Putin-Lexikon
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PUTIN-LEXIKON:
BRISANTE AKTEURE DER PUTIN-ÄRA, DIE SCHLAGZEILEN ERZEUGTEN
Profiteure und Opfer des Putin-Regimes



Б4 (B4) (Br-Bul)       Überarbeitet und aktualisiert im Mai 2024


BRAUER, Dietrich II III IV V VI VII VIII (1983-, Theologe u. Kleriker mit russlanddt. Herkunft. Nach einem begonnenen Jurastudium studierte er evangelische Theologie am Theolog. Seminar der Evangelisch-lutherischen Kirche in Russland, der Ukraine, in Kasachstan u. Mittelasien ELKRAS in Novosaratovka bei St. Petersburg. Danach übernahm er zusammen mit seiner Frau, der Pfarrerin Tatjana Petrenko, eine Pfarrstelle in Gusev im Kaliningrader Gebiet, dem ehem. Ostpreussen. 2010 wurde er zum bischöflichen Visitator der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland ELKER bestimmt u. 2014 zum Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland ELKR gewählt. Nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krym veröffentlichte die ELKRAS Ukraine eine Erklärung des Amtierenden Erzbischofs der Evangel.-Luther. Kirche in Russland, in der Brauer seine grosse Sorge über die spannungsgeladene Situation zwischen den Brudervölkern Russlands u. der Ukraine" zum Ausdruck brachte. Wie so oft" seien „einfache Menschen Opfer der polit. Konflikte der obersten Gesellschaftsschichten". Es herrsche Schubladendenken, Meinungen würden radikalisiert, es gebe einen Nachrichtenkrieg". „Im Westen wie in Russland werde über die Lage in der Ukraine einseitig berichtet. Anstatt die wahren Gründe für die Krise in der Ukraine zu analysieren, werde in Stereotypen u. manchmal in den Kategorien des Kalten Krieges argumentiert". „Als Bürger der Russ. Föderation u. gemäss ihrer Gesetze haben wir die Entscheidungen" „der Bewohner der Krym nach einem Anschluss an Russland respektiert." Dennoch wurde Brauer im Feb. 2015 in der Peter-u.-Paulkirche in Moskau ins Amt feierlich eingeführt. Einige Monate später wurde er Mitglied des Rats für die Interaktion mit religiösen Vereinigungen beim Präsidenten RF. Kurz nach Ausbruch des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine übte Brauer in einer Predigt scharfe Kritik an der russ. Staatsführung u. verurteilte den Krieg. Er lehnte auch deren Aufforderung ab, den Krieg öffentlich gutzuheissen. Weil er dadurch Repressalien befürchtete, floh er im März 2022 mit seiner Familie nach Deutschland u. schied am 1. Juni 2022 aus dem Amt aus. Der Rücktritt wurde am 7. Juni von der Generalsynode anerkannt. Danach wurde die Bischofshierarchie der ELKR/ELKER mit Russen besetzt. Noch im selben Monat wurde ein gewisser Vladimir Provorov zum neuen Erzbischof der ELKR gewählt. Im Zuge dessen beschloss die Generalsynode der ELKRAS, den Titel eines emeritierten Erzbischofs einzuführen u. ihn an Brauer zu verleihen.)

BRECHALOV, Aleksandr Vladimirovich II III (1973-, russ. Staatspolitiker. Z.Zt. Oberhaupt der Republik Udmurtien. Absolvent des Krasnodarer Militärinstituts, benannt nach Armeegeneral S.M. Shtemenko, u. der nach O.E. Kutafin benannten Moskauer Staatl. Rechtsakademie. In den 1990er Jahren arbeitete er in der Privatwirtschaft als stv. Leiter in einer Garnison u. bis 2000 als Rechtsberater bei einem russ. TV-Sender u. bei der "Alfa-Bank". In den 2000er Jahren war er als Leiter der Rechtsabteilung einer anderen Bank sowie als Generaldirektor u. Präsident privater Firmen sowie als Vizepräsident einer Organisation kleiner u. mittlerer Unternehmen tätig. Nach Angaben des "Instituts für sozioökonomische u. polit. Forschung" belegte Brechalov im Ranking der vielversprechendsten öffentlichen Politiker 2014-16 den 1. u. 3. Platz. Seit 2013 Co-Vorsitzender des Zentralen Hauptquartiers der "Allruss. Volksfront", seit 2014 Mitglied des Vorstands des "Allruss. Zentrums für das Studium der öffentl. Meinung" VCIOM, 2014-17 Sekretär der Gesellschaftl. Kammer RF, seit 2015 Mitglied des Rats zur Korruptionsbekämpfung beim Präsidenten RF, seit 2016 Mitglied des Rats für strateg. Entwicklung u. vorrangige Projekte beim Präsidenten RF. U.a. 2014 überreichte er als Sekretär der Gesellschaftl. Kammer RF dem Präsidenten RF V. Putin den Jahresbericht über den Stand der Zivilgesellschaft in Russland. 2016 enthüllte das "Zentrum für Antikorruptionspolitik" der polit. Oppositionspartei "Jabloko" eine Kartellvereinbarung bei der Beschaffung der Gesellschaftskammer. Brechalov, ihr Sekretär, argumentierte, dass alle Käufe legal durchgeführt worden seien. 2017 bestätigte die Föderale Antimonopolbehörde FAS Anzeichen einer Kartellvereinbarung, wobei Brechalov erneut jegliche Verstösse bestritt. Der Bericht der Kammer über den Zustand der Menschenrechte in Russland für das Jahr 2015 wurde von einer auf Kleiderschneiderei spezialisierte Firma erstellt, während langjährige bekannte Menschenrechtsorganisationen wie die Moskauer Helsinki-Gruppe bei der Zusammenarbeit aussen vor blieben. Im Mai 2016 wurde auf der Website der Gesellschaftskammer RF ein Aufruf des Sekretärs A.V. Brechalov an die Bürger Russlands zugunsten der kremlnahen Dumapartei "Einiges Russland" bei den Vorwahlen veröffentlicht. Dabei versicherte Brechalov den Russen, dass sie bei den Vorwahlen „genau diejenigen wählen können, die sie als Kandidaten der Partei "Einiges Russland“ in ihrer Region für die bevorstehenden Wahlen sehen wollen“. Reden Brechalovs u.a. Mitglieder der Gesellschaftskammer zur Unterstützung von "Einiges Russland“ bei den Vorwahlen stiessen auf negative Reaktionen. Das ehem. Kammermitglied E. Lukjanov bezeichnete die Teilnahme von Mitgliedern der zentralen u. von regionalen Gesellschaftskammern beim Vorwahlkampf als illegal u. stellte fest, dass „Mitglieder der Gesellschaftskammer kein Recht haben, irgendeine Form der Unterstützung für polit. Parteien“ zu praktizieren. Art. 4 des Ethikkodexes verpflichtet in der Tat jedes Mitglied dieser Kammer, bei der Ausübung der ihm übertragenen Befugnisse "keine Form öffentl. Unterstützung für polit. Parteien zuzulassen". Nachdem Brechalov im April 2017 per Dekret des Präsidenten RF V. Putin zum amtierenden Oberhaupt der Republik Udmurtien ernannt wurde, wurde er bei den vorgezogenen Neuwahlen vom Sept. 2017 mit über 78% der Wählerstimmen zum neuen Präsidenten bzw. Oberhaupt der Republik Udmurtien gewählt. Bei der Amtseinführung legte er den Eid sowohl auf Russisch wie Udmurtisch ab, was ungewöhnlich war. Seither fand in Udmurtien offenbar keine Präsidentschaftswahl mehr statt. Im Juli 2020 wurde er auch Sekretär der Udmurt. Regionalabteilung der kremlnahen Dumapartei "Einiges Russland“. Sanktionen: Aufgrund seiner Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine wurde Brechalov 2023 von der Ukraine u. den USA sanktioniert, insbes. wegen "Einziehung von Bürgern zum Krieg in der Ukraine“. Das "Forum Freies Russland" führt Brechalov auf dessen sog. "Putin-Liste".)

BRILJOV, Sergej Borisovich II III IV Va Vb VIa VIb VII VIII IX Xspan XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI (1972-, prominenter staatsnaher russ. Journalist, TV-Moderator u. Dokumentarfilmer. Geboren in Kuba; seine Kindheit u. Jugend verbrachte er zwischen Moskau, Ecuador u. Uruguay. Absolvent des MGIMO im Fach internationaler Journalismus, Kurse bei der BBC in Grossbritannien u. der United States Agency for International Development USAID. In den 1990er Jahren arbeitete er als Praktikant bei der Zeitung Komsomolskaja pravda, in Uruguay schrieb er Beiträge für zwei Lokalzeitungen u. war Co-Autor einer TV-Sendung, weshalb er perfekt Spanisch spricht. Dann wurde er Sonderkorrespondent der Moscow News u. Moskau-Korrespondent einer uruguayischen u. argentin. Zeitung sowie Lateinamerika-Experte der Staatsduma RF. Seit 1995 arbeitete er für den TV-Sender "Rossija" u. war Sonderkorrespondent für "Vesti", bis 2001 Leiter des Londoner Büros. Im Sept. 2001 wurde er nach einem Angebot des Vorsitzenden der "Allruss. Staatl. TV- u. Rundfunkgesellschaft" VGTRK s. Oleg Dobrodeev Moderator der Sendung "Vesti“ in Moskau. Die erste Sendung mit ihm als Moderator wurde am 11. Sept. 2001, am Tag der Terroranschläge in den USA, ausgestrahlt. 2008-22 war er Moderator der Abend-, Wochen- u. Samstagssendungen von "Vesti". Ansonsten moderierte er noch einige weitere Sendungen, z.B. den "Direkten Draht mit dem Präsidenten RF V. Putin“ /2001-7/. Er kommentierte die Amtseinführungen der Präsidenten RF der Jahre 2004, 2008, 2012 u. 2018 zusammen mit s. Ekaterina Andreeva live im "1. Kanal", auf "Rossija", "TVC" u.a. Am 9. Mai 2005 kommentierte er auch die Live-Übertragung der Militärparade auf dem Roten Platz zusammen mit s. Ekaterina Andreeva u.a. im "1. Kanal" u. auf "Rossija". 2012-18 nahm er an den jährlichen "Gesprächen mit s. Dmitrij Medvedev“ /II/ teil. Er war Vizedirektor der "VGTRK" für Sonderinformationsprojekte, machte Dokumentarfilme u. war bis Feb. 2022 Leiter u. Moderator der Sendung "Vesti am Samstag" von "Rossija-1". Nach Beginn des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine gab Briljov am 22. Juli 2022 seinen Rücktritt von der Führung der "VGTRK" bekannt. Wie er auf seiner Facebook-Seite etwas rätselhaft festhielt, was von Kommersant zitiert wurde, habe er „einen Schlussstrich unter die Zeit gezogen“, in der er „keinen Grund hatte, den Titel des stv. Direktors des Senders zu tragen“. Er wolle sich nun auf Dokumentarfilme u. Sonderberichte konzentrieren. Ein Bsp. ist ein Film über die Wasserscheiden der Welt. Wie die Zeitung in ihrem Artikel ferner schrieb, sei Briljov nach seiner letzten Sendung auf "Rossija-1" nach Lateinamerika gereist, um Dutzende Reportagen u. mehrere Minifilme zu drehen. Danach sollte er sich in Moskau einer „sehr ernsten Operation" unbekannter Art unterziehen, wie er an einer Pressekonferenz in Volgograd sagte. An der dortigen Staatsuniversität sei er offenbar im Zusammehang mit einem Filmprojekt über die Schlacht von Stalingrad im 2. WK zum Ehrenprofessor ernannt worden, hiess es. Briljov, der "Gazprom-Media"-Direktor Aleksandr Sharov u. die Agentur "Rossija Segodnja" gerieten Ende März 2022 unter britische Sanktionen /s. unten/. Seit Sept. 2022 leitet Briljov das "Autorenprogramm von Sergej Briljov“. Als Präsident der Vereinigung" Globale Energie" engagiert er sich in diesem Themenbereich /II III IV V VI VII VIII IX/.
Würdigung: Einer der Hauptbereiche der beruflichen Tätigkeit Briljovs al TV-Journalist sind exklusive Interviews mit "Spitzenbeamten“, d.h. Präsidenten, Premierministern u. Aussenministern. Von George W. Bush, Barack Obama, Henry Kissinger, Tony Blair, Boris Johnson, Chinas Präsident Xi, Valéry Giscard d'Éstaing, Nicolas Sarkozy u. Emmanuel Macron bis V. Putin, Dmitrij Medvedev, Evgenij Primakov, Sergej Lavrov u. Aleksandr Lukashenko hatte Briljov alle wichtigen Politiker seiner Zeit interviewt.
Ausser berühmten Politikern u. Geschäftsleuten nahmen an Briljovs Sendungen regelmässig auch prominente öffentl. Persönlichkeiten wie die Menschenrechtsaktivistin s. Ljudmila Alekseeva teil. Nach der Meldung der Ermordung des oppositionellen Politikers s. Boris Nemcov vom Ende Feb. 2015 in Moskau änderte Briljov das Sendeprogramm spontan u. lud Nemcovs enge Freundin u. Mitarbeiterin s. Irina Khakamada in die Live-Übertragung ein. Während den Sendungen, in denen er auftrat, scheute er sich nicht, heikle Themen anzusprechen, so das umstrittene russ.-amerikan. Abkommen über die Adoption von Kindern oder die Probleme rund um das "Gogol-Zentrum" u. Regisseur s. Kirill Serebrennikov im Veruntreuungsfall im "7. Studio" von 2017. Briljov war der erste Journalist, der Putin nach den Identitäten Aleksandr Petrovs u. Ruslan Boshirovs fragte, die von den britischen Behörden verdächtigt wurden, im März 2018 in Salisbury, England, einen Giftanschlag auf s. Sergej Skripal u. seine Tochter Julija begangen zu haben. Zu Briljovs häufigen Themen gehör/t/en ferner Berichte aus dem Hauptquartier des Auslandsgeheimdienstes RF u. Interviews mit aktuellen Mitarbeitern u. Veteranen illegaler Geheimdienste. Dazu gehör/t/en SVR-Direktor s. Sergej Naryshkin u. diverse SVR-Veteranen. Als Kandidat /Dr./ der Geschichtswissenschaften arbeitete Briljov aktiv mit britischen Historikern u. Archivaren zusammen u. verfasste gemeinsam mit dem brit. Historiker Bernard O'Connor ein Buch über illegale Geheimdienste, das 2019 erschien, oder machte eine Reihe von Videos über unbekannte Details u. Versionen des Mordes an der Zarenfamilie.
Laut TV-Kritikerin s. Irina Petrovskaja verfüge Briljov von Natur aus über eine intelligente Art, TV-Programme zu gestalten, wobei er auf die für den TV-Sender "Rossija" charakteristische Grobheit u. auf offene Verzerrungen der Informationen verzichtet u. die Strategie der "Propaganda-Light" gewählt habe. Von Experten wie I.A. Malceva wurde Briljov zu den modernen russ. Journalisten gezählt, die die Emotionen ihrer Zuschauer am effektivsten ansprechen. Insbes. wurde auf die Intelligenz des TV-Moderators bei der Präsentation von Informationen hingeweisen, die Zuschauer anziehe, u. auf seine Fähigkeit, Interviews zu führen. Dabei hiess es, Briljov werte das Geschehen behutsam u. zurückhaltend aus, gebe dem Zuschauer selbst mehr Raum zum Nachdenken, ohne ihm seine Meinung aufzuzwingen, versorge den Adressaten aber gleichzeitig mit einer Fülle an Informationen. In der Studie einer anderen Autorin, E.M. Krizhanovskaja, die die Merkmale der polit. Interviews des Moderators untersuchte, wurde betont, dass diese sich durch eine freundliche, wohlwollende Atmosphäre u. einen konstruktiven, sachlichen Ton über aktuelle Themen der russ. Politik auszeichneten ..., wobei der Moderator selbst nicht versuche, das Gespräch mit seiner eigenen Argumentation zu dominieren. Usw.
Kritik: Eine Besonderheit der TV-Programme Briljovs war natürlich das Fehlen jeglicher Kritik an Präsident RF V. Putin, wie dies im Journalismus in Russland Sitte ist, obwohl er sich gleichzeitig erlaubte, sich negativ über die Regierung RF, die Staatsduma RF usw. zu äussern. Ausgeklammert blieben freilich auch alle quasi unantastbaren Bosse, Amigos u. Oligarchen im Umkreis Putins, deren Machenschaften u. Reichtümer etwa von s. Aleksej Navalnyj u. seinen Mitarbeitern untersucht wurden. Der hochkriminelle Charakter des Putin-Regimes, das zunehmend die Form einer brutalen Diktatur eines einzelnen wahnsinnigen Politikers annahm, deren medialer Handlanger auch ein intelligenter, westlich aufgeklärter u. gut informierter Journalist wie Briljov wurde, blieb in den vom Staat streng kontrollierten Medien somit unangesprochen. Kritische Journalisten warfen Briljov vor, wichtige Informationen verborgen zu haben, z.B. im Fall der Proteste gegen die unpopuläre Rentenreform. Auch die kritische Aufarbeitung der COVID-Krise in Russland, die Tausenden Bürgern das Leben kostete, u. zahlreiche andere aktuelle u. heikle Themen schienen nicht zu seinen Prioritäten zu gehören, da sie im Staate Putins tabuisiert waren. Für Aleksej Navalnyj war Briljov nichts anderes als einer der wichtigsten "Putin-Propagandisten"; dieser zentrale russ. TV-Journalist habe in der TV-Sendung "Vesti am Samstag" wichtige Protest-Ereignisse in Moskau u. Inguschetien unthematisiert belassen oder über die Veröffentlichung neuer Beweise für die Beteiligung von GRU-Beamten an der Vergiftung s. Sergej Skripals nicht berichtet, während er etwa einen langen Boulevard-Bericht über Meghan Markle bevorzugte. Laut dem Journalisten s. Oleg Kashin sei Briljov dennoch „der wichtigste Liberale im Staatsfernsehen“. Die gleiche Meinung teil/t/en auch andere.
Politisch unterstützt/e Briljov V. Putin, den er - etwas voreilig u. wohl irrtümlich - als den "einzigen Liberalen des Systems des Landes" bezeichnete. Gleichzeitig äusserte er sich negativ über die polit. Oppositionspartei "Jabloko", für die er seit 1993 gestimmt hatte, sowie über bedeutende russ. Oppositionspolitiker wie s. Mikhail Kasjanov, s. Eduard Limonov oder s. Garry Kasparov, die er für seine polit. Gegner hält. Dennoch nahmen solche Politiker, darunter Kasjanov, Limonov, Boris Nemcov, Irina Khakamada, aber auch s. Grigorij Javlinskij, s. Gennadij Zjuganov, s. Mikhail Prokhorov, s. Vladimir Ryshkov u.a. wiederholt an Briljovs TV-Sendungen teil.
Kontroverse um GB-Vermögenswerte u. -Staatsbürgerschaft: Im Nov. 2018 veröffentlichte Aleksej Navalnyj in einem Videoblog eine Recherche seiner Anti-Korruptions-Stiftung FBK, die Briljov gewidmet war. Nach den in den Medien häufig zitierten Recherchedetails standen die Namen Briljovs u. seiner Frau Irina 2001 auf der Wählerliste des Londoner Stadtteils Notting Hill, wo sie in diesen Jahren Wohnungen gemietet haben sollen. Seit 2016 besitzt oder besass Briljovs Frau im wohlhabenden Londoner Stadtteil Chiswick
eine Wohnung im Wert von 700 Tsd. Pfund /66 Mln. Rubel/, die ohne Kredite u. Hypotheken erworben worden sein soll. Die Recherche machte auch erstmals bekannt, dass Briljov die brit. Staatsbürgerschaft besitzen soll, die er nach 6-jährigem Aufenthalt u. Arbeiten in GB /1995-2001/ als Angestellter von "Vesti"  erworben haben soll. Briljov konnte oder wollte sich auf Anfrage eines "RBK"-Korrespondenten zu den Informationen über seine brit. Staatsbürgerschaft, die auch das Wahlrecht enthalten soll, nicht äussern, da er noch keine Gelegenheit gehabt habe, sich mit den veröffentlichten Materialien vertraut zu machen. Irina Briljova erklärte einem Korrespondenten von TV-"Dozhd", dass weder sie noch ihr Mann in GB Immobilien gekauft hätten, u. dass sie, Briljova, die Staatsbürgerschaft dieses Landes nicht besitze. Noch im gleichen Monat bestätigte Briljov selbst in Facebook jedoch, dass er die brit. Staatsbürgerschaft u. Immobilien in London besitze, u. erklärte, dass er diese Tatsachen vor den Finanz- u. Steuerbehörden Grossbritanniens nicht verheimlicht u. auch nicht gegen russ. Gesetze verstossen habe. Offiziell äusserte er sich in der Presse aber nie über seine brit. Staatsangehörigkeit. TV-Experten fielen die häufigen Reisen Briljovs nach GB zu Lasten des Budgets des russ. Staatsfernsehens auf. Ausserdem wurde noch darauf hingewiesen, dass Personen mit ausländ. u. doppelter Staatsbürgerschaft nach dem russ. Gesetz nicht Mitglieder eines Öffentl. Rats des Innen- oder Verteidigungsministeriums RF sein könnten, denen Briljov angehörte. Diese Beschränkung ergebe sich aus dem Dekret des Präsidenten RF Nr. 842 vom 4. Aug. 2006 u. aus den entsprechenden gültigen Bundesgsetzen. Meduza stellte fest, dass Briljov also illegal diesen Öffentl. Räten beigetreten sei. Während Navalnyj Ende Nov. 2018  den Verteidigungsminister RF s. Sergej Shojgu aufforderte, Briljov aus dem Öffentl. Rat auszuschliessen, schlug der bekannte TV-Moderator s. Vladimir Pozner vor, Briljov solle seinen brit. Pass abgeben, um das Ansehen des russ. Staatsfernsehens nicht zu beschädigen; Briljov lehnte dies jedoch ab. Kreml-Pressesprecher s. Dmitrij Peskov reagierte Anfang Dez. 2018 mit der Ankündigung, dass Briljov aus diesen Gründen den Öffentl. Rat des Verteidigungsministeriums RF wahrscheinlich verlassen müsse, obwohl diese Frage von den zuständigen Ministern zu entscheiden sei. Es sei aber möglich, dass er gegen die geltenden Vorschriften über Öffentliche Räte verstossen habe. Dem fügte der Kremlsprecher hinzu, dass es keinen Widerspruch darin gebe, die brit. Staatsbürgerschaft zu besitzen u. gleichzeitigf ein wahrer Patriot Russlands" zu sein. Bei dieser Gelegenheit wurde Briljov von ihm in hohen Tönen gelobt, ein Statement, das sicher auch die Meinung des Kremls widergab. Seiner Meinung nach habe Briljov „viel für das Land getan u. tut dies auch weiterhin", er sei ein sehr talentierter Journalist, Analyst u. eine Art Persönlichkeit des öffentl. Lebens." Der stv. Vorsitzende des Öffentl. Rats des Verteidigungsministeriums RF Aleksandr Kanshin stellte klar, dass Briljov trotz seiner Mitgliedschaft an keiner Sitzung des Rats teilgenommen habe, u. Pavel Gusev, der Vorsitzende des Rats, selbst sagte, dass er kein Problem in Briljovs Ratsangehörigkeit sehe, da die Existenz der russ. Staatsbürgerschaft des Mitglieds entscheidend sei. Dennoch wurde Briljov im Jan. 2019 auf Beschluss des Verteidigungsministers RF aus dem Öffentl. Rat seines Ministeriums entfernt. In dieser Hinsicht ist oder war Briljov kein Einzelfall: So war z.B. die russ. Menschenrechtsaktivistin s. Ljudmila Alekseeva, die ausser der russ. Staatsbürgerschaft auch die US-Staatsbürgerschaft besass, Mitglied des Rats des Präsidenten RF für die Entwicklung der Zivilgesellschaft u. der Menschenrechte seit mehr als 16 Jahren bis zu ihrem Tod gewesen, u. wie Briljov war sie auch Mitglied des Öffentl. Rats des Innenministeriums RF gewesen.
Sanktionen:
Nach Ausbruch des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine setzte das Aussenministerium des Vereinigten Königreichs Ende März 2022 14 Personen u. Organisationen auf die Sanktionsliste, die "die russ. Propaganda u. staatl. Medien vertreten, die Lügen u. Täuschungen über Putins illegale Invasion in der Ukraine verbreiten“. Auch Sergej Briljov landete auf dieser Liste. Zuvor übten die brit. Regierungsminister Druck auf die brit. Behörden aus, Sanktionen gegen Briljov zu verhängen. Der Labour-Abgeordnete Steven Kinnock forderte das Innenministerium auf, "Massnahmen zu ergreifen, um ihm die brit. Staatsbürgerschaft zu entziehen, ihm die Einreise nach GB zu verbieten u. sein brit. Vermögen einzufrieren“. Zur Begründung sagte Kinnock: „Mir scheint, dass es klare Beweise dafür gibt, dass Sergej Briljov ein Propagandist des Kremls ist u. eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Putins barbarischem Krieg in der Ukraine spielt.“ Später wurde der Journalist aus ähnlichen Gründen auf die Sanktionslisten der Ukraine, Australiens u. Kanadas gesetzt, weil er an der Verbreitung russ. Desinformation u. Propaganda beteiligt gewesen sein soll. Von Kritkern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies" Russland, das die sog. "Putin-Liste" führt, wird Briljov ausser Propaganda zu Gunsten Putins auch Korruption vorgeworfen.)

