
Putin-Lexikon
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Über 20 Jahre im Dienst der Information
Privater, politisch unabhängiger Presse-Blog zum Thema
Osteuropa und Russland
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PUTIN-LEXIKON:
BRISANTE AKTEURE DER PUTIN-ÄRA, DIE SCHLAGZEILEN ERZEUGTEN
Profiteure und Opfer des Putin-Regimes
Б5 (B5) (Bun, Bur, But,
Bukh, Bush, By,
Bju)
Aktualisiert im
Mai-Juli 2024 u. Jan. 2025
BUNIN, Igor Mikhajlovich
II III IV V VI VII VIIIa
VIIIb VIIIc VIIId VIIIe IX X XI XII XIII XIV XV XVI (1946-2018, gew. sowjet.
bzw. russ.-jüdischer
Akademiker, Historiker, Politologe u.
Politiktechnologe.
Absolvent
der Fakultät für Geschichte der MSU u. des Instituts für
Weltwirtschaft u. internationale Beziehungen IMEMO
der AdW der UdSSR mit einer Dissertation über "Die
Entwicklung der Unternehmerverbände in Frankreich
1945-1973“ zur Erlangung des akadem. Grads eines Kandidaten
der Geschichtswissenschaften. In der Sowjetzeit
war er als leitender
wissenschaftl. Mitarbeiter am IMEMO u. am Institut für
Vergleichende Politikwissenschaft u.
Probleme der Arbeiterbewegung der AW der
UdSSR/RAS tätig.
2. Dissertation zum Thema "Die Sozialist.
Partei in der Französ. Gesellschaft der 80er
Jahre“ zur Erlangung des akadem. Grads eines Doktors der
Politikwissenschaften am Institut für
Internationale Arbeiterbewegung der AW
der UdSSR.
Bunin
galt
als führender Experte für die jüngere
Geschichte Frankreichs u. moderne
russ. Politik.
In den 1990er Jahren war er Experte der
Gorbachjov-Stiftung, Direktor des Kompetenzzentrums
für unternehmerische Forschung, engagierte sich als
polit. Technologe bei Wahlkampagnen u. war
Generaldirektor der Stiftung "Zentrum für polit.
Technologien". Er gehörte zu
den
Gründern der "Vereinigung der polit.
Beratungszentren" u. der "Stiftung
für die
Entwicklung des Parlamentarismus in Russland", begründete
die erste regelmässige polit. Überwachung in
Russland u. die russ. Beratung, die mit
Unternehmern u. ihren Verbänden
zusammenarbeitete. Der unter seiner Leitung erstellte
Sammelband "Russ.
Geschäftsleute: 40 Erfolgsgeschichten“
v. 1994 gilt als erstes kollektives Porträt des
russ. Business. In den 2000er
Jahren war Bunin Generaldirektor der informellen
Website "Politkom.ru" für polit.
Kommentare,
Präsident der
Stiftung "Russ. Soziopolit. Zentrum“, Präsident
der Stiftung
"Zentrum für polit. Technologien", Mitglied
des öffentl. Rats des Russ. Jüdischen Kongresses. Nach
der Ansicht des Politikwissenschaftlers u.
Staatsduma-Abgeordneten s. Vjacheslav
Nikonov /Enkel V.M. Molotovs/ war Bunin
„der Guru u. Leader des gesamten
politikwissenschaftl. Geschäfts“ in
Russland. Seine
Tochter Elena Bunina, eine russ.
Mathematikerin, Managerin u. Hochschullehrerin, ist
seit
Dez. 2017
Generaldirektorin der russ."Jandex"-Gesellschaft.)
BUNICH, Andrej Pavlovich III III (1963-, sowjet. bzw. russ.
Ökonom
u. Unternehmer.
Absolvent der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften
der MSU u. des Zentralinstituts für Wirtschaft u.
Mathematik der AdW der UdSSR mit einer Dissertation
zum Thema "Aussenwirtschaftstätigkeit im System der
Selbstfinanzierung von Unternehmen“,
Kandidat der Wirtschaftswissenschaften.
In der Sowjetzeit war er als Lehrer am Lehrstuhl für
Verwaltung der Akademie für Aussenhandel des
Aussenhandelsministeriums der UdSSR, danach als
leitender wissenschaftl. Mitarbeiter an der Akademie
tätig. Dann wurde er Generaldirektor der
Wissenschafts- u. Produktionsvereinigung des Moskauer
Gebietsexekutivkomitees. 1992 wurde er Generaldirektor
der Internationalen Stiftung für die "Förderung des
Unternehmertums". Nach dem Tod seines Vaters 2001
übernahm er dessen Platz an der Spitze der "Vereinigung
der Unternehmer u. Mieter Russlands.)
BUNTMAN, Sergej Aleksandrovich
II III
IV V
VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII
XXIII XXIV (1956-, ehem. sowjet. bzw.
russ. Fremdsprachenlehrer, Journalist u.
Radiomoderator, Übersetzer, Autor, Verdienter
Kulturschaffender RF. Hat jüdische, armen., russ.,
griech. u. serb. Wurzeln u. ist katholisch.
Absolvent
des Moskauer Staatl. Pädagog. Instituts "Maurice
Thorez“, ausgebildeter Lehrer für Französisch u.
Englisch. 10
Jahre lang arbeitete er zusammen mit s. Sergej Korzun
als Sprecher für die französ. Redaktion von "Radio Moskau". Im Aug. 1990
wechselte er zum von S. Korzun eingerichteten
Radiosender "Echo Moskaus", bei dem er ab
1990 Leiter
des
Kulturdienstes,
ab 1996
Direktor des
Programmrundfunks
u. 1998-2022
1. stv.
Chefredaktor war. In den 32 Jahren
der "Ekho-Moskvy"-Ausstrahlung war er auch
Autor u. Moderator verschiedener Sendungen
/s. Wikipedia/. Nach der Schliessung des Senders im
Zuge des von
Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs
gegen die Ukraine blieb
er in Moskau, um zu versuchen, in eigener
Regie seine unabhängige journalist. Arbeit
fortzusetze, indem er begann, Autorensendungen
auf den YouTube-Kanälen "Zhivoj gvozd" /"Lebender
Nagel“/ u. "Diletant" /II III/ zu
moderieren. In diesem
Rahmen trat er v.a. mit s. Stanislav Belkovskij in den
Dialog. Bei "Ekho Moskvy" weigerte sich Buntman, den
Ukrainekrieg als "Militär. Sonderoperation" zu
bezeichnen, wie dies offiziell verlangt wird.
Nach einer Geschäftsreise nach Berg-Karabach/Arcach,
wo seine Famile herstammt, 2011 setzten
die aserbaidschan. Behörden Buntman auf
die Liste der Personen, denen die Einreise
verboten ist.
2008 verlieh der Journalistenverband Russlands Buntman
die Auszeichnung "Goldene Feder Russlands“. 2014
erhielt er den französ. Verdienstorden "Ordre national
du Mérite". Er war Mitglied der "Freien Historischen Gesellschaft"
bis zu deren Auflösung 2023. Auch sein älterer Sohn
Evgenij Buntman, Absolvent der Abteilung
für russ. Sprache u. Literatur der Philolog.
Fakultät der MSU, ist Journalist u. war
2004-16 Radiomoderator bei "Echo Moskaus". Buntman
glaubt, dass es sehr leicht sei, von der
Demokratie zur Tyrannei zu wechseln.)
BURBULIS, Gennadij
Eduardovich II (1945-2022, gew. russ. Akademiker.
Wissenschaftler, Philosoph, Hochschullehrer u.
prominenter
Staatspolitiker mit litauischen Wurzeln
väterlicherseits. Nachdem
er in den 1960er Jahren als Werkzeugmechaniker u.
Rohrverleger in Sverdlovsk gearbeitet hatte,
absolvierte er ein Studium an der Fakultät für
Philosophie der Uraler Staatsuniversität in Sverdlovsk
u. trat 1971 der KPdSU bei - die er 1990 verliess.
In der Sowjetzeit lehrte er dialektischen
Materialismus u. marxist.-leninist. Philosophie am
Uraler Polytechnischen Institut, war ao. Professor u.
Kandidat der philosoph. Wissenschaften; seine
Dissertation behandelte das Thema "Wissen u.
Glaube als integrale Bewusstseinsphänomene“. In den
1980er Jahren war er Leiter des Lehrstuhls für
Gesellschaftswissenschaften u. stv. Direktor für
wissenschaftl. u. methodische Arbeit des
Allunionsinstituts für die Fortbildung von Fachkräften
des Ministeriums für Nichteisenmetallurgie der UdSSR
in Sverdlovsk. In
der Perestrojka-Zeit s. Mikhail
Gorbachjovs organisierte er ein polit.
Diskussionsforum in Sverdlovsk u. wurde 1989 zum
Volksabgeordneten der UdSSR u. 1990 zum Abgeordneten
des Sverdlovsker Gebietssowjets der Volksabgeordneten
gewählt. Als
einer der engsten Mitarbeiter von Präsident RF s.
Boris Elcyn, der ebenfalls aus Sverdlovsk stammte,
wurde er 1990
bevollmächtigter Vertreter des Vorsitzenden
des Obersten Sowjets der RSFSR, 1991-92
Staatssekretär u. 1. stv. Vorsitzender der Regierung
RF. Ausserdem war er an der Unterzeichnung der Belovezher-Abkommen seitens
der RSFSR
beteiligt, die die Auflösung der UdSSR formalisierten.
Während
der Präsidentschaftswahlen leitete er die Wahlzentrale
Boris Elcyns u. galt als "graue Eminenz" mit
beträchtlichem polit. Einfluss. In diesem Zusammenhang
wurde er als Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten
Russlands in Betracht gezogen, wobei schlussendlich
Aleksandr Ruckoj bevorzugt wurde. Es
war auch Burbulis, der Elcyn von der Dringlichkeit u.
Durchführbarkeit des von einer Gruppe von jungen
Wissenschaftlern unter der Leitung von s. Egor Gajdar
vorgeschlagenen Reformprogramms überzeugte u. empfahl,
Ökonomen dieser Gruppe in Schlüsselpositionen der
Regierung u. Wirtschaft
zu berufen,
was auch passierte.
Dann wurde er Abgeordneter der 1.
u. 2. Staatsduma
RF, Vizegouverneur des Gebiets Novgorod unter s.
Mikhail Prusak in
der frühen Putin-Zeit /2000-1/
u. bis 2007 Mitglied des Föderationsrats RF als Vertreter
der Verwaltung dieses
Gebiets. Im Föderationsrat besetzte er wichtige
polit. Funktionen in verschiedenen
Kommissionen. Bis 2010 war er Berater des Vorsitzenden
des Föderationsrats, Initiator u. 1. stv. Leiter des
"Zentrums für die Überwachung der Gesetzgebung u.
Strafverfolgungspraxis" beim Föderationsrat RF, Leiter
des Autorenteams u. wissenschaftl. Redaktor bzw. Herausgeber der
Jahresberichte des Föderationsrats RF "Über den Stand
der Gesetzgebung in der RF“. Im Bereich seiner
wissenschaftl. u. pädagog. Aktivitäten gründete Burbulis
2009 die "Schule für Philosophie - Würde“. Ab 2010 war
er Leiter des Lehrstuhls für Politosophie u.
philosoph. Wissenschaften an der Internationalen Universität in
Moskau, deren Vizerektor für innovative
Entwicklung er 2011-14 war.
In einem Gespräch mit dem TV-Kanal "Dozhd"
vom März 2014 sagte er, dass Putin nicht bis zum Ende
verstehe, was 1991 mit Russland passiert sei. Im Sept.
2017 bezeichnete Burbulis in einem Interview mit dem
ukrain. TV-Sender "NewsOne" die Politik Russlands
gegenüber der Ukraine als eine „Tragödie u. einen
Verstoss gegen grundlegende Normen sowohl der russ.
als auch der internationalen Gesetzgebung“ u.
erklärte, dass die Krym zur Ukraine zurückkehren
sollte. 2021 gründete u. leitete er die "Gennadij
Burbulis-Stiftung Kultur der Würde" zur Unterstützung
soziokultureller, wissenschaftl.-bildender u.
politosoph. Projekte. Bis Ende 2021 leitete er auch die
1993
initiierte
öffentl.
Organisation "Humanitäres u. Politolog.
Zentrum - Strategie“.
Burbulis verstarb im Juni 2022 während
einer Konferenz in Baku, Aserbaidschan.)
BURDZHANADZE, Nino
Anzorovna II III (1964-, sowjet. bzw. georg.
Juristin, Rechtsprofessorin, demokrat.
Oppositionspolitikerin in Georgien. Absolventin der
Rechtswissenschaften an der Staatsuniversität Tbilisi
u. der Fakultät für internationales Recht der MSU in
Moskau mit einer Dissertation über "Rechtsnatur u.
Rechtsstatus internationaler Organisationen mit
operativen u. wirtschaftl. Tätigkeiten“, Kandidatin
der Rechtswissenschaften. 1991 übernahm sie die
Professur für internationales Recht u. internationale
Beziehungen an der Staatsuniversität Tbilisi. In den
1990er Jahren war sie als Fachberaterin des georg.
Ministeriums für Ökologie u. als Fachberaterin des
Ausschusses für auswärtige Beziehungen des georg.
Parlaments tätig.
Politik: Seit 1995 wurde sie 3x als Abgeordnete
des georg. Parlaments gewählt, in dem sie stv.
Vorsitzende u. Vorsitzende
des Ausschusses für Verfassungs-, Rechts- u.
Rechtsstaatsangelegenheiten, 2000-1 Vorsitzende des
Auswärtigen Ausschusses war. Im Nov. 2001 wurde sie
zur Präsidentin der 5. Legislaturperiode des
georg. Parlaments
gewählt u. im April 2004 in dieser Position für die 6.
Legislatur wiedergewählt. 1995-98 war sie Vorsitzende
der ständigen Delegation des Parlaments Georgiens für
die Zusaammenarbeit mit dem Parlament des Vereinigten
Königreichs. Ausserdem
war sie Berichterstatterin
des Ausschusses für Demokratie,
Menschenrechte u. humanitäre Angelegenheiten
der Parlamentar. Versammlung der OSZE, Co-Vorsitzende
des Ausschusses für parlamentar. Zusammenarbeit
zwischen der EU u. Georgien, Vizepräsidentin
der Parlamentar. Versammlung der OSZE, u.a.
Von Nov. 2001 bis 2008 war sie Vorsitzende des georg.
Parlaments. Nach
dem Rücktritt von Staatspräsident Eduard
Shevardnadze in der von ihr, s. Mikheil Saakashvili
u. Surab Shvania angeführten Rosenrevolution amtierte sie
von Nov. 2003 bis Jan. 2004 als Staatspräsidentin
Georgiens u. war führendes Mitglied der Partei
"Nationale Bewegung –
Demokraten",
die die
Protagonisten der samtenen
Revolution vereinte. Sie machte sich regelmässig für
die Rechte des Parlaments gegenüber der Regierung
stark. Im Frühjahr 2004 wandte sie sich gegen
Verfassungsänderungen, die dem Präsidenten mehr
Macht zuwiesen. Im Herbst 2004 verlangte sie vom
Parlament den Mut, den Staatshaushalt auch dann
abzulehnen, wenn der Präsident mit einer
Parlamentsauflösung drohte. Nach
dem Rücktritt von Präsident Saakashvili im Nov. 2007
wurde sie erneut amtierendes Staatsoberhaupt
Georgiens. Sie
lehnte jedoch die von ihm befürwortete, gewaltsame
Auflösung der Massenproteste in Georgien ab.
Mit der Amtseinführung des im Jan. 2008
wiedergewählten Saakashvili ging das Amt des
Staatsoberhaupts wieder auf diesen über. In der Folge
entstand ein tiefgreifendes Zerwürfnis Burdzhanadzes
mit der Regierungspartei "Vereinte Nationale Bewegung"
ENM.
Da
sie ihren Einfluss in dieser Partei zu
verlieren schien, trat
sie nicht mehr als Kandidatin zu den Parlamentswahlen
in Georgien 2008 an u. gab ihren Rückzug aus der
grossen Politik bekannt.
Im Juli 2008 wurde sie Präsidentin der neu gegründeten
georg. Denkfabrik "Foundation for Democracy and
Development" FDD, die sich der Entwicklung demokrat.
Institutionen in Georgien widmen u. bei wichtigen
polit. Entscheidungen des Landes mitreden wollte. Im
Okt. 2008 kündigte
sie ihre Rückkehr in die Politik
an u. gründete die neue Oppositionspartei "Demokrat.
Bewegung – Vereintes Georgien".
Im Nov. 2008 fand der erste Gründungskongress der
Partei statt, auf dem Burdzhanadze
zu ihrer Vorsitzenden gewählt wurde. Bei den von Burdzhanadze
angeführten Protesten vom Mai 2011 forderten
über 10
Tsd. Georgier in Tiflis den Rücktritt des Präsidenten
Saakashvili. Im folgenden Jahr verlor die
Regierungspartei die Parlamentswahlen. Im Juli 2013
kündigte Burdzhanadze
an, als Kandidatin zu den georg.
Präsidentschaftswahlen antreten zu wollen. Entgegen
ihrem Image als westlich orientierte demokrat.
Reformerin zeigte die Politikerin ihr wahres Gesicht
u. setzte im Präsidentschaftswahlkampf
auf homophobe Positionen u. kritisierte, die
Regierung habe homosexuelle Touristen für
den Urlaub in Batumi am Schwarzen
Meer geworben. Dies sei eine nicht zu
tolerierende Straftat gegen das eigene Land
u. das eigene Volk.
Kritik: Von Kritikern wie dem "Forum Freies
Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird Burdzhanadze,
die Russisch perfekt
beherrscht,
Lobbyarbeit für die Interessen des Putin-Regimes in
Georgien u. Teilnahme am Informationskrieg auf Seiten
des Kremls vorgeworfen. Im Zuge des sog. Georgienkriegs vom Aug. 2008
warf Burdzhanadze Präsident Saakashvili vor, den Krieg
entfesselt zu haben u. machte –
zur
Verwunderung georg. u. westl. Beobachter –
eine
Kehrtwendung in Richtung Russland. Sie fuhr
regelmässig nach Moskau u. traf sich mit V. Putin u.a.
offiziellen Beamten der russ. Verwaltung. In ihren
Interviews mit russ. u. westl. Publikationen drückte
sie ihre Sympathie für die russ. Führung aus, bestritt
- im Unterschied zum angeblich diktatorischen
Regierungsstil Saakashvilis - den autoritären
Charakter der russ. Herrschaft Putins u. war der
Ansicht, dass „Georgien einen Präsidenten wie Putin
brauche". Burdzhanadzes Partei, die jedes Mal an
Wahlen in Georgien teilnahm, plädierte sowohl für den
neutralen Status des Landes wie auch für die
Weigerung, sich in die NATO u. die EU zu integrieren,
u. für die Annäherung an Putins Russland. Ausser ihren
Feind Saakashvili zu kritisieren liebt sie es, gegen die Ukraine zu polemisieren.
In der Ukraine wurde sie wegen ihrer Unterstützung für
die völkerrechtswidrige bzw. umstrittene Annexion der
Krym durch Russland 2014 zur unerwünschten Person
erklärt. Die Georgierin kritisierte scharf die
Sanktionen gegen den Kreml wegen der Annexion der Krym
u. der Entfesselung eines Kriegs in der Ostukraine
durch Russland. Auch die Autokephalie der ukrain.
Kirche lehnte sie 2018 eindeutig ab. Wie das russ.
Wikipedia hervorhebt, vertritt die Politikerin die
Ansicht, dass sowjet. Symbole nicht verboten werden
sollten, denn auch georg. Soldaten hätten im
2. WK in
der Roten Armee unter sowjet. Symbolen gegen
die Nazis gekämpft.
Zur georg. Parlamentswahl
2016 trat sie mit einer Initiative zur Blockfreiheit
Georgiens an die Öffentlichkeit. Die Neutralität des
Landes solle in der Verfassung festgeschrieben
werden. Dies sei der einzige Weg, um Russland zu
einem Abzug seiner Soldaten aus Abchasien u.
Südossetien zu bewegen. Ihr Ehemann Badri Bicadze war stv.
Generalstaatsanwalt u. 2004-8 Chef des georg.
Grenzschutzes.
Diesem wurde in seiner Heimat vorgeworfen, bei den
Protesten vom Mai 2011 Provokationen organisiert u.
eine paramilitär. Gruppe gegründet zu haben. Nach
Angaben des Portals "Georgia Online" verliess Bicadze
nach dem Scheitern der Proteste Georgien
via das
von der RF kontrollierte Gebiet Südossetiens u. soll
sich in einem europäischen Land versteckt halten.)
BURDIN, Artjom Alekseevich
(Leitender russ. Ermittler für besonders wichtige
Fälle in der Ermittlungsverwaltung des FSB RF, Major der Justiz. Vom "Forum Freies
Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird
ihm die Beteiligung an den folgenden zwei
Strafverfahrensfällen gegen ukrain. Staatsangehörige
vorgeworfen.
2014-15
beantragte Burdin beim Gericht wiederholt die
Haftverlängerung für den ukrain. Aktivisten
Oleksandr Kolchenko, dem die "Beteiligung an einer
terrorist. Organisation" nach Art. 205.4 Teil 2 StGB
RF u. die "Begehung eines Terroranschlags" nach Art.
205 Teil 2 StGB RF vorgeworfen wurde. Den
Ermittlungen zufolge handelte es
sich bei
dem "Terroranschlag"
um die Brandstiftung gegen ein Fenster der Filiale
der kremlnahen Dumapartei "Einiges Russland“ in
Simferopol auf der Krym, wobei niemand verletzt
wurde. Nach Angaben der Verteidigung wurden
Kolchenko u.a. Angeklagte in dem Fall gefoltert, um
Zeugenaussagen zu erpressen.
2014-15
beantragte Burdin beim Gericht wiederholt die
Haftverlängerung für den ukrain. Regisseur s. Oleh
Sencov, der beschuldigt wurde, nach Art.
205.4 Teil
1 StGB RF eine "terrorist.
Organisation errichtet"
u. nach
Art. 30 Teil 1 u. Art. 205 Teil 2 StGB RF "Terroranschläge
vorbereitet u. begangen sowie nach Art. 222 Teil
3
u. Art. 30 Teil
3 die
"Lagerung u. den Versuch des Erwerbs von Waffen u.
Sprengstoffen" getätigt zu haben. Den Ermittlungen
zufolge handelte es sich bei den "Terroranschlägen" um
die Brandstiftung gegen eine Bürotür der kremlnahen
Organisation "Russ. Gemeinschaft der Krym“ u. gegen
ein Fenster der Filiale der kremlnahen Dumapartei
"Einiges Russland“ in Simferopol auf der Krym, wobei
niemand verletzt wurde. Nach Angaben der Verteidigung
wurden Sencov u.a. Angeklagte in dem Fall geschlagen
u. gefoltert, um Zeugenaussagen zu erpressen.)
BURKOV, Aleksandr
Leonidovich II III (1967-, sowjet. Ingenieur
für Wärmeenergetik,
russ.
staatsnaher Politiker, ehem. Gouverneur des Gebiets
Omsk. Absolvent der Fakultät für Wärmeenergetik des
nach S.M.
Kirov
benannten Uraler Polytechnischen Instituts mit einem
Diplom als Ingenieur
für Wärmeenergetik. 1998 erhielt er für seine
Dissertation zum Thema "Institutionelle Faktoren für
eine wirksame Reform der Eigentumsverhältnisse“ den
akadem. Grad eines Kandidaten für
Wirtschaftswissenschaften vom Institut für
Wirtschaftswissenschaften der Uraler Zweigstelle der
RAW. In
den 1990er Jahren arbeite er als Angestellter einer
Tourismusgenossenschaft, die vom Uraler Unternehmer s.
Anton Bakov geleitet wurde.
Politik: Dann gingen Bakov, der aus der
gleichen Universität hervorging, u. Burkov gemeinsam
in die Politik, wobei Bakov
seitdem Burkovs
"polit. Mentor“ wurde, was in dem 2014
veröffentlichten Dokumentarfilm "Joburg“ des
Schriftstellers s. Aleksej Ivanov nachgezeichnet
wurde. Anfang der 1990er Jahre arbeiteten beide in
Moskau im Arbeitszentrum für Wirtschaftsreformen der
Regierung RF. 1994 wurde Burkov in die Duma des
Gebiets Sverdlovsk für den Bezirk Serov gewählt u.
1995 zum stv. Vorsitzenden der Regierung des Gebiets
Sverdlovsk ernannt. 1998 wurde er für den Bezirk
Kushvinsk in das Repräsentantenhaus der gesetzgebenden
Versammlung des Gebiets Sverdlovsk gewählt. 1999
erreichte
er an der Wahl zum Gouverneur des Gebiets Sverdlovsk
die 2. Wahlrunde. Im Okt. 1999 wurde er Vorsitzender
des Wahlblocks "Frieden, Arbeit, Mai“, der an den
Wahlen zur 3. Staatsduma RF teilnahm. Im Jahr 2000
wurde er aufgrund der Abstimmungsergebnisse über
Parteilisten Abgeordneter der Duma des Gebiets
Sverdlovsk. 2003 trennten sich die Wege Bakovs u. Burkovs
zunächst auf regionaler u. dann auf Bundesebene.
Während Bakov einer der wichtigsten polit. Strategen
der "Union der Rechten Kräfte" wurde, setzte Burkov
seine polit. Laufbahn bei den linken Sozialisten fort
u. wurde bei den Wahlen zur Gebietsduma von Sverdlovsk
2004 wiedergewählt.
2007
trat er der Dumapartei "Gerechtes
Russland“
bei u. wurde zum Sekretär des Präsidiums des
Rats der Regionalabteilung Sverdlovsk
ernannt.
Als Vorsitzender der Regionalabteilung von "Gerechtes
Russland“ wurde er im Dez.
2007
Abgeordneter der
5. Staatsduma RF.
Im Juli 2008
wurde er zum
Vorsitzenden des Sverdlovsker Zweigs der Partei
gewählt u. im
Juni 2010
wiedergewählt. Im April 2011 wurde er auf dem 5.
Kongress von "Gerechtes Russland“ in Moskau ins
Präsidium des Zentralrats der Partei gewählt. 2010
erzielte "Gerechtes Russland“ unter der Führung
Burkovs mit 19,30%
den
3. Platz bei
den Dumawahlen des Gebiets Sverdlovsk, was das beste
Ergebnis der "Spravorossyj" in Russland darstellte.
Bei den Wahlen zur 6. Staatsduma RF von 2011 wurde
Burkov wiedergewählt. Die Sverdlovsker Zweigstelle von
"Gerechtes Russland“ erzielte mit
24,7% eines
der besten Parteiergebnisse im Land, ebenfalls in der
Stadt Ekaterinburg selbst, wobei die "Spravorossyj"
somit besser abschnitten
als die
"regierende" kremlnahe Dumapartei "Einiges Russland“.
Ab 2013 fungierte Burkov als Sekretär des Präsidiums
der Dumapartei "Gerechtes Russland“ für die
Organisation der Vorbereitung u. Durchführung von
Wahlkämpfen.
Gouverneur
des Gebiets Omsk:
Im Okt. 2017 wurde Burkov zum amtierenden Gouverneur
des Gebiets Omsk ernannt, bis zur Gouverneurswahl im
Sept. 2018. Das dadurch vakant gewordene Mandat
eines Abgeordneten der Staatsduma RF wurde an Dmitrij Ionin, einem anderen
Nachwuchspolitiker von "Gerechtes Russland" im
Sverdlovsker Gebiet, übertragen.
Nachdem Burkov zum stv.
Gouverneur des Gebiets Omsk ernannt worden war,
erschienen in den Medien Informationen über eine
frühere gerichtliche Verurteilung seines Bruders.
2014 verurteilte ein Gericht in Ekaterinburg Viktor
Leonidovich Burkov, den ehem. stv. Leiter der
Verwaltung desselben Gerichts, dem zunächst
vorgeworfen wurde, von Vertretern einer Handelsfirma
ein hohes Bestechungsgeld erpresst zu haben. Später
wurde die Anklage nach Art. 290 Teil 5 StGB RF wegen
"Erpressung von Bestechungsgeldern in grossem
Umfang“ in Art. 285 StGB RF wegen "Missbrauchs
amtlicher Befugnisse“ umgewandelt. Nach dem
Schuldspruch erhielt V.L. Burkov 4 Jahre auf
Bewährung, wobei ihm 4 Jahre lang verboten wurde, in
staatl. Strukturen u. lokalen
Selbstverwaltungsorganen zu arbeiten.
Medienberichten zufolge sei das Strafverfahren gegen
V.L. Burkov eröffnet worden, um Druck auf seinen
Bruder auszuüben, der für das Amt des Oberhaupts von
Ekaterinburg kandidierte, wobei Aleksandr Burkov den
Fall seines Bruders als erfunden bezeichnete.
Im
Sept. 2018 erhielt Aleksandr Burkov
bei der Wahl zum Gouverneur des Gebiets Omsk
82,56% der Stimmen, wurde somit als Gouverneur gewählt
u. trat sein Amt unverzüglich an. 2019-20 war er von
Amts wegen Mitglied des Präsidiums des Staatsrats RF.
