Putin-Lexikon
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PUTIN-LEXIKON:
BRISANTE AKTEURE DER PUTIN-ÄRA, DIE SCHLAGZEILEN ERZEUGTEN

 

K3 (Ke-Ki)      Neu im März 2023 (aktualisiert im Juni 2023 mit Ergänzungen, u.a. Kirill I.)

KEBEKOV, Aliaskhab Alibulatovich II III IV V VI VII VIII (auch Abu Mukhammad Ali ad-Dagistani genannt, gew. islamist. Terrorist, Qadi u. Kaukasus-"Emir" aus Dagestan, Avare nach Nationalität. In den 1990er Jahren war Kebekov an der Herstellung u. dem Verkauf von gefälschtem Vodka beteiligt. 1996 wurde er wegen seiner illegalen Aktivitäten verurteilt, wobei er wegen seiner Reue u. "positiver Charakteristik" statt einer Inhaftierung eine hohe Geldstrafe erhielt. Laut Novaja gazeta hat Kebekov an keinem Tschetschenienkrieg teilgenommen. In den frühen 2000er Jahren ging er nach Syrien zu seinem Cousin, wo er an einer islamischen Universität in Damaskus studierte. Nachdem sein Cousin, ein muslimischer Theologe, im Okt. 2009 von Unbekannten erschossen wurde, schloss sich Kebekov dem islamist. bewaffneten Untergrund an. Kebekov wurde Stv. des "Emirs" von Dagestan, Ibragimkhalil Daudov, bis zu dessen Tod, u. Qadi des "Vilayat von Dagestan". Wenige Monate nach dem Tod s. Magomedali Vagabovs wurde er zum Qadi des gesamten "Kaukasus-Emirats" ernannt /2010-14/. Als solcher wurde er von Russland auf die Liste aktiver Terroristen u. Extremisten gesetzt. Im April 2012 wurde seine auf der Informationssite "Guraba" im Internet veröffentlichte Rede, in der er die Bevölkerung der Republik zum Dschihad, Ungehorsam u. bewaffneten Widerstand gegen die bestehende Regierung aufrief, von einem Gericht der Stadt Makhachkala als extremistisch eingestuft. Gleichzeitig wurde er wegen Organisation oder Teilnahme an einer illegalen bewaffneten Formation nach Art. 208 StGB RF auf die Fahndungsliste gesetzt. Kebekov soll beschlossen haben, den einflussreichen Sufi-Scheich der Republik Dagestan, Said Afandi Chirkejskij bzw. al-Chirkawi, zu töten. Im März 2014 wurde bekannt gegeben, dass Kebekov durch eine zuvor von s. Doku Umarov, der im Sept. 2013 gestorben war, bestimmte Ratsentscheidung zum neuen Oberhaupt des "Kaukasus-Emirats" gewählt wurde. Im Sommer 2014 kursierte im Internet ein Video, in dem Kebekov verkündete, das "Kaukasus-Emirat" sei "Al-Qaida" unterstellt worden u. bereit, den Befehlen u. Weisungen ihrer Führer Folge zu leisten. Kebekov hielt Online-Predigten u. förderte den Salafismus. Im Juni 2014 erschien auf YouTube ein Video, in dem Kebekov sich für den Tod von Zivilisten infolge der Aktionen des "Kaukasus-Emirats" entschuldigte u. erklärte, dass die Schädigung von Leben u. Eigentum der Zivilbevölkerung inakzeptabel sei; das Ziel der militanten Islamisten des "Kaukasus-Emirats" seien ausschliesslich die Sicherheitskräfte /Siloviki/. Dabei riet er den Kämpfern, insbesondere den weiblichen, davon ab, sich im Falle einer Einkreisung den russ. Sicherheitskräften zu ergeben. Ausserdem rief er seine Kämpfer auf, wann immer möglich auf Selbstmordattentate zu verzichten, u. forderte explizit das Verbot des Einsatzes von Frauen bei solchen bewaffneten Aktionen. Im Dez. 2014 wurde ein Aufruf s. Abu-Muhammad Aselderovs, des "Emirs" des "Vilayats von Dagestan" u. Anhängers des "Islamischen Staats", veröffentlicht, aus dem hervorging, dass er auf seine Unterwerfung unter das "Kaukasus-Emirat" verzichtet habe, wobei er andere Gleichgesinnte aufforderte, seinem Beispiel zu folgen. Darauf folgte ein öffentl. Aufruf Kebekovs, der Aselderov des Schismas u. Verrats beschuldigte, wobei Kebekov den Abtrünnigen aufforderte, sich in das vom "IS" kontrollierte Gebiet zurückzuziehen, u. ihn seines Amts als "Emir" des Vilayats  enthob. Im März 2015 wurde Kebekov vom US-Aussenministerium auf die Liste der international gesuchten Terroristen gesetzt. Gleichzeitig gab das US-Finanzministerium bekannt, restriktive Massnahmen gegen Kebekov ergriffen zu haben. Ebenfalls wurde er vom "Al-Qaida"-Sanktionsausschuss der UN auf eine schwarze Liste gesetzt, die die Mitgliedsstaaten dazu verpflichtet, das Vermögen der Betroffenen einzufrieren u. ihnen ein Bewegungs- u. Waffenlieferungsverbot aufzuerlegen. Im April 2015 umstellten /wohl FSB-/Sicherheitskräfte ein Haus in einem Vorort von Bujnaksk, Dagestan, u. starteten einen Spezialeinsatz, in dessen Folge das verbunkerte Haus in die Luft flog u. 5 Personen getötet wurden, darunter Aliaskhab Kebekov, dessen Tod von Anhängern des "Kaukasus-Emirats" bestätigt wurde. Laut einigen Einwohnern von Dagestan habe unter Kebekov u. seinem Nachfolger s. Magomed Sulejmanov das Ausmass der Gewalt u. Erpressung gegen die Zivilbevölkerung, einschliesslich ziviler Mitarbeiter von Strafverfolgungsbehörden, erheblich abgenommen, was bei vielen Feldkommandanten Unzufriedenheit hervorgerufen habe. Der Terror des "Vilayat von Dagestan" habe sich i.e.L. gegen die Sicherheitskräfte gerichtet, während der "IS" bedeutend totaler u. grausamer gegen seine Feinde vorgegangen sei, wie ein Experte feststellte.)

KEDMI (eigtl. KAZAKOV), Jakov (Yaakov) Iosifovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI  (ehem. israel. Regierungsfunktionär, jetzt pro-russ. polit. Propaganda-Analyst im russ. Staatsfernsehen u. in anderen russ. Medienkanälen. Nach dem Schulabschluss in Moskau arbeitete er als Betonmonteur in einer Fabrik u. absolvierte ein Studium am All-Unions-Fernkorrespondenz-Institut für Eisenbahningenieure, das heute unter anderem Namen geführt wird. 1967 bemühte er sich bei der israel. Botschaft in Moskau um Auswanderung nach Israel, aber das Begehren wurde von den Israelis abgelehnt, weil sie ihn für einen Provokateur des KGB hielten. Im Mai 1968 richtete Kazakov ein geharnischtes Schreiben an den Obersten Sowjet der UdSSR, in dem er die Politik des Antisemitismus in der Sowjetunion anprangerte u. Moskau Zwangsassimilation der Juden u. Mittäterschaft bei der Zerstörung des Staates Israel vorwarf, seine Entlassung aus der sowjet. Staatsbürgerschaft forderte u. sich zum israel. Staatsbürger erklärte.Seine Aktion war eine Sensation u. die erste oieser Art in der Sowjetunion. Nachdem er die US-Botschaft besucht u. verlassen hatte, wurde er festgenommen u. verhört, aber nicht inhaftiert. Kazakov sollte in die sowjet. Armee einberufen werden, um ihn von der Öffentlichkeit zu isolieren, aber er sagte, dass Israel sein Heimatland sei u. er nur in einer Armee dienen wolle – der israelischen. Aufgrund des Einmarsches sowjet. Truppen in die Tschechoslowakei im Sommer 1968 wurde seine Einberufung in die Sowjetarmee verschoben. Als er bei der israel. Botschaft wegen der Einwanderung nach Israel nachhakte, erhielt er schlussendlich die gewünschte Zustimmung. Im Feb. 1969 erteilten dann auch die sowjet. Behörden die Erlaubnis zu seiner Ausreise verbunden mit der Anordnung, das Land binnen 2 Wochen zu verlassen. Die Umstände seiner Aufsehen erregenden Ausreiseaktion liess noch lange die Vermutung von einer Kollaboration mit dem KGB nachhallen, zumal Kazakov keine Verwandten in Israel hatte u. die wenigen Ausreisegenehmigungen hauptsächlich zum Zweck der "Familienzusammenführung“ erteilt wurden u. Kazakov wegen seiner offenen antisowjet. Meinungskundgebung nicht strafrechtlich verfolgt wurde. Später erzählte er, er habe lediglich den Wunsch gehabt, in Israel zu leben, wozu er als Jude berechtigt gewesen sei, u. nicht weil er aus irgendeinem Land namens Sowjetunion wegfahren wollte. Das Problem sei nicht die Sowjetmacht als solche gewesen.
In Israel setzte Kazakov sein Studium am Haifaer "Technion", Fakultät für Chemie, u. dann an der Universität Tel Aviv fort. Ausserdem absolvierte er das "National Security College". Nach dem Abschluss arbeitete er als Sicherheitsbeauftragter für die Verhinderung von Terroranschlägen in der Luftfahrt bei der Fluggesellschaft "El Al". Ausserdem bekleidete er leitende Stellungen in der "Russ. Abteilung“ des israel. Aussenministeriums. Er war ein Aktivist in der Bewegung zur Unterstützung der massenhaften Rückführung von Juden ins Land Israel im Rahmen der "Aliyah" u. war in diesem Zusammenhang für die "Sokhnut" tätig. 1970 trat er in New York vor dem UN-Gebäude in einen Hungerstreik, weil die UdSSR seiner Familie die Ausreise nach Israel verweigerte. Nachdem seine Eltern in Israel angekommen waren, meldete er sich zum Militärdienst bei den israel. Streitkräften, in denen er bei den Panzertruppen diente. Nach einer schweren Ohrenverletzung wurde er offiziell als Kriegsinvalider anerkannt, aber er weigerte sich, die Armee zu verlassen u. wurde als Geheimdienstoffizier der Panzertruppen umgeschult, nachdem er die Aufnahme in die Geheimdienstschule der "Egoz"-Spezialeinheiten geschafft hatte. Im Okt. 1973 nahm er am Jom-Kippur-Krieg teil, wo er als Chef der Geheimdienst- u. Operationsabteilung eines Panzerbataillons fungierte. Dort lernte er den Kommandanten Ehud Barak kennen, der später Premierminister Israels wurde. Politisch war Kazakov ein Mitglied der rechtskonservativ-nationalist. Partei "Cherut" /"Freiheit"/, die dem "revisionist. Zionismus" nahestand, stärkste Oppositionspartei zur regierenden israel. "Arbeitspartei" in der Knesset wurde u. später mit der Liberalen Partei u.a. Parteien im "Likud"-Block aufging. 1977 begann Kazakov auf Anregung von MP Menachem Begin im "Nativ"-Verbindungsbüro zu arbeiten, einem Spezialdienst für Kontakte mit u. Überführung von Juden des Ostblocks nach Israel, einschliesslich illegaler Methoden. Im Mai 1978 änderte er seinen Nachnamen in einen hebräischsprachigen - Kedmi. 1988-90 wurde er als Mitarbeiter der konsular. Abteilung des israel. Aussenministeriums bei der Botschaft der Niederlande in Moskau geführt. Kedmis Karriere als Diplomat im israel. Aussenministerium war auch die Arbeit eines Geheimdienstoffiziers unter diplomat. Deckmantel. Gleichzeitig stand Kedmi fast immer im Konflikt mit dem Apparat des Aussenministeriums, da er dessen Mitarbeiter im Vergleich zu denjenigen von Spezialdiensten wie "Nativ" oder "Mossad" für ineffektive Bürokraten" hielt. 1990 wurde er stv. Direktor der "Nativ" u. 1992 berief Begins Nachfolger, der Vorsitzende der "Likud"-Partei u. Regierungschef Jitzhak Shamir, Kedmi in die Position des Direktors der "Nativ", die er bis 1999 innehatte. In dieser Zeitspanne lief die Auswanderung von ca. 1 Mln. sowjet. Juden nach Israel auf Hochtouren. Aufgrund seiner persönl. Bekanntschaft mit wichtigen israel. Politikern hatte Kedmi erheblichen polit. Einfluss u. war unter PM Benjamin Netanjahu eine Schlüsselfigur des israel. Geheimdienstkomitees in den Fragen der militär. Aufrüstung u. der militär. Beziehungen des Iran zu Russland. Ab 1997 verschlechterte sich jedoch Kedmis Beziehung zu PM Netanjahu, der die "Nativ" kritisch sah u. wegen Korruptionsskandalen auflösen wollte. "Nativ" führte eine Reihe von Spezialaufträgen durch, so auch die Operation "Brücke", die für die heimliche Entnahme von etwa 150 jüdischen Kindern im Alter von 5 bis 18 Jahren aus Waisenhäusern in der GUS bekannt wurde. Auch die Führungen der israel. Geheimdienste "Mossad" u. "Shin Bet" kritisierten solche Praktiken, während die Knesset-Kommission für Einwanderung u. Absorption die Operation als illegal u. unmoralisch betrachtete u. empfahl, "Nativ" aufzulösen. Kedmi musste sich in der Knesset rechtfertigen. Eine gründliche Finanzprüfung der "Nativ" deckte eine Reihe schwerwiegender Verstösse auf, was zu einer Reihe von Gerichtsverfahren führte. 1999 wurde die Auflösung der "Nativ" in der alten Form u. ihre Überführung unter die Kontrolle des "Mossad" angekündigt, was Kedmis Rücktritt unvermeidlich machte. Ein anderer Skandal betraf 1997 die Ausweisung von 3 "Nativ"-Mitarbeitern aus Russland, die unter diplomat. Deckmantel arbeiteten, was zum Konflikt zwischen Kedmi u. dem israel. Aussenministerium führte. In einer öffentl. Diskussion über seine Differenzen mit Netanjahu drehte Kedmi den Spiess um u. warf dem PM vor, „die Interessen der Aliyah aus der GUS verraten“ u. „die Beziehungen zu Russland zerstört“ zu haben. Den PM hielt Kedmi für „gefährlich für Israel", denn „seine Denkweise u. die Art, wie er Entscheidungen treffe, könne den Staat in eine Tragödie führen". Daher unterstützte er die Kandidatur Ehud Baraks. Nach seinem Rücktritt als Direktor der "Nativ" hatte Kedmi keine Regierungsämter mehr inne, trat in den Ruhestand, erhielt die Rente eines Armeegenerals u. wechselte in die Wirtschafts- u. Politikanalyse, konzentrierte sich auf die russischsprachige Gemeinschaft in Israel u. Einwanderer aus der ehem. UdSSR.
In Putins Russland: Seit den 2010er Jahren profiliert sich Jakov Kedmi als "politolog. Experte" regelmässig im russ. Staatsfernsehen u. Radio u. in anderen russ. Medienkanälen mit polit. Stellungnahmen aus einer völlig einseitigen u. verzerrten pro-russ. Sicht u. verwandelte sich so zu einem "prominenten" russ. Propagandisten, obwohl er die Rolle eines "kritischen Kommentators" spielt. In den Abendsendungen von s. Vladimir Solovjov holt er mit reaktionären Einordnungen gegen den Westen, v.a. die USA, Europa u. die Ukraine aus, wobei er, wie am 24.10.2022, auch nicht vor der katholischen Kirche Halt machte, der er schwere Verbrechen vorwarf, wohl um von der Allianz der russ.-orth. Kirche mit dem russ. Staat abzulenken. Als sich einige Monate nach Beginn der russ. Kriegsaggression gegen die Ukraine im Feb. 2022 eine Niederlage für die russ. Truppen abzeichnete, begann Kedmi den Verlauf der "speziellen Militäroperation" skeptisch zu betrachten. In einer anderen Ausgabe der Sendung sagte er, dass es „unkonstruktiv" sei, über Atomwaffen zu reden. Viele Videos von Solovjov-Sendungen, in denen auch Kedmi auftrat, wurden von YouTube gelöscht u. stehen nicht mehr zur Verfügung. Im Juni 2022 sagte er in einem Interview mit dem Telekanal ONT, der Nazismus sei ein „logisches Resultat der Entwicklung der rassist. Zivilisation Europas". Auch in der Ukraine-Frage nimmt Kedmi eine streng anti-ukrain. u. pro-russ. Position ein. Nach seiner Meinung sei in der Ukraine in den letzten 30 Jahren nichts Konstruktives geschehen. Im Gegenteil habe sie sich für den Kampf u. Widerstand gegen Russland entschieden u. sich dem Westen als Vorposten für den Kampf gegen Russland zur Verfügung gestellt. Alle wirtschaftl. Errungenschaften der Sowjetzeit seien in der Ukraine zu einem einzigen Zweck zerstört worden - zum Zweck des Kampfes gegen Russland - so habe sich die Ukraine als „Antirussland" positioniert. Ein solches Land mit seinen korrupten Mafiastrukturen u. seinem nationalist.- u. pro-nazist. Geist könne nicht als eigenständiger Staat bestehen. Die USA wollten die Ukraine für ihre gegen Russland gerichteten Militärstützpunkte nutzen. Die Politik Russlands halte er für richtig. Es kämpfe für seine Existenz. Die Politik der USA lehne er ab, nachdem man gesehen habe, was durch sie im Nahen Osten angerichtet worden sei. Im Okt. 2022 wurde Kedmi als Propagandist auf die Sanktionsliste der Ukraine gesetzt.
S. Vladimir Putin kenne er seit den frühen 1990er Jahren, als er es mit ihm bei verschiedenen Gelegenheiten "geschäftlich" zu tun gehabt habe. Im Vergleich mit s. Mikhail Gorbachjov halte er Putin für einen ernsthaften, offenen u. undogmat. Politiker, der Verantwortung gegenüber seinem Volk verspüre, wie er gegenüber einem kasachischen Kanal sagte. Putin könne zwar durchaus seine Meinung ändern, höre anderen Leuten aber zu, treffe s.E. nicht immer die richtigen Entscheidungen u. irre sich oft wie alle anderen auch. Putins Verständnis der Dinge teile Kedmi nicht immer, v.a. was Fragen der Religion betreffe. Auch würde sich ihre Einschätzung der sowjet. Vergangenheit voneinander unterscheiden. Russland existiere heute aber als Staat nur, weil Putin an die Macht kam. Die Wiederherstellung der Sowjetunion sei nicht sein Ziel. Ein Sieg Russlands würde eine Schwächung der USA u. ihrer Verbündeten bedeuten. Eine kritische Einschätzung der tabuisierten brutalen Unterdrückungspolitik des Putin-Regimes im Inneren Russlands fehlt in dieser Analyse komplett.
Von Kritikern wie dem "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wird Kedmi Zusammenarbeit mit dem Putin-Regime u. Beteiligung an der TV-Propaganda des Kremls vorgeworfen. Kedmis Stellungnahmen stimmten vollständig mit den abscheulichsten Aussagen russ. Beamter u. Propagandisten überein. In seinen Reden verteidige er konsequent die aussenpolit. Sichtweise des Kremls, habe für ein noch stärkeres Engagement Russlands in Syrien plädiert u. werfe Israel vor, einen Konflikt mit Russland im Nahen Osten zu provozieren. In der Tat habe Kedmi Anfang der 1990er Jahre eng mit Putin zusammengearbeitet - damals sei dieser Vorsitzender des Ausschusses für Aussenbeziehungen des Bürgermeisteramts von St. Petersburg gewesen. U.a. habe Putin Fragen im Zusammenhang mit der Rückführung von Leningrader Juden nach Israel überwacht. Putin habe Israel als Teil von Delegationen s. Anatolij Sobchaks besucht, wo er sich mit Kedmi getroffen habe. In den 90er Jahren habe Kedmi auch wiederholt die höchsten Vertreter der russ. Macht- u. Strafverfolgungsbehörden kontaktiert. Über Stalin habe er im Nov. 2016 in Solovjovs Sendung gesagt, Stalin sei der einzige u. letzte Staatsmann gewesen, der sich um sein Land u. um Russland wirklich gekümmert habe, was nach ihm nicht mehr der Fall gewesen sei. Im Mai 2018 habe Kedmi in der Sendung "Sonntagabend mit Vladimir Solovjov“ Russland mehr oder weniger direkt aufgefordert, einen Krieg mit den USA zu beginnen. Nicht zuletzt kritisiere er regelmässig die Ukraine, deren Führung er mangelnde Unabhängigkeit u. Nazismus, während er deren Gesellschaft Antisemitismus vorwerfe. Er habe der Ukraine angedroht, dass es keinen unabhängigen ukrain. Staat mehr geben werde, wenn Kiev die „rote Linie“ in den Beziehungen mit Russland weiter überschreiten sollte, wie er im israel. "Iton TV" gesagt haben soll.
Als Buchautor veröffentlichte Jakov Kedmi seine Memoiren mit dem Titel "Hoffnungslose Kriege", die 2011 in russ. u. 2015 in engl. Sprache erschienen. 2017 erschien Kedmis Buch "Dialoge“ in Zusammenarbeit mit s. Evgenij Satanovskij. 2020 veröffentlichte Kedmi das Buch "Geheime Federn".)

