Putin-Lexikon
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PUTIN-LEXIKON:
BRISANTE AKTEURE DER PUTIN-ÄRA, DIE SCHLAGZEILEN ERZEUGTEN
Profiteure und Opfer des Putin-Regimes

 

A2a (Ap, Ar, As)          Überarbeitet und aktualisiert im Juli 2023


APPLEBAUM, Anne
 2008-19: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV  XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XLa XLb  2020-: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV  XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI/NZZ9-9/23 10/2024 10/24NZZ (1964-, prominente US-amerikan. Historikerin, Journalistin u. Buchautorin, deren Arbeiten zur jüngeren Geschichte Osteuropas u. zum Phänomen des Autoritarismus mehrfach ausgezeichnet wurden, u.a.mit dem Pulitzer-Price u. dem Friedenspreis des Dt. Buchhandels. Applebaum wuchs in einer reformierten jüdischen Familie auf, studierte Geschichte u. Literatur an der Yale University u. internationalen Beziehungen an der London School of Economics. Ihre journalist. Arbeit begann sie 1988 als Korrespondentin des Economist in Warschau, Polen. 2002-6 war sie Mitglied des Redaktionskomitees der Washington Post. 2008 wurde sie vom US-amerikan. Magazin Foreign Policy zu den 100 einflussreichsten Intellektuellen gezählt. Ende 2019 beendete sie ihre Tätigkeit als Kolumnistin bei der WP u. wechselte zur Zeitschrift The Atlantic. Sie ist mit dem ehem. polnischen Aussenminister u. Sejmmarschall Rados³aw Sikorski verheiratet u. lebt seit 2006 bei Bydgoszcz in Polen. Seit 2013 besitzt sie neben der US-amerikan. auch die poln. Staatsangehörigkeit u. spricht fliessend Polnisch. Ihre Bücher über den Gulag /II russ. I russ. II dt. Neuausgabe 2024/, die sowjet. Unterdrückung Osteuropas hinter dem Eisernen Vorhang /russ./ die Hungersnot/der Holodomor in der Ukraine unter Stalin u. den modernen Autoritarismus wurden international beachtet u. auch ins Deutsche übersetzt. Einem breiteren Publikum ist sie auch durch ihre zahlreichen Vorträge u. Diskussionsbeiträge bekannt geworden. Russland unter s. Präsident Putin ist nach Ansicht Applebaums eine raffinierte Diktatur, genannt "Putinismus", die eine alternative Realität geschaffen habe. Unter diesen Bedingungen sieht sie die Demokratie weltweit unter Druck u. in Gefahr. Der von Russland geführte Krieg in der Ukraine sei zynisch, da der russ. Präsident Putin damit versuche, den Westen einzuschüchtern u. zu destabilisieren. Seit Ende 2016 ist er Professorin an der London School of Economics – Institute for Global Issues. Eine der Richtungen ihrer aktuellen wissenschaftl. Tätigkeit sind die Themen Desinformation u- Propaganda im 21. Jh. 2019 unterzeichneten sie u. ihr Ehemann einen "Offenen Brief gegen die polit. Repression in Russland". Im von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine sprach sie sich für die Lieferung von Waffen an die Ukraine aus. In einem Interview mit der NZZ vom Sept. 2023 meinte Applebaum optimistisch, dass die Ukraine, auch dank den Ressourcen des Westens, auf lange Sicht den Krieg durchstehen u. einen bedeutenden Teil ihres Territoriums zurückgewinnen werde. Die Russen seien bereits gescheitert, was ihre ursprünglichen Ziele betreffe – die Eroberung Kievs u. die Auslöschung des Landes. Die Ukraine sei durch den Krieg geeint worden u. er habe auch die NATO geeint. Das seien enorme Rückschläge für Moskau. Viele Angehörige der Wirtschafts- u. Militärelite Russland hätten den Fehler des Kremls erkannt, aber es sei nötig, dass die Armee u. der Kreml selbst zu dem Schluss kommen, dass der Krieg ein Fehler war u. der Preis dafür zu hoch sei. Die öffentliche Unterstützung für den Krieg sei ein reines Produkt der Propaganda. Es habe vorher keinen verbreiteten Hass auf die Ukrainer gegeben oder eine Stimmung, dass die Ukraine Russlands tödlicher Feind sei. Die Unterstützung für den offiziellen Kurs beruhe mehr auf Angst u. Apathie als auf Überzeugung. Putins Propaganda sei darauf angelegt, dass die Leute passiv würden u. das Gefühl hätten, gegenüber der Politik ohnmächtig zu sein. Diese Haltung habe zur Folge, dass die Russen weder gegen noch für Putin demonstrierten. Bis man zu einem echten Frieden zurückkehren könne, werde es wohl ein langer Weg sein. Russland sei eine frustrierte, revanchist. Macht; man stehe im Fall dieses Landes vor einem langfristigen Problem, ausser es gebe einen Regimewechsel, was nicht ausgeschlossen sei. Sie sehe niemanden in Russland, der schlimmer wäre als Putin. Wie der Machtwechsel in Russland dereinst vonstatten gehen wird, könne man nicht voraussagen. Es gebe keine Notwendigkeit für Russland, antiwestlich zu sein. Um nicht Gefahr zu laufen, zum Vasallen Chinas zu werden, werde früher oder später jemand zur Einsicht kommen, dass es für Russland besser wäre, ein Verbündeter des Westens zu sein. Was die innere Entwicklung Russlands betreffe, könne man heute die Rückkehr von Verhaltensweisen u. Mentalitäten beobachten, die unweigerlich an die Zeit Stalins erinnerten. Dazu gehörten ein tiefes Misstrauen gegenüber der Gesellschaft, ein manisches Bedürfnis nach Kontrolle sowie die Unterwerfung aller Institutionen unter den Staat. Dies alles deute auf ein totalitäres Denken hin, wie es in der Sowjetunion angewendet worden sei. In den besetzten Gebieten der Ukraine habe man es mit einer Neuauflage der Sowjetisierung zu tun, wie man sie in den Ländern Ostmitteleuropas nach dem 2. Weltkrieg erlebt habe. Manche Elemente in Putins Russland erinnerten so an die übelsten Diktaturen der europäischen Geschichte. Was heute in der Ukraine geschehe, werde bewusst aus der eigenen russ.-sowjet. Geschichte übernommen u. angewendet. In einem Interview mit TA-Media vom Okt. 2024 antwortete Applebaum auf eine entsprechende Frage, dass der Krieg wohl enden wird, wenn die Russen verstehen, dass die Ukraine nicht Russland ist. Sie seien noch nicht an diesem Punkt angelangt, aber sie würden dorthin kommen. Sie könne kein genaues Datum sagen, wann es so weit sein werde, aber es werde einen Moment geben, in dem sie es sich nicht mehr leisten könnten weiterzukämpfen, einen Moment, in dem die Elite in Moskau keinen Sinn mehr darin sehe, den Krieg weiterzuführen." Ob Putin erst stürzen müsse, damit der Krieg endet, wisse sie nicht. Sicher sei, dass er so lange an der Macht bleibe, wie es ihm gelingt, die Erzählung, die im Land über den Krieg kursiert, zu kontrollieren." 2024 erhielt sie den Friedenspreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels für ihre Arbeit zum Autoritarismus /II III IV V /Paulskirche video/ VI) 10.24

APRAKSIMOV, Vjacheslav Anatolevich (ehem. proruss. Militärkommandant von Slavjansk u. später - Soldat im berüchtigten Bataillon "Vostok" der Kämpfer der sog. "Volksrepublik Doneck" DVR. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihm vorgeworfen, während der illegalen "Gerichtsverhandlungen“ am "Tribunal" von Slavjansk, die von selbsternannten Separatisten initiiert wurden, sich als "Richter" an Todesurteilen gegen Bewohner von Slavjansk beteiligt zu haben /s. auch ANOSOV, Viktor/. Apraksimov wird ferner vorgeworfen, Einwohner der Stadt Slavjank gefoltert u. Bewohner des Gebiets Doneck unter Todesandrohung gezwungen zu haben, an die vorderste Front gegen die Einheiten der Streitkräfte der Ukraine zu gehen. Kanada verhängte Sanktionen gegen Apraksimov wegen seiner Beteiligung am bewaffneten Konflikt in der Ostukraine. Er übersiedelte nach Simferopol auf der von Russland 2014 annektierten u. besetzten Krym.)

ARAPOV, Evgenij Sergeevich II III IV V VI VII VIII (1971-, russ. Volks- u. Betriebswirtschafter u. ehem. Spitzenpolitiker in Orenburg. Studium an der Staatsuniversität von Orenburg mit einem Abschluss in Maschinenbau u. an der Russ. Akademie für Volkswirtschaft u. Staatsdienst beim Präsidenten RF mit einem Abschluss in Betriebswirtschaftslehre. 2004-10 Abgeordneter des Orenburger Stadtrats, bis 2015 Leiter der Verwaltung von Orenburg. 2018 wurde er im Zusammenhang mit dem Verdacht der Annahme von Bestechungsgeldern gemäss Art. 290 Teil 5 StGB RF festgenommen. Wegen Verstössen gegen Antikorruptionsgesetze wurde er vom Stadtrat von Orenburg aus dem Amt entlassen. Wegen Annahme von Bestechungsgeldern in besonders grossem Umfang wurde Arapov im Aug. 2020 für schuldig befunden u. zu 4,5 Jahren Gefängnis in einem Straflager u. einer Geldstrafe von 15 Mln. Rubel verurteilt. Die Staatsanwaltschaft von Orenburg reichte eine Zivilklage im Zusammenhang mit der Tatsache ein, dass Arapov der Annahme von Bestechungsgeldern in Höhe von 400 Tsd. Rubel für schuldig befunden wurde, wobei bei der Durchsuchung 390 Tsd. Rubel beschlagnahmt wurden, so dass er dem Staat noch 10 Tsd. Rubel zahlen sollte. Im März 2023 wurde seine vorzeitige Haftentlassung angekündigt.) 

ARAPOV, Georgij Konstantinovich II III IV V VI (1999-, russ. Ökonom u. staatsnaher Oppositionspolitiker. Absolvent der Russ. Plekhanov-Wirtschaftsuniversität, dann wurde er Leiter der regionalen Sektion der Partei "Neue Leute" im Land Transbajkalien/Irkutsk. Im Sept. 2021 wurde er in die 8. Staatsduma RF gewählt, wo er der jüngste Abgeordneter seiner Partei/Fraktion war u. das Amt des stv. Vorsitzenden des Duma-Ausschusses für Ökologie, natürliche Ressourcen u. Umweltschutz übernahm. Laut der Erklärung des Abgeordneten verdiente Arapov 2021 1,669 Mln. Rubel. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" der "1500 Kriegstreiber" führt, wird ihm öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen. In diesem Zusammenhang wurde er auf die Sanktionslisten der Ukraine, von EU, GB, Australien, Japan u. Schweiz gesetzt.)

ARAPOVA, Galina Jurevna II
III IV V VIa VIb VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX (1972-, russ. pro-europäische Juristin u. Medienrechtlerin aus Voronezh. Absolventin der Rechtswissenschaften an der Staatsuniversität Voronezh. Nach ihrem Abschluss begann sie als Rechtsanwältin in einem Baubüro zu arbeiten u. war danach eine Zeit lang für ein Immobilienunternehmen tätig. Anschliessend wurde sie regionale Mitarbeiterin der "Stiftung für die Verteidigung der Glasnost", wo sie Verletzungen der Rechte von Journalisten in ihrer Region überwachte. 1996 gründete sie u. leitet bis heute das "Zentrum für den Schutz der Medienrechte" in Voronezh, das Fälle zur Meinungsfreiheit vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte bearbeitete. Für ihr öffentl. Engagement wurde sie 1998 von einem Aktivisten der ultrarechten nationalist. Organisation "Russ. Nationale Einheit" RNE angefeindet u. belästigt, wobei ihr mit Rache u. der Ermordung gedroht wurde, nachdem sie in einem Prozess, den die RNE verlor, die Journalisten eines lokalen TV-Senders erfolgreich verteidigt hatte. 1999 ging Arapova zu Studienzwecken an die Universität Birmingham nach Grossbritannien u. 2000 nach Italien. Arapova ist der Meinung, dass die Leser in Russland hinsichtlich der Medienkompetenz nicht ausreichend vorbereitet sind u. mehr kritische Skepsis gegenüber den veröffentlichten Informationen entwickeln sollten, um besser zwischen Journalismus, Propaganda u. Werbung unterscheiden zu können. Die russ. Journalisten wiederum sollten ihrer Ansicht nach das Niveau der Rechtskenntnisse u. der berufsethischen Normen verbessern. Arapova lehrt an der Fakultät für Journalismus der Staatl. Universität Voronezh u. an anderen Schulen im In- u. Ausland, war 2009-16 Vorsitzende des Gesellschaftl. Rats der Hauptverwaltung des Innenministeriums des Gebiets Voronezh u. ist Mitglied der Gesellschaftl. Kammer der Stadt Voronezh. Sie hielt viele Seminare u. Vorträge zum Thema Medien- u. Informationsrecht ab, einige Bsp.: 2009 führte sie in Astana, Kasachstan, Schulungen für kasach. Medienanwälte durch. 2010 führte sie eine Schulung für Journalisten aus Makhachkala, Dagestan, u. einen Medienrechtskurs durch, hielt ein Fortbildungsseminar zum Thema "Offenheit von Gerichtsverfahren u. Schutz personenbezogener Daten" für Vorsitzende der Bezirks/stadt/gerichte des Gebiets Tula ab. 2011 organisierte sie ein Seminar zum Thema Rechtssicherheit in Abchasien. 2012 hielt sie Vorträge zum Medienrecht in Kaliningrad u. Dagestan. 2013 bot sie an der Fakultät für Journalismus der MSU ein method. Seminar zum Thema "Verleumdung u. Verantwortung eines Journalisten“ an, u. referierte in Lipeck über "Gesetzesänderungen im Medienbereich für Richter, Studenten u. Journalisten". 2014 folgten in Voronezh ein Seminar über "Anzeichen von Extremismus u. Separatismus in Medienpublikationen" u. ihre Teilnahme am 9. Medienfestival in Kirov. In den folgenden Jahren trat Arapova bei verschiedenen medienrechtl. Veranstaltungen in Moskau, Kazan, Ekaterinburg, Irkutsk, Blagoveshchensk sowie in Burjätien u. Transbajkalien auf. 2018 nahm Arapova an der internationalen Konferenz über "Journalist. Ethik u. Standards im digitalen Zeitalter“ im Elcyn-Zentrum in Ekateriunburg teil u. führte sie in der Mongolei ein Training zum Thema Meinungsfreiheit durch. 2019 nahm sie in Belarus an einem Seminar zur "Berichterstattung über öffentliches Aufsehen erregende Strafverfahren“ teil u. trat einem Gremium hochrangiger Rechtsexperten für Medienfreiheit bei. 2020 analysierte sie im Auftrag des Büros des OSZE-Vertreters den Gesetzesentwurf "Über die Manipulation von Informationen“ der Kirgisischen Republik. Im selben Jahr wurde sie in das "Gesellschaftl. Kollegium für Pressebeschwerden" gewählt. 2020 richteten Arapova u. der Präsident der "Stiftung für die Verteidigug der Glasnost" Aleksej Simonov einen Aufruf an den "Menschenrechtsrat beim Präsidenten RF" mit der Bitte, sich des Falls des russ. Journalisten s. Ivan Safronov anzunehmen; dieser wurde im Juli 2020 wegen Hochverrats im Zusammenhang mit der angebl. Offenlegung von Staatsgeheimnissen festgenommen, wobei die Zeitung Kommersant, dessen Mitarbeiter Safronov war, die Vorwürfe des Landesverrats „absurd“ nannte. Im Sept. 2022 wurde Safranov zu 22 Jahren Gefängnis verurteilt.
Galina Arapova
veröffentlicht in verschiedenen in- u. ausländ. Fachzeitschriften, u.a. in Forbes Russland, ist Herausgeberin u. Co-Autorin einer Reihe von Büchern für Manager u. Anwälte von Medienredaktionen sowie einer Serie von Bänden zur Praxis des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte in den Bereichen Meinungs- u. Informationsfreiheit. Mitautorin des Kommentars zum RF-Gesetz "Über die Massenmedien". Mitglied des UNESCO-Lehrstuhls für Urheberrecht u.a. Zweige des Gewerblichen Rechtsschutzes am A. Griboedov-Institut, des International Supervisory Committee des European Human Rights Advocacy Centre HRAC, des European Centre for Press and Media Freedom, der International Media Lawyers Association, der International Association of Media Experts "Free Expression Associates" u.a. einschlägiger Expertenräte, Kollegien, Plattformen u. Gremien, Teilnehmerin zahlreicher internationaler Konferenzen.
Würdigung
: Galina Arapova wurde für ihre aussergewöhnliche Medienrechts-Tätigkeit von der Mediengemeinschaft u. von Regierungsbeamten anerkannt; sie geniesst den Ruf einer massgebenden u. hochkompetenten Anwältin im Bereich des Medien- u. Informationsrechts u. gilt als eine der führenden Medien-Rechtsanwälte Russlands. 2010 wurde Arapova unter den Kandidaten nominiert, die die Moskauer Helsinki-Gruppe für das Amt eines Richters am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte empfehlen würde. Galina Arapova wurde für ihre Arbeit zum Schutz der Rechte von Journalisten mehrfach ausgezeichnet: 2011 erhielt sie den Preis des Journalistenverbands Russlands "Für den Schutz der Interessen der Berufsgemeinschaft". 2015 erhielt sie einen "Anna-Politkovskaja-Preis" /II III/ u. wurde von den Herausgebern des Bulletins des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte für den "Václav-Havel-Preis" nominiert. Trägerin des Menschenrechtspreises der Moskauer Helsinki-Gruppe "Für Erfolge bei der Entwicklung u. Verwaltung von Menschenrechtsorganisationen“ u. Gewinnerin des Preises der Internationalen Juristen-Vereinigung "Für den herausragenden Beitrag eines praktizierenden Juristen beim Menschenrechtsschutz“ von 2016. 2018 wurde ihr durch Erlass des Gouverneurs des Gebiets Voronezh, s. Aleksandr Gusev, die Ehrennadel "Verdienter Werktätiger der Medienindustrie des Gebiets Voronezh“ verliehen. Im Okt. 2021 wurde Galina Arapova vom Justizministerium RF auf die berüchtigte Liste der "ausländ. Agenten" gesetzt. Ihr "Zentrum für den Schutz der Medienrechte" selbst ist seit 2015 in diesem Register eingetragen. Seit einigen Jahren sind ihre Seminare u. Lektionen im Internet zu sehen u. hören.)

ARASHUKOV, Rauf Raulevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XI (1986-, russ. Jurist u. Staatspolitiker in Stavropol u. Karatschaj-Tscherkessien, Tscherkesse nach Nationalität. Der Fall Rauf Arashukovs ist ein weiteres eindrückliches Bsp. für die krebshafte Existenz postsowjet. mafiöser Clanstrukturen, für Gewaltherrschaft, systemimmanente Korruption u. mutmassliche Verbrechen in Verbindung mit Politik in einer nordkaukas. Republik des Putinstaats. Daher soll seine Biographie hier etwas ausführlicher beleuchtet werden. 2002-4 arbeitete Rauf Arashukov in verschiedenen Positionen bei "Stavropolregiongaz". Im Alter von 17 Jahren trat er 2004 als stv. Abteilungsleiter der "Stavropoler Regionalen Gas-Verkaufsgesellschaft" als selbsternannter Kandidat bei den Wiederholungswahlen zur 4. Stavropoler Stadtduma an u. wurde, inzwischen 18-jährig, als Abgeordneter gewählt. Er war somit der jüngste Abgeordnete in der gesamten postsowjet. Geschichte der Wahlen im Land Stavropol. 2007 schloss Arashukov sein Jurastudium an der Stavropoler Staatsuniversität ab. Im April 2008 wurde Arashukov im Alter von 21 Jahren per Dekret des Präsidenten der Republik Karatschaj-Tscherkessien /K-Tsch./, Mustafa Batdyev, zum Minister für Arbeit u. soziale Entwicklung ernannt, wodurch er vorzeitig von seinem Abgeordnetenmandat in der Stavropoler Stadtduma zurücktrat. Nachdem im Aug. 2008 Boris Ebzeev auf Vorschlag des Präsidenten RF s. Dmitrij Medvedev Präsident der Republik K-Tsch. wurde, diente Arashukov als Assistent des neuen Präsidenten der kleinen Republik. Durch ein Dekret von Präsident Ebzeev vom Okt. 2008 wurde eine neue Republiksregierung gebildet, in der Arashukov zugunsten eines anderen Politikers nicht enthalten war. Statt dessen fungierte er 2008-9 als Oberhaupt einer regionalen Munizipalität der Republik u. zwar in derjenigen, wo er geboren wurde. Als im Frühjahr 2010 der Anführer der Jugendorganisation "Adyghe Khase", mit der Arashukov im Konflikt stand, Aslan Shukov, getötet wurde, stellte sich der mutmassliche Täter Rasul Adzhiev 6,5 Jahre später u. nannte Arashukov als Auftraggeber des Mordes. Arashukov wurde auch in einen anderen Mordfall verwickelt u. als verdächtiger Hintermann genannt, weil er die Ernennung Shebzukhovs zum Regierungschef von K-Tsch. angeblich verhindern wollte. Im Okt. 2010 wurde Rauf Arashukov mit Unterstützung der kremlnahen Partei "Einiges Russland" in die 4. Volksversammlung der K-Tsch.-Republik gewählt, trat jedoch im April 2011 vorzeitig zurück, nachdem er im März von Indris Kjabishev zum 1. stv. Vorsitzenden der Regierung der K-Tsch.-Republik ernannt worden war. Gleichzeitig war er 1. stv. Direktor der Niederlassung von "Gazprom Mezhregiongaz Pjatigorsk" in K-Tsch. u. leitete die Republiksverwaltung für Bundesstrassen des Bundesamts für Strassenwesen. 2014-16 war er wieder Chef der Verwaltung des Bezirks Khabez. In der Zwischenzeit startete Arashukov eine Kampagne gegen die Regierung der Republik mit der möglichen Absicht, nach den nächsten Wahlen mit der Unterstützung seines Vaters die höchste Position in der Republik zu übernehmen. Als im Sept. 2016 Rashid Temrezov für eine neue Amtszeit als Oberhaupt der Republik wiedergewählt wurde, wurde Rauf Arashukov zu seinem Vertreter im Föderationsrat RF ernannt. Er ersetzte vorzeitig Krym Kazanokov, der erst im Feb. 2016 als Mitglied des Föderationsrats RF bevollmächtigt wurde. Im Rat wurde Arashukov Mitglied des Ausschusses für Wirtschaftspolitik. Laut RBK war Arashukov damals im Alter von 31 Jahren der jüngste "Senator" Russlands. Laut der Erklärung belief sich das Einkommen Arashukovs für 2016 auf 1´647´444 Rubel u. 2017 auf 4´912´263 Rubel. Im Herbst 2017 wurde in der Presse berichtet, dass Arashukov eine Aufenthaltserlaubnis in den Vereinigten Arabischen Emiraten VAE besitze, die Mitgliedern des Oberhauses des Bundesparlaments untersagt war. Die vom Föderationsrat RF durchgeführte Überprüfung konnte diese Information jedoch nicht bestätigen. 2018 wurde auf Ersuchen des Abgeordneten des Stadtrats von Tscherkessk, Ruslan Kardanov, in den VAE gegen Arashukov ein Strafverfahren wegen des Verdachts auf Urkundenfälschung eingeleitet nach Ansicht der Staatsanwaltschaft der VAE hatte er das Ablaufdatum seiner Aufenthaltserlaubnis abgeändert. Im Okt. sollen Arashukov u. seine Wachmänner Kardanov laut dessen Aussage in Tscherkessk zusammengeschlagen haben. Im Feb. 2019 erklärte der Staatsanwalt RF bei der Prüfung einer Beschwerde gegen die Festnahme Arashukovs vor dem Moskauer Stadtgericht, dass dieser in der Tat in den VAE wohnhaft gewesen sei. Mitte 2018 tauchten auch Informationen über einen ernsthaften Interessenskonflikt zwischen dem Arashukov-Clan u. den Chefs von Tschetschenien, s. Ramzan Kadyrov, u. Dagestan, s. Vladimir Vasilev, auf, sowohl in Bezug auf die Schulden der Republiken für Gaslieferungen als auch auf Personalbesetzungen im Bereich der Regionalverwaltung. Laut RBK-Quellen begann die Familie Arashukov auch einen Streit mit dem ehem. Innenminister der K-Tsch.-Republik, Kazimir Botashev, wegen einer Beschlagnahmung von Immobilien u. Geschäften. Im Sept. 2018 brachte der Vorsitzende des Ermittlungskomitees RF, s. Aleksandr Bastrykin, Fälle von Auftragsmorden an Politikern der K-Tsch.-Republik nach Moskau. Die Übergabe dieser bedeutenden Fälle an die Bundesbehörden sei für eine möglichst vollständige u. objektive Untersuchung notwendig, sagte Svetana Petrenko, offizielle Vertreterin des Ermittlungskomitees, damals.

