zunächst einmal der Respekt vor dem arbeitenden Menschen wiederhergestellt werden.
Was die Bildung anbelangt, plädierte Bykov für die Wiedereinführung der Berufsausbildung in den Schulen u. die Wiederherstellung
weiterführender technischer Bildungseinrichtungen. Dies habe man schon gekannt u. es sei bei allen Beteiligten gut angekommen, sowohl bei den Studierenden als auch bei den Landarbeitern. Bykov vertrat die Meinung, dass der Beitritt Russlands zur WTO keine vorteilhafte Entscheidung für den Staat im Allgemeinen u. die russ. Feld- u. Landarbeiter im Besonderen sei. Die Arbeit auf dem Land müsse profitabel u. sinnvoll werden. Dieselkraftstoff sollte nicht teurer sein als Milch. Die Bauern u. Landwirte sollten Steuervorteile, u. junge Leute, die Landwirtschaft studieren, Sozialleistungen erhalten, um ihnen Wohnraum zu ermöglichen. So würden mit entsprechenden Rahmenbedingungen echte Anreize für die Rückkehr der Menschen auf das Land geschaffen, um die Felder zu bewirtschaften u. damit nicht nur sich selbst, sondern auch benachbarte Städte u. Regionen versorgen zu können. Dies sei eine der zentralen nationalen Aufgaben. Landwirtschaft bedeute auch nationale Sicherheit. Viele aus dem Ausland importierte Produkte seien gesundheitsgefährdend. Russland verfüge über ein eigenes unermessliches Potenzial, aber dieses müsse richtig u. kompetent bewirtschaftet werden.
Die Russen seien nach wie vor auf der Suche nach den Schuldigen in unserer Geschichte. Aber wir alle seien schuld daran, dass wir zugelassen haben, dass das stärkste Land, die Sowjetunion, mit 15 Bruderrepubliken zusammenbrach. Unser Land" sei das stärkste der Welt in Bezug auf Bildung, Kultur, Sport u. Wissenschaft gewesen. Auf der Grundlage dieses Leitbilds" Freundschaft, gegenseitige Hilfe, gute Nachbarschaft können wir eine neue Ideologie u. Entwicklungsrichtlinien finden, nach denen wir jetzt suchen". Heute habe uns v.a. der Dollar gespalten u. zerstritten". Der nationalen Frage" müsse also besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Am Ende seines "Offenen Briefs an Putin" erklärte Bykov, wie es sich für einen russ. Patrioten gehört, dass er schon immer - seit dessen Machtantritt 2000 - an ihn geglaubt u. sich für ihn eingesetzt" habe. Auch noch 2012 habe er alle seine Wähler u. Genossen davon überzeugt, ihn zu unterstützen, weil Bykov verstanden habe, dass Putin einer der wenigen Menschen sei, die in der Lage seien, Russland zu regieren". Heute sei es „an der Zeit, einige akute u. für ihn vielleicht unangenehme Momente anzusprechen, in der Hoffnung, dass er alles richtig verstehen u. wahrnehmen werde". Einigen Angaben zufolge soll Bykov später solche Briefe an Putin wiederholt haben. Im Gerichtskäfig trug er auf der Trainerjacke das Wappen der UdSSR.

2013 nahm Bykov nicht mehr an den Abgeordnetenwahlen teil u. unterstützte statt dessen die Kandidatur seines Neffen Valerij Bykov, der auch Geschäftspartner Anatolij Bykovs war u. einen Teil seines Vermögens verwaltete. In den folgenden 2 Jahren schrumpfte die von Bykov kontrollierte Fraktion der "Patrioten Russlands" im Stadtrat von Krasnojarsk um 5 Personen, die aus der Partei ausgeschlossen wurden. Bei der vorgezogenen Wahl zum Gouverneur des Landes Krasnojarsk von 2014 unterstützte er seinen Parteikollegen Ivan Serebrjakov, der jedoch nur den 3. Platz belegte u. gegen den Kandidaten von "Einiges Russland“ u. den KPRF-Mitbewerber keine Chance hatte. Ab 2015 wurde Bykovs direkte Teilnahme an den Wahlen durch einen "Kriminalfilter“ behindert – eine im Feb. dieses Jahres eingeführte Beschränkung der Teilnahme an Wahlen für Personen, die wegen schwerer Straftaten vorbestraft sind. Nach dem Gesetz wird Personen, die wegen der Begehung schwerer bzw.