Sanktionen:
Ende Nov. 2022 verhängte Grossbritannien im Zuge des von
Putin im Feb. 2022 entfesselten
russ.
Angriffskriegs gegen die
Ukraine Sanktionen
gegen Burkov wegen seiner "Rolle bei der
Bereitstellung finanzieller Unterstützung für russ.
Marionettenregierungen in der Ukraine“. Zuvor war er
bereits 2018 auf die Sanktionsliste der Ukraine
gesetzt u. 2022 erneut sanktioniert, weil er die
Politik der RF unterstützte, die auf die Durchführung
von Militäroperationen u. eines Völkermords an der
Zivilbevölkerung in der Ukraine abzielt“. Im Feb. 2023
wurde Burkov auf die US-Sanktionsliste der Personen
gesetzt, die an "der Durchführung russ. Operationen u.
Aggressionen gegen die Ukraine sowie der illegalen
Verwaltung der besetzten ukrain. Gebiete im Interesse
der RF“ beteiligt sind, u. insbes. wegen der
"Einziehung von Bürgern zum Krieg in der Ukraine“. Aus
ähnlichen Gründen unterliegt er Sanktionen Australiens
u. Neuseelands u. wird in der sog. "Putin-Liste" des
"Forums Freies Russland" als Kriegstreiber
geführt.
Ende März 2023
trat er von seinem Amt als Gouverneur des
Gebiets Omsk zurück u. wurde von s.
Vitalyj Khocenko ersetzt, der aus
denselben Gründen ebenfalls vom Westen
sanktioniert wurde.)
BURLA, Mikhail Porfirovich II
III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII
(1957-, sowjet. bzw. transnistrisch-moldauischer Wirtschaftsgeograph,
Akademiker u. Politiker ukrain. Herkunft. Absolvent
der Fakultät für Geographie des nach
T.G. Shevchenko benannten
Staatl.
Pädagog. Instituts Tiraspol u. einer
Aspirantur an der nach A.A. Zhdanov
benannten Leningrader Staatsuniversität
mit den Schwerpunkten Wirtschafts-,
Sozial- u. polit. Geographie, Kandidat
der Geograph. Wissenschaften. Nach
seiner Studienzeit arbeitete er als
Assistent am Lehrstuhl für Allgemeine
Geographie
des nach T.G.
Shevchenko benannten Pädagog. Instituts
Tiraspol,
dann bis 2003 am
Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie u.
Regionalökonomie der nach T.G. Shevchenko
benannten Transnistrischen
Staatsuniversität als Assistent,
Oberlehrer, stv.
Dekan,
ao. Professor u. Leiter des Lehrstuhls. 2003 wurde er Leiter des
Lehrstuhls für sozioökonom. Geographie u. Regionale
Studien der Fakultät für Naturale Geographie seiner
Universität u. Leiter des Forschungslabors
"Regionale Studien“.
Politik:
2003-5 war Burla stv. Wirtschaftsminister der
international nicht anerkannten Transnistrischen Moldauischen
Republik PMR, die sich von der Republik Moldau
abgespalten hatte u. Moskau für eigene geopolit.
Zwecke u. als regionaler Destabilisationsfaktor dient.
2005-20 war er Abgeordneter des Obersten Rats der PMR
der 4.-6. Legislatur, Mitglied des Ausschusses für
Wirtschaftspolitik, Haushalt u. Finanzen, stv.
Vorsitzender des Obersten Rats der 4. u. 5 Legislatur,
2012-15 Vorsitzender des Obersten Rats der PMR u. Vorsitzender der
regierenden Partei "Obnovlenie" /"Erneuerung"/.
Als Wissenschaftler u. Politiker war Burla
aktiv an der Entwicklung der
geograph. Bildungsarbeit
der PMR, u.a. bei der Erstellung der geograph.
Kartographie der PMR, sowie am Verfassen des
3-bändigen Werks "Geschichte
Transnistriens“,
insbes. als
Autor des Kapitels über die Entwicklung
der Wirtschaft Transnistriens im Zeitraum
1990-2000, beteiligt.
Er
beteiligte sich ferner an der Ausarbeitung des
histor. Atlas der PMR u. ist Autor von 2 Karten, die
die sozioökonom. Entwicklung Transnistriens für die
Jahre 1944-89 u. 1990-2004 widerspiegeln.
Er war
Mitautor des Modells der
langfristigen sozioökonom.
Entwicklung der PMR, das im
April 2005 vom Obersten Rat der
PMR angenommen wurde, u.
Chefredaktor der Zeitschrift Die
Wirtschaft Transnistriens.)
BURLACKIJ, Fjodor
Mikhajlovich II IIIa IIIb IIIc
(1927-2014, gew. sowjet. bzw. russ. Rechts-,
Gesellschafts-
u. Philosophiewissenschaftler.
Absolvent
des Taschkenter Jurist. Instituts u. des Instituts
für Recht der AdW der UdSSR mit einer Dissertation
zum Thema "Die polit. Ansichten N.A. Dobroljubovs“
zur Erlangung des akadem. Grads eines Kandidaten
der Rechtswissenschaften.
Später schrieb er an der Akademie für
Gesellschaftswissenschaften beim ZK
KPdSU eine
2. Dissertation
zum
Thema "/Der/
Staat u. /der/ Kommunismus“ zur Erlangung des
akadem. Grads eines Doktors der
Philosophie.
In
der Sowjetzeit war er als wissenschaftl. Sekretär
des Redaktions- u. Verlagsrats für
Gesellschaftswissenschaften des Präsidiums der AdW
der UdSSR, Mitarbeiter der internationalen Abteilung
der Zeitschrift Kommunist, Mitarbeiter der
Abteilung des ZK der KPdSU für Beziehungen zu
kommunist. u. Arbeiterparteien sozialist. Länder u.
als
polit. Kommentator für die Zeitung Pravda
tätig,
wobei er nicht davor zurückschreckte, die Theaterzensur
u. die Zensur im Allgemeinen öffentlich zu
kritisieren.
Dies hatte Folgen: Auf Beschluss des
Präsidiums des ZK KPdSU wurde er für 10 Jahre von
der Arbeit relegiert u. von der Presse
ausgeschlossen, u. während 7 Jahren durfte
er nicht
ins Ausland reisen. Später arbeitete
er als wissenschaftl. Mitarbeiter am IMEMO u. als stv. Direktor des
Instituts für soziolog. Forschung der AdW der UdSSR,
als Leiter des Lehrstuhls für marxist.-leninist.
Philosophie am Institut für
Gesellschaftswissenschaften beim ZK KPdSU, an der
Internationalen Lenin-Schule. In den 1980/90er Jahren
war er polit. Kommentator u. Chefredaktor der Literaturnaja
gazeta, Volksabgeordneter der UdSSR als
Vertreter der Sowjet. Friedensstiftung u. von 8
sowjet. Komitees, die sich für Frieden u.
internationale Zusammenarbeit einsetzten, Mitglied des
Obersten Sowjet. Komitees für internationale
Angelegenheiten der UdSSR u. Gastprofessor an den
US-Universitäten Columbia, Harvard u. Oxford.
Ausserdem beteiligte er sich an der Ausarbeitung der
Verfassung der RF von 1993 u. war Vorsitzender des
Wissenschaftsrats für Politikwissenschaft der RAW.
2006 sprach er sich für die Wiederwahl V. Putins zum
Präsidenten RF „ausnahmsweise"
für
eine 3. Amtszeit bei der Wahl von 2008 aus, weil er
keine echte Alternative zu Präsident Putin gesehen
habe, u. erklärte dies mit der
angeblichen „Notlage
des Volkes" u. der
erreichten Stabilität. Aber er sah Putin auch als
möglichen PM/Regierungschef
unter einem „geschwächten“ Präsidenten, um die
Macht Putins zu erhalten. Nun kam es bekanntlich
so, dass 2008-12 dessen Vertrauter
PM s. Dmitrij Medvedev als Staatspräsident im Sinne
eines Platzhalters für Putin "gewählt
wurde" u. fungierte, was sowohl in
Russland wie auch international als
Farce betrachtet wurde.
Ob Burlackij, der als hochstehender Wissenschaftler,
Intellektueller, ehem. Verfolgter des Sowjetregimes,
Politiker der Perestrojkazeit Gorbachjovs u.
Friedensaktivist, der an US-Universitäten lehrte,
wie viele andere seiner Zunft ebenfalls der
fragwürdigen "Faszination Putin" erlegen gewesen zu
sein schien, sich der Problematik, milde
ausgedrückt, des plumpen Ämteraustauschs
Putin-Medvedev bewusst war, konnte an dieser Stelle
nicht ausfindig gemacht werden. Schliesslich wurde
Burlackij, der sich für einen Reformer u. keinen
Revolutionär hielt,
der das Volk zu Massenprotesten anstiftet, 2011 zum
1. Honorarprofessor der Fakultät für Politikwissenschaft
der MSU u. zum ordentlichen Mitglied der Russ.
Akademie der Naturwissenschaften gewählt oder
ernannt. Verstorben
im Feb. 2014.)
BURLJAEV, Nikolaj
Petrovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII
XXIV XXV XXVI XXVIIa XXVIIb XXVIII XXIX XXXa XXXb XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII
XXXVIII XXXIX XL XLIa XLIb XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI 2020-
II III IV V VI VII VIII IX
X XI XII
XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII
XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV (1946-, konservativer,
religiös verbrämter antiwestlich-missionist. sowjet.
bzw. russ. Schauspieler, Filmregisseur u.
Oppositionspolitiker. Verdienter Künstler Russlands. Absolvent der
Schauspielfakultät der nach B. Shchukin benannten
Theaterschule in Moskau u. der Regisseurenfakultät
des Allruss. Staatl. "S.A. Gerasimov"-Instituts für
Kinemategrafie VGIK in Moskau. In der Sowjetzeit war er am Moskauer Akadem.
Theater
des
Mossovet
u.
am Moskauer Lenin-Komsomol-Theater beschäftigt. Bei den Filmfestspielen von
Venedig 1962 erhielten 2 Filme mit Burljaevs
Beteiligung Preise – den "Goldenen Löwen von St.
Markus“ u. den "Bronzenen Löwen von St. Markus“. Ab 1992 war er
Generaldirektor des Filmkonzerns "Russ. Film" u.
Präsident des Internationalen Filmfestivals der
slavischen u. orthodoxen Völker "Goldener Ritter“. Mitglied
des Patriarchalischen Rats für Kultur der
Russ.-Orthodoxen Kirche ROK, des Öffentl. Rats des
Kulturministeriums RF u. Mitgründer der "Stiftung
für orthodoxe Kultur des Priesters
Pavel Florenskij". Burljaev hält
sich für einen Bewunderer des berühmten
sowjet. Filmemachers Andrej Tarkovskij.
Ansichten: Burljaev,
der betont,
orthodox zu sein, brachte seine ablehnende Haltung
gegenüber Homosexuellen immer wieder scharf zum
Ausdruck u. bezeichnet sich selbst als homophob. Er
betrachtet Homosexualität als Pathologie, „Sünde“,
„Unzucht“ u. „Laster“, wobei er vorschlägt, „die
uneingeschränkten Rechte des Auftritts von
Homosexuellen in der TV einzuschränken“, weil er
glaubt, dass „der TV-Bildschirm zu blau geworden" sei
u. in der TV „böse Geister" u. eine Propaganda
„offener Homosexualität, Pathologie u. Lesbentum"
herrschten. Er
befürwortet die Einführung einer
strafrechtlichen Verantwortlichkeit „für
nicht-traditionelle [sexuelle,
eheliche u.
familiäre]
Beziehungen“
u. hält
die Einführung einer „gesellschaftlichen“ Zensur in öffentlichen
Bereichen
für notwendig, so auch in der Kunst, wobei er
unter Zensur „strenges Urteil, fordernde Kritik
u. öffentl.
Kontrolle“
verstehe, nicht
polit. Zensur. Ein
Gremium
wie der Öffentl.
Rat des Kulturministeriums RF habe die Kontrolle
u. Beurteilung der kulturellen Erscheinungen zu
gewährleisten. Eine freie Behandlung bzw.
Interpretation der histor. Ereignisse durch kreative
Menschen, sprich Künstler, führe seiner Meinung nach
zur völligen Degradierung der Gesellschaft. Offenbar
meinte er dies im Zusammenhang mit der Diskussion über
die Zulässigkeit der „antichristlichen“
Aufführung von Wagners Oper "Tannhäuser“, in
deren Erzählung es bekanntlich heidnische
Elemente gibt, in einem Novosibirsker
Theater im Jahr 2015, bei der der lokale Metropolit auf Ersuchen der
orthodoxen Gemeinde an die Staatsanwaltschaft die
Aussage widergab, dass die Inszenierung dieser
Oper religiöse Symbole in gotteslästerlicher Weise
darstelle u. dadurch die Gefühle der Gläubigen
verletze. Dies ist ein beliebter Vorwurf russ.
Konservativer an gewisse Darstellungen der Kunst
v.a. westlicher Provenienz, wenn sie die strengen
offiziellen moralischen u. ethischen Prinzipien der
ROK nicht eingehalten sehen.
Ukrainepolitik,
Duma-Abgeordneter: Im
März 2014 unterzeichnete Burljaev
einen Aufruf von Kulturschaffenden der RF
zur Unterstützung der Politik des Präsidenten RF
V. Putin in der Ukraine u. auf der Krym.
2021
kandidierte Burljaev
für ein
Abgeordnetenmandat in der 8. Staatsduma RF u. wurde über
die Bundesliste der linkskonservativen
Dumapartei
"Gerechtes Russland“ gewählt,
wobei er sich der Fraktion "Gerechtes Russland – Patrioten
– Für
die Wahrheit“ anschloss u. 1. stv. Vorsitzender des
Duma-Ausschusses für die Entwicklung der
Zivilgesellschaft u. für Fragen öffentlicher u.
religiöser Vereinigungen sowie stv. Vorsitzender des
Ausschusses für Fragen der parlamentar. Ethik wurde. Er wurde einer der
Mitautoren eines Gesetzentwurfs, um die Förderung
des sog. "kinderfreien“ Lebensstils u. die
Popularisierung "nicht-traditioneller sexueller
Beziehungen“ zu unterbinden. Nach Beginn des
von
Putin im Feb.
2022
entfesselten russ.
Angriffskriegs
gegen die
Ukraine
trat er
im März 2022 in der Staatsduma mit einer energischen
Rede in Erscheinung, in der er die - völlig
absurden - Ansichten aggressiver russ.
nationalpatriot. missionist.-neoimperialist.
Politiker widergab, die wohl Bestandteil der
Ideologie der Dumapartei "Gerechtes Russland" sind,
dass die Wiedergeburt [Russlands u. der Menschheit]
aus Russland komme, die Rettung Russlands
gleichzeitig die Rettung der Welt u. der Untergang
Russlands der Untergang der Welt sei. Der liberale
Weltkapitalismus habe seine Ressourcen ausgepowert,
aus der globalen Krise werde eine globale
Transformation der Konstruktion der gesamten Welt
hervorgehen, wobei Russland die Rolle zukommen
werde, eine Welt mit einem neuen Zivilisationsmodell
des Staates auf der Grundlage der Vernunft u. Moral
zu erschaffen. Dabei müsse die Demokratie in
Russland durch die ursprüngliche russ. Sobornost ersetzt werden,
wobei das Volk Russlands u. sein Leader eine histor.
zivilisator. Mission der globalen Transformation
vollbringen müssten. Während der Perestrojka hätten es die
Liberalen vorgezogen, ein grossartiges Land dem
Zerfall preiszugeben, obwohl in einem Referendum die
Volksmehrheit den
Erhalt dieses Staates befürwortet hatte. Das Volk
müsse gefragt werden, ob es im Kapitalismus leben
wolle. Usw. Als typischer Vertreter einer
linksputinist. Partei wie "Gerechtes Russlands"
wetterte er gegen die Oligarchen u. forderte mehr
Gerechtigkeit u. einen Sozialstaat statt
Kapitalismus. Politiker, die dem Land schadeten, wie
Chubajs, Gref, Shvydkoj, müssten abtreten. Die „schwarze
Trojka" der Belovezher Vereinbarungen [zur
Auflösung der UdSSR]
habe ein Staatsverbrechen begangen, wobei die ganze
Verantwortung für die Erniedrigung
[des
Volkes]
in den
letzten
3 Jahrzehnten durch die Oligarchen ihrem Gewissen
anzulasten sei. Burljaevs skurrile Philippika, die
in ihrer Art der Verdammung der Fehler der
Vergangenheit vielleicht ein wenig an die berühmte Rede Khrushchjovs vom Feb. 1956
oder zumindest an gewisse Reden von
Volksabgeordneten während der Perestrojkazeit
Gorbachjovs erinnerte, enthielt auch –
was neu u. typisch für die Putinzeit war –
eine Beschwörung des Slaventums u. der Heiligen Rus
mit ihren mittelalterlichen Mythen. Den laufenden
Krieg gegen die Ukraine verglich
er mit der Schlacht auf dem Schnepfenfeld [von
1380 gegen die
Mongolen].
Diesen Krieg
führten die Russen gleichzeitig für
die [Errettung]
des gesamten Planeten [vom
Faschismus
u. Nazismus]
gegen
den wahnsinnig gewordenen Westen, der alle
göttlichen Gesetze u. menschheitsrettenden Gebote
verraten habe. In der neuen [wohl
u.a.
von Russland
angeführten]
Zivilisation
seien „die
Verbrecher" internationalen Tribunalen à la Nürnberg
zuzuführen. Das Tribunal des 3. Weltkriegs, der zur
Zeit im Gang sei, müsse dann auch den weltweiten „Genozid"
gegen die Russen u. die Russophobie verurteilen.
Ukrainekrieg, Kritik u. Sanktionen:
Im
März 2022 unterzeichnete
Burljaev
einen
Aufruf der Kulturschaffenden Russlands zur
Unterstützung des
von
Putin im Feb.
2022
entfesselten
russ.
Angriffskriegs
gegen die
Ukraine
u.
erklärte, dass der russ. Angriff auf die Ukraine „eine
chirurg. Operation zur Entfernung des Krebsgeschwürs
des Nazismus“ sei. Wegen seiner Unterstützung dieses
Kriegs wird er in der vom
"Forum Freies Russland" geführten sog.
"Putin-Liste" als Kriegstreiber genannt.
Im Feb. 2022 wurde er auf die Sanktionslisten der
EU-Länder für "Handlungen u. Massnahmen gesetzt, die
die territoriale Integrität, Souveränität u.
Unabhängigkeit der Ukraine untergraben u. die Ukraine
weiter destabilisieren". Im selben Monat wurde er auf
Sanktionsliste Kanadas
der
"engen Mitarbeiter des [Putin-]Regimes“
gesetzt, weil er als Duma-Abgeordneter für die
"Anerkennung der Unabhängigkeit der sog.
Volksrepubliken von Doneck u. Lugansk [durch
Moskau]
gestimmt" hatte. Im März 2022 wurde er wegen seiner
"Mitbeteiligung an Putins Krieg“ gegen die Ukraine u.
der Mitwirkung bei der "Verfolgung Andersdenkender u.
polit. Gegner sowie der Unterdrückung der
Informationsfreiheit u. Einschränkung der Menschen- u.
Grundrechte der Bürger Russlands" auf die
Sanktionsliste der USA gesetzt. Später gelangte er aus
ähnlichen Gründen auf die Sanktionslisten
Grossbritanniens, der Schweiz, der
Ukraine,
Lettlands, Japans, Australiens
u.
Neuseelands. 2023
wurde ihm die Medaille
"Für Verdienste um die Tschetschen. Republik“ "im
Zusammenhang mit der Entwicklung von Kultur u. Kunst
u. der Stärkung internationaler kultureller
Beziehungen" verliehen. 2024
erhielt er die
Medaille "Zur Erinnerung an den 10.
Jahrestag der Rückgabe Sevastopols an
Russland“ "für seinen persönl. Beitrag zur
Rückgabe der Stadt".)
BURTOVOJ, Jurij
Aleksandrovich (Leitender Ermittler
für besonders wichtige Fälle der
Generalstaatsanwaltschaft RF, Generalmajor der Justiz.
Fall "Jukos"/Pichugin: Wie das "Forum Freies
Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, in der
Burtovoj enthalten ist, berichtet, ist/war dieser
Justizermittler eine der zentralen Figuren in der
Kette der Ereignisse im Zusammenhang mit der
strafrechtl. Verfolgung der Haupteigentümer des ehem.
Ölkonzerns "Jukos",
s.
Leonid Nevzlin, s. Mikhail Khodorkovskij u.a.
Als 2003 insbes. A. Pichugin, Leiter der Abteilung für
innere wirtschaftl. Sicherheit von "Jukos", von der
Staatsanwaltschaft als Zeuge vorgeladen wurde, übten
Polizeibeamte während der Ermittlungen wiederholt
Druck auf den Zeugen aus u. nutzten verbotene Methoden
der Beeinflussung, um von ihm die notwendigen Aussagen
zu erhalten. Im Verhörraum des U-Haftgefängnisses von
Lefortovo wurde Pichugin von 2 FSB-Mitarbeitern eine
unbekannte Substanz verabreicht, wonach eine
6-stündige Vernehmung des Zeugen stattfand. Die
Anwälte des Mandanten forderten eine sofortige
ärztliche Untersuchung. Trotz der erheblichen
Verschlechterung des Gesundheitszustands des Häftlings
nach dem "Verhör" weigerte sich der
Ermittlungsleiter Bortovoj, ihm unverzüglich medizin.
Hilfe angedeihen zu lassen. Im Aug. 2003 rief Burtovoj
den Beichtvater Pichugins zur
Generalstaatsanwaltschaft, was einen direkten Verstoss
gegen das Bundesgesetz Nr. 125 "Über die
Gewissensfreiheit u. religiöse Vereinigungen“ sowie
gegen die Straf- u. Zivilprozessordnung RF darstellte.
2005 verletzte Burtovoj durch sein Handeln zudem u.a.
den Grundsatz der Unschuldsvermutung, wobei die
zuständigen Behörden jedoch keinerlei Verletzungen der
Rechte des Angeklagten feststellten. A. Pichugin
musste auf ein Gericht mit Geschworenen verzichten.
Laut Aussagen von Anwälten u. A. Pichugin selbst bot
ihm die Staatsanwaltschaft während des Strafprozesses
wiederholt an, einen Deal mit den Ermittlern zu
treffen, wobei sie Druck auf ihn ausübten, um von ihm
eine Aussage gegen die Miteigentümer von "Jukos",
Nevzlin, Khodorkovskij u.a. zu erhalten. Nach der
Ansicht von Menschenrechtsverteidigern u.
Rechtsexperten beruhte die Anklage gegen Pichugin auf
einer Beweisfälschung unter direkter Missachtung
jeglicher relevanter Tatsachen, die nicht ins Konzept
der Anklage passten. Die Ermittlungen unter der
Leitung Burtovojs wurden somit mit vielen Verstössen
gegen russ. u. internationales Recht durchgeführt u.
sorgten für Empörung in der Öffentlichkeit u.
Fachwelt. Trotzdem ignorierten die Gerichte u. die
Generalstaatsanwaltschaft RF die wiederholte Forderung
der Verteidigung Pichugins, Burtovoj aus dem Verfahren
auszuschliessen.
Fall Furgal: Wie das "Forum Freies Russland"
weiter berichtet, übernahm
Burtovoj 2019
das
Strafverfahren gegen den Gouverneur des Gebiets
Khabarovsk, s. Sergej Furgal, das nach Ansicht
unabhängiger Experten ebenfalls massgeschneiderten
Charakter hatte. Basierend auf fragwürdigen
Zeugenaussagen wurde Furgal einer Reihe von Morden u.
Attentaten auf Unternehmer beschuldigt, die 2004-5 im
Gebiet Khabarovsk stattfanden. 2020 wurde Furgal
festgenommen u. nach Moskau gebracht, wo ihn Burtovoj
wegen zweier Morde u. des versuchten Mordes an einem
Unternehmer anklagte. Laut Medienberichten durften die
Anwälte Furgal nicht sehen u. sämtliche Korrespondenz
wurde beschlagnahmt, was gegen die Gesetzgebung RF
verstiess. Unabhängigen Medien zufolge wurde die
Ermittlung gegen den Gouverneur von oben inspiriert u.
soll Teil eines vor langer Zeit erstellten Plans
gewesen sein. Nach Einschätzung des Kommersant
hingen die Ereignisse um Furgal mit seinen polit.
Aktivitäten u. der Tatsache zusammen, dass der Kreml
über die Ergebnisse der Wahlen von 2018-19 im Gebiet
Khabarovsk, wo sie von der teiloppositionellen "LDPR" gewonnen wurden, wobei die
unbeliebte kremlnahe Dumapartei "Einiges Russland“ an
den Rand der Macht gedrängt wurde bzw. von der Macht
verdrängt werden sollte, äusserst beunruhigt war. Der
LDPR-Vorsitzende
s. Vladimir Zhirinovskij deutete die Verhaftung
Furgals mit seiner Zugehörigkeit zu einer
Oppositionspartei. Furgal hatte sich wiederholt
kritisch über Kreml-sensible Themen geäussert, insbes.
über die Korruption, die Beziehungen zwischen dem
Zentrum u. den Regionen, die Rentenreform u.a. Nach
einer anderen Version sei die Verhaftung Furgals mit
den Geschäftsinteressen von Personen verbunden, die
zum engeren Kreis V. Putins gehören wie die
Rotenberg-Brüder, bei denen es um den Auftrag eines
möglichen Baus einer Brücke nach Sachalin gehe, wofür
das Werk "Amurstal", dessen Miteigentümer S. Furgal
ist, benötigt werde.)
BURUTIN, Aleksandr
Germanovich (1956-, ehem. sowjet.
bzw. russ. Militärführer, -beamter/-politiker u.
-berater, Generalleutnant, Wissenschaftler, Funktionär
in der russ. Atom/Uran- u. Verteidigungsindustrie.
Absolvent der Moskauer Militär. Kommandohochschule,
der nach M.V.
Frunze benannten
Militärakademie in Moskau u. der Militärakademie des
Generalstabs der Streitkräfte RF. Kandidat
der Politikwissenschaften. In
der Sowjetzeit bekleidete er verschiedene Führungs- u.
Stabspositionen in den Militäreinheiten u. Verbänden
der "Gruppe der Sowjet. Streitkräfte in Deutschland",
war Stabschef u. 1. stv. Kommandeur eines
motorisierten Schützenregiments des Fernöstlichen
Militärbezirks sowie höherer Offizier einer Abteilung
der Operativen Verwaltung des Generalstabs der sowjet.
Landstreitkräfte. In den 1990er Jahren war er höherer
Offizier u. Operateur in der Operativen
Hauptverwaltung des Generalstabs der Streitkräfte RF
u. bis 2003 Gruppen-, Abteilungs- u. stv. Leiter
dieser Verwaltung. In den 2000er Jahren war er
Mitglied der Militärisch-Industriellen Kommission
RF, Berater
des Präsidenten RF mit Zuständigkeit für Fragen
des Komplexes für
Verteidigung u. Industrie im
Bereich der Atomwaffen sowie des
staatl. Rüstungsprogramms,
Mitglied des
Meereskollegiums der Regierung RF,
Vorstandsvorsitzender einer Militärisch-Industriellen
Forschungs- u. Produktionsgesellschaft für
Maschinenbauwesen, dann Leiter eines grossen
Schiffbauunternehmens u. stv.
Vorsitzender der Regierungskommission zur
Sicherstellung der Integration der Unternehmen des
Schiffbaukomplexes der RF. Im Sept. 2007 wurde er zum
1. stv. Generalstabschef der Streitkräfte RF ernannt.
In dieser Stellung befasste er sich mit Fragen der
strateg. Planung, der internationalen militär.
Zusammenarbeit, u.a. 2008-10
war er
als Mitglied des "Nationalen Komitees zur
Bekämpfung des Terrorismus" an
"Anti-Terror-Operationen" im Nordkaukasus beteiligt. 2009
wurde ihm für die Entwicklung u. Schaffung
neuer Technologien der Preis der Regierung
RF im Bereich Wissenschaft u. Technologie
verliehen. 2009/10 kritisierte er die von Verteidigungsminister
RF s. Anatolij
Serdjukov u.
Generalstabschef RF N.E. Makarov
umgesetzten
Pläne zum Aufbau der Streitkräfte RF, fand bei der Führung
jedoch kein Verständnis u. wurde nach
Einreichen eines Rücktrittsschreibens
im
Nov. 2010
per
Dekret des Präsidenten RF vorzeitig aus
dem aktiven Militärdienst entlassen.
Nach
seiner Pensionierung nahm er die
wissenschaftl. Tätigkeit als Professor u.
ordentliches Mitglied der Akademie der
Militärwissenschaften sowie als stv.
Direktor des "Instituts für
Wirtschaftssicherheit u. strateg. Planung
der Finanzuniversität der Regierung RF"
wieder auf. 2013 wurde er zum Berater des
Generaldirektors des staatl. russ.