Stafverfolgung, Haft u. Verurteilung: Ende Jan. 2019 wurde Rauf Arashukov auf Antrag der Generalstaatsanwaltschaft RF die Immunität als Parlamentarier entzogen u. er wurde von den Strafverfolgungsbehörden im Gebäude des Föderationsrats RF verhaftet. Nach Angaben des Ermittlungskomitees RF wurde seine Beteiligung an der Begehung besonders schwerer Verbrechen nachgewiesen. Die Vorsitzende des Föderationsrats RF s. V.I. Matvienko erklärte in einer TV-Ansprache, dass Arashukov Mitglied des Rats bleibe, da ihm dieses Amt laut Gesetz nur auf seinen persönl. Antrag oder durch einen Gerichtsentscheid über seine Schuld bei der Begehung eines Verbrechens entzogen werden könne. Wegen Arashukov waren eigens der Generalstaatsanwalt RF, s. Jurij Chajka, u. der Vorsitzende des Ermittlungskomitees RF, s. Aleksandr Bastrykin, im Föderationsrat erschienen. Nach Aufhebung der Immunität wurde Arashukov direkt im Sitzungssaal von 4 Sicherheitskräften in Zivil festgenommen u. abgeführt u. ins Untersuchungshaftgefängnis Lefortovo verbracht. Noch am selben Tag wurde Arashukov der Begehung von Verbrechen nach Art. 210 Teil 3 StGB RF wegen "Teilnahme an einer organisierten kriminellen Vereinigung", nach Art. 309 Teil 4 StGB RF wegen "Druckausübung auf einen Zeugen" u. nach Art. 105 Teil 2 StGB RF wegen "Mords" angeklagt, wobei sich Arashukov nicht schuldig bekannte. Unter dem Vorwurf der Begehung schwerer Verbrechen wurde er vom Gericht für 2 Monate inhaftiert. Ende Jan. 2019 wurde auch Raul Turkbievich Arashukov /entsprechendes Video gelöscht/, der Vater von Rauf Arashukov, wegen Begehung von Finanzverbrechen verhaftet. Ihm wurde die "Gründung einer organisierten kriminellen Vereinigung" nach Art. 210 StGB RF u. insbes. "gross angelegter Betrug" nach Art. 159 Teil 4 StGB RF zur Last gelegt. Den Ermittlungsunterlagen zufolge organisierte Arashukov Sr. den Diebstahl von Erdgas von "Gazprom" für über 30 Mrd. Rubel. Das war mehr als das Jahresbudget von K-Tsch /entsprechendes Video gelöscht/. Auch er bekannte sich bei einer Gerichtsverhandlung einen Tag nach seiner Festnahme nicht schuldig. Raul Arashukov, ein Grossunternehmer in der Gasindustrie, der sich vom Bezirksingenieur zum Direktor einer Niederlassung von "Mezhregiongaz" in K-Tsch. hochgearbeitet hatte, wurde in den 1980er Jahren 2x wegen Wirtschaftsdelikten angeklagt u. verurteilt, so zu 2 Jahren Haft auf Bewährung wegen Betrugs, der zum Diebstahl von 4 Tonnen Getreide führte, u. zu 2,5 Jahren Gefängnis wegen Veruntreuung von 5 Tonnen Sonnenblumen aufgrund gefälschter Dokumente. Ein weiterer Angehöriger des Arashukov-Clans, Ruslan Arashukov, Raufs Cousin, wurde ebenfalls Ende Jan. 2019 im Rahmen eines Strafverfahrens nach Art. 159 u. 210 StGB RF verhaftet. Ruslan wurde im Juli 2016 zum Generaldirektor von "Gazprom"-Firmen in Majkop ernannt. Seit Aug. 2018 war er Generaldirektor von "Gazprom Mezhregiongaz Astrakhan". Laut Unterlagen des Basmannyj-Gerichts in Moskau wurde auf der Grundlage eines Berichts von Ivan Tkachev, dem Leiter der Abteilung "K“ des Wirtschaftssicherheitsdienstes des FSB RF, ein Strafverfahren gegen die Arashukovs eingeleitet. Mindestens ein mutmassliches Mitglied der 2002 gegründeten kriminellen Gruppe - Ruslan Agoev - der der Beteiligung an einem Auftragsmord verdächtigt wurde, war flüchtig. Im Fall des Gasdiebstahls gerieten ausser den Arashukovs auch Nikolaj Romanov, 1. stv. Generaldirektor von "Gazprom Gas Distribution Stavropol", Igor Travinov, Generaldirektor von "Gazprom Mezhregiongaz Stavropol", u. Guzer Khashukoev, Direktor der Niederlassung, ins Visier der Strafuntersuchungsbehörden. Anfang Feb. 2019 wurde bekannt, dass eine weitere Person beteiligt war der Exekutivdirektor von "Essentukigorgaz", Alan Kjatov. Im Feb. prüfte das Moskauer Stadtgericht die Beschwerde gegen die Festnahme von Arashukov u. beliess die gewählte Massnahme unverändert. Die Person, gegen die ermittelt wurde, nahm per Videoverbindung aus dem U-Haftgefängnis Lefortovo an einer Sitzung teil, beschwerte sich, dass er in derselben Zelle mit einem wegen Terrorismus verurteilten Dagestaner festgehalten werde u. bestritt nach wie vor seine Schuld. Die offizielle Vertreterin des Ermittlungskomitees, Svetlana Petrenko /II/, berichtete, dass im Rahmen der Überprüfung auf Korruptionsverbindungen mit Rauf Arashukov Durchsuchungen bei mehreren Mitarbeitern des Ermittlungskomitees von K-Tsch. sowie bei einem stv. Minister u. Polizeichef des Innenministeriums der K-Tsch. Republik wie auch bei höheren Beamten anderer Gebiete des Nordkaukasus stattgefunden hätten. Im März 2019 gab das Basmannyj-Gericht dem Ermittlungsantrag statt, Rauf Arashukov vorübergehend des Postens eines Mitglieds des Föderationsrats RF zu entheben u. ihm eine monatliche Zulage in Höhe des existenzsichernden Lohns zu entrichten. Gleichzeitig wurde die Inhaftierung von Rauf u. Ruslan Arashukov sowie von Alan Kjatov um 3 Monate verlängert, weil der Ermittler weitere Untersuchungen durchführen wollte. Rauf Arashukov beteuerte erneut seine Unschuld u. verklagte die Zeugen der Verleumdung. Die Rechtmässigkeit der Verlängerung der Haftzeit wurde vom Moskauer Stadtgericht bestätigt u. eine Klage der Arashukovs abgewiesen. Ebenfalls als rechtmässig anerkannt wurde Mitte April von demselben Gericht die vorläufige Amtsenthebung Rauf Arashukovs vom Posten des Senators des Föderationsrats RF. Im Mai wurde Arashukov der Status eines Senators durch eine Abstimmung von 153 Mitgliedern des Föderationsrats RF entzogen. Ausserdem verhängte das Basmannyj-Gericht ein Sicherungspfandrecht auf das Eigentum u. die Konten von Rauf Arashukov sowie von anderen Angeklagten. Gleichzeitig wurden 2 höhere Beamte der Verwaltung des Ermittlungskomitees für K-Tsch. wegen Überschreitung behördlicher Befugnisse mit schwerwiegenden Konsequenzen in Haft genommen u. angeklagt. Im Juni wurde die Inhaftierung der Arashukovs um 3 weitere Monate verlängert. Auch danach wurde die Massnahme erneut u. wiederholt um mehrere Monate verlängert, ebenfalls diejenige für Nikolaj Romanov, stv. Generaldirektor von "Gazprom Gas Distribution". Im Mai 2020 hob das 1. Berufungsgericht von Moskau die Entscheidung des Moskauer Stadtgerichts auf, die Haft von Rauf Arashukov u.a. Angeklagten in dem Fall zu verlängern, u. leitete sie für einen neuen Prozess in einem anderen Fall an das erstinstanzliche Gericht mit anderer Zusammensetzung weiter, wobei die Angeklagten in U-Haft blieben. Rauf u. Raul Arashukov wurden bereits in der Endfassung nach Art. 210 StGB RF wegen "Bildung oder Beteiligung an einer organisierten kriminellen Vereinigung“ sowie wegen Organisation von Morden angeklagt. Indessen wurde die Haftzeit der Arashukovs u. 3 weiterer Angeklagter im Fall von Mord u. Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung bis Okt. verlängert. Die Anwältin /bzw. eine der Anwälte/ Arashukovs war übrigens eine gewisse Anna Stavickaja. Während der Gerichtsverhandlungen wurde ein Angeklagter gezeigt, der locker u. gut gelaunt am Tisch zwischen seinen Verteidigern sass, anstatt sich wie üblich im hinter ihm aufgestellten Käfig zu befinden, in dem Gefangene wie Khodorkovskij, Tolokonnikova oder Navalnyj schwer gedemütigt stehen mussten. Ende März 2021 gab die erwähnte offizielle Vertreterin des Ermittlungskomitees RF, Petrenko, den Abschluss der Ermittlungen gegen Vater u. Sohn Arashukov sowie gegen 8 ehem. Leiter regionaler Organisationen der Gasindustrie bekannt. Die Mitglieder der kriminellen Vereinigung wurden beschuldigt, Erdgas in Höhe von 3,8 Mrd. Rubel gestohlen u. 747 Mln. Rubel veruntreut zu haben. Die Arashukovs wurden auch beschuldigt, Aslan Zhukov u. Fral Shebzukhov getötet zu haben, die ihre illegalen Aktivitäten verhindern wollten bzw. verhindert hatten. Urteile: Im Juli 2021 beschlagnahmte das Basmannyj-Gericht 72 Immobilienobjekte u. 14 Automobile der Arashukovs für insgesamt 1,3 Mrd. Rubel u. befriedigte damit die Forderung der Staatsanwaltschaft. Im Sept. 2022 befand eine Geschworenenjury des Moskauer Stadtgerichts Rauf Arashukov für schuldig, eine organisierte krimininelle Gruppierung gegründet u. 2 Morde organisiert zu haben. Sein Vater Raul Arashukov wurde des Betrugs für schuldig befunden. Die Angeklagten bzw. Verurteilten bekannten sich nach wie vor nicht schuldig. Nachdem die Staatsanwaltschaft RF beim Gericht im Dez. 2022 beantragt hatte, Rauf u. Raul Arashukov zu lebenslanger Haft in einem Sonderstraflager sowie zu einer Geldstrafe von jeweils 1 Mln. Rubel zu verurteilen, wurden die beiden noch im selben Monat zu lebenslanger Haft verurteilt.
Nachbetrachtung: Der hier beschriebene Fall hatte zweifellos föderale Bedeutung. Rauf Arashukov war mit vielen prominenten Persönlichkeiten des öffentl. Lebens Russlands eng bekannt oder befreundet mit Politikern u. illustren Geschäfts- u. Medienleuten wie s. Tina Kandelaki oder den Sängern s. Nikolaj Baskov u. s. Filip Kirkorov, die wiederholt seine Anwesen besuchten u. an Familienfeiern erschienen, wobei Kirkorov darauf hinwies, dass er u. s. Igor Nikolaev kostenlos bei Arashukov auftraten. Seinerseits besuchte Arashukov als persönl. Gast gerne das Haus von s. Ramzan Kadyrov in Tschetschenien, der seinem Bruder" öffentlich zu dessen Jahrestagen gratulierte u. ihn als Wohltäter u. Patrioten seiner Heimat bezeichnete. Die Familie Arashukov trat ferner als Sponsor u. Mäzen zugunsten der russ.-orthodoxen Kirche, eines Boxclubs in Khabez u. des russ. Fussballs in Erscheinung. Ob der Vorsitzende des Ermittlungskomitees RF Aleksandr Bastrykin selbst mit den Arashukovs Medienberichten zufolge das "Adiyuh Palace Spa Hotel" in Khabez besuchte, ist umstritten. Die offizielle Vertreterin des Ermittlungskomitees RF Petrenko wies Vorwürfe zurück, wonach die Familie Arashukov Bastrykin persönlich getroffen hatte. Ihr zufolge „übernachtete Bastrykin während eines Urlaubs im Sommer 2018 auf Empfehlung von Kollegen 2 Tage bei seiner Familie im Adiyuh Palace Hotel auf eigene Kosten, es lägen Belege vor.“ Bastrykin hatte Fotos, die während dieser Reise gemacht wurden, in einem sozialen Netzwerk gepostet, während alle seine gemeinsamen Fotos mit Rauf Arashukov laut Petrenko „grobe Fotomontagen“ seien. Auch s. Aleksej Navalnyj von der  "Stiftung für Korruptionsbekämpfung" FBK veröffentlichte im Feb. 2019 ein Video über Arashukov /s. auch II/.)

ARBATOVA (geb. GAVRILINA), Marija Ivanovna II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII (1957-, sowjet. bzw. russ. Schriftstellerin u. Dichterin, Roman-, Kurzgeschichten- u. Drehbuchautorin, Theaterdramatikerin, Journalistin, Publizistin, Talkshow-Moderatorin, Feministin, Menschen- u. Frauenrechtlerin, Psychoanalytikerin, Dissidentin, Politikerin. Arbatova ist ein Pseudonym, das 1999 zum offiziellen Nachnamen wurde.
Schon früh zeigte sie sich als kritisch denkende u. rebellische Frau. So weigerte sie sich, dem Komsomol beizutreten, weil sie es vorzog, "Hippie" zu sein. Trotz ihrer Hippie-Jahre u. ihres literarischen Hintergrunds lebte Arbatova das gleiche Leben u. teilte die gleichen Probleme wie die meisten Sowjetfrauen. Mit 19 Jahren wurde sie Mutter von Zwillingen, was deren Erziehungsprozess erschwerte. Ihre 1. Ehe zerbrach u. sie musste 2 Söhne alleine grossziehen. Ihre 2. Ehe überlebte Arbatovas polit. Tätigkeit nicht. Derzeit ist sie mit einem Finanzanalysten namens Shumit Datta Gupta verheiratet. Arbatova trat in die Philosoph. Fakultät der MSU ein, verliess sie aber bald wieder, weil sie ihrer Meinung nach einem „zu starken ideolog. Druck ausgesetzt war“. Dann absolvierte sie die Schauspielabteilung des Maksim-Gorkij-Literaturinstituts, befasste sich mit Psychoanalyse u. ist seit 1996 als private Psychoanalytikerin tätig. Nach Abschluss ihres Studiums veröffentlichte sie einige Prosa- u. Gedichtwerke, kehrte jedoch zum Schreiben von Dramen zurück. Vor der Perestrojka-Zeit waren ihre literar. Werke durch Zensur verboten. 1989 wurde sie in den Schriftstellerverband der UdSSR aufgenommen, heute ist sie Mitglied des Moskauer Schriftstellerverbands u. des Verbands der Theaterschaffenden Russlands. 1991 unterzeichnete sie eine Forderung an s. Mikhail Gorbachjov für den sofortigen Abzug der sowjet. Truppen aus Litauen. Arbatova gilt als eine der ersten öffentlich aktiven, bekannten u. prominenten Feministinnen Russlands mit nationaler, später sogar internationaler Bedeutung, wobei ihre Tätigkeit nicht frei von Widersprüchen u. skurrilen Fazetten ist. Ab 1991 leitete sie neben ihrer literar. u. medialen Tätigkeit die Aktivitäten von "Harmonie", einem feminist. Verein zur psycholog. Rehabilitierung von Frauen. Im Allgemeinen sprach sich Arbatova in ihren feminist. Ideen gegen die traditionelle Mann-Frau-Beziehung in der sowjet Gesellschaft aus. Ihrer Meinung nach schätzten Frauen ihr kreatives Potenzial nicht hoch genug ein u. betrachteten die Ehe als die höchstmögliche soziale Errungenschaft; laut Arbatova können Frauen ihr Leben allein durch ihre Rolle als Ehefrau oder Mutter nicht optimal erfüllen. Der Mangel an Emanzipation sei z.T. ein Fehler der sowjet. Gesellschaft, in der der Status der Frau trotz der sowjet. Predigten über Gleichstellung von Männern u. Frauen oft vollständig von den Ehemännern abhängig war. In ihrem Prosatext "Mein letzter Brief an A" sprach sie offen diese hoffnungslose Männerwelt" an, die Frauen die gleichen Rechte verweigert. In ihrem 1997 erschienenen Buch "Mein Name ist Frau" befasste sich Arbatova kritisch mit den Zuständen in Entbindungskliniken. In einem Interview schlug sie Russland vor, indische Männer zu importieren, da sie als Ehemänner viel besser geeignet seien. Ihre feminist. Bücher u. Theaterstücke, die in Russland u. im Ausland aufgeführt wurden, gewannen die Herzen eines breiten Publikums. Es war v.a. Arbatova zu verdanken, dass Wörter wie "Feminismus“ u. "feministisch“ in der postsowjet. Ära Legitimität erlangten u. dass das Thema der Diskriminierung von russ. Frauen in den Vordergrund gerückt wurde. Auf Stipendien u. finanzielle Zuwendungen zur Finanzierung ihrer Projekte verzichtete sie stets. Seit 1996 ist sie Vorsitzende der öffentl. Organisation "Klub von Frauen, die sich in die Politik einmischen". Sie sprach sich wiederholt gegen die Verletzung der Rechte sexueller Minderheiten u. für die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen aus, ebenfalls für die Möglichkeit der Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare. Sie war Co-Moderatorin der beliebten TV-Sendung "Ja sama" /etwa: ich bin ich selbst/, ein Programm, das fast 10 Jahre lang lief. Ab 2005 leitete sie im Radio "Majak" eine Menschenrechtssendung mit dem Titel "Das Recht sich selbst zu sein".
Politik:
 1999 wurde Arbatova im Moskauer Universitätsviertel von der "Union der rechten Kräfte" als Kandidatin für die Staatsduma RF nominiert; sie kandidierte aber erfolglos u. verlor gegen den Bewerber der Partei "Jabloko". Anschliessend verfasste sie einen Erfahrungsbericht im Rahmen des Romans "Wie ich versuchte, in die Duma zu kommen“. 2000 leitete sie die polit. Kampagne von s. Ella Pamfilova, der ersten Frau, die ausser V. Putin u.a. für die russ. Präsidentschaft dieses Jahres kandidierte. Arbatova bewarb sich auch erfolglos für den Posten des Kommissars für Menschenrechte RF u. war 2001-3 Co-Vorsitzende der "Menschenrechtspartei", die jedoch von ihren Unterstützern bald aufgegeben wurde. 2005 war sie Mitglied der Führung der Partei "Freies Russland", die im Feb. 2007 in "Bürgerkraft" umbenannt wurde. Bei den Wahlen zur Moskauer Stadtduma vom Dez. 2005 belegte Arbatova den 2. Platz auf der Liste der Partei "Freies Russland“. 2007 kandidierte sie erfolglos für die Staatsduma RF auf der Liste der "Partei der sozialen Gerechtigkeit", die 0,22% der Stimmen erhielt. 2007-8 war sie Mitglied des Obersten Rats der polit. Partei "Bürgerkraft", auf deren Liste sie für die 5. Staatsduma RF nominiert werden sollte, wozu es wegen einer internen Intrige nicht kam. Im Okt. 2008 veröffentlichte sie während der Kampagne für die vorzeitige Freilassung der ehem. "Jukos"-Anwältin s. Svetlana Bakhmina einen Artikel, in dem sie Bakhmina u. ihre Verteidiger verurteilte. Welcher Grund für ihre negative Haltung gegenüber diesen Leuten ausschlaggebend war, ist an dieser Stelle nicht bekannt. Arbatovas Position wurde danach von vielen, v.a. Frauen, heftig kritisiert. s. Valerija Novodvorskaja sagte, dass Arbatova eine Gemeinheit gegenüber dem Opfer begangen u. sich selbst im Prinzip für immer aus der Gesellschaft der „anständigen Menschen“ ausgeschlossen habe. s. Irina Petrovskaja erklärte, dass Arbatova damit „öffentl. Selbstmord" begangen habe. Andererseits kritisierte Arbatova das Urteil gegen die Mitglieder der russ. Frauenpunkgruppe "Pussy Riot" nach deren Skandalauftritt von 2012 in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale u. die Position der russ.-orthodoxen Kirche zu diesem u. anderen Themen. Hingegen unterstützte sie die Annahme eines von Putin unterzeichneten Staatsduma-Gesetzes, das die Adoption russ. Waisenkinder durch US-Bürger verbietet. Arbatova ist Mitglied des öffentl. Expertenrats des Moskauer Menschenrechtskommissars. Seit 2014 unterstützte sie die russ. Aggression gegen die Ukraine mit der Begründung, es handle sich um einen „Krieg Russlands mit der NATO". Im Apr. 2022 sagte sie im Zusammenhang mit dem im Feb. von Putin im Feb. 2022 angeordneten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine in einem Interview mit pravda.ru, dass diejenigen, die jetzt aus Russland geflohen sind, schnell zurück gerannt kommen werden.“ Offenbar hatte sie sich inzwischen dem Putin-Regime angenähert. 2022 erschien im Verlag Eksmo "Pyramiden des Wachstums", der 2. Teil ihres Romans "Birkenhain" /II/.)