KELIN, Andrej Vladimirovich II III IV V VI VII VIII IX X XI Weitere (sowjet. u. russ. Diplomat. Absolvent der Fakultät für Internationalen Journalismus des Moskauer Staatl. Instituts für Internationale Beziehungen MGIMO des Aussenministeriums der UdSSR. 1979 trat er in das Aussenministerium der UdSSR ein. Er bekleidete verschiedene Posten in Botschaften in Europa, darunter in den Niederlanden, der Schweiz u. Belgien, nahm an den Genfer Gesprächen über Rüstungsbeschränkungen, die 1987 zum Vertrag über nukleare Mittelstreckenwaffen führten, u. dann an der Arbeit der Abteilung für gesamteuropäische Zusammenarbeit des Ministeriums teil. Ab Sept. 2005 war er Direktor der 4. Abteilung für die Länder der GUS  u. Teil der russ. Delegation bei den Internationalen Genfer Gesprächen über Sicherheit u. Stabilität im Transkaukasus. Nach einer Zeit als stv. Ständiger Vertreter der RF bei der NATO u. dann als Vertreter bei der OSZE stieg Kelin 2015 endlich zum Leiter der Abteilung für gesamteuropäische Zusammenarbeit auf. Im Nov. 2019 wurde Kelin zum ao. u. bevollmächtigten Botschafter RF im Vereinigten Königreich ernannt. Im Juni 2022 erhielt er ein persönl. Hausverbot für den Westminster Parliamentary Estate. Im Nov. 2022 wurde er von BBC zu mutmasslichen Kriegsverbrechen Russlands in der Ukraine befragt. Er antwortete, dass er keine Beweise für russ. Kriegsverbrechen in der Ukraine gesehen habe, hingegen gebe es genügend Hinweise über Kriegsverbrechen, die von der ukrain. Seite verübt worden seien. Polit. heiklen Fragen wich er aus oder ging mit russ. Argumenten zum "Gegenangriff" über. Ansonsten wiederholte er die altbekannten Narrative des Kremls.)

KENDALL, Bridget II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI (engl.-brit. Journalistin, die als diplomat. Korrespondentin der BBC für die Radio- u. TV-Sender des Unternehmens arbeitete. Als Teenager reiste sie das erste Mal nach Russland u. in die Ukraine. 1977 u. 1982 verbrachte sie 2 Jahre in Russland als Stipendiatin des British Council. 1989-94 war sie Moskau-Korrespondentin der BBC, um die Machtkämpfe in der KPdSU zu beobachten, als Generalsekretär s. Mikhail Gorbachjov Reformen einzuführen versuchte, u. berichtete über den Zerfall der Sowjetunion u. die internen Konflikte in Tschetschenien, Georgien u. Tadschikistan. Sie veröffentlichte Berichte über den Putschversuch gegen Gorbachjov im Aug. 1991 u. berichtete über s. Boris Elcyns Machtergreifung. Kendall, die fliessend Russisch spricht, war ab 1994 Washington-Korrespondentin der BBC u. wurde im Nov. 1998 diplomat. Korrespondentin der BBC. Sie interviewte führende Persönlichkeiten der Welt u. realisierte auch 2 Interviews mit Vladimir Putin live aus dem Kreml im Rahmen von Internet-Webcasts im März 2001 u. Juli 2006. 2002 veranstaltete sie in Moskau einen Anlass mit dem ehem. sowjet. Präsidenten Gorbachjov. 2016-23 fungierte Kendall als Master of Peterhouse, Cambridge. Kendall kommentierte einige Passagen im 3-teiligen brit. Dokumentarfilm "Putin - die Geschichte eines Spions" /engl. "Putin: A Russian Spy Story"/ von 2020, der auch in dt. Sprache erschien.)


KEOSAJAN, Tigran Edmondovich (russ. XXXXXXXXXXXX XXXXXX XXXXXXXX XXXXX XXXXX XXXXXXXXXXXXXXXX

