Putin-Lexiko
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PUTIN-LEXIKON:
BRISANTE AKTEURE DER PUTIN-ÄRA, DIE SCHLAGZEILEN ERZEUGTEN
Profiteure und Opfer des Putin-Regimes



Б3a (B3a)
(Bi-Bok) 
          Überarbeitet und aktualisiert
im Jan./Feb. 2024

BIDEN, Joseph R. Jr. II III IV V VI VIII IX IXa IXb (US-Rechtsanwalt, US-Präsident seit 2021. Schon während des Kalten Kriegs priorisierte Biden als Angehöriger des Senats, engagierter Aussenpolitiker u. überzeugter Demokrat eine strateg. Rüstungsbegrenzung mit der Sowjetunion, befürwortete den NATO-Einsatz auf dem Balkan u. die Intervention in Serbien, plädierte für die Ost-Erweiterung der NATO, spielte eine wichtige Rolle beim militär. Einmarsch im Irak u. beim Sturz von Saddam Hussein insgesamt alles ungünstige Voraussetzungen für eine spätere Freundschaft mit dem Präsidenten RF s. Putin, der bei all diesen Themen eine gegenteilige Position vertrat. Im März 2011 war Joe Biden, damals US-Vizepräsident, bei PM V. Putin im Kreml zu Gast. Als beide einander direkt gegenüber standen, sagte Biden, gemäss seinen Memoiren: „Herr Ministerpräsident, ich schaue Ihnen direkt in die Augen, ich glaube nicht, dass Sie eine Seele haben." „Wir verstehen uns", habe Putin lächelnd erwidert. Als er noch Vizepräsident von Barack Obama war, bezeichnete Biden den russ. Präsidenten zuweilen als „thug", was Gauner bedeutet. In seinem Vortrag bei den "Brookings Institutions" vom Mai 2015 nahm Vizepräsident Biden Stellung zum Russland-Ukraine-Konflikt nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krym durch Russland. Die Unterstützung der Ukraine gegen die russ. Aggression sei entscheidend, um weitere Aggressionen in der Zukunft einzudämmen, sagte er vor dem Publikum in der Washingtoner Denkfabrik. Bidens Äusserungen hätten sich nicht direkt denen von Aussenminister John Kerry widersprochen, aber Biden habe im Umgang mit der russ. Regierung einen deutlich härteren Ton angeschlagen. So legte Biden die Verantwortung für die Einhaltung des "Minsker Abkommens" fast vollständig auf Russland, während er die pro-westl. Regierung der Ukraine lobte. Er sagte, dass die Sanktionen der USA gegen Russland in Kraft bleiben müssten, bis das "Minsker Abkommen" vollständig umgesetzt sei. Biden kündigte ausserdem die Verdoppelung des Engagements Amerikas an, ukrain. Militärausrüstung u. Grundausbildung zu finanzieren. Gleichzeitig verurteilte Biden die russ. Korruption auf der ganzen Welt u. sagte, dass Russland u.a. Korruption u. Oligarchen als polit. Werkzeuge benutzten. Korruption sei das neue Instrument der Aussenpolitik, fügte er hinzu. Es sei wie das Kryptonit einer funktionierenden Demokratie. Die russ. Regierung finanziere gewisse polit. Parteien u. beteilige sich an Korruption, um „Risse im europäischen Körper zu schaffen“. Über Putin sagte Biden, dieser sei „in seinem Kern praktisch", aber er werde seiner Meinung nach darin „so weit wie möglich vordringen, bis er einen Widerstand erreicht“ habe. /II, Belton 537/. Im Jan. 2021 führte Biden als neuer US-Präsident sein erstes Telefongespräch mit dem Präsidenten RF Putin. Die Parteien erörterten eine Reihe von Schlüsselproblemen u. Fragen der bilateralen Beziehungen, einschliessl. der Verlängerung des New-START-Vertrags, der im Feb. unverändert um 5 Jahre verlängert wurde. Als US-Präsident unterzeichnete Biden mehrere Dekrete zur Verhängung antiruss. Sanktionen. Im März 2021 kündigten die USA erstmals während der Präsidentschaft Bidens die Verhängung von Sanktionen gegen Russland an wegen des mutmassl. Versuchs, s. Aleksej Navalnyj im Aug. 2020 zu vergiften. Später sagte Biden in einem Interview mit ABC News, dass er Putin persönlich vor den Konsequenzen gewarnt habe, wenn seine Einmischung in die US-Präsidentschaftswahl 2020 aufgedeckt würde. In diesem denkwürdigen Interview bejahte Biden die Frage des Journalisten, ob er den Präsidenten Russlands als „Mörder" betrachte. Im April 2021 schlug Biden während eines Telefongesprächs mit Putin vor, sich in den kommenden Monaten auf neutralem Territorium zu treffen, um die gesamte Bandbreite der Fragen in den Beziehungen zwischen den beiden Staaten zu besprechen. 2 Tage später verhängten die USA neue Sanktionen gegen Russland. Am 16. Juni fand in Genf, Schweiz, das geplante Gipfeltrefen beider Präsidenten statt /II/. Bei diesem Treffen zeigte Biden viel guten Willen, bot Putin seine Zusammenarbeit an, warnte ihn gleichzeitig jedoch vor weiteren Schandtaten u. geopolit. Abenteuern. Aber das Treffen illustrierte eindücklich, dass beide Staatsmänner nicht viel voneinander hielten. Am Ende der denkwürdigen Pressekonferenz, die beide Präsidenten einzeln abhielten, wurde Biden von einer CNN-Journalistin gefragt, wie er so zuversichtlich sein könne, dass Putin „sein Verhalten ändern würde“ unter Anbetracht, dass er die Menschenrechte von zivilgesellschaftl. Aktivisten in Russland so mit Füssen trete, wobei Putin auch keine Verantwortung für die Cyberangriffe übernehme. Leicht verstimmt gab Biden darauf laut zurück: „Ich bin nicht zuversichtlich, dass er sein Verhalten ändern wird. Was zur Hölle? Wann habe ich gesagt, ich sei zuversichtlich?" Putin würde sein Verhalten erst ändern, wenn er im Rest der Welt sein Ansehen verlieren würde, erläuterte Biden. Ende Juli 2021 warf US-Präsident Biden Moskau eine Einmischung in die US-Kongresswahlen von 2022 durch die Verbreitung von Fehlinformationen vor: „Schauen Sie sich an, was Russland bereits in Hinblick auf die Wahlen 2022" unternimmt, sagte er am 27.7. bei einem Treffen mit US-Geheimdienstkoordinatorin Avril Haines: Das ist eine reine Verletzung unserer Souveränität." Biden griff seinen russ. Amtskollregen Putin mit scharfen Worten an: Putin habe ein echtes Problem, er sitzt an der Spitze einer Wirtschaft, die Atomwaffen hat u. sonst nichts", sagte Biden. „Er weiss, dass er in Schwierigkeiten steckt, was ihn in meinen Augen noch gefährlicher macht." Angesichts der Gefahr einer neuen Bedrohung der Ukraine durch die russ. Armee, die sich vor den Grenzen der Ukraine aufgestellt hatte, führte Biden im Dez. 2021 eine bilaterale Videokonferenz mit Putin, dem er harte Konsequenzen androhte, sollte Russland die Ukraine angreifen.
Ukrainekrieg 2022: Im Dez. 2021 verkündete der Kreml ein dreistes Ultimatum, das an die westl. Länder u. Organisationen gerichtet war u. aus einer Reihe von Dokumenten bestand, die Russland den USA, der NATO u. der OSZE am 17. Dez. vorlegte. Das Ultimatum umriss Russlands Forderungen u. Erwartungen hinsichtlich der Sicherheitslage in Europa, insbes. im Hinblick auf den anhaltenden Konflikt rund um die Ukraine u. die künftige Erweiterung der NATO nach Osten. Die Vorschläge des Kremls wurden von den Adressaten als Versuch Russlands gewertet, Druck u. Einfluss auf die westl. Länder auszuüben sowie als Zeichen von Moskaus Unzufriedenheit u. Misstrauen gegenüber der bestehenden Sicherheitsordnung in Europa, die Moskau ändern wollte. Das Ultimatum wurde von den Adressaten entschieden abgelehnt, was die Verbrecherbande des Kremls ermutigte, im Feb. 2022 den russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine zu entfesseln. In einer Rede in Warschau, Polen, am 26. März /II/ zeigte sich Biden empört über den neuen russ. Krieg gegen die Ukraine, beschwörte die Demokratie u. die Freiheit, bezeichnete Putin als „Diktator" u. „Tyrann" u. sagte, dass dieser Mann nicht an der Macht bleiben" könne. Russland habe die Demokratie erwürgt". Aber „ein Diktator, der ein Imperium wieder aufbauen will, wird die Freiheitsliebe eines Volkes niemals auslöschen.“ Wie die Washington Post im Aug. 2022 in einem ausführlichen Bericht schrieb, waren die US-Geheimdienste schon im Herbst 2021 davon überzeugt, dass es der russ. Präsident mit dem Angriff auf die Ukraine ernst meinte. Um dies zu wissen, hätten sie Russlands polit. Führung wie auch dessen Militär u. Spionagedienste „an vielen Stellen“ infiltriert, berichtete die Zeitung. Was sie herausgefunden hätten, habe keine Zweifel an dieser Entscheidung Putins aufkommen lassen. Im Okt. hätten sich die führenden Köpfe von Amerikas Diplomatie, Militär u. Geheimdiensten im Weissen Haus versammelt u. den Präsidenten über ihren Kenntnisstand unterrichtetet. Generalstabschef Mark Milley habe die Lage wie folgt zusammengefasst: „Geplant ist ein gross angelegter, strategischer Angriff auf die Ukraine, gleichzeitig aus verschiedenen Richtungen.“ Die US-Sicherheitsprofis seien zu diesem eindeutigen Schluss gekommen, obwohl vielen Beobachtern ein russ. Angriffskrieg auf das riesige Nachbarland irrational bis tollkühn erschienen sei. Die Erkenntnis, dass ein Angriff bevorstand, habe sich u.a. aus dem ausführlichen Essay Putins vom Juli 2021 gespeist, in dem er kaum missverständlich beschrieb, warum die Ukraine keine eigene Nation, sondern ein Teil Russlands sei. Um der überfallenen u. bedrängten Ukraine zu helfen, sich gegen den russ. Aggressor zu verteidigen, reagierten die USA mit umfassender Militärhilfe für Kiev. Am 19.8.22 kündigte Washington ein weiteres Rüstungspaket an die Ukraine im Wert von rd. 775 Mln. USD an. Die US-Militärhilfe summierte sich bis zu diesem Zeitpunkt somit auf 10,6 Mrd. USD. Am 31. Jahrestag der Unabhängigkeit der Ukraine am 24.8.22 sagte US-Präsident Biden der Ukraine weitere Hilfen in Höhe von 2,98 Mrd. USD zu. Dies war bisher die grösste Tranche an Militärhilfe für das osteuropäische Land. Bis Nov. 2022 belief sich die ab Aug. 2021 gewährte Militärhilfe der Biden-Administration nach eigenen Angaben auf 19,7 Mrd. USD, wobei sie auch finanzielle u. humanitäre Hilfe umfasste. Die US-Militärhilfe wurde 2023 in bisher beispielloser Weise fortgesetzt. Auf einer Parteiveranstaltung am 7.10.22 verglich Biden die aktuelle Lage mit der Kubakrise von 1962 u. warnte vor einem „Armageddon", denn die Gefahr einer atomaren Konfrontation mit Russland sei so gross wie seit 60 Jahren nicht mehr. Es gebe bisher aber keine Anzeichen dafür, dass Putin tatsächlich beabsichtigt, nukleare Waffen in der Ukraine einzusetzen, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats John Kirby im US-Fernsehen. Am 11.10.22 sagte Biden in einem CNN-Exklusivinterview über den Kremlchef: „Ich denke, er ist ein rationaler Akteur, der seine Fähigkeit bei der Invasion der Ukraine u. der Unterdrückung der Bevölkerung gründlich falsch eingeschätzt hat". Anfang Dez. 2022 erklärte Biden, für ein Gespräch mit Putin nur dann offen zu sein, wenn Russland zu einem Ende des Kriegs gegen die Ukraine bereit sei u. wenn Kiev zustimme. Aber Tatsache sei, dass er keine unmittelbaren Pläne habe, Putin zu kontaktieren. Nachdem Putin am 5. Jan. 2023 anlässlich des orthodoxen Weihnachtsfest eine Feuerpause für 36 Stunden angekündigt hatte, kritisierte Biden den Versuch Moskaus, sich eine Atempause im Ukrainekrieg zu verschaffen, mit den Worten: Putin sei an Weihnachten /25.12.22/ u. Neujahr dazu bereit gewesen, „Krankenhäuser, Kindergärten u. Kirchen zu bombardieren"; „ich denke, er versucht gerade, sich etwas Luft zu verschaffen". Stand seine erste "Rede zur Lage der Nation" 2022 noch ganz im Zeichen des Ukrainekriegs, war in der Ausgabe von Anfang. Feb. 3023 nicht mehr viel Platz für dieses Thema, der US-Präsident beschränkte sich auf das Versprechen an die Ukraine, so lange zu helfen, „wie es nötig ist“. Im Juni drängten Biden u. der indische Premierminister s. Narendra Modi bei einem Treffen in Washington auf die territoriale Integrität der Ukraine. Am 20. Feb. 2023 reiste Biden überrachend nach Kiev. Bei seinem überraschenden öffentl. Auftritt im Warschauer Königsschloss, Polen, einen Tag später sagte Biden: „Die USA wollen, dass die Ukraine gewinnt, aber sie versuchen nicht, Russland zu kontrollieren oder zu zerstören“. Damit reagierte er offensichtlich auf eine Rede seines russ. Amtskollegen Putin in Moskau, der zuvor mit einem Atomkrieg gedroht u. den Westen beschuldigt hatte, „die strategische Niederlage Russlands“ anzustreben. Putin warf den USA vor, den Krieg in der Ukraine in einen globalen Konflikt zu verwandeln, u. erklärte, Russland werde seine Teilnahme am New-START-Vertrag, dem letzten wichtigen Rüstungskontrollvertrag mit Washington, aussetzen. Nach der russ. Nukleardoktrin würde Moskau sein Atomwaffenarsenal im Fall einer „existenziellen Bedrohung“ des Landes einsetzen. Im Juni warf Biden Russland Folter in der Ukraine u. im Inland vor. Am G7-Gipfel von Hiroshima, Japan, versprach Biden dem ukrain. Kollegen zusätzliche Militärhilfen im Umfang von etwa 375 Mln. USD. Am 20. Aug. erhielt die Ukraine die lang ersehnte Zusage für die Lieferung von F-16-Kampfjets. Auf einer Pressekonferenz mit dem finnischen Präsidenten s. Sauli Niinistö sagte Biden im Juli in Helsinki: Der russ. Präsident könnte den Krieg morgen beenden, zumal „es keine Möglichkeit gibt, dass er den Krieg in der Ukraine gewinnen wird“. Anlässlich des Absturzes des Flugzeugs am 23. Aug. 2023, in dem sich vermutlich s. Evgenij Prigozhin befand u. ums Leben kam, sagte Biden in Bezug auf den möglichen Urheber des Vorfalls: „Es gibt nicht viel, was in Russland passiert, hinter dem Putin nicht steckt.“ Der Kreml nannte Bidens Bemerkungen inakzeptabel. Am 21.9.23 wurde der ukrain. Präsident s. Volodymyr Zelenskyj im US-Kongress u. Weissen Haus von Biden empfangen. Wegen der schwierigen Haushaltsdebatte im Kongress, den Biden um zusätzliche Ukraine-Hilfen in Höhe von 24 Mrd. USD bat, traf Zelenskij v.a. bei den US-Republikanern diesmal auf eine eher frostige Haltung. Anfang Dez. 2023 appellierte Biden an die Republikaner, militär. Hilfen für die Ukraine nicht zu blockieren. Ohne sie könnte Putin siegen u. NATO-Länder angreifen. „Es ist einfach völlig verrückt, die Ukraine nicht zu unterstützen“, sagte Biden vor Reportern. Sollten die Hilfen wegfallen, gehe das gegen die Interessen der USA u. der Welt. Es sei einfach falsch.“ Die schweren russ. Luftschläge gegen die Ukraine in der letzten Dezemberwoche 2023 nahm der US-Präsident zum Anlass für eine eindringliche Warnung an die USA u. den Rest der Welt: Die USA könnten in einen direkten militär. Konflikt mit Russland hineingezogen werden, wenn Russlands Präsident Putin im Ukrainekrieg Erfolg hätte, so Biden. Es sei „eine deutliche Mahnung an die Welt, dass nach zwei Jahren dieses zerstörerischen Kriegs Putins Ziele die gleichen geblieben" seien. Putin wolle die Ukraine auslöschen u. sein Volk unterjochen. „Er muss gestoppt werden“, sagte Biden eindringlich. Gleichzeitig verlangte der US-Präsident neue Ukrainehilfen vom Kongress, in dem sich die Republikaner wegen der aktuellen mühsamen Haushaltsdebatte u. des Wahlkampfs störrisch verhalten. Wie die Weltwoche unter Berufung auf Politico schrieb, glaubten auch einige Biden-Mitarbeiter nicht mehr an einen Sieg der Ukraine.
Zum Tod Navalnyjs:
US-Präsident Joe Biden machte in seiner Stellungnahme am 16. Feb. 2024 den Präsidenten RF V. Putin für den Tod des inhaftierten Kremlkritikers s. Aleksej Navalnyj verantwortlich u. warnte davor, dass dies Konsequenzen haben könnte. Er sei „wie viele Millionen Menschen auf der ganzen Welt auch buchstäblich nicht überrascht, sondern empört“ über den Tod des russ. Oppositionsführers. Dabei würdigte der US-Präsident den verstorbenen russ. Oppositionsführer dafür, dass er sich „mutig“ u. prinzipiell" gegen „Korruption“, „Gewalt“ u. gegen all die „schlechten Dinge“ der Putin-Regierung gewehrt habe. Putin habe befohlen, ihn „zu vergiften, zu verhaften u. ihn mit einem fabrizierten Verbrechen strafrechtlich verfolgen zu lassen. Er verurteilte ihn zur Gefängnishaft u. setzte ihn unter Isolation. Dennoch blieb er auch im Gefängnis erstaunlich lebensstark u. standhaft auf der Seite der Wahrheit. ... Er kehrte trotz des Risikos, ins Gefängnis gesteckt oder getötet zu werden, falls er seine Arbeit fortsetzt, nach Russland zurück, denn er hatte einen tiefen Glauben an Russland. ... Putin ist verantwortlich für den Tod Navalnyjs. Putin ist verantwortlich für das, was passiert ist, was einen weiteren Beweis für Putins Brutalität darstellt" /II russ./. Putin mache nicht nur in der Ukraine, sondern auch „schreckliche Verbrechen am eigenen Volk", sagte Biden vor Journalisten im Weissen Haus. Auf die Frage eines Journalisten, ob es sich um einen Anschlag handle, sagte der Präsident: „Wir wissen nicht genau, was passiert ist, aber es besteht kein Zweifel daran, dass der Tod Navalnyjs die Folge einer Tat war, die Putin u. seine Schläger /thugs/ begangen haben“. Auf die mögliche Erweiterung der Sanktionen gegen Russland angesprochen, kündigte Biden an, dass man „eine ganze Reihe von Optionen prüfe“, um auf den Tod Navalnyjs zu reagieren. Nach seinem Treffen mit Putin in Genf im Juni 2021 hatte Biden gesagt, dass ein Tod Navalnyjs verheerende Folgen für Putin haben würde.
US-Vizepräsidentin Kamala Harris, die in ihrer Rede die Einschätzung Bidens zum Fall Navalnyj wiederholte, traf sich am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz auch mit Aleksej Navalnyjs Frau Julija u. „drückte ihre Trauer u. Empörung“ über Berichte über den Tod ihres Mannes aus, wie ein Beamter des Weissen Hauses sagte. Nach Bekanntgabe von Navalnyjs Tod sagte Mike Johnson, der republikan. Sprecher des US-Repräsentantenhauses, die USA u. ihre Verbündeten sollten „alle verfügbaren Mittel nutzen, um Putins Fähigkeit zu unterbinden, seinen unprovozierten Krieg in der Ukraine u. seine Aggression gegen die baltischen Staaten zu finanzieren“. Biden seinerseits sagte, dass einVersäumnis, die Ukraine in diesem kritischen Moment zu unterstützen, niemals vergessen werden“ würde.)

BIERMANN, Wolf II IIIa IIIb IIIc IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX (dt. Liedermacher, Dichter- Lyriker, Kleinkünstler u. Buchautor mit jüdischen u. kommunist.-antifaschist. Wurzeln väterlicherseits (nach den berüchtigten NS-Judengesetzen galt er als "Halbjude" bzw. "Mischling 1. Grades"), der 1953 von Hamburg aus in die DDR übersiedelte u. dort wegen unwillkommener öffentl. polemischer Kritik an Parteifunktionären u. den allgemeinen Zuständen in der SED-Diktatur Ulbrichts u. Honeckers bald polit. unterdrückt u. verfolgt u. 1976 ausgebürgert wurde, nachdem er in Köln sein legendäres Konzert abhielt. Weder zu DDR-Zeiten noch nach seiner Ausbürgerung nahm der kritisch-oppositionelle dt. Liedermacher im Westen kein Blatt vor den Mund u. kommentierte auch später diverse interessante Begebenheiten meist sarkastisch u. mit Humor. Als /ehem./ Kommunist kritisierte er die Kommunisten, eigtl. Stalinisten u. Poststalinisten, die in den "sozialist." Ländern Osteuropas an der Macht waren, unerbittlich u. schonungslos. Dieselbe Haltung nahm er auch an, wenn es um die Kritik von Politikern wie Vladimir Putin in Russland ging. In einem Interview von 2014 mit der Welt ging Biermann hart mit Putin ins Gericht. In dem Gespräch, in dem er zum Krieg Russlands in der Ukraine, wo nach russ. Lesart Faschisten u. Nazis herrschen, u. zu den Lügen der Putin-Propaganda Stellung nahm, betrachtete er Putin nicht nur als einen „banalen Lügner", sondern als Faschisten" quasi an sich. Putin handle mehr u. mehr totalitär gegen sein eigenes Volk u. in der globalen Machtpolitik." „Der tote Drache ist scheintot. Man könnte aus Wut sagen: Putin ist die blutige Nachgeburt des Stalinismus. Man darf, ja wir müssen Putin mit Stalin u. auch mit Hitler vergleichen.... Putin ist zugleich etwas ganz Neues in der Weltgeschichte." Die Frage, worin das Neue bestehe, beantwortete der gebürtige Hamburger, dessen Familie im Holocaust umkam, wie folgt: „dass sich Putin als stalinist. KGB-Offizier unter das Kreuz der russ.-orthodoxen Heuchler verkriecht u. sich mit den Chef-Popen im Bett der Macht wälzt. Dabei glaubt solch ein kleingläubiger Macho nur an einen Gott: an sich. Im Gegensatz zu Stalin, der seine Verbrechen damit rechtfertigte, dass er die Sowjetunion in einem grausamen Kraftakt industrialisieren müsse, modernisiert Putin sein Russenreich überhaupt nicht, sondern lebt wie ein verblödeter Dritte-Welt-Potentat nur vom Verkauf der russ. Rohstoffe... Putin war bis heute nicht einmal fähig, eine ordinäre Autobahn à la Hitler zwischen St. Petersburg u. Moskau zu bauen. Er lebt in Symbiose mit den korrupten Oligarchen." In seiner 2016 erschienenen Autobiographie mit dem Titel "Warte nicht auf bessre Zeiten!" erwähnte er den russ. Staatspräsidenten mit grosser Verachtung als „den KGB-Offizier aus Dresden", als „Jelcyns Macht-Homunculus", der das „historische Zeitfenster" für die Deutsche Einheit, das „nicht lange offen stand", „vermutlich schnell wieder geschlossen" hätte /S. 435/.
Ukrainekrieg 2022: Nach Ausbruch des von Putin
im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine gab Biermann in einem Interview mit der Zeitschrift Cicero zu, „zum ersten Mal in meinem Leben eine tiefe Angst vor dem Krieg“ zu haben. Die „zynische Geschichtslüge“ Putins könnte sich in eine Wahrheit verwandeln, wenn seine Aggression gegen die Ukraine in einen 3. Weltkrieg mündet, warnte der Künstler. Daher sei unterschiedlicher Widerstand nötig. In einer von Wolf Biermann u.a. initiierten Erklärung richteten rd. 350 Künstler, Autoren u. Kulturschaffende einen Anti-Putin-Appell an die politisch Verantwortlichen, Putins Aggression entschieden entgegenzutreten". Es könne nicht schweigend hingenommen" werden,
dass über 80 Jahre nach dem Münchner Abkommen in Europa wieder unverhohlen mit einem Einmarsch in fremdes, souveränes Territorium gedroht wird". An einer Preisverleihung in Wien im März 2022 trug Biermann seine "Elegie im 86. Jahr" vor. Es „komme ihm vor, als ob Putin den Dritten Weltkrieg eröffnet hätte“, sagte der Ausgezeichnete im Stadttheater Walfischgasse. Und: „Putin ist schlimmer als Hitler u. Stalin.“ Warum? „Weil er Atombomben hat.“ „Wenn wir den Ukrainern nicht beistehen, seien wir selbst verloren“, sagte der Liedermacher dem Kurier im Vorfeld der Veranstaltung. In einem Interview mit der Zeit vom Herbst 2022 kritisierte Biermann prominente dt. Intellektuelle, die sich für schnelle Verhandlungen mit Russland u. gegen Waffenlieferungen an die Ukraine aussprachen, scharf mit den Worten „Diese falschen Pazifisten halte ich für Secondhand-Kriegsverbrecher". Die Adressaten dieser Kritik waren wohl die Unterzeichner eines offenen Briefs unter dem Titel "Waffenstillstand jetzt!" /II/, in dem ein schneller Waffenstilstand in der Ukraine gefordert wurde; unter ihnen befanden sich s. Harald Welzer, Juli Zeh u. s. Richard David Precht sowie Jakob Augstein, Ranga Yogeshwar, Ilija Trojanow u.a. Im Kontext des Ukrainekriegs kritisierte Biermann ferner auch die LINKE-Politikerin s. Sarah Wagenknecht wegen ihres unlängst geäusserten Satzes, manche Milieus seien „kriegsbesoffen". Bei einem Auftritt in München vom Nov. 2022 forderte Biermann explizit Waffenlieferungen an die Ukraine u. erinnerte an den Spanischen Bürgerkrieg von 1936-39 mit der Aussage „Mindestens so zuverlässig wie Hitler für Franco sollten wir doch mit Waffenlieferungen für die Ukraine sein.“ Musikalisch verarbeitete der Lyriker Russlands Krieg im Lied "Vaterseelenallein“, das ebenfalls den Bogen vom Spanischen Bürgerkrieg ins Heute schlägt. Wolf Biermann, Daniel Kehlmann, s. Herta Müller u.a. gehörten auch zu den Erstunterzeichnern eines von Ralf Fücks vom Zentrum Liberale Moderne u. Ulrich Schreiber vom Internationalen Literaturfestival Berlin im Nov. 2022 initiierten Aufrufs von Schriftstellern u. Intellektuellen, die die Öffentlichkeit dazu aufforderten, die Ukraine stärker als bisher zu unterstützen mit Spenden, Hilfsgütern – u. Waffen. In einem Interview mit der NZZ am Sonntag vom Juni 2023 sagte Biermann im Hinblick auf die umstrittenen Waffenlieferungen an die Ukraine, dass er nicht den Pazifisten spielen" könne, denn „wenn ich ein Pazifist wäre, wäre ich ein Heuchler". Zur Rolle Deutschlands in diesem Krieg: „Die Heil-Hitler-Deutschen haben die Ukraine u. Russland überfallen u. massakriert. Deshalb muss Deutschland jetzt erst recht den Ukrainern beistehen gegen dieses totalitäre, völkermörderische Regime von Putin. Pazifismus ist hier eine im Grunde menschenfeindliche Haltung, die so schön menschlich aussieht", sagte Biermann im Verlauf des Gesprächs weiter. Auf die Schweiz bezogen, die sogar die indirekte Waffenlieferung an die Ukraine unterbindet, denkt Biermann, dass dies menschlich klug u. vernünftig aussehen mag, es ist meiner Meinung nach aber nur eine elitäre Form der Feigheit". Im Übrigen ist Biermann der Ansicht, dass, wenn „Putin in Not ist, er nicht klammheimlich in den Selbstmord desertieren wird wie sein Kollege Hitler"; entsprechende Waffen zur Vernichtung anderer stehen der modernen Menschheit heute zur Verfügung. Biermann hält das Putin-Regime für eine reaktionäre, menschenverachtende Diktatur". Gegen eine aggressive Diktatur helfe nur, sich mit Waffen - geistigen, moralischen u. echten - zu wehren, s. Allierte gegen die Nazis. Gemäss Udo Knapp, der sich in einer Kolumne der TAZ mit Biermann befasste, soll der Dichter den Spruch fallen gelassen haben, Putin sei das legitime Kind aus der Hochzeit von Stalin u. Hitler". )

BIKCHURIN, Asamat Khalitovich (russ. Justizbeamter. Richter am Kirover Bezirksgericht in Ufa, Republik Baschkirien. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihm "Nutzung der eigenen offiziellen Position zur Durchführung polit. Repressionen" vorgeworfen. Dieser Richter wurde im Nov. 2021 bekannt, als er die Verhaftung von Lilija Chanysheva, der ehem. Leiterin des Hauptquartiers von s. Aleksej Navalnyjs Antikorruptions-Stiftung FBK in Ufa, u. ihre Überweisung in ein U-Haft-Gefängnis im Zusammenhang mit der ihr vorgeworfenen Gründung einer extremist. Organisation anordnete. Chanysheva leitete das Hauptquartier von Navalnyjs Stiftung in Ufa, bevor die Organisation als extremistisch erklärt u. verboten wurde. Nach der Auflösung von Navalnyjs Hauptquartier zog sie sich aus der Politik zurück, entschied sich aber für einen Verbleib in Russland. Zuvor war er an der Behandlung anderer politisch motivierter Fälle beteiligt. So begann im Juni 2021 im Kirover Bezirksgericht von Ufa unter dem Vorsitz von Richter Bikchurin ein Prozess im Strafverfahren gegen die Aktivistin Ramilja Saitova, die wegen öffentlicher Aufrufe zum Extremismus angeklagt wurde. Kurioserweise forderte Saitova sofort die Absetzung des Richters. Bereits 2002 u. 2003 ordnete Bikchurin während seiner Tätigkeit am Sovetskij-Bezirksgericht in Ufa die Verhaftung von Ramilja Saitova an, die daraufhin des Rowdytums u. der vorsätzlichen Zufügung einer mittelschweren Körperverletzung angeklagt wurde. Im Nov. 2021 verurteilte Bikchurin die Aktivistin Saitova zu 3 Jahren Gefängnis. Im Fall Lilija Chanyshevas befand der Richter trotz ihrer Aussage über ihre Schwangerschaft, eine mildere Strafmassnahme zu wählen, für unmöglich u. liess sie in ein Moskauer U-Haft-Gefängnis verlegen. Der Grund für die Wahl dieser Masnahme war der Bericht eines Mitarbeiters des "Zentrums zur Bekämpfung des Extremismus", dass die Aktivistin angeblich Russland verlassen u. sich ins Ausland absetzen wollte, um sich an den dortigen Aktivitäten der FBK Navalnyjs zu beteiligen. Später verlängerte das Bezirksgericht Basmannyj in Moskau ihre U-Haft bis April 2022. Die Aktivistin wurde beschuldigt, sich an der Gründung einer extremist. Organisation nach Art. 282.1 Teil 1 StGB RF beteiligt zu haben. Chanyshevas Anwalt, Sergej Makarenko, sagte, er betrachte den Fall als „Fantasien des Ermittlers, um die Kundschaft aus dem Kreml zufriedenzustellen". Navalnyjs Hauptquartier u. insbes. Lilija Chanysheva seien seiner Meinung nach an „völlig legalen Oppositionsaktivitäten" beteiligt gewesen. Richter Bikchurin lehnte alle Anträge von Chanyshevas Anwälten ab, einschliesslich eines Antrags auf Zugang zum Gerichtssaal für den Ehepartner, die Eltern u. den Bruder der Angeklagten. Das Menschenrechtszentrum "Memorial" betrachtet Lilija Chanysheva als polit. Gefangene.)