ARBENINA (geb. KULACHENKO), Diana Sergeevna
II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX (1974-, aus Weissrussland stammende russ. Philologin, Sängerin, Musikerin, Dichterin. Verdiente Künstlerin der Tschetschen. Republik. Studium an der Fakultät für Fremdsprachen am Staatl. Pädagog. Institut Magadan. Nach ihrem Umzug nach St. Petersburg wechselte sie 1994 an die Abteilung "Russisch als Fremdsprache“ der Philolog. Fakultät der Staatsuniversität SPB, wo sie 1998 ihren Abschluss machte. 1991 begann sie ihre ersten Songs zu schreiben. Sie ist Autorin von über 250 Liedern, die sie lieber "Anti-Lieder" nennt, u. von über 150 Gedichten. 1993 gründete sie mit der Musikerin Svetlana Surganova die legendäre Rockgruppe "Nochnye Snajpery". Als Surganova 2002 die Band verliess, verblieb Arbenina als einziges Mitglied. Neben Konzerten im Rahmen der "Nochnye Snajpery" gibt Arbenina regelmässig Solo-Auftritte, nimmt an kollektiven Aktivitäten u. anderen Konzerten teil, etwa zum Gedenken an Vladimir Vysockij u. Bulat Okudzhava“, veröffentlicht eigene Gedichtbände u. beteiligt sich an den Aktionen einer nichtstaatl. gemeinnützigen Stiftung u. an einem Wohltätigkeits- u. Bildungsprojekt. Im Juli 2014 gab Arbenina ein Konzert in Kiev, Ukraine, wobei die Künstlerin sich bei ihren in der Ukraine lebenden Fans für ihre russ. Kollegen entschuldigte, die ihre ukrain. Fans immer noch nicht unterstützten. Danach wurden etwa 30 ihrer Konzerte in russ. Städten u. ein Poesieabend, der im Rahmen der Veranstaltungen des "Bookmarket"-Festivals in Moskau stattfinden sollte, abgesagt. Berichten zufolge wurden diese Massnahmen vom Kreml angeordnet, nachdem Arbenina nach der umstrittenen bzw. völkerrechtswidrigen Annexion der Krym durch Russland von 2014 ihre Sympathie mit der Ukraine zum Ausdruck gebracht hatte. Ansonsten betonte Arbenina in vielen Interviews ihre gleichgültige Haltung gegenüber der Politik. Seit 2014 hat Arbenina den Status "Botschafterin des World Wildlife Fund WWF in Russland“ inne. Im April 2016 wurde die erste persönl. Ausstellung von Arbeninas Gemälden im Zentralen Haus der Künstler in Moskau eröffnet. Im Feb. 2020 veröffentlichte der Moskauer Verlag "Bombora" eine erste autorisierte Biographie des Musikjournalisten Mikhail Margolis über Diana Arbenina u. die Gruppe "Nochnye Snajpery". Arbenina verurteilte den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine u. sprach sich wiederholt gegen diesen Krieg aus, weshalb erneut ihre Konzerte in mehreren russ. Städten abgesagt wurden. Im April 2022 trat sie in Tscheljabinsk mit dem Antikriegslied "Schweige nicht" auf. Nachdem 2023 Konzerte bereits in 6 russ. Städten abgesagt wurden, veröffentlichte Arbenina, in den sozialen Netzwerken den Text des Liedes "Hafen", das die Zeile enthält: „Hab keine Angst u. bleib standhaft.“ Anfang April wurden die Auftritte der Band in Kazan, Tscheboksary, Pjatigorsk, Uljanovsk, Krasnodar u. Togliatti abgesagt. Zuvor hatte der Beschwerdenaktivist Vitalij Borodin bei der Generalstaatsanwaltschaft RF Berufung eingelegt u. gefordert, Arbenina gemäss dem Artikel über die Diskreditierung der russ. Armee zu überprüfen. Bei den Schikanen gegen Arbenina spielt das typisch russ. Phänomen der Denunziation eine wichtige Rolle.)

ARBUZOV, Sergej Gennadievich bzw. Serhij Hennadijovych II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVIa XVIb XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII (1976-, ukrain. Ökonom, Finanzier, Banker, ehem. Politiker, ehem. Chef der Zentralbank der Ukraine. Studium an der Staatsuniversität Doneck mit einem Abschluss in Finanzen u. Kreditwesen. Kandidat der Wirtschaftswissenschaften, das Thema seiner Dissertation lautete: "Der Finanzmechanismus für die Entwicklung des Hypothekenmarkts“. Ab 1995 arbeitete er in der Donecker Filiale der "PrivatBank" u. wurde Filialleiter in der Stadt Konstantinovka. 2003-10 Vorstandsvorsitzender der Bank "Donechchina", die später in "Ukrbusinessbank" umbenannt wurde. Bei den Kommunalwahlen 2006 kandidierte er erfolglos auf der Liste der Partei "Unsere Ukraine“ im Gebietsrat von Doneck. Im Juni 2010 wurde er zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats der "Ukreximbank" berufen. 2010 wurde er zum 1. stv. Leiter u. 2 Monate später mit den Stimmen von 282 Volksabgeordneten der ukrain. Rada zum Chef der Nationalbank der Ukraine ernannt. Er gаlt als enger Vertrauter des ukrain. Präsidenten s. Viktor Janukovych, der ihn für diesen Posten vorschlug, u. als Freund dessen Sohnes Oleksandr. Er war damals somit jüngster Zentralbankchef in Europa. Bis zu einem gewissen Grad verbesserte u. stabilisierte die Nationalbank unter Arbuzovs Führung die Situation der Geschäftsbanken. Die Publikation Focus stellte im Mai 2012 fest, dass Arbuzov das höchste Gehalt unter den ukrain. Beamten erhielt, nämlich 140 Tsd. UAH, d.h. umgerechnet zum damaligen Kurs etwa 14 Tsd. Euro pro Monat. Im Dez. 2012 wurde Arbuzov von Präsident Janukovych per Dekret zum 1. stv. Regierungschef der Ukraine im neuen Kabinett von s. Mykola Azarov ernannt, in der er die Bereiche Agrarpolitik u. Ernährung, wirtschaftl. Entwicklung, Handel, Sozialpolitik, Finanzen, Einkommen u. Gebühren betreute. Im März 2013 wurde Arbuzov auf Anordnung Janukovychs zum Vertreter der Ukraine im Wirtschaftsrat der GUS ernannt. Nach dem Rücktritt Azarovs vom Amt des PM wurde Arbuzov als 1. Vizepremier kommissar. Regierungschef u. war bis März auch Vorsitzender des Rats der Regierungschefs der GUS. Nach der Absetzung Janukovychs als Präsident der Ukraine durch das ukrain. Parlament im Zuge der Euromajdan-Unruhen im Febr. 2014, die von Russland bis heute als Staatsstreich bezeichnet wird, verliess Arbuzov das Land im März u. wurde aus der "Partei der Regionen" ausgeschlossen. Im April wurde er auf die Sanktionsliste der EU, im Mai auf die gesamtukrain. Fahndungsliste u. im Jan. 2015 von der Ukraine auf die Fahndungsliste von "Interpol" gesetzt. In den USA wurde er in die Liste der SDNBP eingetragen. Im Dez. 2015 weigerte sich "Interpol" jedoch gegenüber der Generalstaatsanwaltschaft der Ukraine, Arbuzov auf die internationale Fahndungsliste zu setzen. Laut dem Leiter der Sonderermittlungsabteilung der GPU, Sergej Gorbatjuk, sei "Interpol" der Ansicht, dass die Verfolgung des ehem. Beamten nicht krimineller, sondern polit. Natur sei. Im Frühsommer wurde bekannt, dass Arbuzov sich in Moskau aufhalte, wo er als Gastexperte an Talkshows russ. TV-Sender teilnahm, in denen er die Politik der neuen ukrain. Behörden kritisierte.
Ermittlungen u. Prozesse in der Ukraine: In einem von der GPU eingeleiteten Ermittlungsverfahren in der Ukraine wurde Sergej Arbuzov wegen Veruntreuung des Gewinns des Banken-TV-Senders "BTB" in Höhe von 20 Mln. Pfund Sterling angeklagt. Im Juni 2015 begann die GPU einen Prozess in Abwesenheit gegen Arbuzov wegen Verdachts auf Unterschlagung u. Veruntreuung staatl. Gelder bei der Nationalbank in Höhe von rd. 118 Mln. Pfund Sterling. Im Sept. gab die GPU die Konfiszierung von Bankkonten von mit Arbuzov verbundenen bereichsfremden /nerezidentov/ Unternehmen bei ukrain. Bankinstituten in Höhe von insgesamt 49,51 Mln. USD bekannt, darunter inländ. Staatsanleihen mit einem Nennwert von 1,021 Mrd. USD u. 1,495 Mrd. Pfund Sterling. Die Massnahmen der GPU gegen Arbuzov waren wegen Mangels an Beweisen u. wegen der Einmischung Lettlands umstritten. Im Jan. 2016 gab der Europäische Gerichtshof in Luxemburg das Vermögen Arbuzovs u. einer Reihe anderer ukrain. Beamter frei. Alle EU-Sanktionen gegen Arbuzov wurden aufgehoben. Im Feb. 2016 gab ein Kiever Gericht dem Antrag der GPU auf Ermittlungen in Abwesenheit gegen Arbuzov statt, was einen weiteren Prozess mit Verurteilung in Abwesenheit ermöglichte. Die GPU leitete eine Sonderermittlung in Abwesenheit gegen den ehem. 1. Vizeregierungschef Arbuzov ein, der wegen Unterschlagung fremden Eigentums mit der Begründung angeklagt wurde, seine offizielle Position in besonders grossem Umfang missbraucht zu haben.)

ARZHANOV, Dmitrij Aleksandrovich II (1972-, russ. Unternehmer im Energievertriebssektor u. im agroindustriellen Komplex, Investor in der Ölraffinerie u. -entwicklung in Vietnam, USD-Milliardär. Studium der Radiophysik an der Staatsuniversität Nizhnij Novgorod /ohne Abschluss/, interessierte sich für unternehmerische u. gesellschaftspolit. Aktivitäten. 1993 wurde Arzhanov im Alter von 21 Jahren Assistent des Gouverneurs des Gebiets Nizhnij Novgorod s. Boris Nemcov u. stv. Vorstandsvorsitzender der "Volga-Vjatka Prominbank". Ein Jahr später wurde Arzhanov als jüngster Abgeordneter in die Gebietsduma gewählt. Nach Ende seiner Amtszeit als Abgeordneter 1998 führte er mehrere Jahre lang Wahlkämpfe in verschiedenen Regionen Russlands. Dann zog er jedoch das Unternehmertum der polit Aktivität vor. 2004-6 war er Exekutivdirektor von "Nizhnovatomenergosbyt", dann wurde er 1. stv. Generaldirektor der "Interregionalen Energie-Einzelhandelsgesellschaft". 2006 begann das mit seiner Beteiligung gegründete Unternehmen der "AF-Gruppe" Land in den südlichen Regionen Russlands zu kaufen. Als Ergebnis dieser Aktivitäten wurde die "AFG National Group of Companies" gegründet, die in Russland zum absoluten Marktführer in den Bereichen Anbau u. Verarbeitung von Reis wurde. Im Okt. 2009 wurde er stv. Generaldirektor für Entwicklung des Unternehmens "Transneftservice S". Im selben Jahr kaufte er 50% der Anteile dieser Firma von einigen der ehem. Eigentümer. Im Feb. 2010 wurde er Generaldirektor von "Transneftservice S" u. 2011 kaufte er die restlichen 50% Anteile auf u. wurde alleiniger Eigentümer des Unternehmens, das sich zu einer mächtigen Holdinggesellschaft entwickelte, die in 8 Regionen des Landes Energie an die Bevölkerung u.a. Verbraucher lieferte. Ende 2011 betrug der konsolidierte Umsatz des Unternehmens über 170 Mrd. Rubel. Gleichzeitig leitete Arzhanov den Vorstand des vietnames. Unternehmens "Vung Ro Petroleum Company Ltd." 2012 wurde "Transneftservice S" in "TNS Energo" umstrukturiert. Nach einer erneuten Umbenennung 2014 verliess Arzhanov 2017 das Amt des Generaldirektors von "TNS Energo". 2020 wurde er gemäss Art. 159 Teil 4 StGB RF wegen des Verdachts auf Betrug in besonders grossem Umfang in Gewahrsam genommen. Nach Angaben des Innenministeriums RF entnahmen die Leiter von "TNS Energo" u.a. Organisationen seit 2011 unrechtmässig Geld von Endverbrauchern von Elektrizität, das an den Lieferanten, d.h. das Stromnetzunternehmen, gehen sollte. Die Verdächtigen wurden wegen Unterschlagung von 5,5 Mrd. Rubel zu Lasten des Energieunternehmens "МРСК Центра и Приволжья" angeklagt. Wie im Innenministerium RF festgestellt wurde, habe dieser Betrug zu einer „erheblichen Erhöhung der Tarife für Endnutzer" im Gebiet Nizhnij Novgorod u. zu anderen schwerwiegenden Problemen bei der Sicherstellung der Stromversorgung geführt. Vorsitzender des Kuratoriums der Russ. Eislaufunion. Nach Schätzungen der russ. Ausgabe des Magazins Forbes haben Arzhanovs russ. Vermögenswerte einen Wert von ca. 1 Mrd. USD. Vorsitzender des Kuratoriums des Russischen Eislaufverbandes.[2])

ARIF, Tevfik II III IV V (1953-, russ. ARIFOV, Tofik, sowjet. bzw. russ. Gewerbler-Unternehmer u. Immobilienentwickler u. Investor türk.-meschet.-kasach. Herkunft.
In der Sowjetzeit arbeitete Arif 17 Jahre lang für das Handels- u. Gewerbeministerium der UdSSR, als stv. Direktor der Abteilung für Hotelmanagement. 1991 gründete er ein Export-Import-Unternehmen, das mit seltenen Metallen, Chrom u. Rohstoffen handelte. Anschliessend arbeitete er in Kasachstan für die "Trans World Group", ein Rohstoffunternehmen unter der Leitung von David u. Simon Reuben. 1993 zog Arif in die Türkei, wo er begann, seine Geschäftsinteressen weit über die Bergbau- u. Metallindustrie hinaus in die Bereiche Energiehandel, Autohäuser u. Hotels auszudehnen. 2001 gründete Arif die "Bayrock Group", ein internationales Immobilien- Entwicklungs u. Investmentunternehmen mit Sitz in New York. Er begann mit der Entwicklung von Immobilien in Brooklyn, zunächst mit der Sanierung von "Loehmanns Seaport Plaza", einem Einkaufszentrum in Sheepshead Bay. Später stellte er s. Felix Sater als Geschäftsführer ein. Nach dem Umzug der "Bayrock-Gruppe" in den "Trump Tower" entwickelte Arif eine Beziehung zum Geschäftsmann s. Donald Trump. Trump stellte einen Lizenzvertrag für das "Trump SoHo Hotel" in einem Joint Venture zwischen der "Bayrock Group" u. der "Sapir Organization" zur Verfügung. Trump u. "Bayrock" entwickelten später das "Trump International Hotel and Tower" in Fort Lauderdale. Die Gruppe war auch an Projekten in Europa beteiligt. Obwohl die Zusammenarbeit mit Trump 2008 nach dem Zusammenbruch des Immobilienmarktes endete, geriet "Bayrock" in den USA aufgrund seiner Geschäfte mit Trump zwischen 2002 u. 2011 unter strenge Beobachtung. Da jedoch nichts Ungewöhnliches aufgedeckt wurde, wurden keine offiziellen Massnahmen gegen das Unternehmen ergriffen.
Wie ein kasachisches Onlinemedium 2019 berichtete, sei Tevfik Arif ein Mann mit wilden Moralvorstellungen, dem es völlig an Prinzipien u. Scham mangelt. Tevfik Arif gilt als Hauptgeldwäscher u. wird ausserdem des Kindersexhandels verdächtigt." Er soll Arif als Mitglied eines Verbrechersyndikats seine Nische gefunden haben". Die Trumps u. Sater" sollen die "Bayrock-Gruppe", deren Eigentümer Tevfik Arif" ist oder war, zur Geldwäsche u. Finanzierung nutzen bzw. genutzt haben. Als es Trump aufgrund zahlreicher Insolvenzen u. Schulden nicht gelang, die Finanzierung seiner Projekte aus anderen Quellen zu sichern", soll er sich an seinen Freund Tevfik Arif gewandt haben. 2010 wurde Arif an Bord der 60-Mln.-USD-Luxusyacht "Savarona" festgenommen, wo die Behörden minderjährige Mädchen aus Russland u. der Ukraine fanden, die es gewohnt waren, wohlhabende Kunden zu Preisen zwischen 3000 u. 10´000 USD sexuell zu bedienen. Ein Jahr später wurde Arif zusammen mit 6 weiteren Angeklagten von einem türkischen Gericht freigesprochen, während 4 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurden. Bloomberg sagte, zu den Festgenommenen gehörten russ., kirgisische u. kasachische Geschäftsleute u. Regierungsbeamte. Die israelische Presse enthüllte, dass unter den auf der Yacht Festgenommenen der kasachisch-israelische Milliardär Aleksandr Mashkevich, ein Mitglied des Exekutivkomitees des Jüdischen Weltkongresses, sowie der russ.-jüdische Geschäftsmann Telman Ismailov u. der leitende Assistent des kasach. Premierministers Karim Massimov waren." Die israelische Presse schrieb über Arif: „Die Ermittlungen begannen einige Monate vor der Polizeirazzia auf der Yacht. Die türkische Polizei hat Informationen über eine kriminelle Organisation erhalten, die an Menschenhandel u. Erpressung beteiligt ist. Berichten zufolge wird die Organisation vom türkischen Tycoon Tevfik Arif geleitet, einem Geschäftspartner von Donald Trump u. Besitzer einer Metallfabrik in Kasachstan sowie vieler anderer Unternehmen in den USA u. GB. ... Untersuchungsmaterialien zeigen, dass Arifs Organisation Geschäftsleuten Begleitdienste zur Verfügung stellte. Junge Frauen, von denen einige minderjährig waren, wurden über Modelagenturen aus Russland u. der Ukraine geholt. ... Mashkevich finanziert über seine "Eurasian Group" u. "Bayrock" Trumps Immobilienprojekte. ..."
Die "Bayrock-Gruppe" wurde von 2 ehem. Mitarbeitern, Felix Sater u. Jody Kriss, angegriffen, jedoch wurden die Gerichtsverfahren, die die beiden gegen das Unternehmen angestrengt hatten, aussergerichtlich beigelegt.
Man geht davon aus, dass Arif, der teilweise aus dem Familienunternehmen ausgeschieden ist, in dem er aber noch als Berater tätig ist, in der Türkei lebt u. sich zeitweise auch in CH u. GB aufhält. Obwohl er kein Jude ist, tritt Arif als Grossspender der jüdisch-chassid. Chabad Lubawitscher Bewegung von Port Washington in den USA, wo Felix Saters Heimatsynagoge steht, in Erscheinung.)

ARISTOV, Dmitrij Vasilevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII (1972-, russ. Finanz- u. Wirtschaftsfachmann, Militärfigur, hochrangiger russ. Justizbeamter. Absolvent der Höheren Militärfinanzschule namens A.V. Khruljov in Jaroslavl, der Militär. Finanz- u. Wirtschaftsuniversität u. des Moskauer Staatsinstituts für Internationale Beziehungen des Inneministeriums RF MGIMO. 1989-2008 diente er in den Streitkräften der UdSSR bzw. RF u. zog sich im Rang eines Oberst in die Reserve zurück. Ehem. Leiter der Verwaltungsabteilung der Hauptverwaltung der Generalstaatsanwaltschaft RF, ehem. stv. Direktor der Abteilung für die Registrierung behördenbezogener normativer Rechtsakte u. 2010-12 Direktor des Departements für normativ-rechtliche Regulierung, Analyse u. Kontrolle im Bereich der Vollstreckung von Strafen u. Gerichtsakten des Justizministeriums RF. 2012-17 stv. Justizminister. 2017 per Dekret des Präsidenten RFzum Direktor des Föderalen Gerichtsvollziehungsdienstes FSSP RF, also zum Obergerichtsvollzieher RF ernannt. Aktiver Staatsrat RF der 1. Klasse. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird Dmitrij Aristov eine "Mitverantwortung bei der Einschränkung der Rechte u. Freiheiten der Bürger" vorgeworfen. Als stv. Justizminister legte Aristov im Dez. 2016 der Staatsduma RF einen Gesetzentwurf zur Beschränkung der Übertragung von Gerichtsverhandlungen in den Medien u. im Internet vor, der ein Jahr später in Kraft trat. Die Strafprozessordnung wurde dahingehend geändert, wonach die Übertragung einer öffentl. Gerichtsverhandlung im Internet nur mit Genehmigung des Gerichts möglich ist. Den Richtern wurde zudem die Möglichkeit gegeben, Sendungen zeitlich zu begrenzen u. den Ort im Gericht anzugeben, von dem aus sie durchgeführt werden sollen. Damir Gainutdinov, Anwalt der internationalen Menschenrechtsgruppe "Agora", sagte, diese Initiative sei „das repressivste Gesetz im Bereich des Strafverfahrens, das in letzter Zeit verabschiedet wurde“. Sein zweiter Streich betrifft die Beschränkung der Freiheits- u. Ausreiserechte russ. Bürger, was ihn unweigerlich zum Schreckgespenst für alle ausreisewilligen russ. Bürger mit Geldschulden machte. Nach dem Amtsantritt Aristovs als Direktor des FSSP RF stieg die Zahl der Personen, deren Reisen ins Ausland beschränkt wurden, in Russland stark an. So konnten ca. 3 Mln. Russen u. Russinnen etwa für die Neujahrsferien 2018-19 Russland wegen ihrer Schulden nicht verlassen, wie auf der Website des FSSP berichtet wurde; das waren 36,7% mehr als im Vorjahr. Nach den Gesetzen der RF kann die Ausreise eines russ. Bürgers untersagt werden, wenn ein solcher eine Schuld für Wohnungs- u. Kommunaldienstleistungen von über 30 Tsd. Rubel u. für den Unterhalt von über 10 Tsd. Rubel aufweist. Wie Aristov im Okt. 2018 berichtete, stieg die Zahl der Schuldner, deren Reisen ins Ausland beschränkt sind, im Laufe des Jahres um 62% u. belief sich auf ca. 6 Mln. Personen – ein Rekordwert seit Öffnung der Grenzen. Derjenige Fall eines Ausreiseverbots, der im Zusammenhang mit Schulden am meisten Aufsehen erregte, ereignete sich im Nov. 2018. Damals plante Oppositionsführer s. Aleksej Navalnyj, in Strassburg der Bekanntgabe des EGMR-Urteils über dessen seiner Ansicht nach rechtswidrige Inhaftierung beizuwohnen. Am Moskauer Flughafen liess ihn der Zoll aber nicht an Bord gehen. Der Grund war die unbezahlte Geldstrafe im "Fall Kirovles" in Höhe von über 2 Mln. Rubel. Noch am selben Tag zahlte Navalnyj den gesamten Betrag u. konnte schliesslich aus dem Land fliegen. Unter Berücksichtigung der Bedingungen in der fragwürdigen Putin-Justiz im heutigen Unrechtsstaat Russland drängt sich unweigerlich der Verdacht auf, dass ein solches Gesetz zur Einschränkung der Reisefreiheit von Bürgern der RF v.a. im Fall von Oppositionellen politisch missbraucht werden kann.)

