Putin-Lexikon
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Privater, politisch unabhängiger Presse-Blog zum Thema
Osteuropa und Russland
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PUTIN-LEXIKON:
BRISANTE AKTEURE DER PUTIN-ÄRA, DIE SCHLAGZEILEN ERZEUGTEN
K3 (Ke-Ki) Neu im März 2023
(aktualisiert im Juni 2023 mit Ergänzungen, u.a. Kirill
I.)
KEBEKOV, Aliaskhab Alibulatovich
II
III IV V VI VII VIII (auch Abu Mukhammad Ali
ad-Dagistani genannt, gew. islamist. Terrorist,
Qadi u. Kaukasus-"Emir" aus Dagestan, Avare nach Nationalität.
In den 1990er Jahren war Kebekov an der Herstellung u. dem
Verkauf von gefälschtem Vodka beteiligt. 1996 wurde er wegen
seiner illegalen Aktivitäten verurteilt, wobei er wegen seiner
Reue u. "positiver Charakteristik" statt einer Inhaftierung
eine hohe Geldstrafe erhielt. Laut Novaja gazeta hat
Kebekov an keinem Tschetschenienkrieg teilgenommen. In den
frühen 2000er Jahren ging er nach Syrien zu seinem Cousin, wo
er an einer islamischen Universität in Damaskus studierte.
Nachdem sein Cousin, ein muslimischer Theologe, im Okt. 2009
von Unbekannten erschossen wurde, schloss sich Kebekov dem
islamist. bewaffneten Untergrund an. Kebekov wurde Stv. des
"Emirs" von Dagestan, Ibragimkhalil Daudov, bis zu dessen Tod,
u. Qadi des "Vilayat von Dagestan". Wenige Monate
nach dem Tod s. Magomedali Vagabovs wurde er zum Qadi des
gesamten "Kaukasus-Emirats" ernannt /2010-14/. Als
solcher wurde er von Russland auf die Liste aktiver
Terroristen u. Extremisten gesetzt. Im April 2012 wurde seine
auf der Informationssite "Guraba" im Internet veröffentlichte
Rede, in der er die Bevölkerung der Republik zum Dschihad, Ungehorsam u. bewaffneten
Widerstand gegen die bestehende Regierung aufrief, von einem
Gericht der Stadt Makhachkala als extremistisch eingestuft. Gleichzeitig
wurde er wegen Organisation oder Teilnahme an einer illegalen
bewaffneten Formation nach Art. 208 StGB RF auf die
Fahndungsliste gesetzt. Kebekov soll beschlossen haben, den
einflussreichen Sufi-Scheich der Republik Dagestan, Said Afandi Chirkejskij bzw. al-Chirkawi,
zu töten. Im März 2014 wurde bekannt gegeben, dass Kebekov durch
eine zuvor von s. Doku Umarov, der im Sept. 2013 gestorben war,
bestimmte Ratsentscheidung zum neuen Oberhaupt des
"Kaukasus-Emirats" gewählt wurde. Im Sommer 2014 kursierte im
Internet ein Video, in dem Kebekov verkündete, das
"Kaukasus-Emirat" sei "Al-Qaida" unterstellt worden u. bereit,
den Befehlen u. Weisungen ihrer Führer Folge zu leisten. Kebekov hielt Online-Predigten u.
förderte den Salafismus. Im Juni 2014
erschien auf YouTube ein Video, in dem Kebekov
sich für den Tod von Zivilisten infolge der Aktionen des
"Kaukasus-Emirats" entschuldigte u. erklärte, dass die
Schädigung von Leben u. Eigentum der Zivilbevölkerung
inakzeptabel sei; das Ziel der militanten Islamisten des
"Kaukasus-Emirats" seien ausschliesslich die Sicherheitskräfte
/Siloviki/. Dabei riet er den
Kämpfern, insbesondere den weiblichen, davon ab, sich im Falle
einer Einkreisung den russ. Sicherheitskräften zu ergeben.
Ausserdem rief er seine Kämpfer auf, wann immer möglich
auf Selbstmordattentate zu verzichten, u. forderte explizit das
Verbot des Einsatzes von Frauen bei solchen bewaffneten
Aktionen. Im Dez. 2014 wurde ein
Aufruf s. Abu-Muhammad Aselderovs, des "Emirs" des "Vilayats
von Dagestan" u. Anhängers des "Islamischen Staats", veröffentlicht, aus
dem hervorging, dass er auf seine Unterwerfung unter das
"Kaukasus-Emirat" verzichtet habe, wobei er andere
Gleichgesinnte aufforderte, seinem Beispiel zu folgen. Darauf
folgte ein öffentl. Aufruf Kebekovs, der Aselderov des
Schismas u. Verrats beschuldigte, wobei Kebekov den
Abtrünnigen aufforderte, sich in das vom "IS" kontrollierte
Gebiet zurückzuziehen, u. ihn seines Amts als "Emir" des
Vilayats enthob. Im März 2015 wurde Kebekov vom
US-Aussenministerium auf die Liste der international gesuchten
Terroristen gesetzt. Gleichzeitig gab das US-Finanzministerium
bekannt, restriktive Massnahmen gegen Kebekov ergriffen zu
haben. Ebenfalls wurde er vom "Al-Qaida"-Sanktionsausschuss
der UN auf eine schwarze Liste gesetzt, die die
Mitgliedsstaaten dazu verpflichtet, das Vermögen der
Betroffenen einzufrieren u. ihnen ein Bewegungs- u.
Waffenlieferungsverbot aufzuerlegen. Im April 2015 umstellten
/wohl FSB-/Sicherheitskräfte ein Haus in einem Vorort von
Bujnaksk, Dagestan, u. starteten einen Spezialeinsatz, in dessen Folge das
verbunkerte Haus in die Luft flog u. 5 Personen
getötet wurden, darunter Aliaskhab Kebekov, dessen Tod von
Anhängern des "Kaukasus-Emirats" bestätigt wurde. Laut einigen
Einwohnern von Dagestan habe unter Kebekov u. seinem
Nachfolger s. Magomed Sulejmanov das Ausmass der Gewalt u.
Erpressung gegen die Zivilbevölkerung, einschliesslich ziviler
Mitarbeiter von Strafverfolgungsbehörden, erheblich
abgenommen, was bei vielen Feldkommandanten Unzufriedenheit
hervorgerufen habe. Der Terror des "Vilayat von Dagestan" habe
sich i.e.L. gegen die Sicherheitskräfte gerichtet, während der
"IS" bedeutend totaler u. grausamer gegen seine Feinde
vorgegangen sei, wie ein Experte feststellte.)
KEDMI (eigtl.
KAZAKOV), Jakov (Yaakov) Iosifovich
II III IV
V VI
VII VIII IX
X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII (ehem. israel.
Regierungsfunktionär, jetzt pro-russ. polit.
Propaganda-Analyst im russ. Staatsfernsehen u. in anderen
russ. Medienkanälen. Nach dem Schulabschluss in Moskau
arbeitete er als Betonmonteur in einer Fabrik u. absolvierte
ein Studium am All-Unions-Fernkorrespondenz-Institut für
Eisenbahningenieure, das heute unter anderem Namen geführt
wird. 1967 bemühte er sich bei der israel. Botschaft in Moskau
um Auswanderung nach Israel, aber das Begehren wurde von den
Israelis abgelehnt, weil sie ihn für einen Provokateur des KGB
hielten. Im Mai 1968 richtete Kazakov ein geharnischtes
Schreiben an den Obersten Sowjet der UdSSR, in dem er die
Politik des Antisemitismus in der Sowjetunion anprangerte u.
Moskau Zwangsassimilation der Juden u. Mittäterschaft bei der
Zerstörung des Staates Israel vorwarf, seine Entlassung aus der
sowjet. Staatsbürgerschaft forderte u. sich zum israel.
Staatsbürger erklärte.Seine Aktion war eine Sensation u. die
erste oieser Art in der Sowjetunion. Nachdem er die US-Botschaft
besucht u. verlassen hatte, wurde er festgenommen u. verhört,
aber nicht inhaftiert. Kazakov sollte in die sowjet. Armee
einberufen werden, um ihn von der Öffentlichkeit zu isolieren,
aber er sagte, dass Israel sein Heimatland sei u. er nur in
einer Armee dienen wolle – der israelischen. Aufgrund des
Einmarsches sowjet. Truppen in die Tschechoslowakei im Sommer
1968 wurde seine Einberufung in die Sowjetarmee verschoben. Als
er bei der israel. Botschaft wegen der Einwanderung nach Israel
nachhakte, erhielt er schlussendlich die gewünschte Zustimmung.
Im Feb. 1969 erteilten dann auch die sowjet. Behörden die
Erlaubnis zu seiner Ausreise verbunden mit der Anordnung, das
Land binnen 2 Wochen zu verlassen. Die Umstände seiner Aufsehen
erregenden Ausreiseaktion liess noch lange die Vermutung von
einer Kollaboration mit dem KGB nachhallen, zumal Kazakov keine
Verwandten in Israel hatte u. die wenigen Ausreisegenehmigungen
hauptsächlich zum Zweck der "Familienzusammenführung“ erteilt
wurden u. Kazakov wegen seiner offenen antisowjet.
Meinungskundgebung nicht strafrechtlich verfolgt wurde. Später erzählte er, er habe
lediglich den Wunsch gehabt, in Israel zu leben, wozu er als
Jude berechtigt gewesen sei, u. nicht weil er aus irgendeinem
Land namens Sowjetunion wegfahren wollte. Das Problem sei nicht
die Sowjetmacht als solche gewesen.
In Israel setzte Kazakov sein Studium am Haifaer
"Technion", Fakultät für Chemie, u. dann an der Universität Tel
Aviv fort. Ausserdem absolvierte er das "National Security
College". Nach dem Abschluss
arbeitete er als Sicherheitsbeauftragter für die Verhinderung
von Terroranschlägen in der Luftfahrt bei der Fluggesellschaft
"El Al". Ausserdem bekleidete er leitende Stellungen in der
"Russ. Abteilung“ des israel. Aussenministeriums. Er war ein
Aktivist in der Bewegung zur Unterstützung der massenhaften
Rückführung von Juden ins Land Israel im Rahmen der "Aliyah" u. war in diesem Zusammenhang
für die "Sokhnut" tätig. 1970
trat er in New York vor dem UN-Gebäude in einen Hungerstreik,
weil die UdSSR seiner Familie die Ausreise nach Israel
verweigerte. Nachdem seine Eltern in Israel angekommen
waren, meldete er sich zum Militärdienst bei den israel.
Streitkräften, in denen er bei den Panzertruppen diente. Nach
einer schweren Ohrenverletzung wurde er offiziell als
Kriegsinvalider anerkannt, aber er weigerte sich, die Armee zu
verlassen u. wurde als Geheimdienstoffizier der Panzertruppen
umgeschult, nachdem er die Aufnahme in die Geheimdienstschule
der "Egoz"-Spezialeinheiten
geschafft hatte. Im Okt. 1973 nahm er am Jom-Kippur-Krieg teil, wo er als Chef der
Geheimdienst- u. Operationsabteilung eines Panzerbataillons
fungierte. Dort lernte er den Kommandanten Ehud Barak kennen,
der später Premierminister Israels wurde. Politisch war Kazakov
ein Mitglied der rechtskonservativ-nationalist. Partei "Cherut" /"Freiheit"/, die
dem "revisionist. Zionismus"
nahestand,
stärkste Oppositionspartei zur regierenden israel. "Arbeitspartei"
in der Knesset wurde u. später mit der Liberalen Partei u.a.
Parteien im "Likud"-Block aufging.
1977 begann Kazakov auf
Anregung von MP Menachem Begin im "Nativ"-Verbindungsbüro zu arbeiten,
einem Spezialdienst für Kontakte mit u. Überführung von Juden
des Ostblocks nach Israel, einschliesslich illegaler Methoden.
Im Mai 1978 änderte er seinen Nachnamen in einen
hebräischsprachigen - Kedmi. 1988-90 wurde er als
Mitarbeiter der konsular. Abteilung des israel.
Aussenministeriums bei der Botschaft der Niederlande in Moskau
geführt. Kedmis Karriere als
Diplomat im israel. Aussenministerium war auch die Arbeit
eines Geheimdienstoffiziers unter diplomat. Deckmantel.
Gleichzeitig stand Kedmi fast immer im Konflikt mit dem
Apparat des Aussenministeriums, da er dessen Mitarbeiter im
Vergleich zu denjenigen von Spezialdiensten wie "Nativ" oder
"Mossad" für
„ineffektive Bürokraten" hielt. 1990 wurde
er stv. Direktor der "Nativ" u. 1992 berief Begins
Nachfolger, der Vorsitzende der "Likud"-Partei u. Regierungschef
Jitzhak Shamir, Kedmi in die Position des Direktors der "Nativ",
die er bis 1999 innehatte. In dieser Zeitspanne lief die
Auswanderung von ca. 1 Mln. sowjet. Juden nach Israel auf
Hochtouren. Aufgrund seiner persönl.
Bekanntschaft mit wichtigen israel. Politikern hatte Kedmi
erheblichen polit. Einfluss u. war unter PM Benjamin Netanjahu
eine Schlüsselfigur des israel. Geheimdienstkomitees in den
Fragen der militär. Aufrüstung u. der militär. Beziehungen des
Iran zu Russland. Ab 1997 verschlechterte sich jedoch
Kedmis Beziehung zu PM Netanjahu, der die "Nativ" kritisch sah
u. wegen Korruptionsskandalen auflösen wollte. "Nativ"
führte eine Reihe von Spezialaufträgen durch, so auch die
Operation "Brücke", die für die heimliche Entnahme von etwa
150 jüdischen Kindern im Alter von 5 bis 18 Jahren aus
Waisenhäusern in der GUS bekannt wurde. Auch die Führungen der
israel. Geheimdienste "Mossad" u. "Shin Bet" kritisierten
solche Praktiken, während die Knesset-Kommission für
Einwanderung u. Absorption die Operation als illegal u.
unmoralisch betrachtete u. empfahl, "Nativ" aufzulösen. Kedmi
musste sich in der Knesset rechtfertigen. Eine gründliche
Finanzprüfung der "Nativ" deckte eine Reihe schwerwiegender
Verstösse auf, was zu einer Reihe von Gerichtsverfahren
führte. 1999 wurde die Auflösung der "Nativ" in der alten Form
u. ihre Überführung unter die Kontrolle des "Mossad"
angekündigt, was Kedmis Rücktritt unvermeidlich machte. Ein
anderer Skandal betraf 1997 die Ausweisung von 3
"Nativ"-Mitarbeitern aus Russland, die unter diplomat.
Deckmantel arbeiteten, was zum Konflikt zwischen Kedmi u. dem
israel. Aussenministerium führte. In einer öffentl.
Diskussion über seine Differenzen mit Netanjahu drehte Kedmi den
Spiess um u. warf dem PM vor, „die Interessen der Aliyah aus der
GUS verraten“ u. „die Beziehungen zu Russland zerstört“ zu
haben. Den PM hielt Kedmi für „gefährlich für Israel", denn
„seine Denkweise u. die Art, wie er Entscheidungen treffe, könne
den Staat in eine Tragödie führen". Daher unterstützte er die
Kandidatur Ehud Baraks. Nach seinem Rücktritt als Direktor der
"Nativ" hatte Kedmi keine Regierungsämter mehr inne, trat in den
Ruhestand, erhielt die Rente eines Armeegenerals u. wechselte in
die Wirtschafts- u. Politikanalyse, konzentrierte sich auf die
russischsprachige Gemeinschaft in Israel u. Einwanderer aus der
ehem. UdSSR.
In Putins Russland:
Seit den 2010er Jahren profiliert sich Jakov Kedmi als
"politolog. Experte" regelmässig im russ. Staatsfernsehen u.
Radio u. in anderen russ. Medienkanälen mit polit.
Stellungnahmen aus einer völlig einseitigen u. verzerrten
pro-russ. Sicht u. verwandelte sich so zu einem "prominenten"
russ. Propagandisten, obwohl er die Rolle eines "kritischen
Kommentators" spielt. In den Abendsendungen von s. Vladimir Solovjov
holt er mit reaktionären Einordnungen gegen den Westen, v.a.
die USA, Europa u. die Ukraine aus, wobei er, wie am
24.10.2022, auch nicht vor der katholischen Kirche Halt
machte, der er schwere Verbrechen vorwarf, wohl um von der
Allianz der russ.-orth. Kirche mit dem russ. Staat
abzulenken. Als sich
einige Monate nach Beginn der
russ.
Kriegsaggression gegen die Ukraine im Feb. 2022
eine Niederlage für die russ.
Truppen abzeichnete, begann Kedmi den
Verlauf der "speziellen Militäroperation" skeptisch zu
betrachten. In einer anderen Ausgabe der Sendung sagte er, dass
es „unkonstruktiv" sei, über Atomwaffen zu reden. Viele Videos
von Solovjov-Sendungen, in denen auch Kedmi auftrat, wurden von
YouTube gelöscht u. stehen nicht mehr zur Verfügung. Im Juni
2022 sagte er in einem Interview mit dem Telekanal ONT, der Nazismus sei ein
„logisches Resultat der Entwicklung der rassist. Zivilisation
Europas". Auch in der Ukraine-Frage nimmt Kedmi eine streng
anti-ukrain. u. pro-russ. Position ein. Nach seiner Meinung sei in der Ukraine in
den letzten 30 Jahren nichts Konstruktives geschehen. Im
Gegenteil habe sie sich für den Kampf u. Widerstand gegen
Russland entschieden u. sich dem Westen als Vorposten für den
Kampf gegen Russland zur Verfügung gestellt. Alle wirtschaftl.
Errungenschaften der Sowjetzeit seien in der Ukraine zu einem
einzigen Zweck zerstört worden - zum Zweck des Kampfes gegen
Russland - so habe sich die Ukraine als „Antirussland"
positioniert. Ein solches Land mit seinen korrupten
Mafiastrukturen u. seinem nationalist.- u. pro-nazist. Geist
könne nicht als eigenständiger Staat bestehen. Die USA wollten
die Ukraine für ihre gegen Russland gerichteten
Militärstützpunkte nutzen. Die Politik Russlands halte er für
richtig. Es kämpfe für seine Existenz. Die Politik der USA lehne
er ab, nachdem man gesehen habe, was durch sie im Nahen Osten
angerichtet worden sei. Im Okt. 2022 wurde Kedmi als
Propagandist auf die Sanktionsliste der Ukraine gesetzt.
S. Vladimir Putin kenne er seit den frühen 1990er Jahren, als er
es mit ihm bei verschiedenen Gelegenheiten "geschäftlich" zu tun
gehabt habe.
Im Vergleich mit s. Mikhail Gorbachjov halte er Putin für
einen ernsthaften, offenen u. undogmat. Politiker, der
Verantwortung gegenüber seinem Volk verspüre, wie er
gegenüber einem kasachischen Kanal sagte. Putin könne
zwar durchaus seine Meinung ändern, höre anderen Leuten aber
zu, treffe s.E. nicht immer die richtigen Entscheidungen u.
irre sich oft wie alle anderen auch. Putins Verständnis der
Dinge teile Kedmi nicht immer, v.a. was Fragen der Religion
betreffe. Auch würde sich ihre Einschätzung der sowjet.
Vergangenheit voneinander unterscheiden. Russland existiere
heute aber als Staat nur, weil Putin an die Macht kam. Die
Wiederherstellung der Sowjetunion sei nicht sein Ziel. Ein
Sieg Russlands würde eine Schwächung der USA u. ihrer
Verbündeten bedeuten. Eine kritische Einschätzung der
tabuisierten brutalen Unterdrückungspolitik des
Putin-Regimes im Inneren Russlands fehlt in dieser Analyse
komplett.
Von Kritikern wie dem "Forum Freies Russland",
das die sog. "Putin-Liste" führt, wird Kedmi Zusammenarbeit mit dem
Putin-Regime u. Beteiligung an der TV-Propaganda des Kremls
vorgeworfen. Kedmis Stellungnahmen stimmten vollständig mit
den abscheulichsten Aussagen russ. Beamter u. Propagandisten
überein. In seinen Reden verteidige er konsequent die
aussenpolit. Sichtweise des Kremls, habe für ein noch
stärkeres Engagement Russlands in Syrien plädiert u. werfe
Israel vor, einen Konflikt mit Russland im Nahen Osten zu
provozieren. In der Tat habe Kedmi Anfang der 1990er Jahre
eng mit Putin zusammengearbeitet - damals sei dieser
Vorsitzender des Ausschusses für Aussenbeziehungen des
Bürgermeisteramts von St. Petersburg gewesen. U.a. habe
Putin Fragen im Zusammenhang mit der Rückführung von
Leningrader Juden nach Israel überwacht. Putin habe Israel
als Teil von Delegationen s. Anatolij Sobchaks besucht, wo
er sich mit Kedmi getroffen habe. In den 90er Jahren habe
Kedmi auch wiederholt die höchsten Vertreter der russ.
Macht- u. Strafverfolgungsbehörden kontaktiert. Über Stalin
habe er im Nov. 2016 in Solovjovs Sendung gesagt, Stalin sei
der einzige u. letzte Staatsmann gewesen, der sich um sein
Land u. um Russland wirklich gekümmert habe, was nach ihm
nicht mehr der Fall gewesen sei. Im Mai 2018 habe Kedmi in
der Sendung "Sonntagabend mit Vladimir Solovjov“ Russland
mehr oder weniger direkt aufgefordert, einen Krieg mit den
USA zu beginnen. Nicht zuletzt kritisiere
er regelmässig die Ukraine, deren Führung er mangelnde
Unabhängigkeit u. Nazismus, während er deren Gesellschaft
Antisemitismus vorwerfe. Er habe der Ukraine angedroht, dass
es keinen unabhängigen ukrain. Staat mehr geben werde, wenn
Kiev die „rote Linie“ in den Beziehungen mit Russland weiter
überschreiten sollte, wie er im israel. "Iton TV" gesagt haben
soll.
Als Buchautor veröffentlichte Jakov Kedmi seine Memoiren
mit dem Titel "Hoffnungslose Kriege",
die 2011 in russ. u. 2015 in engl. Sprache erschienen. 2017 erschien
Kedmis Buch "Dialoge“ in Zusammenarbeit mit s.
Evgenij Satanovskij. 2020 veröffentlichte Kedmi das Buch "Geheime Federn".) 06.24
KELIN,
Andrej Vladimirovich II III IV V VI VII VIII IX X XI Weitere (sowjet. u. russ. Diplomat.
Absolvent der Fakultät für Internationalen Journalismus des Moskauer Staatl. Instituts für Internationale
Beziehungen MGIMO des Aussenministeriums der UdSSR. 1979
trat er in das Aussenministerium der UdSSR ein. Er bekleidete
verschiedene Posten in Botschaften in Europa, darunter in den
Niederlanden, der Schweiz u. Belgien, nahm an den Genfer
Gesprächen über Rüstungsbeschränkungen, die 1987 zum Vertrag
über nukleare Mittelstreckenwaffen führten, u. dann an der
Arbeit der Abteilung für gesamteuropäische Zusammenarbeit des
Ministeriums teil. Ab Sept. 2005 war er Direktor der 4.
Abteilung für die Länder der GUS u. Teil der russ.
Delegation bei den Internationalen Genfer Gesprächen über
Sicherheit u. Stabilität im Transkaukasus. Nach einer Zeit als
stv. Ständiger Vertreter der RF bei der NATO u. dann als
Vertreter bei der OSZE stieg Kelin 2015 endlich zum Leiter der
Abteilung für gesamteuropäische Zusammenarbeit auf. Im Nov. 2019
wurde Kelin zum ao. u. bevollmächtigten Botschafter RF im
Vereinigten Königreich ernannt. Im Juni 2022 erhielt er ein
persönl. Hausverbot für den Westminster Parliamentary Estate. Im Nov. 2022 wurde
er von BBC zu mutmasslichen Kriegsverbrechen Russlands in der
Ukraine befragt. Er antwortete, dass er keine Beweise für russ.
Kriegsverbrechen in der Ukraine gesehen habe, hingegen gebe es
genügend Hinweise über Kriegsverbrechen, die von der ukrain.
Seite verübt worden seien. Polit. heiklen Fragen wich er aus
oder ging mit russ. Argumenten zum "Gegenangriff" über.
Ansonsten wiederholte er die altbekannten Narrative des Kremls.)
KENDALL, Bridget II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII
XIV
XV
XVI
XVII
XVIII
XIX
XX
XXI
XXII
XXIII XXIV XXV
XXVI (engl.-brit. Journalistin, die
als diplomat. Korrespondentin der BBC für die Radio- u.
TV-Sender des Unternehmens arbeitete. Als Teenager reiste
sie das erste Mal nach Russland u. in die Ukraine. 1977 u.
1982 verbrachte
sie 2 Jahre in Russland als Stipendiatin
des British Council. 1989-94 war sie Moskau-Korrespondentin
der BBC, um die Machtkämpfe in der KPdSU zu beobachten, als
Generalsekretär s. Mikhail Gorbachjov Reformen einzuführen
versuchte, u. berichtete über den Zerfall der Sowjetunion u.
die internen Konflikte in Tschetschenien, Georgien u.
Tadschikistan. Sie veröffentlichte Berichte über den
Putschversuch gegen Gorbachjov im Aug. 1991 u. berichtete
über s. Boris Elcyns Machtergreifung. Kendall, die fliessend
Russisch spricht, war
ab 1994 Washington-Korrespondentin der BBC u. wurde im
Nov. 1998 diplomat. Korrespondentin der BBC. Sie interviewte
führende
Persönlichkeiten der Welt u. realisierte auch 2 Interviews
mit Vladimir Putin live aus dem Kreml im Rahmen von
Internet-Webcasts im März 2001 u. Juli 2006. 2002 veranstaltete sie in
Moskau einen Anlass mit
dem ehem. sowjet. Präsidenten Gorbachjov. 2016-23 fungierte Kendall als Master of Peterhouse, Cambridge.
Kendall kommentierte einige Passagen im 3-teiligen brit.
Dokumentarfilm "Putin - die Geschichte eines Spions" /engl.
"Putin:
A Russian Spy Story"/ von 2020, der auch in dt. Sprache erschien.)
KEOSAJAN, Tigran Edmondovich (russ. XXXXXXXXXXXX XXXXXX XXXXXXXX
XXXXX XXXXX XXXXXXXXXXXXXXXX
KERIMOV,
Sulejman Abusaidovich
II III IV (russ. Top-Unternehmer,
-Kapitalisierungsfinancier- u. -Investor, Grossaktionär u.
Politiker.
Dagestaner u. Lesgier nach Nationalität. Absolvent der
Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Staatsuniversität Dagestan.
Dissertation zum Thema "Die Rolle transnationaler Konzerne bei
der Umsetzung der Industriepolitik entwickelter Länder“ für
die Erlangung des Titels eines Kandidaten der
Wirtschaftswissenschaften.
Ende 1999 kaufte Kerimov Anteile an der Investitionsfirma "Nafta Moskva", die 1992 auf der
Grundlage des ehem. sowjet. Monopolisten "Sojuznefteexport"
gegründet wurde. Diese Firma wurde zum wichtigsten
Geschäftsinstrument Kerimovs. Bis 2008 besass "Nafta Moskva"
einen Anteil von 4,25% an "Gazprom" u. einen Anteil von 5,6% am
Gewinn der "Sberbank".
2001 erlangte Kerimov die Kontrolle über das Stahlwerk
"Nosta", heute "Ural Stahl", Teil von "Metalloinvest", die
Versicherungsgesellschaft "Ingosstrakh" u. die "Avtobank", die dem
Geschäftsmann Andrej Andreev gehört/e. Andreev beschuldigte
wiederholt Kerimov sowie s. Oleg Deripaska u. s. Roman
Abramovich der Beschlagnahme seines Geschäfts durch Unternehmensplünderung.
2003-8 entwickelte "Nafta Moskva" die Trabantenstadt Rubljovo-Arkhangelskoe, die in der
Presse als „Stadt der Millionäre“ bezeichnet wurde. Später
wurde das Projekt an den Präsidenten der "B&N Bank", Mikhail Shishkhanov, verkauft.
2005 erwarb "Nafta Moskva" einen Anteil von 70% an "Polymetall", einer der grössten Gold- u.
Silberbergbaugesellschaften Russlands. 2007 führte
"Polymetall" erfolgreich einen Börsengang an der Londoner
Börse durch, woraufhin "Nafta Moskva" die Aktien des
Unternehmens verkaufte.
2005 gründeten das Moskauer Bürgermeisteramt s. Jurij Luzhkovs
u. eine von Kerimovs Strukturen das gemeinsame
Telekommunikationsunternehmen "Mosteleset", das zum alleinigen
Aktionär von "Mostelecom", dem grössten Kabelnetzbetreiber in
Moskau, wurde. 2007 wurden die Telekommunikationsanlagen in
die Holding "National Telecommunications" eingegliedert u. ein
Jahr später für 1,5 Mrd. USD an ein Investorenkonsortium unter
der Leitung von s. Jurij Kovalchuks National Media Group verkauft.
In den 2000er Jahren wurde Kerimov Eigentümer der grössten
Moskauer Bauholding "Razvitie", die die Konzerne "Glavmosstroj", "Mospromstroj" u. "Mosmontazhspetsstroj"
vereinte. Nach einigen Monaten verkaufte Kerimov das
Unternehmen, das weniger als 50 Mln. USD kostete, an Oleg
Deripaska für 200-250 Mln. USD, nach inoffiziellen Angaben.
Als 2007 die Märkte weltwelt im Fall begriffen waren,
reduzierte Kerimov seine Beteiligungen an "Gazprom" u.a. russ.
Blue
Chips u. adressierte sich zur Wall Street, um einen Grossteil seines
Vermögens im Ausland zu investieren. So investierte Kerimov
fast sein gesamtes Vermögen in "Morgan Stanley", "Goldman
Sachs", "Deutsche Bank", "Credit Suisse" u.a. Finanzinstitute.
Bis 2008 zog Kerimov laut Forbes den Grossteil
seines Kapitals aus Russland ab, indem er in Aktien ausländ.
Unternehmen investierte. Nach Verlusten während der
Wirtschaftskrise 2008-9 änderte Kerimov seine Anlagestrategie
u. begann, Aktienpakete zu kaufen, die gross genug waren, um
die Strategien der Unternehmen, in die er investierte,
beeinflussen zu können. 2009 kaufte "Nafta Moskva" von s.
Vladimir Potanin für 1,3 Mrd. USD eine 37-prozentige
Beteiligung an "Poljus Gold", dem grössten
Goldminenunternehmen Russlands. Später wurde die Beteiligung
auf 40,22% erhöht.
2009 nahmen Kerimovs Strukturen ein Projekt zum Wiederaufbau
des Hotels "Moskva" am Manegeplatz auf, das
Gegenstand eines Konflikts zwischen den Behörden der
Hauptstadt u. dem ehem. Abgeordneten der Staatsduma RF s.
Ashot Jegjazarjan, war. Der Auftraggeber des Neubaus war die
Firma "Dekmos", die mit 51% im Besitz der US-Firma "Decorum
Corp." u. 49% im Besitz der Moskauer Regierung war. Im Gebäude
wurden das 5-Sterne-Luxushotel "Four Seasons" u. ein Einkaufszentrum
eröffnet sowie Büros u. Wohnungen eingerichtet. Ashot Egjazarjan von der LDPR beschuldigte
Kerimov der Raider-Unternehmensplünderung. Laut
Beschluss eines Londoner Gerichts von 2014 sollte Kerimov
Jegjazarjan 250 Mln. USD zahlen, die er für den Bau des Hotels
ausgegeben hatte. Im Jahr 2015 kauften belaruss.
Geschäftsleute, die Brüder Khotin, das Hotel von Kerimovs
Strukturen.
2009 wurden von Kerimovs Strukturen 25% der Aktien des
grössten
Bauunternehmens Russlands, der "PIK"-Gruppe, gekauft. Die Schulden
beliefen sich auf 1,98 Mrd. USD u. die Kapitalisierung fiel
auf 279 Mio. USD. "Nafta Moskva" erhöhte später den eigenen
Anteil an der "PIK"-Gruppe auf 38,3%. Nachdem "PIK" die
finanzielle Stabilität wieder hergestellt hatte u. im Dez.
2013 die Kapitalisierung sich auf 1,42 Mrd. USD belief,
verkaufte Kerimov das gesamte Aktienpaket an 2 russ.
Geschäftsleute /s. Sergej Gordeev u. Aleksandr Mamut/.
Im Juni 2010 erwarben Sulejman Kerimov u. seine Partner
Aleksandr Nesis, Filaret Galchev u. Anatolij Skurov eine
53-prozentige Beteiligung am Kaligiganten "Uralkali" vom früheren Eigentümer s.
Dmitrij Rybolovlev. Der Deal hatte einen Wert von 5,3 Mrd.
USD. Für diesen Kauf erhielt Kerimov ein erhebliches Darlehen
von VTB.
Sodann wurde der einzige russ. Konkurrent, "Silvinit", übernommen. Als weltweit
grösster Hersteller von Kalidüngemitteln verkaufte "Uralkali"
gemeinsam mit "Belaruskali" über eine gemeinsame
Vertriebsgesellschaft Produkte auf dem Weltmarkt. Im Juli 2013
gab "Uralkali" bekannt, dass es sich von der
Verkaufsvereinbarung mit "Belaruskali" zurückziehe. Anfang
Sept. 2013 eröffnete das Ermittlungskomitee von Belarus ein
Strafverfahren gegen Kerimov u. eine Reihe von
"Uralkali"-Mitarbeitern wegen Macht- u. Autoritätsmissbrauchs
/s. Baumgertner, Vladislav/. Das Innenministerium von Belarus
stellte einen Antrag an "Interpol", Kerimov auf die
internationale Fahndungsliste zu setzen, aber "Interpol"
widersetzte sich dem Begehren, so dass die belaruss. Behörden
den Antrag zurückzogen. In der Folge verkaufte Kerimov den
Anteil von 21,75% an "Uralkali" an den Geschäftsmann s.
Mikhail Prokhorov u. 19,99% an den Eigentümer von "Uralchem", s. Dmitrij Mazepin. 2012 ging
"Poljus Gold" an die Londoner Börse. Ende 2015 konsolidierten
Kerimovs Strukturen ihren 95-prozentigen Anteil an den "Poljus
Gold"-Aktien durch Rückkauf von Aktien von
Minderheitsaktionären. Dem Angebot folgte der Rückzug von "Poljus Gold" von der
Londoner Börse.
Said
Kerimov: 2015
übertrug Sulejman Kerimov den Anteil an "Poljus Gold" an
seinen Sohn Said Sulejmanovich Kerimov, u. im
April 2016 wurden die beiden Kinder des Unternehmers in den
Vorstand u. den Strategieausschuss der Firma aufgenommen.
Unter Said Kerimov wurde das Unternehmen in "Poljus"
umbenannt, wobei "Poljus" bis 2022 von "Wandle Holdings
Ltd." in Zypern kontrolliert wurde, das Said Kerimov
gehörte. Im Zuge des von
Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine wurde
Said Kerimov als Sohn des unter Sanktionen stehenden
Sulejman Kerimov auf die Sanktionslisten aller EU-Staaten,
der USA, Grossbritanniens, der Ukraine u. der Schweiz
gesetzt. Im April 2022 verliess
Said Kerimov den Vorstand u. verkaufte einen Anteil von 30% an
die "Acropolis"-Gruppe. Im Mai 2022 übertrug Said den
verbleibenden Anteil an der Firma "Poljus", d.h. 100% der
Anteile der "Wandle Holdings Ltd.", an die "Stiftung zur
Unterstützung islamischer Organisationen". Said Kerimov, der
ein Absolvent der Fakultät für Internationale Wirtschaft u.
Betriebswirtschaftslehre der MGIMO ist, wurde 2014 Eigentümer
der Kinokette "Cinema Park", die 2017 wieder verkauft wurde,
wobei Vermögenswerte von vermutlich mehreren 100 Mio. USD im
Geschäft mit s. Vladimir Potanin umgesetzt wurden. Darüber
hinaus kontrolliert Said Kerimov das Unternehmen "Grandeko",
dem der internationale Flughafen von Makhachkala in Dagestan
gehört, ferner das "National Cinema Network", das "Zarechje
Estate", ein Elite-Feriendorf im Moskauer Gebiet, u. das
Unternehmen "Air Cinema".
Nach Angaben des US-Finanzministeriums wurde im Juli 2017 im
US-Bundesstaat Delaware der Treuhandfonds "Heritage Trust"
gegründet, um das in den USA befindliche Vermögen Kerimovs im
Wert von über 1 Mrd. USD zu sichern u. zu verwalten. Laut
einer Untersuchung des "Office of Foreign Assets Control" des
US-Finanzministeriums nutzte Kerimov ein komplexes System von
Rechtsstrukturen u. Strohmännern, um seine Beteiligung am
"Heritage Trust" zu verbergen, dessen Gelder zuerst über zwei
von Kerimov kontrollierte ausländ. Unternehmen in das
US-Finanzsystem gelangten. Gegen ihn wurden Sanktionen
verhängt. Anschliessend wurden diese Mittel in grosse öffentl.
u. private US-Unternehmen investiert u. von einer Reihe von
US-Investmentgesellschaften u. Vermittlern verwaltet. Kerimov
u. seine Stellvertreter nutzten verschiedene Ebenen von
US-amerikan. u. ausländ. Briefkastenfirmen, um das Vermögen zu
formalisieren u. Transaktionen auf eine Weise durchzuführen,
die ihren Zweck verschleierte.
Der Businesstil Kerimovs wurde von Experten als raffiniert,
ideenreich u. kreativ bezeichnet. Der russ.
Top-Financier verstehe es, schnelle Entscheidungen zu
treffen u. mit wichtigen Freunden u. Partnern
zusammenzuarbeiten, unter denen der ehem. Moskauer
Bürgermeister s. Jurij Luzhkov u. v.a. die erwähnten
Geschäftsleute Abramovich u. Deripaska sowie der Beamte s.
Igor Shuvalov hervorzuheben sind.
Vermögen u. Eigentum: 2019 belegte Sulejman
Kerimov den 19. Platz in der vom Magazin Forbes
veröffentlichten Rangliste der "20 reichsten russ.
Geschäftsleute“. Die Zahlen zu den Vorjahren lauten: 2018 – 6,4
bzw. 6,3 Mrd. USD; 2017 – 6,3 Mrd. USD; 2016 - 1,6 Mrd. USD;
2015 - 3,4 Mrd. USD; 2014 - 5,6 Mrd. USD; 2013 - 7,1 Mrd. USD;
2012 - 6,5 Mrd. USD; 2011 - 7,8 Mrd. USD; 2010 - 5,5 Mrd. USD.
2007 meldete er sich in Derbent an u. zahlte eine
Einkommenssteuer von 2,5 Mrd. Rubel - fast 100 Mln. USD. Laut
Steuererklärung für 2016 belief sich Kerimovs Einkommen auf 12
Mln. Rubel.
Politik: 1999-2003 war Sulejman Kerimov LDPR-Abgeordneter der 3. Staatsduma RF u. Mitglied des
Sicherheitsausschusses. Er war auch Mitglied der 4. Staatsduma RF. Seit 2008 ist er
Mitglied des Föderationsrats RF, in der er die Republik Dagestan
vertritt. Während der gesamten Zeit von Karimovs Amtsausübung
als Abgeordneter u. dann als Senator befanden sich die in seinem
Eigentum stehenden Unternehmensanteile sowie sonstiges
Betriebsvermögen in treuhänderischer Verwaltung u. wurden Ende
2013 in die "Suleyman Kerimov Foundation" überführt. 2016 wurde
er als Senator von Dagestan in den Föderationsrat RF
wiedergewählt. In diesem Zusammenhang beendete er vorzeitig
seine Funktion als Abgeordneter in der Volksversammlung von
Dagestan. 2021 behielt er den Status eines Senators der Republik
Dagestan im Föderationsrat RF u. fungiert als Mitglied seines
Ausschusses für Regeln u. Organisation parlamentar. Aktivitäten.
Sport: 2011-16 war Sulejman Kerimov Eigentümer des FC
"Andzi" aus Makhachkala. 2013 wurde im Rahmen der Entwicklung
einer neuen langfristigen Strategie für die Entwicklung des FC
beschlossen, das Jahresbudget des Clubs auf das Niveau von 50-70
Mln. USD zu reduzieren, verglichen mit dem vorherigen Budget von
180 Mln. USD pro Saison. Die meisten teuren ausländ. Stars
wurden verkauft, u. der Klub setzte auf junge russ. Spieler.
Zusätzlich zur Finanzierung des FC wurde in der Nähe von
Makhachkala ein modernes "Andzhi"-Arena-Fussballstadion für 30
Tsd. Zuschauer errichtet. Kerimov ist seit ihrer Gründung 2006
Vorsitzender des Kuratoriums u. seine Stiftung Hauptsponsor des
Russ. Wrestling-Verbands.
Wohltätigkeit: 2007 gründete Kerimov die "Suleyman
Kerimov Foundation". Zu den Hauptprojekten des Fonds, der mit
anderen Wohltätigkeitsorganisationen zusammenarbeitet, gehören
der Wiederaufbau von Europas grösster Moschee in Moskau, die
jährliche Hadsch für mehrere Tsd. Muslime, internationale
Jugend- u. Kulturfestivals u.a. Ausserdem stellte Kerimov über
1,5 Mrd. Rubel zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie zur
Verfügung. Ferner wurden mehreren Zehntausend Familien von der
Stiftung eine Pauschalzahlung von 20 Tsd. Rubel für soziale
Unterstützung ausbezahlt. 2022 zahlte er Müttern von Soldaten
aus der Republik, die im Ukraine-Krieg starben, die Hadsch.
Vorkommnisse in Frankreich: Im Nov. 2006 wurde Kerimov
bei einem Unfall mit seinem Ferrari Enzo, an dem auch
TV-Moderatorin s. Tina Kandelaki beteiligt war, schwer verletzt.
Im Nov. 2017 wurde er aus Moskau kommend am Flughafen von Nizza
wegen Nichtzahlung von Steuern u. Geldwäsche festgenommen. Ein
französ. Gericht entliess Kerimov gegen Kaution bis zum
Abschluss der Ermittlungen, forderte ihn auf, seinen russ. Pass
abzugeben u. verbot ihm, das Département Alpes-Maritimes zu
verlassen, wo er sich bei der örtlichen Polizei wöchentlich
melden musste. Im Dez. 2017 erhöhte ein französ.
Berufungsgericht die Kaution von 5 auf 40 Mln. Euro. 13 russ.
Ritter der französ. Ehrenlegion wandten sich schriftlich an den
französ. Präsidenten Macron, was in mehreren russ. Medien zu
Kritik u. Spott führte. Im Juni 2018 entschied ein Gericht in
Frankreich, alle Anklagen gegen Karimov fallen zu lassen. Im
März 2019 erhob die Staatsanwaltschaft von Nizza neue Anklagen
gegen Kerimov wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung im
Zusammenhang mit dem Erwerb mehrerer Villen auf Cape d'Antibes.
Kerimovs Anwalt erklärte, dass am Ende des Prozesses keine
Anklage gegen seinen Mandanten erhoben wurde u. er von keiner
Instanz in Frankreich oder anderen Ländern verurteilt worden
sei. Die Anschuldigungen des ehem. Staatsanwalts der Stadt Nizza
führten dennoch zu Sanktionen gegen Kerimov durch das "Office
for Foreign Assets Control" des US-Finanzministeriums.
Vorwürfe, Internationale Sanktionen u. Beschlagnahmngen:
Das "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt,
wirft Kerimov Wirtschaftskriminalität, organisierte Kriminalität
sowie nationale u. grenzüberschreitende Korruption vor. Im April
2018 wurde Kerimov unter 17 Beamten u. 7 Geschäftsleuten aus
Russland, die s. Vladimir Putin nahestehen, im Rahmen der
US-Sanktionen auf die sog. "Kreml-Liste“ gesetzt. Im März 2022
wurde Kerimov vor dem Hintergrund
der russ.
Kriegsaggression gegen die Ukraine im Feb. 2022 auf die
Sanktionsliste aller EU-Staaten gesetzt, weil er „grosse
Geldsummen von Sergej Roldugin, dem Verwalter der Ersparnisse
von Vladimir Putin, erhalten“ habe u. er „ein Mitglied des
inneren Kreises von Oligarchen ist, die Vladimir Putin
nahestehen“. Noch im gleichen Monat setzten die USA Kerimov auf
die prioritäre Kontrollliste sanktionierter Russen. Im Nov. 2022
wurde das "Suleiman Kerimov Network“ in die US-Sanktionsliste
aufgenommen: Es handelt sich dabei um Karimovs nächste Verwandte
– Frau Firuz, Töchter Amin u. Gulnara, Sohn Said u. um
Sanktionen gegen 28 mit der Familie Kerimov verbundene
Unternehmen in Russland, der Schweiz, den VAE, Luxemburg usw.
Für „Handlungen, die die Ukraine destabilisieren, die
territoriale Unversehrtheit, Souveränität oder Unabhängigkeit
der Ukraine untergraben oder bedrohen“ u.ä. wurde Kerimov auf
die Sanktionslisten Grossbritanniens, Australiens, Kanadas,
Neuseeland,Japans sowie der Schweiz u. Ukraine gesetzt. Im Juni
2022 beschlagnahmte die Task Force "Klepto Capture" die
Superyacht "Amadea" auf Fidschi, die mit der Familie Kerimov in
Verbindung gesetzt wird. Ausserdem blockierte das
US-Finanzministerium den Treuhandfonds des "Heritage Trust" mit
einem Vermögen von über 1 Mrd. USD aufgrund von Verbindungen zu
Kerimov. Kerimovs Neffe Ruslan
Gadzhievich Gadzhiev sei ein Begünstigter des "Heritage
Trust". Ferner wurden 8 Flugzeuge Kerimovs blockiert.)
KERN, Christian III
II
III IV (österreichischer Manager,
ehem.
Vorstandsvorsitzender der Österreich.
Bundesbahnen ÖBB.
Ehem. Spitzenpolitiker der
SPÖ,
2016-17 Parteivorsitzender u. Bundeskanzler der Republik
Österreich.
Ab Juli 2019 war Kern Mitglied des Aufsichtsrats der Russ.
Staatsbahn RŽD. Im
Frühjahr 2019 war als Begründung für das
Aufsichtsratsmandat Kerns dessen gute Vernetzung in
Moskau angeführt worden. So soll er
beim Internationalen Wirtschaftsforum in St.
Petersburg als
Stargast von Präsident s. Vladimir
Putin gegen
die internationalen Sanktionen gegen
Russland nach der völkerrechtswidrigen Annexion der
Krym von
2014 aufgetreten sein. Das
Mandat legte er im Feb. 2022 wegen des von
Putin angezettelten russ.
Angriffskriegs gegen die Ukraine im Feb. 2022 zurück.
Er begründete dies damit, dass die Staatsbahn
Bestandteil einer Kriegslogistik geworden sei.)
KESAEV,
Igor Albertovich II III IV V (russ.
aus Nordossetien stammender Top-Unternehmer/Manager,
USD-Milliardär. 1993 Abschluss eines Studiums am
Moskauer Staatsinstitut für Internationale Beziehungen
MGIMO. 1988-92 arbeitete er als Leiter der
Bankenversicherungsabteilung u. als Direktor der
Versicherungsgesellschaft "Absolut-Moscow" sowie als
Generaldirektor der Versicherungsgesellschaft "Jupiter".
Später wurde er Vorstandsvorsitzender der "MosEximBank", zu
deren Gründern die "Apollo-Mos Trading and Financial
Company" gehörte, deren Generaldirektor Kesaev war. Ende
1999 verlor die "MosEximBank" ihre Lizenz. 1991 gründete
Kesaev das Handelsunternehmen "Merkurij / Mercury"/, das
seit 1999 als Firmengruppe
gleichen Namens, deren Eigentümer u. Präsident Kesaev ist,
insbes. den grössten Tabakhändler Russlands, die
Firmengruppe "Megapolis" sowie die
Lebensmittel-Einzelhandelskette "Diksi/Dixy" /II/ u. eine grosse Entwicklungsfirma
namerns "Mercury Development" besitzt. 2005 erwarb Kesaev
Mehrheitsbeteiligungen an 2 Unternehmen des
militär.-industriellen Komplexes in Kovrov. Über "Orton Oil"
war er zusammen mit s. Shalva Chigirinskij Miteigentümer der
"Bennfield Ltd.", die 47% von "Sibir Energy" kontrollierte,
wobei er von Chigirinskij eine Beteiligung an "Sibir Energy"
erwarb. 2009 verkaufte er seinen Anteil an "Sibir Energy" an
"Gazprom Neft". 2019 fusionierte
Kesaev die Supermarktkette "Diksij/Dixy" mit der Alkoholladenkette "Krasnoe
& Beloe" u. schuf so eine der grössten
Einzelhandelsketten Russlands. Im Sept. 2022 wurden
mit Kesaev verbundene Strukturen Hauptaktionär /75%/ des
russ. Zigarettenherstellers "International Tobacco Group"
/der für Davidoff, West, Jadé, P&S, Maxim, aber auch für
Japan Tobacco, Imperial Tobacco, Winston, Camel, Philip
Morris, Marlboro u. L&M tätig ist/.
Angebliche Connection mit FSB, GRU u. Mafia: Wie Euractiv
im Okt. 2021 schrieb, verfüg/t/e der Tycoon laut den von
"Wikileaks" u. Novaja gazeta veröffentlichten Global
Intelligence Files Kesaev über enge Verbindungen zur Mafia
u. den russ. Sicherheits- und Geheimdiensten FSB u. GRU. Im Juli 2015 veröffentlichte Novaja
gazeta eine Recherche, aus der hervorging, dass
die "Monolit"-Stiftung, deren Ehrenpräsident Kesaev
damals war, 2003 eine allgemeine Vereinbarung mit
dem FSB "über die Bereitstellung finanzieller
Unterstützung“ unterzeichnet habe, wobei "im Rahmen
dieser Vereinbarung die Stiftung Wohnungen in
verschiedenen Städten Russlands für den Bedarf des FSB
kaufte“, wie es in dem Artikel hiess. Nach Berichten
soll der
Oligarch über die "Monolit"-Stiftung 2022
926`356 Mln. Rubel
für die Unterstützung des FSB ausgegeben haben.
Einkommen u. Vermögen: 2009 platzierte das Magazin
Forbes Igor Kesaev auf Platz 92 der Liste der "100
reichsten Geschäftsleute Russlands“ u. schätzte sein
Vermögen auf 400 Mln. USD. Mit einem Privatvermögen von 2,4
Mrd. USD belegte Kesaev 2016 laut Forbes den 35.
Platz in der Liste der "200 reichsten Geschäftsleute
Russlands“. 2020 rückte er mit einem Vermögen von 3,5 Mrd.
USD auf Platz 28 der entsprechenden Rangliste vor. 2022 lag
er mit einem Vermögen von 2,6 Mrd. USD auf Platz 35, 2023 mit 4,1
Mrd. USD auf Platz 32. Das von Kesaev u. seinem Partner
Sergej Kaciev gegründete Unternehmen "Megapolis"
kontrollierte 70% des russ. Tabakmarkts, wie aus der
Unternehmerkarte auf der Forbes-Website
hervorging.
2019 heiratete
Kesaev ein ukrain. Model namens Olga Klimenko, das Gewinnerin des
Wettbewerbs "Miss Blond Ukraine-2013“ war. Nach der Hochzeit
erwarb sie ein Restaurant in dem 2006-13 erbauten, 340 m
hohen "Mercury City Tower" in Moskau-City.
Insel Kotasaari u.