BILZHO, Andrej Georgievich II III IV VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII LIII LIV LV LVI LVII LVIII LIX LX LXI LXII LXIII  2020-: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI (russ. Arzt, Karikaturist, Maler, Humorist, Buchautor, TV-Moderator, der auch in den Bereichen Buchillustration, Animation u. Innenarchitektur tätig ist. Sohn eines Russen u. einer Jüdin, Enkel eines Volksfeinds. In der Sowjetzeit studierte er an der Moskauer Kunstschule im "Lenin"-Pionierpalast u. schloss 1976 sein Studium als Psychiater am 2. Moskauer Medizin. Institut ab. Während des Medizinstudiums begann er, sich für Karikatur u. Grafik zu interessieren. Nach seinem Abschluss arbeitete er am Forschungsinstitut für Hygiene des Wassertransports u. war anschliessend mehrere Jahre als Schiffsarzt auf verschiedenen Schiffen tätig. Seine Facharztausbildung beendete er mit einer Dissertation über die Probleme der Schizophrenie bei Jugendlichen u. wurde Kandidat der medizin. Wissenschaften. 10 Jahre lang arbeitete er als Psychiater in verschiedenen psychiatrischen Kliniken sowie am Institut für Psychiatrie der Akademie der Medizin. Wissenschaften der UdSSR.
Presse u. TV: Ab 1975 begann Bilzho, als Karikaturist in den Zeitungen Moskovskij komsomolec, Literaturnaja gazeta, Sobesednik u.a. Zeitschriften zu veröffentlichen, u. 1989 begann er auch zu malen. 15 Jahre arbeitete er als Chefkarikaturist beim "Kommersant"-Verlag. In dieser Zeit erschien seine legendäre Comicfigur "Petrovich“, die Bilzho als Karikaturisten berühmt machte. Seit 1996 arbeitete er auch beim Fernsehen. Besondere Popularität erlangte er durch die Teilnahme an der TV-Satiresendung "Itogo" des Moderators  s. Viktor Shenderovich, die von "NTV" u. dann von "TV-6" ausgestrahlt wurde u. in der Bilzho als Hirnforscher Geschichten aus seiner Arbeit in "einer kleinen psychiatr. Klinik in der Stadt N." erzählte. Darüber hinaus wurde eine von Bilzho selbst erstellte Zeichentrickfilmserie über "Petrovich" /1999/ auf den Sendern "NTV", "ORT" u. "TVS" ausgestrahlt. Über 15 Jahre arbeitete er auch für die Zeitung Izvestija, bei der er eine Autorenkolumne leitete u. wöchentlich seine neuen Cartoons veröffentlichte. Er verliess die Zeitung im Sommer 2010, nachdem die Redaktion sich geweigert hatte, seine Cartoons weiter zu veröffentlichen. 2007-8 moderierte er eine Sendung auf "Kanal 5". Mitglied der "Union der Künstler Russlands" u. der "Union der Designer Russlands", Vizepräsident der "Akademie für Grafikdesign" u. Ehrenmitglied der "Russ. Akademie der Künste". Gewinner zahlreicher Fachauszeichnungen, Teilnehmer Dutzender Ausstellungen in Russland, Deutschland, Belgien, Holland, Italien u. den USA.
Buchautor: 2001 debütierte Bilzho als Buchautor mit dem Buch "Azbukvy". 2010 erschien das Buch "Notizen eines Passagiers" mit Geschichten u. Zeichnungen von Eisenbahnreisen in unterschiedlichen Ländern u. Zeiten. 2013 folgte das Buch "Notizen eines Flugzeugpassagiers" mit Erzählungen des Autors über Flugreisen nach London, München, Mailand, Paris, Norilsk, Vladivostok, Solovki u. Kamtschatka. 2020 veröffentlichte der Verlag "Eksmo" sein neues Buch "Mein Venedig -2", einen alternativen Reiseführer, in dem es nicht um Museumsraritäten u. Architekturwunder geht, sondern um das Leben in der Stadt der Brücken u. Kanäle, in der der Russe seit über 15 Jahren periodisch lebt.
Als Gastronom u. Unternehmer ist Bilzho der Erfinder der Idee der "Petrovich"-Restaurant-Clubs, wobei das erste Lokal dieser Art 1997 in Moskau eröffnet wurde; später entstanden ähnliche Lokale in Prag, Kiev u. St. Petersburg. Ihre gastronom. Besonderheit ist russ. u. sowjet. Küche, wobei die Räumlichkeiten im Stil der 1970er Jahre eingerichtet sind. Die Marke "Petrovich“ positioniert sich nicht nur als Restaurant, sondern auch als Privatclub mit Abendprogrammen, Ausstellungen u. Veranstaltungen für ein wohlhabendes u. kreatives Publikum, bestehend aus Künstlern, Dichtern, Werbetreibenden. 2009 beschloss Bilzho mit seinen Partnern, die Marke "Petrovich" auf den vorstädtischen Immobilienmarkt auszudehnen. An der Autobahnstrecke im Gebiet Tula hat der Bau eines Datschendorfsnamens "Petrovich" für 140 Haushalte begonnen. Im Sept. 2020 unterzeichnete Bilzho einen Aufruf zur Unterstützung der Protestaktionen in Belarus nach der vermutlich gefälschten Präsidentschaftswahl.) 

BIRJUKOV, Viktor Stepanovich
II III (russ. Geschäftsmann u. ehem. Politiker aus Mordwinien. Absolvent der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Saransker Zweigstelle des Moskauer Instituts für Konsumentenkooperation. Anschliessend begann er als Wirtschaftswissenschaftler bei einer Verbrauchergenossenschaft zu arbeiten u. wurde Direktor eines Einzelhandelsunternehmens. In den 1990er Jahren war er als Leiter einer Lokalfiliale der "Sberbank Russlands" u. als stv. Leiter des Hauptzentrums für Bargeldabwicklung der Nationalbank der Republik Mordwinien tätig. 2003 gründete Viktor Birjukov die "Talina"-Unternehmensgruppe, eine vertikal integrierte Holding für die Produktion von Schweinefleisch u. Schweinefleischprodukten u. eines der 10 grössten Fleisch- u. Wurstunternehmen in Russland, das sich auf der Liste der strateg. wichtigen Organisationen Russlands befindet. 2007 wurde er nach einer Umstrukturierung des Managements Präsident der "Talina"-Holding. Er besitzt 99% der Aktien, während die restlichen 1% der Anteile dem Vizepräsidenten der Holding, Vladislav Valentinovich Birjukov, einem Neffen Viktor Birkjukovs, gehören. 2011 wurde Viktor Birjukov mit einer Dissertation zum Thema "Globalisierung im Kontext des sozialphilosoph. Diskurses" in Philosophie promoviert. Hobbyhistoriker. Mitglied des Vorstands der Russ. Vereinigung der Schweinefleischproduzenten "Rossvinoprom", Mitglied des Vorstands des Russ. Verbands der Industriellen u. Unternehmer RSPP u. Präsident dessen Regionalvereinigung der Arbeitgeber. Er initiierte eine Reihe von Runden Tischen zur russ. Wirtschaft, die er mit verschiedenen Organisationen durchführte. Als praktizierender Geschäftsmann betrachtet Birjukov im Gegensatz zu vielen Ökonomen kleine Unternehmen nicht als Lokomotive für das Wachstum der relevanten Volkswirtschaft. Zwar stellten sie ein unterstützendes Umfeld für das mittlere u. grosse Business dar, seien aber keine selbständigen Akteure, denn die weitere Entwicklung der Kleinunternehmen in Russland erfordere eine Reindustrialisierung in grösserem Stil u. eine Wiederbelebung der verarbeitenden Industrie. Die absolute Mehrheit der Menschen habe keine Fähigkeit zum Geschäften. Dennoch seien kleine Unternehmen nützlich, um klar definierte Marktnischen zu besetzen, aber sie könnten nicht in jeder Branche erfolgreich funktionieren. Die Kleinunternehmer sollten die begrenzten Aufgaben der Genossenschaften durch Kooperation mit ihnen lösen. Dieser Logik entsprechend sind die "Wachstumspunkte" des modernen agroindustriellen Komplexes seiner Meinung nach nicht die Dörfer oder Bauernhöfe mit ihrer fehlenden Infrastruktur u. ihrer anstrengenden u. unproduktiven "Handwerksarbeit", sondern regionale Zentren, von deren komfortablen Wohnungen aus die Angestellten der landwirtschaftl. Betriebe mit Privatautos in 10-20 Minuten zu den Feldern u. Höfen gelangen. Dementsprechend schlägt der Ökonom den Behörden vor, keine Mittel für die künstliche Verlängerung der Existenz kleiner Landschulen mehr auszugeben, sondern die Bewohner dünn besiedelter Dörfer zu bewegen, in regionale Zentren umzuziehen. Die Verhinderung von Wirtschaftskrisen u. der Erschöpfung nützlicher Bodenschätze sieht er sowohl in der gesetzlichen Begrenzung des Mehrverbrauchs, als auch im Kampf gegen die bewusste Verkürzung der Lebensdauer von Waren durch die Hersteller, was er „absichtlichen Verschleiss“ nennt. Was die globale Nahrungsmittelkrise betrifft, sieht Birjukov ein wirksames Mittel, um ihr entgegenzuwirken, darin, indem die Weltgemeinschaft die Wüstenbildung in Asien u. insbes. in Afrika bekämpft, da sie zu einer raschen Reduzierung von Ackerland geführt habe. Um mehr Vertrauen zwischen Lebensmittelproduzenten u. Verbrauchern aufzubauen, entwickelt er den „agroindustriellen“ Tourismus, der aus Exkursionen zu Unternehmen der Lebensmittelindustrie besteht. Als Politiker war Birjukov auch ehem. Abgeordneter des Parlaments der Republik Mordwinien u. 2001 stv. Minister für Landwirtschaft u. Ernährung dieser Republik.)

BIRJUKOV, Dmitrij Vadimovich (russ. Journalist, Medienmogul, Verleger. Absolvent des Moskauer Staatsinstituts für Internationale Beziehungen, Fach internationaler Journalismus. Während der Sowjetzeit arbeitete er im Staatskomitee der UdSSR für TV u. Rundfunk als Redaktor des Programms "Majak", ferner als Korrespondent für das staatl. Radio u. die TV der UdSSR in Indien u. als Redaktor bei der Zeitschrift Ogonjok. 1991/2 war er Chefredaktor der New York Times. 1994 leitete er "TV-Park". 1995-2020 war er Präsident des zu "Gazprom-Media" gehörenden Moskauer Verlagshauses "Sieben Tage". Im April 2001 wurde auf ihn ein Attentat verübt, wobei er den Medienmogul s. Vladimir Gusinskij des Verbrechens beschuldigte. Sein Vater Vadim Osipovich Birjukov war stv. Generaldirektor des Verlagshauses "Press-Kontakt" u. ehem. Chefredaktor der englischsprachigen Ausgabe des Magazins Delovye ljudi / Business people; im März 1997 wurde er ermordet. Dmitrij Birjukov ist Mitglied der "Gesellschaftl. Kammer RF".)

BIRJUKOV, Mikhail Jurevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX (russ. Rechtsanwalt für polit. Strafsachen. Mikhail Birjukovs Vater Jurij war Militäranwalt, wobei er an der Militärpolit. Akademie lehrte u. auch in der militärsoziolog. Forschung tätig war. Sein Grossvater väterlicherseits wurde 1936 verhaftet, zu 10 Jahren Straflager verurteilt u. sass 2-3 Jahre im Gefängnis, wobei er in Magadan blieb, wo er inhaftiert war. Nach seinem Studium an der Jurist. Fakultät der MGU war Mikhail Birjukov in der Sowjetzeit einige Jahre selbst als Ermittler tätig u. wechselte dann ins sog. Institut der Staatsanwaltschaft der UdSSR, genauer ins "All-Unions-Institut für das Studium von Gründen u. der Entwicklung von Massnahmen zur Prävention der Kriminalität“ bei der Staatsanwaltschaft der UdSSR, an dem er bis 1989 arbeitete.Am Institut der Staatsanwaltschaft der UdSSR habe man Vorschläge für den Generalstaatsanwalt vorbereitet, Änderungen an Gesetzentwürfen erarbeitet, wobei man bei der wissenschaftl. Arbeit nicht eingeschränkt gewesen sei. Es habe damals ein Projekt gegeben, ein einziges Ermittlungskomitee nach dem Modell des FBI zu schaffen mit dem Zweck, dem KGB, der Staatsanwaltschaft u. dem Innenministerium Ermittlungsstrukturen zu entziehen. Das heutige Ermittlungskomitee RF sei eine verkürzte Version, denn die Ermittlungen seien nur der Staatsanwaltschaft entzogen worden, während Polizei u. FSB nach wie vor über eigene Ermittlungsorgane verfügten. Nachdem Birjukov das Institut der Staatsanwaltschaft Ende 1989 verlassen hatte, trat er 1993 in die Anwaltskammer RF ein. Er begann als Anwalt in Zivilsachen, war an Geschäftsprojekten beteiligt, gründete eine eigene Anwaltskanzlei u. begann, Straffälle zu übernehmen, wobei er sich zunächst auf Wirtschaftskriminalität spezialisierte. Sein Engagement für polit. Fälle habe 2011 begonnen, als er in Russland den Kontakt mit zivilgesellschaftl. Organisationen im Menschenrechtsbereich suchte, um mit ihnen zusammenzuarbeiten. Birjukov sehe sich selbst aber nicht als eigentlichen "Menschenrechtsanwalt“, weil er u. andere Anwälte wie alle anderen seien, die nur manchmal Fälle übernehmen, die andere Anwälte nicht übernehmen wollen, u. weil sie selbst keine Menschenrechte ausübten.
"OVD-Info" u. der Kampf gegen Art. 212.1: Als Rechtsanwalt befasst sich Birjukov bei "OVD-Info" mit behördlichen Zuwiderhandlungen gegen den berüchtigten "Kundgebungs“-Artikel 212.1 StGB RF, kämpft für das Recht auf Versammlungsfreiheit v.a. nach den Anti-Putin- u. pro-Navalnyj-Protesten von 2011-12 in Russland u. betreut u. verteidigt Häftlinge in U-Haftanstalten, die in diesem Zusammenhang festgenommen wurden. "OVD-Info" ist eine unabhängige Menschenrechtsverteidigungs- u. Mediengruppe, die sich auf das Recht der Bürger auf Versammlungs- u. Meinungsfreiheit konzentriert, wobei ihre Arbeit darüber hinaus geht. Die Organisation arbeitet in Russland u. weltweit mit dem Ziel, der polit. Verfolgung in Russland ein Ende zu setzen. Zu diesem Zweck sammelt sie Daten u. produziert Inhalte über polit. Repressionen in Russland, koordiniert die Rechtshilfe für unrechtmässig Verfolgte u. arbeitet an einem systemischen Wandel im Menschenrechtsbereich. International bekannt wurde "OVD-Info" durch den laufend aktualisierten Zähler auf ihrer Website, der die Zahl der Verhafteten bei den Massenprotesten in ganz Russland anzeigte, als diese in unterschiedlichen Jahren im Gang waren. Als Kommunalabgeordneter im Moskauer Bezirk Krasnoselskij, als welcher er 2017 als selbstnominierter, von der Partei "PARNAS" dazu ermunterter u. von der Bewegung "Solidarnost", der er sich nach dem Tod s. Boris Nemcovs anschloss, unterstützter u. von s. Ilja Jashin überzeugter Kandidat gewählt wurde, besucht Birjukov Festgenommene bei Kundgebungen auf dem Polizeirevier des Bezirks. Für Betroffene u. Opfer der staatl. Repression, die seine Hilfe benötigten, sei Birjukov als Anwalt rund um die Uhr telefonisch erreichbar, berichtete ein Journalist, der ihn im Gericht kennenlernte. Aufgrund seiner Arbeitsbelastung lehne er inzwischen unpolit. Strafverfahren ab.
Andere Fälle:
Birjukov habe sich mit den Straffällen von Konstantin Kotov, Julija Galjamina, Vjacheslav Egorov u. Mikhail Svetov befasst, die alle im Sinne des Art. 212.1 StGB RF angeklagt worden seien. Es gebe erhebliche Unterschiede in den einzelnen polit. Fällen. Wie Birjukov auf der Website von "OVD-Info" im April 2021 sagte, sei das Ausmass behördlicher Verstösse gegen Gesetze u. damit gegen die Rechte der Bürger in diesem Bereich aussergewöhnlich gross. Im Fall des Art. 212.1 StGB RF gebe es zunächst eine Menge von Administrativanzeigen, dann würden Strafanzeigen erhoben. Man überprüfe jede Ordnungswidrigkeit von Seiten der Gewaltorgane gegen diesen Artikel detailliert vor Gericht u. befrage die Polizeibeamten, die die Berichte verfasst haben. Man untersuche die Qualität von Ermittlungen u. Gerichtsverfahren zu Fällen nach Art. 212.1 StGB RF u. beanstande die unqualifizierte Arbeit der Ermittlungen u. Gerichte sowie die Unverfrorenheit u. Straffreiheit von Beamten der zuständigen Organe. Man behandle vor Gericht Episoden, die als Grundlage für die Einleitung eines Verfahrens nach Art. 212.1 StGB RF gedient hätten. Die breite öffentl. Aufmerksamkeit für den Fall Kotov habe es ermöglicht, im positiven Sinn eine Entscheidung des Verfassungsgerichts zu erwirken. Die Tatsache, dass Verfahren gemäss Art. 212.1 jetzt eingestellt würden, sei ein Indikator dafür, dass man etwas ändern könne. Nach dem Fall Kotov hätten die Sicherheitskräfte begonnen, Fälle gemäss Art. 212.1 StGB RF sorgfältiger zu untersuchen u. den Forderungen von "OVD-Info", die dabei eine wichtige Rolle spiele, nachzukommen, zumal das Problem u. der Kampf gegen Art. 212.1 StGB RF der Bundesrechtsanwaltskammer u. der Öffentlichkeit zur Kenntnis gebracht worden seien.
"Fall Jashin":
Vor Jahren war s. Ilja Jashin Vorsitzender des Abgeordnetenrats des Bezirks Krasnoselskij /dieser Rat sei inwzischen zerschlagen worden/. Im Juli 2022 wurde er nach einer Verurteilung wegen angeblichen "Ungehorsams gegen Polizeibeamte“ verhaftet u. wegen des Verstosses gegen das Zensurgesetz gemäss Art. 207.3 StGB RF aufgrund seiner Kritik am von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine auf die Ukraine, insbes. wegen Verbreitung von "Fälschungen über die Streitkräfte“, weil er kritisch über das Massaker von Butscha berichtet hatte, im Dez. 2022 von einem Gericht in Moskau zu 8,5 Jahren Gefängnis verurteilt. Birjukov war sein letzter Verteidiger gewesen.
Andere Organisationen:
Im Fall des Prozesses gegen die Bewegung zum Schutz der Wählerrechte "Golos“ verteidigt/e Mikhail Birjukov den Co-Vorsitzenden dieser Bewegung, s. Grigorij Melkonjanc, der in Gewahrsam genommen wurde /II/. Zu seiner Zuständigkeit gehörte auch die Verteidigung des "Sakharov-Zentrums" /II/ u. der "Moskauer Helsinki-Gruppe" /II/. /Diese wurden inzwischen gerichtlich aufgelöst, nachdem sie als "unerwünschte Organisationen" in Russland erklärt wurden u. erstere auf die berüchtigte Liste der "ausländ. Agenten" des Justizministeriums RF gelangte, während sletztere mit diesem Status bedroht wurde/. Was die Liquidierung des Menschenrechtszentrums "Memorial" betrifft, würden dessen Aktivitäten in Russland auch nach seiner gerichtlichen Auflösung in der einen oder anderen Form fortgesetzt werden, sagte Anwalt Mikhail Birjukov gegenüber "RIA Novosti" Ende 2021.

Einschätzung der aktuellen Situation der polit. Justiz in Russland durch Mikhail Birjukov:
Wie auf der erwähnten Website von "OVD-Info" weiter zu lesen ist, sei die Qualität der Ermittlungen früher, also zur Sowjetzeit, höher gewesen als heute, die Arbeitsbelastung der Ermittler geringer u. die Einstellung zur Verantwortung viel grösser als im postsowjet. Russland, in dem seiner Meinung nach das Niveau deutlich gesunken sei. Die Gesetze würden nur in seltenen Fällen durchgesetzt. Ab Anfang der 1990er Jahre habe das Ermittlungssystem auseinanderzufallen begonnen, dann sei es von der Staatsanwaltschaft zum Ermittlungskomitee verlagert worden, wobei nicht die besten Mitarbeiter von der Staatsanwaltschaft ins Ermittlungskomitee gewechselt hätten. [Unter Putin] hätten die staatl. Ermittler begonnen, sich mit polit. Fällen zu befassen, u. hätten ihre Eigenständigkeit verloren.
In einem Videointerview vom Juni 2022 sagte Birjukov, dass nach dem 24. Feb. 2022 alle Strafprozesse in Russland nur noch mechanisch abliefen.
In einem Videointerview mit The Insider vom März 2023 antwortete Birjukov auf die Frage der Journalisten, ob er nicht Angst davor habe, in Russland zu bleiben, dass er eher Angst davor habe, was mit seinem Land geschehe u. was in der Ukraine passiere u. er um seine Verwandten u. Freunde in Kiev u. Charkov
fürchte, aber vor der Ausübung seiner Berufsarbeit an sich keine Angst habe.
Wie Birjukov gegenüber der Novaja gazeta im Aug. 2023 sagte, gebe es in Russland nur wenige Hundert Anwälte, die bereit seien, polit. Fälle anzunehmen. Viele hätten immer noch Angst u. erinnerten sich genetisch an 1937 u. die späte Sowjetzeit. Als Rechtsanwalt für polit. Strafsachen riskiere man in Russland heutzutage erneut, von der Staatsanwaltschaft als Gesetzesbrecher betrachtet zu werden, wenn man sog. "Falschnachrichten" verbreite, etwa bei der Beweisführung der Unschuld eines Angeklagten, u. strafrechtlich verfolgt zu werden, wie dies etwa auch in Belarus passiere. In Russland sei ein brillanter Anwalt seines Status beraubt worden u. habe den Titel "ausländ. Agent" erhalten. Es habe auch Drohungen gegen Anwälte gegeben u. die Haltung seitens der Staatsanwälte gegenüber den Verteidigern von polit. Fällen sei deutlich negativer geworden, wie dies der Fall Jashin gezeigt habe. Die feindselige Devise gegenüber den Anwälten, die Lenin seinerzeit formuliert hatte, sei voll wiederbelebt worden. Dennoch sei die Situation von heute nicht mit derjenigen von 1937 zu vergleichen, als 70 Mitglieder des Moskauer Verteidigerkollegiums erschossen wurden - u. Birjukov zieht diesen Vergleich bewusst. Aber auch noch in den 1970-80er Jahren sei mehreren sowjet. Anwälten ihr Status entzogen worden. Heutzutage werde man nur selten aufgrund seiner Tätigkeit als Advokat strafrechtlich verfolgt; ihm sei nur ein Fall bekannt.
Die Staatsanwälte verlören oft ihre Grenzen. Sie bedrohten die Verteidiger in fast jedem Prozess u. nähmen eine sehr aktive aggressive Haltung gegenüber Anwälten ein. Es sei kein Zufall, dass der Staatsanwalt während des Prozesses im "Fall Jashin“ die Position der Verteidiger als „antisowjetisch“ bezeichnete, sich dann korrigierte u. „antirussisch“ sagte. Dieses Beispiel zeige, was Staatsanwälte offen sagen u. wie sie denken, so wie etwa auch im Fall der Liquidierung der Menschenrechtsvereinigung "Memorial“. In diesem Fall beschuldigten sie "Memorial" i.e.L. einer antiruss. Haltung.
Heutzutage sei das Ausmass der staatl. Strafverfolgung, die Art der Beweisführung, die Denkweise u. der Präsentationsstil einfach erschreckend. Solche Staatsanwälte, die die Staatsanwaltschaft im Fall "Memorial“ vertraten, hätten eine moderne Staatsanwaltschaft leider nicht nur schlecht dargestellt, sondern sie hätten sie regelrecht entehrt. Es gebe praktisch keine Bezüge zum Recht, sondern lediglich emotionale u. polit. Einschätzungen, während die eigentlichen jurist. Bewertungen fehlten.
Über die Qualität heutiger Anwälte in Russland sagte Birjukov: Leider seien viele Menschen zum Anwaltsberuf gekommen, denen der Geist dieses Berufs u. die Grundsätze der Menschenrechte völlig fremd seien. Es handle sich bei ihnen um Etatisten /gosudarstvenniki/, die schon während ihrer Tätigkeit als Ermittler Etatisten gewesen seien oder denen es völlig egal war, was während der Ermittlung geschah. In der Sowjetunion sei es ziemlich schwierig gewesen, Anwalt zu werden; es seien in der Regel Leute gewesen, die aus Anwaltsfamilien kamen, oder solche, die während ihrer Studienzeit u. in der Anwaltskammer unter dem Einfluss hochrangiger u. brillanter Juristen Anwälte geworden seien, obwohl sie zunächst unterschiedliche moralische u. ethische Einstellungen hatten. Viele ehem. Ermittler hätten das Land verlassen, weil sie mit der dort herrschenden Atmosphäre oder mit der Haltung ihrer Vorgesetzten nicht einverstanden gewesen seien oder weil die Ermittlungsarbeit wegen der hohen Belastung wirklich hart sei. Unter den heutigen Bedingungen, in denen es praktisch keine Freisprüche gebe, sei es für den Angeklagten nicht mehr so ​​​​wichtig, woher sein Anwalt "komme“. Bei vielen Verteidigern herrsche Pessimismus vor, weil einige Anwälte sagten, dass ihr Beruf zur "Palliativpflege" geworden sei. Aber „wenn wir die aktuelle Situation so pessimistisch beurteilen würden, hätte es keinen Sinn zu arbeiten". Obwohl er selbst ein ehem. Ermittler sei, sei es für ihn wichtig, zuerst immer die Position seines Mandanten herauszufinden u. bereit zu sein, ihn zu verteidigen, unabhängig davon, ob er seine Schuld eingesteht oder bereit ist zu kämpfen.
Die Frage des Journalisten nach einer Aufgabe der Arbeit als Anwalt u. Verteidiger u. dem Verlassen des Landes beantwortete Birjukov so, dass wir alle, die wir in Russland leben u. arbeiten, darüber nachdenken,“ sollte die Situation der Anwälte in Russland immer mehr derjenigen in Belarus ähneln, wo Anwälten ihr Status einfach entzogen werde. Seine Kinder würden ihn ständig anrufen, aber sie seien nicht in Russland. Und bei Anwaltstreffen würden die Risiken, denen die Anwälte ausgesetzt seien, besprochen. Er selbst glaube jedoch, dass das Risikoniveau für die Arbeit derzeit akzeptabel sei, u. er habe in Russland Kunden. Angesichts der Tatsache, dass viele Anwälte nicht mehr bereit seien, polit. Fälle anzunehmen oder aufgrund von Kriegsmobilisierung u. Drohungen das Land verlassen hätten, müsse schliesslich jemand bleiben u. arbeiten. Wenn er gehe, würde die Belastung für diejenigen Kollegen, die bleiben, noch grösser, u. die Risiken, die er trage, würden auf die Schultern derjenigen abgewälzt, die noch übrig sind.)