ARSAMAKOV, Abubakar Alasovich II III IV V VI VII VIII (1956-2020, gew. sowjet. bzw. russ. Ingenieur, Ökonom, Bankier u. Financier. Geboren in Kasachstan in einer tschetschen. Famille, die während der Zeit der stalinist. Repressionen aus dem Kaukasus deportiert wurde. Absolvent des Moskauer Ingenieur- u. Bauinstituts "V.V. Kujbyshev". In der Sowjetzeit arbeitete er in der Moskvoreckij-Filiale des Moskauer Stadtbüros der "Strojbank der UdSSR". 1987 wurde er zum leitenden Ingenieur der Abteilung für Ingenieurswesen u. Baukontrolle des agroindustriellen Komplexes des Russ. Republikan. Büros der "Staatsbank der UdSSR" ernannt. Danach arbeitete er bei der "Agroprombank der UdSSR" als stv. Leiter der Kontroll- u. Revisionsabteilung. In den 1990er Jahren war er Geschäftsführer der Eisenbahnabteilung der "Promstrojbank der UdSSR" in Moskau u. Leiter der Eisenbahnfiliale der "Moskauer Industriebank". 1993 schloss er sein Studium an der Finanzakademie der Regierung RF mit einem Abschluss als Ökonom für internationale Wirtschaftsbeziehungen ab. 1994-97 war er Vorstandsvorsitzender der Handelsbank "Style-Bank“. 2002 verteidigte er seine Doktorarbeit zum Thema "Optimierung des Managements des Finanz- u. Bankensystems für die nachhaltige Entwicklung der regionalen Wirtschaft.“ Die von ihm vorgeschlagenen Modelle u. Methoden zur Beschreibung u. Berechnung der wirtschaftl. Stabilität u. Effizienz von Geschäftsbanken unter Berücksichtigung von Risiken wurden in der praktischen Tätigkeit der MInBank umgesetzt. Autor zahlreicher wissenschaftl. Arbeiten u. Veröffentlichungen in den Medien zu Finanz- u. Wirtschaftsthemen.
MInBank: 1997 wurde Arsamakov Vizepräsident u. amtierender Präsident der "Moskauer Industriebank" MInBank u. war 1998-2019 Präsident dieser Bank. 2019 stellte die Zentralbank RF im Zusammenhang mit einer Resanierung der "MInBank", die seit 1998 von Abubakar Arsamakov u. Mitgliedern seiner Familie geleitet u. kontrolliert wurde, aufgrund von Liquiditätsverlusten illegale Bankgeschäfte u.a. Verstösse gegen die russ. Bankengesetze über Umstrukturierung fest. Die Bank hatte ein riesiges Loch in ihrer Bilanz u. lag gemessen an der Bilanzsumme auf Platz 33. Arsamakov u. 19 andere ehem. Bankchefs wurden mit Forderungen in Höhe von rd. 195 Mrd. Rubel konfrontiert. Kurz vor der Ernennung der Übergangsverwaltung zog Arsamakov Gelder von Privatkonten der Bank ab u. verstiess damit gegen verschiedene Bundesgesetze über Banken u. Bankgeschäfte. Später reichte die Führung der Zentralbank RF bei den Strafverfolgungsbehörden eine Beschwerde wegen illegaler Geldabhebungen u. illegaler Finanzaktionen durch die frühere Leitung der "MInBank" ein. Im Aug. 2020 forderte das Moskauer Schiedsgericht auf Ersuchen der Zentralbank RF von allen ehem. Chefs der "MInBank" – insgesamt 19 Personen – einen Betrag von rd. 198,1 Mrd. Rubel – umgerechnet zum damaligen Kurs ca. 2 Mrd. Euro – zurück. Zu diesem Zeitpunkt handelte es sich um die grösste Verlusthöhe u. Forderung, die an die ehem. Eigentümer u. Manager eines Kreditinstituts in Russland für die Sanierung u. Liquiditätserhaltung gestellt wurde.
Abubakar Arsamakov war aktives Mitglied des Rats der Moskauer Bankenunion, Mitglied des Rats der Vertreter autorisierter Banken der Moskauer Regierung u. Preisträger einer Reihe von Berufsprogrammen u. Wettbewerben wie "Banker-2000“, "Financier“-2001“, "Bester Banker Russlands“-2007", Manager des Jahres im Bankensektor-2013“. 2009-15 leitete er den "Business Council for Cooperation with Afghanistan" der Handelskammer RF. Als Teil der offiziellen Delegation des Rats der Muftis Russlands traf er sich mit dem König von Bahrain u. dem Regierungschef Katars, um Fragen der Errichtung einer Institution des islamischen Bankwesens in Russland zu erörtern. Als Wohltäter unterstützte Arsamakov die traditionellen Religionen Russlands – nicht nur den einheimischen Islam, sondern auch die orthodoxe Kirche; er half beim Aufbau der Moskauer Theolog. Akademie u. beim Wiederaufbau der Kathedralenmoschee von Moskau. 2016 kandidierte er erfolglos für die Partei "Gerechtes Russland" bei den Wahlen zur Staatsduma RF im Gebiet Voronezh.
Gestorben im Nov. 2020 an den Folgen einer Coronavirus-Infektion.)

ARSANOV, Vakha Khamidovich II III (1958-2005, gew. Politiker der "Tschetschen. Republik Itschkerija", Vizepräsident der Regierung s. Aslan Maskhadovs. Nach dem Schulabschluss arbeitete Arsanov einige Zeit als Kraftfahrer, später in der örtlichen Abteilung der Verkehrspolizei der ASSR der Tschetschenen-Inguschen, wo er bis zum Polizeihauptmann aufstieg. Mit der Wahl von Dzhokhar Dudaev zum Präsidenten der "Tschetschen. Republik Itschkerija" wurde Arsanov zum Abgeordneten des Parlaments der Republik gewählt u. trat der Kommission zur Kontrolle des Handels mit Erdölprodukten bei. Nach Ausbruch der Feindseligkeiten auf dem Territorium der Republik Tschetschenien beteiligte er sich am Widerstand während des 1. Tschtschenienkriegs gegen die russ. Streitkräfte u. wurde zum Kommandeur der bewaffneten Einheiten der Nordwestfront der Streitkräfte von "Itschkerija" ernannt. Er beteiligte sich aktiv an grossen Militäreinsätzen u. am Angriff auf Groznyj im März u. Aug. 1996. Nach dem Abschluss der Abkommen von Khasavjurt im Sommer 1996 wurde er zum Kommandanten eines Bezirks von Groznyj ernannt. Anfang Dez. 1996 wurde er von der "Nationalen Unabhängigkeitspartei" als Präsidentschaftskandidat Tschetscheniens nominiert, gleichzeitig schloss er eine Vereinbarung mit s. Aslan Maskhadov u. wurde zusammen mit ihm Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten der selbsternannten "Republik Itschkerija". Da Arsanov kein Interesse an neuen Feindseligkeiten zeigte, verliess der Vizepräsident einigen Berichten zufolge bei Ausbruch des 2. Tschetschenienkriegs sein Land u. reiste in das benachbarte Georgien aus, wo er sich aus Krankheitsgründen behandeln lassen wollte. Trotz Unstimmigkeit mit dem Präsidenten von "Itschkerija" A. Maskhadov beteiligten sich Arsanovs Militäreinheiten mit Beginn der russ. "Antiterroroperation" im Herbst 1999 im Rahmen des Widerstands an den Kriegshandlungen gegen die Bundestruppen. Ende 2001 entliess Maskhadov seinen Stv. per Sonderdekret erneut, entzog ihm den Rang eines Divisionsgenerals u. liess ihm seine Auszeichnungen wegen der unerlaubten Ausreise aus Tschetschenien aberkennen. Arsanov sagte, er werde sein Amt nicht niederlegen, es sei denn, auch Präsident Maskhadov trete zurück. Anfang 2002 distanzierte sich Maskhadov von einigen seiner Mitarbeitern u. bezeichnete Arsanov zusammen mit s. Selimkhan Jandarbiev, s. Movladi Udugov u. s. Shamil Basaev als „die Schuldigen der Tragödie, die Itschkerija in den letzten Jahren erlebt hat“. Der "Emir" des "Kaukasus-Emirats" s. Doku Umarov erinnerte daran, dass Arsanov sich 2002 zusammen mit s. Khamzat Gelaev u. s. Abdul-Malik Mezhidov weigerte, den Bayat /Eid/ auf Aslan Maskhadov zu leisten. Während der aktiven Kriegsphase in Tschetschenien schlug Arsanov mehrmals seine Kandidatur als Vermittler zwischen Vertretern gemässigter Separatisten u. Moskau vor, doch verzichteten russ. Beamte darauf, ihn zu kontaktieren. Darüber hinaus erklärte Arsanov wiederholt, dass er ein legitimes Recht habe, eine friedliche Lösung in Tschetschenien auszuhandeln, u. dass er Maskhadov ersetzen könne, wenn russ. Vertreter sich weigern, mit ihm in dieser Frage zusammenzuarbeiten. Nachdem der neue Kreml-seitige Machthaber Tschetscheniens s. Akhmat Kadyrov eine Amnestie für "Itschkerija"-Kämpfer angeboten hatte, soll Arsanov Beamten der Verwaltung des tschetschen. Präsidenten mitgeteilt haben, dass er selbst unter der Garantie der persönl. Sicherheit seine Waffen nicht niederlegen werde u. nicht beabsichtige, als bevollmächtigter Vermittler an Verhandlungen zwischen Kadyrov-Leuten u. Widerstandsführern teilzunehmen. Vakha Arsanov wurde Korruption u. Beteiligung an kriminellen Aktivitäten vorgeworfen, einschliessl. Entführungen von Ausländern, u. Verbindungen zur tschetschen. Mafia in Moskau. 2003 wurde er von der tschetschen. OMON festgenommen. Der offiziellen Version zufolge wurde Vakha Arsanov am 15. Mai 2005 bei einer Sonderoperation der "Antiterrorkräfte" in einem Vorort des Bezirks Staropromyslovskij von Groznyj getötet. Bei der Identifizierung der Leichen stellte sich heraus, dass einer der Toten, der ursprünglich als Vakha Arsanov identifiziert wurde, einen Pass auf den Namen Abdulla Khamidov besass, der zuvor von einer Bezirkspolizeibehörde in Groznyj ausgestellt worden war. Selim Bashaev, amtierender Vorsitzender des "Itschkerija"-Parlaments, sagte, er habe keine authentischen Beweise für den Tod Arsanovs, u. fügte hinzu, dass es, wenn die Berichte stimmen, sinnvoll sei, von einem „gut organisierten Verbrechen“ zu sprechen, da die „Machtstrukturen darauf abzielten, alle Personen zu eliminieren, die die legitime Führung von Itschkerija repräsentieren“, damit das für die russ. Behörden unbequeme Thema der Verhandlungen mit "Itschkerija"-Vertretern bei Treffen mit europäischen Politikern nicht mehr zur Sprache komme. s. Akhmed Zakaev, Sondergesandter des Präsidenten von "Itschkerija", gab eine Erklärung ab, die die Tatsache von Arsanovs Tod weder bestätigte noch widerlegte. Gleichzeitig schloss er auch „die tragischste Version des Geschehens“ nicht aus. Ihm zufolge wurde Arsanov Mitte Jan. 2005 von Kämpfern der republikan. Bereitschaftspolizei OMON im Dorf Chernorechje am westlichen Stadtrand von Groznyj festgenommen u. bis vor kurzem im Dorf Tsentaroj, dem Sitz der Kadyrovs, festgehalten worden. Der Ministerpräsident der tschetschen. Regierung, s. Ramzan Kadyrow, soll versucht haben, ihn zur Zusammenarbeit zu bewegen. Zakaev vermutete, dass der Grund für den möglichen Tod des hochrangigen Vertreters von "Itschkerija" im Mai 2005 die Verweigerung seiner Zusammenarbeit mit der Kadyrov-Regierung war.)

ARTAMONOV, Aleksandr Germanovich II III (1968-, russ. Sozialwissenschaftler. Absolvent der Philolog. Fakultät der MSU, Doktor der Sozialwissenschaften der Katholischen Universität Paris, Frankreich. Absolvent der Höheren Diplomat. Akademie Frankreichs. Ehem. Vizepräsident der "Irkut Corporation", ehem. stv. Generaldirektor von "Sukhoj Civil Aircraft", ehem. Berater des Verkehrsministers RF u. stv. Vorsitzender des russ. Zivilluftfahrtrats. Militärexperte des "1. Kanals" u. des TV-Senders "Zvezda", Moderator des Videoprogramms "Neuer Tag", Autor des biografischen Romans "Russ. Regionalflugzeug". Militärbeobachter für "Pravda.Ru". Seit 2022 Chefexperte der "Eurasia Heritage Foundation". Dabei spezialisierte er sich auf die französ. Welt, die Armeen der NATO-Staaten u. die Kaukasusregion.)

ARTAMONOV, Anatolij Dmitrievich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII (1952-, sowjet. bzw. russ. Agraringenieur u. Ökonom, Staatspolitiker, ehem. langjähriger Gouverneur des Gebiets Kaluga von der kremlnahen Partei "Einiges Russland". Absolvent des Moskauer "V.P. Gorjachkin"-Instituts für Agraringenieure. An der Staatsuniversität für Wirtschaft u. Finanzen St. Petersburg verteidigte er seine Dissertation zum Thema "Bildung eines Systems von Kriterien für die Effektivität der staatl. u. kommunalen Regierung" zur Erlangung des akadem. Grads eines Doktors der Wirtschaftswissenschaften. Seit Nov. 1996 war er Vizegouverneur des Gebiets Kaluga. Er beaufsichtigte Finanzen, Sozialbereich, Privatisierung, Investitionen, Landwirtschaft, Vergasungsprogramm für Siedlungen. Im Nov. 2000 wurde er mit 56,72% der Wählerstimmen zum Gouverneur des Gebiets Kaluga gewählt. Im März 2004 wurde er für eine 2. Amtszeit zum Gouverneur des Gebiets Kaluga gewählt. Während der Pressekonferenz erklärte er öffentlich sein Bekenntnis zum Kurs von Präsident V. Putin. 2005 u. 2010 wurde er erneut zum Gouverneur von Kaluga ernannt. 2015 trat er vorzeitig zurück, kandidierte erneut u. gewann die Wahl mit 71,43% der Wählerstimmen. 2006 u. 2015 war er Mitglied des Präsidiums des Staatsrats RF. 2018 wurde er in den Obersten Rat der Kremlpartei "Einiges Russland" aufgenommen. Im Feb. 2020 akzeptierte der Präsident RF Putin Artamonovs Rücktritt auf dessen eigenen Wunsch u. entliess ihn vorzeitig vom Posten des Gouverneurs des Gebiets Kaluga. Artamonov wurde dafür bekannt, dass er das Gebiet Kaluga für ausländ. Investoren öffnete, was zur Schaffung eines wirtschaftsfreundlichen Umfelds u. zur Gründung eines Automobilclusters in der Region führte. Gleichzeitig gelang es ihm auch, die lokale Wirtschaft von der Militärindustrie der Sowjetzeit weg auszurichten u. Projekte wie den Wiederaufbau des Flughafens Kaluga zu fördern. Im Feb. 2020 wurde er zum Vertreter des Gebiets Kaluga im Föderationsrat RF ernannt, in dem er zum Vorsitzenden des Haushaltsbudgets- u. Finanzmarktausschusses ernannt wurde. Im Sept. 2020 wurde er erneut als Vertreter des Gebiets Kaluga in den Föderationsrat RF berufen. Wegen Unterstützungsleistungen im Zusammenhang mit dem von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine wurde Artamonov im Verlauf dieses Jahres auf die Sanktionslisten von Kanada, USA, EU, GB, Schweiz, Australien, Neuseeland u. Ukraine gesetzt.)

ARTAMONOV, Igor Georgevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIIIa XIIIb XIIIc XIIId XIV XV XVI XVIIa XVIIb XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIIIa XXVIIIb XXVIIIc XXVIIId XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI  2020-: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII LIX LX LXI LXII LXIII LXIV LXV LXVI (1967-, sowjet. bzw. russ. Ökonom, Bankier u. Staatspolitiker, seit 2018 Leiter der Verwaltung/Gouverneur des Gebiets Lipeck von der kremlnahen Partei "Einiges Russland". Absolvent der Russ. Plekhanov-Wirtschaftsuniversität, der Wirtschaftshochschule Moskau u. der RANEPA. Ab 1992 leitete er die Abteilung für Kreditvergabe u. Wirtschaftsarbeit der Budjonnovskij-Filiale der Sparkasse/"Sberbank Russlands", ab 1994 stv. Leiter u. ab 1996 Manager der Filiale. Ab 2000 war er Direktor der Abteilung für die Organisation der Arbeit mit Kunden der "Stavropol Bank" der "Sberbank Russlands", dann der "Nordkaukasus-Bank" der "Sberbank", 2004 stv. Vorstandsvorsitzender. 2007-11 leitete er die "Westsibirische Bank" der "Sberbank Russlands. Ab Juni 2011 stv. Vorstandsvorsitzender der "Sberbank Russlands". Im Juni 2013 wurde er zum Vizepräsidenten der "Sberbank Russlands" u. Vorsitzenden der "Zentralruss. Bank" ernannt. Anfang Okt. 2018 wurde er zum amtierenden Gouverneur des Gebiets Lipeck ernannt, im Sept. 2019 wurde er mit einem Ergebnis von 67,29% zum Leiter der Verwaltung bzw. zum Gouverneur des Gebiets Lipeck gewählt. Seine Amtszeit endet 2024. Während der COVID-19-Pandemie kam es zu mehreren Skandalen im Zusammenhang mit dem Namen Igor Artamonov. Anfang Mai 2020 diskutierte Artamonov bei einem Arbeitstreffen mit der Bürgermeisterin der Stadt Lipeck, Evgenija Uvarkina, die Möglichkeit, gewisse Orte sanitärisch entsprechend zu behandeln, an denen sich gewöhnlich Menschenmengen ansammeln. Uvarkina schlug vor, ein Desinfektionsmittel als Massnahme zu verwenden, um Menschen abzuschrecken u. sie zur Einhaltung der Selbstisolationsregeln zu zwingen. Artamonov stimmte dieser Idee zu u. machte eine inkorrekte Aussage, die in eine Audioaufnahme gelangte u. Anlass für eine interne Überprüfung wurde. Im Internet wurde eine Audioaufnahme veröffentlicht, in der Artamonov mit seinen Untergebenen die mögliche Fälschung von Angaben über zunehmende Fälle von COVID-19-Erkrankungen im Gebiet Lipeck besprach. Die Tonaufnahme wurde vom Abgeordneten des Gebietsrats von Lipeck, Oleg Khomutinnikov, veröffentlicht. Aus dem Kontext des Gesprächs konnte geschlossen werden, dass es sich um Erkrankungen handelt, aber die Verwaltung u. Artamonov selbst sagten, dass man die Anzahl der Infektionstests besprochen habe. Im Dez. 2019 hielt Artamonov eine Rede im Staatsrat RF. Artamonovs deklariertes Jahreseinkommen für 2017 betrug über 131 Mln. Rubel, für 2018 über 195 Mln. Rubel. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" der "1500 Kriegstreiber" führt, wird Igor Artamonov öffentl. aktive Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen. In diesem Zusammenhang steht sein Name mit diversen Begründungen auf den Sanktionslisten von Kanada, USA, GB, Australien, Neuseeland u. der Ukraine, die im Fall Igor Artamonovs von einem „Chef eines staatl. Organs" spricht, „das die Politik der RF zum Zweck der Durchführung von Militäreinsätzen u. eines Genozids an der Zivilbevölkerung in der Ukraine unterstützt, ermutigt u. öffentlich billigt“.)

ARTEMEV, Igor Jurevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV (1961-, sowjet. bzw. russ. Biologe u. Jurist, Oppositionspolitiker u. hochrangiger Regierungsbeamter. Absolvent der Biolog. Fakultät der Staatsuniversität Leningrad u. der Jurist. Fakultät der Staatsniversität St. Petersburg, Kandidat der Biowissenschaften. In den 1990er Jahren war er in der SPBer Politik als Mitglied der Partei "Jabloko" aktiv. 1996 war er Konkurrent des Bürgermeisters von SPB s. Anatolij  Sobchak bei den Wahlen dieses Jahrs u. wurde zum 1. Vizegouverneur ernannt. Im Dez. 1999 wurde er Abgeordneter der 3. Staatsduma RF u. stv. Vorsitzender der "Jabloko"-Parteifraktion sowie stv. Vorsitzender des Ausschusses für Kreditorganisationen u. Finanzmärkte. Leiter der Stiftung für Wirtschafts- u. Politikforschung "EPICentre - St. Petersburg“. 2000 kandidierte er für das Amt des Gouverneurs von SPB u. belegte den 2. Platz mit 14,68% der Wählerstimmen. 2004-20 war er Leiter des Föderalen Antimonopoldienstes FAS, seinerzeit noch per Dekret der Regierung s. Mikhail Fradkov in diese Position berufen. Seine Leistung im FAS wurde sowohl positiv als auch negativ bewertet. Autor von 43 wissenschaftl. Artikeln u. Erfindungen, 6 Monographien zu Budget u. Ökonomie. Im Nov. 2020 wurde Artemev von seinem Posten als Leiter der FAS abberufen u. zum Assistenten von MP s. Mikhail Mishustin ernannt. Neuer Chef der FAS wurde der frühere Vizegouverneur von SPB Maksim Shaskolskij. 2017 wurde Artemev Vorsitzender des Obersten Rats des Russ. Rugby-Verbands.)

ARTEMOV, Sergej Aleksandrovich (russ. Richter des Bezirksgerichts Presnenskij der Stadt Moskau. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihm "Umsetzung der polit. Repression unter Verwendung seiner offiziellen Position" vorgeworfen. Als er Ende 2018 das Amt des Richters am Presnenskij-Gericht übernahm, hatte er sich bereits an polit. motivierten Fällen u. an der Verhängung zweifelhafter u. ungerechter Urteile beteiligt. Weniger als 1 Monat nach seiner Ernennung liess er den 14-jährigen Schüler Kirill Kuzminkin wegen des Verdachts verhaften, eine Bombe gebaut zu haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wollte er am 4. Nov. am "Tag der Nationalen Einheit" während des "Russ. Marsches“ in Ljublino nach einer Explosion in der FSB-Abteilung Archangelsk, die von einem anarchist. Studenten" inszeniert worden sein soll, einen Terroranschlag" verüben. 6 Monate später milderte das Ermittlungskomitee RF die Anklage gegen den Teenager ab u. beschränkte sich auf die Anklage des Besitzes u. der Herstellung von Sprengstoff. Im Mai 2019 liess Artemov einen behinderten Studenten, Daniil Bondar, wegen des Verdachts der Errichtung einer extremist. Organisation verhaften. Richter Artemov beteiligte sich auch am sog. "Moskauer Fall" von 2019, der strafrechtl. Verfolgung von polit. Oppositionellen, die gegen die Weigerung der Wahlkommission protestierten, unabhängige Kandidaten für die Wahlen zur Moskauer Stadtduma zuzulassen. Der friedliche Protest vom 27. Juni 2019 endete mit einem gewaltsamen Vorgehen der Polizei u. der Nationalgarde RF sowie mit rd. 1500 Festnahmen. Am 2. Aug. 2019 liess Artemov den Aktivisten u. Bibliothekar Ivan Podkopaev festnehmen, weil er angeblich Pfefferspray auf die Gardisten gesprüht hatte. Am 5. Aug. verfügte Richter Artemov die Verhaftung eines Freiwilligen im Hauptquartier des Kandidaten Ivan Zhdanov im Fall der Organisation von Massenunruhen". Infolgedessen erhielt Podkopaev 3 Jahre Gefängnis, die später auf 2 Jahre reduziert wurden.)