besonders schwerer Straftaten zu einer Freiheitsstrafe verurteilt wurden, für 10 bzw. 15 Jahre das Recht entzogen, für ein öffentl. polit. Amt zu kandidieren. Bykovs entsprechende Amtszeit endete 2020. Er erklärte jedoch seine Entschlossenheit, diese von den örtlichen Gesetzgebern eingeführte Einschränkung zu überwinden. Im Juli 2016 weigerte sich die Wahlkommission des Landes Krasnojarsk, Anatolij Bykov, der die regionale Liste der Partei "Patrioten Russlands“ anführte, als Kandidaten für das Amt des Abgeordneten der Gesetzgebenden Versammlung des Landes Krasnojarsk zuzulassen. Sodann beantragte Bykov beim Landesgericht Krasnojarsk, die angefochtene Entscheidung aufzuheben u. die Wahlkommission zu verpflichten, ihn als Kandidaten für das Amt eines Abgeordneten in die regionale Kandidatenliste zuzulassen. Das Landesgericht Krasnojarsk wies Bykovs Verwaltungsklage jedoch anlässlich einer öffentl. Sitzung ab. Anstelle Bykovs wurde die Liste der Partei "Patrioten Russlands“ bei den Wahlen zur Gesetzgebenden Versammlung von Ivan Serebrjakov angeführt. Im Aug. 2016 weigerte sich das Oberste Gericht RF, Bykovs Forderungen nachzukommen u. die Entscheidung des Landesgerichts u. der regionalen Wahlkommission von Krasnojarsk aufzuheben, ihn von den Listen der "Patrioten Russlands“ auszuschliessen. 2016 gewann Bykovs Fraktion "Patrioten Russlands“ bei den Wahlen zur Gesetzgebenden Versammlung des Landes Krasnojarsk mit 6,5% der Stimmen nur noch 1 von 52 Mandaten u. verschwand praktisch in der Bedeutungslosigkeit. Anfang 2021 fusionierten die "Patrioten Russlands" mit der linkskonservativen Dumapartei "Gerechtes Russland".

Steuerkonflikt: Ende Okt. 2020 gab das Oktjabrskij-Bezirksgericht von Krasnojarsk dem Antrag der Ermittlung statt u. beschlagnahmte 7 Immobilien in Bykovs Besitz im Emeljanovskij-Bezirk des Landes Krasnojarsk, deren gesamter Katasterwert über 81 Mln. Rubel betrug, während der Schaden für die zuständige Steuerbehörde sich auf über 78 Mln. Rubel belief, da Bykov im Zeitraum 2017-19 die Steuerzahlungen in etwa dieser Höhe ausgesetzt hatte.
Wiederaufnahme der Strafverfolgung ab 2020:
Im Mai 2020 wurde Bykov von Beamten des Innenministeriums RF u. des FSB RF in Krasnojarsk festgenommen u. in die Hauptermittlungsverwaltung des Ermittlungskomitees RF für das Land Krasnojarsk u. die Republik Chakassien gebracht. Am selben Tag führten Mitarbeiter des Ermittlungskomitees Durchsuchungen in Bykovs Haus in Krasnojarsk u. in seiner Datscha auf der Krym durch, wobei relevante Dokumente beschlagnahmt wurden. Offenbar hatte Vladimir Tatarenkov, der zu dieser Zeit eine Haftstrafe von 13 Jahren verbüsste  ​​u. zuvor vom Gericht als einer der Organisatoren des Mordes anerkannt worden war, inzwischen eine Aussage gemacht, die zur neuen Anklage gegen Bykov geführt haben soll. Das
Sverdlovsker Bezirksgericht in Krasnojarsk beschloss, Bykov bis zum 4. Juli 2020 in Haft zu setzen. Bykovs Anwalt legte bei der Strafkammer des Landesgerichts Krasnojarsk Berufung ein, um eine Freilassung seines Mandanten gegen Kaution oder Hausarrest für ihn zu erreichen, die jedoch abgelehnt wurde. Ende Juni verlängerte das Bezirksgericht Zheleznodorozhnyj die Inhaftierung Bykovs bis zum 3. Okt. Ende Sept. verlängerte dasselbe Gericht seine Inhaftierung bis zum 6. Dez. 2020, während entsprechende Berufungen abgelehnt wurden. Am 16. Dez. verlängerte das Gericht Bykovs Inhaftierung um 2 weitere Monate bis zum 24. Feb. 2021, am 19. Feb. bis zum 21. April u. am 16. April bis zum 21. Juni 2021. Am 15. Mai erhob die Hauptermittlungsverwaltung des Ermittlungskomitees RF für das Land Krasnojarsk u. die Republik Chakassien Anklage gegen Bykov nach Art. 102 Abss. "d“, "z“, "n“ StGB RSFSR wegen der Organisation der Auftragsmorde an Kirill Vojtenko u. Aleksandr Naumov im Sommer 1994, 2 Mitgliedern der von ihm geleiteten kriminellen Bande, die er für den Anschlag auf ihn verantwortlich machte. Am selben Tag veröffentlichte das Ermittlungskomitee RF eine Videoaufzeichnung einer zuvor durchgeführten Konfrontation, bei der ausser Tatarenkov auch Sergej Bakurov u. Vladimir Chuchkov aussagten, die den Ermittlungen zufolge die Täter dieser Morde waren.
Am 13. Juli 2021 erhob die Hauptermittlungsverwaltung des Ermittlungskomitees RF für das Land Krasnojarsk u. Chakassien eine andere Anklage gegen Bykov nach Art. 210 Teil 1 StGB RF. Den Ermittlungsunterlagen zufolge
organisierte er zwischen 1993 u. 1995 kriminelle Gruppen, darunter auch seine eigene, u. schloss sich auch den Gruppen von Vilor Struganov, Vladimir Tatarenkov u.a. an, wobei er nach 1997 deren kriminellen Aktivitäten zur Begehung schwerer Verbrechen koordinierte, wonach Mitglieder seiner Gruppierungen 1997-99 einen gewissen Artjushkov, einen gewissen Filippov u. einen gewissen Khonin ermordeten. Ausserdem wurde vom zuständigen Ermittlungskomitee bekanntgegeben, dass laut der vorläufigen Version der Ermittlung etwa Anfang Okt. 2004 im Dorf Udachnyj in der Nähe von Krasnojarsk Bykov seinen Bekannten überredet haben soll, den 38-jährigen Vizepräsidenten des Boxverbands des Krasnojarsker Landes Andrej Grabovskij zu töten. Der Anschlag selbst ereignete sich am 1. Nov. 2004, als der Täter mit einem Kalaschnikov-Sturmgewehr auf ein BMW-Auto schoss, in dem die Zielperson die Strasse entlang in Richtung des Dorfes Ovinnyj fuhr. Grabovskij blieb am Leben, weil es ihm gelang, seinen Wagen während des Beschusses zur Seite zu wenden, so dass die Kugeln ihn selbst verfehlten, woraufhin der Täter vom Tatort floh.