BROVKO, Anatollij Grigorevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII (1966-, russ. Staatspolitiker, ehem. Leiter der Verwaltung des Gebiets Volgograd. In den 1990er Jahren arbeitete Brovko, der aus dem Gebiet Dnepropetrovsk in der Ukraine stammt u. die Polytechnische Hochschule Doneck absolvierte, als Ökonom bei einer Produktions- u. Handelsgesellschaft in Moskau, als Hauptbuchhalter einer Ölproduktionsfirma in Moskau, als stv. Generaldirektor für Wirtschaft u. Finanzen der Kuznecker Eisen- u. Stahlwerke u. als Leiter des Rohrwerks von Volzhskij im Volgograder Gebiet, das zum besten der Branche wurde. 2002-3 leitete er gleichzeitig das Hüttenwerk von Taganrog. 2003 wurde er zum stv. Generaldirektor der Röhren- u. Metallurg. Gesellschaft TMK ernannt. 2004-5 war er Generaldirektor der Metallurgiefabrik "Kolchugcvetmet" in Kolchugino, Gebiet Vladimir. Ab Okt. 2005 leitete er die gemeinnützige "Agentur für Investitionen u. Entwicklung" des Volgograder Gebiets.
Politik: Im Sept. 2006 wurde Brovko zum stv. Leiter der Gebietsverwaltung Volgograd, zuständig für Investitionen u. Handel,
unter KPRF-Gouverneur Nikolaj Maksjuta ernannt. Anfang Juli 2009 wurde Brovko zum stv. Leiter der Verwaltung des Volgograder Gebiets, zuständig für Unternehmertum, Industrie u. Handel, ernannt. Gleichzeitig leitete er einen Venture-Fonds im Gebiet Volgograd. Aus dem Fonds wurden 140 Mln. Rubel gestohlen, weswegen ein Strafverfahren eingeleitet wurde. Im Dez. 2009 wurde die Kandidatur Brovkos nach Ende der langen Amtszeit Maksjutas u. durch Vorschlag des Präsidenten RF s. Dmitrij Medvedev von der Gebietsduma als neuer Leiter der Verwaltung des Volgograder Gebiets von der kremlnahen Dumapartei "Einiges Russland" bestätigt. Das Amt wurde von ihm im Jan. 2010 übernommen. Brovkos Ernennung als neuer /3./ Gouverneur des Gebiets Volgograd wurde von führenden Politikern verschiedener Parteien wie "Gerechtes Russland" u. LDPR unterstützt. Einzig die 1. Sekretärin des Volgograder Gebietskomitees der KPRF, Alevtina Aparina, Abgeordnete der Staatsduma RF, widersetzte sich der Kandidatur Brovkos. Im Allgemeinen reagierten verschiedene polit. Kräfte im Gebiet aber positiv auf die Person Anatolij Brovkos. Er sollte in seinem Gebiet positive Veränderungen herbeiführen, wobei solche gleichzeitig auch von s. Roman Grebennikov, dem Oberhaupt/Bürgermeister der Stadt Volgograd, hoffnungsvoll erwartet wurden. Brovko wurde in die Liste der "Ersten 100" der Reserve für Führungskräfte Russlands mit hohem Potenzial aufgenommen, ein Programm, das Präsident RF Medvedev im Juli 2008 angekündigt hatte. Im 2. Halbjahr 2010 war Brovko Mitglied des Präsidiums des Staatsrats RF. Brovko förderte auf jede erdenkliche Weise die Idee, ein nationalpatriot. Zentrum mit dem Namen "Pobeda" als "allruss. Zentrum der patriot. Bildung u. Bewahrung des geistigen u. kulturellen Erbes" zu schaffen. Es war geplant, 90,7 Mrd. Rubel in das Projekt zu investieren. Aber die endgültige Entscheidung auf föderaler Ebene wurde noch nicht getroffen. Es gab eine Meinung in der Gesellschaft, dass dieses Projekt nur dem Zweck des Diebstahls von Budgetgeldern dient. Bei einem Treffen mit dem damaligen russ. MP V. Putin im März 2010 sagte Brovko, dass die Höhe der Investitionen in Anlagevermögen im Gebiet 2010 auf 110 Mrd. Rubel gestiegen sei, im Vergleich zu 72 Mrd. Rubel im Jahr zuvor. Laut "Volgogradstat" belief sich die Zahl für 2010 aber auf 74 Mrd. Rubel. Im März 2011 veröffentlichte s. Sergej Mironov von der linkskonservativen Dumapartei "Gerechtes Russland" in seinem Blog Daten aus Umfragen der Stiftung "Öffentl. Meinung" zur Bewertung der Oberhäupter/Gouverneure der Gebiete der RF durch die Bevölkerung. In Bezug auf das Vertrauen erreichte Anatolij Brovko im Feb. 2011 im Vergleich zum Nov. 2010 das fünftbeste Ergebnis - aber seine Bewertung war um 13,5% gesunken. Die Amtszeit Brovkos als Gouverneur des Volgograder Gebiets war v.a. von umstrittenen Personalentscheidungen in seiner Verwaltung, eigenmächtigem Vorgehen, einigen gravierenden Kriminalfällen, mit denen er es als Leiter der Verwaltung zu tun bekam, u. nicht zuletzt vom schweren Konflikt mit seinem Rivalen Roman Grebennikov, den er als Stadtoberhaupt von Volgograd absetzen liess, gekennzeichnet. Einige Beispiele. Im März 2011 trat der Vizegouverneur für Innenpolitik, Fjodor Shcherbakov, freiwillig zurück, nachdem gegen ihn ein Strafverfahren wegen Unterschlagung von Haushaltsmitteln während der Feierlichkeiten zum Tag des Sieges 2010 eingeleitet wurde. Laut Experten war Shcherbakov eine der einflussreichsten Persönlichkeiten in der Gebietsverwaltung gewesen. Ende April wurde Oleg Matvejchev zum Vizegouverneur für Innen- u. Informationspolitik ernannt. Experten führten die Ernennung dieses Mannes, der für seine harte Haltung gegenüber der polit. Opposition bekannt war, auf die bevorstehenden Wahlen zur Staatsduma RF, die sinkenden Beliebtheitswerte von "Einiges Russland" u. die schwierige Situation auf dem polit. Parkett im Volgograder Gebiet zurück. Eine Quelle aus der Führung von "Einiges Russland" gab gegenüber dem Korrespondenten der The Moscow Post eine Erklärung ab, laut welcher „die Partei überrascht" sei, „dass der Gouverneur des Volgograder Gebiets, Brovko, eine solche Person wie Matvejchev zu seinem Stv. für Innenpolitik ernannt hat". Kurz nach dieser Ernennung kündigte Brovko an, dass er die Kandidatenliste des Volgograder Gebiets für "Einiges Russland" bei den Wahlen zur Staatsduma RF persönlich anführen werde, obwohl Mitte Juli bekannt wurde, dass die Liste vom 1. stv. MP RF s. Viktor Zubkov angeführt werden sollte. Einige Experten sahen in diesem Schritt die letzte Möglichkeit, die Einstellung der Bevölkerung des Volgograder Gebiets gegenüber der angeschlagenen Partei noch irgendwie zu retten. Laut dem Index der sozioökonom. Lage wurde im Jan.-März 2011 ein bedeutender Rückgang von 89% im Gebiet Volgograd verzeichnet. Anfang Juli 2011 eröffnete das Ermittlungskomitee RF für den Föderationskreis Nordkaukasus ein Strafverfahren gegen Roman Sozarukov, Leiter der Abteilung für Innen- u. Informationspolitik des Büros des Gouverneurs des Volgograder Gebiets nach Art. 159 Teil 4 StGB RF wegen "Betrugs in besonders grossem Umfang" u. nach Art. 289 wegen "illegaler Teilnahme an geschäftl. Aktivitäten". Später stellte sich heraus, dass Sozarukov bereits 2003 zusammen mit seiner Ehefrau wegen Veruntreuung, Urkundenfälschung u. Machtmissbrauchs angeklagt worden war, wobei diese Tatbestände vor Gericht vollständig bewiesen wurden. Dies verhinderte jedoch nicht, dass Sozarukov eine neue Anstellung in der Verwaltung des Volgograder Gebiets erhielt, während seine Frau Leiterin der Kontrollabteilung der Volgograder Verwaltung im Team von Sergej Sokolov wurde. Zudem ernannte Brovko im Juli 2011 per Dekret Roman Sozarukov in die neue Wahlkommission des Volgograder Gebiets. Zwar wurde er wieder entlassen, aber bald sollte er eine neue Stellung einnehmen diejenige eines Beraters des Gouverneurs des Volgograder Gebiets. Experten zufolge war es Sozarukov gewesen, der eine oder die entscheidende Rolle bei der Absetzung Roman Grebennikovs vom Posten des Stadtoberhaupts von Volgograd spielte. Ebenfalls wurde im Juli ein Strafverfahren gegen einen Mitarbeiter des Komitees für Jugendangelegenheiten der Verwaltung des Volgograder Gebiets u. 2 seiner Komplizen wegen Unterschlagung von 4 Mln. Rubel aus dem Haushalt nach Art. 159 StGB RF wegen "Betrugs durch eine Gruppe von Personen nach vorheriger Vereinbarung über den Umfang" eingeleitet. Im Gespräch mit einem Kommersant-Korrespondenten sagte ein Beamter der Volgograder Verwaltung, dass „all diese Aufsehen erregenden Kriminalfälle u. Verhaftungen darauf hindeuten, dass Brovkos Beziehungen zu den örtlichen Machtleuten, insbes. zum Ermittlungskomitee, wahrscheinlich nicht klappten. In der Regel versuchten die Gebietsleiter bei ihrem Amtsantritt, entweder deren Unterstützung zu gewinnen oder ihre Positionen mit loyalen Personen zu besetzen". Brovko sei dies offenbar nicht gelungen. Ende Sept. 2011 wurde Vladimir Vasin, Vorsitzender des Komitees für Jugendangelegenheiten der Verwaltung des Volgograder Gebiets, wegen des Verdachts der Begehung der Straftat des "Amtsmissbrauchs" nach Art. 285 StGB RF festgenommen. Im Okt. 2011 hielt Präsident RF Medvedev ein Treffen mit bevollmächtigten Vertretern in den föderalen Kreisen über die Situation im Wohnungswesen u. bei den kommunalen Dienstleistungen im Zusammenhang mit dem Beginn der Heizperiode ab. Dort zitierte der Präsident Daten des Ministeriums für regionale Entwicklung RF über die Regionen mit dem niedrigsten Stand der diesbezügl. Lage u. nannte dabei das Gebiet Volgograd als Aussenseiter in 6 von 8 Bereichen. Infolge des rapiden Absturzes des Ratings gehörte Anatolij Brovko Anfang Okt. 2011 zu den 7 Gebietschefs, bei denen die Wahrscheinlichkeit ihres baldigen Rücktritts von "RBK"-Experten als am höchsten eingeschätzt wurde. Obwohl in Brovko grosse Hoffnungen als Verwaltungsreformer gesetzt wurden, schien er den Herausforderungen seines Amts nicht gewachsen zu sein. Eine Reihe unglücklicher Personalentscheide in seiner Verwaltung, sein Unvermögen, sich die Loyalität der ansässigen Behörden zu sichern u. einige schwerwiegende Kriminalfälle, mit denen er es als Gouverneur des Volgograder Gebiets zu tun bekam, u. v.a. der schwere Konflikt mit seinem Rivalen Roman Grebennikov führten dazu, dass er nach zweijähriger Amtszeit u. nach umstrittenen Wahlen im Jan. 2012 von seinem Posten zurücktrat. Laut einer Pressemeldung vom Sept. 2018 habe Anatolij Brovko die Staatsbürgerschaft Montenegros erhalten, wo er auch lebe u. im Handel u. der Vermietung von Immbilien tätig sei.)

BROVKO, Vasillij Jurevich II III IV V VI VII (1987-, russ. Politologe, Unternehmer, Medienmanager, Produzent, IT-Projektleiter. Absolvent der Fakultät für Politikwissenschaft der Philosophischen Fakultät der MGU.W ährend seines Studiums machte er ein Jugendmagazin, übernahm 2006 die Position des Produzenten der Politik- u. Unterhaltungsblöcke des TV-Senders "O2TV" u. wechselte 2007 zu Radio "Majak". Im Jan. 2008 gründete er die PR-Agentur "Apostol“, deren CEO er wurde. Im Sept. 2008 startete er zusammen mit den Journalisten s. Andrej Kolesnikov vom Kreml-Pool u. s. Tina Kandelaki das Projekt "Unrealistische Politik“ im Internet die entsprechende Sendung wurde von über 5 Mln. Menschen gesehen , woraufhin die Rechte an diesem Projekt vom TV-Sender "REN" erworben wurden. Nach 4 Ausgaben der Sendung verliess er zusammen mit der an der Produktion beteiligten Firma "Apostol" das Projekt. Ende 2008 startete er den Internetsender "Post TV", in dem Programme mit bekannten Autoren wie s. Zakhar Prilepin, s. Dmitrij Glukhovsky u.a. gesendet wurden. Daneben organisierte er Anlässe mit bekannten Medienleuten wie s. Ksenija Sobchak u. s. Margarita Simonjan wie auch mit schillernden Kremlfiguren wie s. Vladislav Surkov. 2009 wurde Brovko Generaldirektor des sozialen Nischennetzwerks für Vertreter der Modebranche "Face.ru“ u. war 2009-12 Co-Produzent der Sendung "Infomania“, die die Firma "Apostol" für den TV-Sender "STS" produzierte. 2010 erhielt das Programm einen "TEFI“-Sonderpreis für ein Experiment im Bereich der Konvergenz von TV u. Internet. 2011 war Brovko als Teil der Geschäftsleitung der "Apostol Media Holding" an der Produktion der wöchentl. Sendung "Moskau 24/7“ über "das Leben der einfachen Moskauer“ für den Sender "TV Centr" beteiligt, wobei das Programm für den "TEFI"-Preis nominiert wurde. Im März desselben Jahres gründete Brovko zusammen mit Tina Kandelaki die Investmentgesellschaft "AM-Invest", die Internet-Startups finanzierte, Software entwickelte u. pädagog. Computerprogramme für Schulen erstellte, u. wurde deren CEO. 2011-12 lancierten er u. Kandelaki das nationale Bildungsprojekt "Kluge Schule“, das u.a. das Webprojekt "Smart-school.rf“ umfasste, das eine offene Diskussionsplattform für den Meinungsaustausch über Probleme des Bildungssystems zur Verfügung stellen sollte, von dem auch Regierungsbehörden profitieren sollten. Im Nov. 2011 erhielt das Portal den "Runet"-Preis in der Kategorie Wissenschaft u. Bildung.
Bei "Rostec": 2012-13 leitete Brovko die PR-Förderung des berüchtigten Staatskonzerns "Rostec" in Russland u. im Ausland. "Rostec" ist ein zentrales Unternehmen des russ. militär.-industriellen Komplexes. Unter seiner Führung wurden dort eine Reihe von Projekten umgesetzt u. eine neue Multimedia-Website des Unternehmens aufgeschaltet. Im Dez. 2013 verliess Brovko "Apostol", leitete bei "Rostec" den Kommunikationsdienst  u. wurde 2015 zum Direktor für Kommunikation, IT u. strateg. Forschung ernannt. In dieser Position führte er Arbeiten zur Änderung der IT-Funktion im Unternehmen durch, einschliesslich der Einführung eines einheitlichen Informations- u. Analysesystems, u. beteiligte sich als Teil des Projektteams auch an der Entwicklung u. Integration der ehrgeizigen "Rostec"-Strategie 2025, die u.a. ein jährliches Umsatzwachstum von 17% vorsah. 2016 wurde ihm die eigens geschaffene Position des Direktors für besondere Aufgaben zur "Umsetzung von Sonderprojekten in verschiedenen Branchen“ übertragen. Seit 2017 überwacht Brovko die Aktivitäten der "Rostec" im Zusammenhang mit der Umsetzung des nationalen Programms "Digitale Wirtschaft“. Er ist verantwortlich für die Ausarbeitung einer Roadmap für die Entwicklung von 5G im Rahmen einer Vereinbarung zwischen der Regierung RF, "Rostec" u. "Rostelekom" u. ist Co-Vorsitzender des 5G-Architekturrats, der für die Umsetzung dieser Vereinbarung gegründet wurde.
2016 wurde Brovko zum Vorstandsvorsitzenden des "Nationalen Informatik-Zentrums" NCI gewählt. Ausserdem wurde er
Vorstandsvorsitzender der Fabrik "Oktava" in Tula, die Mikrofone herstellt u. seit 2017 direkt vom Staatskonzern "Rostec" kontrolliert wird. Ferner leitete er ein Projekt zur Schaffung einer globalen IKT-Infrastruktur im Rahmen der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland u. ein Projekt zur Errichtung eines einheitlichen staatl. Gesundheitsinformationssystems. Er war auch Vorstandsvorsitzender von "NtechLab", einem auf Lösungen im Bereich neuronaler Netze spezialisierten Unternehmen, das die Gesichtserkennungstechnologie "FindFace" entwickelte, u. der Firma "Spectrum", eines Anbieters inländ. High-Tech-Telekommunikationslösungen im Bereich Mobilfunk der 4., 5. u. folgenden Generationen. Im Feb. 2023 wurde Brovko per Dekret des Präsidenten RF V. Putin mit dem "Orden der Freundschaft" für seinen "grossen Beitrag zur Stärkung der russ. Staatlichkeit, für aktive gesellschaftl. Tätigkeit u. langjährige gewissenhafte Arbeit" ausgezeichnet.
Skandale u. Kritik:
2022 soll Vasilij Brovko Opfer von Erpressungsfällen durch Administratoren mehrerer "Telegram"-Kanäle geworden sein. Im März 2023 ergab eine gemeinsame Recherche /II/ von Meduza u. The Bell, dass Brovko bei "Rostec" für den Kampf gegen anonyme "Telegram"-Kanäle verantwortlich sein soll. Den Recherchen zufolge versuche "Rostec", Zensur in den Kanälen einzuführen u. negative Nachrichten sowohl über das Unternehmen selbst wie auch über seinen berüchtigten Chef s. Sergej Chemezov zu beseitigen, wobei zu diesem Zweck auch ehem. Geheimdienstmitarbeiter eingesetzt werden sollen. Es sollen sogar mind. 13 Mitarbeiter anonymer "Telegram"-Kanäle festgenommen worden sein, die Brovko der Korruption u. Steuerhinterziehung beschuldigt u. behauptet hätten, er habe bei "Rostec" eine Stelle dank seiner berühmten Frau [Tina Kandelaki] erhalten. Den Rechercheuren zufolge soll Brovko Mitte Juli Chemezov von der Notwendigkeit überzeugt haben, die Kontrolle über den Kanalmarkt zu übernehmen, um die dortigen Veröffentlichungen zu kontrollieren, woraufhin Chemezov Sicherheits- bzw. Geheimdienstkräfte in diese Sache einbezogen haben soll.
Sanktionen: Vor dem Hintergrund 
des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine wurde Vasilij Brovko als Mitglied des Vorstands von "Rostec" zusammen mit seiner 12 Jahre älteren Frau Tina/tin Kandelaki – mit der er seit 2015 verheiratet ist im Juni 2022 auf die US-Sanktionsliste der Angehörigen von "Putins Militärmaschinerie“ gesetzt. Auch Kandelakis Sohn u. Tochter aus 1. Ehe Leontij u. Melania Kondrakhin wurden als Personen, die mit Brovko in Verbindung stehen, sanktioniert. Im Aug. 2022 wurde Brovko auf die Sanktionsliste Kanadas als einer der "engen Mitarbeiter des russ. Regimes, die an der Aggression dieses Regimes gegen die Ukraine beteiligt sind“, gesetzt. Im Okt. 2022 folgte seine Eintragung als "führender Angestellter eines Unternehmens des russ. militär.-industriellen Komplexes“ in die ukrain. Sanktionsliste. Aus ähnlichen Gründen unterliegt "Rostec" seit 24. Feb. 2023 selbst Sanktionen des Vereinigten Königreichs. Zuvor wurde Brovko auf die "FBK"-Liste korrupter Beamter u. Kriegstreiber mit dem Vorschlag gesetzt, Sanktionen gegen ihn zu verhängen, weil er "zusammen mit seiner Frau Tina Kandelaki in ein Korruptionsprogramm verwickelt ist, das vom Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanins geleitet wird“. Er erhalte öffentl. Gelder aus dem Moskauer Haushalt für PR-Unterstützung zugunsten Sobjanins u. des herrschenden polit. Regimes unter dem Vorwand, über den TV-Sender "RTVi" Dienstleistungen für die Stadt bereitzustellen.)

BROVCEV, Vadim Vladimirovich (1969-, ehem. russ. u. südosset. Staatspolitiker u. -beamter, ehem. Regierungschef u. Interimspräsident der Republik Südossetien. Absolvent des Sverdlovsker Instituts für Volkswirtschaftswissenschaften. 1994-96 arbeitete er in leitender Funktion in der Spedition von "Ural-Avto". 1996-2005 war er Abgeordneter des 1. u. 2. Stadtrats von Osjorsk, ehem. Tscheljabinsk-40, einer geschlossenen Stadt am Ural in der Sowjetunion, wo er geboren wurde. 2005-9 war er Vorstandsvorsitzender der Baufirma "Vermikulit", an deren Gründung er 1990 in Tscheljabinsk beteiligt war. Bis zu seiner Ernennung als Regierungschef von Südossetien lebte u. arbeitete er in Sotschi, Russland, da seine Firma dort an mehreren Bauprojekten für die Olympischen Winterspiele 2014 beteiligt war u. wohl direkt oder indirekt mit V. Putin bzw. dem Kreml in Berührung kam.
Regierungschef Südossetiens:
Der Krieg zwischen Georgien u. Südossetien mit der Einmischung Russlands vom Sommer 2008 führte zur de facto-Abtrennung Südossetiens von Georgien, zur illegalen Anerkennung seiner Unabhängigkeit u. zu seiner "Integration" durch Russland, wobei auf einen formalen Beitritt bzw. eine Annexion per Referendum auf beiden Seiten verzichtet wurde. In der Zeit nach dem Zusammenbruch der UdSSR, also seit 1991, kam es in Südossetien zu 13 Regierungswechseln, wobei Vadim Brovcev der 14. nach einer anderen Zählung der 11. Regierungschef in den 19 Jahren des Bestehens der Republik Südossetien war. Er war im Amt von Aug. 2009 bis April 2012, als s. Dmitrij Medvedevs Präsident RF u. V. Putin MP RF war. Gemäss Verfassung wird die Kandidatur des Regierungschefs der Republik Südossetien vom Präsidenten der Republik vorgeschlagen u. vom Parlament genehmigt. Brovcev wurde in einer geheimen Abstimmung mit 27 zu 24 Stimmen der Abgeordneten des südosset. Parlaments zum neuen Regierungschef der kleinen Republik, die völkerrechtlich zu Georgien gehört, gewählt u. am 5. Aug. 2009 vom südosset. Präsidenten s. Eduard Kokojty zum Nachfolger von Aslanbek Bulacev als neuer MP ernannt. Es gab keine weiteren Kandidaten. Die Ernennung des externen ethnischen Russen, der als "Mann Moskaus“ in Südossetien installiert wurde, um den Umgang der von Moskau überwachten Kaukasus-Minirepublik mit den russ. Finanzhilfen zu kontrollieren, erfolgte weniger als 1 Monat nach dem Besuch des Präsidenten RF Medvedev in Ckhinvali, dem Hauptort Südossetiens. Während der Regierungszeit Brovcevs wurde der rechtliche Rahmen für die russ.-südosset. Beziehungen geschaffen. Die Exekutivbehörden der Republik Südossetien u. der RF unterzeichneten 50 bilaterale Kooperationsverträge, darunter 19 zwischenstaatl. Abkommen, so über die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der Kriminalität u. illegalen Migration, die Förderung u. den gegenseitigen Schutz von Investitionen, die gegenseitige Einrichtung von Handelsmissionen, über militär.-technische Zusammenarbeit, über die Bedingungen für die Unterbringung diplomat. Vertretungen der RF in Südossetien u. umgekehrt, u.a.m. Ferner entstand zwischen den beiden Ländern eine enge interministerielle Zusammenarbeit im Bereich der Notsituationen u. humanitären Hilfe, wobei der zuständige russ. Minister s. Sergej Shojgu eine aktive Rolle spielte. Nach Ende des militär. Konflikts um Südossetien im Jahr 2008 hatte Russland begonnen, die 3885 qkm grosse Republik im Südkaukasus, die nur gut 53 Tsd. Einwohner zählt u. quasi die kleinere Schwester der Republik Nordossetien-Alanien darstellt, mit der sie durch einen Autotunnel verbunden ist, in grossem Umfang materiell zu unterstützen, um die Beseitigung der Kriegsschäden zu finanzieren. Während der Arbeit der Regierung Brovcevs wurden ein Plan zur umfassenden Wiederherstellung u. Restaurierung der infrastrukturellen Einrichtungen der Republik u. ein Investitionsprogramm zur Förderung der sozialen u. wirtschaftl. Entwicklung der Republik erstellt. Unter den bedeutenderen Projekten wurde etwa die höchstgelegene Gaspipeline der Welt zwischen Dzuarikau u. Ckhinvali /II/ mit 175 km Länge von Russland nach Südossetien in Betrieb genommen, um Südossetien von Gaslieferungen aus Georgien unabhängig zu machen, wobei Südossetien Gas zu inländ. russ. Preisen beziehen kann.
Kritik u. Skandal 2010: Während einerseits die Rede davon war, dass in dieser Zeit in der Republik 792 Anlagen in Betrieb genommen worden seien, wurden laut s. Leonid Tibilov, der 2012 die Präsidentschaft Südossetiens übernahm, jedoch fast alle Gelder, die 2008-12 nach Südossetien gelangten, „verschwendet“. Seit 2008 sei kein einziges neues Unternehmen oder Werk gegründet worden 50 Schulen seien vor Sept. 2008 eröffnet worden. Insgesamt wurden im Staatshaushalt RF für den Zeitraum 2008-10 14,2 Mrd. Rubel für die Umsetzung von Programmen zur Wiederherstellung Südossetiens bereitgestellt, wobei der Bundeshaushalt RF im Rahmen der Unterstützung für die Republik bei der sozioökonom. Entwicklung 2010 Zuwendungen in Höhe von 5,7 Mrd. Rubel vorsah. Nach offiziellen Angaben konnte die Regierung Südossetiens ein erhebliches Wirtschaftswachstum erzielen. Die entsprechenden Betrugsfälle kamen im Juni 2012 im osset. TV öffentlich zur Sprache /II/. Die engl. Wikipedia-Seite über Brovcev führt diese Sachverhalte weiter aus. Demnach geriet Brovcev im April 2010 von verschiedener Seite heftig in die Kritik. Es wurde behauptet, dass er die Finanzhilfe Russlands zum Wiederaufbau zerstörter südosset. Gebäude schlecht verwaltet habe. Mehrere Mitglieder des südosset. Parlaments forderten Brovcevs Rücktritt u. brachten einen Misstrauensantrag in die parlamentar. Debatte ein. Am 5. Mai erschien Präsident Kokojty vor dem Parlament u. bekräftigte seine Unterstützung für Brovcev. Das Parlament verabschiedete dennoch einen Antrag zur Einsetzung einer Kommission zur Überprüfung der Aktivitäten der Regierung. Unterdessen schlug Brovcev zurück, indem er auf aktuelle Umfragen des "International Center of Political Analysis" verwies, die für Kokojty eine Zustimmungsrate von nur 12,4% zeigten, während 66,3% der Befragten eine negative Meinung hatten. Brovcev hingegen wurden 37,8% positive u. nur 10,9% negative Werte zugeschrieben. Kokojtys Berater Kosta Dzugaev bezeichnete die Umfragen als „Lügen“ u. erklärte, dass das Zentrum nie wirklich Untersuchungen in Südossetien durchgeführt habe. Um sich gegen Presseangriffe zu wehren, verklagte Brovcev mehrere Medien, was zu einer etwas peinlichen Situation für ihn persönlich führte. Laut Wikipedia genoss Brovcev in der Rivalität zwischen den Politikern /II III/ das Vertrauen des MP RF V. Putin.
Im Rahmen der Wirtschaftsförderung nahm Brovcev als Leiter der offiziellen Delegation Südossetiens 2010 u. 2011 am "St. Petersburger Internationalen Wirtschaftsforum" SPIEF teil, wo er Verhandlungen mit einer Reihe von Beamten der RF u.a. Länder führte. Darüber hinaus nahm Brovcev an Runden Tischen von Wirtschaftskreisen wie dem "Russland-GUS-Wirtschaftsdialog“ u. dem "Russland-EU-Wirtschaftsdialog“ sowie anderen Veranstaltungen wie dem "10. Internationalen Investitionsforum" in Sotschi teil. An diesen Tagungen waren teilweise auch entweder Präsident RF D. Medvedev oder MP V. Putin anwesend. /Mehr Details s. russ. Wikipedia-Seite über Brovcev./
"Schneerevolution“ von 2011
u. Restabilisierung der polit. Lage bis 2012: Als im Nov. 2011 in Südossetien die nächste Präsidentschaftswahl anstand, kam es zu einer gesellschaftspolit. Krise, die als "Schneerevolution“ bekannt wurde, in deren Strudel der Ereignisse Brovcev unverhofft geriet. Eigentlich handelte es sich um den Machtkampf einiger lokaler Politiker, die verschiedene polit. Lager vertraten. In der 1. Wahlrunde erhielt Kandidat  Anatolij Bibilov 24,86% u. Ex-Bildungsministerin Alla Dzhioeva mit 14 Stimmen weniger 24,8% der Wählerstimmen. In der 2. Runde erhielt Dzhioeva 56,74% u. Bibilov. 40% der Wählerstimmen. Ende Nov. erklärte der Oberste Gerichtshof Südossetiens nach Prüfung der Beschwerde Bibilovs die Ergebnisse der 2. Runde der Präsidentschaftswahl in Südossetien für ungültig wegen angeblicher Druckausübung u. Stimmenbestechung von Kandidaten. Das Parlament berief eine Wiederholung der Präsidentschaftswahl für März 2012 ein, aber Dzhioeva erklärte sich zur „gewählten Präsidentin“, die Opposition forderte den Rücktritt von Präsident Kokojty u. im Dez. plante Dzhioevas Hauptquartier die Amtseinführung des „gewählten Präsidenten“. In einer von Kokojty u. Dzhioeva in ihrer Eigenschaft als „Führerin der südosset. Opposition“  unterzeichneten „Vereinbarung über gemeinsame Massnahmen zur Lösung der entstandenen polit. Krise in der Republik Südossetien“ verpflichtete sich Dzhioeva, die Entscheidung des Parlaments von Südossetien anzuerkennen u. den Termin für die Wiederholung der Präsidentschaftswahl auf den 25. März 2012 festzulegen, während Präsident Kokojty nach einem Aufruf Dzhioevas an dessen Anhänger seinen Rücktritt anzukündigen versprach. Die russ. Seite fungierte als Garant für die Umsetzung des Abkommens, was bedeutet, dass Russland im Hintergrund die Vorgänge kontrollierte.
Amtierender Präsident Südossetiens u. Rücktritt als MP: Nach dem Rücktritt Eduard Kokojtys als Präsident Südossetiens gingen die Befugnisse des Präsidenten der Republik Südossetien auf den Regierungschef Vadim Brovcev über, der am 11. Dez. 2011 zum kommissarischen Staatsoberhaupt ernannt wurde. Am 20. Dez. wurde er zudem zum Vorsitzenden des Sicherheitsrats der Republik Südossetien ernannt.
Wahlen 2012: Am 25. März u. 8. April 2012 fanden Präsidentschaftswahlen in Südossetien statt. Gemäss Abschlussprotokoll der Zentralen Wahlkommission erzielten die
4 am 1. Wahlgang teilnehmenden Kandidaten folgende Ergebnisse: Leonid Tibilov 42,48%, David Sanakoev 24,58%, Dmitrij Medoev 23,79% u. Stanislav Kochiev 5,25%. Im 2. Wahlgang erhielt Tibilov 56,12% u. Sanakoev 42,65% der Wählerstimmen, womit Leonid Tibilov zum neuen Präsidenten Südossetiens gewählt u. am 19. April vereidigt wurde. Am selben Tag traten Vadim Brovcev u. alle übrigen Mitglieder der Regierung Südossetiens zurück, wobei Brovcev noch bis zum 26. April vorübergehend als Vorsitzender der Regierung Südossetiens fungierte. Zu seinem Nachfolger wurde Rostislav Khugaev ernannt. Danach wechselten die Regierungschefs Südossetiens wie früher in gewohnter Manier wieder alle 2-3 Jahre.
Aussenpolitik: Während der Regierungszeit Brovcev wurde die Integration Südossetiens in das russ. Wirtschaftsgebiet vorangetrieben, wobei v.a. die bilateralen Beziehungen zwischen Südossetien u. den Teilgebieten der RF, insbes. Nordossetien, ausgebaut wurden. Die "Unabhängigkeit" der Republik Südossetien wurde nur von Abchasien, Berg-Karabach, Transnistrien u. 4 UN-Mitgliedstaaten - Venezuela, Nicaragua, Nauru u. Tuvalu - anerkannt. Südosset. Botschaften waren in Moskau, RF, u. Sukhumi, Abchasien, tätig, u. eine bevollmächtigte Repräsentanz wurde in Tiraspol, Transnistrien, eröffnet. Im Dez. 2011 sandte Brovcev im Zusammenhang mit dem Tod des Führers Nordkoreas Kim Jong-il ein offizielles Beileidstelegramm nach Pjöngjang an dessen Sohn u. Nachfolger s. Kim Jong-un.
Sozialpolitik: Unter der Regierung Brovcev wurden
in Südossetien nach offiziellen Angaben u.a. 80 private Wohngebäude in Betrieb genommen, ferner ein Kindergarten, ein regionales stationäres Krankenhaus mit 50 Betten, ein Bezirkskulturpalast u. ein Schwimmbad eröffnet.
Rückkehr nach Russland: Nach seinem Rücktritt von der von ihm geleiteten Regierung Südossetiens kehrte Vadim Brovcev nach Russland zurück, wo er seine Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender der Unternehmensgruppe
"Vermikulit" fortsetzte. Ab u. zu trat er in den russ. Medien mit aktuellen Interviews, Veröffentlichungen u. Kommentaren zur Lage um Südossetien u. im postsowjet. Raum sowie zur Entwicklung der russ. Wirtschaft in Erscheinung. Im Nov. 2012 stellte Brovcev in einem Interview mit Rossijskaja gazeta fest, dass erhebliche Investitionen erforderlich wären, um die Wirtschaft Russlands zu modernisieren. Seine Jahre in Südossetien bezeichnete er als „die schwierigsten u. zugleich glücklichsten Jahre meines Lebens".)