ARTIZOV, Andrej Nikolaevich (1958-, sowjet. bzw. russ. Historiker u. Beamter im Archivwesen.
Absolvent des Moskauer Staatl. Instituts für Geschichte u. Archiv. Doktor der Geschichtswissenschaften mit einer Dissertation über "Die Schule von M.N. Pokrovskij u. die sowjet. Geschichtswissenschaft, Ende der 1920er-1930er Jahre“. Ehem. leitender Archivar im Staatsarchiv der Gebiete Kalinin u. Kaluga u. ehem Leiter der Archivabteilung des Gebietsexekutivkomitees Kaluga. In den 1990er Jahren war er im Staatsarchiv RF tätig, ab 1997 in der Verwaltung des Präsidenten RF. Ab 2001 war er als Staatssekretär stv. Leiter des Bundesarchivdienstes, der heute eine Bundesagentur unter der Jurisdiktion des Präsidenten RF ist, seit Dez. 2009 deren Leiter. Autor von über 200 wissenschaftl. Arbeiten zu Problemen der russ. Geschichte des 20. Jhs., zur Geschichtsschreibung u. Archivierung. Als Historiker befasste er sich u.a. mit der Repression gegen sowjet. Dissidenten 1921-23, mit ukrain. nationalist. Organisationen während des 2. WK u. mit der Geschichte der russ.-georg. Beziehungen. Er ist einer der Entwickler der Grundlagen der Gesetzgebung der RF über die Archive der RF. Mitglied der russ. UNESCO-Kommission.)

ARTJOMENKO, Ignat Sergeevich II III IV V VI VII VIII IX (sowjet. bzw. russ. Kriegsveteran, der dafür bekannt wurde, dass er vom Putin-Regime instrumentalisiert wurde, weil er von s. Aleksej Navalnyj beleidigt worden sein soll.
Wie TASS im Feb. 2021 berichtete, habe Navalnyj nach Angaben der Staatsanwaltschaft RF im Juni 2020 ein Video auf seinem "Telegram"-Kanal u. auf seiner "Twitter"-Seite gepostet, in dem der Veteran des 2. Weltkriegs Ignat Sergeevich Artjomenko seine private Meinung zugunsten von Änderungen der Verfassung RF zum Ausdruck brachte. Navalnyj habe in seinem Beitrag zu diesem Video absichtlich falsche Kommentare veröffentlicht, die die Ehre u. Würde des Veteranen diskreditiert u. seinen Ruf untergraben hätten. Navalnyj nannte den Kriegsveteranen einen Verräter der Heimat". Er habe dem Veteranan dadurch moralischen Schaden zugefügt. In einem anderen Video sprach er über Navalnyjs angebliche Verleumdung u. verlangte seine Bestrafung. 2 Wochen nach Veröffentlichung dieses Kommentars leitete das Ermittlungskomitee RF gegen Navalnyj ein Verfahren wegen "Verleumdung" ein. Im Feb. 2021 begann der Prozess gegen den russ. Oppositionspolitiker, dem vorgeworfen wurde, den Veteranen des Grossen Vaterländ. Kriegs Ignat Artjomenko verleumdet zu haben. Ein Korrespondent der "Deutschen Welle" war bei der ersten Sitzung des Prozesses anwesend u. erzählte, was dort passiert war. Die Staatsanwaltschaft war im Prozess durch Staatsanwältin Ekaterina Frolova vertreten, die mit 33 Jahren bereits den Rang eines Oberstleutnants der Justiz bekleidete. Bei der Verhandlung habe sie Navalnyj u. seine Anwälte sachlich unterbrochen, aber in einigen Momenten habe es geschienen, als würde sie den Vorsitz führen u. nicht Richterin Vera Akimova. Das Verhalten der Richterin Akimova u. die Äusserungen der Prozessteilnehmer sorgten im Internet für viele Witze. Der 94-jährige Artjomenko wurde in dem Verfahren per Video zugeschaltet. Auf dem Bildschirm erschien ein älterer Mann in einer mit Orden behangenen Uniform. Eine Frau später stellte sich heraus, dass es seine Tochter war setzte ihm eine Coronavirus-bedingte Maske auf. Navalnyj reagierte darauf, indem er sich an die Richterin mit dem Kommentar wandte, der Mann solle doch wenigstens seine Maske abnehmen können, da er zu Hause sei. Die Richterin rechtfertigte diese Notwendigkeit mit gültigen Hygienevorschriften. Artjomenko wartete nicht einmal das Ende der Gerichtsverhandlung ab, denn kurz nach Beginn seiner Vernehmung wurde es dem Greis offenbar unwohl. Als Aussage in der Videoschaltung hinterliess er denn auch lediglich die Angaben, er sei ein Veteran des GVK, habe sich an der Partisanenbewegung beteiligt u. an der 2. Weissruss. Front gekämpft. Im Juni 2020 habe er herausgefunden, dass Navalnyj ihn einen Verräter genannt habe. Das habe ihn sehr betrübt gemacht. Er müsse daher seine Ehre verteidigen. Laut seinem Arzt habe sich dadurch sogar sein Gesundheitszustand verschlechtert. Da er sich schlecht fühle, bitte er das Gericht, das Verhör einzustellen. Er möchte aber, dass Navalnyj sich öffentlich bei ihm entschuldige. Aber Navalnyj entschuldigte sich nicht. Im Gegenteil war der Beschuldigte der Ansicht, dass die Wahrheit auf seiner Seite liege. Navalnyjs Anwälte, Olga Mikhajlova u. Vadim Kobzev, brachten ihrerseits rechtliche Argumente vor, die ihrer Meinung nach die Anklage diskreditierten. Ihr Mandant habe lediglich seine subjektive Meinung geäussert, die nicht als Verleumdung angesehen werden könne. Navalnyj selbst war der Überzeugung, dass diese Inszenierung gegen ihn von gewissen PR-Leuten orchestriert worden sei, denn Gerichte seien korrupt, das sei allgemein bekannt. Das StGB RF sieht im entsprechenden Artikel über Verleumdung eine Bestrafung in Form einer Geldbusse oder Zwangsarbeit vor. Welches Urteil im vorliegenden Fall gefällt wurde, blieb an dieser Stelle unbekannt. In einem Video kommentierte Navalnyj den Strafprozess. Im Feb.2021 drohten Angehörige des Veteranen Artjomenko Navalnyj mit neuen Klagen.)

ARTJUKHOV, Dmitrij Andreevich II III IV V VI VII VIII IX X (1988-, russ. Ökonom, Jurist u. Staatspolitiker, seit 2018 4. Gouverneur des Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen innerhalb des Gebiets Tjumen. Absolvent der Staatsuniversität Tjumen mit einem Abschluss in Wirtschafts- u. später auch in Rechtswissenschaften. 2006 begann er seine Karriere bei der Westsibirischen Handelsbank.
2010 kehrte er in den Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen zurück u. begann seine Arbeit als Assistent des 1. stv. Gouverneurs dieses Autonomen Kreises. 2011-16 war er Assistent des Gouverneurs, ab Jan. 2016 Vizegouverneur des Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen für wirtschaftl. Entwicklung u. Investitionsförderung. Im Mai 2018 wurde er zum amtierenden Gouverneur des Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen ernannt, als zweitjüngster Gouverneur Russlands. Im Sept. 2018 wählten ihn die Abgeordneten der gesetzgebenden Versammlung des Autonomen Kreises in geheimer Wahl zum Gouverneur des AK der Jamal-Nenzen u. Artjukhov trat unverzüglich sein Amt an. 2019-20 war er von Amtes wegen auch Mitglied des Präsidiums des Staatsrats RF. Im Nov. 2021 wurde er zum Vorsitzenden der Kommission des Staatsrats RF für Jugendpolitik ernannt. Mitglied der kremlnahen Partei "Einiges Russland". Der Gesamtbetrag des deklarierten Jahreseinkommens Dmitrij Artjukhovs für 2017 belief sich auf 25,379 Mln. Rubel. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" der "1500 Kriegstreiber" führt, wird Dmitrij Artjukhov öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen. Seit Juli 2022 unterliegt der Gouverneur britischen Sanktionen wegen der Unterstützung für den russ. Krieg gegen die Ukraine. Im Aug. wurde er auf die kanadische Sanktionsliste der „engen Vertrauten des Regimes, die Komplizen bei der Aggression des russ. Regimes gegen die Ukraine sind“, gesetzt. Seit Dez. 2022 unterliegt er auch US-Sanktionen wegen „Aufrufens der Bürger zum Krieg in der Ukraine“. Aus ähnlichen Gründen steht er auf den Sanktionslisten Australiens u. Neuseelands.)    ARTJAKOV

ARTJAKOV, Vladimir Vladimirovich II III IV V VI VII VIII IX X XI (1959-, sowjet. bzw. russ. Bauingenieur, Jurist mit militär. Ausbildung, Geschäftsmann u. Staatspolitiker. Studium des Bauingenieurwesens. 1997 zum Leiter der Abteilung für die Arbeit mit dem Eigentum der RF im Ausland der Präsidialverwaltung RF ernannt (das Putin einst geleitet hatte/, 1998 stv. Leiter der Abteilung für Aussenwirtschaftsbeziehungen der Präsidialverwaltung RF, 1999 stv. Generaldirektor der Abteilung für Export-Import-Abwicklung u. Spezialprogramme von "Promexport", im Nov. 2000 zum stv. Generaldirektor von "Rosoboronexport" ernannt. 2002 absolvierte er die Russ. Akademie für Staatsdienst mit einem Abschluss in Rechtswissenschaften u. anschliessend die Höheren Kurse der Militärakademie des Generalstabs der Streitkräfte RF. Im Dez. 2005 wurde Artjakov auf einer ao. Versammlung der Aktionäre von "AvtoVAZ" zum Vorsitzenden des Direktoriums gewählt. Bald wurde Artjakovs Bruder Direktor von "AvtoVAZ" in Moskau. Im Dez. 2006 wurde Artjakov auf einer regulären Vorstandssitzung zum Präsidenten der "AvtoVAZ Group" gewählt. Im April 2007 wurde er in Moskau zum Präsidenten der neu gegründeten "Union der Maschineningenieure Russlands" gewählt, während s. Sergej Chemezov Vorsitzender des Büros wurde. 2006 wurde er Mitglied der kremlnahen Partei "Einiges Russland".
Gouverneur des Gebiets Samara /2007-12/: Im Aug. 2007 ernannte Präsident RF V. Putin nach dem Rücktritt des Gouverneurs des Gebiets Samara, s. Konstantin Titov, Vladimir Artjakov zum amtierenden Gouverneur. Ende des Monats wurde Artjakov von den Abgeordneten der Gebietsduma von Samara als neuer Gouverneur bestätigt. 2007-8 war er von Amtes wegen Mitglied des Präsidiums des Staatsrats RF. Bei den Wahlen zur 5. u. 6. Staatsduma RF
verzichtete Artjakov jeweils auf ein Abgeordnetenmandat. 2010 ereignete sich während Artjakovs Gouverneurszeit im Gebiet Samara eine ökolog. Katastrophe aufgrund von Waldbränden, bei denen über 8000 Hektar Wald niederbrannten. Die Gebietsführung soll dabei inaktiv geblieben sein. Trotzdem sahen die Staatsanwaltschaft u. die Ermittlungsbehörden keinen Grund, Artjakov nach Art. 293 StGB RF wegen Fahrlässigkeit zur Verantwortung zu ziehen. Noch 2017 weigerte sich das Bezirksgericht Samara, der Beschwerde eines in Togliatti ansässigen Einwohners, der die Eröffnung eines Strafverfahrens in diesem Fall gefordert hatte, zu entsprechen. Im Mai 2012 trat Artjakov auf eigenen Wunsch vom Amt des Gouverneurs des Gebiets Samara zurück. Danach wurde er zum stv. Generaldirektor des Staatsbetriebs "Rostekh/Rostec" ernannt, wobei er seine Mitgliedschaft im Direktorium von "AvtoVAZ" behielt. 2012-16 Mitglied des Verwaltungsrats der "Novikombank", ab April 2013 Vorstandsvorsitzender des Konzerns "Sozvezdie". Im Mai 2013 wurde er zum Vorstandsvorsitzenden der "Oboronprom"-Tochter "United Engine Corporation ODK/UEC", ebenfalls ein Unternehmen von "Rostec", gewählt. Im Juli 2013 wurde er zum Vorstandsvorsitzenden der Firma "Russ. Helikopter" gewählt. Im Sommer 2013 wurde er zum neuen Vorstandsvorsitzenden der "Oboronprom" gewählt, die zu 58,32% im Besitz der Staatsgesellschaft "Rostec" war. Ende Jan. 2014 nahm Artjakov seine Tätigkeit als 1. stv. Generaldirektor der "Rostekh" auf.
Vermögen u. Einkommen: 2009 verdiente Artjakov 11,72 Mln. Rubel, 2010 12,6 Mln. Rubel u. 2011 9,1 Mln. Rubel. Nach seiner Entlassung bei "AvtoVAZ" erhielt er eine sofortige Abfindung in Höhe von 1,2 Mrd. Rubel. Laut
Vedomosti besitzt Artjakov ein Anwesen im Dorf Akulinino im Moskauer Gebiet, wo auch s. Vladimir Jakunin, s. Sergej Chemezov, s. Arkadij Rotenberg u.a. V. Putin nahestehende Beamte u. Geschäftsleute leben.
Während des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine geriet Artjakov zusammen mit seiner Frau u. seinem Sohn im Juni 2022 wegen seiner hohen Position bei "Rostec" u. seiner Verbindung zu Sergej Chemezov unter persönliche US-Sanktionen u. im Aug. auf die Sanktionsliste Kanadas. Aus analogen Gründen figuriert er auf den Sanktionslisten Grossbritanniens u. der Ukraine. Sohn Dmitrij Artjakov besitzt zusammen mit Sergej Chemezovs Sohn Aleksandr ein Dutzend Unternehmen im Moskauer Gastrogeschäft. Der jüngere Bruder Jurij Artjakov ist Senior Vice President of Management der "Novikombank", Miteigentümer des Bürozentrums im Dorf Likova im Moskauer Gebiet u. Vorstandsmitglied von "Samaraenergo".)

ARKHANGELSKIJ, Aleksandr Nikolaevich IIa IIb IIc III IV V VI VII VIII IX X (1962-, bekannter sowjet. bzw. russ. Philologe, weitgehend unabhängiger Literaturkritiker, Publizist, Schriftsteller, Philosoph, TV- u. Rundfunkmoderator, Dokumentarfilmer, Hochschulprofessor. Absolvent der Fakultät für Russ. Sprache u. Literatur an der Moskauer Pädagog. Staatsuniversität MPGU, Kandidat der Philolog. Wissenschaften mit einer Dissertation über "Lyrische Genres in der Poesie von A.S. Puschkin in den 1830er Jahren“. Weiterbildung an der Universität Bremen u. der Freien Universität Berlin in Deutschland. In den 1990er Jahren war er Autor u. TV-Moderator bei verschiedenen russ. Sendern u. lehrte an der Universität Genf, Schweiz. In den 2000er Jahren war er Beobachter, stv. Chefredaktor u. Kolumnist der Zeitung Izvestija sowie Kolumnist des Magazins Profile. Er veröffentlichte Zeitungsartikel unter den Pseudonymen "Arkhip Angelevich" u. "Angelina Arkhipova". Seine Artikel wurden ins Englische, Deutsche, Französ. u. Finnische übersetzt. Sein Buch über Alexander I. wurde in französ. u. chines. Übersetzung veröffentlicht. 2002-20 war er Autor u. Moderator des Programms "Тem vremenem" des TV-Kanals "Кultura / Rossija K". Bei der TV arbeitete er 18 Jahre. Zu verschiedenen Zeiten war er als Kritiker u. Publizist für diverse Zeitungen tätig, u.a. Literaturnaja gazeta u. Nezavisimaja gazeta. Bis Mai 2007 war er regelmässiger Gast eines Programms des Radiosenders "Ekho Moskvy". Mitglied oder ehem. Mitglied verschiedener Verbände, u.a. der Russ. Fernsehakademie seit 2007 u. des Präsidiums des Rats für Kultur u. Kunst beim Präsidenten RF. Vorsitzender der 2017 gegründeten russ. Vereinigung "Freies Wort". 2013 war er Gewinner der Auszeichnung "Buch des Jahres“; im selben Jahr erhielt er den "Orden der Freundschaft für grosse Verdienste um die Entwicklung des heimischen Fernsehens u. Rundfunks, der Kultur u. für langjährige fruchtbare Arbeit" sowie den Preis der Regierung der RF im Bereich Massenmedien, insbesondere für das Programm "Tem vremenem". Im März 2020 unterzeichnete Arkhangelskij einen Aufruf gegen die Annahme der von Präsident RF V. Putin vorgeschlagenen Änderungen der Verfassung RF u. im Sept. 2020 unterschrieb er einen Brief zur Unterstützung der Proteste in Belarus. Auf diese Weise wurde er für das Putin-Regime untragbar u. aus seinen Ämtern entlassen. Im April 2023 legte er sein Amt als ordentl. Professor an der Fakultät für Medienkommunikation der Wirtschaftshochschule Moskau, wo er seit 2006 gearbeitet hatte, nieder, trat vom Akadem. Rat zurück u. gab den Job des Co-Direktors des Bildungsprogramms "Transmedia Production in Digital Industries“ auf. Sein Lehrbuch wurde von der Bundesliste gestrichen u. dürfte aus den Regalen der Schulbibliotheken verschwinden. In einem langen Interview mit pravmir.ru medierte er über sein bisheriges Berufsleben, in einem anderen sprach er über das Jahr 2022. Mit Aleksandr Arkhangelskij wurde vom Putin-Regime somit ein weiterer führender literar. Intellektueller Russlands aus dem Hochschulbetrieb eliminiert.)

ARKHANGELSKIJ, Vitalij Dmitrievich II III IV V (1975-, russ. Ökonom, Geschäftsmann in den Bereichen Versicherung u. Hafendienste. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der St. Petersburger Staatsuniversität u. der St. Petersburger Staatsuniversität für Wirtschaft u. Finanzen begann er in der Versicherungsbranche zu arbeiten u. gründete eine Holdinggesellschaft in Norwegen, die in den Bereichen Versicherung, Hafendienste u. Spedition tätig ist oder war u. deren Präsident u. Hauptaktionär er selbst war bzw. ist. Ausserdem erwarb er umfassende Immobilienvermögen in Russland, darunter den Hafen von Vyborg u. das Westterminal des SPBer Hafens, dessen Wiederaufbauplan von der "Europäischen Bank für Wiederaufbau u. Entwicklung" unterstützt wurde. Diese Kernvermögenswerte des Unternehmens bildeten den Gegenstand eines Rechtsstreits zwischen Vitalij Arkhangelskij u. der Bank "St. Petersburg", bei der das Unternehmen einen Kredit zur Finanzierung seiner Expansion aufgenommen hatte. Das Unternehmen selbst geriet bald in grosse finanzielle Schwierigkeiten. 2009 entschied das Schiedsgericht von SPB u. des Leningrader Gebiets, dass der Erwerb einer Beteiligung am Westterminal durch "Sevzapalliance", von der angenommen wird, dass sie mit der Bank "St. Petersburg" verbunden ist oder war, rechtswidrig war. 2010 war der Rechtsstreit noch im Gange, wobei eine Ermittlung hinsichtlich der Aktivitäten Arkhangelskijs eingeleitet wurde. Dieser wurde nach Angaben der russ. Behörden beschuldigt, 56,5 Mln. Rubel gewaschen zu haben, die er in betrügerischer Weise von der "Morskoj Akcionernyj Bank" erworben hatte. 2009 floh Arkhangelskij mit seiner Familie nach Frankreich, liess sich in Nizza nieder u. beantragte polit. Asyl, welches ihm 2010 gewährt wurde. In Nizza gründete er die Firma "COFRANCE SARL", die sich mit der Erbringung von Dienstleistungen in den Bereichen Luftfahrtversicherung, Yachten u. Immobilien an der Côte d'Azur in Frankreich u. Monaco beschäftigte. Dem folgte bald ein Auslieferungsersuchen Russlands wegen Betrugs. Ein Richter in Nizza entliess Arkhangelskij gegen eine Kaution von 300 Tsd. Euro aus der Untersuchungshaft bis zu einer Gerichtsverhandlung. Der von Russland Beschuldigte behauptete, er sei ein Opfer eines Raiderangriffs u. der Verfolgung durch die Partner der ehem. Gouverneurin von SPB, s. Valentina Matvienko, der heutigen Vorsitzenden des Föderationsrats RF, geworden, wobei das Eigentum seiner Firma illegal beschlagnahmt worden sei. Er argumentierte, dass die Bank "St. Petersburg" seinem Unternehmen die Restrukturierung seiner Schulden mit der klaren Absicht verweigert habe, es in Konkurs zu bringen, um die Kontrolle über seine Vermögenswerte zu erlangen. 2011 reichte er beim Bezirksgericht Nikosia, Zypern, eine Klage gegen "3 zypriot. Schattenunternehmen" ein, die, wie er behauptete, ausschliesslich zum Zweck der Übernahme seines Vermögens im Interesse einer Verschwörung" gegründet worden waren u. die wahrscheinlich der ehem. Gouverneurin von SPB u. dem ehem. Chef der Stadtpolizei gehörten". Seit 2012 hatte Arkhangelskij eine Reihe weiterer Klagen vor Gerichten verschiedener Länder eingereicht u. die Prozesse gewonnen. Die Klagen u. der Fall Arkhangelskij selbst wurden in der russ. u. internationalen Presse stark beachtet. 2018 gewann er für seinen Roman "Bjuro proverki" den 2. Platz beim russ. Literaturpreis "Das grosse Buch". 2019 begann Arkhangelskij auf Malta für die Entwicklung einer Reihe von Projekten für russischsprachige Investoren in diesem Land zu arbeiten, wobei seine diesbezüglichen Aktivitäten von der maltesischen Regierung aktiv unterstützt werden.)