KERIMOV, Sulejman Abusaidovich II III IV (russ. Top-Unternehmer, -Kapitalisierungsfinancier- u. -Investor, Grossaktionär u. Politiker. Dagestaner u. Lesgier nach Nationalität. Absolvent der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Staatsuniversität Dagestan. Dissertation zum Thema "Die Rolle transnationaler Konzerne bei der Umsetzung der Industriepolitik entwickelter Länder“ für die Erlangung des Titels eines Kandidaten der Wirtschaftswissenschaften.
Ende 1999 kaufte Kerimov Anteile an der Investitionsfirma "Nafta Moskva", die 1992 auf der Grundlage des ehem. sowjet. Monopolisten "Sojuznefteexport" gegründet wurde. Diese Firma wurde zum wichtigsten Geschäftsinstrument Kerimovs. Bis 2008 besass "Nafta Moskva" einen Anteil von 4,25% an "Gazprom" u. einen Anteil von 5,6% am Gewinn der "Sberbank".
2001 erlangte Kerimov die Kontrolle über das Stahlwerk "Nosta", heute "Ural Stahl", Teil von "Metalloinvest", die Versicherungsgesellschaft "Ingosstrakh" u. die "Avtobank", die dem Geschäftsmann Andrej Andreev gehört/e. Andreev beschuldigte wiederholt Kerimov sowie s. Oleg Deripaska u. s. Roman Abramovich der Beschlagnahme seines Geschäfts durch Unternehmensplünderung.
2003-8 entwickelte "Nafta Moskva" die Trabantenstadt Rubljovo-Arkhangelskoe, die in der Presse als „Stadt der Millionäre“ bezeichnet wurde. Später wurde das Projekt an den Präsidenten der "B&N Bank", Mikhail Shishkhanov, verkauft.
2005 erwarb "Nafta Moskva" einen Anteil von 70% an "Polymetall", einer der grössten Gold- u. Silberbergbaugesellschaften Russlands. 2007 führte "Polymetall" erfolgreich einen Börsengang an der Londoner Börse durch, woraufhin "Nafta Moskva" die Aktien des Unternehmens verkaufte.
2005 gründeten das Moskauer Bürgermeisteramt s. Jurij Luzhkovs u. eine von Kerimovs Strukturen das gemeinsame Telekommunikationsunternehmen "Mosteleset", das zum alleinigen Aktionär von "Mostelecom", dem grössten Kabelnetzbetreiber in Moskau, wurde. 2007 wurden die Telekommunikationsanlagen in die Holding "National Telecommunications" eingegliedert u. ein Jahr später für 1,5 Mrd. USD an ein Investorenkonsortium unter der Leitung von s. Jurij Kovalchuks National Media Group verkauft.
In den 2000er Jahren wurde Kerimov Eigentümer der grössten Moskauer Bauholding "Razvitie", die die Konzerne "Glavmosstroj", "Mospromstroj" u. "Mosmontazhspetsstroj" vereinte. Nach einigen Monaten verkaufte Kerimov das Unternehmen, das weniger als 50 Mln. USD kostete, an Oleg Deripaska für 200-250 Mln. USD, nach inoffiziellen Angaben. Als 2007 die Märkte weltwelt im Fall begriffen waren, reduzierte Kerimov seine Beteiligungen an "Gazprom" u.a. russ. Blue Chips u. adressierte sich zur Wall Street, um einen Grossteil seines Vermögens im Ausland zu investieren. So investierte Kerimov fast sein gesamtes Vermögen in "Morgan Stanley", "Goldman Sachs", "Deutsche Bank", "Credit Suisse" u.a. Finanzinstitute. Bis 2008 zog Kerimov laut Forbes den Grossteil seines Kapitals aus Russland ab, indem er in Aktien ausländ. Unternehmen investierte. Nach Verlusten während der Wirtschaftskrise 2008-9 änderte Kerimov seine Anlagestrategie u. begann, Aktienpakete zu kaufen, die gross genug waren, um die Strategien der Unternehmen, in die er investierte, beeinflussen zu können. 2009 kaufte "Nafta Moskva" von s. Vladimir Potanin für 1,3 Mrd. USD eine 37-prozentige Beteiligung an "Poljus Gold", dem grössten Goldminenunternehmen Russlands. Später wurde die Beteiligung auf 40,22% erhöht.
2009 nahmen Kerimovs Strukturen ein Projekt zum Wiederaufbau des Hotels "Moskva" am Manegeplatz auf, das Gegenstand eines Konflikts zwischen den Behörden der Hauptstadt u. dem ehem. Abgeordneten der Staatsduma RF s. Ashot Jegjazarjan, war. Der Auftraggeber des Neubaus war die Firma "Dekmos", die mit 51% im Besitz der US-Firma "Decorum Corp." u. 49% im Besitz der Moskauer Regierung war. Im Gebäude wurden das 5-Sterne-Luxushotel "Four Seasons" u. ein Einkaufszentrum eröffnet sowie Büros u. Wohnungen eingerichtet. Ashot Egjazarjan von der LDPR beschuldigte Kerimov der Raider-Unternehmensplünderung. Laut Beschluss eines Londoner Gerichts von 2014 sollte Kerimov Jegjazarjan 250 Mln. USD zahlen, die er für den Bau des Hotels ausgegeben hatte. Im Jahr 2015 kauften belaruss. Geschäftsleute, die Brüder Khotin, das Hotel von Kerimovs Strukturen.
2009 wurden von Kerimovs Strukturen 25% der Aktien des grössten Bauunternehmens Russlands, der "PIK"-Gruppe, gekauft. Die Schulden beliefen sich auf 1,98 Mrd. USD u. die Kapitalisierung fiel auf 279 Mio. USD. "Nafta Moskva" erhöhte später den eigenen Anteil an der "PIK"-Gruppe auf 38,3%. Nachdem "PIK" die finanzielle Stabilität wieder hergestellt hatte u. im Dez. 2013 die Kapitalisierung sich auf 1,42 Mrd. USD belief, verkaufte Kerimov das gesamte Aktienpaket an 2 russ. Geschäftsleute /s. Sergej Gordeev u. Aleksandr Mamut/.
Im Juni 2010 erwarben Sulejman Kerimov u. seine Partner Aleksandr Nesis, Filaret Galchev u. Anatolij Skurov eine 53-prozentige Beteiligung am Kaligiganten "Uralkali" vom früheren Eigentümer s. Dmitrij Rybolovlev. Der Deal hatte einen Wert von 5,3 Mrd. USD. Für diesen Kauf erhielt Kerimov ein erhebliches Darlehen von VTB. Sodann wurde der einzige russ. Konkurrent, "Silvinit", übernommen. Als weltweit grösster Hersteller von Kalidüngemitteln verkaufte "Uralkali" gemeinsam mit "Belaruskali" über eine gemeinsame Vertriebsgesellschaft Produkte auf dem Weltmarkt. Im Juli 2013 gab "Uralkali" bekannt, dass es sich von der Verkaufsvereinbarung mit "Belaruskali" zurückziehe. Anfang Sept. 2013 eröffnete das Ermittlungskomitee von Belarus ein Strafverfahren gegen Kerimov u. eine Reihe von "Uralkali"-Mitarbeitern wegen Macht- u. Autoritätsmissbrauchs /s. Baumgertner, Vladislav/. Das Innenministerium von Belarus stellte einen Antrag an "Interpol", Kerimov auf die internationale Fahndungsliste zu setzen, aber "Interpol" widersetzte sich dem Begehren, so dass die belaruss. Behörden den Antrag zurückzogen. In der Folge verkaufte Kerimov den Anteil von 21,75% an "Uralkali" an den Geschäftsmann s. Mikhail Prokhorov u. 19,99% an den Eigentümer von "Uralchem", s. Dmitrij Mazepin. 2012 ging "Poljus Gold" an die Londoner Börse. Ende 2015 konsolidierten Kerimovs Strukturen ihren 95-prozentigen Anteil an den "Poljus Gold"-Aktien durch Rückkauf von Aktien von Minderheitsaktionären. Dem Angebot folgte der Rückzug von "Poljus Gold" von der Londoner Börse.
Said Kerimov: 2015 übertrug Sulejman Kerimov den Anteil an "Poljus Gold" an seinen Sohn Said Sulejmanovich Kerimov, u. im April 2016 wurden die beiden Kinder des Unternehmers in den Vorstand u. den Strategieausschuss der Firma aufgenommen. Unter Said Kerimov wurde das Unternehmen in "Poljus" umbenannt, wobei "Poljus" bis 2022 von "Wandle Holdings Ltd." in Zypern kontrolliert wurde, das Said Kerimov gehörte. Im Zuge des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine wurde Said Kerimov als Sohn des unter Sanktionen stehenden Sulejman Kerimov auf die Sanktionslisten aller EU-Staaten, der USA, Grossbritanniens, der Ukraine u. der Schweiz gesetzt. Im April 2022 verliess Said Kerimov den Vorstand u. verkaufte einen Anteil von 30% an die "Acropolis"-Gruppe. Im Mai 2022 übertrug Said den verbleibenden Anteil an der Firma "Poljus", d.h. 100% der Anteile der "Wandle Holdings Ltd.", an die "Stiftung zur Unterstützung islamischer Organisationen". Said Kerimov, der ein Absolvent der Fakultät für Internationale Wirtschaft u. Betriebswirtschaftslehre der MGIMO ist, wurde 2014 Eigentümer der Kinokette "Cinema Park", die 2017 wieder verkauft wurde, wobei Vermögenswerte von vermutlich mehreren 100 Mio. USD im Geschäft mit s. Vladimir Potanin umgesetzt wurden. Darüber hinaus kontrolliert Said Kerimov das Unternehmen "Grandeko", dem der internationale Flughafen von Makhachkala in Dagestan gehört, ferner das "National Cinema Network", das "Zarechje Estate", ein Elite-Feriendorf im  Moskauer Gebiet, u. das Unternehmen "Air Cinema". Nach Angaben des US-Finanzministeriums wurde im Juli 2017 im US-Bundesstaat Delaware der Treuhandfonds "Heritage Trust" gegründet, um das in den USA befindliche Vermögen Kerimovs im Wert von über 1 Mrd. USD zu sichern u. zu verwalten. Laut einer Untersuchung des "Office of Foreign Assets Control" des US-Finanzministeriums nutzte Kerimov ein komplexes System von Rechtsstrukturen u. Strohmännern, um seine Beteiligung am "Heritage Trust" zu verbergen, dessen Gelder zuerst über zwei von Kerimov kontrollierte ausländ. Unternehmen in das US-Finanzsystem gelangten. Gegen ihn wurden Sanktionen verhängt. Anschliessend wurden diese Mittel in grosse öffentl. u. private US-Unternehmen investiert u. von einer Reihe von US-Investmentgesellschaften u. Vermittlern verwaltet. Kerimov u. seine Stellvertreter nutzten verschiedene Ebenen von US-amerikan. u. ausländ. Briefkastenfirmen, um das Vermögen zu formalisieren u. Transaktionen auf eine Weise durchzuführen, die ihren Zweck verschleierte.
Der Businesstil Kerimovs wurde von Experten als raffiniert, ideenreich u. kreativ bezeichnet. Der russ. Top-Financier  verstehe es, schnelle Entscheidungen zu treffen u. mit wichtigen Freunden u. Partnern zusammenzuarbeiten, unter denen der ehem. Moskauer Bürgermeister s. Jurij Luzhkov u. v.a. die erwähnten Geschäftsleute Abramovich u. Deripaska sowie der Beamte s. Igor Shuvalov hervorzuheben sind.
Vermögen u. Eigentum: 2019 belegte Sulejman Kerimov den 19. Platz in der vom Magazin Forbes veröffentlichten Rangliste der "20 reichsten russ. Geschäftsleute“. Die Zahlen zu den Vorjahren lauten: 2018 – 6,4 bzw. 6,3 Mrd. USD; 2017 – 6,3 Mrd. USD; 2016 - 1,6 Mrd. USD; 2015 - 3,4 Mrd. USD; 2014 - 5,6 Mrd. USD; 2013 - 7,1 Mrd. USD; 2012 - 6,5 Mrd. USD; 2011 - 7,8 Mrd. USD; 2010 - 5,5 Mrd. USD. 2007 meldete er sich in Derbent an u. zahlte eine Einkommenssteuer von 2,5 Mrd. Rubel - fast 100 Mln. USD. Laut Steuererklärung für 2016 belief sich Kerimovs Einkommen auf 12 Mln. Rubel.
Politik: 1999-2003 war Sulejman Kerimov LDPR-Abgeordneter der 3. Staatsduma RF u. Mitglied des Sicherheitsausschusses. Er war auch Mitglied der 4. Staatsduma RF. Seit 2008 ist er Mitglied des Föderationsrats RF, in der er die Republik Dagestan vertritt. Während der gesamten Zeit von Karimovs Amtsausübung als Abgeordneter u. dann als Senator befanden sich die in seinem Eigentum stehenden Unternehmensanteile sowie sonstiges Betriebsvermögen in treuhänderischer Verwaltung u. wurden Ende 2013 in die "Suleyman Kerimov Foundation" überführt. 2016 wurde er als Senator von Dagestan in den Föderationsrat RF wiedergewählt. In diesem Zusammenhang beendete er vorzeitig seine Funktion als Abgeordneter in der Volksversammlung von Dagestan. 2021 behielt er den Status eines Senators der Republik Dagestan im Föderationsrat RF u. fungiert als Mitglied seines Ausschusses für Regeln u. Organisation parlamentar. Aktivitäten.
Sport: 2011-16 war Sulejman Kerimov Eigentümer des FC "Andzi" aus Makhachkala. 2013 wurde im Rahmen der Entwicklung einer neuen langfristigen Strategie für die Entwicklung des FC beschlossen, das Jahresbudget des Clubs auf das Niveau von 50-70 Mln. USD zu reduzieren, verglichen mit dem vorherigen Budget von 180 Mln. USD pro Saison. Die meisten teuren ausländ. Stars wurden verkauft, u. der Klub setzte auf junge russ. Spieler. Zusätzlich zur Finanzierung des FC wurde in der Nähe von Makhachkala ein modernes "Andzhi"-Arena-Fussballstadion für 30 Tsd. Zuschauer errichtet. Kerimov ist seit ihrer Gründung 2006 Vorsitzender des Kuratoriums u. seine Stiftung Hauptsponsor des Russ. Wrestling-Verbands.
Wohltätigkeit: 2007 gründete Kerimov die "Suleyman Kerimov Foundation". Zu den Hauptprojekten des Fonds, der mit anderen Wohltätigkeitsorganisationen zusammenarbeitet, gehören der Wiederaufbau von Europas grösster Moschee in Moskau, die jährliche Hadsch für mehrere Tsd. Muslime, internationale Jugend- u. Kulturfestivals u.a. Ausserdem stellte Kerimov über 1,5 Mrd. Rubel zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie zur Verfügung. Ferner wurden mehreren Zehntausend Familien von der Stiftung eine Pauschalzahlung von 20 Tsd. Rubel für soziale Unterstützung ausbezahlt. 2022 zahlte er Müttern von Soldaten aus der Republik, die im Ukraine-Krieg starben, die Hadsch.
Vorkommnisse in Frankreich:
Im Nov. 2006 wurde Kerimov bei einem Unfall mit seinem Ferrari Enzo, an dem auch TV-Moderatorin s. Tina Kandelaki beteiligt war, schwer verletzt.
Im Nov. 2017 wurde er aus Moskau kommend am Flughafen von Nizza wegen Nichtzahlung von Steuern u. Geldwäsche festgenommen. Ein französ. Gericht entliess Kerimov gegen Kaution bis zum Abschluss der Ermittlungen, forderte ihn auf, seinen russ. Pass abzugeben u. verbot ihm, das Département Alpes-Maritimes zu verlassen, wo er sich bei der örtlichen Polizei wöchentlich melden musste. Im Dez. 2017 erhöhte ein französ. Berufungsgericht die Kaution von 5 auf 40 Mln. Euro. 13 russ. Ritter der französ. Ehrenlegion wandten sich schriftlich an den französ. Präsidenten Macron, was in mehreren russ. Medien zu Kritik u. Spott führte. Im Juni 2018 entschied ein Gericht in Frankreich, alle Anklagen gegen Karimov fallen zu lassen. Im März 2019 erhob die Staatsanwaltschaft von Nizza neue Anklagen gegen Kerimov wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit dem Erwerb mehrerer Villen auf Cape d'Antibes. Kerimovs Anwalt erklärte, dass am Ende des Prozesses keine Anklage gegen seinen Mandanten erhoben wurde u. er von keiner Instanz in Frankreich oder anderen Ländern verurteilt worden sei. Die Anschuldigungen des ehem. Staatsanwalts der Stadt Nizza führten dennoch zu Sanktionen gegen Kerimov durch das "Office for Foreign Assets Control" des US-Finanzministeriums.
Vorwürfe, Internationale Sanktionen u. Beschlagnahmngen: Das "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wirft Kerimov Wirtschaftskriminalität, organisierte Kriminalität sowie nationale u. grenzüberschreitende Korruption vor. Im April 2018 wurde Kerimov unter 17 Beamten u. 7 Geschäftsleuten aus Russland, die s. Vladimir Putin nahestehen, im Rahmen der US-Sanktionen auf die sog. "Kreml-Liste“ gesetzt. Im März 2022 wurde Kerimov vor dem Hintergrund der russ. Kriegsaggression gegen die Ukraine im Feb. 2022 auf die Sanktionsliste aller EU-Staaten gesetzt, weil er „grosse Geldsummen von Sergej Roldugin, dem Verwalter der Ersparnisse von Vladimir Putin, erhalten“ habe u.  er „ein Mitglied des inneren Kreises von Oligarchen ist, die Vladimir Putin nahestehen“. Noch im gleichen Monat setzten die USA Kerimov auf die prioritäre Kontrollliste sanktionierter Russen. Im Nov. 2022 wurde das "Suleiman Kerimov Network“ in die US-Sanktionsliste aufgenommen: Es handelt sich dabei um Karimovs nächste Verwandte – Frau Firuz, Töchter Amin u. Gulnara, Sohn Said u. um Sanktionen gegen 28 mit der Familie Kerimov verbundene Unternehmen in Russland, der Schweiz, den VAE, Luxemburg usw. Für „Handlungen, die die Ukraine destabilisieren, die territoriale Unversehrtheit, Souveränität oder Unabhängigkeit der Ukraine untergraben oder bedrohen“ u.ä. wurde Kerimov auf die Sanktionslisten Grossbritanniens, Australiens, Kanadas, Neuseeland,Japans sowie der Schweiz u. Ukraine gesetzt. Im Juni 2022 beschlagnahmte die Task Force "Klepto Capture" die Superyacht "Amadea" auf Fidschi, die mit der Familie Kerimov in Verbindung gesetzt wird. Ausserdem blockierte das US-Finanzministerium den Treuhandfonds des "Heritage Trust" mit einem Vermögen von über 1 Mrd. USD aufgrund von Verbindungen zu Kerimov. Kerimovs Neffe Ruslan Gadzhievich Gadzhiev sei ein Begünstigter des "Heritage Trust". Ferner wurden 8 Flugzeuge Kerimovs blockiert.)

KERN, Christian III II III IV (österreichischer Manager, ehem. Vorstandsvorsitzender der Österreich. Bundesbahnen ÖBB. Ehem. Spitzenpolitiker der SPÖ, 2016-17 Parteivorsitzender u. Bundeskanzler der Republik Österreich. Ab Juli 2019 war Kern Mitglied des Aufsichtsrats der Russ. Staatsbahn RŽD. Im Frühjahr 2019 war als Begründung für das Aufsichtsratsmandat Kerns dessen gute Vernetzung in Moskau angeführt worden. So soll er beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg als Stargast von Präsident s. Vladimir Putin gegen die internationalen Sanktionen gegen Russland nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krym von 2014 aufgetreten sein. Das Mandat legte er im Feb. 2022 wegen des von Putin angezettelten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine im Feb. 2022 zurück. Er begründete dies damit, dass die Staatsbahn Bestandteil einer Kriegslogistik geworden sei.)