BIRJUKOV, Pjotr Pavlovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII (russ. Bauingenieur u. Politiker, seit 2010 stv. Bürgermeister Moskaus unter s. Sergej Sobjanin, zuständig für Bau- u. Wohnungswesen u. kommunale Dienstleistungen. Absolvent des Pädagog. Instituts Kursk mit einem Abschluss als Mathematiklehrer. Danach arbeitete er als Internatslehrer, in den "Mostransstroj"-Trusts des Verkehrsministeriums der UdSSR u. bei "Glavmosstroj", wurde Treuhandmanager u. Chefingenieur, arbeitete als Manager von "Remstrojtrust" in Moskau, als stv. Leiter  bei "Glavmosstroj" u. Manager von "Remstrojtrust" in Moskau. In der 2. Hälfte der 80er Jahre absolvierte er ein Studium des Bauingenieurwesens an der Fakultät für Industrie- u. Bauingenieurwesen des Polytechnischen Instituts Kursk.
Polit. Beamter: 1991 wurde Birjukov Subpräfekt des Moskauer Bezirks Wykhino. In den 1990er Jahren war er Leiter der Verwaltung des Moskauer Bezirks Basmannyj. 1996 wurde er zum 1. stv. Präfekten des Zentralen Verwaltungsbezirks u. im Jan. 2000 zum Präfekten des Nördlichen Verwaltungsbezirks von Moskau ernannt. 2002-7 war er Präfekt des südlichen Verwaltungsbezirks im Rang eines Ministers der Moskauer Regierung. 1996 verteidigte er seine Dissertation zum Thema "Organisator. u. wirtschaftl. Mechanismen für das Funktionieren eines Stadtbezirks unter neuen wirtschaftl. Bedingungen“ u. 2000 verteidigte er seine Dissertation zum Thema "Organisation des Projektmanagements mittels Entwicklung u. Funktionieren des städtischen kommunalen Wohnkomplexes.“ 2013 ergab eine Überprüfung durch die Russ. Staatsbibliothek, dass der Umfang der in der Dissertation enthaltenen Entlehnungen alle zulässigen Normen überstieg u. dass viele Texte aus Werken anderer Autoren kopiert wurden. 2007 wurde Birjukov vom damaligen Moskauer Bürgermeister s. Jurij Luzhkov zum 1. Stv. in der Moskauer Regierung u. zum Leiter des Moskauer Stadtwirtschaftskomplexes ernannt. Im Okt. 2010 ernannte der neue Bürgermeister von Moskau, s. Sergej Sobjanin, Pjotr ​​Birjukov zum stv. Bürgermeister von Moskau mit Zuständigkeit für Wohnungswesen, Kommunalwirtschaft u. Wohnkomfort. 2013 wurde er in gleicher Position bestätigt. Zudem bekleidete er hochrangige Positionen in der lukrativen staatsnahen Wirtschaft. Luzhkov äusserte sich negativ über seine Qualitäten: „Ich musste viel alleine für ihn tun. Ausserdem gab es auch Probleme moralischer u. ethischer Art “. Galina Khovanskaja, Abgeordnete der Staatsduma RF u. Vorsitzende des Ausschusses für Wohnungspolitik u. Kommunalwirtschaft, hält den Rücktritt Birjukovs für längst überfällig. Sie warf ihm vor, viele gefälschte Wohnungseigentümergemeinschaften hervorgebracht zu haben, die eigentlich nur auf dem Papier existieren. Dafür seien grosse Mittel aufgewendet worden, die nun liquidiert würden. Laut Aleksej Klimenko, Architekturhistoriker u. Mitglied des Präsidiums des Sachverständigenrats beim Moskauer Chefarchitekten, habe Birjukov, als er Präfekt des südlichen Verwaltungsbezirks war, „viele Bauvorhaben in seinem Bezirk nicht zugelassen“, solange sie sich nicht in den Händen seiner Familie befanden, die ebenfalls im lukrativen Bausektor tätig sind. Ferner deklarierte der Vizebürgermeister in einem Fall eine höhere Zahl von restaurierten Baudenkmälern als auf der offiziellen Liste angegeben waren. Mehrkosten von Gebäudesanierungen in diesem Bereich begründete er damit, dass diese teurer seien als der konventionelle Bau von Gebäuden. Aufgrund dieser Angaben muss von Korruption zum Zwecke der persönl. Bereicherung ausgegangen werden. Der Kommunalabgeordnete s. Ilja Jashin berichtete im Nov. 2018 von einem Betrugsplan, bei dem 365 Mln. Rubel aus dem Moskauer Haushalt über die Abteilung für Wohnungswesen u. Kommunalwirtschaft auf die Konten einer bestimmten Handelsfirma überwiesen worden seien, die Verwandten des Moskauer Vizebürgermeisters Pjotr ​​​​Birjukov gehöre. Es handle sich dabei um Familienverträge, die in Korruption u. Kriminalität verwickelt seien. Über das Moskauer "Birjukov-Kartell" berichtete Oleg Stepanov vom Moskauer Hauptquartier s. Aleksej Navalnyjs im Okt. 2018 u. Nov. 2018. Im Jan. 2019 u. Sept. 2019 veröffentlichte Aleksej Navalnyj von der "Stiftung gegen Korruption" FBK einen Recherchefilm über die Familie Birjukov u. deren Vermögenswerte. Auch der russ. Investigativjournalist s. Ivan Golunov recherchierte 2019 über die Familie Birjukov, wobei er sich für deren drastisch anwachsendes Vermögen
interessierte. Kurz darauf wurde Golunov unter dem Vorwand des Besitzes von möglicherweise untergeschobener Drogen festgenommen. Ein anonymer Kommentator eines mit Pjotr Birjukov ausgestrahlten Videointerviews vom Dez. 2019 schrieb: Einer der grössten Diebe Moskaus erzählt Gutenachtgeschichten." 2023 war Birjukov direkt an der Errichtung einer Mülldeponie auf dem Gelände des Kurjanovskij-Waldes beteiligt, einem Schutzgebiet gegenüber von Kolomenskoe.)

BIRJUKOV, Fjodor Vladimirovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI (russ. Politikwissenschaftler, teilweise oppositioneller Politiker, Publizist, Journalist. Absolvent der Fakultät für Russ. Philologie der Pädagog. Universität Moskau, der Fakultät für Geschichte der Moskauer Staatl. Offenen Pädagog. Universität, benannt nach M.A. Sholokhov, u. der Fakultät für Sozialpädagogik, Psychologie u. Sozialarbeit an der Russ. Staatl. Sozialuniversität. Seit 2005 Mitglied der 2003 entstandenen linkssozialist.-nationalist. Partei "Rodina" /Heimat/. Er leitete den Moskauer Zweig des Jugendverbands "Für das Vaterland!" sowie die Agitations- u. Propagandaabteilungen einer Reihe von Wahlkampagnen u. arbeitete im Organisationskomitee für die Vorbereitung u. Durchführung des Vereinigungskongresses der Partei "Gerechtes Russlandim Jahr 2006. 2006-11 arbeitete er in der Verwaltung u. im Pressedienst der Partei "Gerechtes Russland". 2009 wurde der Politiker in den Zentralrat der Bewegung "Junge Sozialisten Russlands" gewählt. 2011 leitete er den Pressedienst des wiederbelebten "Kongresses der Russ. Gemeinschaften". Während der Kampagne zur Wahl des Präsidenten RF 2012 war Birjukov als Teil des zentralen Hauptquartiers der "Allruss. Volksfront" ONF tätig. Nachdem im Sept. 2012 die beim Zusammenschluss von 2006 aufgelöste Partei "Rodina" wieder reaktiviert bzw. neugegründet wurde, wurde Birjukov Mitglied des Präsidiums des Polit. Rats der Partei "Rodina" u. Leiter der Informations- u. Politikabteilung des Exekutivkomitees der Partei. In der Partei betreut er Fragen der Ideologie, der Informationspolitik u. der internationalen Beziehungen. Im Okt. 2013 gründete er mit Aleksej Ryleev den "Sozialpatriot. Klub" "Stalingrad“, dessen Initiativen vom russ. Schriftsteller s. Aleksandr Prokhanov unterstützt wurden. Im März 2014 beteiligte sich Birjukov an der Vorbereitung u. Durchführung des Referendums über den Anschluss der Krym u. Sevastopols an die RF u. war Beobachter am Wahltag am 16. März 2014. In diesem Zusammenhang erhielt er vom Ministerrat der Republik Krym ein Dankesschreiben "Für die selbstlose Unterstützung bei der Wiedervereinigung der Republik Krym mit Russland“. Im April 2014 veröffentlichte der Klub "Stalingrad" den Film "Rodina: Der Krym-Sieg 2014", in dem Birjukov als Drehbuchautor u. Hauptfigur fungierte. Ausserdem ist Birjukov Assistent des Abgeordneten der Staatsduma RF u. Vorsitzenden der Partei "Rodina" s. Aleksej Zhuravljov. Als im Juni 2015 der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, Fjodor Birjukov persönlich den Zutritt zum Gebäude des Europäischen Parlaments in Brüssel verbot, reagierte der Russe vor Ort mit einer Protestkundgebung gegen Russophobie, Doppelmoral der EU u. den neuen „Kalten Krieg“ zwischen dem Westen u. Russland. Im Okt. 2015 wurde Birjukov auf dem 2. Parteitag in das Büro des Präsidiums der Partei "Rodina" gewählt. Ferner ist er als Direktor des "Instituts der Freiheit" u. als Rezensent für "Cargrad TV" tätig. Offenbar leitet er den privaten Videokanal "Studio Avrora", in dem er sich mit anderen Kommentatoren über aktuelle polit. Themen unterhält.
Polit. Ansichten:
Ukraine: Die Sanktionen der Ukraine unter s. Petro Poroshenko gegen Russland seien eine Nachahmung
Kiev ahme in verschiedenen Bereichen einfach die Aktionen des Westens nach. Dabei handle es sich um ein Element des Informationskriegs. Die Liste der Parteien, gegen die Sanktionen verhängt wurden, fand Birjukov seltsam. Es sei aber klar, warum seine Partei "Rodina" darin aufgeführt sei, denn ihre Leute seien von Anfang an auf der Krym u. im Donbass gewesen. Selbstverständlich würden die Sanktionen niemandem schaden. „Viele nationalist. Führer der Ukraine haben noch immer ‚Kugeln der Roten Armee‘ im Gehirn“, so dass ihr Denkprozess durch einen „Autogenerator militärischer Pläne“ ersetzt wurde. /Birjukov schien vergessen zu haben, dass Russland die Ukraine angriff. osteuropa.ch/
Die Rekrutierung von Journalisten durch Geheimdienste sei durchaus üblich. Es sei kein Zufall, dass Vertreter der Presse als vierte Gewalt gelten, um als
Hebel zur Gestaltung der öffentl. Meinung den Geist von Millionen Menschen zu beeinflussen. Daher diene jeder rekrutierte Berufsjournalist als Universalsoldat im globalen Informationskrieg". Auch das Interesse von US-Geheimdiensten an der russ. Presse sei völlig logisch, da Washington weiterhin einen polit. u. Informationskrieg gegen Moskau führe, der nur noch mehr an Dynamik gewinnen werde. Für die Amerikaner wäre es idel, die russ. Redaktionen mit eigenen Agenten zu besetzen, die entsprechende Inhalte für das russ. Publikum produzieren würden. Von Kritikern des Putins-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird Birjukov öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen. Sein Name figuriert präventiv auf der Sanktionsliste der Ukraine, weil er ein offener Ukrainophobiker" sei u. alles, was pro-ukrainisch ist, als „anti-menschlich“ u. von den Amerikanern geschaffen bezeichne u. die Notwendigkeit erklärt habe, die Souveränität der Ukraine zu zerstören.
Auch bei anderen Themen bewegt sich Birjukov auf der Linie von "Rodina", die auch die Interessen der Rentner vertritt. In Hinsicht auf die Unterstützung der Rentenreform durch "Einiges Russland“ ist Birjukov der Meinung, dass hier ein
schädliches Produkt mit einer Demonstration völliger Missachtung u. Respektlosigkeit gegenüber der Bevölkerung verkauft" werde. Der Versuch, bei den Unterhaltszahlungen an Eltern u. Pensionäre den Bürgern neue finanzielle Belastungen aufzuerlegen, werde zu einem weiteren Anstieg der Unzufriedenheit u. zu sozialen Spannungen" führen. Der praktische Nutzen davon sei jedoch gleich Null u. psychologisch sei dies absolut negativ". Um die arbeitende Bevölkerung rechtlich zur Ausrichtung von Unterhaltszahlungen bzw. Renten an ältere Eltern zu verpflichten, sei es notwendig, für ein dynamisches Wirtschaftswachstum u. eine Erhöhung der Einkommen der Arbeitnehmer" zu sorgen. Trotz Frohbotschaften aus zuständigen Ministerien gäbe es in der Realität nichts" zu erwarten. Kinder versuchten, wann immer möglich, ihren Eltern zu helfen, so wie Eltern es auch mit ihren Kindern täten. Aber die Umsetzung dieser natürlichen Zusammenhänge in Gesetze würde bedeuten, einen echten Generationenkrieg zu provozieren".)

BITAROV, Vjacheslav Zelimkhanovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI (ehem. russ. Staatspolitiker, ehem. Oberhaupt der Republik Nordossetien-Alanien/Iryston. Absolvent der Fakultät für Mechanisierung eines Berg- u. Agrikulturinstituts in Vladikavkaz, Republik Nordossetien-Alanien. Danach arbeitete er als Ingenieur-Mechaniker in einer Sovchose. In den 1990er Jahren leitete er einen Bauernhof u. baute gleichzeitig sein eigenes Unternehmen auf. In den 2000er Jahren arbeitete er als Direktor einer Agrofirma u. wurde Generaldirektor einer Brauerei.
Politik: Bitarov war mehrmals Abgeordneter der Versammlung der
Repräsentanten von Vladikavkaz. 2007 kandidierte er als selbstnominierter Kandidat bei den Wahlen zum Parlament Nordossetien-Alaniens der 4. Legislaturperiode u. wurde mit 90,66% der Stimmen gewählt. 2012 wurde er stv. Vorsitzender des Parlaments der Republik, kandidierte bei den Wahlen zum Parlament Nordossetien-Alaniens der 5. Einberufung als Kandidat der kremlnahen Partei "Einiges Russland u. wurde mit 69,70% der Stimmen wiedergewählt. Im Nov. desselben Jahres kehrte er in sein Unternehmen zurück. Im Juni 2015 ernannte das amtierende Oberhaupt der Republik Nordossetien-Alanien, Tamerlan Aguzarov, Bitarov zum amtierenden 1. stv. MP Nordossetien-Alaniens, wobei Bitarov in diesem Zusammenhang auf sein Abgeordnetenmandat verzichtete. Im Sept. 2015 schlug das Oberhaupt von Nordossetien-Alanien, Aguzarov, dem Parlament der Republik vor, Bitarov zum Regierungschef der Republik zu ernennen. Die Abgeordneten folgten diesem Antrag u. stimmten einstimmig für Bitarov, der zum PM Nordossetien-Alaniens gewählt wurde. Nach dem Tod des Oberhaupts von Nordossetien-Alanien Aguzarov im Feb. 2016 ging die Macht in der Republik gemäss der Verfassung Nordossetien-Alaniens automatisch an Bitarov als Regierungschef über. Ende Feb. 2016 ernannte Präsident RF V. Putin Bitarov zum kommissarischen Oberhaupt von Nordossetien-Alanien. Im Sept. 2016 wurde er zum Oberhaupt der Republik gewählt u. blieb es bis zu seinem Rücktritt im April 2021. Als strateg. Ziel seiner Politik skizzierte Bitarov als Oberhaupt der Republik den subventionsfreien Staat bis 2030. In seiner Amtszeit konnte Bitarov über eine positive Dynamik in der wirtschaftl. Entwicklung Nordossetien-Alaniens berichten, v.a. in Hinsicht der Steigerung der Haushaltseinnahmen u. der Reduktion der Subventionen sowie im Bausektor u. bei den durchschnittlichen monatlichen Arbeitseinkommen. Im Juni 2016 beklagte eine - ungewöhnlich kritische - Journalistin /II III IV V/, die mit Bitarov ein erinnerungswürdiges Interview machte (offenbar deaktiviert II), die hohe Arbeitslosigkeit in der Republik, dass die realen Einkommen nicht gestiegen seien u. dass man sich in einer Krise befinde. 2017-18 u. 2019-20 war er von Amts wegen Mitglied des Präsidiums des Staatsrats RF. Mitglied des Obersten Rats der Partei "Einiges Russland". Präsident des Judoverbands der Republik Nordossetien-Alanien u. Leiter der Regionalabteilung der Allruss. Gesellschaft für Naturschutz VOOP.)

BLAIR, Tony II (brit. Hurist u. Politiker, ehem. Vorsitzender der Labour-Partei u. 1997-2007 PM von UK. Absolvent der Rechtswissenschaften am St. John's College in Oxford. Blair gehörte zu den ersten Weltpolitikern, der V. Putin als Reformer u. Freund des Westens pries u. lobte. Im März 2000 reiste Blair als erster westlicher Staatsmann nach Moskau, um den amtierenden Präsidenten RF Putin zu treffen, mit dem u. dessen Gemahlin er eine Aufführung der Oper "Krieg u. Frieden“ von Prokofiev ansah. Blair, der Putin einen beeindruckenden Mann" fand, mit dem es sich lohnte, eine strateg. Partnerschaft" anzustreben, soll Verständnis für das harte Vorgehen Putins in Tschetschenien geäussert haben, weil Russland damals schweren Angriffen von Seiten tschetschen. Rebellen, die von Russland als Terroristen qualifiziert wurden, ausgesetzt gewesen war. Aus diesem Grund wurde dieses Treffen von Menschenrechtsgruppen wie "Human Rights Watch" u. "Amnesty International" kritisiert. 2018 sagte Sir Richard Dearlove, ehem. Leiter des MI6, es bestünde „erhebliches Bedauern“ über diese Reise Blairs, die Putin geholfen haben soll, an die Macht zu kommen. Dearlove behauptete auch, dass sich im Jahr 2000 ein KGB-Offizier mit dem Anliegen an ihn gewandt habe, mit der Hilfe Londons Putins polit. Profil zu stärken; dies sei der eigentl. Grund gewesen, warum Blair Putin in Russland getroffen habe. Im April 2000 war dann Blair Gastgeber Putins in London nach dessen Wahl zum neuen Präsidenten RF, trotz des Zögerns anderer Weltführer gegenüber dem neuen Kremlherrscher u. der Kritik von Seiten von Menschenrechtsgruppen wegen der in Tschetschenien begangenen Gräueltaten. Blair sagte gegenüber Jim Hoagland von der Washington Post, dass „[Putins] Zukunftsvision eine ist, mit der wir uns wohl fühlen werden. Putin hat eine sehr klare Agenda zur Modernisierung Russlands. Wenn er von einem starken Russland spricht, meint er Stärke nicht in einer bedrohlichen Weise, sondern in einer Weise, die bedeutet, dass das Land wirtschaftlich u. politisch in der Lage ist, für sich selbst einzustehen, was ein durchaus gutes Ziel ist.“ Während des Treffens erkannte u. diskutierte Blair immerhin „Sorgen in Bezug auf Tschetschenien“, aber er beschrieb Putin als einen polit. Reformer, „der bereit ist, eine neue Beziehung mit der EU u. den USA einzugehen, u. der ein starkes u. modernes Russland u. eine starke Beziehung zum Westen will". Putin wurde bei diesem Besuch auch von der Queen, dem Staatsoberhaupt von GB, kurzzeitig zum Tee empfangen. Auch Blairs Aussenminister Robin Cook war voll des Lobs für Putin, über den er nach einem Besuch in Moskau sagte: „Ich fand seine Art erfrischend u. offen, u. die Prioritäten, die er für Russland setzt, könnten wir teilen." /Zit. nach s. John Sweeney, Der Killer im Kreml, 93f./ Bei einem Besuch Putins im Juni 2003 in London blickte Blair mit einer positiven Zwischenbilanz auf die brit.-russ. Beziehungen der letzten 3 Jahre zurück: Die beiden Länder arbeiteten in Fragen des internationalen Terrorismus oder von Massenvernichtungswaffen sehr eng zusammen. Ausserdem hätten sich die politischen, Sicherheits- u. Wirtschaftsbeziehungen entwickelt. Putin sprach von einem „Ausdruck gegenseitiger Sympathie u. gegenseitigem Respekt“. Beide Politiker erörterten nach Angaben Blairs die Themen Irak u. Iran, den Friedensprozess im Nahen Osten, den religiösen Extremismus in aller Welt, die russ. Wirtschaft sowie Tschetschenien u.a. Themen. Beide Staaten hatten zuvor eine umfassende Zusammenarbeit in Energiefragen vereinbart. Neue Vereinbarung der Ölkonzerne BP u. Royal Dutch Shell machten GB nach Angaben Blairs zum grössten Investor in Russland. Die Beziehung zu Russland sei keine gewöhnliche Handelsbeziehung, sondern von fundamentaler strategischer Bedeutung, sagte Blair. Putin bekräftigte seinerseits die hohe Wichtigkeit der Integration Russlands in die europäische u. Weltwirtschaft. Man betrachte das Vereinigte Königreich als wichtigsten Partner“. Putin, der als Gast der Queen im Buckingham-Palast übernachtete, war das erste russ. Staatsoberhaupt seit 1874 bzw. 1844, das GB offiziell besuchte. Die Illusionen der gegenseitigen Freundschaft zerschlugen sich aber bald. V.a. nach dem Ausbruch des Irakkriegs 2003, der tödlichen Vergiftung s. Aleksandr Litvinenkos 2006, dem Tod s. Boris Berezovskijs 2013 u. dem lebensgefährlichen Giftanschlag auf s. Sergej Skripal 2018 in England, wobei in allen Fällen Kremlchef Putin persönlich u. russ. Geheimdienste /FSB, GRU/ als Drahtzieher oder Auftraggeber u. Mitverantwortliche vermutet wurden, verschlechterten sich die brit.-russ. Beziehungen rapide. Von der immer brutaleren polit. Unterdrückung durch das Putin-Regime in Russland, die von der brit. Regierung ebenfalls kritisiert wurde, ganz zu schweigen. Zahlreiche Russen, die Putin anprangerten, flohen vor seiner Rache u. der Verfolgung durch die russ. Geheimdienste nach England, wo sie um polit. Asyl nachsuchten - u. es erhielten. Nach Ausbruch des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine fielen sie praktisch auf den Nullpunkt.)

BLAVATNIK, Leonard "Len" (eigtl. Leonid) Valentinovich II III IV (ist ein US-amerikan.-brit. Top-Unternehmer, Investor u. Philanthrop, Milliardär sowjet. u. ukrain.-jüd. Herkunft, der nach zwei gescheiterten Versuchen, in Moskau ein Universitätsstudium zu absolvieren, 1978 u.a. wegen Antisemitismus die Sowjetunion verliess u. in die USA auswanderte, wo er ein Studium an der Columbia University u. der Harvard Business School absolvierte. Er machte ein Vermögen durch verschiedenste Investitionen in eine Vielzahl von Firmen mit seiner 1986 gegründeten Beteiligungsgesellschaft "Access Industries". Ihm gehört ferner der grösste Teil der "Warner Music Group", ein Tochterunternehmen von "Access Industries". Im US-Präsidentschaftswahlkampf 2008 unterstützte Blavatnik s. Barack Obama mit 30´800 USD. Blavatnik u. seine amerikan. Frau spendeten auch an die Kandidaten der Demokrat. Partei, Kamala Harris, Chuck Schumer, Andrew Cuomo u. Hillary Clinton. Andererseits unterstützte Blavatnik auch die Republikaner in den USA. 2015-16 spendete er insgesamt 7,35 Mln. USD an 6 Politiker der Republikan. Partei. Ausserdem spendete er 1 Mln. USD an das Komitee für die Inauguration von s. Donald Trump u. steuerte während u. nach seinem Wahlkampf mit anderen, s. Viktor Vekselberg nahen US-Geschäftsleuten fast 2 Mln. USD zu polit. Fonds bei, die von Donald Trump kontrolliert wurden. Es wird vermutet, dass diese Beiträge vom Kreml genehmigt wurden. Deshalb geriet Blavatnik 2017 unter den Verdacht der Mueller-Kommission, die die Einmischung Russlands in die US-Wahlen von 2016 untersuchte, nachdem bekannt geworden war, dass 2 Regierungsmitglieder der Trump-Administration Lobbyisten bei Blavatniks "Access Industries" gewesen waren. Allerdings konnte nicht nachgewiesen werden, dass Blavatnik direkt an Trumps Wahlkampagne spendete. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, werden Blavatnik "illegale Bereicherung auf Kosten russ. Steuerzahler aufgrund der Nähe zur Regierung RF sowie Korrumpierung westlicher Eliten im Interesse des Putin-Regimes" vorgeworfen. Blavatnik ist nicht nur Geschäftsmann, sondern ein Insider des russ. Systems. Laut einer Reihe von Experten verdiente Blavatnik sein Hauptvermögen während seiner Tätigkeit in Russland dank seiner engen Freundschaft zu Viktor Vekselberg u. s. Mikhail Fridman sowie seiner Nähe zur russ. Führung u. den russ. Geheimdiensten u. profitierte persönlich von deren illegalen Aktionen. Als bester Beleg dafür wird der Verkauf von "TNK-BP" an "Rosneft" genannt, der von russ. Oligarchen des Konsortiums "Alfa Access Renova AAR" u. russ. Sicherheitsdiensten u.a. Regierungsbehörden mit fragwürdigen Mitteln u. Methoden organisiert wurde; Blavatnik erwarb dadurch etwa 7 Mrd. USD. Im Juli 2021 belegte Blavatnik mit einem Reinvermögen von etwa 32 Mrd. USD Platz 46 auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt u. 2022 mit 32,7 Mrd. USD Platz 36. Im Mai 2023 belegte er in der von der Sunday Times veröffentlichten Rangliste der reichsten Einwohner Grossbritanniens mit einem Vermögen von 28,625 Mrd. Pfund den 3. Platz. 2017 wurde Sir Blavatnik für seine philantrop. Tätigkeiten von Königin Elisabeth II. zum Ritter geschlagen. Er lebt in New York u. London.)

BLINKEN, Antony II III IV V VI VII VIII IX Xa Xb XI XII XIII XIV XV XVIa XVIb XVIc XVId XVIe XVII XVIIIa XVIIIb (US-amerikan. Jurist u. Politologe. Z.Zt. Aussenminister unter Präsident s. Joe Biden. Der Urgrossvater Blinkens, Meir Blinkin, der ein auf Jiddisch publizierender Schriftsteller war, stammte aus dem zum Zarenreich gehörenden Kiev. Nach Aussagen des Urenkels floh er 1904 vor Pogromen in die USA, wo sein neuer Lebensmittelpunkt das jüdische Viertel von New York wurde. Sein Stiefvater war ein Holocaust-Überlebender, der Berater des französ. Präsidenten Valéry Giscard d’Estaing wurde. In Paris erhielt Blinken seine schulische Ausbildung an der internationalen École Jeannine Manuel, weshalb er fliessend Französisch spricht. Sein Studium führte ihn zurück in die USA, wo er nach dem Grundstudium am Harvard College an der Columbia Law School u. der Harvard University Abschlüsse in Jura u. Politikwissenschaften erwarb. Im Feb. 2021 führte Blinken sein erstes Telefongespräch mit dem russ. Aussenminister s. Sergej Lavrov, bei dem die Parteien über die Verlängerung des New-START-Vertrags diskutierten. Dabei betonte Blinken die Bereitschaft von Präsident Biden, amerikan. Interessen u. Verbündete sowie US-Bürger zu schützen. Insbes. ging es um die Freilassung von Paul Whelan u. Trevor Reed, die in Russland 2020 wegen angeblichen Angriffs auf Polizisten zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden, sowie um die russ. Einmischung in die US-Wahlen 2020. Ausserdem wurden die russ. Aggression gegen die Ukraine u. gegen Georgien, die Vergiftung von s. Aleksej Navalnyj sowie die Cyberangriffe auf US-Regierungsbehörden u. andere Themen angesprochen. Anfang März 2021 kündigte Blinken die Aufnahme Russlands in die Liste der Länder an, in denen der Export von Militärtechnik verboten ist – Ausnahmen wurden für Lieferungen im Rahmen der Weltraumkooperation gemacht. Ferner verkündete er die Verlängerung der Sanktionen nach der Vergiftung von s. Sergej Skripal. Im März 2021 kündigte Blinken die Verhängung persönl. Sanktionen gegen den ukrain. Milliardär s. Igor Kolomojskyj an, dem wegen Korruptionsvorwürfen die Einreise in die USA verboten wurde. Im Mai 2021 kündigte Blinken bei einem offiziellen Besuch in Kiev an, die Ukraine im Konflikt mit Russland zu unterstützen u. die US-Militärhilfe für die Ukraine aufgrund der Konzentration russ. Truppen an der Grenze aufzustocken. Im Mai 2021 fand am Rande der Sitzung des Arktischen Rats Blinkens erstes Treffen mit seinem russ. Amtskollegen Sergej Lavrov statt. Am selben Tag kündigte das US-Aussenministerium die Rücknahme der Sanktionen in Bezug auf die Nord Stream 2-Gaspipeline an. Bei der möglichen Zusammenarbeit mit Russland nannte Blinken die Bereiche nukleare Rüstungskontrolle, die Nuklearprogramme Nordkoreas u. Irans sowie den Frieden in Afghanistan. Im Vorfeld des russ.-amerikan. Treffens der jeweiligen Chefdiplomaten, das im Jan. 2022 in Genf stattfand, machte Blinken deutlich, dass die Gespräche schwierig seien, solange Moskau „der Ukraine eine Pistole an den Kopf" halte. Er verlangte vom Kreml, seine Drohkulisse an der Grenze zur Ukraine abzubauen u. zu deeskalieren. Über Forderungen nach „Deeskalationsmassnahmen" auf russ. Territorium werde er gar nicht erst diskutieren, entgegnete der am Treffen teilnehmende russ. Unterhändler, der stv. Aussenminister RF s. Sergej Rjabkov. Im Zusammenhang mit der neusten Entwicklung der Ukrainekrise tätigte Blinken im Jan. 2022 eine rege Reisediplomatie, die ihn angesichts der Zuspitzung des Ukraine-Konflikts zu Beginn seiner Europareise nach Kiev führte. Nach Ausbruch des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine sagten Blinken u. Verteidigungsminister Austin in Kiev neue Militärhilfe in Höhe von 300 Mln. USD u. insgesamt 713 Mln. USD ausländ. Militärhilfe zu, wobei rd. 322 Mln. USD davon für Kiev bestimmt seien. Mit der richtigen Ausrüstung könne die Ukraine den Krieg gewinnen, sagte Austin. Ende Juli nahmen Blinken u.  der russ. Aussenminister Lavrov erstmals nach Ausbruch des Ukrainekriegs telefon. Kontakt auf. Blinken habe Lavrov dabei deutlich gemacht, dass die USA Pläne Russlands, weiteres ukrain. Territorium zu annektieren, nicht akzeptieren würden. Im Aug. 2022 nahm Blinken am 2. Gipfel der "Krym-Plattform" teil. Im Sept. besuchte Blinken überraschend Kiev u. sprach mit Scott Pelley über die Herausforderungen, vor denen die USA weltweit stünden, mit Fokus auf Russland u. den Ukrainekrieg. Anlässlich der Münchner Sicherheitskonferenz vom Feb. 2023 warnte er China davor, Russland im Krieg gegen die Ukraine zu unterstützen. In seiner Rede in Helsinki, Finnland, betonte Blinken Anfang Juni 2023, dass Putin 2 Jahrzehnte lang versucht habe, das russ. Militär zu einer modernen Streitkraft zu machen. Der Kreml habe dabei oft behauptet, das zweitstärkste Militär der Welt zu haben, u. viele hätten dies geglaubt. Aber das stimme zumindest in der Ukraine nicht mehr. Von der Ausrüstung über die Führung u. Strategie bis hin zur Moral sei Russlands Vorgehen „eine Fallstudie des Versagens“. Es stehe ausser Frage, dass Russland heute in militärischer, wirtschaftlicher u. geopolitischer Hinsicht deutlich schlechter dastehe als vor dem Einmarsch in die Ukraine. Wie viele andere westliche Regierungen hielt sich auch die US-Regierung mit Aussagen zum "Wagner"-Aufstand in Russland zurück; im US-Fernsehen sagte Aussenminister Blinken Ende Juni 2023 dazu jedoch, dass man nun Risse in Putins Machtapparat sehe, die es vorher nicht gegeben habe. Anfang Sept. 2023 stattete Blinken Kiev erneut einen Besuch ab /II III IV V VI VII/, wobei  er die aussergewöhnliche Widerstandskraft" der Ukrainer lobte, Fortschritte bei der ukrain. Gegenoffensive feststellte u. neue US-Militär- u. Finanzhilfen für die Ukraine im Umfang von rd. 2,7 Mrd. USD ankündigte. Bei dieser Gelegenheit besuchte er ukrain. Grenzschützer, ein Minenräumungszentrum u. einen Heldenfriedhof. Im Sept. erklärte er, dass der Ukraine die Entscheidung überlassen bleibe, ob sie mit Waffen, welche die USA ihr zur Verfügung stellt, russ. Territorium angreifen wolle oder nicht. Dabei ging es auch um die heikle Frage der Lieferung von sog. Uranmunition. Im Nov. warnte Blinken Moskau vor dem Transfer von Militärtechnologie an Nordkorea. Im Jan. 2024 äusserte er sich skeptisch zu den Chancen auf einen Waffenstillstand in der Ukraine: „Ich sehe das nicht“, sagte er am WEF in Davos, Schweiz /II/. Dem ukrain. Präsidenten Zelenskyj versicherte Blinken, dass die USA die Ukraine weiterhin unterstützen werde; gleichzeitig lehnte er ein sog. Einfrieren des Konflikts ab.)