Uranbergbaukonzerns "Atomredmetzoloto"
/"Uranium Holding ARMZ"/ ernannt, dessen
Haupttätigkeit die Interaktion mit
Regierungsbehörden ist. Ausserdem leitet er
den Verwaltungsrat der Firma "Dalur AG" mit Sitz im
Gebiet Kurgan, dem jüngsten u.
effizientesten Asset der "Uranium Holding
Co.", die Uran mit einem umweltfreundlichen
Untertage-Laugungsverfahren produziert.
2013-15 war er Mitglied des
Wissenschaftsrats des Sicherheitsrats RF.
2017 wurde er Leiter des Expertenrats des
Verteidigungsausschusses der Staatsduma RF.)
BURCEV, Andrej (russ. Journalist.
Chefredaktor von Life.ru.
Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum
Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt,
wird ihm öffentl. Unterstützung für den von
Putin im Feb. 2022
entfesselten russ.
Angriffskrieg
gegen die Ukraine
vorgeworfen.)
BURCHIK, Mikhail Leonidovich II III (einer von 13 Russen, die im
Feb. 2018
auf die sog. "Mueller-Liste" des US-Justizministeriums
gesetzt wurden, weil sie von ihm beschuldigt wurden,
2016 über ein Netzwerk gefälschter
Social-Media-Accounts die US-Präsidentschaftswahl /Trump-Clinton/
von russ. Seite beeinflusst
zu haben. Burchik gab gegenüber der BBC zu, in der Tat
mit einer –
vermutlich
s. Evgenij Prigozhin nahestehenden bzw. von ihm
womöglich im Auftrag des Kremls/V. Putins oder vom FSB
gegründeten u. gesteuerten –
russ. "Trollfabrik" zusammengearbeitet zu haben. Im
Sept. 2019 fand er sich auf einer Liste von 27 Russen
wieder, deren Namen auf die US-Sanktionsliste CAATSA
gesetzt wurden.)
BURJATSKIJ, Said
- arab. Abu Saad Said al-Burjati (eigtl.
TIKHOMIROV, Aleksandr Aleksandrovich) II
III IV V VI VII VIII IX X XI
XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI
(1982-2010, gew. militanter-terrorist. islamist.
Untergrundkämpfer u. ideolog. Führer des
Dschihad
im russ. Nordkaukasus. Als Sohn einer ethnisch
gemischten burjat.-russ.
Familie
aus Burjatien konvertierte er im
Alter von 17
Jahren zum Islam u. erhielt anschliessend eine
islamische Ausbildung in Russland, Ägypten, Kuwait u.
Saudi-Arabien. 2003
kehrte er nach Russland zurück, wo
er
als Übersetzer
in
einem islamischen Verlag in
Moskau arbeitete u.
Videobeiträge mit
religiösen Lesungen veröffentlichte.
Er hielt Predigten in der Moskauer Kathedralmoschee u.
reiste mit salafist. Predigten durch die
GUS-Staaten. Ein wesentlicher
Teil seiner Aktivitäten bestand in der Kritik an
verschiedenen islamischen Bewegungen wie dem
Schiismus, Sufismus u.a. 2007 führte er den Haddsch durch, bei dem er eine
Reihe von Vorträgen zum Thema "Heiliges Mekka“
aufzeichnete. Nach
dem Tod des Vaters heiratete seine russ. Mutter
einen Tschetschenen.
Bei
den Dschihadisten im Nordkaukasus: 2008
schloss sich Burjatskij auf Einladung von s.
Muhannad, des Stv. des Emirs des
"Kaukasus-Emirats"
s. Doku Umarov, dem
Dschihad im Nordkaukasus
an, trat der Organisation
"Kaukasus-Emirat“ bei u. erklärte
sich selbst zum neuen Anführer
der Gruppe "Rijadus-Salikhin".
Während seiner Dschihadzeit
im Nordkaukasus beteiligte sich Burjatskij an
diversen Sabotageakten, Terroranschlägen u.
Einsätzen von islamist. Rebellen, die zahlreiche
Tote u. Verletzte forderten. Nach Angaben der
russ. Strafverfolgungsbehörden
war Burjatskij im Juli 2009
an einem Attentat gegen
den Präsidenten Inguschetiens s. Junus-Bek Evkurov
beteiligt. Laut s. Ramzan Kadyrov, Oberhaupt
Tschetscheniens, war es Burjatskij, der den
Selbstmordattentäter s. Rustam
Mukhadiev auf
den Anschlag vorbereitete, der auf dem
Teatralnaja-Platz in Groznyj eine Granate zündete,
wobei 4 Polizeibeamte ums Leben kamen. Ob der Anschlag
Ramzan Kadyrov selbst galt, ist unklar; da er sich zu
einer Veranstaltung verspätete, befand er sich nicht
unter den Anwesenden im Moment der Explosion.
Daraufhin kündigte Kadyrov die „Jagd“ auf Burjatskij
an, die dazu führte, dass Ende Juli tschetschen.
Polizisten auf einer Strasse einen asiatisch
aussehenden Mann erschossen, der ihnen verdächtig
vorkam; aber es war nicht Burjatskij, sondern ein
Polizist aus Jakutien, der zusammen mit einem Kollegen
aus Tjumen im Auto starb. Ausserdem war Burjatskij an
der Organisation eines Terroranschlags von Ende Aug.
2009 in
Nazran, Inguschetien,
beteiligt,
bei dem 25 Polizisten getötet u. 260 Menschen verletzt
wurden. Ferner übernahm
er
die Verantwortung
für den Anschlag auf einen Nevskij-Express-Zug im Nov 2009
mit 30 Toten.
Verfolgung u. Tod: Ende Juli 2009
eröffnete die
Ermittlungsabteilung des
Innenministeriums der Republik
Tschetschenien ein Strafverfahren gegen
Aleksandr Tikhomirov alias Said Burjatskij
nach Art. 208 Teil 2 StGB RF wegen "Beteiligung
an einer vom Bundesgesetz nicht
vorgesehenen bewaffneten Formation“. Anfang
März 2010 tauchten Berichte russ.
Strafverfolgungsbehörden auf, dass Tikhomirov alias
Burjatskij während einer Anti-Terror-Operation in der
Region Nazran in Inguschetien in der Nähe des Dorfs
Ekazhevo getötet worden sei. Bei dem Angriff
der Anti-Terror-Einheit auf mehrere Häuser, in
denen sich Burjatskijs Gruppe versteckt hielt, wurde
eine stark verbrannte Leiche entdeckt, die fast keinen
Kopf mehr hatte, u. bei der ein Reisepass auf den
Namen Aleksandr Tikhomirov gefunden worden sein soll.
Ob Burjatskij u. seine Leute sich in die Luft
gesprengt hatten, ist unklar. Eine forensische
Untersuchung in Rostov am Don ergab, dass es sich um
die Leiche Burjatskijs handelte. Die Agentur "RIA
Novosti" berichtete unter Berufung auf eine
hochrangige Quelle im Föderationskreis Nordkaukasus,
dass Tikhomirovs Leiche in einem nicht
gekennzeichneten Grab bestattet werde, was auf die
Praxis zurückzuführen sei, die Leichen von Terroristen
nicht an Verwandte zu übergeben. Einige Tage später
berichtete der Chef des FSB RF s. Aleksandr Bortnikov
persönlich dem Präsidenten RF s. Dmitrij Medvedev,
dass Tikhomirov-Burjatskij u. die 4 mit ihm
verbündeten Kartoev-Brüder getötet u. 10 weitere
Personen, die an dem Anschlag auf den Nevskij-Express
beteiligt gewesen seien, festgenommen worden seien. Ferner
berichtete
das zuständige
Operationszentrum des
FSB,
dass „in einem der Haushalte [in
Ekazhevo]
eine unterirdische Werkstatt entdeckt worden sei, die
von den Rebellen zur Herstellung selbstgebauter
Sprengkörper genutzt wurde“. Bei der Inspektion seien
materielle Beweise gefunden worden, die auf die
Beteiligung der Bande von T. Kartoev am Bombenanschlag
auf den Nevskij-Express hinwiesen. Ausserdem sei eine
technische Ausrüstung gefunden worden, die mit
derjenigen identisch sei, die am Ort eines ähnlichen
Terroranschlags im Gebiet Tver im Jahr 2007
beschlagnahmt worden sei.
Ausserdem
verdächtigte Kadyrov Burjatskij als „Spion
westlicher Geheimdienste".)
Bewertungen: Burjatskij
erschien als zentrale Figur des dschihadist.
Untergrunds im Nordkaukasus in vielen westlichen u.
russ. Medienberichten über die Dschihad-Bewegung in
der Region. Dennoch erlangte er im Ausland weder
Ruhm noch ideolog. Anerkennung, war jedoch beim
salafist. Publikum in Russland beliebt.
Zur Rolle Burjatskijs im dschihadist. Terrorkrieg
gegen die Bundestruppen sagte der ehem.
Geheimdienstchef des aufgelösten Bataillons
"Vostok", Khamzat Gajrbekov:
„Tikhomirov war eine der gefährlichsten Figuren in
der Führung des Kaukasus-Emirats – er war
verantwortlich für die Ausbildung von
Selbstmordattentätern u. leitete ein Netzwerk von
Sabotageschulen.“ Burjatskij
bestritt
seine Beteiligung an solchen Aktivitäten
nicht, erklärte jedoch, dass sein Beitrag
v.a. darin bestanden habe, „Selbstmordgürtel"
vorzubereiten u. Armaturen
durchzuschneiden, um Splitterschäden zu
verursachen, u. dergleichen.
Der US-Politikwissenschaftler Gordon Khan
betrachtete Burjatskij als den wirksamsten
Propagandisten des "Kaukasus-Emirats" u. der
Soziologe Danis Garaev bezeichnete ihn als
herausragendsten Sprecher des Emirats. Die
bekannte Moskauer Journalistin s. Julija Latynina
nannte Burjatskij einen „burjatischen Che Guevara u. einen Mudschahid-Internationalisten“.
Der Beitritt Burjatskijs zum bewaffneten Untergrund
löste bei russischsprachigen Muslimen gemischte
Reaktionen aus. Der /verstorbene/ russ.-islamische
Aktivist u. Publizist s. Gejdar Dzhemal, der
mit dem nordkaukas. Untergrund sympathisierte, nannte
Burjatskij-Tikhomirov „ein Symbol einer neuen
Generation im Epos des kaukasischen Kampfes“. Nach dem
Tod Burjatskijs kam es bei einigen russ. Jugendlichen
zu einer Verherrlichung des getöteten Rebellen, u. ein
nichtmuslimischer Journalist schrieb in seinem
Artikel, dass man Burjatskij „als
einen aufrichtigen u. wahren Märtyrer u. Kämpfer mit
postmoderner Realität [bezeichnen könne],
zu dem auch nichtmuslimische Intellektuelle aufschauen
konnten". Ramzan Kadyrov, der
sich zufrieden mit der Liquidierung
Burjatskijs zeigte, den Sondereinheiten
Russlands, die ihn „vernichteten",
dankte u. versprach,
dass Doku Umarov dasselbe Schicksal erwarte,
hielt Burjatskij für „den wichtigsten Ideologen
des Rebellen-Untergrunds“, gleichzeitig aber für „eine
Person, die keine Ahnung vom Islam hat. Doku Umarov u.
ähnliche Banditen hören ihm zu. Diese Leute rufen die
Tschetschenen auf, ihre Geschichte, Traditionen u.
Kultur zu hassen.")
BUT (BOUT), Viktor Anatolevich II
III IV
V VI VII
VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX (1967-, ehem. sowjet.
Militär-Fremdensprachenübersetzer, ehem. russ.
Luftfrachttransportunternehmer u. internationaler
Waffenlieferant bzw. -händler. Absolvent der Kazaner
Suvorov-Militärschule u. des Militär. Rotbanner-Instituts
des Verteidigungsministeriums der UdSSR in Moskau, wo er
Fremdsprachen studierte u. angeblich über einen Abschluss
in Wirtschaft verfügt. Nach dem Studium diente er als
Militärübersetzer-Funker in einem Luftwaffenregiment, das
Flugmissionen in Angola u.a. afrikan. Ländern durchführte,
u. arbeitete als Portugiesisch-Übersetzer bei der sowjet.
Militärmission in Mosambik, bis zu seinem Ausscheiden 1991
aus der Armee im Rang eines Oberleutnants. Es wurde auch
berichtet, But sei Major des sowjet. Geheimdienstes KGB
gewesen, wobei er selbst Verbindungen dazu dementierte.
Anfang der 1990er Jahre eröffnete er sein erstes
Transportunternehmen, wurde Makler im Luftfrachtverkehr u.
begann in Südafrika mit der Organisationu. Durchführung
von entsprechenden Transporten. In der 2. Hälfte der 90er
Jahre leitete But sein Unternehmen von Belgien aus, zog
jedoch aufgrund einer Untersuchung seiner Aktivitäten
durch die Strafverfolgungsbehörden in die Vereinigten
Arab. Emirate VAE um, wo die am Flughafen Sharja ansässige
Fluggesellschaft "Air Cess Liberia" neben diversen Waren
auch französ. u. belgische Friedenstruppen transportierte,
etwa nach Somalia.
Waffenlieferungen: Nach dem Ende des Kalten Kriegs
liessen sich mit entsprechenden Beziehungen zu Militärs
aus den riesigen Arsenalen der ehem. Ostblock- u.
Nachfolgestaaten der Sowjetunion preisgünstig Kriegswaffen
beschaffen, die man verkaufen konnte, u. so entdeckten
Leute wie But eine lukrative Geschäfts-"Nische". Mitte der
1990er-Jahre erschienen in den Medien erste Berichte über
Buts illegale Waffenlieferungen an Länder, die
internationalen Embargos unterlagen. Zu den dankbaren
Abnehmern u. Käufern solcher Waffen gehörten die
Regierungen von afrikan. Ländern wie Kamerun, Togo,
Liberia, Sierra Leone, Zentralafrikan. Republik, Sudan,
Uganda, Ruanda, beide Kongo u. Angola, aber auch ihre
Feinde u. Guerillaverbände wie die Taliban u.Al-Qaida in
Afghanistan, die Hisbollah im Libanon u. die Abu Sajaf auf
den Philippinen sowie die FARC in Kolumbien. Damit setzte
But seine besonders zynische u. unmoralische Geschäftsidee
um, Waffen an direkte Kriegsgegner von Bürgerkriegen
gleichzeitig zu liefern. But selbst bestritt in seinen
wenigen öffentl. Äusserungen meist jede Beteiligung an
Waffengeschäften mit den genannten Guerilla- u.
Terrororganisationen oder Kontakte zu ihnen zu
unterhalten. Andererseits räumte er manchmal zwar wieder
eine gewisse Beteiligung am Waffenhandel ein, erklärte
aber, dass nach seiner Ansicht keins seiner Geschäfte
illegal gewesen sei. Die russ. Presse vermutete, dass But
ein geheimer Vermittler von "Rosvooruzhenie" u. als
solcher einer der wichtigsten militär. Geheimnisträger
Russlands sein könnte. Die US-Regierung leitete schon Ende
der 1990er Jahre eine Untersuchung der Aktivitäten Buts
ein.
In den 2000er Jahren wurde But im Zusammenhang mit
der illegalen Lieferung von Waffen u. Munition unter
Umgehung von UN-Sanktionen in Berichtendes
UN-Sicherheitsrats, von Amnesty International u. des
US-Aussenministeriums genannt. Es wurden
UN-Wirtschaftssanktionen gegen ihn verhängt, die ein
Reiseverbot, die Sperrung von Bankkonten u. die
Einstellung des Betriebs von verschiedenen von But
geführten Luftfrachttransportunternehmen umfassten.
Belgien erliess einen internationalen Haftbefehl gegen
But, weil ihm Geldwäsche u. Diamantenschmuggel vorgeworfen
wurde. Aus Angst vor einer Verhaftung liesser sich 2002 in
Russland nieder, verzichtete darauf, ins Ausland zu
reisen, Aufmerksamkeit zu erregen, u. hörte nach Angaben
seiner Ehefrau auf, in der Luftfahrtindustrie zu arbeiten.
Trotz seiner internationalen Isolierung fanden auch
weiterhin Geschäfte etwa mit der britischen Regierung
statt, für die But Soldaten u. Material in den Kosovo
flog. Auch die US-Regierung nahm auch nach Inkrafttreten
der UN-Sanktionen die Transportdienste von Buts Firmen in
Anspruch. 2003 leisteten Unternehmen im Besitz oder unter
der Kontrolle Buts materielle Unterstützung für das
US-Militär im Irak, etwa indem Buts Flugzeuge nach dem
Sieg der US-Truppen im Irakkrieg Material für die US-Armee
flogen, als andere Fluglinien den noch unsicheren
Flughafen Bagdad mieden. Noch 2004/5 zählte der
US-Militärdienstleister KBR, zu jener Zeit noch ein
Tochterunternehmen von Halliburton, zu Buts grössten
Kunden, wobei die Regierung von s. George W. Bush sogar
einen gescheiterten Versuch unternahm, die UN-Sanktionen
gegen But aufheben zu lassen. 2004 begann dann allerdings
die schrittweise Umsetzung der UN-Sanktionen gegen But in
den USA, als der US-Präsident die Executive Order 13348
zur Umsetzung der UN-Resolutionen betreffs Liberia
erliess, mit dessen berüchtigten ehem. Präsidenten Charles
Taylor But in Verbindung gestanden haben soll, wobei But
die Lieferung von Waffen an ihn bestritt. Im April 2005
wurde But vom US-Finanzministerium auf die schwarze Liste
gesetzt, wobei er im Okt. 2006 wegen der Lieferung von
Waffen an dieTeilnehmer des Konflikts in Kivu, DR Kongo,
auf eine weitere Sanktionsliste gesetzt wurde. Zu dieser
Zeit hielt sich But nach wie vor in Moskau auf, da er
seine Verhaftung im Ausland befürchtete.
US-Fahndung, Verhaftung u. Auslieferung an die USA: 2007
heckten Präsident Bushs Anti-Terror-Berater Juan Zarate u.
Agenten derUS-Drogenbekämpfungsbehörde D.E.A. einen
listigen Plan aus, um But aus Russland in die Falle zu
locken, um ihn im Ausland zu verhaften u. in den USA vor
Gericht zu stellen. D.E.A.-Agenten, die sich als Vertreter
der kolumbian. FARC-Rebellen ausgaben, kontaktierten Buts
Partner, den britischen Staatsbürger Andrew Smulian, mit
dem Vorschlag, Igla-Waffensysteme zu kaufen, um
Hubschrauber mit US-Piloten oder Passagierflugzeuge mit
US-Bürgern abschiessen zu können. Da man davon ausging,
dass der russ. Waffenhändler bei diesem Geschäft sehr wohl
davon Kenntnis hatte, dass die Waffen zum Zweck der Tötung
amerikan. Bürger ver- bzw. gekauft wurden, sollte er in
den USA wegen Verschwörung angeklagt werden. Ursprünglich
sollte But nach Rumänien gelockt werden, um sich mit
entsprechenden Käufern zu treffen, aber er lehnte diesen
Vorschlag, in ein EU-/NATO-Land zu reisen, als unsicher
ab, so dass ihm am Ende Thailand angeboten wurde. Die als
FARC-Rebellen getarnten D.E.A.-Agenten erschienen mit
einem Aufnahmegerät zu dem Treffen in einem Hotel in
Bangkok, wo But im März 2008 auch tatsächlich auftauchte.
Während der Verhandlungen bestätigte der Russe, dass er
bereit sei, Iglas u.a. Waffen zu verkaufen, um Flugzeuge
des „gemeinsamen Feindes“ abzuschiessen. Danach wurden But
u. Smulian von der thailänd. Polizei in Begleitung von
D.E.A.-Beamten aufgrund eines Haftbefehls festgenommen,
den ein örtliches Gericht auf Ersuchen der USA erlassen
hatte. Während Smulian am folgenden Tag nach New York
flog, um sich freiwillig vor Gericht zu stellen, wurde But
in Bangkok in Gewahrsam genommen. Nach Angaben eines
Professors namens Aleksej Bineckij seien an der Verhaftung
Buts i.e.L. die konkurrierenden Strukturen des
militär.-industriellen Komplexes Russlands interessiert
gewesen, die damit einen Konkurrenten auf dem
internationalen Waffenmarkt ausschalten konnten. Die USA
forderten daraufhin Buts Auslieferung, wobei sie ihm die
Ausrüstung terrorist. Organisationen vorwarfen. Übrigens
hatte auch der UN-Chefankläger beim Sondergerichtshof für
Sierra Leone eine Auslieferung Buts an das Gericht in Den
Haag beantragt.
Indessen
hinderte die thailänd. Regierung die Amerikaner jedoch
daran, But ausser Landes zu bringen, u. versuchte, mit den
russ. Behörden die Frage der Überstellung Buts nach
Russland abzuklären, doch die russ. Behörden reagierten
darauf nicht. Bei einer gerichtlichen Anhörung im Sept.
2008 erklärte Buts Verteidiger, sein Mandant sei
unschuldig u. werde rechtswidrig festgehalten. Die
Staatsduma RF verabschiedete eine Erklärung zur
Unterstützung Buts, indem sie in seinem Fall polit. Motive
monierte. Es werde versucht, diese Angelegenheit mit dem
Kampf gegen den internationalen Terrorismus in Verbindung
zu bringen u. auf diese Weise die Interessen u. die
Reputation Russlands zu beschädigen, hiess es darin. Es
sei notwendig, so die russ. Parlamentarier weiter, die
Bemühungen zum Schutz Viktor Buts vor unrechtmässiger
Verfolgung zu intensivieren u. seine Rückkehr nach
Russland zu ermöglichen. Im Aug. 2009 lehnte ein thailänd.
Gericht die Auslieferung Buts an die USA ab u. begründete
die Entscheidung mit den dem Gericht vorgelegten
unzureichenden Schuldbeweisen sowie mit dem Argument, dass
die FARC, der But nach Ansicht der Anklage Waffen
verkaufte, eine politische u. keine terrorist.
Organisation sei, wie die USA u. später auch die EU
behaupteten. Anfang Sept. desselben Jahres weigerte sich
ein Bangkoker Strafgericht, ihn gegen Kaution
freizulassen. Somit blieb er in Thailand in Haft, während
die thailänd. Staatsanwaltschaft Einspruch gegen das
Urteil einlegte. Im Feb. 2010 erhob die New Yorker
Staatsanwaltschaft neue Anklage gegen But wegen zweier in
den USA befindlicher Flugzeuge, die But zusammen mit
seinem amerikan. Kollegen Richard Chichakli kaufen wollte,
u. im März wurde ein neues Auslieferungsverfahren gegen
But eingeleitet. Im Aug. desselben Jahrs entschied ein
thailänd. Berufungsgericht auf Antrag der thailänd.
Staatsanwaltschaft, dem Antrag der US-Behörden auf
Auslieferung Buts stattzugeben u. But binnen 3 Monaten an
die USA auszuliefern. Buts Anwaltlegte gegen die
Entscheidung Berufung ein, woraufhin weitere rechtliche
Verfahren einige Zeit in Anspruch nahmen. But selbst richtete aus dem Gefängnis in
Bangkok einen Brief an den thailänd. Regierungschef
mit der Bitte, ihn nicht an die USA auszuliefern. Aus
thailänd. Gefangenschaft ist ein Video erhalten geblieben, in dem But
eine akustisch unverständliche Erklärung abgibt. Die
Entscheidung des thailänd. Gerichts wurde von
Aussenminister RF s. Sergej Lavrov als „politisch
motiviert“ kritisiert, wobei er erklärte, dass der
Beschluss nach den ihm vorliegenden Informationen auf
starken Druck von aussen getroffen worden sei. Er kündigte
an, Russland werde alles tun, um But nach Hause
zurückzuholen. Der thailänd. MP Abhisit Vejjajiva wies die
Vorwürfe der russ. Seite zurück. Nachdem die thailänd.
Regierung Mitte Nov. 2010 endgültig entschieden hatte, But
an die USA auszuliefern, verliess der Russe mit einem
Charterflug das asiat. Land, wobei er auf dem Flug nach
New York von 6 D.E.A.-Beamten begleitet wurde. Nach der
Landung auf dem Stützpunkt Stewart der US-Nationalgarde
bei Newburgh wurde But in einem Panzerwagen-Konvoi zum
Gericht in Manhattan gebracht, wo ihn ein Richter zur
Inhaftierung in einer als VIP-Gefängnis bekannten
U-Haftanstalt /Park Row/ verurteilte, wo But nach Angaben
seiner Ehefrau etwa 15 Monate in einer Einzelzelle in
völliger Isolation u. unter menschenunwürdigen Umständen
verbrachte. Im Jan. 2011 sagte But gegenüber der russ.
Nachrichtenagentur "RIA Novosti", er habe einen Deal mit
der US-Staatsanwaltschaft abgelehnt, denn er erwarte kein
faires Verfahren in den USA.
Strafprozess
u. Verurteilung:
Der Prozess gegen But begann im Okt. 2011 vor dem
US-Bezirksgericht für den südlichen Bezirk von New York in
Manhattan unter dem Vorsitz der US-Bezirksrichterin Shira
A. Shandlin. But wurde in 4 Punkten angeklagt:
Verschwörung zur Ermordung von US-Bürgern nach Paragraph
2332b Teil 18 StGB USA; kriminelle Verschwörung zur
Ermordung von Personen in öffentl. Ämtern nach Paragr.
1114 u. 1117; Verschwörung zum Kauf u. Verkauf tragbarer
Luftverteidigungssysteme "Iglas" nach Paragr. 2332g;
kriminelle Verschwörung zur Unterstützung einer als
Terrororganisation eingestuften ausländ. Organisation.
Während But selbst sich weigerte, vor Gericht auszusagen,
vertrat die Verteidigung den Standpunkt, dass die Beweise
der US-Staatsanwaltschaft, einschliesslich der gesamten
Operation, um But mit den D.E.A.-Agenten in Thailand
treffen zu lassen, unter Verstoss gegen das Gesetz
erstellt wurden. Als Zeuge im Prozess trat sein früherer
Geschäftspartner Andrew Smulian auf, mit dem But im März
2008 in Thailand festgenommen wurde. Smulian bekannte sich
im Gegensatz zu But in seinem eigenen Verfahren für
schuldig u. wurde wegen seiner engen Kooperation mit den
US-Behörden - eventuell auch mit dem US-Geheimdienst - im
Mai 2012 nur zu 5 Jahren Haft verurteilt, von denen er zu
diesem Zeitpunkt bereits 4 Jahre abgesessen hatte. Während
des Prozesses erhielt Richterin Shendlin einen Brief von
einer Gruppe von Abgeordneten der Staatsduma RF, in dem es
hiess: „In Geschäftskreisen, unter Kollegen, Freunden u.
Verwandten Viktor Buts herrscht seit Langem die Meinung
über ihn als einen ehrlichen, respektablen,
hochmoralischen u. sympathischen Menschen u. einen
gesetzestreuen, verantwortungsbewussten, zuverlässigen
Unternehmer“. Im Nov. 2011 wurden bei einer Durchsuchung
des libyschen Geheimdiensthauptquartiers in Tripolis
Dokumente gefunden, die auf Buts Verbindungen zu libyschen
Beamten hinwiesen. Gleichzeitig gab But seine Beteiligung
am Waffentransport zu heiklen "Hot Spots“ zu, bestritt
jedoch den Handel als solchen. Er „habe Waffen auf dem
Luftwegan die Regierungen Angolas, Kongo-Brazzavilles u.
Ruandas, aber auch an die Rabbani-Regierung in Afghanistan
während des Kriegs mit den Taliban geliefert, aber keine
Waffen gekauft oder verkauft“. Anfang Nov. 2011 befanden
die amerikan. Geschworenen But einstimmig in allen 4
Anklagepunkten für schuldig. But bestritt alle
strafrechtlichen Anschuldigungen u. erklärte im Feb. 2012
gegenüber "RIA Novosti", sein Verfahren sei
ein politisches u. kein strafrechtliches. In dem längeren
Interview präzisierte u. relativierte er einige
Behauptungen, die sich über seine frühere Tätigkeit als
Transportunternehmer verfestigt hatten. Er habe damals „Verwundete
transportiert,
Menschen gerettet,
Medikamente u. Ausrüstung für Krankenhäuser u.
Wasseraufbereitungsanlagen geliefert,
ja sogar Elefanten von Südafrika nach Angola
überführt". Er habe
„noch
nie Waffen verkauft, aber selbst wenn er das getan
hätte, wäre das kein Verbrechen gewesen, denn man könne
auch mit einer Bratpfanne töten". Er
habe „2
oder 3 Aufträge für den Transport
von Waffen von den Regierungen der Bananenrepubliken
gehabt, aber wenn er nicht gewesen wäre, wären sie von
der Lufthansa oder jemand anderem geliefert" worden.