Ende Okt. 2020 wurde Bykov nach Art. 33 Teil 4 Abs. "z" u. Art. 105 Teil 2 StGB RF wegen "Anstiftung zum Auftragsmord"
angeklagt. Den Ermittlungsunterlagen zufolge plante Bykov im Sept. 2004 die Ermordung des 42-jährigen Krasnojarsker Geschäftsmanns Andrej Nekolov. Demzufolge traf sich Bykov in der Zeit von Sept. bis Okt. 2004 auf dem Gelände seines Hauses im Dorf Udachnyj mit seinem Bekannten u. bestellte bei ihm für 50 Tsd. USD die Ermordung der besagten Zielperson. Nachdem der Auftragsmörder die Zielperson in Krasnojarsk aufgespürt hatte, gab er am 18. Jan. 2005 mit einer TT-Pistole mindestens 4 tödliche Schüsse auf die Zielperson ab. Bei einem weiteren Treffen zahlte Bykov seinem Bekannten für die Ermordung des Geschäftsmanns einen Teil des versprochenen Honorars in Höhe von 10 Tsd. USD.
Im Juni 2021 reichte das Ermittlungskomitee RF eine letzte Anklage gegen Bykov in diesem Fall ein u. gab an, dass er sich im Okt. 2004 in seinem Haus in Udachnyj mit einem gewissen Aleksandr Zhivica, genannt "Bull“, getroffen habe, einem Profimörder der Gruppe des Verbrecherbosses Vilor Struganov, genannt "Pasha Cvetomuzyka“, dem er eine Zahlung von 50 Tsd. USD für die Eliminierung Nekolovs anbot u. Zhivica letztendlich nur 10 Tsd. USD zahlte, da zwischen dem Erhalt des Mordauftrags u.
seiner Ausführung über 3 Monate vergangen waren. Zhivicas Verbrechen wurde 2013 aufgedeckt, wobei dieser eine 12-jährige Haftstrafe erhielt. Während der Verhöre durch die Ermittler bestritt Bykov alle Vorwürfe u. sagte, er habe kein Motiv für das Verbrechen gehabt. Sein Anwalt Aleksej Prokhorov sagte in einem Gespräch mit einem Kommersant-Journalisten, dass Bykov seine Strafverfolgung in diesem Strafverfahren sowie in anderen Fällen für politisch motiviert“ halte. Er verbinde dies mit seiner Kritik an der Politik der Führung des Landes u. der Region sowie mit dem Auslaufen des Verbots seines Rechts, in Regierungsämter gewählt zu werden. Bykov gehörte der linken Opposition an /s. oben Politik/.
Mitte Okt. 2021 eröffnete die Hauptermittlungsverwaltung des Ermittlungskomitees RF für das Land Krasnojarsk u. Chakassien ein 6. Strafverfahren gegen Bykov, wobei es ihn verdächtigte, ein Verbrechen nach Art. 33
Teil 4 Abs. "g“ u. Art. 105 Teil 2 StGB RF wegen "Anstiftung, d. h. Anstiftung einer anderen Person durch Drohung mit einem von einer organisierten Gruppe begangenen Mord". Der Fall bezog sich auf einen Mord des Jahres 1998 an einem 48-jährigen Einwohner von Krasnojarsk, einem Bekannten Bykovs, der von Mitgliedern einer organisierten kriminellen Bande auf Anweisung Bykovs ausgeführt worden sein soll oder wurde. Nach Angaben der Zeitung Kommersant u. einer anderen Online-Publikation handelte es sich um den Verbrecherboss Vladimir Filippov, genannt "Filip“, der im Land Krasnojarsk den Posten eines "Aufsehers“ übernehmen wollte u. von besagtem Anatolij Zhivica in der Nähe seines Hauses getötet wurde.
Im Juli 2022 beschuldigte die Hauptermittlungsverwaltung des Ermittlungskomitees RF für das Land Krasnojarsk Bykov der Führung einer kriminellen Gemeinschaft nach Art. 210 Teil 1 StGB RF u. des von einer organisierten Gruppe begangenen Mordes nach
Art. 105 Teil 2 Abs. "zh“ StGB RF. Den Ermittlungen zufolge übte Bykov im Zeitraum von Jan. 1997 bis Juni 2002 die alleinige Führung der kriminellen Gemeinschaft aus, die er im Zeitraum 1990-97 geschaffen hatte. In dieser Position organisierte er 1998 die Ermordung eines 48-jährigen Einwohners von Krasnojarsk mittels einer organisierten Bande, nachdem er deren Mitglieder zu diesem Verbrechen überredet hatte.