BLOCHER, Christoph II III IV (ehem. Schweizer Top-Unternehmer, Mrd.- Financier, hoher Milizoffizier u. prominenter Chefpolitiker der SVP, Alt-Bundesrat. Zur Situation mit Russland äusserte sich Blocher bereits im Okt. 2015 u. warnte im Rückblick auf 2014 vor einer reellen" Kriegsgefahr. Im Grunde sei 2014 ein Krieg zwischen dem Westen u. Russland ausgebrochen. Auf die Sanktionen des Westens, mit denen er als wirtschaftliches Kriegsmittel gegen Russland wegen der Ukrainekrise vorgehe, würde Putin mit verstärkter Aggressivität reagieren u. die ganze Schuld für die entstandenen Probleme allein dem Westen zuschieben, während Russland selbst keine Fehler gemacht habe. Man müsse die Reden Putins genau anhören, um die richtigen Lehren aus ihnen zu ziehen. Diese schauderhaften" Reden kämen ihm vor wie in der Zwischenkriegszeit in Deutschland. Der normale Russe glaube diesen Reden offenbar gerne. In der Geschichte seien aus solchen Situationen Kriege entstanden. Es sähe nicht danach aus, dass der Russe" nachgeben würde, sondern er drohe gleich mit der Armee. Dann sei der Krieg aber da, man müsse sehr aufpassen, dürfe die Gefahren nicht unterschätzen u. solle sich auf diese Kriegsgefahr vorbereiten. Die westl. Geheim- u. Nachrichtendienste könnten mit den vielen Informationen, die sie erhielten, gar nichts mehr anfangen. Die Souveränität der postsowjet. Staaten würde von Moskau geringgeschätzt. Mit der Preisgabe dieser ehemal. Sowjetrepubliken, v.a. der Ukraine, sei man in Russland niemals fertig geworden. Für die Russen zähle i.e.L. Land u. nicht Wohlstand, dies sei für sie wichtiger. Blocher lernte im Verlauf seiner Geschäftstätigkeit Russland, China u. die Länder Zentralasiens ziemlich gut kennen. Im Westen, wo man meinte, dass der Kalte Krieg der Vergangenheit angehöre, herrsche in Bezug auf Russland - u. den Islam - Naivität u. eine romantische Vorstellung" vor. Nach dem Fall der Berliner Mauer habe der Westen den Kopf verloren" u. gemeint, dass es nie mehr Krieg geben werde. Die Reduzierung der militär. Verteidigungskraft, auch in der Schweiz, hält Blocher für einen Fehler. Nur Russland habe nicht abgerüstet. Ausserdem werde Russland von der aktuellen Erdölkrise u. dem Rubelzerfall getroffen, was zur Kriegsgefahr beitragen könne.
Nach dem Ausbruch des von Putin
im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine
glaubte Blocher im März in Bezug auf die Schweizer Neutralität nicht, dass ihre Aufgabe in diesem Fall der Schweiz schaden werde, solange der Krieg innerhalb der Ukraine verbleibe u. sich nicht ausweite, denn es handle sich um
einen Einzelfall, bei dem man eine Dummheit gemacht habe". Er frage sich aber, was passieren könnte, wenn die Russen über die Grenze gehen, was auch möglich ist, denn sie hätten viele Mittel, obwohl es „im Westen das Wunschdenken gebe, Putin sei eine Flasche oder sogar geisteskrank – es wäre gescheiter, ihn ernst zu nehmen". Wenn Putin die NATO etwa in Polen angreifen würde, müsste die NATO eingreifen, aber die NATO sei nichts als Amerika", während die europäischen Staaten, ausser England u. ein wenig Frankreich, praktisch nichts mehr" hätten. Die USA seien weit weg u. ob sie helfen würden, wisse er nicht. Deutschland u. andere europäische NATO-Länder hätten keine Armee, die sich verteidigen können. Und Deutschland grenze an die Schweiz... Und jetzt sei auch die Schweiz auf der Feindesliste der Russen ausdrücklich aufgeführt, weil sie nicht mehr neutral sei. Man sollte mit solchen Instrumenten nicht spielen. Er hoffe nicht, dass es zu diesem Szenario kommen werde u. er glaube es im Moment auch nicht, aber er sei nicht sicher u. kein Prophet. Was die Ukraine betreffe, müsse es eine Verhandlungslösung geben. Je schneller dies geschehe könne der Krieg aufhören. Und die Schweizer Regierung müsse dabei streng neutral bleiben. Es sei dringend nötig, in der Bundesverfassung den Begriff der integralen, umfassenden Neutralität zu verankern, sonst werde es für unser Land lebensgefährlich". Im Aug. 2022 schrieb Blocher in einer von der Presse als bizarr empfundene Kolumne /II III IV/ in den von ihm verlegten Schweizer Regionalzeitungen, dass die Schweiz im aktuellen Ukraine-Krieg ihre polit. Neutralität gebrochen habe u. „Kriegspartei" geworden sei. Darüber hinaus bemerkte der als Meister der Provokation bekannte Altpolitiker in einem scheinbaren Anflug von Russland-"Verständnis", dass die Schweiz „mithilft, dass blutjunge russ. Soldaten sterben müssen“, dass „die jungen russ. Soldaten von ukrain. Soldaten getötet wurden“ u. dass „diese wiederum durch den Westen bewaffnet werden, vor allem durch die USA, aber auch durch die EU. Sogar mit Unterstützung der neutralen Schweiz, welche die schweizerische Neutralität brach u. damit Kriegspartei ist.“ In der Kolumne, die den Titel „Halbe Wahrheit“ trägt, schrieb der SVP-Oligarch ferner, dass man „angesichts der gefallenen russ. Teenager-Soldaten auch die Frage stellen müsste: Warum sind sie tot? Irgendjemand muss sie ja getötet haben.“ Darüber, dass die Ukraine von Russland angegriffen wurde u. sich verteidigt, dass Putin den Krieg begonnen hat, war in Blochers Artikel nichts zu lesen. Der Beitrag sorgte für entsprechend empörte Reaktionen. "Mitte“-Fraktionschef Philipp Matthias Bregy sprach von „Geschichtsverdrehung“. FDP-Vizepräsident Andrea Caroni sah in Blocher quasi eine Art „Propagandaminister Putins“. Der ukrain. Botschafter in Bern Artem Rybchenko reagierte auf die Blocher-Kolumne ziemlich undiplomatisch wie folgt: „… Herr Blocher hat keinen Bezug zur Realität,“ ihm komme das vor wie „ein schlechter Witz“. Im März 2022 gab Blocher bekannt, er liebäugle mit der Lancierung einer Volksinitiative zur Schweizer Neutralität, als deren selbsternannte Hüterin sich die SVP versteht, denn diese Neutralität löste wegen der Sanktionen, die der Schweizer Bundesrat im Zuge der russ. Kriegsaggression gegen die Ukraine in Bezug auf Russland verhängt hatte, in der Schweiz eine breite Diskussion aus. Nach Blochers Meinung sei der Ukraine-Krieg jetzt ein Krieg Russlands gegen die Amerikaner, u. die „kopflosen" westlichen Sanktionen hätten Russland nicht geschadet, sondern im Gegenteil nur Nutzen gebracht. Seines Erachtens sei ein entsprechender Artikel in der Bundesverfassung erforderlich, der die «integrale Neutralität» der Schweiz u. damit ein Verbot der Beteiligung an Sanktionen gegen fremde Mächte festschreibe, wie er in einem Blick-Interview vom Juli 2022 bekräftigte. Im Juni warnte seine Tochter Magdalena Martullo-Blocher, ihres Zeichens Vorsitzende der Geschäftsleitug der "Ems-Chemie Holding AG" u. Graubündner SVP-Nationalrätin, wegen des von Putin angedrohten Gas-Boykotts stehe man vor einem „Zusammenbruch der gesamten europäischen Wirtschaft u. Gesellschaft", u. forderte Friedensverhandlungen mit Putin. Der westliche Ansatz im Ukraine-Krieg sei gescheitert. Damit die Wirtschaft nicht zusammenbreche, müsse Europa mit Putin einen Frieden u. eine „stabile Gasversorgung mindestens bis im Frühling 2023 aushandeln". Recherchen der WOZ zeigten, dass die resolute Ems-Chefin ihren Angestellten untersagt habe, den Krieg in der Ukraine als solchen zu bezeichnen, wie Putin dies selbst in Russland verordnet hatte. Man habe sich für diese Lösung entschieden, weil man die Mitarbeiter in Russland schützen wolle, denn man habe erfahren, dass Russen bei der Verwendung des Wortes Krieg mit einer hohen Gefängnisstrafe rechnen müssten. V.a. wegen der Verantwortung, die man gegenüber den Mitarbeitern vor Ort habe, sei es für die Ems noch zu früh, definitiv zu entscheiden, ob man in Russland bleiben wolle, sagte Martullo im Eco-Talk von SRF. In einem NZZ-Gespräch vom Feb. 2023 sagte Christoph Blocher, dass es zwar „schrecklich" sei, was Putin mache; er glaube, dass 90% der Schweizer zu Recht auf der Seite der Ukraine stehen, aber der Staat, die Regierung habe neutral zu sein. Die Ukraine sei ein angegriffener u. selbständiger Staat, den Russland wieder zurückholen wolle; aber es handle sich bei diesem Krieg auch um einen Krieg zwischen Russland u. Amerika. Die Ukraine führe einen gerechten Krieg. Er könne nicht sagen, ob Putin ein Kriegsverbrecher sei, jedenfalls sei er ein brutaler Staatschef, der das alte Sowjetreich zurückwolle, was verhindert werden müsse. Die Ukraine sei für ihn, Blocher, zu korrupt gewesen, als er sich als Unternehmer entscheiden musste, ob er in Russland oder in der Ukraine produzieren wolle. Um einen nuklearen Weltkrieg zu verhindern, müssten die Krym u. der Donbass u.U. zur Disposition gestellt werden. Während "Mitte"-Parteipräsident Gerhard Pfister in einem vom Blick im April 2023 organisierten Streitgespräch deutlich mehr Hilfe für die Ukraine forderte, setzte sich der SVP-Doyen für eine absolute Neutralität der Schweiz ein u. würde es am liebsten sehen, wenn sich die Schweiz ganz aus dem internationalen Konflikt heraushielte. Natürlich brauche es viel Kraft, auch gegenüber einem „Saucheib“ neutral zu sein u. dem Druck zu widerstehen. Weil die Schweiz sich aber internationalem Druck gebeugt habe, gelte sie jetzt nicht mehr als glaubwürdig neutral. Ende Juni 2023 kommentierte Blocher den "Wagner"-Aufstand in Russland, den er als Aufstand Prigozhins gegen die Militärführung hält. Blocher geht davon aus, dass jede Nachricht aus dem Kriegsgebiet von beiden Seiten wahrscheinlich gefälscht" sei. Die Ansicht, dass alles besser würde, wenn Putin bei einer solchen Meuterei weggesetzt würde, sei ein „Fehlurteil", denn „solche Leute /wie diese Meuterer/ wollten nicht mehr Freiheit, sondern ein noch härteres Regime" u. dass die Ukraine endlich brutal abgeräumt wird". Prigozhin habe sich dabei wahrscheinlich überschätzt". Bei der ganzen Geschichte wisse man ja nie recht, was im Hintergrund laufe u. was gespielt werde - das sei in einer Diktatur so". Es hätte auch ein „gespieltes Theater" sein können, das Putin inszeniert habe. Wenn es aber nicht gespielt sei von Putin, bedeute dies eine Schwäche des Regimes". Im Juli 2023 wiederholte Blocher seine Kritik: Die Schweiz habe die Neutralität geschändet", sagte er in einem Interview mit der Schweiz am Wochenende. Gleichzeitig sagte er, Putin sei nicht so verschieden" von Diktator Stalin, auch wenn er weniger kriminell sei. Putins Krieg mit der Ukraine bezeichnete Blocher neu als „Irrsinn“ u. warnte davor, dass Putin weitere Länder angreifen könnte. Damit geriet er in Widerspruch mit dem radikalen SVP-nahen Weltwoche-Chefredaktor s. Roger Köppel, mit dessen öffentlich zur Schau gestellten Putin-Sympathie viele in der SVP nichts zu tun haben wollen. Die SVP ist bisher nicht durch besondere Sympathiekundgebungen für die Anliegen der von Krieg geplagten Ukraine u. Ukrainer aufgefallen, zumal pro-ukrain. Unterstützungs-Veranstaltungen in der Schweiz von SVP-Vertretern systematisch u. demonstrativ gemieden werden, was ihr bei ihren Kritikern die Bezeichnung "Putin-Versteher" eingetragen hat. Anlässlich des Besuchs des ukrain. Präsidenten Volodymyr Zelenskyj in der Schweiz im Rahmen des WEF im Jan. 2023 kritisierte ein SVP-Aussenpolitiker im Chor mit der russ. Botschaft in Bern wegen der einseitigen Nähe zu Zelenskyj u. der Ukraine das Verhalten der offfiziellen Schweiz als zu wenig neutral. Wie schnoddrig das Thema Ukraine von gewissen SVP-Leuten behandelt wird illustrierten die Redebeiträge des radikalen SVP-Frontmanns Alfred Heer in einer Club-Sendung von SRF im Jan. 2024. In einem Interview vom Feb. 2024 versuchte Putin, eine Aussage Blinkens über seinen Urgrossvater für die Beweisführung der histor. Nichtexistenz der Ukraine zu missbrauchen, indem er die folgende Geschichte erzählte: Ausserhalb des aufgezeichneten Interviews mit s. Tucker Carlson, das im Feb. 2024 ausgestrahlt wurde, habe der US-Journalist ihn gefragt, ob es stimme, dass der Urgrossvater Blinkens wegen der antijüdischen Pogrome im Zarenreich aus "Russland" geflohen sei, wie Blinken gesagt habe. Der Urgrossvater, der aus dem Gouvernement Poltava in der histor. Ukraine stammte, war von Kiev aus aus dem "Russ. Reich" nach Amerika geflohen. Dies sei in den russ. Archiven verbürgt, bestätigte Putin. Aufgrund dieser Gegebenheiten folgerte Putin: Wenn Blinken also gesagt habe /schitaet/, dass sein Urgrossvater aus Russland geflohen sei, bedeute dies, so Putin, dass es um 1904 also keine Ukraine gegeben habe. Also sei Blinken unser Mann".) 02.24

BLOKHIN, Aleksandr Viktorovich (russ. Ingenieur u. Diplomat. Absolvent des Ivanovoer Lenin-Energieinstituts, an dem er auch Doktorand war. In der Sowjetzeit arbeitete er als Ingenieur, Werkstattleiter u. Chefmechaniker. 1990-93 Volksabgeordneter der RSFSR. Seit 1992 ist er im diplomat. Dienst des Aussenministeriums RF tätig. 1995-2000 war er Botschafter RF in Aserbaidschan, danach Minister für Bundesangelegenheiten u. Nationalitäten RF u. Minister für Bundesangelegenheiten, National- u. Migrationspolitik RF. Danach diente er als Ao. u. Bevollmächtigter Botschafter RF in Belarus u. Australien mit Zuständigkeit für die Insel-Republiken Fidschi, Vanuatu u. Nauru. 2011-23 war er Botschafter RF in Turkmenistan. Bei einer Pressekonferenz für lokale u. ausländ. Medien im Juni 2020 gab der Botschafter, darauf angesprochen, zur Antwort, dass es in Turkmenistan nach offiziellen Angaben kein Coronavirus gebe, u. wies auch Berichte der "oppositionellen" Medien über eine angebliche Hungersnot in diesem Land zurück. Moskau neige dazu, der turkmen. Seite zu vertrauen, aber niemand könne jemals etwas zu 100% garantieren, insbes. in einem Fall wie einer Epidemie. Was die Meldungen über eine Nahrungsmittelknappheit in Turkmenistan angehe, genüge ein Blick in die Läden, um feststellen zu können, dass alle Waren in den Regalen vorhanden seien. Obwohl man zwar nicht von einer Hungersnot reden könne, bestätigte der Botschafter indirekt, dass es ein Problem mit der Lebensmittelknappheit in staatl. Läden gebe; dies sei aber eine Frage, die mit den staatl. Preisen zusammenhänge. Es stimme, dass nach Beginn der Wirtschaftskrise von 2015 Grundnahrungsmittel in den staatl. Läden des Landes regelmässig verschwänden. Im privaten Einzelhandel, wo die Preise allerdings um ein Vielfaches höher seien, seien die Produkte jedoch fast immer verfügbar, wobei es gelegentlich zu Engpässen komme. Dies berichtete das Portal Khronika Turkmenistana im Juni 2020.)

BOBKOV, Aleksandr Arturovich
II III IV (russ. Ökonom, Grossunternehmer, Top-Manager. Absolvent der StaatsuniversitätLeningrad. 1. Dissertation zum Thema "Bildung eines rationalen Kostenmanagementsystems zur Steigerung der Effizienz eines Bauunternehmensunter den Bedingungen des Wirtschaftswachstums,“ 2. Dissertation über "Methodik des strateg. u. taktischen Ressourcenmanagements eines Unternehmens im regionalen Investitions- u. Baukomplex“ zur Erlangung des Grads eines Doktors der Wirtschaftswissenschaften. In den 1990er Jahren war er Vizepräsident einer AG u. Gründungsaktionär einer anderen Firma sowie Autor des Modells für den Aufbau eines modernen russ. Bauunternehmens, wobei sich seineFirma zu einem Marktführer unter den Bauunternehmen im Nordwesten Russlands entwickelte. Ab Jan. 2010 leitete er als Executive Director den 2018 vorläufigin Betrieb genommenen Bau des später umbenannten Mehrzweckgeländekomplexes "Lakhta Centre", eines "Gazprom"-Grossprojekts im Stadtbezirk Lakhta von St. Petersburg, zu dem der höchste u. angeblich umweltfreundlichste Wolkenkratzer Europas gehört, der ins "Guinness-Buch der Rekorde" eingetragen wurde. Schon 2006 gab es Proteste gegen dieses Projekt, weshalbsein Standort vom Kap Okhta 2011 nach Lakhta verlegt wurde. 2016 wurden über mögliche Sanktionen der UNESCO diskutiert, die gegen SPB verhängt werdensollten. Im Dez. 2018 fand im Rahmen der UNESCO eine Diskussion zum Thema "Lakhta Centre: ein Symbol der Evolution oder eine Bedrohung für das Erbe?“ statt, an der Kunsthistoriker, Architekten, Stadtplaner, Kulturwissenschaftler, Soziologen u. Management-Experten für das Welterbeteilnahmen. Als herausragendes architekton. Objekt, das zu einem neuen Wahrzeichen von SPB geworden ist, wurde der 462 m hohe "Lakhta Centre Tower" 2018 von weltweit führenden Architekturpublikationen als einer der 10 besten Wolkenkratzer des Jahres gekürt, u. im Rahmen der "Allruss. CRE-Awards2020" wurde das "Lakhta Centre" als das beste Bauwerk in der Kategorie "Multifunktionaler Komplex" ausgezeichnet. 2020 wurde das "Lakhta Centre" in 5 Kategorien auch mit dem "Award of Excellence“ des Council on Tall Buildings and Urban Habitat ausgezeichnet. Bobkov war seit der Konzeptentwicklung für den Bau des Komplexesverantwortlich. 2018 u. 2019 wurde er laut Verlag "Kommersant" jeweils zum Top-Manager des Jahres in SPB u. Region ernannt. 2020 wurde ihm per Dekret des Präsidenten RF V. Putin für die erzielten Arbeitserfolge u. die langjährige gewissenhafte Arbeit eine staatliche Auszeichnung verliehen - die Medaille des Verdienstordens für das Vaterland, II. Grad. Bobkov fördert u.a. auch beim Brückenbau aktiv die Entwicklung der Infrastruktur u. Renovierung der Stadt SPB. Seitdem "Gazprom" 2021 den Neuregistrierungsprozess in der Stadt SPB abgeschlossen hatte, befindet sich die neue Adresse des Unternehmensam Standort des Multifunktionskomplexes "Lakhta Centre". 2013-16 war er Mitglied des Verwaltungsrats des grössten serbischen Ölkonzerns NIS u.überwachte die Umsetzung von Investitionsprojekten im Bereich alternative Energien. Derzeit ist er als Berater sowie als Experte für das Projekt" Zukünftiges Petersburg" u. Mitglied des Expertenrats des Medienunternehmens "RosBisnesKonsalting RBK" tätig.)

BOGATYRJOV, Dmitrij Kirillovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII (russ. Geisteswissenschaftler mit christl.-religiösem Hintergrund, geb. in Tiraspol, Moldauische SSR. Absolvent der Philosoph. Fakultät der Leningrader A.A. Zhdanov-Staatsuniversität mit Promotionsthema: "Metaphysik der Kultur. Die Erfahrung der Systematisierung der Ideen russ. religiöser Denker“, Doktor der Philosophie, Professor. Bis 1990 arbeitete er an Universitäten in Leningrad u. St. Petersburg. Einer der Gründer der ersten nichtstaatl. Hochschule in SPB, des Russ. Christlichen Humanitären Instituts, ab 2004 Russ. Christ. Geisteswissenschaftl. Akademie, seit 1994 deren Rektor sowie Rektor der "Dostoevskij-Akademie". Er gilt als Spezialist in den Bereichen Kulturwissenschaften, Bildungs-, Theoretische u. Religionsphilosophie, darunter auch westliche - Hegel, Fichte, Schelling, Spinoza u.a. Auch Dostoevskij ist ein Interessenschwerpunkt von ihm. Autor von über 100 wissenschaftl. Arbeiten, darunter Monographien über Metaphysik der Kultur, Denken u. Offenbarung, Religionen u. Ideologien. Einige Publikationen wie auch seine Dissertation erschienen unter dem Namen Burlaka. Die Familie Bogatyrjov ist Gemeindemitglied der Garnisonskirche der Hl. Dreifaltigkeitskathedrale der Leibgarde des Izmajlovskij-Regiments. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihm öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen. Sein Name figuriert ferner auf der entsprechenden Sanktionsliste der Ukraine.)

BOGACHJOVA, Anna Vladislavovna (russ. Informatikerin u. ehem. Mitarbeiterin der von dem russ. Geschäftsmann s. Evgenij Prigozhin finanzierten "Internet Research Agency" IRA, bei der sie 2014 im Rahmen eines von dieser in St. Petersburg ansässigen mutmasslichen "Trollfabrik" betriebenen Datenanalyseprojekts arbeitete, um sich angeblich an Operationen zur Einmischung in das polit. Leben u. den Wahlkampf in den USA zu beteiligen, wozu der Kauf von Computerserverplatz in den USA, die Schaffung Hunderter fiktiver virtueller Persönlichkeiten, die Verwendung gestohlener personenbezogener Daten von in den USA lebenden Personen u. die Beeinflussung einer beträchtlichen Anzahl von Amerikanern, sich in das polit. System der USA einzumischen, einschl. der Präsidentschaftswahlen 2016, gehörte. Das FBI ermittelt/e gegen sie wegen "ihrer mutmasslichen Beteiligung an einer Verschwörung gegen die USA zum Zwecke des Betrugs durch Störung, Behinderung u. Verletzung der gesetzlichen Aktivitäten der Bundeswahlkommission, des Justizministeriums der USA u. des US-Aussenministeriums, was in Washington, DC, von April 2014 bis Juli 2014 geschah. Darüber hinaus wurde behauptet, Bogachjova habe bei der Beantragung eines US-Visums im Juni 2014 keine oder falsche Angaben zu ihrem Arbeitsplatz u. Reisezweck gemacht u. sei in die USA gereist, um Informationen für die "Internet Research Agency" zu beschaffen. Im Feb. 2018 erliess das Bundesbezirksgericht für den District of Columbia, USA, einen Bundeshaftbefehl gegen Anna Bogachjova, nachdem sie wegen der erwähnten Verschwörung angeklagt wurde, wobei sie auf die US-Sanktionsliste u. die Fahnndungsliste von "Interpol" gelangte. Ausserdem figuriert ihr Name auf der Sanktionsliste der Ukraine. Auf Ersuchen der USA wurde die russ. Staatsbürgerin Anna Bogachjova im Okt. 2019 in einem Hotel in Minsk, Belarus, von "Interpol"-Beamten festgenommen, aber bald wieder freigelassen, zumal ihr Mann u, ihr kleines Kind bei ihr waren - sie seien in den Urlaub gefahren, hiess es. Der zuständige stv. Staatsanwalt in Minsk habe keinen Grund für die Anwendung einer vorbeugenden Massnahme in Form einer Auslieferungshaft gegen die Russin gesehen. Die Generalstaatsanwaltschaft von Belarus wiederum kündigte an, die internationale Fahndung nach Bogachjova auf ihrem Territorium einzustellen. "Radio Liberty" fand heraus, dass Bogachjova eine ehem. Aktivistin der russ. nationalist. Organisation "Russkij obraz" ist u. unter dem Namen Anna Trigga bekannt war. Bogachjova-Trigga beteiligte sich zusammen mit der in den USA inhaftierten s. Marija Butina an nationalist. Veranstaltungen. Sie stand auf einer Liste von 13 russ. Staatsbürgern, die wegen russ. Einmischung in die US-Präsidentschaftswahl angeklagt wurden. Unter ihnen waren Prigozhin selbst u. Mitarbeiter der "Internet Research Agency". Die Untersuchung des US-Sonderermittlers s. Robert Mueller von 2019 kam zu dem Schluss, dass Russland mit Hilfe von Trollen in sozialen Netzwerken u. mit Hilfe von Hackern gegen US-Recht verstossen habe. Nach Angaben des US-Aussenministeriums stehen alle diese auf der Liste aufgeführten Personen in Verbindung mit dem Verteidigungs- u. Geheimdienstsektor der RF oder handeln in deren Interessen. Nach Angaben des US-Justizministeriums arbeitete Bogachjova mindestens von April bis Juli 2014 für die "Trollfabrik" in SPB. Zusammen mit einer anderen Agenturmitarbeiterin namens Aleksandra Krylova habe sie 9 US-Bundesstaaten besuchte, um Daten für ihre "Agency" in den USA konspirativ u. unter Angabe eines falschen Reisezwecks zu sammeln. Wie Nastojashchee vremja weiter ausführte, stamme Bogachjova laut einer Recherche von Journalisten der Novaja gazeta aus dem Stavropoler Land u. habe an der Nationalen Forschungsuniversität für Informationstechnologien, Mechanik u. Optik ITMO in St. Petersburg studierte. Zusammen mit einem ehem. führenden Aktivisten der kremlnahen "Naschi"-Bewegung namens Mikhail Potepkin habe sie ein IT-Unternehmen betrieben. Potepkin sei, wie anderweitig berichtet wurde, eine der Schlüsselfiguren in Prigozhins "afrikan. Projekt“ gewesen, das etwa in einen Konzessionsvertrag zwischen einem mit Prigozhin verbundenen Unternehmen u. dem Sudan für den Goldabbau involviert gewesen sei, wie Nastojashchee vremja den Fall zusammenfasste. Auch Radio Svoboda widmete dem Thema einen ausführlichen Bericht.)