Staatsbürgerschaft Zyperns: Wie verschiedene Medien
– die finnische Presse, das unabhängige
paneuropäische Medienetzwerk
Euractiv u.
das "WELTJournal" des ORF –
berichteten, erwarb Kesaev 2020 eine etwa 20 ha grosse
Insel namens
Kotasaari, die
ca. 300 km nordöstlich von Helsinki
im abgelegenen Saimaa-Seengebiet Süd-Savos in Finnland
auf dem Gebiet der Gemeinde Puumala unweit der Grenze zu
Russland liegt u. über eine Landbrücke erreichbar ist
/Bilder s. hier/. Anwohnern
fiel auf, dass die Zufahrtsstrasse zur Insel durch
eine geschlossene Schranke abgesperrt ist
u. durch Videokameras überwacht wird. Drohnenaufnahmen
offenbarten 4 neue Gebäude, von denen – gemäss dem auf der Website der Gemeinde
Puumala veröffentlichten
Register – das Hauptgebäude eine
Fläche von 420 qm, das "Gästehaus" 530 qm, das "Personalhaus" 150 qm
u. die alte Strandsauna 100 qm aufweist. Im dichten Wald
wurde auch völlig überraschend ein überdimensionaler u. von einem
festungsartigen Wall geschützter Helikopterlandeplatz
entdeckt. Ein vom Rechercheteam in der Nähe der Insel
befragter Mitarbeiter der finn. Militärverteidigung
bestätigte, dass diese Insel sich an strateg. relevanter
Lage am Wasserweg zwischen Russland u. Finnland befinde u.
bei einer russ. Invasion Finnlands für Spezialoperationen
eine Rolle spielen könnte. Ein Blick auf die Karte zeigt,
dass die Insel tatsächlich an einer der finn.
Verteidigungslinien liegt u. im Fall eines Angriffs vom
russ. Geheimdienst als Basis genutzt werden könnte. Ein
befragter finn. Journalist bestätigte, dass der finn.
Militärgeheimdienst die Insel mittels Überwachungsflügen observiere
- einer davon wurde von einem Anrainer gefilmt - um etwaige
Spionageaktivitäten auszumachen. Das finn.
Verteidigungsministerium teilte mit, dass die
Enteignung von Kotasaari aufgrund einer
entsprechenden Gesetzanpassung von 2019 möglich
wäre, wenn das Grundstück für Aktivitäten
genutzt wird, die die nationale Sicherheit
Finnlands gefährden.
Wie Euractiv
unterstrich, hatte Kesaev
seinen "Goldenen" EU-Pass, den er 2012 von Zypern als
Belohnung für Investitionen auf der Mittelmeerinsel erhalten
hatte, eingesetzt, um den
Kaufvertrag für das finn. Landstück in Süd-Savo zu
unterzeichnen. Wie die finn. Zeitung Iltalehti
schrieb, sei der Deal Anfang April 2020 für 700 Tsd. Euro zustande
gekommen. Der Miteigentümer
der grössten russ. Tabakhändlergruppe "Megapolis"
habe Kotasaari als Privatperson u. zyprischer
Staatsbürger gekauft.
Der
russ. Geschäftsmann habe durch die
Verwendung eines zyprischen Passes das für einen
solchen Landerwerb erforderliche
Bewilligungsverfahren des finn.
Verteidigungsministeriums umgehen können, das mit einem russ. Pass
notwendig gewesen wäre. Im
finn. Handelsregister war entsprechend eingetragen, dass
Kesaev Staatsbürger des EU-Landes Zypern ist, während der
Hinweis auf seine russ. Staatsangehörigkeit fehlte. Laut Forbes bezeichnete
Kesaevs Vertreter die Euractiv-Angaben als „völlig
spekulativ“ u. die darin enthaltenen Informationen als
„unzuverlässig“. Ihm zufolge nahmen die ausländ.
Journalisten vor der Veröffentlichung des Artikels keinen
Kontakt zu den Vertretern des Unternehmers auf. Gleichzeitig
wollte er „die Tatsache der Übernahme nicht kommentieren,
aber es sei wichtig zu betonen, dass alle Handlungen u.
Transaktionen in Übereinstimmung mit den Gesetzen der Länder
u. unter Einbeziehung internationaler Experten durchgeführt
werden“, wie er gegenüber Forbes sagte. Weiter wurde
berichtet, dass die Insel von der Firma "Kiinteistö Oy
Puumalan Kotasaari", die zu gleichen Teilen 5 russ. Männern
gehört/e, an
Kesaev verkauft wurde. Diese hätten Anfang März
2019 in Moskau eine ao. GV abgehalten u. beschlossen, die
Insel zu verkaufen. Zum Zeitpunkt des Verkaufs habe es
auf der Insel lediglich eine alte Strandsauna gegeben. Von
Tourismusplänen oder öffentl. Hotellerieaktivitäten als
Verwendungszweck sei von Seiten des Käufers keine Rede
gewesen, obwohl Kesaevs Vertreter den Beamten von
Puumala mitgeteilt hätten, dass es sich um den Bau eines
Feriendorfs handle. Als die Reporter von Iltalehti
sich auf dem Wasserweg Kotasaari näherten, sei ein
schwarzer Mercedes-Benz an der Südwestflanke der Insel
aufgetaucht. Und als die Journalisten die Insel von
Südosten aus filmten, sei ein mit estnischen
Nummernschildern ausgestatteter silberner BMW zur
östlichen Ecke der Insel gefahren.
Was die russ. Spezialeinheiten anbelangt, führte Iltalehti
zusätzlich aus, dass die russ. Armee über Einheiten
einer Spezialbrigade des Pskover Militärstützpunkts verfüge,
die für entsprechende Einsätze in Finnland vorgesehen
seien. Den Soldaten der Brigade werde u.a. sogar die
finnische Sprache beigebracht. Auch im westlichen
Militärbezirk Russlands seien Spezialeinheiten für
Einsätze in Richtung Finnland vorgesehen. Bei den
russ. Einsatzkräften handle es sich um
Spezialeinheiten des russ. Militärgeheimdienstes GRU
oder des westlichen
Militärbezirks Russlands.
Die Soldaten der russ. Spezialeinheiten würden in
kleinen Gruppen als
Touristen verkleidet von
verschiedenen Treffpunkten aus über
die Grenze geschleust, wie ein Militärexperte das
russ. Einsatzmodell beschrieb u. es von der finn. Zeitung
wiedergegeben wurde.
Die Ausrüstung u. Waffen der Truppen würden im voraus
zum Treffpunkt transportiert u. dort gelagert. Falls
die Spannung eskaliert oder ein offener Konflikt
beginnt, würde Russland die heimlich in Finnland
stationierten Spezialeinheiten aktivieren. Vom
Sammelpunkt aus könnten diese russ. Einheiten ihre
Mission auch per Helikopter antreten. /weitere Details
s. den entsprechenden finn. Artikel./ Wie Euractiv
in diesem Zusammenhang ferner berichtete, führten 2018
finn. Behörden eine Durchsuchung auf einer Inselgruppe
im westlichen Archipel des Landes durch, wo der russ.
Oligarch s. Pavel Melnikov sie erworben u. Unterkünfte
u.a. Infrastruktur gebaut hatte. Nachdem Melnikov der
Geldwäscherei beschuldigt wurde, verkaufte er die
Inseln.
Beim
in Helsinki, Finnland, domizilierten "Europäischen
Kompetenzzentrum zur Bekämpfung hybrider
Bedrohungen" ist man sich sicher, dass
hinter solchen Grundstückkäufen wie im Fall
Kotasaari Russlands strateg. Interesse steckt,
denn diese könnten dem Zweck dienen, den
Bedürfnissen Finnlands, der EU oder
der NATO zu schaden, wie
der dortige Vertreter erklärte,
der im
ORF-Beitrag zu Wort kam.
Man wisse, dass autoritäre Regime
entsprechende Befehle erteilen, die von
privaten Eigentümern oder Unternehmen
ausgeführt werden müssen. Ganz besonders gelte
dies für russ. Oligarchen, deren Stellung u.
Existenz von der Führung ihres Landes abhänge;
als zentraler Bestandteil des Putin-Systems
würden sie ihre Anweisungen direkt aus dem
Kreml erhalten – wer sie missachte,
riskiere viel, wie der plötzliche Tod mehrerer
russ. Geschäftsleute gezeigt habe.
Sanktionen:
Wegen des von Putin angezettelten russ.
Angriffskriegs gegen die Ukraine im Feb. 2022 geriet
Kesaev unter EU-Sanktionen, weil er "mit der Regierung RF
u. ihren Sicherheitskräften über die Stiftung "Monolit",
die von ehem. Mitarbeitern der russ. Sonderdienste
geleitet wird u. pensionierten Angehörigen dieser Dienste
sowie Militärangehörigen finanzielle Unterstützung bietet,
verbunden" sei. Darüber hinaus gilt Kesaev als
Hauptaktionär des "Degtjarjov"-Werks, eines russ.
Unternehmens, das Waffen für die russ. Streitkräfte
herstellt u. die russ. Armee in der Ukraine mit Waffen
beliefert. Die Fabrik stellt Scharfschützen-
u. Maschinengewehre, Granatwerfer, Flugzeuggeschütze,
Flugabwehrraketen, automatisierte Feuerleitsysteme für
Artillerieeinheiten u.a. Waffen her. Kesaev besitzt
ausserdem einen Anteil am Forschungs- u.
Produktionskonzern "Sukhoj Shturmovik", der sich mit der
Modernisierung von Militärflugzeugen beschäftigt. Im Mai
2022 wurde Kesaev auf die Sanktionsliste Kanadas als
"enger Vertrauter des Regimes“ gesetzt, der "direkt zu
Putins sinnlosem Krieg in der Ukraine beigetragen“ habe u.
somit "für den Schmerz u. das Leiden des Volkes der
Ukraine verantwortlich“ sei “. Im Mai 2023 verhängten die
USA Blockierungssanktionen gegen Kesaev, wobei auch mit
ihm verbundene Unternehmen mit Sanktionen belegt wurden.
Aus ähnlichen Motiven geriet er auch auf die
Sanktionslisten Grossbritanniens, Australiens, Neuseelands, der
Ukraine u. der Schweiz u. Die
EU-Sanktionen hindern seine Verwandten jedoch nicht im
Geringsten daran, sich in Europa frei zu fühlen
u. ungeniert Urlaub in Griechenland zu machen
wie die
32-jährige Tochter des Oligarchen
Ilona,
die dem britischen Unternehmensregister zufolge -
zumindest seit 2019 - einen englischen Wohnsitz u.
einen zyprischen Pass hat. Ob er auch ihr inzwischen
entzogen wurde, ist nicht bekannt.
Entzug der EU-Staatsbürgerschaft Zyperns: Etwa
gleichzeitig mit der Verhängung westlicher Sanktionen gegen
kremlnahe russ. Oligarchen im Zuge des russ. Kriegs gegen die
Ukraine verlief auf Zypern der Prozess der Aberkennung der
zyprischen EU-Staatsbürgerschaft von reichen russ.
Staatsbürgern u. kremlahen Oligarchen, denen im
Rahmen des Programms "Staatsbürgerschaft gegen Investitionen"
der "Goldene EU-Pass" der Republik Zypern verliehen wurde.
Nachdem Ende Aug. 2020 Al Jazeera die Namen einiger bekannter Russen
veröffentlichte, die in den Jahren 2017-19 auf
fragwürdige Weise "goldene Pässe“ Zyperns erwarben u. im Sept. 2020 die Zeitung Politis
mit einer Liste
von 34 russ. Inhabern zyprischer "goldener Pässe“ /II/, die ihnen 2008-12 im Rahmen des
Programms "Staatsbürgerschaft gegen Investitionen" der
Republik Zypern verliehen wurden, nachlegte, u. nachdem im
Zusammenhang mit dem zyprischen
"Golden-Pass-System" neue kuriose Skandalfälle publik wurden,
liess Nicosia auf Druck der EU im
Nov. 2020 sein
berühmtes Programm fallen, von dem auch Tausende
reiche Staatsbürger Russlands
profitierten.
Laut Reuters erhielten 6779
Ausländer im Rahmen des "Golden-Pass"-Programms die zyprische
Staatsbürgerschaft, davon 2886 Russen. Im April 2022
überprüften die zyprischen Behörden etwa 1100 Personen, die im
Austausch für Investitionen die EU-Staatsbürgerschaft Zyperns
erhielten, wegen Verstössen im Zusammenhang mit dem russ.
Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die
zyprischen Behörden erstellten
einen
brisanten Bericht über Tausende von Fällen fragwürdiger u. missbräuchlicher
Vergaben von zyprischer EU-Pässen /II/
im Rahmen des erleichterten Staatsbürgerschaftserwerbs auf
Zypern, das unter den führenden Staatspolitikern Dimitris Christofias u. Nikos Anastasiadis unterhalten u.
gefördert wurde. 2022 entzog die Regierung Zyperns Igor
Kesaev, der 2012 den zyprischen EU-Pass bezog, die
Staatsbürgerschaft. Bis dahin habe Kesaev, der aufgrund
gewisser Berichte von
den zyprischen Behörden wegen
Beteiligung an der "Bestechung"
"polit. relevanter Personen", zu denen
der Oligarch "enge Verbindungen"
unterhält, "um gewisse Aktivitäten zu erleichtern",
verdächtigt wurde, seinen zyprioschen EU-Pass zur
Unterstützung des russ. Geheimdienstes verwendet, wie es
in einem Bericht der zyprischen Behörden hiess /s.
ORF-Bericht/. Auch
mehreren anderen bekannten russ. Oligarchen wurde die
zyprische Staatsangehörigkeit ebenfalls entzogen oder
Nicosia plante, es zu tun. Auf der Liste standen
etwa s. Oleg Deripaska, s. Grigorij Berjozkin u.
Gulbahor Ismailova, die Schwester von s. Alisher Usmanov, aber
auch s.
Aleksej Kuzmichjov, s. Aleksandr Kljachin, s.
Konstantin Nikolaev, s.
Anton Belobragin, s. Grigorij Berjozkin, s. Mikhail
Kuzovlev, s. Leonid Lebedev, s. Aleksandr Frolov u. der
berühmte ukrain.-israel. Oligarch s. Igor Kolomajskij samt Frau u.
Tochter. Die Namen dieser Personen standen teilweise
zudem wegen
ihrer Unterstützung für den Ukrainekrieg Putins auf den EU-Sanktionslisten.
Im Nov. 2022 trat Kesaev, Chef der
"Mercury"-Gruppe, seinen Anteil an der Supermarktkette
"Viktorija" an seinen Partner Nikolaj Tjaka ab, wie
die Quellen von Kommersant dies mit der Verhängung
von EU-Sanktionen gegen Kesaev in Verbindung brachten. Laut dem
Staatl. Einheitsregister jurist. Personen erhielt Tjaka
37,25% von "Viktorija Baltija". Weitere 45% des
Unternehmens gingen an Sergej Studennikov u. 7,69% an
Sergej Kaciev. Tjaka besitzt zusammen mit Kesaev die auf
Immobilien spezialisierte Investmentgesellschaft "Mercury
Properties" u. ist Haupteigentümer der "International
Tobacco Group", während "Viktorija Baltija" zuvor zur
zyprischen "Mercury Retail Group" gehörte, die zusammen
mit Kesaev im Besitz von Studennikov u. Kaciev war.
Im Feb. 2023 warf Kesaev dem EU-Rat Diskriminierung vor
u. forderte die Aufhebung der Sanktionen, die ihm im Zuge
des 5. Pakets
restriktiver Massnahmen gegen russ. Staatsbürger auferlegt
wurden. Kesaevs Hauptargument, weshalb Sanktionen gegen ihn
verhängt
wurden, lautete, dass er ein
reicher russ. Geschäftsmann sei. Andere
Personen mit vergleichbarem Status seien nicht zur
Zielscheibe von Sanktionen geworden, betonte die Beschwerde.
Der Kläger behauptete,
dass sich der EU-Rat bei seiner Entscheidung zur
Verhängung von Sanktionen gegen ihn auf voreingenommene,
ungeprüfte u. unzuverlässige Informationsquellen gestützt
habe; es lägen keine „objektiven u. zuverlässigen“ Beweise
zur Untermauerung der Entscheidung vor. Diese
Argumentationsweise ist typisch für solche Russen, die vom
Westen beschuldigt wurden. Ferner stellten
die Anwälte Kesaevs fest, dass der Geschäftsmann sich nicht
an den Aktivitäten von Wirtschaftssektoren beteilige, die
wesentliche Einnahmen für das Finanzministerium RF
generierten, die Politik der russ. Behörden nicht
unterstütze u. auch keine Handlungen zur Untergrabung der
territorialen Integrität u. Bedrohung der Souveränität oder
Unabhängigkeit der Ukraine tätige, wie etwa Kiev u. der
Westen behaupteten. Die
EU hatte ihre Entscheidung damit begründet, dass Kesaev
angeblich mit der Herstellung von Waffen u. dem Vertrieb von
Tabakwaren mit den russ. Behörden u. Sicherheitskräften in
Verbindung stehe.
Razzia auf der Insel Kotasaari: Wie finn. Medien u. die DW berichteten,
führte die finn. Polizei Anfang Nov. 2023 auf der Insel
Kotasaari eine Durchsuchung nach beschlagnahmbarem Eigentum
durch, das Igor
Kesaev 2020 in Finnland gekauft hatte. Wie die finn.
Online-Publikation Ilta-Sanomat schrieb, habe die
Polizei nach dem Eigentum eines russ. Unternehmers gesucht,
gegen den 2022 EU-Sanktionen verhängt wurden, sowie nach
Materialien für Ermittlungen. Das Areal schien während des Jahres 2023
leer
gewesen zu sein u. auch im vergangenen Winter u.
Frühjahr seien dort keine Menschen gesichtet worden, wurde berichtet. Wie der Status
des Eigentümers u. des Eigentums nach dem Verlust der
zyprischen Staatsbürgerschaft Kesaevs zu betrachten ist,
ist unklar.) akt. 02.24
KEUPP, Marcus Matthias II III IV V VI
VII
(dt. Militärökonom. Studium der
Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim,
Deutschland, u. der Warwick Business School, England. Nach
internationalen Tätigkeiten in der Industrie, als Berater u.
Analyst bis 2004 wanderte er in die Schweiz aus, wo er
zunächst wissenschaftl. Mitarbeiter am Institut für
Technologiemanagement der Universität St. Gallen war u.
seine Promotion durchführte. 2008-12 Leiter des
Kompetenzzentrums "Research Lab", Habilitation an der
Universität St. Gallen. 2013 Ernennung zum Privatdozenten an
der Universität St. Gallen u. Berufung zum Dozenten für
Militärökonomie an der Militärakademie der ETH Zürich. In
dieser Position analysiert/e er für die Medien den Verlauf
des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine.
Mit
falschen Prophezeiungen trat Keupp
wiederholt ins Fettnäpchen, indem er
Aussagen wie die folgenden machte:
Im
Feb. 2023 sagte er der Handelszeitung, „Russland habe den Krieg gegen
die Ukraine bereits strategisch verloren". Im März 2023
wagte er in der NZZ die Prognose dass „Russland im
Okt. den Krieg militärisch verloren haben" werde u.
prognostizierte die Zurückeroberung russ. besetzter Gebiete
durch die Ukraine. Im Dez. 2023 vertrat er die Berechnung,
dass Putin bis etwa Ende März 2024 seine restlichen Panzer
einbüssen werde. Die
Seriosität solcher Vorhersagen mit den entsprechenden
Berechnungen wurde angezweifelt u. von des realen
Kriegsverlaufs widerlegt, zumal es sich abzeichnete, dass im
Okt./Nov. 2023 der Krieg Russlands gegen die Ukraine
unvermindert andauerte u. Russland die strateg. u. militär.
Überlegenheit in der Ostukraine zurückzugewinnen schien. In
der SRF-Sendung Bilanz vom Nov. 2023 wurde er
auf seine frühere Aussage angesprochen. Er rechtfertigte
sich damit, indem er betonte, dass er gesagt habe, dass
Russland den Krieg strategisch verloren haben werde. Nach
der bisher weitgehend erfolglosen Gegenoffensive der ukrain.
Armee ist diese Feststellung unter Experten umstritten. Was
die westl. Sanktionen betrifft, sprach Keupp im Fall
Russlands von „ökonom.
Selbstmord"; „kein rationaler Staatsführer würde
so etwas tun".) Von einem Kollaps der russ. Wirtschaft
kann bislang jedoch keine Rede sein. In einer Club-Sendung von SRF im Jan.
2024 kam der radikale
SVP-Frontmann
Alfred Heer auf die Aussage Keupps über die
Zurückeroberung besetzter Gebiete durch die Ukrainer bis
2023, die er prognostizierte, zurück u. disqualifizierte sie wohl
zurecht als „totalen Blödsinn".
Keupp nahm dazu auf keine Stellung u. wich auf andere
Themen aus. Im Aug. 2024 erläuterte Keupp die "kleine" Invasion der ukrain. Armee
auf russ. Gebiet.) 11.24
KEKHMAN, Vladimir Abramovich
II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV (russ. Geschäftsmann u.
Theaterunternehmer. Absolvent der Fakultät für
Fremdsprachen der Staatl. Pädagog. Universität Kujbyshev/Samara.
Lange vor seinem Engagement in der Kultur begann Kekhman eine
Karriere als Geschäftsmann in einer Reihe von russ.
Handelsunternehmen, so ab 1996 als Leiter u. seit 2001
Vorstandsvorsitzender des grössten Früchteimporteurs Russlands, der neu gegründeten "JFC-Gruppe" mit Firmensitz in St.
Petersburg. Bei diesem Unternehmen handelt es sich um
eine vertikal integrierte Holdinggesellschaft im Bereich
Produktion u. Vermarktung von Früchtesortimenten, die
verschiedene Einzelunternehmen für Produktion, Einkauf,
Verarbeitung, Lagerung, Transport u. Verkauf von Früchten
vereint. "JFC" baute eine eigene Kühlflotte auf, kaufte
Plantagen in Ecuador u. eröffnete Belüftungskammern für die
Züchtung von Bananenkulturen u. speziell ausgestattete Lager in
Russland, was es ermöglichte, die Lieferung von Obst an
Einzelhandelsketten optimal zu organisieren. 2003 erwarb "JFC" die Mehrheitsbeteiligung an der
Firma "Früchtezentrum Novye Cherjomushki“. Die rasante
Entwicklung des Unternehmens wurde durch eine umfassende
Kreditaufnahme durch die Ausgabe von Anleihen gefördert. Als
2007 die Kreditfrist abgelaufen war, konnte Kekhman keine
nennenswerten Zahlungen an Hongkonger Banken leisten, so dass er
versuchte, sein Obstgeschäft zu verkaufen, allerdings ohne
Erfolg. Nach der Krise verkaufte Kekhman 3x Aktien des
Unternehmens u. kaufte diese auch 3x wieder zurück – die Anleger
waren nur am kurzfristigen Gewinn interessiert, aber Kekhman
träumte davon, dass sich der Staat im Obstmarkt langfristig
engagiert.
2005 erwarb Kekhman das Frunze-Kaufhaus
in SPB vom Präsidenten von "Euroservice“ Konstantin Mirilashvili
für 17 Mln. USD. Kekhman war der Ansicht, dass das -
denkmalgeschützte - Gebäude aufgrund seiner baulichen
Besonderheiten wirtschaftlich nicht genutzt werden könne u.
abzureissen sei, um an seiner Stelle nach dem Entwurf eines
britischen Architekten ein modernes Geschäftszentrum zu
errichten. Aber das "Komitee für staatl. Inspektion u. Schutz
histor. u. kultureller Denkmäler" KGIOP der Regierung von SPB
lehnte den Vorschlag ab u. erteilte lediglich einen Auftrag für
die Restaurierung von Fassaden. 2009 fand sich Kekhman mit der
Position der KGIOP ab u. verzichtete auf den Abriss des
Gebäudes, wobei der Plan entstand, das Kaufhaus in einen
Konzertsaal des "Mikhajlovskij"-Theaters umzubauen.
Inzwischen - seit 2007 - war der als "Bananenkönig" bekannte
Obsthändler Kekhman auch Generaldirektor des
Staatl. Akadem. Malyj-Opern- u. Balletttheaters "M.P.
Musorgskij" in SPB – nicht mit dem Mariinskij-Theater zu
verwechseln – tätig. 2001 wurde es in
"Mikhajlovskij-Theater" – unbenannt u.
erhielt so seinen ursprünglichen Namen zurück.
Gouverneurin s. Valentina Matvienko stellte die altehrwürdige
Institution dem schillernden Geschäftsmann wohl mit der Auflage
oder Erwartung zur Verfügung, dass er millionenschwere
Investitionen tätige. In der Tat investierte Kekhman
grosszügige 500 Mln. Rubel bzw. 20 Mln. USD an
persönl. Mitteln in die Restaurierung des heruntergekommenen
Theatergebäudes. Das Theater wurde zugleich gewissen Reformen
unterzogen, die auch Personalentlassungen umfassten, wobei es
auch zu skandalösen Vorfällen u. Konflikten rund
um die Programmgestaltung u. die Produktion von Aufführungen
kam, weil Geld nicht gezahlt wurde. Künstler u. Musiker
schrieben einen offenen Brief an Präsident RF s. Dmitrij
Medvedev, u. ein Regisseur beschwerte sich bei MP s. Vladimir
Putin über Kekhmam, in dessen Person die Befugnisse sowohl des
künstlerischen Leiters als auch des Theaterdirektors vereint
waren, so dass der städtische Kulturausschuss in den Konflikt
eingreifen musste. Aber die Beziehungen zwischen Kekhman u. der
Theatertruppe normalisierten sich nie. Kekhman wurde von
Schauspielern beschuldigt, versucht zu haben, das Theater zu
verpachten. Die Situation eskalierte, als der Gewerkschaftschef
von SPB Andrej Gavrilov einen Brief an den Kulturminister RF s.
Aleksandr Avdeev richtete, um die Reduktion von
Opernproduktionen u. der Künstlerzahl sowie finanzielle Verluste
u. Imageschäden zu bekilagen. Als Reaktion darauf reichte
Kekhman beim Schiedsgericht Klage gegen die Gewerkschaft ein.
Wie Medien, u.a. Novaja gazeta,
berichteten, erkläre sich das Interesse von "JFC" am
"Musorgskij-Mikhajlovskij"-Theater auch aus dem Fokus auf die
dazugehörenden Immobilien, insbes. den Komplex der
Theaterwerkstätten u. der Herberge, die sich hinter dem Russ.
Museum in der Ingenieursstrasse befinden. Auch ein anderer
Bauunternehmer habe in diesen Gebäuden den Bau eines
Apartmenthotels u.a. beabsichtigt, aber Kekhman habe die Nase
vorn gehabt.
2007 wurde Kekhman Co-Investor des
Bürozentrums der Klasse A im Geschäftsgebiet "Pulkovo-3“. 2009
erhielten die "JFC"-Strukturen das Recht, die Bebauung des
Grundstücks zu vermessen, das an das Haus der polit.
Bildung in der Strasse der Diktatur des Proletariats, direkt
gegenüber dem Smolnyj, angrenzt. Kekhman kaufte das Gebäude von
der "BaltinvestBank", deren Hauptaktionär u. Präsident sein
ehem. "JFC"-Partner Jurij Rydnik, übrigens ein Freund von s.
Vladimir Jakovlev, dem ehem. Gouverneur von SPB, ist. Kekhman
plane, auf diesem Gelände ein Geschäftszentrum mit Mietpreisen
der teuersten Klasse A+ zu errichten. Laut Expertenangaben
müsste Kekhmanu mind. 100 Mln. USD in das Projekt investieren.
2009 nahm Kekhman ein Studium an der Producer-Fakultät der
Staatl. Akademie der Theaterkünste in SPB auf u. verteidigte
eine Dissertation zum Thema "Das Entwicklungskonzept des
Mikhajlovskij-Theaters in den Jahren 2009-13“.
Gleichzeitig begann in SPB der sog. "Bananenkrieg“, den Kekhman
gemäss Kommersant u. Delovoj
Peterburg dadurch entfesselte, dass er seine
Hauptkonkurrenten, die Importeure u. Produzenten von Obst u.
Gemüse, eines vorsätzlichen Bankrotts verdächtigte. Kekhman
forderte den Generalstaatsanwalt RF s. Jurij Chajka u. den
Vertreter des Präsidenten RF im Föderalen Nordwestbezirk s. Ilja
Klebanov auf, das angebl. Vorliegen einiger Verstösse einer
bestimmten Firma zu überprüfen. Etwa mit dem Argument der
Rufschädigung der gesamten Branche wollte Kekhman dieses
Unternehmen kaufen, wobei sein Hauptinhaber Kekhmans Begehren
wiederholt abgelehnt habe. Wie ein andere Quelle 2009 erzählte,
unterhielt bzw. unterhalte Vladimir Kekhman gemeinsame
Geschäftsinteressen mit dem "berüchtigten" SPBer Unternehmer
georg. Herkunft Aleksandr Ebralidze, der in einschlägigen
Kreisen besser als "Alik-Markt" bekannt sei, weil er in den 90er
Jahren zusammen mit den Brüdern Mirilashvili den Kondratev-Markt
in SPB kontrolliert habe. Hauptpartner Ebralidzes war in den
2000er Jahren der SPB-Amerikaner Jacob Barsky. Ihre gemeinsame
Firma "Talion“ war oder ist ein Flaggschiff des Hotel-, Club- u.
bis vor kurzem Glücksspielgeschäfts in der Stadt. Dem Vorstand
von "Talion“ gehören Vladimir Kekhman sowie der Kapitaloligarch
Boris Hait, Präsident einer Versicherungsgruppe, an. Ende 2009
erwarb die Bank "St. Petersburg" 19,99% der Anteile an "JFC" u.
dem Obstlieferanten wurde ein Kredit von bis zu 35 Mln. USD für
einen Zeitraum von 3 Jahren eröffnet.
2011 erlitt "JFC" erhebliche Verluste, die mit dem Abbruch von
Geschäftsbeziehungen u. dem Verlust von Märkten sowie mit nicht
zurückgezahlten Krediten verbunden waren. Im Feb. 2012 reichte
"JFC" beim Schiedsgericht von SPB u. des Leningrader Gebiets
einen Antrag auf Insolvenz ein. Das Management erklärte den
Grund für die ungünstige finanzielle Entwicklung u. der Verluste
der Firma mit den Folgen der durch den "Arabischen Frühling"
dieser Jahre entstandenen Turbulenzen auf den Märkten.
"Sberbank", "VTB" u. eine Reihe anderer russ. Banken gingen vor
Gericht u. beschuldigten die "JFC"-Manager, geliehene Gelder
gestohlen zu haben. Parallele Verfahren wurden vor russ. u.
britischen Gerichten verhandelt, da die Hauptbegünstigten von
"JFC Trusts" sich in der Gerichtsbarkeit von UK/GB befanden. In
Russland meldete die "Sberbank" den Diebstahl von 6 Mrd. Rubel,
während der Gesamtbetrag der Forderungen der Gläubiger 18 Mrd.
Rubel überstieg. Kekhman bestritt jeglichen Einfluss auf die
Geschäftstätigkeit des Unternehmens u. argumentierte, dass er
während der Jahre als Leiter des "Mikhajlovskij"-Theaters keine
Gelegenheit gehabt habe, Geschäfte zu machen, u. schob die
Verantwortung auf 2 Topmanager des Unternehmens als die wahren
Verantwortlichen des Falls ab, die ihre Schuld bestritten. 2012 wurde der russ. Geschäftsmann vom
Obersten Gericht in London nach der Insolvenz der "JFC" für
bankrott erklärt u. sein dem englischen Gericht
bekanntes Vermögen wurde beschlagnahmt. Das Privatvermögen Vladimir Kekhmans wurde auf
5,1 Mrd. Rubel geschätzt.
Unter der Leitung Kekhmans entwickelte sich das
"Mikhajlovskij"-Theater laut Vizegouverneur Vasilij Kichedzhi
offenbar zu einer Erfolgsgeschichte. Er habe keine Beschwerden
über Kekhman als Generaldirektor des Theaters zu vermelden,
obwohl einige Journalisten sagten, er sei eine Schande für die
Stadt. Aber das sei nur die Meinung eines Teils der Stadt.
Wirtschaftlich gesehen stehe das Theater in jeder Hinsicht an
erster Stelle, die Rentabilität sei hervorragend, die Auslastung
liege bei 96% u. die Künstler verdienten ein Durchschnittsgehalt
von 50 Tsd. Rubel. Es gäbe keinen Grund, Kekhman zu entlassen,
sagte der Politiker gegenüber einem Pressemedium im Feb. 2013.
Noch im Jan. führten Mitarbeiter der Verwaltung für
Wirtschaftssicherheit u. Bekämpfung der Korruption des
Innenministeriums für SPB Durchsuchungen im Büro von Vladimir
Kekhman im "Mikhajlovskij"-Theater durch, die im Rahmen eines
Strafverfahrens stattfanden, das im Dez. 2012 wegen 4 Anträgen
seitens von Grossgläubigern der "JFC"-Gruppe eingeleitet wurde.
Kekhman teilte Reportern mit, dass er die Arbeit der Ermittler
unterstütze u. bereit sei, ihnen volle Unterstützung zu leisten,
da er daran interessiert sei, die Täter aufzudecken. Die
Aufführungen des "Mikhajlovskij"-Theaters wurden in Russland mit
der "Goldenen
Maske“ u. der "Goldenen Soffite“ u. in GB als „Best
Company“ der Saison ausgezeichnet. Obwohl Kekhman wegen Betrugs
angeklagt wurde, verlängerte die Regierung St. Petersburgs 2013
seinen Vertrag als Direktor des "Mikhajlovskij"-Theaters um 5
Jahre. Anfang März 2014
unterzeichnete Kekhman einen Aufruf russ. Kulturschaffender
zur Unterstützung der Politik des Präsidenten RF V.V. Putin in
der Ukraine u. auf der Krym. 2014
wurde Kekhmans Prozessstatus geändert u. er wurde Angeklagter in
einem Betrugsfall besonders grossen Ausmasses. Für kurze Zeit
wurde ihm die Ausreise aus Russland verboten.
Im März 2015 wurde Kekhman auf Anordnung des Kulturministers RF
s. Vladimir Medinskij zum Direktor des Staatl. Opern- u.
Balletttheaters von Novosibirsk ernannt. Dort führte Kekhman
angeblich einen illegalen Umbau durch, für den das Zentrale
Bezirksgericht der Stadt Novosibirsk im März 2016 eine
Geldstrafe von 100 Tsd. Rubel verhängte. Trotzdem wurden dort
illegale Renovationen fortgesetzt, wofür Kekhman im Mai 2016
eine Geldstrafe von 125 Tsd. Rubel kassierte. Unter der Leitung
Kekhmans erhielt das Theater den neuen Namen "NOVAT".
Im April 2015 wurden im Rahmen eines grossen Betrugsfalls um
Kekhman Durchsuchungen in 9 russ. Städten durchgeführt. Nach
Angaben der Strafverfolgungsbehörden hatte die von ihm
kontrollierte "JFC"-Unternehmensgruppe sich 18 Mrd. Rubel von
mehreren Kreditinstituten geliehen, um Früchte zu kaufen. Diese
Geldmittel wurden nach Angaben der Gläubiger jedoch für andere
Projekte Kekhmans verwendet. Der verursachte Schaden wurde auf 5
Mrd. Rubel geschätzt. Im Okt. 2015 reichte die "Sberbank", deren
Vorstandsvorsitzender s. German Gref ist, beim Schiedsgericht
von SPB u. des Leningrader Gebiets eine Klage ein, um Vladimir
Kekhman für bankrott zu erklären. Nach dem russ.
Privatinsolvenzgesetz dürfen insolvente Bürger keine
Führungspositionen in Organisationen bekleiden. Im Mai 2017
reichte die "Sberbank" bei der Generalstaatsanwaltschaft RF eine
Beschwerde wegen angebl. Untätigkeit der den Fall Kekhman
betreuenden Ermittler des Innenministeriums RF ein u. bezog sich
dabei auf die Tatsache, dass die Ermittlungen gegen die "JFC" u.
gegen Kekhman, die schon seit Jahrzehnten andauerten, nicht
abgeschlossen worden seien, was die verfassungsmässigen Rechte
der Geschädigten verletze. Die "Raiffeisen Bank" reichte im Juni
2017 ebenfalls eine ähnliche Beschwerde bei der
Generalstaatsanwalt RF ein. Im selben Jahr wurde die
strafrechtl. Verfolgung Kekhmans u. der "JFC"-Leute wegen
Verjährung eingestellt. Vertreter der "Sberbank" erklärten, dass
die Bank gegen die Entscheidung, das Strafverfahren gegen das
"JFC"-Kader einzustellen, Berufung einlegen werde.
Ende 2017 wurde Kekhman vom Posten des Direktors des
besagten Novosibirsker Theaters entlassen, wurde aber
gleichzeitig zu seinem künstlerischen Leiter ernannt.
2018 befand das Oberste Gericht in London Vladimir Kekhman des
Betrugs für schuldig, da er die "Bank von Moskau" bei der
Kreditbeschaffung durch Täuschung u. Fälschung von Dokumenten in
die Irre geführt habe. Im Gerichtsurteil wurde Kekhman als „ein
unehrlicher, skrupelloser u. unbefriedigender Zeuge“ bezeichnet.
Nach einem Zwischenstudium an der GITIS wurde Kekhman im Okt. 2021 als
Direktor des Moskauer Akadem. Kunsttheaters
MKHAT namens "M. Gorkij"
angestellt. Das während seiner dortigen Tätigkeit auftretende
Kuratorium verweigerte die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit
dem Theater u. verwies sowohl auf die Entlassung des
künstlerischen Leiters als auch auf den zweifelhaften Ruf
Kekhmans selbst. Für viele Theaterleute u. russ. Kulturfreunde
ist die zwielichte Figur Vladimir Kekhmans ein rotes Tuch,
weil er keinen kulturellen Hintergrund vorweisen könne. Er
wird als Egozentriker beschrieben u. sei als Bananenkönig
verschrien. Welche Interessen Kekhman genau verfolgt/e, wäre
zu hinterfragen. Es scheint der Fall zu sein, dass er
Protektion durch das Putin-Regime geniesst.
Im Übrigen trat Kekhman als Mäzen mit der Restaurierung von
Kirchen in St. Petersburg u. Hamburg in Erscheinung. Für seine
aktive Teilnahme an wohltätigen Aktivitäten u. seine
Unterstützung bei der Restaurierung orthodoxer Heiligtümer
wurden ihm diverse Orden der Russ.-Orthodoxen Kirche verliehen,
so ab 2000 der Orden des Hl. Sergius von Radonezh, der Orden des
Hl. Fürsten Daniil von Moskau, der Orden des Hl. Seraphim von
Sarov, der Orden des Hl. Fürsten Vladimir, der Orden des Hl.
Makarij-Metropolit von Moskau, die Goldmedaille des Hl. Apostels
Petrus u.a. Kekhman bezeichnet sich als Gläubigen, Getauften,
Orthodoxen u. dennoch als Jude.)
KIESEWETTER, Roderich II
III IV (dt. Diplom-Kaufmann, Oberst a.D. der
Bundeswehr u. Politiker der CDU, seit 2009 direktes Mitglied des
Dt. Bundestags für den Wahlkreis Aalen-Heidenheim, aussenpolit.
Obmann der Unionsfraktion im Bundestag u. Mitglied im
Auswärtigen Ausschuss. Als dt. Politiker profilierte er sich
immer stärker als Kritiker des Putin-Regimes u. entwickelte sich
zum kompromisslosen Russland-Hardliner. Im Aug. 2012
unterzeichnete er als einer von 121 Abgeordneten aller 5
Bundestagsfraktionen einen Brief an den Botschafter RF in Deutschland
V. Grinin, in dem die Besorgnis über den
Strafprozess gegen die 3 Mitglieder der russ. Frauenpunkgruppe "Pussy
Riot" zum Ausdruck gebracht u. ihre „monatelange
Inhaftierung u. die Androhung langer Strafen" als „drakonisch u.
unverhältnismässig“ bezeichnet wurde. In einem Artikel in Vanity Fair von 2014 wurde
Kiesewetter zur russ. Militärintervention in der Ukraine wie
folgt zitiert: „Wir glauben, dass er /d.h. Putin/ eine
versteckte Strategie hat, um die EU zu stören u. zu schwächen,
um sie zu spalten.“ Zu einem Rückzug des Vereinigten Königreichs
aus der EU sagte er später, „dass dies ein Erfolg für Russland
wäre“. Tage nach der Sabotage an der Nord-Stream-Pipeline vom
Sept. 2022 zeigte sich Kiesewetter davon überzeugt, dass
Russland hinter dem Angriff steckt. Im Sommer 2023 beschuldigte
er Russland ausdrücklich, den Anschlag verübt zu haben, ohne
Beweise vorzulegen.
Ukrainekrieg ab 2022: In einem "Phoenix"-Interview vom
März 2023 sagte Kiesewetter: „Russland muss lernen zu verlieren, indem
es seine kolonialen u. imperialen Ansprüche aufgibt“. Vor einem
Scheitern des russ. Machthabers Putin sollte man keine Angst
haben, es könne „nur besser werden in Russland“. Kiesewetter
befürwortete die Stationierung dt. Soldaten in Litauen, denn die
Bundeswehr sei in der Lage, Litauen zu unterstützen.
Im Sept. 2023 warnte Kiesewetter in der ZDF-Talksendung
"Markus Lanz", dass Russland gegen andere ehem. Sowjetrepubliken
wie Moldau vorgehen könnte, wenn die Ukraine zerfällt. Im
Ukrainekrieg gehe es um einen Krieg Russlands v.a. gegen die
ukrain. Zivilbevölkerung. Der dt. „Bevölkerung müsse erklärt
werden, ... dass nicht das Recht des Stärkeren am Ende siegt,
sondern die Stärke des Rechts müsse wiederhergestellt werden".
Russland wolle gar nicht verhandeln, denn Russland habe
„eindeutig klargemacht, dass die Ukraine kein Existenzrecht
habe". „Ein Waffenstillstand würde Russland helfen, nicht um
sich zurückzuziehen, sondern den Krieg fortzusetzen, u. deshalb
müssen wir mehr tun", inkl. Lieferung von "Taurus"-Systemen. Es
„gehe nicht um die militär. Niederlage Russlands, sondern darum,
dass Russland verlieren lernt u. das Existenzrecht der Nachbarn
akzeptiert. Den Punkt, dass Russland sich zurückziehen müsse,
erreichen wir nicht ausschliesslich durch Verhandlungen oder mit
einer rein miltär. Logik, sondern damit, dass die Ukraine in die
Lage versetzt wird, dass sich dieser Krieg nicht ausweitet, dass
die russ. Truppen nicht mehr versorgt werden können. Dafür müsse
mehr getan werden als 16 Kampfpanzer u. Raketenwerfer an die
Front zu liefern. Je länger der Krieg in der Ukraine dauert,
umso grösser sei auch unsere gesellschaftl. Ermüdung; daher
müsse der Krieg in der Ukraine so rasch wie möglich beendet
werden, so dass auch für China keine Einladung ausgesprochen
wird, dass das Recht des Stärkeren obsiegt." Seine Reisen in die
Ukraine hätten gezeigt, dass „die Ukrainer nicht unter russ.
Joch oder einem Diktatfrieden leben wollen, sondern sie wollen
ihr Land in den Grenzen von 1991 wiederhaben. Wenn sie aber
feststellen müssen, dass sie den Durchbruch auch mit vielen
Opfern nicht erreicht haben, werden sie die Ukraine verlassen.
Und wenn wir die Ukraine hängen lassen, dann werden irgenwelche
Führungen drankommen, die uns vielleicht gar nicht gefallen".
Dann erklärte er noch das Problem der Minen. Die Ukrainer hätten
zu wenig Mittel, um durch diese Minenfelder durchzukommen.
Deshalb „wäre es hilfreich gewesen, wenn wir im letzten Jahr der
Industrie den Auftrag gegeben hätten, entsprechende Munition u.
Waffen zu produzieren". Die ukrain. Soldaten seien total
erschöpft, aber in allen Gebieten der Ukraine wolle eine
Mehrheit der Bevölkerung weiterkämpfen, obwohl die Prozentzahlen
unterschiedlich gross seien. Der letzte Teil der Sendung war dem
Thema gewidmet, was nach einem Kriegsende mit den vielen Waffen
in der Ukraine geschehen soll. Dann erzählte Kiesewetter noch,
was er an der 43. Münchner Sicherheitskonferenz von 2007,
an der er als Zuschauer teilnahm, mit Putin, der dort die
berühmte Wenderede hielt, erlebt habe. Er habe auf das
Redemanuskript Putins schauen können u. gesehen, wie dieser „ein
Drittel bis zur Hälfte des Manuskripts handschriftlich geändert
hatte, während Lavrov u. Ivanov bestätigt hätten, dass dies, was
Putin schliesslich sagte, in ihren Texten so nicht geschrieben
stand, das sei Putins Handschrift gewesen. Die aggressive
Zuspitzung, die in dieser Rede stattfand, war Putin persönlich.
Tschetschenien u. Groznyj seien die Blaupause für Syrien u.
Mariupol gewesen. Deswegen bewerte er übrigens das Jahr 2008,
als Georgien von Russland überfallen wurde, etwas anders, u.
glaube nicht, dass Putin immer verhandlungsbereit war, sondern
unsere Schwäche ausgenutzt habe. Wir hätten vielleicht härter
sein müssen, etwa bei der Annexion der Krym u. beim Krieg in der
Ostukraine 2014. Putin habe gesehen: mit denen kann ichs machen;
denen kann ich noch den Strick verpassen." Im Nov. 2023
wiederholte der CDU-Aussenpolitiker in einem Gespräch mit dem "Deutschlandfunk", die von Russland
angegriffene Ukraine müsse stärker unterstützt werden.
Die Ukraine brauche „nicht nur mehr Waffenlieferungen, sondern
eine Gesamtunterstützung", auch aus innenpolit. Interesse
Deutschlands. Die Ukraine „müsse befähigt werden, sich zu
verteidigen, damit sie Russland ein Stoppschild zeigen könne".
Denn wenn Russland in der Ukraine nicht aufgehalten werde,
könnten die nächsten Ziele Moldau oder die baltischen Staaten
heissen. Nach Ansicht des CDU-Politikers wolle Russland gar
nicht verhandeln; das Verhalten des Westens sehe Putin vielmehr
als Schwäche an. Ende Nov. 2023 betonte Kiesewetter dem ZDF
gegenüber die Notwendigkeit, Putin unter Druck zu setzen, auch um
Schlimmeres zu verhindern; denn sollte die Ukraine zerfallen,
werde sich der Krieg wahrscheinlich ausweiten, warnte er. Die
Zürcher Weltwoche zitierte Kiesewetter im Jan. 2024 mit
den Worten: „Wenn die Ukraine den Krieg gegen Russland verliert,
wäre dies „das Ende der Welt, wie wir sie kennen“.
Im Feb. 2024 plädierte Kiesewetter dafür, „den Krieg nach Russland zu tragen" /II/: In einem Interview mit der DW sagte
er von der Ukraine aus: „Russ. Militäreinrichtungen u.
Hauptquartiere müssen zerstört werden. Wir müssen alles tun,
dass die Ukraine in die Lage versetzt wird, nicht nur
Ölraffinerien in Russland zu zerstören, sondern Ministerien,
Kommandoposten, Gefechtsstände.“ Für diese Worte wurde der
Ex-Militär von s. Sahra Wagenknacht, die ihm vorwarf, „nicht
mehr alle Tassen im Schrank zu haben", scharf kritisiert. Sie sagte, dass
Kiesewetter mit seiner Aussage „den Krieg nach Deutschland tragen werde".
Mit seinem markigen Spruch überschritt Kiesewetter in der Tat
die Konventionen, die in der derzeitigen Ampelkoalition gelten.
Mitte Feb. 2024 bezeichnete er die militär. Lage in der Ukraine, die er kürzlich besuchte,
als „wirklich dramatisch", da es ihr an „Material,
Munition u. der Gewissheit fehlt, ob der Westen sie noch länger
unterstützen wird". Sollte die Lage in der Ukraine, die
„ausblutet", noch ernster werden, sei mit einem gigantischen
Flüchtlingsstrom zu rechnen. In den von Russland besetzten
Gebieten würden „ungeheure Gräueltaten stattfinden". Er halte
die Gefahr für sehr gross, dass Russland „die nächsten 3 Jahre
für eine Eskalation nutzt, weil wir bis dahin noch nicht
vorbereitet" seien. Putin werde „seine eigene Schwäche durch
Angriff kompensieren". Es brauche mehr Investition in unsere
Verteidigung, sonst könnten wir „unsere Freiheit verlieren".
Ausserdem äusserte er sich kritisch zur Entwicklung u.
Beschaffung eigener europäischer Atomwaffen. Ende Feb. 2024
kommentierte Kiesewetter BK Scholz` Absage an die Lieferung von
dt. "Taurus"-Marschflugkörpern an Kiev mit dem „mangelnden Vertrauen in die Ukraine, weil
er glaubt, dass die Ukraine diese Waffensysteme nicht
vertragskonform einsetzen würde". Die Ukraine habe sich aber
immer an entsprechende Verträge gehalten. Im "Fall Marsalek" sagte Kiesewetter Anfang
März 2024 im ZDF, dass es „den Eindruck vermittelt, dass es sich
um eine breit angelegte russ. Nachrichtendienstoperation
handelt". Auf "X" schrieb er, dass „man davon ausgehen
müsse, dass dass das Gespräch ganz gezielt durch Russland zum
jetzigen Zeitpunkt geleakt wurde, mit der bestimmten Absicht,
die Lieferung von Taurus zu unterbinden, durch Einschüchterung
u. Verunsicherung u.a. von BK Scholz". Taurus gehöre zum Programm der Befreiung
der Krym und der Wiederherstellung der Ukraine in den Grenzen
von 1991. Der Bundeswehr-Leak könnte durch einen russ,
Teilnehmer in der Webex-Schalte entstanden sein, sagte der
Vize-Chef des Parlamentar. Kontrollgremiums Kiesewetter im Bericht aus Berlin. Es gebe Hinweise aus
Quellen, „die sich berufsmässig damit beschäftigen“ u. es sei
nun zu klären, wie die russ. Spione die Einwahlnummern bekommen
hatten u. „wie sie den Zugang zu dieser Konferenz aufklären
konnten“. In einer Ausgabe der ZDF-Talkshow "Markus Lanz" vom 5. März 2024 wiederholte,
präzisierte u. rechtfertigte Kiesewetter seine früher gemachte
u. umstrittene Aussage, dass man „den Krieg nach Russland
tragen" müsse. Im Okt. 2024 nahm er Stellung zur Unterwanderungspolitik Russlands
in Deutschland, nachdem die 3 dt. Nachrichtendienste vor
verstärkter Spionage u. Sabotage durch das Putin-Regime gewarnt
hatten.) 04.24/09.24/10.24
KILIMNIK,
Konstantin, Viktorovich II
III IV (russ.-ukrain. Politikberater.
Ausbildung als Linguist am Moskauer Militärinstitut des sowjet.
Verteidigungsministeriums, als Dolmetscher für die GRU mit den Schwerpunktsprachen
Schwedisch u. Englisch. Nach der Auflösung der Sowjetunion nahm
der gebürtige Ukrainer die Staatsbürgerschaft RF an u. arbeitete
in Schweden als Dolmetscher für einen russ. Waffenhändler.