Urteile: Am 7. Sept. 2021 verurteilte das
Sverdlovsker Bezirksgericht in Krasnojarsk Bykov zu 13 Jahren Haft in einer Anstalt mit allgemeinem Vollzug wegen Organisation eines Doppelmords im Jahr 1994. Am 12. Mai 2023 verurteilte das Zentrale Bezirksgericht Krasnojarsk Bykov wegen Anstiftung zum Mord zu 11 Jahren Gefängnis u. verhängte unter Berücksichtigung des vorherigen Urteils eine Gesamtstrafe von 17 Jahren Haft in einem Hochsicherheitsgefängnis. Nach Presseangaben war von 20 Jahren Lagerhaft die Rede. Im Mai 2024 gab sein Anwalt Aleksej Prokhorov bekannt, dass Bykov ins Lagergefängnis "IK-9" in Petrozavodsk, Republik Karelien, verlegt worden sei, nachdem er zuvor 4 Jahre im U-Haftgefängnis Nr. 1 von Krasnojarsk einsass /II III IV V VI VII VIII/. Was mit dem Bykov gehörenden agroindustriellen Komplex "Demetra" genau passiert ist, konnte an dieser Stelle nicht in Erfahrung gebracht werden.)

BYKOV, Dmitrij Lvovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV (1967-, bekannter, populärer russ. Schriftsteller, Dichter u. Journalist, Publizist-Kolumnist, Rundfunk- u. TV-Moderator, Literaturkritiker u. -dozent u. Filmkritiker. Absolvent der Fakultät für Journalismus der MSU, Abteilung für Literaturkritik. Seit 1989 gehörte er zu den aktiven Teilnehmern des kurz zuvor entstandenen "Ordens der Höfischen Manieristen“, einer Dichtervereinigung, deren Mitglieder sich laut Kritikern durch „einen Abgrund von Zynismus u. scharfer Satire auszeichneten, der sich hinter brillante Höflichkeit verbirgt“. Im Orden trug Bykov den Titel "Kommandant“ u. wurde Mitautor mehrerer vom Orden veröffentlichter Gedichtbände. Er verliess den Orden im Sommer 1992, wurde jedoch später in den Medien unter den "Manieristen“erwähnt. Ab 1985 arbeitete Bykov für die Zeitung Sobesednik. Er war u. ist Autor journalist., literarischer u. polemischer Artikel, die in vielen Magazinen u. Zeitungen veröffentlicht wurden, von Elite-Monatsmagazinen bis hin zu extravaganten Boulevardzeitungen /Liste s. russ. Wikipediaseite/. Seine 1992 begonnene Arbeit für Rundfunk- u. TV umfasst diverse Programme auf den TV-Sendern "REN-TV", 5TV", "Dozhd", "Nostalgija" wie auf verschiedenen Radiokanälen, u.a. "Ekho Moskvy". Ausgezeichnet mit dem Preis "Goldene Feder Russlands 2010“ für Journalisten, verliehen vom Journalistenverband Russlands. Bykov unterrichtet/e Literatur u. die Geschichte der sowjet. Literatur an Moskauer weiterführenden Schulen, war bis 2014 Professor an der Abteilung für Weltliteratur u. Kultur am MGIMO des Aussenministeriums RF u. hielt auch Vorlesungen im Ausland, so an der Princeton University, der Brandeis University, der Cambridge University u. dem University of Maryland College of Arts and Humanities. Als Autor trat Bykov als Biograf von Boris Pasternak, Bulat Okudzhava, Maksim Gorkij u. Vladimir Majakovskij /II/ in Erscheinung. Er hält Vorträge über Bernard Shaw, Boris Pasternak, Mikhail Saltykov-Shchedrin u.a. Schrifsteller. Bekannt geworden ist er v.a. auch durch seine Internet-"Lektionen" über berühmte Schrftsteller wie Gorkij /II/ u. Tschechov oder Shakespeare bzw. Sänger wie Vladimir Vуsockij u. Viktor Coj. Von Bedeutung sind auch seine Kurzstudien im Rahmen  des Werks "Russ. Literatur, Leidenschaft u. Macht".