BROD, Aleksandr Semjonovich II (1969-, russ. Jurist u. Menschenrechtsaktivist. Absolvent der philolog. u. jurist. Fakultät der Staatsuniversität Samara. Er begann seine Karriere im Regionalfernsehen u. bei Lokalzeitungen in Samara. 1990-2002 Gründer u. Chefredaktor der überregionalen Zeitung "Tarbut“ /"Kultur“/. Ausserdem leitete er eine Kultur- u. Wohltätigkeitsstiftung, die Verlags-, Kultur- u. Bildungsprogramme sowie Menschenrechtsprojekte durchführte. Seit 2002 ist er Direktor des von ihm in diesem Jahr gegründeten "Moskauer Büros für Menschenrechte" MBM. 2003 erhielt es von der Europäischen Kommission ein Stipendium für ein 3 Jahre laufendes Projekt zur Bekämpfung von Rassismus u. Fremdenfeindlichkeit in Russland. Brod leitet Projekte zur Erforschung der Probleme von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, ethnischer Diskriminierung in der RF, Rechtsschutz von Bürgern u. Unternehmen, bietet Bildungs- u. Methodenseminare für Medienschaffende u. Strafverfolgungsbehörden an, leitet NGOs, organisiert Verlagsprogramme. Brod ist Mitglied zahlreicher Organisationen u. Gremien: Seit 2007 Co-Vorsitzender der Zivilkontrollvereinigung nichtkommerzieller Organisationen zum Schutz des Wahlrechts, seit 2012 Mitglied der "Vereinigung russ. Juristen", seit 2013 Mitglied des Öffentl. Rats des Föderationskreises Nordkaukasus. Ferner ist er Mitglied der Arbeitsgruppe des Gesetzgebungsausschusses der Staatsduma RF, der Arbeitsgruppe des Duma-Ausschusses für Zivil-, Straf-, Schieds- u. Verfahrensrecht, des Expertenrats des Duma-Ausschusses für ethnische Angelegenheiten, des Präsidiums des öffentl. wissenschaftl. u. methodolog. Beirats des Zentralen Exekutivkomitees RF, des Beirats für ethnische Angelegenheiten des Moskauer Gebiets, der Kommission für Migrationsfragen des Rats für interethnische Beziehungen beim Präsidenten RF, der Arbeitsgruppe zur Interaktion mit Vertretern öffentl. Menschenrechtsorganisationen u. Spezialisten für Linguistik u. Managementrecht zur Überwachung der Umsetzung von Gesetzen zur föderalen Sicherheit, zu interethnischen Beziehungen u. zur Extremismusbekämpfung der Generalstaatsanwaltschaft RF; Mitglied des Expertenrats des Menschenrechtskommissars RF, des öffentl. Rats des Zentrums für öffentl. Verfahren "Business gegen Korruption" / "Business Russia", der Redaktion der Zeitung Literaturnye vesti - Organ des Moskauer Schriftstellerverbands. Ehem. Mitglied des Präsidiums des Russ. Jüdischen Kongresses. Vorsitzender der Kommission zur Bekämpfung des Extremismus, Vorsitzender des Koordinierungsrats der Allruss. öffentl. Organisation "Anwälte für Rechte u. ein menschenwürdiges Leben", Vorsitzender des Verbands gemeinnütziger Organisationen "Unabhängige öffentl. Überwachung“, Geschäftsführender Direktor des Festivals "Um des Lebens willen" / "Kultur gegen Extremismus, Terrorismus, für Menschenrechte".
Umstrittene Aussagen u. Aktvitäten: 2004 kündigte Brod an, dass er den Regisseur Mel Gibson für den Film "Die Passion Christi" sowie eine russ. Firma, die den Film vertrieb, strafrechtlich verfolgen lassen werde. In der Tat gab es zum Film Gewaltvorwürfe wegen Folterungen, die in der Bibel nicht bezeugt sind. Ausserdem gab es einen Vorwurf wegen Antisemitismus. Laut Kritikern würden Aktionen dieser Art aber von wahren Menschenrechtsverletzungen ablenken u. ein schlechtes Licht auf andere Menschenrechtsorganisationen werfen. Es ist nicht bekannt, dass Brod die Menschen- u. Bürgerrechtsverletzungen des Putin-Regimes kritisiert hätte. Im März 2006 veröffentlichte Brod ein 24-seitiges Handbuch zu Faschisten u. Rechtsradikalen, in dem ein Viertel des Textes mit Zitaten von V. Putin besetzt sein soll. 2007 kommentierte er die Ergebnisse der Wahlen zur Staatsduma RF u. stellte fest, dass es keine massiven Verstösse gegeben habe u. dass die bestehenden Verstösse keinen Einfluss auf das Wahlergebnis gehabt hätten. Über den militär. Konflikt zwischen Georgien u. Südossetien von 2008, in den sich Russland grob eingemischt hatte, behauptete Brod, dass die Georgier die vollständige Vernichtung der Osseten in Südossetien im Visier gehabt hätten. Später erklärte er, die georgischen Soldaten hätten unter Drogeneinfluss gekämpft u. verwies auf entsprechende Augenzeugenberichte u. Angaben der südosset. Behörden. Laut Brod hätten es diese Leute ohne Drogen „nicht gewagt, Frauen u. Kinder in Kirchen lebendig zu verbrennen u. Granaten in Keller zu werfen, in denen Zivilisten sich vor Beschuss versteckten“. Im März 2014 kritisierte Brod entgegen der Position eines Teils des Menschenrechtsrats RF den Machtwechsel in der Ukraine unter dem Druck des Euromajdan u. bezeichnete die polit. Ereignisse in Kiev getreu nach der Kreml-Version als einen "Staatsstreich der Opposition, radikalen Kräfte, Neo-Nazis u. Kriminellen", u. befürwortete die Aktionen des Präsidenten RF u. des Föderationsrats RF. Im Sept. 2015 wurde er auf die Sanktionsliste der Ukraine gesetzt. 2021 kommentierte er die Wahlen erneut.
Kritik: Während etwa der Politologe Emil Pain, der Vorsitzende des "Moskauer Antifaschist. Zentrums" Evgenij Proshechkin u. der Regisseur Mark Rozovskij die Aktivitäten Aleksandr Brods u. seiner Organisation positiv einschätzten, bewerteten einige Vertreter echter Menschenrechtsorganisationen u. der polit. Opposition Brods Arbeit negativ. s. Valerija Novodvorskaja etwa warf Brod vor, dem Kreml nahezustehen u. sich wie ein Staatsanwalt anstatt wie ein Menschenrechtsverteidiger aufzuführen. Seinerseits kritisierte Brod eine Reihe von Menschenrechtsaktivisten wie s. Sergej Kovaljov scharf. 2005 verfassten Angehörige mehrerer Menschenrechtsorganisationen, darunter die Anti-Defamation League u. das SOWA-Zentrum, einen offenen Sammelbrief, in dem sie Brods Menschenrechtsbüro zwar „viel Nützliches"
bei der Unterstützung regionaler Organisationen bescheinigten, ihm jedoch eine inhaltliche Fehlausrichtung vorwarfen. Die Unterzeichner des Briefs baten die Öffentlichkeit darum, „Brod nicht als Vertreter der Menschenrechts- u. Antirassismus-Bewegung in Russland wahrzunehmen"; sie befürchteten sogar, dass das Büro unter seiner Leitung „noch viel mehr Schaden anrichten wird". Im Herbst 2012 trat Brod in einen Hungerstreik. Erklärtes Ziel der Aktion war es, gegen die Änderung des Verfahrens zur Bildung des "Rats für die Entwicklung der Zivilgesellschaft u. der Menschenrechte beim Präsidenten RF" zu protestieren. Nach 6 Tagen beendete er den Hungerstreik u. wurde von V. Putin in den Rat aufgenommen. Brods Aktion löste kontroverse Reaktionen im Menschenrechtsumfeld aus: Eine Reihe von Ratsmitgliedern plädierte für Brods Verdienste um seine Menschenrechtsaktivitäten. Die dt. "Bundeszentrale für polit. Bildung" nannte Brods MBM 2018 eine "kremltreue" "Schein-NGO".
Sanktionen: Im Juni 2021 wurde Brod erneut auf die Sanktionsliste der Ukraine gesetzt. Seit Feb. 2023 steht sein Name auf den Sanktionslisten aller EU-Länder u. der Schweiz aufgrund
des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine u. wegen Verbreitung russ. Propaganda u. Desinformation über den Krieg. Der kremltreue Menschenrechtsaktivist lehne die Verantwortung der russ. Streitkräfte für die in Bucha begangenen Kriegsverbrechen ab u. habe die Schuld fälschlicherweise den ukrain. Streitkräften zugewiesen. Ausserdem habe er falsche Informationen über mutmassliche Nazi-Verbrechen der ukrain. Regierung gegen das eigene Volk verbreitet, wie es in der Begründung des Amtsblatts der EU hiess. Im Sept. 2023 wurde Brod auf die Sanktionsliste Kanadas mit „Kollaborateuren des russ. Regimes u. Agenten der Desinformation“ im Zusammenhang mit der Deportation ukrain. Kinder nach Russland gesetzt.)

BROK, Elmar II III IV V VIa VIb VII VIII IX (1946-, dt. Jurist u. Politologe, ehem. dt. Politiker /CDU/, 1980-2019 Mitglied des Europäischen Parlaments u. 1999-2007 sowie 2012-17 Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten. Brok war zudem Präsident der "Union der Europäischen Föderalisten" UEF u. Vorsitzender des "Europäischen Demokratiefonds" EED. In diesen Positionen nahm er immer wieder pointiert Stellung zu aktuellen u. brisanten Russland- u. Ukraine-Themen. Noch vor der völkerrechtswidrigen Annexion der Krym durch Russland betonte er in einem Interview von Ende Jan. 2014, dass es wichtig sei, dass Europa endlich eine einheitliche Russland-Politik entwickelt u. zwar v.a. in Hinsicht auf die Sicherheits-, aber auch auf die Energiepolitik. Man könne die Interessen Europas u. der europäischen Völker nur gewährleisten, wenn die EU u. ihre Mitgliedsstaaten die Notwendigkeit begreifen, eine einheitliche Russland-Politik anzuwenden. Der Gasspeicher-Verkauf an "Gazprom" von 2014 sei eine katastrophale Fehlentscheidung deutscher Politik, auch unter Mitwirkung seiner Partei", gewesen, zumal er ohne Auflagen erfolgt sei. Putin sei sicher nicht der glanzvolle Demokrat, für den ihn mal ein dt. Bundeskanzler - in Anspielung auf s. Gerhard Schröder - gehalten habe. Putin habe zweifellos das grosse Interesse, sein eigenes Reich zu errichten; man sehe ja, welchen Druck er aus Macht- u. histor. Gründen auf die Ukrain auszuüben versuche. Es müsse deutlich gemacht werden, dass der Einsatz von Handelsdruck-Massnahmen heute nicht akzeptabel sei. Putin, der sich in einer histor. Mission sehe, müsse begreifen, dass es nicht mehr um Einfluss-Sphären gehe. Die Völker Europas sollten im 21. Jh. selbst entscheiden können, in welche Richtung sie gehen möchten. Die Zollunion, die der russ. Staatschef mit den postsowjet. Republiken anstrebe, habe keinen anderen Zweck, als die machtpolit. Absichten Moskaus zu verwirklichen. Er möchte Kiev unter russ. Kontrolle bekommen. Es könne aber auch nicht angehen, dass Brüssel u. Moskau über das Schicksal der Ukraine verhandeln. Die Ukrainer müssten selbst das Recht haben, ihren Weg zu begehen. Als Kritiker der pro-russ. Politik des damaligen Präsidenten s. Viktor Janukovych forderte Brok europäische Solidarität mit der Ukraine u. dass man möglicherweise entsprechende Massnahmen ergreifen müsse, damit Russland diese Politik nicht durchführen kann. In seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten des Europ. Parlaments war Brok während der Zeit des "Euromajdans" wiederholt in Kiev tätig. Er sprach sich in diesem Zusammenhang dafür aus, finanzielle Hilfen der EU für die Ukraine an eine Verfassungsänderung u. Wahlrechtsreform zu knüpfen, um erneuten Wahlfälschungen vorzubeugen. Die Macht des ukrain. Parlaments solle gestärkt u. diejenige des Staatspräsidenten geschwächt werden. In einem Interview vom Feb. 2014 erklärte Brok, seiner Meinung nach sei s. Vitalij Klychko „der geeignete Staatspräsident“ u. s. Arsenij Jacenjuk „der ideale Ministerpräsident“ für die Ukraine. Es kam dann aber anders. Die Rolle der ukrain. radikalen nationalist. u. rechtsextremen polit. Partei "Svoboda" würdigte Brok in einer Äusserung gegenüber dem ARD-Magazin "Panorama" als die einer Partei, die beim Sturz eines Diktators immerhin wesentlich beigetragen habe. Als Brok auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2015 Klartext über die Ereignisse in der Ukraine von 2014 sprach, erntete er vom Aussenminister RF s. Sergej Lavrov eine freche u. zynische Antwort. Nach Ausbruch des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine äusserte sich Brok dahingehend, dass „wir", gemeint war/en wohl Deutschland bzw. die Europäer, es in den letzten 15-20 Jahren versäumt" hätten, gegenüber Russland militär. Stärke zu zeigen. Diese Aussage wurde von anderen Experten in Abrede gestellt; Brok selbst glaube nicht an die Möglichkeit, dass Putin zu stoppen sei. Mit seinem Angriff auf die Ukraine habe der Präsident RF Diplomatie u. Politik verlassen, meinte Brok. Es gehe jetzt darum, bei den Sanktionen voranzugehen, damit „es bitter für ihn wird", u. deutlich zu machen, dass das NATO-Gebiet mit entsprechender Stärke abgesichert wird, so dass Putin keine falsche Information bekomme, denn das Problem von Diktaturen sei oft, dass sie Fehleinschätzungen machten, zumal sie unfähig seien, mit der harten Antwort der Demokratien zu rechnen. Ausser Militär- u. Flüchtlingshilfe könne man im Moment nicht mehr tun, denn ein gewisses Mass an Hilflosigkeit sei vorhanden. Wir müssten unserer geschichtlichen Verantwortung endlich bewusst werden, denn die Ukraine sei eines der Länder gewesen, das unter Deutschland in der Nazizeit am meisten gelitten habe.)

BROWDER, William "Bill" Felix II III IV (1964-, US-amerikan.-brit. Ökonom, Unternehmer-Financier u. polit. u. Menschenrechtsaktivist mit jüdischen Wurzeln. Absolvent der Wirtschaftswissenschaften an der University of Chicago u. MBA an der Stanford Graduate School of Business. Mitbegründer u. CEO der Fondsgesellschaft "Hermitage Capital Management" mit Sitz in Guernsey, die er 1996 mit einem Bankier-Partner gründete. Die Gesellschaft galt zeitweise als einer der grössten westlichen Investoren in Russland u. verfügte 2005 über Aktiva im Wert von 4 Mrd. USD. Länger als andere hatte Browder das Vorgehen des Präsidenten RF V. Putin gegen Oligarchen gebilligt u. war geradezu einer seiner Fürsprecher gewesen. "Hermitage" hatte zunächst von den Verhältnissen direkt nach der Privatisierung der russ. Wirtschaft profitiert. Später konnte er anhand von Handelsregisteranträgen feststellen, dass aus russ. Unternehmen mit westlichen Minderheitsbeteiligungen, u.a. durch "Hermitage", Vermögenswerte weit unter Wert an Manager u. Oligarchen verschoben wurden. Putin soll nach Einschätzung Browders selbst an den Gewinnen aus der Veruntreuung von Unternehmensvermögen beteiligt gewesen sein u. damit Browders nicht mehr bedurft haben u. dessen Bemühungen, Rendite aus Russland herauszuziehen, stoppen wollen. Ausserdem hatten ab 2004 Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung bei Briefkastenfirmen aus Browders Umfeld stattgefunden. Im Nov. 2005 wurde Browder auf dem Flughafen Moskau-Sheremetevo die Wiedereinreise nach Russland verweigert. 2007 wurden seine Unternehmen in Russland liquidiert; Browder wurde von Seiten der russ. Behörden Steuerhinterziehung sowie gesetzeswidrige Aneignung von Aktien des russ. Staatskonzerns "Gazprom" vorgeworfen. Nachdem Browder bis 2005 die Politik Putins ausdrücklich gelobt hatte, gilt er als scharfer Kritiker Putins u. der Politik des Kremls mit dem Ziel, ihn als Präsidenten RF zu Fall zu bringen, u. warnt seit 2007 in verschiedenen Veröffentlichungen u. Interviews Anleger aus westlichen Ländern davor, in Russland zu investieren. Putin bezeichnete er als „Soziopath, kaltblütigen Killer“ u. als „kriminellen Diktator ohne grossen Unterschied zu Hitler, Mussolini oder Gaddafi“. Browders Wirtschaftsprüfer s. Sergej Magnickij, der für Browders Unternehmen tätig war u. einen mutmasslichen Betrug russ. Beamten im Umfang von etwa 200 Mln. Euro offengelegt haben soll, wurde im Nov. 2008 verhaftet u. verstarb im Nov. 2009 in einem Moskauer Gefängnis unter ungeklärten Umständen. Nach Magnickijs Tod setzte sich Browder dafür ein, dass die verantwortlichen russ. Beamten bestraft werden. Browders Lobbykampagne führte in den USA 2011 zum Erlass des "Magnitsky Act“, durch den 60 russ. Beamte mit Einreisesperren belegt wurden, denen auch das Europäische Parlament folgte. Gemeinsam mit dem toten Magnickij /!/ wurde Browder im Juli 2013 von einem russ. Gericht in Abwesenheit wegen Steuerhinterziehung zu 9 Jahren Haft verurteilt. Der Versuch der russ. Behörden, Browder auf die internationale Fahndungsliste setzen zu lassen, scheiterte jedoch. Die internationale Polizeiorganisation "Interpol" erklärte, die Vorwürfe gegen Browder seien politisch motiviert u. widersprächen den Regeln von "Interpol". Im Dez. 2017 verurteilte ein Gericht in Moskau Browder in Abwesenheit zu 9 Jahren Lagerhaft wegen vorsätzlichen Bankrotts u. der Steuerhinterziehung. Ausserdem sollten er u. sein aus Russland emigrierter Geschäftspartner Ivan Cherkassov eine Geldstrafe von 4,2 Mrd. Rubel /umger. 60,7 Mln. Euro/ bezahlen. Im Nov. 2018 versuchte die Regierung RF zum 5. Mal, Browder auf die internationale Fahndungsliste zu setzen, diesmal mit dem Vorwurf der Vergiftung von 4 Personen in Russland. 2019 unterzeichnete Browder einen "Offenen Brief gegen die polit. Repression in Russland". Der Schweiz warf oder wirft er vor, dass bei CH-Banken, v.a. der "Credit Suisse", von ihm gestohlene russ. Gelder in Millionenhöhe geparkt wurden, weswegen er entsprechende Strafanzeigen erstattete. Nach Ausbruch des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine meinte Browder in einem Interview mit "Voice of America", dass Putin mit seinem Entschluss, gegen die Ukraine Krieg zu führen, einen schweren Fehler begangen habe, denn er habe gedacht, dass die Ukrainer sich ergeben würden, Präsident s. Volodymyr Zelenskyj fliehen u. der Westen auf eine bedeutende Reaktion verzichten würde. Dann habe sich aber das Gegenteil herausgestellt. Die westlichen Sanktionen hätten für die russ. Wirtschaft bereits ihre Auswirkungen manifestiert. Das einzige Ziel Putins, das er mit dem Ukrainekrieg verfolge, sei ein innenpolitisches, nämlich die Festigung seiner Popularität in Russland. Man dürfe nicht vergessen, dass Putin 1999 v.a. wegen des 2. Tschetschenienkriegs an die Macht gekommen sei. Wenn Putin wie bisher weitermache, bestehe die Gefahr, dass er einen katastrophalen Fehler begeht u. die Macht verliert. Es könnte mit ihm so enden wie mit Ceauºescu in Rumänien. Putin sei ein Verbrecher u. sollte nicht an der Macht, sondern im Gefängnis sein. Die bisherigen Ereignisse in der Ukraine hätten gezeigt, dass Russland die Ukraine auf militär. Weg nicht besiegen könne. Daher seien die Russen dazu übergegangen, friedliche ukrain. Einwohner massenweise zu töten. Die Kleptokraten in Russland müssten wohl ziemlich erschrocken sein, als sie feststellten, dass in der Ukraine amerikan. Waffen gegen sie gerichtet wurden.)