Was den Irak betreffe, habe er „nie
US-Befehle ausgeführt". Es sei aber möglich, dass „die
Firma seines Bruders das gemacht habe, aber er wisse es
nicht". Bei Interviews an anderer Stelle, etwa im März
2009 für britische Medien, erklärte But auf Nachfragen
hin, dass er „nicht
ausschliessen könne, dass ohne sein Wissen in seinen
Flugzeugen Waffen transportiert worden seien". Ferner gab
er bei "RIA Novosti" seine von Grund auf negative Meinung
über Amerika zum Ausdruck: Er sei „gegen
Amerika, gegen seine Expansion, ... Amerika sei ein
Krebsgeschwür auf der Erde. Die USA verwendeten zwar eine
demokrat. Rhetorik, aber was er in den letzten 14 Monaten
gesehen habe, lasse ihm die Haare zu Berge stehen". ... Es
finde dort „reine
Goebbels-Propaganda"
statt, insbes. was die Ereignisse in
Moskau angingen. ... In den USA herrsche „Anarchie
u. viele Gebiete werden von Gangsterbanden kontrolliert".
Er „denke,
die Menschen werden aus der Sklaverei aufwachen, ihre
Ketten abwerfen u. die Wall Street zerstören". Die UN seien
„zu
einem Haufen Bürokraten geworden, die sich mit ihren
eigenen Problemen befassen. Sie hätten keinen einzigen
Konflikt in Afrika gelöst oder zum Stillstand gebracht". Zum
Waffenhandel mit Russland: Es „gebe
u. könne keine
illegalen Waffenlieferungen aus Russland geben, da daran
niemand ausser der Regierung beteiligt" sei. Er
„gehe davon aus, dass er zu lebenslanger Haft verurteilt
werde, aber er werde keine Träne vergiessen“. Die „Geschichte
werde ihm Recht geben".
Im Okt. u. Dez. 2011 sowie im März 2012
organisierte die "Gewerkschaft der Bürger Russlands“
Protestaktionen vor dem US-Konsulat in St. Petersburg u.
forderte die Rückkehr Buts nach Russland. Ähnliche Demos
fanden auch in Moskau, Novosibirsk u. Ekaterinburg statt.
Die Verkündung des eigentlichen Urteils wurde mehrfach
verschoben u. erfolgte erst im April 2012. Demnach
verurteilte das Bundesgericht in New York But zu einem
Mindeststrafmass von 25 Jahren Gefängnis sowie einer
Geldstrafe von 15 Mln. USD. Die US-Staatsanwaltschaft
hatte die Verurteilung Buts zu lebenslanger Haft
gefordert. Buts Anwalt kündigte Berufung gegen das Urteil
an. Die Regierung RF lehnte das Urteil ab, u. das
Aussenministerium RF kommentierte es damit, die US-Justiz
habe „die Argumente der Verteidigung ignoriert u.
offenkundig einen polit. Auftrag umgesetzt“. Das New
Yorker Berufungsgericht verwarf Buts Berufung u.
bestätigte das Strafmass. Nach seiner Verurteilung wurde
But zunächst in das "Brooklyn General Security Prison" in
einen Block für Gefangene mit instabiler psychischer
Gesundheit u. suizidalen Tendenzen eingeliefert /wie die
russ. Wikipediaseite über But hinzufügte/. Im Mai 2012
beschloss das US-Gefängnisamt, But zur Verbüssung seiner
Strafe in das Hochsicherheitsgefängnis "ADX Florence" in
Florence, Colorado, zu überführen, wobei russ.
Konsularbeamte u. Diplomaten den Richter u. die
US-Staatsanwaltschaft davon überzeugen konnten, die
Überstellung zu verschieben, während Buts Ehefrau Alla But
einen offenen Brief an die russ. Behörden richtete, in dem
sie Massnahmen zum Schutz der Rechte russ. Bürger
forderte. Im Juni 2012 wurde But in das "US Penitentiary Marion", ein
Gefängnis mit mittlerem Sicherheitsstandard in Illinois,
überstellt.
Vorbereitungen zur Auslieferung an Russland: Im Mai
2012 begann die Phase der Vorbereitung von Dokumenten für
Buts Auslieferung an sein Heimatland Russland auf der
Grundlage des sowjet.-amerikan. Übereinkommens über die
Überstellung verurteilter Personen vom 21. März 1983,
wobei US-Generalstaatsanwalt Eric Holder nicht ausschloss,
dass But seine Haftstrafe in Russland verbüssen würde.
Allerdings weigerte sich But bereits im Juni 2012, sich
auf die Auslieferung an Russland vorzubereiten, um in den
USA gegen das gegen ihn verhängte Urteil Berufung einlegen
zu können. Anfang Juli 2012 ging beim Justizministerium RF
jedoch ein Antrag von Ehefrau Alla But auf Auslieferung
Viktor Buts an Russland ein. Im Aug. wurde bekannt, dass
die russ. Behörden ein Dokumentenpaket an die USA für die
Auslieferung Buts an Russland geschickt hatten. Im Nov.
2012 wurde bekannt, dass das US-Justizministerium die
Auslieferung Buts an Russland abgelehnt hatte. Als
Hauptgrund für die Ablehnung wurde „die Schwere des von
ihm begangenen Verbrechens“ genannt. Nachdem Buts
Verteidigung Berufung gegen das Urteil eingelegt hatte,
wies das für den 2. New Yorker Bezirk zuständige
US-Berufungsgericht im Sept. 2013 Buts Antrag zurück u.
bestätigte das Urteil des Bundesgerichts des südlichen New
Yorker Bezirks. Im Nov. 2014 beantragte But beim
Bezirksgericht Manhattan, seinen Fall aufgrund „neu
entdeckter Umstände“ erneut zu prüfen. Im Feb. 2017
gelangte Buts Verteidigung mit einem Berufungsantrag an
den Obersten Gerichtshof der USA, der im April desselben
Jahrs eine Mitteilung veröffentlichte, in der die Annahme
des Falls zur Prüfung abgelehnt wurde. Somit waren die
Rechtsmittel zur Berufung gegen das Urteil in den USA
ausgeschöpft. Im Juli 2017 wurde bekannt, dass Buts
Haftstrafe wegen des Vorwurfs der Herstellung von Alkohol
im Gefängnis um 40 Tage erhöht wurde, so dass der Termin
für Buts Haftentlassung auf den 19. Aug. 2029 verschoben
wurde. Aleksej Bineckij zufolge seien sowohl die amerikan.
als auch die russ. Seite an einer unbefristeten
Inhaftierung Buts interessiert gewesen.
Gefangenenaustausch
statt Auslieferung:
Im Sept. 2019 wurde bekannt, dass die russ. Behörden den
Amerikanern angeboten hätten, But gegen 15 US-Bürger
auszutauschen, die in Russland Haftstrafen verbüssten. Die
US-Seite lehnte dies jedoch mit der Begründung ab, dass
die zum Austausch angebotenen Bürger „für sie von geringem
Interesse“ seien. 2020 berichtete die BBC, dass die russ.
Behörden die Möglichkeit erwägten, But durch einen
Austausch mit dem Amerikaner s. Paul Whelan freizulassen,
ein US-Marineveteran, der in Russland im Dez. 2018 wegen
Spionagevorwürfen verhaftet u. im Juni 2020 wegen Spionage
zu 16 Jahren Haft verurteilt wurde. Im Juli 2022 wurden
Whelan u. die US-Basketballspielerin s. Brittney Griner,
die wegen Drogenschmuggels verurteilt wurde, in
einemTelefongespräch von US-Aussenminister s. Anthony
Blinken mit seinem russ. Amtskollegen Sergej Lavrov
erwähnt, worüber offenbar auch russ. Medien schrieben.
Rückkehr nach Russland: Am 8. Dez. 2022 kehrte
Viktor But nach Russland zurück, nachdem er am Flughafen
Abu Dhabi gegen Brittney Griner ausgetauscht
worden war /II III IV V VI VII VIII IX X/. Medienberichten zufolge wurden
But u. Griner vor dem Austausch begnadigt u. sollten die
entsprechenden Strafen nicht weiterhin in ihren Ländern
verbüssen müssen. Präsident RF V. Putin erklärte in seinem
Kommentar, dass von russ. Seite das FSB den Austausch mit den Amerikanern
ausgehandelt habe /II/. US-Beamte erklärten, Russland
habe sich geweigert, Paul Whelan in die Vereinbarung
einzubeziehen, was dazu geführt habe, dass US-Präsident s.
Joe Biden einem 1-zu-1-Austausch zustimmen musste, wie
beim früheren Austausch zwischen Konstantin Jaroshenko
u. Trevor Reed /II III IV/. Somit blieb Whelan
tragischerweise weiterhin in russ. Haft gefangen. Während
die Rückkehr Buts vom russ. Staatsfernsehen
euphorisch gefeiert wurde, nannte der ehem.
US-Präsident s. Donald Trump den Austausch eine „Schande
für die USA", u. der ehem. Trump-Sicherheitsberater
s. John Bolton sprach von einer
„Kapitulation". In Russland wurde But mit Ehren
begrüsst u. zum unschuldigen Opfer der US-Politik erklärt.
In den USA herrschte die Meinung vor, dass But im Dienst
des russ. Geheimdienst /GRU/ stand u. seine umstrittenen
Waffenlieferungen an Krisenherde der Welt den Interessen
des Kremls nützten. Im Dez.
2022 machte s.
Marija Butina für "RT" ein Interview mit ihm
/II/. Darin
erklärte But u.a., dass er Putin voll u. ganz unterstütze,
von dem er in seiner US-Zelle ein Bild gehabt habe, u.
bereit sei, in der Ukraine als Freiwilliger zu kämpfen,
wenn er die „Möglichkeit u. die nötigen Fähigkeiten dazu
hätte", nachdem Russland im Feb. 2022 seinen umfassenden Angriffskrieg gegen die Ukraine
entfesselt hatte. Er sei „stolz darauf, Russe zu sein“, u.
könne „nicht verstehen“, warum die massive Offensive
Moskaus im Nachbarland nicht bereits 2014 stattgefunden
habe. But bestritt in dem "RT"-Interview einmal mehr
Behauptungen in Presseberichten aus den USA, denen zufolge
er Waffen an die Taliban in Afghanistan verkauft haben
soll. Da „die Taliban ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt
hatten", sei es absurd zu behaupten, dass er „mit ihnen
kollaboriert habe, denn das ergebe keinen Sinn“. Dem
Westen warf er vor, mit „Drogen u. LGBTQ+“ einen
„Selbstmord der Zivilisation“ zu fördern /II III
IV/.
Politik: Gleichzeitig wurde But von der sog.
"Liberaldemokrat. Partei Russlands" LDPR des inzwischen
verstorbenen Rechtspopulisten s. Vladimir Zhirinovskij als
Mitglied aufgenommen, wie s. Leonid Sluckij, Vorsitzender der "LDPR",
öffentlich bekannt gab /II/. Als "LDPR"-Parteigänger sagte But, dass er „das Leben aller
Bewohner unseres grossen u. wunderbaren Landes verbessern"
wolle. Diversen russ. Journalisten, die es offenbar
interessant fanden, sich mit ihm zu unterhalten, erzählte But seine Sicht der Dinge /II
III
IV/,
u. auch sonst zeigte er sich bei diversen Gelegenheiten in
der Öffentlichkeit. Im Juli 2023 nominierte die "LDPR" But
als Kandidaten für das Amt eines Abgeordneten der
gesetzgebenden Versammlung des Gebiets Uljanovsk.
Persönl. Lifestyle, Kunst u. Kultur: Viktor But ist
Vegetarier u. behauptet, keiner Religion anzugehören, aber
„teilt die Ansichten“ von Jesus Christus, Buddha,
Zarathustra u. Krishna u. betrachtet Lev Tolstoj u. Ivan Ilin als seine „geistigen
Führer". Ausserdem bewundert er Freiheitskämpfer u.
Revolutionäre wie Che Guevara, Fidel Castro u. Nelson
Mandela, wobei er selbst Marx, Engels, Lenin u. Stalin für
akzeptable Ideologen hält, denn ihre Theorien hätten sich
als richtig u. wahr erwiesen, wie die Entwickung Russlands
in den letzten Jahrzehten gezeigt habe. Nach eigenen
Angaben spricht But oder kennt zumindest viele
Fremdsprachen, darunter Englisch, Französisch,
Portugiesisch, Tadschikisch, Farsi, Dari, Zulu, Xhosa u.
Esperanto. Ansonsten beschäftigte sich But nach seiner
Rückkehr nach Russland mit Kunst. Die schillernde
Lebensgeschichte Viktor Buts wurde in verschiedenen
Kinostreifen filmisch inszeniert. In US-Spielfilmen wie "Lord of War" von 2005 wurde But von
anderen Schauspielern als Prototyp eines "Waffenbarons",
Drogendealers u. professionellen Terroristen dargestellt,
so dass dem skrupellosen, in Russland verehrten
Geschäftsmann, den die "US-Geheimdienste" laut einigen
russ. Medien für "einen der grössten illegalen
Waffenhändler der Welt" halten, die zweifelhafte Ehre
zukam, auch noch als Kunst- u. Kultfigur in die
Kinogeschichte einzugehen. Offenbar fand But selbst keinen
Gefallen an diesen filmischen Darstellungen. In dem
erwähnten "RIA Novosti"-Gespräch vom Feb.
2012 erklärte er, dass er kein "Händler des
Todes“ sei u. der /Co-/Autor des Buchs "Merchant of Death", Douglas Farah, ihn noch nie im Leben
getroffen habe. Die "Händler des Todes" seien die USA
selbst, die mehr Waffen verkauften als jeder andere auf
der ganzen Welt.
Ehefrau: Seit 1992 ist Viktor But mit Alla
Vladimirovna But, geb. Protasova, verheiratet, die er Ende
der 1980er Jahre in Mosambik kennenlernte, wo er als
Übersetzer für die sowjet. Militärmission tätig war. Laut
UN-Bericht S/2000/1225 hatte Alla Buts Vater mit Namen
Zjugin einst eine hohe Position im KGB der UdSSR inne.
Alla selbst ist Künstlerin, Designerin u. Modedesignerin
u. war Inhaberin von Bekleidungsgeschäften in den VAE, in
Deutschland, Südafrika u. Russland. Auch sie gab russ.
Journalisten diverse Interviews /II/.)
BUTINA, Marija
Valerevna II III
IV V VI VII VIII IX X XI XII/engl XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII
XXIV XXV XXVIa XXVIb XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV/engl XXXVI XXXVII XXXVIII
XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII LIII (1988-, russ.
Politologin, Waffenrechts- u. polit. Aktivistin,
kremlnahe Politikerin, Publizistin u.
Journalistin aus
Barnaul/Altaj.
Absolventin eines Gymnasiums mit vertieftem
Studium der englischen Sprache u. der Fakultät für
Politologie der Staatsuniversität des Altaj in
Barnaul /2006-10/. Aspirantur mit Schwerpunkt
"Polit. Prozesse, Institutionen u.
Technologien“. Danach war sie als
Englisch-Übersetzerin bei Treffen russ. u.
amerikan. Politiker u. öffentl. Persönlichkeiten
tätig u. arbeitete als Dozentin u. Leiterin
eines Schulmuseums. Im Weiteren war sie als
Spezialistin für Jugendarbeit in der
Altaj-Sektion der Allruss. Jugendbewegung "Sieg“
der linkskonservativen Dumapartei "Gerechtes
Russland“, als Koordinatorin einer regionalen
schulischen Organisation u. als
Geschäftsführerin des Rotary Clubs in Barnaul
tätig. 2008 wurde sie als Beraterin eines
Mitglieds der Öffentl. Kammer des Landes Altaj
engagiert. In dieser Funktion überwachte sie
Programme zur Entwicklung eines gesunden
Lebensstils u. zur Verbesserung der polit.
Kultur. Im gleichen Jahr wurde sie selbst
Mitglied der Öffentl. Kammer des Landes Altaj,
deren Pressedienst sie leitete. Sie engagierte
sich aktiv im Journalismus, wobei sie sich im
Internet für die Legalisierung des Waffenhandels
stark machte, die dann zum Hauptthema ihrer
gesellschaftspolit. Arbeit wurde. Zu
diesem Zweck gründete Butina, die seit ihrer
Kindheit
Waffen
liebte
u. selbst eine hervorragende Schützin
war, 2010
die
öffentl. Organisation "Recht auf
Waffen",
zu deren erklärten
Zielen die Lockerung der Gesetzgebung im
Bereich des Tragens von Schusswaffen
gehörte. Die Organisation führte eine Reihe
öffentl. Veranstaltungen u. Kongresse durch,
an denen Aktivisten unterschiedlicher polit.
Anhängerschaft teilnahmen – von Kommunisten
über Nationalisten bis hin zu Anarchisten. Aus dieser
Zeit datieren Butinas Bemühungen,
Teil von Putins System zu werden,
indem sie sich über Vorwahlen der
"Jungen Garde" der kremlnahen
Dumapartei "Einiges Russland"
anschloss.
2011 zog Butina nach Moskau, wo sie eine
Werbeagentur eröffnete.
Dort
wurde sie als
Sonderassistentin für
den 1. stv. Vorsitzenden des Föderationsrats RF
s.
Aleksandr Torshin
tätig, der stv. Vorsitzender der Zentralbank RF
wurde. Im April 2015 reiste Butina als Torshins
Assistentin mit ihm in die USA, wo sie an seinen
Treffen mit hochrangigen US-Behördenvertretern
teilnahm. Der russ.
Senator
gehörte übrigens zu den
Mitgliedern der Bewegung "Recht
auf Waffen",
die er finanziell unterstützte. Butina selbst
wurde als Mitautorin des 2012 unter der
Leitung von Senator Torshin erstellten
Gutachtens "Zur Frage der Reform der russ.
Waffengesetzgebung“ erwähnt. 2012
veröffentlichte das US-Magazin New Republic
einen Bericht über Schiessereien durch
Waffenrechtsaktivisten, der Butina erstmals
internationale Beachtung verschaffte. 2012-16
knüpfte sie entsprechende Kontakte, empfing
Delegationen der US-amerikan. "National Rifle
Association" in Russland u. reiste selbst
mehrmals in die USA. 2013 u. 2014
besuchte sie die Slovakei u. die
Tschechische Republik, wo sie Treffen mit
nationalen Organisationen abhielt, die sich
für die Legalisierung des Waffenhandels
einsetzen.
In den USA: 2015 lernte sie
US-republikan. Politiker kennen, die ähnliche
Ansichten zum Schutz der Rechte von
Waffenbesitzern vertraten. Im Juni dieses
Jahres veröffentlichte sie in der
US-Zeitschrift The National Interest
einen Artikel, in dem sie der Ansicht war,
dass ein republikan.
Präsidentschaftskandidat –
gemeint war s. Donald Trump, der einen Tag
nach dem Erscheinen des Beitrags als solcher
nominiert wurde –,
die Wahl gewinnen müsse, um
die Beziehungen zwischen
Washington u. Moskau
zu verbessern. Im Juli 2015 nahm
Butina, die vom
Sieg der Republikaner
bei der
Präsidentschaftswahl
2016
überzeugt war,
an
einer Wahlkampfkundgebung des
US-Präsidentschaftskandidaten Trump teil,
wobei sie den zukünftigen Präsidenten zu
seinen polit. Absichten gegenüber Russland befragte
u.
von ihm dazu eine "hoffnungsvolle Antwort"
erhalten haben soll.
Laut New
York Times habe Butina
während des
US-Präsidentschaftswahlkampfs
2016 mindestens 2x versucht,
ein geheimes Treffen zwischen
Trump u. Putin zu arrangieren.
Im
Nov. 2016 wurde Trump zum 45. US-Präsidenten
gewählt u. trat sein Amt im Jan. 2017 an. Seine
Amtszeit wurde von Behauptungen, Vorwürfen u.
Sonderermittlungen überschattet, dass/weil
es eine Einflussnahme Russlands auf die
US-Wahlkampagne zu Gunsten Trumps gegeben haben
soll u. dass es sogar geheime Absprachen des
Trump-Teams mit russ. Behörden gegeben habe, was
Moskau natürlich dementierte. Laut Washington
Post lebte Butina seit 2016 mit einem
Studentenvisum in den USA. Dort präsentierte sie
sich als Verfechterin der Waffenrechte u. war
bestrebt, im Namen Russlands eine enge Beziehung
zur "National Rifle Association" aufzubauen. Trump selbst plädiert für
eine weite Auslegung des 2. Verfassungszusatzes,
der US-Bürgern das Recht auf Waffenbesitz
einräumt. Wie die Mehrheit der Republikaner
lehnt er Verschärfungen des Waffenrechts ab u.
behauptet, dass sie Gewalttaten nicht
verhinderten. Anfang Feb. 2017 nahm Butina als
Teil der offiziellen, von
Senator Torshin zusammengestellten
russ. Delegation am "National Prayer Breakfast"
teil, einer Galaveranstaltung, bei der auch
US-Präsident Trump zugegen war, wobei
die
staatl. russ. Nachrichtenagentur "TASS" einen
Beitrag mit Butina über die Veranstaltung veröffentlichte.
Auch die US-Medien
wurden auf Butina zunehmend aufmerksam,
veröffentlichten kritische Beiträge über
sie, u. eine Reihe von US-Senatoren
forderten eine Untersuchung ihrer
Aktivitäten. Im Feb. 2018
engagierte Butina den US-Anwalt Robert Driscoll. Die US-Presse
erfuhr, dass Butina im Frühjahr 2018 im
Beisein ihres Anwalts „8 Stunden lang
freiwillig hinter verschlossenen Türen vor
Vertretern beider US-Parteien im
Sondergeheimdienstausschuss des US-Senats
aussagte u. ihnen auch Tausende von
Dokumenten zur
Verfügung stellte“. Im März 2018 wurde in
Russland die Tätigkeit des öffentl. Vereins
"Recht auf Waffen“ als jurist. Person durch
Gerichtsbeschluss auf
der Grundlage von Art. 29 des entsprechenden
russ. Bundesgesetzes "Über öffentliche
Vereine“ eingestellt. Im April 2018 fand
eine Durchsuchung in Butinas gemieteter
Wohnung in Washington statt. Laut
Washington
Post
erhielt Butina
im Mai 2018
einen
Master-Abschluss
von der
American
University mit
Spezialisierung
auf
internationale
Beziehungen.
Im Sommer begann Butina, sich auf die
Rückkehr nach Russland vorzubereiten, aber
dazu kam es vorläufig nicht, denn am 15.
Juli wurde sie am Vorabend des Treffens
zwischen Trump u. Putin in Helsinki,
Finnland, in Washington vom FBI ohne
vorherige Benachrichtigung des
US-Generalstaatsanwalts festgenommen. Der
unmittelbare Grund für die Festnahme
Butinas, die seit mehreren Monaten unter
Beobachtung stand, war nach Angaben der
Staatsanwälte vor Gericht Butinas
Kontaktaufnahme mit einer Umzugsfirma u. die
Überweisung von 3500 USD auf ein Konto in
Russland sowie die Tatsache, dass sie einen
russ. Pass besass, der es ihr ermöglichte,
in einem beliebigen Moment in der russ.
Botschaft Zuflucht zu suchen oder nach
Russland zu fliegen. Das Aussenministerium
RF ging davon aus, dass Butinas Verhaftung
zeitlich mit dem Treffen der Präsidenten
Russlands u. der USA in Helsinki
zusammenfiel, um den Gipfel zu stören.
Vorwürfe, Anklage, Strafverfahren,
Verurteilung, Gefängnishaft u. Rückkehr
nach Russland: Nach ihrer Verhaftung wurde Butina vom
US-Justizministerium der Verschwörung beschuldigt,
dass sie als
"ausländ. Agentin“ tätig gewesen sei, ohne
die US-Behörden zu benachrichtigen, u. dass
sie US-Organisationen mit Einfluss auf die
amerikan. Politik infiltriert habe, um die
Interessen der RF zu fördern. Obwohl Butina
nach
Informationen des
US-Justizministeriums
angab,
an
der American University
im District of Columbia
studieren zu wollen, als
sie im Aug. 2016 mit einem Studentenvisum in
die USA einreiste, sei der
wahre Zweck ihres
Aufenthalts in den USA
Lobbyarbeit im Interesse
Russlands gewesen, wie
die
US-Staatsanwaltschaft
aus
Briefen u.
SMS-Mitteilungen
an Butina
schloss,
die die Ermittler des FBI
fanden. In
der Anklageschrift hiess es u.a., dass
Butina mehrmals versucht habe, Kontakte zu
Vertretern des US-Establishments
herzustellen. Insbes. berichtete die Washington
Post, dass Butina mit Jeffrey Gordon
kommuniziert habe, einem Mitglied des
Wahlkampfteams von Präsident Trump u.
Beauftragter für nationale
Sicherheitsfragen. Ausserdem seien in Butinas
E-Mail-Korrespondenz Kontakte zu mehreren
Personen festgestellt worden, die in den USA
als Agenten des Bundessicherheitsdienstes
geführt werden. Ansonsten
schnüffelten die US-Geheimdienste
offenbar auch in Butinas Privatleben u.
fanden allerhand heraus. Aus den
Unterlagen des US-Justizministeriums
ging z.B. hervor, dass Butina in einer
Beziehung zu dem republikan. Politologen
Paul Erickson stand, /der 2021 wegen
Betrugs u. Geldwäscherei zu 7 Jahren
Gefängnis verurteilt wurde/, u. über ihn
Zugang zu anderen US-Politikern erhielt.
Auch ein Treffen mit dem
russ. Botschafter in den USA wurde
dokumentiert. Butina
wurde mit s.
Anna Chapman,
einer
anderen
entlarvten
russ.
"Spionin“,
verglichen. Die
Ermittlung ergab ferner, dass Butina mit den
„russ. Oligarchen“ das Budget für ihre Reise
in die USA besprochen hatte. Finanzielle
Unterstützung für Butina u. ihre
Organisation "Recht auf Waffen“ leistete
offenbar mehrere Jahre lang auch der russ.
Geschäftsmann u. Milliardär s. Konstantin
Jurevich Nikolaev, der Geschäftsbeziehungen
zu US-Unternehmen im Energie- u.
Technologiesektor unterhält, worüber Butina
selbst im Frühjahr 2018 bei einer Anhörung
im Geheimdienstausschuss des US-Senats
gesprochen hatte.
Butina
wurde nach Paragr. 18 Abschnitte 951
u. 371 U.S.C. aufgrund
des Gesetzes über "Ausländ. Agenten" wegen
"Verschwörung" zur
Begehung einer Straftat
zum Schaden der USA angeklagt.
Die Höchststrafe nach diesem Paragr. beträgt
5 Jahre Gefängnis. Abschnitt 951, der die
Tätigkeit "ausländ. Agenten“ regelt,
verlangt die Registrierung von Personen, die
in den USA unter der Kontrolle ausländ.
Regierungen arbeiten, ausser im Fall von
Diplomaten. Ein Verstoss gegen diese
Vorschrift wird mit einer Höchststrafe von
10 Jahren Gefängnis geahndet. Butina
bekannte sich nicht schuldig u. ihr Anwalt
Robert Driscoll, der die gegen
seine Mandantin erhobenen Vorwürfe für
„aufgeblasen“ hielt, bestritt, dass
Butina in Spionage verwickelt war. Das
Aussenministerium RF bezeichnete die
Vorwürfe gegen Butina als „polit. Auftrag“,
u. der russ.
Aussenminister s. Sergej Lavrov verurteilte
in einem Telefongespräch mit seinem
US-Amtskollegen s. Mike Pompeo die Anklage
gegen Butina als erfunden u. forderte die
Freilassung der in U-Haft sitzenden
Landsmännin. Am 18. Juli 2018 lehnte ein
Gericht in Washington die Freilassung
Butinas gegen Kaution ab u. ordnete die
Inhaftierung der Russin bis zur
Gerichtsverhandlung an. Mitte Aug. wurde
Butina in ein Gefängnis in Alexandria,
Virginia, verlegt. Im Sept. lehnte das
Gericht die Freilassung der Russin erneut ab
u. begründete dies mit Fluchtgefahr, dass
eine solche Entscheidung dazu führen würde,
dass Butina „in ein Auto mit
Diplomatenkennzeichen gesetzt, zum Flughafen
gebracht u. nach Russland geschickt“ würde.
Das Gericht verbot Butinas Anwalt ausserdem,
in der Presse öffentl. Kommentare zum
Fortgang des Prozesses abzugeben. Im Nov.
wandte sich Butinas Vater an den Präsidenten
RF V. Putin mit den Worten „Hilfe! Meine
Tochter wird in einem amerikan. Gefängnis
gefoltert!“ Auch der russ. Aussenminister
Lavrov sprach über den Einsatz von Folter in
einem US-Gefängnis. Butina selbst berichtete
im April 2019 hingegen, dass gegen sie keine
Folter angewendet wurde, sie jedoch längere
Zeit in Isolation gehalten wurde, worunter
sie psychisch gelitten habe. Allerdings
bezeichnete sie in einem Interview vom Okt.
2020 den gegen sie angewandten systemat.
Schlafentzug als Folter. Russ. Diplomaten
berichteten, dass Butina unter „sehr harten
Bedingungen“ festgehalten werde. Offenbar
haben sich alle neuen Insassen in amerikan.