KESAEV, Igor Albertovich II III IV V (russ. aus Nordossetien stammender Top-Unternehmer/Manager, USD-Milliardär. 1993 Abschluss eines Studiums am Moskauer Staatsinstitut für Internationale Beziehungen MGIMO. 1988-92 arbeitete er als Leiter der Bankenversicherungsabteilung u. als Direktor der Versicherungsgesellschaft "Absolut-Moscow" sowie als Generaldirektor der Versicherungsgesellschaft "Jupiter". Später wurde er Vorstandsvorsitzender der "MosEximBank", zu deren Gründern die "Apollo-Mos Trading and Financial Company" gehörte, deren Generaldirektor Kesaev war. Ende 1999 verlor die "MosEximBank" ihre Lizenz. 1991 gründete Kesaev das Handelsunternehmen "Merkurij / Mercury"/, das seit 1999 als Firmengruppe gleichen Namens, deren Eigentümer u. Präsident Kesaev ist, insbes. den grössten Tabakhändler Russlands, die Firmengruppe "Megapolis" sowie die Lebensmittel-Einzelhandelskette "Diksi/Dixy" /II/ u. eine grosse Entwicklungsfirma namerns "Mercury Development" besitzt. 2005 erwarb Kesaev Mehrheitsbeteiligungen an 2 Unternehmen des militär.-industriellen Komplexes in Kovrov. Über "Orton Oil" war er zusammen mit s. Shalva Chigirinskij Miteigentümer der "Bennfield Ltd.", die 47% von "Sibir Energy" kontrollierte, wobei er von Chigirinskij eine Beteiligung an "Sibir Energy" erwarb. 2009 verkaufte er seinen Anteil an "Sibir Energy" an "Gazprom Neft". 2019 fusionierte Kesaev die Supermarktkette "Diksij/Dixy" mit der Alkoholladenkette "Krasnoe & Beloe" u. schuf so eine der grössten Einzelhandelsketten Russlands. Im Sept. 2022 wurden mit Kesaev verbundene Strukturen Hauptaktionär /75%/ des russ. Zigarettenherstellers "International Tobacco Group" /der für Davidoff, West, Jadé, P&S, Maxim, aber auch für Japan Tobacco, Imperial Tobacco, Winston, Camel, Philip Morris, Marlboro u. L&M tätig ist/.
Angebliche Connection mit FSB, GRU u. Mafia: Wie Euractiv im Okt. 2021 schrieb,
verfüg/t/e der Tycoon laut den von "Wikileaks" u. Novaja gazeta veröffentlichten Global Intelligence Files Kesaev über enge Verbindungen zur Mafia u. den russ. Sicherheits- und Geheimdiensten FSB u. GRU. Im Juli 2015 veröffentlichte Novaja gazeta eine Recherche, aus der hervorging, dass die "Monolit"-Stiftung, deren Ehrenpräsident Kesaev damals war, 2003 eine allgemeine Vereinbarung mit dem FSB "über die Bereitstellung finanzieller Unterstützung“ unterzeichnet habe, wobei "im Rahmen dieser Vereinbarung die Stiftung Wohnungen in verschiedenen Städten Russlands für den Bedarf des FSB kaufte“, wie es in dem Artikel hiess. Nach Berichten soll der Oligarch über die "Monolit"-Stiftung 2022 926`356 Mln. Rubel für die Unterstützung des FSB ausgegeben haben.
Einkommen u. Vermögen: 2009 platzierte das Magazin Forbes Igor Kesaev auf Platz 92 der Liste der "100 reichsten Geschäftsleute Russlands“ u. schätzte sein Vermögen auf 400 Mln. USD. Mit einem Privatvermögen von 2,4 Mrd. USD belegte Kesaev 2016 laut Forbes den 35. Platz in der Liste der "200 reichsten Geschäftsleute Russlands“. 2020 rückte er mit einem Vermögen von 3,5 Mrd. USD auf Platz 28 der entsprechenden Rangliste vor. 2022 lag er mit einem Vermögen von 2,6 Mrd. USD auf Platz 35,
2023 mit 4,1 Mrd. USD auf Platz 32. Das von Kesaev u. seinem Partner Sergej Kaciev gegründete Unternehmen "Megapolis" kontrollierte 70% des russ. Tabakmarkts, wie aus der Unternehmerkarte auf der Forbes-Website hervorging.
2019 heiratete Kesaev ein ukrain. Model namens Olga Klimenko, das Gewinnerin des Wettbewerbs "Miss Blond Ukraine-2013“ war. Nach der Hochzeit erwarb sie ein Restaurant in dem 2006-13 erbauten, 340 m hohen "Mercury City Tower" in Moskau-City.
Insel Kotasaari u. Staatsbürgerschaft Zyperns: Wie verschiedene Medien
die finnische Presse, das unabhängige paneuropäische Medienetzwerk Euractiv u. das "WELTJournal" des ORF – berichteten, erwarb Kesaev 2020 eine etwa 20 ha grosse Insel namens Kotasaari, die ca. 300 km nordöstlich von Helsinki im abgelegenen Saimaa-Seengebiet Süd-Savos in Finnland auf dem Gebiet der Gemeinde Puumala unweit der Grenze zu Russland liegt u. über eine Landbrücke erreichbar ist /Bilder s. hier/. Anwohnern fiel auf, dass die Zufahrtsstrasse zur Insel durch eine geschlossene Schranke abgesperrt ist u. durch Videokameras überwacht wird. Drohnenaufnahmen offenbarten 4 neue Gebäude, von denen gemäss dem auf der Website der Gemeinde Puumala veröffentlichten Register – das Hauptgebäude eine Fläche von 420 qm, das "Gästehaus" 530 qm, das "Personalhaus" 150 qm u. die alte Strandsauna 100 qm aufweist. Im dichten Wald wurde auch völlig überraschend ein überdimensionaler u. von einem festungsartigen Wall geschützter Helikopterlandeplatz entdeckt. Ein vom Rechercheteam in der Nähe der Insel befragter Mitarbeiter der finn. Militärverteidigung bestätigte, dass diese Insel sich an strateg. relevanter Lage am Wasserweg zwischen Russland u. Finnland befinde u. bei einer russ. Invasion Finnlands für  Spezialoperationen eine Rolle spielen könnte. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass die Insel tatsächlich an einer der finn. Verteidigungslinien liegt u. im Fall eines Angriffs vom russ. Geheimdienst als Basis genutzt werden könnte. Ein befragter finn. Journalist bestätigte, dass der finn. Militärgeheimdienst die Insel mittels Überwachungsflügen observiere - einer davon wurde von einem Anrainer gefilmt - um etwaige Spionageaktivitäten auszumachen. Das finn. Verteidigungsministerium teilte mit, dass die Enteignung von Kotasaari aufgrund einer entsprechenden Gesetzanpassung von 2019 möglich wäre, wenn das Grundstück für Aktivitäten genutzt wird, die die nationale Sicherheit Finnlands gefährden. Wie Euractiv unterstrich, hatte Kesaev seinen "Goldenen" EU-Pass, den er 2012 von Zypern als Belohnung für Investitionen auf der Mittelmeerinsel erhalten hatte, eingesetzt, um den Kaufvertrag für das finn. Landstück in Süd-Savo zu unterzeichnen. Wie die finn. Zeitung Iltalehti schrieb, sei der Deal Anfang April 2020 für 700 Tsd. Euro zustande gekommen. Der Miteigentümer der grössten russ. Tabakhändlergruppe "Megapolis" habe Kotasaari als Privatperson u. zyprischer Staatsbürger gekauft. Der russ. Geschäftsmann habe durch die Verwendung eines zyprischen Passes das für einen solchen Landerwerb erforderliche Bewilligungsverfahren des finn. Verteidigungsministeriums umgehen können, das mit einem russ. Pass notwendig gewesen wäre. Im finn. Handelsregister war entsprechend eingetragen, dass Kesaev Staatsbürger des EU-Landes Zypern ist, während der Hinweis auf seine russ. Staatsangehörigkeit fehlte. Laut Forbes bezeichnete Kesaevs Vertreter die Euractiv-Angaben als „völlig spekulativ“ u. die darin enthaltenen Informationen als „unzuverlässig“. Ihm zufolge nahmen die ausländ. Journalisten vor der Veröffentlichung des Artikels keinen Kontakt zu den Vertretern des Unternehmers auf. Gleichzeitig wollte er „die Tatsache der Übernahme nicht kommentieren, aber es sei wichtig zu betonen, dass alle Handlungen u. Transaktionen in Übereinstimmung mit den Gesetzen der Länder u. unter Einbeziehung internationaler Experten durchgeführt werden“, wie er gegenüber Forbes sagte. Weiter wurde berichtet, dass die Insel von der Firma "Kiinteistö Oy Puumalan Kotasaari", die zu gleichen Teilen 5 russ. Männern gehört/e, an Kesaev verkauft wurde. Diese hätten Anfang März 2019 in Moskau eine ao. GV abgehalten u. beschlossen, die Insel zu verkaufen. Zum Zeitpunkt des Verkaufs habe es auf der Insel lediglich eine alte Strandsauna gegeben. Von Tourismusplänen oder öffentl. Hotellerieaktivitäten als Verwendungszweck sei von Seiten des Käufers keine Rede gewesen, obwohl Kesaevs Vertreter den Beamten von Puumala mitgeteilt hätten, dass es sich um den Bau eines Feriendorfs handle. Als die Reporter von Iltalehti sich auf dem Wasserweg Kotasaari näherten, sei ein schwarzer Mercedes-Benz an der Südwestflanke der Insel aufgetaucht. Und als die Journalisten die Insel von Südosten aus filmten, sei ein mit estnischen Nummernschildern ausgestatteter silberner BMW zur östlichen Ecke der Insel gefahren.
Was die russ. Spezialeinheiten anbelangt, führte Iltalehti zusätzlich aus, dass die russ. Armee über Einheiten einer Spezialbrigade des Pskover Militärstützpunkts
verfüge, die für entsprechende Einsätze in Finnland vorgesehen seien. Den Soldaten der Brigade werde u.a. sogar die finnische Sprache beigebracht. Auch im westlichen Militärbezirk Russlands seien Spezialeinheiten für Einsätze in Richtung Finnland vorgesehen. Bei den russ. Einsatzkräften handle es sich um Spezialeinheiten des russ. Militärgeheimdienstes GRU oder des
westlichen Militärbezirks Russlands. Die Soldaten der russ. Spezialeinheiten würden in kleinen Gruppen als Touristen verkleidet von verschiedenen Treffpunkten aus über die Grenze geschleust, wie ein Militärexperte das russ. Einsatzmodell beschrieb u. es von der finn. Zeitung wiedergegeben wurde. Die Ausrüstung u. Waffen der Truppen würden im voraus zum Treffpunkt transportiert u. dort gelagert. Falls die Spannung eskaliert oder ein offener Konflikt beginnt, würde Russland die heimlich in Finnland stationierten Spezialeinheiten aktivieren. Vom Sammelpunkt aus könnten diese russ. Einheiten ihre Mission auch per Helikopter antreten. /weitere Details s. den entsprechenden finn. Artikel./ Wie Euractiv in diesem Zusammenhang ferner berichtete, führten 2018 finn. Behörden eine Durchsuchung auf einer Inselgruppe im westlichen Archipel des Landes durch, wo der russ. Oligarch s. Pavel Melnikov sie erworben u. Unterkünfte u.a. Infrastruktur gebaut hatte. Nachdem Melnikov der Geldwäscherei beschuldigt wurde, verkaufte er die Inseln.
Beim in Helsinki, Finnland, domizilierten "Europäischen Kompetenzzentrum zur Bekämpfung hybrider Bedrohungen" ist man sich sicher, dass hinter solchen Grundstückkäufen wie im Fall Kotasaari Russlands strateg. Interesse steckt, denn diese könnten dem Zweck dienen, den Bedürfnissen Finnlands, der EU oder der NATO zu schaden, wie der dortige Vertreter erklärte, der im ORF-Beitrag zu Wort kam. Man wisse, dass autoritäre Regime entsprechende Befehle erteilen, die von privaten Eigentümern oder Unternehmen ausgeführt werden müssen. Ganz besonders gelte dies für russ. Oligarchen, deren Stellung u. Existenz von der Führung ihres Landes abhänge; als zentraler Bestandteil des Putin-Systems würden sie ihre Anweisungen direkt aus dem Kreml erhalten
– wer sie missachte, riskiere viel, wie der plötzliche Tod mehrerer russ. Geschäftsleute gezeigt habe.
Sanktionen: Wegen des von Putin angezettelten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine im Feb. 2022 geriet Kesaev unter EU-Sanktionen, weil er "mit der Regierung RF u. ihren Sicherheitskräften über die Stiftung "Monolit", die von ehem. Mitarbeitern der russ. Sonderdienste geleitet wird u. pensionierten Angehörigen dieser Dienste sowie Militärangehörigen finanzielle Unterstützung bietet, verbunden" sei. Darüber hinaus gilt Kesaev als Hauptaktionär des "Degtjarjov"-Werks, eines russ. Unternehmens, das Waffen für die russ. Streitkräfte herstellt u. die russ. Armee in der Ukraine mit Waffen beliefert. Die Fabrik stellt Scharfschützen- u. Maschinengewehre, Granatwerfer, Flugzeuggeschütze, Flugabwehrraketen, automatisierte Feuerleitsysteme für Artillerieeinheiten u.a. Waffen her. Kesaev besitzt ausserdem einen Anteil am Forschungs- u. Produktionskonzern "Sukhoj Shturmovik", der sich mit der Modernisierung von Militärflugzeugen beschäftigt. Im Mai 2022 wurde Kesaev auf die Sanktionsliste Kanadas als "enger Vertrauter des Regimes“ gesetzt, der "direkt zu Putins sinnlosem Krieg in der Ukraine beigetragen“ habe u. somit "für den Schmerz u. das Leiden des Volkes der Ukraine verantwortlich“ sei “. Im Mai 2023 verhängten die USA Blockierungssanktionen gegen Kesaev, wobei auch mit ihm verbundene Unternehmen mit Sanktionen belegt wurden. Aus ähnlichen Motiven geriet er auch auf die Sanktionslisten Grossbritanniens, Australiens, Neuseelands, der Ukraine u. der Schweiz u. Die EU-Sanktionen hindern seine Verwandten jedoch nicht im Geringsten daran, sich in Europa frei zu fühlen u.  ungeniert Urlaub in Griechenland zu machen wie die 32-jährige Tochter des Oligarchen Ilona, die dem britischen Unternehmensregister zufolge - zumindest seit 2019 - einen englischen Wohnsitz u. einen zyprischen Pass hat. Ob er auch ihr inzwischen entzogen wurde, ist nicht bekannt.
Entzug der EU-Staatsbürgerschaft Zyperns: Etwa gleichzeitig mit der Verhängung westlicher Sanktionen gegen kremlnahe russ. Oligarchen im Zuge des russ. Kriegs gegen die Ukraine verlief auf Zypern der Prozess der Aberkennung der zyprischen EU-Staatsbürgerschaft von reichen russ. Staatsbürgern u. kremlahen Oligarchen, denen
im Rahmen des Programms "Staatsbürgerschaft gegen Investitionen" der "Goldene EU-Pass" der Republik Zypern verliehen wurde. Nachdem Ende Aug. 2020 Al Jazeera die Namen einiger bekannter Russen veröffentlichte, die in den Jahren 2017-19 auf fragwürdige Weise "goldene Pässe“ Zyperns erwarben u. im Sept. 2020 die Zeitung Politis mit einer Liste von 34 russ. Inhabern zyprischer "goldener Pässe“ /II/, die ihnen 2008-12 im Rahmen des Programms "Staatsbürgerschaft gegen Investitionen" der Republik Zypern verliehen wurden, nachlegte, u. nachdem im Zusammenhang mit dem zyprischen "Golden-Pass-System" neue kuriose Skandalfälle publik wurden, liess Nicosia auf Druck der EU im Nov. 2020 sein berühmtes Programm fallen, von dem auch Tausende reiche Staatsbürger Russlands profitierten. Laut Reuters erhielten 6779 Ausländer im Rahmen des "Golden-Pass"-Programms die zyprische Staatsbürgerschaft, davon 2886 Russen. Im April 2022 überprüften die zyprischen Behörden etwa 1100 Personen, die im Austausch für Investitionen die EU-Staatsbürgerschaft Zyperns erhielten, wegen Verstössen im Zusammenhang mit dem russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die zyprischen Behörden erstellten einen brisanten Bericht über Tausende von Fällen fragwürdiger u. missbräuchlicher Vergaben von zyprischer EU-Pässen /II/ im Rahmen des erleichterten Staatsbürgerschaftserwerbs auf Zypern, das unter den führenden Staatspolitikern Dimitris Christofias u. Nikos Anastasiadis unterhalten u. gefördert wurde. 2022 entzog die Regierung Zyperns Igor Kesaev, der 2012 den zyprischen EU-Pass bezog, die Staatsbürgerschaft. Bis dahin habe Kesaev, der aufgrund gewisser Berichte von den zyprischen Behörden wegen Beteiligung an der "Bestechung" "polit. relevanter Personen", zu denen der Oligarch "enge Verbindungen" unterhält, "um gewisse Aktivitäten zu erleichtern", verdächtigt wurde, seinen zyprioschen EU-Pass zur Unterstützung des russ. Geheimdienstes verwendet, wie es in einem Bericht der zyprischen Behörden hiess /s. ORF-Bericht/. Auch mehreren anderen bekannten russ. Oligarchen wurde die zyprische Staatsangehörigkeit ebenfalls entzogen oder Nicosia plante, es zu tun. Auf der Liste standen etwa s. Oleg Deripaska, s. Grigorij Berjozkin u. Gulbahor Ismailova, die Schwester von s. Alisher Usmanov, aber auch s. Aleksej Kuzmichjov, s. Aleksandr Kljachin, s. Konstantin Nikolaev, s. Anton Belobragin, s. Grigorij Berjozkin, s. Mikhail Kuzovlev, s. Leonid Lebedev, s. Aleksandr Frolov u. der berühmte ukrain.-israel. Oligarch s. Igor Kolomajskij samt Frau u. Tochter. Die Namen dieser Personen standen teilweise zudem wegen ihrer Unterstützung für den Ukrainekrieg Putins auf den EU-Sanktionslisten.
Im Nov. 2022 trat Kesaev, Chef der "Mercury"-Gruppe, seinen Anteil an der Supermarktkette "Viktorija" an seinen Partner Nikolaj Tjaka ab, wie die Quellen von Kommersant dies mit der Verhängung von EU-Sanktionen gegen Kesaev in Verbindung brachten.
Laut dem Staatl. Einheitsregister jurist. Personen erhielt Tjaka 37,25% von "Viktorija Baltija". Weitere 45% des Unternehmens gingen an Sergej Studennikov u. 7,69% an Sergej Kaciev. Tjaka besitzt zusammen mit Kesaev die auf Immobilien spezialisierte Investmentgesellschaft "Mercury Properties" u. ist Haupteigentümer der "International Tobacco Group", während "Viktorija Baltija" zuvor zur zyprischen "Mercury Retail Group" gehörte, die zusammen mit Kesaev im Besitz von Studennikov u. Kaciev war.
Im Feb. 2023 warf Kesaev dem EU-Rat Diskriminierung vor u. forderte die Aufhebung der Sanktionen, die ihm im Zuge des 5.
Pakets restriktiver Massnahmen gegen russ. Staatsbürger auferlegt wurden. Kesaevs Hauptargument, weshalb Sanktionen gegen ihn verhängt wurden, lautete, dass er ein reicher russ. Geschäftsmann sei. Andere Personen mit vergleichbarem Status seien nicht zur Zielscheibe von Sanktionen geworden, betonte die Beschwerde. Der Kläger behauptete, dass sich der EU-Rat bei seiner Entscheidung zur Verhängung von Sanktionen gegen ihn auf voreingenommene, ungeprüfte u. unzuverlässige Informationsquellen gestützt habe; es lägen keine „objektiven u. zuverlässigen“ Beweise zur Untermauerung der Entscheidung vor. Diese Argumentationsweise ist typisch für solche Russen, die vom Westen beschuldigt wurden. Ferner stellten die Anwälte Kesaevs fest, dass der Geschäftsmann sich nicht an den Aktivitäten von Wirtschaftssektoren beteilige, die wesentliche Einnahmen für das Finanzministerium RF generierten, die Politik der russ. Behörden nicht unterstütze u. auch keine Handlungen zur Untergrabung der territorialen Integrität u. Bedrohung der Souveränität oder Unabhängigkeit der Ukraine tätige, wie etwa Kiev u. der Westen behaupteten. Die EU hatte ihre Entscheidung damit begründet, dass Kesaev angeblich mit der Herstellung von Waffen u. dem Vertrieb von Tabakwaren mit den russ. Behörden u. Sicherheitskräften in Verbindung stehe.
Razzia auf der Insel Kotasaari: Wie finn. Medien u. die DW berichteten, führte die finn. Polizei Anfang Nov. 2023 auf der Insel Kotasaari eine Durchsuchung nach beschlagnahmbarem Eigentum durch, das
Igor Kesaev 2020 in Finnland gekauft hatte. Wie die finn. Online-Publikation Ilta-Sanomat schrieb, habe die Polizei nach dem Eigentum eines russ. Unternehmers gesucht, gegen den 2022 EU-Sanktionen verhängt wurden, sowie nach Materialien für Ermittlungen. Das Areal schien während des Jahres 2023 leer gewesen zu sein u. auch im vergangenen Winter u. Frühjahr seien dort keine Menschen gesichtet word
en, wurde berichtet. Wie der Status des Eigentümers u. des Eigentums nach dem Verlust der zyprischen Staatsbürgerschaft Kesaevs zu betrachten ist, ist unklar.) akt. 02.24

KEUPP, Marcus Matthias II III IV V (dt. Militärökonom. Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim, Deutschland, u. der Warwick Business School, England. Nach internationalen Tätigkeiten in der Industrie, als Berater u. Analyst bis 2004 wanderte er in die Schweiz aus, wo er zunächst wissenschaftl. Mitarbeiter am Institut für Technologiemanagement der Universität St. Gallen war u. seine Promotion durchführte. 2008-12 Leiter des Kompetenzzentrums "Research Lab", Habilitation an der Universität St. Gallen. 2013 Ernennung zum Privatdozenten an der Universität St. Gallen u. Berufung zum Dozenten für Militärökonomie an der Militärakademie der ETH Zürich. In dieser Position analysiert/e er für die Medien den Verlauf des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine. Im Feb. 2023 sagte er der Handelzeitung, Russland habe den Krieg gegen die Ukraine bereits strategisch verloren". Im März 2023 wagte er in der NZZ die Prognose dass Russland im Okt. den Krieg militärisch verloren haben" werde u. prognostizierte die Zurückeroberung russ. besetzter Gebiete durch die Ukraine. Die Seriosität solcher Vorhersagen mit den entsprechenden Berechnungen wurde angezweifelt, zumal es sich abzeichnete, dass im Okt./Nov. 2023 der Krieg Russlands gegen die Ukraine unvermindert andauerte u. Russland die strateg. u. militär. Überlegenheit in der Ostukraine zurückzugewinnen schien. In der SRF-Sendung Bilanz vom Nov. 2023 wurde er auf seine frühere Aussage angesprochen. Er rechtfertigte sich damit, indem er betonte, dass er gesagt habe, dass Russland den Krieg strategisch verloren haben werde. Nach der bisher weitgehend erfolglosen Gegenoffensive der ukrain. Armee ist diese Feststellung unter Experten umstritten. Was die westl. Sanktionen betrifft, sprach Keupp im Fall Russlands von ökonom. Selbstmord"; „kein rationaler Staatsführer würde so etwas tun".) Von einem Kollaps der russ. Wirtschaft kann bislang jedoch keine Rede sein. In einer Club-Sendung von SRF im Jan. 2024 kam der radikale SVP-Frontmann Alfred Heer auf die Aussage Keupps über die Zurückeroberung besetzter Gebiete durch die Ukrainer bis 2023, die er prognostizierte, zurück u. disqualifizierte sie wohl zurecht als „totalen Blödsinn". Keupp nahm dazu auf keine Stellung u. wich auf andere Themen aus.) 05.24