ARSHBA, Otari Ionovich III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI (1955-, sowjet. bzw. russ.-abchas. Ökonom-Jurist, Geschäftsmann u. Politiker abchas.-georg. Herkunft, seit 1968 in Moskau lebend. Absolvent der F. Dzerzhinskij-Hochschule des KGB beim Ministerrat der UdSSR u. höherer jurist. u. wirtschaftl.  Zusatzausbildungen; später erhielt er ein MBA-Diplom von der "International Moscow School of Finance and Banking". Er verfügt auch über ein Jurastudium mit Fremdsprachenkenntnissen. Kandidat der Politikwissenschaften mit einer Dissertation zum Thema "Ethnopolit. Konflikt: Wesen u. Technologien der Verwaltung“, die er an der Russ. Akademie für Staatsdienst beim Präsidenten RF verteidigte. Bis 1994 diente er in den Staatssicherheitsbehörden in der Abteilung für den Schutz der verfassungsmässigen Ordnung. In den späten 1980er u. frühen 1990er Jahren wurde Arshba nach Aserbaidschan, Armenien, Georgien, Abchasien u. in die baltischen Republiken entsandt, um seine offiziellen Aufgaben zu erfüllen. Er absolvierte den Dienst als Leiter der Analytischen Abteilung des FSB RF u. hat den Rang eines Obersten. Nach seinem Rücktritt lebte er für kurze Zeit in London. Er gilt als polit. Experte für Sicherheit u. Konfliktlösung sowie für die Integration von abchas. Landsleuten in die RF. Als Vorkämpfer u. Sponsor der Unabhängigkeit der Republik Abchasien war er Berater des ersten abchas. Präsidenten V. Ardzinba. Ab den 1990er-Jahren war Arshba in der Wirtschaft tätig, u.a. in führender Stellung in der "Evraz-Gruppe", u. wurde USD-Multimillionär. Er war Vertrauter des langjährigen Gouverneurs des Gebiets Kemerovo, s. Aman Tuleev. Seit 2003 ist er erster u. einziger abchas. Abgeordneter der 4.-8. Staatsduma RF für die Gebiete Kemerovo, Sverdlovsk u. Moskau, Vorsitzender der Duma-Ausschüsse für die Kontrolle der Einkommen der Abgeordneten, für Mandatsfragen u. Ethik; in der Vergangenheit war er Mitglied des Duma-Ausschusses für Zivil-, Straf-, Schiedsgerichts- u. Verfahrensrecht sowie Mitglied der Duma-Kommission für den Bau von Gebäuden zur Unterbringung des Parlamentszentrums. Mitglied des Obersten Rats der kremlnahen Partei "Einiges Russland", 1. stv. Vorsitzender der Parteifraktion. In der georg. Presse wurde er 2017 als "Putins rechte Hand" bezeichnet. 2018 erregten Arshba u. die von ihm geleitete Ethikkommission der Duma im Zusammenhang mit dem ersten Sexskandal in der Geschichte der Staatsduma die Aufmerksamkeit russ. u. internationaler Medien. Auf Initiative interessierter Personen prüfte die Kommission die Eingabe dreier Journalisten wegen sexueller Belästigung durch den Vorsitzenden des Duma-Ausschusses für internationale Angelegenheiten, s. Leonid Sluckij. Dass die Ethikkommission bei Sluckij keine Verhaltensverletzungen" feststellen konnte, stiess in der Presse auf Kritik u. erzeugte einen Boykott der Aktivitäten der Staatsduma RF, der Ethikkommission u. des Stvs. von Sluckij persönlich von Seiten von über 20 Print- u. Internetmedien, Radiosendern u. TV-Kanälen. In seiner Freizeit betätigt/e sich der Abgeordnete als Gastronom u. Hotelier, ist Gründer u. Inhaber von Restaurants mit abchas. Küche in Moskau. Seine Familie besitzt auch Hotels u. Restaurants in Abchasien u. Adscharien. Unter dem Duma-Vorsitzenden s. Boris Gryzlov spielte Arshba Fussball in der Mannschaft der Staatsduma, spielte Tennis bei internationalen Amateurwettbewerben; er ist Mitglied des Kuratoriums des Russ. Tennisverbands u. Sponsor der Werke des gew. Schriftstellers Fazil IskanderVon Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" der "1500 Kriegstreiber" führt, wird Otari Arshba öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen. Arshba unterliegt den Sanktionen von EU, GB, USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Ukraine, Schweiz u. Japan. Im März 2023 verurteilte ein ukrain. Gericht Otari Arshba gemäss dem Artikel über den Eingriff in die territoriale Integrität u. Unverletzlichkeit der Ukraine zu 15 Jahren Gefängnis mit Beschlagnahme von Eigentum.)

ASAD, Bashar AL- II IIIa IIIb IV V VI VII VIII (1965-, syrischer Politiker u. Präsident/Diktator Syriens, das traditionell ein Verbündeter Russlands ist, wo es einen Militärstützpunkt /Khmeimim bei Latakia/ unterhältt. Nach einem Aufsehen erregenden Auftritt in der UNO, wo er entsprechende Absichten ankündigte, schickte der Präsident RF V. Putin im Sept. 2015 im Zusammenhang mit dem Kampf gegen den Terrorismus u. zur Unterstützung Assads gegen die Rebellen kampfbereite, von Militärflugzeugen begleitete Truppen u. griff somit unmittelbar in den Syrienkrieg ein, um das Assad-Regime zu retten. Putin erklärte, die Militäroperation sei gründlich vorbereitet worden, u. definierte Russlands Ziel in Syrien als Stabilisierung der legitimen Macht in Syrien u. Schaffung von Bedingungen für einen polit. Kompromiss". Nicht nur Assad u. Russland, sondern selbst höhere US-Beamte stuften die Operation bei relativ geringen Kosten als erfolgreich ein – obwohl bei den Luftangriffen auch nicht wenige Zivilisten zu Schaden kamen u. wahrscheinlich Kriegsverbrechen begangen wurden. Im Okt. 2015 flog Assad nach Moskau u. traf sich mit Putin, wo er den syrischen Bürgerkrieg zynisch verharmloste. Ob Putin, der die Syrer als Freunde bezeichnet, Assad zum Rücktritt überreden wollte, war eine Behauptung der Financial Times vom Jan. 2016, die von Kremlsprecher s. Dmitrij Peskov in Abrede gestellt wurde. Im Jan. 2016 erklärte Putin, Russland unterstütze Assads Streitkräfte u. sei aber auch bereit, Anti-Assad-Rebellen zu unterstützen, solange diese gegen den IS kämpften. Zur Verteidigung Assads, der Putin wiederholt in Moskau oder Sotschi besuchte, behauptete Putin im Juni 2017, dass Assad keine Chemiewaffen eingesetzt habe, obwohl die UN u. internationale Chemiewaffeninspektoren das Assad-Regime für den Einsatz von Chemiewaffen verantwortlich machten. Vom Hochkommissariat der UN für Menschenrechte u. verschiedenen internationalen Menschenrechtsorganisationen werden dem Asad-Regime die Zulassung schwerer Menschen- u. Kriegsverbrechen angelastet. Im Okt. 2021 besuchte Putin den Stützpunkt Khmeimim.)

ASVAROV, Nariman Asvarovich
II III (1966-, russ. Akademiker,
Historiker, Jurist u. Politiker in der Republik Dagestan. Tabasaraner nach Nationalität. Absolvent des Dagestan. Staatl. Pädagog. Instituts, Kandidat der Geschichtswissenschaften, Rektor der Dagestan. Staatl. Pädagog. Universität, Dekan der Histor. Fakultät, ao. Professor, Dozent  der Abteilung "Theorie u. Geschichte des Staats u. Rechts". Abgeordneter der 4. u. 5. Volksversammlung der Republik Dagestan. Im März 2022 unterzeichnete er /vermutlich/ mit zahlreichen KollegInnen einen Brief der Hochschulrektoren Russlands zur Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine, die von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" der "1500 Kriegstreiber" führt, kritisiert wurde mit der Empfehlung, internationale Sanktionen zu verhängen.)

ASEEV, Stanislav Vladimirovich / Volodomyrovych II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIVa XIVb XIVc XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX (1989-, ukrain. Philosoph u. Religionswissenschaftler, Schriftsteller, Journalist, Menschenrechtsaktivist aus Makijivka/Doneck, Ukraine. Opfer der Justiz der "Volksrepublik Doneck" DVR. Kriegsteilnehmer auf ukrain. Seite. Absolvent der Fakultät für Philosophie u. Religionswissenschaften des Staatl. Instituts für Informatik u. Künstliche Intelligenz in Doneck, Ukraine, mit einem Bachelor der Philosophie, u. der Fakultät für Informatik u. Technologie der Nationalen Technischen Universität Doneck mit einem Master der Religionsstudien. Nach seinem Hochschulabschluss ging er nach Frankreich, um sich der französ. Fremdenlegion anzuschliessen. Nach seiner Rückkehr in die Ukraine nahm er verschiedene Gelegenheitsjobs an, so als Lader, Bankpraktikant, Totengräber sowie als Telefonist bei einem Postunternehmen u. Verkaufsberater für Haushaltsgeräte.
Literarische Tätigkeit:
Aseevs literar. Hauptwerk ist der autobiograf. Roman "Der neusilberne /?/ Elefant oder der Mann, der dachte“. Der Roman erschien 2015 in der russ. Literatur- u. Kunstzeitschrift "Junost" u. 2016 als separates Buch im Kiever Verlag "Kajala" /II/. Der Roman erzählt vom Leben des Autors in der polit. u. spirituellen Realität der Ukraine, während grosse Aufmerksamkeit dem Krieg im Donbass gewidmet wird, der durch das Prisma der philosoph. Einschätzungen u. Schlussfolgerungen des Autors beschrieben wird. Valerij Dudarev, Chefredaktor der Zeitschrift "Junost", meinte dazu: „Seine Sicht auf die Welt ist weder journalistisch noch schriftstellerisch – er ist ein junger Philosoph. Auf den Seiten des Romans kehrt Stanislav sein Inneres nach aussen, zeigt die Welt einer Kleinstadt, einen Krieg, der das Land in zwei Hälften riss. Übrigens diente er in einem der Bataillone auf Kiever Seite. Er glaubte, für eine Idee kämpfen zu müssen. Die Integrität der Ukraine war für ihn eine solche Idee. Zwar war er nach drei Wochen Dienst enttäuscht. Er sagte, dass es im Krieg keine Idee gebe. Er brachte seine Gedanken zu Papier u. das Ergebnis war ein tiefgründiges philosophisches Werk.“
Tatjana Retivova, Direktorin des Verlags "Kajala“, bemerkte über Aseev, dass „er sich weder für den ukrain. noch den russ. Nationalismus, ... sondern sich mehr für die französ. u. dt. Ontologie des 20. Jhs. interessierte“. In Doneck dürfte er einer der wenigen oder der einzige Akademiker u. Intellektuelle gewesen sein, der die Werke Kants gelesen hatte.
Journalist. Tätigkeit: Als Journalist arbeitete Aseev unter dem Pseudonym Stanislav Vasin
als freiberuflicher Korrespondent für die ukrain. Zeitschriften Zerkalo tizhnja / Wochenspiegel u. Ukrain. Woche sowie für Ukrainskaja pravda u. "Radio Svoboda / Liberty" in Doneck. Als solcher verfasste er praktisch als einziger Journalist in Doneck diverse Artikel in ukrain. u. russ. Sprache über die Situation im Gebiet hinter der Frontlinie unter russ. Besatzung, die auf Deutsch im Band "In Isolation. Texte aus dem Donbass" 2020 in der edition fotoTAPETA erschienen.
Inhaftierung u. 32 Monate Haft in den Gefängnissen von Doneck: Am 11. Mai 2017, am sog. "Tag der Republik" der "DVR", wurde Aseev während einer Reportage für "Radio Svoboda" im Stadtzentrum von Doneck von Agenten des "Ministeriums für Staatssicherheit" der von Russland besetzten sog. "Volksrepublik Doneck" DVR nach seinen Dokumenten überprüft, mit einem ZAK abtransportiert, verhört, unter dem Vorwurf der Spionage festgenommen, weil er in einem Artikel ehem. zivile Objekte in Doneck beschrieben hatte, die heute Militärstützpunkte sind, u. zu mehreren Jahrzehnten Haft verurteilt, auch weil er die Bezeichnung "Volksrepublik Doneck" in Anführungszeichen gesetzt hatte. Anfang Juni 2017 berichtete Sergej Rakhmanin, Chefredaktor der Abteilung für Politik von Zerkalo tizhnja u. Volksabgeordneter der Partei "Holos" in der 9. Verkhovna Rada der Ukraine, dass Aseev seit dem 2. Juni keinen Kontakt mehr zu seinen Kollegen gehabt habe, Anrufe nicht beantworte u. sein Aufenthaltsort unbekannt sei, u. dass seine Wohnung durchsucht wurde. Am 16. Juli teilte Aseevs Freund, der ehem. ukrain. Volksabgeordnete Egor Firsov, mit, dass der Journalist nach offiziellen Angaben des "Ministeriums für Staatssicherheit" der "DVR" wegen Spionage inhaftiert worden sei, was laut Firsov der Mutter Aseevs „schriftlich bestätigt“ worden sei.
Laut Firsov hielt Aseev es für seine journalist. Pflicht, in Doneck zu bleiben u. über die dortigen Ereignisse objektiv zu berichten. Firsov hielt Aseev für einen der geeignetsten Journalisten, „die Situation im besetzten Donbass zu beschreiben".
Reaktionen:
Die Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" forderte, dass „die Behörden der DVR das gewaltsame Verschwindenlassen Stanislav Aseevs unverzüglich beenden müssen, indem sie seine Inhaftierung zugeben u. ihn freilassen“. "Amnesty International" richtete einen Aufruf an die Öffentlichkeit, man solle dem Leiter der "DVR" s. Aleksandr Zakharchenko, dem Leiter des "Ministeriums für Staatssicherheit" der "DVR" Vladimir Pavlenko u. der Kommissarin für Menschenrechte der "DVR" Darja Morozova schreiben mit der Bitte, Aseev freizulassen. Der OSZE-Sprecher für Medienfreiheit Harlem Désir sagte, dass „die andauernde rechtswidrige Inhaftierung Stanislav Aseevs abscheulich sei u. nicht toleriert werden könne“, nachdem „der Journalist bereits seit einem Jahr gefangen gehalten u. der Zugang zu ihm verweigert" wurde, u. forderte seine „sofortige Freilassung aus humanitären Gründen u. aus Prinzip“. Ausserdem forderte er „alle OSZE-Mitgliedstaaten auf, den Druck auf alle relevanten Beteiligten in Doneck zu verstärken“. Auch der Leiter der Osteuropa- u. Zentralasien-Abteilung von "Reporter ohne Grenzen", Johann Bihr, forderte die "DVR" auf, Aseev freizulassen. Auch das internationale "Komitee zum Schutz von Journalisten“, die "Europäische Föderation der Journalisten“, das "Norwegische Helsinki-Komitee“ u. der "PEN Club“ forderten die Freilassung des verschwundenen Journalisten.
Freilassung u. Ausreise in die freie Ukraine: Am 29. Dez. 2019 wurde Aseev im Rahmen des "76 gegen 127“-Austauschs via Straflager Makijivka aus der Gefangenschaft in der "DVR" entlassen, u. er flog nach Kiev. Mit ihm wurde noch ein anderer Journalist namens Oleh Galazjuka freigelassen. Es stellte sich heraus, dass Aseev in den berüchtigsten Gefängnissen von Doneck unter brutalen Bedingungen u. katastrophalen Verhältnissen
mitten in der Stadt Doneck gefangen gehalten wurde, insbes. in der sog. "Izoljacija / Isolation", einem geheimen Foltergefängnis im Stil eines "klassischen" postsowjet. Gulag- oder Gestapo-KZ auf dem Areal einer heruntergekommenen ehem. Fabrik für Isoliermaterial bzw. eines nachfolgenden Kunstzentrums, das 2014 nach der Einnahme der Stadt durch proruss. Separatisten beschlagnahmt wurde u. vom "Ministerium für Staatssicherheit" der "DVR" bis heute unterhalten wird. In diesem höllischen Sondergefängnis "für besonders gefährliche Personen", in dem die Gefangenen mit elektrischem Strom, Vergewaltigung, Prügel u. Sklavenarbeit behandelt werden, war Aseev 28 Monate unter erbärmlichen Verhältnissen wie ein räudiger Hund eingesperrt, nachdem er zuerst 6 Wochen im Keller des Gebäudes des sog. "Ministeriums für Staatssicherheit" in Doneck festgehalten wurde. Das erste längere Interview gab er "Radio Svoboda / Liberty" im Jan. 2020. Die auf Russisch verfassten Erlebnisse während seiner Zeit im grausamen "Isolations"-Gefängnis von Doneck wurden 2021 bzw. 2023 in dt. Übersetzung unter dem Titel "Heller Weg" in den Verlagen Ibidem u. Suhrkamp veröffentlicht /II NZZ/.
Gesellschaftspolit. Aktivität: Nach seiner Freilassung nahm Stanislav Aseev eine aktive öffentliche Position ein u. begann sich mit Fragen der Rechte von Häftlingen illegaler Gefängnisse in Russland sowie auf dem Gebiet der "DVR" u. "LVR" zu
beschäftigen. Ende Jan. 2020 hielt er eine Rede vor dem Europarat, in der er seine Mitgliedsländer aufforderte, Druck auf Russland auszuüben, um Gefangene freizulassen. Mitte Feb. 2020 trat der Journalist auch auf der Münchner Sicherheitskonferenz auf, wo er über die Misshandlung von Gefangenen durch die Sicherheitsorgane der "DVR" sprach. Ausserdem traf sich Aseev mit einer Gruppe von US-Senatoren im Büro von "Radio Liberty" in Prag u. erörterte die Frage der Freilassung der verbliebenen Gefangenen im besetzten Donbass. Unter dem Namen "Justice Initiative Fund" gründete er eine Plattform, mittels derer mit Spendengeldern verantwortliches kriminelles Gefängnispersonal im russisch besetzten Donbass, insbes. des sog. "Ministeriums für Staatssicherheit" der "DVR" sowie Täter mutmasslicher russ. Kriegsverbrechen in der Ukraine gesucht werden. Das Hauptproblem der Suche nach den Tätern bestehe darin, dass die meisten von ihnen in Russland sässen u. vom Putin-Regime nicht an andere Staaten ausgeliefert würden. Es brauche nicht Rache, sondern Gerechtigkeit. Putin habe in Russland „eine Bevölkerungsklasse von unglaublich niedrigen Moralvorstellungen ... geschaffen".
Auszeichnungen: Stanislav Aseev erhielt 2020-23 diverse Auszeichnungen u. Preise von europäischen Organisationen wie von der Ukraine, so den Preis "Freie Presse Osteuropas", den Nationalen Preis der Ukraine für freie Meinungsäusserung, den "Taras-Shevchenko-Staatspreis der Ukraine für Kultur" sowie einen ukrain. Menschenrechtspreis. In seinem Beitrag für das Buch "Aus dem Nebel des Krieges", in dem Aseev die ganze Horrorgeschichte rund um das geheime Foltergefängnis "Isolation" am Hellen Weg Nr. 11 in Doneck zusammenfasst, meint der Autor, dass „jeder Vorschlag, einen Teil des ukrain. Staatsgebiets Russland zu überlassen, um den Krieg schneller zu beenden, nicht auf einen polit. Deal, sondern auf ein Versagen unserer gesamten Zivilisation hinauslaufen" würde. Und er warnt: „Denn auf jedem Quadratmeter Boden, den man an Russland abträte, würde ein totalitäres Regime errichtet. Solche Konzentrationslager gäbe es dann überall." Für ihn „versinnbildliche [die "Isolation"] das gegenwärtige Russland, all das, was von Osten her gegen die Ukraine u. ganz Europa vorrückt - auch wenn man das in Europa noch nicht so sehen könne". Und er richtete einen Vorwurf an die „internationale Öffentlichkeit", die das alles lange „nicht interessiert" habe. Allerdings war die Existenz solcher Gefängnisse nicht bekannt. Im April 2022 kam Aseev auch nach Butscha, wo er die verkohlten Leichen des Massakers sah u. fotografierte, das russ. Truppen aus Sibirien dort angerichtet hatten. Im Jan. 2024 berichtete die NZZ über ein Treffen mit dem Journalisten.
Dienst in den Streitkräften der Ukraine während des Kriegs: Während des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine trat Aseev 2023 als Infanterist in die ukrain. Armee ein. 2024 erlitt er während der Kämpfe im Donbass einen Granatenschock u. musste sich in Spitalpflege begeben, wobei er danach an die Front zurückkehrte. 2 Monate später erlitt Aseev eine schwerere Minensplitterwunde an Hals u. Brust, woraufhin er erneut ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Im Mai 2024 berichtete er über die Lage an der Front..

"Fall Ljagin": Im Juni 2019 wurde Roman Ljagin von Agenten des SBU auf von der Ukraine kontrolliertem Gebiet festgenommen. Sein Fall wurde vom Dnjepr-Bezirksgericht in Kiev hinter verschlossenen Türen geprüft. Er wurde der Mitgliedschaft in einer terrorist. Organisation, der Verletzung der territorialen Integrität der Ukraine u. des Hochverrats wegen seiner Rolle bei der Organisation eines Referendums über den Status der "DVR" angeklagt, dessen Ergebnisse weder von der Ukraine noch von der EU oder den USA anerkannt wurden. Ljagin war auch an der Beschlagnahmung des Areals der "Izoljacija"-Stiftung durch die "DVR" beteiligt, u. so wurde ihm auch Beteiligung an der Errichtung des "Isolations"-Gefängnisses vorgeworfen, in dem Menschen in Doneck illegal inhaftiert u. gefoltert wurden. Vertreter der Stiftung u. ehem. Gefangene des "Isolations"-Gefängnisses bestanden darauf, dass Ljagin persönlich für die Beschlagnahmung des Geländes u. seine Umwandlung in ein Geheimgefängnis verantwortlich sei. Dennoch hat das Kiever Shevchenko-Gericht weder die Stiftung noch die ehem. "Isolations"-Gefangenen als Geschädigte im Fall Ljagin anerkannt. Im Juli 2023 befand sich Ljagin noch immer in einer U-Haftanstalt. Sein Name figuriert auf den Sanktionslisten der EU u. einer Reihe weiterer Länder wie der USA, Grossbritanniens, Kanadas, Australiens, Neuseelands, Japans sowie der Schweiz u. der Ukraine. Ljagin wurde 2014 Minister für Arbeit u. Sozialpolitik der "DVR" u. war danach Chef der Zentralen Wahlkommission der "DVR".
"Fall Palych": 1,5 Jahre nach seiner Entlassung aus dem "Isolations"-Gefängnis von Doneck erfuhr Aseev, dass der berüchtigte ehem. Chefkommandant des Gefängnisses s. Denis Kulikovskij alias "Palych" frei in Kiev lebte /II III IV V VI VII VIII/. Im Frühjahr sei dieser zunächst nach Russland geflohen, kehrte im April aber in die Ukraine zurück, wo er vom SBU befragt u. wieder freigelassen wurde. Zusammen mit dem renommierten investigativen Journalisten s. Christo Grozev von "The Insider" u. "Bellingcat" u. dem pensionierten Oberst des ukrain. Geheimdienstes Roman Chervinskij führte Aseev eine Recherche durch, die zur Offenlegung von Palychs Adresse in Kiev u. im Nov. 2021 zu seiner Festnahme durch den SBU führte. Im Jan. 2024 wurde er vom Shevchenko-Bezirksgericht in Kiev zu 15 Jahren Gefängnis u. zur Beschlagnahmung seines Eigentums verurteilt.) 10.24

ASELDEROV bzw. ASILDAROV, Rustam Magomedovich II III IV V VI VII (1981-2016, bekannt gewesen auch als Emir Abu Mohammad Kadarskij, stammte aus Dagestan u. war der Anführer des "Islamischen Staats" IS im Nordkaukasus, der von Russland u. der USA als Islamist u. Terrorist eingestuft u. gesucht wurde. 2007 wurde Aselderov wegen illegalen Waffenbesitzes u. Unterstützung von militanten Kämpfern vor Gericht gestellt, aber von den Geschworenen freigesprochen. Danach ging er wieder in den "Wald" u. leitete die sog. Banditengruppe "Kadar". Diese Gruppe war im Feb. 2012 an der Ermordung von 5 Jägern beteiligt. Seit 2011 stand er auf der föderalen Fahndungsliste Russlands gemäss Art. 105 StGB RF wegen "Mordes" u. Art. 222 wegen "illegalen Handels mit Schusswaffen". Im März 2012 wurde er in der Region Karabudakhkent in Dagestan zusammen mit einer Gruppe militanter Kämpfer von den Russen blockiert, wobei die Militanten die Verfolger beschossen  u. ihnen entkommen konnten. Im Aug. 2012 ernannte s. Doku Umarov, der Anführer des "Kaukasus-Emirats", Aselderov zum "Emir" der Dagestan. Front. Er wurde verdächtigt, Terroranschläge in Chirkej u. Volgograd organisiert zu haben. Im Dez. 2014 leistete Aselderov dem Anführer des "IS", Abu Bakr al-Baghdadi, einen Eid, woraufhin der "Emir" des "Kaukasus-Emirats" s. Aliaskhab Kebekov Aselderov in Abwesenheit von seinem Posten als "Emir" des "Vilayat Dagestan" entliess u. Said Arakanskij zum neuen "Emir" des Vilayats ernannte. Ende Juni 2015 wurde Aselderov auf Beschluss Abu Bakr al-Baghdadis zum 1. "Emir" des neu gegründeten "Kaukasus-Vilayats" ernannt. Im Sept. 2015 wurde Aselderov vom US-Aussenministerium auf die Liste der "Specially Designated Global Terrorists" gesetzt. Als solcher wurde er auch auf der entsprechenden Liste des Sicherheitsrats der UN geführt. Im Dez. 2016 gab das FSB bekannt, dass Aselderov bzw. Asildarov u. 4 enge Mitarbeiter bei einer Antiterroroperation Russlands in der Nähe von Makhachkala, Dagestan, getötet worden seien.)