1995-2005 war er für das "International Republican Institute" IRI in
Moskau tätig, eine US-Organisation, die von der US-Regierung
Gelder erhält, um
Programme zur Förderung der
Demokratie in Entwicklungsländern zu
unterstützen. 1997 reiste er mit einem russ. Diplomatenpass in
die USA ein. Seine Entlassung beim IRI wurde einerseits mit der
Preisgabe von Details eines IRI-Treffens in Bratislava,
Slowakei, andererseits damit in Verbindung gebracht, weil er als
freiberuflicher Dolmetscher für s. Paul Manafort tätig war. Nach
Beendigung der Zusammenarbeit mit IRI im April 2005 lebte u.
arbeitete Kilimnik in Kiev u. Moskau u. begann nach der "Orangen
Revolution" von 2004 für s. Viktor Janukovych zu arbeiten.
Angestellt von Philip M. Griffin als Übersetzer für den ukrain.
Geschäftsmann-Oligarchen s. Rinat Akhmetov u. auf der Suche nach
einem höheren Einkommen als bei IRI, lernte Kilimnik damals Paul
Manafort kennen u. wurde Mitarbeiter von dessen Beratungsfirma.
Mit der Hilfe Manaforts u. Kilimniks wurde Janukovych 2010
Präsident der Ukraine. Als Janukovych 2014 aus dem Land floh,
nahmen Manafort u. Kilimnik Jobs bei der pro-russ. ukrain.
Partei "Oppositionsblock" an, die von denselben
Oligarchen unterstützt wurde. Irgendwann hörte der
"Oppositionsblock" aber auf, Manaforts Firma zu bezahlen.
Während Manafort deswegen gezwungen wurde, sein Büro in Kiev zu
schliessen, beriet Kilimnik weiterhin die Partei u. befasste
sich damit, unbezahlte Lizenzgebühren für Manaforts Firma "Davis
Manafort International" einzutreiben, u. leitete das Büro in
Kiev. 2016 führte der Generalstaatsanwalt der Ukraine Jurij
Lucenko eine Untersuchung gegen Konstantin Kilimnik durch, nahm
ihn jedoch nicht fest. Im Juni 2016 verliess Kilimnik die
Ukraine u. zog nach Russland. Das "National Anti-Corruption
Bureau" teilte dem US-Aussenministerium mit, Lucenko habe sowohl
die Ermittlungen der Ukraine gegen Kilimink vereitelt als auch
Kilimnik erlaubt, die Ukraine in Richtung Russland verlassen zu
dürfen. In den USA wurde Kilimnik im Zusammenhang mit der
angebl. russ. Einmischung in die US-Wahlen von 2016 zu einer
interessanten Person, insbes. aufgrund seiner Verbindungen zu
Paul Manafort, einem US-Politikberater, der
Wahlkampfvorsitzender von s. Donald Trump war, an dessen
Amtseinführung Kilimnik übrigens teilnahm. Im Rahmen der
US-Ermittlungen zur angebl. Einflussnahme Russlands auf den US-Wahlkampf
von 2016 war "Davis Manafort International" von
Sonderermittler s. Robert Muellers Special Counsel-Untersuchung
der Geldwäsche beschuldigt worden, wobei Mueller Kilimnik als
wichtigen Zeugen der russ. Machenschaften betrachtete. Der sog.
"Mueller-Bericht" vom April 2019 kam zum
Schluss, dass Kilimnik mit russ. Geheimdiensten verbunden war,
während der Abschlussbericht des überparteilichen
Geheimdienstausschusses des Senats vom Aug. 2020 über die
Wahleinmischung ihn als „russ. Geheimdienstoffizier“
bezeichnete. Der Bericht erwähnt Kilimnik etwa 800x, obwohl die
meisten Details über seine Geheimdienstverbindungen redigiert
wurden. Der Informationsaustausch mit Kilimnik durch Manafort
u.a. soll eine „ernsthafte Bedrohung durch die Spionageabwehr"
dargestellt haben". Das Komitee sammelte genügend Beweise, um zu
behaupten, dass Kilminik möglicherweise direkt an der
Verschwörung beteiligt war, nicht nur um die Computer der
Demokraten zu hacken, sondern um die Informationen an WikiLeaks
weiterzugeben. Diese Bemühungen seien zu einem wichtigen Element
von Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit dem
Trump-Ukraine-Skandal geworden, der von Präsident Trump u.
seinen Mitarbeitern gefördert wurde. 2017 bestritt Kilimnik
jedoch, Verbindungen zu russ. Geheimdiensten zu haben. Kilimnik
wurde im Juni 2018 von der Grand Jury des Sonderermittlers
Robert Mueller wegen Behinderung der Justiz u. Verschwörung zur
Behinderung der Justiz zusammen mit Manafort wegen nicht
registrierter Lobbyarbeit angeklagt, indem versucht worden sei,
einen Zeugen im Namen Manaforts zu manipulieren. Laut seiner
Website von 2021 setzte das FBI eine Belohnung von bis zu 250
Tsd. USD für Informationen aus, die zur Verhaftung von K.V.
Kilimnik führen. Eine im März 2021 veröffentlichte Analyse der
US-Geheimdienste beschuldigte Kilimnik, einer der Vertreter des
russ. Geheimdienstes zu sein, der irreführende oder unbegründete
Erzählungen über Joe Biden „an US-Medienorganisationen,
US-Beamte u. prominente US-Individuen, darunter solche, die
Ex-Präsident Trump u. seiner Administration nahe stehen,
promotet" hat, um die Präsidentschaftskampagne Trumps von 2020
zu begünstigen. Im April 2021 sanktionierte das
US-Finanzministerium Kilimnik dafür, dass er „sensible
Informationen über Umfragen u. Wahlkampfstrategien“ an den russ.
Geheimdienst weitergeleitet hatte, die ihm Manafort aus der
Trump-Kampagne zur Verfügung gestellt hatte, u. weil er das
falsche Narrativ verbreitet hatte, dass die Ukraine u. nicht
Russland sich in die Wahl 2016 eingemischt habe.
Sanktionen: Im April 2021 sanktionierte das
US-Finanzministerium Kilimnik wegen der Weitergabe „sensibler
Informationen über Umfragen u. Wahlkampfstrategien“ an den russ.
Geheimdienst, die ihm Manafort aus der Trump-Kampagne zur
Verfügung gestellt hatte, und weil er das falsche Narrativ
verbreitet hatte, dass die Ukraine u. nicht Russland sich in die
Wahl 2016 eingemischt habe. Ein Sprecher des Finanzministeriums
lehnte es ab, weitere Informationen zu diesem Thema an "NBC
News" zu geben. Die "Associated Press" berichtete, dass dies das
erste Mal gewesen sei, dass die US-Regierung zum Schluss kam,
dass eine starke Verbindung zwischen der Trump-Kampagne u. dem
russ. Geheimdienst besteht.
Residenz in Russland: Spätestens ab Aug. 2018 lebt Kilimnik mit
seiner Frau in einem 2-Mln.-USD-Haus in einer streng bewachten
Elite-Wohnanlage in Khimki im Moskauer Gebiet. Dort befinde sich
die Basis der Moskauer GRU-Einheit, die von Mueller in seiner
Anklage vom Juli 2018 beschuldigt wurde, die Führung des
E-Mail-Hackerangriffs gegen die US-Demokraten im Jahr 2016
übernommen zu haben.)
KILINKAROV,
Spiridon Pavlovich
2008- II III IV V VI
VII VIII IX X XI XII
XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX 2014- II III
IV V VI VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XXIX XXX (ehem.
pro-russ. ukrain. Politiker der Kommunist. Partei der Ukraine in
Lugansk. Absolvent eines Studiums der Verfahrenstechnik an der
Fakultät für Mechanik des Maschinenbauinstituts Lugansk, heute
Ostukrain. Nationaluniversität namens "Vladimir Dahl". Später
studierte er dort das Fach öffentl. Verwaltung. In den 1990er
Jahren arbeitete er in einer Autofirma u. dann als Assistent
des 1. Sekretärs des Lugansker Gebietskomitees der KP der
Ukraine. 1998-2006 war er als Berater eines Volksabgeordneten
der Ukraine tätig. Nach seinem Beitritt in die KP der Ukraine
2001 wurde er zum Leiter der allgemeinen Abteilung des
Gebietskomitees, 2002 zum Sekretär für Medien u. 2005 zum 1.
Sekretär des Gebietskomitees der Partei von Lugansk gewählt u.
war ab 2003 Mitglied des ZK der KP der Ukraine. Dann wurde er
selbst zum Abgeordneten der Verkhovna Rada der Ukraine der
5.-7. Legislaturen gewählt. Im ukain. Parlament war er
Sekretär des Ausschuss für Fragen der Sozialpolitik u. Arbeit,
Sekretär des Europäischen Integrationsausschusses u.
Vorsitzender des Ausschusses für Bau- u. Wohnungswesen,
Stadtplanung, kommunale Dienstleistungen u. Regionalpolitik.
Kilinkarov war einer von 4 ehem. Volksabgeordneten der 7.
Einberufung, die sich weigerten, das Amt nach Beendigung ihres
Mandats zu verlassen. 2010 kandidierte er für den Posten des
Bürgermeisters von Lugansk u. lag nach offiziellen Angaben nur
21 Stimmen hinter dem Favoriten der Wahl zurück. Er erkannte
das Wahlergebnis nicht an u. beschuldigte die "Partei der
Regionen" der Fälschung. Der Politiker vertritt die Sozialpolitik der Kommunisten,
d.h. Erhöhung der Minimalgehälter, der Renten, der Zahlungen
an die Studenten, Opfer von Tschernobyl, Afghanistan-Veteranen
u. invaliden Schachtarbeiter.
Im
Jan. 2014 sagte er, dass der Konflikt in der Ukraine ein
„geopolit. Krieg zwischen der USA, Europa u. Russland" sei. Im
Juni 2014 sagte er, dass die USA den Krieg in der
Ukraine angefangen hätten. Die USA seien der Initiator „all dieser Konflikte".
Im Sommer 2014 wurde im ukrain. TV eine Geschichte
veröffentlicht, wonach Soldaten des "Ajdar"-Bataillons im Dorf Stukalova
Balka bei Lugansk in Kilinkarovs Datscha 2 russ. Granatwerfer
mit einer Kiste Munition entdeckten. Der Abgeordnete
beschuldigte die Teilnehmer des Überfalls, sein Sommerhaus
geplündert zu haben. Laut der Website "Myrotvorec" trug dieser
aktiv zur Errichtung der sog. "Volksrepublik Lugansk" bei.
Im Sommer 2015 drückte Kilinkarov als Vorsitzender des
Lugansker Gebietskomitees der KPU dem
1.
Sekretär des ZK der KPU, s. Petr Symonenko, das Misstrauen
aus u. weigerte sich, an dessen polit. Projekt "Linke Opposition“ teilzunehmen. In der
Folge wurde durch Beschluss des Präsidiums des ZK der KPU
Kilinkarov „wegen spaltender Haltung u. demonstrativer
Nichtbefolgung u. Ignorieren der Beschlüsse des ZK u. seines
Präsidiums“ als Vorsitzender des Gebietskomitees von Lugansk
abgesetzt u. die Parteiorganisation selbst wurde aufgelöst.
Seither lebt Kilinkarov in Moskau u. kommentiert Ereignisse in
der Ukraine in staatl. russ. TV-Kanälen, so in der
berüchtigten "Abendsendung" von s. Vladimir Solovjov oder in
der Sendung "60 Minuten", in denen er eine explizit pro-russ.
Position vertritt. Seit Aug. 2020 äussert er sich zudem über
die russ.-belaruss. Beziehungen, die innenpolit. Lage in
Belarus nach der gefälschten Wiederwahl des Präsidenten
Lukashenko u. über die Vergiftung s. Aleksej Navalnyjs. Im
Jan. 2022 wurde er durch Beschluss des Nationalen Sicherheits-
u. Verteidigungsrats auf die Sanktionsliste der Ukraine
gesetzt.)
KIM, Igor Vladimirovich
II III
(russ. Banker u. Investor, gebürtiger Koreaner aus
Kasachstan. Absolvent der Staatsuniversität
Novosibirsk mit Abschluss in Wirtschaftskybernetik als Ökonom u.
Mathematiker. Nach seinem Studienabschluss machte er sich
selbstständig u. gründete auf der Grundlage eines studentischen
Bauteams eine Genossenschaft. Später handelte er an einer der
damals zahlreichen Rohstoffbörsen. 1992 wurde er einer der
Gründer, Haupteigentümer u.
1995 Vorstandsvorsitzender der "Russ.
Volksbank", anschliessend
Vorstandsvorsitzender der "Sibakadembank". Ab 2001 war
er Vorstandsvorsitzender der
"Kaspischen Bank" in Kasachstan, Vorsitzender der
"Uralvneshtorgbank", Mehrheitsaktionär der "Sibakadembank" u.
"Uralvneshtorgbank", Vorstandsvorsitzender der infolge Fusion
entstandenen "URSA Bank" u. der ebenfalls durch Fusion
vereinigten "MDM Bank", deren Vorstand er 2010 verliess. 2011
erwarb Kim zusammen mit Partnern die "Barclays Bank" von der
"Barclays"-Bankengruppe u. gab dem erworbenen Kapital
seinen ursprünglichen Namen "Expobank" zurück. In den Folgejahren
erwarb die "Expobank" Anteile an anderen Instituten, so etwa
100% an der "MAK-Bank" beim Diamantenabbauunternehmen
"ALROSA", die ebenfalls mit der "Expobank" fusioniert wurde.
2015 einigten sich die "Expobank" u. die "Royal Bank of
Scotland-Gruppe" auf den Kauf der "RBS"-Tochtergesellschaft in
Russland, der "Royal Bank of Scotland". Anfang April 2016
wurde die Transaktion erfolgreich abgeschlossen u. Anfang Aug.
die "RBS" mit der "Expobank" fusioniert, wobei die Übernahme
vom Magazin EMEA Finance als bester M&A-Deal
des Jahres 2015 ausgezeichnet wurde. Ende 2017 schloss die
"Expobank" einen Deal mit der türkischen "Yapı ve Kredi
Bankası A.S." erfolgreich ab, wobei 100% der Anteile an der
"Yapi Credit Bank Moskau" erworben wurden. 2018 wurde "Yapi ve
Kredi Bankasi A.S." mit der "Expobank" fusioniert. 2019
einigte sich die "Expobank" mit den Aktionären der
"Kurskprombank" auf den Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung.
Kim war
an der Durchführung von über 30 erfolgreichen Transaktionen
u. Fusionen zum Erwerb u. zur Konsolidierung von
Vermögenswerten beteiligt, an denen sowohl russ. als auch
ausländ. Finanzinstitute teilnahmen, u. ist somit einer der
erfolgreichsten Banker Russlands. Kim ist der
Hauptstakeholder der "Expobank" /Russland/.
Die "Expobank" gehört zu den 50
grössten russ. Banken u. verfügt nicht nur über eine
nachhaltige Wettbewerbsposition auf dem Finanzmarkt, sondern
auch über hohe Kreditratings, die die finanzielle Stabilität,
die hohe Eigenkapitalrendite u. die solide Kapitalausstattung
der Bank widerspiegeln. Die Bank betreibt über rd. 50 Büros in
den grössten Städten Russlands. Igor Kim wurde 2x in die Liste der 100
reichsten Menschen Russlands aufgenommen u. in Russland 2x
als "Banker des Jahres“ ausgezeichnet – 2003 u. 2009. 2018
wurde er mit dem Ehrentitel "Verdienter Ökonom der RF“
ausgezeichnet. Laut der russ. Ausgabe des
Wirtschaftsmagazins Forbes wurde Kims geschätztes
Vermögen 2009 mit 400 Mln., 2011 mit 500 Mln. u. 2013 mit 460
Mln. USD angegeben. In Novosibirsk richtete Igor Kim ein
Stipendium für Studierende der Fakultät für
Wirtschaftswissenschaften der Staatsuniversität Novosibirsk
mit dem Ziel ein, talentierte Studenten zu fördern u. ihr
Interesse am Bankwesen zu wecken. In 4 Jahren nahmen über
400 Personen an dem Programm teil, während 22 Stipendien
ausbezahlt wurden.)
KIM,
Jong-Un II III IV V VI VII VIII IX X XI
XII XIII / II III IV V VI VII (nordkorean.
Politiker, Vorsitzender des Komitees für Staatsangelegenheiten der
DVRK, Oberbefehlshaber
der Korean. Volksarmee u.
Generalsekretär der Partei der Arbeit Koreas sowie
seit Ende 2011 „Oberster Führer“
der "Demokrat.
Volksrepublik Korea", also
praktisch Staats- u. Parteichef von
Nordkorea in Form eines diktatorischen Alleinherrschers
des wohl isoliertesten u. schlimmsten Schurkenstaats der Welt als 3.
Nachfolger der
kommunist.
Kim-"Dynastie". Den Regierungen des Kim-Clans, der
zur Devisenbeschaffung in den geheimen u. illegalen internationalen Drogen- u. Waffenhandel
involviert /gewesen/ sein soll, werden seit Jahrzehnten
schwere Menschenrechtsverletzungen am Volk Nordkoreas
vorgeworfen. Wegen seines verbotenen Atom- u.
Raketenprogramms unterliegt Nordkorea internationalen
Sanktionen. Mit Putins Russland unterhält Pyöngyang
freundschaftliche Beziehungen. Bereits im April 2019 fand
ein erstes Gipfeltreffen des Präsidenten RF V.V.
Putin u. Kim Jong-un
statt.
Nach Beginn des
von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die
Ukraine war
Nordkorea eines der wenigen Länder, die sich bei der Resolution ES-11/1 der UN-Generalversammlung auf
Seiten Russlands stellte. Kim machte die „hegemoniale Politik“
der USA für den Krieg verantwortlich u. erklärte, die sog.
"Volksrepubliken" Doneck .u. Lugans anzuerkennen.
Im selben Jahr verkaufte Nordkorea nach Informationen der
US-amerikan. Regierung Millionen Artilleriegranaten u. Raketen
an Russland. Nach
Einschätzung offizieller US-amerikan. Stellen führte die
Publikmachung dieser geheimen Waffenverkäufe dazu, dass
Nordkorea seine Lieferungen an Russland verzögerte u. die
Munition kaum oder gar nicht in der Ukraine zum Einsatz kam. 2023
wurde berichtet, dass Kim Putin weitere Munition anbieten
wolle, um im Gegenzug Technologie für Satelliten u. U-Boote
sowie Lebensmittelhilfe aus Russland zu erhalten. Im Aug. 2023
besuchte der Verteidigungsminister RF s. Sergej Shojgu
Nordkorea u. traf dort den Führer. Im Sept. 2023 fand
das kurz davor angekündigte Gipfeltreffen des Präsidenten RF V.V. Putin
u. Kim Jong-uns auf dem russ. Weltraumbahnhof "Vostochnyj" bei der
geschlossenen Stadt Ciolkovskij
im
Amur-Gebiet unweit der Grenze zu China statt /II/. Während des Treffens bekräftigte
Kim erneut seine Unterstützung für Russlands „heiligen Kampf“
gegen den Westen; Nordkorea „werde immer an der Seite
Russlands stehen.“ Auf die Frage, ob Russland Nordkorea beim
Bau von Satelliten helfen würde, antwortete Putin: „Deshalb
sind wir hierher gekommen“ /II III IV V VI VII VIII IX X XI X XI XII XIII XIV XV XVI/. Die im
Vorfeld des Treffens verbreiteten Spekulationen, dass es zur
Vereinbarung eines neuen Waffendeals zwischen den beiden
Staaten kommen werde, wurde vom Kreml dementiert. Putin nahm
eine Einladung Kims für einen Besuch Nordkoreas
an. Anlässlich seines mehrtägigen Aufenthalts in Russland
besichtigte Kim ein
sanktioniertes russ. Flugzeugwerk
/II/
u. ein russ. Kriegsschiff u. nahm an einer
Waffenschau in Vladivostok mit dem
Verteidigungsminister RF Sergej Shojgu teil. Zum
Abschied erhielt Kim Kamikaze-Drohnen. Das gesamte
Besuchsprogramm wurde in der NZZ in der Retrospektive
ausführlich beschrieben. Im Juli 2024 stattete Putin Nordkorea einen Besuch ab
/II III IV V/.) 11.24
KIM,
Marina Evgenevna II IIIa IIIb IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII
XXIV
(1983-, russ. staatsnahe TV-Moderatorin, Journalistin u.
Politikerin sowjetkorean. Abstammung väterlicherseits.
Abgeordnete der 8. Staatsduma RF von der Partei "Gerechtes
Russland – Patrioten – Für die Wahrheit“. Nach 2 Kursen an der Fakultät für Internationale
Beziehungen, Fachrichtung "Regional- u. Europastudien“,
der Staatsuniversität St. Petersburg zog
sie mit 19 Jahren nach Moskau, wo sie an die Fakultät für
Internationale Beziehungen des MGIMO wechselte
u. mit
einer
Arbeit zum Thema
"Wachstumsfaktoren der US-Wirtschaft während der
Präsidentschaft Bill Clintons“ ein
Fachdiplom in Nordamerikastudien erhielt.
Sie absolvierte ein Praktikum beim Komitee für
Internationale Angelegenheiten des Föderationsrats RF u. am
Moskauer Institut für USA- u. Kanada-Studien u.
belegte Kurse für TV-Moderation am Institut für Fortbildung
von Radio- u. TV-Mitarbeitern. In ihrem 5. Kurs an der MGIMO
begann sie ihre TV-Karriere.
TV-Karriere: 2004 wurde sie Moderatorin der Sendung
"Märkte“ des Wirtschaftssenders "RBK", wo sie sich auf die Analyse
asiatischer Aktienindizes spezialisierte. 2007 begann sie
für die Sendung "Vesti“ des TV-Senders "Rossija 1“ zu arbeiten u. moderierte
dort Sendungen für den Fernen Osten sowie die Vor- u.
Nachmittagsausgaben des Programms. Ab Sept. 2008 moderierte
sie gemeinsam mit s. Ernest Mackjavichius die Abendausgaben
von "Vesti" um 20 Uhr /II/. Ab 2012 moderierte sie zusammen
mit Aleksandr Golubev die Tagesausgaben derselben TV-Sendung
u. war als Korrespondentin für eine Reihe von Reportagen u.
Interviews für diverse andere Sendungen tätig. Im Aug. 2013
fungierte sie als Autorin u. Moderatorin eines sehenswerten
Dokumentarfilms
bzw. Reiseberichts über Pyöngyang,
der Hauptstadt Nordkoreas, die sie besuchte /II/, für den Kanal "Rossija 24". Ausserdem nahm sie
verschiedene Aufträge als Gastgeberin u. Moderatorin von
Diskussionspanels bei internationalen Konferenzen wahr, so
zum Thema "Die Rolle der Frau in einer modernen Regierung u.
Wirtschaft“ beim APEC-Gipfel von Vladivostok 2012, oder als
Moderatorin von Runden Tischen u. Konferenzen im Rahmen des
St. Petersburger Wirtschaftsforums SPIEF-2013. 2013-14
moderierte sie ihre eigene Informations- u. Analysesendung
"Die Woche in der Stadt“ über Ereignisse in Moskau. 2014-21
war sie als Moderatorin der Sendung "Guten Morgen“ im "Ersten Kanal" tätig, nahm an
Unterhaltungssendungen u. Talkshows des Senders teil, z.B.
"Wer will Millionär werden?“, u. moderierte
Festtagskonzerte.
Ausserdem war sie mit s.
Sergej Briljov Co-Autorin u.
Co-Moderatorin des Dokumentarfilms "Pyöngyang-Seoul. Und weiter…“, der über die Beteiligung sowjet.
Truppen auf der korean. Halbinsel berichtete u. 2015 im
Sender "Rossija 1" ausgestrahlt
wurde. 2015-19
kommentierte sie zusammen mit Sergej Babaev, einem anderen Moderator
des "Ersten Kanals" u. von "Guten Morgen", live die
Militärparade zum 1. Mai auf dem Roten Platz. Im Aug. 2017
drehte sie für die Sendung "Guten Morgen“ eine Reihe von Kurzreportagen über Nordkorea, in
denen über ein relativ gutes Leben der dortigen Bevölkerung
berichtet wurde. Im Jan. 2018 arbeitete sie als
Korrespondentin für die Nachrichtensendungen des "Ersten
Kanals" beim WEF in Davos u. im März desselben Jahrs wirkte
sie bei der Stimmenauszählung der Präsidentschaftswahl mit.
2018-20 war sie Moderatorin der Talkshow "Grosses Spiel“ im "Ersten Kanal". Sie interviewte den US-Regisseur u.
Putin-Interviewer s. Oliver Stone u. im Dez. 2018 nahm
sie an der Jahrespressekonferenz V. Putins teil.
Während des Besuchs des nordkorean. Führers s. Kim Jong-Un
in Vladivostok vom April 2019 war sie ebenfalls dabei.
Politik: Im Frühjahr 2021 wurde Kim Mitglied der
Partei "Gerechtes Russland – Patrioten – Für
die Wahrheit“ von s. Sergej Mironov, Mitglied
des Präsidiums des Zentralrats der Partei u. Sekretärin
für Informationspolitik. Im Mai 2021 kündigte sie ihre
Absicht einer Kandidatur /II/ für die Wahl des Gouverneurs des
Landes Khabarovsk an, wobei sie die Wahl jedoch gegen s.
Mikhail Degtjarjov von der "LDPR" verlor. Mit Geldern des
staatl. Instituts für Internetentwicklung
produzierte sie im Sommer 2023 die Dokumentarserie "Ukrain.
Front 360“ zur Unterstützung der von
Putin im Feb. 2022 angeordneten "Militär.
Spezialoperation" gegen die Ukraine. Seit
2023 ist sie Moderatorin der Sendung "Neue Welt“ auf dem
Sender "Solovjov Live" des
berüchtigten staatl. Kriegspropagandisten s. Vladimir
Solovjov /II/. 2024 war sie sog.
Vertrauensperson des russ. Präsidentschaftskandidaten V.
Putin. Im Juni 2024 wurde die talentierte Journalistin auch
Abgeordnete der 8. Staatsduma RF, nachdem alle 7
regionalen Bewerber die Annahme des Mandats abgelehnt
hatten.
Sanktionen: Aufgrund
ihrer Unterstützung des von
Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen
die Ukraine
wurde
Marina Kim im Dez. 2022 wegen
aktiver "Verbreitung von offizieller
Propaganda über die russ. Kriegsaggression
gegen die Ukraine, insbes. die
sog. Mission der Entnazifizierung, u.
die Unterstützung
der
illegalen Referenden in den besetzten Gebieten der
Ukraine" von allen EU-Ländern u. der
Schweiz mit internationalen
Sanktionen belegt. Nach Angaben der EU
zielten Kims Propagandaaktivitäten darauf ab, die
Unterstützung der russ. Bürger für den Angriffskrieg gegen
die Ukraine zu erhöhen. Die Journalistin sei "für eine
Politik verantwortlich, die die territoriale Integrität, die
Souveränität der Ukraine sowie ihre Stabilität u. Sicherheit
bedroht". Im Jan. 2023 wurde sie auf die Sanktionsliste der
Ukraine gesetzt; die ukrain. Sanktionen sehen die
Blockierung von Vermögenswerten im Land, die Aussetzung der
Erfüllung wirtschaftl. u. finanzieller Verpflichtungen sowie
die Einstellung des kulturellen Austauschs u. der
Zusammenarbeit u. die Aberkennung ukrain.
Staatsauszeichnungen vor.
Ihre
ersten beiden 2014
u. 2016
geborenen Töchter kamen in
den USA zur Welt.) 11.24
KINCHEV, Konstantin Evgenevich II III IV
V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV Istorija
(eigtl. PANFILOV, sowjet.
u. russ. Rockmusiker, Sänger, Songwriter. Leader der
Rockgruppe "Alisa". Sein Vater Evgenij Panfilov, Doktor der
technischen Wissenschaften, war Rektor des Moskauer Technolog.
Instituts, heute Russ. Staatsuniversität für Tourismus u.
Dienstleistung. Seine Mutter Ljudmila Nikolaevna,
Maschinenbauingenieurin, lehrte am Moskauer Institut für
chemische Technologie, benannt nach "D. I. Mendeleev", heute
RKhTU. Das "Pseudonym" Kinchev übernahm er vom Namen seines
Grossvaters Konstantin, der in der Stalinzeit verfolgt wurde.
Sowjetzeit: In seiner Kindheit sollte Kostja sich für
Englisch interessieren, woraufhin er anfing, die Rockband "The
Rolling Stones" zu hören. Laut dem Musiker träumte er in
dieser Phase seines Lebens davon, ein indischer Chingachgook oder ein Pirat zu werden, der für Gerechtigkeit
kämpft. Danach spielte er bis 1972 Eishockey, kam aber zur
Schlossfolgerung, dass er in dieser Disziplin nicht gut genug
war. Im Alter von 14 Jahren trat er dem Komsomol bei, wurde jedoch wegen
schlechten Benehmens aus dieser kommunist. Organisation
ausgeschlossen. Mit 15 Jahren hörte Konstantin im Pionierlager
die Hardrockband "Black Sabbath" u. begann danach,
Schallplatten zu sammeln. Konstantin entschied sich dafür,
selbst ein Rockstar zu werden. 1973 schloss er sich als
Bassist u. Backgroundsänger einer entsprechenden Rockgruppe
an. Nach der Schule arbeitete Konstantin als Fräser- u.
Bauzeichnerlehrling u. als Grafikdesigner. Dann trat er in die
Fakultät für Wirtschaft u. Finanzen des Moskauer Technolog.
Instituts, heute Russ. Staatsuniversität für Tourismus u.
Dienstleistung, ein. Gleichzeitig studierte er an der
Gesangsschule des Bolshoj-Theaters sowie 1977-80 am
Moskauer Genossenschaftsinstitut, heute Russ. Universität für Kooperation,
einer Wirtschaftshochschule. Kinchev spielte in mehreren
weniger bekannten Moskauer Rockbands u. gründete in Tushino
eine eigene Band, die westl. Rockklassiker aufführte. 1984
trat er bei der Gruppe "Krematorium" im Rahmen von
Wohnungskonzerten auf. Nachdem Ende 1983 in Leningrad sich
zwei Rockgruppen aufgelöst hatten u. Svjatoslav Zaderij eine neue Band
namens "Alisa" zusammenstellte, die etwa mit dem
Album "Schiefer Spiegel / Krivozerkale" /II/ auf sich aufmerksam machte, zog
Kinchev 1984 von Moskau nach Leningrad, wo er neue
Bekanntschaften in der einschlägigen Leningrader
Rockmusikszene um Mike Naumenko /II III/ u. Viktor Coj /II/ gewann u. ein erstes Soloalbum
mit dem Namen "Nervöse Nacht" /II/ produziert u. veröffentlicht werden
konnte. Nach diesem Erfolg lud Zaderij Kinchev zu "Alisa" für
die Besetzung der vakanten Position des Sängers
ein. Anfang 1986 folgte das Debüt-Studioalbum
mit der Teilnahme Kinchev, "Energie" /II/, das sogar von der offiziellen
staatl. sowjet. Plattenfirma "Melodija" herausgegeben wurde.
Im März 1985 fand am 3. Festival des Leningrader Rockclubs der
erste öffentl. Auftritt Kinchevs als Teil der Gruppe "Alisa"
statt. Als Zaderij versuchte, den Neuling in seinem Sinn zu
manipulieren, reagierte Kinchev mit Widerwillen u. der
Bandleader verliess die Gruppe. Zu erwähnen ist für diese Zeit
auch die Produktion "Akustik. Teil 4" /II/, ein Live-Album der Band "Alisa",
das im Dez. 1986 bei einer Solo-Performance Kinchevs in
Novosibirsk entstand u. offiziell erst im Feb. 2002 von "Sojuz
Studio" auf Audiokassetten u. CDs in 1-CD- u. 2-CD-Versionen
veröffentlicht wurde. In der Zwischenzeit nahm Kinchev an den
Dreharbeiten von 3 Filmen teil. 1987, dem
Erscheinungsjahr des 2. Studioalbums "Block der Hölle" /II/, bekam die Band "Alisa"
Probleme mit den Behörden, deren Höhepunkt der "Fall Kinchev"
selbst war, in dem der Rockmusiker vor einem Konzert im
"Jubilejnyj"-Sportpalast von Leningrad in einen Streit mit
Polizisten geriet, die seine damals schwangere erste Frau Anna
Golubeva nicht hinter die Bühne liessen. Daraufhin soll der
"Alisa“-Leader öffentlich anstössige Bemerkungen gemacht
haben, von denen die Polizei sich beleidigt fühlte. In der
Folge wurde Kinchev in der Leningrader Jugendzeitung Smena beschuldigt, Unruhen
angezettelt u. mit NS-Propaganda provoziert zu haben, u. der
Respektlosigkeit gegenüber der Öffentlichkeit bezichtigt. Nach
einer öffentl. Diskussion des Vorfalls in der Presse u. im TV
bekam "Alisa" Probleme, Konzerte zu organisieren. Im Feb. 1988
verklagte die Gruppe die Zeitung Smena
wegen Verleumdung, u. Kinchev u. seine Frau reichten bei der
Staatsanwaltschaft eine Beschwerde gegen die Handlungen der
Wachen am Palast ein. Gleichzeitig wurden die Handlungen
Kinchevs untersucht u. er u.a. Mitglieder der Band wurden
mehrmals zu Verhören vorgeladen. Kinchev wurde wegen
böswilligen Rowdytums angeklagt u. gegen Kaution freigelassen.
Im März wurde Kinchev in der Wohnung des "Alisa"-Direktors
Alik Timoshenko festgenommen, gefesselt u. zur Polizeiwache
gebracht. Am nächsten Tag wurde der Musiker entlassen, aber
nach einigen Tagen erneut für einen Tag festgenommen. Am
folgenden Tag fuhr die Gruppe zu einem Konzert nach Pskov,
obwohl der Bandleader sich verpflichtet hatte, Leningrad nicht
zu verlassen. Nach der Rückkehr von der Tournee wurde Kinchev
für 7 Tage inhaftiert, während der öffent. Auftritt der Band
für 6 Monate verboten wurde. Bei einer Gerichtsverhandlung im
Juli wurden nach Anhörung eines Tonmitschnitts des besagten
Konzerts im "Jubilejnyj" die Nazi-Vorwürfe als haltlos
bestätigt. Bis Okt. 1988 wurden beide Prozesse abgeschlossen
u. Kinchev konnte in den Leningrader Rockclub zurückkehren.
Die Zeitung Smena veröffentlichte eine Widerlegung
mit Entschuldigung. Unter dem Eindruck dieser skandalösen
Ereignisse, /die einen Schlag der Behörden u. des KGB gegen
die Band vermuten lässt - osteuropa.ch/, produzierte "Alisa"
das 3. Studioalbum "Der sechste Förster" /II III/, das das Lied "Totalitärer Rap" /II III/ enthielt, u. das 4.
Studioalbum "Art. 206 Teil 2“ /II/, das erst nach Ende der Sowjetzeit
1994 veröffentlicht wurde. Der Art. 206 Teil 2 des 1989
geltenden Strafgesetzbuchs der RSFSR bezog sich auf den
Straftatbestand des "Böswilligen Rowdytums". 1991 erschien das
5. Studioalbum "Shabash" /II/, das die erste Konzert-Doppel-CD in
der Geschichte des russ. Rocks darstellte u. einem
verstorbenen Freund gewidmet war.
1990er Jahre: 1992 gab "Alisa" ein Konzert an der Shabolovka. u. ein
Konzert zum Gedenken an den vor 2 jahren verstorbenen
sowjet. Rockmusiker Viktor Coj. Dieser nannte Konstantin
Kinchev unter den wenigen, deren Lieder er mochte.1992 reiste
die Band zu einem Konzert nach Jerusalem, Israel. Dabei
ereignete sich ein Vorfall, bei dem der russ. Bandleader zum
Publikum sagte, dass „der Messias es vor 2000 Jahren versäumt
hatte zu erscheinen u. nicht wiederkommen wird“ u.a. Diese
provozierende Aussage löste einen öffentl. Skandal aus, wobei
die Presse schrieb, Kinchev habe dem jüdischen Staat ins
Gesicht gespuckt. In Jerusalem besuchte Kinchev alle heiligen
Stätten u. war nach eigenen Worten „von diesem Geist
durchdrungen“. Nach seiner Rückkehr konvertierte er zum
orthodoxen Glauben, nachdem er sich in einer Kirche in
Ostankino taufen liess. Kinchev begann auch, seine
Drogenabhängigkeit u. Trunksucht u. das Rauchen zu bekämpfen,
was laut dem Musiker nur mit Gottes Hilfe möglich gewesen sei,
u. ging ins Fitnessstudio. Die Taufe u. religöse
Wandlung spiegelte sich in der Arbeit Konstantin Kinchevs direkt
oder indirekt wider. "Alisa" verzichtete etwa darauf, Konzerte
während der kirchlichen Fastenzeiten zu veranstalten. Die Gruppe
nahm an Konzerten teil, die von Diözesen initiiert wurden. Laut Kinchev „lebt u. fühlt er sich
eingebunden in die Grosse Kirche mit all ihren Sakramenten,
Ritualen, Pflichten, Gehorsam, Askese“, während sich
Konstantin als „bösen“ Christen bezeichnet. Im April 1993
ereignete sich ein Ereignis, das die Zukunft der Gruppe
beeinflusste: Nachdem "Alisa"-Gitarrist Igor Chumychkin
Selbstmord begangen hatte, stellte die Band ihre
Konzerttätigkeit vorübergehend ein. In diesem Jahr erschien
das 6. Studioalbum unter dem Titel "Für diejenigen, die vom Mond gefallen sind"
/II
III IV/. 1994 folgte das 7.
Studioalbum "Schwarzes Zeichen" /II III/, das Igor Chumychkin gewdimet war,
u. 1996 das 8. Studioalbum "Jazz" /II/, das auf Songs basierte, die Kinchev
geschrieben hatte, bevor er der Gruppe "Alisa" beitrat. Mit
dem 9. Studioalbum "Narr - oder Idiot/Trottel/Dummkopf" /II III/ von 1997 tauchte in Konstantins
Liedern das umstrittene Thema des Patriotismus auf - Russland
befand sich immer noch in der Elcyn-Zeit. Der
Titelname des Albums, der von einem Freund empfohlen wurde,
bezog sich wohl ironisch auf Kinchev selbst. 1998 wurde das 2.
Soloalbum "Geopolitik" /II/ aufgenommen, das das Ergebnis der
experimentellen Zusammenarbeit Kinchevs mit Aleksandr Aksjonov war. Das Album
enthielt Konstantins Songs in Techno-Verarbeitung u. erschien
2000.
2000er Jahre: Das neue Jahrzehnt wurde von "Alisa"
aber mit dem 10. Studioalbum "Sonnenwende" /II III/ eröffnet. Das Coverdesign
verwendete das neue Logo der Band aufgrund eines
Urheberrechtskonflikts mit dem ursprünglichen Künstler.
Aufgrund der Designmerkmale des Covers wurde Kinchev des
Faschismus beschuldigt. Ein Radiosender weigerte sich prompt,
Songs aus dem Album auszustrahlen, u. protestierte gegen die Hakenkreuze,
die auf dem Cover abgebildet waren. Kinchev erklärte, das
Symbol bedeute, die Gnade des Heiligen Geistes zu empfangen,
u. schlug vor, einen Aufkleber mit einem Zitat aus dem Lied
"Totalitärer Rap“ – „Ich bin ein Antifaschist“ – auf der CD
anzubringen. Dieses Album enthielt auch die Lieder "Wir sind orthodox“ u. "Wilde Tiere". Im März 2001
veröffentlichte der Verlag "Eksmo" einen Gedichtband von
Konstantin Kinchev mit dem gleichen Titel "Sonnenwende", das
Artikel, Gedichte u. Texte des Künstlers enthielt. Als Antwort
auf den Vorwurf des Nationalsozialismus erklärte Konstantin,
dass dieses Konzept vom Nationalismus zu unterscheiden sei,
der auf religiösen u. moralischen Konzepten u. nicht auf Hass
auf andere Völker basiere. 2001 erschien das 11.
Studioalbum in Folge mit dem Motto "Tanzen" /II III IV/ mit älteren Liedern u. 2003 das 12.
Studioalbum unter dem Titel "Es ist später als du denkst" /II/, das den panslavischen Song "Der Himmel der Slaven" /II/ sowie die Lieder "Antichrist", "Ohne Kreuz" u. "Heimat" enthielt. Ein anderer Song, "Dreck“ /II/, sorgte für stürmische Reaktionen,
denn in diesem Lied sprach Kinchev darüber, wo u. worin er
"Dreck“ sieht. In dem im April 2001 im Leningrader Gebiet
geschriebenen Lied wurde ein Fragment einer jüdischen
Volksmelodie verwendet. Auf die Frage „Warum glauben Sie, dass
die Juden an allen Problemen der Russen schuld sind“, erklärte
der "Alisa“-Leader, dass dieses Lied „den wurzellosen Kosmopolitismus anprangert, der von der
„totalen Konsumgesellschaft“, „der Gesellschaft der
ungezügelten Freizügigkeit“ u. der „offenen Theomachie“ „nachgefragt" werde u. für
sie „notwendig" sei. Dem fügte Kinchev hinzu, dass es unter
seinen Glaubensgenossen eine beträchtliche Anzahl von Juden
gebe u. keiner von ihnen sich mit diesem Lied in Verbindung
bringe. Den vom US-amerikan. orthodoxen Mönchspriester Seraphim Rose inspirierten Titel des
Albums erklärte Kinchev wie folg: Es sei nützlich, darüber
nachzudenken, dass jetzt schon später ist, als wir denken,
denn der Tod hole jeden von uns ein. Und oft in der Regel
plötzlich. Nach der Veröffentlichung des Albums fand eine
Tournee in den Städten Russlands, Weissrusslands u. der
Ukraine statt, die auch dem 20-jährigen Jubiläum der Band
gewidmet war. Nach dem Ende der Tournee wurde die Gruppe von
dem Gitarristen Andrej Shatalin u. dem Schlagzeuger Mikhail
Nefjodov verlassen. "Der Ausgestossene" /II/ hiess das 13. "Alisa"-Studioalbum
des Jahres 2005 u. war die erste Platte, die in der neuen
Bandbesetzung aufgenommen wurde. An der Stelle Shatalins u.
Nefjodovs traten der Gruppe Igor Romanov u. Andrej Vdovichenko
bei. Laut Kinchev sollte das Hauptthema des 14.
Studioalbums mit dem Motto "Norden werden“ /II/ von 2007 die Idee widerspiegeln, „dass
wir, Russland, genau der Norden sind u. nicht der Osten u. nicht
der Westen, nicht Europa u. nicht Asien“. Am Vorabend der
Präsentation des 15. "Alisa"-Studienalbums unter dem
Titel "Der Puls des Wächters der Türen des Labyrinths“
/II III/ von 2008, das dem sowjet.
Rockmusiker Viktor Coj gewidmet war, sagte Kinchev,
dass er gerne ein Konzert zur Unterstützung der Serben in der
Kosovo-Frage aufführen würde. Bald erhielt die Gruppe einen
Anruf aus Belgrad, wo das Konzert am 28. Juni stattfand, dem
Tag, an dem Serbien die Toten der Schlacht von 1389 betrauert.
Neben anderen Songs spielte "Alisa" "Der Himmel der Slaven" u. "Die
Trotzigen/Ungehorsamen/Aufmüpfigen" /II/. Im Zusammenhang mit der Slavenfrage
sagte Kinchev, er betrachte sich als „mobilen Nationalisten“, d.h., er
befürworte die Vereinigung der slavischen Völker, halte aber
gleichzeitig auch die Tataren u. Kasachen für Brudervölker. Das
Lied "Macht“
/II/,
das auf die "Orange Revolution" in der Ukraine
anspielte, hatte in der ukrain. Presse entsprechende Beiträge
zur Folge, in denen ein Einreiseverbot für Kinchev in die
Ukraine gefordert wurde. Der Titel des 16. Studioalbums von
2010 bestand lediglich aus dem typischen Buchstaben
«Ъ» /II/ des russ. Alphabets u. gab erneut
Anlass für inhaltliche Diskussionen. Das (harte)
Zeichen bedeute nach Kinchev das Merkmal einer Person, die sich
für eine bestimmte Position entschieden habe, den Punkt für
einen bestimmten Arbeitsschritt als bestätigende Grösse oder
ähnlich. 2011-14 folgten 3 weitere Studioalben: die 17.
Ausgabe "20.12"
/II/, 18. "Sabotage" /II/ u. 19. "Zirkus" /II/. Letzteres wurde am Beginn einer
Tournee zuerst in Velikij Novgorod vorgestellt.
Ende April 2016 wurde der Sänger
notfallmässig in eine Petersburger Klinik mit Diagnose Herzinfarkt eingeliefert u. operiert.
Während die geplanten Konzerte verschoben wurden, wurde er
Mitte Mai mit ärztlichen Empfehlungen zur weiteren
Rehabilitation aus dem Krankenhaus entlassen. Das 20.
Studioalbum "Exzess" /II/, das im Sept. 2016 erschien,
enthielt Beiträge, die 2014-16 aufgenommen wurden. Ende 2017
sagte Kinchev in einem Interview, er habe sich von seiner
Krankheit erholt u. sei wieder an den Arbeitsplatz
zurückgekehrt, räumte aber ein, dass „es nicht mehr möglich
sein würde, wie früher über die Bühne zu springen“. Im Sept.
2018 dankte Kinchev den Ärzten für seine Rettung.
Im März 2018 wurde auf der offiziellen
Website von "Alisa", auch "AlisA" geschrieben, der
Abgang des Gitarristen Igor Romanov aus der Gruppe vermeldet.
Ein junger Gitarrist namens Pavel Zelickij nahm daraufhin
seinen Platz ein. Das 21. Studioalbum erschien 2019
mit dem Titel "Sonnenlauf / Posolon" /II III IV/. Für seine Veröffentlichung wurde
eine Rekordsumme an Geld/Spenden gesammelt - 17,4 Mln. Rubel.
Auch das vorherige Album "Exzess" fuhr mit gesammelten 11,3
Mln. Rubel einen Rekord ein. Wegen der restriktiven Massnahmen
u. der vom Staat auferlegten Beschränkungen während der
Coronapandemie, gegenüber denen er sich während eines
Online-Konzerts im April negativ äusserte, konnten das
geplante Rockfestival "KinchevFest“ u.a. Konzerte nicht
stattfinden. Im Nov. 2020 erkrankte Kinchev selbst am
Coronavirus in ziemlich schwerer Form. Der Musiker habe 1,5
Monate auf der Intensivstation verbracht, danach habe er
buchstäblich wieder sprechen u. laufen lernen müssen, hiess
es. Kinchev sprach von seiner Krankheit als eine Art Lektion
„für Stolz und Egoismus". Das angekündigte Soloalbum mit dem
Titel "Weisser
Lärm“ war im Sept. 2021 auf den digitalen Plattformen
frei verfügbar. Im Dez. 2022 berichtete der inzwischen
64-jährige Rockmusiker dem TV-Sender "Spas" über seine
Erkrankung u. wie er heute lebe. Er bevorzuge nun ein massvolles
Leben in einem kleinen Dorf im Walde /Saba/, das 170 km südlich von St.
Petersburg entfernt liegt. Dort lebe der Musiker mit seiner 2.
Frau Aleksandra Panfilova, mit der er 2 Töchter hat, in einem
eigenen Haus. Er angle gern u. treibe Sport im eigenen
Fitnessstudio. 2022 gab die Gruppe
"Alisa" ihr 22. Studioalbum mit der Überschrift
"Dudka" /II/ heraus. Ingesamt
erschienen 1984-2022 somit 3 Soloalben von Konstantin Kinchev,
22 Studioalben der Rockgruppe "Alisa" u. 8 Bücher mit Liedtexten
sowie eine Reihe weiterer Produktionen in Zusammenarbeit mit
anderen Gruppen u. Einzelinterpreten. In der Sowjetzeit hatte
Kinchev an der Produktion von 3 Filmen teilgenomme.
Kritik der
Persönlichkeit Kinchevs: Die geistig-religiös Entwicklung
der Persönlichkeit Kinchevs wurde von verschiedener Seite
kritisiert. Einige Fans u. Journalisten meinten, dass Kinchev
mit der Zeit seine frühere Energie verloren habe u. die Religion
auf Kosten der Kreativität gegangen sei. Vladimir Vetjukov
schrieb, dass sich der Patriotismus in einer Reihe von Liedern
in Intoleranz verwandle. Was die Verbidung des Satanischen des
Heavy Metal nicht mit de, religiösen Glauben kombiniert werden
könne, aber Konstantin Kinchev erklärte dazu: „Rockmusik kann
weder etwas Dämonisches noch Göttliches sein. Dies ist nur ein
Mittel, durch das eine bestimmte Person ihre Stimmungen u.
Ansichten teilt. Wichtiger ist die Verantwortung des Einzelnen:
Wohin führt dieses Instrument? Entweder zum Guten oder zum
Bösen." Auch einige orthodoxe Geistliche waren unzufrieden mit
dem Vorgehen des Leaders von "Alisa“. Vor allem stiess Kinchevs
Kritik bei einem Treffen im Zentralen Haus der Journalisten
2011, wonach er über die Rede von Patriarch s. Kirill nach den
Ereignissen auf dem Manezhnaja-Platz verärgert sei, weil er
aussprach, was der Staat zu sagen hatte, u. nichts von sich
selbst sagte, stiess etwa beim Chef der "Vereinigung orthodoxer
Experten“ Kirill Frolov sauer auf. Der Musiker in der Gemeinde
nicht genug gelernt habe u. dass er sich als Opfer orthodoxer
Radikaler herausgestellt habe. Nach
Kinchevs Teilnahme an einem vom Patriarchats-Zentrum für
Jugendarbeit organisierten Abend von 2011 schrieb Diakon
Vladimir Vasilik einen Artikel, in dem er die Ansichten
des Leaders von "Alisa" kritisierte. Der Autor des Artikels
widersprach der Interpretation des Slogans "Orthodoxie oder Tod!", der als Slogan
einiger orthodoxer Christen in Griechenland dient u. in
Russland durch ein Moskauer Gericht als extremistisch
eingestuft wurde. Ferner äusserte er seine Unzufriedenheit mit
dem Tragen eines Rings in Form eines Schädels mit Helm sowie
wegen der Sympathie für die Weisse Bewegung u. wegen Kinchevs Kritik
an der Rede von Patriarch Kirill nach den besagten Ereignissen
auf dem Manezhnaja-Platz. Der sowjet.-russ.
Punk-Rock-Musker Chacha Ivanov sagte 2010, dass er, obwohl
er Konstantin Kinchev in gewisser Weise nicht zustimmt, ihn
dafür respektiere, dass er „den sogenannten ‚orthodoxen
Faschismus‘ predigt“, zu einer Zeit, als er unpopulär war: „Es
gibt keinen Zweifel an Kinchevs Aufrichtigkeit; nachdem er sich
öffentlich zum Orthodoxen erklärt hatte, verlor er zunächst
viele Bewunderer. Modern ausgedrückt können wir sagen, dass er
„dem Trend voraus war“. Auch die Haltung des Bürgers Kinchev
wurde oft von Journalisten kritisiert. Aber der Musiker selbst
sagte, dass er Lieder über Themen schreibe, die seine Seele
beunruhigten, u. es ihm egal sei, in welche Art von Hülle sie
später eingewickelt würden. Auch gegenüber Homosexualität
äusserte sich der Künstler immer wieder ablehnend. Er meinte,
Vertreter dieser Orientierung sollten strafrechtlich zur
Verantwortung gezogen werden.
Polit. Einstellung: Während
der sowjet. Schaffenszeit waren die Beziehungen zwischen
Konstantin Kinchev u. den Behörden ziemlich angespannt.