Polit. Haltung u. Ansichten: Dmitrij Bykov ist überzeugter Antistalinist. Seiner Meinung nach „hat Stalin Russland als Land mit dem höchsten intellektuellen Potenzial u. der besten Kultur der Welt 30 Jahre lang zum langweiligsten u. widerlichsten Land der Welt gemacht“. 2005 erschien sein Satire-Märchen-Buch "Wie Putin Präsident der USA wurde". 2x lehnte er eine persönl. Einladung zu einem Treffen von Kulturschaffenden mit V. Putin ab - 2009 u. 2011. Gleichzeitig weigerte er sich 2010, den Aufruf "Putin muss gehen" wegen seiner „Irrelevanz“ zu unterzeichnen. Im Dez. 2011 nahm er an einer Protestkundgebung auf dem Bolotnaja-Platz gegen die Fälschung der Wahlergebnisse zur 6. Staatsduma RF teil u. trat in das Organisationskomitee der folgenden öffentl. Protestkundgebungen ein. Er motivierte seine zivilgesellschaftl. Aktivierung damit, dass „ich dieses Machtgefühl u. eine solche Atmosphäre im Land satt hatte“. Auf eine Ausgabe von Putins TV-Sendung "Direkte Linie" reagierte er mit Satiregedichten, die im Radiosender "Ekho Moskvy" ausgestrahlt wurden. Bei einer Kundgebung sagte er
in einer Rede das bevorstehende Aufkommen einer neuen polit. Elite in Russland voraus. Im Feb. 2012 nahm er an einer "Anti-Putin“-Protestkundgebung auf dem Bolotnaja-Platz teil u. schloss sich der Forderung nach Freilassung aller polit. Gefangenen an. Im Okt. 2012 belegte er bei den Wahlen zum Russ. Koordinierungsrat der Opposition auf der allgemeinen Liste den 2. Platz u. gewann 38,5 Tsd. Stimmen von 81 Tsd. Wählern, wobei er nur noch von s. Aleksej Navalnyj geschlagen wurde, der 43 Tsd. Stimmen erhielt. Im März 2014 äusserte er zusammen mit einer Reihe anderer Persönlichkeiten aus Wissenschaft u. Kultur Russlands seine Ablehnung der Annexionspolitik der russ. Behörden auf der Krym. Seiner Meinung nach „ist die russ. Realität widerlich, ich möchte wirklich eine Revolution machen u. das ist nicht so schwer, aber es wird definitiv zu nichts führen, ausser zu einem Meer aus Blut u. mehreren Jahrzehnten des intellektuellen Mega-Betrugs“. Bykovs Haltung zum Liberalismus ist negativ: „Der Liberalismus ist sehr oft die feige Wahl eines Schwächlings, weil er ein Zeichen der Unwilligkeit ist, dem Bösen zu widerstehen. Und manchmal ist Toleranz wirklich ekelhaft." Über seine Haltung zum Konservatismus: „Ich bin in meinem Geschmack eher konservativ. Nun, was kann man tun, wenn in Russland in letzter Zeit - u. tatsächlich immer - Konservatismus als Unterstützung für Repression verstanden wurde. Nun, was dann? Was hat das mit Konservatismus zu tun? Im Gegenteil, das ist völlige Zerstörung. Aber trotzdem wird man als Konservativer bezeichnet, der dazu aufruft, alles zu verbieten u. jeden zu töten.“ Im Dez. 2016 unterstützte er den in Russland verurteilten ukrain. Regisseur s. Oleg Sencov. Im Jan. 2018 nahm Bykov am Präsidentschaftswahlkampf von s. Ksenija Sobchak teil. Im Jan. 2019 wurden Forderungen an die Generalstaatsanwaltschaft RF gerichtet, die Aussagen des Autors zu überprüfen, in denen angeblich Anzeichen von Verstössen gegen Art. 354.1 StGB RF wegen "Rehabilitation des Nationalsozialismus" zu sehen sind. In den diesbezüglichen Erklärungen äusserte Bykov die Meinung, dass der "Grosse Vaterländ. Krieg" als Fortsetzung des Russ. Bürgerkriegs angesehen werden könne, u. teilte seinen Wunsch mit, eine objektive Biographie von General Vlassov zu verfassen. Im April 2019 wurde Bykov in Ufa, Baschkirien, wo er einen Vortrag hielt, mit Verdacht auf einen Schlaganfall notfallmässig ins Krankenhaus eingeliefert, wobei diese Diagnose nicht bestätigt wurde. Im Spital entwickelte sich bei Bykov jedoch ein Hirnödem, so dass er in ein künstliches Koma versetzt wurde. Laut Aussage des baschkir. Gesundheitsministeriums blieb der Zustand des Autors durchaus "ernst“. Am 17. April sagte die offizielle Vertreterin Bykovs, Svetlana Bolshakova, dass der Grund für den Spitalaufenthalt ein Anstieg des Blutzuckerspiegels gewesen sei, der zu einem hyperglykämischen Koma geführt habe. 2 Tage später wurde Bykov mit einem von der Redaktion der Novaja gazeta organisierten Sonderflug nach Moskau gebracht u. im Burdenko-Forschungsinstitut untergebracht, wo er in einem weiterhin ernsten Zustand blieb. Später soll sich sein Gesundheitszustand wieder verbessert haben. Am 23. April veröffentlichte Bykov eine Kolumne im Magazin Russkij Pioner, in der er sein gesundheitliches Problem als „grotesk" bezeichnete. Am 25. April sprach er in einer Sendung, die noch im Krankenhaus für Ekho Moskvy aufgezeichnet wurde, u. nannte eine Vergiftung als Grund für seinen Spitalaufenthalt. Am 29. April wurde Bykov aus dem Burdenko-Krankenhaus entlassen. Laut einer Recherche  von The Insider u. Bellingcat soll es sich bei der angeblichen Vergiftung