BRYNCALOV, Vladimir Alekseevich II III IV V (1946-, russ. Bergbauingenieur, Geschäftsmann u. ehem. Oppositionspolitiker. Studium als Bergbauingenieur am Polytechnischen Institut Novocherkassk, Gebiet Rostov/Don, mit einem Abschluss in Vermessung u. Geodäsie. Nach seinem Studium arbeitete er als Lehrer für spezielle technische Disziplinen am Polytechnikum von Cherkessk in der Republik Karatschaj-Tscherkessien, dann als Vorarbeiter auf dem Bau.
Unternehmer: Als Bryncalov in der Sowjetzeit als Leiter der Bauverwaltung in seiner Stadt Cherkessk ein eigenes Haus baute, wurde er „wegen kleinbürgerlicher Gesinnung“ aus der KPdSU ausgeschlossen u. aus dem Amt entlassen. Danach bekam er eine leitende Anstellung in einer Bienensowchose. Ende der 1980er Jahre leitete er den Verband der Moskauer Arzneimittelhersteller, der später in die
"Ferane AG" umgewandelt wurde. 1995 wurde das Vermögen des Unternehmers von ihm selbst auf 2 Mrd. USD geschätzt somit war er einer der reichsten Männer Russlands, der den Luxus liebte, aber auch nicht wenige Feinde hatte, die ihm nach dem Leben trachteten. 1996 begann "Ferane" mit der Herstellung von Insulin unter Lizenz eines dänischen Unternehmens. 1998 kündigte das dänische Unternehmen seinen Vertrag mit "Ferane" wegen „Verstosses gegen die Lizenzvereinbarung" sowie wegen "Feranes" Schulden in Höhe von 6,5 Mln. USD, die - Stand 2001 - offenbar nie zurückbezahlt werden sollten. Anschliessend begann der russ. Geschäftsmann, Insulin aus ungetesteten Rohstoffen herzustellen, was bei Diabetikern zu Komplikationen führte, weshalb ein Strafverfahren wegen Betrugs eingeleitet wurde. 1997 verlegte Bryncalov den Firmensitz in ein Dorf der Republik Karatschaj-Tscherkessien. Nach Angaben der Moskauer Registrierungskammer wurde "Ferane" später liquidiert. Später wurden zwei neue Privatfirmen mit dem Namen Bryncalovs registriert, zumindest eine davon in der russ. "Offshore“-Zone von Gorno-Altajsk. 2006 wurde Bryncalovs Vermögen laut der Zeitschrift Finanz auf 1 Mrd. Rubel geschätzt, während sein Unternehmen 2% des russ. Medikamentenmarkts umfasste. 2006 beschlagnahmten Mitarbeiter des Innenministeriums RF gefälschte Medikamente in einer der Firmen Bryncalovs. Infolgedessen wurden Bryncalovs Schwester, die Generaldirektorin des Unternehmens war, u. ihren Managern illegales Unternehmertum u. illegale Nutzung einer Warenmarke vorgeworfen. Der Geschäftsmann selbst war als Zeuge in den Fall verwickelt. Die Anhörungen zu diesem Fall begannen im Dez. 2007. Die Angeklagten wurden in allen Anklagepunkten für schuldig befunden u. 2009 teilweise zu langjährigen Haftstrafen verurteilt, die sie zur Bewährung erhielten. Heute ist Bryncalov im Baugeschäft tätig.
Politik:
Nachdem
Bryncalov 1993 die Wahlen zur 1. Staatsduma RF noch verloren hatte, wurde er 1995 in die 2. Staatsduma RF gewählt, in der er Mitglied der Fraktion "Unser Haus ist Russland“ u. Mitglied des Ausschusses für Gesundheitsschutz war. 1996 trat er der "Sozialdemokrat. Partei Russlands" bei, aus der er noch im selben Jahr ausgeschlossen wurde. Im April 1996 fand der Gründungskongress der von Bryncalov gegründeten "Russ. Sozialist. Partei" RSP statt, auf dem er einstimmig zum Parteivorsitzenden gewählt wurde. Sodann registrierte die Zentrale Wahlkommission Bryncalovs Kandidatur für das Amt des Präsidenten RF, wobei er bei der Präsidentschaftswahl des Jahres 1996 als Vertreter der "RSP" nur 0,16% der Wählerstimmen erhielt u. den zweitletzten Platz belegte. Am Vorabend der Dumawahlen vom Herbst 1999 führte Bryncalov die Bundesliste der Wahlvereinigung "Russ. Sozialist. Partei“ an. Im Dez. 1999 nahm er an der Wahl zum Gouverneur des Moskauer Gebiets teil, bei der er im 1. Wahlgang mit 5,02% der Wählerstimmen den 6. Platz belegte u. aus dem Rennen ausschied. Hingegen wurde er im Dez. 1999 zum Abgeordneten der 3. Staatsduma RF gewählt, während es der von ihm angeführten "RSP" nicht gelang, die 5%-Hürde zu überwinden. Im Dez. 2003 verlor er jedoch die Wahl der Abgeordneten der 4. Staatsduma RF knapp gegen den Kandidaten der KPRF. Bei den Wahlen 2004 wurde er für das Amt des Präsidenten RF erneut nominiert, wobei er sich nicht registrieren liess. Aber er brachte sich damit wieder ins öffentliche Gespräch.)

BRYCHJOVA, Larisa Igorevna II III (1957-, russ. Juristin u. hochrangige Staatsbeamtin. Absolventin der Jurist. Fakultät der MGU. Sie war als Beraterin des Staatl. Schiedsgerichts des Moskauer Gebietsexekutivkomitees sowie als Rechtsberaterin einer Reihe von Unternehmen u. Organisationen in Moskau tätig u. arbeitete nach der Aspirantur bis 1987 am Institut für Staat u. Recht der AdW UdSSR als wissenschaftl. Mitarbeiterin. Kandidatin der Rechtswissenschaften mit einer Dissertation zum Thema "Zivilrechtl. Haftung im Dienstleistungssektor“ u. "Verdiente Juristin Russlands". 1987-92 stv. Chefredaktorin der Zeitschrift Sowjetstaat u. Recht. Dann war sie leitende Chefspezialistin des Ausschusses des Obersten Sowjets RF für Gesetzgebung u. Leiterin der Kommission des Obersten Sowjets RF für Wirtschaftsreformen. In den 1990er Jahren bekleidete sie verschiedene hochrangige Regierungsämter als Abteilungsleiterin in der Verwaltung des Präsidenten RF u. Chefin des Exekutivbüros des bevollmächtigten Vertreters des Präsidenten RF in der Bundesversammlung. Seit Mai 1999 leitet sie die Hauptverwaltung für Staat u. Recht in der Verwaltung des Präsidenten RF u. ist seit März 2004 dessen Assistentin mit dieser Funktion. Einkommen: Nach offiziellen Angaben belief sich das Einkommen Brychjovas 2011 auf 4,24 Mln. Rubel u. 2018 auf 8,494 Mln. Rubel, was damals ca. 112 Tsd. Euro entsprach.
Sanktionen:
Vor dem Hintergrund des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine wurde Brychjova im Feb. 2023 als "Mitarbeiterin eines Organs, das an der Bildung, Unterstützung u. Umsetzung der Politik des Präsidenten RF beteiligt war“, die in der Durchführung von Militäroperationen u. eines Völkermords an der Zivilbevölkerung in der Ukraine“ besteht, auf die Sanktionsliste der Ukraine gesetzt. Im gleichen Monat wurde sie als Teil der "Elite u. enge Mitarbeiterin des Regimes“ auf die Sanktionsliste Kanadas gesetzt. Im Mai 2023 gelangte sie auf die US-Sanktionsliste gegen russ. Beamte, "Eliten u. ihre Komplizen“ aufgrund deren Unterstützung für "russ. Militärbestrebungen“ in der Ukraine. Aus ähnlichen Gründen steht ihr Name auch auf den Sanktionslisten Australiens u. Grossbritanniens.)

BRZEZINSKI, Zbigniew II III IV (1928-2017, poln. BRZEZIÑSKI; gew. US-amerikan. Politikwissenschaftler polnischer Herkunft u. prominenter Politikberater verschiedener US-Präsidenten. Seine Familie, die zum poln. Adel gehörte, stammte aus der heutigen Westukraine er selbst wurde in Warschau geboren, nach anderen Angaben in Charkov, Ukraine. Als Pole kam Zbigniew Brzezinski früh mit den Problemen Osteuropas u. Russlands in Berührung. Sein Vater Tadeusz Brzeziñski war als Diplomat in den 1930er Jahren zuerst in Deutschland, dann in der Sowjetunion zur Zeit des Grossen Terrors unter Stalins tätig. 1938 wurde er als polnischer Generalkonsul nach Montreal, Kanada, versetzt, wo Zbigniew die High School besuchte u. seinen Abschluss an der McGill University in Montreal machte, wo er 1949 seinen Bachelor- u. 1950 den Master of Arts-Titel im Fach Politikwissenschaft erwarb. In seiner Masterarbeit befasste er sich mit den unterschiedlichen Ethnien u. Nationalitäten der Sowjetunion. 2010 sagte er in einem Interview mit "Al Jazeera", dass der 2. WK tiefgreifende Auswirkungen auf in gehabt habe: „Die aussergewöhnliche Gewalt, die gegen Polen verübt wurde, habe seine Wahrnehmung der Welt beeinflusst u. ihn viel sensibler für die Tatsache gemacht, dass ein grosser Teil der Weltpolitik ein grundlegender Kampf sei.“

1950er Jahre:
Statt einer Universität in Grossbritannien für eine diplomat. Laufbahn beitreten zu können, so sein Plan,
studierte Brzezinski anschliessend an der Harvard University bei dem Sowjetologen 
Merle Fainsod u. wurde 1953, im Todesjahr Stalins, zur Sowjetunion u. zu den Zusammenhängen von Oktoberrevolution, Lenins Staatsmodell u. der Politik Stalins im Fach Politikwissenschaft promoviert, wobei seine Ph.D.-Dissertation der "Bildung eines totalitären Systems in der UdSSR“ gewidmet war. Sein erest Buch erschien in 1956 Harvard unter dem Titel "The Permanent Purge: Politics in Soviet Totalitarianism". Zu diesem Thema arbeitete er später mit C.J. Friedrich zusammen, um ein Modell des Totalitarismus zu entwickeln. Daraus entstand 1956 das Werk "Totalitäre Diktatur" /dt. 1957/. Für dieses Thema ist das Buch bis heute ein wichtiger Titel geblieben. Diese Arbeit half ihm im Krisen- u. Aufstandsjahr 1956  die sowjet. Politik genauer darzustellen u. wirkungsvoller zu kritisieren. Die Volksaufstände in Polen u. Ungarn bestätigten Brzezinskis Vorstellung von tiefgreifenden Spaltungen innerhalb des Ostblocks, so dass er von einer graduellen Schwächung der sowjet. Vorherrschaft durch die Osteuropäer selbst ausging. Und seine Polenreise 1957 bestätigte vor Ort seine richtige Einschätzung der tiefen Widersprüche innerhalb des kommmunist. Systems. Davon ausgehend entwickelte er sein Programm des "peaceful engagement“, einer besonderen Entspannungspolitik, die er in der Zeitschrift Foreign Affairs vorstellte u. worunter er einen friedlichen Wettbewerb um Einfluss in Osteuropa verstand, den er vom sowjet. Verständnis von der "friedlichen Koexistenz“ unterschied. In Harvard kritisierte er aber auch D.D. Eisenhowers u. J.F. Dulles’ Politik des Rollback, die auch die Risikobereitschaft beinhaltete, kommunist. Regime gewaltsam zu beseitigen. 1958 wurde er US-amerikan. Staatsbürger.

1960er Jahre:
A
ls 1959 s. Henry Kissinger statt Brzezinski eine Professur in Harvard erhielt, zog Letzterer nach New York City, um an der Columbia University zu arbeiten, wo
er bis 1989 blieb u. das neue "Institute on Communist Affairs" leitete. Hier entstand sein berühmtes Werk "Soviet Bloc: Unity and Conflict", das 1960 als "Der Sowjetblock. Einheit u. Konflikt" in dt. Übersetzung erschien u. die Entwicklung des kommunist. Osteuropas seit Beginn des Kalten Krieges abhandelte. In den 1960er Jahren war Brzezinski als Berater in den Regierungen J.F. Kennedy u. L.B. Johnson tätig, dessen Bürgerrechtspolitik er unterstützte, u. wurde Mitglied des "Council of Foreign Relations" in New York u. des Planungsrats des US-Aussenministeriums. Nach N. Khrushchjovs erzwungenem Rücktritt von 1964 gelangte Brzezinski zur Ansicht, dass die Sowjetunion sowohl in wirtschaftlicher als auch in polit. Hinsicht in eine Phase der Stagnation eingetreten sei, konstatierte den völligen Verlust an Kreativität auf Seiten der polit. Führung in Moskau u. prognostizierte den Zerfall der UdSSR entlang ethnischer Bruchlinien. Dennoch warnte er vor Ch. de Gaulles Vision eines "Europa vom Atlantik bis zum Ural“, obwohl der Franzose seit seiner Rückkehr an die Macht 1958 davon ausging, dass keine Bedrohung durch eine sowjet. Invasion bestehe, u. daher die Normalisierung der Beziehungen zu den von ihm als „vergänglich“ empfundenen östlichen Regimen ansttrebte, was eigentlich auch im Sinne Brzezinskis war, der auch nach der Kubakrise vom Okt. 1962 für eine nichtantagonist. Politik eintrat. Die Ereignisse in der Tschechoslowakei von 1968 verstärkten Brzezinskis Kritik an der aggressiven Haltung der Rechten gegenüber den osteuropäischen Regierungen zusätzlich. Gleichzeitig wurde Brzezinski ein Befürworter des Vietnamkriegs, dessen Ausweitung nach Nordvietnam u. Laos durch Johnson er später jedoch kritisierte. Dennoch wurde er ein Feind der Neuen Linken, die ihn wegen seines Dienstes für die Johnson-Regierung u. seine Informationsreise nach Vietnam hassten. Am Ende von Johnsons Amtszeit fungierte Brzezinski als aussenpolit. Berater von Vizepräsident H.H. Humphrey, der als demokrat. Präsidentschaftskandidat im Nov. 1968 den Wahlkampf gegen R. Nixon /1969-74/ verlor.

1970er Jahre:
In der Zwischenzeit war
Brzezinski zu einem führenden Kritiker sowohl der Nixon-Kissingerschen Entspannungspolitik als auch des Pazifismus von George McGovern geworden, was beides der Sowjetunion entgegenkam. Brzezinski, der eher den US-Demokraten nahestand, wurde oft gegen seinen konservativen "Rivalen“ Kissinger abgegrenzt, obwohl die Gemeinsamkeiten grösser waren als die Unterschiede. Brzezinski forderte eine gesamteuropäische Konferenz, eine Idee, die schliesslich 1973 als "Konferenz für Sicherheit u. Zusammenarbeit in Europa" KSZE verwirklicht werden sollte. In diesem Zusammenhang gab Brzezinski dem "Helsinki-Prozess" den Vorzug vor der v.a. auf die Sowjetunion ausgerichteten Entspannungspolitik der Republikaner, weil er sich mehr auf die Betonung der Menschenrechte u. des Völkerrechts konzentrierte, wofür die Sowjets eigentlich nur Verachtung übrig hatten, aber dennoch widerwillig mitmachten.
Marxismus: Das russ. Wikipedia zitiert für diese Zeit einen Satz, den Brzezinski 1971 über den Marxismus schrieb u. der - möglicherweise aus dem Kontext gerissen - wie folgt lautete: „Der Marxismus stellt eine neue, äusserst wichtige Etappe in der Entwicklung der menschlichen Weltanschauung dar. Der Marxismus bedeutet den Sieg eines Menschen, der sich aktiv auf die Aussenwelt bezieht,
über einen passiven, kontemplativen Menschen, u. gleichzeitig den Sieg der Vernunft über den Glauben... Der Marxismus stellt an erster Stelle die systemat. u. streng wissenschaftl. Lehre der Realität wie auch eine Handlungsanleitung dar, die sich aus dieser Lehre ergibt.“ Unklar, wie diese Aussage bei Brzezinski - affirmativ oder als Kritik des Marxismus - zu verstehen ist. In den 1970er Jahren waren viele linke Intellektuelle im Westen vom Marxismus infiziert, begeistert, beeinflusst, inspiriert oder was auch immer.
Unter dem demokrat. US-Präsidenten Jimmy Carter, der 1977-81 R. Nixon u. G. Ford folgte, war Brzezinski führender aussenpolit. Berater u. anschliessend nationaler Sicherheitsberater in der Carter-Administration. In Carters Antrittsrede gab es einen von Brzezinski verfassten Passus, der dem Zweck diente, eine positive Botschaft an die sowjet. Dissidenten zu senden, was nicht nur die Moskauer Führung verärgerte, sondern auch von westeuropäischen Staats- u. Regierungschefs kritisiert wurde, weil diese Art von Rhetorik gegen den "Entspannungskodex“ verstosse, den Nixon u. Kissinger etabliert hatten. Auch Mitglieder der Demokrat. Partei waren mit dieser Interpretation der Entspannungspolitik Brzezinskis nicht einverstanden, darunter Aussenminister Cyrus Vance, der für eine geringere Betonung der Menschenrechte plädierte, um die sowjet. Zustimmung zur Begrenzung strateg. Waffen SALT zu erhalten, während Brzezinski sich dafür aussprach, beides gleichzeitig zu beachten u. die Redaktion von "Radio Free Europe" anwies, die Leistung u. Reichweite ihrer Sendungen nach Osteuropa auszudehnen. Auch das US-Aussenministerium selbst war empört über Brzezinskis einseitige Unterstützung für die Dissidenten im Ostblock u. lehnte seinen Vorschlag ab, Carters ersten Auslandsbesuch in Polen stattfinden zu lassen. Nichtsdestotrotz reisten die beiden engagierten Demokraten u. persönl. Freunde nach Warschau, wo sie - die Bedenken des örtlichen US-Botschafters ignorierend - mit Kardinal Stefan Wyszyñski zusammentrafen u. die römisch-katholische Kirche als legitime Opposition gegen die kommunist. Herrschaft in Polen anerkannten. Ferner riet Brzezinski Carter zu einem verstärkten Engagement in der VR China u. reiste als sein Abgesandter nach Peking, um den Grundstein für die Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu legen. Während Washington 1979 mit Peking volle diplomat. Beziehungen aufnahm, führte dies andererseits zum Abbruch der Beziehungen zum langjährigen antikommunist. Verbündeten der USA, der Republik China/Taiwan. Auf einem anderen Schauplatz der Weltgeschichte half Brzezinski Carter in Camp David beim erfolgreichen Abschluss des Friedensvertrags zwischen Ägypten u. Israel.
Als es 1979 zu zwei grossen, weltstrategisch höchst bedeutenden Ereignissen kam, erstens zur
Islamischen Revolution im Iran u. dem Sturz des mit den USA verbündeten Schahs von Persien, u. zweitens zur sowjet. Militärinvasion in Afghanistan, drängte Brzezinski darauf, entweder den Schah wieder zur Macht zurückzubringen oder das alte Regime durch eine militär. Intervention wiederherzustellen, um die Machtübernahme von Ayatollah Khomeini zu verhindern, während Vance sich mit der neuen Islamischen Republik arrangieren wollte. Zusammen mit Kissinger u. David Rockefeller spielte Brzezinski eine Rolle dabei, Carter davon zu überzeugen, den im Exil lebenden Schah in den USA aufzunehmen. Präsident Carter war von der Invasion Afghanistans überrascht, da der Konsens der US-Geheimdienste in den Jahren 1978-79 darin bestand, dass "Moskau nicht mit Gewalt eingreifen würde". Während Carter in einer TV-Ansprache Sanktionen gegen die Sowjetunion ankündigte, reiste Brzezinski nach Pakistan, um mit den dortigen Führern eine gemeinsame Reaktion zu koordinieren, deren Ziel es sein sollte, die Sowjets für ihr Verbrechen so lange wie möglich „bluten" zu lassen, wie er in einem Interview von 1997 sagte. Mit der Unterstützung Pakistans, Saudi-Arabiens u. der VR China entwickelte Brzezinski eine Strategie zur Untergrabung der sowjet. Präsenz am Hindukusch. Während die sowjet. Invasion Afghanistans die ohnehin gestörte Beziehung zwischen Vance u. Brzezinski endgültig ruinierte, zerstörte sie auch Carters Illusionen in Bezug auf die Sowjetunion, der schliesslich beschloss, die Ratifizierung von "SALT II" aufzugeben u. die von Brzezinski vorgeschlagene antisowjet. Politik fortzusetzen. Die russ. Version von Wikipedia streicht v.a. Brzezinskis aktive Unterstützung für das Geheimprogramm der CIA heraus, das das Ziel verfolgte, die UdSSR in einen kostspieligen militär. Konflikt zu verwickeln. Brzezinski schrieb an Präsident Carter, man habe „jetzt die Chance, der Sowjetunion ihren Vietnamkrieg zu ermöglichen“ u. die afghanischen Mudschaheddin auszubilden. In der Tat erreichte die erste US-Waffenlieferung für die Mudschaheddin Pakistan schon kurz nach Beginn der sowjet. Invasion. Für zusätzliche Spannungen in der Golfregion sorgte der 2. Grenzkrieg zwischen Nord- u. Südjemen, wobei Moskau den Südjemen unterstützte, der sich der Sowjetunion annäherte. Indem Brzezinski die "Carter-Doktrin" von 1980 entwickelte, die die USA dazu verpflichten sollte, den Nahen Osten nicht zuletzt wegen des Öls ausdrücklich zu ihrer Einflusssphäre zu erklären u. notfalls militär. Gewalt zur Verteidigung ihrer Vormachtstellung im Persischen Golf einzusetzen, führte der Afghanistankrieg die USA in eine neue Phase der umfassenden militär. Aufrüstung, die jetzt eigentlich v.a. mit R. Reagans nächster republikan. Präsidentschaft in Verbindung gebracht wurde.
Nach den Terroranschlägen vom 11. Sept. 2001 in den USA wurde die absurde Verschwörungstheorie
wiederholt, dass Brzezinski die sowjet. Invasion Afghanistans im Dez. 1979 absichtlich provoziert habe, wobei Brzezinski u. die Carter-Regierung von einigen Anhängern dieser Theorie für den jahrzehntelangen Afghanistan-Konflikt verantwortlich gemacht wurden. Laut dem Journalisten Conor Tobin unternahm Brzezinski erhebliche Anstrengungen, um die Sowjets von einer Invasion Afghanistans abzubringen u. forderte die Carter-Regierung auf, die Sowjets ausdrücklich vor harten Sanktionen im Falle einer Invasion zu warnen. Darüber hinaus habe Brzezinski versucht, mit dem sowjet. Botschafter in den USA Anatolij Dobrynin, mit dem er in Kontakt stand, diskret über einen Abzug der sowjet. Truppen zu verhandeln.

1980er Jahre:
Mit Carters Abgang Brzezinski erhielt von ihm die seit 1963 vergebene "Presidential Medal of Freedom" schied Brzezinski aus dem Amt des nationalen Sicherheitsberaters aus Sorge über die Gefahr einer Spaltung innerhalb der Demokrat. Partei aus. Zwar lud ihn der neue republikan. US-Präsident  R. Reagan noch ein, sein nationaler Sicherheitsberater zu bleiben, aber Brzezinski lehnte ab, da er der Meinung war, dass der neue Präsident eine neue Perspektive brauchte, auf deren Grundlage er seine Aussenpolitik aufbauen konnte. Dennoch war Brzezinski in der Reagan-Zeit /1981-89/ Mitglied der Kommission des US-Präsidenten für chemische Kriegsführung, Mitglied des Beratergremiums des US-Präsidenten für ausländ. Geheimdienste u. Mitglied der Kommission des Nationalen Sicherheitsrats der USA u. des US-Verteidigungsministeriums für eine integrierte langfristige Strategie. Nach dem Ende seiner Tätigkeit als nationaler Sicherheitsberater kehrte Brzezinski zur Lehrtätigkeit zurück, blieb aber eine einflussreiche Stimme in den internationalen Beziehungen. In der Polenfrage vertrat Brzezinski unter den Bedingungen einer lahmen Carter-Präsidentschaft eine harte Haltung gegenüber einer scheinbar unmittelbar bevorstehenden sowjet. Invasion in Polen anno 1981 nach dem Muster Ungarns 1956 u. der Tschechoslowakei 1968, als die unabhängige Gewerkschaft "Solidarität" unter der Führung Lech Wa³êsas politisch eine immer dominantere u. relevantere Rolle in Polen spielte u. dort eine revolutionäre Atmosphäre erzeugte, die die Herrschaft der abgewirtschafteten kommunist. Arbeiterpartei ernsthaft in Frage stellte. Er rief sogar Papst Johannes Paul II. an, um ihn im Voraus vor dem Schlimmsten zu warnen. Als im Dez. 1981 durch General Jaruzelski das Kriegsrecht über Polen verhängt wurde, wurde dies von Brzezinski kritisiert, aber auch die Passivität u. Schicksalsergebenheit Westeuropas im Namen der Stabilität. Hingegen nahmen die USA jetzt gegenüber Polen u. später schliesslich auch gegenüber dem gesamten Ostblock, der dabei war, sich von der sowjet. Unterdrückung zu lösen, eine deutlich aktivere Haltung der Unterstützung u. Solidarität ein, als dies seinerzeit gegenüber Ungarn 1956 u. der Tschechoslowakei 1968 noch der Fall gewesen war u. diese Länder u. Völker ihrem tragischen Schicksal der sowjet. Repression überlassen wurden. 1987 beriet Brzeziñski US-Vizepräsident George H.W. Bush vor seiner Polenreise, die das Wiederaufleben der oppositionellen Gewerkschaftsbewegung unterstützte, die 2 Jahre später die Parlamentswahlen gewann u. deren Politiker die Regierungsgewalt im Land übernahmen. Er war weiterhin der Auffassung, dass die allgemeine Krise der Sowjetunion das baldige Ende des Kommunismus ankündigte. So gelang es den Sowjets nicht, den erbitterten Aufstand der Mudschaheddin in Afghanistan niederzuschlagen, so dass sie sich 1989 aus dem von ihnen zerstörten Land zurückziehen mussten, was unter zahlreichen anderen Faktoren das Ende der Sowjetunion beschleunigen sollte. 1988 unterstützte Brzezinski George H.W. Bushs republikan. Präsidentschaft /1989-93/ gegenüber dem Demokraten Michael Dukakis, was einem Bruch mit den früher bevorzugten Demokraten gleichkam. 1989 erschien sein Werk "The Grand Failure" / dt. "Das gescheiterte Experiment: Der Untergang des kommunist. Systems“/, in dem er das Scheitern der Reformen des sowjet. Parteichefs u. Präsidenten s. Mikhail Gorbachjov u. den Zusammenbruch der Sowjetunion in den folgenden Jahrzehnten /!/ prognostizierte die Wahrscheinlichkeit, dass 2017 - also 100 Jahre nach der Revolution Lenins - in der Sowjetunion weiterhin der Kommunismus existieren werde, liege bei nur etwas mehr als 50%, u. das Ende, wenn es denn käme, würde sehr wahrscheinlich turbulent ausfallen. Seiner Meinung nach gab es 5 Möglichkeiten für die Sowjetunion: erfolgreiche Pluralisierung, anhaltende Krise, erneute Stagnation, Putsch z.B. durch das KGB oder das sowjet. Militär oder den expliziten Zusammenbruch des kommunist. Regimes. In der Tat brach das sowjet. System nach dem gescheiterten Putsch vom Aug. 1991 völlig zusammen u. Ende des Jahres hörte die Sowjetunion auf zu existieren, nachdem im Herbst 1989 mit dem Fall der Berliner Mauer u. der Friedlichen Revoltution in Osteuropa eine kommunist. Regierung nach der anderen ins Wanken geriet, gestürzt wurde u. schliesslich von der histor. Bühne verschwand. Noch vor diesen Ereignissen reiste Brzezinski nach Russland u. besuchte die Gedenkstätte für das Massaker von Katyn. Bei dieser Gelegenheit forderte er die Sowjetregierung zur Anerkennung der bisher von ihr geleugneten Wahrheit über das NKVD-Massaker an den Tausenden polnischen Offizieren von 1940 auf, wofür er in der Akademie der Wissenschaften der UdSSR in Moskau stehenden Beifall erhielt, obwohl die reaktionären altkommunist. Konservativen sich nach wie vor mit der Anerkennung der sowjet. Schuld schwertaten. Zusammen mit dem ebenfalls gefeierten polnischen Papst, dessen bürgerlicher Name Karol Wojty³a war u. der selbst zum Prozess des Falls des Kommunismus beigetragen haben soll, galt Brzezinski bei den Polen als eine der wichtigsten u. am meisten verehrten Stimmen im Ausland für ein freies Polen u. wurde quasi als „unser Staatsmann“ betrachtet /Radek Sikorski/. Nach der Befreiung der mittel- u. osteuropäischen Länder vom Sowjetkommunismus fungierte er als Verfechter u. Berater der neuen Demokratien auf ihrem Weg zur Wiederanbindung an die westlichen Institutionen, die 1939 bzw. 1945 unterbrochen wurde.