U-Haftanstalten diesen "üblichen" Praktiken
u. Methoden auszusetzen. Anfang Dez. 2018
wurde bekannt, dass Butina beabsichtige,
einen Deal abzuschliessen, der ihr die
Freilassung ermöglichen würde, u. hoffe, im
Gegenzug für ein teilweises Schuldbekenntnis
eine mildere Strafe zu erhalten. Mitte Dez.
erklärte die Gefangene vor Gericht, dass sie
ihre Schuld eingestanden
habe, an einer Verschwörung gegen die USA
beteiligt gewesen zu sein, u. gab zu, auf
Anweisung eines russ. Beamten gehandelt zu
haben. MID-Sprecherin s. Marija Zakharova,
berüchtigt für ihre absurde Verzerrung der
Wahrheit im Interesse der russ.
Staatspropaganda, sprach von Butina als
einer „polit. Gefangenen".
Alles was um sie geschehe, habe „mit
Jurisprudenz u. Rechtssprechung nichts zu
tun", sondern es gehe
„ausschliesslich
um polit. Druck, Erpressung u. um ein
psycholog. Experiment an ihr" /II/. Bei der nächsten
Gerichtsverhandlung, die erst wieder Ende
März 2019 stattfand, forderte die
US-Staatsanwaltschaft die Verurteilung
Butinas zu 18 Monaten Gefängnis. In ihrem
Schlusswort im Prozess sagte Butina, dass
sie in die USA gekommen sei, um die
Beziehungen zwischen Russland u. den USA zu
verbessern. Gleichzeitig wies Butina darauf
hin, dass ihr nicht bekannt gewesen sei,
dass sie sich in den USA als ausländ.
Agentin registrieren lassen müsse, u.
entschuldigte sich für ihr Vorgehen, das in
den USA als Rechtsverstoss eingestuft wurde.
Im April 2019 verurteilte das Bundesgericht
des District of Columbia unter Vorsitz von
Richterin Tanya Chutkan Butina
zu 18 Monaten Gefängnis wegen "illegaler
Aktivitäten im Interesse eines fremden
Staates“ u. genehmigte ihre Abschiebung nach
Russland nach Verbüssung der Strafe. Der
russ. Präsident Putin nannte
das Urteil des US-Gerichts
eine „Gesetzlosigkeit"
u. drückte sein
Unverständnis für die
Verurteilung der Frau aus,
da ihm nicht klar sei,
welches Verbrechen sie
begangen habe. Im Jan. 2019
hatten US-Medien unter Berufung auf
Geheimdienstberichte behauptet,
Butina sei mit Zustimmung der Regierung
von Präsident Putin in einflussreiche
amerikan. polit. Kreise eingeschleust
worden. Im Mai 2019 legte
Butina Berufung gegen das Urteil ein u.
zeichnete eine Videobotschaft aus dem
Gefängnis auf, in der sie um finanzielle
Unterstützung für die Finanzierung von
Anwälten bat. Zur Verbüssung ihrer Strafe
wurde Butina in das "Northern
Neck"-Gefängnis in Worthow, Virginia,
verlegt. Anschliessend kam sie in ein
Gefängnis in Tallahassee, Florida, wo sie in
der Cafeteria arbeitete, morgens joggen ging
u. handschriftliche Notizen machte.
Insgesamt schrieb sie Hunderte Seiten Text
über die ihr widerfahrenen Ereignisse; diese
Notizen sollten mit Hilfe von Anwalt
Driscoll nach Russland geschickt werden.
Ausserdem hatte Butina jede Woche die
Möglichkeit, 45 Min. lang per Video mit
ihren Eltern u. Freunden zu kommunizieren.
Im Okt. 2019 wurde Butina nach teilweiser
Verbüssung der 18-monatigen Haftstrafe aus
dem Bundesgefängnis in Tallahassee entlassen
u. kehrte mit einem Aeroflot-Flug von Miami
nach Moskau zurück.
Nach
ihrer Rückkehr nach Russland wurde Butina
beim TV-Sender "RT" /"Russland
heute"/ als
Moderatorin der Sendung "Schönes
Russland bu-bu-bu"
angestellt. 2020
veröffentlichte
sie ihr "Gefängnistagebuch“
/II/,
in dem sie die
Geschichte
ihrer
Inhaftierung
in den USA
schilderte. Ausserdem trat sie
dem Expertenrat des Menschenrechtskommissars
der RF bei u. wurde Mitglied der "Gesellschaftl.
bzw. Öffentl. Kammer RF",
wo sie sich auf den Schutz der Rechte u.
Interessen russ. Bürger im Ausland u. im
russ. Gefängnissystem spezialisierte.
Im April 2021
besuchte sie s. Aleksej Navalnyj in der JVA
"IK-2" in der Stadt Pokrov im Gebiet
Vladimir, wo sie einen Beitrag für "RT"
drehte, wobei in dem Bericht
gegen den prominenten Gefangenen offenbar
bösartige Vorwürfe erhoben wurden, dass er
sich weigere, den Gemeinschaftsraum zu
reinigen, den Boden zu schrubben usw., wobei
das Gefängnis in hohen Tönen gelobt wurde.
Polit. Karriere: Ende Mai 2021 gewann
Butina die Vorabstimmung der
kremlnahen
Dumapartei "Einiges
Russland"
zur Auswahl von
Kandidaten für die Wahl
der Abgeordneten der 8.
Staatsduma RF.
Im Juni wurde sie auf dem 20. Kongress von
"Einiges Russland“ als Kandidatin für das
Amt eines Duma-Abgeordneten aus dem Gebiet
Kirov nominiert u. im Aug. als Nr. 2 auf der
Liste von "Einiges Russland“ für das Gebiet
Kirov, hinter Gouverneur s. Igor Vasilev, registriert,.
Dabei richteten Mitglieder der KPRF einen
Antrag an die Zentrale Wahlkommission RF mit
der Forderung, die Rechtmässigkeit der
Existenz ausländ. Vermögenswerte Marija
Butinas zu überprüfen. Den von ihr
vorgelegten Unterlagen zufolge gab sie für
das Jahr Einkünfte in Höhe von
65-67 Mln. Rubel an, darunter auch die
Einkünfte eines US-Bürgers, wobei zu ihrem
Vermögen amerikan. u. europäische Anleihen im
Wert von über 24 Mln.
Rubel zählten.
Die Berufung wurde abgelehnt. Bei den
Dumawahlen vom Sept. 2021 wurde Butina zwar
nicht als Abgeordnete gewählt,
rutschte
jedoch als
Abgeordnete der 8.
Staatsduma RF nach,
nachdem der Kirover
Gouverneur Vasilev auf das gewonnene
Mandat verzichtet hatte.
2022 erhielt sie eine Verdienstmedaille von
der "Russ. Garde" wegen guter
"Zusammenarbeit".
Kritik: Von Kritikern des
Putin-Regimes wie dem "Forum Freies
Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt,
werden Butina folgende Sachverhalte
vorgeworfen: Lobby- u. Propagandaaktivitäten
zugunsten des Putin-Regimes,
Korruptionsskandale mit US-Beamten,
absichtliche Verzerrung u. Fälschung von
Tatsachen u. Diffamierung einer Reihe von
Vertretern der Anti-Putin-Opposition in
Russland, allen voran Aleksej Navalnyjs. In
ihren Berichten u. öffentl. Erklärungen habe
sie die Situation polit. Gefangener in
Russland mit derjenigen von Kriminellen, die
Gefängnisstrafen in US-Haftanstalten
verbüssen, verglichen. Die Grenzen zwischen
journalist. u. propagandist. Tätigkeit
würden in ihrem Fall verschwimmen.
Ukrainekrieg u. Sanktionen: Während
des von
Putin im Feb. 2022
entfesselten russ.
Angriffskriegs gegen
die Ukraine
brachte Butina als Teil einer Gruppe von
Duma-Abgeordneten einen Gesetzentwurf ein,
der dem Generalstaatsanwalt RF u. seinen
Stellvertretern das Recht einräumte, die
Zulassung von Medienunternehmen für ungültig
zu erklären u. die Lizenz für TV- u.
Radioausstrahlungen zu kündigen, wenn sie
"Falschmeldungen“ über das russ. Militär
verbreiten u. es diskreditieren, zu
Sanktionen aufrufen oder Informationen
verbreiten, die eine „eindeutige Missachtung
der Gesellschaft, des Staates u. der
Verfassung RF“ enthalten.
Aufgrund ihrer Unterstützung als Abgeordnete
der Staatsduma RF für die russ. Aggression
gegen die Ukraine u. die Verletzung der
territorialen Integrität der Ukraine während
des russ.-ukrain. Kriegs unterliegt Marija
Butina persönl. internationalen Sanktionen
verschiedener Länder. Im Feb. 2022 wurde sie
auf die Sanktionslisten der EU-Staaten für
Handlungen u. eine Politik gesetzt, die die
territoriale Integrität, Souveränität u.
Unabhängigkeit der Ukraine untergraben u.
sie weiter destabilisieren. Im gleichen
Monat gelangte sie auch auf die
Sanktionsliste Kanadas der "engen
Mitarbeiter des [Putin-]Regimes“, weil sie
in der Staatsduma für die Anerkennung der
Unabhängigkeit der sog. "Volksrepubliken"
von Doneck u. Lugansk“ gestimmt hatte.
Anfang März sagte sie in der Öffentlichen
Kammer RF, dass sie, getreu der
Kreml-Sprechweise, für die „Entnazifizierung der
Ukraine gestimmt" habe. Im März 2022
wurde sie wegen "Mitschuld an Putins Krieg“
gegen die Ukraine u. "Unterstützung des
Einmarsches des Kremls in die Ukraine“ auf
die Sanktionsliste der USA gesetzt. Das
US-Aussenministerium erklärte, dass
Abgeordnete der Staatsduma ihre Befugnisse
dazu nutzen, um Dissidenten u. polit. Gegner
zu verfolgen, die Informationsfreiheit zu
verletzen u. die Menschenrechte u.
Grundfreiheiten der russ. Bürger
einzuschränken. Aus ähnlichen Gründen
gelangte sie auf die Sanktionslisten der Schweiz,
Australiens, Grossbritanniens, Japans,
Neuseelands u. der Ukraine.
Varia: Nach der vorzeitigen
Freilassung s. Viktor Buts aus der
US-Haft durch einen Gefangenenaustausch
zwischen den USA u. Russland im Dez.
2022 machte Butina für "RT" ein Interview mit ihm
/II/.
Seit März 2023 veröffentlicht sie im "Ersten
Kanal" des russ. Staatsfernsehens eine
eigene Sendung. Ausserdem drehte sie einen
Dokumentarfilm über Geschäftsfrauen, die der
russ. Armee während des Ukrainekriegs
helfen. Der Film wurde auf dem vom Sender
"RT" organisierten Filmfestival "RT.Doc:
Zeit der Helden“ gezeigt. Im April 2025
wurde der Spionagefall Butina in der NZZ im
Zusammenhang mit Liebesfallen, die von
östlichen Regimen mittels ihrer SpionInnen
gestellt werden, erwähnt.)
BUTOV, Vladimir
Jakovlevich (1958-, sowjet. bzw.
russ. Unternehmer u. ehem. russ. Politiker im Autonomen Kreis der Nenzen. In
der Sowjetzeit gründete er eine Werkstatt für die
Reparatur u. Wartung von Schneemobilen, die 1988 in
eine Genossenschaft umgewandelt wurde. 1992 gründete
u. leitete er ein diversifiziertes Produktions- u.
Handelsunternehmen. Während seiner Karriere war
Butov wiederholt in verschiedene Strafverfahren
verwickelt. Noch in der Sowjetzeit, 1986, wurde er
wegen Diebstahls zu 1,5 Jahren auf
Bewährung verurteilt. 1991 wurde er
wegen Wild/dieb/erei angeklagt, weil er
als Chef einer Kooperative den illegalen
Fang wertvoller Fischarten organisiert
haben soll, wobei Butov deswegen zu 3
Jahren Haft auf Bewährung verurteilt
wurde.
Politik: 1994 wurde Butov in die Abgeordnetenversammlung des
Autonomen Kreises der Nenzen gewählt. Im Dez.
1996 wurde er quasi als
wilder Konkurrent der Favoriten im 2.
Wahlgang unerwartet
zum
Leiter der Verwaltung /3.
Gouverneur/ des Autonomen Kreises der Nenzen
gewählt. Zwei frühere gerichtl.
Verurteilungen waren zum Zeitpunkt der Wahl
bereits aufgehoben worden. Butovs wichtigster
"Trumpf“ bei den Wahlen war sein Image als
"Self-made-Man“. Sein Wahlkampfslogan lautete:
„Rede zur Sache, lebe nach dem Gewissen.“ Bei
Meetings mit Wählern erklärte Butov, er sei
„reich geworden u. ich werde auch euch reich
machen“.
1996-2002 war Butov Mitglied des Föderationsrats RF
u. von dessen Ausschuss für internationale
Angelegenheiten. Im Jan. 2001 wurde er für eine 2.
Amtszeit zum Leiter der Verwaltung /Gouverneur/ des
Autonomen Kreises der Nenzen gewählt, nachdem er bei
der Wahl über 68% der Stimmen erhalten hatte, u.
trat sein Amt Ende des Monats in der Hauptstadt
Narjan-Mar an.
2001 trat Butov als Gouverneur in 6 Strafverfahren
auf: wegen monetären Betrugs u. anschliessenden
Kaufs u. Verkaufs von Öl, wegen Amtsmissbrauchs u.
Ignorierung eines Gerichtsentscheids. 3 weitere
Fälle, in die der Gouverneur verwickelt war, wurden
St. Petersburg untersucht, aber keiner von ihnen
gelangte vor Gericht. Der Betrugsfall im
Zusammenhang mit der Geldausgabe für die sog.
"Nordlieferung" wurde dank der Bemühungen von
Nenzen-Journalisten vorangetrieben, die
diesbezüglich dem Präsidenten
RF V. Putin
kritische Fragen stellten, wobei dieser in Bezug auf
die Butov betreffenden Gerichtsvorgänge den
Unwissenden spielte.
Daraufhin wurde Butov in Abwesenheit des
Amtsmissbrauchs bei der Beschaffung von Treibstoff
für die Region u. später wegen Nichtbeachtung eines
Gerichtsentscheids angeklagt u. auf die
Fahndungsliste gesetzt. Ende 2002 wurden beide Fälle
eingestellt u. Olga Cheburina, Chefredakteurin von Няръяна
вындер, wurde entlassen. Im April 2003
verprügelte Butov in SPB einen Verkehrspolizisten.
Der Wagen des Gouverneurs, der sich zu einem Treffen
mit V. Putin beeilte, versuchte, sich in die
Autokolonne des Präsidenten zu zwängen, wobei er von
einem Polizeiinspektor gestoppt wurde. Dies liess
sich Butov nicht gefallen, wobei er u. seine
Gefährten dem Polizisten mehrere Schläge versetzten.
Dafür wurde Butov von einem
Gericht
zu 3 Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.
Allerdings wurde Butov von der Teilnahme an der
nächsten Gouverneurswahl, die für Jan. 2005 geplant
war, ausgeschlossen. Der Oberste Gerichtshof RF hob
das kurz vor der Wahl verabschiedete Gesetz für den
Autonomen Kreis, das Butov eine 3. Amtszeit
ermöglichen sollte, auf. Im Sept. 2011 überlebte
Butov im Zentrum von Moskau am Gogol-Prospekt, wo er
seinen Wagen parkte, einen Anschlag auf sein Leben.
3 Männer in Sportkleidung hielten wenige Meter von
ihm entfernt an u. näherten sich ihm, wobei einer von ihnen
nach einem kurzen Dialog auf Butov zweimal einstach.
Butov wurde mit einer schweren Leberverletzung
ins
Krankenhaus eingeliefert, wobei eine Fahndung nach
den Tätern eingeleitet wurde. 2012 kandidierte Butov
selbständig für die Bürgermeisterwahl in Narjan-Mar,
er wurde jedoch aufgrund angeblicher Mängel in den
Unterschriftenlisten von der Wahlkommission nicht
zugelassen –
ein beliebtes Mittel der Behörden, um die Kandidatur
eines unerwünschten Kandidaten zu verhindern. Im
Sept. 2014 wurde Butov zum Abgeordneten des Rats des
Bezirks Zapoljarnyj des
Autonomen Kreises der Nenzen gewählt. Im Jan. 2015
wurde der in Ungnade
gefallene
Ex-Gouverneur wegen eines Unfalls, den er am Kutuzovskij-Prospekt in Moskau
verursacht haben soll, für
schuldig befunden u. mit einer Geldstrafe von 500
Rubel belegt. Obwohl Butov sich bemühte, seine
Unschuld zu beweisen, stellte die Verkehrspolizei
fest, dass er es war, der beim Fahren eines Nissan
Murano gegen die Verkehrsregeln verstiess, was zu
einer Kollision mit einem Auto führte, das von einem
Aleksandr Malykh gefahren wurde. Dabei habe Butov beim
Spurwechsel auf
der Autobahn dem anderen Verkehrsteilnehmer den
Vortritt nicht überlassen. Nachdem er früher einmal
Mitglied des polit. Rats der Bewegung "Einheit"
gewesen war, wurde Butov
im Sept. 2018 von der "Partei der Sozialreformen"
als Kandidat für die Wahlen zur Abgeordnetenversammlung
des Autonomen Kreises der Nenzen nominiert,
wobei ihm aus unbekannten Gründen die Zulassung
verweigert wurde. Wofür er heute tätig ist, konnte
an dieser Stelle nicht in Erfahrung gebracht
werden.)
BUKHAROV, Igor Olegovich
II (1960-, sowjet. bzw. russ.
Gastronom, Gastronomieunternehmer
u. -funktionär. Nach dem Abitur in Weimar, DDR,
begann er seine Gastronomiekarriere Anfang der
1980er Jahre als Kochlehrling im berühmten Moskauer
Restaurant "Budapest",
absolvierte die Abendschule des Moskauer Instituts
für Volkswirtschaft namens G.V. Plekhanov u. leitete
danach 2 Moskauer Cafeterias.
In den 1990er Jahren betrieb er zusammen mit einem
Partner das Restaurant "Nostalgie", das erste
Restaurant in Moskau, das sich ausschliesslich auf
Haute Cuisine spezialisierte u. dabei auch Live-Jazz
anbot. Viele Jazzmusiker begannen ihre Karriere mit
Auftritten im "Nostalgie". Ende 1990er Jahre
eröffnete er auf der Grundlage des Restaurants eine
Sommelierschule u. 2007 wurde ein Ausbildungszentrum
für russ. Gastronomen gegründet. Seit 1997 ist Bukharov
Präsident der Moskauer Gastronomengilde, später -
Präsident der "Föderation der Gastronomen u.
Hoteliers Russlands" FRIO. 2000-10 war er
Herausgeber der Zeitschriften Vinomanija u.
Distilljator. 2008-11 war er Generaldirektor
des Lebensmittelkombinats "Kremljovskij" der
Präsidialverwaltung RF. Seit 2010 leitet er den
Lehrstuhl für Management im Hotel- u.
Gaststättengewerbe an der privaten Moskauer Finanz-
u. Industrieuniversität "Synergie", u. seit 2014 ist er
Dekan der Fakultät für Gastgewerbe des Instituts für
Branchenmanagement der Russ. Akademie für
Volkswirtschaft u. öffentl. Dienst beim Präsidenten
RF. Seit 2014 Vorsitzender
des Rats für Berufsqualifikationen im
Gastgewerbe beim Nationalrat des
Präsidenten RF für
Berufsqualifikationen. Mitglied diverser Gremien
wie der Öffentl. Kammer von Moskau u. des
Öffentl. Rats des Ministeriums für Industrie u.
Handel RF.
Bukharov
ist die Einführung gastronom. Begriffe wie
"Autorenküche“ u. "Küche vom Markt“ /französ.
cuisine du marché/ in Russland zu verdanken. Ende
2019 gelang ihm die Abschaffung von 500 veralteten
sowjet. Vorschriften zu erreichen. So wurde etwa die
Notwendigkeit, Geschirr mit Lappen zu spülen oder in
einem separaten Raum Eier zu schlagen, als
Anforderungen des "Rospotrebnadzor" für öffentl.
Gastronomiebetriebe gestrichen. Ausserdem erhielten
Restaurants u. Bars die Erlaubnis, eigene Liköre
ohne Steuermarken herzustellen. Während der
COVID-19-Pandemie wurden von Bukharovs
Gastronomen- u. Hotelierverband zusammen
mit "Rospotrebnadzor" verbindliche Hygieneregeln für
Restaurants entwickelt, darunter die Notwendigkeit,
zwischen den Tischen einen Abstand von
1,5 m einzuhalten u. die Oberflächen am Anfang u.
Ende des Arbeitstags zu desinfizieren. Bukharov
befürwortet eine neue Wirtschaftspolitik für die
Gastronomie, eine Überarbeitung der Kontroll- u.
Aufsichtstätigkeit sowie eine Aktualisierung des
Steuersystems. Im Besonderen fordert er die
Abschaffung der Küchenkontrolle durch
"Rospotrebnadzor" u. nur noch die Kontrolle der
Fertigprodukte zu behalten.)
BUKHMAN, Dmitrij Anatolevich
& BUKHMAN Igor Anatolevich
II III IV (1985-,/1982-, 2 russ.
Mathematiker, Computerprogrammierer u.
IT-Top-Unternehmer jüdischer Herkunft. Beide
absolvierten die Fakultät für angewandte Mathematik
der Staatl. Pädagog. Universität Vologda mit einem
Abschluss als Mathematiker u. Systemprogrammierer
/Dmitrij/ u. als Physiker u.
Mathematiker
/Igor/.
2001 begann Dmitrij zusammen mit seinem Bruder Igor
Computerspiele zu entwickeln. Das erste Spiel hiess
"Discovera" u. ähnelte "Xonix". Bis 2004 brachten sie
drei Spiele u. 30 Bildschirmschoner heraus, die
monatlich etwa 10 Tsd USD einbrachten. Die Brüder
gründeten sodann die Entwicklungsfirma "Playrix", mieteten ein Büro in
ihrem Wohnort Vologda u. stellten in der ersten
Phase etwa 10 Mitarbeiter ein. Bis Ende 2007 hatte
das Unternehmen bereits etwa 15 Casual Games u. sein
erstes PC-Spiel herausgebracht u. erreichte einen
monatlichen Umsatz von 300 Tsd. USD. 2009
interessierten sich die Brüder für die Entwicklung
von Free-to-play-Spielen für
Smartphones, entwickelten jedoch weiterhin Spiele
für den PC. 2012 brachte das Unternehmen das erste
Spiel für das soziale Netzwerk Facebook-Township auf
den Markt, das zunächst auf iOS-Plattformen u. dann auf Android lief. Später
veröffentlichte "Playrix" die Spiele Gardenscapes,
Homescapes, Wildscapes u. Manor Matters. 2019 nahm
"Playrix" etwa 1,7 Mrd. USD ein u. gab etwa 100 Mln.
USD aus, um Anteile an Spielstudios von
Drittanbietern zu kaufen. Heute ist "Playrix" ein
internationales Entwicklungsunternehmen von
kostenlosen Handyspielen mit über 1000 Mitarbeitern
unter der Leitung der Brüder Bukhman u. mit
Hauptsitz in Dublin, Irland, das zahlreiche
Büros in Russland unterhält. 2019 schafften es Igor
u. Dmitrij Bukhman, die beiden Eigentümer von
"Playrix", auf den Milliardärsindex von "Bloomberg" mit
einem Nettovermögen von jeweils 1,4 Mrd. USD zu
gelangen. Im Frühjahr 2019 machte "Playrix"
einen Umsatz von 20,4 Mio. USD pro Woche. 2020
beschäftigte das Unternehmen über 2500
Mitarbeiter in 25 Niederlassungen
weltweit. Im selben Jahr belegte
"Playrix" laut der Analysefirma
"App
Annie" den 2. Platz im weltweiten
Ranking der Handyspiel-Entwickler. Nach Beginn des
von
Putin im Feb.
2022
entfesselten russ.
Angriffskriegs
gegen die
Ukraine
zahlte
"Playrix" allen 4000 Mitarbeitern einen Bonus in
Höhe eines Monatsgehalts u. schlug dann einen
Umsiedlungsplan in sichere Länder vor. Im Okt.
desselben Jahres gab das Unternehmen bekannt,
dass es die Niederlassungen in Russland u.
Belarus schliessen u. 1500 Mitarbeiter in der
Ukraine behalten werde. Forbes schätzte
den Umsatz des Unternehmens für 2022 auf rd. 2,5
Mrd. USD. Bis 2023 beschäftigte das Unternehmen
weltweit über 3000 Mitarbeiter. Im Juni 2023
setzte die Analysefirma "Data.ai" - vormals "App
Annie" - "Playrix" im globalen Ranking der
mobilen Entwickler nach Jahresumsatz auf Platz
7, während das Unternehmen im EMEA-Wirtschaftsraum den
ersten Platz belegte.
Vermögen der Brüder: Laut dem Milliardärsindex
von "Bloomberg"
betrug
der Anteil Igor Bukhmans an "Playrix" im Sept.
2020 3,9 Mrd. USD. Laut dem Magazin
Forbes
stieg Igor Bukhman 2020 mit
einem Vermögen von 3,1 Mrd. USD in
die Rangliste der reichsten
Unternehmer der Welt ein. Im
April 2021 schätzte Forbes sein Vermögen
auf 7,9 Mrd. USD, er belegte somit Platz 23 in
der Rangliste der reichsten Menschen Russlands,
u. Stand Ende Juni 2021 befand er sich auf Platz
311 der Weltrangliste. 2021 erhielt "Playrix"
gemäss "App
Annie" in Bezug auf den Jahresumsatz Platz 3 der
weltweiten Rangliste der Entwickler von
Handyspielen. Im
April 2023 schätzte Forbes sein Vermögen auf
7 Mrd. USD - er belegte weltweit den 332. Platz, den
23. Platz in der Rangliste der reichsten Menschen
Russlands u. den 6. Platz in der Liste der reichsten
Israelis.
Laut dem
Magazin Forbes
stieg Dmitrij Bukhman 2020
mit
einem Vermögen von 3,1 Mrd. USD
in die Rangliste der reichsten
Unternehmer der Welt ein. Im
April 2023
schätzte Forbes sein
Vermögen auf 7 Mrd. USD - er
belegte damit den 332. Platz
weltweit, den 22. Platz in der
Rangliste der reichsten Menschen
Russlands u. den 6. Platz auf
der Liste der reichsten
Israelis.
Im Okt. 2021 eröffneten die Bukhmans einen
Familienfonds namens "Rix Capital". 2023 eröffnete
die Investmentgesellschaft, die 4 Mrd. USD des
Privatvermögens der Brüder verwaltet, ein ständiges
Büro in London, UK, wo die Brüder, die
2016 die israelische Staatsangehörigkeit
erhielten, seit 2020 leben.)
BUSH,
George Walker II
III
IV
V
VI (1946-,
ehem. US-Erdölindustrieunternehmer mit
Studienabschlüssen in Geschichte in Yale u. Business
in Harvard.
Ehem. US-amerikan. Politiker der Republikan.
Partei, 2001-9 war er 43. Präsident der USA. Sohn
des 41. US-Präsidenten George H.W. Bush, dessen Amtsperiode in
die Perestrojka-Zeit des sowjet.
Staats- u. Parteichefs s. Mikhail
Gorbachjov fiel, während Bush jun. es
mit V. Putin zu tun bekam. Seinen
Wahlkampf hatte G.W. Bush mit putin- u.
russlandkritischen Untertönen betrieben. Im Zusammenhang
mit der geplanten Verschärfung der Beziehungen zu
Russland hielt Bush 2001 mehrere Treffen mit dem
Präsidenten RF V. Putin ab, um eine Vereinbarung über
Konsultationen zur Raketenabwehr u. zu strateg.
Offensivwaffen zu treffen. Das erste Gipfeltreffen der beiden
neuen Präsidenen, das v.a. dem gegenseitigen
Kennenlernen diente, fand Mitte Juni 2001 auf
Schloss Brdo/Egg in
Oberkrain, Slowenien,
statt /II III IV V/.
Auf der Tagesordnung stand ein unbequemes Thema. Die
Amerikaner wollten den unbefristeten ABM-Vertrag über
die Begrenzung von Abwehrsystemen gegen ballist. Raketen
aufkündigen. Keine der beiden Supermächte sollte in der
Lage sein, den Gegner durch einen nuklearen Erstschlag
zu vernichten, ohne dass ein Gegenschlag möglich war.
Bei der abschliessenden Pressekonferenz erlaubte sich
Bush die legendär gewordene Aussage über Putin: „Ich
schaute dem Mann in die Augen. Ich fand ihn sehr
aufrichtig u. vertrauenswürdig. Wir führten ein sehr
gutes Gespräch. Ich bekam ein Gefühl für seine Seele. Er
ist ein Mann, der seinem Land u. den Interessen seines
Landes zutiefst verpflichtet ist."