KEKHMAN, Vladimir Abramovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV (russ. Geschäftsmann u. Theaterunternehmer. Absolvent der Fakultät für Fremdsprachen der Staatl. Pädagog. Universität Kujbyshev/Samara. Lange vor seinem Engagement in der Kultur begann Kekhman eine Karriere als Geschäftsmann in einer Reihe von russ. Handelsunternehmen, so ab 1996 als Leiter u. seit 2001 Vorstandsvorsitzender des grössten Früchteimporteurs Russlands, der neu gegründeten "JFC-Gruppe" mit Firmensitz in St. Petersburg. Bei diesem Unternehmen handelt es sich um eine vertikal integrierte Holdinggesellschaft im Bereich Produktion u. Vermarktung von Früchtesortimenten, die verschiedene Einzelunternehmen für Produktion, Einkauf, Verarbeitung, Lagerung, Transport u. Verkauf von Früchten vereint. "JFC" baute eine eigene Kühlflotte auf, kaufte Plantagen in Ecuador u. eröffnete Belüftungskammern für die Züchtung von Bananenkulturen u. speziell ausgestattete Lager in Russland, was es ermöglichte, die Lieferung von Obst an Einzelhandelsketten optimal zu organisieren. 2003 erwarb "JFC" die Mehrheitsbeteiligung an der Firma "Früchtezentrum Novye Cherjomushki“. Die rasante Entwicklung des Unternehmens wurde durch eine umfassende Kreditaufnahme durch die Ausgabe von Anleihen gefördert. Als 2007 die Kreditfrist abgelaufen war, konnte Kekhman keine nennenswerten Zahlungen an Hongkonger Banken leisten, so dass er versuchte, sein Obstgeschäft zu verkaufen, allerdings ohne Erfolg. Nach der Krise verkaufte Kekhman 3x Aktien des Unternehmens u. kaufte diese auch 3x wieder zurück – die Anleger waren nur am kurzfristigen Gewinn interessiert, aber Kekhman träumte davon, dass sich der Staat im Obstmarkt langfristig engagiert.
2005 erwarb Kekhman  das Frunze-Kaufhaus in SPB vom Präsidenten von "Euroservice“ Konstantin Mirilashvili für 17 Mln. USD. Kekhman war der Ansicht, dass das -  denkmalgeschützte - Gebäude aufgrund seiner baulichen Besonderheiten wirtschaftlich nicht genutzt werden könne u. abzureissen sei, um an seiner Stelle nach dem Entwurf eines britischen Architekten ein modernes Geschäftszentrum zu errichten. Aber das "Komitee für staatl. Inspektion u. Schutz histor. u. kultureller Denkmäler" KGIOP der Regierung von SPB lehnte den Vorschlag ab u. erteilte lediglich einen Auftrag für die Restaurierung von Fassaden. 2009 fand sich Kekhman mit der Position der KGIOP ab u. verzichtete auf den Abriss des Gebäudes, wobei der Plan entstand, das Kaufhaus in einen Konzertsaal des "Mikhajlovskij"-Theaters umzubauen.
Inzwischen - seit 2007 - war der als "Bananenkönig" bekannte Obsthändler Kekhman auch Generaldirektor des Staatl. Akadem. Malyj-Opern- u. Balletttheaters "M.P. Musorgskij" in SPB – nicht mit dem Mariinskij-Theater zu verwechseln – tätig. 2001 wurde es in "Mikhajlovskij-Theater" – unbenannt u. erhielt so seinen ursprünglichen Namen zurück. Gouverneurin s. Valentina Matvienko stellte die altehrwürdige Institution dem schillernden Geschäftsmann wohl mit der Auflage oder Erwartung zur Verfügung, dass er millionenschwere Investitionen tätige. In der Tat investierte Kekhman grosszügige 500 Mln. Rubel bzw. 20 Mln. USD an persönl. Mitteln in die Restaurierung des heruntergekommenen Theatergebäudes. Das Theater wurde zugleich gewissen Reformen unterzogen, die auch Personalentlassungen umfassten, wobei es auch zu skandalösen Vorfällen u. Konflikten rund um die Programmgestaltung u. die Produktion von Aufführungen kam, weil Geld nicht gezahlt wurde. Künstler u. Musiker schrieben einen offenen Brief an Präsident RF s. Dmitrij Medvedev, u. ein Regisseur beschwerte sich bei MP s. Vladimir Putin über Kekhmam, in dessen Person die Befugnisse sowohl des künstlerischen Leiters als auch des Theaterdirektors vereint waren, so dass der städtische Kulturausschuss in den Konflikt eingreifen musste. Aber die Beziehungen zwischen Kekhman u. der Theatertruppe normalisierten sich nie. Kekhman wurde von Schauspielern beschuldigt, versucht zu haben, das Theater zu verpachten. Die Situation eskalierte, als der Gewerkschaftschef von SPB Andrej Gavrilov einen Brief an den Kulturminister RF s. Aleksandr Avdeev richtete, um die Reduktion von Opernproduktionen u. der Künstlerzahl sowie finanzielle Verluste u. Imageschäden zu bekilagen. Als Reaktion darauf reichte Kekhman beim Schiedsgericht Klage gegen die Gewerkschaft ein.
Wie Medien, u.a. Novaja gazeta, berichteten, erkläre sich das Interesse von "JFC" am "Musorgskij-Mikhajlovskij"-Theater auch aus dem Fokus auf die dazugehörenden Immobilien, insbes. den Komplex der Theaterwerkstätten u. der Herberge, die sich hinter dem Russ. Museum in der Ingenieursstrasse befinden. Auch ein anderer Bauunternehmer habe in diesen Gebäuden den Bau eines Apartmenthotels u.a. beabsichtigt, aber Kekhman habe die Nase vorn gehabt.
2007 wurde Kekhman Co-Investor des Bürozentrums der Klasse A im Geschäftsgebiet "Pulkovo-3“. 2009 erhielten die "JFC"-Strukturen das Recht, die Bebauung des Grundstücks zu vermessen, das an das Haus der polit. Bildung in der Strasse der Diktatur des Proletariats, direkt gegenüber dem Smolnyj, angrenzt. Kekhman kaufte das Gebäude von der "BaltinvestBank", deren Hauptaktionär u. Präsident sein ehem. "JFC"-Partner Jurij Rydnik, übrigens ein Freund von s. Vladimir Jakovlev, dem ehem. Gouverneur von SPB, ist. Kekhman plane, auf diesem Gelände ein Geschäftszentrum mit Mietpreisen der teuersten Klasse A+ zu errichten. Laut Expertenangaben müsste Kekhmanu mind. 100 Mln. USD in das Projekt investieren.
2009 nahm Kekhman ein Studium an der Producer-Fakultät der Staatl. Akademie der Theaterkünste in SPB auf u. verteidigte eine Dissertation zum Thema "Das Entwicklungskonzept des Mikhajlovskij-Theaters in den Jahren 2009-13“.
Gleichzeitig begann in SPB der sog. "Bananenkrieg“, den Kekhman gemäss Kommersant u. Delovoj Peterburg dadurch entfesselte, dass er seine Hauptkonkurrenten, die Importeure u. Produzenten von Obst u. Gemüse, eines vorsätzlichen Bankrotts verdächtigte. Kekhman forderte den Generalstaatsanwalt RF s. Jurij Chajka u. den Vertreter des Präsidenten RF im Föderalen Nordwestbezirk s. Ilja Klebanov auf, das angebl. Vorliegen einiger Verstösse einer bestimmten Firma zu überprüfen. Etwa mit dem Argument der Rufschädigung der gesamten Branche wollte Kekhman dieses Unternehmen kaufen, wobei sein Hauptinhaber Kekhmans Begehren wiederholt abgelehnt habe. Wie ein andere Quelle 2009 erzählte, unterhielt bzw. unterhalte Vladimir Kekhman gemeinsame Geschäftsinteressen mit dem "berüchtigten" SPBer Unternehmer georg. Herkunft Aleksandr Ebralidze, der in einschlägigen Kreisen besser als "Alik-Markt" bekannt sei, weil er in den 90er Jahren zusammen mit den Brüdern Mirilashvili den Kondratev-Markt in SPB kontrolliert habe. Hauptpartner Ebralidzes war in den 2000er Jahren der SPB-Amerikaner Jacob Barsky. Ihre gemeinsame Firma "Talion“ war oder ist ein Flaggschiff des Hotel-, Club- u. bis vor kurzem Glücksspielgeschäfts in der Stadt. Dem Vorstand von "Talion“ gehören Vladimir Kekhman sowie der Kapitaloligarch Boris Hait, Präsident einer Versicherungsgruppe, an. Ende 2009 erwarb die Bank "St. Petersburg" 19,99% der Anteile an "JFC" u. dem Obstlieferanten wurde ein Kredit von bis zu 35 Mln. USD für einen Zeitraum von 3 Jahren eröffnet.
2011 erlitt "JFC" erhebliche Verluste, die mit dem Abbruch von Geschäftsbeziehungen u. dem Verlust von Märkten sowie mit nicht zurückgezahlten Krediten verbunden waren. Im Feb. 2012 reichte "JFC" beim Schiedsgericht von SPB u. des Leningrader Gebiets einen Antrag auf Insolvenz ein. Das Management erklärte den Grund für die ungünstige finanzielle Entwicklung u. der Verluste der Firma mit den Folgen der durch den "Arabischen Frühling" dieser Jahre entstandenen Turbulenzen auf den Märkten. "Sberbank", "VTB" u. eine Reihe anderer russ. Banken gingen vor Gericht u. beschuldigten die "JFC"-Manager, geliehene Gelder gestohlen zu haben. Parallele Verfahren wurden vor russ. u. britischen Gerichten verhandelt, da die Hauptbegünstigten von "JFC Trusts" sich in der Gerichtsbarkeit von UK/GB befanden. In Russland meldete die "Sberbank" den Diebstahl von 6 Mrd. Rubel, während der Gesamtbetrag der Forderungen der Gläubiger 18 Mrd. Rubel überstieg. Kekhman bestritt jeglichen Einfluss auf die Geschäftstätigkeit des Unternehmens u. argumentierte, dass er während der Jahre als Leiter des "Mikhajlovskij"-Theaters keine Gelegenheit gehabt habe, Geschäfte zu machen, u. schob die Verantwortung auf 2 Topmanager des Unternehmens als die wahren Verantwortlichen des Falls ab, die ihre Schuld bestritten. 2012 wurde der russ. Geschäftsmann vom Obersten Gericht in London nach der Insolvenz der "JFC" für bankrott erklärt u. sein dem englischen Gericht bekanntes Vermögen wurde beschlagnahmt. Das Privatvermögen Vladimir Kekhmans wurde auf 5,1 Mrd. Rubel geschätzt.
Unter der Leitung Kekhmans entwickelte sich das "Mikhajlovskij"-Theater laut Vizegouverneur Vasilij Kichedzhi offenbar zu einer Erfolgsgeschichte. Er habe keine Beschwerden über Kekhman als Generaldirektor des Theaters zu vermelden, obwohl einige Journalisten sagten, er sei eine Schande für die Stadt. Aber das sei nur die Meinung eines Teils der Stadt. Wirtschaftlich gesehen stehe das Theater in jeder Hinsicht an erster Stelle, die Rentabilität sei hervorragend, die Auslastung liege bei 96% u. die Künstler verdienten ein Durchschnittsgehalt von 50 Tsd. Rubel. Es gäbe keinen Grund, Kekhman zu entlassen, sagte der Politiker gegenüber einem Pressemedium im Feb. 2013. Noch im  Jan. führten Mitarbeiter der Verwaltung für Wirtschaftssicherheit u. Bekämpfung der Korruption des Innenministeriums für SPB Durchsuchungen im Büro von Vladimir Kekhman im "Mikhajlovskij"-Theater durch, die im Rahmen eines Strafverfahrens stattfanden, das im Dez. 2012 wegen 4 Anträgen seitens von Grossgläubigern der "JFC"-Gruppe eingeleitet wurde. Kekhman teilte Reportern mit, dass er die Arbeit der Ermittler unterstütze u. bereit sei, ihnen volle Unterstützung zu leisten, da er daran interessiert sei, die Täter aufzudecken. Die Aufführungen des "Mikhajlovskij"-Theaters wurden in Russland mit der "Goldenen Maske“ u. der "Goldenen Soffite“ u. in GB als „Best Company“ der Saison ausgezeichnet. Obwohl Kekhman wegen Betrugs angeklagt wurde, verlängerte die Regierung St. Petersburgs 2013 seinen Vertrag als Direktor des "Mikhajlovskij"-Theaters um 5 Jahre. Anfang März 2014 unterzeichnete Kekhman einen Aufruf russ. Kulturschaffender zur Unterstützung der Politik des Präsidenten RF V.V. Putin in der Ukraine u. auf der Krym. 2014 wurde Kekhmans Prozessstatus geändert u. er wurde Angeklagter in einem Betrugsfall besonders grossen Ausmasses. Für kurze Zeit wurde ihm die Ausreise aus Russland verboten.
Im März 2015 wurde Kekhman auf Anordnung des Kulturministers RF s. Vladimir Medinskij zum Direktor des Staatl. Opern- u. Balletttheaters von Novosibirsk ernannt. Dort führte Kekhman angeblich einen illegalen Umbau durch, für den das Zentrale Bezirksgericht der Stadt Novosibirsk im März 2016 eine Geldstrafe von 100 Tsd. Rubel verhängte. Trotzdem wurden dort illegale Renovationen fortgesetzt, wofür Kekhman im Mai 2016 eine Geldstrafe von 125 Tsd. Rubel kassierte. Unter der Leitung Kekhmans erhielt das Theater den neuen Namen "NOVAT".
Im April 2015 wurden im Rahmen eines grossen Betrugsfalls um Kekhman Durchsuchungen in 9 russ. Städten durchgeführt. Nach Angaben der Strafverfolgungsbehörden hatte die von ihm kontrollierte "JFC"-Unternehmensgruppe sich 18 Mrd. Rubel von mehreren Kreditinstituten geliehen, um Früchte zu kaufen. Diese Geldmittel wurden nach Angaben der Gläubiger jedoch für andere Projekte Kekhmans verwendet. Der verursachte Schaden wurde auf 5 Mrd. Rubel geschätzt. Im Okt. 2015 reichte die "Sberbank", deren Vorstandsvorsitzender s. German Gref ist, beim Schiedsgericht von SPB u. des Leningrader Gebiets eine Klage ein, um Vladimir Kekhman für bankrott zu erklären. Nach dem russ. Privatinsolvenzgesetz dürfen insolvente Bürger keine Führungspositionen in Organisationen bekleiden. Im Mai 2017 reichte die "Sberbank" bei der Generalstaatsanwaltschaft RF eine Beschwerde wegen angebl. Untätigkeit der den Fall Kekhman betreuenden Ermittler des Innenministeriums RF ein u. bezog sich dabei auf die Tatsache, dass die Ermittlungen gegen die "JFC" u. gegen Kekhman, die schon seit Jahrzehnten andauerten, nicht abgeschlossen worden seien, was die verfassungsmässigen Rechte der Geschädigten verletze. Die "Raiffeisen Bank" reichte im Juni 2017 ebenfalls eine ähnliche Beschwerde bei der Generalstaatsanwalt RF ein. Im selben Jahr wurde die strafrechtl. Verfolgung Kekhmans u. der "JFC"-Leute wegen Verjährung eingestellt. Vertreter der "Sberbank" erklärten, dass die Bank gegen die Entscheidung, das Strafverfahren gegen das "JFC"-Kader einzustellen, Berufung einlegen werde.
Ende 2017 wurde Kekhman vom Posten des Direktors des besagten Novosibirsker Theaters entlassen, wurde aber gleichzeitig zu seinem künstlerischen Leiter ernannt.
2018 befand das Oberste Gericht in London Vladimir Kekhman des Betrugs für schuldig, da er die "Bank von Moskau" bei der Kreditbeschaffung durch Täuschung u. Fälschung von Dokumenten in die Irre geführt habe. Im Gerichtsurteil wurde Kekhman als „ein unehrlicher, skrupelloser u. unbefriedigender Zeuge“ bezeichnet.
Nach einem Zwischenstudium an der GITIS wurde Kekhman im Okt. 2021 als Direktor des Moskauer Akadem. Kunsttheaters MKHAT namens "M. Gorkij" angestellt. Das während seiner dortigen Tätigkeit auftretende Kuratorium verweigerte die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem Theater u. verwies sowohl auf die Entlassung des künstlerischen Leiters als auch auf den zweifelhaften Ruf Kekhmans selbst. Für viele Theaterleute u. russ. Kulturfreunde ist die zwielichte Figur Vladimir Kekhmans ein rotes Tuch, weil er keinen kulturellen Hintergrund vorweisen könne. Er wird als Egozentriker beschrieben u. sei als Bananenkönig verschrien. Welche Interessen Kekhman genau verfolgt/e, wäre zu hinterfragen. Es scheint der Fall zu sein, dass er Protektion durch das Putin-Regime geniesst.
Im Übrigen trat Kekhman als Mäzen mit der Restaurierung von Kirchen in St. Petersburg u. Hamburg in Erscheinung. Für seine aktive Teilnahme an wohltätigen Aktivitäten u. seine Unterstützung bei der Restaurierung orthodoxer Heiligtümer wurden ihm diverse Orden der Russ.-Orthodoxen Kirche verliehen, so ab 2000 der Orden des Hl. Sergius von Radonezh, der Orden des Hl. Fürsten Daniil von Moskau, der Orden des Hl. Seraphim von Sarov, der Orden des Hl. Fürsten Vladimir, der Orden des Hl. Makarij-Metropolit von Moskau, die Goldmedaille des Hl. Apostels Petrus u.a. Kekhman bezeichnet sich als Gläubigen, Getauften, Orthodoxen u. dennoch als Jude.)