Während des Putsches gegen s. Mikhail Gorbachjov vom
Aug. 1991 beteiligte sich Kinchev an der Verteidigung des
"Weissen Hauses" in Moskau. In der Zeit nach seiner orthodoxen
Taufe 1992/93 änderten sich auch seine polit. Überzeugungen:
Während er sich früher als Anarchist bezeichnete, begann
er später, monarchist. u. orthodoxe Ansichten anzuhängen. Im
April 1993, 4 Tage vor dem Referendum über das Vertrauen in den
russ. Präsidenten s. Boris Elcyn,
traten Kinchev u. die Band "Alisa" auf dem Vasilevskij Spusk bei
einem Kundgebungskonzert zur Unterstützung Elcyns
auf. 1993 erhielt Kinchev aus den
Händen des Präsidenten RF Boris Elcyn die Auszeichnung
"Verteidiger des freien Russlands“. Ein Jahr später gab der
Musiker den Preis offiziell zurück, um gegen die Ermordung des
Journalisten Dmitrij Kholodov u. den Ausbruch des 1. Tschetschenienkriegs zu
protestieren. 1996 nahm "Alisa“ an der Kampagne "Stimme ab oder verliere“ teil, die v.a.
Jugendliche ermutigen sollte, für Elcyn statt für die KPRF oder LDPR zu stimmen, um einen Sieg dieser
autoritären Führer u. ihrer Politik zu verhindern.
2005 sagte Kinchev, dass er die Idee einer künftigen 3.
Amtszeit für s. Vladimir Putin unterstützen würde, da er seine
Regierungszeit eher positiv als negativ sehe: „Putin hat das
Land übernommen, als es am Abgrund stand u. kurz davor stand, in
kleine Fürstentümer aufgeteilt zu werden. In den Jahren seiner
Herrschaft gelang es ihm, dieses Land zu sammeln u. die
Machtvertikale zu stärken“. So schien sich Kinchev zunehmend in
die Propaganda des Putinstaats einspannen zu lassen. Im Juni
2007 nahm "Alisa" an einem Konzert auf dem Roten Platz teil, das
dem "Tag Russlands" gewidmet war. Kinchev schlug auch vor, eine
neue Dynastie zu gründen, indem man die Tochter des Präsidenten
mit englischen Prinzen verheirate. In
Bezug auf die Abwehr des Kommunismus unter Elcyn u.
Putin sagte Kinchev in einem Interview von 2009, dass
„jetzt, Gott sei Dank, keine Ideologie mehr existiert, die das
Volk durch Angst unterwerfen könnte“. Aber bereits 2011, als
er Fragen von der Kommersant-Website beantwortete,
sagte Kinchev, dass „Putin in einem bestimmten Phase seiner
Regierungszeit nützlich für das Land war, aber seine Zeit ist
meiner Meinung nach vorbei“. Nach den Wahlen zur Staatsduma RF
von 2011 sprach sich Kinchev scharf gegen die Fälschung ihrer
Ergebnisse aus. Während der Aufführung des Lieds "Totalitärer
Rap“ bei einem Konzert im Dez. in Saratov unterbrach der
Bandleader das Lied u. begann einen Dialog mit dem Publikum.
In Bezugnahme auf die gefälschten Dumawahlen fragte er, ob
jemand von den Anwesenden die „Partei der Macht“ gewählt habe
- nach der Beobachtung von Fontanka-Journalisten war
„unter den Zuschauern die Zahl der Anhänger von "Einiges
Russland“ minimal“. Dann sagte er: „Wollen wir von Betrügern
regiert werden? Wollen wir, dass diese Wahlen nicht
manipuliert, sondern wiederholt u. fair werden?“ u. fügte
hinzu: „Heute kann nur die Strasse diese Fragen beantworten.
Ihnen gehört der Kirov-Prospekt. Leider nur die Strasse. Damit
wir nicht zu einer Taubstummengesellschaft werden, müssen wir
Entscheidungen treffen. Die Zeit scheint gekommen zu sein." Im
Feb. 2012 sagte Kinchev, dass er nicht zur
Präsidentschaftswahl gehen werde, u. erklärte dies wie folgt:
„Ich persönlich habe niemanden, den ich wählen könnte“.
Ukraine-Konfllkt: Während der Ereignisse von 2013-14
in der Ukraine unterstützte Kinchev die russ. Behörden u. die
Annexion der Krym durch die RF u. sagte Konzerte in der
Ukraine ab. Nach Beginn der russ.
Kriegsaggression gegen die Ukraine im Feb. 2022 hat
Kinchev diese Ereignisse nicht direkt bewertet u. im
März erklärt, dass er sich nicht an „hurrapatriot. Aktionen“
beteiligen werde, solange die Verantwortlichen für „die
zweijährige pandemische Absonderung meines Volkes“ nicht zur
Rechenschaft gezogen worden sind.“ Im Mai sprach er konkreter
über das Geschehen in der Ukraine, nannte Russen u. Ukrainer
ein Volk u. forderte letztere auf, den Gehorsam gegenüber der
„nachchristlichen Zivilisation“ zu verweigern u.
veröffentlichte das Single-Video mit dem Lied "Если бы да кабы“, das er im April in
Saba geschrieben hatte u. durch die Ereignisse in der
Ukraine inspiriert war. Im Album "Dudka" war es jedoch
nicht enthalten. Im Oktober 2022 nannte Kinchev all diese
Ereignisse „Schmerz“ für sich selbst, erklärte jedoch seine
Unterstützung für die russ. Armee u. sagte, dass er für die
„christliche Armee“ bete. Noch im gleichen Monat schloss sich
Kinchev der Meinung s. Jurij Shevchuks, s. Boris
Grebenshchikovs u. s. Andrej Makarevichs an, die den russ.
Angriff auf die Ukraine verurteilten.)
KIRIENKO,
Sergej Vladilenovich II III IV V VI VII 2010-19: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL 2020-: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX
(eigtl. IZRAITEL väterlicherseits, russ. Putin-naher
Politiker, Manager u. Beamter, z.Zt. 1. stv. Stabschef der Präsidialverwaltung des Kremls. Absolvent des "Gorkij-"Instituts für
Wassertransportingenieure u. der Akademie für Volkswirtschaft
bei der Regierung RF. Ehem. Mitglied der KPdSU.
Er begann seine Karriere als Vorarbeiter auf der Werft Krasnoe
Sormovo, war Komsomol-Sekretär in Gorkij. Bei den ersten Alternativwahlen
im März 1990 wurde er in den Regionalrat der Volksdeputierten
von Gorkij gewählt. In den 1990er-Jahren arbeitete er in den
Bereichen Unternehmertum, Finanzen u. Wirtschaft, als
Generaldirektor eines Konzerns, Vorstandsvorsitzender einer
Bank u. Präsident einer Ölgesellschaft. 1997 zog Kirienko nach
Moskau, wo er im Kabinett Chernomyrdin
1. stv. Minister für Brennstoffe u. Energie RF wurde.
Regierungschef RF: Im März 1998 ernannte Präsident RF s. Boris Elcyn nach
dem Rücktritt des Kabinetts Chernomyrdin Sergej Kirienko zum
amtierenden PM. Elcyn habe einen jungen, tatkräftigen u.
entschlossenen Politiker bevorzugt, der „glatt, hart u. absolut
konsequent" denken könne, wie es in seinen Memoiren heisst. Damit wurde Kirienko der jüngste
Regierungschef in der Geschichte der RF. Ab April 1998 führte
Kirienko also die Regierung
RF an, wobei die 2. Staatsduma RF, in der die KPRF die
stärkste Fraktion stellte, sich 2x weigerte, ihn als
Regierungschef zu bestätigen u. erst beim 3. Mal in geheimer
Wahl zustimmte. Im Juli 1998 ernannte MP Kirienko s. Vladimir
Putin zum neuen Leiter des FSB. Wessen Marionette das farblose
Bürschchen Kirienko genau war, ist unklar. An der
Spitze der Regierung RF versuchte Kirienko, grossangelegte
liberale Wirtschaftsreformen in Russland durchzusetzen. Die
Umsetzung der Reformen wurde jedoch - ausser des starken
Widerstands der Kommunisten in der Duma - durch einen starken
Rückgang der Exportpreise für Öl - derzeit auf 9 USD pro Barrel
- erschwert, was zu Instabilität auf den Finanzmärkten u. einem
Anstieg der Kosten für den Schuldendienst der RF führte.
Als Kirienko PM wurde, stand die Finanzpyramide der
kurzfristigen Staatsanleihen, die unter Chernomyrdin ins Leben
gerufen wurde, kurz vor dem Zusammenbruch. In einer
Grundsatzrede vor der Staatsduma sagte Kirienko, dass „die
russ. Wirtschaft durch die asiatische Finanzkrise einen
schweren Schlag erlitten" habe. Infolge der Finanzkrise fielen
die Weltölpreise auf das Niveau von 10 USD pro Barrel mit
rückläufiger Tendenz. Das Gesamtvolumen des jährlichen
Staatshaushalts Russlands betrug damals etwa 20 Mrd. USD,
während die kumulierte Lohnschuld in der RF etwa 70 Mrd. USD
u. die gesamte Auslandsverschuldung etwa 170 Mrd. USD betrug.
Der neue PM stellte bereits in den ersten Arbeitstagen fest,
dass die finanzielle Situation viel schlechter sei als
erwartet. Die unvermeidlichen Verluste des Bundeshaushalts
wurden auf 30 Mrd. USD beziffert. Die Haushaltsmittel des
Bundes reichten nicht einmal aus, um die laufenden
Verpflichtungen des Staates gegenüber den Staatsbediensteten
zu erfüllen u. es gab überhaupt keine Mittel, um
Auslandsschulden zu begleichen. Die wichtigste makroökonom.
Idee, die in der Regierung Kirienko als Priorität diskutiert
wurde, war die Abwertung des Rubels, um die Tilgung der
Inlandsschulden zu erleichtern. Aber die Banken konnten keine
ausreichenden Dollarmengen für die entwerteten Rubel kaufen,
um ihre Auslandsschulden zu begleichen. Dies beschleunigte de
Kapitalflucht aus Russland. Der IWF stellte der RF ein
Stabilisierungsdarlehen von mehreren Mrd. USD zur Verfügung,
dessen Wirkung jedoch nur von kurzer Dauer war. Kirienko
schlug der Staatsduma ein Antikrisenprogramm vor, dessen Kern
darin bestand, die Staatsausgaben drastisch zu reduzieren. Die
Staatsduma lehnte das Programm jedoch ab. Elcyn
wollte die KP-Fraktion in der Duma per Dekret verbieten
lassen, aber Kirienko riet von dieser Massnahme ab. Da
die Regierung keine Kosten sparen konnte, sank das Vertrauen in
ihre Kreditwürdigkeit, mit fatalen Folgen: Westliche Investoren
beeilten sich, russ. Wertpapiere loszuwerden, der Rubelkurs
begann rapide zu fallen u. der IWF wollte die 2. Kredittranche
nicht bereitstellen. Den Geschäftsbanken drohte aufgrund der
Abwertung des Rubels u. der mangelnden Nachfrage russ.
Währungspapiere der Bankrott, während der Privatsektor der
Wirtschaft nicht in der Lage war, USD-Kredite zurückzuzahlen. Im
Aug. kam der russ. Devisenmarkt praktisch zum Erliegen. Kirienko
stand vor einem Dilemma: Entweder die letzten Reserven ausgeben,
ungesicherte Rubel drucken oder den Rubel weiter abwerten u. die
Zahlung von Schulden zumindest teilweise aussetzen. Unter diesen
Umständen zog er es vor, die Geschäftsbanken über Wasser zu
halten u. den Staatshaushalt vor dem unvermeidlichen Ruin zu
bewahren. Zum 1. Mal in der Geschichte der RF erklärte der PM
einen Zahlungsausfall u. verfügte ein Schuldenmoratorium, das
sowohl die Staats- als auch die Privatverschuldung betraf.
Kirienko gab später zu, dass er „eine schlechte Entscheidung
getroffen habe, aber nur, um das Schlimmste zu vermeiden“. Der
Zahlungsausfall führte zu einem Rückgang der Produktion u. der
Einkommen der Bevölkerung, zum Verlust der Arbeit von
Hunderttausenden von Arbeitnehmern, zu einer akuten Bankenkrise,
zu einem Anstieg der Inflation um über 80% u. zu einem starken
Rückgang des Rubelkurses. Eine gross angelegte Importsubstitution u. eine Steigerung der
Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Produktion wurden
andererseits jedoch zu einer positiven Folge der starken
Abwertung des Rubels. Aber Kirienkos Ruf war weitgehend
ruiniert. Mitte Aug. teilte Kirienko Elcyn
mit, dass die Regierung die Verantwortung für das Geschehene
übernehme u. zum Rücktritt bereit sei. Der Präsident hielt
den Rücktritt von Kirienkos Kabinett aber für verfrüht u.
beauftragte ihn, seine Arbeit fortzusetzen. Der Zahlungsausfall
wurde öffentlich bekannt gegeben, der Rubelkurs brach von 6 auf
16 Rubel pro USD ein,
nachdem die Zentralbank eine Abwertung des
Rubels um 53%
angekündigt hatte. In der Bevölkerung stellte sich
Panik ein, die Menschen eilten in Massen in die Banken, um
Einlagen abzuheben u. das Geld in harte Währung umzutauschen u.
Barrubel zu kaufen. Aber die Banken konnten die Einlagen nicht
an alle Kunden zurück u. Wechselstuben mussten wegen Geldmangels
schliessen. In Unternehmen u. Organisationen begannen
Massenentlassungen, da es keine Löhne zu zahlen gab. Wie
Kirienko später zugab, hatten er u. seine Regierungskollegen bei
der Entscheidung über die Insolvenz den psycholog. Effekt
in der Bevölkerung nicht vorausgesehen. Am 21. Aug. 1998
verabschiedeten alle Fraktionen der Staatsduma RF einstimmig
einen Misstrauensantrag gegen die Regierung u. forderten den
Rücktritt Kirienkos. 2 Tage später kündigte der Präsident dessen
Rücktritt an. Kirienko schlug den Chef des Föderationsrats RF,
Egor Stroev, als Nachfolger vor, während Elcyn versuchte,
Chernomyrdin auf den Posten des PM zurückzubringen, aber die
Staatsduma lehnte seine Kandidatur zweimal ab. So wurde s.
Evgenij Primakov mit der Regierungsbildung beauftragt,
während Kirienko auf Wunsch Elcyns 1. stv. PM werden sollte, was
Kirienko aus Gründen seines mangelnden Vertrauens in die
Koalitionsregierung u. des Fehlens eines kohärenten
Wirtschaftsprogramms für Primakovs Kabinett ablehnte. Kirienkos
4-monatige Regierungszeit wurde im Volk lange mit der Krise u.
den Umbrüchen des Jahres 1998 in Verbindung gebracht, was dem
jungen Reformer den Spottnamen "Kinder-Überraschung“ in
Anlehnung an entsprechende Konsumprodukte dieser Bezeichnung in
Italien u. Deutschland eintrug.
Weitere Karriere: 1999 kandidierte Kirienko für das
Bürgermeisteramt von Moskau, belegte bei den Wahlen mit 11,2%
der Stimmen den 2. Platz u. verlor gegen den wiedergewählten s.
Jurij Luzhkov. Im Dez. 1998 leitete er seine eigene allruss.
öffentl. polit. Bewegung "Neue Kraft“, die offiziell vom
Justizministerium RF registriert wurde u. später Teil der neuen
polit. Organisation "Union der Rechten Kräfte“ wurde. Als
Anführer der Liste der "Union der Rechten Kräfte" kandidierte er
bei den Wahlen zur 3. Staatsduma RF - die Liste erhielt
8,52% u. belegte den 4. Platz mit 29 Sitzen. 1999-2000 war er
Abgeordneter der Staatsduma RF, Vorsitzender der Fraktion "Union
der Rechten Kräfte" u. Mitglied des Duma-Ausschusses für
Gesetzgebung. Auf dem Gründungskongress der "Union der Rechten
Kräfte" im Mai 2000 wurde er zum Co-Vorsitzenden gewählt -
zusammen mit s. Anatolij Chubais, s. Egor Gajdar, s. Boris
Nemcov u. s. Irina Khakamada. Im Zusammenhang mit seinem
Übergang in den Staatsdienst - der Versetzung in die
Präsidialverwaltung RF - setzte Kirienko jedoch bald seine
Mitgliedschaft in der "Union der Rechten Kräfte" aus.
2000-5 war Kirienko bevollmächtigter Vertreter des Präsidenten
RF im Föderationskreis Volga. Dort betrieb er die Integration
der Volga-Republiken Baschkirien u. Tatarstan in die sog.
Machtvertikale sowie die Harmonisierung der regionalen u.
föderalen Gesetzgebung. Insbesondere wurde unter Kirienko ein
Abkommen über die Abgrenzung der Befugnisse zwischen Tatarstan
u. der Föderation unterzeichnet. Laut Meduza „schätzte
Putin, wie Kirienko es in dieser Position schaffte, mit
einflussreichen regionalen Baronen fertig zu werden“. In dieser
Zeit wurde er zum Amtierenden Staatsrat RF, 1. Klasse, u.
Vorsitzenden der Staatl. Kommission RF für chemische Abrüstung
ernannt.
Rosatom: Im Nov. 2005 wurde Kirienko infolge einer
Personalumbildung des Präsidenten RF vom Amt des
Bevollmächtigten im Föderationskreis Volga entlassen u. zum
Leiter der Föderalen Atomenergiebehörde Russlands "Rosatom"
ernannt. Im Dez. 2007 wurde er als Generaldirektor von
"Rosatom" wiederernannt u. arbeitete in dieser Position fast 11
Jahre lang. Danach wurde er Aufsichtsratsvorsitzender "Rosatom".
Unter der Führung Kirienkos entwickelte "Rosatom" ein
ehrgeiziges Programm für den Bau von Kernkraftwerken, basierend
auf einer Prognose über die Gefahr eines akuten Strommangels in
Russland aufgrund des starken Anstiegs des Konsums in Industrie
u. Bevölkerung. Die Attraktivität der Kernenergie wurde auch
durch das hohe Niveau der Erdgaspreise auf dem heimischen Markt
verstärkt. Es war geplant, in 25 Jahren - bis 2030 - 40 neue
Kernkraftwerke zu bauen u. den Anteil der Kernenergie an der
gesamten Stromerzeugung in Russland auf 25% zu erhöhen.
Anschliessend wurde das Programm für den Bau von Kernkraftwerken
KKW in Russland auf Empfehlung des Energieministeriums RF
aufgrund des Rückgangs der Industrieproduktion vor dem
Hintergrund der globalen Finanzkrise 2008 angepasst. Bis 2010
wurde ein neues staatl. Programm für die Entwicklung der
Nuklearindustrie genehmigt. In diesem Jahr belegte Sergej
Kirienko in der Rangliste der Top-Führungskräfte der Zeitung
Kommersant den 5. Platz im Bereich der Energiewirtschaft.
Kritik: Laut s. Vladimir Milov, Direktor des "Instituts für
Energiepolitik", wurden Hunderte Mrd. Rubel ineffizient in
"Rosatom" ausgegeben. Vor allem aus Sicherheitsgründen wurde die
unter Kirienko praktizierte „aggressive Politik der Ausweitung
des Betriebs sehr alter Kraftwerke“ kritisiert. Die schlechte
Bauqualität führte 2011 zum Einsturz der Verstärkung des
Reaktorsicherheitsbehälters im KKW Leningrad-2. Nach dem Unfall
in Japan im KKW Fukushima-1 2011 nahm die Attraktivität der
Kernenergie weltweit ab. Die in russ. KKW-en gewonnene Energie
war mit hohen Kosten verbunden. Die tatsächlichen Kosten für den
Bau eines KKW in Russland unter Kirienko betrugen etwa 3800 USD
pro Kilowatt - doppelt so viel wie der Bau eines KKW in China u.
fast 5x mehr als der Bau von Gaskraftwerken in Russland. All
diese Umstände seien von Kirienko bei der Rechtfertigung von
Bundesinvestitionen nicht angemessen berücksichtigt worden.
Während der Jahre von Kirienkos Arbeit wurde unter Beteiligung
russ. Nuklearwissenschaftler der Bau abgeschlossen u. das KKW in
Buschehr,
einem erdbebengefährdeten Gebiet im Iran, in Betrieb genommen.
Ausserdem wurden unter Beteiligung von "Rosatom" 3 Reaktoren in
China u. 2 in Indien in Betrieb genommen. Der Bau von
weiteren 30 Kraftwerken russ. Typs in verschiedenen Ländern der
Welt ging weiter. Der Gesamtwert des Portfolios internationaler
Verträge von "Rosatom", das unter Kirienko gebildet wurde,
beträgt bis 2025 über 100 Mrd. USD. Ende 2020 umfasste das
Auftragsbuch von "Rosatom" für die kommenden 10 Jahre Auftträge
bis über 130 Mrd. USD. Bis 2016, als Kirienko den Posten des
Generaldirektors von "Rosatom" verliess u. das Amt des
Aufsichtsratsvorsitzenden übernahm, wurden 3 Kraftwerke mit
einer Gesamtleistung von 3,1 GW in Betrieb genommen, darunter 2
Kraftwerke in Rostov u. eines in Kalinin. Weitere Blöcke wurden
in Belojarsk u. Novovoronezh bereitgestellt u. 4 weitere mit
einer Gesamtkapazität von 4,6 GW befanden sich im Bau. Der
Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung in Russland stieg
2015 auf 17% - gegenüber 15% zu Beginn von Kirienkos Amtsantritt
2005 -, während 2005-17 die Stromerzeugung in russ. KKW-en um
37% anstieg; bis 2020 betrug das Wachstum sogar über 44%. 2020
wurde der Rekord der UdSSR für die Stromerzeugung in KKW mit 215
Mrd. kWh gebrochen, der Anteil der KKW an der Energiebilanz des
Landes beträgt etwa 20,28%. Seit 2021 sind in Russland 38 Blöcke
mit einer installierten Gesamtleistung von ca. 30,3 GW in 11 in
Betrieb befindlichen KKW in Betrieb. Das
Auslandsgeschäftsportfolio von "Rosatom" umfasst 36 KKW in 12
Ländern, von denen 25 KKW in 9 Ländern aktiv implementiert
werden. Bei der Bewertung der Ergebnisse der Tätigkeit Kirienkos
wies der Direktor des "Instituts für Energiepolitik", Vladimir
Milov, darauf hin, dass die Inbetriebnahme neuer Kapazitäten
nicht ausreiche, um den Anteil der Kernenergie an der
Energiebilanz Russlands in Zukunft aufrechtzuerhalten;
gleichzeitig kritisierte er den Betrieb u. die Qualität alter
Kraftwerke sowie die Kosten neuer Anlagen u. insgesamt die hohen
Kosten der Kernenergie. Hingegen bewertete der Akademiker Leonid Bolshov, Direktor des "Instituts
für Probleme der sicheren Entwicklung der Kernenergie",
Kirienkos Aktivitäten an der Spitze von "Rosatom" als
erfolgreich im Vergleich zur vorangegangenen Periode der
Entwicklung der Industrie. Während der 11-jährigen Periode habe
sich unter Kirienko in Russlands KKW-en kein einziger Unfall mit
einer Punktzahl von 2 oder mehr Punkten auf der internationalen
7-Punkte-Skala von INES ereignet.
2015 gab Kirienko ein Interview anlässlich des Abschieds s.
Boris Nemcovs nach dessen Ermordung.
In der Präsidialverwaltung RF: Nach dem
Wechsel s. Vjacheslav Volodins in die Staatsduma RF im Herbst
2016, wo er Vorsitzender/Sprecher der 7. Duma wurde, wurde
Kirienko aufgrund der entstandenen Stellenvakanz Anfang Okt. auf
den Posten des 1. stv. Leiters der seit Aug. dieses Jahres von
s. Anton Vajno geleiteten Präsidialverwaltung RF
berufen. In dieser Stellung war er der Abteilung für
Innenpolitik u. der Abteilung für öffentl. Projekte unterstellt
u. hatte es mit einer Reihe von Treffen mit polit. Technologen
u. führenden Persönlichkeiten der Expertengemeinschaft u. mit
der Interaktion mit polit. Parteien, öffentl. Organisationen u.
Jugendpolitik zu tun. Überhaupt sollte er sich mit Innenpolitik befassen, während die Sphäre
der Aussenpolitk Putin zu überlassen war. Im Hinblick auf die
bevorstehende Präsidentschaftswahl in Russland 2018 - Kirienko
sollte Putins Wahlkampfzentrale leiten - sei Kirienko vor einem
Dilemma gestanden, wie er vor dem Hintergrund der Existenz der
histor. Rivalen Putins - Zjuganov u. Zhirinovskij, aber auch
Mironov u. Javlinskij - den Ausgang der Wahlen mit einem
bestimmten Ergebnis - 70% - garantieren kann u. gleichzeitig für
den Anschein des polit. Wettbewerbs zu sorgen. Kirienko hatte
Online-Veröffentlichungen u. soziale Netzwerke zu überwachen.
2015 wurde auf Initiative Kirienkos u. der Präsidialverwaltung
das "Institut für die Entwicklung des Internets" IRI gegründet.
Das Institut befasste sich mit Fragen einer barrierefreien
digitalen Umgebung, entwickelte einen Ethikkodex für die Nutzung
von Daten u. fungierte als Veranstalter eines Wettbewerbs zur
Unterstützung der Produktion u. Platzierung von Inhalten im
Internet, der auf die Stärkung der bürgerlichen Identität u.
spirituellen u. moralischen Werte bei jungen Menschen abzielte.
Im Nov. 2016 beteiligte sich Kirienko an der Diskussion über das
wachsende Problem der Zensur u. der Moralisierung der Freiheit
der Kreativität in Russland, nachdem er mit dem Kulturminister
RF s. Vladimir Medinskij die künstlerischen Leiter der grössten
Theater in Moskau u. SPB zusammengebracht hatte. Im Jan. 2017
leitete Kirienko das Organisationskomitee des XIX. Weltfestivals der Jugend u. Studenten,
das im Okt. 2017 in Sotschi stattfand u. Gäste aus 150
Ländern beherbergte. Anlässlich dieses Weltfestivals wurde die
Online-Plattform "Russland - das Land der Möglichkeiten"
gestartet, die auf Initiative Kirienkos erstellt wurde. Als ihre
Hauptziele wurden die „Steigerung der sozialen Mobilität u. die
Gewährleistung der persönl. u. berufl. Selbstverwirklichung der
Bürger“ erklärt. Kirienko war Mitglied des Aufsichtsrats der von
Putin per Dekret geschaffenen "Autonomen Nichtkommerziellen
Organisation ANO "Russland ist ein Land der Möglichkeiten".
Quasi geheimer Presse-Pool: Im Feb. 2017 wurde die
Presse auf Kirienkos Praxis aufmerksam, bei unangekündigten
Briefings im Kreml vor einem Pool vertrauenswürdiger Medien u.
unter der Bedingung der Anonymität zu sprechen. Der Pool
vertrauenswürdiger Medien umfasste 10 Medien, nämlich den
Fernsehsender "Dozhd", die Zeitungen Vedomosti, Kommersant,
Rosbusinessconsulting, Moskovskij komsomolec, Izvestija,
Komsomolskaja pravda, die Online-Zeitung Gazeta.ru sowie
die Nachrichtenagenturen "RIA Novosti" u. TASS. Berichte
aus den quasi geheimen Briefings mit Kirienko hatten sich auf
„eine Quelle im Kreml“, „eine Quelle in der Nähe der
Präsidialverwaltung Russlands“, „einen hochrangigen
Bundesbeamten“ u. ähnl. zu beziehen. Die Technologie zur
Verbreitung von Informationen aus Kirienkos vertraulichen
Briefings beinhaltete Verbote, über das Briefing zu berichten,
Angaben über die genaue Informationsquelle zu machen, u.
forderte Journalisten auf, ihre Notizen nur in dosierten
Portionen zu veröffentlichen, um keinen Verdacht in der
Gesellschaft zu schöpfen. Dieser Plan wurde von allen genannten
Medienorganen zur Ausführung angenommen u. entsprechend
umgesetzt.
Rekrutierung neuer Führungskräfte: Eine der wichtigsten
Neuerungen des Teams von Kirienko als Kurator für Innenpolitik
des Kremls war die Einführung der Praxis der Vorbereitung auf
Führungspositionen, einschliesslich zukünftiger Gouverneure.
Innerhalb von nur 3 Jahren /2017-19/ wurden unter Kirienko 41
Gebietschefs u. Gouverneure ersetzt - fast die Hälfte des
gesamten Gouverneurskorps. Im Okt. 2017 wurde auf Initiative
Kirienkos der allruss. Managerwettbewerb "Führungskräfte Russlands“ ins Leben
gerufen, der darauf abzielte, „nach einer neuen Generation
vielversprechender Führungskräfte zu suchen u. ihre berufl.
Entwicklung weiter zu unterstützen“. Für den 1. Wettbewerb
wurden 199 Tsd. Bewerbungen eingereicht, wobei 103 Personen
Gewinner wurden u. am Programm zur Schulung u. Umschulung der
höchsten Personalreserve teilnahmen; 2 Gewinner von 2018 wurden
Leiter von russ. Subjekten u. 3 wurden stv. Minister RF - wohl
alles Putin-loyale Leute. Für die 2. u. 3. Ausgabe des
Wettbewerbs wurden über 220 Tsd. Bewerbungen eingereicht.
2018 war Kirienko für die Vorbereitung u. Durchführung der
Präsidentschaftswahl dieses Jahres verantwortlich, an der eine
Rekordzahl von Wählern teilnahm u. die Putin mit 76,7% der
Stimmen gewann. Ausserdem beaufsichtigte Kirienko die Arbeit an
der Entwicklung von Änderungen der Verfassung RF u. die
gesamtruss. Abstimmung darüber, die 2020 stattfand. 2018
erhielt er den Titel "Held der RF" u. Ende 2020 wurde er
Mitglied des Staatsrats RF.
Einkommen: 2016 beliefen sich die Einnahmen Kirienkos
auf 85,5 Mln. Rubel - das waren die höchsten in der
Präsidialverwaltung RF.
Persönlichkeit, Stil u. Verhältnis Kirienkos zu
Putin: Verschiedene Experten wiesen auf Kirienkos
korrekten u. höflichen Umgang sowohl im Verhältnis zu
Unterstützern als auch zu polit.Gegnern u. Beamten
unterschiedlicher Ränge, auch in Konfliktsituationen, hin.
Obwohl Kirienko Vladimir Putin seit den 1990er Jahren lange u.
gut kenne, stand er 1998 für eine gewisse Zeit in der staatl.
Hierarchie als PM über ihm. Nicht zu vergessen sei, dass
Kirienko es war, der 1998 als PM Putin als neuen Leiter des FSB
RF einführte. Er kommuniziere mit ihm in einem informellen
Rahmen immer noch per „Sie“. Es habe noch nie hitzige Momente
zwischen Putin u. Kirienko gegeben, sagte Mikhail Vinogradov,
Leiter der Petersburger Politikstiftung. Als Putin ab 1999 an
der Spitze der russ. Regierung stand, habe Kirienko sich ihm
sofort als disziplinierter Beamter untergeordnet. Kirienko u.
Putin verbindeten auch das gemeinsame Interesse an den
Kampfsportarten des Ostens. 2005
wurde Kirienko Vorsitzender des Nationalen Aikido-Rates
Russlands bzw. Präsident der Aikido-Föderation "Aikikai
Russlands“. Ferner ist er Co-Vorsitzender der "Russ. Union der
Kampfkünste". All diese Umstände hingen mit der
erfolgreichen Fortsetzung von Kirienkos Karriere nach seinem
Rücktritt vom Posten des Chefs von "Rosatom" zusammen, als er
als 1. stv. Leiter der Kremlverwaltung damit beauftragt wurde,
den Präsidentschaftswahlkampf 2018 zu organisieren. Ein
charakterist. Merkmal von Kirienkos Personalstil bei der
Übernahme einer neuen Stelle sei auch die Einbeziehung von
Kollegen, mit denen er in den vorherigen Stellen
zusammengearbeitet hatte.
In einem Video von "Krasnee Radio" wurde das Thema
aufgegriffen, wieso Kirienko den Titel "Held Russlands" erhielt.
Im Gegensatz zu Nemcov u. Khakamada sei Kirienko mit der von
Putin kontrollierten Energiebranche verbunden gewesen. Formell
sei er zwar mit diesem Titel wohl ausgezeichnet worden, weil er
Putin bei der Präsidentschaftswahkampagne 2018 nützlich gewesen
sei. Wikipedia schreibt hingegen, dass
Kirijenko den Titel Held RF
vermutlich im Zusammenhang mit der Entwicklung der Wunderwaffe "Burevestnik" erhalte habe.
Mit seiner ganzen "netten" Art u. seinen Auftritte wurde der
hochrangige russ. Technokrat selbst zum integralen Bestandteil
der höchst zynischen Propaganda des kriminellen Putin-Regimes,
dem er sich 100% bedingungslos unterwarf.
Westl. Sanktionen u. Ukraine: Im Okt. 2020 verhängten
die EU u. GB Sanktionen gegen eine Reihe hochrangiger russ.
Beamter, darunter Sergej Kirienko, u. brachten sie mit der
Vergiftung des Oppositionspolitikers s. Aleksej Navalnyj mit
chemischen Waffen in Verbindung. Die EU begründete ihre
Sanktionen gegen Kirienko wie folgt: „... die Vergiftung Aleksej
Navalnyjs war nur mit Zustimmung der Präsidialverwaltung
möglich. Aufgrund seiner Führungsrolle in der Verwaltung ist
Sergej Kirienko verantwortlich für die Anstiftung u.
Unterstützung von Personen, die die Vergiftung Aleksej Navalnyjs
mit dem Nervenkampfstoff "Nowitschok" durchgeführt haben oder daran
beteiligt waren, was nach der Chemiewaffenkonvention eine
Anwendung chemischer Waffen ist.“ Die Sanktionen umfassen ein
Verbot der Einreise in die EU u. von Finanztransaktionen sowie
das Einfrieren möglicher Vermögenswerte. Im März 2021 verhängten
die USA Sanktionen gegen Kirienko. Im Feb. 2022 verhängte
US-Präsident s. Joe Biden Sanktionen gegen Kirienko u. seinen
Sohn Vladimir wegen ihrer Verbindungen zur russ. Regierung. Im
März 2022 verhängte Japan im Zusammenhang mit
der russ. Kriegsaggression gegen die Ukraine
im Feb. 2022
Sanktionen gegen Kirienko.
Im April 2022 berichtete RBC, dass Kirienko zusätzlich zur
Überwachung der Innenpolitik vom Kreml die Befugnis erhalten
habe, sich um die Beziehungen zu den sog.
"Volksrepubliken" von Doneck u. Lugansk, DVR u. LVR, in der
Ostukraine zu kümmern. Damit erhielt Kirienko, in Russland
auch als "Wunderkind" u. "grauer General" verspottet, eine neue,
höchst fragwürdige Bestimmung, die wegen in der Ukraine verübten
russ Kriegsverbrechen unter schlechtem Zeichen stand. Wie Meduza berichtete, hätten zwei
der Putin-Regierung nahestehende Quellen gesagt, dass diese
Ernennung das Ergebnis eines persönl. Treffens zwischen Kirienko
u. Putin gewesen sei, bei dem Kirienko seine Vision für die
„spezielle Militäroperation“, d.h. für die umfassende Invasion
des Kremls in der Ukraine, vorstellte, u. Ideen aufwarf, wie die
russ. Behörden mit den neu besetzten Gebieten umgehen sollten:
„Ihre Bewohner müssen sehen, dass Russland nicht vorübergehend
gekommen ist, sondern dort bleiben wird.“ Dabei habe Kirienko
laut einer Meduza-Quelle genau das gesagt, was Putin
hören wollte, dass alles, was in der Ukraine getan wird, richtig
sei. Wie Meduza berichtete, seien Kirienkos
Untergebene damit beauftragt wurden, ein „Nachkriegsimage“ für
Russland zu entwickeln. Eine Idee dabei sei, Russland als
„Kontinent der Freiheit“ für Rechtskonservative zu präsentieren,
um den Geist des „alten Europa“ zu bewahren. Kirienko sei nicht
abgeneigt, diesen „Kontinent“ selbst zu führen. In einer Sitzung soll Kirienko zur russ. Propaganda
gesagt haben: „Wir müssen übertreiben. Wir müssen eine
Atom-Psychose schüren." Im Mai 2022 wurde berichtet, dass
Kirienko, 1. stv. Leiter der Präsidialverwaltung RF, Vertreter
Putins u. zuständig für die Innenpolitik RF, in Doneck ein "Humanitäres Zentrum" eröffnet
habe u. die von Russland besetzte u. zerstörte Stadt Mariupol, die zur DVR gehört, besucht
habe. Dort habe er auf dem Lenin-Komsomol-Platz eine Statue mit sowjet. Flagge enthüllt, die
die Unterstützung der russ. Invasion in der Ukraine
symbolisieren soll, u. eine Rede gehalten. "Interfax" schrieb, Kirienkos Reise nach
Mariupol habe dem Zweck gedient, die „zivile Infrastruktur
wiederherzustellen u. der betroffenen Bevölkerung Hilfe zu
leisten". Das Oberhaupt der DVR, s. Denis Pushilin, habe
bestätigt, dass Kirienko u. der Sekretär des Generalrats der
Partei "Einiges Russland", s. Andrej Turchak, den Donbass
besucht hätten. Sie seien in Mariupol u. der Umgebung von
"Azovstal" gewesen. Turchak postete in seinem "Telegram"-Kanal
ein Video von Kirienkos Rede auf dem Lenin-Komsomol-Platz in
Mariupol. Er habe der Bevölkerung ausgerichtet, dass es in
diesem Jahr weder in Doneck noch in Lugansk eine Siegesparade
geben werde. Die Zeit, in der dies wieder möglich sein werde,
werde aber „bald" kommen. Danach wurde berichtet, dass Kirienko während einer Reise
nach Cherson am 7. Juni mit den Behörden u. s. Vladimir
Saldo, dem Leiter der von Russland etablierten militär.-zivilen
Verwaltung des Gebiets Cherson, die Lage des Gebiets besprochen
habe. Kirienko habe Ausgabestellen für russ. Pässe, eine
kürzlich eröffnete Filiale der russ. "PSB"-Bank u. das "Zentrum für humanitäre Hilfe" besucht.
Dabei sei entschieden worden, dass es notwendig sei, die Anzahl
der Stellen für die Ausstellung russ. Pässe u. den Verkauf von
SIM-Karten russ. Mobilfunkbetreiber zu erhöhen. Dies habe Kirill
Stremousov, der Stv. Saldos, auf "Telegram" bekanntgegeben. Die
Besatzungsbehörden von Cherson hätten ihren Wunsch erklärt, Teil
der RF zu werden. Noch am selben Tag reiste Kirienko auch in die
besetzte Stadt Melitopol. Der ukrain. Bürgermeister von Cherson,
Ihor Kolykhaev, bestätigte, dass die russ. Besatzer bei einem
Treffen mit etwa 70 russ. Sympathisanten darüber gesprochen
hätten, ein Referendum mit dem Zweck durchzuführen, die
besetzten Gebiete in die RF zu integrieren /II/. In Cherson hätten die russ.
Besatzer damit begonnen, die ukrain. Schulen auf ihren Lehrplan
umzustellen, auf dem Markt russ. SIM-Karten anzubieten u. russ.
Pässe zu verteilen. Wie Meduza berichtete, hätten die
Behörden der besetzten Gebiete im Donbass nach Kirienkos Besuch
damit begonnnen, ein Referendum über den Beitritt, sprich eine
Annexion der besetzten Gebiete durch Russland vorzubereiten.
Nach den kurzfristig angeordneten Scheinreferenden über einen Beitritt zur RF
von Ende Sept. 2022
erfolgte wenige Tage später die formelle Annexion
der besetzten Gebiete, d.h. von 4 Oblasten durch Russland. Nach
dem Start einer Gegenoffensive der ukrain. Armee im Sept. 2022
wurde die Stadt Cherson im Nov. nach dem hastigen u.
unerwarteten Abzug der russ. Truppen u. Besatzer von den
Ukrainern wieder befreit. Im Okt. besuchte Kirienko Mariupol erneut.,
wo er eine renovierte Schule besichtigte.
Im Juli 2022 behandelte s. Mikhail Khodorkovskij in seinem Blog
die Frage, ob Kirienko Nachfolger Putins sein könnte.
Im Okt. soll Kirienko während einer Rede auf einem Allruss.
Forum von Staatsbeamten gesagt haben, dass Russland den Sieg
erringen würde, wenn der Krieg ein „Volkskrieg" würde. Seiner
Meinung nach befinde sich Russland „nicht im Krieg mit der
Ukraine“, sondern die NATO-Staaten führten einen „unverdeckten
Krieg“ gegen Russland, um „Russland als unabhängigen souveränen
Staat zu liquidieren“. Im Dez. 2022 traf sich Kirienko mit Tschetschenführer s.
Ramzan Kadyrov u. Kämpfern der "Union der Kampfkünste" in Gudermes,
wo sich ein spezielles Trainingszentrum befindet, in dem sich
Teilnehmer der "militär. Spezialoperation" in der Ukraine im
Kampftraining unterziehen.
Familie: Sergej Kirienkos Sohn Vladimir Kirienko war
2008-11 Vorsitzender des Verwaltungsrats der
"Nizhegorodpromstrojbank", 2011-16 Vorsitzender des
Verwaltungsrats der Nizhnij Novgoroder GmbH "Capital". Ende
Sept. 2016 wurde er zum Obervizepräsident von "Rostelecom"
ernannt. Ausserdem fungierte er als Mitbegründer von "Titanium
Investments", das in Venture-Projekte investiert. Laut dem
"Pandora"-Archiv war er Eigentümer einer Offshore-Firma, über
die er in ausländ. Start-ups investierte.)
KIRIKOV,
Andrej Vladislavovich (russ. Anwalt
u. Unternehmer. Absolvent der Jurist. Fakultät der
Staatsuniversität Kemerovo. Dissertation am Griboedov-Institut
für internationales Recht u. Wirtschaft zum Thema "Probleme der
rechtlichen Unterstützung bei der Kriminalprävention“ zur
Erlangung des Grads eines Kandidaten der Rechtswissenschaften.
In dieser Dissertation wurde zum ersten Mal in der russ.
Rechtswissenschaft das Konzept der rechtl. Unterstützung der
Kriminalprävention als eine wichtige Kategorie der Kriminologie
formuliert u. theoretisch entwickelt, wobei Kirikov auf die
Notwendigkeit hinwies, ein grundlegendes Bundesgesetz zur
Kriminalprävention zu verabschieden. Ehem. Rechtsberater bei der
"Kuzbassprombank u. des Vizegouverneurs des Gebiets Kemerovo für
Bauwesen, ehem. Direktor für Recht u. allgemeine Angelegenheiten
des Kuznecker Metallurgischen Kombinats. 2004 war Kirikov einer
der 3 Gründer, Miteigentümer u. Vorstandsmitglied der
Holdinggesellschaft "Sibirischer Zement“, deren Haupttätigkeit
in der Produktion u. dem Verkauf von Zement auf dem Gebiet des
Sibirischen Föderationskreises besteht. Dort war Kirikov bis
2008 angestellt. 2008 schätzte das Magazin Finance Kirikovs
Vermögen auf 70 Mln. USD u. platzierte ihn auf Rang 320 der
Liste der russ. Millionäre. Nach seiner Entlassung aus dem
Zementunternehmen verkaufte Kirikov zusammen mit seinem
Miteigentümer Andrej Muravjov seinen 12%-en Anteil an dem
Unternehmen. Die neue Geschäftsleitung reichte gegen Kirikov
eine Klage in Höhe von über 70 Mln. Rubel mit der Behauptung
ein, Kirikov habe das 2007 aufgenommene Unternehmensdarlehen
nicht zurückgezahlt. Die Klage wurde im Jan. 2013 vom Moskauer
Stadtgericht abgelehnt. Kirikov reichte eine Klage gegen die
Firma "Sibirischer Zement" zum Schutz der Ehre, Würde u. des
Rufs ein, wobei das Schiedsgericht des Gebiets Kemerovo die
Klage abwies. Seit 2010 ist Andrej Kirikov Mitglied des
Vorstands der Verwaltungsgesellschaft "Mercury Capital Trust",
die ihren Kunden Investitionsdienstleistungen anbietet.)
KIRILENKO,
Artur Vladimirovich (russ.
Top-Baunternehmer. Studium am Industrietechnikum
– „Gorlovskij-Technikum" der Nationalen Universität
Doneck, Ukraine, Fachrichtung Bergbau, u. an der Fakultät für
Wirtschaftswissenschaften u. Bauunternehmensverwaltung der
Staatsuniversität für Architektur- u. Bauwesen St. Petersburg.
Dissertation zum Thema "Wettbewerbsfähigkeit eines
Bauunternehmens“ zur Erlangung des Grads eines Kandidaten der
Wirtschaftswissenschaften. Kirilenkos Name ist v.a.
mit den St. Petersburger Unternehmen "Strojmontazh Corp." u. der Gruppe
"Hermitage" verbunden. 1994 gründete er zusammen mit s. Sergej
Polonskij das Bauunternehmen "Strojmontazh Corp." in St.
Petersburg, dessen Eigentümer u. Leiter Kirilenko 1994-2010 war
u. das sich zu einer der grössten Baufirmen dort entwickelte.
2000 eröffnete "Strojmontazh Corp." eine Niederlassung in
Moskau, die von Polonskij geführt wurde, während die Leitung des
Unternehmens in SPB bei Kirilenko blieb. 2002 teilten Polonskij
u. Kirilenko das Geschäft auf, u. 2004 gründete Polonskij auf
der Grundlage der Moskauer Niederlassung ein eigenes Unternehmen
u. verliess "Strojmontazh". Nach der Geschäftsteilung wurde
Kirilenko alleiniger Eigentümer von "Strojmontazh". Bis 2008
nahmen die Projekte von "Strojmontazh" mind. 10% des SPB-er
Baumarkts im Wohnungssektor ein. Seit seiner Gründung baute das
Unternehmen über 800 Tsd. m² Wohnraum u. 60 Tsd. m²
Gewerbeimmobilien. 2008 nahm das Unternehmen 286 Tsd. m²
Wohnfläche in Betrieb, wobei der Umsatz des Unternehmens sich
auf über 5,5 Mrd. Rubel belief.
Unter der Leitung Kirilenkos setzte "Strojmontazh" eine Reihe
grandioser Bauprojekte um, die mit Auszeichnungen u. Diplomen
ausgezeichnet wurden, so das Geschäftszentrum "Petrovskij Fort“ /2003/, den
Apartmentkomplex "Fünftes Element“ /2003/, den
Elitekomplex "Mont Blanc“ /2008/ u. die Wohnanlagen
"Sosnovka“ /2004/, "Zvjozdnyj“ /2004-5/ u. "Lazurnyj“ /2007/.
2008 schätzte die Zeitschrift Finance Kirilenkos
Privatvermögen auf 1,1 Mrd. USD u. wies ihn damit auf Platz 91
in der Rangliste der 100 reichsten Menschen Russlands u. der
10 reichsten Geschäftsleute in SPB.
Mit der "Stroimontage de Paris", die später in "Hermitage
Gruppe" umbenannt wurde, gründete die "Strojmontazh Corp." 2003
eine Tochtergesellschaft in Frankreich. Die Filiale wurde von
Emin Iskenderov geleitet. 2006 begann "Hermitage" mit dem Bau
ihres ersten Projekts "Les Allées de l’Hermitage", das 2008
erfolgreich abgeschlossen u. als bestes Bauprojekt in der Region
Île-de-France ausgezeichnet wurde. Auf dem französ.
Markt wurden von "Hermitage“ verschiedene Bauprojekte mit etwa
1500 Wohnungen verwirklicht. 2007 begannen die Arbeiten am
multifunktionalen Baukomplex "Hermitage Plaza" /II/ in Courbevoie, das 2 86-stöckige Türme
mit einer Höhe von 320 m umfasst u. bis 2024 das höchste Gebäude
Europas werden soll.
2008-10 litt das Unternehmen
"Strojmontazh" erheblich unter der damaligen
Wirtschaftskrise u. einem Unternehmenskonflikt mit einem seiner
Gläubiger, der "Baltischen Bank". Die
Bank leitete eine Reihe von Strafverfahren gegen
"Strojmontazh" u. Kirilenko ein, die aber schliesslich mangels
Tatbestandsmerkmalen eingestellt wurden. 2009 reichte
"Strojmontazh" einen Insolvenzantrag beim Schiedsgericht von
SPB u. des Leningrader Gebiets ein. Kirilenko nannte es eine
„erzwungene Massnahme“, die notwendig sei, um private
Investoren, v.a. Aktionäre, vor unfreundlichen Handlungen der
"Baltischen Bank" zu schützen. 2010 wurde das
Insolvenzverfahren gegen "Strojmontazh" eingeleitet, die
Firma für bankrott erklärt u. Kirilenko
schied aus dem Präsidentenamt aus. Die Liquidierung von
"Strojmontazh" wurde 2015 abgeschlossen /ausführlicher dazu s.
auf den entsprechenden Webseiten v. Wikipedia/. Seit 2010
verwaltet Kirilenko Immobilien- u. Finanzierungsprojekte in
Russland u. Europa.)
KIRILL I. / westl. KYRILL I. II III IV V VI VII VIII IX X
XI XII XIII XIV / 1989 / 2008a 2008b / 2009-15: Inthronisierung 2009/1 2 II III IV V VI VIb VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XVIIIb XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXVIIIb XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX1 XXXIX XL
XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII LIII LIV LV 2016-21: II III IV IVb V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVb XVI XVII XVIII XIX XX
XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXa XXXb (mit Putin) XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX 2022-:
II III IV V VI VII VIII IX X
XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII
XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XL XLI XLII XLIII XLIV XLV
XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII
Gottesdienste in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau mit
Kirill an Ostern: 2023 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12/1 12/2 11 10/1 10/2 09 Gottesdienste in der
Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau mit Kirill an
Weihnachten: 2024 II III IV V 23 / II 22 / II 21 / II 20 / II 19 / II 18
/ II
17 / II 16 / II III 15 / II 14 / II 13 12 / II 11 10 / II
Kriegspredigten Kirills
Weitere Interviews u. Beiträge Kirills
(eigtl. GUNDJAEV, Vladimir
Mikhajlovich, Bischof der Russ.-Orthodoxen Kirche
ROK, seit 1. Feb. 2009 Patriarch von Moskau u. ganz
Russland. Es
wird angenommen, dass Gundjaevs-Kirills Vorfahren aus dem
Gebiet des heutigen Mordwinien stammen /II/. Der Nachname Gundjaev wurde vom
Spitznamen "Gundjaj" hergeleitet, basierend auf dem
Tambover-Voronezher Dialektwort "gundjavit" - "durch die Nase,
nasal sprechen“. Max Vasmer hielt die Wurzel für lautmalerisch
u. verglich sie mit dem dialektalen "grummeln, summen“, wobei
es noch andere etymolog. Erklärungsversuche gibt. Kirills
Vorväter waren in der Sowjetzeit schweren Repressionen
ausgesetzt: Sein Grossvater, ein Priester, lebte fast 30 Jahre
im Gefängnis u. war einer der ersten Insassen des Sonderlagers Solovki. Sein Vater, ein
Ingenieur, der Priester wurde, wurde wegen kirchlicher
Tätigkeit verhaftet u. zu 3 Jahren Arbeitslager u. Verbannung
in
Kolyma verurteilt. Vom Schicksal seines Vaters u.
Grossvaters erzählte Kirill ausführlich in einem 2001 mit Igumen s. Ilarion /Alfeev/
geführten Interview. Die Mutter war Deutschlehrerin.