/Zit. nach s. John Sweeney, Der Killer im Kreml,
86f./. In der Folge wurden diese Sätze als geflügelte
Worte meist in dieser Kurzversion wiedergegeben:
„Ich schaute dem Mann in die Augen
... u. sah /s/eine Seele" /II III
IV/
u.ä. Der
Kremlchef gab zu Protokoll, dass er die Offenheit der
Begegnung, die seine Erwartungen übertroffen habe,
schätze, u. sagte etwas förmlich: „Ich denke, dass wir
eine gute Basis für den Aufbau eines konstruktiven
Verhältnisses gefunden haben." Die beiden von ihnen
vertretenen Staaten seien keine Feinde mehr u. könnten
gute Partner sein. Er hoffe, dass alle Spekulationen
über eine Krise in den Beziehungen zwischen Washington
u. Moskau beendet seien. Bush lud Putin in die USA u.
auf seine Ranch nach Texas ein, u.
begründete dies wie folgt: „Wenn ich ihm nicht vertrauen
würde, hätte ich ihn nicht dorthin eingeladen." Im
Gegenzug nahm der US-Präsident eine Einladung nach
Moskau an, wo Putin ihn in seiner Datscha empfangen
wolle. Die Einladung auf Bushs Ranch war als besondere
Ehre zu verstehen, auf die sogar Frankreichs
Staatspräsident Chirac warten musste. Putin durfte Bush
nun als "Freund" bezeichnen. Die angebliche
Seelenverwandtschaft zwischen Bush u. Putin schien sich
auf Themen zu beziehen, die beide Politiker zur Sprache
brachten, wie Religion u. Gemeinsamkeiten im weltweiten
Abwehrkampf gegen den Terrorismus. Ausserdem ging es ums
lukrative Geschäft, das die Augen funkeln liess:
Russland bot sich als potenter Öl- u. Gaslieferant an.
Das dürfte einem G.W. Bush, der früher selbst in der
Ölbranche tätig war, gefallen haben. Die Anekdote zur
Seelenverwandtschaft klang aber fast wie ein Treppenwitz
der Geschichte, der durch die folgende Begebenheit eine
Erweiterung erfuhr: Als Bush nach seinem ersten Treffen
mit Putin seinem Aussenminister Colin
Powell
anvertraute, dass er beim Blick in Putins Augen seine
Seele gesehen habe, soll Powell erwidert haben: „Mr.
President, ich habe ihm auch in die Augen geschaut u.
den KGB gesehen." /s. Fasbender, Putin-Biographie,
300f./
Putin war eines der ersten
Staatsoberhäupter, das nach den Terroranschlägen
vom 11. Sept. 2001
in den USA seine Solidarität mit den Amerikanern im
Kampf gegen den Terrorismus zum Ausdruck brachte. Das
nächste Treffen zwischen Putin u. Bush fand im
Okt. 2001 in Shanghai, VR China, während des jährlichen
Wirtschaftsforums der Länder des asiatisch-pazifischen
Raums statt. Im Nov. 2001 reiste Putin nach Washington,
wo er im Weissen Haus empfangen wurde. Im Anschluss
daran flog das Ehepaar Putin auf die Bush-Ranch in
Crawford, Texas, wo zur atmosphärischen Entspannung
eine Country-Band
aufspielte. Danach ging es nach New York zum "Ground
Zero", wo 2 Monate nach dem verheerenden Anschlag auf
die Zwillingstürme
des WTC die
Trümmer noch rauchten. Es war das 4. Treffen der beiden
Präsidenten, die sich bei dieser Gelegenheit auch mit
amerikan. Studenten u. Schulkindern trafen. Bei jeder
Gelegenheit rangen sie um Möglichkeiten u. Kompromisse
zur Rettung des ABM-Vertrags
mit der UdSSR von 1972.
Selbst wenn sich die beiden Staatschefs offenbar ehrlich
darum zu bemühen schienen, gab es in der Verwaltung u.
einem Teil der Öffentlichkeit der beiden Länder
erhebliche Vorbehalte. 3 Wochen nach Putins Besuch in
den USA informierte Bush ihn über die bevorstehende
Kündigung des Vertrags. Bush konnte keine Rücksicht auf
Russland nehmen, er musste den ABM-Vertrag kündigen
/Fasbender, Putin-Biographie, 313/, um nach
den Terroranschlägen des 11. Sept. neue
Raketenabwehrsysteme entwickeln zu können. Unter
den Republikanern wollten die USA eigentlich nur solche
Abkommen unterzeichnen, die ihnen politisch u.
wirtschaftlich einen Nutzen versprachen. Putin reagierte
mit einer Erklärung, dass die Sicherheit der RF nicht
betroffen sei. Im Mai 2002 unterschrieben Bush u. Putin im Kreml
einen Abrüstungsvertrag /II/,
der die strateg. Waffenarsenale beider
Länder drastisch reduzieren u. den USA erlauben
sollte, ihr Raketenabwehrprojekt in strateg.
Zusammenarbeit mit Russland voranzutreiben. Vor seiner
ersten Reise nach Moskau hatte Bush in Berlin gesagt,
die neue Vereinbarung unterstreiche, „dass Russland u.
der Westen keine Feinde mehr“ seien.
Trotz dieser positiven
Entwicklung der gegenseitigen Beziehungen stellte
Russland nach wie vor eine der grössten
Herausforderungen sowohl für Europa als auch für die USA
dar. Der Westen, d.h. die polit. Führungen in
Washington, Berlin u. Brüssel wollten, dass Russland ein
demokratisches, berechenbares, juristisch zuverlässiges, transparentes
u. lösungsorientiertes Land mit internationaler
Verantwortung werde. Dabei waren die westlichen
Staaten bereit, Russland „auf dem Weg neuer Beziehungen
für das 21. Jh.“ zu begleiten u. ihm bei der Überwindung
des „Erbes des Kalten Kriegs“ zu helfen. Die
russ. Wirtschaft sollte in die Weltwirtschaft
„integriert" werden, die auf westlichen Regelnormen
basierte. Auch Präsident Bush betonte rhetorisch die
Bedeutung der Förderung der polit. u. wirtschaftl.
Integration Russlands, wobei er die russ.-amerikan.
Beziehungen fast ausschliesslich auf sicherheitspolit.
Fragen reduzierte. Die umstrittene, gemeinsam von
Clintons Vizepräsident Al Gore u. dem russ. PM geleitete
"Binationale Kommission" wurde von der
Bush-Administration aufgelöst. Offenbar wollten die USA
sich aus den inneren Angelegenheiten Russlands
heraushalten u. sich hauptsächlich auf Abrüstung u. die
Rolle u. Zukunft der NATO konzentrieren, während es den
Europäern überlassen sein sollte, sich mit demjenigen zu
beschäftigen, was innerhalb Russlands vor sich geht.
Obwohl traditionelle Aussenpolitik von den
US-Republikanern eher quasi als nebensächliche Domäne
betrachtet u. betrieben wurde, scheint es, dass gerade
deswegen Bush u. Putin anfänglich erfolgreich waren,
weil sie einander mit der Innenpolitik in ihren Ländern
nicht ins Gehege kamen, sondern es vorzogen, gemeinsame
weltpolit.-strateg. Interessen zu verfolgen, die sich
übrigens v.a. auch auf den Nahen Osten mit Irak u. Iran
bezogen, Länder, die zusammen mit Nordkorea von Bush als
„Achse des Bösen" bezeichnet wurden.
Als
im März 2003 der von Präsident Bush ausgerufene
Irakkrieg
begann, der zum Sturz des mörderischen Diktators Saddam Hussein
führte, reagierte Putin auf den Krieg damit, indem
er die Militäraktion der USA als ein
völkerrechtswidriges Vorgehen bezeichnete. Eine
Intervention von aussen, die zum Ziel habe, ein polit.
Regime mit Gewalt zu stürzen, sei inakzeptabel. Weil
Russland, Frankreich, China u. das nichtständige
Sicherheitsratsmitglied Deutschland den Irakkrieg
ablehnten u. die Fortsetzung der Inspektionen
befürworteten, schmiedeten die USA u. GB eine "Koalition
der Willigen“, um die internationale Akzeptanz der
Invasion zu erlangen. Dabei interpretierten sie die
UN-Resolution 1441 als Angriffsmandat u. begannen den
Krieg ohne UN-Mandat u. gegen das Veto einer Mehrheit
des UN-Sicherheitsrats. Der Irakkrieg blieb sowohl in
den USA als auch international umstritten, belastete das
russ.-amerikan. Verhältnis nachhaltig u.
stellte eine schwere Hypothek für Bushs Präsidentschaft
u. die USA selbst dar, deren Ansehen weltweit bedenklich
schwand.
Als sich in Putins Russland jedoch immer stärkere
Tendenzen der Autokratie, der Aushebelung der Demokratie
u. Unterdrückung der Menschen- u. Bürgerrechte
abzeichneten, begann Bush seinen russ. Freund zu
ermahnen, dass Russland sein Bekenntnis zu Demokratie u.
Reformen mit einer freien Presse u. Rechtsstaatlichkeit
bekräftigen sollte. Als Putin auf einem Wirtschaftsgipfel in Chile 2004,
wo der russ. Staatschef den wiedergewählten
US-Präsidenten traf, in einen Vortrag grundsätzliche
Probleme der russ. Reformpolitik ansprach, soll Bush
skeptisch darauf reagiert haben. Auch die konservative
US-Lobby machte Front gegen Putin, der harte Kritik an
seiner Politik gegenüber den Nachbarländern, gemeint
waren v.a. Belarus u. Georgien, einstecken musste. Auch
die höchst fragwürdig vorgenommene Zerschlagung des
einst mächtigsten russ. Ölkonzerns "Jukos" u. die brutale Verurteilung
u. Inhaftierung seines Vorstandsvorsitzenden s. Mikhail
Khodorkovskij durch das gnadenlos sich gebärdende
Putin-Regime kam im Westen sehr schlecht an.
Aber es ging um weit mehr Themen, die zu
unüberbrückbaren Streitpunkten wurden: Ausser
Pressefreiheit, Demokratieverständnis u.
Menschenrechten ging es auch um die Nichtratifizierung
des angepassten KSE-Vertrags durch den Westen u. die
geplante US-Raketenabwehr sowie um den beabsichtigten
NATO-Beitritt der Ukraine u. Georgiens, die
russ.-iranische Zusammenarbeit im Nuklearbereich u.a.
/Fasbender, ebd., 373/. Der angesehene
republikan. Senator John McCain,
der sich schon oft gegen autoritäre Staatschefs
ausgesprochen hatte, forderte, Russland aus der
G8-Gruppe der Industrienationen auszuschliessen. Selbst
der demokrat. Aussenpolitiker Richard Holbrooke wünschte sich
„ein Ende der Romanze" mit Putin. Die zweifelhaften
Auswirkungen des schnellen Anstiegs der Ölpreise, von
denen ausgerechnet Putin u. Russlands Ölbarone u.
Staatskonzerne enorm profitierten, waren den Amerikanern
ein Dorn im Auge. Der Umstand, dass Putin gleichzeitig
ausländ. Investitionen in wichtige Ölprojekte, an denen
Amerikaner beteiligt waren, verhindern liess, empfand
Bush als einen weiteren Schlag gegen seine Idee der
Energie-Partnerschaft mit US-Ölkonzernen. Extrem
verärgert hatte den US-Präsidenten auch, wie
kaltschnäuzig der Kreml versucht hatte, die
Präsidentschaftswahl in der Ukraine zu seinen Gunsten zu
manipulieren.
Statt nach Moskau, um Putin zu treffen, flog Bush nach Bratislava, in die Hauptstadt der
Slowakei, wo er die neuen osteuropäischen Demokratien
lobte u. ehem. Dissidenten wie auch Oppositionelle aus
Belarus empfing. Mit Putin kam er erst danach zusammen.
Da dieser sich brüskiert gefühlt haben dürfte, setzte er
in der Folge sanft zur Rache an, die er immer mehr gegen
all diejenigen ausbauen sollte, von denen er sich
gedemütigt fühlte u. die ihm widersprachen.
Meinungsunterschiede wurden ab jetzt offen ausgetragen.
Das begann etwa damit, dass der Botschafter RF in
Washington, Ushakov, unverhohlen verlautete, dass man
durchaus ein paar Probleme mit der US-Politik habe. Die
russ. Öffentlichkeit sei nicht immer einverstanden mit
dem Vorgehen der USA in einigen Teilen der Welt. Was im
Übrigen gut für ein Land sei, müsse nicht automatisch
auch gut für ein anderes Land sein. Die Amerikaner
stellten fest, dass Putin in seinem Land nicht gegen
Korruption vorging, für seinen Ruf unvorteilhafte
Ereignisse totschweigen liess, die Pressefreiheit immer
mehr einschränkte u. überhaupt die Demokratie
stufenweise abbaute. Man sprach von einer "gelenkten
Demokratie", einer Scheindemokratie in Russland.
Putin-loyale Gefolgsleute u. Kreml-unterwürfige Höflinge
kontrollierten den Staatsapparat, die Ministerien, die
Staatsduma, die Regionalverwaltungen, die Justiz u.
Polizei, die Geheimdienste, aus denen sie oft selbst
stammten, sowieso, sowie die staatliche bzw. erneut
verstaatlichte Wirtschaft. Die grossen lukrativen
Staatskonzerne v.a. im Bereich Öl, Gas u. Bodenschätze
riss sich die neue Machtelite gierig an sich u. teilte
sie unter sich auf.
Trotz der neuen alten Kluft zwischen Ost /Russland/ u.
West /USA/, die der Irakkrieg u.v.a.m. vertiefte, fuhr Bush zum 9. Mai 2005 nach Moskau,
um den 60. Jahrestag des Endes des 2. WK zu begehen. Man
zählte bereits sein 13. Treffen mit Putin. Einen Tag
zuvor besuchte der US-Präsident das Baltikum, wo er in
Riga, Lettland, die sowjet. Besatzungszeit als ein
grosses Unrecht der Geschichte verurteilte. Die
Forderung der Balten, Russland müsse sich dafür
entschuldigen, unterstützte er aber nicht. Statt dessen
hob Bush die Rolle der Balten im Kampf für Demokratie in der
Ukraine u. in Belarus hervor. Bushs Baltikum-Abstecher,
den die Russen unweigerlich als Provokation empfanden,
führte zu Missstimmigkeiten zwischen Moskau u.
Washington. Nach der Militärparade in Moskau flog Bush
nach Tbilisi, Georgien, weiter, wo eine Ausfallstrasse
dem aktuellen US-Präsidenten gewidmet wurde. Die
zweckoptimistische, teilweise theatralisch zur Schau
gestellte u. wohl kaum ernst gemeinte persönliche
Männerfreundschaft zwischen Bush u. Putin schien sich
merklich abgekühlt zu haben, während sich gleichzeitig
etwa die businessverdächtige Männerfreundschaft mit
Bundeskanzler s. Gerhard Schröder besser u. nachhaltiger
gestalten sollte. Dennoch trafen sich Bush u. Putin
weiter, etwa Anfang Juli 2007 in Maine /III
IV
III/,
wo sich auch Bush sen. als netter Gastgeber hinzugesellte. 2008 reiste Bush nach dem
Bukarester NATO-Gipfel nach Sochi, Russland, wo er zu russ.
Volksweisen tanzte. Als
George W. Bush, dessen Popularität in der 2. Amtszeit
quasi auf den Nullpunkt gefallen war, 2009 seinen Posten
als US-Präsident räumen musste, weil er nicht wieder
kandidieren durfte, gewannen die Demokraten mit s.
Barack Obama die US-Präsidentschaftswahl. George W.
Bushs Präsidentschaft gilt als eine der schwächsten u.
enttäuschendsten in der neueren Geschichte der USA. In
Russland blieb Putin als angehender u. zunehmend
autokratisch veranlagter Langzeitherrscher weiterhin an
der Macht, der noch alle weiteren US-Präsidenten nach Bush
erleben sollte. Eigentlich durfte auch Putin nach
der Verfassung nach 2 Amtszeiten in Folge 2008 nicht
mehr als Staatspräsident RF wiedergewählt werden. Um
diese Hürde zu überbrücken, liess man Putins
Juniorkumpel s. Dmitrij Medvedev, der damals PM war,
antreten u. arrangierte so einen genialen Ämtertausch zwischen Medvedev u.
Putin, der sich nach Ablauf des 4-jährigen Mandats
seines willfährigen Platzhalters 2012 skrupellos erneut
zum Präsidenten des Landes wählen liess, weil er so
etwas wie ein unverzichtbarer nationaler Führer geworden
war. Einige Kritiker des Putin-Regimes sprachen von
verfassungswidrigem Staatsstreich.
Der Treppenwitz von der Seelenverwandtschaft zwischen
Bush u. Putin hatte übrigens eine Fortsetzung. Im Kampf
um die US-Präsidentschaftskandidatur der Demokraten
liess sich s. Hillary Clinton mit einer ungewöhnlichen
Aussage über den russ. Präsidenten verlauten. Als
Ex-Agent des Geheimdienstes KGB habe Putin "per Definition keine Seele",
sagte die ehem. First Lady auf die Frage eines Wählers
hin. Ihre Bemerkung, die für öffentl. Gelächter sorgte,
war offensichtlich auf die Aussage des ehem.
US-Präsidenten George W. Bush gemünzt, der beim ersten
Treffen mit Putin als Präsident 2001 erklärte, er habe
beim Blick in Putins Augen dessen Seele gesehen. Diese
legendäre anekdotische Begebenheit wurden in
US-Talkshows mit Bush immer wieder aufgegriffen.)
BYKOV, Anatolij
Petrovich II III
IV
V
VI
VII
VIII (1960-, sowjet.
bzw. russ. Industrie- u. Bautechniker, ehem. russ.
Unternehmer in der sibir. Aluminiumbranche, ehem.
kriminelle Autorität Sibiriens
u. ehem. linksoppositioneller Politiker, z.Zt. in
Gefängnishaft. Absolvent des Bautechnikums von Nazarovo, Land Krasnojarsk, mit einem Abschluss in
Industrie- u. Zivilbau. Nach dem Studium
arbeitete er in der Fabrik für landwirtschaftl.
Maschinenbau von Nazarovo u. absolvierte die
Fakultät für Leibeserziehung u. militär.
Grundausbildung des Staatl. Pädagog. Instituts
Krasnojarsk ein. Danach war er als Sportlehrer
einer Schule in Nazarov tätig. Nach seinem Umzug
nach Krasnojarsk gründete er 1990 ein
Bauunternehmen, war anschliessend
Versorgungsmanager in einer Möbelfirma,
kaufmänn. Leiter in einer anderen Firma u.
Angestellter der Handelsgruppe einer
Krasnojarsker Bank. 1992 kaufte Bykov 10% der
Aktien der "Krasnojarsker Aluminiumhütte"
KrAZ,
heute Teil
des weltgrössten
Aluminiumunternehmens "Rusal", wurde
1995 Mitglied ihres Aktionärsrats, 1996 Mitglied
des Vorstands u. war 1998-2000
Vorstandsvorsitzender von "KrAZ". Der
"Entzug" von 17% der
Fabrikanteile der "Trans
World Group" TWG durch
Bykov löste laut Medien
den "1. Aluminiumkrieg“
zwischen
Bykov u.a.
"KrAZ"-Aktionären
aus.
Mitte
der 1990er Jahre war er einer der Gründer des
Krasnojarsker TV-Senders "TVK", u. 1997
wurde er zum Vizepräsidenten der
Bank "Rossijskij
Kredit"
ernannt, die den Hauptaktionär von "KrAZ"
darstellte.
Als Bykov "KrAZ"-Vorstandsvorsitzender
war, besass er 28% der Aktien des
Werks. Nachdem er in die
Geschäftsführung eingetreten war,
weitete er seinen Einfluss auf
andere Unternehmen in Krasnojarsk
aus. Zu diesem Zweck gründete er
1995 die Finanz- u. Industriegruppe
"Transnationale
Aluminium-Gesellschaft“ TaNaCo, zu
der diverse grössere
Kraftstoffunternehmen in Krasnojarsk
u. Achinsk
gehörten
/deren Namen s. russ.
Wikipediaseite/.
Verwicklung in kriminelle Machenschaften
u. Verbrechen /Auftragsmorde/ u. Konflikte
mit dem Gesetz u. der Justiz:
Medienberichten zufolge war der im Gebiet
Irkutsk geborene u.
aus einem Arbeitermilieu stammende Bykov in
den 1990er u. frühen 2000er Jahren die
einflussreichste Persönlichkeit in der
kriminellen Welt des Landes Krasnojarsk u.
galt auch als
eine der wichtigsten
kriminellen
Autoritäten
Sibiriens,
wo er unter den Spitznamen "Tolja der
Stier“, "Celentano“ u. "König“
bekannt
war. Ihm wurde die Beteiligung an der
Erpressung kleiner Einzelhandelsunternehmen
zugeschrieben. Ausserdem berichteten die
Medien, dass Bykov u. der zweifach
verurteilte Anführer einer lokalen
kriminellen Bande, Vladimir Tatarenkov,
Anfang der 1990er Jahre in die Morde an
kriminellen "Machthabern“, die sich ihnen
widersetzten, involviert
waren. Ende
1994 kontrollierte
Bykovs u. Tatarenkovs Gruppe fast alle
Hotels, Casinos u. Autowerkstätten in
Krasnojarsk sowie die örtliche Prostitution.
Diese Behauptungen wurden von Bykov nicht
öffentlich bestritten. Den Medien zufolge
sollen Bykovs kriminelle Erfolge auf seine
engen Beziehungen zur örtlichen
Polizeibehörde zurückzuführen gewesen sein,
die Bykov als "Einflussagenten“ nutzte. Laut
einer Reihe von Veröffentlichungen genoss
Bykov zu Beginn seiner kriminellen Karriere
die Schirmherrschaft einiger Gangsterbosse
wie Viktor Lipnjagov /"Ljapy“/, Jurij
Tolmachjov /"Tolmach“/ u. Salim Abduvaliev
/"Salim“/. Auch mit dem berühmten russ.
Verbrecherboss s. Vjacheslav Ivankov,
genannt "Japonchik“, unterhielt Bykov
lange Zeit freundschaftliche Beziehungen. Laut Novaja
gazeta wurden Personen aus Bykovs
Gefolge verdächtigt, über 20 Morde
begangen zu haben.
Strafverfolgung
1999-2005: Im
April 1999 wurde gegen Bykov ein
Strafverfahren aufgrund von 4 Artikeln
StGB RF eröffnet. Ihm wurden Beteiligung
an Mord, Geldwäsche illegal erlangter
Gelder, illegaler Waffenbesitz u.
illegale Devisentransaktionen
vorgeworfen. Diese Vorwürfe wurde mit
der Beschuldigung wegen Nichtrückzahlung
von Krediten ergänzt, die er ebenfalls
durch Erpressung erhalten hatte. Im
Frühjahr 1999 verliess Bykov Russland in
Richtung Ungarn, wo er auf Ersuchen der
russ. Strafverfolgungsbehörden im Herbst
desselben Jahres festgenommen u. an die
russ.
Ermittlungsbehörden
übergeben wurde.
Ende 1999 wurde auch Bykovs ehem.
Komplize Tatarenkov in Griechenland
verhaftet, der über Bykovs Beteiligung
an der Ermordung mehrerer Krasnojarsker
krimineller "Autoritäten“ u. Unternehmer
aussagte. Nachdem Tatarenkov seine
Aussagen unerwartet zurückzog, wurde
Bykov freigelassen. Der Konflikt des
Geschäftsmanns mit dem Gesetz wurde
später von der von s. Oleg Deripaska u.
s. Roman Abramovich gegründeten Firma
"Russ. Aluminium" ausgenutzt – die
beiden Oligarchen unterspülten zunächst
Bykovs Anteil an "KrAZ" u. kauften ihn
dann auf. Im Jahr 2000 beschloss der
"KrAZ"-Vorstand den Rücktritt Anatolij
Bykovs als Vorstandsvorsitzender. Im
Okt. 2000 wurde Bykov erneut verhaftet.
2001
gelang es
"Rusal", eine
zusätzliche
Aktienemission
an "KrAZ"
durchzuführen,
wodurch der
ursprüngliche
Anteil Bykovs
von
28% der Aktien
auf 5% reduziert
wurde. Danach
gab Bykov
bekannt, dass
er das
Aluminiumgeschäft
aufgeben
werde. 2002
befand ihn ein Gericht in Moskau für
schuldig, einen angeheuerten Killer
beauftragt zu haben, einen gewissen Vilor Struganov zu
ermorden, wobei der Killer den Auftrag
den Strafverfolgungsbehörden meldete –
es handelte sich
also um eine
Inszenierung. Im Prozess bekannte sich
Bykov der Vorbereitung eines Mordes u.
des illegalen Waffenbesitzes für
schuldig u. wurde
zu einer
Freiheitsstrafe
von 6,5 Jahren
verurteilt. Bykov
verbrachte
insgesamt
20 Monate im Gefängnis u. wurde im
Juni 2002 im
Gerichtssaal auf
Bewährung freigelassen. 2003 wurden die
Anhörungen im Fall des 1996 begangenen
Mordes an dem in Nazarov lebenden Oleg
Gubin wieder aufgenommen, wobei Bykov
wegen Mittäterschaft bei der
Vorbereitung des Mordes u. des illegalen
Waffenhandels angeklagt wurde. Anfang
Juli 2003 befand das Landesgericht
Krasnojarsk, dass Bykov des Mordes u.
des illegalen Waffenhandels nicht
schuldig sei. Die Anklage wurde in Art.
316 StGB RF umgewandelt. Wegen
Verschleierung des Mordes wurde Bykov
dennoch zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt
u. im Gerichtssaal sofort begnadigt. Im
April 2004 legte Deripaska seine
Eigentumsstreitigkeiten mit Bykov bei,
schloss eine Vergleichsvereinbarung mit
ihm ab u. zahlte 107 Mln. USD als
Entschädigung. Im April 2005 hob das
Oktjabrskij-Bezirksgericht in
Krasnojarsk Bykovs Bewährungsstrafe auf
u. löschte sein Strafregister, da er die
Hälfte seiner Strafe verbüsst hatte,
ohne irgendwelche neuen Straftaten
begangen zu haben, aktiv als
parlamentar. Abgeordneter tätig war u.
umfangreiche gemeinnützige Aktivitäten
leistete. Bykov legte beim EuGH für
Menschenrechte Berufung mit der Bitte
ein, seinen Fall zu prüfen. Im März 2009
bestätigte der EGMR Bykovs Klage, der
der RF vorwarf, im Prozess gegen ihn im
Zuge einer Sonderoperation erlangte
Daten illegal genutzt u. seine Haft
unrechtmässig verlängert zu haben. Der
Gerichtsentscheidung zufolge mussten die
russ. Behörden Bykov 1000 Euro
moralischen Schadenersatz u. 25 Tsd.
Euro Entschädigung für die Prozesskosten
zahlen.
Sport: 1994 wurde Bykov, s.Z.
Kandidat für den Sportmaster
im Boxen,
zum Präsidenten des Boxverbands des Landes
Krasnojarsk gewählt. 1998 wurde er Präsident des
Russ. Boxverbands, 2000 dessen Ehrenpräsident.
Er ist Träger des "Goldenen Ordens" der
"International Amateur Boxing Association" IABA.
2005 organisierte er in Krasnojarsk einen
internationalen Boxkampfwettbewerb zwischen den
Jugendmannschaften Russlands u. Kubas, an dem
Boxweltstars auftraten. 2010 organisierte er zu
Ehren des 65. Jahrestags des Sieges im Grossen
Vaterländ. Krieg das 1. internationale
Profiboxturnier in der Geschichte der Stadt
Krasnojarsk.
Politik: 1996 wurde Anatolij Bykov zum
Abgeordneten des Stadtrats
von Nazarovo gewählt.
1997 wurde er zum Abgeordneten der
Gesetzgebenden Versammlung des Landes Krasnojarsk
aus den Bezirken Nazarov u. Bolsheulujsk gewählt.
1998 unterstützte er die Kandidatur s. Aleksandr
Lebeds bei der Wahl zum Gouverneur des Landes
Krasnojarsk, der die Wahl gewann. Bykov
war jedoch bald
enttäuscht von ihm, als
er eine Inspektion
seiner Firma anordnete
/s. entsprechendes Zitat
auf der russ.
Wikipediaseite/. Im
Frühjahr 1999 geriet Bykov in
Konflikt mit Lebed u. ging ins
Ausland /s. oben/.
1999 kandidierte er auf der "LDPR"-Liste für die Wahl als
Abgeordneter in die Staatsduma RF, wobei ihm jedoch
die Zulassung verweigert wurde. Im Jahr 2000 gewann
der "Anatolij-Bykov-Block" bei den Wahlen der
Abgeordneten des Stadtrats von Krasnojarsk über 40%
der Stimmen. 2001 nahm der "Anatolij-Bykov-Block" an
den Wahlen der Abgeordneten zur 3. Gesetzgebenden
Versammlung des Landes
Krasnojarsk
teil, wobei Bykov selbst mit 53% der
Wählerstimmen seines
Wahlkreises zum Abgeordneten gewählt wurde. 2003
wurde Bykov auf seine Bitte hin auf einer Sitzung
der Gesetzgebenden Versammlung des Landes
Krasnojarsk vorzeitig sein parlamentar. Mandat
entzogen. Im selben Jahr beschloss er, erneut für
das Amt eines Abgeordneten des Landesparlaments zu
kandidieren u. auch an den Wahlen zur 4. Staatsduma
RF teilzunehmen. Eine Woche vor der Abstimmung
entschied das Landesgericht Krasnojarsk, Bykovs
Zulassung als Kandidat für die Staatsduma wegen
Verstössen gegen das Wahlgesetz zu annullieren. Im
Dez. 2003 wurde Bykov erneut zum Abgeordneten
der Gesetzgebenden Versammlung des Landes
Krasnojarsk mit 54,84% der Wählerstimmen seines
Wahlkreises gewählt.