KIESEWETTER, Roderich II (dt. Diplom-Kaufmann, Oberst a.D. der Bundeswehr u. Politiker der CDU, seit 2009 direktes Mitglied des Dt. Bundestags für den Wahlkreis Aalen-Heidenheim, aussenpolit. Obmann der Unionsfraktion im Bundestag u. Mitglied im Auswärtigen Ausschuss. Als dt. Politiker profilierte er sich immer stärker als Kritiker des Putin-Regimes u. entwickelte sich zum kompromisslosen Russland-Hardliner. Im Aug. 2012 unterzeichnete er als einer von 121 Abgeordneten aller 5 Bundestagsfraktionen einen Brief an den Botschafter RF in Deutschland V. Grinin, in dem die Besorgnis über den Strafprozess gegen die 3 Mitglieder der russ. Frauenpunkgruppe "Pussy Riot" zum Ausdruck gebracht u. ihre „monatelange Inhaftierung u. die Androhung langer Strafen" als „drakonisch u. unverhältnismässig“ bezeichnet wurde. In einem Artikel in Vanity Fair von 2014 wurde Kiesewetter zur russ. Militärintervention in der Ukraine wie folgt zitiert: „Wir glauben, dass er /d.h. Putin/ eine versteckte Strategie hat, um die EU zu stören u. zu schwächen, um sie zu spalten.“ Zu einem Rückzug des Vereinigten Königreichs aus der EU sagte er später, „dass dies ein Erfolg für Russland wäre“. Tage nach der Sabotage an der Nord-Stream-Pipeline vom Sept. 2022 zeigte sich Kiesewetter davon überzeugt, dass Russland hinter dem Angriff steckt. Im Sommer 2023 beschuldigte er Russland ausdrücklich, den Anschlag verübt zu haben, ohne Beweise vorzulegen.
Ukrainekrieg ab 2022:
In einem "Phoenix"-Interview vom März 2023 sagte Kiesewetter: „Russland muss lernen zu verlieren, indem es seine kolonialen u. imperialen Ansprüche aufgibt“. Vor einem Scheitern des russ. Machthabers Putin sollte man keine Angst haben, es könne „nur besser werden in Russland“. Kiesewetter befürwortete die Stationierung dt. Soldaten in Litauen, denn die Bundeswehr sei in der Lage, Litauen zu unterstützen.
Im Sept. 2023 warnte Kiesewetter in der ZDF-Talksendung "Markus Lanz", dass Russland gegen andere ehem. Sowjetrepubliken wie Moldau vorgehen könnte, wenn die Ukraine zerfällt. Im Ukrainekrieg gehe es um einen Krieg Russlands v.a. gegen die ukrain. Zivilbevölkerung. Der dt. „Bevölkerung müsse erklärt werden, ... dass nicht das Recht des Stärkeren am Ende siegt, sondern die Stärke des Rechts müsse wiederhergestellt werden". Russland wolle gar nicht verhandeln, denn Russland habe „eindeutig klargemacht, dass die Ukraine kein Existenzrecht habe". „Ein Waffenstillstand würde Russland helfen, nicht um sich zurückzuziehen, sondern den Krieg fortzusetzen, u. deshalb müssen wir mehr tun", inkl. Lieferung von "Taurus"-Systemen. Es „gehe nicht um die militär. Niederlage Russlands, sondern darum, dass Russland verlieren lernt u. das Existenzrecht der Nachbarn akzeptiert. Den Punkt, dass Russland sich zurückziehen müsse, erreichen wir nicht ausschliesslich durch Verhandlungen oder mit einer rein miltär. Logik, sondern damit, dass die Ukraine in die Lage versetzt wird, dass sich dieser Krieg nicht ausweitet, dass die russ. Truppen nicht mehr versorgt werden können. Dafür müsse mehr getan werden als 16 Kampfpanzer u. Raketenwerfer an die Front zu liefern. Je länger der Krieg in der Ukraine dauert, umso grösser sei auch unsere gesellschaftl. Ermüdung; daher müsse der Krieg in der Ukraine so rasch wie möglich beendet werden, so dass auch für China keine Einladung ausgesprochen wird, dass das Recht des Stärkeren obsiegt." Seine Reisen in die Ukraine hätten gezeigt, dass „die Ukrainer nicht unter russ. Joch oder einem Diktatfrieden leben wollen, sondern sie wollen ihr Land in den Grenzen von 1991 wiederhaben. Wenn sie aber feststellen müssen, dass sie den Durchbruch auch mit vielen Opfern nicht erreicht haben, werden sie die Ukraine verlassen. Und wenn wir die Ukraine hängen lassen, dann werden irgenwelche Führungen drankommen, die uns vielleicht gar nicht gefallen". Dann erklärte er noch das Problem der Minen. Die Ukrainer hätten zu wenig Mittel, um durch diese Minenfelder durchzukommen. Deshalb „wäre es hilfreich gewesen, wenn wir im letzten Jahr der Industrie den Auftrag gegeben hätten, entsprechende Munition u. Waffen zu produzieren". Die ukrain. Soldaten seien total erschöpft, aber in allen Gebieten der Ukraine wolle eine Mehrheit der Bevölkerung weiterkämpfen, obwohl die Prozentzahlen unterschiedlich gross seien. Der letzte Teil der Sendung war dem Thema gewidmet, was nach einem Kriegsende mit den vielen Waffen in der Ukraine geschehen soll. Dann erzählte Kiesewetter noch, was er an der 43. Münchner Sicherheitskonferenz von 2007, an der er als Zuschauer teilnahm, mit Putin, der dort die berühmte Wenderede hielt, erlebt habe. Er habe auf das Redemanuskript Putins schauen können u. gesehen, wie dieser „ein Drittel bis zur Hälfte des Manuskripts handschriftlich geändert hatte, während Lavrov u. Ivanov bestätigt hätten, dass dies, was Putin schliesslich sagte, in ihren Texten so nicht geschrieben stand, das sei Putins Handschrift gewesen. Die aggressive Zuspitzung, die in dieser Rede stattfand, war Putin persönlich. Tschetschenien u. Groznyj seien die Blaupause für Syrien u. Mariupol gewesen. Deswegen bewerte er übrigens das Jahr 2008, als Georgien von Russland überfallen wurde, etwas anders, u. glaube nicht, dass Putin immer verhandlungsbereit war, sondern unsere Schwäche ausgenutzt habe. Wir hätten vielleicht härter sein müssen, etwa bei der Annexion der Krym u. beim Krieg in der Ostukraine 2014. Putin habe gesehen: mit denen kann ichs machen; denen kann ich noch den Strick verpassen." Im Nov. 2023 wiederholte der CDU-Aussenpolitiker in einem Gespräch mit dem "Deutschlandfunk", die von Russland angegriffene Ukraine müsse stärker unterstützt werden. Die Ukraine brauche „nicht nur mehr Waffenlieferungen, sondern eine Gesamtunterstützung", auch aus innenpolit. Interesse Deutschlands. Die Ukraine „müsse befähigt werden, sich zu verteidigen, damit sie Russland ein Stoppschild zeigen könne". Denn wenn Russland in der Ukraine nicht aufgehalten werde, könnten die nächsten Ziele Moldau oder die baltischen Staaten heissen. Nach Ansicht des CDU-Politikers wolle Russland gar nicht verhandeln; das Verhalten des Westens sehe Putin vielmehr als Schwäche an. Ende Nov. 2023 betonte Kiesewetter dem ZDF gegenüber die Notwendigkeit, Putin unter Druck zu setzen, auch um Schlimmeres zu verhindern; denn sollte die Ukraine zerfallen, werde sich der Krieg wahrscheinlich ausweiten, warnte er. Die Zürcher Weltwoche zitierte Kiesewetter im Jan. 2024 mit den Worten: „Wenn die Ukraine den Krieg gegen Russland verliert, wäre dies „das Ende der Welt, wie wir sie kennen“.
Im Feb. 2024 plädierte Kiesewetter dafür, „den Krieg nach Russland zu tragen" /II/: In einem Interview mit der DW sagte er von der Ukraine aus: „Russ. Militäreinrichtungen u. Hauptquartiere müssen zerstört werden. Wir müssen alles tun, dass die Ukraine in die Lage versetzt wird, nicht nur Ölraffinerien in Russland zu zerstören, sondern Ministerien, Kommandoposten, Gefechtsstände.“ Für diese Worte wurde der Ex-Militär von s. Sahra Wagenknacht, die ihm vorwarf, „nicht mehr alle Tassen im Schrank zu haben", scharf kritisiert. Sie sagte, dass Kiesewetter mit seiner Aussage „den Krieg nach Deutschland tragen werde". Mit seinem markigen Spruch überschritt Kiesewetter in der Tat die Konventionen, die in der derzeitigen Ampelkoalition gelten. Mitte Feb. 2024 bezeichnete er die militär. Lage in der Ukraine, die er kürzlich besuchte, als „wirklich dramatisch", da es ihr an „Material, Munition u. der Gewissheit fehlt, ob der Westen sie noch länger unterstützen wird". Sollte die Lage in der Ukraine, die „ausblutet", noch ernster werden, sei mit einem gigantischen Flüchtlingsstrom zu rechnen. In den von Russland besetzten Gebieten würden „ungeheure Gräueltaten stattfinden". Er halte die Gefahr für sehr gross, dass Russland „die nächsten 3 Jahre für eine Eskalation nutzt, weil wir bis dahin noch nicht vorbereitet" seien. Putin werde „seine eigene Schwäche durch Angriff kompensieren". Es brauche mehr Investition in unsere Verteidigung, sonst könnten wir „unsere Freiheit verlieren". Ausserdem äusserte er sich kritisch zur Entwicklung u. Beschaffung eigener europäischer Atomwaffen. Ende Feb. 2024 kommentierte Kiesewetter BK Scholz` Absage an die Lieferung von dt. "Taurus"-Marschflugkörpern an Kiev mit dem „mangelnden Vertrauen in die Ukraine, weil er glaubt, dass die Ukraine diese Waffensysteme nicht vertragskonform einsetzen würde". Die Ukraine habe sich aber immer an entsprechende Verträge gehalten. Im "Fall Marsalek" sagte Kiesewetter Anfang März 2024 im ZDF, dass es „den Eindruck vermittelt, dass es sich um eine breit angelegte russ. Nachrichtendienstoperation handelt". Auf "X" schrieb er, dass „man davon ausgehen müsse, dass dass das Gespräch ganz gezielt durch Russland zum jetzigen Zeitpunkt geleakt wurde, mit der bestimmten Absicht, die Lieferung von Taurus zu unterbinden, durch Einschüchterung u. Verunsicherung u.a. von BK Scholz". Taurus gehöre zum Programm der Befreiung der Krym und der Wiederherstellung der Ukraine in den Grenzen von 1991. Der Bundeswehr-Leak könnte durch einen russ, Teilnehmer in der Webex-Schalte entstanden sein, sagte der Vize-Chef des Parlamentar. Kontrollgremiums Kiesewetter im Bericht aus Berlin. Es gebe Hinweise aus Quellen, „die sich berufsmässig damit beschäftigen“ u. es sei nun zu klären, wie die russ. Spione die Einwahlnummern bekommen hatten u. „wie sie den Zugang zu dieser Konferenz aufklären konnten“. In einer Ausgabe der ZDF-Talkshow "Markus Lanz" vom 5. März 2024 wiederholte, präzisierte u. rechtfertigte Kiesewetter seine früher gemachte u. umstrittene Aussage, dass man „den Krieg nach Russland tragen" müsse.) 04.24

KILIMNIK, Konstantin, Viktorovich II III IV (russ.-ukrain. Politikberater. Ausbildung als Linguist am Moskauer Militärinstitut des sowjet. Verteidigungsministeriums, als Dolmetscher für die GRU mit den Schwerpunktsprachen Schwedisch u. Englisch. Nach der Auflösung der Sowjetunion nahm der gebürtige Ukrainer die Staatsbürgerschaft RF an u. arbeitete in Schweden als Dolmetscher für einen russ. Waffenhändler. 1995-2005 war er für das "International Republican Institute" IRI in Moskau tätig, eine US-Organisation, die von der US-Regierung Gelder erhält, um Programme zur Förderung der Demokratie in Entwicklungsländern zu unterstützen. 1997 reiste er mit einem russ. Diplomatenpass in die USA ein. Seine Entlassung beim IRI wurde einerseits mit der Preisgabe von Details eines IRI-Treffens in Bratislava, Slowakei, andererseits damit in Verbindung gebracht, weil er als freiberuflicher Dolmetscher für s. Paul Manafort tätig war. Nach Beendigung der Zusammenarbeit mit IRI im April 2005 lebte u. arbeitete Kilimnik in Kiev u. Moskau u. begann nach der "Orangen Revolution" von 2004 für s. Viktor Janukovych zu arbeiten. Angestellt von Philip M. Griffin als Übersetzer für den ukrain. Geschäftsmann-Oligarchen s. Rinat Akhmetov u. auf der Suche nach einem höheren Einkommen als bei IRI, lernte Kilimnik damals Paul Manafort kennen u. wurde Mitarbeiter von dessen Beratungsfirma. Mit der Hilfe Manaforts u. Kilimniks wurde Janukovych 2010 Präsident der Ukraine. Als Janukovych 2014 aus dem Land floh, nahmen Manafort u. Kilimnik Jobs bei der pro-russ. ukrain. Partei "Oppositionsblock" an, die von denselben Oligarchen unterstützt wurde. Irgendwann hörte der "Oppositionsblock" aber auf, Manaforts Firma zu bezahlen. Während Manafort deswegen gezwungen wurde, sein Büro in Kiev zu schliessen, beriet Kilimnik weiterhin die Partei u. befasste sich damit, unbezahlte Lizenzgebühren für Manaforts Firma "Davis Manafort International" einzutreiben, u. leitete das Büro in Kiev. 2016 führte der Generalstaatsanwalt der Ukraine Jurij Lucenko eine Untersuchung gegen Konstantin Kilimnik durch, nahm ihn jedoch nicht fest. Im Juni 2016 verliess Kilimnik die Ukraine u. zog nach Russland. Das "National Anti-Corruption Bureau" teilte dem US-Aussenministerium mit, Lucenko habe sowohl die Ermittlungen der Ukraine gegen Kilimink vereitelt als auch Kilimnik erlaubt, die Ukraine in Richtung Russland verlassen zu dürfen. In den USA wurde Kilimnik im Zusammenhang mit der angebl. russ. Einmischung in die US-Wahlen von 2016 zu einer interessanten Person, insbes. aufgrund seiner Verbindungen zu Paul Manafort, einem US-Politikberater, der Wahlkampfvorsitzender von s. Donald Trump war, an dessen Amtseinführung Kilimnik übrigens teilnahm. Im Rahmen der US-Ermittlungen zur angebl. Einflussnahme Russlands auf den US-Wahlkampf von 2016 war "Davis Manafort International" von Sonderermittler s. Robert Muellers Special Counsel-Untersuchung der Geldwäsche beschuldigt worden, wobei Mueller Kilimnik als wichtigen Zeugen der russ. Machenschaften betrachtete. Der sog. "Mueller-Bericht" vom April 2019 kam zum Schluss, dass Kilimnik mit russ. Geheimdiensten verbunden war, während der Abschlussbericht des überparteilichen Geheimdienstausschusses des Senats vom Aug. 2020 über die Wahleinmischung ihn als „russ. Geheimdienstoffizier“ bezeichnete. Der Bericht erwähnt Kilimnik etwa 800x, obwohl die meisten Details über seine Geheimdienstverbindungen redigiert wurden. Der Informationsaustausch mit Kilimnik durch Manafort u.a. soll eine „ernsthafte Bedrohung durch die Spionageabwehr" dargestellt haben". Das Komitee sammelte genügend Beweise, um zu behaupten, dass Kilminik möglicherweise direkt an der Verschwörung beteiligt war, nicht nur um die Computer der Demokraten zu hacken, sondern um die Informationen an WikiLeaks weiterzugeben. Diese Bemühungen seien zu einem wichtigen Element von Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit dem Trump-Ukraine-Skandal geworden, der von Präsident Trump u. seinen Mitarbeitern gefördert wurde. 2017 bestritt Kilimnik jedoch, Verbindungen zu russ. Geheimdiensten zu haben. Kilimnik wurde im Juni 2018 von der Grand Jury des Sonderermittlers Robert Mueller wegen Behinderung der Justiz u. Verschwörung zur Behinderung der Justiz zusammen mit Manafort wegen nicht registrierter Lobbyarbeit angeklagt, indem versucht worden sei, einen Zeugen im Namen Manaforts zu manipulieren. Laut seiner Website von 2021 setzte das FBI eine Belohnung von bis zu 250 Tsd. USD für Informationen aus, die zur Verhaftung von K.V. Kilimnik führen. Eine im März 2021 veröffentlichte Analyse der US-Geheimdienste beschuldigte Kilimnik, einer der Vertreter des russ. Geheimdienstes zu sein, der irreführende oder unbegründete Erzählungen über Joe Biden „an US-Medienorganisationen, US-Beamte u. prominente US-Individuen, darunter solche, die Ex-Präsident Trump u. seiner Administration nahe stehen, promotet" hat, um die Präsidentschaftskampagne Trumps von 2020 zu begünstigen. Im April 2021 sanktionierte das US-Finanzministerium Kilimnik dafür, dass er „sensible Informationen über Umfragen u. Wahlkampfstrategien“ an den russ. Geheimdienst weitergeleitet hatte, die ihm Manafort aus der Trump-Kampagne zur Verfügung gestellt hatte, u. weil er das falsche Narrativ verbreitet hatte, dass die Ukraine u. nicht Russland sich in die Wahl 2016 eingemischt habe.
Sanktionen: Im April 2021 sanktionierte das US-Finanzministerium Kilimnik wegen der Weitergabe „sensibler Informationen über Umfragen u. Wahlkampfstrategien“ an den russ. Geheimdienst, die ihm Manafort aus der Trump-Kampagne zur Verfügung gestellt hatte, und weil er das falsche Narrativ verbreitet hatte, dass die Ukraine u. nicht Russland sich in die Wahl 2016 eingemischt habe. Ein Sprecher des Finanzministeriums lehnte es ab, weitere Informationen zu diesem Thema an "NBC News" zu geben. Die "Associated Press" berichtete, dass dies das erste Mal gewesen sei, dass die US-Regierung zum Schluss kam, dass eine starke Verbindung zwischen der Trump-Kampagne u. dem russ. Geheimdienst besteht.
Residenz in Russland: Spätestens ab Aug. 2018 lebt Kilimnik mit seiner Frau in einem 2-Mln.-USD-Haus in einer streng bewachten Elite-Wohnanlage in Khimki im Moskauer Gebiet. Dort befinde sich die Basis der Moskauer GRU-Einheit, die von Mueller in seiner Anklage vom Juli 2018 beschuldigt wurde, die Führung des E-Mail-Hackerangriffs gegen die US-Demokraten im Jahr 2016 übernommen zu haben.)