um einen versuchten Mord gehandelt haben. Die Vergiftung sei von denselben FSB-Leuten organisiert worden, die zuvor die Vergiftung von s. Aleksej Navalnyj u. s. Vladimir Kara-Murza organisiert hatten. Im Dez. 2019 nahm Bykov in einem Gespräch mit Novaja gazeta Bezug auf die Äusserung Putins, dass es diese Welt als Ganzes ohne Russland überhaupt nicht brauche eine Aussage im Zusammenhang mit dem Einsatz von Atomwaffen u. sagte u.a. dabei: „Die heutige russ. Propaganda ist nicht friedlich u. die Politik ist nicht sozial. ... Auf allen Bundeskanälen erschallt Kriegspropaganda; dass die Gesellschaft noch nicht in den rasendsten Faschismus abgeglitten ist, erklärt sich nur aus ihrer gesellschaftlichen Faulheit.“ Im Sept. 2020 unterzeichnete Bykov einen Brief zur Unterstützung von Protestaktionen in Belarus gegen das Lukaschenko-Regime. Im Feb. 2022 unterzeichnete er einen öffentl. Aufruf mehrerer Dutzend russ. Künstler u. Schriftsteller, in dem der von Putin in diesem Monat entfesselte russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine als „Schande“ bezeichnet u. ein sofortiges Ende der Kampfhandlungen gefordert wurde. Daraufhin wurden seine Bücher aus dem Angebot russ. Buchhandlungen genommen u. aus den Bibliothekskatalogen entfernt. Der Verlag "AST", die Handelskette "Chitaj-Gorod" u. der Internetdienst für elektron. Bücher u. Audiobücher "Litres" gaben bekannt, dass sie den Vertrieb von Büchern von s. Boris Akunin u. Dmitrij Bykov aufgrund ihrer gesellschaftspolit. Position einstellen würden. Ende Juli 2022 wurde Bykovs Name in das russ. Verzeichnis der "ausländ. Agenten“ eingetragen. Gleichzeitig wurde er in die ukrain. Datenbank "Mirotvorec" aufgenommen. Danach reiste er in die USA aus, wo er in der Cornell University in Ithaca unterrichtete. Im April 2024 bezeichnete Bykov Putin als einen "Verbrecher Hitlerschen Ausmasses". Im Aug. 2022 erzählte er über sein Projekt eines Buchs über den ukrain. Präsidenten s. Volodymyr Zelenskyj. In einem Gespräch mit der NZZ vom Juni 2024 sagte er, dass er jetzt an der Universität Rochester in New York unterrichte. Über V. Putin sagte er u.a.: Putin war ursprünglich nicht antisemitisch. In letzter Zeit findet man in seiner Rhetorik aber da u. dort Anzeichen von Antisemitismus. Ich glaube, das ist so ein neuer, diabolischer Zug. Putin ist immer mehr vom Teufel besessen. In seiner inneren Leere – er ist ja eine gänzlich leere Persönlichkeit – hat sich der Teufel breitgemacht. Und wenn sein Gesicht geschwollen erscheint, ist das nicht Botox, sondern das aufgequollene Böse.")

BYKOV, Viktor Aleksandrovich II III (1950-, russ. Physiker-Mathematiker u. Quantenelektroniker, technolog. Unternehmer, Erfinder, Professor, Experte auf dem Gebiet der Nanowissenschaften u. Nanotechnologie. Absolvent der Fakultät für Physikalische u. Quantenelektronik des Moskauer Instituts für Physik u. Technologie. Kandidat der Physik u. Mathematik. Parallel zur Aspirantur arbeitete er an einem Physikalischen Forschungsinstitut in Zelenograd. Während seiner Tätigkeit am Institut leitete er die Forschungen auf dem Gebiet molekular Strukturen. Das Ergebnis der Forschung war die Entwicklung einer Technologie zur Herstellung von Flüssigkristallen, wobei mittels neuer Lichtpolarisatoren Flüssigkristallbildschirme entwickelt wurden. Im Laufe der Jahre leitete Bykov auch die Entwicklung der Tunnel- u. Sondenmikroskope "STM-4" u. "Solver", die Plattformen für das Sonden-Nanolabor "INTEGRA" u. die Forschungsplattform "NANOFAB". 1989 gründete er mit einem Team von Absolventen des Moskauer Instituts für Physik u. Technologie MIPT die "Forschungskorporation MDT", die 1993 in die Firma "MDT Nanotechnologie NT-MDT" umgewandelt wurde, deren Generaldirektor er war oder ist. Die Hauptgeschäftsausrichtung des Unternehmens ist die Herstellung wissenschaftl. Geräte für die Forschung in allen Bereichen der Nanotechnologie. "NT-MDT"-Produkte erlangten in den 2000er Jahren internationale Anerkennung. Das US-amerikan. Magazin Research & Development zeichnete die wissenschaftl. Geräte von "NT-MDT" in den Jahren 2006-12 4x als die besten innovativen Entwicklungen des Jahres aus. Bykov, Autor u. Co-Autor von mehr als 200 wissenschaftl. Arbeiten, darunter 160 Erfindungsanmeldungen, ist einer der Co-Autoren u. Leiter des Landesprogramms "Molekulare Elektronik“ u. des Projekts "Molekulare Nanotechnologie“. Präsident der Russ. Nanotechnolog. Gesellschaft, Vorsitzender der Gilde der Hochtechnologie- u. Innovationsunternehmen der Moskauer Industrie- u. Handelskammer, Träger des Preises der Regierung RF im Bereich Wissenschaft u. Technologie von 2004. 2011 wurde ihm die UNESCO-Medaille "Für seinen Beitrag zur Entwicklung der Nanowissenschaften u. -technologie“ verliehen.)