1990er Jahre: Aber schon 1990 warnte der Amerikaner polnischer Herkunft trotz der glücklichen Entwicklung in Osteuropa vor einer Euphorie nach dem Ende des Kalten Kriegs. Die Zukunft war nicht gegen Kriege anderer Art u. aus anderen Gründen gefeit. Brzezinski lehnte auch den 2. Golfkrieg, der nach der dreisten Eroberung Kuwaits durch den barbarischen irakischen Diktator Saddam Hussein im Aug. 1990 ausbrach, öffentlich ab u. wies darauf hin, dass die USA den guten internationalen Ruf, den sie durch den "Sieg" über die Sowjetunion erworben hatten, v.a. in der arabischen Welt, vergeuden würde. Diese Ansichten führte er in seinem neuen Werk "Out of Control“ von 1992 weiter aus. 1994 erschien unter dem Titel "Macht u. Moral. Neue Werte für die Weltpolitik." die dt. Übersetzung des Memoirenwerks "Power and Principle: Memoirs of the National Security Adviser 1977-1981", das 1983 in New York veröffentlicht worden war. Brzezinski kritisierte auch deutlich das Zögern der Clinton-Regierung /1993-2001/ im verheerenden Bosnienkrieg /1992-95/, gegen die serbischen Streitkräfte einzugreifen. Später unterstützte er die völkerrechtlich umstrittene NATO-Bombardierung Serbiens von 1999 während des Kosovokriegs, die zum erneuten Zerwürfnis mit Russland - u. China - führte. Ferner sprach er sich gegen den 1. Tschetschenienkrieg Moskaus aus, der von Präsident s. Boris Elcyn, im Westen als Demokrat gefeiert, angeordnet wurde, u. bildete das "Amerikan. Komitee für Frieden in Tschetschenien". 1997 erschien sein Buch "Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft". Auch Jahrzehnte nach Erscheinen dieses Buchs waren Rezensenten erstaunt, wie genau Brzezinski schon damals die aktuellen Konflikte in der Welt erkannte /II III/. Das Buch erscheint 2024 in einer TB-Neuausgabe.

2000er Jahre: Beunruhigt über ein mögliches Wiedererstarken des imperialen Russlands, sah er den Amtsantritt des ehem. KGB-Agenten Vladimir Putin mit grosser Skepsis u. bewertete diese Nachfolgeregelung für Elcyn negativ. Aus diesem Grund wurde er in der Zeit von s. Bill Clintons Präsidentschaft zu einem führenden Befürworter der NATO-Osterweiterung. Gleichzeitig trat Brzezinski als scharfer Kritiker der „katastrophalen“ Aussenpolitik der Regierung s. George W. Bushs jr. /2001-9/ auf u. war einer der ersten, der die Kandidatur von Senator s. Barack Obama im Kampf um die Präsidentschaft unterstützte. Brzezinski sprach sich gegen die völkerrechtlich umstrittene Invasion der USA u. Grossbritanniens im Irak von 2003 aus, die zum 3. Golfkrieg führte, u. vertrat die damals unpopuläre Meinung, dass die Invasion ein Fehler sei. Brzezinski war auch einer der schärfsten Kritiker des Verhaltens der Regierung Bush im sog. "Krieg gegen den Terror", der einen rechtsfreien Raum schuf, übrigens nicht nur im US-kontrollierten Bereich. In einer Kolumne der Washington Post vom März 2007 kritisierte Brzezinski die Bush-Regierung deshalb, weil ihre Aktionen nach den Terroranschlägen des 11. Sept 2001 jegliche Chance zerstört habe, die Welt zu vereinen, um Extremismus u. Terrorismus zu besiegen. Im Sept. 2007 stellte Obama während einer Rede zum Irakkrieg Brzezinski als „einen unserer herausragendsten Denker“ vor. Die von ihm unterstützte Präsidentschaft B. Obamas /2009-17/ lobte Brzezinski über alles, weil dieser US-Präsident „erkannt habe, dass die Herausforderung ist, ein neues Gesicht, einen neuen Orientierungssinn u. eine neue Definition der Rolle Amerikas in der Welt“ zu zeigen u. weil er für ihn „attraktiv sei, da er verstehe, dass wir in einer ganz anderen Welt leben, in der wir mit einer Vielzahl von Kulturen u. Menschen in Kontakt treten müssen.“ In der Obamazeit trieb Brzezinski die Entwicklung der polit. Beziehungen zwischen den USA u. der kommunist. VR China voran, die einen wirtschaftskapitalist. Kurs eingeschlagen hatte, u. befürwortete ein neues Abkommen zur Rüstungskontrolle mit Russland. 2011 unterstützte Brzezinski die NATO-Intervention gegen die Streitkräfte von Muammar Ghaddafi im libyschen Bürgerkrieg u. bezeichnete eine Nichteinmischung als „moralisch zweifelhaft“ u. „politisch fragwürdig“. Laut Ignatius u. Sikorski war Brzezinski „zutiefst beunruhigt“ über die Wahl von s. Donald Trump im Nov. 2016 zum Präsidenten der USA u. machte sich Sorgen um die Zukunft. 2 Tage nach der Wahl warnte Brzezinski in einer kurzen Rede vor „kommenden Unruhen in der Nation u. der Welt“, nachdem das Verteidigungsministerium ihm die "Medal for Distinguished Public Service" verliehen hatte. Am 4. Mai 2017 verschickte Brzezinski seinen letzten Tweet, in dem er schrieb: „Eine hochentwickelte US-Führung ist die unabdingbare Voraussetzung für eine stabile Weltordnung. Allerdings fehlt uns Ersteres, während Letzteres immer schlimmer wird.“
Russland u. Ukrainekonflikt: Im Zuge des russ.-ukrain. Konflikts betonte Brzezinski, der
Vorsitzender des amerikan.-ukrain. Beratungsausschusses war, im Feb. 2014, ohne die Ukraine, die 1991 ein souveräner Staat wurde, könne Russland kein eurasisches Imperium mehr werden; erst in diesem Kontext werde der erbitterte polit. Kampf Russlands um die Ukraine verständlich. Er verglich Putins „rüpelhafte /thuggish/" Taktik bei der völkerrechtswidrigen Annexion der Krym u. die „kaum getarnte Invasion“ proruss. Separatisten in der Ostukraine mit Adolf Hitlers Besetzung des Sudetenlands 1938 u. charakterisierte Putin als eine Karikatur B. Mussolinis. Brzezinski war der Überzeugung, dass Putins Aggression gegen die Ukraine eine Antwort benötige, hielt sich aber weit davon entfernt, einen Krieg der USA gegen Russland zu befürworten. Stattdessen schlug er vor, die NATO in höchste Alarmbereitschaft zu versetzen, wobei Fehler zu vermeiden seien. Gleichzeitig erklärte er, dass Russland versichert werden müsse, dass der Westen nicht beabsichtige, die Ukraine in die NATO aufzunehmen, u. dass er das Bündnis nicht gegen Russland einsetzen wolle.

Haltung Brzezinskis gegenüber der UdSSR, Russland u. V. Putin u. wie er von den Russen gesehen wurde/wird:
Brzezinski war ein liberaler Demokrat u. ein engagierter Antikommunist, der sich für soziale Gerechtigkeit einsetzte, das Weltgeschehen jedoch im Wesentlichen im Zeichen des Kalten Krieges betrachtete. Laut Foreign Policy „bestand er auch, wie George Kennan vor ihm, auf der Notwendigkeit, einen starken Westen zu kultivieren“.
In der "totalitären" Sowjetunion war er als Autor der globalen Strategie des Antikommunismus, der Theorie des "technotronischen" Zeitalters /II III, 1970/ u. des Konzepts einer neuen Art amerikan. Hegemonie bekannt u. verschrien. Obwohl Brzezinski die Bedeutung der Menschenrechte, des Völkerrechts u. friedlicher Massnahmen in Osteuropa betonte, erwarb er dennoch den Ruf eines "Hardliners“ in Bezug auf seine Politik gegenüber der Sowjetunion, dessen Dissidenten er in Schutz nahm. Die russ. Wikipedia-Seite über Brzezinski betrachtet die diesbezügl. Haltung des prominenten US-Politikberaters ziemlich kritisch bis negativ u.a. mit folgenden Hinweisen: Brzezinski habe die USA als Welthegemon betrachtet u. die Möglichkeit bestritten, dass andere Staaten bis 2018-33 eine ähnliche Rolle übernehmen könnten. Brzezinski habe die UdSSR als besiegten Feind betrachtet wie seinerzeit Deutschland u. Japan zusammen nach ihrer Niederlage im 2. WK /Bezug nehmend auf s. dort FN 19 u. 20/. Brzezinski meinte, die Sowjets bzw. Russen würden „leider dazu neigen, jede Kritik als feindselig zu betrachten. Sie sollten diesen Komplex loswerden.“ Es sei natürlich so, dass „Amerika viel reicher, technologisch viel fortschrittlicher, flexibler u. militärisch entwickelter sowie kreativer u. sozial attraktiver" sei als die Sowjetunion bzw. Russland, wo „ideolog. Beschränkungen auch das kreative Potenzial der Sowjetunion untergruben, wodurch ihr System zunehmend stagnierte ..." „Wie so viele Imperien zuvor implodierte die Sowjetunion schliesslich ..., wobei sie weniger ein Opfer einer direkten militär. Niederlage als vielmehr eines durch wirtschaftl. u. soziale Probleme beschleunigten Zerfallsprozesses wurde.“ ... Wenn Europa sowohl im Vereinigungs- als auch im Erweiterungsprozess erfolgreich ist u. Russland in der Zwischenzeit den Prozess der demokrat. Konsolidierung u. gesellschaftl. Modernisierung erfolgreich bewältigt, dann könnte Russland irgendwann auch ein geeigneter Kandidat für den Aufbau einer organischeren Beziehung zu Europa sein.“ Eine offizielle Mitgliedschaft Russlands in den europäischen Strukturen sah Brzezinski erst ab einem bestimmten Zeitpunkt", was ein Grund dafür sei, dass dieser Option nicht sinnlos die Türen zuzuschlagen“ sei.
Russland könne entweder ein Imperium oder eine Demokratie sein, aber nicht beides gleichzeitig ... Ohne die Ukraine höre Russland auf, ein Imperium zu sein, aber mit einer bestochenen u. dann unterworfenen Ukraine verwandle sich Russland automatisch in ein Imperium.“ [1994, FN 23] Er, Brzezinski, „glaube an den Wohlstand Russlands nach Putin. Russland verändert sich rasant, vielleicht nicht einmal trotz Putin, sondern dank Putin. Das Wichtigste, was Russland verstehen muss, ist, dass es für Wohlstand u. Erfolg eine Annäherung an den Westen braucht, sonst verliert es alles an China. Die Demokratisierung ist eine der Hauptvoraussetzungen für den Wohlstand Russlands. Und ich denke, das wird nach Putin passieren. ...; ich bin zuversichtlich, dass die Annäherung Russlands an den Westen unvermeidlich ist. ... [2012, FN 24] Der Philosoph u. Politologe Dr. Piotr Pietrzak beschrieb das Verhältnis Brzezinskis zu Putin wie folgt : „Sicher vertraute Brzezinski Putin nie u. betrachtete ihn als den postsowjet. Mann, ein Produkt der sowjet. imperialist. Indoktrination, der sich durch den Zusammenbruch der Sowjetunion u. des Warschauer Pakts zutiefst gedemütigt fühlte. Aber er sagte die Eskalation der Situation im Osten voraus, lange bevor Putin die Macht übernahm u. viel früher als die meisten von uns, möglicherweise weil seine geopolit. Erkenntnisse stark von der Arbeit [von geostrateg. Denkern wie] Alfred Thayer Mahans, Halford J. Mackinders, Nickolas J. Spykmans, u. Friedrich Ratzels beeinflusst waren. Er war sich darüber im Klaren, dass sich das polit. Establishment Russlands nicht so sehr von dem verändert hatte, das für die sowjet. Verbrechen während u. nach dem 2. WK verantwortlich war, u. ging daher davon aus, dass jeder, der /d.h. wer auch immer/ in Russland an der Macht sein mag, einem ähnlichen Modus Operandi folgen würde, der für Russlands Nachbarn ungünstig ist.“ Piotr Pietrzak wies darauf hin, dass „auch wenn Zbigniew Brzezinski tot ist, seine Arbeit sehr lebendig sei; die Biden-Regierung folge Brzezinskis geostrateg. Plan, der die Ukraine militärisch, logistisch, diplomatisch u. politisch unterstütz2.* [s. FN 104].
Zuletzt war der ehem. Harvard-Professor für US-amerikan. Aussenpolitik
Senior Research Professor für Internationale Beziehungen an der "Paul H. Nitze School of Advanced International Studies" der Johns Hopkins University in Washington D.C. sowie Berater, Vorstandsmitglied u. Co-Vorsitzender des Beirats am "Zentrum für Strateg. u. Internationale Studien“ CSIS in Washington D.C. Im Laufe seines Lebens war er Mitglied verschiedener bedeutender Gremien u. betätigte sich als Unternehmensberater mehrerer grosser US-amerikan. u. internationaler Firmen. Brzezinski erhielt zahlreiche Auszeichnungen u. Ehrungen v.a. von osteuropäischen Ländern freilich ausser Russlands. Bis ins hohe Alter nahm er aktiv an verschiedenen Veranstaltungen teil, so beim Atlantic Council, beim Woodrow Wilsen Center, beim CSIS, am Brussel Forum 2015, beim Friedensnobelpreisforum Oslo 2016 u.v.a.m. Selbstverständlich sprach Brzezinski auch /ein gut verständliches u. fast akzentfreies/ Polnisch. In einem Spiegel-Interview vom Juni 2016 sagte Brzezinski, dass wir uns längst wieder im Kalten Krieg befänden, aber es sei unwahrscheinlich, dass daraus ein heisser Krieg werde. Ausserdem glaube er nicht, dass er wieder Jahrzehnte dauern werde, denn die Dinge entwickelten sich heutzutage viel schneller. So sei aussenpolit. Druck heute stärker innenpolitisch spürbar. Wenn die Ukraine nicht zusammenbricht, dann werde der Druck Russlands Anführer zwingen, nach Alternativen zu suchen. Er hoffe, dass Putin so klug ist, besser früher als zu spät zu handeln. Auf die Frage, ob dieser so schlau sei, antwortete Brzezinski, dies sei schwer zu sagen, aber er verfüge auf jeden Fall über instinktive Schläue u. grosse Raffinesse. Er selbst frage sich nur, warum er nahezu vorsätzlich 40 Mln. Menschen in einem Nachbarstaat gegen sich aufbringt. Aber besonders gefährlich bei Putin sei, dass er ein Spieler sei. Die Frage, ob die NATO kämpfen würde, wenn Putin russ. Soldaten ins Baltikum einmarschieren liesse, bejahte der Amerikaner mit natürlich, dafür sei die NATO doch da, nicht wahr?" Die NZZ zeigte ihre Aufmerksamkeit gegenüber Brzezinski in mehreren Berichten oder Buchrezensionen u. erwähnte ihn in verschiedenen Beiträgen zum Thema /II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV/.
Brzezinski starb am 26. Mai 2017 89-jährig in einem Spital in Virginia, wobei
die Beisetzung in Washington stattfand, an der Ex-Präsident Carter u. die frühere Aussenministerin Madeleine Albright Laudatien hielten, während sein ehem. Kollege Henry Kissinger eine Botschaft mit folgendem Wortlaut schickte: „Die Welt ist ein leererer Ort, ohne dass Zbig die Grenzen seiner Erkenntnisse ausreizt.“
Kinder: Sein erster Sohn Jan war 2001-5 in der Regierung von Präsident George W. Bush stv. Verteidigungsminister für Europa- u. NATO-Angelegenheiten. Sein zweiter Sohn Mark ist ein US-amerikan. Diplomat, war 2011-15 US-Botschafter in Schweden u. seit 2022 in Polen u. hilft, die geostrateg. Vision seines Vaters vor Ort umzusetzen.)

BUBEEV, Andrej Borisovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII (1975-,  russ. Ingenieur aus Tver u. ehem. regimekritisch-oppositioneller Freizeitblogger, der wegen Veröffentlichung illegaler Inhalte im Internet, wegen illegalen Waffen- u. Munitionsbesitzes u. wegen öffentl. Aufrufe zum "Extremismus" u. "Separatismus" zum Schaden Russlands u. zugunsten der Ukraine angeklagt u. aus polit. Motiven von einem Tverer Gericht in 2 Strafprozessen zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Dieser krasse, inhumane Fall ist ein bemerkenswertes Beispiel für die Vorgehensweise von Behörden in einem kafkaesken Staat des himmelschreienden Unrechts u. der Justizwillkür gegen Exponenten freier Meinungsäusserung u. deren Familienangehörigen, der sich strukturell u. methodisch immer mehr an chines. u. nordkorean. Verhältnisse angenähert zu haben scheint. Dieser anhand von im Netz recherchierter Ressourcen ausführlich verfasste Eintrag soll darstellen, wie das Justizsystem des hochproblemat. Putin-Regimes funktioniert u. welche Rolle Denunziation, Repression u. Geheimdienste in solchen "kleinen" Fällen spielt.
1. Strafprozess 2015: Gemäss Angaben von "Cyclowiki" erhielten die russ. Strafverfolgungsbehörden
Anfang 2015 die Beschwerde eines polit. Gegners von Andrej Bubeev im Streit um die Ereignisse in der Ukraine. Es soll sich um einen Teilnehmer der Tverer Netzwerkforen gehandelt haben, der Bubeev wegen der Veröffentlichung regierungskritischer Posts in "Vkontakte" bei den Behörden denunziert hatte. Aufgrund dieser Denunziation wurde ein Strafverfahren nach Art. 282 StGB RF gegen Bubeev mit der Begründung eröffnet, dass er 2013 den in Russland verbotenen Film "Der ewige Jude“ in seinen Videos gepostet hatte. Nach anderen Angaben - von "Grani.ru" - sei die erste Strafverfolgung Bubeevs Anfang 2015 erfolgt, weil ihm vorgeworfen wurde, eine Reihe illegaler Veröffentlichungen auf seiner "Vkontakte"-Webseite ge- bzw. repostet zu haben, darunter ein Video über "Panzer u. gepanzerte Fahrzeuge der RF, eine grosse Kolonne des faschist. Aggressors an der Grenze zur Ukraine. 20.01.2015" sowie ein Foto eines Friedhofs mit einem Text über die Massengräber von getöteten Kämpfern in der Ostukraine, eine Notiz des Bloggers Andrej Shipilov über antiukrain. Stimmungen in Russland u. Anweisungen für einen Messerkampf. Inzwischen hatte das Tverer Lokalfernsehen berichtet, dass Bubeev von der Polizei gesucht werde. Bubeev verbarg sich vor den Ermittlern u. wurde im Zusammenhang mit dieser Angelegenheit Ende April 2015 auf die Fahndungsliste des Putin-Regimes gesetzt. Als er im Mai 2015 erfuhr, dass gegen ihn Anklage erhoben wurde, schrieb er auf seiner "Vkontakte"-Seite den Satz: „Nun, Schwuchteln /pidorasy/, sollen wir kämpfen?“ Als Bubeev im Mai seine Frau u. den Sohn auf ihrer Datscha ausserhalb der Stadt besuchte, hätten Nachbarn, denen operative Agenten gesagt hätten, dass Bubeev wegen Vergewaltigung zweier Mädchen gesucht werde, den Mann bemerkt u. seine Anwesenheit auf der Datscha der Polizei gemeldet. Noch am Abend desselben Tages sei Bubeev von 10 bewaffneten Spezialkräften, die in das Landhaus eindrangen, festgenommen u. über ein Gericht in die U-Haftanstalt von Tver eingewiesen worden. Wie "Cyclowiki" weiter festhält, habe Bubeev in die Datscha auch vorübergehend seine persönl. Gegenstände gebracht, darunter seinen registrierten Karabiner mit alter Militärmunition, die der Amateurschütze auf einem verlassenen Militärstützpunkt gefunden haben wollte u. mitnahm, weil sie zu seinem Jagdgewehr gepasst habe. Offenbar erschien den Ermittlern eine solche Mischung aus Hobbys als zu gefährlich oder verdächtig. Aufgrund der Entdeckung verbotenen Munitionsbesitzes wurde Art. 222 StGB RF in dem Strafverfahren angewendet. Während des Prozesses habe Bubeevs Verteidiger in den Unterlagen des Strafverfahrens verschiedene Verstösse gegen die Normen der Strafprozessordnung RF festgestellt, aber das Gericht habe seine Einwände nicht berücksichtigt. Wie "Grani" berichtete, habe Bubeev während der Ermittlungen seine ihm vorgeworfene Schuld vollumfänglich zugegeben, „aufregende“ bzw. spannende Materialien im Internet veröffentlicht zu haben, nachdem ihn der bestellte Anwalt dazu überzeugt u. versichert habe, dass er nur eine Bewährungsstrafe erhalten werde. Gleichzeitig sei die Familie gezwungen worden, eine vorgerichtliche Zahlungsvereinbarung abzuschliessen, wobei die Ehefrau, um die Zahlung leisten zu können, das Familieneigentum verkauft habe. Wie Bubeev nach seiner Haftentlassung in einem Gespräch mit "Open Russia" erklärte, sei er im Wesentlichen getäuscht worden, denn man, d.h. der Anwalt, habe ihm zugesagt, dass er nur eine Bewährungs- oder Geldstrafe erhalte, wenn er ein Geständnis unterschreibe. Und da er sich damals juristisch überhaupt nicht ausgekannt habe, habe er dies getan. Ende Aug. 2015 verurteilte der Richter des Zavolzhskij-Bezirksgerichts in Tver, Stanislav Strusovskij, Bubeev nach Art. 282 Teil 1 StGB RF wegen "Aufstachelung zu Hass oder Feindschaft gegen die gesellschaftl. Gruppe der Bürger der RF, die den Präsidenten RF unterstützt", u. nach Art. 222 Teil 1 StGB RF wegen "illegaler Aufbewahrung von Munition" u. weil sein Jagdkarabiner für den zivilen Gebrauch verboten war zu 1 Jahr Haft in einem Straflager. Allein 10 Monate des verhängten Strafmasses wurden ihm nach Art. 282 StGB RF wegen "Extremismus" zugewiesen, weil er Beiträge von der [in Russland verbotenen ukrain.] Gruppe "Rechter Sektor“, Kommentare zur Unterstützung der Ukraine sowie Äusserungen der Kritik an der Regierungspolitik Russlands u. der Missbilligung der russ. Besetzung der Krym sowie der Invasion im Donbass ge- oder repostet hatte. Die Staatsanwaltschaft hatte für den Angeklagten 3 Jahre Haft gefordert u. legte gegen das Urteil Berufung ein. Bubeev wurde aber nicht ins Straflager geschickt, sondern verblieb in U-Haft in Tver, weil bald ein zweiter Strafprozess auf ihn wartete. Sein Haus, in dem sich seine Ehefrau Anastasija u. das 2 Jahre alte Kind befanden, wurde weiterhin nach Waffen u. Büroausrüstung durchsucht. Bei der Befragung seiner Frau sei, wie sie selbst sagte, ein verzerrtes Protokoll über die Ereignisse erstellt worden, das sie nicht unterschreiben wollte, während Freunden u. Verwandten Märchen über angebliche schwere Verbrechen ihres Mannes erzählt wurden, dass er der Anführer einer terrorist. Bande sei usw. Die Ermittler hätten neben Erpressungsversuchen seine Frau mit Fragen darüber belästigt, warum sie u. ihr Mann 2011 in die Ukraine gefahren seien, obwohl ihr damaliger Besuch eines Festivals der slavischen Kultur in Ternopil lange vor den Ereignissen des "Majdan" von 2014 stattfand, u. sie hätten mehr über Bubeevs angeblichen Verbindungen zum "Azov"-Bataillon erfahren wollen.

Rolle der Ehefrau Anastasija: Irgendetwas schien Anastasija mit Terrorismus zu tun gehabt zu haben. Wie Daniil Turovskij in seiner Reportage für Meduza berichtete, hatte sie von ihrem letzten Gehalt von 10`200 Rubel fast die Hälfte an die Primore-"Partisanen" überwiesen, die 2010 Polizisten im Land Primore im russ. Fernen Osten töteten, weil diese die einzigen waren, die es wagten, gegen das Regime aufzutreten u. nicht nur Reposts zu machen", wie sie sagte. Sie wisse aber nicht genau, wie die Partisanen ihren Ehemann beeinflusst hatten. Auf ihrer Tasche befand sich ein Abzeichen mit der Flagge der Ukraine u. der Aufschrift "Freie Savchenko". s. Nadezhda Savchenko ist eine ehem. ukrain. Politikerin u. Berufssoldatin u. war Mitglied des ukrain. paramilitär. Bataillons "Ajdar", die bei einem Gefecht mit proruss. Kämpfern bei Luhansk gefangen genommen u. nach Russland verschleppt u. im März 2018 in Kiev wegen Terrorverdachts u. Umsturzplänen verhaftet wurde. 2009 lernte die 17-jährige Anastasija ihren zukünftigen Ehemann Andrej Bubeev auf "Vkontakte" kennen. Bubeev selbst wuchs in einer Militärfamilie auf, lebte bis zur 10. Klasse in Kharkov, Ukraine, u. zog in der 11. Klasse mit der Familie nach Belgorod, Russland, wo er sein Maschinenbaustudium an der örtlichen Staatl. Technischen Universität abschloss. Anfang der 2000er Jahre zog er aus berufl. Gründen nach Tver weiter, wo er sich mit der Herstellung von Fussbodenheizungen u.a. Elektrogeräten beschäftigte. Seine Freizeit verbrachte er weitgehend in den sozialen Netzwerken, v.a. auf "Vkontakte", wo er täglich Dutzende Reposts veröffentlichte. 2013 wollten die beiden an einer Kundgebung der Opposition in Tver teilnehmen, aber es seien nur wenige Personen erschienen. Ausser Netznachrichten interessierte sich Bubeev für Schusswaffen, wobei er im Haus vier Waffen u. Munition aufbewahrte. In den Netzforen fanden mit ihm seltsame Diskussionen statt. 2015 hätten die beiden in Tver über den "Rechten Sektor" gesprochen, eine ukrain. polit. Organisation, die in Russland mit Terrorismus in Zusammenhang stand u. dort verboten war. In den Wäldern sollen sie trainiert haben, um einen Angriff auf die Krym vorzubereiten, wie ein Stadtbewohner Meduza erzählte. Gleichzeitig repostete Bubeev Dutzende von Posts von pro-ukrain. Gruppen wie dem "Rechten Sektor", des "Azov"-Bataillons, "ATO“, "Vesti Russkogo Mira“ u.a. Zum Zeitpunkt der Posts oder Reposts hätten sich nur wenige Follower auf der Seite aufgehalten etwa 12 User, meist eigene Freunde. Die beiden sollen auch eine mögliche Abreise von Tver oder Flucht aus Russland z.B. in die USA oder Ukraine besprochen haben. In Abwesenheit Bubeevs wurde ihre Wohnung von Polizisten besucht, die sich als Mitarbeiter der Lizenz- u. Zulassungsabteilung des Innenministeriums RF vorstellten u. angaben, dass sie die Alarmanlage im Schrank überprüfen wollten, wo die Waffen lagerten. Nach Verlassen der Wohnung befragten die Agenten die Nachbarn, denen sie sagten, dass sie nach Bubeev suchten, der zwei minderjährige Mädchen vergewaltigt habe. Am nächsten Tag kamen 10 Polizisten in die Wohnung u. legten Anastasija ein Dokument über die Einleitung eines Strafverfahrens gegen Bubeev nach Art. 282 StGB RF wegen "Anstachelung zu Hass oder Feindschaft sowie Demütigung der Menschenwürde“ vor, beschlagnahmten alle elektron. Geräte u. fragten erneut, wo sich ihr Mann befinde. Am 24. Mai erschien Bubeev auf der erwähnten Datscha. Dann kam die Spezialeinheit, verhaftete den Mann u. fragte ihn, ob er den "Majdan“ in der Ukraine unterstütze. Im Sommer 2015 wurde Bubeevs "Vkontakte"-Webseite wegen "Verstosses gegen die Website-Regeln" blockiert.