Gundjaev verbrachte seine Kindheit in ärmlichen Verhältnissen
in einer kleinen Wohnung auf der Vasilij-Insel in Leningrad.
Ausbildung u. Priestertum in der Sowjetzeit: Gundjaev
habe immer Priester werden wollen, wie er im Interview mit
Ilarion erzählte. Dennoch wollte er zunächst Physik studieren,
aber der Leningrader Metropolit Nikodim /Rotov/ meinte, dass er ins Leningrader Theolog. Seminar eintreten
sollte, was er 1965 tat. Bei seinem Studium sei er von Nikodim
dazu gedrängt worden, das Studium baldmöglichst
abzuschliessen, sodass er nur ausgewählte Vorlesungen besuchen
konnte u. das Studium im abgekürzten Schnellverfahren
absolvierte.
1969 wurde Kirill von Nikodimn zum Priester geweiht u.
erhielt als Mönch den Namen Kirill. In demselben
Jahr wurde er von ihm zum Hierodiakon u. zum Priestermönch befördert. 1970 schloss
er sein Studium der Theologie an der Leningrader Theolog. Akademie mit einer
Dissertation zum Thema "Die Bildung u. Entwicklung der
Kirchenhierarchie u. die Lehre der orthodoxen Kirche über
ihren gnädigen Charakter“ ab u. wurde zum Dozenten für dogmat.
Theologie u. stv. Inspektor ernannt. Ab Aug. 1970 stand Kirill
unter dem Gehorsam des persönl. Sekretärs des Metropoliten von
Leningrad u. Novgorod Nikodim zur Verfügung. Im Sept. 1971
wurde er in den Rang eines Archimandriten erhoben. Nach dem
Abschluss der Geistl. Akademie wollte Nikodim den 24. Jährigen
eigentlich für eine wissenschaftl. Spezialisierung nach Oxford
schicken. Aber 1971 wurde Kirill als Vertreter des Moskauer Patriarchats MP beim Ökumen.
Rat der Kirchen, dem sog. Weltkirchenrat, in Genf, Schweiz,
bestellt, wozu
auch seine Mitarbeit in der Christlichen
Friedenskonferenz gehörte.
Schon in den 1960er Jahren konnte Gundjaev aus der UdSSR
ausreisen u. an Kongressen im /westl./ Ausland teilnehmen.
In Genf betreute
er auch die russ.-orthod. Gemeinde. In
dieser Zeit wurde er als Agent des
KGB angeworben, s. unten.
Laut Medienberichten, zitiert vom Spiegel, sollte Kirill
damals die Genfer Institution dazu bewegen, die USA
u. ihre Verbündeten anzuprangern u. ihre
Kritik an der mangelnden Religionsfreiheit in der
UdSSR zu mässigen.
Wie Kirill Ilarion im erwähnten Interview
erzählte, habe der Nutzen der Vertretung im
Weltkirchenrat auch darin bestanden, in
Berichten an die zuständigen sowjet. Instanzen
auf die Prestigeprobleme der Sowjetunion in der
Weltöffentlichkeit hinzuweisen u. zur
Problematik von Repressionen gegen religiöse
Dissidenten entsprechende Erklärungen abzugeben,
um so auf die Freilassung solcher Personern
hinwirken, also einen gewissen Druck auf die
Staatsmacht ausüben zu können.
Was das Verhalten von Priestern im Sowjetstaat
anbelangte, die als solche existieren wollten, wies
Kirill im Interview mit Ilarion darauf hin, dass man
als Vertreter der Kirche keine polit.-ideolog.
Opposition betreiben konnte, sondern dem Staat
gegenüber loyal zu bleiben hatte, v.a. wenn man im
kirchlich-diplomat. Dienst stand. Ohne diese Loyalität
wäre ein solcher Priester nicht nur selbst
Repressionen ausgesetzt gewesen, sondern er hätte eine
Welle von Repressionen gegen andere hervorrufen
können. Im
Dez. 1974 wurde Kirill Rektor der Leningrader Theolog.
Akademie u. des Leningrader Theol. Seminars, wo er zum ersten
Mal in der Geschichte der ROK eine spezielle Klasse für
orthod. Mädchen einrichtete u. Sportunterricht einführte. Des
übrigen wurde er zum Vorsitzenden des Rats der Diözese
Leningrad u. zum Mitglied des ZK u. des Exekutivkomitees des
Ökumen. Rats der Kirchen ernannt oder gewählt; ab 1975 war er
Mitglied der Kommission "Glaube u. Kirchenverfassung“ des
Ökumen. Rats der Kirchen, ab 1976 Mitglied der
Synodalkommission für die Einheit der Christen u. für
zwischenkirchliche Beziehungen, zugleich Bischof von Vyborg u.
Vikar der Leningrader Diözese. 1976-78 war er stv.
Patriarchal. Exarch von Westeuropa, wobei er in diesen Jahren
auch die Funktionen eines Erzbischofs, Administrators der
patriarchal. Pfarreien in Finnland u. diejenige des stv.
Leiters der Abteilung für kirchliche Aussenbeziehungen des MP
ausübte. 1980 soll er sich geweigert haben, gegen die
Resolution des ZK des Ökumen. Weltkirchenrats zu stimmen, die
den Einmarsch sowjet. Truppen in Afghanistan verurteilte. Laut
einigen Quellen wurde er möglicherweise deswegen im Dez. 1984
vom Amt des Rektors der Leningrader Theolog. Akademie u. des
Seminars entbunden u. als Erzbischof von Smolensk u.
Vjazemskij in die Diözese Smolensk versetzt; 1989 wurde
der Titel in Erzbischof von Smolensk u. Kaliningrad
umgewandelt. Erst 2001 habe Kirill den „eigentlichen Grund"
erfahren, weshalb er 1984 nach Smolensk versetzt wurde, wie er
im Interview mit Ilarion berichtete, ohne jedoch die Episode
der erwähnten Afghanistan-Abstimmung im Weltkirchenrat zu
erwähnen. Die Leningrader KGB-Führung habe damals ein
Telegramm an das ZK der KPdSU mit der Bitte gerichtet, ihn
seines Amtes als Rektor der Akademie zu entheben u. „wegen
erhöhter Aktivität" an einen anderen Ort zu versetzen. Das
Telegramm habe kein Geringerer als der damalige /stv./ Leiter
des Leningrader KGB s. Oleg Kalugin unterschrieben. Im Nov.
1989 folgte eine weitere wichtige Zäsur u. ein bedeutender
Schritt in Kirills Karriere, indem er zum Vorsitzenden der
Abteilung für kirchliche
Aussenbeziehungen OVCS/DECR des MP, also
praktisch zum Chef des Aussenamts der ROK – quasi in Analogie
zum Aussenminister RF –, u. zugleich von Amtes wegen zum
ständigen Mitglied des Hl. Synods der ROK ernannt wurde. Im
Feb. 1991 wurde er per Dekret des Patriarchen s. Aleksij II.
in den Rang eines Metropoliten der ROK erhoben.
Im postsowjet. Russland: Nach dem Ende der
Sowjetunion war Metropolit Kirill Mitglied
des öffentl. Rats beim Vorsitzenden der Regierung RF zur
Regelung der Lage in der Republik Tschetschenien, Mitglied des
Präsidiums der Kommission beim Präsidenten RF für Staatspreise
im Bereich Literatur u. Kunst, Mitglied des Rats für die
Zusammenarbeit mit religiösen Vereinigungen beim Präsidenten RF
u. Mitglied des russ. Organisationskomitees OK für die
Vorbereitung des Treffens zum 3. Jahrtausend u. der Feier des
2000. Jubiläums des Christentums. Metropolit Kirill war ferner
stv. Leiter des 1993 gegründeten "Weltkonzils des Russ. Volkes" VRNS /2010a 2010b 2022/. Diese unter dem Patronat der ROK
stehende ultrakonservativ-nationalist. u. antiwestl.
ausgerichtete Versammlung befasste sich v.a. mit der „Bedeutung
der Modernisierung Russlands“. Dabei kam man u.a. zum
Schluss, dass es keinen anderen Weg der technischen
Entwicklung gebe als den, der vom Westen eingeschlagen wurde.
Die 1990er Jahre seien eine
sehr schwierige u. unruhige Zeit gewesen, die von Kampf u.
Spannung begleitet gewesen sei, u. es habe Kräfte gegeben, die
die Kirche aus dem gesellschaftl. Leben verdrängen wollten,
wie er Ilarion mitteilte. Seit Okt. 2005 war Kirill
Mitglied des OK für das Jahr der RF in der VR China u. das
Jahr der VR China in der RF. Seit Sept. 2007 war er Mitglied
des OK für das Jahr der RF in der Republik Indien u. das Jahr
der Republik Indien in der RF.
Der Metropolit war einer der Hauptmitwirkenden an der
Ausarbeitung der 2000 verabschiedeten Sozialdoktrin der
ROK u. leitete ab 2006 die Arbeitsgruppe zur
Ausarbeitung der Grundlagenlehre der ROK über die Würde,
die Freiheit u. die Menschenrechte, die im Juli 2008
beschlossen wurde. Im Okt. 2008 weihte Kirill mit anderen
Bischöfen der ROK u. in Anwesenheit des kuban.
Staatsoberhaupts Raúl Castro in Havanna die erste
russ.-orthod. Kirche auf Kuba ein u. traf sich mit dem
1. Sekretär des ZK der KP Kubas, Fidel Castro, der als
legendärer ehem. Katholik verbucht wurde. Im Dez. 2008
antwortete der Kirchenfürst in Moskau auf Fragen von
Journalisten, wobei er sagte, dass er „kategorisch gegen
jegliche Reformen“ in der Kirche sei.
Als Patriarch der ROK: Gundjaev-Kirill
galt als Favorit u. Wunschnachfolger des Patriarchen Aleksij
II., aber der Wahlkampf sei mit Skandalen verbunden gewesen,
denn Gundjaevs Gegner führten kompromittierendes Material
ins Feld, die ihm vorgeworfenen Schmuggel von Tabak u.
Alkohol unter Ausnutzung kirchlicher Steuerprivilegien in
den 90er Jahren thematisierten. Die Präsidialadministration
des Kremls, die damals von Putin-Intimus s. Vladislav Surkov
geleitet wurde, habe Kirill jedoch aktive Wahlhilfe
geleistet, indem sie in den Medien im Gegenzug
entsprechendes Belastungsmaterial gegen Kirills Gegner
veröffentlichen liess. Ausserdem sei Kirill seit Langem mit
der Elite der Beamtenschaft eng verbunden gewesen u. habe
signalisiert, dem Kreml in polit. Hinsicht behilflich zu
sein. Die russ.-orthodoxe Religion habe sich unter diesen
Bedingungen faktisch als Staatsideologie etablieren können,
die dazu gedient habe, Putins Wahlvolk zusammenzuschliessen.
/s. Mikhail Zygar, Endspiel S. 275./
1 Tag nach dem offenbar unter
etwas mysteriösen Umständen geschehenen
Ableben des Patriarchen Aleksij II. im Dez. 2008
wurde Gundjaev-Kirill auf einer Sitzung des Hl. Synods in
geheimer Abstimmung zum amtierenden Patriarchen gewählt. Am
27. Jan. 2009 wurde Metropolit Kirill vom "Lokalrat" der ROK mit 508 von 677
Stimmen zum 16. Patriarchen von Moskau u. ganz Russland
gewählt. Vorher ausgeschiedene Gegenkandidaten waren
Metropolit Kliment von Kaluga u. Borovsk u.
Metropolit Filaret von Minsk u. Sluck. Der
Präsident RF s. Dmitrij Medvedev u. der PM RF s.
Vladimir Putin gratulierten dem neu gewählten Patriarchen zu
seiner Wahl. Auch Papst Benedikt XVI. übermittelte per
Telegramm seine Glückwünsche an das neugewählte Oberhaupt der
ROK. Die
Inthronisierung /II/ des neuen Patriarchen fand am
1. Feb. in der Christ-Erlöser-Kathedrale im Beisein des Präsidenten RF Medvedev statt. Am
nächsten Tag gab der Präsident RF im Grossen Kremlpalast einen
Empfang für die Bischöfe der ROK, bei dem Patriarch Kirill
insbes. über die "Symphonie“ als Vision einer Kirche mit
idealem Verhältnis zum Staat referierte. Bereits
in den ersten Tagen seines "Pontifikats" verlautbarte
der neue Patriarch eine kategorische Ablehnung
jeglicher Reformen in seiner Kirche u. widerlegte damit für
viele Jahre die Meinung, er sei ein "gemässigter Liberaler“.
Diese ultrakonservative Haltung, die auch polit. Relevanz
erlangte, machte ihn in den Augen der russ. Behörden, die den in
der Verfassung des Landes verankerten säkularen Charakter des
Staates de facto schon vor langer Zeit aufgegeben hatten,
praktisch zum alternativlosen Kandidaten für das Amt des
Patriarchen der ROK, an dem strikt festgehalten wird, es sei
denn er würde die Loyalität gegenüber dem Kreml verlassen.
Einige Tage nach seiner Inthronisierung traf Kirill sich mit s. Nikolaj Patrushev,
Sekretär des Sicherheitsrats RF,
in Aleksijs II. Zeiten Direktor des FSB, der als enger
Vertrauter Putins u. mächtiger Strippenzieher im Dunstkreis
des Kremls gilt. In der
Folge äusserte der neue Patriarch, /der sich als Wolf im
Schafspelz herausstellen sollte/, unverhohlen sein
konservativ-reaktionäres Weltbild des Wesens der russ.-orthod.
Kirche /u. deren imperialist. Herrschaftsambitionen im Geiste
des grossruss. Nationalismus u. des KGB/. Im März sagte er bei
einem Besuch in Tula, dass das Hauptkriterium bei der
Bewertung der Aktivitäten der Kirche der moralische Zustand
der Gesellschaft sein sollte, u. schwafelte von nicht
vollwertigen Kirchen. Ende März behielt er sich das Recht vor,
ausser der Diözese Kaliningrad auch das Baltikum zu regieren.
Im März 2009 wurde Metropolit s. Ilarion durch Beschluss des
Hl. Synods zum Vikar des Patriarchen u. v.a. zum neuen
Vorsitzenden der Abteilung für kirchliche
Aussenbeziehungen OVCS/DECR
des MP als Nachfolger Kirills ernannt. Im
Juli stattete Kirill als neuer Primas der ROK seinen 1.
offiziellen Auslandsbesuch ab – im Patriarchat von
Konstantinopel, Istanbul/Türkei, wo er dem Ökumen. Patriarchen
Bartholomaios I. seine Aufwartung machte u. den türkischen PM
Erdoğan
traf. Als Antwort auf Zuschauerfragen hielt Kirill im Rahmen
der Sendung "Worte des Hirten" im Sept. 2011 einen Vortrag über die Apokalypse, ein
Lieblingsthema des Patriarchaten, in dem er über Sünden u. den
Todesbazillus sprach. In einem Weihnachtsinterview vom Jan. 2012 nahm
Kirill Stellung zu den damaligen Massenprotesten in Russland
u. sagte, dass die Gesellschaft das Recht habe,
Meinungsverschiedenheiten zu äussern, u. dass die Behörden den
Protestierenden zuhören u. ihren Kurs korrigieren sollten
[sic]. Gleichzeitig betonte der Patriarch, dass es notwendig
sei, ein Gleichgewicht zu wahren u. Weisheit zu zeigen, da
„die Proteste des gerechten Volkes von den polit. Kräften, die
nach Macht streben, sehr geschickt genutzt werden“. 2012 unterstützte Patriarch Kirill seinen
Verbündeten Vladimir Putin, mit dem er als ehem. "Kollege" des
sowjet. Geheimdienstes /s. unten/ eine KGB-basierte
kumpelhafte Männerfreundschaft unterhält u. dessen
Regentschaft er als „Wunder Gottes“ bezeichnete, offen bei seiner Nominierung für eine 3.
Amtszeit als Präsident RF. Im Nov. 2012 besuchte Kirill die
Holocaust-Gedenkstätte Jad Vashem in Israel, wo er den Topos
der
„faschist. Pest" benutzte. 2013 besuchte Kirill die
VR China, Griechenland u. den hl. Berg Athos sowie
Moldawien, einschliessl. der Diözese Tiraspol auf dem Gebiet
der von Moskau kontrollierten abtrünnigen Pseudorepublik
Transnistrien. Im Okt. dankte Kirill Putin dafür, dass er sich um
den spirituellen Zustand des Volkes kümmere (sic).
Putin lässt sich von Kirill immer wieder segnen. Ende Jahr
sprach sich der Patriarch gegen die Leihmutterschaft aus. Im
Mai 2015 traf er im Moskauer Kreml mit dem chines.
KP-Generalsekretär Xi Jinping zusammen /II/. Anlässlich seiner Pilgerreise vom
Mai 2016 auf den Berg Athos, die zeitlich mit den
Feierlichkeiten zum 1000. Jahrestag der "russ. Präsenz“ auf
dem hl. Berg zusammenfiel, traf er im Panteleimon-Kloster mit
dem Präsidenten RF V.V. Putin zusammen, der ebenfalls auf den
Athos reiste. Nach Angaben griech. Medien wurde dieses Treffen
von einigen Vertretern des Ökumen. Patriarchats u. der Kirche
Griechenlands kritisiert, weil sie der Ansicht waren, dass es
auf Athos keine "nationalen Präsenzen“ geben könne. Nach der
Liturgie wandte sich Kirill an den Vertreter des Ökumen.
Patriarchen auf Athos, den Metropoliten u. an andere Anwesende
u. sprach von der Ukraine, von Weissrussland, Moldawien u.a.
Staaten des "histor. Russlands". Im Sept. dieses Jahres
unterstützte Kirill die Initiative orthodoxer Bürger,
Unterschriften für das gesetzliche Verbot der Abtreibung in
Russland zu sammeln, u. setzte seine Unterschrift unter die
entsprechende Petition. Im Okt. 2016 war er in London. Im Nov. sagte er, dass er Gott niemals darum gebeten habe,
Patriarch zu werden, obwohl er wusste, dass er wohl die Chance
dazu bekommen würde. Anlässlich der Feierlichkeiten zum 10.
Jahrestag der Inthronisierung von Patriarch Kirill fand Ende
Jan. 2019 im Kremlpalast eine
feierliche Versammlung statt, an der neben Würdenträgern der
ROK auch der Präsident RF Putin teilnahm. Während
seiner Rede vor den Delegationen der alexandrin., georg.,
rumän., bulgar. u. poln. Kirchen sagte
Patriarch Kirill hinsichtlich der kirchlichen
Ereignisse in der Ukraine: „Die Ukraine ist nicht die Peripherie
unserer Kirche. Wir nennen Kiev "die Mutter der russ. Städte“,
für uns ist Kiev das, was für viele Jerusalem ist. Von dort aus
begann die russ. Orthodoxie, u. wir können diese histor. u.
spirituelle Verbindung unter keinen Umständen verleugnen. Die
Einheit unserer gesamten Kirchengemeinschaft gründet auf diesem
geistigen Band“. Im Jan. 2020 traf Kirill den dt. Botschafter in Russland,
bei dem er - in auffällig zurückhaltendem Ton - die schwierigen
Seiten der Geschichte ansprach. Im April fuhr der Patriarch in einem Mercedes durch
Moskau u. betete für die Rettung Russlands vor dem
Coronavirus. Im Okt. 2021 verlieh Kirill dem kremltreuen Kinoregisseur
s. Nikita Mikhalkov den Orden des Hl. Seraphim von Sarov.
Im Nov. überreichte Putin dem Patriarchen den Orden des Hl. Andreas des Erstberufenen
anlässlich dessen 75. Geburtstags. Im März 2022 verlieh Kirill
dem
"Gazprom"-Chef s. Aleksej Miller den Orden "Ruhm u. Ehre"
u. dankte ihm für das, „was Gazprom für unser Vaterland u. die
Kirche tut". Im April leitete
Patriarch Kirill die Trauerfeier für den verstorbenen LDPR-Führer s. Vladimir Zhirinovskij,
der auf dem Friedhof des Neujungfrauenklosters beigesetzt
wurde. An einen Skandal grenzte auch die Segnung des
Staatsduma-Abgeordneten s. Leonid Sluckij durch Kirill, der seit
Mai 2022 neuer Vorsitzender der umstrittenen ultranationalist.
Zhirinovskij-Partei LDPR war, in einer Moskauer Kirche. Der
Patriarch nannte Sluckij gemäss Medien einen „aufrichtigen u. zutiefst
gläubigen Menschen“, der immer „im Schatten blieb“ u. seine
Beteiligung an vielen „guten Taten“ nicht betonte. Gemäss Medien
wird Sluckij sexuelle Belästigung, Korruption u.
Bestechlichkeit vorgeworfen. Die Ethikkommission der Duma
RF stellte bei Sluckij keine „Verhaltensverstösse“ fest u.
weigerte sich, die Vorwürfe zu prüfen. Im Okt. 2022 rief Kirill
zum Gebet für den Kremlchef auf, der auch Oberbefehlshaber der
Streitkräfte RF u. Initiator des Kriegs gegen die Ukraine ist,
den er im Feb. 2022 angeordnet hatte. „Gott hat Sie an das
Steuer der Macht gestellt, damit Sie einen Dienst besonderer
Wichtigkeit u. grosser Verantwortung für das Schicksal des
Landes u. des Ihnen anvertrauten Volkes leisten!", hiess es in
einem vom MP veröffentlichten Glückwunschtelegramm Kirills anlässlich des 70. Geburtstags Putins.
Zudem rief der Kirchenführer in einem Brief an die
Priesterschaft zu zweitägigen Gebeten für Putins Gesundheit u.
Langlebigkeit auf. Im Nov.
2022 besuchte der kuban. Präsident Díaz-Canel das MP /II/, wobei Kirill den Mut Kubas lobte,
einen sozialist. Staat geschaffen zu haben.
Im April rief Kirill bei einem Gottesdienst im Moskauer Kreml
seine Landsleute mit drastischen Worten zu Patriotismus auf u. bezeichnete diejenigen als Feinde, die
dem Vaterland nicht dienen wollten. Eine
besonders herzliche Beziehung pflegt Kirill auch zum
international umstrittenen belaruss. Machthaber Aleksandr
Lukashenko, den er ab u. zu in Minsk besucht /II III IV/ u. dem er regelmässig Grussbotschaften etwa folgenden
Inhalts wie an Weihnachten 2022/23 zukommen lässt: „Ich hoffe,
dass sich die konstruktive Zusammenarbeit zwischen Kirche u.
Staat in der Republik Belarus unter Ihrer persönl. Beteiligung
weiter entwickelt u. zur Herstellung von Harmonie im Leben des
Volkes u. seiner Einheit auf der Grundlage dauerhafter
moralischer Ideale beiträgt. An diesem strahlenden Tag wünsche
ich Ihnen Gesundheit, gute Laune u. Gottes Hilfe bei Ihrer
weiteren verantwortungsvollen Arbeit in Ihrem hohen
Präsidentenamt. Mit tiefem Respekt." Im Mai 2023 leitete Kirill die 32. gemeinsame Sitzung
zur Veröffentlichung der "Orthodoxen Enzyklopädie“.
Vom
Liberalen zum fundamentalist. Konservativen: Wie
Mikhail Zygar in seinem Buch "Endspiel" über den Patriarchen
ausführt, galt Kirill vor seiner Wahl als liberal u.
prowestlich eingestellter, progressiver Denker, der wegen
seiner hohen Bildung sehr geachtet war. Sein Amtsantritt sei
mit einem Anwachsen des von der weltlichen Politik
vorgegebenen orthodoxen Fundamentalismus im Alltagsleben der
Russen zusammengefallen. Diese Strömung sei zumeist von der
Präsidialadministration oder anderen weltlichen Protagonisten
ausgegangen, die in Russland ihren Einfluss verstärken
konnten. In Putins 3. Amtszeit habe Patriarch
Kirill einen nie dagewesenen Einfluss erlangt, der auch mit
einem unmittelbaren Zugang zum Präsidenten selbst verbunden
war, mit dem er in Sotschi Skifahren gehen konnte.
Moralvorstellungen,
Verurteilung der Homosexualität, des Feminismus, der
Leihmutterschaft u. der Abtreibung: Kirill
ist - vergleichbar mit den röm. Päpsten - ein Kirchenmann mit
strikt ultrakonservativen, traditionellen Moralvorstellungen
u. ein entschiedener Vertreter des
Festhaltens am traditionellen Familienmodell.
Er hat sich darüber mehrmals öffentlich geäussert /II III/. Während diese Haltung in Russland
offenbar weitgehend auf Zustimmung stösst, wird sie im
sekulären Westen selbst in strengt kathol. Ländern inzwischen
meist liberaler gehandhabt. 2005 unterstützte Metropolit
Kirill die Position des Moskauer Bürgermeisters s. Jurij
Luzhkov, in der Stadt keine Parade sexueller Minderheiten
abzuhalten, u. brachte seine Zuversicht zum Ausdruck, dass
westliche Politiker den Bürgermeister nicht zwingen könnten,
die Durchführung einer Schwulenparade in der Stadt zuzulassen. In seiner Ansprache vor dem UN-Menschenrechtsrat in
Genf im März 2008 kritisierte Metropolit Kirill, dass es in
der Europäischen Grundrechtecharta keine
Klausel zu Beschränkungen der in ihr zugesicherten Rechte u.
Freiheiten gebe, um den „gerechten Anforderungen der Moral“
Genüge zu tun. Die 1948 von der Generalversammlung
der UN beschlossene "Allgemeine Erklärung
der Menschenrechte" habe eine solche
Klausel noch gekannt - s. Art. 29 Abs. 2.
In einem Interview mit der Zeitschrift Der
Spiegel von Anfang 2008 bekräftigte Kirill
seine eindeutige Verurteilung von Homosexualität, sprach sich
jedoch gegen die Verfolgung u. Stigmatisierung von Menschen
mit homosexueller Orientierung aus – die Menschen hätten „die
Freiheit, so zu leben, wie sie es für richtig halten“. Kirill
ist gegen die Homosexualität, weil sie die Grenze zwischen Gut
u. Böse, zwischen Sünde u. Heiligkeit verwische. Die
Gay-Paraden seien eine aufdringliche Zurschaustellung von
Unzucht. Die Bibel nenne das Sünde, genauso wie den
Ehebruch. Für diverse Sünden zu werben, wie es in der TV schon
längst geschehe, zersetze die öffentl. Moral. Es sei die
Aufgabe der Kirche, Sünde auch Sünde zu benennen. Wenn man
Homosexualität rechtfertige, warum dann nicht gleich auch
Pädophilie.
2012 sagte er, dass wir uns in einer „schlimmen
Zeit" befänden - in der Zeit der „Postmoderne".
Er möchte „das Wort nicht einmal verwenden, denn es
„nähere uns einem tragischen Ende an". In der russ.
Gesellschaft würde sich der „moralische Konsensus zwar
noch halten", aber es werde „alles getan, um ihn zu
zerstören". Die „Moralität" sei das „einzige
Fundament, das in der Lage ist, die Gesellschaft
zusammenzuhalten". Die Implementierung der Gender-Gesetze
bedeuteten die „Absage an das Verständnis des biologischen
Geschlechts". Die „Zukunft der menschlichen Zivilisation"
stehe auf dem Spiel. In einer Predigt vom
Juli 2013 erklärte Kirill die Legalisierung von Homo-Ehen bzw. der gleichgeschlechtlichen
Ehe zu einem „Anzeichen für den bevorstehenden Weltuntergang" u. rief
dazu auf, alles zu tun, damit im „Heiligen Russland“ das
Gesetz nie die Sünde unterstützt, was ein Prozess der
Selbstzerstörung wäre. Der Antichrist stünde dann an der Spitze
des Internets /sic/, bilanzierte er, als er von
einer hypothet. zentralen Kontrolle des Netzes
sprach. Seine pathologische Homophobie, den religiösen
Fanatismus, der von Aberglauben nicht frei sein dürfte, u. den
Hang zu
Verschwörungstheorien, die in
verschiedenen Kontexten ihren absurden Niederschlag finden,
scheint Kirill mit Putin u. dem
Tschetschenführer s. Ramzan Kadyrov gemein zu haben. Im April
2013 kritisierte Kirill auch den Feminismus in einer Erklärung
scharf u. bezeichnete ihn als ein „gefährliches Phänomen“, das
Frauen lediglich eine Illusion von Freiheit in Aussicht
stelle. Die Rolle der Frau sei stets nach innen konzentriert
u. liege beim Haushalt u. bei den Kindern. Der Zerstörung der
Familie folge hingegen unweigerlich die Zerstörung des
Heimatlands. Im Sept. 2016 unterzeichnete Patriarch
Kirill einen Aufruf zum Verbot der Abtreibung in
Russland. 2017 verglich Kirill die Homo-Ehe sogar mit dem
Faschismus u. der Apartheid: „Leider wurden in
einigen Ländern des Westens zum ersten Mal Gesetze angenommen,
die mit der moralischen Natur des Menschen, mit dem Gewissen
brechen. Das sind die Gesetze über sogenannte homosexuelle
Ehen. Die Menschen rebellierten aus
dem gleichen Grund, aus dem sie gegen faschistische u.
Apartheidgesetze rebellierten, denn diese Gesetze verstossen
gegen die Moral“ /II video/, erklärte
der Patriarch von Moskau u. ganz Russland Ende Mai 2017 bei
seiner Rede an der Universität Bischkek in Kirgistan. Nach
diesem Auftritt wurde Kirill der Titel eines Ehrendoktors der Kirgis.-Russländ.
Slavischen Universität verliehen. Im Juni 2022 sagte er bei
einem
Besuch in Minsk, wenn ein Mensch seine moralischen
Richtlinien verliert, er aufhöre, ein Mensch zu sein. Im Jan.
2023
bestätigte er in der Staatsduma RF die Haltung der ROK, die
die Abtreibung ablehnt.
Der Fall "Pussy Riot": Im März 2012 verurteilte der Patriarch die
weltberühmt gewordene Protestaktion der russ. Frauenpunkgruppe
"Pussy Riot" in der Moskauer
Christ-Erlöser-Kathedrale als Blasphemie,
bezeichnete das Vorgehen der Frauen, die ein Putin- u.
Kirill-kritisches "Gebet" aufführen wolten, als „Verhöhnung des
Heiligtums“
u. wertete es als Teil eines grösseren Angriffs auf die Kirche
von aussen. Man habe es „heute mit einer starken
antikirchlichen Rhetorik" u. einer „Informationsstrategie gegen
die Kirche" u. den russ. Staat zu tun, wobei Abt s. Tikhon
Shevkunov hierin ideolog. u. rhetor. Schützenhilfe leistete. In
dem "Gebet" der 5 Punkerinnen muss Kirill v.a. die Strophe „Patriarch Gundjaj glaubt an Putin. Der
Hund sollte besser an Gott glauben" schwer empört haben.
Versuche orthodoxer Gläubiger, das Vorgehen der jungen Frauen zu
rechtfertigen, seien inakzeptabel, meinte er. Nach diesem
sensationellen Vorfall, der die Kathedrale entehrt habe, habe
Kirill aktiv eingegriffen u. bei Putin mit der Bitte
interveniert, die „Schlampen"
zu bestrafen /s. Zygar, Endspiel, S. 269/. In der Folge wurde
dafür gesorgt, dass drei beteiligte Hauptmitglieder der Gruppe
nach ihrer zivilen Verurteilung durch die vom Kreml missbrauchte
Justiz hinter Gefängnismauern verschwanden, wobei eine von
ihnen, s. Nadezdha Tolokonnikova, in einem berüchtigten Gulag-ähnlichen Straflager
Mordwiniens inhaftiert wurde, in dem sie 2 Jahre
verbringen musste. Kirills harte
Haltung im Konflikt mit "Pussy Riot" wurde zwar im Westen
kritisiert, hatte anscheinend jedoch keine Folgen für die
Beliebtheit des Patriarchen - im Gegenteil. Nach den
Ergebnissen einer Ende Juni vom "Allruss. Zentrum für das
Studium der öffentl. Meinung" VCIOM durchgeführten soziolog.
Umfrage behandelten 46% der Befragten den Patriarchen mit
Respekt, bei 27% weckte er Hoffnung, bei 19% Vertrauen u. bei
17% Sympathie; nur 4% begegneten ihm mit Misstrauen, 2% mit
Enttäuschung, 13% mit Gleichgültigkeit; lediglich bei 1% der
Umfrageteilnehmer erregte er Antipathie, während ihn ebenso
viele Bürger verurteilten oder ihn mit Skepsis wahrnahmen.
Laut einer von der Stiftung "Öffentl. Meinung" 2014
durchgeführten Umfrage soll der Patriarch damals jedoch
nur noch für 1% der Russen über moralische Autorität verfügt
haben, vergleichbar mit s. Ramzan Kadyrov^. s.Vladimir
Solovjov oder s. Vladimir Zhirinovskij. /Russ. Statistiken
sollten übrigens stets mit Vorsicht u. Vorbehalten zur
Kenntnis genommen werden.
Verhältnis zum Westen u. das Russentum: Den "Westen“ beschreibt die ROK schon
seit vielen Jahren als dekadent u. gefährlich. Liberale u.
säkulare Werte bedeuten für sie ein Angriff
auf traditionelle Werte u. Kulturen u.
sind gleichbedeutend mit einer Absage an das Christentum.
Russland ist nach dieser Auffassung der letzte Halt gegen
diese Bedrohung. In einem Interview mit der dt. Zeitschrift Der
Spiegel von Anfang 2008 machte Metropolit Kirill
ein paar aufschlussreiche Aussagen. Er sagte u.a., dass die
freie Marktwirtschaft sich jedenfalls als effektiver
herausgestellt habe als die Planwirtschaft. Die
Kluft zwischen Arm u. Reich in Russland sei
skandalös. Bei der bolschewist. Oktoberrevolution von
1917 habe es geheissen, dass nach der Enteignung des
Privatbesitzes das Paradies auf Erden ausbreche, erhalten
habe man aber nur die Hölle. Gott behüte Russland davor,
diesen Fehler zu wiederholen. Russland brauche eine
Atmosphäre, die Reiche dazu anhält, schlicht zu leben. Es
wäre aber falsch zu behaupten, alle Reichen seien schlecht
u. alle Armen gut. Es sei für die Kirche nicht vorrangig,
die eine oder andere Staatsform zu unterstützen.
Grundsätzlich sei die Rettung der Seele in jeder
Staatsform möglich. Im Hinblick auf die "imperialen"
kulturellen Ambitionen des Westens weise die orthodoxe
Kirche jegliche Versuche zurück, eine unipolare Welt zu
errichten. Das hiesse eine Zwangseinheit herbeizuführen,
die Unterschiede von Religionen, Kulturen u.
Zivilisationen einebnet. Im Mai 2022 sagte er in seiner Rede in der
Statsduma RF /II/: „Aus dem Mund einiger Politiker
u. in den Medien werden immer wieder Forderungen laut, die
Rechte der russischsprachigen Bevölkerung in den ehem.
Sowjetrepubliken, die heute unabhängige Staaten sind,
massiv zu verletzen. Die vermeintliche "Abschaffung der
russ. Kultur“ im Westen sei „zum Beweis für den traurigen
moralischen Zustand der Gesellschaft geworden". Der
„Versuch, die Kultur einer bestimmten Nation auszurotten",
sei „der Höhepunkt des Hasses". Schlimmer noch – es
bedeute einen „Versuch, die Menschen, die anstössig
geworden sind, physisch zu vernichten". Die „Abschaffung"
/otmena/ der russ. Kultur im Westen sei ein „Zeugnis des
erbärmlichen moralischen Zustands der Gesellschaft".
Weiter: „Unsere Gesellschaft fühlte sich auch in den
schwierigen Zeiten des Kalten Kriegs u. des Kampfes der
Ideologien mit der europäischen Kultur verbunden.
Westliche klassische Literatur, Musik u. Malerei wurden
von unseren Landsleuten, die die europäische Kultur als
integralen Bestandteil des reichen christlichen
Zivilisationserbes betrachten, schon immer hoch geschätzt.
So nehmen wir es auch heute noch wahr, trotz allem, was
passiert. Ich hoffe, dass diejenigen, die jetzt mit
Pushkin u. Dostoevskij "kämpfen“, die
Chajkovskij-Wettbewerbe boykottieren u. sich weigern,
Rakhmaninov aufzuführen, früher oder später die Schande u.
den Wahnsinn ihrer Taten erkennen werden."
... „Zivilisations- u. Werteunterschiede zwischen
westlichen Ländern u. Russland sind unvermeidlich u.
scheinen derzeit schwer zu überwinden, sollten jedoch kein
Hindernis für ein friedliches Zusammenleben u. für einen
gleichberechtigten u. gegenseitig respektvollen Dialog der
Kulturen sein." Anlässlich der
Eröffnung des 24. Kongresses des "Weltrats des Russ. Volkes" /II/
im Okt. 2022 sagte Kirill den Beginn
der Apokalypse vorher, falls die Welt unipolar werden sollte, u.
polemisierte erneut gegen den Westen. Laut dem Patriarchen
kämpft Präsident Putin jetzt gegen die Manifestation des
Globalismus – „der Name desjenigen, der die Weltmacht
beanspruchen wird / - gemeint sind immer die USA u. der Westen -
/, wird mit dem Ende der Welt verbunden sein.“ Kirill wies
darauf hin, dass die ersten Voraussetzungen für die Apokalypse
bereits sichtbar seien: Erlaubnis zur Sterbehilfe, LGBT-Ehen,
genetische Experimente. All dies könne, so glaubt der Patriarch,
nur durch die Diktatur der Mehrheit gestoppt werden, die der
Minderheit - etwa der LGBT - kein Wahlrecht einräumt. Das
sei wahre Demokratie. Ihm zufolge beneideten viele westliche
Länder Russland darum, dass es einen solchen Führer hat, der
offen an Gott glaubt, weil es dort, im Westen, nicht üblich ist,
über den eigenen Glauben zu sprechen. In diesem Sinn erklärte
Kirill Putin zum Kämpfer gegen den Antichristen. Dabei
reproduziert er gerne die Version des Kremls über die
verdorbenen westl. Werte, die Welt des übermässigen Konsums u.
der falschen Freiheit der zweifelhaften Tugenden u.
moralischen Normen sowie über das Teufelszeug der
Homosexualität, wobei die Kritik der Schwulenparaden zu seinen
Lieblingsthemen gehört.
Schuld an der Gefährdung der Zukunft der menschlichen
Zivilisation seien der Westen mit seiner Ideologie des
Säkularismus sowie die Globalisierung. Es gehe um einen
epochalen Kampf zwischen Gut u. Böse. Russland als „Insel der Freiheit" sei es
zu verdanken, dass „das
globale apokalyptische Ende verhindert" werde. Usw.
Beziehungen zu
Rom u.a. christl. u. orthod. KIrchen: Seit Ende der
1990er Jahre begann Kirill, eine sehr zurückhaltende Haltung zur
Aussicht auf einen gedeihlichen ökumen. Dialog zu äussern. Er
sprach sich dafür aus, die „Politik der einseitig durchgeführten
Zugeständnisse“ zu beenden, die „oft als Ausdruck von Schwäche,
als eine Art Kapitulation vor Machtzentren angesehen wird“. Als
Leiter des Aussenamts der ROK pflegte Metropolit Kirill gute
Kontakte zur röm.-kath. Kirche u. traf 3x im Vatikan mit Papst Benedikt
XVI. zusammen.
Seit dieser Papst war, hätten sich die gegenseitigen
Beziehungen verbessert, sagte Kirill in demselben Spiegel-Interview von 2008.
Die Frage eines Besuchs in Moskau habe er, Benedikt, jedoch
von der Tagesordnung gestrichen, denn ein solcher Besuch hätte
keine Probleme gelöst, sondern neue provoziert. Viele Gläubige
in Russland stünden den Katholiken misstrauisch gegenüber. Das
sei ein Erbe der Kriege u. der Missionierungsversuche des 17.
u. 18. Jhs. Zur Frage eines möglichen Besuchs des
Papstes in Russland hielt Kirill in öffentl. Äusserungen stets
an der streng offiziellen Position der ROK fest, die sich seit
1990 nicht grundlegend geändert hatte. Man habe aber die
Möglichkeit eines Papstbesuchs in Russland oder eines Treffens
mit Patriarch Aleksij II. in einem Drittland nie grundsätzlich
ausgeschlossen. Dieses „histor.
Ereignis" wurde von Seiten des MP jedoch von „positiven
Veränderungen in den Beziehungen zwischen den beiden Kirchen u.
von der Lösung einer Reihe spezifischer Probleme in diesen
Beziehungen" abhängig gemacht; dazu gehörten die
Missionstätigkeit der Katholiken in Russland u. anderen
GUS-Staaten sowie der Konflikt zwischen den Orthodoxen u.
Unierten in der Ukraine. Als Grundlage für eine Verbesserung der
Wechselbeziehungen wurde die Nähe der Positionen der beiden
Kirchen zu so aktuellen Themen wie Fragen der Moral, der
Bioethik u. der traditionellen christl. Werte gesehen. Nachdem
ihm Ökumenegegner innerhalb der ROK eine zu grosse Nähe zur
röm.-kathol. Kirche vorwarfen, ging Kirill zunehmend auf Distanz
zu Rom u. zur Ökumene. Im Okt. 2007
schloss Metropolit Kirill die Möglichkeit der Bildung eines
orthodox-kathol. Bündnisses nicht aus, betonte jedoch, dass
die Grenzen eines hypothet. Bündnisses zwischen Orthodoxen u.
Katholiken „unseren protestant. Brüdern nicht grundsätzlich
verschlossen werden dürfen“. Den Proselytismus könne die ROK aber nicht
akzeptieren, wie er ´schon 2001 im Interview mit Ilarion
sagte. Der "Aussenminister" des MP bewertete sein seltenes Treffen mit Papst Benedikt XVI.
vom Dez. 2007 im Vatikan als „sehr positiv u. sehr schön
für mich“. In seinem
Bericht auf einer Bischofskonferenz vom Feb. 2010 sprach
Kirill u.a. über die Beziehungen zur röm.-kath. Kirche u.
stellte aus den Erfahrungen des Vorjahrs positive
Entwicklungen im Dialog mit ihr fest, weshalb sich eine
„Fortsetzung“ lohne. Die Standpunkte /beider Kirchen/ stimmten
in vielen Bereichen überein, die die moderne Welt den Christen
stelle, hiess es, so Fragen der „aggressiven Säkularisierung,
der Globalisierung u. der Erosion der Normen der
traditionellen Moral". In diesen Fragen vertrete auch Benedikt XVI. eine konsequente, der
orthod. Kirche nahestehende Haltung. Im
Okt. 2010 dankte Patriarch Kirill Putin für die
Wiederherstellung des orthodoxen Erbes. Wie sein
Vorgänger Aleksij II. traf Kirill sich auch mit dem
koptischen Patriarchen Shenouda III. Im Nov. 2011 reiste
Kirill nach Damaskus, Syrien, wo er Ignatius
IV., den Patriarchen der Orthod. Kirche von
Antiochia, traf u. die Einwohner Syriens dazu aufrief,
„die Widersprüche friedlich zu überwinden“.
Im Aug. 2012 besuchte Kirill auf Einladung des
Primas der Polnisch-Orthod. Kirche, Metropolit Sava, Polen. Im Königsschloss zu
Warschau unterzeichnete der Patriarch im Rahmen einer
feierlichen Zeremonie mit Erzbischof Józef
Michalik, Vorsitzender der poln. kathol. Bischofskonferenz,
eine "gemeinsame Botschaft an die Völker Russlands u. Polens".
Von den poln. Medien, von poln.
Kirchenvertretern, Experten u. Politikern wurde dieser
erstmalige Besuch eines russ.-orthod. Patriarchen in diesem
streng kathol. Land, das sich als Erzfeind Russlands sieht,
auch als Schritt der Russen in Richtung der röm.-kath.
Kirche u. der poln.-russ. Versöhnung angesehen.
Im Feb. 2016 traf Kirill
auf neutralem Boden im Flughafen von Havanna
auf Kuba mit Papst Franziskus zusammen, was die
erste Begegnung dieser Art der Oberhäupter beider Kirchen
in der Geschichte war u. bei der eine gemeinsame Erklärung abgegeben /II/ wurde. Bei dieser Gelegenheit
traf Kirill auch wieder mit Fidel Castro zusammen. 2016
schloss sich Kirill Putins Meinung an, dass das orthod.
Christentum dem Islam näher stehe als der röm.-kath. Kirche,
da die Orthodoxie u. der Islam an traditionellen Werten
festhielten, während die röm.-kath. Kirche diese verlassen
habe.
Beziehungen zu
anderen Religionen u. Kirchen:
Beziehungen zum Islam: Gute Beziehungen zu den
Mohammedanern Russlands wie überhaupt zur nichtchristl. Welt zu
unterhalten sei immer eine Priorität der ROK gewesen, verriet
Kirill im Interviev von 2001 mit Igumen Ilarion. Im Rahmen des
multinationen u. multireligiösen Dialogs ist Kirill besonders
bemüht, gute Beziehungen zu den geistlichen Vertretern des
Islams Russlands zu pflegen, so zu denjenigen des Kaukasus, Baschkiriens /II III/ u. anderswo. Anlässlich eines
Besuchs in Tatarstan im Mai 2023, der von der dortigen Regierung als grosses Ereignis
aufgezogen wurde /II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV/, verschoss Kirill im Kreis islamischer
Geistlicher erneut seine giftigen Pfeile gegen die westl.
Zivilisation, wiederholte die Thesen der angeblichen „Gefährlichkeit der
LGBT-Ideologie" u. erläuterte, wieso das Mittelalter besser war
als die Renaissance. In seiner Rede /II/ sagte er, dass der „sog. Arabische
Frühling den Völkern dieser Länder, von denen die meisten
Muslime sind, nur Kummer u. unzähliges Leid brachte. Mit der
Zerstörung der Staatlichkeit gingen anhaltende Versuche
westlicher Kräfte einher, den religiösen Faktor u. den Wunsch zu
nutzen, aus religiösen Gründen Feindschaft u. Spaltung in die
Gesellschaft zu bringen. All dies führte zu einem Anstieg der
Grausamkeit u. Gewalt u. zu einer Zunahme terrorist. Handlungen,
deren Täter sich mit religiösen Parolen verschleiern. Die Lehren
aus unserer eigenen Geschichte u. der Geschichte anderer Länder
zeigen deutlich die Unzulässigkeit eines solchen Ansatzes. Wir,
sowohl Christen als auch Muslime, stehen vor der
Herausforderung, dem Extremismus entgegenzutreten.
Ukraine-Konflikt,
Teil 1: Vorgeschichte: Ansonsten
trat Patriarch Kirill in seiner Eigenschaft als Oberhaupt der
ROK v.a. in der Ukrainefrage als intoleranter
Machtanspruchspolitiker u. aggressiver Provokateur in
Erscheinung, indem er an der Hegemonie des MP gegenüber der
nach Loslösung von Moskau strebenden orthod. Kirche der
Ukraine festhielt u. im Grunde die seit Putins Amtsantritt
geschürte antiukrain. Politik des Kremls, die immer
aggressiver wurde, auf kirchlicher Ebene mittrug. Die
kirchlichen Spaltungstendenzen in der Ukraine seien ihm schon
lange ein Dorn im Auge gewesen, gestand Kirill Ilarion im
Interview von 2001. Ende April 2009 sagte er bei einem Treffen
mit der ukrain. PM s. Julija Timoshenko in Moskau: „Für die
ROK ist Kiev unser Konstantinopel mit seiner Hagia Sophia; es
ist das spirituelle Zentrum u. die südliche Hauptstadt der
russ. Orthodoxie“. Mit dieser Aussage hatte der Moskauer
Patriarch ganz im Sinne des Kremls den hegemonialen Standpunkt
der ROK u. Russlands gegenüber der ukrain.-orthod. Kirche u.
der Ukraine ingesamt deutlich gemacht./ Als s. Viktor
Janukovych im Feb. 2010 sein Amt als
pro-russ. Präsident der Ukraine antrat, hielt Patriarch Kirill
zusammen mit Metropolit Vladimir/Volodymyr /Sabodan/ von Kiev u.
der gesamten Ukraine vor der Einführungszeremonie einen
Gebetsgottesdienst im Kiever Höhlenkloster ab u. wandte sich
dabei mit entsprechenden Worten direkt an das neue
Staatsoberhaupt, was bei einer Reihe ukrain. Politiker
ziemliches Missfallen auslöste.
Ukraine-Konflikt, Teil 2: Konflikt rund um die UOK, Streit
mit dem Ökumen. Patriarchat in Konstantinopel:
Nach der völkerrechtswidrigen Annexion der ukrain. Halbinsel
Krym durch Russland u. im Zuge des kriegsähnl. Entwicklung im
Donbass, Ostukraine, verschärfte sich 2014 der Streit zwischen
der Ukrain.-orthod. Kirche UOK u. dem MP.
Nach Angaben der Medien u. einer entsprechenden Erklärung von
Patriarch Kirill offenbarte sein Treffen mit dem Ökumen.
Patriarchen Bartholomaios I. Ende Aug. 2018 in Phanar/Istanbul
einen Mangel an gegenseitigem Verständnis in der Ukrainefrage,
so dass der Konflikt mit Konstantinopel an Schärfe weiter
gewann. Im Hinblick auf die Absicht des Patriarchats von
Konstantinopel, die UOK als vom MP unabhängig anzuerkennen,
warf Kirill Bartholomaios vor, „in unsere Gerichtsbarkeit
eingedrungen zu sein", bezichtigte ihn des Schismas u. wies
darauf hin, dass es „angesichts der anhaltenden
antikanonischen Massnahmen des Patriarchats unmöglich ist,
weiterhin mit ihm in der eucharist. Kommunion zu bleiben“. Er
machte auch darauf aufmerksam, dass seiner Meinung nach „die
absolute Mehrheit der Orthodoxen“ die Entscheidung
der ROK unterstütze, die Gemeinschaft mit dem Patriarchat von
Konstantinopel zu brechen. Im Zuge des
sich weiter verschärfenden russ.-ukrain. Konflikts
sah sich die Hl. Synode des
Ökumen. Patriarchats von Konstantinopel unter
Bartholomaios I. zum konkreten Handeln veranlasst. Im Okt. 2018 entzog Konstantinopel dem
Patriarchen von Moskau das seit 1686 bestehende Recht, den
Metropoliten von Kiev zu ordinieren. Zugleich wurden alle 3
ukrain.-orthod. Kirchen dem Ökumen. Patriarchat in
Konstantinopel/Istanbul unterstellt mit dem Ziel, sie
miteinander zu vereinigen. Diese
Entscheidungen stiessen auf den entschiedenen Einspruch
seitens des MP, das diese einseitigen Schritte für nichtig
erklärte. Mitte Dez. 2018 wurde Epifanij/Epiphanius /Dumenko/, der
Metropolit der MP-unabhängigen
Orthodoxen Kirche der Ukraine OKU
war, in der Kiever Sophienkathedrale zum Metropoliten
für die ganze Ukraine gewählt bzw. geweiht. Ende 2018
unterstellte der Präsident RF Putin, von dem auch die
ganze Aussenpolitik des MP abhängt, dem Ökumen. Patriarchat
in Konstantinopel finanzielle Motive u. warnte im Chor mit
der russ. Staatspresse u. der ROK, die vollzogenen
Änderungen könnten blutige Folgen haben. Bei einer Zeremonie im Ökumen.
Patriarchat in Istanbul unterzeichnete Bartholomaios I. mit
Epifanij u. im Beisein des ukrain. Präsidenten s.