ASKEROVA, Elena Alekseevna II (1968-, sowjet. bzw. russ. Juristin, ehem. Staatsanwältin am Stadtgericht der Stadt Petrozavodsk, Karelien. Absolventin des Moskauer Rechtsinstituts mit Abschluss in Rechtswissenschaften. Bevor sie zur Staatsanwaltschaft kam, war sie in den Organen für innere Angelegenheiten tätig. In der Staatsanwaltschaft arbeitete sie als Ermittlerin u. Staatsanwältin der Staatsanwaltschaft Kareliens, von wo sie stammt. Ab 2012 leitete sie die Staatsanwaltschaft der Stadt Petrozavodsk, Hauptstadt Kareliens. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird ihr "Umsetzung der polit. Repression unter Verwendung ihrer offiziellen Position" vorgeworfen. Im ersten Verfahren gegen den Gulag-Historiker u. karelischen "Memorial"-Vorsitzenden s. Jurij Dmitriev, in dem Askerova als Staatsanwältin fungierte, forderte sie im März 2018, ihn wegen Herstellung von Kinderpornographie zu 9 Jahren Haft mit verschärftem Strafvollzug zu verurteilen. Der Fall wurde von russ. u. internationalen unabhängigen Organisationen, Medien u. Persönlichkeiten des öffentl. Lebens als polit. motiviert eingestuft, wobei Dmitriev als polit. Gefangener anerkannt wurde. Im Dez. 2017 berichtete Wikinews mit Berufung auf Novaja gazeta, dass Askerova zum Schluss gekommen sei, dass bei Dmitriev „Abweichungen sexuellen Charakters“ vorlägen, u. beantragt habe, dass er sich einer stationären psychiatrischen Untersuchung unterziehe. Dieser hatte sich bereits im Ermittlungsverfahren einer ambulanten psychiatrischen Untersuchung unterzogen, wobei die Ärzte bei dem Historiker keine Auffälligkeiten festgestellt hätten. Die Staatsanwältin behauptete, dass eine zweite Expertise erforderlich sei, um feststellen zu können, ob Dmitriev eine Zwangsbehandlung benötige. Anlass für das Verfahren gegen Dmitriev waren Nacktfotos der Adoptivtochter, die er auf dem Computer gespeichert hatte, um angeblich die körperliche Entwicklung des Kindes zu verfolgen. In der ersten Untersuchung des "Zentrums für soziokulturelle Expertisen" wurden 9 von 120 Fotos als pornographisch eingestuft. Ende Jan. 2018 wurde Dmitriev aus der Haft entlassen, u. im April wurde er vom Stadtgericht Petrozavodsk von den Straftaten wegen der Herstellung von Kinderpornografie vollständig freigesprochen. Lediglich wegen illegalen Waffenbesitzes wurde er für schuldig befunden u. zu einer Freiheitsstrafe von 2 Jahren u. 6 Monaten verurteilt. Staatsanwältin Askerova war mit dem Freispruch nicht einverstanden u. reichte beim Gericht Beschwerde ein. Dmitriev wurde wenige Wochen nach seinem Freispruch erneut festgenommen. Askerova, die 26 Jahre in der Aufsichtsbehörde der Republik Karelien gearbeitet hatte, trat im Okt. 2018 auf eigenen Wunsch als Staatsanwältin der Stadt Petrozavodsk zurück. Im Sept. 2020 teilte Askerova mit, dass sie beschlossen habe, auf ihre Tätigkeit als Anwältin zu verzichten, u. bei der Rechtsanwaltskammer Kareliens beantragt habe, ihren Anwaltsstatus zu beenden. Die Frage, warum sie sich entschieden habe, den Anwaltsberuf aufzugeben, beantwortete Askerova so, dass ihre Rückkehr zur Rechtswissenschaft, in diesem Fall die Anwaltschaft, offensichtlich falsch gewesen war". Askerova wurde zur /stv./ Generaldirektorin des "Peter Inn Hotels" mit 200 Mitarbeitern ernannt, wo sie bis Feb. 2019 arbeitete.)

ASKER-ZADE, Nailja Vagif Kyzy II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI (1987-, russ. Ökonomin, Journalistin u. Moderatorin aserbaidschan. Herkunft. Absolventin der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Staatl. Universität Volgograd, Zweitausbildung bei MGIMO im Masterstudiengang Internationales Finanzwesen. Ihre Masterarbeit schrieb sie über die Folgen von Sanktionen für den russ. Finanzsektor. Nach ihrem Umzug nach Moskau absolvierte sie bei "NTV" eine Ausbildung im Fach Wirtschaftsnachrichten u. arbeitete dann als internationale Redakteurin bei "RBK-TV", wo sie 2007-10 in der Wirtschaftsabteilung von Kommersant beschäftigt war. Später wechselte sie bis 2011 in den Wirtschaftsblock der Zeitung Vedomosti. Bei "Rossija-24" begann Asker-zade als Interviewerin, dann präsentierte sie Nachrichten, insbes. über Wirtschaftsthemen. Anfang Okt. 2015 wurde die erste Ausgabe des Programms "Dejstvujushchie lica" gesendet, in dem die Kreml-Eliten-Moderatorin bekannte Unternehmer, Politiker u. Beamte Russlands interviewte. 2013-16 war sie Moderatorin des Wirtschaftsblocks der Sendung "Vesti" auf dem Kanal "Rossija-1", ab Sept. 2016 auch in der Abendsendung. Unter den von der attraktiven Glamour-Journalistin Asker-zade interviewten Persönlichkeiten befanden sich das Oberhaupt Tschetscheniens s. Ramzan Kadyrov, die Milliardäre s. Alisher Usmanov, s. Oleg Deripaska u. s. Vladimir Potanin, der Direktor des Auslandsgeheimdienstes s. Sergej Naryshkin, der Aussenminister RF s. Sergej Lavrov, der Finanzminister s. Anton Siluanov, der "Sberbank"-Chef s. German Gref, der Kremlsprecher s. Dmitrij Peskov, der Trainer der russ. Fussballnationalmannschaft Stanislav Cherchesov, der ukrain. Politiker s. Viktor Medvedchuk, die Präsidenten der Republik Belarus u. Aserbaidschans s. Aleksandr Lukashenko u. s. Ilkham Aliev u.a.m. Nach einem Interview mit Lukashenko erhielt Asker-zade Drohungen im Internet. Im April 2019 machte Vedomosti auf die massive Sperrung von Veröffentlichungen im Internet durch Roskomnadzor aufmerksam, von der offenbar neben denen des VTB-Bankpräsidenten s. Andrej Kostin auch diejenigen von Nailja Asker-zade betroffen waren, wobei die Umstände der Sperrung unklar blieben. Ab April 2020 drehte Asker-zade die Dokumentarserie "Gefährliches Virus" /II III IV V/, die der Entwicklung eines Impfstoffs im Novosibirsker Labor "Vector" u. dem Kampf gegen COVID-19 in Russland gewidmet war u. eine von China gestiftete Auszeichnung erhielt. Im Rahmen der Serie wurden mehrere Filme mit exklusiven Interviews, Behandlungsprotokollen u. Aufnahmen aus den "roten Zonen“ russ. Krankenhäuser gedreht. Eine der Ausgaben der Serie kündigte die Schaffung eines Impfstoffs im "Gamaleja-Institut für Epidemiologie u. Mikrobiologie" in Moskau an, der später als "Sputnik V" bekannt wurde. Ende Juni 2021 war sie Gastgeberin der Sendung "Direkte Linie mit Vladimir Putin". Asker-zade geriet ins Visier der "Stiftung für Korruptionsbekämpfung" FBK von s. Aleksej Navalnyj, die verschiedene grössere Eigentumswerte der Journalistin recherchierte, darunter zwei grössere Wohnungen, ein Waldgrundstück im Dorf Razdory sowie ein Grundstück mit Haus in der Siedlung Zhukovka-3 im Moskauer Gebiet. Ferner soll Asker-zade ein Flugzeug Marke "Bombardier Global 6000" u. eine Yacht, die dem russ. Milliardär s. Anatolij Lomakin gehören, zu Reisezwecken kostenlos nutzen oder genutzt haben. Im Sept. 2020 veröffentlichte das Magazin The Insider unter Berufung auf eine Quelle mit Zugang zu den Datenbanken des Föderalen Steuerdienstes Daten, denen zufolge das Jahreseinkommen der TV-Moderatorin für 2019 sich auf 6,5 Mln. Rubel belief. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" der "1500 Kriegstreiber" führt, wird Nailja Asker-zade öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine vorgeworfen. Es wurde festgestellt, dass die Journalistin u. TV-Moderatorin in den Berichten des TV-Senders "Rossija-1" die Kämpfe in der Ukraine auf russ. Seite unterstützt. Ausserdem kommentiert Asker-zade im "Telegram"-Kanal die laufenden Ereignisse u. wirft dem Westen Doppelmoral u. Vorgehen gegen Russland vor.
Sanktionen: 2022 wurde Nailja Asker-zade auf die "FBK"-Liste der korrupten Beamten u. Kriegstreiber gesetzt, verbunden mit dem Vorschlag, internationale Sanktionen gegen sie zu verhängen. In der Begründung heisst es, dass Asker-zade „eine einflussreiche russ. Propagandistin" sei, die für den Sender "Rossija-1" arbeitet. "FBK" wirft ihr illegale Anhäufung von Geldern u. Vermögenswerten durch eine Verbindung zum Staatsbanker Andrej Kostin vor. Vor dem Hintergrund der russ. Invasion in der Ukraine wurde Asker-zade im Mai 2022 wegen ihrer Beziehung zu Kostin u. ihrer Tätigkeit für die Allruss. staatl. TV- u. Rundfunkgesellschaft auf die Sanktionsliste Grossbritanniens gesetzt. Im Okt. wurde sie auf die Sanktionsliste Kanadas der „Agenten der russ. Desinformation“ gesetzt u. weil sie die Invasion Russlands u. die versuchte Annexion ukrain. Gebiete unterstütze. Gleichzeitig wurde sie aus ähnlichen Gründen auf die Sanktionsliste der Ukraine gesetzt.)

ASLANJAN, Sergej Gareginovich II (1973-, russ. Mathematiker-Kybernetiker, Informatiker, Psychologe u. Geschäftsmann armen. Herkunft. Absolvent der Fakultät für Computermathematik u. Kybernetik der MSU, Diplom in Angewandter Mathematik mit Spezialisierung auf mathemat. Modellierung. Er begann seine Karriere bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft "Coopers & Lybrand", die mit "Price Waterhouse" fusionierte u. zu "PriceWaterHouseCoopers" wurde. 2001 wechselte er zum "TNK-BP-Management" auf die Stelle des stv. Leiters des Informationstechnologieblocks. Ende 2003 wurde er Vice President for Information Technology, 2006 Vice President for Engineering and Information Technology bei "Mobile TeleSystems". Er leitete den Übergang des Telekommunikationsbetreibers zu einem neuen Abrechnungssystem mittels "Oracle"T-Technologie. 2007 wurde Aslanjan Präsident des Konzerns "Sitronics" sowie von "Mobile TeleSystems". 2011 verteidigte er seine Doktorarbeit in Psychologie über "Bildung des Führungsteams eines diversifizierten Unternehmens“. 2013 verliess er das Unternehmen "Sitronics" u. übernahm die 2004 gegründete Firma "MaximaTelecom" als Vorstandsvorsitzender. 2013 nahm das Unternehmen an der Versteigerung der Moskauer U-Bahn für das Recht zur Schaffung u. zum Betrieb eines Wi-Fi-Netzes in den U-Bahnen teil u. unterzeichnete als einziger Bieter einen Vertrag. Die Investitionen in das Projekt beliefen sich auf über 2 Mrd. Rubel. Seit Dez. 2014 war in allen U-Bahnlinien Moskaus kostenloses WLAN verfügbar. "MaximaTelecom" verhandelte auch mit der Führung von St. Petersburg über die Entwicklung von Wi-Fi-Netzen in Zügen u. Bahnhöfen der SPBer Metro. Trotz des gegenseitigen Interesses an einer Zusammenarbeit erzielten die Parteien hinsichtlich der Anmietung der U-Bahn-Infrastruktur keinen Kompromiss. Der Betreiber bestand auf einer nominalen Gebühr, während die Metro etwa 170 Mln. Rubel pro Jahr forderte. Infolgedessen weigerte sich "Maxima Telecom", an dem Ausschreibungswettbewerb teilzunehmen, der im Nov. 2015 von der SPBer U-Bahn veranstaltet wurde. Der Wettbewerb wurde wegen fehlender Anträge für ungültig erklärt. Anschliessend teilte das Unternehmen mit, dass es bereit sei, die Teilnahme an der neuen Ausschreibung in Betracht zu ziehen, wenn sich die Bedingungen ändern. 2020 initiierte Aslanjan die Platzierung von zwei "MaximaTelecom"-Anleiheemissionen an der Moskauer Börse. 2021 unterzeichnete das Unternehmen eine Vereinbarung mit der Verwaltung von Nizhnij Novgorod über die Umsetzung von Projekten zur Verwaltung der Wirtschaft u. schloss Zusammenarbeits-Vereinbarungen mit anderen Unternehmen im Bereich der technolog. Modernisierung öffentl. Verkehrssysteme. Ferner schloss "MaximaTelecom" eine Vereinbarung mit "Gazprom Space Systems" über die Umsetzung von Projekten in den Bereichen IT-Infrastruktur u. Telekommunikation. Aslanjan gewann 2004 u. 2006 den Preis "IT-Leader" in der Kategorie Telekommunikationsunternehmen bzw. Mobilfunkbetreiber. 2011 wurde er von der russ. Internetzeitschrift CNews als einer der besten IT-Manager des russ. Internets ausgezeichnet. Im gleichen Jahr erhielt er im von "TASS-Telecom" entwickelten Ranking den höchsten Index für persönl. Reputation unter Top-Managern von Telekommunikationsunternehmen. 2012 platzierte ihn die Zeitung Kommersant im 13. jährlichen Ranking der russ. Topmanager in der Top-10-Liste der besten Manager im Bereich IT.)

ASLAKHANOV, Aslambek Akhmedovich II III IV V VI (1942-, sowjet. bzw. russ. Jurist u. Politiker tschetschen. Herkunft, General des Inneministeriums. Studium an der Jurist. Fakultät des Staatl. Pädagog. Instituts in Kharkov, Ukrain. SSR. Nach seinem Abschluss trat er in den Dienst der Organe des Innenministeriums der Ukrain. SSR ein. Absolvent der Akademie des Innenministeriums der UdSSR. Dann arbeitete er in verschiedenen Stellungen im Innenministerium der UdSSR, wo er vom Oberstleutnant zum General aufstieg. Im Auftrag des Innenministeriums der UdSSR sammelte er Material über den Aserbaidschaner Hejdar Aliev, KPdSU-Politbüromitglied u. 1. stv. Vorsitzender des Ministerrats der UdSSR, um ihn strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen. 1988 kam er als Teil einer Ermittlungsgruppe nach Baku, um Aliev zu verhaften. Während der Beschlagnahmung eines Flugzeugs mit Geiseln an Bord durch Terroristen auf dem Flughafen Bina in der Aserbaidschan. SSR 1989 meldete sich Aslakhanov freiwillig zu Verhandlungen. Er stieg in das Flugzeug u. ermöglichte die Freilassung der Geiseln. Für diese heldenhafte Operation wurde ihm der "Orden des Roten Sterns" verliehen. Später musste er die Stadt aufgrund der gefährlichen Lage in der Region u. der Proteste der "Volksfront" verlassen. Anfang der 1990er Jahre zog er sich aus dem Innenministerium zurück. 1991 unterstützte er den Tschetschenienführer Dzhokhar Dudaev. 1992 leitete er die provisor. Verwaltung Inguschetiens. Während der Tschetschenienkriege verurteilte er die Anwendung von Gewalt  scharf u. bot sich als Vermittler für Verhandlungen an. Ab 1992 war er Präsident der allruss. öffentl. "Vereinigung der Strafverfolgungsbeamten u. Sonderdienste RF“. 2000-3 war er Abgeordneter Tschetscheniens in der Staatsduma RF als Mitglied der Fraktion "Vaterland - Ganz Russland". Ende Aug. 2003 wurde er als Kandidat für das Amt des Präsidenten der Tschetschen. Republik registriert. Im Sept. brach er jedoch den Wahlkampf ab u. wurde Assistent des Präsidenten RF V. Putin, während der Kreml den Weg für seinen Kandidaten s. Akhmat Kadyrov freimachte. Ab Aug. 2003 war Aslakhanov Berater des Präsidenten RF, zuständig für Fragen der Region Nordkaukasus. Im Aug. 2003 nahm er an informellen Verhandlungen mit s. Akhmed Zakaev im Fürstentum Liechtenstein teil, die zu einem Friedensplan führten. Während der Geiselnahme in Beslan 2004 erhielt er von V. Putin die Vollmacht, mit den Terroristen zu verhandeln, traf jedoch erst nach der Erstürmung der Schule in Nordossetien ein. 2008-12 vertrat er die Regierung des Omsker Gebiets im Föderationsrat RF. Seit 2011 ist er Präsident des internationalen Verbands "Anti-Counterfeiting". Autor zahlreicher wissenschaftl. u. journalist. Arbeiten, Verfasser von Büchern mit illustren Titeln wie "Demokratie ist nicht kriminell“, "Mafia: die fünfte Macht“, "Mafia in Russland ohne Sensationen“, "Ich beschütze immer die Menschen“. Doktor der Rechtswissenschaften, Professor an der Akademie des Innenministeriums RF. Er wird hier vorgestellt, da er vielleicht eine Alternative zu Kadyrov als Oberhaupt Tschetscheniens hätte bilden können.)