BOGDANOV, Andrej Vladimirovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XIIa XIIb XIII XIVa XIVb XV XVI XVII XVIII (russ. Politikwissenschaftler, Polittechnologe u. ausserparlamentar. Oppositionspolitiker. Studium an der nach Jakov Alksnis benannten Rigaer Militär. Luftfahrtingenieurschule in Riga, Lettland; Kandidat der Politikwissenschaften mit einer Dissertation an der MGU zum Thema "Polit. Theorie des Pochvennichestvo“ - A.A. Grigorev, F.M. Dostoevskij, N.N. Strakhov". 2006 unterstützte er die Idee eines Referendums über die Vereinigung der Stadt Moskau mit dem Moskauer Gebiet u. schlug vor, die Hauptstadt Russlands in die Stadt Odincovo bei Moskau zu verlegen, falls die Vereinigungsfrage positiv gelöst wird. Im Dez. 2007 wurde Bogdanov als Vertreter einer "Initiativgruppe von Bürgern" als Kandidat für die Präsidentschaft Russlands  nominiert, im. Jan. 2008 von der Zentralen Wahlkommission tatsächlich als Präsidentschaftskandidat registriert u. erhielt 1,3% der Wählerstimmen, während s. Dmitrij Medvedev als Platzhalter Putins Präsident RF wurde. 2009 wollte Bogdanov für das Amt des Bürgermeisters von Sotschi kandidieren, zog sich jedoch wieder zurück, um die Kandidatur des amtierenden Bürgermeisters von der kremlnahen Partei "Einiges Russland" zu unterstützen. Als 2011 der Geschäftsmann s. Mikhail Prokhorov bereits an der Spitze der Partei "Rechte Sache" stand, die von Bogdanov mitgegründet wurde, brach um die Partei ein Skandal aus. Das von Andrej Dunaev geleitete Exekutivkomitee wurde entlassen u. eine Reihe seiner Gegner aus der Partei ausgeschlossen, darunter Bogdanov, der auf dem Parteikongress zum Vorsitzenden des Mandatsausschusses gewählt wurde. Unverzüglich setzte der Kongress der Partei "Rechte Sache" seine Arbeit jedoch ohne Prokhorov fort. Dieser wurde seinerseits aus der Führung der Partei entfernt, während Dunaev zum stv. Vorsitzenden ernannt u. der Ausschluss Bogdanovs annulliert wurde. Im Feb. 2012 kündigte Bogdanov seinen Rückzug aus der Partei "Rechte Sache“ u. die Wiederbelebung der "Demokrat. Partei Russlands" an, wobei er zu ihrem Vorsitzenden gewählt wurde. Seit 2014 ist er Mitglied der "Russ. Partei der Freiheit u. Gerechtigkeit", die 2012 als "Kommunist. Partei der sozialen Gerechtigkeit" gegründet wurde. Ausserdem gründete Bogdanov eine Reihe anderer polit. Parteien wie die "Volkspartei Russlands", die neue "Sozialdemokrat. Partei Russlands", die "Bürgerliche Positionspartei", die "Volksallianz", die "Union der Bürger" u. der Block "Dritte Macht". 2015 kündigte er den Verkauf von einem Dutzend polit. Parteien, die von seinem "Zentrum für soziale Technologien" gegründet wurden, zum Preis von 250 Tsd. bzw. 1 Mln. USD an. Ab Ende 2016 war Bogdanov Vorstandsmitglied der "Russ. Vereinigung der Politikberater". Im Sept. 2017 kündigte er seine Kandidatur für die nächstfolgende  Präsidentschaftswahl in Russland an. Ende 2017 organisierte er die Vorwahlen der ausserparlamentar. Parteien zur Auswahl der Kandidaten für die anstehende Präsidentschaftswahl, wurde selbst Kandidat der "Demokrat. Partei" bei den Vorwahlen u. belegte den 2. Platz. Im Dez. 2023 reichte Bogdanov bei der Zentralen Wahlkommission seine Unterlagen zur Teilnahme an der Präsidentschaftswahl RF 2024 als Kandidat der "Russ. Partei der Freiheit u. Gerechtigkeit" ein, wobei die ZWK ihm erlaubte, Unterschriften zu seiner Unterstützung zu sammeln u. ein Wahlkonto zu eröffnen. Um an der Wahl teilnehmen zu können, muss ein Kandidat 100 Tsd. Wählerunterschriften sammeln, wobei Bogdanov bis zum 24. Jan. 2024 90 Tsd. Unterschriften zu seiner Unterstützung erhielt. Mitglied der Freimaurerorganisationen Russlands: Seit 2006 Meister der Loge "Zitadelle" Nr. 27, 2007 wurde er Grossmeister der Grossloge Russlands, 2010 u. 2015 für eine Amtszeit von 5 Jahren wiedergewählt.)

BOGDANOV, Vladimir Leonidovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII (russ. Top-Geschäftsmann-Oligarch-Topmanager, USD-Milliardär. Absolvent des Tjumener Industrieinstituts mit einem Abschluss als Bergbauingenieur für das Bohren von Öl- u. Gasquellen. In der Sowjetzeit hatte er verschiedene Positionen in den Bohrverwaltungen von Nizhnevartovsk u. Surgut der Vereinigung "Surgutneftegaz" inne, war als stv. Generaldirektor bei den Produktionsverbänden "Juganskneftegaz" u. "Surgutneftegaz" des Ministeriums für Ölindustrie der UdSSR - Neftejugansk u. 1984-93 als Generaldirektor von "Surgutneftegaz" tätig. 1990 schloss er sein Studium an der Akademie für Volkswirtschaft des Ministerrats der UdSSR mit einer Doktorarbeit ab, wobei in seiner Dissertation später Plagiate aus Werken anderer Autoren gefunden wurden. Ordentliches Mitglied der Akademie der Bergbauwissenschaften u. der Akademie der Naturwissenschaften. Seit 1993 ist er weiterhin Generaldirektor von "Surgutneftegaz", wobei er während der Privatisierung 1994-95 den Staatsanteil an "Surgutneftegaz" aufkaufte u. als Mitinhaber die Kontrolle über das Unternehmen erlangte. Vorsitzender der Verwaltungsräte mehrerer Tochtergesellschaften von "Surgutneftegaz".
Kritik: Bogdanov wird von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, vorgeworfen, "Angaben über die wahren
Besitzer von "Surgutneftegaz" zu verbergen u. Fragen zu den Eigentumsverhältnissen des Unternehmens systematisch zu ignorieren". Aufgrund der hochgradigen Geheimniskrämerei wird vermutet, dass die wahren Eigentümer u. Nutzniesser von "Surgutneftegaz" die V. Putin nahestehenden "St. Petersburger Sicherheitsbeamten“ sind. Offenbar ist Putin persönlich an der Geheimhaltung der Besitzverhältnisse des Unternehmens interessiert, da er selbst bis zu 37% der Aktien besitzen dürfte. Die astronom. hohen Einlagen bei russ. Banken sind meist in USD u. doppelt so hoch wie die Kapitalisierung des Unternehmens selbst. Es gebe gute Gründe zu der Annahme, dass die russ. Führung "Surgutneftegaz" als Sparbüchse im Falle unvorhergesehener Umstände nutzt, heisst es.
Vermögen u. Sanktionen: Mit einem Privatvermögen von 3,3 Mrd. USD belegte Bogdanov
laut Magazin Forbes von 2011 den 32. Platz in der Liste der 200 reichsten Geschäftsleute Russlands. Bis 2017 war sein Vermögen auf 1,9 Mrd. USD u. seine Position im Ranking auf Platz 49 gesunken. 2018 wurde Bogdanov, Held der Arbeit der RF u. Träger des Staatspreises der RF sowie zahlreicher weiterer russ. Orden, mit 17 Beamten u. 7 Geschäftsleuten aus Russland auf die US-Sanktionsliste gesetzt. Nach Ausbruch des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine wurde er im April 2022 auf die Sanktionsliste aller EU-Länder gesetzt als "ein Geschäftsmann, der in einem Wirtschaftssektor tätig ist, der eine bedeutende Einnahmequelle für die Regierung Russlands darstellt, die für die Annexion der Krym u. die Destabilisierung der Ukraine verantwortlich ist“. Sein Name figuriert ferner auf den Sanktionslisten Grossbritanniens, der Schweiz, der Ukraine u. Japans.)

BOGDANCHIKOV, Sergej Mikhajlovich II III (russ. Öl- u. Gastechnologe, Top-Manager. Studium am Buguruslaner Öltechnikum, dann am Ölinstitut in Ufa, Baschkirische ASSR, Fachgebiet Technologie u. integrierte Mechanisierung der Öl- u. Gasfeldentwicklung. Kandidat der technischen Wissenschaften. In den 1980er Jahren arbeitete er im Unternehmen "Okhaneftegazdobycha" auf der Insel Sachalin u. als Ausbilder in der Industrieabteilung des Sachaliner Gebietskomitees der KPdSU. 1989-93 war er Leiter der Öl- u. Gasproduktionsabteilung von "Okhaneftegaz". 1993 wurde er Generaldirektor des Produktionsverbands "Sakhalinmorneftegaz" des staatl. Ölkonzerns "Rosneft". 1997 wurde er zum Vizepräsidenten von "Rosneft" ernannt, wo er die fernöstlichen Projekte des Unternehmens überwachte. 1998-2010 war er Präsident von "Rosneft". Bogdanchikov war oder ist ordentliches Mitglied der "International Academy of the Fuel and Energy Complex" u. Leiter der Abteilung für Energiesicherheit am "International Institute of Energy Policy and Diplomacy" MGIMO.
"Fall Bogdanchikov":
Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird Bogdanchikov "Teilnahme an staatl. Unternehmensplünderung" vorgeworfen. Er spielte eine Rolle bei der Zerschlagung unabhängiger Grossunternehmen in Russland, verlor aber den Kampf gegen einen gerisseneren Gegner, der V. Putin nahestand. Es handelte sich dabei um s. Igor Sechin, der Bogdanchikov benutzte, um seinen Einfluss im Kreml zu festigen u. schliesslich die Kontrolle über die Ölindustrie in Russland zu übernehmen. In Anwesenheit von Bogdanchikov fand das fatale Gespräch s. Mikhail Khodorkovskijs mit Putin statt, bei dem der Chef von "Jukos" dem Präsidenten von der Korruption bei "Rosneft" berichtete u. einen Streit über die Rechtmässigkeit der Privatisierung der nördlichen Felder auslöste. 2 Wochen vor der Verhaftung s. Platon Lebedevs u. den ersten Verhören Khodorkovskijs u. s. Leonid Nevzlins übermittelte der Chef von "Rosneft" an die Generalstaatsanwaltschaft RF die erste Denunziation des "Jukos"-
Chefs. Bogdanchikov warf der Unternehmensleitung vor, 19% der Anteile an "Enisejneftegaz" gestohlen zu haben. Es wird aber angenommen, dass der Hauptdrahtzieher der Kampagne gegen "Jukos" Putins langjähriger Untergebener u. Komplize Igor Sechin selbst war, während Bogdanchikov die Rolle eines "Rammbocks" spielte. Bogdanchikov kaufte das von russ. Gerichten ruinierte Vermögen von "Jukos" auf u. widersetzte sich der Fusion von "Rosneft" mit "Gazprom", wobei er von der Akzeptanz der umfangreichen Forderungen durch ausländ. Aktionäre u. Gerichte gegenüber "Jukos" zunächst profitieren konnte. Angesichts der Tatsache, dass internationale Klagen den Haushalt mit Milliardenverlusten zu bedrohen begannen, beschloss der stv. PM Sechin, der zum Kurator des russ. Treibstoff- u. Energiekomplexes aufgestiegen war, die Absetzung Bogdanchikov vom Posten des "Rosneft"-Präsidenten zu fordern. Sechins Schützling s. Eduard Khudajnatov wurde neuer Chef von "Rosneft" u. 4 Jahre später wurde Sechin selbst Chef des hochgefragten Staatskonzerns. Bogdanchikovs mangelnde Nähe zu Putins St. Petersburger Gefolge u. die Zweifel des Kremls an seiner vollständigen Loyalität liessen ihm keine Chance, im System zu bestehen. Er bekleidete keine offiziellen Ämter mehr u. konzentrierte sich darauf, die Projekte seiner Söhne zu unterstützen. Das Beispiel Bogdanchikovs zeigt, dass es im Putin-System keine unersetzlichen Führungspersonen gibt, wobei dies insbes. für Personen ausserhalb des unmittelbaren Kreises des Präsidenten gilt, auch wenn sie mit Verdienstorden überhäuft wurden. Sohn Aleksej, der den maltes. Pass besitzt u. somit EU-Bürger ist, war bis Jan. 2010 als Leiter der Investoren-Relations-Abteilung in den Strukturen von "Rosneft" tätig. Der 2. Sohn Evgenij war der 1. Ehemann von Julija Khristenko, der ältesten Tochter des ehem. stv. MP RF u. Industrieministers Viktor Khristenko.)

BOGOMAZ, Aleksandr Vasilevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII LIII LIV LV LVI LVII LVIII LIX LX LXI LXII LXIII LXIV LXV LXVI LXVII LXVIII LXIX LXX LXXI LXXII LXXIII LXXIV LXXV LXXVI LXXVII LXXVIII LXXIX LXXX LXXXI (russ. Agrarwissenschaftler u. Staatspolitiker, seit 2015 Gouverneur des Gebiets Brjansk, das an Belarus u. die Ukraine grenzt. Absolvent des Technolog. Instituts Brjansk, Fachrichtung Maschinenbau. 1983-98 arbeitete er auf einem Staatsbauernhof im Gebiet Brjansk, wo er vom Ingenieur zum stv. Direktor aufstieg. Bis 2003 war er Chefingenieur bei "Brjanskoblgaz", 2009-12 Leiter der Bauernfarm "Bogomaz O.A.“ 2008 verteidigte er seine Dissertation an der Staatl. Landwirtschaftsakademie Brjansk zum Thema "Vergleichende Effizienz von Technologien für den Anbau verschiedener Kartoffelsorten auf grauen Waldböden im südwestl. Teil der Zentralregion Russlands“ zur Erlangung des Grads eines Kandidaten für Agrarwissenschaften. In seiner Dissertation entdeckte die Dissernet-Community teilweise Plagiate, wobei unklar ist, ob Bogomaz einen Teil der Dissertation seiner Frau kopierte oder umgekehrt.
In die Politik stieg er 2003-4 als 1. stv. Leiter der Verwaltung des Bezirks Starodubskoj des Gebiets Brjansk ein. 2004-9 war er Abgeordneter der Vertretungsorgane der kommunalen Selbstverwaltung des Bezirks Starodubskij des Gebiets Brjansk, Leiter einer ländlichen Siedlung u. Vorsitzender des Rats dieser Siedlung. Im März 2009 wurde er bei den Abgeordnetenwahlen zur Gebietsduma Brjansk gewählt. Bei den Wahlen zur 6. Staatsduma RF im Dez. 2011 erhielt "Einiges Russland“ 50,12% der Stimmen im Gebiet Brjansk u. erlangte 2 Abgeordnetenmandate, aber Bogomaz wurde nicht in die Staatsduma gewählt. Als im Okt. 2012 s. Andrej Bocharov von seinem Amt als Abgeordneter zurücktrat, wurde das vakante Mandat an Bogomaz übertragen. In der Staatsduma war er als
Mitglied der Partei "Einiges Russland" Mitglied des Ausschusses für Wissenschaft u. Hochtechnologien u. des Ausschusses für Agrarfragen. Im Sept. 2014 trat er als Abgeordneter der Staatsduma zurück, da er von Präsident RF V. Putin zum amtierenden Gouverneur des Gebiets Brjansk ernannt wurde. Nach Absolvierung der üblichen Vorwahlprozedur wurde er im Sept. 2015 mit 79,96% der Stimmen zum Gouverneur des Gebiets Brjansk gewählt u. trat offiziell sein Amt an. 2019-20 war er Mitglied des Präsidiums des Staatsrats RF. Im Sept. 2020 wurde Bogomaz mit 71,7% der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 50,37% der Gesamtzahl der registrierten Wähler als Gouverneur des Gebiets Brjansk wiedergewählt u. vereidigt. Das Thema des schlechten Zustands der Strassen im Gebiet begleiteten ihn während seiner Amtszeit immer wieder, ebenfalls der Ukrainekrieg. Anfang Okt. 2023 meldete der Gouverneur, dass ein in der Grenzregion zur Ukraine gelegenes Dorf von ukrain. Beschuss betroffen worden sei. Die Neujahrsansprache von Bogomaz vom Jan. 2024, in der der Ukrainekrieg nur indirekt angesprochen u. der Sieg herbeigesehnt wurde, ist ein typisches Beispiel für das Verhalten solcher Staatsbeamter in der Öffentlichkeit.
Vermögen: 2020 war Bogomaz mit einem gesamten Familieneinkommen von 1`383,56 Mrd. Rubel
der reichste Mensch des Gebiets Brjansk u. belegte im Forbes-Ranking 2020 den 11. Platz der reichsten Staatsbeamten u. Abgeordneten Russlands, während Bogomaz' Frau Olga im Rating der reichsten Gouverneursgattinnen Russlands jeweils den 1. Platz einimmt.
Kritik u. Sanktionen: Über den "Kristallgouverneur" von Brjansk berichtete die Organisation s. Aleksej Navalnyjs durchaus kritisch mit einer für sie charakteristischen Recherche. Bogomaz sah sich veranlasst, darauf entsprechend zu reagieren. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihm öffentl. Unterstützung für den
von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen. Schon 2018 wurde Bogomaz auf die Sanktionsliste der Ukraine gesetzt, weil er als Gouverneur "die Politik der RF zur Durchführung von Militäreinsätzen u. zum Völkermord an der Zivilbevölkerung der Ukraine unterstützt u. öffentlich gebilligt hat“. Seit Juli 2022 steht er wegen der Unterstützung der russ. Invasion in der Ukraine unter britischen Sanktionen. Im Aug. 2022 wurde er als "enger Vertrauter des russ. Regimes, der sich an der Aggression gegen die Ukraine beteiligt“ auf die Sanktionsliste Kanadas gesetzt. Im Dez. 2022 gelangte er auf die US-Sanktionsliste der russ. Gouverneure, die "als Reaktion auf das jüngste Mobilisierungsdekret die Bürger zur Wehrpflicht aufrufen“. Aus ähnlichen Gründen unterliegt er den Sanktionen Australiens u. Neuseelands.)

BOGOMOLOV, Konstantin Jurevich II III IV V VI VII VIIIa VIIIb IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII (russ. Theaterregisseur u. Dichter, Schauspieler, z.Zt. künstlerischer Leiter des Moskauer "Theaters an der Bronnaja". Absolvent eines Studiums an der Abteilung für Russ. Philologie der Philolog. Fakultät der MGU mit dem Diplomthema "Motive des Märchens in "Die Tochter des Kapitäns““. Nach der Aspirantur, bei der er russ. Freimaurerei des 18. Jhs. nahm Bogomolov an einem Kurs am Russ. Institut für Theaterkunst GITIS teil. 2007-12 war er am Moskauer Theater Oleg Tabakovs in der Chaplygin-Strasse tätig u. inszenierte Stücke von Turgenev, Tschechov, Vampilov, Kafka, Ostrovskij, Beaumarchais, Dovlatov u.a. 2012-18 arbeitete er als Assistent des künstlerischen Leiters des nach A.P. Tschechov benannten Moskauer Kunsttheaters. 2014 wurde er hauptamtlicher Regisseur am Moskauer "Lenkom"-Theater, wo er "Boris Godunov“ nach A.S. Puschkin u. "Der Fürst“ nach F.M. Dostojevskijs Roman "Der Idiot“ inszenierte. 2012 wurde er Lehrer an der Moskauer Schule für Neues Kino, 2013 Leiter einer Schauspielschule u. 2017 Vorsitzender der Jury des "Nos"-Literaturpreises. 2018 debütierte er im Genre des Serienfilms mit einer Dramaserie, die vom gesellschaftlichen Leben in Moskau erzählt u. erlangte mit seinen TV-Serien wie "Mätressen" /II III IV/ u. "Ein guter Mensch" /II/ Bekanntheit in Russland. Ende Mai 2019 wurde Bogomolov zum künstlerischen Leiter des Moskauer Dramatheaters an der Bronnaja, früher "Malaja Bronnaja", ernannt, unter dem das Theater renoviert u. umbenannt wurde. Unter seiner Leitung gelangten ab 2020 Stücke wie Dostoevskijs "Dämonen", "Onkel Lev“ nach einem Stück von L. Zorin, "Tanja“ nach einem Werk von A. Arbuzov, "Hamlet in Moskau“ nach W. Shakespeares Buch "Hamlet“ u. "Veronika“ nach Motiven des Stücks "Ewig am Leben“ von V. Rozov zur Aufführung. Bogomolov gewann mehrere Theaterpreise u. wurde wiederholt für den Award "Goldene Maske" nominiert. 2020 wurde das von Bogomolov im Theater "Prijut komedianta“ inszenierte Stück "Verbrechen u. Strafe“ dann mit der "Goldenen Maske“ ausgezeichnet.
Gesellschagtspolit. Aktivität: Anfang der 2010er Jahre beteiligte sich Bogomolov an der russ. Protestbewegung. Während der Moskauer Bürgermeisterwahlen 2013 fungierte er als mobiler Gruppenbeobachter. 2018 war er Vertrauter von s. S0ergej Sobjanin bei der Moskauer Bürgermeisterwahlen. Im Feb. 2021 veröffentlichte er in der Novaja Gazeta das Manifest
unter dem Titel "Die Entführung Europas 2.0“, in dem er die "neue Ethik" kritisierte u. erklärte, dass sich Europa in einer tiefen ethischen Krise befinde. Dabei forderte er Russland auf, sich nicht mehr auf europäische Werte zu besinnen. Europa verwandle sich in ein "neues ethisches Reich", dessen Standards unter dem Einfluss von "queeren Aktivisten, feminist. Fanatikern u. Ökopsychopathen" entwickelt würden. Bogomolov forderte nicht weniger als den Aufbau einer neuen rechten Ideologie „jenseits der radikalen Orthodoxie, die strikt u. kompromisslos die Werte einer komplexen Welt auf der Grundlage eines komplexen Menschen verteidigt“. Das Manifest provozierte in der russ. Öffentlichkeit polarisierende Reaktionen von verschiedener Seite. So veröffentlichte etwa s. Ivan Vyrypaev, der die russ. Eliten u. die Intelligenz sehr kritisch sieht, im gleichen Medium eine Replik auf das Manifest, in der er Bogomolovs Thesen, Europa befinde sich im Prozess des Abstiegs, in Frage stellte. Der Vorsitzende der Synodalen Abteilung für die Beziehungen der Kirche zur Gesellschaft u. zu den Medien des Moskauer Patriarchats Vladimir Legojda würdigte das Manifest als mutigen Autorentext" u. betonte, es sei „der Text einer Person, die nicht versuche, im Trend zu liegen“. Der Religionswissenschaftler s. Aleksandr Shchipkov stellte fest, dass „der Autor des Manifests im Wesentlichen den linken Liberalismus - das „ethische Reich“ - mit dem nicht weniger unmenschlichen Nietzscheschen Rechtsliberalismus kontrastiert“. Usw. Über Putin sagte er 2014, dieser „liebe die Öffentlichkeit u. strukturiere sein Verhalten geschickt“. Über die Russen sagte er einmal: Ein Russe betrachtet die Welt um sich herum mit sehr kindlichen Augen, u. mit solch kindlichen, weit geöffneten Augen blickt er auf die Wunder u. die Errungenschaften der Welt u. möchte sie nachahmen. Dies ermöglicht ihm, sich vom Besten, was ihn umgibt, selbstlos u. glücklich überraschen zu lassen u. es für sich zu nehmen." Im Juni 2023 rief Bogomolov dazu auf, allen „talentierten Menschen“, die aus Russland ausgereist sind, zu vergeben.
Seit 2019 ist Bogomolov mit der Journalistin, TV-Moderatorin u. Oppositionspolitikerin s. Ksenija Sobchak verheiratet.
2022 wurde im Zusammenhang mit der Annahme der israel. Staatsbürgerschaft
durch Sobchak u. v.a. mit ihrer überstürzten Emigration nach Litauen über eine Scheidung des Ehepaars spekuliert. In der Presse wurde ferner darüber diskutiert, welche Auswirkungen das Verhalten Sobchaks auf Bogomolovs Thetarearbeit u. -aufführungen in Russland haben könnte, zumal es in ihnen von der offiziellen Norm abweichende Elemente gebe, v.a. wenn es um homosexuelle u. problematische Ehethemen geht. Insbesondere im Stück "350 Central Park West, New York, NY 10025“ betrügt der Held seine Frau mit einem Transvestiten u. in "Eine neue optimistische Tragödie“ /II/ - beide im MKHAT "A.P. Tschechov" aufgeführt - besteht die Truppe eines berühmten Theaters ausschliesslich aus Homosexuellen, wie die Izvestija auf das Problem hinwies. Das Gesetz verbiete bekanntlich „Propaganda nicht-traditioneller sexueller Beziehungen u./oder Vorlieben“ bei allen Russen, unabhängig vom Alter. Ob ein Kunstwerk als Propaganda gilt, habe allerdings ein Gericht zu entscheiden. Weiter schrieb die Zeitung, dass Bogomolov sich parallel zum Theater ja auch mit dem Kino beschäftige. So spielt er die Hauptrolle in seiner eigenen TV-Serie "Kesha“. Ihr Held, ein modischer Architekt, beginnt ständig neue Romanzen. Kesha hat drei Ehen u. drei Scheidungen hinter sich, aber Kesha bleibt mit all ihren Ex-Partnern in Kontakt.)