2004 erhielt der Wahlblock der Bykov-Anhänger "Mit
Glauben u. Hoffnung!“, der zur Teilnahme an den
Wahlen zum Krasnojarsker Stadtabgeordnetenrat
gegründet wurde, 32,06% der Stimmen. 2004 trat Bykov
der polit. Partei "Eurasische Union“ bei. Laut einem
der ehem. Parteiführer wurde die Partei vom
Vorsitzenden ihres Exekutivkomitees, Pjotr Suslov,
als Plattform für Verhandlungen mit
tschetschenischen illegalen bewaffneten
Gruppierungen, sprich mit der tschetschen. Mafia, genutzt.
Frühere Konflikte mit den Tschetschenen,
hauptsächlich rund um die "KrAZ", seien von Bykov
vorwiegend mit Gewalt gelöst worden. 2005 wurde
Bykov zum Mitglied des Landeskomitees des
Krasnojarsker Regionalzweigs der polit. Partei
"Eurasische Union“ gewählt. 2006 wurde er auf der
10. Konferenz des Krasnojarsker Regionalzweigs der
"Eurasischen Union" zum
Vorsitzenden seines Exekutivkomitees gewählt. Im
selben Jahr gewann der Block "Eurasische Union“ in
Nazarovo, dessen Parteiliste von
Bykov angeführt wurde, die Wahlen zum
Abgeordnetenrat der Stadt mit 53,83% der
Wählerstimmen. Kurz darauf wurde die Partei wegen
Nichteinhaltung der gesetzlichen Anforderungen in
Bezug auf die Mitgliederzahl von der Zulassung
ausgeschlossen. 2007 gewann Bykov erneut die Wahlen
zur Gesetzgebenden Versammlung des Landes
Krasnojarsk mit 58,42% der Wählerstimmen seines
Wahlkreises. 2009 kündigte er in einem Interview mit
"RIA Novosti" an, sich in einem Jahr aus der Politik
zurückziehen zu wollen. Aber 2011 kandidierte er
erneut erfolgreich für das Mandat eines Abgeordneten
der Gesetzgebenden Versammlung des Landes
Krasnojarsk u.
erhielt 61,50% der Stimmen seines Wahlkreises. Bei
der Wahl zum Oberhaupt/Bürgermeister von Krasnojarsk
2012 unterstützte er den Konkurrenten des Kandidaten der kremlnahen
Partei "Einiges Russland“, wobei der von ihm
unterstützte Kandidat dem Mitbewerber unterlag.
2013 leitete Bykov den Regionalzweig der
linksgerichteten polit. Oppositionspartei "Patrioten Russlands“, die bei
den Wahlen zum Abgeordnetenrat der Stadt Krasnojarsk
mit 25,62% der
Stimmen 14
von 36 Sitzen gewann.
Offener Brief an Putin von 2013: Im Okt
desselben Jahres wandte sich Bykov in seiner
Eigenschaft als Abgeordneter der
Gesetzgebenden Versammlung des Landes
Krasnojarsk u. als
Vertreter der Partei "Patrioten
Russlands“
sowie im Namen seiner Wähler
u. der „einfachen
Bürger"
u. „arbeitenden
Menschen" u.
nicht zuletzt als „gebürtiger
Sibirier" mit
einem "Offenen Brief an den Präsidenten
RF V. Putin",
um auf einige aktuelle Probleme u. Ungerechtigkeiten
in Russland hinzuweisen. So kritisierte er im Zuge
der bevorstehenden Olympischen Spiele von Sochi „zu
unserem grossen Bedauern, wie gewissen- u.
skrupellose Leute, die in der Wirtschaft arbeiten,
so schwerwiegende Fehler begehen, dass es schwierig
ist, sie anders als Verbrechen zu bezeichnen. Und
dann verstecken sich diese Figuren in London u. an
anderen abgelegenen, gemütlichen Orten". Offenbar
sprach er die Profiteure an, die an der Errichtung
der olympischen Infrastruktur in Sochi dank der
Aufträge, die sie vom Kreml erhielten, auf Kosten
des Steuerzahlers grosszügig dabei verdienten, wobei
auch Korruption in grossem Stil im Spiel war - aber
dieses Wort verwendete Bykov nicht. Er sei „davon
überzeugt, dass wir solche negativen Erscheinungen
wie im Fall von Sochi in Krasnojarsk
[dem
Hauptkandidaten
für die
Ausrichtung
der Winteruniversiade
2019]
nicht erleben sollten". Er hielt diese Kandidatur
für ungeeignet, da die Region nicht dafür bereit
sei, „weil
sich
in dieser Region heute eine
Krise entwickelt
u. im
Haushalt Dutzende Mrd. Rubel fehlen". Im
Grunde steuere die Region auf den Bankrott zu. Auch die Stadt
Krasnojarsk selbst befände sich
praktisch vor dem Zusammenbruch, wobei das
Problem sei, dass die örtlichen
Behörden Putin nicht immer über den wahren Stand
der Dinge im Land Krasnojarsk unterrichteten.
Das eklatanteste Problem in Krasnojarsk seien
seiner Meinung nach die heruntergekommenen
Wohnungen, die von der Stadt praktisch nicht
abgerissen würden. In fast einem Drittel der
Stadt sei es kaum noch möglich, zu leben, weil
sich zahlreiche Wohngebäude in einem baufälligen
Zustand befänden. Bevor man eine Universiade in
Krasnojarsk durchführt, sollte die Stadt dafür
vorbereitet sein.
Dann kam Bykov auf sein ehem. "KrAZ"-Imperium zu
sprechen u. beklagte seine „Zerstörung"
„durch
Leute, die weit von der Wirtschaft entfernt
waren", u. er fügte hinzu, dass es „sich
dabei um Agenten gehandelt habe, die im
Auftrag westlicher Staaten handelten".
Diese Leute hätten
„dazu
beigetragen, Russland u. seine Industrie zu
zerstören –
leider sei ihnen dabei viel gelungen". Alle
Industrieunternehmen in Russland, die
aufgrund der Aktivitäten solcher Agenten
beschlagnahmt worden seien, befänden sich
derzeit in einem beklagenswerten Zustand. Zu
seiner Zeit habe die "KrAZ" als eine der
besten Aluminiumhütten in Russland gegolten.
... Doch heute sei das Bild deprimierend.
Die Gehälter lägen auf dem letzten Platz –
nicht einmal unter den ersten 20, die
Steuern betrügen 1% der vorherigen 30%, es
gebe nur noch 4000 Arbeitnehmer. Man könne
heute überall sehen, wie ineffizient die
russ. Aluminiumindustrie arbeite. Putin
wurde von dem patriot. Linkspolitiker
aufgerufen, alles in diesem Bereich neu zu „überdenken".
Grosse
Metallurgie-, Energie-, Kohle-, Öl- u.
Gasunternehmen zählten zu den strateg. Objekten,
die nicht in private Hände gegeben werden
dürften. Der Staat müsse über eine
Mehrheitsbeteiligung an solchen Unternehmen
verfügen. Das sei seine Überzeugung. Andernfalls
riskiere man, auch weiterhin eine ähnliche
Situation wie jetzt zu haben, während dem
mächtigen Krasnojarsker Land drohe, in eine
rückständige Kolonie verwandelt zu werden. Alles
werde exportiert, Metalle, Gas, Öl, Holz, Kohle
u. Geld flössen rasant u. die Menschen wanderten
von hier für immer ab. Ferner schrieb Bykov, er
stelle fest, dass der derzeitige Gouverneur des
Landes Krasnojarsk, s. Lev Kuznecov, „bei
[der
Verhinderung]
dieser
gesamten Regression nicht die geringste Rolle
spiele", u. er könne „überhaupt
nichts
Positives" über die derzeitige
Führung sagen.
Keine
einzige nennenswerte soziale Einrichtung sei
unter dieser Führung gebaut worden. Gouverneur Kuznecov
sei
für
das Amt des Gouverneurs ungeeignet. Er kümmere
sich v.a. um sein persönl. Vermögen
/sostojanie/ u. arbeite
nur mit Leuten zusammen, die für sein persönl.
Vermögen von Nutzen seien, seine
Worte stünden manchmal in diametralem
Widerspruch zu seinen eigenen Taten. Bykov sei
davon überzeugt, dass
die Wirtschaftskrise, die das Land Krasnojarsk
heimgesucht habe, nicht ohne Beteiligung
Kuznezovs eingetreten sei. Indirekt machte er
die kremlnahe Dumapartei "Einiges Russland“ in
seiner Region für die Krise verantwortlich, denn
diese "Partei an der Macht“ habe die Region zwei
Wahlperioden lang regiert, während die
"Patrioten Russlands“ bei
den letzten Wahlen zum Stadtrat von Krasnojarsk
einen überzeugenden Sieg errungen hätten. Dann
kam Bykov auf Wahlverstösse u.
Wahlmanipulationen zu sprechen. Bei den Wahlen
habe "Einiges Russland“ seinen grössten Fehler
begangen: Es habe vielen Bürgern die Möglichkeit
genommen, zu wählen. Er denke, dass es sich um
eine „Verschwörung"
gehandelt
habe, denn während der Abstimmung sei der
traditionelle Standort einer Reihe von
Wahllokalen geändert worden, ohne dass dies den
Einwohnern von Krasnojarsk im voraus mitgeteilt
worden sei. Dadurch hätten
Tausende Wähler von Krasnojarsk
ihre Wahllokale nicht gefunden.
Es liege
ein grober Verstoss gegen das
Wahlgesetz vor, die
Grundrechte der Bürger – wählen
u. gewählt werden – seien verletzt worden.
"Einiges Russland“ sei offenbar aktiv
an dieser „Schande"
beteiligt gewesen. Solche Aktionen
diskreditierten das Wahlrecht u. brächten „schwache
Menschen" an die Macht. Wenn ein solches Chaos
in Russland möglich ist, wäre es vielleicht
besser, den Verfassungsartikel abzuschaffen, der
einem Bürger das Wahlrecht u. das Recht, gewählt
zu werden, garantiert. Wer das alles erkenne u.
verstehe, sage heute: Warum überhaupt zur Wahl
gehen? Zu Recht. Es sei kein Zufall, dass die
Wahlbeteiligung in den letzten Jahren massiv
gesunken sei. Wie könne man bei einer
Wahlbeteiligung von 18-20% in einer Stadt mit
einer Million Einwohnern davon ausgehen, dass ein legitimer
Bürgermeister oder ein legitimer Stadtrat
gewählt wurde? Er würde deshalb die
Einführung einer Regelung vorschlagen,
nach der Wahlen als legitim gelten, wenn
mindestens 51% der Wähler in die Wahllokale
kommen. Er, Bykov, glaube,
dass „dafür
i.e.L. Sie, Vladimir Vladimirovich [Putin],
als Präsident u. Garant der Verfassung die
Verantwortung tragen müssen". Wenn das so
weitergehe, werde
es in Russland nichts mehr von der Demokratie
geben. Unter s. Boris Elcyn habe es viel
mehr Möglichkeiten gegeben, ehrlich gewählt zu
werden als jetzt. Der Trend,
dass Leute, die der Macht nahe stehen, begannen,
Einfluss auf ihre Gouverneure zu nehmen, sei
kein Zufall. Dabei seien nicht politisch
gebildete Spezialisten, sondern Vertreter von
Finanz- u. Industriekonzernen am Werk. Dies sei
ein
sehr gefährlicher Trend, der unbedingt gestoppt
werden müsse. Wenn bestimmte
Kandidaten die erforderlichen Parameter nicht
erfüllten, sollten sie auf keinen Fall an die
Macht kommen. Es sei also notwendig,
durch das Wahlgesetz das Vertrauen der Bürger in
die Behörden in den Regionen wiederherzustellen;
bei
Wahlen seien gleiche
Bedingungen für alle zu schaffen – sowohl für
Parteien als auch für Individuen. Man sollte den
Stärksten gewinnen lassen, genau wie im Sport.
Nur starken Figuren mit Autorität würden die
Menschen folgen.
Im nächsten Themenabschnitt kam Bykov auf die
Armee zu sprechen, deren Zustand ihm „grosse
Sorgen" bereite. Zwar seien unter dem neuen
Verteidigungsminister [Shojgu]
Reformen
begonnen worden, die Truppen würden mit
Ausrüstung der neuesten Generation versorgt u.
es würden innovative Technologien eingeführt.
Aber nach einem Jahr würden die Soldaten die
Armee verlassen u. nach Hause zurückzukehren [u. so der
Armee abhanden kommen].
Russland brauche eine professionelle Armee,
Spezialeinheiten u. alle anderen schnellen
Eingreiftruppen. Aber sie sollte nicht „unsere
traditionelle Volksarmee“ ersetzen.
Die junge Generation könne nicht vom
Militärdienst getrennt werden. Man müsse „echte
Männer grossziehen", um die Grenzen zu schützen.
Eine Berufsarmee der Söldner allein
reiche in einem solchen Staat nicht aus. Die
Verteidigung des Vaterlands sei eine nationale
Angelegenheit. Unter diesen Prämissen plädierte
der Linkspatriot Bykov für die Einführung der „Wehrpflicht
für alle jungen Menschen".
Die Suche nach einer ideolog. Grundlage sei für
das heutige Russland äusserst aktuell. Nach
welchen Grundsätzen sollte die Zukunft jedoch
entwickelt u. aufgebaut werden? Im Laufe
langjähriger Diskussionen sei klar geworden:
Weder die Ideologie der Sowjetmacht noch
diejenige der ihr vorangegangenen Monarchie u.
auch nicht der gegenwärtige Liberalismus würden
sich als Vorbilder eignen.
Für die Entwicklung Russlands sei es also
notwendig, etwas grundlegend Neues anzubieten.
Dabei sei das Beste aus diesen historischen
Erfahrungen auszuwählen. V.a. solle zunächst
einmal der Respekt vor dem arbeitenden Menschen
wiederhergestellt werden.
Was die Bildung anbelangt, plädierte Bykov für
die Wiedereinführung der Berufsausbildung in den
Schulen u. die Wiederherstellung weiterführender
technischer Bildungseinrichtungen. Dies habe man
schon gekannt u. es sei bei allen Beteiligten
gut angekommen, sowohl bei den Studierenden als
auch bei den Landarbeitern. Bykov vertrat die
Meinung, dass der Beitritt Russlands zur WTO
keine vorteilhafte Entscheidung für den Staat im
Allgemeinen u. die russ.
Feld- u. Landarbeiter im
Besonderen sei.
Die Arbeit auf dem Land müsse profitabel u.
sinnvoll werden. Dieselkraftstoff sollte nicht
teurer sein als Milch. Die Bauern u. Landwirte
sollten Steuervorteile, u. junge Leute, die
Landwirtschaft studieren, Sozialleistungen
erhalten, um ihnen Wohnraum zu ermöglichen. So
würden mit entsprechenden
Rahmenbedingungen
echte Anreize für die Rückkehr der Menschen auf
das Land geschaffen, um die Felder zu
bewirtschaften u.
damit nicht nur sich selbst, sondern auch
benachbarte Städte u. Regionen versorgen zu
können. Dies sei eine der zentralen nationalen
Aufgaben. Landwirtschaft bedeute auch nationale
Sicherheit. Viele aus dem Ausland importierte
Produkte seien gesundheitsgefährdend. Russland
verfüge über ein eigenes unermessliches
Potenzial, aber dieses müsse richtig u.
kompetent bewirtschaftet werden.
Die Russen seien nach
wie vor auf der Suche nach
den Schuldigen in unserer Geschichte. Aber
wir alle seien schuld daran, dass wir
zugelassen haben, dass das stärkste Land,
die Sowjetunion, mit 15
Bruderrepubliken zusammenbrach. „Unser
Land" sei das stärkste der Welt in Bezug auf Bildung,
Kultur, Sport u. Wissenschaft gewesen. Auf der
Grundlage dieses „Leitbilds"
–
„Freundschaft,
gegenseitige Hilfe, gute
Nachbarschaft„
–
„können
wir eine neue Ideologie u.
Entwicklungsrichtlinien finden, nach denen wir
jetzt suchen". Heute habe „uns
v.a. der Dollar gespalten u. zerstritten". Der „nationalen
Frage" müsse also besondere Aufmerksamkeit
gewidmet werden. Am Ende seines "Offenen Briefs
an Putin" erklärte Bykov, wie es sich für einen
russ. Patrioten gehört, dass er schon immer -
seit dessen Machtantritt 2000 - „an
ihn geglaubt u. sich für ihn eingesetzt"
habe.
Auch noch 2012 habe er „alle
seine Wähler u. Genossen davon überzeugt, ihn zu
unterstützen, weil Bykov verstanden habe, dass
Putin einer der wenigen Menschen sei, die in der
Lage seien, Russland zu regieren". Heute sei es
„an
der Zeit, einige akute u. für ihn vielleicht
unangenehme Momente anzusprechen, in der
Hoffnung, dass er alles richtig verstehen u.
wahrnehmen werde".
Einigen Angaben zufolge soll Bykov später solche
Briefe an Putin wiederholt haben. Im Gerichtskäfig
trug er auf der Trainerjacke das Wappen der UdSSR.
2013 nahm Bykov nicht mehr an den Abgeordnetenwahlen
teil u. unterstützte statt dessen die Kandidatur
seines Neffen Valerij Bykov, der auch
Geschäftspartner Anatolij Bykovs war u. einen Teil
seines Vermögens verwaltete. In den folgenden 2
Jahren schrumpfte die von Bykov kontrollierte
Fraktion der "Patrioten Russlands" im Stadtrat von
Krasnojarsk um 5 Personen, die aus der Partei
ausgeschlossen wurden. Bei der vorgezogenen Wahl zum
Gouverneur des Landes Krasnojarsk von 2014
unterstützte er seinen Parteikollegen Ivan
Serebrjakov, der jedoch nur den 3. Platz belegte u.
gegen den Kandidaten von "Einiges Russland“ u. den
KPRF-Mitbewerber keine Chance hatte. Ab 2015 wurde
Bykovs direkte Teilnahme an den Wahlen durch einen
"Kriminalfilter“ behindert – eine im Feb. dieses
Jahres eingeführte Beschränkung der Teilnahme an
Wahlen für Personen, die wegen schwerer Straftaten
vorbestraft sind. Nach dem Gesetz wird Personen, die
wegen der Begehung schwerer bzw. besonders
schwerer Straftaten
zu einer Freiheitsstrafe verurteilt wurden, für 10
bzw. 15 Jahre
das
Recht entzogen, für ein öffentl. polit. Amt zu
kandidieren. Bykovs entsprechende Amtszeit endete
2020. Er erklärte jedoch seine Entschlossenheit,
diese von den örtlichen Gesetzgebern eingeführte
Einschränkung zu überwinden. Im Juli 2016 weigerte
sich die Wahlkommission des Landes Krasnojarsk,
Anatolij Bykov, der die regionale Liste der Partei
"Patrioten Russlands“ anführte, als Kandidaten für
das Amt des Abgeordneten der Gesetzgebenden
Versammlung des Landes Krasnojarsk zuzulassen.
Sodann beantragte Bykov beim Landesgericht
Krasnojarsk, die angefochtene Entscheidung
aufzuheben u. die Wahlkommission zu verpflichten,
ihn als Kandidaten für das Amt eines Abgeordneten in
die regionale Kandidatenliste zuzulassen. Das
Landesgericht Krasnojarsk wies Bykovs
Verwaltungsklage jedoch anlässlich einer öffentl.
Sitzung ab. Anstelle Bykovs wurde die Liste der
Partei "Patrioten Russlands“ bei den Wahlen zur
Gesetzgebenden Versammlung von Ivan Serebrjakov
angeführt. Im Aug. 2016 weigerte sich das Oberste
Gericht RF, Bykovs Forderungen nachzukommen u. die
Entscheidung des Landesgerichts u. der regionalen
Wahlkommission von Krasnojarsk
aufzuheben,
ihn von den Listen der "Patrioten Russlands“
auszuschliessen. 2016 gewann Bykovs Fraktion
"Patrioten Russlands“ bei den Wahlen zur
Gesetzgebenden Versammlung des Landes Krasnojarsk mit 6,5% der
Stimmen
nur noch 1 von 52 Mandaten u. verschwand praktisch
in der Bedeutungslosigkeit. Anfang 2021 fusionierten
die "Patrioten Russlands" mit der linkskonservativen
Dumapartei "Gerechtes Russland".
Steuerkonflikt: Ende Okt. 2020
gab das Oktjabrskij-Bezirksgericht
von Krasnojarsk dem Antrag der
Ermittlung statt u. beschlagnahmte 7
Immobilien in Bykovs Besitz im
Emeljanovskij-Bezirk des Landes
Krasnojarsk, deren gesamter
Katasterwert über 81 Mln. Rubel
betrug, während der Schaden für die
zuständige Steuerbehörde sich auf
über 78 Mln. Rubel belief, da Bykov
im Zeitraum 2017-19 die
Steuerzahlungen in etwa dieser Höhe
ausgesetzt hatte.
Wiederaufnahme
der
Strafverfolgung
ab 2020: Im
Mai 2020 wurde Bykov von Beamten des
Innenministeriums RF u. des FSB RF in
Krasnojarsk festgenommen u. in die
Hauptermittlungsverwaltung des
Ermittlungskomitees RF für das Land
Krasnojarsk u. die Republik Chakassien
gebracht. Am selben Tag führten
Mitarbeiter des Ermittlungskomitees
Durchsuchungen in Bykovs Haus in
Krasnojarsk u. in seiner Datscha auf der
Krym durch, wobei relevante Dokumente
beschlagnahmt wurden. Offenbar hatte
Vladimir Tatarenkov, der zu dieser Zeit
eine Haftstrafe von 13 Jahren
verbüsste u. zuvor vom Gericht
als einer der Organisatoren des Mordes
anerkannt worden war, inzwischen eine
Aussage gemacht, die zur neuen Anklage
gegen Bykov geführt haben soll. Das Sverdlovsker
Bezirksgericht
in Krasnojarsk beschloss, Bykov bis zum
4. Juli 2020 in Haft zu setzen. Bykovs
Anwalt legte bei der Strafkammer des
Landesgerichts Krasnojarsk Berufung ein,
um eine Freilassung seines Mandanten
gegen Kaution oder Hausarrest für ihn zu
erreichen, die jedoch abgelehnt wurde.
Ende Juni verlängerte das Bezirksgericht
Zheleznodorozhnyj die Inhaftierung
Bykovs bis zum 3. Okt. Ende Sept.
verlängerte dasselbe Gericht seine
Inhaftierung bis zum 6. Dez. 2020,
während entsprechende Berufungen
abgelehnt wurden. Am 16. Dez.
verlängerte das Gericht Bykovs
Inhaftierung um 2 weitere Monate bis zum
24. Feb. 2021, am 19. Feb. bis zum 21.
April u. am 16. April bis zum 21. Juni
2021. Am 15. Mai erhob die
Hauptermittlungsverwaltung des
Ermittlungskomitees RF für das Land
Krasnojarsk u. die Republik Chakassien
Anklage gegen Bykov nach Art. 102 Abss.
"d“, "z“, "n“ StGB RSFSR wegen der
Organisation der Auftragsmorde an Kirill
Vojtenko u. Aleksandr Naumov im Sommer
1994, 2 Mitgliedern der von ihm
geleiteten kriminellen Bande, die er für
den Anschlag auf ihn verantwortlich
machte. Am selben Tag veröffentlichte
das Ermittlungskomitee RF eine
Videoaufzeichnung einer zuvor
durchgeführten Konfrontation, bei der
ausser Tatarenkov auch Sergej Bakurov u.
Vladimir Chuchkov aussagten, die den
Ermittlungen zufolge die Täter dieser
Morde waren.
Am 13. Juli 2021 erhob die
Hauptermittlungsverwaltung des
Ermittlungskomitees RF für das Land
Krasnojarsk u. Chakassien eine andere
Anklage gegen Bykov nach Art. 210 Teil 1
StGB RF. Den Ermittlungsunterlagen
zufolge organisierte
er zwischen 1993 u. 1995 kriminelle
Gruppen, darunter auch seine eigene, u.
schloss sich auch den Gruppen von Vilor
Struganov, Vladimir Tatarenkov u.a. an,
wobei er nach 1997 deren kriminellen
Aktivitäten zur Begehung
schwerer Verbrechen koordinierte,
wonach Mitglieder
seiner
Gruppierungen 1997-99
einen gewissen Artjushkov, einen
gewissen Filippov u. einen gewissen
Khonin ermordeten. Ausserdem wurde vom
zuständigen Ermittlungskomitee
bekanntgegeben,
dass laut der vorläufigen Version der
Ermittlung etwa Anfang Okt. 2004 im Dorf
Udachnyj in der Nähe von Krasnojarsk
Bykov seinen Bekannten überredet
haben soll,
den 38-jährigen Vizepräsidenten des Boxverbands
des Krasnojarsker
Landes Andrej Grabovskij zu töten. Der
Anschlag selbst ereignete sich am 1.
Nov. 2004, als der Täter mit einem
Kalaschnikov-Sturmgewehr auf ein
BMW-Auto schoss, in dem die Zielperson
die Strasse entlang in Richtung des
Dorfes Ovinnyj fuhr. Grabovskij blieb am
Leben, weil es ihm gelang, seinen Wagen
während des Beschusses zur Seite zu
wenden, so dass die Kugeln ihn selbst
verfehlten, woraufhin der Täter vom
Tatort floh.
Ende Okt. 2020 wurde Bykov nach Art. 33
Teil 4 Abs. "z" u. Art. 105 Teil 2 StGB
RF wegen "Anstiftung zum Auftragsmord" angeklagt.
Den Ermittlungsunterlagen zufolge plante
Bykov im Sept. 2004 die Ermordung des
42-jährigen Krasnojarsker Geschäftsmanns
Andrej Nekolov. Demzufolge traf sich
Bykov in der Zeit von Sept. bis Okt.
2004 auf dem Gelände seines Hauses im
Dorf Udachnyj mit seinem Bekannten u.
bestellte bei ihm für 50 Tsd. USD die
Ermordung der besagten Zielperson.
Nachdem
der Auftragsmörder die Zielperson in
Krasnojarsk aufgespürt hatte, gab er am
18. Jan. 2005 mit
einer TT-Pistole mindestens 4 tödliche
Schüsse auf die Zielperson ab. Bei
einem weiteren
Treffen zahlte
Bykov seinem
Bekannten für
die Ermordung
des
Geschäftsmanns
einen Teil des
versprochenen
Honorars in
Höhe von 10
Tsd. USD.
Im Juni 2021
reichte das Ermittlungskomitee RF eine
letzte Anklage gegen Bykov in diesem
Fall ein u. gab an, dass er sich im Okt.
2004 in seinem Haus in Udachnyj mit
einem gewissen Aleksandr Zhivica,
genannt "Bull“, getroffen habe, einem
Profimörder der Gruppe des
Verbrecherbosses Vilor Struganov,
genannt "Pasha Cvetomuzyka“, dem er eine
Zahlung von 50 Tsd. USD für die
Eliminierung Nekolovs anbot u. Zhivica
letztendlich nur 10 Tsd. USD zahlte, da
zwischen dem Erhalt des Mordauftrags u.
seiner
Ausführung über
3 Monate vergangen waren. Zhivicas
Verbrechen wurde 2013 aufgedeckt, wobei
dieser eine 12-jährige Haftstrafe
erhielt. Während der Verhöre durch die
Ermittler bestritt Bykov alle Vorwürfe
u. sagte, er habe kein Motiv für das
Verbrechen gehabt. Sein Anwalt Aleksej
Prokhorov sagte in einem Gespräch mit
einem Kommersant-Journalisten,
dass Bykov seine Strafverfolgung in
diesem Strafverfahren sowie in anderen
Fällen für „politisch
motiviert“ halte. Er verbinde dies mit
seiner Kritik an der Politik der Führung
des Landes u. der Region sowie mit dem
Auslaufen des Verbots seines Rechts, in
Regierungsämter gewählt zu werden. Bykov
gehörte der linken Opposition an /s.
oben Politik/.
Mitte Okt. 2021 eröffnete die
Hauptermittlungsverwaltung des
Ermittlungskomitees RF für das Land
Krasnojarsk u. Chakassien ein 6.
Strafverfahren gegen Bykov, wobei es ihn
verdächtigte, ein Verbrechen nach Art.
33 Teil
4
Abs. "g“ u. Art. 105 Teil
2 StGB RF wegen
"Anstiftung,
d. h. Anstiftung einer anderen Person
durch Drohung mit einem von einer
organisierten Gruppe begangenen Mord".