ÅSLUND, Anders II III IV V (1952-, schwed. Ökonom, Diplomat u. Experte für internat., osteurop., postsowjet. u. russ. Wirtschaftsentwicklung. Absolvent der Universität Stockholm, Schweden, Bachelor of Arts. Master-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften an der Stockholm School of Economics. Promotion 1982 an der Universität Oxford. Er war als Diplomat in Kuwait, Genf, Polen u. Moskau tätig, in letzterem arbeitete er 1984-87 in der schwedischen Botschaft. 1989-94 Gründungsdirektor u. Professor des "Stockholm Institute of Transition Economics" SITE im Rahmen der Stockholm School of Economics. 1994-2005 Tätigkeit am Carnegie Endowment for International Peace in Washington, D.C. – ​​bis 2003 leitender Forscher u. dann Direktor des russ. u. eurasischen Programms. 2006-15 leitender wissenschaftl. Mitarbeiter am privaten "Peterson Institute for International Economics". Lehrbeauftragter an der Georgetown University. Wissenschaftl. Mitarbeiter beim US-amerikan. "Atlantischen Rat", Vorsitzender des Internationalen Beirats des "Zentrums für Sozial- u. Wirtschaftsforschung" CASE in Warschau, Polen. Forscher beim Thinktank "Stockholm Free World Forum". Buchautor.
Als Osteuropa- u. Russland-Wirtschaftsexperte beriet Åslund die Regierungen unter den Präsidenten Elcyn /Russland/, Kutschma /Ukraine/ u. Akaev /Kirgistan/ u. setzte sich hartnäckig für liberale Marktwirtschaftsreformen u. Demokratie in Russland u. im postsowjet. Raum ein. Er argumentierte, dass Russland früher oder später eine normale Demokratie werde. Einige Forscher wie Dr. V.G. Krasnov glauben, dass Åslund einer der Architekten des „wilden Kapitalismus" in Russland sei. Åslund machte Aussagen zu Russland, die teilweise als Fehleinschätzungen bezeichnet werden müssen. So glaubte er 2004, dass „Putins Tage gezählt" seien. In seiner Analyse der Entwicklung des Systems Putin "An Assessment of Putin´s Economic Policy" von 2008 schrieb Åslund, dass „Putin sich 2002 als glaubhafter autoritärer Reformer in der Tradition von General Augusto Pinochet u. Lee Kuan Yew etabliert hatte" /Fasbender, Putin-Biographie, S. 274/. In diesem Beitrag zeigte sich Åslund in der Tat voll des Lobs für die Wirtschaftsreformen in der Elcyn-Ära u. insbes. für die Liberalisierung unter s. Egor Gajdar, dessen Berater er war, u. die erfolgreiche Privatisierung unter s. Anatolij Chubajs. Ihre Massnahmen hätten aus Russland eine „normale Marktwirtschaft" gemacht.
Als aber „ein obskurer Beamter namens Vladimir Putin die Bühne betrat“ habe sich alles wieder verändert. Zwar habe sich die finanzielle Stabilisierung von 1998/99 bereits positiv auf die Wirtschaft Russlands ausgewirkt, bevor er PM wurde, u. Russlands Wirtschaft wuchs mit 6,4%/1999 bereits schnell an. Putin sei also „an einem gedeckten Tisch angekommen“. Als er im Jahr 2000 Präsident RF wurde, habe er die Marktreformen der „2. Generation“ zwar fortgesetzt, die er dank einer erneuten parlamentar. Mehrheit durchsetzen konnte, wie es Elcyn nie konnte. Die 3 Jahre von 2000-2 seien so von einer fortschreitenden Konjunktur geprägt gewesen. Am beeindruckendsten seien die umfassenden u. radikalen Steuerreformen gewesen. Auch habe sich der Bedarf an KMUs positiv entwickelt, die von der lästigen Bürokratie weitgehend befreit worden seien. Der breite Versuch der Deregulierung habe die Situation verbessert u. die Besserung habe sich sogar als nachhaltig erwiesen. Das „patriarchalische Überwachungssystem" sei zwar erhalten geblieben; eine radikalere Deregulierung sei daher erforderlich, um dieses Problem zu verbessern. In „liberaleren Regionen" sei auch der Verkauf von Land möglich geworden. 2003 habe sich jedoch Putins Wirtschaftskurs geändert. Er habe seinen reformerischen PM s. Mikhail Kasjanov u. Stabschef s. Aleksandr Voloshin verdrängt u. sich immer mehr auf seine Kumpane vom ehem. St. Petersburger KGB verlassen. Die Reformen seien so zum Stillstand gekommen. Das Hauptereignis als Signal für diese Kursänderung sei die Beschlagnahmung des Ölkonzerns "Jukos“ gewesen, gegen den Putin „rücksichts- u. gesetzlos" vorgegangen sei. Er habe den Haupteigentümer s. Mikhail Khodorkovskij entmachten u. die lukrativen Vermögenswerte von "Jukos“ günstig einkassieren wollen. Die "Jukos“-Affäre habe eine Renationalisierungswelle ausgelöst. Eine wirtschaftl. Begründung dafür sei in keinem Einzelfall ersichtlich gewesen. Der wahrscheinlichste Zweck der Verstaatlichung sei Korruption gewesen, wobei auch ideolog. Motive auffällig gewesen seien. Die Renationalisierung habe zwar begrenzte, aber dennoch negative Auswirkungen auf die Wirtschaft Russlands gehabt, die sich am deutlichsten in der derzeitigen /2008/ Stagnation der Öl- u. Gasförderung, aber auch im Bankwesen u. im Maschinenbau gezeigt hätten. Glücklicherweise seien 2/3 der russ. Wirtschaft, so auch der Handel u. das Baugewerbe, noch in privater Hand geblieben, während die Investitionen am meisten gelitten hätten. Als 2004 die internationalen Ölpreise abhoben, sei die russ. Staatskasse gefüllt worden. Die Folge sei jedoch kein höheres Wachstum der Wirtschaft in Russland, sondern verschärfte polit. Repression, Korruption u. Verstaatlichung gewesen; sämtliche Wirtschaftsreformen seien ins Stocken geraten. Während der letzten 5 Jahre im Amt habe Präsident Putin keine erwähnenswerte Reform mehr in Angriff genommen oder umgesetzt, sondern er habe v.a. die Korruption geduldet. Bis Okt. 2007 habe Putin zwar noch eine beeindruckende Haushaltsdisziplin mit alljährlichen Haushaltsüberschüssen bewahrt. Die Mordrate in Russland sei unter Putin höher als sie unter Elcyn gewesen sei u. sei derzeit /2008/ 4x höher als in den USA. Ausserdem habe Putin eine allgemeine Zensur verhängt. Für eine moderne Gesellschaft dürfte der Widerspruch zwischen einem obsoleten autoritären polit. Regime u. einer sich rasch modernisierenden Wirtschaft mittelfristig unhaltbar sein, war Åslund der Ansicht. Unter Putin sei das russ. polit. Regime eindeutig zu starr u. zu zentralistisch geworden, um Krisen zu bewältigen, was bedeute, dass dieses Regime kaum sehr stabil sein könne. Kein grosser Staat mit einer gebildeten Bevölkerung habe es geschafft, eine autoritäre Herrschaft dieser Art aufrechtzuerhalten. Daher schien es Åslund im Fall der Diktatur Russlands natürlich, in naher Zukunft zusammenzubrechen, wie dies in Ländern mit starken autoritären Traditionen wie Taiwan u. Südkorea geschehen sei. Ein Staat, der so korrupt sei wie Russland, könne kein starker Staat sein, sondern er sei im Gegenteil dysfunktional u. somit schwach. Die Korruption stelle sogar eine systemische Bedrohung für den russ. Staat dar. Damit verbunden leide das Land unter einem eklatanten Fachkräftemangel, weil die Arbeit u. ein Grossteil der Bildung durch Korruption verunreinigt sei. Die Regierung habe jedoch keinen Versuch unternommen, dies zu ändern. Da die Produktion stagniere, dürfte Russlands Leistungsbilanzüberschuss innerhalb von 2 Jahren verschwinden. Die Ölpreise könnten inmitten einer Abschwächung der westlichen Wirtschaft kaum weiter steigen. Im Jahr der Finanzkrise riet Åslund Russland, einen Neustart der Reformen in Angriff zu nehmen. Putins 2-Amtszeiten-Präsidentschaft sei unproduktiv gewesen u. habe einen riesigen Reformstau hinterlassen, den man nicht mehr ignorieren könne. Russland müsse ernsthafte Marktreformen dringend wieder aufnehmen. Um die Bedürfnisse der Nation zu befriedigen, habe Putin keinen Finger gerührt. Alle staatl. Systeme befänden sich in der Krise: Gesundheitswesen, Bildung, Justiz/Strafverfolgung u. Militär. Wie Umfragen gezeigt hätten, seien die Russen sehr verärgert über den miserablen Zustand des maroden öffentl. Gesundheitssystems, das unter der Korruption u. den Eigeninteressen der Bürokratie leide. Umfangreiche Reformpläne seien 1996-97 ausgearbeitet worden, aber Putin habe es versäumt, sie umzusetzen. Auch Russlands öffentl. Infrastruktur sei stark vernachlässigt worden. Die Renationalisierung der Wirtschaft Russlands müsse eingedämmt u. rückgängig gemacht werden. Russland könne weder eine effiziente Marktwirtschaft noch eine Demokratie sein, solange der Staat von wenigen staatl. Monopolen dominiert werde. Diese Monopole müssten aufgelöst statt konsolidiert werden. Entsprechende Reformen seien neu auf den Weg zu bringen dies sei die Aufgabe des neuen Präsidenten s. Dmitrij Medvedev. 2010 kündigte Åslund den Untergang des Putin-Modells an u. nannte die Zollunion Russlands mit anderen postsowjet. Staaten ein „neoimperialist. Projekt". 2019 unterzeichnete er als Mitglied des US-amerikan. "Atlantischen Rats" einen "Offenen Brief gegen die polit. Repression in Russland". Im Juni 2023 sagte Åslund in einem Interview mit der Welt, Putin sei völlig verrückt u. glaubt jede Verschwörungstheorie". Vom Westen forderte er entschiedeneres Handeln.
Die Ukraine betreffend begrüsste Åslund 2005 den Rücktritt von s. Julija Timoshenko als Regierungschefin, weil er glaubte, dass sie „die ukrain. Behörden diskreditiert“, aber später änderte er seine Meinung /J.T. war 2007-10 erneut PM/. Er meinte, dass die Ukraine die Bedingungen des IWF akzeptieren sollte. Seiner Ansicht nach wurde das Janukovych-Regime von den beiden ukrain. Oligarchenclans um s. Rinat Akhmetov u. s. Dmytro Firtash unterstützt. 2009 erklärte Åslund, dass Russland die Ukraine unmöglich beeinflussen könne. 2013 kündigte er seine Unterstützung für die europäische Integration der Ukraine an. 2014, im Jahr der
umstrittenen bzw. völkerrechtswidrigen Annexion der Krym durch Russland von 2014 u. der Infiltration des Donbass durch proruss. Kräfte, sprach er von der „eisernen Umarmung Russlands“. 2016 wurde Åslund in den Aufsichtsrat der Bank "Kredyt Dnipro" berufen, die dem ukrain. Milliardär Viktor Pinchuk gehört. 2018 äusserte Åslund die Meinung, dass ukrain. Beamte an der Bekämpfung der Korruption nicht interessiert wären u. die Wirtschaft kontrollieren wollten, um von ihr zu profitieren. Åslunds Tätigkeit in der Ukraine machte ihn zu einem lautstarken Kritiker des ukrain. Präsidenten V. Zelenskyj, von dem er "gefeuert" wurde, nachdem er 2018-20 Mitglied des Aufsichtsrats der Ukrain. Eisenbahn gewesen war. Im Juni 2023 warf Åslund in einem Interview mit der Welt dem Westen einen naiven Umgang mit Waffenlieferungen an die Ukraine vor. Es sei absurd, dass der Westen stets darauf bestand, dass die Ukraine mit westlichen Waffen keine russ. Stützpunkte angreifen dürfe". Diese Ansicht sei nicht nur in den USA weit verbreitet, sondern auch in Deutschland uFrankreich. Jetzt ändere sich das aber glücklicherweise langsam. Dennoch würden sich die Länder nicht schnell genug bewegen, wenn es etwa darum gehe, die Ukraine in die NATO einzugliedern. Weissrussland/Belarus bezeichnete Åslund als „die letzte sowjet. Wirtschaft in Europa“.)

ASTAPOV, Mikhail Borisovich II III IV V VI VII VIII IX X XI (1959-, sowjet. bzw. russ. Geograph, Akademiker im Schul- u. Bildungsbereich, ehem. polit. Beamter. Absolvent der Fakultät für Geographie der Staatsuniversität des Kuban. Bis 2008 war seine berufliche Tätigkeit mit Bildungsbehörden verbunden: Er wechselte vom Schulinspektor auf kommunaler Ebene zum Leiter des Ministeriums für Bildung u. Wissenschaft des Landes Krasnodar. Seit 2008 ist er Rektor siner Alma Mater, der Staatsuniversität des Kuban in Krasnodar. Mitglied des Präsidiums der Russ. Akademie für Bildung. Autor von über 40 wissenschaftl. Arbeiten zur Pädagogik u. zum Bildungsmanagement. Im März 2022 unterzeichnete er /vermutlich/ mit zahlreichen KollegInnen einen Brief der Hochschulrektoren Russlands zur Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine, die von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" der "1500 Kriegstreiber" führt, kritisiert wurde mit der Empfehlung, internationale Sanktionen zu verhängen.)

ASTAKHOV, Mikhail Semjonovich II (1951-, sowjet. Techniker u. ehem. russ. Staatspolitiker von der kremlnahen Partei "Einiges Russland" im Sverdlovsker Gebiet. Absolvent des Polytechnischen Instituts des Roten Banners der Arbeit namens "S.M. Kirov" in Sverdlovsk, heute Staatl. Technische Universität des Uralgebiets in Ekaterinburg. Ehem. Leiter des südl. Verwaltungsbezirks des Gebiets Sverdlovsk u. Bürgermeister der Stadt Kamensk-Uralskij. Im Mai 2018 wurde er wegen "Annahme von Bestechungsgeldern" verhaftet u. gemäss Art. 290 Teil 6 StGB RF angeklagt. 3 Tage nach seiner Verhaftung wurde er aus der Kremlpartei "Einiges Russland" ausgeschlossen. Im Juli 2019 wurde er unter diesem Art. zu 8 Jahren Haft in einer Anstalt mit verschärftem Strafvollzug, einer Geldstrafe von 12 Mln. Rubel u. zum Entzug aller staat. Auszeichnungen verurteilt. Im Okt. 2019 wurde er seines Postens enthoben. Später wandelte das Gericht die Strafe wegen des schlechten Gesundheitszustands des Angeklagten in 6 Jahre Haft auf Bewährung um.)

ASTAKHOV, Pavel Aleksseevich II III IV V VI VII VIII IX (1966-, sowjet. bzw. russ. Jurist, prominenter u. umstrittener Rechtsanwalt, TV-Persönlichkeit, Politiker, Buchautor. Sein Urgrossvater väterlicherseits war ein Kosaken-Ataman. Sein Grossvater mütterlicherseits war in der Stalinzeit Beamter der OGPU/GPU des NKVD der Russ. SFSR. In der Sowjetzeit diente Pavel Astakhov in den Grenztruppen des KGB der UdSSR an der Grenze zu Finnland. Danach trat er in die Rechtsfakultät der "Dzerzhinskij"-Hochschule des KGB der UdSSR ein u. schloss 1991 sein Studium ab. 2002 absolvierte er ein 2-semestriges Masterstudium an der School of Law der University of Pittsburgh, USA. Doktor der Rechtswissenschaften in Russland. Eine Überprüfung seiner Dissertation auf Plagiate durch Dissernet u. die Russ. Staatsbibliothek ergab, dass nur 0,68% des Textes Originalarbeit war u. der Rest aus anderen Quellen kopiert wurde.
Tätigkeit als Rechtsanwalt: Der erste Fall, der Astakhov bekannt machte, betraf denjenigen von Edmond Pope. Im April 2000 wurde Pope, ein pensionierter US-Marinegeheimdienstoffizier, in Moskau vom russ. FSB verhaftet, nachdem er Kontakt mit einem russ. Torpedowissenschaftler aufgenommen hatte. Pope wurde wegen Spionage angeklagt, weil er Pläne für die Hochgeschwindigkeits-Unterwasser-Rakete VA-111 Shkval suchte. Pope war der 2. US-Amerikaner innert 40 Jahren, der in Moskau wegen Spionage vor Gericht stand. Astakhov forderte das Gericht in seinem Schlussplädoyer, das er in Versform vortrug, auf, Pope freizusprechen, aber er erhielt eine 20-jährige Gefängnisstrafe; später wurde er von Präsident RF V. Putin begnadigt u. konnte in die USA zurückreisen. 2000-1 half Astakhov dem russ. Medienmagnaten s. Vladimir Gusinskij, zwei Betrugsvorwürfen im Fall des Diebstahls von Eigentum im Wert von über 10 Mln. USD zu Lasten der staatl. "Russian Video"-Gesellschaft zu entgehen. Gusinskij wurde gegen Kaution freigelassen. Später gelang es Astakhov u. einem anderen prominenten Anwalt, das Strafverfahren gegen Gusinskij, der nach Spanien ausreiste, zu stoppen. Die Staatsanwaltschaft RF nahm aber den Fall wieder auf; Gusinskij wurde in Spanien aufgrund eines internationalen Haftbefehls festgenommen, aber erneut gegen eine hohe Kaution freigelassen. Der span. Richter lehnte die Auslieferung Gusinskijs an Russland ab. 2003 schickte Astakhov einen Brief an die US-Botschaft in Moskau, in dem er Präsident s. George W. Bush u. Botschafter Alexander Vershbow mitteilte, dass er den verhafteten irak. Ex-Präsidenten Saddam Hussein vertreten möchte. Dazu kam es aber nicht.
TV-Moderator u. -Produzent, Autor: Einem breiten Publikum bekannt wurde Pavel Astakhov 2003 v.a. als Gastgeber der Sendung "Chas Suda" /Stunde des Gerichts/, die als 1. russ. Richtershow auf dem TV-Sender "REN" ausgestrahlt wurde. Astakhov gründete eine Produktionsfirma, "Pravo TV", um andere Programme mit einem jurist. Thema zu machen. Astakhov ist auch ein produktiver Autor, der über seine Erfahrungen im russ. Rechtssystem schreibt u. eine Reihe von Romanen mit Anwalts-Protagonisten verfasste. Der Justizfall des Volgograder Ex-Bürgermeisters s. Evgenij Ishchenko, in dessen Prozess von 2007 Astakhov als Anwalt fungierte, diente ihm später als Grundlage für seinen 2017 erschienenen Roman "Der Bürgermeister".
Politik: In der Frühzeit von V. Putin als Präsident RF war Pavel Astakhov ein scharfer Kritiker der russ. Behörden, die er der polit. Verfolgung seiner Klienten Pope u. Gusinskij beschuldigte. Er sprach von einer „völligen Missachtung der Menschenrechte" u. behauptete, die Staatsanwälte „führten blind den Willen der Behörden aus". Später vollzog Astakhov eine 180-Grad-Wendung in seiner polit. Haltung u. wurde selbst zu einem der prominentesten Unterstützer der obersten Führung Russlands. So gründete er im Nov. 2007 die nationale Bewegung "Za Putina" /Für Putin/. 2008 trat er dem "Gesellschaftl. Rat" des FSB bei.
Kinderrechtsbeauftragter des Präsidenten RF: Im Dez. 2009 ernannte s. Dmitrij Medvedev Astakhov zum Kinderrechtsbeauftragten des Präsidenten RF. Als Ombudsmann für Kinderrechtsfragen versuchte Astakhov, das Bewusstsein für das Wohlergehen russ. Kinder zu schärfen, die von ausländ. Familien adoptiert wurden, was zur Verschärfung der entsprechenden Gesetzgebung führte. Bereits 2005 verteidigte Astakhov den jungen Pädophilen Khabibulla Pakhtakhonov, der die 10-jährige Valentina Isaeva vergewaltigt hatte, die später ein Kind zur Welt brachte. Astakhov war massgeblich an der Vorbereitung des russ.-amerikan. Adoptionsvertrags beteiligt, der im Juli 2011 von den Aussenministern beider Länder unterzeichnet wurde. Dieser Vertrag verbot die autonome Adoption russ. Kinder, so dass die Adoption durch Agenturen die einzige Option blieb. In einer Frage- u. Antwort-Runde mit der Öffentlichkeit von 2011, die in ganz Russland live übertragen wurde, kam es zum Eklat: Astakhov erklärte sich zum „absoluten Gegner der internationalen Adoption" u. forderte Putin auf, das Gesetz zu ändern u. in Russland alle internationalen Adoptionen mit der Begründung zu verbieten, dass „wir unsere Kinder so weit wie möglich in unserem Land behalten müssen". Im Feb. 2012 kündigte Astakhov an, dass in den nächsten 5-8 Jahren die meisten russ. Waisenhäuser u. Internate geschlossen u. ihre Bewohner von russ. Pflegefamilien adoptiert würden. Das von Astakhov vorgeschlagene Gesetz wurde im Dez. 2012 verabschiedet u. ging als berüchtigtes "Dima Jakovlev-Gesetz" 
in die Annalen ein. Das Gesetz verstösst gegen internationale Verpflichtungen Russlands, insbes. gegen Art. 21 der UN-Kinderrechtskonvention, deren Teilnehmer Russland ist.
Weitere Fälle: 2013 verteidigte Astakhov Oberst Jurij Budanov, der nach Angaben der Staatsanwaltschaft RF das 17-jährige Mädchen Elza Kungaeva während seines Militärdienstes in Tschetschenien entführt u. getötet hatte. Astakhov versuchte, die Endstrafe für seinen Mandanten abzumildern u. drückte öffentlich sein Bedauern aus, als Budanov seinen an den Präsidenten RF gerichteten Begnadigungsantrag zurückzog. 2015 verteidigte Astakhov in Tschetschenien die Ehe eines 47-jährigen Polizeichefs mit der 17-jährigen Luiza "Kheda" Goilabieva. Laut Berichten wurde die junge Frau mit Entführung u. Gewalt bedroht, wenn sie nicht zustimmte, den Polizisten zu heiraten, obwohl sie später in einem Presseinterview zugab, dass sie ihn freiwillig geheiratet hatte. Obwohl die Ehe gegen die russ. Gesetze über Polygamie u. das gesetzliche Erwachsenenalter verstiess, verteidigte Astakhov die Ehe mit der Aussage, dass [im Kaukasus] „die Geschlechtsreife früher eintritt" u. „es Orte gebe, an denen Frauen bereits im Alter von 27 Jahren geschrumpft sind u. so aussehen, als wären sie 50". Astakhovs Kommentare veranlassten viele Frauen, Fotos ihrer Falten unter dem Hashtag "#сморщеннаяженщина" /#faltige Frau/ zu posten. Die Kinderheirat geriet seither in den Mittelpunkt des Interesses, wobei Astakhov behauptete, dass „man sich keine Sorgen um frühe Ehen machen sollte, sondern um das frühe Sexualleben von Teenagern".
Kritik: Astakhovs Kritiker in Russland warfen dem Anwalt vor, ein Opportunist zu sein, der in eigener Sache Werbung betreibe. Einige Kinderhilfsgruppen forderten ihn auf, „dem Schutz der Rechte der Kinder in Russland mehr Aufmerksamkeit zu schenken u. weniger der PR für sich selbst". Einige Kritiker Astakhovs behaupteten, er habe den internationalen Missbrauchsfällen bei Adoptionen mehr Aufmerksamkeit geschenkt als den Fällen von Kindsmissbrauch in Russland selbst, wo jedes Jahr etwa 2000 Kinder durch häusliche Gewalt getötet werden. Einige Experten wiesen darauf hin, dass Astakhovs Abhängigkeit von finanziellen Anreizen dazu geführt habe, dass immer mehr Kinder in russ. Waisenhäusern verschwanden. Laut dem Bericht der Vorsitzenden des russ. Parlamentsausschusses für Familie u. Kinder, Elena Mizulina, wurden in den letzten 3 Jahren 30 Tsd. Kinder von ihren russ. Adoptiv-, Pflege- oder Vormundschaftsfamilien in entsprechende Einrichtungen zurückgeschickt; Experten nannten diesen Rückholboom eine humanitäre Katastrophe. Im Sept. 2016 gab Astakhov per Dekret des Präsidenten RF seine Stelle als Kinderrechtsbeauftragter auf, nachdem er wegen seiner umstrittenen Äusserungen zum Tod von 14 Kindern anlässlich eines Schiffsunglücks heftig kritisiert worden war. Die Arbeit Astakhovs als Ombudsmann für Kinderrechtsfragen wurde auch von s. Lev Ponomarjov, Bürgerrechtler für Kinder- u. Jugendfragen, als wenig effizient charakterisiert. Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird dem illustren Anwalt Pavel Astakhov "Unterstützung des Regimes der persönl. Diktatur /gemeint ist das Putin-Regime/, Duldung der Verletzung von Menschenrechten, Marginalisierung der Tätigkeit des Beauftragten für Kinderrechte sowie Spekulationen zum Thema Kinderrechtsschutz" vorgeworfen. Seit Juni 2021 unterliegt Pavel Astakhov den persönl. Sanktionen der Ukraine.
Einkommen u. Vermögen: 2009 /ohne Ombudsmannsjob/ verdiente Astakhov 29,7 Mln. Rubel, 2010 - 19,85 Mln., 2011 - 29,24 Mln., 2012 - 19,2 Mln., 2013 - 38 Mln., 2014 - 18,1 Mln. Rubel /Ehefrau: 37 Mln. Rubel/, 2015 - 13,6 Mln Rubel.)

ASTRAKHANKINA, Tatjana Aleksandrovna (1960-, sowjet. bzw. russ. Agronomin, Journalistin u. kommunist. Oppositionspolitikerin. Absolventin des Rzhever Landwirtschaftl. Technikums mit einem Abschluss in Agronomie, Fernstudium an der Journalist. Fakultät der MSU. Ehem. Abgeordnete der Staatsduma RF, ehem. Sekretärin des ZK KPRF für soziale Fragen, Mitglied des Zentralen Polit. Rats der Partei "Patrioten Russlands". 2004 war sie eine der Organisatoren des alternativen Plenums des ZK KPRF unter der Leitung s. Gennadij Semigins. Das alternative Plenum entfernte den KPRF-Chef s. Gennadij Zjuganov u. seine Stellvertreter von ihren Posten. Aber die Zentrale Wahlkommission RF unterstützte das offizielle Plenum von Zjuganov, wonach Astrakhankina u.a. Teilnehmer des alternativen Plenums aus der KPRF ausgeschlossen wurden. 2004 trat sie der Führung der "Allruss. Kommunist. Partei der Zukunft" bei. 2006 kandidierte sie als Abgeordnete der gesetzgebenden Versammlung der Republik Karelien für die Partei "Patrioten Russlands", aber ihre Partei verlor die Wahlen. Ende der 2000er Jahre arbeitete sie im Büro der Gesellschaftl. Kammer RF. 2010-11 war sie als Beraterin des Bürgermeisters der Stadt Rzhev im Bereich Öffentlichkeitsarbeit u. Medien tätig.)

ASFANDJAROVA, Amina Ibragimovna II III IV V (1961-, sowjet. bzw. russ. Musikwissenschaftlerin. Absolventin des Staatsinstituts für Künste in Ufa, Baschkir. ASSR. Doktorarbeit zum Thema "Intonationales Vokabular pastoraler Bilder in der Thematik der Klaviersonaten von J. Haydn“, die sie 2003 am Staatl. Konservatorium Novosibirsk verteidigte. 2003 Dekanin der Fakultät für Musikwissenschaft, Gesang u. Chorkunst, 2007 Prorektorin für Bildung u. Bildungsarbeit am Staatl. Institut der Künste namens Zagira Ismagilova in Ufa, Professorin. Seit 2013 Rektorin der Akademie. "Verdiente Kunstaktivistin" Baschkiriens. 2014 unterzeichnete sie einen Aufruf von Kulturschaffenden der RF zur Unterstützung der Politik des Präsidenten RF V. Putin in der Ukraine u. auf der Krym. Im März 2022 unterzeichnete sie /vermutlich/ mit zahlreichen KollegInnen einen Brief der Hochschulrektoren Russlands zur Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine, die von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" der "1500 Kriegstreiber" führt, kritisiert wurde mit der Empfehlung, internationale Sanktionen zu verhängen. Ebenso wurde sie von s. Aleksej Navalnyjs "Stiftung für Korruptionsbekämpfung" FBK auf die "Liste der korrupten Beamten u. Kriegstreiber" gesetzt, weil sie den Angriff auf die Ukraine unterstützte. Seit Juni 2022 unterliegt sie persönl. Sanktionen der Ukraine wegen Kriegsunterstützung.)


Neuster Stand: 07.23 (40)

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