KILINKAROV, Spiridon Pavlovich 2008- II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX 2014- II III IV V VI VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XXIX XXX (ehem. pro-russ. ukrain. Politiker der Kommunist. Partei der Ukraine in Lugansk. Absolvent eines Studiums der Verfahrenstechnik an der Fakultät für Mechanik des Maschinenbauinstituts Lugansk, heute Ostukrain. Nationaluniversität namens "Vladimir Dahl". Später studierte er dort das Fach öffentl. Verwaltung. In den 1990er Jahren arbeitete er in einer Autofirma u. dann als Assistent des 1. Sekretärs des Lugansker Gebietskomitees der KP der Ukraine. 1998-2006 war er als Berater eines Volksabgeordneten der Ukraine tätig. Nach seinem Beitritt in die KP der Ukraine 2001 wurde er zum Leiter der allgemeinen Abteilung des Gebietskomitees, 2002 zum Sekretär für Medien u. 2005 zum 1. Sekretär des Gebietskomitees der Partei von Lugansk gewählt u. war ab 2003 Mitglied des ZK der KP der Ukraine. Dann wurde er selbst zum Abgeordneten der Verkhovna Rada der Ukraine der 5.-7. Legislaturen gewählt. Im ukain. Parlament war er Sekretär des Ausschuss für Fragen der Sozialpolitik u. Arbeit, Sekretär des Europäischen Integrationsausschusses u. Vorsitzender des Ausschusses für Bau- u. Wohnungswesen, Stadtplanung, kommunale Dienstleistungen u. Regionalpolitik. Kilinkarov war einer von 4 ehem. Volksabgeordneten der 7. Einberufung, die sich weigerten, das Amt nach Beendigung ihres Mandats zu verlassen. 2010 kandidierte er für den Posten des Bürgermeisters von Lugansk u. lag nach offiziellen Angaben nur 21 Stimmen hinter dem Favoriten der Wahl zurück. Er erkannte das Wahlergebnis nicht an u. beschuldigte die "Partei der Regionen" der Fälschung. Der Politiker vertritt die Sozialpolitik der Kommunisten, d.h. Erhöhung der Minimalgehälter, der Renten, der Zahlungen an die Studenten, Opfer von Tschernobyl, Afghanistan-Veteranen u. invaliden Schachtarbeiter.
Im Jan. 2014 sagte er, dass der Konflikt in der Ukraine ein „geopolit. Krieg zwischen der USA, Europa u. Russland" sei. Im Juni 2014 sagte er, dass die USA den Krieg in der Ukraine angefangen hätten. Die USA seien der Initiator „all dieser Konflikte". Im Sommer 2014 wurde im ukrain. TV eine Geschichte veröffentlicht, wonach Soldaten des "Ajdar"-Bataillons im Dorf Stukalova Balka bei Lugansk in Kilinkarovs Datscha 2 russ. Granatwerfer mit einer Kiste Munition entdeckten. Der Abgeordnete beschuldigte die Teilnehmer des Überfalls, sein Sommerhaus geplündert zu haben. Laut der Website "Myrotvorec" trug dieser aktiv zur Errichtung der sog. "Volksrepublik Lugansk" bei.
Im Sommer 2015 drückte Kilinkarov als Vorsitzender des Lugansker Gebietskomitees der KPU dem 1. Sekretär des ZK der KPU, s. Petr Symonenko, das Misstrauen aus u. weigerte sich, an dessen polit. Projekt "Linke Opposition“ teilzunehmen. In der Folge wurde durch Beschluss des Präsidiums des ZK der KPU Kilinkarov „wegen spaltender Haltung u. demonstrativer Nichtbefolgung u. Ignorieren der Beschlüsse des ZK u. seines Präsidiums“ als Vorsitzender des Gebietskomitees von Lugansk abgesetzt u. die Parteiorganisation selbst wurde aufgelöst. Seither lebt Kilinkarov in Moskau u. kommentiert Ereignisse in der Ukraine in staatl. russ. TV-Kanälen, so in der berüchtigten "Abendsendung" von s. Vladimir Solovjov oder in der Sendung "60 Minuten", in denen er eine explizit pro-russ. Position vertritt. Seit Aug. 2020 äussert er sich zudem über die russ.-belaruss. Beziehungen, die innenpolit. Lage in Belarus nach der gefälschten Wiederwahl des Präsidenten Lukashenko u. über die Vergiftung s. Aleksej Navalnyjs. Im Jan. 2022 wurde er durch Beschluss des Nationalen Sicherheits- u. Verteidigungsrats auf die Sanktionsliste der Ukraine gesetzt.)

KIM, Igor Vladimirovich II III (russ. Banker u. Investor, gebürtiger Koreaner aus Kasachstan. Absolvent der Staatsuniversität Novosibirsk mit Abschluss in Wirtschaftskybernetik als Ökonom u. Mathematiker. Nach seinem Studienabschluss machte er sich selbstständig u. gründete auf der Grundlage eines studentischen Bauteams eine Genossenschaft. Später handelte er an einer der damals zahlreichen Rohstoffbörsen. 1992 wurde er einer der Gründer, Haupteigentümer u. 1995  Vorstandsvorsitzender der "Russ. Volksbank", anschliessend Vorstandsvorsitzender der "Sibakadembank". Ab 2001 war er Vorstandsvorsitzender der "Kaspischen Bank" in Kasachstan, Vorsitzender der "Uralvneshtorgbank", Mehrheitsaktionär der "Sibakadembank" u. "Uralvneshtorgbank", Vorstandsvorsitzender der infolge Fusion entstandenen "URSA Bank" u. der ebenfalls durch Fusion vereinigten "MDM Bank", deren Vorstand er 2010 verliess. 2011 erwarb Kim zusammen mit Partnern die "Barclays Bank" von der "Barclays"-Bankengruppe u. gab dem erworbenen Kapital seinen ursprünglichen Namen "Expobank" zurück. In den Folgejahren erwarb die "Expobank" Anteile an anderen Instituten, so etwa 100% an der "MAK-Bank" beim Diamantenabbauunternehmen "ALROSA", die ebenfalls mit der "Expobank" fusioniert wurde. 2015 einigten sich die "Expobank" u. die "Royal Bank of Scotland-Gruppe" auf den Kauf der "RBS"-Tochtergesellschaft in Russland, der "Royal Bank of Scotland". Anfang April 2016 wurde die Transaktion erfolgreich abgeschlossen u. Anfang Aug. die "RBS" mit der "Expobank" fusioniert, wobei die Übernahme vom Magazin EMEA Finance als bester M&A-Deal des Jahres 2015 ausgezeichnet wurde. Ende 2017 schloss die "Expobank" einen Deal mit der türkischen "Yapı ve Kredi Bankası A.S." erfolgreich ab, wobei 100% der Anteile an der "Yapi Credit Bank Moskau" erworben wurden. 2018 wurde "Yapi ve Kredi Bankasi A.S." mit der "Expobank" fusioniert. 2019 einigte sich die "Expobank" mit den Aktionären der "Kurskprombank" auf den Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung. Kim war an der Durchführung von über 30 erfolgreichen Transaktionen u. Fusionen zum Erwerb u. zur Konsolidierung von Vermögenswerten beteiligt, an denen sowohl russ. als auch ausländ. Finanzinstitute teilnahmen, u. ist somit einer der erfolgreichsten Banker Russlands. Kim ist der Hauptstakeholder der "Expobank" /Russland/. Die "Expobank" gehört zu den 50 grössten russ. Banken u. verfügt nicht nur über eine nachhaltige Wettbewerbsposition auf dem Finanzmarkt, sondern auch über hohe Kreditratings, die die finanzielle Stabilität, die hohe Eigenkapitalrendite u. die solide Kapitalausstattung der Bank widerspiegeln. Die Bank betreibt über rd. 50 Büros in den grössten Städten Russlands. Igor Kim wurde 2x in die Liste der 100 reichsten Menschen Russlands aufgenommen u. in Russland 2x als "Banker des Jahres“ ausgezeichnet – 2003 u. 2009. 2018 wurde er mit dem Ehrentitel "Verdienter Ökonom der RF“ ausgezeichnet. Laut der russ. Ausgabe des Wirtschaftsmagazins Forbes wurde Kims geschätztes Vermögen 2009 mit 400 Mln., 2011 mit 500 Mln. u. 2013 mit 460 Mln. USD angegeben. In Novosibirsk richtete Igor Kim ein Stipendium für Studierende der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Staatsuniversität Novosibirsk mit dem Ziel ein, talentierte Studenten zu fördern u. ihr Interesse am Bankwesen zu wecken. In 4 Jahren nahmen über 400 Personen an dem Programm teil, während 22 Stipendien ausbezahlt wurden.)

KIM, Jong-un II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII / II III IV V VI VII (nordkorean. Politiker, Vorsitzender des Komitees für Staatsangelegenheiten der DVRK, Oberbefehlshaber der  Korean. Volksarmee u. Generalsekretär der Partei der Arbeit Koreas sowie seit Ende 2011 „Oberster Führer“ der "Demokrat. Volksrepublik Korea", also praktisch Staats- u. Parteichef von Nordkorea in Form eines diktatorischen Alleinherrschers des wohl isoliertesten u. schlimmsten Schurkenstaats der Welt als 3. Nachfolger der kommunist. Kim-"Dynastie". Den Regierungen des Kim-Clans, der zur Devisenbeschaffung in den geheimen u. illegalen internationalen Drogen- u. Waffenhandel involviert /gewesen/ sein soll, werden seit Jahrzehnten schwere Menschenrechtsverletzungen am Volk Nordkoreas vorgeworfen. Wegen seines verbotenen Atom- u. Raketenprogramms unterliegt Nordkorea internationalen Sanktionen. Mit Putins Russland unterhält Pyöngyang freundschaftliche Beziehungen. Bereits im April 2019 fand ein erstes Gipfeltreffen des Präsidenten RF V.V. Putin u. Kim Jong-un statt. Nach Beginn des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine war Nordkorea eines der wenigen Länder, die sich bei der Resolution ES-11/1 der UN-Generalversammlung auf Seiten Russlands stellte. Kim machte die „hegemoniale Politik“ der USA für den Krieg verantwortlich u. erklärte, die sog. "Volksrepubliken" Doneck .u. Lugans anzuerkennen. Im selben Jahr verkaufte Nordkorea nach Informationen der US-amerikan. Regierung Millionen Artilleriegranaten u. Raketen an Russland. Nach Einschätzung offizieller US-amerikan. Stellen führte die Publikmachung dieser geheimen Waffenverkäufe dazu, dass Nordkorea seine Lieferungen an Russland verzögerte u. die Munition kaum oder gar nicht in der Ukraine zum Einsatz kam. 2023 wurde berichtet, dass Kim Putin weitere Munition anbieten wolle, um im Gegenzug Technologie für Satelliten u. U-Boote sowie Lebensmittelhilfe aus Russland zu erhalten. Im Aug. 2023 besuchte der Verteidigungsminister RF s. Sergej Shojgu Nordkorea u. traf dort den Führer. Im Sept. 2023 fand das kurz davor angekündigte Gipfeltreffen des Präsidenten RF V.V. Putin u. Kim Jong-uns auf dem russ. Weltraumbahnhof "Vostochnyj" bei der geschlossenen Stadt Ciolkovskij im Amur-Gebiet unweit der Grenze zu China statt /II/. Während des Treffens bekräftigte Kim erneut seine Unterstützung für Russlands „heiligen Kampf“ gegen den Westen; Nordkorea „werde immer an der Seite Russlands stehen.“ Auf die Frage, ob Russland Nordkorea beim Bau von Satelliten helfen würde, antwortete Putin: „Deshalb sind wir hierher gekommen“ /II III IV V VI VII VIII IX X XI X XI XII XIII XIV XV XVI/. Die im Vorfeld des Treffens verbreiteten Spekulationen, dass es zur Vereinbarung eines neuen Waffendeals zwischen den beiden Staaten kommen werde, wurde vom Kreml dementiert. Putin nahm eine Einladung Kims für einen Besuch Nordkoreas an. Anlässlich seines mehrtägigen Aufenthalts in Russland besichtigte Kim ein sanktioniertes russ. Flugzeugwerk /II/ u. ein russ. Kriegsschiff u. nahm an einer Waffenschau in Vladivostok mit dem Verteidigungsminister RF Sergej Schojgu teil. Zum Abschied erhielt Kim Kamikaze-Drohnen. Das gesamte Besuchsprogramm wurde in der NZZ in der Retrospektive ausführlich beschrieben) 9.23