2. Strafprozess 2016: Die offensichtlich klar polit. motivierte Strafverfolgung Bubeevs war damit aber nicht erledigt. Fast unmittelbar nach der Urteilsverkündung im ersten Strafprozess eröffneten die FSB-Behörden im Feb. 2016 gegen Bubeev ein neues Strafverfahren nach Art. 280 u. 280.1 StGB RF wegen "Öffentl. Aufrufen zum Extremismus" u. "Untergrabung der territorialen Integrität Russlands". Als Grundlage für diesen Prozess dienten 2 Reposts Bubeevs auf seiner "Vkontakte"-Webseite, wobei der eine die Veröffentlichung eines von Anton Myrzin geposteten Plakats wiedergab, das eine Hand mit einer Zahnpasta u. der Aufschrift "Drücke Russland aus dir heraus!" zeigte u. nach Art. 280 Teil 2 StGB RF als "Öffentl. Aufruf zum Extremismus" im Internet strafbar war. Bei dem anderen Repost handelte es sich um eine Affiche von s. Boris Stomakhin mit dem Titel "Die Krym - das ist Ukraine!", die nach Art. 280.1 Teil 2 StGB RF als "Öffentl. Aufruf zum Separatismus" qualifiziert wurde. Für jede dieser Straftaten sah das Gesetz bis zu 5 Jahren Gefängnis vor. Bubeev blieb in U-Haft u. jedes Mal, wenn seine Frau versuchte, ein Treffen mit ihm zu vereinbaren oder ein Paket vorbeizubringen, wurde der Häftling in eine Strafzelle verlegt u. war für sie nicht erreichbar. Da der Ehefrau ihr Lebensunterhalt inzwischen entzogen wurde, sei sie jeden Tag mit dem Fahrrad in den Wald gefahren, um Blaubeeren zu pflücken u. zu verkaufen. Dabei sei sie ständig von einem Auto mit Agenten verfolgt worden, die ihr erklärt hätten, dass sie darauf warteten, dass sie angeblich von ihrem Mann dort versteckte Waffen aus dem Wald hole. In ihrer Wohnung wurde sie mit einer weiteren Durchsuchung schikaniert, wobei der dort verbliebene PC u. das Telefon beschlagnahmt worden seien. Während einer der Durchsuchungen der Wohnung der Familie, die von den Beaamten sehr unvorsichtig durchgeführt worden seien, verunfallte das Kind schwer /II III/.) Nachdem Anastasija mit Menschenrechtsorganisationen Kontakt aufgenommen hatte, habe die Rechtsanwältin Svetlana Sidorkina von "Agora" den Fall übernommen /II/ u. den bisherigen Anwalt ersetzt, der weiterhin als offizieller Verteidiger aufgeführt war. In der Erläuterung eines anonymen Experten des "Zentrums für Sondertechnik des Instituts für Kriminalistik des FSB" die Meduza zur Verfügung steht u. aus der Turovskij auszugsweise zitieren konnte , wurde das Bild der Zahnpasta, aus der Russland ausgedrückt werden soll, von ihm als Versuch gewalttätiger Massnahmen zur Zerstörung Russlands" u. somit als Extremismus gewertet. Den anderen Repost "Krym - das ist Ukraine!" analysierte der Experte als Aufruf zum Separatismus. Abschliessend gab der Experte zu Protokoll, dass die vorgestellten Materialien Aufrufe zum Verstoss gegen die territoriale Integrität der RF" beinhalteten. Bubeev sagte während der Befragung, dass er nicht das getan habe, wofür er angeklagt wurde". Ja, er habe zwar "Vkontakte" verwendet, aber nur als persönl. elektron. Notizbuch. Um illegale Handlungen zu tätigen, gäbe es andere, effektivere Methoden. Und er habe alle Materialien aus freien Quellen genommen. Als der Staatsanwalt ihn fragte, ob er den Text von Stomakhin gelesen habe, antwortete Bubeev, dass er nicht leugne, was er gepostet" habe. Und ob er die territoriale Integrität Russlands verletzen wollte er sei demokratisch gesinnt u. halte es nicht für notwendig, jemanden zu überzeugen". Beim russ.-ukrain. Konflikt sehe er Widersprüche gegen die Verfassung Russlands". Und beim Beitritt der Krym denke er, dass dies nicht der Verfassung Russlands entspreche". Den "Majdan"-Gruppen habe er sich als [Internet-]Nutzer" im Sinne eines virtueller Teilnehmers angeschlossen. Wie TV "Dozhd" dazu schrieb, sei der autodidaktische Oppositionelle" ins Internet abgetaucht, wo der Kiever Majdan online übertragen wurde. In einem Videogespräch mit "Nastojashchee vremja" vom Feb. 2018 erklärte Bubeev, dass er die Ukraine zwar schon lange unterstützt habe, aber politisch nie aktiv gewesen sei, sondern als aktiver Internetnutzer sich lediglich dafür interessiert habe, was in den sozialen Medien so geschrieben werde, u. dass er von seiner Verhaftung völlig überrascht worden sei. Zurück im Gericht: Was er zu den Posts "Krym - das ist Ukraine!" u. "Drücke Russland aus dir heraus!" zu sagen habe, antwortete Bubeev, dass er nicht leugne, dass er so etwas posten konnte". Dann wies der Staatsanwalt noch darauf hin, dass sich Bubeevs Aussage von der Aussage im Ermittlungsverfahren unterschieden habe. Dort habe er gesagt, dass er „in der sozialen Gruppe VKontakte Mitglied von oppositionellen Gruppen sei, die die Politik in der Republik Ukraine unterstützen. ... Er habe seine Unzufriedenheit mit der Aussenpolitik der russ. Regierung im russ.-ukrain. Konflikt zum Ausdruck gebracht. Da er dem Vorgehen der russ. Führung negativ gegenüberstehe, habe er diese Materialien veröffentlicht.“ Während des Verhörs habe Bubeevs Frau gesagt, dass ihr Mann „Russland wiederholt als Aggressor u. die Krym als Teil der Ukraine bezeichnet" habe. Bubeev verwies auf widersprüchliche globale Einschätzungen der Annexion der Krym u. auf Verstösse Russlands gegen das Budapester Memorandum vom 5. Dez. 1994, in dem Russland die Souveränität der Ukraine garantiert hatte. Aber das interessierte das Gericht wohl kaum. „Gemäss der Verfassung können wir Informationen frei lesen u. sammeln“, sagte Bubeev in seinem letzten Wort. Der Staatsanwalt beantragte eine Haftstrafe von 2 Jahren u. 6 Monaten. Diesmal bekannte sich Bubeev vor Gericht im Sinne der neuen Anklage nicht schuldig. Anfang Mai 2016 sprach dasselbe Zavolzhskij-Bezirksgericht in Tver Bubeev in beiden Fällen schuldig u. setzte für jeden von ihnen 1,5 Jahre Gefängnishaft fest. Unter Berücksichtigung des früheren Urteils aus dem ersten Prozess erhielt Bubeev schliesslich 2 Jahre u. 3 Monate Haft in einem Straflager. Ein Beobachter der Organisation "RosUznik“ berichtete, dass der Richter das Urteil in einem leeren Gerichtssaal verkündet habe, ohne das Publikum oder die Verteidigung zuzulassen, ohne Bubeevs Anwalt u. seine Frau in den Saal zu rufenBubeev habe die meiste Zeit der Sitzung zum Richter geblickt u. dem Zeugen, dem FSB-Offizier Ilja Podobuev, aufmerksam zugehört, der im Feb. 2015 als erster seine Webseite inspiziert u. Screenshots von "verdächtigen Beiträgen“ gemacht hatte. Als Schuldbeweis habe die FSB-Vernehmung u. die Aussage einer Zeugin gedient, die bei der Webseitenbesichtigung im Feb. 2015 dabei war. Anwältin Sidorkina meinte, dass es unrealistisch sei, eine Person wegen ihrer Ansichten zu solchen Bedingungen zu verurteilen. Dies sei eine Verletzung der Rechte auf freie Meinungsäusserung u. Meinungsfreiheit. Während es Bubeev gelang, zu Meduza zu sagen: „Das ist ein Zirkus“, teilte Sidorkina Meduza mit, dass sie in den kommenden Tagen Berufung gegen das Urteil einlegen werde. Sidorkina behauptete, dass das Verfahren gegen Bubeev vor dem Tverer Bezirksgericht „mit Verstössen geführt“ u. absolut frei „erfunden“ worden sei. Die Advokatin vermutete, dass die Inspektion seiner Internetseite durch operative Einsatzkräfte bereits 2014 stattgefunden habe u. die Behörden schon damals die Absicht gehabt hätten, ein Strafverfahren gegen Bubeev einzuleiten, wobei ein Teil dem Ermittlungskomitee u. der zweite Teil dem FSB übertragen wurde. Die Anwältin fügte hinzu, dass das Gericht nicht einmal die Möglichkeit in Betracht gezogen habe, dass die persönl. Webseite Bubeevs gehackt worden sein könnte. Nachdem die Anwältin des Verurteilten, das - seit 2014 in der RF verbotene u. 2023 eingestellte - Infoportal "Grani" im Mai 2016 über diesen Fall informiert hatte, wurde ihr das Recht zur Nutzung des Internets für ein Jahr entzogen.

Berufung:
Im Juli 2016 prüfte das Tverer Gebietsgericht in öffentl. Sitzung die Berufung des Anwalts Bubeevs zur Verteidigung der Interessen des Verurteilten gegen das Urteil des
Zavolzhskij-Bezirksgerichts, aber die Berufung wurde abgewiesen u. das Urteil vom 5. Mai 2016 blieb unverändert u. wurde bestätigt. Der  Berufungsverhandlung, die offenbar keine breite Resonanz fand, hätten ausser dem Vater u. der Frau des Verurteilten nur 2 Journalisten beigewohnt.
Immerhin verfolgte auch ein DW-Korrespondent die Verhandlung der Klage im Gerichtssaal u. berichtete über das Ereignis. Der DW sagte Anastasija Bubeeva, dass sie ihren Mann zuletzt im Dez. 2015 gesehen habe u. in den sozialen Netzwerken Drohungen erhalte. Mit Andrej Bubeev selbst wurde nur per Videoschalte kommuniziert. Auf jede Frage des Richters verweigerte er eine Stellungnahme u. überliess das Wort der Anwältin. Diese plädierte dafür, dass Bubeev für unschuldig erklärt u. das Urteil wegen Verstössen gegen die Regeln der Strafprozessordnung während der Ermittlungen aufgehoben werde. Der Ermittler müsse die entsprechende Seite im sozialen Netzwerk untersuchen u. dies in Form eines ordnungsgemäss erstellten Protokolls festhalten u. die gesammelten Informationen auf CDs übertragen, so dass die fraglichen Materialien den Status eines materiellen Beweismittels erhielten. Die Staatsanwältin wandte dagegen ein, dass alle in den Prozessunterlagen festgestellten Unstimmigkeiten beseitigt worden seien u. wies den Richter darauf hin, dass sich Bubeevs Aussagen ständig geändert hätten. Die Staatsanwältin erklärte, sie habe keinen Zweifel an Bubeevs Schuld u. forderte, sein Urteil unverändert zu lassen. In seiner Erklärung betonte Bubeev, dass er seine Schuld nicht eingestanden habe, u. machte das Gericht darauf aufmerksam, dass unbekannte Personen mit einem anderen Login u. Passwort auf seine Webseite zugegriffen hätten. Der fragliche Repost von Stomakhins Veröffentlichung sei nicht von ihm selbst gemacht worden, denn er „hätte von jedem gemacht werden können“. Nach seiner Haftentlassung wies Bubeev auf Radio Svoboda auch auf dne Umstand hin, dass die fraglichen Posts, für die er zur Verantwortung gezogen u. verurteilt wurde, mehr als ein Jahr nach ihrer Veröffentlichung, also quasi nachträglich, als extremistisch eingestuft wurden /d.h. nachdem das entsprechende Gesetz in Russland eingeführt wurde/. Er sei also wegen einer Straftat angeklagt worden, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Posts keine gewesen war. Nach der Ablehnung der Berufung erklärte Sidorkina, dass sie die Entscheidung des Gerichts für rechtswidrig halte u. kündigte an, das Urteil bei höheren Gerichten bis hin zum EGMR anzufechten, u. erinnerte daran, dass das Menschenrechtszentrum "Memorial" Andrej Bubeev als polit. Gefangenen anerkannt habe. In der Tat anerkannte die russ. Menschenrechtsorganisation "Memorial" Bubeev im März 2016 als polit. Gefangenen, erklärte aber gleichzeitig, dass „der Ton der von ihm veröffentlichten [Gedichts-]Texte übermässig beleidigend u. aggressiv sei, dies jedoch kein ausreichender Grund für eine Verfolgung sei“. "Rosfinmonitoring" setzte Bubeev auf die Liste der Terroristen u. Extremisten u. seine Bankkonten wurden eingefroren. Wie TV "Dozhd" angab, habe die Zahl der Personen, die in Russland allein 2015 wegen Reposting im Internet verurteilt wurden, bei über 350 gelegen. Übrigens wurde der etwa gleichaltrige s. Boris Stomakhin in 3 verschiedenen Strafprozessen wegen seiner polit. Überzeugungen u. Veröffentlichungen von der russ. Justiz noch viel härter angefasst als Bubeev u. zu insgesamt 14,5 Jahren Haft verurteilt erst 2019 wurde er aus der Haft entlassen. Für die vom Kreml eingesetzten "gekauften u. bestellten" Justizbehörden, Staatsanwälte u. Richter des neosowjet. Putin-Staats, die ihn juristisch auf einer einzigen polit. Linie gehorsamst u. ohne Abweichung untermauern müssen, besteht die Schuld u. das Verbrechen harmloser Poster u. Reposter in den sozialen Medien wie Bubeev, die eine andere polit. Meinung haben, was ihr legitimes Recht ist, darin, dass sie die "Russen, Machtorgane u. Patrioten beleidigt" hätten, wie TV "Dozhd" in diesem Beitrag sarkastisch kommentierte. Also müssen sie von der Justiz im Dienste des harten, unbarmherzigen Herrschaftsregimes mit Gewalt, Gemeinheit u. Zynismus unbedingt verfolgt u. vor einem Gericht im Dienste dieses Staats angeklagt u. verurteilt werden, damit sie die absolute Wahrheit der Herrschenden dieses ungerechten u. kriminellen Gewaltstaats, deren Macht diese wenigen Dissidenten u. Oppositionellen offenbar gefährden, nicht länger stören u. beschmutzen können. Sie können froh sein, wenn sie mit dem Leben davonkommen.

Haftzeit/Gefängnisse:
Nachdem Bubeev fast 15 Monate lang in der U-Haftanstalt Nr. 1 in Tver eingesessen hatte,
kam er in eine Lagersiedlung im Dorf Mikhajlovskoe im Valdaj, Bezirk Bologoe im Gebiet Tver. Dann wurde er in die Anstalt "LIU-3" versetzt, ein Krankenhaus für an Tuberkulose erkrankte Sträflinge. Ende 2016 wurde Bubeev noch in die Strafvollzugsanstalt "IK-4" in der Stadt Torzhok im Gebiet Tver überführt. Wie Bubeev nach seiner Haftentlassung auf Radio Svoboda sagte, sei die Verwunderung in der Gefängnisverwaltung gross gewesen, denn nur wenige Mitarbeiter hätten von diesen Strafartikeln etwas gewusst, unter denen er verurteilt wurde. Als die Gefängnisleitung jedoch erfuhr, dass er die Ukraine unterstützte, sei die Haltung ihm gegenüber feindselig geworden u. man habe ihn einen Bandera-Mann genannt. Auch die meisten Mithäftlinge seien überrascht gewesen, dass man dafür inhaftiert werden kann. In einem seiner ersten Interviews in Freiheit, das er TV "Dozhd" gab, erzählte Bubeev über das Gefängnisleben, dass die Streifen an der Häftlingskleidung normalerweise grau seien, dass man ihm jedoch orangefarbene verpasst habe, was einen „böswilligen Verletzter" [des Gesetzes] bedeutete. Radio Svoboda sagte er, dass er während seiner Haftzeit über 5 Monate in eiskalten Strafzellen verbracht habe, was als Form der Folter betrachtet werden könne. Bei TV "Dozhd" verglich er die Strafzelle, den Karzer, mit einer Betongruft, in der man quasi lebendig begraben sei. "Dozhd" fügte im Gespräch hinzu, dass die Mitarbeiter des Gefängnisses losgerannt seien, um - aus Angst - ihre eigenen "Vkontakte"-Seiten zu bereinigen, nachdem sie von Bubeevs Problemen erfahren hatten. Die Verse, die Bubeev im Gefängnis zu schreiben begann, hätten seine Wärter auswendig gelernt. Im Jan. 2017 reichte Damir Gajnutdinov, ein Anwalt der internationalen Menschenrechtsgruppe "Agora", der auf Fälle im Bereich des Schutzes der Meinungsfreiheit spezialisiert ist, im Namen Andrej Bubeevs eine Beschwerde beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte EGMR ein.

Nach der Haftentlassung u. Ausreise in die Ukraine: Im Aug. 2017 wurde Bubeev aus der Haft entlassen. Wie das Opfer des hochkriminellen Putinschen Repressionsstaats nach seiner Haftentlassung auf Radio Svoboda erklärte, wurden ihm vor Haftstrafende Papiere vorgelegt, aus denen hervorging, dass das Gefängnis eine Klage einreichen würde, um ihm seine Überwachung für weitere 3 Jahre in Form von Hausarrest aufzuerlegen. Nach der Entlassung reiste er mit Frau u. Sohn aus Sicherheitsgründen in die Ukraine aus /II/, die ihm den ukrain. Pass ausstellte. Wie er auf Radio Svoboda sagte, habe sich herausgestellt, dass er ukrain. Staatsbürger sei. Er sei zwar in Tver geboren, aber sein Vater, ein Militärpilot, habe seinen letzten Dienstort im Gebiet Kharkov in der Ukraine gehabt, wo auch Andrej Bubeev zur Zeit des Zusammenbruchs der Sowjetunion lebte. Nach ukrain. Gesetzgebung besitzen diejenigen Menschen, die zum Zeitpunkt des Endes der UdSSR ihren offiziellen Wohnsitz in der Ukraine hatten, automatisch die ukrain. Staatsbürgerschaft. Dies sei ihm erst im Verlauf der Strafverfolgung in Russland bewusst geworden, u. als seine Frau beim ukrain. Konsulat in Moskau einen entsprechenden Antrag stellte, sei ihr bestätigt worden, dass ihr Mann die ukrain. Staatsbürgerschaft besitze. Mehrere russ. u. ukrain. Internet-Newsportale berichteten ausführlich über den Fall Bubeev.
Am Tag seiner Freilassung sprach Bubeev in Tver mit einer Moskauer Vertreterin von "Open Russia" u. erteilte auch ihr sehr interessante Auskünfte über seine Erfahrungen während der Lagerzeit, wobei er seinen Fall scharfsinnig ein
schätzte. Das Interview erschien auf den Seiten von "Memorial" u. "Ukraina kriminalna". In dem Gespräch gab Bubeev zu bedenken, dass man mit solchen Fällen wie seinem „die Gesellschaft einschüchtern u. die Menschen in Schach halten wolle, damit jeder die einzig richtige Position“ vertrete. Aber das habe keinen Sinn. Menschen mit einer aktiven zivilgesellschaftl. Haltung liessen sich nicht einschüchtern. Sein Fall sei einer dieser Schauprozesse, um allen Angst zu machen u. sei also nichts Aussergewöhnliches. Was die Einleitung des 2. Strafprozesses anbelangt, vermutete Bubeev, dass die Behörden wahrscheinlich gedacht hätten, dass der erste Prozess nicht genüge, u. so beschlossen hätten, ihn noch einmal dranzunehmen /nakrutit/. Da in beiden Prozessen im Wesentlichen dieselben Sachverhalte verhandelt worden seien, aber auf der Grundlage unterschiedlicher Vorfälle u. Strafgesetze, sei dies ein direkter Verstoss gegen die Verfassung gewesen, die besagt, dass eine Person nicht zweimal wegen derselben Sache vor Gericht gestellt werden darf. In seinem Fall sei alles verletzt worden: das Strafgesetzbuch, die Strafprozessordnung u. die Verfassung, u. kein einziges Gericht, nicht einmal der Oberste Gerichtshof RF, habe Verstösse gesehen, obwohl jedes normale Gericht diese festgestellt hätte u. die Verantwortlichen dieser Verstösse zur Rechenschaft gezogen hätten werden müssen. Die mediale Publizität, die er erhalten habe, habe in seinem Fall wesentlich dazu beigetragen, weitere Strafverfolgungen u. Prozesse zu verhindern, denn zusätzlich zu den beiden vorliegenden seien zwei weitere geplant gewesen. Aber die Behörden seien gezwungen gewesen, auf sie zu verzichten, nicht nur wegen ihrer Absurdität, die sie nicht störte, sondern weil dieser Skandal bereits gewisse Grenzen überschritten hatte. D.h., das Einzige, was dieses System stoppen könne u. was bisher funktioniert habe, sei mediale Publizität. Sein persönl. Fehler habe - aus der Sicht dieses Systems - darin bestanden, dass er die Dinge bei ihrem Namen genannt habe, denn dies habe der offiziellen Propaganda des Regimes widersprochen. Die Geschichte habe sich übrigens wiederholt, denn vor 100 Jahren sei es fast genauso gewesen. Aber [aufgrund der polit. Ereignisse] sei er danach „nur noch mehr davon überzeugt worden, dass er absolut Recht" gehabt habe. Denn [wie im Fall der Ukraine] bleibe der Begriff der Intervention so, wie er im Wörterbuch stehe. Er hätte seine Meinung vielleicht geändert, wenn ihm klar geworden wäre, dass er irgendwo falsch liegt, aber alles sei richtig gewesen. Er sei für mehr als 2 Jahre inhaftiert worden, weil er die Wahrheit gesagt habe. Die Propaganda versuche, den Russen eine andere Vision aufzuzwingen, u. sie tue dies sogar recht erfolgreich. Die Mehrheit der Bevölkerung in Russland nehme dies[e offiziellen Ansichten des Staates] als normal wahr u. unterstütze das Geschehen, wenn sie sage, dass alles in Ordnung sei. Aber in seinem Fall sei nicht die gewünschte Wirkung erzielt worden u. das störe die russ. Behörden sehr. Zur Zeit sehe man in Russland eine Mischung aus der Sowjetunion der 1930er Jahre u., so anstössig dieser Vergleich auch sein mag, dem Dritten Reich". Das schüre Hysterie". Auf die Frage, ob er jetzt bei der Veröffentlichung von bestimmten Inhalten in den sozialen Netzwerken vorsichtiger sein werde, antwortete Bubeev, dass er weiter schreiben u. posten werde, aber nicht von Russland aus. Er werde seine Ansichten u. Überzeugungen nicht ändern, aber er habe verstanden, mit was für einem Feind er es zu tun habe". Im Gespräch mit TV "Dozhd" gab Bubeev zu, „die Gemeinheit des Systems unterschätzt zu haben. Das System sei viel gemeiner, als er gedacht habe, aber dass es so gemein ist, werde er sich jetzt merken". Unter den aktuellen Bedingungen könne in Russland ein einzelner Oppositioneller nichts ändern, denn schon in der Sowjetunion oder im Dritten Reich habe ein Einzelner nichts tun können. Es handle sich vielmehr um einen histor. Prozess, der seinen logischen Abschluss finden werde. Bubeev befürchtete 2017, dass in Russland alles nur noch schlimmer werden könnte u. er hatte recht. Im Jan. 2018 erhielt Bubeev den Sakharov-Orden "Für Mut" /II/.

BUBENEC, Beata II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV (1987-, russ. Dokumentarfilmregisseurin, Drehbuchautorin, Kamerafrau u. Filmproduzentin jakut. Herkunft. Ab 1992 lebte sie in Nizhnij Novgorod, wo sie 2004 in die Philolog. Fakultät der dortigen Lobachevskij-Staatsuniversität eintrat u. 2010 ihre Masterarbeit am Institut für russ. Literatur des 20. Jhs. abschloss u. dann nach Moskau wechselte. Ab 2007 arbeitete sie als Journalistin bei der TV von Nizhnij Novgorod, zunächst als Korrespondentin, dann als Redaktorin, Autorin u. Moderatorin von Informations- u. Unterhaltungsprogrammen. In Moskau war sie für den "Ersten Kanal" von "NTV", für "Ren" TV u. TV "Dozhd" tätig. Nachdem sie 2012 an einem Dokumentarfilm-Workshop teilgenommen hatte, drehte sie ihren ersten Dokumentarfilm über den russ.-orthodoxen Aktivisten s. Dmitrij Enteo u. gewann den Hauptpreis des internationalen Filmfestival s "Docudays UA 2015". 2013-15 arbeitete Bubenec über die ukrain. Orange Revolution, die völkerrechtswidrige Annexion der Krym u. den Krieg im Donbass, woraus der Dokumentarfilm "Der Tschetschene“ /II III/ entstand. Die Premiere fand 2015 beim Festival des Dokumentarfilmkinos IDFA in Amsterdam statt. Der Film wurde vom "Alliance of Women Film EDA Award" berücksichtigt, gewann den Grand Prix des Dokumentarfilmfestivals von New York u. wurde als "Bester Dokumentarfilm in voller Länge 2015“ beim russ. internationalen Festival "Artdocfest“ u. als "Bester künstlerischer Film 2015“ mit dem Russ. Nationalpreis "Lorbeerzweigausgezeichnet. 2017 fand beim Filmfestival "Artdocfest" die Premiere ihres neuen Dokumentarfilm "Flug einer Kugel“ /II III/ über das umstrittene Bataillon "Ajdar" statt, der in einer einzigen Einstellung u. ohne Schnitt gedreht wurde. Die Aufführung wurde von Provokateuren /II III IV V/ der russ. radikal-nationalist. polit. Bewegung "SERB" gestört, die in Russland u. der Ukraine operiert /s. Igor BEKETOV/, wobei die Aktivisten zu 7 Tagen Arrest verurteilt wurden. Der Streifen gewann erneut in der Kategorie "Bester künstlerischer Film 2017“ des Russ. Nationalpreises "Lorbeerzweig“, ferner den Grand Prix des Dokumentarfilmfestivals "Open City Doc" in London u. nahm am Wettbewerb des US-amerikan. Filmfestivals "True/False 2018" u.a. internationalen Filmfestivals teil. 2017-18 drehte Bubenec eine Dokumentarfilmserie über die Hintergründe des Präsidentschaftswahlkampfs von s. Ksenija Sobchak. Seit Sommer 2019 arbeitete die attraktive Jakutin zusammen mit ihrem Ehemann Mikhail Bashkirov, einem Anthropologen u. Dramaturgen, an einem Dokumentarfilm über den landesweit bekannten skandalösen jakut. "Anti-Putin"-Schamanen s. Aleksandr GABYSHEV /II/. Ende Okt. 2020 fand im Moskauer "Teatr.doc“ die Premiere des dokumentar. Puppenspiels "Das Märchen vom Schamanen“ über Aleksandr Gabyshev statt, wobei die Aufführung erneut von Provokateuren der Bewegung "SERB" gestört wurde. Seit 2022 lebt Bubenec in Frankreich.)

BUGYNIN, German Gennadevich (russ. Richter am Bezirksgericht Khamovniki der Stadt Moskau. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, werden ihm ungerechte Gerichtsentscheidungen u. hochgradige Korruption vorgeworfen. 2014 anerkannte er die Sperrung der Website Kasparov.ru als legal an. Er traf wiederholt rechtswidrige u. polit. motivierte Entscheidungen u. Urteile gegen russ. Oppositionelle u. Andersdenkende. Im Bezirk Khamovniki führt/e er die meisten Zivil- u. Verwaltungsverfahren gegen gesellschaftspolit. Aktivisten durch. 2018 weigerte sich Bugynin, der Klage des renommierten Rechtsanwalts s. Mark Fejgin, der s. Nadezhda Savchenko, Pussy Riot u.a. Oppositionsaktivisten verteidigte, gegen die Moskauer Anwaltskammer stattzugeben, die ihn wegen "unangemessener Äusserungen“ auf Twitter über den kremlfreundlichen ukrain. Blogger s. Anatolij Sharyj ausgeschlossen hatte, wodurch ihm sein Anwaltsstatus entzogen wurde. In der Moskauer Anwaltsgemeinschaft ist Bugynin als korrupter Beamter bekannt, der gegen Bezahlung "notwendige" Urteile in Zivilsachen trifft.)