BYCHKOV, Nikolaj Viktorovich II (1960-, russ. Manager u. ehem. Staatspolitiker. Absolvent der Militärpolit. Bauhochschule Simferopol, Krym, Ukrain. SSR, später umbenannt in Branchenübergreifendes Technolog. Institut u. Russ. Wirtschaftsakademie namens G.V. Plekhanov. 1981-92 diente er in den Streitkräften der UdSSR. In den 90er Jahren arbeitete er bei der Bank "MENATEP" u. trat 1997 dem Vereinigten Vorstand als Direktor der Direktion für militär.-techn. Zusammenarbeit des Ölkonzerns "Jukos" bei. 1999-2003 war er Präsident von "Yukos Refining and Marketing". Im März 2003 genehmigte die Staatsversammlung Mordwiniens den Vorschlag des wiedergewählten Staatsoberhaupts der Republik s. Nikolaj Merkushkin, Bychkov als Vertreter der Exekutive Mordwiniens mit den Befugnissen eines Mitglieds des Föderationsrats RF auszustatten an der Stelle von s. Leonid Nevzlin, der zu einem anderen Job gewechselt hatte. Im Föderationsrat RF war Bychkov stv. Vorsitzender des Ausschusses für internationale Angelegenheiten. Anfang Juli 2004 wurde er angesichts der Verhaftung s. Mikhail Khodorkovskijs zum Leiter der Stiftung "Offenes Russland" gewählt. Per Dekret Nr. 146-UG vom 24. Nov. 2004 des Oberhaupts der Republik Mordwinien wurden Bychkovs Befugnisse als Mitglied des Föderationsrats RF vorzeitig beendet.)

BYCHKOV, Sergej Sergeevich II III IV V VI VII VIII IX X XI (1946-, russ. Schriftsteller, Dichter, Publizist, Kirchenhistoriker. Absolvent der Philolog. Fakultät der MSU. Danach war er als Lehrer tätig, debütierte als Dichter-Übersetzer u. beteiligte sich an der Veröffentlichung der "Bibliothek der Weltliteratur in 200 Bänden". 1. Dissertation 1992 in SPB, 2. Dissertation 2002 an der Russ. Akademie für Staatsdienst bzw. öffentl. Verwaltung, Kandidat der Geschichtswissenschaften. Seit 1967 ist er Gemeindemitglied der Kirche der Fürbitte der Hl. Jungfrau Maria in Petrovskoe-Alabin im Moskauer Gebiet, wo der Priester Aleksandr Men tätig gewesen war. In der Pfarrei von Novaja Derevnja im Moskauer Gebiet, wo Pater Men diente, beschäftigte sich Bychkov ab Mitte der 70er Jahre mit der religiösen Erziehung von Kindern. Im Rahmen seiner publizist. u. journalist. Arbeit engagierte er sich in postsowjet. Zeit aktiv als Buchverleger, erstellte u. veröffentlichte 8 Bände der angeblich 12 gesammelten Werke des russ. Denkers Georgij P. Fedotov. 1992/2002 wurde ein Band über das Leben russ. Heiliger veröffentlicht. Der erste Aufsatzband zur Geschichte der russ. Kirche erschien 1998, der zweite - "Bolschewiki gegen die russ. Kirche- 2006. Bychkov sammelte u. veröffentlichte auch die Werke des Priesters u. Menschenrechtsaktivisten Sergej A. Zheludkov. 2005 wurden nach seinen Drehbüchern zwei TV-Filme produziert: "Die Tscheka gegen Patriarch Tikhon“ u. "Das lebendige Wort von Pater Aleksandr Men“. 2007 wurde im "1. Kanal" des russ. Staatsfernsehens der nach Bychkovs Drehbuch gedrehte Film über den Fortgang der Ermittlungen zum Mord an Priester Aleksandr Men gezeigt.
Kritik u. Klagen:
2004 veröffentlichte die Philolog. Fakultät der Staatsuniversität SPB eine Artikelsammlung unter dem Titel "Die Geschichte der Fälschung oder die Geschichtsfälscher über die "wissenschaftliche“ Arbeit des Journalisten Sergej Sergeevich Bychkov“, in der Bychkov, auch als Hagiograph bezeichnet, wegen Plagiaten, fehlender Veröffentlichungen in gelisteten Zeitschriften sowie wegen Verfahrens- u.a. Verstössen kritisiert wurde. Ein gewisser s. Igor Ponkin, Doktor der Rechtswissenschaften, warf Bychkov vor, Hysterie zu schüren, [Dinge] zu fälschen, auszuwechseln u. zu manipulieren – dies seien typische Methoden Bychkovs gegenüber der Kirche u. Kirchenaktivisten, die verunglimpft u. auf jede erdenkliche Weise diffamiert" werden sollten. Bychkovs Veröffentlichungen seien, wie es sich darstelle, einfach schlechte Kopien der "Meisterwerke des antiorthodoxen Hasses“ eines E. Jaroslavskij, L. Trockij u. V. Uljanov-Lenin". ... /S. 187/. Dem Publizisten s. Jakov Krotov zufolge hielt Pater Men Bychkov für einen unbestrittenen Informanten u. Denunzianten, aber Men habe ihn als Menschen respektiert, der auch ein spirituelles Leben habe. Usw. Allerdings verdiene ein Denunziant, der versucht, seine Sünde auf andere abzuwälzen, trotz seines recht logischen Handelns dennoch eine Zurückweisung. Usw. Bychkov hatte in den Feuilletons des Moskovskij komsomolec viele Jahre lang gegen Bischof s. Kirill /Gundjaev/ polemisiert, den er als „Tabak-Metropoliten“ verschrie. Offenbar fungierte Bychkov als Übersetzer der Schrift "Segen für den Völkermord: Der Mythos der weltweiten Verschwörung der Juden u. die "Protokolle der Weisen von Zion“" des englischen Historikers Norman Cohn, während Krotov beansprucht, selbst der frühere Übersetzer dieser Schrift zu sein. Ein gewisser Pater Vladimir Nikiforov /Feldman/, der Bychkov kannte, erinnerte sich, dass „sein Ruf immer zweifelhaft war ...“. Diverse Gerichtsklagen Bychkovs, die er im Zusammenhang mit seinen Veröffentlichungen wiederholt einreichte, blieben im allgemeinen erfolglos. So gewann etwa ein gewisser Erzpriester namens s. Vsevolod Chaplin, der Bychkov der Verleumdung beschuldigte, 2006 die von Bychkov gegen ihn eingereichte Klage. 2008 gewann der Religionswissenschaftler s. Roman Silantev einen Prozess zum Schutz der Ehre u. Würde gegen Bychkov.)