BOGOMOLOV, Oleg Alekseevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII LIII LIV LV LVI LVII LVIII LIX LX LXI LXII LXIII LXIV LXV LXVI LXVII LXVIII LXIX LXX LXXI (ehem. russ. Staatspolitiker. Absolvent eines Studiums am Ingenieur-Mechanischen Institut Kurgan mit der Spezialisierung Maschinenbauingenieur. In der Sowjetzeit arbeitete er im Maschinenbauwerk Kurgan als Konstrukteur u. war als Komsomol-Sekretär u. in der KPdSU tätig. Er absolvierte einen Fernkurs der Sverdlovsker Höheren Parteischule, 1988-90 war er Vorsitzender des Exekutivkomitees des Oktjabrskij-Bezirks der Stadt Kurgan, ab März 1990 Vorsitzender des Oktjabrskij-Bezirksrats der Volksabgeordneten u. wurde zum Abgeordneten des Kurganer Gebietsrats der Volksabgeordneten gewählt. In den 1990er Jahren war er Vorsitzender des Komitees für kommunale Immobilienverwaltung u. stv. Leiter der Verwaltung der Stadt Kurgan, Vorsitzender des 21. Kurganer Gebietsrats der Volksabgeordneten u. Vorsitzender der 1. u. 2. Kurganer  Gebietsduma. Im Dez. 1996 wurde er zum Gouverneur des Gebiets Kurgan gewählt u. blieb in diesem Amt bis Feb. 2014. 2003-4, 2007 u. 2012 Mitglied des Präsidiums des Staatsrats RF, Mitglied der Partei "Einiges Russland". Im Dez. 2013 wurde er Fackelträger des olymp. Fackellaufs der Olymp. Winterspiele 2014 von Sotschi. Er kaufte in Moskau ein Wohnhaus, dessen Wert mehr als 30 jährlichen Gouverneursgehältern entsprach.
Korruptionsskandale u. Kritik: Wie The Moscow Post im Juli 2013 berichtete, deckten Beamte des Ermittlungskomitees RF einen umfassenden Korruptionsskandal auf, in den v.a. Bogomolovs Stellvertreterin Marina Kalugina verwickelt war, die in 11 Punkten nach dem StGB angeklagt wurde. Bereits 2011 wurde Anatolij Bondarev, stv. Gouverneur des Gebiets Kurgan für Investitionen, Aussenwirtschaftsaktivitäten u. interregionale Beziehungen, gemäss Art. 285 Teil 2 StGB RF
des Amtsmissbrauchs für schuldig gesprochen u. zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt. Wegen Bestechung, Korruption u. ähnlicher Delikte wurden auch der stv. Gouverneur Viktor Shevelev zu einer Geldstrafe verurteilt. Ausserdem eröffneten die Ermittler ein Strafverfahren gegen den 1. stv. Gouverneur des Gebiets Aleksandr Bukhtojarov, der ein „Veteran der Kurgan-Politik“ gewesen sei, u. dessen Rücktritt bekannt gegeben wurde. Sein Verbrechen bestand darin, dass er u.a. 2008 ein Bestechungsgeld in Form eines Schneemobils im Wert von 307 Tsd. Rubel erhielt. Schliesslich geriet der Gouverneur selbst in einen Korruptionsskandal, als ein gewisser Pavel Fedulev, ein bekannter Bandit im Ural, zugab, Bogomolov bestochen zu haben. Der Gouverneur sei Anfang der 2000er Jahre mit kriminellen Banditen befreundet gewesen u. habe Bestechungsgelder von Fedulevs Strukturen entgegen genommen. So habe Fedulev Bogomolov 500 Tsd. USD für seine Ernennung zum Vertreter des Gouverneurs des Gebiets Kurgan im Föderationsrat RF gezahlt. Bogomolov habe von Fedulev weitere 200 Tsd. USD u. einen brandneuen Mercedes als Unterstützung im Insolvenzverfahren eines Weinguts erhalten, dessen Vermögenswerte Fedulev zu einem günstigen Preis kaufen konnte. Gegen ein Bestechungsgeld in Höhe von 100 Tsd. USD habe Gouverneur Bogomolov ferner dem Banditen Fedulev geholfen, einen Teil der Anteile einer Bäckerei zu kaufen. Laut Fedulev habe Bogomolov diese Bestechungsgelder über einen Vermittler entgegen genommen, nämlich über den stv. Gouverneur des Gebiets Kurgan s. Vadim Shumkov, an den Fedulev das Geld persönlich überwies. Und über einen „engen Freund“ Bogomolovs, Aleksej Dudich, damaliger Sekretär des Kurganer polit. Rats von "Einiges Russland“, soll der Geschäftsmann dem Gouverneur 300 Tsd. USD zur Unterstützung in seinem Wahlkampf für die Wahlen zur Staatsduma RF gezahlt haben. Usw. Laut dem Politikwissenschaftler Aleksandr Kynev sei es in den Jahren der Herrschaft Bogomolovs immer wieder zu schweren Skandalen gekommen – insbes. mit der "Zauralskij Business Bank", die illegale Wechsel ausgab, u. im Zusammenhang mit Exporten von Gütern u. Produkten aus der Region, die zwar erlaubt gewesen seien, jedoch nur an Strukturen in der Nähe des Gouverneurs – in einem Fall unter der Führung des Bruders des Gouverneurs Sergej Bogomolov. Im polit. Bereich habe Bogomolov versucht, alle Kanäle zur Umsetzung von Proteststimmungen zu blockieren – alle Oppositionsmedien seien unterdrückt worden mit Ausnahme der Zeitung des Bürgermeisteramts von Kurgan. Alle hätten sich an das mysteriöse Verschwinden des prominentesten Oppositionsjournalisten Vladimir Kirsanov im Mai 2001, der ein kritisches Buch über den Gouverneur schrieb, das in Samizdat-Form kursierte. 2002 wurde der prominenteste Oppositionsabgeordnete der Gebietsduma Alejsandr Antoshkin getötet. Die wahren Drahtzieher der Attentate seien nie gefunden worden. An Ende des Beitrags fügte The Mosow Post hinzu: Die Verurteilung von 5 Vizegouverneuren u. Bogomolovs Verbindung zu den Banditen lassen uns offensichtlich darauf schliessen, dass das Oberhaupt des Gebiets Kurgan ein echter "krimineller“ Gouverneur ist! Es ist wahrscheinlich, dass er im Rahmen einer gross angelegten "Säuberung“ der regionalen Eliten zur Korruptionsbekämpfung bald entlassen wird!"
Rücktritt u. Nachfolge: 2014 trat
Bogomolov als Gouverneur des Gebiets Kurgan zurück. Wie Kommersant im Jan. schrieb, gehörte Bogomolov laut der Bewertung der "Stiftung für zivilgesellschaftl. Entwicklung" zur Gruppe der Gouverneure mit geringer Effizienz. Er habe vor der Wahl zum Oberhaupt des Gebiets Kurgan im Sept. 2014 kaum eine Chance gehabt, amtierender Gouverneur zu bleiben. Laut Kommersant war Bogomolov auf der Suche nach einem Ersatz, da er das Gebiet seit 1996 4x in Folge geführt hatte. Der Politikwissenschaftler Aleksandr Kynev kommentierte, dass Bogomolovs Rücktritt eine erwartete u. überreife Entscheidung“ gewesen sei, denn er sei einer dieser Regionalchefs, die schon vor 8 Jahren hätten ersetzt werden sollen“. Ihm zufolge habe der Gouverneur sein Mandat jedes Mal mit einem Skandal u. unter Einsatz administrativer Ressourcen erneuert, um seinen Posten trotz der /schlechten/ Ratings u. der wirtschaftl. Probleme im Gebiet zu behaupten. Er fügte hinzu, dass das Gebiet Kurgan eine sehr schwierige Region u. die lokale Elite dort ein echter Sumpf sei“. Bogomolovs Nachfolger s. Aleksej Kokorin galt als Hoffnungsträger, da er als beliebter Bürgermeister der Stadt Shadrinsk einer der angesehensten Menschen im Gebiet war u. nicht dem persönl. Kreis Bogomolovs angehörte. Nach 4 Jahren Kokorins im Amt kam der oben genannte Vadim Shumkov zum Zug. Nach seinem Rücktritt als Gouverneur von Kurgan wurde Bogomolov als Berater des Vorstandsvorsitzenden der "Russ. Agrarbank AG“ eingestellt u. wurde Mitglied des Aufsichtsrats der Bank. Im Juni 2019 wurde er als Mitglied des Aufsichtsrats der "Rosselkhozbank" wiedergewählt, aus dem er Anfang Juli 2021 austrat, um in den Ruhestand zu gehen. Bogomolov ist Träger von etwa 56 Orden, Medaillen, Abzeichen, Auszeichnungen, Dankesschreiben usw.)

BOGOMOLOV, Valerij Nikolaevich II III (russ. Historiker-Lehrer, Diplomat. u. Staatspolitiker-Beamter. Absolvent des Staatl. Pädagog. Instituts Vologda in der Fachrichtung Geschichte u. Sozialwissenschaften. In der Sowjetzeit arbeitete er als Geschichtslehrer, als stv. Direktor für akadem. Arbeit an einer Dorfschule im Gebiet Vologda, studierte an einer Graduiertenschule u. war Aktivist des Komsomol u. Mitglied der KPdSU. In den 1980er Jahren lehrte er an der Abteilung für Allgemeine Geschichte des Staatl. Pädagog. Instituts Tscherepovec u. arbeitete als Forscher am INION der AdW der UdSSR. 1988 begann seine diplomat. Laufbahn, während der er an der Botschaft der UdSSR u. RF in Berlin war, weshalb er auch Deutsch spricht. 1992 schied er aus dem diplomat. Dienst aus u. kehrte nach Moskau zurück, wo er bis 1996 als Dozent in der Abteilung für Theorie u. Praxis der staatl. Regulierung der Marktwirtschaft an der Russ. Akademie für öffentl. Verwaltung beim Präsidenten RF tätig war. 2002 begann seine polit. Karriere, bei der er nacheinander folgende Positionen bekleidete: Berater des Vorsitzenden des Föderationsrats RF s. Sergej Mironov, Leiter der Verwaltung für Kader u. Staatsdienst des Apparats des Föderationsrats RF, Sekretär des Generalrats u. Sekretär des Präsidiums des Generalrats der Partei "Einiges Russland, an deren Gründung er sich direkt beteiligte. 2003 wurde er als Abgeordneter der Staatsduma RF gewählt, in der er bis 2011 das Gebiet Vologda vertrat, Mitglied des Ausschusses für internationale Angelegenheiten u. der Antikorruptionskommission u. 2003-7 1. stv. Vorsitzender der Fraktion von "Einiges Russland“ war. Seine bekanntesten Gesetzesinitiativen betrafen einen Gesetzentwurf zur Einführung eines neuen staatl. Nationalfeiertags – des Tags der Einheit des Volkes am 4. Nov. als Ersatz für den 7. Nov., an dem die Oktoberrevolution von 1917 gefeiert wurde – u. zur Abschaffung der Feier des Tags der Verfassung vom 12. Dez. u. des Tags der Zustimmung u. Versöhnung vom 7. Nov. 2011 wurde er zum Auditor der Rechnungsprüfungskammer RF ernannt u. übt das Amt offenbar bis heute aus.)

BOGUSLAVSKIJ, Irek Borisovich II III IV V VI VII (russ.-tatar. Finanzökonom, Geschäftsmann u. Staatspolitiker. Absolvent des Kazaner Staatl. Finanz- u. Wirtschaftsinstituts in der Fachrichtung Buchhaltung, Kontrolle u. Analyse wirtschaftl. Aktivitäten. Mitte der 1990er Jahre wurde er Aktionär der nach M. Vakhitov benannten Kazaner Chemiefabrik u. gründete auf ihrer Grundlage "Nefis Cosmetics" /Waschpulver, Geschirrspülmittel/. 1999 war er einer der Miteigentümer des Unternehmens, arbeitete als Finanzdirektor von "Real Trans Hair", im selben Jahr leitete er den Verwaltungsrat von "Nefis Cosmetics". Zur "Nefis"-Gruppe gehören auch das "Kazaner Fettwerk" /Mayonnaise, Sosse u. Ketchups", dessen Verwaltungsratsmitglied u. Miteigentümer er ist, u. das "Kasaner Ölgewinnungswerk" /Pflanzenöl/, dessen Verwaltungsratsvorsitzender er ist. Die vom Magazin Forbes vorgenommene Einkommensbewertung der Bundesbeamten im Jahr 2013 platzierte Boguslavskij auf Platz 17 mit einem Jahreseinkommen von 389,8 Mln. Rubel. Während seiner Amtszeit als Abgeordneter der 5.-7. Staatsduma RF war er Mitglied der Fraktion "Einiges Russland", Mitglied des Duma-Ausschusses für Wirtschaftspolitik, Industrie, innovative Entwicklung u. Unternehmertum u. Mitautor von 238 Gesetzesinitiativen u. Änderungen zu Entwürfen von Bundesgesetzen. Als Mitglied der Staatsduma RF fiel er unter die Sanktionen, die das US-Finanzministerium im März 2022 als Reaktion auf die Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine gegen ihn verhängte. Boguslavskij unterliegt in diesem Zusammenhang ferner den Sanktionen von EU, GB, USA, Kanada, Australien, Japan, Schweiz u. Ukraine, weil er für die Resolution Nr. 58243-8 "Aufruf der Staatsduma RF an den Präsidenten RF V. Putin über die Notwendigkeit der Anerkennung der Volksrepublik Doneck u. der Volksrepublik Luhansk“ stimmte u. wegen der "Durchführung von Massnahmen, die die territoriale Integrität, Souveränität u. Unabhängigkeit der Ukraine untergraben u. die Ukraine weiter destabilisierten". Sein Name steht auch auf der vom "Forum Freies Russland" geführten sog. "Putin-Liste" wegen öffentl. Unterstützung für diesen Krieg. Im Feb. schickte er "Humanitäre Hilfe" in das Kriegsgebiet des Donbass.)

BOGUSLAVSKIJ, Leonid Borisovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV (kanad.-russ. Mathematiker-Informatiker, Geschäftsmann, Topmanager, IT-Grossinvestor, USD-Milliardär. Absolvent eines Studiums der angewandten Mathematik am Moskauer Institut für Verkehrsingenieure. Kandidat/Doktor der technischen Wissenschaften. 1973-90 beschäftigte er sich mit der mathemat. Erforschung von Computersystemen u. Netzwerken am Institut für Verwaltungsprobleme der AdW der UdSSR. 1989 erhielt er von "Oracle" das Angebot, dessen Softwareprodukte in der UdSSR zu vertreiben. Er erhielt eine Beteiligung an der Firma "LogoVAZ", die an der Implementierung von "Oracle"-Systemen u.a. globalen Systemintegratoren bei "VAZ" beteiligt war. 1992 kaufte er das Computergeschäft von der Firma u. ihren Aktionären auf u. gründete die Firma "LVS", die zum ersten Distributor von "Oracle" u.a. amerikan. IT-Herstellern wie "Sun Microsystems", "Cisco", "Compaq", "Motorola", "Sybase" u.a. im postsowjet. Raum wurde. 1994 erhielt "LVS" einen Grossauftrag zur umfassenden Informatisierung u. Schaffung einer Netzwerkinfrastruktur für die Staatsduma RF. Ende 1996 verkaufte Boguslavskij "LVS" an "Price Waterhouse", später "PwC", u. wurde Anfang 1997 zum Senior Partner von "Price Waterhouse" ernannt, wo er den Bereich Management Consulting leitete. Ende 1997 leitete er auf der Seite von "Price Waterhouse" die Verhandlungen mit "Gazprom", die 1998 zu einem Grossauftrag im Wert von 140 Mln. USD für die Systemintegration u. Implementierung von "SAP" führten. 1998 übernahm er die Leitung des E-Business in Mittel- u. Osteuropa bei "PwC". 2000 gründete er eine Gesellschaft zur Tätigung von Investitionen in den russ. Internetdienstanbieter "Jandex" u. den Onlineshop "Ozon". 2001 verliess er "PwC" u. konzentrierte sich ganz auf die Investitionen seiner Firma, wobei diese Anteile an einem russ. Systemintegrator namens "TopS BI" u. einem Offshore-Entwickler erwarb. 2006 gründete Boguslavskij eine separate Firma mit einem ähnlichen Namen wie "ru-Net" u. wurde Vorstandsvorsitzender der "Sistematika"-Gruppe, zu der auch das Unternehmen "TopS BI", an dem seine Firma einen Anteil hatte, gehörte. Später wurde ein grosser Anteil der Gruppe an die Investmentabteilung der "Alfa Gruppe" verkauft. 2008 schied Boguslavskij aufgrund eines möglichen Interessenkonflikts bei neuen Investitionen aus dem Vorstand von "Jandex" aus. Nach dem Börsengang von "Jandex" verkaufte er 2011 einen Teil seiner Aktien an der Suchmaschine für 70 Mln. USD, wovon er wiederum etwa 60 Mln. USD in den Kauf einer neuen Aktienemission des Onlineshops "Ozon" investierte. 2011 gründete Boguslavskij in den USA den Tochter-Risikofonds "RTP Ventures" im Wert von 100 Mln. USD. 2011-12 verkaufte seine Firma "ru-Net" ihre Anteile an den russ. Systemintegratoren "Sistematika", "Energodata", "PSI Energo" u. dem belaruss. Entwickler "Epam". 2012 erreichte das Anlageportfolio rd. 700 Mln. USD u. umfasste 40 Unternehmen in Russland, Europa, den USA, Kanada, Indien, der Türkei u. Südostasien. 2017 trat Boguslavskij auf Vorschlag von s. German Gref dem Aufsichtsrat der "Sberbank" bei u. verliess ihn 2021 wieder. 2020 richtete Boguslavskij, der ausser der russ. auch die kanadische Staatsangehörigkeit besitzt u. heute in Italien lebt, den 3. "RTP Global"-Fonds in Höhe von 650 Mln. USD ein. Zum Anlageportfolio gehören Unternehmen aus 18 Ländern auf der ganzen Welt, wobei Russland als Investitionsland aussen vor blieb. Ab 2022 verwaltete "RTP Global" Vermögenswerte von schätzungsweise über 3 Mrd. USD. Als Stief- oder Pflegesohn des Dichters Andrej Voznesenskij gründete er mit seiner Mutter u. Schriftstellerin Zoja Boguslavskaja /II/ das "Voznesenskij-Zentrum" in Moskau.)  

BOEVA, Natalja Aleksandrovna (russ. Richterin am Moskauer Stadtgericht. Boeva ​​​​ wurde für ihre Beteiligung an der Ausübung polit. Repression unter Verwendung ihrer offiziellen Position bekannt, indem sie in offen polit. motivierten Fällen ungerechte Entscheidungen traf. Im Juli 2018 nahm das Moskauer Stadtgericht, vertreten durch Richterin Boeva, die 18-jährige Anna Pavlikova fest, die nach Art. 282.1 Teil 1 des StGB RF beschuldigt wurde, eine extremist. Gemeinschaft errichtet zu haben. Pavlikovas schweres "Verbrechen“ bestand in der Anwesenheit eines 17-jährigen Mädchens im selben "Telegramm"-Chat mit einem "Provokateur" sowie in der Teilnahme an einem "Treffen“ der Bewegung bei McDonald's. Während der mehrere Monate dauernden U-Haft verschlechterte sich Pavlikovas Gesundheitszustand. In einem anderen, dem sog. "Moskauer Fall“, lehnte Boeva im Aug. 2019 ​​​​ eine Berufung gegen die Verhaftung Vladislav Barabanovs, eines Aktivisten aus Nizhnij Novgorod, ab. Ihm wurde vorgeworfen, am 27. Juli an einer Kundgebung teilgenommen, die Zulassung unabhängiger Kandidaten für die Wahlen zur Moskauer Stadtduma unterstützt u. die Demonstranten "koordiniert“ zu haben. Im Sept. gab das Ermittlungskomitee bekannt, dass die strafrechtl. Verfolgung Barabanovs wegen fehlender Beweise eingestellt worden sei.)

BOZHENOV, Sergej Anatolevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII LIII LIV LV LVI (russ. Jurist rer.pol., ehem. Staatspolitiker in Astrachan u. Volgograd. Absolvent der Staatl. Technischen Universität Astrachan-9 mit einem Abschluss als Motormechaniker-Seemann. 1986-92 arbeitete er als Bootsmann auf ausländ. Schiffen u. war dann bis 1997 in Kleinunternehmen tätig. 1999-2002 schloss er seine Studien an der Jurist. Fakultät der Staatl. Pädagog. Universität Astrachan, der Staats- u. Kommunalverwaltung an der Russ. Akademie für öffentl. Verwaltung beim Präsidenten RF u. an der Staatl. Sozioökonom. Universität Saratov, Abteilung für Finanzen u. Kredite, ab. 2007 Promotion in Politikwissenschaft, 2010 Honorarprofessor der Staatl. Technischen Universität Astrachan.
Politik: 1997
wurde er zum Abgeordneten der Astrachaner Gebietsduma gewählt, in der er Vorsitzender des Ausschusses für Probleme kleiner u. mittlerer Unternehmen wurde. 2001 wurde er erneut in die Astrachaner Gebietsduma gewählt, in der er Vorsitzender des Ausschusses für Staatspolitik, Recht u. Ordnung u. Sicherheit wurde. Einst Mitglied der Partei "Jabloko", trat Bozhenov mit Zwischenhalt bei der "Russ. Partei des Lebens" zur kremlnahen Partei "Einiges Russland" über.
Bürgermeister von Astrachan 2004-11: Bozhenovs Amtszeit als Oberhaupt der Stadt Astrachan war geprägt von Konflikten mit der Gebietsleitung, von Wahlskandalen u. kuriosen Vorfällen. Kritikern zufolge besitzt bzw. besass seine Familie eine grosse Menge an Immobilien in Astrakhan. Es entstanden neue Bauobjekte oft auf sehr fragwürdige Weise, z.B. nachdem Wohngebäude an den entsprechenden Stellen ausbrannten, wobei bei diesen Bränden 28 Menschen ums Leben kamen. Das Land, auf denen die Häuser standen, wurde anschliessend vom Bürgermeisteramt verkauft bzw. an die Frau des Bürgermeisters für die gewerbliche Nutzung, so für die Errichtung von Einkaufszentren, übergeben. Der Pressedienst des Bürgermeisters rechtfertigte die Ergebnisse von Bozhenovs Aktivitäten im Zusammenhang mit der Reparatur der Autobahn- u. Strasseninfrastruktur u. einigen originellen Ideen, die zur Popularität des Bürgermeisters beitragen sollten. Unter Bozhenov wurde in Astrachan der Strassenbahnbetrieb eingestellt, u. in den ersten 3 Jahren seiner Amtszeit hatten sich die Einnahmen im Haushalt Astrachans mehr als verdoppelt. Seine Ehefrau Olga Bozhenova war 2006 u. 2011 gewähltes Mitglied der Gebietsduma Astrachan.
Gebiet Volgograd: Als Bozhenov im Jan. 2012 zum Leiter der Verwaltung des Gebiets Volgograd ernannt wurde, reagierten einige Kritiker unverzüglich u. wiesen auf dessen "negativen Eigenschaften" aus seiner Astrachaner Zeit hin. So schickte etwa Ivan Novakov, Rektor der Staatl. Technischen Universität Volgograd, Mitglied der Russ. AdW u. Vorsitzender des Rats der Rektoren der Universitäten des Gebiets Volgograd, einen Brief an die Volgograder Gebietsduma u. den regionalen polit. Rat der Partei "Einiges Russland" mit der Bitte, die Diskussion über die Kandidaten für das Amt des Chefs der Gebietsverwaltung von Volgograd zu verschieben. Dies war laut Novakov notwendig, weil die Ernennung Bozhenovs die Autorität Putins untergraben würde. Dennoch reichte Präsident RF s. Dmitrij Medvedev bei der Duma des Gebiets Volgograd die Kandidatur Bozhenovs als Leiter der Verwaltung des Gebiets Volgograd ein. Die Fraktion der Kommunist. Partei in der Volgograder Gebietsduma kündigte an, dass sie sich weigern werde, an der Sitzung teilzunehmen, bei der die Frage der Bestätigung von Sergej Bozhenov als neuem Leiter der Gebietsverwaltung erörtert werden sollte. Die Kommunisten argumentierten u.a., dass diese Entscheidung am 2. Feb., dem Gedenktag der Niederlage der faschist. Truppen bei Stalingrad, unangebracht sei. Dennoch wurde S.A. Bozhenov durch Beschluss der Abgeordneten der Volgograder Gebietsduma mit den gesetzlichen Vollmachten des Leiters der Verwaltung des Gebiets Volgograd ausgestattet. Während 31 Abgeordnete dafür stimmten u. einer sich der Stimme enthielt, verweigerten 6 Abgeordnete der KP die Zustimmung. Es scheint, dass "Einiges Russland" diesen Kandidaten unbedingt durchsetzen wollte, obwohl er bei Politikern, Bürgern u. Experten umstritten war. Gleich nach seinem Amtsantritt legte Bozhenov der Duma einen Gesetzentwurf zur Erhöhung der Gehälter für hochrangige Beamte der Gebietsverwaltung vor. Ausserdem liess er mehrere teure ausländ. Autos für die Verwaltung u. die Duma anschaffen, so 2 Mercedes, die von "Lukoil-Nizhnevolzhsknefteprodukt" für 10 Mln. Rubel erworben u. im Rahmen einer Spendenvereinbarung an die Gebietsverwaltung überstellt wurden. Eine andere Firma spendete der Verwaltung 6 Lexus-Hybridautos für 18 Mln. Rubel. Nach den Geburtstagen Bozhenovs u. des Chefs der Gebietsregierung Khramov standen neue Toyota Land Cruiser 200 u. Infiniti in der Garage der Gebietsverwaltung. Bei der folgenden Präsidentschaftswahl erhielt V. Putin nur 63% der Stimmen im Gebiet Volgograd, während die Wahlbeteiligung bei lediglich 58,6% lag. Bozhenov reagierte ungehalten in Bezirken mit niedrigem Prozentsatz für Putin bzw. "Einiges Russland". Er übergab die Schlüssel für die neuen Toyota-Autos den Chefs der 5 Bezirke, in denen Putins Partei bei der Wahl den höchsten Prozentsatz erreichte. Danach begann Bozhenov, sich für ein Projekt zur Fusion von Stadt u. Gebiet Volgograd einzusetzen, um das Gebiet zu zentralisieren u. besser zu kontrolieren. Im April 2012 flog er mit einer Gruppe regionaler Duma-Abgeordneter nach Italien, angeblich um dort "das wirtschaftl. Potenzial des Gebiets Volgograd zu präsentieren". Der Charterflug der Fluggesellschaft "Ak Bars Aero" soll laut Fachexperten 80-90 Tsd. USD gekostet haben. Da die Reise zufällig auf den Geburtstag Bozhenovs fiel, liessen sich die Reiseteilnehmer in einem 5-Sterne-Hotel nieder. "FBK"-Korruptionsermittler s. Aleksej Navalnyj bat daraufhin die Generalstaatsanwaltschaft, herauszufinden, mit wessen Geldmitteln u. zu welchem ​​ Zweck der Italien-Besuch Bozhenovs organisiert wurde. Die italien. Presse berichtete, dass die Russen mit ihren Familien kamen u. der Besuch selbst in einer Atmosphäre höchster Vertraulichkeit stattfand, so dass Journalisten u. Fotografen von den Gästen strikt ferngehalten wurden. In Italien selbst verfolgte der dort lebende Journalist Andrej Malgin die Reise der Volgograder Delegation.
Nach der Rückkehr der Delegation nach Volgograd konnte keiner der Reisenden eine Firma oder ein Unternehmen nennen, die/das er in Italien besucht hatte. Es wurde betont, dass solche Reisen auch in Zukunft stattfinden würden. Vertreter der Oppositionsparteien äusserten scharfe Kritik an dieser Reise. Eine KPRF-Abgeordnete der Staatsduma RF wandte sich mit einem Brief an Putin, in dem sie ihn aufforderte, stärker auf die Situation im Gebiet Volgograd zu achten. Es wurden jedoch keine Massnahmen ergriffen.  Blogger u. Journalisten, die sich kritisch dazu äusserten, wurden von Leuten wie der Abgeordneten Irina Guseva mit der Staatsanwaltschaft bedroht. Bozhenov selbst kommentierte das Thema bei Interfax, dass die Italienreise seiner Gruppe privatwirtschaftlicher Natur gewesen sei, dass keine einzige Kopeke aus dem staatl. Haushaltsbudget dafür ausgegeben worden sei u. dass er keinen Alkohol trinke. Der Vorsitzende der KP-Fraktion Parshin schlug vor, dass die Reisenden die Kosten selbst tragen sollten – es wurde vermutet, dass die Reiseteilnehmer selbst etwa 70 Tsd. Rubel pro Person für die Reise aufbrachten, was angesichts ihrer offiziellen Gehälter eine ziemlich hohe Summe gewesen wäre. Die Staatsanwaltschaft von Volgograd stellte bei der Überprüfung der Italienreise lokaler Funktionäre im April 2012 keine Verstösse fest, u. auch von Seiten der Kontroll- u. Rechnungsprüfungskammer des Gebiets wurden bei einer Überprüfung der Angelegenheit keine Verstösse gegen die Haushaltsgesetzgebung festgestellt. 2013 wurde bekannt, dass der Gouverneur bei einer Dienstreise nach Deutschland in einem 5-Sterne-Hotel in Baden-Baden zum Ausruhen abgestiegen sei.
Bald nach der Ernennung Bozhenovs zum Leiter der Gebietsverwaltung änderten sich die Namen der Exekutivbehörden. Der Leiter der Verwaltung wurde in Gouverneur u. die Verwaltung in Regierung umbenannt. Nachdem Bozhenov so amtierender Gouverneur geworden war, kündigte er eine Gouverneurswahl für den April 2012 an; dann wurde der Termin auf Herbst 2012 u. schliesslich auf 2013 verschoben. Gleichzeitig wurde auf die Gebietsduma entsprechender Druck ausgeübt. Anfang Mai fand im Stadtzentrum eine Kundgebung von etwa 100 Personen statt, bei der der Rücktritt Bozhenovs gefordert wurde. Gleichzeitig führten Unterstützer von "Einiges Russland", den "Jungen Gardisten" u. der Jugendorganisation "Nashi" eine Aktion durch. Die Pro-Putin-Kundgebung wurde wenige Tage nach Putins Amtsantritt als Präsident RF von den Behörden aufgelöst, etwa 20 Putin-Unterstützer wurden festgenommen, darunter mehrere Mitglieder von "Einiges Russland“. Die Opposition spürte Aufwind. Im Mai 2012 erhielt Bozhenov nur 2 von 5 Punkten in der Bewertung der Oberhäupter der Subjekte RF, die von der "Stiftung für das Studium der Wahlprozesse u. der Wahlpolitik" in Zusammenarbeit mit der Zeitung Nedelja durchgeführt wurde. Unmittelbar nach der Veröffentlichung des Ratings wurde Bozhenov in den Kreml zitiert. Nach Ansicht von Experten war ein solcher Besuch mit einer unbefriedigenden Einschätzung der Arbeit Bozhenovs in seinem Amt verbunden. Im Gegensatz dazu berichtete zur gleichen Zeit der Pressedienst der Gebietsregierung, dass Bozhenov in der Mai-Bewertung des Einflusses der Leiter der Subjekte RF deutlich gestärkt hervorgegangen sei. Mitte Mai wurde bekannt, dass Bozhenovs Ehefrau eine Luxusvilla an einem prestigeträchtigen Ort u. ein Grundstück in Volgograd für 5 Mln. Rubel erworben hatte, wobei Experten schätzten, dass die Kosten für solche Immobilien bei über 30 Mln. Rubel liegen können. Im Mai 2012 fand in Urjupinsk eine Kundgebung mit über 2000 Teilnehmern statt, um gegen die Erschliessung einer Nickellagerstätte im Norden des Gebiets zu protestieren, der sich das Unternehmen "Norilsk Nickel" annehmen sollte. Ausserdem wurde der Rücktritt der Gouverneure der Gebiete Volgograd u. Voronezh - Bozhenov u. Gordeev - mit der Begründung gefordert, "dass sie sich nicht um die Menschen u. das Land, auf dem wir leben, kümmern". Vom Juli 2012 bis Feb. 2013 war Bozhenov von Amts wegen Mitglied des Präsidiums des Staatsrats RF. In einer Bewertung des Einflusses der Leiter der Subjekte RF, die von einer Agentur für polit. u. wirtschaftl. Kommunikation durchgeführt u. von der Nezavisimaja gazeta veröffentlicht wurde, konnte Bozhenov seine Position leicht verbessern. Anfang 2013 wurde der Vizeregierungschef des Gebiets Volgograd Pavel Krupnov wegen des Verdachts der Bestechung in Höhe von 17 Mln. Rubel festgenommen. Bozhenov selbst verstiess gegen die Anforderungen der Verfassung des Gebiets Volgograd, weil er der Gebietsduma bis Ende Mai 2013 keinen Bericht über seine Arbeit im vergangenen Jahr zur Genehmigung vorlegte. Im Aug. 2013 gab die Generalstaatsanwaltschaft bekannt, dass sie Gesetzesverstösse festgestellt habe, die darin bestanden, dass 1,4 Mrd. Rubel aus dem Bundeshaushalt für den Strassenbau u. die Instandhaltung von Gebietsstrassen vom Gebietsministerium Volgograd nicht für diese Zwecke verwendet worden seien. Im Sept. 2013 wurde bekannt, dass die Unterkunft des Gouverneurs im Touristenzentrum Neftjanik aus dem Gebietshaushalt bezahlt wurde u. über 880 Tsd. Rubel pro Monat kostete, d.h. dass dafür insgesamt über 9 Mln. Rubel für 11 Monate bezahlt worden seien. Gleichzeitig fehlte das Geld für Kraftstoff für öffentl. Bustransporte der Bevölkerung. Nach den Wahlen zur Volgograder Stadtduma kündigte die Opposition zahlreiche Verstösse gegen das Wahlgesetz an, u. es fanden Protestaktionen statt, die von der KP u.a. Parteien organisiert wurden u. an denen etwa 2000 Menschen teilnahmen. Im Okt. u. Dez. 2013 fand in Volgograd eine Serie von Terroranschlägen auf Bus, Bahnhof u. Trolleybus statt, nach denen
Bozhenov sich in der Öffentlichkeit mit einer harten Ansage an die Adresse der Banditen u. Terroristen" wandte. Anfang April 2014 wurde Bozhenov schliesslich auf eigenen Wunsch seines Amts als Gouverneur des Gebiets Volgograd enthoben. Sein Nachfolger s. Andrej Bocharov ist bis heute Gouverneur dieses Gebiets.)