Petro Poroshenko Anfang 2019 ein Dokument über die
Eigenständigkeit der ukrain. Kirche /II/. Politisch bedeutete dies
gleichzeitig, dass das
Ökumen. Patriarchat die Ukraine in kirchlicher Hinsicht als
unabhängig von Moskau betrachtete. Dennoch bestanden in der
Ukraine nun 2 grosse zentrale orthodoxe Kirchen, nämlich die
Ukrain.-Orthodoxe Kirche UOK des MP unter Metropolit Onufrij /Berezovskij/ einerseits u.
die "neue", vom MP getrennte Orthodoxe Kirche der Ukraine
OKU unter Metropolit Epifanij andererseits. Nachdem im Okt. 2019 auch das Oberhaupt
der autokephalen orthodoxen Kirche von
Griechenland, Erzbischof Hieronymos, Anfang Nov. 2019 das Oberhaupt
des Griechisch-Orthodoxen Patriarchats von
Alexandria u. ganz Afrika, Patriarch Theodoros II.,
u. im Nov. 2020 die orthodoxe Kirche von
Zypern die OKU anerkannt hatten, kündigte Kirill auch
ihnen die Gottesdienstgemeinschaft auf.
Nach Beginn des
von
Putin im Feb. 2022 entfesselten
russ. Angriffskriegs gegen
die Ukraine
forderte ausgerechnet Metropolit Onufrij, der Leiter der
UOK MP, den "Bruderkrieg" zwischen dem ukrain. u. russ.
Volk unverzüglich zu beenden. Dieser
an den Bruderzwist zwischen Kain u. Abel erinnernde
Krieg sei weder vor Gott noch vor den Menschen zu
rechtfertigen. Seine Kirche verteidige die
Souveränität u. territoriale Unversehrtheit der
Ukraine. Nach einem Landeskonzil
erklärte die UOK MP am
27. Mai 2022,
dass „wir die Position des Patriarchen von Moskau u.
ganz Russland Kirill zum Krieg in
der Ukraine nicht teilen“. Das Konzil habe Änderungen
des Kirchenstatuts angenommen, die jegliche Erwähnung
des MP tilgten, um die volle Eigenständigkeit u.
Unabhängigkeit der UOK zu bescheinigen. 2 Tage später
unterliess es Metropolit Onufrij ausserdem erstmals, den
Patriarchen Kirill in der Liturgie als seinen
Vorgesetzten zu erwähnen - ebensowenig erwähnte er den
Ökumen. Patriarchen von Konstantinopel. Das Misstrauen
seitens der ukrain. Kriegspartei gegenüber Onufrijs
Kirche blieb trotz ihrer Lossagung vom MP jedoch
bestehen. Präsident Zelenskyj übergab Anfang Dez. einen
Gesetzesentwurf an das ukrain. Parlament, nach dem die
UOK verboten werden sollte.
Ukraine-Konflikt,
Teil 3: Rolle, Verhalten u. Äusserungen des Patriarchen Kirill
während des Ukrainekriegs 2022-23: Nach Ausbruch der im
Feb. 2022 von
seinem "Partner" Putin entfachten russ. Kriegsaggression
gegen die Ukraine, vom Kreml wie zu Zeiten der
Tschetschenienkriege verharmlosend
„militär. Sonderoperation" genannt u. von der
ROK wohl als "heiliger Krieg" Russlands gegen das Böse,
Schlechte usw. verstanden, war
Patriarch Kirill bemüht, sowohl Loyalität gegenüber den russ.
Machtstrukturen zu zeigen als auch sich nicht direkt für die
Invasion auszusprechen.
Die Ablehnung des Kriegs hielt er für eine „polit.
Präferenz“. Doch bald begann
Kirill, sich in religiöser Verbrämung die Mythen u. Narrative
der russ. Propaganda gegen die Ukraine anzueignen u. in den
Kreisen der ROK zu verbreiten u. machte sich so zum kirchlichen
Sprachrohr u. Komplizen des Kremls u. engagierten Unterstützer
von Putins barbarischem Eroberungs- u. Vernichtungskreuzzug
gegen die Ukraine. In diesem Zuge äusserte
er sich mehrmals mit Verständnis für die russ. Offensive zur
angeblichen Rettung der heiligen Rus u. für Putins
Kriegspolitik, wobei er die fadenscheinigen
Geschichtsargumente verwendete, die Putin in seinen
berühmt-berüchtigten Rechtfertigungsthesen über die
Zugehörigkeit der Ukraine zum historischen Russland u. über
die Einheit der orthodoxen Völker des alten russ. Reichs
formulierte /s. Juli 2021/, wobei auch Kirill der
Ukraine ihr Existenzrecht absprach. Genau dies tat er Anfang März in der
Christ-Erlöserkathedrale in Moskau, als er sich zum "Gebet für
die Ukraine" erhob u. behauptete, die Ukrainer seien Russen.
Dabei unterstellte er – namentlich nicht näher bezeichneten –
äusseren Feinden, die – aus Angst vor einem starken russ. Volk –
einem Teil dieses Volkes einredeten, es sei ihre Pflicht, ihre
eigenen Brüder zu töten. Der Teufel verbreite Lügen, um das
russ. Volk u. dessen orthod. Glauben zu zerstören. Russland,
Weissrussland u. die Ukraine seien ein Volk, die in einem Geist
lebten u. einen Glauben pflegten. Es seien immer wieder die
„Feinde von aussen", die diese Einheit aller Russen
bedrohten.
In einer denkwürdigen Sonntagspredigt vom 6. März 2022
bezeichnete
Kirill die Gegner Russlands als „Kräfte des Bösen“, wobei
Kirill den Krieg Russlands gegen die Ukraine gerne „als einen
metaphysischen Kampf des Guten - Russland - gegen das Böse“
sieht. Da Kirill den
militär. Überfall auf die Ukraine mit der lachhaften
Begründung rechtfertigte, Präsident Putin habe dieses Land vor Gay-Pride-Paraden schützen
wollen, dürften mit den Bösen u.a. wohl die
Homosexuellen gemeint gewesen sein. Anfang
April hielt Kirill in der Hauptkirche der Streitkräfte RF in
Kubinka/Odyncovo bei Moskau vor Militärangehörigen einen
Gottesdienst ab, wobei er in seiner Predigt über die „Sicherheit,
Freiheit u. Unabhängigkett unseres Landes" sprach. Der Begriff
der Unabhängigkeit sei nicht richtig definiert, denn die
Mehrheit der Länder der Welt befänden sich unter dem „kolossalen
Einfluss einer Kraft", die „der
Kraft unseres Volkes als Gegner" diametral entgegentrete. Aus
diesem Grund müssten die russ. Streitkräfte „sehr
stark" sein. Die Russen seien ein friedliebendes Land u. ein
sehr leidgeprüftes Volk, das so sehr unter Kriegen gelitten habe
wie nur wenige europäische Völker. Die Russen hätten also keine
Lust auf Krieg oder darauf, etwas zu tun, das anderen schaden
könnte. Dennoch seien die Russen bereit, ihr Vaterland zu
verteidigen, so wie nur die Russen in der Lage seien, ihr Land
zu verteidigen. All diejenigen, die an den Kampfhandlungen
teilnähmen, seien alles „Leute
u. Völker der heiligen Rus, unsere Brüder u. Schwestern"; u. man
müsse „alles tun, um das
Blutvergiessen zu beenden".
Dort oder in der
Erzengel-Michael-Kathedrale im Moskauer Kreml sagte
Patriarch Kirill:
„Russland hat noch nie jemanden angegriffen u.
beabsichtigt auch nicht, gegen jemanden zu kämpfen." Ausserdem
wurde
Patriarch Kirill dabei gesehen, wie er ritualhaft Soldaten
u. Kommandeure vor ihrer Fahrt an die Front, aber
angeblich auch Panzerkolonnen u. Raketen segnete.
Am Feiertag „Triumph der Orthodoxie“
übergab Patriarch Kirill dem Direktor des Föderalen Dienstes
der Truppen der Nationalgarde RF, ihrem berüchtigten
Oberbefehlshaber s. Viktor Zolotov, eine Ikone der
Muttergottes für deren Installation in der Hauptkirche der
Nationalgarde RF in Balashikha u. drückte damit die Hoffnung
aus, dass „dieses Bild die jungen den Eid leistenden Krieger
inspirieren wird“. Im Mai sagte Kirill in seiner Rede in der Staatsduma
RF: „... Dennoch möchte ich über die Zukunft sprechen u.
mit Hoffnung sagen: Obwohl die Feindseligkeiten noch nicht
vorbei sind, ist es heute notwendig, sich für die
Wiederherstellung des friedlichen Lebens in der Ukraine u. im
Donbass einzusetzen. Ich bin zuversichtlich, dass unsere Gebete
erhört werden u. ein lang erwarteter u. dauerhafter Frieden
herrschen wird. Ich habe keinen Zweifel daran, dass Russland die
notwendigen Anstrengungen unternehmen wird, um dieses friedliche
Leben zu schaffen, dessen Hauptprinzip die Wahrung der Einheit
der Völker auf der Grundlage gegenseitigen Verständnisses sein
wird."
Im Juli traf sich Kirill mit Opfer-Kindern aus
dem Donbass. Am 21. Sept. rief der Patriarch
während einer Predigt im Zachatievskij-Kloster in Moskau dazu
auf, die
Ukrainer nicht als Feinde zu betrachten. Ferner sagte er ganz im Sinne des Kremls:
„Wir wissen, welche Gefahr über dem ukrain. Volk schwebt, das
versucht, einen Staat umzuformen u. zu schaffen, der im
Gegensatz zur Rus steht u. Russland feindlich gegenübersteht.“
Der Patriarch bat dabei darum, für die Stärkung der
„brüderlichen Gefühle der Völker des hl. Russland" zu beten.
Während seiner auch ausserhalb Russlands
Aufsehen erregenden Predigt vom 25. Sept.
/II/
rief Kirill die mobilisierten russ. Soldaten auf, ihre
„militär. Pflicht mutig zu leisten", u. versicherte
ihnen, dass ihnen im Fall ihres Todes alle Sünden vergeben
würden, denn ihr Tod käme einer Opfertat gleich /II/. Diese Äusserung wurde von
Kommentatoren semantisch mit der Absicht Kirills
interpretiert, das Opfer, das diese Soldaten für Russland
erbrächten, mit dem Opfertod Christi am Kreuze vergleichen zu
wollen. Der estnische Aussenminister Urmas Reinsalu
begriff diese umstrittene Äusserung des Patriarchen als
Verherrlichung des „Völkermörderkriegs“ u. schlug der EU vor,
Patriarch Kirill deswegen auf ihre Sanktionsliste zu setzen.
In einer
weiteren Sonntagspredigt appellierte Kirill im Okt. zur Anrufung des hl. Seraphim von Sarov,
„damit er durch seine Fürsprache beim Herrn unserer Armee
überall dort, wo militär. Operationen stattfinden, den Sieg
gewähre, damit er die Menschen befriede u. versöhne u. damit
jeder brudermörderische Streit auf dem Boden der
historischen Rus u. jede ausländ. Invasion aufhöre". Man
habe den Eindruck, dass viele die orthodoxe Rus dem Erdboden
gleichmachen wollten. Deshalb müsse für die russ. Armee, den
Staatspräsidenten u. all jene gebetet werden, „von
denen der Ausgang der Schlacht, in die wir uns nicht
freiwillig begeben haben, wirklich abhängt". Zusätzliches Öl ins Feuer goss ein Vertreter des
Sicherheitsrats RF, der es für „immer
dringlicher" hielt, eine
„Entsatanisierung der Ukraine" durchzuführen“ /II/, denn die „in
den USA offiziell registrierte Religion“ der „Kirche
Satans“ habe sich mittlerweile in der
„gesamten Ukraine ausgebreitet",
wie Aleksej Pavlov, ein Assistent des Sekretärs
des Sicherheitsrats RF, seine krude Theorie begründete.
Diese
Forderung war übrigens auch von dem berüchtigten Tschetschenführer
s. Ramzan Kadyrov erhoben worden. Im Nov. diffamierte
Ex-Präsident Dmitrij Medvedev, der sich seit geraumer Zeit als
radikalster Kremlapologet zu profilieren suchte, am russ. "Tag
der Einheit des Volkes" die ukrain. Regierung als einen
„Haufen
von Wahnsinnigen u. Drogensüchtigen"
u. erklärte, es sei die Aufgabe Russlands, in der Ukraine den
obersten Herrscher der Hölle zu stoppen, egal ob er
„Satan,
Luzifer oder Iblis" heisse. Anschliessend wurde in der staatl.
russ. TV sogar darüber diskutiert, ob Zelenskyj
„selbst
der Antichrist sei oder nur einer seiner Dämonen. Kirill
dürfte die eine ungeheuerliche Forderung oder andere völlig
inakzeptable Äusserung seiner Kremlfreunde zur Kenntnis
genommen haben, aber es ist auch nicht bekannt, dass er sich
von diesen Exzessen distanziert hätte. Ende
Jahr meldeten Medien, dass die russ. Okkupanten in
der Ukraine 15 Priester der ukrain.-orth. Kirche getötet u. 75
ihrer Kirche zerstört hätten.
In seiner Ansprache zu Neujahr 2023 sagte
Patriarch Kirill in der Christ-Erlöser-Kathedrale, dass man zu
Gott beten werde, damit der Friede im folgenden Jahr einkehre,
dass die Schismen in der orthod. Kirche u. die gefährlichen
polit. Handlungen, die gegen Russland gerichtet seien,
aufhören u. bekreuzigte sich, als er den Namen Putins
aussprach. In seiner offiziellen Weihnachtsbotschaft von 2022/23 /II/
erwähnte Kirill die Ukraine mit keinem Wort, sondern zitierte
Friedenssätze aus der Bibel u. sagte in diesem Kontext:
„Während wir uns vor der bescheidenen Majestät des Wunders der
Menschwerdung verneigen u. den Erlöser verherrlichen, der in
die Welt gekommen ist, können wir nicht umhin, uns über die
militärischen Ereignisse zu sorgen, die heute stattfinden u.
die heilige Weihnachtsfeier verdunkeln, denn, wie der Apostel
feststellt: Wenn ein Mitglied leidet, leiden alle Mitglieder
mit ihm /1. Kor. 12,26/. In diesen Prüfungen, die den Völkern
der historischen Rus widerfahren sind, ist es für uns
besonders wichtig, unsere Treue zu unserer christlichen
Berufung zu bekräftigen u. Liebe zueinander zu zeigen.
Manchmal kommt es uns so vor, als ob das Gute schwach u.
wehrlos ist u. wenig von unserer kleinen Anstrengung abhängt.
Dies ist jedoch nicht der Fall." Während Präsident Putin im Namen des Kremls „mit
tiefer Zufriedenheit" die ROK wegen ihrer „Unterstützung
unserer Soldaten bei der Teilnahme der militär.
Spezialoperation" lobte /II/, schrieb Kiril in einer Grussbotschaft an Putin: „Ich bin Ihnen
für Ihre unerschütterliche Aufmerksamkeit für den Dienst der
ROK dankbar u. wünsche Ihnen gute Gesundheit, Gottes
grosszügige Hilfe u. gesegneten Erfolg bei Ihrer
verantwortungsvollen Arbeit im hohen Amt des Präsidenten
Russlands." In seiner Voransprache zum zentralen
Weihnachtsgottesdienst /II III/ in der Christ-Erlöser-Kathedrale
wollte der Patriarch den laufenden russ. Angriffskrieg gegen
die Ukraine nicht verurteilen, sondern goss im Gegenteil
zusätzliches Öl ins Feuer, indem er Kiev vorwarf, die
orthodoxe Kirche in der Ukraine zerstören zu wollen, u. sprach
von „teuflischen Versuchungen". Irgendwann würden „sich viele
mit Ironie oder einem müden Lächeln an diese erbärmlichen
Versuche erinnern, die kanonische orthodoxe Kirche in der
Ukraine zu ruinieren". Der Patriarch, der
auch "Seine Heiligkeit" genannt wird, schlug vor, zu
Weihnachten einen 36.-stündigen Waffenstillstand zu schliessen, wie der
Pressedienst des MP mitteilte /russ./. In dem Aufruf hiess es: „Ich,
Kirill, Patriarch von Moskau u. ganz Russland, appelliere an
alle an dem mörderischen Konflikt beteiligten Parteien, das
Feuer einzustellen u. vom 6. Jan. 12 Uhr bis 7. Jan. 24 Uhr
einen Waffenstillstand zu schliessen, damit das orthodoxe Volk
Gottesdienste /an Weihnachten/ besuchen kann."
Der ukrain. Präsident Zelenskyj reagierte ablehnend auf die
von Moskau angekündigte Waffenruhe u. sprach von einer Falle,
denn Russland wolle die Feuerpause nutzen, um Nachschub
zu organisieren. Obwohl Putin eine Feuerpause anordnete, wurde
der Waffenstillstand nur teilweise eingehalten. In
seinem weihnächtlichen Interview mit s. Andrej Kondrashov vom
Jan. 2023 sagte Kirill, die Russen u. Ukrainer seien ein Volk, aber
ein sehr grosses Volk, das sich vom Weissen zum Schwarzen Meer
erstreckt. Äussere Kräfte hätten daraufhin gearbeitet, dass sich
dieses einheitlich Volk trennte. Aber es habe eine gemeinsame
Kirche mit einer gemeinsam betenden Gemeinschaft u. verfüge über
eine geistige Einheit, obwohl es keine polit. Einheit aufweise.
Kirills Formulierungen, die Kirchliches, Religiöses,
Moralisches, Militärisches u. Politisches miteinander
vermengten, waren jetzt nur noch im Kontext des Ukrainekriegs
zu denken. Anlässlich des "Festes der Taufe Jesu" sagte Patriarch Kirill, dass heute die
Idee bestehe, dass die „grosse russ. Macht“ besiegt oder neu
formatiert werden könne, indem man ihr die eigenen Werte
aufzwingt. „Wir beten zum Herrn, dass er diese Verrückten zur
Vernunft bringt u. ihnen klar macht, dass jeder Wunsch,
Russland zu zerstören, das Ende der Welt bedeuten wird“.
Ausserdem rief er in Moskau die Kirchengemeinde auf, Geld für
russ. Soldaten zu spenden, denn dies sei eine notwendige
Hilfe, da Russland „der
ganzen westlichen Welt" gegenüberstehe. Im März wandte sich Patriarch Kirill mit
einer entsprechenden Botschaft an die Primaten der ROK
sowie an eine Reihe religiöser Persönlichkeiten u. Vertreter
internationaler Organisationen, in der er insbes. im
Zusammenhang mit der angespannten Lage um das Kiever
Höhlenkloster /II/ seine „tiefe Besorgnis über den
stark zunehmenden staatl. Druck auf die orthod. Christen der
Ukraine“ zum Ausdruck brachte. In seiner Osterbotschaft 2023 /II/
rief der Patriarch zum Gebet für die Menschen auf, die sich
„im Gebiet kriegerischer Handlungen befinden“, u. sagte: Als
Christen „können wir gegenüber den Nöten u. Entbehrungen
unserer Brüder u. Schwestern“ nicht gleichgültig sein, deren
„Herzen vom Feuer des brudermörderischen Konflikts entzündet
sind“. Daher müsse für das Geschenk eines „soliden u.
gerechten Friedens für die brüderlichen Völker, die aus dem
gemeinsamen Taufbecken des Dnepr hervorgegangen sind“,
gebetet werden. Während die offiziellen Botschaften Kirills,
die auf der Website des MP veröffentlicht wurden, für
Frieden warben u. die formelle Contenance einigermassen
bewahrten, arteten seine meist polit. gefärbten Reden, die
er in den Kirchen hielt, gewöhnlich in patriot. Tiraden aus,
wenn er etwa am 21. April in der
Mariä-Entschlafens-Kathedrale des Sergius-Klosters der Hl.
Dreifaltigkeit /II/
am Ende des Gottesdienstes u. der Prozession sich mit
folgenden Worten an die Gläubigen wandte:
„Sie alle wissen, dass unser Volk u. unser Land
derzeit sehr schwierige äussere Umstände durchmachen. Es
scheint, dass jemand ausserhalb unseres Landes im
Bewusstsein der unterschiedlichen zivilisatorischen
Entwicklung des orthodoxen Russlands u. der westlichen Welt
glaubt, dass diese Divergenz ein Grund oder ein Vorwand sein
kann, Russland mit Gewalt zu besiegen. Wir glauben, dass
dies niemals passieren wird! Erstens, weil der Herr mit uns
ist. Zweitens, ... weil unser Volk – auch in der
spirituellen Tradition der orthodoxen Kirche – so erzogen
wurde, dass die Verteidigung des Vaterlands die grösste
Pflicht u. eine heilige Tat ist. Und wenn unsere Kämpfer
heute dort, im Donbass, Russland verteidigen, müssen wir
bedenken, dass sie nicht gegen ein lokales Phänomen kämpfen,
das gefährlich u. Russland gegenüber unfreundlich ist,
sondern für die Zukunft unseres Landes. Und ich rufe Sie
alle auf, heute ein besonderes Gebet für unseren
Präsidenten, für die Behörden, für unsere Armee u. für das
ganze Volk zu entrichten, damit uns keine böswilligen
äusseren u. inneren Kräfte spalten u. dadurch
schwächen können." Anfangs Mai segnete der Kirchenzyniker erneut frohen
Mutes russ. Soldaten mit einer Ikone, die in die
Ukraine geschickt wurden, um die
„Heimat zu verteidigen", u. drückte seine Hoffnung
aus, dass alle
„lebend u. gesund" zurückkehren. Kirill betonte immer wieder die angebliche
Wundertätigkeit von Ikonen während Kriegsschlachten.
Sanktionen:
Im Juni 2022 verhängte die britische Regierung vor
dem Hintergrund der russ. Invasion in der Ukraine Sanktionen
gegen Patriarch Kirill „wegen herausragender Unterstützung der
russ. Militäraggression in der Ukraine“. In einer Erklärung
stellte Aussenministerin Liz Truss fest, dass Patriarch Kirill
„seine Position wiederholt missbraucht habe, um den Krieg zu
rechtfertigen“. Litauen verbot Patriarch Kirill die Einreise für
einen Zeitraum von 5 Jahren, weil er den Angriff auf die Ukraine
aktiv unterstützt habe. Im Juli wurde Kirill auf die
Sanktionsliste der „russ. Agenten der Desinformation“ Kanadas
gesetzt, die „für die Erleichterung u. Unterstützung der
ungerechtfertigten Invasion Russlands in der Ukraine
verantwortlich sind“. Im Okt. verhängte die Ukraine selbst Sanktionen gegen Patriarch
Kirill, weil er „die Doktrin der "russ. Welt“ gepredigt u. den
Krieg gegen die Ukraine gesegnet" habe. Patriarch Kirill habe
„das Volk dazu aufgerufen, sich um die Regierung zu scharen u.
Russland unbesiegbar zu machen". Der Einbezug des Patriarchen
Kirill in die Sanktionslisten der Gesamt-EU kam v.a. wegen des
Widerstands Ungarns nicht zustande. Der ungar. Aussenminister s.
Péter Szijjártó begründete die Haltung seiner Regierung mit dem
„Grundsatz der Religionsfreiheit.“ Es sei „schrecklich, auch nur
daran zu denken, welche Prozesse die Aufnahme des Führers einer
der wichtigsten christlichen Kirchen Europas in die Liste
auslösen würde“. Aufgrund der störrisch vertretenen
Eigenposition dieses pro-russ. Mitgliedstaats wurden die
Massnahmen gegen Patriarch Kirill aus dem 6. Sanktionspaket
gegen Russland ausgenommen. Im Feb. 2023 verhängten Australien
u. Neuseeland aus ähnlichen Gründen Sanktionen gegen Patriarch
Kirill. Im April setzte Tschechien den Kriegspatriarchen auf
die nationale Sanktionsliste /II russ./ mit
der Begründung, dass er „den Glauben missbraucht, um die von
russ. Soldaten in der Ukraine begangenen Gräueltaten zu
rechtfertigen“ u. „seine Position nutzt, um die russ. Aggression
in Predigten u.a. öffentl. Reden zu rechtfertigen“.
Im
Dez. 2023 setzte das Innenministerium der Ukraine Patriarch
Kirill, das Oberhaupt der ROK, mit bürgerlichem Namen Vladimir
Gundjaev, auf die Fahndungsliste gesuchter Personen.
Gundjaev wird vom ukrain. Geheimdienst SBU gesucht. Seit dem
11. Nov. soll sich Kirill vor behördlichen Ermittungen
verstecken, hiess es. Dem Moskauer Patriarchen würden laut Ukrinform
zwei schwere Delikate zur Last gelegt. Einerseits geht es um
Übergriffe auf die territoriale Integrität der Ukraine,
andererseits um Planung, Vorbereitung, Einleitung u.
Durchführung eines Angriffskriegs gegen die Ukraine. Nach
Angaben von Ukrinform haben der SBU u. die
Generalstaatsanwaltschaft der Ukraine im Nov. ein
Strafverfahren gegen Kirill eröffnet. Er zähle zum engsten
russ. Führungskreis um V. Putin, rechtfertige den Krieg u.
nutze die ukrain. Gemeinden für seine Propaganda, hiess es zur
Begründung. Da der Patriarch gut bewacht in Moskau lebt, ist
das Risiko einer Festnahme durch die Ukraine jedoch äusserst
gering.
Kritik an
V.M. Gundjaev bzw. Bischof/Metroipolit/Patriartch Kirill:
Gesamtübersicht:
Vom "Forum Freies Russland", das die
sog. "Putin--Liste" führt, die in Russland
gesperrt ist, werden gegen Vladimir Gundjaev alias
Metropolit/Patriarch Kirill folgende Vorwürfe erhoben:
- Organisation krimineller Geschäfte: In den 1990er Jahren
beteiligte er sich als
Vositzender der Abteilung für Aussenbeziehungen DECR der ROK
am Tabak-, Öl-, Automobil- u. Lebensmittelhandel sowie am Import
von Zigaretten – dies alles unter den Bedingungen
des damals riesigen Staatshaushaltsdefizits u. der massiven
Nichtzahlung von Gehältern an Staatsbedienstete u. staatl.
Renten, wobei unter dem formellen Deckel der ROK alle möglichen
undurchsichtigen Steuerhinterziehungspläne ohne Bezahlung von
Zöllen genutzt worden seien. Nach verschiedenen Schätzungen
hätten diese Aktivitäten ein Kapital in Höhe von 1,5-4 Mrd. USD
generiert. Übe diese Handelsaktivitäten schrieb die Novaja gazeta schon 2012. /mehr
dazu s. unten./
- Untergrabung des säkularen Charakters des russ. Staates, der
in seiner Verfassung verankert ist; Einführung einer
"spirituellen“ Zensur in den säkularen Kulturbereichen;
Untergrabung des säkularen Charakters des staatl.
Bildungssystems RF.
- Propaganda des Angriffskriegs, obwohl diese nicht nur durch
moderne staatl. Gesetze, sondern auch durch innerkirchliche
Vorschriften, die seit der Antike gelten, verboten ist.
- Mitschuld an der Aggression des Putin-Regimes gegen die
Ukraine u. an der Besetzung fremder Gebiete, indem Kirill die
bewaffnete Invasion in der Ukraine „ideologisch begründet“ habe. Die Führung
des Sicherheitsdienstes der Ukraine SBU berichtete, dass die Strukturen des MP den russ. Spezialeinheiten,
insbes. s. Igor Girkin/Strelkov, dabei geholfen hätten,
die Annexion der Krym vorzubereiten. Der Klerus habe dabei den
ersten Gruppen russ. Saboteure Schutz u. geboten u. nach der
Annexion begonnen, den Geist junger Krymbewohner zu
militarisieren. Der Bruderkrieg in der Ostukraine sei vom russ.
Patriarchen Kirill gesegnet worden, übertitelte TSN.ua einen entsprechenden Beitrag zu
diesem Thema.
- Volle Unterstützung des Putin-Regimes sowohl in der Aussen-
als auch in der Innenpolitik. Der „klerikale mittelalterliche
Obskurantismus", der seit 2 Jahrzehnten vom Putin-Regime
geschürt werde, geniesse die volle Unterstützung von Kirill u.
der gesamten Führung der ROK. Besonders hervorzuheben sei die
von der Kirche geschürte Homophobie u. die Gesetzgebung gegen
die Abtreibungs, für die sie sich seit vielen Jahren einsetze,
wobei diese als eine der grausamsten in der modernen Welt gelte.
- Verletzung des Grundsatzes der Gewissensfreiheit, die unter
Putin erhebliche Ausmasse angenommen habe, einschliesslich der
Förderung der Verfolgung von Atheisten u. Ungläubigen. Die
Führung der ROK habe nie gegen die Verfolgung u. Verletzung der
Rechte solcher Gruppen u. Individuen, einschliesslich der
eigenen Gläubigen, protestiert. Darüber hinaus hätten die
Propagandisten der ROK unter Kirills Führung die Angriffe auf
kleine religiöse Konfessionen u. Gruppen, darunter auch
christliche, drastisch verschärft, sie als „totalitäre Sekten“
bezeichnen u. entsprechende Gesetze, etwa dasjenige "Über die
Gewissensfreiheit“, auch auf Anregung der Führer der ROK ständig
verschärfen lassen.
- Einmischung in die internen Angelegenheiten der orthod. Kirche
in der Ukraine, die sich ab Ende 2018 in der Behinderung der
Bildung einer einzigen orthod. Kirche in diesem Land geäussert
habe, die weder direkt noch indirekt vom Putin-Regime
kontrolliert wird.
- Korruption. Es sei nicht klar, wie u. aufgrund welcher
Verdienste Gundjaev-Kirill Eigentümer einer Wohnung im "Haus am
Ufer“ im Zentrum von Moskau wurde, wo früher Parteifunktionäre
lebten. Auch
der Erwerb anderer Immobilien u. Objekte, die
Gundjaev-Kirill zugeschrieben werden, sei intransparent u.
erklärungsbedürftig. /mehr dazu s. unten./
- Verwendung umfassender Mittel aus dem Staatshaushalt für
persönl. Zwecke in Absprache mit der aktuellen russ. Führung: Es
gehe hier i.e.L. um die Tatsache, dass der Patriarch die teuren
Dienstleistungen des ausgedehnten Personals des Föderalen
Sicherheitsdienstes FSO in Anspruch nähme, dessen Aufgabe es
eigentlich sei, nur hochrangige säkulare, nicht aber kirchliche
Führer zu schützen.
- Beschlagnahme zum Zweck der rein persönl. Bereicherung,
Entfremdung des Territoriums eines Waldfonds: Als herausragendes
Bsp. wird der genannte Küstenpalast Kirills von Gelendzhik
erwähnt, der auf dem Territorium eines föderalen
Naturschutzgebiets errichtet wurde. Während des Baus seien viele
im Roten Buch aufgeführte Bäume gefällt u. das Territorium des
Palastes habe den Anwohnern den Zugang zum Meer versperrt.
- Tätigkeit für den KGB ab den 1970er Jahren. Es habe weder in
der RF im Allgemeinen noch in der ROK im Besonderen eine Lustration ehem. Mitarbeiter der sowjet.
Sonderorgane gegeben, obwohl es in der ROK einige KGB-Agenten
gegeben habe. Über den früheren KGB-Spitzel Gundjaev alias
Kirill s. unten.
- Es sei auch zu beachten, dass V.M. Gundjaev alias Kirill als
Leiter der Strukturen zur Unterstützung des Putin-Regimes auch
direkt für die kriminellen Aktivitäten seiner Untergebenen u.
Mitarbeiter verantwortlich sei, die offenbar unverblümt „nicht
bemerkt“ würden. Er trage schliesslich auch die Verantwortung
dafür, wenn Journalisten u. Zivilaktivisten angegriffen werden,
die zu Recht die Aktivitäten der dem Patriarchen anvertrauten
Strukturen kritisierten.
Ausführlicher
zu einigen Kritikpunkten u. Vorwürfen:
Kirchenpolitik
u. Interaktion mit dem Putin-Regime: Patriarch Kirill
ist einer der führenden Propagandisten sowohl der Innen- als
auch der Aussenpolitik des Putin-Regimes. Auch nach seiner
Inthronisierung als Patriarch von Moskau u. ganz Russland
2009 vertrat er die Idee der "Russ. Welt“, die v.a. 2014 im
Zusammenhang mit der Annexion der Krym u. der krigerischen
Okkupation des Donbass in der Ostukraine eine besonders
berüchtigte Berühmtheit erlangte. Mit voller Unterstützung
der ROK wurde nach dem Strafverfahren gegen die Mitglieder
der russ. Frauenpunkgruppe "Pussy Riot" 2012 von der
Staatsduma RF ein repressives Gesetz zum Schutz der "Gefühle
der Gläubigen“ angenommen, das im Sommer 2013 in Kraft trat.
Als Patriarch ist Kirill bei allen wichtigen zentralen
Versammlungen des Parlaments RF u. an den Terminen im Kreml
zugegen, wenn die Bundesversammlung bzw. die russ. Elite zur
Teilnahme an den jährlichen u. speziellen
Botschaftsverkündigungen des Präsidenten RF zusammengerufen
wird. Dies ist auch der Fall, wenn im Kreml entsprechende
Sonderanlässe im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg
stattfinden. Kirill weigert sich systematisch, die Kirche
vom Staat zu trennen, obwohl dieses Prinzip in der
Verfassung RF verankert ist, u. beruft sich auf die
"Symphonia" zwischen Kirche u. Staat. Gleichzeitig weigert
er sich, das System des säkularen Staates als Prinzip
anzuerkennen u. zu respektieren. Er u. seine Hierarchen
waren die Hauptlobbyisten für die von Putin unterstützte
Einführung der sog. "Grundlagen der orthodoxen Kultur“ u.
für die Schaffung von "Theolog. Fakultäten“ an
Universitäten, auch technischen. Nach Auffassung des "Forum
Freies Russland" ist die von Kirill kontrollierte ROK nichts
anderes als ein Instrument der totalen Zombifizierung der
Bevölkerung, das sich als sehr effektiv erwiesen habe, denn
derjenige Teil der Bevölkerung des Landes, der sich als
Gemeindemitglieder der ROK betrachte, zeichne sich im
Allgemeinen gewöhnlich durch eine betonte Loyalität
gegenüber seinem diktatorischen polit. Regime aus.
Reaktionen
auf den Ukrainekrieg u. Kritik der Haltung Kirills dazu in
Kreisen der orthodoxen Kirche: Mithilfe
seiner reaktionären pro-russ. u. antiwestlichen Ideologie u.
seiner bedingungs- u. kompromisslosen Unterstützung des
Putin-Regimes hat Patriarch Kirill die ROK in Analogie
zum Staat selbst als autoritäres zentralist. Kirchenregime
aufgestellt. Die ROK ist damit quasi zum Staat im Staate
geworden, obwohl sie sich ihm unterwirft, mit ihm
unmittelbar interagiert u. sich mit ihm eng abstimmt, wobei
sie vom Kreml weitgehend dirigiert u. ihm als kirchliches
Herrschaftsinstrument zur Umsetzung der Politik Putins unter
den "Gläubigen" zur Verfügung steht u. von ihm so benutzt
bzw.missbraucht werden dürfte. In diesem von den Putinisten
geschaffenen quasitotalitären Herrschaftssystem können sich
auch Bischöfe keinen Widerspruch mehr leisten,
während Priester bei öffentl. Kritik sanktioniert
werden können. In der ROK kritisier/t/en deshalb nur wenige Bischöfe
öffentlich Kirills Rechtfertigung des Kriegs gegen die
Ukraine. Einige Priester in
Russland haben sich allerdings im Zuge des russ. Überfalls
auf die Ukraine 2022 von Kirill abgewandt u. die Verbrechen
der russ. Armee in der Ukraine kritisiert. Für sie
bedeutet Kirill ein "Mann des Systems", ein "Teil der russ.
Regierung". Besonders scharf fiel die Kritik von Seiten
einiger orthodoxer Führer in der Ukraine aus.
Der damals 89-jährige Filaret /Denisenko/, der selbst aus
dem Donbass stammt, 1995-2018 Patriarch der Ukrain.-Orth. Kirche des Kiever
Patriarchts war u. 1997 vom MP mit dem Kirchenbann
belegt wurde, sagte schon 2018 in einem Interview mit s. Zhanna Nemcova, dass
Putin die Ukraine wieder unterjochen wolle, was ihm aber
nicht gelingen werde, da das freiheitsliebende ukrain. Volk
dies nicht mehr wolle. Obwohl Putin ein Christ sei,
lebe er nicht nach dem christl. Glauben, sondern sei ein neuer
Kain. Zwar sei Putin bestrebt, über die UOK MP die Ukraine zu
beeinflussen, aber dies sei unmöglich. Putin habe inzwischen
verstanden, dass die Ukraine mit Waffen nicht zu nehmen sei.
Nach Kriegsausbruch forderten
über 200 ukrain. Priester des MP eine Absetzung ihres
Oberhaupts.
Wie erwähnt, forderte
ausgerechnet Metropolit Onufrij, der Leiter der UOK MP, den
"Bruderkrieg" zwischen dem ukrain. u. russ. Volk unverzüglich
zu beenden, der
weder vor Gott noch vor den Menschen zu rechtfertigen sei.
Im Mai 2022 sagte sich Onufrijs
Kirche vom MP los u. weigert sich seither,
den Patriarchen Kirill als Vorgesetzten zu anerkennen.
Der
Bischofsrat der Orthodoxen Kirche der Ukraine OKU wies
auf Vorschlag ihres Primas, Metropolit Epifanij, darauf hin,
dass Patriarch Kirill kanonisch zur Verantwortung gezogen u.
ihm der patriarchal. Thron entzogen werde, weil er ketzerische
ethnophyletische Lehren verbreitet habe, die auf der Ideologie
der "russ. Welt“ basierten, den russ. Truppen einen „Segen“
für den Krieg in der Ukraine erteilt u. zur Spaltung der
Kirche beigetragen habe. Der
Generalsekretär des Ökumen. Rats der Kirchen
/Weltkirchenrat/ u. Geistliche der Rumän.-Orthod. Kirche,
Ioann Sauca, appellierte an Patriarch Kirill, „ein
Vermittler zwischen den Behörden zu werden, um den Krieg zu
beenden“. Der Pariser Metropolit Jean rügte die
Aussage des Patriarchen Kirill, dass das "Opfer" eines
Soldaten, der im Krieg stirbt, "alle Sünden reinige, die er
begangen hat". Sie sei in den Gemeinden seines Erzbistums „mit
grossem Schmerz u. mit Unverständnis aufgenommen" worden,
schrieb er. Das russ. Kirchenoberhaupt solle sich besser für
einen sofortigen Stopp des „brudermörderischen Kriegs"
aussprechen, „der für die Welt
jetzt zu einer allzu schweren Bedrohung" werde. Ungewöhnlich hart
ging der Ökumen. Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I.,
mit dem russ. Patriarchen ins Gericht.
In einem Interview mit der griech.
TV von Ende Mai 2022 sagte er, er habe erwartet, dass
Patriarch Kirill in der Lage sein werde, Präsident Putins
Absicht, in die Ukraine einzumarschieren, die Stirn zu
bieten u. dabei gegebenenfalls den Thron zu opfern, doch
sein Verhalten sei enttäuschend gewesen.
Der anhaltende Krieg zwischen den Orthodoxen habe ihn schwer
getroffen. Die Tatsache sei
„schmerzlich, dass
das MP so weit gekommen sei, sich den polit.
Ambitionen der RF zu unterwerfen, diese gewaltsame Invasion u.
das ungerechtfertigte Blutvergiessen zu unterstützen u.
scheinbar zu segnen", sagte er im Okt. 2022 gegenüber dem
US-Portal "The Pillar".
Er selbst habe „Aggression u. Gewalt wiederholt verurteilt" u.
zugleich „inbrünstig u. brüderlich" an den Patriarchen von
Moskau appelliert, seine Position von polit. Verbrechen zu
trennen, selbst wenn dies bedeutete, dass er von seinem Amt
zurücktreten müsste.
Das MP wies u. weist Kritik an Kirill I. erwartungsgemäss
zurück.
Wie erwähnt, sah sich
die Hl. Synode des Ökumen. Patriarchats von Konstantinopel unter
Bartholomaios I. zum konkreten Handeln veranlasst u. entzog dem
Patriarchen von Moskau bereits im Okt. 2018
das seit 1686 bestehende Recht, den Metropoliten von Kiev zu
ordinieren. 2
weitere hochrangige Vertreter der ukrain. Orthodoxie sehen den Moskauer Patriarchen Kirill
mitverantwortlich für den Krieg in der Ukraine: „Seit Kriegsbeginn sind wir wütend
auf Kirill", hielt der Metropolit der UOK, Augustin
Markevych, in einem Beitrag in der Zeit
fest. Vor dem Krieg habe Kirill die Ukrainer als seine
Herde bezeichnet, nun trete er jedoch als "Patriarch
der Russen" auf. Auch diverse Religionsgelehrte u.
religiöse Persönlichkeiten verschiedener Konfessionen
verwiesen auf Kirill als einen der wichtigsten
Ideologen des russ. Kriegs in der Ukraine
– mit fatalen Folgen für die Orthodoxie
Russlands u. der Ukraine. Auch weltliche Führer
wandten sich an den Patriarchen von Moskau u. ganz
Russland. Frankreichs
Staatspräsident Emmanuel Macron etwa sagte an die Adresse von
Kirill I., religiöse Führer müssten angesichts des
„Wahnsinns dieser Ereignisse" Widerstand leisten,
machte jedoch Putin selbst für das Verhalten der Kirche
verantwortlich. Die orthodoxe Religion werde von den
Machthabern in Russland manipuliert. Dem Ständigen Vertreter
der Ukraine bei den UN, Serhij Kyslycja, war dieses Statement
jedoch viel zu mild. Die ROK werde nicht manipuliert,
kommentierte er auf Twitter Macrons Worte, sondern diese
Kirche sei vielmehr „Teil eines kriminellen Regimes". Wie
die NZZ in einem Kommentar
darauf hinwies, könne Kumpanei einer Kirche mit dem Staat
verhängnisvolle Folgen nach sich ziehen, wie das Beispiel
der Kirche Frankreichs bei ihrer jahrhundertelangen Kumpanei
mit der Monarchie gezeigt habe. Durch die religiöse
Legitimierung von Putins Krieg habe Kirill inzwischen
bereits die Mehrheit der Gläubigen seiner Kirche verloren u.
zwar ausgerechnet an die Orthodoxe Kirche der Ukraine. Trotz
aller Kritik wisse Kirill die Politik auf seiner Seite
u. die Politik wisse, dass sie sich auf den Patriarchen
verlassen könne.
Wer Kirills Predigten höre
oder lese, merke sofort, dass der Patriarch fest an der Seite des
Kreml-Chefs stehe. Die
russ. Orthodoxie sei längst zu einem der mächtigsten Pfeiler
von Putins imperialer Neurussland-Ideologie geworden.
Kirill sei stets bestrebt, sich der Regierungspolitik
anzupassen, sagte der russ. Journalist u. Kirchenexperte
Sergej Bychkov. Gerade jetzt sei die Unterstützung der
Kirche für den Staat besonders wichtig. Dass Kirill auf
dieser Ebene die christl. Gebote pervertiere, sei
Nebensache.
Vorwürfe des
fragwürdigen Industriehandels u. der vermuteten Bereicherung:
Lange vor seiner Wahl (u. de facto Ernennung) zum
Patriarchen organisierte Vladimir Gundjaev alias Metropolit
Kirill in den 1990er Jahren als Chef des DECR den industriellen
Tabak-, Öl-, Automobil- u. Lebensmittelhandel, um für die ROK zu
Geld zu gelangen, u. nutzte dabei alle möglichen
undurchsichtigen Steuerhinterziehungspläne, um die Arbeit der
mit ihnen verbundenen Händler erheblich zu erleichtern. Nach
verschiedenen Schätzungen brachten diese Aktivitäten Gundjaev
bzw. der ROK ein Kapital in Höhe von 1,5-4 Mrd. USD ein. Weil
Gundjaev-Kirill im Namen der Kirche mit Zigaretten u. Erdöl handelte,
wurde er von Kritikern „Tabak-Patriarch“
genannt. Zu erklären ist die Entstehung dieses
lukrativen Businesses wohl
mit den Folgen des Zusammenbruchs der UdSSR, bei dem die
wiederauferstandene ROK dringend Geldmittel brauchte, um ihre
während des Kommunisms zerstörte Infrastruktur
wiederherzurichten. Um Warenschmuggel zu verhindern, gewährte
der neue russ. Staat der Kirche Handelsprivilegien, aufgrund
derer die Kirche legal Zigaretten importieren sowie
Meeresfrüchte u. Edelsteine exportieren u. den Gewinn behalten
durfte. Noch lukrativer war der Handel mit Erdöl, um den sich
Patriarch Aleksij II. persönlich kümmerte u. ihn über
die Schweiz abwickelte. Er sei in den 90er-Jahren im Privatjet
nach Genf gereist u. habe dort die von der Regierung
zugeteilten Ölkontingente verkauft, wie ein ehem. Schweizer
Bundespolizist erzählte. Als zentrale Figur bei den
Ölverkäufen der ROK wurde jedoch ein gewisser Vitalij K.
genannt. Das Geld – es geht um etwa 2,5 Mrd. USD
– soll laut mehreren Quellen auf einem Konto
der Genfer United Overseas Bank gelandet u. von dort auf
verschiedene Offshore-Unternehmen verteilt worden sein. Wegen
vermuteter Geldwäsche begannen die CH-Behörden gegen Vitalij
K. zu ermitteln u. sperrten CH-Bankkonten. Jahre später sei
das Strafverfahren jedoch wegen „mangelnder Kooperation der
russ. Behörden" eingestellt worden. Es gebe übrigens keine
Belege dafür, dass der heutige Patriarch Kirill direkt in die
Genfer Ölgeschäfte verwickelt gewesen wäre. Allerdings sei er
als Vositzender der Abteilung für Aussenbeziehungen DECR der
ROK u. Vertrauter des Patriarchen Aleksij II. auch für den
Aussenhandel der ROK zuständig gewesen u. als "Tabatschnik"
zeichnungsberechtigt für ein Konto bei einer CH-Grossbank
gewesen, auf dem zeitweise mehrere 100 Tsd. CHF lagen; das
Geld sei angeblich für Ausgaben beim Weltkirchenrat verwendet
worden.
Vorwürfe der
Verbindungen zum KGB: Gundjaev-Kirill war bereits in der Sowjetunion als Mitarbeiter der Aussenabteilung der
ROK eine wichtige Figur der Kirchenleitung. Dementsprechend
war er bereits damals gut mit den polit. Eliten vernetzt u.
konnte ins /westl./ Ausland reisen.
1971 wurde Kirill von den Sowjets nach Genf in die
Schweiz geschickt, um die Orthodoxen beim
Weltrat der Kirchen zu vertreten. In Genf leitete er
auch die orthod. Kirche von einem Haus in der Rue de
Beaumont aus, predigte in diesen Kreisen u.
habe das Vertrauen der russ. Exilgemeinde genossen.
Im Feb. 2023 veröffentlichten TA-Media-Journalisten des
Zürcher
Tages-Anzeigers
u. der Lausanner Zeitung
Le Matin Dimanche
/Spiegel
- russ. I russ. II russ. III russ. IV russ. V/ den
aufschlussreichen Bericht einer Recherche über diversen
Aktivitäten von Vladimir Gundjaev alias Kirill in der
Schweiz. Demnach
liess er sich vom sowjet. Auslandsgeheimdienst KGB
anwerben u. stand ab 1972 als Mitarbeiter mit dem
Decknamen "Mikhajlov" in seinen Diensten. Diese
Erkenntnis habe man basierend auf einem Vergleich
bekannter Auslandsreisen dieses KGB-Agenten "Mikhajlov“
mit der Identität des russ. Priesters Kirill, mit
bürgerlichem Namen Vladimir Gundjaev, gewonnen. Seine
Aufgabe habe darin bestanden,
Informationen über die Mitglieder des Weltkirchenrats
zu sammeln u. deren Haltung zur Sowjetunion zu
beeinflussen. Die Schweizer Bundespolizei legte eine
heimliche Staatsschutzkarteifiche /eine
Art Schweizer Stasi-Akte/ über den russ. Geistlichen
an, die die
SonntagsZeitung
im Bundesarchiv einsehen konnte. Die Fiche von
"Monsignor Kirill" habe insgesamt 37 Einträge, die
über 20 Jahre von Juli 1969 bis Feb. 1989 reichten,
von denen die meisten sich lediglich auf seine
Visaanträge u. Einreisen in die Schweiz bezögen. 2x
sei vermerkt worden, dass Kirill in einem Verzeichnis
von sowjet. Funktionären aufgeführt sei, „gegen die
Massnahmen ergriffen wurden" – um welche
Massnahmen es sich handelte, wurde nicht erläutert.
Während ein Genfer, der anonym bleiben wollte,
erzählte, dass man ihn damals vor russ. Priestern der
Sorte Kirills gewarnt habe, denn man sei davon
ausgegangen, dass es sich um KGB-Agenten handle,
schien der in Genf lebende Neffe Kirills mit Namen
Mikhail Gundjaev, der als Kirills Nachfolger im Amt
vor Ort gilt, bemüht zu sein, die KGB-Tätigkeit seines
berühmten Onkels zu verharmlosen, wenn er erklärte,
dass er damals wohl kein richtiger KGB-Agent gewesen
sei, sondern nur
„unter strikter Kontrolle des KGB" gestanden
habe, was sowieso der Fall gewesen sein dürfte. Weiter
heisst es im Bericht, der Weltkirchenrat habe den
Rechercheuren auf entsprechende Anfrage geantwortet,
dass er
„keine Informationen" zu diesem Thema habe.
Weder der Patriarch selbst noch das MP u. schon gar
nicht das KGB bzw. der FSB haben bisher Kirills
monierte Geheimdiensttätigkeit bestätigt, sich dazu
geäussert oder auf einen entsprechenden Vorwurf der
Spionage für den KGB reagiert.
Von Igumen Ilarion im Interview von 2001 auf
geheimdienstliche Aktivitäten durch kirchliche
Mitarbeiter angesprochen, ging Kirill freilich nicht auf
seine eigene KGB-Anwerbung ein, sondern wich diesem
heiklen Thema geschickt aus, indem er die Sachlage
missverständlich abänderte u. über die Arbeit anderer,
„von aussen eingeschleuster" Agenten sprach,
die keine Priester waren. Er sagte, dass es unmöglich
sei, einen weltlichen Menschen – noch dazu einen
Spion
– in einen Priester zu verwandeln, u.:
„Immer wird sichtbar sein, dass es
sich nicht um einen wirklichen Priester handelt. Und so
war es auch. Die Leute wussten, wer ein echter u. wer
ein angeblicher Priester war. Daher denke ich, dass
die in die Kirche eingeschleusten Atheisten eine
Erscheinung von so winzigem – ich würde sogar sagen
exotischem – Ausmass waren, dass man sie nur als
Ausnahme, als Randerscheinung im Leben der Kirche in
Erinnerung behalten kann." Seit Jahren wurde
kolportiert, dass Gundjaev-Kirill für den KGB tätig
war, denn Rechercheure fanden bereits vor Jahren gut
dokumentiertes Material zu diesem Thema. 2003
schickte ein Mitglied der Moskauer Helsinki-Gruppe,
Priester Georgij Edelstejn, einen Brief an
den Präsidenten RF V.V. Putin, in dem er Metropolit
Kirill vorwarf, Verbindungen zum KGB zu haben. Mehrere
hohe Vertreter der ROK waren Agenten des KGB u. dessen
Vorgängerorganisationen.
Auch Aleksij II. selbst soll zuvor für den KGB tätig
gewesen sein u. war auch in Genf kein unbekannter
Mann.