Der Fall bezog sich auf einen Mord des
Jahres 1998 an
einem
48-jährigen
Einwohner von
Krasnojarsk,
einem Bekannten
Bykovs,
der von
Mitgliedern
einer
organisierten
kriminellen
Bande auf
Anweisung
Bykovs ausgeführt worden sein soll oder
wurde. Nach Angaben der Zeitung Kommersant
u. einer anderen
Online-Publikation handelte es sich um
den Verbrecherboss Vladimir Filippov,
genannt "Filip“, der im Land Krasnojarsk
den Posten eines "Aufsehers“ übernehmen
wollte u. von besagtem Anatolij Zhivica
in der Nähe seines Hauses getötet wurde.
Im Juli 2022 beschuldigte die
Hauptermittlungsverwaltung des
Ermittlungskomitees RF für das Land
Krasnojarsk Bykov der Führung einer
kriminellen Gemeinschaft nach Art. 210
Teil 1 StGB RF u. des von einer
organisierten Gruppe begangenen Mordes
nach Art.
105
Teil
2 Abs.
"zh“ StGB RF. Den Ermittlungen zufolge
übte Bykov im Zeitraum von Jan. 1997 bis
Juni 2002 die alleinige Führung der
kriminellen Gemeinschaft aus, die er im
Zeitraum 1990-97 geschaffen hatte. In
dieser Position organisierte er 1998 die
Ermordung eines 48-jährigen Einwohners
von Krasnojarsk mittels einer
organisierten Bande, nachdem er deren
Mitglieder zu diesem Verbrechen
überredet hatte.
Urteile: Am 7. Sept. 2021
verurteilte das Sverdlovsker
Bezirksgericht
in Krasnojarsk Bykov zu 13 Jahren Haft
in einer Anstalt mit allgemeinem Vollzug
wegen Organisation eines Doppelmords im
Jahr 1994. Am 12. Mai 2023 verurteilte
das Zentrale Bezirksgericht Krasnojarsk
Bykov wegen Anstiftung zum Mord zu 11
Jahren Gefängnis u. verhängte unter
Berücksichtigung des vorherigen Urteils
eine Gesamtstrafe von 17 Jahren Haft in
einem Hochsicherheitsgefängnis. Nach
Presseangaben war von 20 Jahren Lagerhaft
die Rede. Im Mai 2024 gab sein Anwalt
Aleksej Prokhorov bekannt, dass
Bykov ins Lagergefängnis "IK-9"
in Petrozavodsk, Republik
Karelien, verlegt worden sei, nachdem er
zuvor 4 Jahre im U-Haftgefängnis Nr. 1
von Krasnojarsk einsass /II III IV V VI VII
VIII/. Was mit dem
Bykov gehörenden agroindustriellen
Komplex "Demetra" genau passiert ist,
konnte an dieser Stelle nicht in
Erfahrung gebracht werden.)
BYKOV, Dmitrij Lvovich
II III IV V VI VII VIII IX X
XI XII XIII XIV XV
(1967-, bekannter, populärer spätsowjet. bzw. russ.
Schriftsteller, Dichter u. Journalist, Publizist-Kolumnist,
Rundfunk- u. TV-Moderator, Literaturkritiker
u. -dozent
u. Filmkritiker. Absolvent der Fakultät für
Journalismus der MSU, Abteilung für Literaturkritik
/1991/. Seit 1989 gehörte er zu den aktiven
Teilnehmern des kurz zuvor entstandenen "Ordens der Höfischen Manieristen“,
einer Dichtervereinigung, deren Mitglieder sich laut
Kritikern durch „einen Abgrund von Zynismus u.
scharfer Satire auszeichneten, der sich hinter brillante
Höflichkeit verbirgt“.
Im Orden trug Bykov den Titel "Kommandant“ u. wurde
Mitautor mehrerer vom Orden veröffentlichter
Gedichtbände. Er verliess den Orden im Sommer 1992,
wurde jedoch später in den Medien unter den
"Manieristen“erwähnt. Ab 1985 arbeitete Bykov für
die Zeitung Sobesednik. Er war u.
ist Autor journalist., literarischer u. polemischer
Artikel, die in vielen Magazinen u. Zeitungen
veröffentlicht wurden, von Elite-Monatsmagazinen bis
hin zu extravaganten Boulevardzeitungen /Liste s. russ. Wikipediaseite/. Seine 1992 begonnene
Arbeit
für Rundfunk- u. TV umfasst diverse Programme auf
den TV-Sendern "REN-TV", 5TV", "Dozhd", "Nostalgija" wie auf
verschiedenen Radiokanälen, u.a. "Ekho Moskvy".
Ausgezeichnet mit dem Preis "Goldene Feder Russlands 2010“
für Journalisten, verliehen vom Journalistenverband
Russlands. Bykov unterrichtet/e Literatur u. die
Geschichte der sowjet. Literatur an Moskauer
weiterführenden Schulen, war bis 2014 Professor an
der Abteilung für Weltliteratur u. Kultur am MGIMO des Aussenministeriums
RF u. hielt auch Vorlesungen im Ausland, so an der
Princeton University, der Brandeis University, der
Cambridge University u. dem University of Maryland
College of Arts and Humanities. Als Autor trat Bykov
als Biograf von Boris Pasternak, Bulat Okudzhava, Maksim Gorkij u. Vladimir Majakovskij /II/ in Erscheinung. Er hält
Vorträge über Bernard Shaw,
Boris Pasternak,
Mikhail
Saltykov-Shchedrin u.a.
Schrifsteller. Bekannt
geworden ist er v.a. auch durch seine Internet-"Lektionen" über
berühmte Schrftsteller wie Gorkij /II/
u. Tschechov oder Shakespeare bzw. Sänger wie
Vladimir Vуsockij u. Viktor Coj. Von Bedeutung
sind auch seine Kurzstudien im Rahmen des
Werks "Russ. Literatur, Leidenschaft u.
Macht".
Polit. Haltung u. Ansichten: Dmitrij Bykov
ist überzeugter Antistalinist. Seiner Meinung nach
„hat Stalin Russland als Land mit dem höchsten
intellektuellen Potenzial u. der besten Kultur der
Welt 30 Jahre lang zum langweiligsten u.
widerlichsten Land der Welt gemacht“. 2005 erschien
sein Satire-Märchen-Buch "Wie Putin Präsident der USA wurde".
2x lehnte er eine persönl. Einladung zu einem
Treffen von Kulturschaffenden mit V. Putin ab - 2009
u. 2011. Gleichzeitig weigerte er sich 2010, den
Aufruf "Putin muss gehen" wegen
seiner „Irrelevanz“ zu unterzeichnen. Im Dez. 2011
nahm er an einer Protestkundgebung auf dem
Bolotnaja-Platz gegen die Fälschung der
Wahlergebnisse zur 6. Staatsduma RF teil u. trat in
das Organisationskomitee der folgenden öffentl.
Protestkundgebungen ein. Er motivierte seine
zivilgesellschaftl. Aktivierung damit, dass „ich
dieses Machtgefühl u. eine solche Atmosphäre im Land
satt hatte“. Auf eine Ausgabe von Putins TV-Sendung
"Direkte Linie" reagierte er
mit Satiregedichten, die im Radiosender "Ekho
Moskvy" ausgestrahlt wurden. Bei einer
Kundgebung sagte er in einer Rede das
bevorstehende Aufkommen einer neuen polit. Elite in
Russland voraus. Im Feb. 2012 nahm er an einer
"Anti-Putin“-Protestkundgebung auf dem
Bolotnaja-Platz teil u. schloss sich der Forderung
nach Freilassung aller polit. Gefangenen an. Im Okt.
2012 belegte er bei den Wahlen zum Russ. Koordinierungsrat der
Opposition auf der allgemeinen Liste den 2.
Platz u. gewann 38,5 Tsd. Stimmen von 81 Tsd.
Wählern, wobei er nur noch von s. Aleksej Navalnyj
geschlagen wurde, der 43 Tsd. Stimmen erhielt. Im
März 2014 äusserte er zusammen mit einer Reihe
anderer Persönlichkeiten aus Wissenschaft u. Kultur
Russlands seine Ablehnung der Annexionspolitik der russ.
Behörden auf der Krym. Seiner Meinung nach
„ist die russ. Realität widerlich, ich möchte
wirklich eine Revolution machen u. das ist nicht so
schwer, aber es wird definitiv zu nichts führen,
ausser zu einem Meer aus Blut u. mehreren
Jahrzehnten des intellektuellen Mega-Betrugs“.
Bykovs Haltung zum Liberalismus ist negativ: „Der
Liberalismus ist sehr oft die feige Wahl eines
Schwächlings, weil er ein Zeichen der Unwilligkeit
ist, dem Bösen zu widerstehen. Und manchmal ist
Toleranz wirklich ekelhaft." Über seine Haltung zum
Konservatismus: „Ich bin in meinem Geschmack eher
konservativ. Nun, was kann man tun, wenn in Russland
in letzter Zeit - u. tatsächlich immer -
Konservatismus als Unterstützung für Repression
verstanden wurde. Nun, was dann? Was hat das mit
Konservatismus zu tun? Im Gegenteil, das ist völlige
Zerstörung. Aber trotzdem wird man als Konservativer
bezeichnet, der dazu aufruft, alles zu verbieten u.
jeden zu töten.“ Im Dez. 2016 unterstützte er den in
Russland verurteilten ukrain. Regisseur s. Oleg
Sencov. Im Jan. 2018 nahm Bykov am
Präsidentschaftswahlkampf von s. Ksenija Sobchak
teil. Im Jan. 2019 wurden Forderungen an die
Generalstaatsanwaltschaft RF gerichtet, die Aussagen
des Autors zu überprüfen, in denen angeblich
Anzeichen von Verstössen gegen Art. 354.1 StGB RF
wegen "Rehabilitation des Nationalsozialismus" zu
sehen sind. In den diesbezüglichen Erklärungen
äusserte Bykov die Meinung, dass der "Grosse Vaterländ. Krieg" als
Fortsetzung des Russ. Bürgerkriegs angesehen
werden könne, u. teilte seinen Wunsch mit, eine
objektive Biographie von General Vlassov zu verfassen.
Im April 2019 wurde Bykov in Ufa, Baschkirien, wo er
einen Vortrag hielt, mit Verdacht auf einen
Schlaganfall notfallmässig ins Krankenhaus
eingeliefert, wobei diese Diagnose nicht bestätigt
wurde. Im Spital entwickelte sich bei Bykov jedoch
ein Hirnödem, so dass er in ein künstliches Koma
versetzt wurde. Laut Aussage des baschkir.
Gesundheitsministeriums blieb der Zustand des Autors
durchaus "ernst“. Am 17. April sagte die offizielle
Vertreterin Bykovs, Svetlana Bolshakova, dass der
Grund für den Spitalaufenthalt ein Anstieg des
Blutzuckerspiegels gewesen sei, der zu einem
hyperglykämischen Koma geführt habe. 2 Tage später
wurde Bykov mit einem von der Redaktion der Novaja
gazeta organisierten Sonderflug nach Moskau
gebracht u. im Burdenko-Forschungsinstitut
untergebracht, wo er in einem weiterhin ernsten
Zustand blieb. Später soll sich sein
Gesundheitszustand wieder verbessert haben. Am 23.
April veröffentlichte Bykov eine Kolumne im Magazin
Russkij Pioner, in der
er sein gesundheitliches Problem als „grotesk"
bezeichnete. Am 25. April sprach er in einer
Sendung, die noch im Krankenhaus für Ekho Moskvy
aufgezeichnet wurde, u. nannte eine Vergiftung
als Grund für seinen Spitalaufenthalt. Am 29. April
wurde Bykov aus dem Burdenko-Krankenhaus entlassen.
Laut einer Recherche von The Insider u. Bellingcat soll es sich
bei der angeblichen Vergiftung um einen versuchten
Mord gehandelt haben. Die Vergiftung sei von
denselben FSB-Leuten organisiert worden,
die zuvor die Vergiftung von s. Aleksej Navalnyj u.
s. Vladimir Kara-Murza organisiert hatten. Im Dez.
2019 nahm Bykov in einem Gespräch mit Novaja
gazeta Bezug auf die Äusserung Putins, dass es
diese Welt als Ganzes ohne Russland überhaupt nicht
brauche –
eine Aussage im Zusammenhang mit dem Einsatz von
Atomwaffen –
u. sagte u.a. dabei: „Die heutige russ. Propaganda
ist nicht friedlich u. die Politik ist nicht sozial.
... Auf allen Bundeskanälen erschallt
Kriegspropaganda; dass die Gesellschaft noch nicht
in den rasendsten Faschismus abgeglitten ist,
erklärt sich nur aus ihrer gesellschaftlichen
Faulheit.“ Im Sept. 2020
unterzeichnete Bykov einen Brief zur
Unterstützung von Protestaktionen in
Belarus gegen das
Lukaschenko-Regime.
Im Feb. 2022 unterzeichnete er einen öffentl. Aufruf
mehrerer Dutzend russ. Künstler u. Schriftsteller,
in dem der von
Putin in diesem
Monat entfesselte
russ.
Angriffskrieg
gegen die
Ukraine
als „Schande“ bezeichnet u. ein sofortiges Ende der
Kampfhandlungen gefordert wurde. Daraufhin wurden
seine Bücher aus dem Angebot russ. Buchhandlungen
genommen u. aus den Bibliothekskatalogen
entfernt. Der Verlag "AST", die Handelskette "Chitaj-Gorod" u. der
Internetdienst für elektron. Bücher u. Audiobücher "Litres" gaben bekannt, dass
sie den Vertrieb von Büchern von s. Boris Akunin u.
Dmitrij Bykov aufgrund ihrer gesellschaftspolit.
Position einstellen würden. Ende Juli 2022 wurde
Bykovs Name in das russ. Verzeichnis der "ausländ. Agenten“ eingetragen.
Gleichzeitig
wurde er in die ukrain. Datenbank "Mirotvorec"
aufgenommen. Danach
reiste er in die USA aus, wo er in der Cornell University in Ithaca
unterrichtete. Im April 2024 bezeichnete Bykov Putin
als einen "Verbrecher Hitlerschen Ausmasses".
Im Aug. 2022 erzählte er
über sein Projekt eines Buchs
über den ukrain. Präsidenten s. Volodymyr
Zelenskyj. In einem Gespräch mit der NZZ
vom Juni 2024 sagte er, dass er jetzt an der Universität Rochester in New
York unterrichte. Über V. Putin sagte er u.a.: „Putin
war ursprünglich nicht antisemitisch. In letzter
Zeit findet man in seiner Rhetorik aber da u. dort
Anzeichen von Antisemitismus. Ich glaube, das ist
so ein neuer, diabolischer Zug. Putin ist immer
mehr vom Teufel besessen. In seiner inneren Leere
– er ist ja eine gänzlich leere Persönlichkeit –
hat sich der Teufel breitgemacht. Und wenn sein
Gesicht geschwollen erscheint, ist das nicht Botox, sondern das
aufgequollene Böse.")
BYKOV, Viktor
Aleksandrovich II III (1950-, sowjet. bzw.
russ. Physiker-Mathematiker,
Quantenelektroniker,
technolog. Unternehmer, Erfinder, Professor,
Experte auf dem Gebiet der Nanowissenschaften
u. Nanotechnologie.
Absolvent der Fakultät
für Physikalische u.
Quantenelektronik des
Moskauer Instituts für Physik u. Technologie.
Kandidat der Physik u. Mathematik. Parallel zur
Aspirantur arbeitete er an einem Physikalischen
Forschungsinstitut in Zelenograd. Während seiner
Tätigkeit am Institut leitete er die Forschungen
auf dem Gebiet molekular Strukturen. Das Ergebnis
der Forschung war die Entwicklung einer
Technologie zur Herstellung von Flüssigkristallen,
wobei mittels neuer Lichtpolarisatoren
Flüssigkristallbildschirme entwickelt wurden. Im
Laufe der Jahre leitete Bykov auch die Entwicklung
der Tunnel- u. Sondenmikroskope "STM-4" u.
"Solver", die Plattformen für das Sonden-Nanolabor
"INTEGRA" u. die Forschungsplattform "NANOFAB".
1989 gründete er mit einem Team von Absolventen
des Moskauer Instituts für Physik u. Technologie
MIPT die "Forschungskorporation MDT", die 1993 in
die Firma "MDT Nanotechnologie NT-MDT"
umgewandelt wurde, deren Generaldirektor
er war oder ist.
Die Hauptgeschäftsausrichtung des Unternehmens ist
die Herstellung wissenschaftl. Geräte für die
Forschung in allen Bereichen der Nanotechnologie.
"NT-MDT"-Produkte erlangten in den 2000er Jahren
internationale Anerkennung. Das US-amerikan.
Magazin Research & Development zeichnete
die wissenschaftl. Geräte von "NT-MDT" in den
Jahren 2006-12
4x
als
die besten innovativen Entwicklungen des Jahres
aus. Bykov, Autor
u. Co-Autor von mehr als 200
wissenschaftl. Arbeiten, darunter
160 Erfindungsanmeldungen,
ist einer der Co-Autoren u. Leiter des Landesprogramms
"Molekulare Elektronik“ u. des
Projekts "Molekulare
Nanotechnologie“.
Präsident der Russ. Nanotechnolog. Gesellschaft,
Vorsitzender der Gilde der Hochtechnologie- u.
Innovationsunternehmen der Moskauer Industrie- u.
Handelskammer, Träger des Preises der Regierung RF
im Bereich Wissenschaft u. Technologie von 2004.
2011 wurde ihm die UNESCO-Medaille "Für seinen
Beitrag zur Entwicklung der Nanowissenschaften u.
-technologie“ verliehen.)
BYCHKOV, Nikolaj
Viktorovich II (1960-, russ. Manager u.
ehem. Staatspolitiker. Absolvent der
Militärpolit. Bauhochschule Simferopol, Krym,
Ukrain. SSR, später umbenannt in
Branchenübergreifendes Technolog. Institut u. Russ.
Wirtschaftsakademie namens
G.V. Plekhanov.
1981-92 diente er in den Streitkräften der UdSSR. In
den 1990er Jahren arbeitete er bei der Bank "Menatep", trat 1997 dem
Vereinigten Vorstand als Direktor der Direktion für
militär.-techn. Zusammenarbeit des Ölkonzerns "Jukos" bei u. wurde so ein
führender Mitarbeiter im Unternehmen s. Mikhail
Khodorkovskijs. 1999-2003 war er Präsident von
"Yukos Refining and Marketing". Im März 2003
genehmigte die Staatsversammlung Mordwiniens den
Vorschlag des wiedergewählten Staatsoberhaupts der
Republik s. Nikolaj Merkushkin, Bychkov als Vertreter
der Exekutive Mordwiniens mit
den Befugnissen eines Mitglieds des Föderationsrats
RF auszustatten –
an der Stelle von s. Leonid Nevzlin, der zu einem
anderen Job gewechselt hatte. Im Föderationsrat RF
war Bychkov
stv. Vorsitzender des Ausschusses für internationale
Angelegenheiten. Anfang Juli 2004 wurde er
angesichts der Verhaftung s. Mikhail Khodorkovskijs
zum Leiter der Stiftung "Offenes Russland" gewählt. Per Dekret
Nr. 146-UG vom
24. Nov. 2004 des
Oberhaupts der Republik Mordwinien wurden Bychkovs
Befugnisse als Mitglied des Föderationsrats RF
vorzeitig beendet.)
BYCHKOV, Sergej Sergeevich
II III
IV V
VI
VII
VIII IX
X
XI (1946-, sowjet. bzw.
russ. Schriftsteller, Dichter, Publizist,
Übersetzer, Kirchenhistoriker. Absolvent der Philolog. Fakultät
der MSU. Danach war er als Lehrer tätig, debütierte
als Dichter-Übersetzer u. beteiligte sich an der
Veröffentlichung der "Bibliothek der Weltliteratur
in 200 Bänden". 1. Dissertation 1992 in SPB, 2.
Dissertation 2002 an der Russ. Akademie für
Staatsdienst bzw. öffentl. Verwaltung, Kandidat der
Geschichtswissenschaften. Seit 1967 ist er
Gemeindemitglied der Kirche der Fürbitte der Hl.
Jungfrau Maria in Petrovskoe-Alabin im Moskauer
Gebiet, wo der Priester Aleksandr Men tätig gewesen
war. In der Pfarrei von Novaja Derevnja im Moskauer
Gebiet, wo Pater Men diente, beschäftigte sich
Bychkov ab Mitte der 70er Jahre mit der religiösen
Erziehung von Kindern. Im Rahmen seiner publizist.
u. journalist. Arbeit
engagierte er sich in
postsowjet. Zeit aktiv als Buchverleger, erstellte
u. veröffentlichte 8 Bände der angeblich 12
gesammelten Werke des russ. Denkers Georgij P. Fedotov. 1992/2002
wurde ein Band über das Leben russ. Heiliger
veröffentlicht. Der erste Aufsatzband zur Geschichte
der russ. Kirche erschien 1998, der zweite - "Bolschewiki gegen die russ. Kirche“
- 2006.
Bychkov sammelte u. veröffentlichte auch die Werke
des Priesters u. Menschenrechtsaktivisten Sergej A. Zheludkov. 2005
wurden nach seinen Drehbüchern zwei TV-Filme
produziert: "Die Tscheka gegen Patriarch Tikhon“ u. "Das
lebendige Wort von Pater Aleksandr Men“. 2007 wurde
im "1. Kanal" des russ. Staatsfernsehens der nach
Bychkovs Drehbuch gedrehte Film über den Fortgang
der Ermittlungen zum Mord an Priester Aleksandr Men
gezeigt.
Kritik u. Klagen: 2004
veröffentlichte die Philolog. Fakultät
der Staatsuniversität SPB eine
Artikelsammlung unter dem Titel "Die
Geschichte der Fälschung oder die
Geschichtsfälscher –
über die "wissenschaftliche“ Arbeit des
Journalisten Sergej Sergeevich Bychkov“,
in der Bychkov, auch als Hagiograph
bezeichnet, wegen Plagiaten, fehlender
Veröffentlichungen in gelisteten
Zeitschriften sowie wegen Verfahrens-
u.a. Verstössen kritisiert
wurde.
Ein gewisser s. Igor Ponkin, Doktor der
Rechtswissenschaften,
warf
Bychkov vor, „Hysterie
zu schüren, [Dinge] zu fälschen, auszuwechseln u. zu
manipulieren – dies seien typische Methoden Bychkovs
gegenüber der Kirche u. Kirchenaktivisten, die
verunglimpft u. auf jede
erdenkliche Weise diffamiert"
werden sollten.
Bychkovs „Veröffentlichungen
seien, wie es sich darstelle, einfach schlechte
Kopien der "Meisterwerke des antiorthodoxen Hasses“
eines E. Jaroslavskij, L. Trockij u. V. Uljanov-Lenin".
... /S. 187/.
Dem Publizisten s. Jakov Krotov zufolge
hielt Pater Men Bychkov für einen unbestrittenen
Informanten u. Denunzianten,
aber Men habe ihn als Menschen respektiert, der auch ein
spirituelles Leben habe.
Usw. Allerdings verdiene ein Denunziant, der
versucht, seine Sünde auf andere abzuwälzen, trotz
seines recht logischen Handelns dennoch eine
Zurückweisung. Usw. Bychkov hatte in den Feuilletons
des
Moskovskij
komsomolec viele Jahre lang gegen
Bischof s. Kirill /Gundjaev/ polemisiert, den er
als „Tabak-Metropoliten“ verschrie. Offenbar
fungierte Bychkov als Übersetzer der Schrift
"Segen für den Völkermord: Der Mythos der
weltweiten Verschwörung der Juden u. die
"Protokolle der Weisen von Zion“" des englischen
Historikers Norman Cohn, während
Krotov beansprucht, selbst der frühere
Übersetzer dieser Schrift zu sein.
Ein gewisser Pater Vladimir Nikiforov
/Feldman/, der Bychkov kannte, erinnerte sich, dass
„sein Ruf immer zweifelhaft war ...“. Diverse Gerichtsklagen
Bychkovs,
die er im
Zusammenhang mit seinen Veröffentlichungen
wiederholt einreichte, blieben im
allgemeinen
erfolglos.
So gewann etwa ein gewisser Erzpriester namens
s. Vsevolod Chaplin, der Bychkov der
Verleumdung beschuldigte, 2006 die von Bychkov
gegen ihn eingereichte Klage. 2008 gewann der
Religionswissenschaftler s. Roman Silantev
einen Prozess zum Schutz der Ehre u. Würde gegen
Bychkov.)
BYCHKOVA, Evdokija
Ivanovna II III IV V (1955-, sowjet. bzw. russ.
Ökonomin, Unternehmerin u. Politikerin. Absolventin
eines Wirtschaftsstudiums an der
Staatsuniversität Voronezh. Bis
1991 war sie Mitglied der
KPdSU. 2002
wurde sie Leiterin des Mineralwasserwerks "Zhivaja
Voda AG". 2006 wurde sie in den Abgeordnetenrat des
Gebiets Lipeck von der "Russ. Partei des Lebens"
gewählt, in dem sie Mitglied des Ausschusses für
Staatsstruktur u. lokale Selbstverwaltung wurde. Als
Abgeordnete des Gebietsrats ergriff sie die
Initiative zur Umsetzung des regionalen
Sozialprojekts "Kleinunternehmen für Landkinder“,
wodurch in den ländlichen Siedlungen des Gebiets 15
Spiel- u. Erholungskomplexe entstanden. Dann trat
sie der Wahlliste der Regionalgruppe Lipeck der
Dumapartei "Gerechtes Russland" bei. Bei
den Wahlen zur Staatsduma RF vom Dez. 2011 erhielt
die Regionalgruppe Lipeck ein Mandat. Nachdem der
Erstgewählte der Regionalliste auf sein Mandat
verzichtete, wurde infolge einer Umverteilung innerhalb der
Parteiliste das
frei gewordene
Mandat an Bychkova vergeben, die den 2. Platz der Liste
belegte,
sodass sie bis 2015 der 6. Staatsduma RF angehörte.
Danach war sie bis 2020 Mitglied des
Abgeordnetenrats der Stadt Lipeck. Mitglied des Rats
der regionalen Zweigstelle der "Union der
Industriellen u. Unternehmer Russlands",
Vizepräsidentin des regionalen "Klubs der
Geschäftsfrauen", Präsidentin des "Klubs der
Unterstützer der gesunden Lebensweise "Zhivaja
Voda".)
BJUTUKAEV, Aslan
Avgasarovich II (1974-2021,
gew. tschetschen. islamist. Terrorist,
Feldkommandant der nordkaukasischen Rebellen, der erst ab 2010
in Erscheinung trat u. auch
unter dem Spitznamen "Abubakar" u. dem Pseudonym
"Amir Khamzat" bekannt
wurde. Im Juli 2011
wurde er
zum "Naib",
d.h. Stv.,
des ehem. "Amirs" s. Doku Umarov
im westtschetschen.
"Vilayat
Nokhchijcho"
des
2007
gegründeten
"Kaukasus-Emirats" ernannt,
während s.
Khusein Gakaev, der den Osten anführte,
der
andere Naib wurde.
Kommandeur
des Südwestsektors u. des Selbstmordbataillons "Rijadus-Salikhin".
Im Jan. 2011 bildete
Bjutukaev den
20-jährigen s. Magomed Evloev in einem
Trainingslager für Selbstmordattentäter in der Nähe
des inguschischen Dorfs Ali-Kurt für die
Durchführung des Terroranschlags auf
dem Flughafen Domodedovo vom
selben Monat
aus. Nach Umarovs Tod im Sept. 2013 wurde
Bjutukaev
sein offizieller Nachfolger als "Amir" des "Vilayat
Nokhchijcho" u. schwor im April 2014 dem neuen
"Emir" des "Kaukasus-Emirats" s. Aliaskhab Kebekov
die Treue. Dann organisierte er den Angriff der Rebellen auf Groznyj
vom Dez. 2014. Im Juni 2015 schwor Bjutukaev
im Namen aller Rebellen des "Kaukasus-Emirats" in
Tschetschenien dem "IS"-Führer Abu Bakr al-Baghdadi die
Treue. Im Juli 2016 wurde Bjutukaev auf die
US-Sanktionsliste u. im Aug. auf diejenigen der EU
gesetzt. Nach der Ermordung s. Rustam
Asildarovs/Aselderovs wurde Bjutukaev
neuer "Amir" des "Vilayats Kaukasus" als Ableger
des "Islamischen Staats /IS/" im Nordkaukasus. Im
Jan. 2021 wurde Bjutukaev zusammen mit 5
Mitstreitern bei einer Sonderoperation durch Kräfte
des A.A. Kadyrov-Polizeiregiments am Rande des Dorfs
Katyr-Jurt in Tschetschenien getötet. Bei der lange
im voraus
„geplanten
Liquidierung" seines Feindes war offensichtlich
ausser s. Ramzan Kadyrov auch V. Putin persönlich
involviert, wobei er u. seine Leute für dieses
Verbrechen vom
„Oberkommandierenden"
V. Putin persönlich „beglückwünscht"
worden seien,
nachdem Kadyrov ihm Bericht erstattet hatte /II
III
IV
V
VI VII VIII/.)
Neuster Stand:
07.24 / 01.25 (28) Keine Garantie für Richtigkeit u.
Vollständigkeit der Angaben.
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