BOJKO, Oleg Viktorovich II III IV V VI VII VIII (russ. Physiker-Mathematiker, Top-Unternehmer, Manager u. internationaler Finanzinvestor, USD-Milliardär. Absolvent des Moskauer Staatl. Luftfahrtinstituts mit einem Abschluss in Funkelektronik. 2006 Studium an der RANEPA. In den 1980er arbeitete er im Rechenzentrum der MGU. In den 1990er Jahren war er u.a. Besitzer einer Beteiligung am Verlag "Izvestija", Mitglied des Vorstands des TV-Kanals "ORT" u. des Aufsichtsrats der "Sberbank" sowie Eigentümer der Bank "Nationaler Kredit", die er später verkaufte. 1996 gründete er mit seinen Partnern die Investmentgruppe "Finstar Financial Group", eine diversifizierte Private-Equity-Gesellschaft, die internationale Vermögenswerte verwaltet u. weltweite Portfoliounternehmen berät. Das von "Finstar" verwaltete Vermögen beläuft sich auf über 2 Mrd. USD. Zu dem von Bojko kontrollierten Firmenkonglomerat gehör/t/en u.a. die "Evraz-Gruppe", ein multinationaler Stahl- u. Bergbaukonzern mit Sitz in London, deren Vorstandsvorsitzender Bojko war, wobei er 2004 seinen Anteil für 600 Mln. USD verkaufte, ferner die lettische "Baltic Trust Bank" u. die "Ritzio Entertainment Group", die in Casinos u. Glücksspiele investierte. Unter der Führung Bojkos u. seiner Partner entwickelte sich das Unternehmen zur grössten Glücksspielholding in Osteuropa. Das Geschäft, das auch in Russland expandierte, brach abrupt ab, als MP RF V. Putin 2009 das Casino-Glücksspiel verbot. Danach investierte "Finstar" ins eigentliche Lotteriegeschäft. 2010 erhielt "Sportloto", dessen Endbegünstigter Oleg Bojko war, einen Regierungsauftrag zur Durchführung von 2 Ziehungslotterien u. 10 Lotterien ohne Ziehung zur Unterstützung der 22. Olymp. Winterspiele u. 11. Paralymp. Winterspiele 2014 in Sotschi, bei denen Putin-nahe Unternehmer kräftig mitverdienten. Später verkaufte Bojko "Sportloto" an die "Sberbank", u. Anfang 2014 veräusserte er sämtliche Lotterie- u. Buchmacher-Vermögenswerte in Russland u. im Ausland. 2006 trat Bojko über eine neue Holdinggesellschaft namens "Finstroj" in den Immobilienmarkt ein. 2006 oder 2007 erwarb "Finstar" eine Mehrheitsbeteiligung von 75% an der Parfüm- u. Kosmetikkette "Rive Gauche". Die Kette entwickelte sich von einem v.a. in St. Petersburg agierenden Lokalunternehmen zum zweitgrössten Detailhändler der Kosmetik- u. Parfümeriebranche Russlands mit über 190 Läden in 40 Städten. 2012 verkaufte Bojko 51% seiner Anteile an ein Investorenkonsortium, behielt jedoch weiterhin 24% des Unternehmens. Ferner war Bojko auch an der Filmproduktion beteiligt. Derzeit liegt Bojkos Fokus in den Sektoren digitale Finanzdienstleistungen u. Finanztechnologien. 2017 kündigte Bojko seine Absicht an, 150 Mln. USD in FinTech-Unternehmen u. interne Forschungs- u. Entwicklungsaktivitäten in Portfolio-Unternehmen zu investieren.
Vermögen: Seit 2005 wird Bojko laut Forbes in der Rangliste der "100 reichsten Geschäftsleute Russlands“ geführt, mit Plätzen 31. bis 78. im Jahr 2014 u. einem Vermögen von 550-1500 Mln. USD. Im russ. Ranking 2018 belegte Bojko mit einem Vermögen von rd. 1,5 Mrd. USD den 64. Platz. 2022 wurde sein Vermögen nur noch auf 1,3 Mrd. USD geschätzt.
Wohltätigkeit u. soziale Tätigkeit/Sport: Während der Paralymp. Winterspiele von Turin 2006 gründete Bojko, der nach einem Unfall seit 1996 selbst Rollstuhl-abhängig ist, die Stiftung "Parasport", die 2022 offizieller Partner des russ. Teams bei den 13. Paralymp. Winterspielen von Peking wurde. Bojko leitet eine Kommission für die Entwicklung der paralymp. Bewegung Russlands beim Russ. Paralymp. Komitee. Träger eines schwarzen Gürtels im Karate. Während der COVID-19-Pandemie 2020 unterstützte Bojko über 2000 Athleten von Nationalmannschaften in 28 paralymp. Sportarten aus über 35 Teilgebieten der RF.
Skandale: Laut Angaben der Website Gordonua.com soll Bojko während seiner Studienzeit mit dem KGB zusammengearbeitet haben. Ab 2019 zog der Geschäftsmann in Russland wegen Vorwürfen zur Verbreitung
angeblich falscher, jedoch gerichtlich nachweisbar bestätigter „unwahrer u. verleumderischer“ Informationen über den Unternehmer gegen die Suchmaschine "Google" vor Gericht.
Sanktionen:
Im Zusammenhang mit dem von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine wurde Bojko im April 2022 wegen seiner "Mitschuld an der ungerechtfertigten Invasion Russlands in der Ukraine“ auf die Sanktionsliste Kanadas als "Verbündetet des russ. Regimes“ gesetzt. Im Dez. 2022 reichte Bojko einen Antrag auf Aufhebung der Sanktionen an das kanadische Aussenministerium ein. Als er keine Antwort erhielt, reichte er im Aug. 2023 beim Bundesgericht eine Klage gegen das kanad. Aussenministerium ein, in der er feststellte, dass er keine Geschäfte in Kanada tätige, nicht mit Machtstrukturen u. Staatsorganen Russlands verbunden sei u. sich nicht an polit. Prozessen beteilige. Im Nov. wurde der Klage entsprochen u. die Aufhebung der Sanktion offiziell verkündet. Hingegen wurde Bojko im Okt. 2022 auf die Sanktionsliste der Ukraine gesetzt, weil er "kommerzielle Tätigkeiten in Wirtschaftszweigen ausübt, die eine bedeutende Einnahmequelle für die russ. Regierung darstellen, die einen Krieg in der Ukraine u. einen Genozid an ukrain. Zivilisten auslöste.“ Aus ähnlichen Gründen unterliegt der Geschäftsmann Sanktionen Australiens. Seit Nov. 2023 arbeiten Bojkos Anwälte daran, die austral. Sanktionen aufzuheben.)

BOJKO-VELIKIJ, Vasilij Vadimovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XIIa XIIIb XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII LIII LIV LV LVI LVII LVIII LIX LX LXI (russ. Ingenieur-Atomphysiker, Unternehmer. Absolvent des Moskauer Instituts für Technische Physik, heute Nationale Forschungskernuniversität MEPhI, mit einem Abschluss in experimenteller u. theoretischer Physik. In den 1980er Jahren arbeitete er als Ingenieur bei der Forschungs- u. Produktionsvereinigung für Astrophysik u. als Nachwuchsforscher am Forschungsinstitut für Kernphysik der MGU. Ferner absolvierte er an der Moskauer Zentralen Finanzbörse Kurse für Buchhalter. "Meduza" schrieb über die schillernde Rolle Bojko-Velikijs:
... Nach dem Zusammenbruch der UdSSR wurde Bojko bereits Anfang der 1990er Jahre zu einem der bedeutendsten Akteure auf dem Fusions- u. Übernahmemarkt des Landes. Er beteiligte sich an den meisten Unternehmenskriegen dieser Zeit – er kaufte Anteile an umstrittenen Unternehmen u. verkaufte sie an den Meistbietenden. Um in diesem Markt tätig zu sein, gründete er das Unternehmen "Ihr Finanztreuhänder“ /VFP/. 2000 beteiligte er sich am Konflikt zwischen den Chernyj-Brüdern u. s. Oleg Deripaska um das Aluminiumwerk Bratsk u. verkaufte seine Anteile an Deripaska. Gleichzeitig trat er im Kampf um die "Konversbank" zwischen der "MDM Bank" u. der "Alfa Bank" auf u. stellte sich auf die Seite der ersteren. Ein Jahr später, im Konflikt zwischen Deripaska u. einem anderen Grossunternehmer, s. Vladimir Potanin, um das Energieunternehmen "Irkutskenergo", stellte sich Bojko auf Potanins Seite u. verkaufte Anteile des umstrittenen Vermögenswerts an seine Holdinggesellschaft "Interros". Weiter schrieb "Meduza", dass Bojkos Firma mehrere Gebäude in Moskau, darunter einen Einkaufskomplex, zwei Restaurants u. einen Tennisclub sowie umfangreiche Landstriche im Moskauer Gebiet erwarb. Im Bezirk Ruza sollte eine "Russische Schweiz“ errichtet werden, die Bauerndörfer, ein Skigebiet u. Hotels umfassen soll. Da dort ein Teil der Bodenfläche per Gesetz landwirtschaftlich zu nutzen war, entstand die agroindustrielle Holding "Russische Milch", die ebenso von Bojko gegründet wurde u. zu "VFP" gehört u. die ein Viehzuchtkomplex unterhält u. Milchprodukte unter der Handelsmarke "Ruzskoe moloko" herstellt. Bojko leitete die Milchholding als Generaldirektor bis 2002, als er den Posten des Vorstandsratsvorsitzenden übernahm. 2006 beteiligte sich Bojko-Velikij an der Gründung der Holdinggesellschaft "Energoatomengineering", die sich auf den Bau von Kern- u. Wärmekraftwerken u.a. Energieanlagen spezialisierte. Die Holding beteiligte sich am Bau des KKW Rostov, des KKW Novovoronezh-2, des belaruss. KKW, des KKW Kalinin u. einer Reihe anderer Anlagen.
Strafverfolgung 2007: Wie "Meduza" im Artikel vom 21. Juni 2019 weiter berichtete, wurde Bojko-Velikij
im Feb. 2007 wegen Betrugs in besonders grossem Umfang festgenommen, u. es wurde ein Verfahren wegen illegalen Landkaufs eingeleitet. Bojko verbrachte über 1,5 Jahre in U-Haft u. wurde im Okt. 2008 gegen Kaution freigelassen. 2012 wurde er im Zuge von einem Teil der Vorwürfe des Diebstahls von Landanteilen freigesprochen, 2015 wurde der Prozess jedoch zur weiteren Untersuchung der Straftaten wieder aufgenommen. Nach seiner Freilassung nahm er den doppelten Nachnamen Bojko-Velikij - nach dem Mädchename der Mutter - an u. begann, Gewänder im russ. Stil zu tragen. Unter Androhung einer Entlassung forderte er, dass alle Mitarbeiter seiner Unternehmen getauft u. verheiratet sein sollten. Die Produkte aus Ruza wurden in Geschäften mit einem von einem roten Kreuz durchgestrichenen Strichcode verkauft, weil dieser das "Siegel des Antichristen“ symbolisierte.
Mäzen der orthodoxen Kultur: Seit den 1990er Jahren leistet Bojko-Velikij finanzielle Unterstützung für Kirchen u. Klöster der Diözese Ivanovo. 2009 beteiligte er sich an der Gründung einer nach dem "Hl. Basilius dem Grossen" benannten russ. Kultur- u. Bildungsstiftung u. wurde deren Präsident, während seine Ehefrau Anna Vladimirovna, die in Kiev geboren wurde, ein Studium an der Geolog. Fakultät der MGU absolvierte, wo sie ihren Ehemann kennenlernte, ihn 1989 heiratete u. 3 Kinder hat, als Direktorin der Stiftung fungiert. Die Stiftung veranstaltet wissenschaftl. u. historische Konferenzen zu orthodoxen Themen u. arbeitet im Schulungsbereich mit dem Landwirtschaftsbetrieb "Russ. Milch“ zusammen. Wie "Meduza" darauf hinwies, ist Bojko-Velikij Mitglied der Gemeinschaft von Aleksej Averjanov, dem 1996 von der Hl. Synode der ROK im Ausland der Rang eines Protoiereus/Erzpriesters entzogen wurde. In seinem Buch "Für die Heilige Rus" veröffentlichte Bojko-Velikij Artikel, Interviews u. Ansprachen. 2011 wurde Bojko-Velikij vom Magazin Forbes zu einem der 9 ungewöhnlichsten russ. Geschäftsleute in der Kategorie Querköpfe, Sonderlinge u. Exzentriker ernannt. Laut der Zeitung Kommersant gehörte "Russische Milch" 2015 zu den 3 grössten Herstellern von Bio-Produkten in Russland. 2017-19 verkaufte Bojko-Velikij zwei eigene Vermögenswerte lukrativer Grundstücke in Moskau, auf denen später die Wohnkomplexe "Semjonovskij Park" u. "Kazakov Grand Loft" errichtet wurden.
Wie "Meduza" im selben Artikel ferner berichtete, stritt sich Bojko-Velikij 2012 mit seinen Nachbarn in Ruza u. einer Firma wegen eines Sandsteinbruchs, bei dem Bewaffnete versuchten, den Steinbruch gewaltsam zu besetzen.

Strafverfolgung 2019: Bojko-Velikij hatte Probleme mit der Justiz im Zusammenhang mit Vorwürfen wegen gross angelegten Betrugs u. Geldwäsche. Die Strafverfolgung wurde jedoch wegen Fehlens von Beweisen eingestellt. In einem anderen Fall wurde Bojko-Velikij 2019 im Zusammenhang mit Anschuldigungen wegen Unterschlagung von Geldern bei der Bank "Kredit Express" festgenommen /II III IV
/, wobei der Geschäftsmann sich nicht schuldig bekannte. Wie "Meduza" im selben Artikel ausführte, handelte es sich bei dieser Bank um ein kleines Finanzinstitut, das Mitte der 1990er Jahre von lokalen Unternehmern in der Stadt Shakhty im Gebiet Rostov gegründet wurde u. dessen 10%-Aktionär Bojko 2002 wurde, wobei sein Partner in diesem Geschäft u.a. der ehem. Mitgründer u. Vizepräsident von "Lukoil" Anatolij Kozyrev, Vorstandsvorsitzender der Bank, war. 2017 wurde das Vermögen der Bank auf 2,5 Mrd. Rubel geschätzt. Nachdem im Juni 2017 gegen den Direktor der Rostover Bank, Mikhail Kalmykov, wegen Diebstahls von 28 Mln. Rubel zu Lasten von "Kredit Express"-Einlegern ein Strafverfahren u. im März 2018 ein Insolvenzverfahren in der Bank eröffnete wurde, wurde 9 Monate später gegen Bojko-Velikij, eine weitere Aktionärin u. 5 Bankangestellte Anklage wegen Diebstahls von über 180 Mln. Rubel u. 929 Tsd. USD erhoben. Der Anwalt von Bojko-Velikij, Aleksej Averjanov, Sohn des Priesters Aleksej Averjanov, sagte, dass Bojko-Velikij während seiner Festnahme persönlich beschuldigt wurde, im Jahr 2014 500 Tsd. USD vom Konto des ehem. Miteigentümers der Bank "Kredit Express" Vladimir Shein gestohlen zu haben, wobei Vertreter der Firma "Ruzskoe Moloko" angaben, dass sie die Anschuldigungen gegen Bojko-Velikij für unbegründet hielten. Im Juni 2019 verhaftete das Moskauer Basmannyj-Gericht den Milchfirmenbesitzer dann wegen besonders grosser Unterschlagung - es war die Rede von einer Deliktsumme von 4 Mln. USD bei der Bank "Kredit Express" - zu 2 Monaten Haft u. weigerte sich, ihn gegen eine Kaution von 10 Mln. Rubel freizulassen. Bojko-Velikijs Tochter, Marija Presnova-Bojko, teilte "Meduza" mit, dass ihr Vater nicht an den Aktivitäten von "Kredit Express" teilgenommen habe. 2021 reichte die Generalstaatsanwaltschaft ein Strafverfahren gegen Bojko-Velikij u. andere Involvierte der Bank "Kredit Express" wegen Unterschlagung vor Gericht ein. Die präventive Zwangsmassnahme gegen Bojko-Velikij wurden später von Haft in Hausarrest geändert. Im Jan. 2023 wurden Anteile an mehreren Strukturen der Agrarholding "Russische Milch" verkauft. Die Aktien von "Ihr Finanztreuhänder" VFP, die mit dem Gründer von "Russ. Milch“ Vasilij Bojko-Velikij verbunden waren, wurden versteigert. Wie der Kommersant berichtete, könnte der ehem. Gouverneur des Gebiets Tver, s. Dmitrij Zelenin,  Miteigentümer des Agrarbetriebs "Russ. Milch“ werden, denn die Struktur Zelenins gewann die Auktion zum Verkauf von Anteilen an mehreren Unternehmen der Holding, die 23,5 Tsd. Hektar landwirtschaftl. Nutzfläche im Moskauer Gebiet u. Milchviehbetriebe für 4 Tsd. Tiere umfasst. Im Okt. 2023 wurde Bojko-Velikij vom Moskauer Cherjomushkin-Gericht wegen Unterschlagung bzw. Veruntreuung durch eine organisierte Gruppe von fast 89 Mln. Rubel gemäss Art. 160 Teil 4 StGB RF zu 6,5 Jahren Lagerhaft mit allgemeinem Strafvollzug verurteilt /II/. Das war weniger als von der Staatsanwaltschaft gefordert, die eine Freiheitsstrafe von 9 Jahren gefordert hatte. Die anderen Bank-Angeklagten, fast alles Frauen, wurden ebenfalls zu Haftstrafen von mehreren Jahren verurteilt. Das Gericht stellte fest, dass die Verurteilten 2013-18 über 190 Mln. Rubel von der Bank "Kredit Express" durch betrügerische Kreditverträge, die an ehem. Kunden oder Mitarbeiter von Briefkastenfirmen vergeben wurden, gestohlen hatten.
Ukraine:
Schon im März 2014 huldigte er öffentlich Putin u. erklärte die Einigkeit von Russland u. der Ukraine u. dass die ukrain. Sprache ein Dialekte der russ. Sprache sei. Nach
dem von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine unterzeichnete Bojko-Velikij im März 2022 einen Aufruf zur Unterstützung der russ. Militäroperation in der Ukraine. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihm daher öffentl. Unterstützung für die russ. Aggression gegen die Ukraine vorgeworfen.)

BOJCOV, Aleksandr Ilich II III (russ. Jurist, ehem. Richter am Verfassungsgericht RF. In der Sowjetzeit war er beruflich im industriell-militär Komplex tätig. Absolvent der Jurist. Fakultät der Staatsuniversität Leningrad mit 2 Dissertationen  über "Theoret. Fragen der strafrechtl. Haftung u. Befreiung von ihr“ u. zum Thema "Strafrecht: Substantielle attributive u. normative Aspekte des Handelns“. Kandidat der Jurisprudenz bzw. Dr. iur. Bojcov, der dem kremltreuen "St. Petersburger Flügel" der Verfassungsrichter RF angehört, studierte mit V. Putin an der Jurist. Fakultät der Leningrader Staatsuniversität u. war später Lehrer u. Kollege s. Dmitrij Medvedevs an der Jurist. Fakultät. Ab 1981 arbeitete er am Institut für Strafrecht der Jurist. Fakultät der Staatsuniversität Leningrad/SPB als Assistent, Assistenzprofessor u. Professor. Ehem. Mitglied der Arbeitsgruppe, die das Musterstrafgesetzbuch für die GUS-Staaten ausarbeitete. Ab 2002 war er stv. Vorsitzender der Begnadigungskommission in SPB. Im Juni 2010 wurde er von Präsident RF D. Medvedev dem Föderationsrat RF zur Ernennung zum Richter am Verfassungsgericht RF vorgeschlagen, der ihn im Juli zum Richter an diesem Gericht ernannte. 2014 beteiligte sich Bojcov an der Legalisierung der völkerrechtswidrigen Annexion u. Besetzung der ukrain. Krym durch Russland.
Kritik: Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird Verfassungsrichter Bojcov "Teilnahme an einem Verfassungsstreich" des Putin-Regimes vorgeworfen, wofür er volle Verantwortung für die legalist. Ausgestaltung der personalist. Diktatur in Russland trage. 2020 fungierte das Verfassungsgericht RF als Institution, die das umstrittene Verfahren u. somit den Coup mittels  selbst legalisierte. Damals schlug s. Valentina Tereshkova als Vertreterin der kremlnahen Partei "Einiges Russland" in der Staatsduma RF vor, im Rahmen einer Verfassungsänderung die Beschränkung der Amtszeit des Präsidenten RF aufzuheben, d.h. die Anzahl der Amtszeiten, die er, d.h. V. Putin, als Präsident bereits absolviert hatte, "auf Null zurückzusetzen“, um die erneute Wiederwahl Putins, der nach 2 Amtsperioden laut Verfassung RF nicht mehr kandidieren durfte, zum Präsidenten RF zu ermöglichen. Auf einer Sitzung der Staatsduma RF unterstützte Putin persönlich Tereshkovas Vorschlag, verwies jedoch auf die Notwendigkeit, eine Stellungnahme des Verfassungsgerichts RF über die Vereinbarkeit der Änderungen mit der geltenden Verfassung RF einzuholen. Bereits nach zwei Tagen anerkannte das Verfassungsgericht RF, von Kritikern als eine reine Marionette des Kremls zur Ausführung des polit. Willens Putins diskreditiert, quasi in vollem Umfang die Rechtmässigkeit der "Annullierung" der Amtszeiten Putins, obwohl es 1998 bei ähnlicher Frage die Nominierung von Präsident s. Boris Elcyn zum 3. Mal in Folge noch untersagt hatte. Bemerkenswert in Putins Fall ist, dass die Richter die neue Entscheidung damit begründeten, dass die gültige VerfassungRF eine früher fehlende "Sonderklausel" enthalte, die gewisse "spezielle histor. Faktoren" berücksichtige, darunter den "Grad der Gefährdung des Staates u. der Gesellschaft sowie den Zustand des polit. u. wirtschaftl. Systems". Nach Ansicht vieler Beobachter, Experten u. Analysten war das Hauptziel des gesamten Vorhabens dieser überstürzt durchgezogenen Verfassungsreform, die auf Initiative der Anhänger Putins u. unter Druck des Kremls vom Parlament verabscheidet u. per gesteuertem Volksreferendum mit 78% der Stimmen bestätigt u. einige Tage später von Putin selbst unterzeichnet wurde, dass Putin mit Hilfe seiner Hauspartei "Einiges Russland" auch nach 2024 an der Macht bleiben kann. Diese einzigartigen Vorgänge u. Massnahmen, die die verfassungsrechtl. u. rechtl. Formalisierung der Putin-Diktatur vollendeten, werden von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, als illegitimer u. antidemokrat. Verfassungscoup angesehen. Im Übrigen erhielten die russ. Behörden mit den entsprechenden Verfassungsänderungen von 2020 die Möglichkeit, Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte zu ignorieren. Ferner wurden das Konzept der "inneren Bedrohungen“ eingeführt, die der Sicherheitsrat RF zu bekämpfen hat, u. die Vollmachten des Präsidenten RF erweitert. Bojcov, dessen Name in der Datenbank der ukrain. Organisation "Myrotvorec" eingetragen ist u. per Dekret des ukrain. Präsidenten im Mai 2018 auf die Sanktionsliste der Ukraine gesetzt wurde, verdiente 2019 5`826,705 Mln. Rubel u. schied Ende Sept. 2020 nach Erreichen der Altersgrenze als Richter aus dem Verfassungsgericht RF aus. s. auch BONDAR, Nikolaj Semjonovich u. KAZANCEV, Sergej Mikhajlovich.)

BOKAREV, Andrej Removich II (russ. Finanzfachmann, Geschäftsmann-Oligarch-Topmanager, USD-Mlliardär. Absolvent des Moskauer Finanzinstituts. In den 1990er Jahren war er kommissar. Vorstandsvorsitzender der Nationalen Investitionsbank, stv. Generaldirektor von "Rosexportles" u. Generaldirektor des österreichischen Unternehmens "Krutrade AG", dessen Hauptnutzniesser s. Iskandar Makhmudov war. 1999 wurde er Mitglied des Vorstands der "Uraler Bergbau- u. Metallurg. Gesellschaft" UGMK/UMMC, Mitglied des Vorstands von "Kuzbassrazrezugol" u. stv. Generaldirektor für den Auslandsmarkt der "Verwaltungsgesellschaft STIN Holding". In den 2000er Jahren war er Vorstandsvorsitzender der "Kuzbasrazrezugol"-Holding, Mitglied des Vorstands von "Altaj-Koks" u. Mitglied des Vorstands von "Transmashholding", die aus der 2004 von Bokarev u. Makhmudov vorgenommenen Vereinigung unterschiedlicher Maschinenbaubetriebe hervorging. Ausserdem wurde Bokarev in diesen Jahren auch Mitglied des Vorstands von "Rosterminalugol", Vorsitzender des Verwaltungsrats von "Kuzbassrazrezugol" u. Mitglied des Verwaltungsrats von "Novosibirskenergo". 2008 wurde er Vorstandsvorsitzender der "Transmashholding". 2007 wurde Bokarev zum Mitglied des Rats des Präsidenten RF für die Entwicklung von Körperkultur u. Sport, Spitzensport, Vorbereitung u. Durchführung der 22. Olymp. Winterspiele u. 11. Paralymp. Winterspiele 2014 in Sotschi ernannt. 2007-10 war er Präsident des Russ. Alpinen Ski- u. Snowboardverbands. 2013 wurde Bokarev zusammen mit Iskandar Makhmudov Miteigentümer einer 25-%en Beteiligung an der "Central Suburban Passenger Company" u. zahlte dafür insgesamt 2,3 Mrd. Rubel.
Vermögen: Seit 2006 wird Bokarev in der Bewertung des
Magazins Forbes geführt, in der er mit einem Vermögen von 500 Mln. USD/2009 bis 1,1 Mrd. USD/2008 die Ränge 69/2007 bis 98/2008 belegte. 2010 lag er mit einem Vermögen von 700 Mln. USD auf Platz 94. In der Rangliste der reichsten Geschäftsleute Russlands, die im April 2021 vom Magazin Forbes veröffentlicht wurde, belegte Bokarev mit einem Vermögen von 2,5 Mrd. USD den 59. Platz. Im vergangenen Jahr war sein Vermögen um 800 Mln. USD gewachsen.
Kritik: Bokarev werden von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, Verbindungen zur organisierten Kriminalität, Geldwäscherei, grenzüberschreitende Korruption u. Nähe zum Putin-Regime vorgeworfen. Bokarevs Name tauchte im Mai 1995 im Zusammenhang mit der Ermordung des Gangsterbosses s. Sergej Timofeev, genannt "Sylvester", dem Anführer der organisierten kriminellen Gruppe "Orekhovskaja", auf. Es wird angenommen, dass Bokarev bis zu einem bestimmten Zeitpunkt die Geschäftsinteressen dieser Gruppe vertrat, aber nach dem Tod ihres Anführers sich nach neuen Gönnern umsehen musste. Seitdem besteht eine enge Partnerschaft mit dem russ.-uzbek. Geschäftsmann s. Iskandar Makhmudov, der mit der berühmt-berüchtigten organisierten kriminellen Gruppe "Izmajlovskaja" verbunden ist. Darüber hinaus stehen Bokarev u. Makhmudov mit dem Fall der "Russ. Mafia in Spanien“ gegen die Anführer der nicht weniger berüchtigten kriminellen Gruppe "Tambovskaja-Malyshevskaja“ in Verbindung. Bokarevs grosszügige finanzielle Unterstützung für die olymp. Projekte in Sotschi brachte ihn V. Putin näher. Mit der Verhängung von Sanktionen gegen Russland u. gegen Putins persönl. Gefolge aus dem Kreis der Oligarchen wegen der völkerrechtswidrigen Annexion der Krym u. der bewaffneten Intervention in der Ostukraine von 2014 erwies sich der Kreml als sehr nützlich für die Oligarchen der "zweiten Stufe" wie Bokarev. So erhielten die Strukturen Bokarevs u. Makhmudovs
im 1. Jahr der Sanktionen staatl. Aufträge in der Höhe von über 130,7 Mrd. Rubel von der Russ. Eisenbahn u. der Moskauer Metro, so dass sie sogar Putins Partner s. Arkadij Rotenberg verdrängen konnten. 2015 kauften die Strukturen Bokarevs u. Makhmudovs 30% des Kohleunternehmens "Kolmar" vom Ölhändler "Gunvor", der vor der Einführung der Sanktionen einem anderen Putin-Partner, s. Gennadij Timchenko, gehörte. Bokarevs Eintritt in den "inneren Kreis“ des Kremlchefs erklärt sich aus der Absicht, die von Putin kontrollierten Vermögenswerte durch seine Freunde vor der Verhängung von Sanktionen zu schützen, sowie aus seiner Bereitschaft, heikle Aufgaben im Interesse des herrschenden Regimes, z.B. Investitionen in die annektierte Krym u.a. aussenpolit. "Projekte" des Kremls, wahrzunehmen. Laut einem Wirtschaftsexperten wurden die Projekte Bokarevs massgeblich von den Geheimdiensten unterstützt. Das Finanzimperium von Makhmudov, Bokarev u.a. Miteigentümern der UGMK/UMMC umfasst über 10 EU-Länder, von denen Frankreich, wo "Alstom" 2010 25%+1 der Anteile an "Transmashholding" kaufte, an vorderster Front steht. 2011 unterzeichneten die russ. u. französ. Seite einen Vertrag über den Bau von 2 Hubschrauberträgern der "Mistral"-Klasse für die russ. Marine im Wert von 1,52 Mrd. USD. Ein Teil der Schiffe wurden auf einer "Alstom"-Werft gebaut, wobei der Kaufvertrag 2015 aufgehoben wurde, nachdem Frankreich die Lieferung zweier Schiffe ausgesetzt hatte u. diese an Ägypten verkauft wurden.
Sanktionen: Im April 2022 geriet der
russ. Grossunternehmer u. das Vorstandsmitglied mehrerer grosser staatsnaher Unternehmen vor dem Hintergrund des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine unter persönl. Sanktionen des Vereinigten Königreichs. Die Grundlage dafür bildeten seine enge Verbindung zum Kreml u. die finanziellen Vorteile, die er durch die Unterstützung des Putin-Regimes erhielt. Nach seiner Aufnahme in die UK-Sanktionsliste legte Bokarev sein Amt als Präsident von "Transmashholding" nieder u. trat aus dem Vorstand zurück. Bereits im März 2022 trat er aus den Verwaltungsräten von "UGMK/UMMC", der "Verwaltungsgesellschaft Kuzbassrazrezugol", "Vostochnyj Port" u. "Rosterminalugol" zurück u. hörte auf, Mehrheitsbegünstigter zu sein. Aus ähnlichen Gründen wurde Bokarev auf die Sanktionslisten der Ukraine, Australiens u. Neuseelands gesetzt. Zuvor wurde Bokarev auf die legendäre "FBK"-"Liste der korrupten Beamten u. Kriegstreiber" s. Aleksej Navalnyjs, dessen Mitarbeiter Recherchen zum Fall Bokarev anstellten, mit dem Vorschlag gesetzt, internationale Sanktionen gegen ihn zu verhängen, weil er "Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine finanziert oder Finanzen im Interesse des Putin-Regimes verwaltet“. Im Sept. 2023 gelangte Bokarev endlich auf die Sanktionsliste des US-Finanzministeriums, während die Behörden des Landes feststellten, dass Bokarev Verbindungen zum Verteidigungsminister RF s. Sergej Shojgu sowie zum Oligarchen Iskandar Makhmudov u. zu anderen hochrangigen Beamten u. deren Familien unterhält. Bokarev stehe auch in Verbindung mit Akteuren der organisierten Kriminalität u. versuche, die gegen ihn verhängten Sanktionen zu umgehen. Ausserdem habe er mit verschiedenen Treuhand- u. Konzerngesellschaften zusammengearbeitet, um Briefkastenfirmen zu gründen, die möglicherweise der Geldwäsche dienen, lautet der Vorwurf der Amerikaner. Den US-Sanktionen unterliegt auch seine Firma "Transmashholding", sein Partner Makhmudov u. seine aus der Ostukraine stammende /Ex?-/Frau Olga Syrovatskaja, deren Name als Familienmitglied Bokarevs ebenfalls auf der ukrain. Sanktionsliste figuriert.)