Obgleich die beiden eine Vergangenheit beim KGB
verbindet, ist unbekannt, ob Kirill den 6
Jahre jüngeren Putin bereits in den 70-90er Jahren
über das KGB gekannt bzw. wann er ihn
kennengelernt hat.
Immobilien u. luxuriöses
Leben: In einem separaten Abschnitt befasst sich der
besagte TagesAnzeiger-Bericht auch mit vermuteten
Immobiliengeschäften Kirills, die zur Vermehrung seines
privaten Vermögens u. zur Verbesserung seines Wohlstands
beigetragen haben sollen oder dürften. Mit dem
angeblichen Immobilienimperium der ROK-Elite u. dem
elitären Luxusleben des Patriarchen befasste sich
Novaja gazeta in einem
entsprechenden Beitrag, der 2019 erschien.
Was zunächst die verschiedenen offiziellen Residenzen des MP /II/ anbelangt, hat der Patriarch seinen
Amtssitz im Kloster des Hl. Danilov in Moskau /II/, wo die Sitzungen des Hl. Synods
stattfinden; darüber hinaus benutzt er eine
Arbeitsresidenz an der Adresse Chistyj
pereulok 5 /II/, wo in einer Seitengasse der
Prechistenka-Strasse ein hübsches neuklassizist. Gebäude des
russ. Kulturerbes steht, u. bewohnt eine
grandiose
u. märchenhafte Sommerresidenz in Peredelkino /II/. Auf einer Webseite heisst es, dass
Kirill viel durch die Städte Russlands reise, sodass er
keinen festen Wohnsitz habe. Als wichtigste Orte, an
denen er Halt mache, dienten ausser den erwähnten
Residenzen die Dreifaltigkeits-Sergius-Lavra in
Sergiev Posad
sowie das Valaam-Kloster u. die Villen in
Rubljovka, Troice-Lykovo u. Solovki. Noch als Metropolit
habe Kirill lange Zeit in Serebrjanyj Bor in einem
kleinen "baufälligen" Holzhaus gewohnt, dessen
Grundstück etwa 7000 qm an Umfang betrage.
In der Elcyn-Zeit
hätten der Präsident u. sein Gefolge beschlossen, ihre
Lebensbedingungen zu verbessern u. hätten dem Geistlichen eine
140 qm grosse 5-Zimmerwohnung im berühmten
"Haus am Ufer“ /II/ am Fluss Moskva in
der Serafimovicha-Strasse 2,
wo früher Parteifunktionäre
lebten, geschenkt. Diese Wohnung habe er
aber nie benutzt. Das gespendete Objekt habe sich in einem
sehr schlechten Zustand befunden u. sei im Laufe der Zeit
renoviert worden; in der Wohnung befinde sich eine Sammlung
seltener Bücher, die Kirills Vater gehört hätten. Der Preis
der Wohnung wird auf 95-300 Mln. Rubel geschätzt. Ferner ist
von einem Anwesen
bei St. Petersburg die Rede, dessen luxuriöser Umbau den Staat
etwa 40 Mln. CHF gekostet habe. Noch viel mehr zu reden gab
"Kirills Palast" in Gelendzhik /II III IV/ am Schwarzen Meer in der Nähe
von Putins eigenem Superpalast, der von Aleksej Navalnyj
aufgedeckt wurde. Eigentlich sei dieser Palast im Besitz
der ROK,
der als "Spirituelles Bildungszentrum" ausgewiesen werde. Die
ausgedehnte private Anlage, die wie ein Kloster an einem
eigenen Berg Athos Kirills liegt u. für die Öffentlichkeit
unzugänglich ist, soll 22 Mrd. Rubel gekostet haben. Wenn der
Patriarch dort zur "Erholung" anwesend sei, herrsche rund um
das Gelände quasi der Ausnahmezustand. So stünden Kirill
insgesamt etwa 20 "Residenzen" zur Verfügung, die er
regelmässig nutze u. unterhalten lasse, wobei wegen der
hochgradigen Intransparenz der Eigentumsverhältnisse des
Patriarchen völlig unklar bzw. unbekannt ist, welche
Immobilien auf sein eigenes Konto gehen. Ausserdem soll Kirill
über
eine Yacht "Pallada“ bzw. über eine ganze Flotte von
mehreren teuren Yachten verfügen, die ihm oder der
Kirche von "Lukoil" geschenkt wurde/n oder worden sein
soll/en, wobei dafür in Valaam ein gesonderter Hafen angelegt
wurde.
Zu seinen persönl. Besitztümern soll auch eine
Mercedes-Maybach-Luxuslimousine gehören. Für den
Lufttverkehr benutzt der Patriarch ein oder verschiedene
Flugzeug/e der staatl. Fluggesellschaft oder private Jets. Der
Unterhalt der von Kirill benutzten immobilen u. mobilen Infrastruktur /II/ sei extrem kostspielig u.
verschlinge immense Summen von Staatsgeldern, wohl Dutzende
Mrd. Rubel jährlich, wobei die Kosten für die
Sicherheitsmassnahmen zum Schutz des vielreisenden Patriarchen
besonders ins Gewicht fielen. Die Wirtschaft der ROK sei völlig
intransparent. Das MP kassiere Milliarden Rubel jährlich
aus dem Betrieb von kirchlichem u. zivilem Immobilienbesitz.
Kirills Jahresgehalt betrage nach offiziellen
Angaben etwa 500 Tsd. Rubel, wobei
Gundjaevs-Kirills Privatvermögen auf rd. 4
Mrd. USD geschätzt wird.
In der russ. Bevölkerung gelte Kirill
„keineswegs
als Asket", sagte der Kulturwissenschaftler Antoine Nivière.
Viele Russen u. Russinnen sähen einen Widerspruch darin, wenn
Kirill zur Bescheidenheit aufruft, während er selbst in Luxus
schwelgt.
3 Priester aus Udmurtien, die den Lebensstil des Patriarchen
kritisiert haben sollen, hätten ihre kirchlichen Ämter
verloren.
Hinsichtlich
der "Luxusgüter" wurde auch immer wieder von der
legendären u. v.a. teuren Breguet-Uhr Kirills geredet,
die eine kuriose Erzählung hat.
2009 tauchte im Internet ein Foto von Patriarch Kirill mit einer
Armbanduhr der Schweizer Firma Breguet im Wert von ca.
30 Tsd. Euro auf. Während eines Interviews mit s. Vladimir
Solovjov 2012 erklärte der Patriarch, dass er diese Uhr
besitze, sie aber „nie getragen“ habe, u. bezeichnete das Bild
aus dem Internet als Fotomontage. Blogger fanden auf der
offiziellen Website Patriarchija.ru ein Foto, auf dem sich am Handgelenk des
Patriarchen in der Tat keine Uhr befndet, diese sich aber
gleichzeitig auf einem lackierten Tisch spiegelt.
Offensichtlich wurde die Uhr vom Handgelenk wegretouchiert.
Der Pressedienst der ROK musste seinen „Fehler“ eingestehen,
u. so wurde die Uhr des Patriarchen zum Gegenstand zahlreicher
Internet-Memes.
In einem Interview mit der dt. Zeitschrift Der
Spiegel von Anfang 2008
sprach sich der Metropolit für die Zahlung einer Steuer
auf Luxuswaren aus. Nur dürften mit dieser Steuer nicht
die Flügel der neu entstehenden Mittelklasse beschnitten
werden.
2020
forderte Patriarch Kirill seine Gemeinde auf, Informationen
über seinen Reichtum nicht zu glauben, u. erklärte, dass
Medienveröffentlichungen über seinen angeblichen Besitz dazu
gedacht wären, „diejenigen zu gefährden, die die Wahrheit
Gottes verkünden … damit die Menschen nicht mehr auf uns
hören“.
Schweizer Reisen u. Connections
Kirills: Derselbe
TagesAnzeiger-Bericht
widmet sich im gleichen Zug ausführlich den diversen
nachgewiesenen Verbindungen Gundjaevs-Kirills zur Schweiz. Von
allen Ländern der Welt habe er, Kirill, vielleicht die
Schweiz am häufigsten besucht, sagte er 2019 zum damaligen
Ständeratspräsidenten Jean-René Fournier. Insgesamt 43
Schweizreisen des russ. Kirchenfürsten sind dokumentiert. Er
sei durch das Land gefahren, „um das Leben des Volkes gut
kennenzulernen", habe der Patriarch einmal dem Schweizer
Botschafter in Russland gesagt. Er habe noch viele Freunde
in der Schweiz. Zu diesen gehörte damals wohl auch der
Konsul der sowjet. Botschaft in Genf, Vadim Melnikov, der in
seiner Autobiografie geradewegs von Kirill schwärmte.
Der Gottesmann habe nicht nur bei Cognac u. Champagner bis
in die Morgenstunden gefeiert, sondern habe auch eine
auffällige weisse BMW-Limousine gefahren. Nach einem Unfall
1974, der zu viel öffentl. Aufmerksamkeit erregt habe,
hätten er u. Kirill die Schweiz bald verlassen. Nachdem
Kirill zuhause in der orthodoxen Hierarchie schnell
aufstieg, sei er als Mitglied des Exekutivausschusses des
Weltkirchenrats ab 1975 des öftern in die Schweiz
zurückgekehrt, um in Davos in einem schnittigen Anzug Ski zu
fahren, wo er in der Wohnung eines inzwischen verstorbenen
amerikan. Professors abstieg. 2007 berichtet die russ.
Zeitung Moskovskij komsomolec, dass Kirill auf einer
Schweizer Skipiste gestürzt sei u. sich das Schlüsselbein
gebrochen habe. Offenbar ging es in der Schweiz aber
nicht nur ums Skifahren in den Alpen, sondern auch um
religiöse Diplomatie, Spionage u. viel Geld. In
der Schweiz soll Kirill eine
Beziehung zur Familie Savoretti gepflegt haben, die dafür
bekannt wurde, dass der gebürtige Italiener Piero Savoretti
in den 1960er Jahren den sowjet. Markt für den Autokonzern
Fiat erschloss. Seine Witwe Nina erzählte der SonntagsZeitung,
dass sie Kirill Anfang der 80er Jahre in Genf kennengelernt
habe. Die russ.
Rechercheplattform "Projekt Media" beschrieb die
Beziehungen, die Kirill zu den Söhnen des Industriellen
Savoretti gehabt haben oder haben soll.
Einer von ihnen sei in Moskau verschwunden, nachdem ihm
vorgeworfen worden sei, 20 Mln. Euro russ. Bankengelder
unterschlagen zu haben. Der andere Sohn sagte in einem älteren
Interview in der italien. TV, dass sein Bruder für Kirill
gearbeitet u.
„bei gewissen Dingen Hand
angelegt" habe. Die Savoretti-Witwe dementierte Meldungen über
Besitztum Kirills in der Schweiz – er habe hier
weder ein Chalet /Ferienhaus/ noch verstecktes Geld. Auch
Kirills erwähnter Neffe, der übrigens in einer Villa neben der
kleinen, von ihm selbst geleiteten russ.-orthod. Kirche im
Genfer Vorort Chêne-Bougeries wohnt, versicherte, dass Kirill
„weder Immobilien noch ein
Bankkonto in der Schweiz besitzt". Besagte Villa wurde 1987
mit der Hilfe des Sowjetregimes von der ROK gekauft. Als auf
die erwähnte Kirche im Okt. 2022 wohl aus Protest gegen
den russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine ein Farbanschlag
verübt wurde, reagierte die russ. Botschaft in Bern empört u.
sprach – völlig unbegründet – von einem neuen
„Beispiel für Russophobie,
die sich leider auch in der Schweiz immer mehr ausbreitet".
Im Dez. 2016 hielt sich Kirill in Zürich auf, um in der russ.-orth.
Auferstehungskirche zu predigen. Angesichts
des Umstands, dass zu jener Zeit die ukrain. Halbinsel
Krym von Russland annektiert wurde u. die Ostukraine
von proruss. Separatisten besetzt war u. bekriegt wurde,
sagte der Patriarch lediglich, dass er
„für
den Frieden in der Ukraine" bete. 2018 erwähnte Kirill im
Föderationsrat RF, dass er eben erst aus der Schweiz
gekommen sei. Dort sei ihm aufgefallen, dass die Menschen
sehr reich wären, aber diesen Reichtum nicht zur Schau
stellten, während in Russland jedermann damit protze.
Russlands Reichen "empfahl" er, ihren Wohlstand nach
Schweizer Art besser zu verbergen,
um eine bessere
„psycholog.
Atmosphäre" im Land zu erzeugen. 2019
schrieb die Novaja gazeta, dass der
gesundheitlich schwer angeschlagene Patriarch oft zur
Behandlung in die Schweiz reise, wo er
„astronomische
Beträge" für seine Genesung ausgebe – Belege für diese
Behauptung gibt es nicht. Was das Thema Immobilienhandel
anbelangt, sei es möglich, dass Kirill noch von anderen
Schweizer Verbindungen profitiert haben könnte. Über einen
Genfer Geschäftsmann, zu dem Kirill Kontakt hat/te, gebe
es eine Verbindung zum berühmten ehem.
Stasi-Offizier, Putin-Freund u. "Nord
Stream"-Geschäftsführer /in Zug/ s. Matthias Warnig.
Aufarbeitung des "Falls Gundjaev-Kirill",
Vergangenheitsbewältigung: Vorliegender biograph. Abriss
über Vladimir Gundjaev bzw. Metropolit/Patriarch Kirill I. zeigt
anschaulich ein ambivalentes u.
widersprüchliches Bild dieser komplexen Kirchenpersönlichkeit.
Diese herausragende prominente u. nicht unumstrittene russ.
Führungsfigur ist in der jüngsten russ. /Kirchen-/Geschichte
in fast jeder Hinsicht als schwerwiegender Fall zu betrachten
u. zu behandeln. Seine Berufskarriere bedarf der umfassenden
jurist., polit., kirchlichen u. moralischen Aufarbeitung. Von
dieser Aufarbeitung, die i.e.L. von der Staatsanwaltschaft RF,
von entsprechenden parlamentar. u. gesellschaftl.
Untersuchungsgremien u. Gerichten zu bewältigen
wäre, sind im Prinzip alle in diesem biograph. Abriss
behandelten Bereiche betroffen: Angefangen bei einem ersten
Komplex über Kirills Arbeit für den KGB, seine Verbindungen
zur Schweiz, wo er vermutlich Spionage für die Sowjetunion
betrieben hat u. möglicherweise in illegalen Handel u. in
Geldwäsche verwickelt war, wobei von russ. Seite seine
Handelstätigkeit unter Ausnutzung speziell für diese Zwecke
geschaffener russ. Gesetze zum Nachteil des Staates in den
1990er Jahren im Besonderen zu betrachten wären. Diesem
Kapitel würden wohl auch Fragen der Rechtmässigkeit seines
persönl. materiellen Privatbesitzes angehören. Wegen
Verjährung besteht wohl keine reale Chance mehr, mutmassliche
Delikte zu ahnden u. Verantwortlichkeiten zu klären. Als
weiterer Gegenstand dieser kritischen Aufarbeitung wären
Gundjaevs-Kirills höchst umstrittener Umgang mit
Andersdenkenden, Dissidenten, gewissen religiösen
Minderheiten, Feministinnen, Homosexuellen usw. u. seine
fragwürdige Haltung gegenüber den Menschenrechten im
Allgemeinen zu beleuchten. Inwieweit hat seine Unterstützung
repressiver, von der Staatsduma RF erlassener Gesetze die
Verletzung von allgemein anerkannten Menschenrechten
gefördert. In diesem Zusammenhang wäre seine prinzipielle
Verantwortlichkeit im Rahmen eines historisch einmaligen
Unrechtssystems abzuklären u. zu bewerten. Einen aktuelleren
Themenbereich der Aufarbeitug stellen Fragen von Kirills
Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Ukraine
spätestens seit 2014 sowie seiner Rolle u. seines Verhaltens
während des russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine seit Feb.
2022 dar. Auch wenn er sich Patriarch "vseja Rusi" nennt, gibt
ihm dies kein Recht, sich in die inneren Angelegenheiten der
Ukraine, die seit 1991 ein vollumfänglich souveräner Staat ist
u. jetzt von Russland zerstört werden soll, einzumischen.
Diese ganze umfangreiche Aufarbeitung kann wohl erst beginnen
oder stattfinden, wenn Russland zum Rechtsstaat u. zu
demokrat. Verhältnissen zurückgefunden hat
–
unter den
Bedingungen des Putin-Regimes ist sie nicht denkbar. Ausserdem
wäre Gundjaev alias Kirill bei einem allfälligen
Kriegsverbrecherprozess gegen die Kreml-Bande zumindest als
Zeuge heranzuziehen. Seine Aufbietung zur Anhörung in einem
internationalen, sprich westlichen Gericht würde von ihm wohl
ignoriert; eine entsprechende Anklage oder Verurteilung
allenfalls wegen Unterstützung von Kriegsverbrechen Russlands
etwa analog zu den Prozessen zu serbischen Kriegsverbrechen
ist jedoch eher als unwahrscheinlich einzuschätzen.
Es ist anzunehmen, dass Kirill sich aufgrund des polit.
Drucks aus dem Kreml genötigt sah, sich als Patriarch
der ROK mit entsprechender Rhetorik u. entsprechendem
Verhalten der herrschenden Politik anzupassen.
Andernfalls wäre er wahrscheinlich vor die Wahl gestellt
worden, auf sein Amt zu verzichten, wie dieses Schicksal
im Juni 2022 Metropolit s. Ilarion als Vorsitzendem der
Abteilung für Aussenbeziehungen des MP u. langjährigem
Mitarbeiter Kirills wiederfuhr, nachdem er aufgrund
seiner nachweislichen persönl. Antikriegsattitüde
–
wohl beim Kreml selbst –
in Ungnade fiel u. nach Ungarn versetzt wurde. Dem
ehem. KGB-Agenten dürfte es Kirill jedoch leichter
gefallen sein, der herrschenden Kreml-Bande, die
weitgehend selbst aus ehem. KGB-Kreisen stammt, als
Komplize zu dienen.
In Bezug auf den seiner Ansicht nach verdammenswerten
Westen ist Kirill immer lauter als hasserfüllter
Prediger in Erscheinung getreten, während er im Namen
des Staates bestrebt war, durch ausgewählte Höflichkeit
die Gunst der Muslime u. Chinesen zu erlangen. Kirill
ist ein eindrückliches –
u. im Grunde tragisches –
Beispiel dafür, zu zeigen, dass ein solcher
führender u. einflussreicher Politiker, der den Westen
u. v.a. die Schweiz u. ihr polit. System aus eigener
Anschauung doch bestens kennt, verblüffenderweise kaum
Anstalten macht, sich in Russland zu engagieren, um das
Land einer nachhaltigen Demokratisierung zuzuführen,
geschweige denn, es vom unheilvollen Putin-Regime zu
befreien, u. es statt dessen vorzieht, sich auf der
Seite der Mächtigen eines hochgradig kriminellen
Schurkenstaats zu positionieren. Dieselbe Verwunderung
gilt natürlich für zahlreiche andere russ. Politiker u.
Oligarchen, die viele westliche Staaten bestens kennen,
schätzen gelernt haben u. für ihre Zwecke nutz/t/en oder
missbrauch/t/en u. dennoch in Russland das westl. polit.
System bekämpfen, weil sie mit Putin gelernt haben, den
demokrat. Westen herzhaft zu hassen. Würde in Russland
ein polit. System westlicher demokrat. Machart
existieren, müssten sich diese weitgehend aus dem KGB u.
dem kriminellen Milieu stammenden Politiker wohl davor
fürchten, abgewählt u. wegen schweren Machtmissbrauchs
u. diverser zu ahndender Verbrechen vor Gericht gestellt
zu werden u. ihren Machteinfluss sowie ihre Privilegien
zu verlieren.
Wenn Kirill als Ideologe über seine Lieblingsthemen Sünde,
Tod, Zerstörung, Apokalypse u. Fluch der liberalen westl.
Werte sinniert, erinnert er an einen typisch russ. Dämon aus
Dostoevskijs Romanen u. macht sich in hohem Grade lächerlich.
Man muss sich ernsthaft fragen, was
für eine Sorte Mensch da an der Spitze einer Landeskirche
steht. Auch seine diversen grotesken Erläuterungen,
Behauptungen, /Pseudo-/Analysen, Exegesen u.
Argumentationen, die auf purem religiösen Mystizismus u.
Aberglauben, auf Subjektivismus /seinen persönl. Meinungen/
u. persönl. Vorurteilen sowie auf polit. Oportunismus u.
Populismus beruhen, entbehren jeglicher Glaubwürdigkeit,
zumal sie von A bis Z unwissenschaftlich, unbegründet u.
durch zahlreiche Tabus belegt sind. Es handelt sich dabei um
den Stoff eines geistig verirrten Brandstifters,
Kriegslobbyisten u. Kriegstreibers, der mit voller Absicht
religiöse Demagogie u. Gehirnwäsche betreibt u. zur Hetze,
zum Hass, zur Feindschaft u. zum Krieg zwischen den Völkern
beiträgt, einschliessl. der Gutheissung der Vernichtung der
"Feinde" Russlands. Die ständigen elenden u. sträflichen
Atomwaffendrohungen seitens des Oberbefehlshabers der
Streitkräfte RF u. dessen Lakaien gegen die Ukraine u. den
Westen, die die vorsätzlich getätigte Provokation des
Ausbruchs eines 3. Weltkriegs insinuieren, oder die
Kriegsverbrechen, die das russ. Militär in der Ukraine
mutmasslich verübte, wurden von dem kirchlichen Kreml-Büttel
freilich nie kritisiert. Im Gegenteil hat er diese
Verbrechen direkt oder indirekt mittels Segnung der russ.
Soldaten u. Waffen "geheiligt" u. ferner im Stil eines
Generals darauf hingewiesen, dass Russland „über sehr mächtige Waffen
verfügt", so dass „jeglicher
Wunsch, Russland zu zerstören, das Ende der Welt bedeuten
würde. Auch eine etwaige Mitleidsbekundung zugunsten der
Opfer des Krieges ist bei diesem "Seelsorger" des Systems
komplett zu vermissen. Sein Lavieren zwischen Gebet
für den Frieden u. Unterstützung der
"militär. Spezialoperation" des Kremls gegen die Ukraine mit
Worten u. Taten ist hochgradig implausibel u.
verlogen. Angesichts dieses paradoxen Verhaltens muss
Patriarch Kirill damit rechnen, von seinen Gegnern als
religiöser Heuchler, Schwindler, Lügner, Scharlatan, Zyniker
u. russ. Demagoge im Dienste von Kriegsverbrechern u.
Menschenrechtsverletzern, die versuchen, ihre "Sünden" u.
Verbrechen mit falschen religiösen Narrativen, Fiktionen u.
Illusionen zu tilgen u. sich selbstr reinzuwaschen, sowie als
Opportunist, der sich der Politik des Kremls u. seiner
Rhetorik wie ein Chamäleon anpasst, kritisiert, angeprangert
u. beschuldigt zu werden. Im Rahmen der histor. Aufarbeitung
muss von zuständigen Gremien abgeklärt werden, ob "Seine
Heiligkeit" die kirchlichen Ämter, die er innehat, u. seine
führende Stellung in der ROK sowie den christl. Glauben
insgesamt für polit. Zwecke zugunsten einer schwerkriminellen
Regierungselite missbraucht u. die Interessen u.
Glaubwürdigkeit der Orthodoxie u. der orthodoxen Kirche aufs
Spiel gesetzt hat. Inwieweit Sachverhalte u. Tatbestände wie
Häresie, Blasphemie, Schismen, Sündenfall usw. vorliegen, hat
die Kirche selbst zu beurteilen, denn diese Fragen
interessieren oder betreffen die säkulare zivile Welt nicht. Nach dem Verständnis der biblischen
Theologie müsste Kirill eigentlich der grundlegenden
Verletzung der Prinzipien der "Zehn Gebote" – "du sollst
nicht töten, nicht stehlen" usw. –
bezichtigt u. deswegen u.U. mit dem Kirchenbann belegt oder
gar aus der Kirche ausgeschlossen werden können. Es ist
daran zu erinnern, dass Kirill im Interview von 2001 mit
Ilarion sagte, dass die Essenz des menschlichen Lebens darin
bestehe, „dem Bösen zu widerstehen u. das Gute zu stärken,
zu dem wir als Christen berufen sind – das ist die
Bestimmung, die Gott dem Menschen gegeben hat". Offenbar
versteht er unter Gut u. Böse etwas anderes als üblich oder
scheint unter den Bedingungen des "unheiligen" Putin-Systems
die Fähigkeit verloren zu haben, objektiv zwischen Gut u.
Böse unterscheiden zu können. Es ist zwar nicht
ausgeschlossen, dass Kirill im Namen des christl. Glaubens
u. seiner Kirche Gutes getan hat, obwohl es schwierig ist,
dies auf der Grundlage des im Internet zur Verfügung
stehenden Materials oder sonstiger öffentl.
zugänglicher Quellen konkret festzustellen, zu dokumentieren
oder nachzuweisen. Im Internet zirkulieren zahreiche
kritische Sendungen über Kirill, der bisweilen auch
spöttisch als Oligarch der ROK, Patriarch des Kremls, Politruk Putins u.ä. bezeichnet wird./
Kommentar osteuropa.ch.
Weitere
Entwicklung:
2023
versetzte Kirill den bekannten Geistlichen s.
Andrej Kuraev u. Kritiker seines Kirchenkurses auf dreiste Art
in den Laienstand zurück. Das autoritäre Moskauer
Kirchenoberhaupt begründete seine Entscheidung in dem
entsprechenden Dekret damit, dass der Protodiakon seine
„zersetzende Tätigkeit" nicht aufgegeben habe. Kuraev
hatte 2014 die russ. Annexion der Krym kritisiert. 2022 wurde er
von einem Bezirksgericht wegen Diskreditierung der russ. Armee
zu einer Geldstrafe verurteilt. Der 60-jährige Theologe konnte
bereits seit April 2020 keine Gottesdienste mehr zelebrieren,
weil ihm Kirill Verleumdung eines am Coronavirus verstorbenen
Geistlichen vorwarf. Der schon längere Zeit unter Beobachtung
stehende u. jetzt erneut sanktionierte orthodoxe Geistliche
kommentierte in seinem Blog Kirills Dekret mit den Worten, das
Recht zur Zusammenarbeit mit dem gegenwärtigen Patriarchen sei
eine „zweifelhafte Ehre". Kuraev
galt früher als einflussreiche Persönlichkeit der ROK. Schon
2013 verlor er aber auf Geheiss Kirills seine
Professorenstelle an der Geistlichen Akademie in Moskau.
Ferner wurde er aus der Theolog. Kommission der Kirchenleitung
ausgeschlossen. Im Dez. 2023 setzte das Justizministerium RF
Kuraev sogar auf seine berüchtigte Liste der "ausländ. Agenten".
Im Juli 2023 warf Kirill dem Westen erneut vor, die
menschliche Zivilisation zu gefährden. Im Westen sei der
Begriff der Sünde verschwunden, sagte der Patriarch im
Dreifaltigkeitskloster zu Sergiev Posad. Nun werde dort eine „Variabilität menschlichen Verhaltens"
gutgeheissen. Das sei „genau
das, was der Teufel will: die Konzepte von Gut u. Böse
durcheinanderbringen". Russland aber sei frei von „all diesem Teufelszeug, das zur Norm in
den menschlichen Beziehungen erhoben wird". Bei dieser
Gelegenheit rief das ROK-Oberhaupt zum Kampf für Vaterland,
Kirche u. „die gesamte
christliche Zivilisation" auf. Man müsse für die Staatsorgane,
Präsident Vladimir Putin u. die russ. Armee beten, „damit wir unsere Positionen nicht
aufgeben". Sonst werde Russland nicht nur von ausländ. Mächten
besiegt, sondern „das
metaphysische Ende der Geschichte" stehe bevor. Das Land
befinde sich im Kampf gegen die „Weltherrschaft
der Finsternis".
Anlässlich
einer Plenarsitzung
des XXV. Weltruss. Volksrats von Ende Nov. 2023 im
Kremlpalast, die dem Thema "Gegenwart u. Zukunft der russ.
Welt" gewidmet war, versicherte Kirill Putin einmal mehr
seiner besonderen Dankbarkeit mit folgenden Worten: „Ich danke Ihnen, hochgeschätzter
Vladimir Vladimirovich, herzlich für dieses wunderbare Wort an
den Rat. Und natürlich haben mich Ihre an meine Adresse
gerichteten Worte sehr berührt. ..." In selbsttäuschender
Verkennung der Realitäten im Land fuhr er wie folgt fort: „In unserem Land ist im Laufe der Jahre
viel passiert. Russland ist zu einem wirklich modernen,
wissenschaftlich u. technologisch entwickelten, geistig
reichen, multinationalen Staat geworden, in dem die Interessen
einzelner Völker u. ethnischer Gruppen so harmonisch mit
nationalen Interessen verbunden sind. Ich weiss, dass diese
Einheit unseres Volkes, die Einheit unserer Gesellschaft vor
allem bei unseren Grollern /nedobrozhelateli/ Verwirrung
stiftet, denn die Erfahrung multinationaler Staatsgebilde ist
nicht immer so erfolgreich u. beispielgebend für andere wie
die Erfahrung von Russland. Aber all dies geschieht ... durch
die Arbeit der Menschen u. unter der sicherlich weisen,
patriotischen u. aufgeschlossenen Führung des
Staatsoberhaupts. ..." /II/
Im Dez. 2023 berichtete die Presse über
einen brisanten Vorschlag Kirills, wonach Abtreibungen in Russland erschwert werden
sollen, um die schrumpfende demograph. Entwicklung der russ.
Bevölkerung einzudämmen. Wenn Schwangerschaftsabbrüche
aufhörten, würde die Bevölkerung „wie
mit einem Zauberstab" wieder wachsen, meinte er. AktivistInnen
sehen darin die Ankündigung einer grösseren Kampagne gegen die
Abtreibung in Russland. Eine russ. Feministin, die in Georgien
im Exil lebt, kommentierte den Vorstoss Kirills mit den
Worten: „Wenn sich ein Land
im Krieg befindet, führt das üblicherweise zu dieser Art von
Gesetzgebung". Diese Massnahmen vermittelten Frauen eine
eindeutige Botschaft: „Bleib
zu Hause u. gebäre mehr Soldaten." Putins eigenes polit. Lager
ist in dieser Frage gespalten. Während einige Männer in der
Regierung die neuen Vorschläge u. Massnahmen unterstützen,
warnte s. Valentina Matvienko, die Vorsitzende des
Föderationsrats RF, vor „tragischen
Konsequenzen". Mit seinem Vorstoss unterstützt Kirill
unmittelbar die Politik Putins, der mit einem ultrakonservativen Familienmodell u. Hetze
gegen sexuelle Minderheiten das Schrumpfen der russ.
Bevölkerung stoppen will.
Im Dez. 2023 setzte das Innenministerium
der Ukraine Patriarch Kirill, das Oberhaupt der ROK, mit
bürgerlichem Namen Vladimir Gundjaev, auf die Fahndungsliste gesuchter Personen.
Gundjaev wird vom ukrain. Geheimdienst SBU gesucht. Seit dem
11. Nov. soll sich Kirill vor behördlichen Ermittungen
verstecken, hiess es. Dem Moskauer Patriarchen würden laut Ukrinform
zwei schwere Delikate zur Last gelegt. Einerseits geht es um
Übergriffe auf die territoriale Integrität der Ukraine,
andererseits um Planung, Vorbereitung, Einleitung u.
Durchführung eines Angriffskriegs gegen die Ukraine. Nach
Angaben von Ukrinform haben der SBU u. die
Generalstaatsanwaltschaft der Ukraine im Nov. ein
Strafverfahren gegen Kirill eröffnet. Er zähle zum engsten
russ. Führungskreis um V. Putin, rechtfertige den Krieg u.
nutze die ukrain. Gemeinden für seine Propaganda, hiess es zur
Begründung. Da der Patriarch gut bewacht in Moskau lebt, ist
das Risiko einer Festnahme durch die Ukraine jedoch äusserst
gering. /s. auch oben unter Sanktionen/.
In einem Interview mit "Rossija-1" anlässlich von
Weihnachten 2024 /II/, in dem er das Wort "Feind"
auffallend oft verwendete u. die Ukraine weitgehend
ausgeklammert wurde, sagte Kirill im Jan.: Die aktuellen
Prüfungen, mit denen die Russen konfrontiert würden, würden
ihnen zwar Verletzungen zufügen, sie seien aber „nicht in der Lage, unsere
Weltanschuung zu zerstören, zu der auch die Liebe zum
Vaterland u. die Bereitschaft gehören, es zu verteidigen". Das
Land u. sein Volk hätten „heute das Potenzial, diejenigen
abzuwehren, die unser Vaterland vernichten wollen". Er bete in
der Liturgie „für den
Frieden, für die Beendigung der kriegerischen Feindseligkeiten
u. für unseren Sieg". Damit dürfte er den russ. Sieg im Krieg
gegen die Ukraine gemeint haben. Russland
müsse nicht nur auf dem Schlachtfeld Siege erringen, sondern
Siege würden „bereits in
Kindergärten u. Schulen, Jugendgruppen u.
Bildungseinrichtungen" geschmiedet. So würden sie „mutiger, selbstloser, konzentrierter
hinsichtlich der Bereitschaft, dem Vaterland zu dienen u.,
wenn nötig, sogar ihr Leben zu opfern". Im Unterschied zum
letzten Jahr wurden die Ukraine, die Ukraine u. die Tausenden,
von russ. Seite tabuisierten Kriegsopfer auf beiden Seiten in
dieser von dem stets kopfnickenden Kremljournalisten s. Andrej
Kondrashov alljährlich geführten Unterhaltung mit dem
kirchlichen Hauptkomplizen des Putinschen Angriffskriegs mit
keinem Wort erwähnt. Kirill attackierte lieber erneut das
Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, den Ökumenischen
Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios, weil dieser die
Unabhängigkeit der orthodoxen Kirche der Ukraine ermöglichte.
Die „Unterstützung des
Schismas in der Ukraine" sei „nicht
nur ein Fehler des Patriarchen von Konstantinopel, sondern
eine grosse Sünde". In letzter Zeit wurde bekannt, wie die ROK ihren Einfluss in Afrika ausdehnt,
bei dem etwa Priester der griech.-orthodoxen Kirche abgeworben
werden, indem diese von Moskau besser bezahlt werden oder von
dort Geschenke erhalten.
Im Jan. 2024 verdammte Kirill vor dem Föderationsrat
RF erneut die "Antichristen" des Westens und rief zum
Kampf gegen das "Böse" auf
u. geisselte die "Gender-Ideologie" /II-video III-Text/.
Ein Grossteil der Zuhörer waren orthodoxe Geistliche, die mit
steinernen Gesichtern die antiwestliche Gehirnwäsche des
während 48 Minuten über Gut u. Böse
moralisierenden, Gift
speienden homophoben russ. Papstes über sich ergehen lassen
mussten. Die Kirche bete für die Teilnehmer der "Speziellen
Militäroperation" in der Ukraine, sagte
Gundjaev. Die grausamen Folgen des
russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine wurden
auch im russ. Parlament, wo sie eigentlich
erörtert werden müssten, vom Patriarchen
verharmlost u. blieben weitgehend ein Tabu, ganz
zu schweigen von einer Diskussion der anwesenden
Parlamentarier.
Der Applaus für Kirills
Rede war verhalten)
Im
Jan. 2024 meinte
Kirill ausserdem in einem Interview mit
TASS-Generaldirektor s. Andrej Kondrashov, das im TV-Sender
"Rossija-1" ausgestrahlt wurde: Russland dürfe Menschen, die das
Land nach Beginn der militär. Sonderoperation aus ideolog.
Gründen verlassen haben, nicht zurückweisen, wenn sie „in der
Erkenntnis zurückkehren, dass sie wirklich einen Fehler gemacht
haben“. Diese Meinung äußerte Patriarch Kirill von Moskau und
ganz Russland.) 01.24s
KIRKOROV,
Filip Bedrosovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII IV (sowjet. u. russ. Popsänger, Schauspieler, Komponist,
Musikproduzent bulgar.-armen. Herkunft.
Filip Kirkorov wurde in Varna, Bulgarien, geboren. 1962
zog sein Vater Bedros Kirkorov, eigtl. Kirkorjan, ein
Estraden- u. Volksliedsänger, nach Moskau um, wo auch sein Sohn
als Kind lebte. Ab seinem 5.
Lebensjahr ging Filip mit seinen Eltern auf Tournee. Es
wird angenommen, dass Filip Kirkorov in diesem Altersjahr zum 1.
Mal bei einem Konzert seines Vaters im Theater von Petrozavodsk
auf der Bühne stand, dem Publikum vorgestellt wurde u. den
ersten Applaus im Leben erhielt. Filips eigenen Auftritte
begannen in den 1980er Jahren. Im Okt. 1988 erhielt Kirkorov von
der populären sowjet. Sängerin s. Alla Pugachjova, die er
erstmals im April dieses Jahres traf, eine Einladung, an den
ersten "Weihnachtstreffen" teilzunehmen. In dieser Zeit
absolvierte Kirkorov die Staatl "Gnessin"-Musikschule, trat beim 1.
Wettbewerb seines Lebens erfolgreich in Jalta auf, drehte ein 1.
Video u. gab kostenlose Konzerte in sowjet. Militäreinheiten in
der Mongolei. 1989 ging er auf Tournee als Partnerin von Alla
Pugachjova in Australien u. Deutschland, machte erste
Soloauftritte in Perm. Im selben Jahr erreichte Kirkorov zum 1.
Mal das Finale des Festivals "Lied des Jahres“. Ende 1989 verliess
Kirkorov das Alla Pugachjova-Theater u. begann mit der
professionellen Konzerttätigkeit.
In den 1990er Jahren erlangte Filip Kirkorov eine breitere
Bekanntheit. Er nahm am "Grand Prix
beim Schlager-90-Wettbewerb" in Leningrad teil, drehte einen
Videoclip, der als bester Clip des Jahres ausgezeichnet wurde,
u. veröffentlichte 2 Soloprogramme, von denen eins zur besten
Show des Jahres gewählt wurde. 1993 erhielt er einen Award in
der Nominierung "Bester Sänger des Jahres" u. den Preis des
internationalen Wettbewerbs "Golden Orpheus". Im Nov. 1994 gaben
Kirkorov u. Pugachjova ein gemeinsames Grosskonzert in
Atlantic City, USA, u. im Mai 1995 unternahmen sie eine
gemeinsame Konzertreise durch Israel. Zu weiteren Konzerten
reiste der Showsänger nach Kanada, Deutschland u. Australien.
1995 vertrat Kirkorov Russland beim "Eurovision Song Contest", an dem er den
17. Platz belegte. Ende 1995 veröffentlichte er eine
Doppel-CD. 1996 nahm er erstmals an den "World Music Awards" in Monte Carlo teil.
Seine Teilnahme an diesem Award erstreckte sich bis 2008 noch
4x. 1997 machte er eine Welttournee durch 100 Städte
Russlands, der GUS u. im weiteren Ausland. 1999 ging Kirkorov
auf grosse Deutschlandtournee u. vertrat auf Einladung Michael
Jacksons Russland in einem Wohltätigkeitsprogramm des
US-Popstars.
1994-2005 war Kirkorov mit der 18 Jahre älteren
"Volkskünstlerin der UdSSR" Alla Pugachjova verheiratet, als
ihr 4. Ehemann. Die Ehe wurde in St. Petersburg vom
Bürgermeister s. Anatolij Sobchak standesamtlich eingetragen,
während die Hochzeit selbst in Jerusalem, Israel, stattfand.
Im Mai 2000 spielte Kirkorov bei einem Solokonzert in Kiev,
Ukraine, u. hatte 2 gemeinsame Auftritte mit Dana International. Vom Präsidenten der
Ukraine Leonid Kuchma erhielt er die Auszeichnung „Für ein
freundliches Herz u. echte Hilfe für die Kinder der Ukraine“.
2001 erschien Kirkorovs spanischsprachiges Album "Magico Amor" in Mexiko. Seit 2003 ist er
Gründer von "Philip Kirkorov Production". Beim ESC 2007
verfasste Kirkorov als Co-Autor das Lied für den weissruss.
Beitrag, u. 2008 schrieb er das Lied "Shady Lady" für die ESC-Vertreterin der
Ukraine s. Ani Lorak, die nach Russland den 2. Platz belegte.
Danach verlieh der ukrain. Präsident s. Viktor Jushchenko
Kirkorov den Titel "Volkskünstler der Ukraine" „für seinen
bedeutenden persönl. Beitrag zur Entwicklung der kulturellen
u. künstlerischen Beziehungen zwischen der Ukraine u. der RF,
für seine herausragenden Fähigkeiten u. seine langjährige
fruchtbaren u. kreativen Tätigkeit." Im gleichen Jahr erhielt
er die Auszeichungen "Mann des Jahres in der Ukraine" u.
"Volkskünstler der RF". In späteren Jahren
arbeitete er an weiteren Songs für den ESC für moldauische u.
russ. Beiträgen mit. 2018 erhielt er den Titel "Volkskünstler
Moldawiens". Während der
Laufzeit der Sendung "Subbotnyj vecher" des russ.
Staatsfernsehens "Rossija-1" /2005-17/ war Kirkorov mit vielen
anderen SängerInnen u. KünstlerInnen des
Moskauer-Musikstar-Establishments vertreten. Ausserdem war er
beim Festival "Novaja Volna" /II III IV V VI VII VIII IX/ von Jurmala u. Sochi dabei. 2009
galt Kirkorov als einer der Kandidaten für die Rolle des
Gastgebers des "Eurovision Song Contest" in Moskau,
die schliesslich an Andrej Malakhov ging. Kirkorov leitete die
russ. Jury des Wettbewerbs, aber 1 Tag vor dem Finale gab er
seinen Rücktritt aus der Jury bekannt, um möglichen Vorwürfen
der Befangenheit vorzubeugen. Er „nehme zu aktiv am Leben des
Wettbewerbs teil u. habe langjährige freundschaftliche
Beziehungen zu einigen der Teilnehmer“, sagte der Künstler in
seiner Begründung. Konkret
soll es um
seine Sympathie für den griechischen Interpreten Sakis
Rouvas u.
zum späteren Gewinner Aleksandr Rybak gegangen sein. 2010
erfreute Kirkorov das Publikum mit dem eingängigen Dracula- u.
Zigeuner-Song "Diskopartizany" u. wurde gemäss einer VCIOM-Umfrage
zum "Sänger des Jahres" gewählt. In diesem Jahr 2011
belegte Kirkorov, der es liebte, bei seinen Konzerten mit
extravaganten Outfits zu erscheinen, den 1. Platz beim Wettbewerb "Gespenst der
Oper“, der vom "Ersten Kanal", der von s. Konstantin Ernst
geführt wird, organisiert wurde. Insgesamt war Kirkorov 8x
Gewinner der US-"Ovation Awards", 5x Gewinner der "World Music Awards" als beliebtester
Interpret in Russland, mehrfacher Gewinner des russ. Awards "Goldener Grammophon" u. mehrfacher
Preisträger des jährlichen russ. Festivals "Lied des Jahres".
2011 wurde seine Tochter Alla Victoria Kirkorov von einer
Leihmutter geboren. Dies gab der Sänger auf der Kreml-Bühne
anlässlich der Verleihung des "Goldenen Grammophon"-Preises
öffentlich bekannt. 2012 wurde sein Sohn Martin-Kristin Kirkorov in den USA
ebenfalls von einer Leihmutter geboren. Diese Geburt gab
Kirkorov während eines Konzerts in Sofia, Bulgarien, bekannt.
In einem Interview mit s. Ksenija
Sobchak in der Sendung "Sobchak Live“ des TV-Senders "Dozhd"
von 2012 gab Kirkorov zu, dass Vladimir Putins Pressesprecher
s. Dmitrij Peskov ihm bei der Regelung der Beziehungen zu den
Medien geholfen habe. 2016 sang er im Film "Ekipazh" das Lied
"Über
die Liebe". 2018 erhielt das Video des Songs "Die Stimmungsfarbe ist Blau“ auf YouTube
über 40 Mln. Aufrufe. 2020 wurde Kirkorov Jurymitglied der
Musiksendung "Maska“ auf dem Sender NTV u. 2023 nahm er an der Sendung
"Konfeta“ auf dem TNT-Kanal teil. Während der
Corona-Pandemie von 2020-22 mussten zahlreiche aufwändig
gestaltete Grosskonzerte im Ausland abgesagt werden, für die
Tausende Eintrittskarten vorverkauft wurden. So wurde etwa eine
Tournee durch die drei Baltischen Staaten verschoben u. wegen
des Einreiseverbots Kirkorovs schiesslich komplett annulliert.
Vermögen u. Einkommen: 2017
belegte Kirkorov den 2. Platz im Ranking des Magazins Forbes
unter den russ. Prominenten. Sein Einkommen betrug 7,4
Mln. USD. 2018 lag er mit einem Einkommen von 8,9 Mln. USD an
3. Stelle.
Unterstützung Lukashenkos u. Putins u. Boykott
seitens der Ukraine: Kirkorov unterstützte die russ.
Annexion der Krym von 2014. Einem polnischen Interviewer sagte
Kirkorov 2016 öffentlich, dass sein Traum der Frieden zwischen Russland u.
der Ukraine sei. Dies hinderte ihn aber Jahre später nicht
daran, die Präsidenten von Belarus u. Russland, s. Aleksandr
Lukashenko u. s. Vladimir Putin zu unterstützen. Im Sept. 2020
spielte Kirkorov im Video "Man gibt seine Geliebte nicht weg“ mit,
dessen Zweck darin bestand, das Regime des unter polit. Druck
geratenen Machthabers Lukashenko während der Massenproteste
gegen die Fälschung von Wahlergebnissen zu unterstützen. Im Jan.
2021 rief er vor dem Hintergrund bevorstehender Proteste zur
Unterstützung von s. Aleksej Navalnyj dazu auf, sich mit
„unserem Anführer“, gemeint war Putin, zu verbünden, u.
verglich in äsopischer Sprache Navalnyj mit Vladimir
Lenin. Im Juni 2021 wurde Kirkorov vom ukrain. Sicherheitsdienst
SBU auf die Liste der Personen gesetzt, die die nationale
Sicherheit der Ukraine gefährden. Einige Tage später wurde er
ohne Angabe von Gründen von dieser Liste gestrichen. Seit Jan.
2021 ist Kirkorov die Einreise nach Litauen u. seit April 2022
nach Estland verboten. Im April 2022 sprach Kirkorov vor dem
Europäischen Parlament, bei Joe Biden, Marine Le Pen u. der UNO,
um die Freilassung des ukrain. Politikers s. Viktor Medvedchuk,
eines Freundes Putins, zu fordern. 2023 wurde Kirkorov vor dem
Hintergrund
der russ. Kriegsaggression gegen die Ukraine
im Feb. 2022 „wegen Besuchs der
besetzten Gebiete nach Beginn des Einmarsches, der Teilnahme an
Propagandakonzerten, öffentl. Unterstützung des Kriegs u. von
Putins Regime“ auf die Sanktionslisten der Ukraine gesetzt, was
die Sperrung von Vermögenswerten, die vollständige Einstellung
des Geschäftsverkehrs u. der Erfüllung wirtschaftl. u.
finanzieller Verpflichtungen zur Folge hatte. Im Zusammenhang
mit den von der Ukraine wegen des
russ. Angriffskriegs verhängten Sanktionen wurde ihm der 2008
verliehene Titel "Volkskünstler der Ukraine" vom Nationalen
Sicherheits- u. Verteidigungsrat der Ukraine entzogen.)
KISELJOV, Dmitrij Konstantinovich
I II III IV V VI VII
VIII IX X XI XII XIII XIV
XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII (kremlnaher russ.
Journalist, TV-News-Moderator u. Staatspropagandist von "Vesti nedeli". Seit 2013
Generaldirektor der russ. TV- u. Rundfunkgesellschaft "Rossija
segodnja / Russland heute". Kiseljov wuchs in einem musikalischen
Umfeld auf, absolvierte eine Musikschule für klassische
Gitarre, besuchte eine französ. Sonderschule u. eine medizin.
Fakultät in Moskau, Fach Krankenpflege. Absolvent des
Instituts für Skandinavische Philologie der Philolog. Fakultät
der Staatsuniversität Leningrad. Nach seinem
Universitätsabschluss arbeitete er beim staatl. TV u. Radio
der UdSSR in der norwegischen u. polnischen Redaktion. 1989
war er beim Zentralen TV der UdSSR angestellt, wo er als
parlamentar. Korrespondent für das Programm "Vremja" tätig
war. Nach seiner Zeit als Moderator der Nachrichtensendung
"Televizionnaja sluzhba novostej“ arbeitete er einige Zeit mit
den dt. TV-Sendern ARD u. RTL zusammen u. machte mit dem
bekannten dt. Journalisten Gerd Ruge den Film "100 Tage
Gorbachjov“. Nach dem Anti-Gorbachjov-Putsch vom Aug. 1991
kehrte Kiseljov als Leiter des Zentralen TV zur Sendung
"Vremja" zurück. Bis Ende 1996 arbeitete er in verschiedenen
Positionen bei der Staatl. TV- u. Radiogesellschaft
"Ostankino" /ab 1995 "ORT", dann "Erster Kanal"/. 1992-4 war
er Korrespondent für "Ostankino" in den Benelux-Ländern.
1994-7 war er Moderator der Sendung "Fenster nach Europa", für
dessen Errichtung er ein Stipendium der Europäischen
Kommission zur Unterstützung demokrat. Institutionen in
Russland erhielt. 1997-2002 moderierte Kiseljov die Talkshow
"Nationales Interesse", die zuerst auf REN-TV, dann auf RTR,
TNT u. schliesslich auf TVC u. auch auf dem ukrain. Sender
ICTV ausgestrahlt wurde. Ferner war er Moderator anderer
Sendungen. Bis Mitte der 2000er Jahre lebte u. arbeitete
Kiseljov sowohl in Russland als auch in der Ukraine u.
arbeitete als Journalist für beide Länder, so als Chefredaktor
des Informationsdienstes des ukrain. TV-Senders ICTV. Während
der Präsidentschaftswahl in der Ukraine von 2004 beteiligte er
sich aktiv an der TV-Werbung des Kandidaten der "Partei der
Regionen" s. Viktor Janukovychs. Während er "Orangenen
Revolution" in der Ukraine wurde Kiseljov vorgeworfen,
Pressemitteilungen zu verfälschen. Nachdem aber s. Viktor
Jushchenko u. nicht Janukovych die Wahl gewonnen hatte,
arbeitete Kiseljov dennoch weiter für den TV-Sender, bis sein
Vertrag im März 2006 auslief. Ausserdem veröffentlchte er
Beiträge auf der Website des Radiosenders "Echo Moskaus". Seit
2003 arbeitet Kiseljov bei der Allruss. Staatl. TV- u.
Rundfunkgesellschaft VGTRK, hauptsächlich beim TV-Sender
"Rossija", der später in "Rossija-1" umbenannt wurde. Dort
moderierte er die Sendungen "Morgengespräch“ u. "Autorität“ u.
bis 2008 die tägliche Informations- u. Analysesendung "Vesti
+“ u. führte das aktuelle Interview "Vesti. Details“. Nach
seiner endgültigen Rückkehr nach Moskau moderierte Kiseljov
u.a. die gesellschaftspolit. Talkshow "Nationales Interesse"
u. führte zusammen mit s. Marija Sittel durch die Abendausgabe
von "Vesti". Im Juli 2008 wurde Kiseljov zum stv.
Generaldirektor der "VGTRK-Holding" ernannt u. verliess die
Sendung "Vesti". Beim Radiosender "Vesti FM", der Teil der VGTRK ist,
moderierte er bis Nov. 2013 die Sendungen "Heisser Punkt" u.