BYCHKOVA, Evdokija Ivanovna II III IV V (1955-, russ. Ökonomin, Unternehmerin u. Staatspolitikerin. Absolventin eines Wirtschaftsstudiums an der Staatsuniversität Voronezh. Bis 1991 war sie Mitglied der KPdSU. 2002 wurde sie Leiterin des Mineralwasserwerks "Zhivaja Voda AG". 2006 wurde sie in den Abgeordnetenrat des Gebiets Lipeck von der "Russ. Partei des Lebens" gewählt, in dem sie Mitglied des Ausschusses für Staatsstruktur u. lokale Selbstverwaltung wurde. Als Abgeordnete des Gebietsrats ergriff sie die Initiative zur Umsetzung des regionalen Sozialprojekts "Kleinunternehmen für Landkinder“, wodurch in den ländlichen Siedlungen des Gebiets 15 Spiel- u. Erholungskomplexe entstanden. Dann trat sie der Wahlliste der Regionalgruppe Lipeck der Dumapartei "Gerechtes Russland" bei. Bei den Wahlen zur Staatsduma RF vom Dez. 2011 erhielt die Regionalgruppe Lipeck ein Mandat. Nachdem der Erstgewählte der Regionalliste auf sein Mandat verzichtete, wurde infolge einer Umverteilung innerhalb der Parteiliste das frei gewordene Mandat an Bychkova vergeben, die den 2. Platz der Liste belegte, sodass sie bis 2015 der 6. Staatsduma RF angehörte. Danach war sie bis 2020 Mitglied des Abgeordnetenrats der Stadt Lipeck. Mitglied des Rats der regionalen Zweigstelle der "Union der Industriellen u. Unternehmer Russlands", Vizepräsidentin des regionalen "Klubs der Geschäftsfrauen", Präsidentin des "Klubs der Unterstützer der gesunden Lebensweise "Zhivaja Voda".)

BJUTUKAEV, Aslan Avgasarovich II (1974-2021, gew. tschetsch. islamist. Terrorist, Feldkommandant der nordkaukasischen Rebellen, auch bekannt unter dem Spitznamen "Abubakar" u. dem Psyeudonym "Amir Khamzat". Enger Mitarbeiter u. ab Juli 2011 "Naib" /Stv./ des ehem. "Amirs" s. Doku Umarov des "Vilayats Nokhchijcho" in Westtschetschenien des 2007 gegründeten "Kaukasus-Emirats", während s. Khusein Gakaev, der den Osten anführte, der andere Naib wurde. Kommandeur des Südwestsektors u. des Selbstmordbataillons "Rijadus-Salikhin". Im Jan. 2011 bildete Bjutukaev den 20-jährigen s. Magomed Evloev in einem Trainingslager für Selbstmordattentäter in der Nähe des inguschischen Dorfs Ali-Kurt für die Durchführung des Terroranschlags auf dem Flughafen Domodedovo vom selben Monat aus. Nach Umarovs Tod im Sept. 2013 wurde Bjutukaev sein offizieller Nachfolger als "Amir" des "Vilayat Nokhchijcho" u. schwor im April 2014 dem neuen "Emir" des "Kaukasus-Emirats" s. Aliaskhab Kebekov die Treue. Dann organisierte er den Angriff der Rebellen auf Groznyj vom Dez. 2014. Im Juni 2015 schwor Bjutukaev im Namen aller Rebellen des "Kaukasus-Emirats" in Tschetschenien dem "IS"-Führer Abu Bakr al-Baghdadi die Treue. Im Juli 2016 wurde Bjutukaev auf die US-Sanktionsliste u. im Aug. auf diejenigen der EU gesetzt. Nach der Ermordung s. Rustam Asildarovs/Aselderovs wurde Bjutukaev neuer "Amir" des "Vilayats Kaukasus" als Ableger des "Islamischen Staats /IS/" im Nordkaukasus. Im Jan. 2021 wurde Bjutukaev zusammen mit 5 Mitstreitern bei einer Sonderoperation durch Kräfte des A.A. Kadyrov-Polizeiregiments am Rande des Dorfs Katyr-Jurt in Tschetschenien getötet. Bei der Planung der Liquidierung" seiner Feinde war offensichtlich s. Ramzan Kadyrov persönlich federführend, wobei er u. seine Leute für dieses Verbrechen vom „Oberkommandierenden" V. Putin persönlich „beglückwünscht" worden seien, nachdem Kadyrov ihm Bericht erstattet hatte /II III IV V VI VII VIII/.)


Neuster Stand: 07.24 (28)  Keine Garantie für Richtigkeit u. Vollständigkeit der Angaben.

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