BOKERIJA, Leo(nid) Antonovich II (sowjet. bzw. russ. hochdekorierter u. staatsnaher Herzchirurg u. Institutsleiter abchas.-georg. Herkunft. Absolvent der nach I.M. Sechenov benannten 1. Staatl. Medizin. Universität Moskau mit 2 Dissertation zu kardiolog. Themen. Seit 1968 arbeitete er am "A.N. Bakulev"-Institut für Herz-Kreislauf-Chirurgie der Russ. Akademie der Medizin. Wissenschaften der UdSSR, 1994-2019 als Direktor des nach A.N. Bakulev benannten Nationalen Medizin. Forschungszentrums für Herz-Kreislauf-Chirurgie der Russ. Akademie der Medizin. Wissenschaften, das der Zuständigkeit des Ministeriums für Gesundheit RF unterstand. Seit Nov. 2019 Präsident dieser Institution. 1994 wurde er ordentl. Mitglied der Russ. Akademie der Medizin. Wissenschaften mit Spezialisierung auf Herzchirurgie, 2011 ordentl. Mitglied der RAW in der Abteilung für Physiologie u. Grundlagenmedizin. Leiter des Lehrstuhls für Herz-Kreislauf-Chirurgie Nr. 2 der nach I.M. Sechenov benannten 1. Staatl. Medizin. Universität Moskau u.a. Präsident der Allruss. öffentl. Organisation "Liga der Gesundheit der Nation", Mitglied des öffentl. Rats des Verteidigungsministeriums RF, wo er Vorsitzender der Kommission für Breitensportarbeit u. Gesundheitsschutz des Militärpersonals ist. Stv. Sekretär der Gesellschaftskammer RF. Träger von etwa 40 Auszeichnungen u. Titeln, darunter des Staatspreises RF u. des Preises der Regierung RF. 2012 u. 2018 war er offizieller Vertrauter des Kandidaten für die Präsidentschaft RF V. Putin. 2020 wurde er in die Kommission zur Verfassungsreform aufgenommen, die die bisherigen Amtszeiten Putins annullierte.
Kritik: 2014 warf "Dissernet" L.A. Bokerija vor, eine regelrechte „Fabrik“ zum Verfassen von Dissertationen mit falschen Entlehnungen u. gefälschten Daten zu betreiben. Die Zeitung Troickij variant - Wissenschaft veröffentlichte eine Untersuchung des Präsidenten der "Gesellschaft der Spezialisten einer auf Beweisen basierenden Medizin" Vasilij Vlasov, der selbst für "Dissernet" tätig ist, über Dissertationen, die am
von Bokerija geleiteten Nationalen Medizin. Forschungszentrum für Herz-Kreislauf-Chirurgie "A.N. Bakulev" verteidigt wurden. Der Verfasser der Untersuchung bestätigte, dass von einer Vielzahl von Dissertationen mit reichlich unkorrekten Entlehnungen drei Viertel unter der Leitung Bokerijas durchgeführt wurden u. dass diese Arbeiten Anzeichen von Datenfälschungen in Form von Substitutionen von arithmetisch oder statistisch unmöglichen Werten aufweisen.​)

BOKOVA, Irina II (ehem. Generaldirektorin der UNESCO /2009-17/ bulgar. Herkunft. Ihr Vater war Mitglied des antifaschist. Widerstands, Fünktionär der Bulgar. KP, Chefredaktor der offiziellen Zeitung der BKP u. Sekretär des ZK der BKP. Ihr Bruder hatte verschiedene Regierungs- u. diplomat. Ämter inne. Bokova studierte in der Sowjetzeit an der MGIMO in Moskau mit einem Abschluss in internationalen Beziehungen. Danach arbeitete sie im Aussenministerium der VR Bulgarien, wo sie verschiedene Funktionen in der Zentrale innehatte u. für die Zusammenarbeit mit der UN verantwortlich war. Danach wechselte sie zur ständigen Mission der VRB bei der UN. 1990 wurde sie zur Abgeordneten der bulgar. Nationalversammlung gewählt. Dann arbeitete sie noch kurze Zeit im Aussenministerium Bulgariens, musste jedoch wegen der polit. Wende bald die staatl. Behörden verlassen, da die bulgar. Regierung jetzt von Vertretern der demokrat. Opposition dominiert wurde u. Vertreter der kommunist. Nomenklatura darin keinen Platz mehr fanden. 1995 wurde Bokova, die ihre Karriere nicht aufgab, dennoch stv. Aussenministerin Bulgariens u. Regierungssekretärin für Europ. Integration in der sozialist. Regierung von Zhan Videnov. 1996 kandidierte sie bei der Präsidentschaftswahl für das Amt des Vizepräsidenten, verlor diesen Posten jedoch an die Oppostion. 2001 wurde sie erneut zur Abgeordneten der bulgar. Nationalversammlung gewählt. 2005, nach der Rückkehr der Sozialisten an die Macht, wurde sie zur ao. u. bevollmächtigten Botschafterin Bulgariens in Frankreich u. zur Ständigen Vertreterin ihres Landes bei der UNESCO ernannt. Im Sept. 2009 wurde Bokova im 5. u. letzten Wahlgängen vom UNESCO-Exekutivrat für den Posten des Generaldirektors mit 31 von 58 Stimmen nominiert. Ihre Kandidatur wurde Mitte Okt. von der  Generalversammlung aller 193 UNESCO-Mitgliedsländer mit 166 Ja-Stimmen, 7 Nein-Stimmen u. 2 Enthaltungen genehmigt. Mitte Nov. trat Bokova als erste Osteuropäerin ihr Amt an. Im Nov. 2013 wurde sie für eine 2. Amtszeit als Generaldirektorin der UNESCO wiedergewählt. Im Feb. 2016 teilte die Ständige Vertretung Bulgariens bei der UN dem Präsidenten der Generalversammlung u. dem Präsidenten des Sicherheitsrats der UN offiziell die Nominierung Irina Bokovas für das Amt des UN-Generalsekretärs mit /s. unten/. Gewählt wurde jedoch der Portugiese s. António Guterres. Die Russlandnähe Bokovas war unübersehbar u. offensichtlich. Am 9. Mai 2015 nahm sie an der Siegesparade von Moskau teil u. sass dabei - ein Jahr nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krym durch Russland - mit dem südkorean. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon auf der Ehrentribüne neben dem Präsidenten RF V. Putin u. dem chines. Staatschef Xi Jinping; ausserdem sassen dort noch die Führer der Mongolei, Venezuelas, Serbiens u. einer Reihe von GUS- u. anderer nichtwestl. Staaten. Als Ende März 2016, im 5. Jahr des Kriegs in Syrien, syrische Regierungstruppen mit Unterstützung der russ. Luftwaffe u. der libanes.-proiran. Hisbollah-Miliz die antike Ruinenstadt Palmyra zurückeroberten, begrüsste Bokova diese umstrittene Offensive in ihrer Funktion als UNESCO-Generaldirektorin ausdrücklich. Ausser eines Ordens, der ihr vom Muftirat Russlands u. von der Republik Baschkirien verliehen wurde, sind keine russ. Orden oder Auszeichnungen bekannt. Im Nov. 2017 endete das Mandat Bokovas als Generaldirektorin der UNESCO.
Kritik: Ausser der Kritik
, Bokova höre zu stark auf Russland, erschienen in den Wochen bevor Bokova vom Exekutivrat der UNESCO für eine 2. Amtszeit nominiert wurde, einzelne französ. Publikationen, in denen die Bulgarin für die Art u. Weise kritisiert wurde, wie sie die Organisation leite/te. Anlass war eine Prüfung der Aktivitäten der UNESCO durch den französ. Rechnungshof. Den Veröffentlichungen zufolge wurden v.a. das Fehlen von Reformen bei Struktur u. Personal sowie die mangelnde Bewältigung der finanziellen Herausforderungen kritisiert, die durch die Entscheidung der USA verursacht wurden, ihren Mitgliedsbeitrag in der Organisation - der immerhin 22% des Budgets ausmachte - nicht zu zahlen. Kritiker sprachen davon, Bokova habe sich „in einem Elfenbeinturm“ eingeschlossen, während andere Bokovas Personalpolitik kritisierten. Das französ. Aussenministerium etwa sah die Rolle Bokovas positiver, indem es feststellte: „Während ihrer ersten Amtszeit führte Bokova die Organisation in einer schwierigen finanziellen u. polit. Situation mit Mut u. unter Berücksichtigung der Reformen, die in ihrer zweiten Amtszeit umgesetzt werden müssen.“ Auch die Agentur "Associated Press“ wies darauf hin, dass es Bokova gelungen sei, die UNESCO durch „eine ihrer schwierigsten Phasen zu führen, die auf den Verlust von 220 Mln. USD zurückzuführen war“, weil „Washington die Zahlung seiner Mitgliedsbeiträge eingestellt hat“. Die Agentur wies insbes. darauf hin, dass „Bokova es trotz fehlender Mittel geschafft hat, den Haushalt der UNESCO auszugleichen u. gleichzeitig Initiativen wie die Förderung der Alphabetisierung von Mädchen in Afghanistan durchzuführen“. Im Nov. 2011 rief die UNESCO-Chefin die USA eindringlich dazu auf, ihre Beitragszahlungen nicht einzstellen. Aufgrund ihrer /objektiven/ Eigenschaften galt die Bulgarin schon lange als Favoritin für die Nachfolge von Ban Ki Moon. Anlässlich ihrer Kandidatur für das Amt des UN-Generalsekretärs, die durch die bulgar. Regierung unter PM Bojko Borisov gefördert wurde, hiess es in einem Beitrag der bulgar. Zeitung Kapital dazu:Bokova hat in einer grossen internationalen Organisation - der UNESCO, die sie für eine zweite Amtszeit leitet - überzeugend ihre diplomatischen u. Managementfähigkeiten unter Beweis gestellt. Sie geniesst ein gutes Ansehen bei den fünf ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrats, spricht fliessend Englisch, Französisch, Spanisch u. Russisch - vier der sechs offiziellen Sprachen der UN - nur zwei sind erforderlich. Sie hat eine klare Vision für die Mission u. die Aktivitäten der Organisation. Auch das geografische Prinzip u. die Tatsache, dass sie eine Frau ist, spielen für Bokova eine Rolle." /s. bulgar. Wikipedia/ Ende Sept. wurde die Favoritin Bokova jedoch von Borisov fallengelassen, weil sie bei der letzten Probeabstimmung im SR schlecht abschnitt, u. durch Kristalina Georgieva ersetzt. Bei einem Treffen mit einem NZZ-Journalisten in Zürich habe sich Bokova zwar als engagierte, aber nicht besonders charismat. Kandidatin erwiesen u. habe klare polit. Aussagen gescheut. Etwa auf die Frage, ob Syriens Diktator s. Bashar al-Asad vor ein UN-Tribunal gehöre, habe sie mit dieser Reaktion unverbindlich geantwortet: Das Wichtigste ist für mich, dass es Frieden gibt". Gefragt, ob sie den Einsatz von UN-Friedenstruppen in der umkämpften Ostukraine sinnvoll fände, meinte sie: „Nun, wenn es der Sicherheitsrat so entscheidet.“ Beim Thema der ihr unterstellten Nähe zu V. Putin habe sie gesagt: „Gerade weil wir Osteuropäer nicht mit demokrat. Werten aufwuchsen, sind wir umso überzeugter von ihrer Wichtigkeit.“ Als die abtretende UNESCO-Generaldirektorin gefragt wurde, was ihr Nachfolger an Fähigkeiten mitbringen müsse, antwortete sie: „Er muss die Mitglieder vereinen können“. Zur Nachfolgerin Bokovas wurde die französ. Ex-Ministerin Audrey Azouley gewählt.
Tätigkeit nach der UNESCO: 2018 wurde bekannt, dass Bokova an der südkorean. Kyung-Hee-Universität lehren werde. Die Universität verlieh ihr die Ehrendoktorwürde in Friedenswissenschaften. Ausserdem wurde sie Professorin u. emeritierte Kanzlerin des "Humanitas College". 2018 trat sie als unabhängige Direktorin dem Vorstand des russ. Unternehmens "Phosagro" bei. Hierbei handelte es sich um den grössten Hersteller von phosphorhaltigen Düngemitteln sowohl in Russland als auch in Europa. Nach Beginn des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine verliess Bokova die AG. 2020 wurde sie zum Internationalen Ehrenmitglied der "American Academy of Arts and Sciences" in Klasse V, Abschnitt „Wissenschaftliche, kulturelle u. nichtstaatliche Führung“, gewählt.)


BOKOVA, Ljudmila Nikolaevna lI III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI (ehem. russ. Geschichtslehrerin, ehem. Parlamentarierin RF. Absolventin des Staatl. Pädagog. Instituts Borisoglebsk, heute Zweigstelle der Staatsuniversität Voronezh, mit einem Abschluss als Lehrerin für russ. Sprache, Literatur u. Geschichte. Nach ihrem Studienabschluss zog sie ins Gebiet Saratov, wo sie ab 2000 als Geschichtslehrerin an verschiedenen Schulen in den Städten Rtishchevo  u. Balashov arbeitete, parallel dazu Archäologie studierte u. Mitglied der Gebietsfiliale Saratov der "Pädagog. Gesellschaft Russlands“ war. 2010 gewann sie den Saratover Gebietswettbewerb der besten Lehrer.
Politik: Staatsduma RF: 2011 wurde sie
bei den Parlamentswahlen dieses Jahrs als parteilose Kandidatin der kremlnahen Partei "Einiges Russland nominiert u. zur Abgeordneten der 6. Staatsduma RF gewählt. Dort war sie stv. Vorsitzende des Bildungsausschusses.
Föderationsrat RF 1.0:
Im April 2012 ernannte der neue Gouverneur des Gebiets Saratov s. Valerij Radaev von "Einiges Russland" Ljudmila Bokova für die nächsten 5 Jahre zum Mitglied des Föderationsrats RF aus der Verwaltung des Gebiets Saratov als Ersatz für Senator Vladimir Gusev, wobei Bokova ihr Mandat als Abgeordnete der Staatsduma RF vorzeitig abgab. Ihr Amt als stv. Vorsitzende des Bildungsausschusses "verlor" sie an Aljona Arshinova u. das vakante Mandat des Duma-Abgeordneten ging an den Geschäftsmann Aleksandr Shishkin von "Einiges Russland“ aus dem Khabarovsker Land. Im Föderationsrat RF trat Bokova dem Ausschuss für Wissenschafts-, Bildungs-, Kultur- u. Informationspolitik bei. Im Aug. 2012 wurde Bokova als Teil der Liste von "Einiges Russland“ für die Wahlen zur 5. Gebietsduma Saratov nominiert; sie belegte den 1. Platz in der Regionalgruppe u. erlangte ein Mandat, das sie jedoch ablehnte. Im Juli 2013 wurde sie zur Co-Vorsitzenden des regionalen Hauptquartiers der "Alruss. Volksfront" im Gebiet Saratov gewählt. Im Sept. 2013 wurde sie Mitglied der Delegation des Föderationsrats RF in der "Parlamentar. Versammlung der Schwarzmeer-Wirtschaftszusammenarbeit" PACHES/PABSEC u. Mitglied ihres Ausschusses für Kultur, Bildung u. soziale Fragen. 2015 wurde sie für 2 Jahre zur stv. Vorsitzenden der PACHES-Generalversammlung gewählt. Aufgrund ihrer Position war sie Mitglied des PACHES-Büros u. des Ständigen Ausschusses. Ferner war sie Mitglied der Regierungskommissionen für Migrationspolitik u. für Kommunikation u. Mitglied des Rats für lokale Selbstverwaltung beim Vorsitzenden des Föderationsrats RF. Im Nov. 2013 wurde sie zur stv. Vorsitzenden des FR-Ausschusses für Verfassungsgesetzgebung, Rechts- u. Justizfragen sowie für Entwicklung der Zivilgesellschaft gewählt. Im Feb. 2014 wurde sie Vorsitzende der Nichtständigen Kommission des Föderationsrats RF für die Entwicklung der Informationsgesellschaft.
2014 schloss sie ihr Studium an der "Modernen Universität für Geisteswissenschaften" in Moskau mit dem Schwerpunkt Rechtswissenschaften ab. 2015 absolvierte sie bei RANEPA eine berufliche Umschulung in Richtung "Projektmanagement im Bereich Staatsstrukturen“. 2016 erhielt sie einen Master-Abschluss in Rechtswissenschaften. Im Juni 2017 wurde sie in die temporäre Kommission des Föderationsrats RF für den Schutz der staatl. Souveränität u. die Verhinderung der Einmischung in die inneren Angelegenheiten der RF aufgenommen.
2017 wurde Bokova als Teil der Liste "Einiges Russland“ für die Wahlen zur 6. Gebietsduma Saratov nominiert; sie belegte wiederum den 1. Platz in der Regionalgruppe u. erhielt ein Mandat als Abgeordnete der Gebietsduma.
Föderationsrat RF 2.0: Im Sept. 2017 stimmten die Abgeordneten der Gebietsduma Saratov auf ihrer ersten Sitzung für die Ernennung Bokovas zum Mitglied des Föderationsrats RF aus der Gebietsduma Saratov für die restliche Amtszeit der Staatsduma. Ihr vakantes Mandat als Abgeordnete der Gebietsduma Saratov übertrug die Wahlkommission an den nächstfolgenden Kandidaten auf der Liste, den Historiker Aleksej Naumov. Im Föderationsrat wurde Bokova 1. stv. Vorsitzende des Ausschusses für Verfassungsgesetzgebung u. Staatsaufbau. Im Feb. 2018 wurde Bokova Leiterin der Arbeitsgruppe "Sicherer Informationsraum für Kinder“ im Koordinationsrat der Regierung RF für das auf Initiative von V. Putin ausgerufene "Jahrzehnt der Kindheit“. In diesem Zusammenhang befasste sie sich etwa mit der Frage, wie das Kleinkind von Internet-Bedrohungen zu schützen sei. Für ihren "grossen Beitrag zur Entwicklung des russ. Parlamentarismus u. ihre aktive Gesetzgebungstätigkeit" wurde Bokova im Jan. 2017 die Medaille des Ordens "Für Verdienste für das Vaterland" II. Grades verliehen.
Gesetzgebung:
Im Dez. 2017 gehörte Senatorin Bokova zu einer Gruppe von Abgeordneten der Staatsduma RF u. des Föderationsrats RF, die das berühmt-berüchtigte Gesetz über "ausländ. Agenten“ verfassten. Ende Nov. 2019 wurde die Gesetzvorlage in 2. u. 3. Lesung von der Staatsduma RF u. später vom Föderationsrat RF genehmigt. Nachdem sie
Anfang Dez. 2019 vom Präsidenten RF V. Putin unterzeichnet wurde, trat das neue Repressionsgesetz in Kraft u. leitete den Prozess der Strafverfolgung u. des Verbots unerwünschter unabhängiger NROs sowie der verschärften polit. Unterdrückung u. Verfolgung von Regimegegnern u. Oppositionellen in Russland ein.
Im Dez. 2018 gehörte Senatorin Bokova zu einer Gruppe von Abgeordneten, die
das berühmt-berüchtigte Gesetz über die "Bestrafung für die Verbreitung von Fälschungen bzw. Falschinformationen u. Veröffentlichungen, die Respektlosigkeit gegenüber den Machtorganen aufweisen", verfassten.
Im Jan. 2019 erarbeiteten Bokova u. eine Gruppe von Parlamentariern einen Gesetzentwurf, der in Russland ab 1. Feb. 2020 eine Registrierungspflicht für alle Mobilfunkgeräte mit Internetzugang unter Verwendung der internationalen Mobilfunkgerätekennung IMEI - International Mobile Equipment Identity - einführte.
Im Aug. 2019, nach mehreren Protesten in Moskau, die sich gegen die Weigerung der Moskauer städtischen Wahlkommission richteten, Oppositionskandidaten die Teilnahme an Wahlen in Moskau zu gestatten, schlug Bokova vor, die Idee der Entanonymisierung im Internet im Parlament zu diskutieren mit dem Argument, dass die Zahl der unter Nutzung der Anonymität im Internet begangenen Straftaten rasant zunehme.
Regierung RF: Im Jan. 2020 wurde Bokova
von PM s. Mikhail Mishustin zur Staatssekretärin u. Stv. des Ministers für digitale Entwicklung, Kommunikation u. Massenmedien RF Maksut Shadaev ernannt. Nachdem sie diese Ernennung angenommen hatte, trat Bokova vorzeitig von ihren Ämtern im Föderationsrat RF zurück, obwohl ihre Amtszeit erst im Sept. 2022 ablief. Nach 7 Monaten Dienst verliess sie auf eigenen Wunsch das Ministerium. Von Sept. 2020 bis Juli 2021 leitete Bokova das im Juli 2020 gegründete "Bundesinstitut für digitale Transformation im Bildungswesen“ des Bildungsministeriums RF. Seit Juli 2021 ist Bokova Prorektorin für Berufsbildung der "Staatsuniversität für Bildung".
Kritik: Ljudmila Bokova wird von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, vorgeworfen, während ihrer Tätigkeit in der Staatsduma RF, im Föderationsrat RF u. im Ministerium für digitale Angelegenheiten RF gegen die verfassungsmässigen Menschen- u. Bürgerrechte u. Freiheiten gemäss den entsprechenden Artikeln von Kap. 19 StGB RF u. gegen die Grundlagen der verfassungsmässigen Ordnung u. Sicherheit des Staates gemäss
den entsprechenden Artikeln von Kap. 29 StGB RF sowie gegen Gesetze im Bereich der Computerinformation gemäss den entsprechenden Artikeln von Kap. 28 StGB RF verstossen zu haben. Sie habe verfassungsfeindliche polit. Entscheidungen zur Schaffung des sog. "souveränen Internets" - nach "chines." Modell - getroffen, Einzelpersonen als "ausländ. Agenten" anerkannt u. ähnliche, kleinere Initiativen, die gravierende negative gesellschaftspolit. Folgen insbes. im Hinblick auf die Menschenrechtsverletzungen in Russland u. die Beraubung bürgerlicher Rechte u. Freiheiten im Bereich der Verbreitung u. des Empfangs von Informationen gemäss Art. 29 der Verfassung RF hatten, ergriffen. Darüber hinaus ist in ihrem Fall von einem Verstoss gegen spezielle Bundesgesetze u. sogar gegen die Normen des Zivilrechts RF die Rede. Bokova sei als Person, die in ihrem Zuständigkeitsbereich unmittelbar an der Gestaltung der Staatspolitik beteiligt war, verantwortlich für die Verletzung grundlegender Menschenrechte u. Freiheiten, die in den entsprechenden internationalen Rechtsakten - die von der RF unterzeichnet u. genehmigt wurden - verankert sind - wie die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, der Internationale Pakt über bürgerliche u. polit. Rechte, Akte der OSZE u.v.a. Das Hauptleitmotiv der Aktivitäten Bokovas sei die konsequente Mitgestaltung der Kontrolle des Kremls u. der Regierung über die Prozesse der Informationsverbreitung in Russland, v.a. im Cyberspace. Verwiesen wird auf ihre parlamentar. Mitwirkung bei den oben erwähnten Bundesgesetzvorlagen in Bezug auf die "ausländ. Agenten", die "Bestrafung für die Verbreitung von Fälschungen bzw.  Falschinformationen, die Respektlosigkeiten gegenüber den Machtorganen aufweisen" u. die "Registrierungspflicht für alle Mobilfunkgeräte mit Internetzugang" sowie auf ihren Vorschlag, die "Entanonymisierung im Internet" im Parlament zu diskutieren, weil laut Bokova die Zahl der mit Hilfe der Anonymität begangenen Straftaten im Internet spürbar gewachsen sei. Das Bundesgesetz über das "souveräne Runet“ verpflichtet Betreiber, in Netzwerken "technische Mittel zur Abwehr von Bedrohungen zu installieren, um den Datenverkehr zu filtern u. den Zugang zu verbotenen Websites zu beschränken". In der Praxis bedeutete dies die Umsetzung der amtlich zugelassenen technischen Möglichkeit, ein "autonomes“ russ. Segment des Internets zu schaffen u. den Zugang zu unerwünschten Ressourcen in Russland zu blockieren, die sich "ausserhalb“ dieses Segments befinden – etwa nach einem ähnlichen Modell, dass international als chines. Modell bekannt wurde. Bokova schlug ferner vor, den Verkauf von SIM-Karten im Internet zu verbieten u. empfahl, eine Registrierung aller Geräte  einzuführen, die in sozialen Netzwerken in Russland funktionieren - von Mobiltelefonen bis zu Stromzählern. Während die Registrierung für Abonnenten, die ein Gerät in der RF gekauft haben, kostenlos ist, fällt eine Registrierungsgebühr für diejenigen Kunden u. Nutzer an, die ein Telefon aus dem Ausland importiert haben.
Es versteht sich von selbst, dass unter den Bedingungen der willkürlichen u. repressiven Justiz des Putin-Regimes die Definition einer strafbaren Handlung eher vage ist u. die Praxis der Strafverfolgung extrem selektiv angewendet werden kann, wie zahlreiche Fälle gerade bei diesen Bundesgesetzen gezeigt haben.
Selbst die Generalstaatsanwaltschaft RF stellte in ihnen eine Einschränkung der Bürgerrechte fest. Die von Bokova mitverfassten Bundesgesetze über das "souveräne Runet“ u. die "ausländ. Agenten" traten gegen Ende 2019 in Kraft. Unter den offenbar noch nicht verabschiedeten Gesetzentwürfen, für die Bokova als Mitautorin verantwortlich zeichnet, befinden sich etwa Änderungen von Art. 71 des Bundesgesetzes "Über die Kommunikation" im Hinblick auf die Klärung des Verfahrens für die Einfuhr von radioelektron. u. Hochfrequenzgeräten in die RF, die die Nutzung „ausländ. Satellitenkommunikationssysteme“ für all diejenigen User ermöglichen, die nichtregistrierten u. daher nicht von den russ. Behörden kontrollierten Telekommunikationsbetreibern angehören. Die Gesetzvorlage wurde jedoch in 1. Lesung angenommen. Aufgrund des Sachverhalts des professionellen u. fachlichen Hintergrunds Ljudmila Bokovas bestand ein Grund zur Vermutung, dass Bokova in den Bereichen der IT, Telekommunikation, Medien etc., für die sie auf höchster polit. Ebene zuständig war, im Fall der meisten Positionen, die sie seit 2011 innehatte, beruflich untauglich u. inkompetent war. Bei Bokova entsteht der Eindruck, dass diese ursprüngliche Provinzlehrerin, die mit der Hilfe der Partei "Einiges Russland" eine beachtliche Karriere machte, von ihr i.e.L. für polit. Zwecke im Sinne der Partei u. des hochkriminellen Putin-Regimes herangezogen u. gefördert wurde, um als willfähriges Instrument u. gute Verkäuferin einer fragwürdigen Politik benutzt u. dabei von einem hohen polit. Amt zum anderen hin- u. hergeschoben zu werden, wann immer dies gerade von Nutzen war, wobei diese absurde Reise schliesslich im Nichts einer subalternen, aber für die ehem. Lehrerin vielleicht geeigneten Position im Bildungsbereich recht glanzlos endete /osteuropa.ch/.)


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