"Verbrenne die Herzen der Menschen mit dem Verb". Im März 2012
ersetzte Kiseljov s. Sergej Kurginjan in der Sendung
"Historischer Prozess“. Seit Sept. 2012 ist er Moderator des
international berüchtigten "Informations"-Sendung
"Vesti nedeli", die
jeweils am Sonntagabend ausgestrahlt wird u. z.T. mit
provokanten Positionen die polit. Sicht des Kremls vertritt.
Ausserdem führt er das jährliche Weihnachtsinterview mit Patriarch s. Kirill
/II/.
u. war bis Nov. 2015 Moderator der Sendung "Wissen ist Macht". Er gestaltete eine
Sendung über s. Mikhail Gorbachjov u. ist Autor einer
Dokumentarserie über den Zusammenbruch der UdSSR mit dem Titel
"USSR: Kollaps" sowie mehrerer Dokumentarfilme über "August
1991", "Die Grosse Russ. Revolution",
"Kurchatovs Codes“, "Hört auf, die Menschen zu vergiften. Kino
über Wein“ u. "Rotes Projekt“. Infolge einer
Umstrukturierung wurde Kiseljov im Dez. 2013 auf der Grundlage
von "RIA
Novosti" zum Generaldirektor der Internationalen
Informationsagentur "Russia Today" ernannt. Laut
Präsidialdekret sollte die Hauptaufgabe der neuen Agentur die
„Berichterstattung über die Staatspolitik der RF u. das russ.
gesellschaftl. bzw. öffentl. Leben im Ausland“ sein. Laut
Kiseljov bestehe die Mission seiner Organisation darin, „eine
faire bzw. gerechte Haltung gegenüber Russland als einem
wichtigen Land der Welt mit guten Absichten wiederherzustellen".
Im April 2014 erteilte Kiseljov als Direktor von "Russland
heute" der "US Broadcasting Board of Governors BBG" eine Absage,
den auslaufenden Vertrag für die Ausstrahlung des Radiosenders
"Voice of America" in Russland zu verlängern, u. teilte mit,
dass „wir nicht mehr zusammenarbeiten werden". Der Chef von BBG,
Jeff Shell, reagierte darauf mit der Antwort, die
Vertragskündigung sei aufgrund „Moskaus Druck auf den
Medienraum“ erfolgt, u. forderte „gleiche
Wettbewerbsbedingungen“, zumal russ. Medien „offenen Zugang zum
Rundfunk in den USA u. anderswo auf der Welt geniessen".
Persönl.
Ansichten u. umstrittene Behauptungen: In seinen
Sendungen äusserte sich Kiseljov pointiert zu vielen Themen, die
an dieser Stelle nicht im Detail reflektiert werden können. s.
Vladimir Putin sei vom Umfang seiner Tätigkeit her nur noch mit
Stalin zu vergleichen, aber die Methoden seien grundlegend
verschieden. Unter Putin sei die Kampfkraft der Armee
wiederhergestellt, das nukleare Gleichgewicht bestätigt, die
territoriale Integrität Russlands gewahrt, das Gehalt der Russen
in Rubel um das 13-fache u. die Renten seien um das 10-fache
erhöht worden. Gleichzeitig sei Russland freier als irgend
einmal früher in seiner Geschichte. Im Dez. 2013 behauptete
Kiseljov, die Koalition der EU-Mitglieder Schweden-Polen-Litauen
werde benutzt, um einen Krieg mit Russland zu schüren. Der Zweck
dieser antiruss. Koalition sei die Rache für die Schlacht von
Poltava, die 1709 von Peter I. gewonnen wurde. Im März 2014
tätigte Kiseljov in der Sendung "Vesti Nedeli" auf der Grundlage
eines Artikels in der Rossijskaja gazeta, die
internationales Aufsehen erregende Äusserung, dass Russland über
einen Perimeterkomplex zur automatischen Kontrolle eines
massiven nuklearen Vergeltungsschlags verfüge, „der die
Niederlage der USA im Falle des Ausbruchs eines bewaffneten
Konflikts“ garantiere, u. sagte den berühmt gewordenen
Satz, der weltweit ein breites Echo u. Entsetzen auslöste: „Russland ist das einzige Land der Welt, das
wirklich in der Lage ist, die USA in radioaktive Asche zu
verwandeln“. Nach der Annexion der Krym
u. der Entmachtung von Präsident Janukovych
2014 erklärte Kiseljov, dass „die Ukraine nicht existiere. Sie
sei ein „virtuelles Konzept, ein virtuelles Land“ u. ein
„gescheiterter Staat“. Über den TV-Sender "Dozhd" glaubte
Kiseljov 2014, dass er „tendenziöse u. wertzerstörende“
Aktivitäten betreibt. In dieser Zeit vertrat er die These vom „globalen
Informationskrieg". Im Sept. 2014 nannte er 3
Institutionen gemeinsamer Werte für Russen: Kirche, Bildung u.
Medien. Im TV „müssen wir sagen, was gut u. was schlecht ist“.
Im Feb. 2019 nannte er in einem Interview mit dem Blogger s.
Jurij Dud die UdSSR „eine Sackgasse der Entwicklung der
menschlichen Evolution“. Im April 2020 schlug er vor, die Zahl
der Denkmäler für Lenin in der UdSSR zu reduzieren. Andererseits
schlug
Kiseljov vor, ein Denkmal für den Nazikollaborateur Pjotr Krasnov zu
errichten. Der Staatsduma-Abgeordnete Valerij
Rashkin forderte
deswegen die Staatsanwaltschaft RF auf, sich den Aussagen
Kiseljovs anzunehmen u. diese auf Extremismus zu überprüfen.
Anfang Mai 2022 präsentierte Kiseljov in einem erneut Aufsehen
erregenden,
apokalyptisch anmutenden u. von ihm selbst effektvoll
kommentierten Videoclip auf seinem Sender eine
einzigartige Drohung gegen Grossbritannien für
den Fall der westl. Waffenhilfe an die Ukraine, die sich nach
dem Ausbruch
der russ. Kriegsaggression gegen die Ukraine
im Feb. 2022 akut in der
internationalen Diskussin aufdrängte. Der Horror-Clip zeigte,
wie Russland die Britischen Inseln durch
einen nuklearen Angriff mit der Unterwasserdrohne Poseidon vernichten
könnte,
deren Zündung im Ostatlantik eine 500 Meter hohe radioaktive Tsunamiwelle auslösen
u. das „Vereinigte Königreich komplett überfluten
würde, um es in eine radiokative Wüste zu verwandeln".
Homophobie-Vorwurf:
Kiseljov betrachtet sich selbst nicht als homophob, bezieht jedoch einen
klaren Anti-Homosexuellen-Standpunkt, wenn er etwa im April 2012
in einer Talkshow auf dem Kanal "Rossija-1" forderte, die Herzen
von Schwulen, die bei Verkehrsunfällen ums Leben kamen,
„zu begraben oder zu verbrennen". Im Dez. 2013 sagte er: „Unser Problem mit
Homosexuellen ist, dass sie sich provokativ verhalten, sie
verhalten sich opferartig, d.h., sie fordern bewusst Situationen
heraus, provozieren sie, um zu Opfern zu werden. Niemand hindert
sie daran, sich so zu lieben, wie sie es wollen. Sie drängen der
Mehrheit aggressiv die Werte der Minderheit auf. Vielleicht wird
sich die Gesellschaft dagegen wehren. Natürlich, oder? In
verschiedenen, auch brutalen Formen." Nach der Legalisierung der
gleichgeschlechtlichen Ehe in den USA unterstützte Kiseljov zwar
die Gründung von Lebenspartnerschaften für LGBT-Personen,
stellte jedoch klar, dass dies nicht als Ehe bezeichnet werden
könne. Laut Kiseljov gebe es in Schweden aufgrund des frühen
Beginns der sexuellen Aktivität eine „radikale Zunahme von
Kindesabtreibungen“ u. Impotenz im Alter von 12 Jahren.
Im Zusammenhang mit der Ernennung Kiseljovs zum Leiter der neuen
Nachrichtenagentur "Russland heute" veröffentlichten eine Reihe
führender westlicher Medien, so die Guardian-Website,
Beiträge, in denen Kiseljov als „homophober TV-Moderator des
Kremls“ u. bezeichnet u. als „konservativer Nachrichtensprecher“
u. „treuer Unterstützer Putins, der gelegentlich provokative
Äusserungen macht“, beschrieben wurde. "Agence France Presse"
bezeichnete die Ernennung eines
„Anti-Homosexuellen-TV-Moderators“ als Leiter der neuen
Nachrichtenagentur als einen Versuch des Kremls, die Kontrolle
über „die staatl. Medien in einer Zeit zunehmender Online-Kritik
an Putins 13-jähriger Herrschaft zu konsolidieren“.
Xenophobie-Vorwurf: Ausserdem wurde/wird Kiseljov der
Xenophobie/Fremdeinfeindlichkeit bezichtigt. Im Feb. 2014
kritisierte Kiseljov in "Vesti Nedeli" den Radiosender "Ekho
Moskvy" u. provozierte dabei den Dichter Igor Irtenev wegen seiner jüdischen
Herkunft u. beleidigte den jüdischen Publizisten s. Viktor
Shenderovich, den der TV-Moderator „einen Bastard“ nannte, der
„eine bewusste Provokation betreibt, die an Sabotage
grenzt“. In einer offiziellen Reaktion brachte der
Russ. Jüdische Kongress seine Überraschung u. Empörung über die
Aussagen Kiseljovs zum Ausdruck, die als „eine direkte
Manifestation von Fremdenfeindlichkeit" bezeichnet wurden.
Kritik:
Kiseljovs Kommentare waren/sind sowohl in Russland als auch im
Westen umstritten, insbesondere in Bezug auf Homosexuelle, den
Euromajdan in der Ukraine, die Krymkrise von 2014 u. auf
Behauptungen, dass die USA auf der Seite von ISIS stehen u.
Syrien zerstören. Viele Medien warfen u. werfen dem Moderator
vor, ein plumpes Sprachrohr u. Teil der Pro-Putin-Propaganda zu
sein. Laut The Economist „zielt der neue
Propagandastil, der in der Person Kiseljovs präsentiert wird,
darauf ab, das Publikum zu begeistern u. zu mobilisieren, Hass
u. Angst zu schüren. Dieser Stil erinnere an den orwellschen
Zwei-Minuten-Hass, aber er dauere eine halbe Stunde lang. s.
Jasen Zasurskij, verstorbener hochgeschätzter
Journalistik-Professor alter Schule u. ehem. Präsident der
Fakultät für Journalismus der MGU, beschrieb den Journalisten
Kiseljov 2015 als einen typischen Propagandisten, der nur einige
Thesen wiederhole u. lediglich Informationen aussende, ohne dem
Publikum zu helfen, die Dinge besser zu verstehen.
Nun, Kiseljov erklärt die Dinge eben auf seine Art u. nach
seinem Geschmack. Der Schriftsteller s. Dmitrij
Bykov ist
davon überzeugt, dass Kiseljov wissentlich Lügen verbreitet. Eine
Reihe von russ. Wissenschaftlern unterzeichnete im März 2014
einen offenen Brief an den Minister RF für Tele- u.
Massenkommunikation s. N.A. Nikiforov, den Leiter des Föderalen
Dienstes für die Überwachung von Kommunikation,
Informationstechnologie u. Massenkommunikation s. A.A. Zharov,
sowie den Generaldirektor der Allruss. Staatl. TV- u.
Rundfunkgesellschaft VGTRK s. O.B. Dobrodeev, in dem sie sich
über Kiseljovs inakzeptablen Äusserungen in der Sendung "Vesti
Nedeli" vom 16. März beschwerten, die als „aggressive
Propaganda" bezeichnet wurden. In dem Schreiben hiess es auch,
dass Kiseljovs Sendungen in Bezug auf die Russen u. ausländ.
Politiker „voller Arroganz, verzerrter Fakten u. beleidigender
Angriffe" seien. Die Erklärung enthielt eine Aufforderung, die
Sendungen Kiseljovs, die in den letzten 3 Monaten ausgestrahlt
wurden, „auf Anzeichen von Extremismus, die zu ethnischem u.
zwischenstaatl. Hass aufstacheln", zu überprüfen. Die
Unterschriftensammlung wurde auf Forderung einiger Mitglieder
der "Gesellschaft der Wissenschaftler" ONR,
auf deren Website der offene Brief veröffentlcht wurde,
eingestellt. Die Erklärung wurde von 27 Wissenschaftlern
unterzeichnet, darunter 6 Mitglidern der RAW u. 4
korrespondierenden Mitgliedern der RAW.
Das "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt,
wirft Kiseljov vor: Aktive Teilnahme an der aggressiven
Staatspropaganda des antidemokrat. russ. Regimes, d.h. an der
Schaffung u. Verbreitung von Informationen im Interesse der
polit. Führung der RF, die die Realität absichtlich verzerren,
die Menschen täuschen, die öffentl. Meinung aufheizen u. eine
Atmosphäre der Angst, des Hasses, der Fremdenfeindlichkeit u.
des Chauvinismus schaffen. Kiseljov sei zu einem Symbol für die
Abwertung des Informationsjournalismus geworden u. für die
zynische Ablehnung professioneller ethischer Standards um des
egoist. Dienstes am Putin-Regime willen. Er habe auch wiederholt
offen homo- u. xenophobe bzw. fremdenfeindliche Ansichten
geäussert. Kiseljov selbst sagte dazu: „Die Frage ist, wie wir
uns als staatl. Nachrichtenagentur positionieren sollen … Unter
dem Motto der Objektivität verzerren wir oft das Bild ... Es
scheint mir, dass diese Zeit des destillierten, distanzierten
Journalismus vorbei ist ... Ich glaube, dass es keine einzige
Veröffentlichung auf der Welt gibt, die objektiv ist ...
Objektivität ist ein Mythos, der uns angeboten u. aufgezwungen
wird." Indirekte Beweise für Kiseljovs Mitverantwortung an den
Verbrechen des Putin-Regimes seien seine Ernennungen auf
hochrangige Positionen u. der Erhalt der höchsten
Auszeichnungen, die Russland zu vergeben hat, darunter der
Staatsorden der Freundschaft, der Orden "Für Verdienste um das
Vaterland" u. der Kirchenorden des Hl. Sergius von Radonezh. Es
schent, dass YouTube weitgehend von Kiseljov-Videos gesäubert
wurde. Seine Sendung "Vesti nedeli" ist dort praktisch nicht
erhältlich, höchstens kurze Auszüge aus früheren Jahren.
Sanktionen u. Strafverfahren: Aufgrund der Annexion
der Krym vom März 2014 wurde Kiseljov auf die Sanktionsliste der
EU als „eine zentrale Figur der staatl. Propaganda zur
Unterstützung des Einsatzes russ. Truppen in der Ukraine“
gesetzt. Im Juli 2014 leitete der Sicherheitsdienst der Ukraine
SBU ein Strafverfahren gegen Kiseljov gemäss dem Artikel über
"Finanzierung des Terrorismus u. Unterstützung terrorist.
Aktivitäten“ ein. Laut SBU finanziert das "Internationale
Presse-Institut" unter der Leitung von Kiseljov separatist.
Organisationen in der Ukraine. Kiseljov beschrieb die
Anschuldigungen als „eine Fortsetzung der Fantasien, in denen
die Nazis, die in Kiev an der Macht sind, leben“. Seit 2015
steht Kiseljov auch auf den Sanktionslisten der Schweiz u.
Kanadas u. wurde in Moldawien zur unerwünschten Person erklärt.
Im Sept. 2015 wurde er auf die Sanktionsliste der Ukraine
gesetzt, die 400 natürliche u. 90 jurist. Personen umfasst. Im
Sept. 2015 reichte Kiseljov Klage gegen den Rat der EU ein u.
forderte die Aufhebung der Entscheidung, ihn auf die
EU-Sanktionsliste zu setzen. Im Juni 2017 wies der Europäische
Gerichtshof in Luxemburg die Klage ab u. beschloss, die
Sanktionen in Kraft zu halten. Im Mai 2022 wurde er auch von den
australischen Sanktionen erfasst. Im Jan. 2023 wurde Kiseljov
vor dem Hintergrund
der russ. Kriegsaggression gegen die Ukraine
seit Feb. 2022 auf diejenigen
Sanktionslisten der Ukraine gesetzt, die die Sperrung von
Vermögenswerten, die vollständige Einstellung des
Geschäftsverkehrs u. die Aussetzung wirtschaftl. u. finanzieller
Verpflichtungen vorsehen.
Privates, Projekte in Koktebel: Kiseljov errichtete ein
Anwesen in
Koktebel an der Südostküste der Krym, wo er 2003 das "Jazz
Festival Koktebel" gründete. Nach eigenen Angaben initiierte er
auch den Wiederaufbau des Hausmuseums des Schriftstellers u.
Künstlers Maximilian Voloshin mit Hilfe des
ukrain. Politikers Dmytro Tabachnyk u. des späteren ukrain.
Präsidenten s. Petro Poroshenko. Seit 2012 baut Kiseljov in
Koktebel das Weingut "Cock t'est belle" mit einer Kapazität von
bis zu 4000 Flaschen pro Jahr auf, wobei die Erhöhung der
Kapazität geplant ist. Weitere Investoren sind die
Koktebel-Winzerfamilie Voloshin u. die Familien zweier Moskauer
Architekten. Ferner besitze Kiseljov auch eine Villa in Koktebel
- ein Stadthaus mit Badezimmern, Aufzug u. Swimmingpool. Der
Wert des Baus einer Villa u. die Rekonstruktion des Damms sollen
4 Mrd. Rubel. betragen, wobei diese Arbeit auf Kosten des
Bundeshaushalts der RF durchgeführt worden sein soll. Dabei
seien gesetzl. Verstösse begangen worden u. es bestehe
Erdrutsch- bzw. Einsturzgefahr. Nachdem Informationen über die
Villa in eine auf der Krym erscheinende Online-Publikation
gelangt waren, sei der Herausgeber entlassen worden u. die Infos
wurden von der Website gelöscht. Beobachter gehen davon aus,
dass bei diesen Projekten Korruption eine Rolle spielt/e. Sein
in Deutschland lebender Sohn Sergej Kiseljov, der die
Staatsbürgerschaft dieses Landes besitzt, soll an den
bewaffneten Auseinandersetzungen in der Ostukraine auf der Seite
der proruss. "Volksrepubliken" teilgenommen haben, wobei er bis
zum stv. Zugführer aufgestiegen sein soll. Für seinen Dienst an
der Seite der "Volksrepubliken" DVR u. LVR sei er in Deutschland
zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden.)
KISELJOV,
Evgenij Alekseevich II III IV (sowjet., russ. u. ukrain.
Putin-kritischer Journalist, Medienmanager, polit. Beobachter
u. Kommentator. Absolvent
der Fakultät für Geschichte u. Philologie des Instituts für
asiat. u. afrikan. Länder der MGU mit Praktikum im Iran. In
den 1980er Jahren diente er im Afghanistankrieg als
Offizier-Übersetzer, unterrichtete Persisch an der
Dzerzhinskij-Hochschule des KGB der UdSSR, arbeitete in der
Hauptredaktion des Rundfunks für die Länder des Nahen u.
Mittleren Ostens der staatl. TV- u. Rundfunkgesellschaft der
UdSSR u. war Moderator u.a. der Sendung "90 Minuten“, später
"120 Minuten“. In den 1990er Jahren war er Moderator
der TV-Sendung "Vesti", Autor u. Moderator des Informations- u.
Analyseprogramms "Itogi" von "Ostankino" - 1. Kanal, dann NTV,
TNT, TV-6, u.a. Sendungen wie "Held des Tages“, der Talkshow
"Stimme des Volkes". 1997-2001 Vorstandsvorsitzender u.
Generaldirektor der "Telekompanija NTV" sowie Chefredaktor von
NTV. Im April 2001 verliess er den TV-Sender, weil er nicht
„unter staatl. Kontrolle“ arbeiten wollte. 2001-2 war er
Generaldirektor der "Moskauer Unabhängigen Rundfunk-Korporation
- TV-6. Dieser Kanal wurde im Jan. 2002 vom Äther genommen.
2002-3 Chefredaktor des 6. Kanals - TVS. Im Juni 2003 wurde der
TV-Kanal geschlossen. 2003-5 Chefredaktor der Zeitung Moskovskie
novosti. Er verliess die Zeitung im Zusammenhang mit dem
Übergang von s. Leonid Nevzlin zum neuen Besitzer s. Vadim
Rabinovich. 2005 wechselte Kiseljov zum Radiosender "Ekho
Moskvy", mit dem er bis zu dessen Schliessung im März 2022
zusammenarbeitete. 2007-8 war er Leiter der Gesellschaft
"Echo-TV", der Moskauer Repräsentanz des TV-Senders "RTVi", der
damals s. Vladimir Gusinskij gehörte. Ausserdem schrieb er
monatl. Kolumnen für "GQ Russia" u. The Moscow Times, war
Autor zahlreicher Veröffentlichungen in der Internetpublikation
Gazeta.Ru, der russ. Ausgabe des Magazins Forbes u.
der Wochenzeitung The New Times.
Ukraine: Seit Juni 2008 kombinierte er seine Arbeit bei
"Ekho Moskvy" u. "RTVi" mit der Position des Chefredaktors u.
Beraters des ukrain. TV-Senders "TVi", zu dessen Aktionären
Vladimir Gusinskij gehörte. 2009 war er Moderator des wöchentl.
Informations- u. Analyseprogramms "Naverkhu" von "TVi",
vergleichbar mit dem russ. "Itogi". Nach einem geschäftl.
Konflikt zwischen den Aktionären des TV-Senders "TVi" verliess
Gusinskij das Gründungskollektiv u. Kiseljov entschied sich für
seine Entlassung. 2009-12 war er Moderator der
gesellschaftspolit. Sendung "Grosse Politik mit Evgenij
Kiseljov" auf dem ukrain. TV-Kanal "Inter". Ab Feb. 2013 war er Direktor von
"Nationale Informations-Systeme", die die Sendungen "Novosti",
"Details" u. "Details der Woche" für den TV-Kanal "Inter"
produzierte. Ab Juni 2013 war er Moderator des Sonntagsprogramms
"Details der Woche mit Evgenij Kiseljov“ auf "Inter“. Anfang
Okt. 2013 trat Kiseljov auf eigenen Wunsch als Direktor der
"Nationalen Informations-Systeme" zurück. Das Pressezentrum der
internationalen Unternehmensgruppe "Group DF", gegründet von dem
bekannten ukrain. Geschäftsmann u. Grossinvestor s. Dmytro
Firtash, brachte die Nachricht, dass Evgenij Kiseljov zum
Personalberater des "Group DF"-Geschäftsführers Boris
Krasnjanskij ernannt wurde. 2014-16 war er Moderator der
wöchentl. polit. Talkshow "Schwarzer Spiegel" auf "Inter". Im
April 2016 gab er seinen Rücktritt bei "Inter" bekannt. Bei
einem Treffen mit dem ukrain. Präsidenten s. Petro Poroshenko
habe dieser ihm gesagt, dass er den Grund seiner Entlassung bei
"Inter" kenne - Putin habe dies von den Eigentümern des Senders
gefordert.“ Im Juli 2016 gab Kiseljov seinen Wechsel zum
TV-Sender "NewsOne" bekannt, wo er die Moderation der Sendung
"Grosses Interview“ übernahm u. die Talkshow "Grosses
Counterview" leitete. Im Jan. 2017 verliess er den TV-Sender.
2017-19 war er Moderator des Informations-TV-Senders "Prjamoj", der auf der Grundlage des
TV-Senders "TONIS" eingerichtet wurde, bei dem er die
Sendungen "Ergebnisse des Tages“, "Ergebnisse der Woche“ u.a.
leitete. Danach war er für den ukrain. nichtstaatl. Radiosender
"Radio NV“ tätig. 2018 war er Moderator
einer Sendung von "Belsat" in Polen. Ende Okt. 2019 eröffnete
Kiseljov seinen eigenen YouTube-Kanal. 2020-22 war er Moderator
der wöchentl. Sendung "Echte Politik mit Evgenij Kisseljov“ auf
dem Informations-TV-Sender "Ukraine 24“ der der Mediengruppe von s.
Rinat Akhemtov gehörte.
Öffentl. Positionen: Evgenij Kiseljov bewertet die
Präsidentschaft Boris Elcyns im Allgemeinen positiv u. die
Aktivitäten s. Vladimir Putins an der Macht sehr negativ. Er
erklärte, dass das Einzige, worüber er mit dem ersten
Präsidenten RF nicht einig gewesen sei, die Wahl Putins zu
seinem Nachfolger gewesen sei. 2004 wurde er einer der Gründer
des "Komitees 2008“, einer Gruppe von Politikern u.
Persönlichkeiten des öffentl. Lebens, die Präsident Putin
kritisierten. Im Herbst 2004 unterstützte er die "Orangene
Revolution" in der Ukraine, worüber er wiederholt in
verschiedenen ukrain. Medien sprach. Im März 2014 kritisierte er
in einem Interview zu den Ereignissen auf der Krym scharf die
Aussenpolitik Russlands gegenüber der Ukraine u. sagte, dass er
sich schäme, russ. Staatsbürger zu sein. Ob er die ukrain.
Staatsbürgerschaft annahm, wie dies vermutet wurde, ist unklar.
Im Sept. 2014 unterzeichnete er eine Erklärung, in der er
forderte, „das aggressive Abenteuer zu beenden: die russ.
Truppen sollen vom Gebiet der Ukraine abgezogen u. die
Propaganda, materielle u. militär. Unterstützung der
Separatisten im Südosten der Ukraine eingestellt werden“.
Russland sei leider „nicht so geworden, wie wir es haben
wollten." Er warnte die ukrain. Kollegen davor, „die Fehler zu
wiederholen, die die Russen gemacht haben u. die zur Bildung
dieses Regimes in Russland geführt haben". Kiseljov forderte den
Präsidenten der Ukraine, Poroshenko, auf, die Frage der
Gewährung des polit. Asyls für russ. Oppositionelle gegen das
Putin-Regime zu lösen. Im Juni 2016 teilte Kiseljov mit, dass
Poroshenko ihm persönlich versprochen habe, russ. Bürgern zu
helfen, die in der Ukraine um Asyl nachsuchten. Seit Feb. 2022
ist Kiseljov Mitglied des "Antikriegskomitees Russlands". Im
April 2022 setzte das Justizministerium RF Kiseljov auf die
berüchtigte Personen-Liste der "ausländ. Agenten“ u. im Juli
wurde er vom Innenministerium RF zur Fahndung ausgeschrieben.
Als er darüber sprach, warum der ehem. Busfahrer Nicolas Maduro
in Venezuela an die Macht kam, kam Kiseljov zum Schluss, dass
Autokraten, Diktatoren u. Populisten oft demokratisch gewählt
werden, weil „das Volk leider grösstenteils aus engstirnigen,
begrenzten u. anspruchslosen, leichtgläubigen u. schlecht
gebildeten Menschen besteht".
Kritik: In Russland wird die journalist. Haltung u.
Tätigkeit Evgenij Kiseljovs von einigen Kollegen durchaus
kritisch u. mit Skepsis beurteilt. Wegen seiner Putin-kritischen
u. pro-ukrain. Haltung ist dies nicht verwunderlich. s. Viktor
Shenderovich etwa sagte, dass das Hauptproblem der russ.
Demokratie im allgemeinen weder bei Putin noch bei den
Tschekisten oder in der Nomenklatura liege, sondern bei so
ambivalenten Leuten wie Evgenij Kiseljov, die in der
Öffentlichkeit allmählich mit der Demokratie u. ihren Werten in
Verbindung gebracht würden. Andere sehen bei Kiseljov einen
schweren Loyalitätskonflikt zwischen einem russ. Bürger u. der
Ukraine. Wiederum andere wiesen auf die "Gladiatorenkämpfe"
gewisser russ. Journalisten hin, die in einem Szenario spielten,
das nicht von ihnen selbst geschrieben wurde, u. denen sog.
analytische Autorensendungen nationaler Kanäle zugewiesen
würden, um die Stimmung aufzuwärmen, die Aktivität der Wähler
anzuregen u. das „Dampfablassen“ der Unzufriedenheit mit der
Obrigkeit zu praktizieren. Ob diese Vorwürfe zutreffen, ist eine
andere Frage. Immerhin hat Kiseljov das Recht der Ukraine u. der
Ukrainer auf Existenz, die völkerrechtl. Illegalität der
Annexion der Krym u. die Grausamkeit des russ. Kriegs gegen die
Ukraine betont. Mehrere Famlienangehörige Kiseljovs waren/sind
ebenfalls journalistisch tätig oder Mitarbeiter von staatl. TV-
u. Rundfunk-Anstalten.)
KISELJOV, Nikolaj Ivanovich
(ehem. russ. Politiker in Arkhangelsk. Abschluss im Fach
Elektroausrüstung für Schiffe mit der Qualifikation eines
Elektroingenieurs. In der Sowjetzeit arbeitete er in
Severodvinsk bei der Nördl. Produktonsvereinigung "Arktika"
im Werk "Poljarnaja Zvezda" in verschiedenen Positionen.
1990-2004 leitete er eine Reihe von Organisationen im Gebiet
Arkhangelsk. Im März 2004 wurde er vom Wahlvolk unerwartet
zum Leiter der Verwaltung bzw. Gouverneur des Gebiets
Arkhangelsk gewählt. Als solcher war er 2005-6 Mitglied des
Präsidiums des Staatsrats RF. Im Juli 2007 wurde er vom
Bürgermeister der Stadt Arkhangelsk, s. Aleksandr Donskoj,
mit dem er einen polit. Kampf führte, beschuldigt,
Bestechungsgelder von Vladimir Gudovichev von "Severgaz"
angenommen zu haben. Im Juli 2007 stellte Kiseljov bei der
Verwaltung des Präsidenten RF die Vertrauensfrage, erhielt
vom Präsidenten jedoch keine Antwort. Nachdem Präsident
Putin im März 2008 der Abgeordnetenversammlung des Gebiets
Arkhangelsk die Kandidatur Ilja Mikhalchuks für das Amt des
Leiters der Gebietsverwaltung vorschlug, wurde dieser mit
den Befugnissen des Leiters der Verwaltung des Gebiets
Arkhangelsk ausgestattet u. Kiseljov abberufen.)
KISELJOV, Vladimir Vladimirovich
II III IV Va Vb VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV
(sowjet. u. russ. Geschäftsmann, Musiker, Musikproduzent,
Schlagzeuger u. künstlerischer Leiter mehrere sowjet.
Rockgruppen wie "Zemljane" u. "Russkie". Er rühmt sich auch dafür, in
der Sowjetunion die erste RAP-Gruppe geschaffen zu
haben. Im
Herbst 2014 schrieben Vladimir Kiseljov u. Olga Plaksina,
Vorstandsvorsitzende der "Russ. Mediagruppe" RMG, an den
Präsidenten RF s. Vladimir Putin u. schlugen vor, auf der
Grundlage mehrerer TV-Sender u. des Radiokanals "RMG" eine
patriotische Medienholding zu gründen – „eine Art Inkubator
für die Produktion heimischer Superstars“. Der im Bau
befindliche Konzertsaal auf dem Gelände des Spartak-Stadions
sollte als Basis dienen. Es wurde vorgeschlagen, das FGUP "Goskoncert“ zum Koordinator des Projekts
zu machen. Im Sommer 2015 kam es in der "RMG"-Holding vor dem
Hintergrund eines möglichen Verkaufs an FGUP "Goskoncert" zu
einem Aktionärskonflikt, wobei die "IFD Kapital-Gruppe" bereit war, ihren
Anteil zu verkaufen. Doch der Generaldirektor u.
Vorstandsvorsitzende der "RMG", Sergej Kozhevnikov, lehnte den
Verkauf u. die Gründung einer patriotischen Holding ab. Die
peinliche Situation führte bei einzelnen russ. Künstlern u.
ihren Produzenten zu einer negativen Haltung gegenüber
Kiseljov.
2022 unterstützte der Kreml-Anhänger Kiseljov
den von
Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die
Ukraine.
Die Nationale Agentur zur Korruptionsprävention der Ukraine
verhängte internationale Sanktionen gegen Kiseljov wegen der
Teilnahme an Konzerten zur Unterstützung des Krieges im
besetzten Cherson u.a. Propagandakonzerten zur Unterstützung
des Kriegs gegen die Ukraine. Im Juni 2023 führte er eine
Geldprämie für Militärs u. Zivilisten ein, die während des
Kriegs gegen die Ukraine Panzer zerstörten. Für einen
abgeschossenen Leopard-2-Panzer beträgt die Zahlung 1 Mln.
Rubel, für den Leopard-1 700 Tsd. Rubel.)
KISLJAK,
Sergej Ivanovich II III IV V VI VII VIII IX X XI (ehem.
russ. Top-Diplomat u. Politiker. Sohn ukrain. Eltern.
Absolvent des Moskauer Instituts für Ingenieurphysik u. der
Akademie für Aussenhandel der UdSSR. Kisljak trat 1977 in den
diplomat. Dienst ein u. war in der 1. Hälfte der 1980er Jahren
2. Sekretär der Ständigen Vertretung der Sowjetunion bei den
UN in New York City. In der 2. Hälfte des Jahrzehnts war er 1.
Sekretär u. Berater an der Botschaft der Sowjetunion in
Washington, D.C. In den 1990er Jahren war Kisljak stv.
Direktor, dann Direktor der Abteilung für internationale
wissenschaftl.-technische Zusammenarbeit im Aussenministerium
RF u. Direktor der Abteilung für Sicherheitsangelegenheiten u.
Abrüstung im Aussenministerium RF. 1998 wurde Kisljak
Botschafter RF in Belgien mit Residenz in Brüssel u. diente
auch als Ständiger Vertreter RF bei der NATO. 2003-8 war er
stv. Aussenminister. Vor seiner Ernennung zum Botschafter in
den USA war er Russlands Verhandlungsführer bei den
6-Parteien-Gesprächen über die Denuklearisierung des Iran. Im Juli 2008 wurde Kisljak von Präsident s.
Dmitrij Medvedev zum Botschafter RF in den USA ernannt. Viele
Jahre war es um Kisljak in der Presse eher ruhig, er verkehrte
jedoch aktiv in diplomat. Kreisen in Washington, D.C., wo er
wegen seiner verschwenderischer Partys auf dem russ. Gelände
in Pioneer Point, Maryland, auffällig wurde. Kisljak
vertrat Russland in den USA in einer Zeit zunehmender polit.
Spannungen zwischen den beiden Ländern. Kisljak wurde von
Szenenkennern als erfahrener u. geschliffener Diplomat
bezeichnet, der freundlich auftrat, aber aggressiv die russ.
Interessen vertritt, wofür er von der New York Times
als „politisch radioaktiver Botschafter in Washington“
apostrophiert wurde. Auch in einem Profil von Politico
wurde Kisljak von Leuten, die den Botschafter kannten, als
„intelligenter, aber unnachgiebiger Verfechter der Kremllinie“
beschrieben. Im Herbst 2016 wurde von Russland die Ersetzung
Kisljaks in Betracht gezogen, da das Ende seiner langen
Amtszeit als Diplomat in den USA abzusehen war. Ausserdem
wurde Kisljak zu einer Schlüsselfigur
bei der Untersuchung der angeblichen russ. Einmischung in die
US-Wahlen von 2016 u. Gegenstand intensiver
Medienberichterstattung, nachdem auch bekannt wurde, dass
Kisljak sich mit hochrangigen Beratern des damals gewählten
Präsidenten Donald Trumpf getroffen hatte. Kisljaks Telefonate
wurden gemäss der üblichen Praxis des Auslandsgeheimdienstes
überwacht. In einer Rede im Nov. 2016 an der Stanford University
bestritt Kisljak, dass Russland sich in die US-Wahlen 2016
eingemischt habe u. drehte den Spiess um, indem er in derselben
Rede die USA beschuldigte, eine „riesige Propagandakampagne
gegen Russland“ zu führen. Er erklärte, dass die amerikan.-russ.
Beziehungen derzeit „am schlechtesten Punkt nach dem Ende des
Kalten Krieges“ angelangt seien, u.warf Washington vor, dass
„die USA durch wirtschaftl. Druck u. durch Sanktionen eine
Politik der Eindämmung Russlands eingeschlagen“ hätten. Im
Feb. 2017 musste s. Michael T. Flynn als Nationaler
Sicherheitsberater zurücktreten, als sich herausstellte, dass er
über Treffen mit Kisljak gelogen hatte. Im Mai 2017, unmittelbar
nach der Entlassung von FBI-Direktor s. James Comey, lud
US-Präsident s. Donald Trump Kisljak u. s. Sergej Lavrov zu
einem Treffen mit ihm ins Oval Office ein. Über dieses Treffen
wurde viel berichtet u. spekuliert , zumal es für die US-Presse
unzugänglich war, aber die Russen liessen von der staatl.
Agentur TASS Fotos vom Treffen veröffentlichen, auf dem Trump,
Kisjlak u. Lavrov zusammen lachend zu sehen waren. In den USA
wurde vermutet, Kisljak sei ein führender russ. Spion u.
Spionage-Rekrutierer gewesen, was russ. Beamte u. ein ehem.
US-Botschafter in Russland in Zweifel zogen. Der dt.-amerikan.
Autor u. ehem. KGB-Spion Jack Barsky bewertete Kisljak jedoch
als „sehr erfahrenen Agenten“, der Anfang der 1980er Jahre als
Diplomat auf niedriger Ebene sehr wahrscheinlich entweder
KGB-Agenten oder direkt dem KGB unterstellt gewesen war. Ende
Juli 2017 kehrte Kisljak nach Moskau zurück. Im Aug. entliess
Präsident Putin Kisljak per Dekret offiziell von seinen
Befugnissen als Botschafter. Als
Nachfolger wurde s. Anatolij Antonov, stv. Aussenminister RF,
ernannt. Kisljak kündigte seine Pläne an, als Kandidat
für den Föderationsrat RF in die Politik einzusteigen u. die
Republik Mordwinien zu vertreten. Nach dem Wahlsieg Kisljaks
kündigte s. Vladimir Volkov, Interimsoberhaupt der Republik
Mordwinien, offiziell an, Sergej Kisljak zum neuen Senator von
Mordwinien zu ernennen.)
KITAEV, Vladislav Nikolaevich
II
III (hoher russ. Beamter, Protokollchef
des Präsidenten RF. Absolvent des Moskauer Staatl. Instituts
für Internationale Beziehungen des Aussenministeriums RF mit
einem Abschluss in internationaler Wirtschaft. 2000-5 war er
im diplomat. Dienst tätig, so als Attaché der
Nordamerika-Abteilung des Aussenministeriums RF, dann 3.
Sekretär der Botschaft RF in den USA. 2005-7 arbeitete er in
der Protokoll- u. Organisationsabteilung der
Präsidiaverwaltung RF. 2007-12 im Regierungsapparat RF
angestellt, Assistent des 1. stv. MP RF s. Sergej Ivanov.
2008-11 stv. Direktor der Protokollabteilung der Regierung RF
unter s. Vladimir Ostrovenko. Bis Juni 2012 Direktor der
Protokollabteilung der Regierung RF. Danach kehrte er in die
Präsidialverwaltung RF zurück u. arbeitete bis Sept. 2016 als
Leiter der Protokollabteilung des Präsidenten RF. Seit Sept.
2016 ist er Protokollchef des Präsidenten RF als Nachfolger
von Vladimir Ostrovenko, der als stv. Leiter der
Präsidialverwaltung RF ernannt wurde. Im Juni 2018 wurde
Kitaev in seinem Amt bestätigt. Die Höhe des erklärten
Einkommens Kitaevs für 2021 belief sich auf 9,513 Mln. Rubel.)
umgerechnet etwa 115 Tsd. Euro.)
KIVOKURCEV, Oleg Alekseevich
II IIIengl. IVengl. Va Vb VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XXengl. XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX (russ.
Unternehmer, IT-Manager aus bzw. in Perm, führender
Jungunternehmer auf dem Gebiet der Robotik. Als Student an der
Permer Nationalen Polytechnischen Universität begeisterte sich
Kivokurcev für Robotik, erstellte ein Projekt für ein
Robotergerät zum Anbringen von Strassenmarkierungen u.
Lärm-Vibrationsstreifen u. erhielt ein entsprechendes Patent.
Mit Ingenieurskollegen baute Kivokurcev den ersten Promobot, d.h.
einen „voll autonomen "lebendigen“ u. charaktervollen
Roboter", zusammen, „der der
Arbeit an vielfrequentierten öffentl. Orten dient,
an denen ein Roboter den Menschen bei der Navigation hilft",
u. entwickelte ein Gesichtserkennungssystem u. eine
Sprachdatenbank auf Basis offener Codes. Innerhalb von 3
Monaten erhielten die Jungunternehmer 10 Bestellungen von
Einzelhandelsketten, die ihnen 100 Tsd. USD einbrachten. Der
erste Prototyp des Promobot-Roboters wurde in 4 Monaten
erstellt. 2015 gründete
Kivokurcev mit Maksim Utev u. Igor Eremeev das Unternehmen "Promobot
GmbH" mit Firmensitzen in Perm u. New York, dessen
Miteigentümer er ist u. das auch Resident im russ.
Innovationszentrum von "Skolkovo", quasi das Palo Alto
Russlands, wurde. Das Unternehmen stellt im wesentlichen sog.
Business- bzw. Industrieroboter her, die in der Lage sind, mit
realen Menschen in verschiedenen Sprachen zu kommunizieren. Im
Feb. 2016 besuchte Präsident RF s. Vladimir Putin im
Morion-Technologiepark, wo ihn Kivokurcev u. ein Roboter von "Promobot" begrüsste /II/ 2018 waren "Promobot"-Roboter in 14
Ländern im Einsatz. In einer "Sberbank"-Filiale redete ein
"Promobot"-Roboter mit Kunden. 2017 wurden tanzende Roboter u. 2019 wurde als
besonderer Gag eine Rockgruppe bestehend aus "Promobot"
Robotern /II/ vorgestellt. 2016 u. 2019 wurde
Kivokurcev in die Forbes-Liste "30 unter 30“ als
einer der vielversprechendsten russ. Unternehmer unter 30
Jahren aufgenommen. 2017 gehörte Kivokurcev zu den 116
Weltexperten auf dem Gebiet der Robotik u. Technologien der
künstlichen Intelligenz, die einen Brief an die UN schickten,
in dem sie ein internationales Verbot autonomer tödlicher
Waffensysteme, auch als "Killerroboter“ bekannt, forderten.
2019 wurde Kivokurcev vom Gouverneur des Landes Perm
vorgeschlagen, als Vertreter des IT-Sektors in die 5.
Zusammensetzung der Öffentlichen Kammer aufgenommen zu werden;
2021 reichte Kivokurcev einen Antrag auf Rücktritt aus der
Bürgerkammer ein. 2020 wurde Kivokurcev laut "Choiseul 100 Russia“ Inhaber des Titels
"Junger Wirtschaftsführer Russlands“. Im selben Jahr gelangte
er auf eine entsprechende erweiterte Liste der Präsidialverwaltung RF als
einer der 14 führenden Innovatoren Russlands. Im Mai 2023
sagte Kivokurcev, dass Russland heute die besten Bedingungen für
das Business biete, v.a. auf dem Gebiet der
Unternehmensgründung u. nicht zuletzt weil viele ausländ.
Firmen das Land verlassen hätten. Auch Perm sei ein
idealer Wirtschafts- u. Produktionsstandort.
Vermögen: Der Wert des Unternehmens "Promobot" wird auf
2 Mrd. Rubel geschätzt, wobei der Anteil Oleg Kivokurcevs an
dem Unternehmen etwa 6% beträgt.)
KICHEDZHI, Vasilij Nikolaevich
II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI (russ. Geschäftsmann,
Politiker/Beamter u. Verwaltungsmanager in St. Petersburg.
Seine Eltern waren nach Nationalität Bulgaren, die in
Bessarabien lebten. Nach dem Krieg wurde die
gesamte junge Bevölkerung über den Ural hinaus deportiert, was
dazuführte, dass Kichedzhi in Cheljabinsk geboren wurde.
Absolvent des Moskauer Fernstudieninstituts für sowjet.
Handel mit einem Abschluss in Volkswirtschaftsverwaltung.
Weiterbildung an der Akademie für Volkswirtschaft der Regierung
RF mit einer 1. Dissertation zum Thema "Verwaltung der
Arbeitsproduktivität unter den Marktbedingungen der
Betriebswirtschaft“ zur Erlangung des Grads eines Kandidaten der
Wirtschaftswissenschaften u. einer 2. Dissertation zum Thema
"Interregionale Integration als notwendige Voraussetzung für die
Umsetzung der Strategie zur effektiven Entwicklung der russ.
Wirtschaft“ zur Erlangung des Grads eines Doktors der
Wirtschaftswissenschaften. Seit 2003 ao. Professor an der
Moskauer Akademie für Kommunalverwaltung. Korrespondierendes
Mitglied der Russ. Akademie der Naturwissenschaften u.
Ehrenakademiker der Russ. Akademie der Künste. In der 2. Hälfte
des 1990er Jahre war Kichedzhi Generaldirektor eines
Traktorenwerks in Tscheljabinsk, das am Ende für bankrott
erklärt wurde. 2000-4 war er stv. bevollmächtigter Vertreter des
Präsidenten RF im Zentralen Föderationskreis für Wirtschaft. Bis
2008 war er unternehmerisch im Bereich Medien- u. Bauwirtschaft
tätig, wobei er die Radiosender "Govorit Moskva“, "Sport“ u.
"Hauptradio“ besass u. Grossaktionär des TV-Senders "Stolica"
war. 2009-10 leitete Kichedzhi das Departement für Verkehr u.
Kommunikation der Stadt Moskau. Er verliess sein Amt, weil er
sich für den Erhalt des Trolleybusverkehrs einsetzte, der im
Rahmen eines Programms zur Staubekämpfung in Moskau aus den
zentralen Strassen entfernt werden sollte. Der Rücktritt
erfolgte nur einen Monat nach dem Amtsantritt s. Sergej
Sobjanins als neuem Bürgermeister von Moskau. 2011-14 war
Kichedzhi Vizegouverneur von St. Petersburg, zuständig für
Wissenschaft, Bildung, Kultur, Sport u. Medien. Ab Okt. 2012 war
er auch 1. stv. Sekretär der SPB-er Regionalabteilung der
kremlnahen Partei "Einiges Russland“. 2015-17 war er amtierender
Rektor der SPB-er Akademie für Kunst u. Industrie bzw. Design
namens "A.L. Stieglitz". Seine Entlassung überraschte den Vorsitzenden
des Rektorats der Stadt, Vladimir Vassilev, u.wurde im
Bildungsministerium RF besprochen. Ausser einiger ziviler u.
kirchlicher Auszeichnungen verfügt er über die Ränge eines Stv.
Staatsrats RF II. Klasse u. eines Amtierenden Staatsrats der
Stadt Moskau I. Klasse. Obwohl Kichedzhi sich als Kurator in
verschiedenen Bereichen der Kultur engagierte, schien er in
einigen Kreisen der Kulturszene SPBs wenig beliebt gewesen zu
sein. Kritikern aus der Kulturszene gefiel weder sein
Arbeitsstil noch sein konkretes Handeln. Was in seinem Fall
besonders auffällt, ist sein ungewöhnlich hohes Einkommen u. der
Besitzstand: 2012 belegte er mit einem angegebenen
Familieneinkommen von 262 Mln. Rubel den 33. Platz in der
Einkommensbewertung russ. Beamter des Magazins Forbes.
Nach Angaben der Zeitung Vedomosti besitzt Kichedzhi
in Bulgarien 2 Haushalte u. ihm gehören auch das Hotel "Vyšehrad"
in Prag sowie eine Wohnung unweit des Altstädter Rings.
Verschiedenen Medienberichten zufolge besitzt Kichedzhi das im
März 2016 gegründete Internet-Journal "Interessant“. Seit 2018 ist er
Generaldirektor von "Incom Real", einem Unternehmen, das sich
auf die Implementierung von Informationstechnologien im Business
spezialisiert hat. )
KICHIN, Valerij Semjonovich
II
III
(russ. Journalist, Film- u. Theaterkritiker, Radiomoderator,
Kolumnist der Regierungszeitung Rossijskaja gazeta. Absolvent der
Journalist. Fakultät der Staatsuniversität des Ural. 1976
Mitglied der KPdSU. Er leitete Ressorts in den Zeitschriften Sowjet.
Photo, Kunst des Kino u. der Wochenzeitung Nedelja/Woche,
arbeitete als Kolumnist in der Literaturnaja gazeta u.
der Zeitung Sovetskaja kultura, war Chefredakteur der
Zeitschrift Sowjet. Film, stv. Chefredakteur der
Zeitschriften Sowjet. Bildschirm, Obozrevatel
u. Stolica, stv. Chefredakteur u. Redakteur der
TV-Abteilung der Obshchaja gazeta, Sonderkorrespondent
der Zeitung Izvestija. Bis 2011 war er Moderator der
wöchentl. Sendungen "Kino am Freitag" u. "Musik im Quadrat" auf
"Radio Russland - Kultur". Auf Anordnung der Leitung der
allmächtigen Allruss. Staatl. TV- u. Rundfunkgesellschaft wurden
seine Sendungen abgesetzt, nachdem sich Kichin öffentlich gegen
die Verlagerung des Radiosenders auf UKW ausgesprochen hatte. Er
war Mitglied der Jury nationaler u. internationaler
Filmfestivals. Ab 2016 fungierte er als Ideengeber u.
Programmdirektor des "Ural Open Russian Film Festivals" in
Ekaterinburg. Wegen fehlender Finanzierung konnten jedoch nicht
mehr als 2 Ausgaben stattfinden. Zum Film "Tod Stalins" von 2017 definierte der
Filmkritiker in der Rossijskaja gazeta das Genre des
Films als „eine grobe, aber leider faire tragische Farce" u.
stellte fest, dass die Erkenntnis, dass die Groteske auf der
harten Wahrheit beruht u. ein „Gefühl von Schock u. Ohnmacht"
hinterlässt, mit dem Eindruck zu vergleichen ist, den man
von den Werken Goyas u. Hieronymus Boschs erhält. 2018 erfuhr
Kichin krude Zensur, als er eine Besprechung der Premiere des
Antikriegsfilms "Donbass" von Sergej Loznica, der am Filmfestival von
Cannes gezeigt wurde u. für den der Regisseur den "Certain
Regard Award" gewann, in der Rossijskaja gazeta
veröffentlichten wollte. Der Artikel verschwand vollständig von
der Website der Zeitung, so wie auch ein weiterer Beitrag zum
Thema, das in dieser Zeitung offenbar unterdrückt werden sollte.
Der Autor, der vom Herausgeber über diese Zensurmassnahme nicht
informiert worden sei, reagierte auf seiner Facebook-Seite mit einer Stellungnahme
des Bedauerns: Kichin habe dem Publikum mitteilen wollen, dass
es sich um einen wichtigen Film handle, der in Russland, der
Ukraine u. der Welt gesehen werden sollte. Er habe seine
journalist. Pflichten erfüllt, aber es sei das Recht der
Zeitung, die Politik zu machen, in die er sich nicht einmischen
möchte. Kichin, der immerhin seinen kritischen Geist behielt u.
seine journalist. Ehre verteidigte, schluckte die Repression.
Kichin, der Mitglied der Union der Journalisten Russlands u.
"Verdienter Kulturarbeiter der RF" ist, erhielt 2019 den Preis
der Regierung der RF im Bereich Medien.).
Neuster
Stand 06.23 (31) Keine Garantie für Richtigkeit u.
Vollständigkeit der Angaben.
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