BUDANOV, Jurij Dmitrievich II III (1963-2011, gew. Offizier der russ. Armee, der wegen Entführung, Misshandlung u. Mordes an einer 18-jährigen Tschetschenin als Angeklagter vor Gericht stand u. rechtskräftig verurteilt, vorzeitig entlassen u. danach ermordet wurde. Im Aug. 1998 wurde Budanov, gebürtig aus dem Gebiet Doneck, Ukrain. SSR, zum Kommandeur des 160. Garde-Panzerregiments ernannt u. im Okt. u. Nov. 1999 im 2. Tschetschenienkrieg 2x verletzt. Im Jan. 2000 wurde ihm der Orden der Tapferkeit bzw. des Muts verliehen, woraufhin der Offizier vorzeitig in den Rang eines Obersten befördert wurde.
Straffall: Im März 2000 wurde Budanov wegen Entführung, Vergewaltigung u. Mordes an der 18-jährigen Tschetschenin Elza Kungaeva verhaftet. Sie wurde von ihm als Scharfschützin der tschetschen. Rebellen verdächtigt. Die Verteidigung der Interessen der Familie Kungaev wurde von Rechtsanwalt Abdulla Khamzaev, Verdienter Anwalt Russlands, ehem. Oberst der Justiz u. stv. Generalstaatsanwalt der UdSSR, vertreten. Der spätere Menschenrechtsaktivist s. Stanislav Markelov nahm sich des Falls ebenso an, verzichtete jedoch nach einiger Zeit darauf mit der Begründung, er sehe keinen Nutzen in seiner Beteiligung an dem Fall. Im Juli 2003 wurde Budanov durch das Urteil eines Militärgerichts des Bezirks Nordkaukasus nach Art. 105 Teil 2 Abs. "c“ StGB RF wegen "Mordes“
zu 9 Jahren Gefängnis, nach Art. 126 Teil 1 StGB RF wegen "Entführung“ zu 6 Jahren Haft u. gemäss Abs. "a, c“ von Teil 3 von Art. 286 StGB RF wegen "Überschreitung behördlicher Befugnisse“ zu 5 Jahren Freiheitsstrafe mit Entzug des Rechts verurteilt, für die Dauer von 3 Jahren Positionen im Zusammenhang mit organisator. u. administrativen Funktionen in Regierungsbehörden zu bekleiden. Das endgültige Gesamtstrafmass wurde auf 10 Jahre Freiheitsentzug in einer Justizvollzugsanstalt mit maximaler Sicherheit mit Entzug des Rechts der Bekleidung von Positionen im Zusammenhang mit organisator. u. administrativen Tätigkeiten u. Funktionen in Regierungsbehörden für einen Zeitraum von 3 Jahren festgelegt. Gemäss Art. 48 StGB RF wurde Budanov die staatl. Auszeichnung - der Orden der Tapferkeit - aberkannt u. der militär. Rang eines Obersten entzogen. Budanov verbüsste seine Strafe in einer JVA in der Stadt Dimitrovgrad im Gebiet Uljanovsk. Nachdem Budanov im Mai 2004 einen Begnadigungsantrag eingereicht hatte, gab die Begnadigungskommission im Sept. seinem Antrag statt. Der Gouverneur des Gebiets Uljanovsk, s. Vladimir Shamanov, früherer Oberbefehlshaber der 58. Armee in Tschetschenien, unterzeichnete das Begnadigungsgesuch. Die Entscheidung der Kommission löste bei einer Reihe von Politikern, Menschenrechtsaktivisten u. Journalisten Proteste aus. Wie Izvestija u. das Portal Lenta.ru feststellten, reagierte v.a. s. Ramzan Kadyrov äusserst gereizt auf den Vorschlag, den Oberst zu begnadigen. In der Tat erhielt Budanov aus Tschetschenien von Seiten Kadyrovs Drohungen, der Budanov als „einen Schizophrenen, Mörder u. anerkannten Feind des tschetschen. Volkes" bezeichnete, derunser Volk beleidigt" habe, wobei jeder Mann, jede Frau u. jedes Kind glaubt, dass die Schande von uns nicht genommen wurde, solange Budanov existiert“. Im selben Monat fand in Groznyj, Tschetschenien, eine öffentl. Kundgebung statt, bei der der Protest gegen die Begnadigung zum Ausdruck gebracht wurde, wobei s. Ramzan Kadyrov erklärte: „Wenn es zur Begnadigung Budanovs kommt, werden wir eine Gelegenheit finden, ihm das zu geben, was er verdient.“ Danach zog Budanov sein Begnadigungsgesuch zurück. Im selben Jahr starb der Anwalt der Familie Kungaev, Abdulla Khamzaev. Im Nov. 2006 reichte Budanov beim Gericht des Gebiets Uljanovsk einen Antrag auf Bewährung ein, der jedoch abgelehnt wurde. Erst im Dez. 2008 gab das Gericht dem Antrag Budanovs auf Bewährung statt u. Mitte Jan. 2009 wurde der Häftling vorzeitig aus der Haft entlassen, was nicht nur bei Menschenrechtsgruppen auf Kritik stiess. Noch am Tag seiner Pressekonferenz wurde der Anwalt von Kungaevas Familie, derselbe Stanislav Markelov, der angekündigt hatte, gegen Budanovs Haftentlassung Beschwerde einzulegen, in Moskau auf offener Strasse ermordet. Budanov erhielt eine leitende Stelle in einem Staatsunternehmen, wobei er sich im Haus des Direktorats des Präsidenten RF niederliess, nachdem die Wohnung seiner Familie mit der Unterstützung von General V.A. Shamanov zur Verfügung gestellt wurde. s. Anna Politkovskaja hatte gemäss eines Artikels der Berliner Zeitung über Budanovs Verbrechen u. über die Versuche hoher Stellen berichtet, den Ordensträger zu schützen.
Ermordung: Im Juni 2011 wurde Jurij Budanov am Komsomol-Prospekt in Moskau erschossen, wobei der Schütze 6 Schüsse abfeuerte u. 4 Kugeln Budanov am Kopf trafen /II III/. Der Mörder u. sein Komplize flohen in einem silbernen Mitsubishi Lancer, der kurz nach Beginn der Ermittlungen halb verbrannt ein paar Häuserblocks vom Tatort entfernt gefunden wurde. In den veröffentlichten Aufnahmen von Budanovs letzten Lebensminuten war der Mörder selbst zu sehen, wobei er sich nicht zur Kamera umdrehte. Die Hinrichtung Budanovs selbst war nicht zu sehen, da der Mörder hierfür bewusst den sog. toten Winkel gewählt habe. Für die Erschiessung des Opfers sei eine spezielle u. äusserst effiziente Technik verwendet worden, u. Budanov sei mit einer zu einer Kampfpistole umgebauten Gaspistole getötet worden. Allerdings bezweifelten viele Experten diese Version u. kritisierten sie immer wieder wegen ihrer Widersprüchlichkeiten. Auch das von den Mördern zurückgelassene Auto habe sich als falsche Spur herausgestellt. Aber anhand der Nummernschilder fanden die Ermittler schnell den Besitzer des Wagens u. kamen zu seinem Haus, wo sie zu ihrer grossen Überraschung genau denselben Mitsubishi auf dem Parkplatz vorfanden, wobei die Autos alle die gleichen Merkmale u. sogar das gleiche Kennzeichen aufwiesen. Im Juli erschien auf der Website des "Kavkaz-Centers" eine Nachricht, in der die Gruppe "Rijadus-Salikhin", eine Terroreinheit tschetschen. Rebellen, die Verantwortung für den Mord an Budanov übernahm. Dennoch erklärte der islamist. Rebellenchef s. Doku Umarov in einem am Tag nach dem Mord veröffentlichten Video, dass „Allah ... Budanov bestraft“ habe, weil er ein „Sadist, Schurke u. Mörder“ sei, ohne auf irgendjemandes Beteiligung hinzuweisen, u. versprach anderen Tschetschenien-Veteranan dieselbe Vergeltung. Laut Vadim Rechkalov, einem Kolumnisten der Zeitung Moskovskij komsomolec, habe Ramzan Kadyrov die Ermordung Budanovs zwar nicht organisiert oder dazu angestiftet, aber er habe mit seinen öffentl. Äusserungen den polit. Ablass für die Ermordung des Obersten gegeben“. Der oppositionelle Politiker s. Gennadij Gudkov kommentierte die Ermordung Budanovs bei TV "Dozhd". Laut seiner Meinung könnte es sich a) um Rache - nicht nur von Seiten seiner Verwandten oder b) um eine Inszenierung von Seiten irgendwelcher kaukas. nationalist. Extremisten gehandelt haben. Die Beisetzung /II/ Budanovs fand auf einem Friedhof in der Stadt Khimki mit der Anwesenheit von über 1000 Personen statt, darunter Abgeordnete der Staatsduma RF wie s. Vladimir Zhirinovskij /II III/ sowie Vertreter nationalpatriot. Organisationen u. Militärveteranen. Obwohl Budanov per Gerichtsbeschluss seine Titel u. Auszeichnungen aberkannt wurden, wurde er mit militär. Ehren, einschliesslich 3 Maschinengewehrsalven eines Trauersaluts, ausgeführt von Soldaten einer Ehrengarde, beigesetzt. 
Ermittlung: Das Ermittlungskomitee RF schloss von Anfang an die Version einer Blutfehde nicht aus, die von Menschen aus dem Nordkaukasus begangen worden sein könnte. Ende Aug. 2011 wurde der islamische Geistliche Magomed Sulejmanov, der sich später als ein aus Tschetschenien stammender Mann namens Jusup Temirkhanov herausstellte, als mutmasslicher Mörder von Budanov festgenommen. Im Juli 2012 erhob die Hauptermittlungsverwaltung des Ermittlungskomitee RF für Moskau gemäss Art. 105 Teil 2 Abs. "l“ StGB RF endgültige Anklage gegen Temirkhanov wegen Mordes an dem ehem. Oberst der russ. Armee "aus Gründen des polit., ideolog., rassischen, nationalen oder religiösen Hasses oder der Feindschaft oder aus Gründen des Hasses oder der Feindschaft gegen eine soziale Gruppe“. Ausserdem wurde ihm nach Art. 222 StGB RF "illegaler Waffenhandel" vorgeworfen. Ende April 2013 befand eine Jury des Moskauer Stadtgerichts Temirkhanov für schuldig, Budanov ermordet zu haben. Gleichzeitig schlossen die Geschworenen das Motiv des "Hasses auf eine Gruppe von Militärangehörigen“ aus dem Urteil aus, das der Version der Ermittlung zufolge Temirkhanov geleitet haben soll. Im Mai 2013 wurde Temirkhanov durch ein Urteil des Moskauer Stadtgerichts gemäss Art. 105 Teil 1 u. Art. 222 Teil 1 StGB RF zu 15 Jahren Gefängnis wegen Mordes an Budanov sowie wegen Besitzes u. Tragens von Schusswaffen, durch die Budanov getötet wurde, verurteilt. Anschliessend wurde im Rahmen der Ermittlungen zum Mord an Budanov ein Strafverfahren wegen Behinderung der Justiz eröffnet. Es wurde festgestellt, dass einer der Geschworenen mit Anwalt Murat Musaev u. zwei anderen Geschworenen eine kriminelle Verschwörung eingegangen war, um die Rechtssprechung zu behindern u.a. Geschworene davon zu überzeugen, bei der Urteilsverkündung eine Freispruchsentscheidung zu treffen. Der Fall Musaev, geführt nach Art. 294 Teil 1 StGB RF wegen "Einmischung in jeglicher Form in die Tätigkeit des Gerichts zur Behinderung der Rechtssprechung" wurde im Feb. 2015 aufgrund des Ablaufs der Verjährungsfrist für die Straftat eingestellt, während zwei Geschworene amnestiert wurden. Jusup Temirkhanov verstarb im Aug. 2018 im Gefängnis.
Zu Ehren Budanovs wurden Gedichte u. Lieder verfasst, u. im Hof ​​des Hauses am Komsomol-Prospekt, wo er erschossen wurde, wurde eine illegale Gedenktafel aufgestellt. 2017 warf eine Frau mit Hidschab einen Molotowcocktail auf das Denkmal. Das Bild Budanovs, der wie ein Held stilisiert wurde, wurde wiederholt von russ. nationalist. Politikern u. Oppositionsorganisationen in Russland verwendet. In St. Petersburg
tauchten Graffiti mit dem Bild Budanovs auf, als Zeichen des Protests gegen die Umbenennung einer Brücke zu Ehren des ermordeten Tschetschenenoberhaupts s. Akhmat Kadyrov. Das Graffito löste wiederum grosse öffentl. Reaktionen aus u. fiel dem Vandalismus zum Opfer.)

BUDNICKIJ, Oleg Vitalevich II III IV (1954-, sowjet. bzw. russ. Historiker. Absolvent des Pädagog. Instituts in Rostov/Don mit einem Abschluss in Geschichte u. der Aspirantur am Institut für Geschichte der AW der UdSSR mit einem Abschluss in den Fächern Historiographie, Quellenstudien u. Methoden der histor. Forschung. Kandidats-Dissertation über "Die Geschichte des Studiums des `Narodnaja volja` am Ende des 19. u. Beginn des 20. Jhs." u. Doktorats-Dissertation über "Terrorismus in der russ. Befreiungsbewegung: Ideologie, Ethik, Psychologie - 2. Hälfte des 19. / Beginn des 20. Jhs." Dann wurde er leitender Forscher am Institut für russ. Geschichte der RAW, ordentl. Professor an der Fakultät für Geisteswissenschaften u. akadem. Direktor des polit. mehr oder weniger unabhängigen "Zentrums für Geschichte u. Soziologie des 2. Weltkriegs u. seiner Folgen" an der Wirtschaftshochschule Moskau. 2013 wurde er Mitglied des Expertenrats für Geschichte der Höheren Bescheinigungskommission des Ministeriums für Wissenschaft u. Höhere Bildung RF. Im Okt. 2017 verliess er den Expertenrat dieser Kommission, nachdem ihr Präsidium empfohlen hatte, dem Kulturminister RF s. Vladimir Medinskij trotz des negativen Gutachtens des Expertenrats seinen Doktortitel der Geschichtswissenschaften nicht zu entziehen. Medinskij hatte seine Dissertation vor einer Kommission verteidigt, deren Vorsitzende wegen Plagiats der eigenen Dissertation entlasssen worden war. Laut Budnickij schuf diese Entscheidung eine „gefährliche Situation für die Weiterentwicklung der [russ.] Wissenschaft“. Dies war zweifellos eine mutige Stellungnahme eines "einfachen" Professors, handelte es sich bei Medinskij doch um einen hohen u. einflussreichen Kulturfunktionär des Putin-Staats, der später /2020/ als Kulturminister RF schliesslich entlassen wurde. Budnickij, vermutlich jüdischer Herkunft, ist ausserdem Direktor des "Internationalen Forschungszentrums für russ. u. osteuropäisches Judentum", das seit 2004 das Jahrbuch "Archiv der jüdischen Geschichte" herausgibt, Redaktor u. Herausgeber verschiedener anderer Publikationen, Mitglied der "Europäischen Akademie", Buchautor u. Verfasser von über 200 wissenschaftl. u. populärwissenschaftl. Beiträgen, ferner Gastgeber/Moderator u. Teilnehmer von TV- u. Radioprogrammen.

BUZHINSKIJ, Evgenij Petrovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX (1950-, sowjet. bzw. russ. Militärwissenschaftler, Militärdiplomat u.  Sicherheitsexperte, Hochschullehrer, Generalleutnant der Reserve. Absolvent der Moskauer Suvorov-Militärschule, des Militärinstituts für Fremdsprachen der Fakultät für westl. Sprachen u. der M.V.-Fronze-Militärakademie, Kandidat der Militärwissenschaften. Seit 1968 Dienst in den Streitkräften. In 1970er Jahren war er Militärattaché in der Republik Zypern u. in den 1980ern stv. Militärattaché in der Republik Türkei. Ab 1992 arbeitete er in verschiedenen Positionen als Offizier des Generalstabs RF u. ab 2001 als Leiter der Verwaltung für internationale Verträge u. als stv. Leiter der Hauptverwaltung für internationale militär. Zusammenarbeit des Verteidigungsministeriums RF. In diesen Jahren war er stv. Leiter der russ. Regierungsdelegationen bei Verhandlungen über die Reduzierung strateg. Angriffswaffen, konventioneller Streitkräfte in Europa u. unmenschlicher Waffen. Ab 2009 war er Berater u. Vizepresident u. ab 2014 Präsident des Rats des "Zentrums für polit. Forschung Russlands" PIR. 2009-18 war er stv. Generaldirektor des "Radiobaukonzerns "Vega". 2014 übernahm er das Amt des Vorsitzenden des "Zentrums für polit. Forschung Russlands". Gleichzeitig war er Vizepräsident des Russ. Rats für internationale Angelegenheiten. Seit 2016 ist er ao. Professor an der Fakultät für Weltpolitik der MGU u. Leiter des "Zentrums für angewandte polit.-militär. Forschungen" der Fakultät für Weltpolitik der MGU. Nach eigenen Angaben wurde dieses Zentrum dazu eingerichtet, um die neuen Herausforderungen u. Bedrohungen für die nationale u. internationale Sicherheit zu untersuchen u. praktische Empfehlungen für russ. Regierungsbehörden zu entwickeln. Seit 2020 arbeitet Buzhinskij an der Moskauer Wirtschaftshochschule u. wurde geehrt mit verschiedenen russ. Orden u. Medaillen. Der berufliche Interessenbereich Buzhinskijs umfasst ein breites Spektrum von Fragen der Rüstungskontrolle, militärpolit. Aspekten der internationalen Sicherheit, Fragen der regionalen u. globalen Sicherheit, der Nichtverbreitung von Atomwaffen, der militär. Nutzung des Weltraums, strateg. Offensivwaffen, Raketenabwehr sowie der Beziehungen zwischen Russland u. der NATO u. die russ.-amerikan. Beziehungen. Im Zeitraum 2000-15 hielt er jährlich Vorlesungen an der "Kennedy School of Government" in Harvard u. im Zeitraum 2015-18 bei der MGIMO. Ausserdem tritt er seit 2010 regelmässig als Redner auf verschiedenen internationalen Konferenzen auf, die vom CSIS in Washington, vom Genfer Zentrum für Europäische Sicherheit, von der Universität Hamburg u. vom RIAC in Moskau u.a. organisiert werden. Darüber hinaus ist er als regelmässiger Gast in den berüchtigten, vom Kreml gesteuerten Talk Shows s. Vladimir Solovjovs, bei "60 Minuten" u. in anderen russ. TV-Programmen zu sehen. Seit 2018 ist er an der Fakultät für Weltpolitik der MGU tätig, wo er Studierende des Masterstudiengangs "Internationale Sicherheit“ in der Lehrveranstaltung "Rüstungskontrolle – Theorie und Praxis“ - auf Englisch - unterrichtet.)

BUJNOV, Aleksandr Nikolaevich II III IV V VI VII VIII IX (1950-, ehem. sowjet. u. staatsnaher russ. Sänger, Musiker, Komponist, Filmschauspieler. Bujnov ist bekannt geworden durch kriegsverherrlichende Lieder im postsowjet. Popstil, mit unterstützender Absicht zugunsten V- Putins, A. Lukashenkos, tschetschen. Rebellen u.a. Mitglied des polit. Rats der Moskauer Organisation der kremlnahen Dumapartei "Einiges Russland". Im Juni 2005 unterzeichnete er den "Brief der Kulturschaffenden, Wissenschaftler u. Vertreter der Öffentlichkeit zur Unterstützung des Urteils gegen die ehem. Chefs des Ölunternehmens "Jukos"", das von V. Putin zerschlagen wurde. 2011 erklärte er, dass er sich für diese Tat schäme, da s. Mikhail Khodorkovskij für ihn eine unbekannte Person von aussen gewesen sei. Er sei sowohl von der wirtschaftlichen als auch von der polit. Situation weit entfernt gewesen u. habe als „auf der Welt lebender Narr“ von diesem Fall nichts verstanden. 2011 erholte sich Bujnov erfolgreich von Prostatakrebs, ohne seine Konzerttätigkeit zu unterbrechen. 2012 nahm er am Projekt "Kampf der Chöre“ auf dem Kanal "Russland-1“ teil. 2017 gab er ein Konzert im russ. besetzten Doneck im Donbass, Ostukraine. 2019 wurde er auf eine schwarze Liste von Personen gesetzt, denen Auftritte in der Ukraine aufgrund ihrer Verbindungen zum Kreml untersagt waren. In einem Interview sagte er später, dass für ihn „die Ukraine für viele Jahre verschlossen bleibe - solange die Macht sich nicht ändert". 2018 war er offizieller Unterstützer des Moskauer Bürgermeisterkandidaten s. Sergej Sobjanin. Ferner war er mehrere Jahre Mitglied des Öffentl. Rats der Hauptverwaltung des Innenministeriums RF für das Moskauer Gebiet. Während der Proteste nach den gefälschten belaruss. Präsidentschaftswahlen 2020 nahm Bujnov ein Lied mit dem Titel "Die Geliebte gibt man nicht her“ zur Unterstützung des belaruss. Machthabers s. Aleksandr Lukashenko auf; sein Vertreter erklärte später, Bujnov habe nicht gewusst, dass der Text des Liedes Lukashenko unterstützte. Das Lied "Unser Bataillonskommandant Said-Magomed“ war dem "Helden Russlands" s. Said-Magomed Kakiev gewidmet. Im englischsprachigen Raum wurde Bujnov bekannt durch sein Lied "VDV - s neba privet" II III /"VDV - Gruss vom Himmel"/, das die russ. Luftlandetruppen VDV - vozdushno-desantnye vojska Rossii" - verherrlicht. Im Internet tauchte eine Reihe von Videos mit Parodien auf, die offensichtlich mit der Musik seines ursprüngl. Lieds "VDV - s neba privet" unterlegt, aber mit englischem Text untertitelt waren u. die Absicht verfolgten, die Invasion der Westalliierten von 1945 zu verspotten. Bujnov erhielt zahlreiche russ. Auszeichnungen, u.a. den Titel "Volkskünstler RF", "Volkskünstler Inguschetiens", "Volkskünstler Nordossetiens" sowie Urkunden u. Dankesschreiben des Präsidenten RF, des Verteidigungsministeriums RF, des FSB u. des Innenministeriums RF für die Unterstützung der Truppen u.a. Er unterstützte den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine u. erklärte, er wolle als Freiwilliger an der russ. Invasion teilnehmen. Im Aug. 2022 nahm er an einem Festkonzert zum Tag der russ. Flagge in der von russ. Truppen besetzten Stadt Kherson teil. Dafür wurde er mit Sanktionen belegt: Im Jan. 2023 wurde Bujnov vor dem Hintergrund der russ. Invasion in der Ukraine wegen seiner „wichtigen Rolle in der russ. Propaganda“ auf die ukrain. Sanktionsliste gesetzt. Zuvor wurde er von der "Stiftung für den Kampf gegen die Korruption" FBK von s. Aleksej Navalnyj auf die Liste der korrupten Beamten u. Kriegstreiber gesetzt, weil er „an Konzerten zur Unterstützung des Kriegs gegen die Ukraine teilgenommen“ hatte. Im Feb. 2023 wurde er auf die Sanktionsliste Kanadas der „russ. Agenten der Desinformation“ gesetzt.)

BUJNOV, Nikolaj Mikhajlovich II III IV V VI (1967-, russ. Unternehmer, Top-Manager u. internationaler Investor in der Mineralkraftstoff-, Goldminen u. Hotelbranche, USD-Multimillionär. Absolvent des Leningrader Instituts für Eisenbahnverkehrsingenieure. In den 1990er Jahren unterhielt er ein Holzverarbeitungsunternehmen u. gründete 1995 zusammen mit seinem Vater die Energiegesellschaft "Bodaibo", die sibirische Goldminenarbeiter im Norden des Irkutsker Gebiets mit Treibstoff versorgte u. anschliessend Lieferungen für "Alrosa"-Unternehmen in Jakutien u. für Goldminenarbeiter in den Ländern Krasnojarsk u. Khabarovsk organisierte. Bujnov kaufte eine Ölfeldlizenz u. gründete im Jahr 2000 zusammen mit seinen Partnern, d.h. mit seinem Vater u. dem russ. Geologen Boris Sinjavskij, die "Irkutsker Ölgesellschaft" INK, die grösste private Ölgesellschaft Russlands, deren Hauptaktionär mit einem Eigentumsanteil von über 64% u. deren Geschäftsführer, Präsident u. 2022 Vorstandsvorsitzender er wurde. Die Gesellschaft vereint Unternehmen, die sich mit der geolog. Erforschung, Erkundung u. Produktion von Kohlenwasserstoffen im 48. Lizenzgebiet in Ostsibirien befassen. Das wichtigste Produktionsgebiet von INK ist das Jaraktinskoe-Feld im Gebiet Irkutsk. Darüber hinaus besitzt Bujnov ein Gelände am der Küste des Bajkalsees, das er für ein geplantes nichtkommerzielles Projekt zur Erforschung u. Erhaltung des Bajkalsees u. der angrenzenden Gebiete nutzt, wobei die Staatsanwaltschaft die Rückgabe des Grundstücks an die RF fordert. Im Hotelgeschäft finanzierte der Unternehmer ab 2017 den Wiederauf- u. Umbau des berühmten ehem. "Wawelberg-Bankgebäudes" in St. Petersburg, eines Denkmals der Architektur von föderaler Bedeutung u. Objekt des Kulturerbes, der 2021 abgeschlossen wurde u. seit Jan. 2022 als 5-Sterne-Hotel betrieben wird. 2021 wurde Bujnov in die jährliche "Forbes"-Rangliste von "Russlands reichsten Geschäftsleuten“ aufgenommen, da sein Nettovermögen auf 2,2 Mrd. USD geschätzt wurde.)

BUKOVSKIJ, Vladimir Konstantinovich II III IVa IVb IVc IVd IVe IVf V VI VII VIII IX X XI XII XIII (1942-2019, gew. sowjet. Dissident, Bürgerrechtler u. russ. Schriftsteller u. Publizist mit polnischen Wurzeln, der den systemat. Missbrauch der Psychiatrie in der Sowjetunion enthüllte u. auf das Schicksal von polit. Gefangenen in psychiatrischen Anstalten der UdSSR international aufmerksam machte. Als 14-Jähriger vernahm Bukovskij den sensationellen Bericht N. Khrushchjovs über die stalinist. Verbrechen u. wurde ein überzeugter Gegner der kommunist. Ideologie. Wegen seiner kritischen Haltung u. abweichenden polit. Meinungen geriet der Biologie-Student, der Anfang der 1960er Jahre kleinere Protestkundgebungen auf dem Majakovskij- u. Puschkin-Platz in Moskau organisierte u. Samizdat- u. westl. Literatur verbreitete, selbst in Konflikt mit der repressiven Sowjetmacht. Dabeiwurde er nicht nur aus der Schule u. der Universität ausgeschlossen, sondern auch als geisteskrank erklärt u. selbst in eine psychiatrische Anstalt in Leningrad eingewiesen, vor Gericht gestellt u. schliesslich zu 3 Jahren Lagerhaft verurteilt. Nach der Rückkehr aus dem Lager wurde Bukovskij neben Aleksandr Solzhenicyn einer der Wortführer der sich formierenden sowjet. Dissidentenbewegung. In den 70ern wurde er erneut verhaftet u. wegen "antisowjet. Agitation u. Propaganda" zu 7 Jahren Freiheitsstrafe u. 5 Jahren Verbannung verurteilt. Insgesamt verbrachte er somit 12 Jahre in sowjet. Gefängnissen, Lagern u. Kliniken. Auf Druck der Weltöffentlichkeit tauschte die sowjet. Regierung Bukovskij im Dez. 1976 auf dem Flughafen von Zürich, Schweiz, gegen den in Chile gefangen gehaltenen chilenischen Kommunisten Luis Corvalán aus.  Nach seiner Ausbürgerung liess Bukovskij sich in Cambridge, GB, nieder, machte eine wissenschaftl. Karriere in der Neurophysiologie u. setzte seine kritischen Recherchen u. Analysen über Russland fort. 1985 begründete er mit anderen die "American Foundation for Resistance International", eine Organisation, die helfen sollte, Proteste in Staaten des Ostblocks zu organisieren u. zu finanzieren.
1990er Jahre: Auf Einladung der neuen russ. Behörden nahm Bukovskij 1992 als offizieller Sachverständiger des Verfassungsgerichts RF in Moskau am Verfahren im Fall KPdSU gegen s. Boris Elcyn anlässlich des Prozesses über die Aufhebung des Verbots der KPdSU im Zusammenhang mit dem Augustputsch 1991 teil. Während der Vorbereitung auf die Gerichtsverhandlungen erhielt Bukovskij mit anderen Historikern Zugang zu geheimen Dokumenten der Archive des ZK KPdSU, des KGB u. des Präsidenten RF. Ohne Wissen der Archivleitung scannte er auf seinem Computer einen Teil der Archivalien, rd. 15 Tsd. Seiten,darunter viele Dokumente aus dem Politbüro. Auf der Grundlage dieses Materials verfasste er ein brisantes Sachbuch unter dem Titel "Moskovskij process", /engl. "Judgement in Moscow: Soviet Crimes and Western ComplicityII III/ über die Aussenpolitik der Sowjetunion, in dem er in weiten Auszügen die Originaldokumente wiedergab. "The Bukovsky Archives" wurden ins Internet gestellt; das Archiv enthält über 700 klassifizierte sowjet. Dokumente der Jahre 1937-94, eine gekürzte Übersetzung des Buchs "Urteil in Moskau" u. viele der wichtigsten Artikel des Autors ab 1976. Mehrere Bücher Bukovskijs erschienen in dt. Sprache, u.a. "Abrechnung mit Moskau. Das sowjet. Unrechtsregime u. die Schuld des Westens", das eine dt. Version des Buchs "Judgement in Moscow" darstellt. Im Sommer 1992 wurde Bukovskij von einer Gruppe Abgeordneter des Moskauer Sowjets als Kandidat für das Amt des Bürgermeisters der Hauptstadt vorgeschlagen, er selbst widerrief dies jedoch. 1992 versuchte er, die russ. Staatsbürgerschaft aufzugeben, die ihm, wie einer Reihe anderer Dissidenten, unter Elcyn zurückgegeben wurde. Er tat dies als Protest gegen Elcyns Politik insbes. gegen den Entwurf einer neuen Verfassung RF, die Bukovskij als allzu autoritär einschätzte. Der Verzicht auf die Staatsbürgerschaft wurde nicht akzeptiert, weitere rechtliche Schritte zur Umsetzung seiner Verweigerung unternahm Bukovskij aber nicht. Als er 1996 versuchte, mit einem britischen Pass nach Russland einzureisen, wurde ihm ein russ. Visum verweigert.
2000er Jahre:
Bukovskij wurde auch ein scharfer Gegner des neuen Präsidenten RF V. Putin u. dessen Regimes, dem er vorwarf, die Angst nach Russland zurückgebracht zu haben. 2002 kam s. Boris Nemcov, Vorsitzender der "SPS"-Fraktion in der Staatsduma RF, nach Cambridge, um mit Bukovskij das weitere Vorgehen der russ. Opposition zu besprechen. In einem Gespräch mit Nemcov sagte Bukovskij, dass die einzige Chance, Russland vor dem wieder aufkeimenden Totalitarismus zu bewahren, darin bestehe, eine starke, machtvolle demokrat. Opposition gegen das gegenwärtige Regime zu schaffen. Ohnedies bleibe Russland ohne Perspektive u. sei dem Untergang geweiht. 2004 war Bukovskij mit Vater u. Sohn Kara-Murza Mitbegründer des oppositionellen "Komitees 2008: Freie Wahl“, dem auch s. Garri Kasparov, Boris Nemcov u.a. Persönlichkeiten der polit. Opposition Russlands angehörten. In einem Interview von 2007 drückte Bukovskij die Überzeugung aus, dass der Sozialismus in Zukunft verschwinden werde. Bukovskijs Hauptthema war die angebliche Naivität /gullibility/ des Westens gegenüber der Sowjetunion bzw. ihrer - seiner Meinung nach - keineswegs untergegangenen Ideologie. In seinem verblendeten Kritizismus gegenüber dem Westen sah Bukovskij selbst auch in der EU einen neuen Sowjetstaat im Entstehen. Ihre Ideologie sei die „polit. Korrektheit", die gezielt eingeführt worden sei, um sie dann mit repressiven Methoden durchsetzen zu können. Dabei schien ihm unweigerlich der Realitätssinn abhanden gekommen zu sein, wenn er sogar behauptete, dass die EU eine sowjet. Verschwörung darstelle, die die Europäer polit. umerziehen solle u. dass auch dieser „EU-Sowjetstaat" Gulags haben werde. Dabei wollte er sich auf die gefundenen Dokumente der Moskauer Archiveberufen haben, die er 1992 einsehen konnte. Kein Verständnis hatte Bukovskij für die Friedensbewegung, die er u.a. wegen ihrer Proteste gegen den NATO-Doppelbeschluss u. gegen den Irak-Krieg attackierte. Die Aktivitäten der Friedensbewegung waren laut Bukovskij ein Ergebnis sowjet. bzw. russ. Propaganda, wobei er sicher nicht unrecht hatte. 2005 kritisierte er die US-Regierung nach dem Bekanntwerden des Abu-Ghraib-Folterskandals. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass in den USA Folter erlaubt sei, da sonst die russ. Regierung dies als Rechtfertigung eigenen Tuns in dieser Beziehung ansehen könnte. Im Mai 2007 erklärte Bukovskij seine Bereitschaft, für die Wahl zum Präsidenten RF im März 2008 zu kandidieren. Dazu wurde eigens eine Initiativgruppe gegründet, der u.a. s. Vladimir V. Kara-Murza als Koordinator sowie s. ViktorShenderovich, s. Andrej Piontkovskij, s. Vladimir Pribylovskij u. s. Aleksandr Podrabinek angehörten. Im Okt. 2007 fanden auf dem Triumfalnaja-Platz inMoskau eine "Kundgebung Freier Menschen“ zur Unterstützung von Bukovskijs Kandidatur u. im Dez. die erste offizielle Wählerversammlung Bukovskijs statt, wobei mehr als die benötigten 500 Teilnehmer registriert wurden. Am 18. Dez. reichte Bukovskij die Unterlagen für seine Kandidatur bei der Zentralen Wahlkomission RF ein. Einige Tage später wurde seine Bewerbung jedoch mit der Begründung abgewiesen, dass er seit 10 Jahren nicht mehr in Russland gelebt habe, denn nach der geltenden russ. Gesetzgebung muss/te ein Präsidentschaftskandidat mind. 10 Jahre vor der Wahl im Land gelebt haben. Offenbar erhielt Bukovskij 2007 einen aktualisierten russ. Pass. Nach Bukovskijs Berufung bestätigte der Oberste Gerichtshof RF die Rechtmässigkeit der Ablehnung seiner Zulassung durch die ZWK. Er hatte Putins Regierungszeit als Periode der Entstehung eines neuen Tscheka-Regimes bezeichnet, also mit einem vom Geheimdienst gesteuerten Staat verglichen, was den Behörden offenbar sauer aufstiess. 2008 beteiligte er sich an der Organisation der Vereinigten Demokrat. Bewegung "Solidarnost“ /"Solidarität"/. Im März 2010 unterzeichnete er ein Manifest der russ. Opposition unter dem Titel "Putin muss gehen". 2014 verweigerte das Aussenministerium RF Bukovskij, dessen Auslandspass 2012 abgelaufen war, die Erneuerung oder Verlängerung der russ. Staatsbürgerschaft. Ein Prüfungsantrag, ob er die russ. Staatsbürgerschaft besass, wurde vorher vons. Dmitrij Gudkov, einem Abgeordneten der Staatsduma RF, dem Aussenministerium RF vorgelegt. 2013 u. 2014 erschienen seine Bücher "Nasledniki Lavrentija Berija: Putin i ego komanda." /"Die Erben Lavrentij Berijas: Putin u. sein Team." u. "Tajnaja imperija Putina. Budet li «dvorcovyj povorot»?" /"Das geheime Imperium Putins. Wird es einen Palaststreich geben?"/ Im Aug. 2014 drückte Bukovskij seine Unterstützung für die neue Regierung der Ukraine aus, die nach der Ansicht Moskaus durch einen Staatsstreich an die Macht gelangte, u. nannte seine am bewaffneten Konflikt im Donbass beteiligten Gegner „Degenerierte Bastarde, die in ihre eigenen Mythen verstrickt sind“. Laut BBC war Bukovskij in GB einer der Ideologen der "United Kingdom Independence Party UKIP", die den Austritt des Königreichs aus der EU, den Brexit, befürwortete.
Bukovskij wirkte im UKIP-Video "The EU and the Soviet Union – Similarity“ mit. Ausserdem war er Ehrenvizepräsident der "Freedom Association", einer britischen konservativ-libertären Denkfabrik, die für eine Erhöhung der Militärausgaben u. für Wirtschaftsliberalismus warb. Weil er aber kaum mit einem Gesellschaftssystem zufrieden war, wurde Bukovskij mit seiner radikalen kompromisslosen Haltung für ein Quergeist gehalten, weshalb ihm wohl auch im Westen die allgemeine Zustimmung verwehrt blieb. Laut Bukovskij /2014/ hatte die Dissidentenbewegung in der UdSSR keine politischen, sondern moralische Motivationen: „... Wir haben nicht als polit. Bewegung angefangen. Wir waren eine moralische Bewegung. Unser Hauptimpuls war nicht, Russland neu zugestalten, sondern einfach nicht am Verbrechen beteiligt zu sein. Werden Sie nicht Teil des Regimes. Dies war das stärkste Motiv. Und da die UdSSR einen solchen Widerspruch nicht tolerierte, begann der Krieg mit uns." Laut Bukovskij müsse Russland eine Phase des Zerfalls durchlaufen u. es müsse eine „regionale Selbstverwaltung haben, die Putin verdeckt hat". Ohne dies „werde dieses riesige Land nicht leben" können. Entweder werde es „immer eine zentralisierte Diktatur oder eine Art Föderation sein, wo alles partnerschaftlich durch Vereinbarung u. nicht durch Anordnung von oben entschieden wird". Es werde aber eine „ewige Versuchung geben, in eine hierarchisch starre Vertikale abzugleiten". Das „System der Demokratie toleriert das nicht". Der Prozess der Fragmentierung u. Föderalisierung Russlands werde jedoch lange dauern. Laut Bukovskij sei ein Kompromiss mit KGB-Leuten unmöglich, da „sie den Kompromiss mit dem Feind als Schwäche empfinden". Der KGB habe „nur zwei Hypostasen: Entweder Sie sind ihr Feind oder Sie sind ihr Agent. Und es gibt nichts anderes zwischen diesen beiden."
Pornographievorwurf u. Prozess: Im Okt. 2014 fand die britische Polizei bei einer Durchsuchung elektron. Geräte im Haus Bukovskijs etwa 20 Tsd. Fotos u. Videos mit Minderjährigen. Im April 2015 klagte die brit. Staatsanwaltschaft Bukovskijdes Besitzes u. Herunterladens von Kinderpornographie an. Bukovskij bezeichnete die Anschuldigungen als absurd u. behauptete, die Bilder seien von russ. Geheimdiensten übermittelt worden. Im Aug. 2015 verklagte Bukovskij die brit. Staatsanwaltschaft u. beschuldigte sie der Verleumdung. Im April 2016 trat Bukovskij in einen Hungerstreik, um die Anklage zu Fall zu bringen. Im Dez. 2016 begann der Prozess in Cambridge. Er wurde jedoch wegen des prekären Gesundheitszustands des Angeklagten, der über eine schwere Herzerkrankung berichtet hatte, mehrfach verschoben. Im Feb. 2018 wurde der Prozess ausgesetzt.
Weitere Putin-Kritik u. Russland-Analyse:
In einem Interview mit s. Dmitrij Gordon von 2018 /Text/ schätzte Bukovskij V. Putin schlimmer ein als Leonid Brezhnev. Putin leide unter einem Minderwertigkeitskomplex mit dem Wunsch, diesen irgendwie zu kompensieren, um es allen für immer zu beweisen. Putin sei im Unterschied zu dem als Mensch eher „gutmütigen" Brezhnev ein sehr bösartiger, rachsüchtiger u. kleinlicher Typ, wobei bei Ersterem natürlich nicht zu vergessen sei, dass auch Brezhnevs Unterschrift, wenn es um Entscheidungen über Attentate, Kriegsausbrüche, den Einmarsch in Afghanistan usw. ging, überall stand. Als Mensch sei Putin zwar wertlos, aber als Teil einer kriminellen Business-orientierten Korporation von ehem. Tschekisten, die in Russland an die Macht gekommmen sei, sei er gefährlich. Darin bestehe die eigentliche Tragödie Russlands. Man habe es heute nicht etwa mit einer Krise des Putin-Regimes, sondern mit einer Degeneration, einer Krise des russ(länd.) Staats zu tun, die mit dem Zerfall dieses Staats enden werde. Die Peripherie brauche Moskau nicht. Es sei aber unwahrscheinlich, dass russ. Oligarchen sich mit dem Zweck verbünden, um Putin von der Macht zu vertreiben. Diese Oligarchen seien Geschäftsleute, die nicht an der polit. Macht interessiert seien. Ausserdem könne Putin mit einer anderen Figur aus demselben Personenkreis wie s. Igor Sechin oder s. Vjacheslav Volodin ersetzt werden. Die Tragödie Russlands bestehe auch darin, dass das russ. Volk nicht verstanden habe, welch schreckliche Rolle die Tscheka / OGPU / NKVD / KGB in seiner Geschichte gespielt hätten, u. sich nicht der Umstände bewusst sei, die dazu geführt hätten, dass es diesen unbedeutenden ehem. KGB-Oberstleutnant als Staatschef wählte. Dem heutigen Russland sollte man, wie schon zu Hitlers u. Brezhnevs Zeiten, keine internationalen Olympiaden u. Konferenzen zur Durchführung geben, denn ein Banditenstaat, der Menschen töte, habe keine solche internationale Anerkennung verdient.
Tod: Vladimir Bukovskij starb im Okt. 2019 in Cambridge an einem Herzinfarkt. An seiner Beerdigung /II/ auf dem Highgate-Friedhof in London nahmen ehem. sowjet. u. russ. polit. Emigranten verschiedener Generationen, ehem. u. zeitgenöss. Dissidenten aus Russland wie V.V. Kara-Murza, A. Podrabinek, Marina Litvinenko, s. Akhmed Zakaev, s. Mustafa Dzhemilov u.a. sowie eine Delegation der polnischen Botschaft teil.)

BULAVIN, Vladimir Ivanovich II (1953-, russ. Ingenieur, ehem. hochrang. Staatsbeamter der russ. Sicherheitsdienste u. des Zolldienstes, Generaloberst, Senator des Föderationsrats RF. Absolvent des Moskauer Instituts für Verkehrsingenieure mit einem Studium der Automatisierung u. Telemechanik. Kandidat der Rechtswissenschaften, verdienter Mitarbeiter der Sicherheitsorgane RF, Ehrenbürger des Gebiets Nizhnji Novgorod, enger Vertrauter des Putin-Medvedev-Kreises. Nach dem Studium arbeitete er als Konstruktionsingenieur. Nach Abschluss der Höheren Rotbannerschule des KGB der UdSSR wurde er 1979 zur operativen Arbeit in die KGB-Verwaltung des Gebiets Gorkij, heute Nizhnij Novgorod, entsandt. 1992 wurde er zum Leiter der FSB-Organe für das Gebiet Nizhnij Novgorod ernannt. 2001-6 war er gleichzeitig Vorsitzender des Rats der Leiter der FSB-Organe im Föderationskreis Volga. 2006 wurde er zum stv. Direktor des FSB RF ernannt, wo er den Apparat des neu gegründeten Nationalen Komitees zur Bekämpfung des Terrorismus leitete. 2008-13 war er 1. stv. Sekretär des Sicherheitsrats RF. Vom März 2013 bis Juli 2016 war er Bevollmächtigter Vertreter des Präsidenten RF V. Putin im Nordwestl. Föderationskreis. Im Juli 2016 wurde er vom Vorsitzenden der Regierung RF s. Dmitrij Medvedev zum Leiter des Föderalen Zolldienstes ernannt. Im Feb. 2023 wurde er mit Vollendung des 70. Lebensjahrs aus dem Amt entlassen. Nach den Staatsduma-Wahlen vom Sept. 2023 trat Bulavin als Vertreter der Exekutive des Gebiets Ivanovo dem Föderationsrat RF, wobei er vom Gouverneur des Gebiets Ivanovo zum Senator ernannt wurde. Im Föderationsrat fungiert er als Vorsitzender des Ausschusses für Verteidigung u. Sicherheit.
Sanktionen:
Wegen des Ausbruchs des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine unterliegt Bulavin persönl. Sanktionen seitens der EU, USA, Grossbritanniens u.a. Länder. Das Office of Foreign Assets Control des US-Finanzministeriums fügte Bulavin im April 2022 seiner Liste der Personen hinzu, die gemäss Executive Order 14024 sanktioniert wurden. Im Feb. 2023 verhängte die EU Sanktionen gegen Bulavin aufgrund seiner Bemühungen, Handels- u. Zollbeschränkungen durch die Sicherung von Parallelimporten nach Russland zu untergraben, u. weil er die direkte Autorität über die Zollvorgänge ausübte u. die russ. Zollgesetze in den illegal annektierten ukrain. Gebieten Doneck, Luhansk, Kherson u. Zaporizhzhja durchsetzte.)

BULACEV, Aslanbek Soltanovich (1963-, russ.-nord- u. südosset. Staatspolitiker, ehem. Regierungschef der Republik Südossetien /2008-9/. Absolvent der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Nordossetischen Staatsuniversität mit Schwerpunkt Buchhaltung. 1987-2006 arbeitete er in den KGB- bzw. FSB-Organen in Nordossetien, leitete die Finanzabteilung der FSB-Verwaltung in Nordossetien u. war 2006-8 Leiter der Verwaltung des Föderalen Steuerdienstes der Republik Nordossetien. Im Okt. 2008 wählte das Parlament von Südossetien Bulacev als neuen Premierminister, wobei 24 von 25 Abgeordneten für seine Kandidatur stimmten. Speziell im Fall Bulacevs war, dass er als PM genau 1 Tag am Arbeitsplatz gewesen sein soll u. während des Rests der Amtszeit seine Verpflichtungen des Vorsitzenden der Regierung Südossetiens nicht erfüllt haben soll. Anfang Aug. 2009 kündigte das Ministerium für Presse u. Massenkommunikation von Südossetien die Unterzeichnung des Dekrets des Präsidenten s. Eduard Kokojty über die Entlassung Bulacevs von seinem Amt an, wobei als offizieller Grund für den Rücktritt gesundheitliche Probleme genannt wurde. Nachfolger wurde s. Vadim Brovcev.)

BULBOV, Aleksandr Arsenevich II III IV (1956-, sowjet. bzw. ehem. russ. Beamter der staatl. Sicherheitsbehörden, Generalleutnant der Polizei. Absolvent der Minsker Höheren Technischen Flugabwehr-Raketenschule für Luftverteidigung, heute Militärakademie der Republik Belarus, der Akademie des FSB RF u. der Russ. Akademie des staatl. Dienstes beim Präsidenten RF. 1985-86 diente er im Afghanistan-Krieg. Im Sept./Okt. 1993 nahm er an den Ereignissen rund um die Russ. Verfassungskrise an der Seite des Parlaments teil, dann wurde er verhaftet u. 1994 amnestiert. Zu dieser Zeit war er stv. Abteilungsleiter des Ministeriums für Sicherheit RF in der Militäreinheit für Spionageabwehrunterstützung für Militäreinheiten der Militärbauverwaltung des russ. Verteidigungsministeriums. Später diente er einige Zeit im FSB RF. Mitte der 90er Jahre gründete er eine private kommerzielle Sicherheitsfirma. 2000-3 war er Bundeschefinspektor des Büros des Bevollmächtigten Vertreters des Präsidenten RF im Nordwestl. Föderationskreis, 2003-4 Leiter der Verwaltung der Sicherheitsabteilung des berüchtigten Föderalen Drogenkontrolldienstes "Gosnarkontrol" FSKN u. 2004-7 Direktor des Departements für operative Unterstützung von "Gosnarkontrol". Im Nov. 2010 wurde er auf eigenen Wunsch vom Dienst bei dieser Behörde entbunden.
Verhaftung, Prozess u. Verurteilung: Anfang Okt. 2007 wurde Bulbov am Flughafen Domodedovo von FSB-Beamten unter dem Vorwurf festgenommen, illegale Telefonabhörungen getätigt u. Bestechung praktiziert sowie Gangstergruppen "geschützt" zu haben. Allerdings wurde er vom Direktor des Föderalen Drogenkontrolldienstes, s. Viktor Cherkesov, verteidigt, da er Bulbovs Festnahme für rechtswidrig hielt. Seine Festnahme erklärte Bulbov mit der Teilnahme an der Ermittlung in einem Strafverfahren gegen das Unternehmen "Drei Wale“ wegen eines Korruptionsskandals, an dem hochrangige FSB-Beamte verwickelt waren. Trotz des Protests der Staatsanwaltschaft wurde Bulbov vom Ermittlungskomitee in U-Haft gesetzt. Mitte Nov. 2009 wurde er nach der Unterzeichnung einer schriftlichen Verpflichtung, den Ort oder das Land nicht zu verlassen, aus der Haft entlassen. Im Dez. 2010 wurde Bulbov, der von der Kurischen Nehrung aus dem Kaliningrader Gebiet stammt, wegen Betrugs u. Übertretung der Befugnisse zu einer 3-jährigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Die Ermittlung zu anderen Anschuldigungen war zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen.)

BULGAKOVA, Elena Mikhajlovna (1972-, russ. Richterin am Tverskoj-Bezirksgericht in Moskau seit 2015. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihr Umsetzung der polit. Repression unter Verwendung ihrer offiziellen Amtsposition in mehreren Fällen vorgeworfen. Richterin Bulgakova nahm an einer Reihe von polit. Verfolgungen von Oppositionsaktivisten teil. So verhängte sie 2016 eine Geldstrafe gegen eine Aktivistin der Bewegung "Für den Machtwechsel", die während einer Kundgebung auf dem Manezhnaja-Platz in Moskau festgenommen wurde, wo sie mit einem Plakat mit der Aufschrift "Schüttelt die Angst ab u. erlangt die Freiheit" stand. Am selben Tag wurde auch ein anderer Aktivist festgenommen, des Verstosses gegen die Demopostenordnung nach Art. 20.2 des Verwaltungsgesetzbuchs für schuldig befunden u. zu einer Geldstrafe verurteilt. Des weiteren verhängte Richterin Bulgakova im März 2016 eine Geldstrafe für eine Aktivistin, die bei einer Einzeldemo die ukrain. Pilotin s. Nadezhda Savchenko unterstützte, die von Rebellen der sog. "Volksrepublik Doneck" gefangen genommen u. illegal nach Russland verschleppt worden war. Im Dez. 2019 verurteilte Bulgakova einen Angeklagten im sog. "Moskauer Fall" zu 1 Jahr Haft in einem Gefängnis mit allgemeinem Strafvollzug gemäss Art. 318 Teil 1 StGB RF wegen "nicht gesundheitsgefährdender Anwendung von Gewalt gegen einen Regierungsvertreter". Der beschuldigte Aktivist hatte im Juli 2019 in Moskau an einer von den Behörden nicht genehmigten Demo zur Unterstützung unabhängiger Kandidaten für die Moskauer Stadtduma teilgenommen, denen die Zulassung zu den Wahlen verweigert wurde. Den Ermittlern zufolge soll er einem Polizisten "in die Brust gestossen“ haben, was ihm "körperliches u. seelisches Leid zugefügt" haben soll.)

BULUCHEVSKAJA, Elena Aleksandrovna (1973-, russ. Richterin am Lubliner Bezirksgericht in Moskau seit 2017. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihr Umsetzung der polit. Repression unter Verwendung ihrer offiziellen Amtsposition in mehreren Fällen vorgeworfen. Richterin Buluchevskaja beteiligte sich an dem Aufsehen erregenden polit. motivierten Gerichtsprozess gegen Mitglieder der Bewegung "Neue Grösse" /II/ nachdem sie Ende April 2019 s. Pavel Rebrovskij, einen der Teilnehmer der Bewegung, zu 2,5 Jahren Haft in einem Gefängnis mit allgemeinem Strafvollzug verurteilt hatte. Darüber hinaus entschied das Gericht, auf den Verurteilten "obligator. Massnahmen medizin. Art in ambulanter Form“ anzuwenden. Während der Ermittlungen bekannte sich der Angeklagte nach Art. 282.1 Teil 1 u. 2 StGB RF der Organisation u. Teilnahme an einer extremist. Vereingung schuldig. Es scheint, dass er einem Geständnis unter Druck zustimmte, weil er von dritter Seite unter dem Eindruck des Terrorismus-Artikels eingeschüchtert worden sein soll. Im Okt. 2019 hob das Moskauer Stadtgericht das Urteil gegen Rebrovskij auf. Das Gericht retournierte den Fall zur Überprüfung an das Lubliner Gericht u. änderte die vorbeugende Massnahme für Rebrovskij in eine schriftliche Verpflichtung, den Ort nicht zu verlassen. Den Angehörigen der Bewegung "Neue Grösse", 10 jungen Männern u. Frauen, wurde vorgeworfen, nach Art. 282.1 Teil 1 u. 2 StGB RF Aktivitäten einer extremist. Vereinigung organisiert u. daran teilgenommen zu haben. Das Ziel der Bewegung sei den Ermittlungen zufolge "die alternativlose Teilnahme an Volksaufständen, revolutionären Aktionen u. Zusammenstössen mit Vertretern des Regimes, das in Russland in Kraft ist", gewesen. Zu diesem Zweck hätten die Aktivisten mehrere Reisen in die Moskauer Region unternommen, um das Schiessen u. Werfen von Molotov-Cocktails zu trainieren. Zeugenaussagen gegen die Angeklagten wurden von 3 Männern gemacht, die der Festnahme entgingen. Die Jugendlichen wurden Mitte März 2018, 3 Tage vor den Präsidentschaftswahlen RF, festgenommen. Ein gewisser s. Ruslan Kostylenkov, der auf der Website des Menschenrechtszentrums "Memorial" geführt wird, wurde von den Ermittlern als Anführer der "Neuen Grösse“ bezeichnet. Die russ. Presse berichtete ausgiebig über den Fall.)


Neuster Stand: 05.24 (26)  Keine Garantie für Richtigkeit u. Vollständigkeit der Angaben.

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