KINCHEV, Konstantin Evgenevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV Istorija (eigtl. PANFILOV, sowjet. u. russ. Rockmusiker, Sänger, Songwriter. Leader der Rockgruppe "Alisa". Sein Vater Evgenij Panfilov, Doktor der technischen Wissenschaften, war Rektor des Moskauer Technolog. Instituts, heute Russ. Staatsuniversität für Tourismus u. Dienstleistung. Seine Mutter Ljudmila Nikolaevna, Maschinenbauingenieurin, lehrte am Moskauer Institut für chemische Technologie, benannt nach "D. I. Mendeleev", heute RKhTU. Das "Pseudonym" Kinchev übernahm er vom Namen seines Grossvaters Konstantin, der in der Stalinzeit verfolgt wurde.
Sowjetzeit: In seiner Kindheit sollte Kostja sich für Englisch interessieren, woraufhin er anfing, die Rockband "The Rolling Stones" zu hören. Laut dem Musiker träumte er in dieser Phase seines Lebens davon, ein indischer Chingachgook oder ein Pirat zu werden, der für Gerechtigkeit kämpft. Danach spielte er bis 1972 Eishockey, kam aber zur Schlossfolgerung, dass er in dieser Disziplin nicht gut genug war. Im Alter von 14 Jahren trat er dem Komsomol bei, wurde jedoch wegen schlechten Benehmens aus dieser kommunist. Organisation ausgeschlossen. Mit 15 Jahren hörte Konstantin im Pionierlager die Hardrockband "Black Sabbath" u. begann danach, Schallplatten zu sammeln. Konstantin entschied sich dafür, selbst ein Rockstar zu werden. 1973 schloss er sich als Bassist u. Backgroundsänger einer entsprechenden Rockgruppe an. Nach der Schule arbeitete Konstantin als Fräser- u. Bauzeichnerlehrling u. als Grafikdesigner. Dann trat er in die Fakultät für Wirtschaft u. Finanzen des Moskauer Technolog. Instituts, heute Russ. Staatsuniversität für Tourismus u. Dienstleistung, ein. Gleichzeitig studierte er an der Gesangsschule des Bolshoj-Theaters sowie 1977-80 am Moskauer Genossenschaftsinstitut, heute Russ. Universität für Kooperation, einer Wirtschaftshochschule. Kinchev spielte in mehreren weniger bekannten Moskauer Rockbands u. gründete in Tushino eine eigene Band, die westl. Rockklassiker aufführte. 1984 trat er bei der Gruppe "Krematorium" im Rahmen von Wohnungskonzerten auf. Nachdem Ende 1983 in Leningrad sich zwei Rockgruppen aufgelöst hatten u. Svjatoslav Zaderij eine neue Band namens "Alisa" zusammenstellte, die etwa mit dem Album "Schiefer Spiegel / Krivozerkale" /II/ auf sich aufmerksam machte, zog Kinchev 1984 von Moskau nach Leningrad, wo er neue Bekanntschaften in der einschlägigen Leningrader Rockmusikszene um Mike Naumenko /II III/ u. Viktor Coj /II/ gewann u. ein erstes Soloalbum mit dem Namen "Nervöse Nacht" /II/ produziert u. veröffentlicht werden konnte. Nach diesem Erfolg lud Zaderij Kinchev zu "Alisa" für die Besetzung der vakanten Position des Sängers ein. Anfang 1986 folgte das Debüt-Studioalbum mit der Teilnahme Kinchev, "Energie" /II/, das sogar von der offiziellen staatl. sowjet. Plattenfirma "Melodija" herausgegeben wurde. Im März 1985 fand am 3. Festival des Leningrader Rockclubs der erste öffentl. Auftritt Kinchevs als Teil der Gruppe "Alisa" statt. Als Zaderij versuchte, den Neuling in seinem Sinn zu manipulieren, reagierte Kinchev mit Widerwillen u. der Bandleader verliess die Gruppe. Zu erwähnen ist für diese Zeit auch die Produktion "Akustik. Teil 4" /II/, ein Live-Album der Band "Alisa", das im Dez. 1986 bei einer Solo-Performance Kinchevs in Novosibirsk entstand u. offiziell erst im Feb. 2002 von "Sojuz Studio" auf Audiokassetten u. CDs in 1-CD- u. 2-CD-Versionen veröffentlicht wurde. In der Zwischenzeit nahm Kinchev an den Dreharbeiten von 3 Filmen teil. 1987, dem Erscheinungsjahr des 2. Studioalbums "Block der Hölle" /II/, bekam die Band "Alisa" Probleme mit den Behörden, deren Höhepunkt der "Fall Kinchev" selbst war, in dem der Rockmusiker vor einem Konzert im "Jubilejnyj"-Sportpalast von Leningrad in einen Streit mit Polizisten geriet, die seine damals schwangere erste Frau Anna Golubeva nicht hinter die Bühne liessen. Daraufhin soll der "Alisa“-Leader öffentlich anstössige Bemerkungen gemacht haben, von denen die Polizei sich beleidigt fühlte. In der Folge wurde Kinchev in der Leningrader Jugendzeitung Smena beschuldigt, Unruhen angezettelt u. mit NS-Propaganda provoziert zu haben, u. der Respektlosigkeit gegenüber der Öffentlichkeit bezichtigt. Nach einer öffentl. Diskussion des Vorfalls in der Presse u. im TV bekam "Alisa" Probleme, Konzerte zu organisieren. Im Feb. 1988 verklagte die Gruppe die Zeitung Smena wegen Verleumdung, u. Kinchev u. seine Frau reichten bei der Staatsanwaltschaft eine Beschwerde gegen die Handlungen der Wachen am Palast ein. Gleichzeitig wurden die Handlungen Kinchevs untersucht u. er u.a. Mitglieder der Band wurden mehrmals zu Verhören vorgeladen. Kinchev wurde wegen böswilligen Rowdytums angeklagt u. gegen Kaution freigelassen. Im März wurde Kinchev in der Wohnung des "Alisa"-Direktors Alik Timoshenko festgenommen, gefesselt u. zur Polizeiwache gebracht. Am nächsten Tag wurde der Musiker entlassen, aber nach einigen Tagen erneut für einen Tag festgenommen. Am folgenden Tag fuhr die Gruppe zu einem Konzert nach Pskov, obwohl der Bandleader sich verpflichtet hatte, Leningrad nicht zu verlassen. Nach der Rückkehr von der Tournee wurde Kinchev für 7 Tage inhaftiert, während der öffent. Auftritt der Band für 6 Monate verboten wurde. Bei einer Gerichtsverhandlung im Juli wurden nach Anhörung eines Tonmitschnitts des besagten Konzerts im "Jubilejnyj" die Nazi-Vorwürfe als haltlos bestätigt. Bis Okt. 1988 wurden beide Prozesse abgeschlossen u. Kinchev konnte in den Leningrader Rockclub zurückkehren. Die Zeitung Smena veröffentlichte eine Widerlegung mit Entschuldigung. Unter dem Eindruck dieser skandalösen Ereignisse, /die einen Schlag der Behörden u. des KGB gegen die Band vermuten lässt - osteuropa.ch/, produzierte "Alisa" das 3. Studioalbum "Der sechste Förster" /II III/, das das Lied "Totalitärer Rap" /II III/ enthielt, u. das 4. Studioalbum "Art. 206 Teil 2“ /II/, das erst nach Ende der Sowjetzeit 1994 veröffentlicht wurde. Der Art. 206 Teil 2 des 1989 geltenden Strafgesetzbuchs der RSFSR bezog sich auf den Straftatbestand des "Böswilligen Rowdytums". 1991 erschien das 5. Studioalbum "Shabash" /II/, das die erste Konzert-Doppel-CD in der Geschichte des russ. Rocks darstellte u. einem verstorbenen Freund gewidmet war.

1990er Jahre: 1992 gab "Alisa" ein Konzert an der Shabolovka. u. ein Konzert zum Gedenken an den vor 2 jahren verstorbenen sowjet. Rockmusiker Viktor Coj. Dieser nannte Konstantin Kinchev unter den wenigen, deren Lieder er mochte.1992 reiste die Band zu einem Konzert nach Jerusalem, Israel. Dabei ereignete sich ein Vorfall, bei dem der russ. Bandleader zum Publikum sagte, dass „der Messias es vor 2000 Jahren versäumt hatte zu erscheinen u. nicht wiederkommen wird“ u.a. Diese provozierende Aussage löste einen öffentl. Skandal aus, wobei die Presse schrieb, Kinchev habe dem jüdischen Staat ins Gesicht gespuckt. In Jerusalem besuchte Kinchev alle heiligen Stätten u. war nach eigenen Worten „von diesem Geist durchdrungen“. Nach seiner Rückkehr konvertierte er zum orthodoxen Glauben, nachdem er sich in einer Kirche in Ostankino taufen liess. Kinchev begann auch, seine Drogenabhängigkeit u. Trunksucht u. das Rauchen zu bekämpfen, was laut dem Musiker nur mit Gottes Hilfe möglich gewesen sei, u. ging ins Fitnessstudio.
Die Taufe u. religöse Wandlung spiegelte sich in der Arbeit Konstantin Kinchevs direkt oder indirekt wider. "Alisa" verzichtete etwa darauf, Konzerte während der kirchlichen Fastenzeiten zu veranstalten. Die Gruppe nahm an Konzerten teil, die von Diözesen initiiert wurden. Laut Kinchev „lebt u. fühlt er sich eingebunden in die Grosse Kirche mit all ihren Sakramenten, Ritualen, Pflichten, Gehorsam, Askese“, während sich Konstantin als „bösen“ Christen bezeichnet. Im April 1993 ereignete sich ein Ereignis, das die Zukunft der Gruppe beeinflusste: Nachdem "Alisa"-Gitarrist Igor Chumychkin Selbstmord begangen hatte, stellte die Band ihre Konzerttätigkeit vorübergehend ein. In diesem Jahr erschien das 6. Studioalbum unter dem Titel "Für diejenigen, die vom Mond gefallen sind" /II III IV/. 1994 folgte das 7. Studioalbum "Schwarzes Zeichen" /II III/, das Igor Chumychkin gewdimet war, u. 1996 das 8. Studioalbum "Jazz" /II/, das auf Songs basierte, die Kinchev geschrieben hatte, bevor er der Gruppe "Alisa" beitrat. Mit dem 9. Studioalbum "Narr - oder Idiot/Trottel/Dummkopf" /II III/ von 1997 tauchte in Konstantins Liedern das umstrittene Thema des Patriotismus auf - Russland befand sich immer noch in der Elcyn-Zeit. Der Titelname des Albums, der von einem Freund empfohlen wurde, bezog sich wohl ironisch auf Kinchev selbst. 1998 wurde das 2. Soloalbum "Geopolitik" /II/ aufgenommen, das das Ergebnis der experimentellen Zusammenarbeit Kinchevs mit Aleksandr Aksjonov war. Das Album enthielt Konstantins Songs in Techno-Verarbeitung u. erschien 2000.

2000er Jahre: Das neue Jahrzehnt wurde von "Alisa" aber mit dem 10. Studioalbum "Sonnenwende" /II III/ eröffnet. Das Coverdesign verwendete das neue Logo der Band aufgrund eines Urheberrechtskonflikts mit dem ursprünglichen Künstler. Aufgrund der Designmerkmale des Covers wurde Kinchev des Faschismus beschuldigt. Ein Radiosender weigerte sich prompt, Songs aus dem Album auszustrahlen, u. protestierte gegen die Hakenkreuze, die auf dem Cover abgebildet waren. Kinchev erklärte, das Symbol bedeute, die Gnade des Heiligen Geistes zu empfangen, u. schlug vor, einen Aufkleber mit einem Zitat aus dem Lied "Totalitärer Rap“ – „Ich bin ein Antifaschist“ – auf der CD anzubringen. Dieses Album enthielt auch die Lieder "Wir sind orthodox“ u. "Wilde Tiere". Im März 2001 veröffentlichte der Verlag "Eksmo" einen Gedichtband von Konstantin Kinchev mit dem gleichen Titel "Sonnenwende", das Artikel, Gedichte u. Texte des Künstlers enthielt. Als Antwort auf den Vorwurf des Nationalsozialismus erklärte Konstantin, dass dieses Konzept vom Nationalismus zu unterscheiden sei, der auf religiösen u. moralischen Konzepten u. nicht auf Hass auf andere Völker basiere. 2001 erschien das 11. Studioalbum in Folge mit dem Motto "Tanzen" /II III IV/ mit älteren Liedern u. 2003 das 12. Studioalbum unter dem Titel "Es ist später als du denkst" /II/, das den panslavischen Song "Der Himmel der Slaven" /II/ sowie die Lieder "Antichrist", "Ohne Kreuz" u. "Heimat" enthielt. Ein anderer Song, "Dreck“ /II/, sorgte für stürmische Reaktionen, denn in diesem Lied sprach Kinchev darüber, wo u. worin er "Dreck“ sieht. In dem im April 2001 im Leningrader Gebiet geschriebenen Lied wurde ein Fragment einer jüdischen Volksmelodie verwendet. Auf die Frage „Warum glauben Sie, dass die Juden an allen Problemen der Russen schuld sind“, erklärte der "Alisa“-Leader, dass dieses Lied „den wurzellosen Kosmopolitismus anprangert, der von der „totalen Konsumgesellschaft“, „der Gesellschaft der ungezügelten Freizügigkeit“ u. der „offenen Theomachie“ „nachgefragt" werde u. für sie „notwendig" sei. Dem fügte Kinchev hinzu, dass es unter seinen Glaubensgenossen eine beträchtliche Anzahl von Juden gebe u. keiner von ihnen sich mit diesem Lied in Verbindung bringe. Den vom US-amerikan. orthodoxen Mönchspriester Seraphim Rose inspirierten Titel des Albums erklärte Kinchev wie folg: Es sei nützlich, darüber nachzudenken, dass jetzt schon später ist, als wir denken, denn der Tod hole jeden von uns ein. Und oft in der Regel plötzlich. Nach der Veröffentlichung des Albums fand eine Tournee in den Städten Russlands, Weissrusslands u. der Ukraine statt, die auch dem 20-jährigen Jubiläum der Band gewidmet war. Nach dem Ende der Tournee wurde die Gruppe von dem Gitarristen Andrej Shatalin u. dem Schlagzeuger Mikhail Nefjodov verlassen.
"Der Ausgestossene" /II/ hiess das 13. "Alisa"-Studioalbum des Jahres 2005 u. war die erste Platte, die in der neuen Bandbesetzung aufgenommen wurde. An der Stelle Shatalins u. Nefjodovs traten der Gruppe Igor Romanov u. Andrej Vdovichenko bei. Laut Kinchev sollte das Hauptthema des 14. Studioalbums mit dem Motto "Norden werden“ /II/ von 2007 die Idee widerspiegeln, „dass wir, Russland, genau der Norden sind u. nicht der Osten u. nicht der Westen, nicht Europa u. nicht Asien“. Am Vorabend der Präsentation des 15. "Alisa"-Studienalbums unter dem Titel "Der Puls des Wächters der Türen des Labyrinths /II III/ von 2008, das dem sowjet. Rockmusiker Viktor Coj gewidmet war, sagte Kinchev, dass er gerne ein Konzert zur Unterstützung der Serben in der Kosovo-Frage aufführen würde. Bald erhielt die Gruppe einen Anruf aus Belgrad, wo das Konzert am 28. Juni stattfand, dem Tag, an dem Serbien die Toten der Schlacht von 1389 betrauert. Neben anderen Songs spielte "Alisa" "Der Himmel der Slaven" u. "Die Trotzigen/Ungehorsamen/Aufmüpfigen" /II/. Im Zusammenhang mit der Slavenfrage sagte Kinchev, er betrachte sich als „mobilen Nationalisten“, d.h., er befürworte die Vereinigung der slavischen Völker, halte aber gleichzeitig auch die Tataren u. Kasachen für Brudervölker. Das Lied "Macht“ /II/, das auf die "Orange Revolution" in der Ukraine anspielte, hatte in der ukrain. Presse entsprechende Beiträge zur Folge, in denen ein Einreiseverbot für Kinchev in die Ukraine gefordert wurde. Der Titel des 16. Studioalbums von 2010 bestand lediglich aus dem typischen Buchstaben «Ъ» /II/ des russ. Alphabets u. gab erneut Anlass für inhaltliche Diskussionen. Das (harte) Zeichen bedeute nach Kinchev das Merkmal einer Person, die sich für eine bestimmte Position entschieden habe, den Punkt für einen bestimmten Arbeitsschritt als bestätigende Grösse oder ähnlich. 2011-14 folgten 3 weitere Studioalben: die 17. Ausgabe "20.12" /II/, 18. "Sabotage" /II/ u. 19. "Zirkus" /II/. Letzteres wurde am Beginn einer Tournee zuerst in Velikij Novgorod vorgestellt.
Ende April 2016 wurde der Sänger notfallmässig in eine Petersburger Klinik mit Diagnose Herzinfarkt eingeliefert u. operiert. Während die geplanten Konzerte verschoben wurden, wurde er Mitte Mai mit ärztlichen Empfehlungen zur weiteren Rehabilitation aus dem Krankenhaus entlassen. Das 20. Studioalbum "Exzess" /II/, das im Sept. 2016 erschien, enthielt Beiträge, die 2014-16 aufgenommen wurden. Ende 2017 sagte Kinchev in einem Interview, er habe sich von seiner Krankheit erholt u. sei wieder an den Arbeitsplatz zurückgekehrt, räumte aber ein, dass „es nicht mehr möglich sein würde, wie früher über die Bühne zu springen“. Im Sept. 2018 dankte Kinchev den Ärzten für seine Rettung. Im März 2018 wurde auf der offiziellen Website von "Alisa", auch "AlisA" geschrieben, der Abgang des Gitarristen Igor Romanov aus der Gruppe vermeldet. Ein junger Gitarrist namens Pavel Zelickij nahm daraufhin seinen Platz ein. Das 21. Studioalbum erschien 2019 mit dem Titel "Sonnenlauf / Posolon" /II III IV/. Für seine Veröffentlichung wurde eine Rekordsumme an Geld/Spenden gesammelt - 17,4 Mln. Rubel. Auch das vorherige Album "Exzess" fuhr mit gesammelten 11,3 Mln. Rubel einen Rekord ein. Wegen der restriktiven Massnahmen u. der vom Staat auferlegten Beschränkungen während der Coronapandemie, gegenüber denen er sich während eines Online-Konzerts im April negativ äusserte, konnten das geplante Rockfestival "KinchevFest“ u.a. Konzerte nicht stattfinden. Im Nov. 2020 erkrankte Kinchev selbst am Coronavirus in ziemlich schwerer Form. Der Musiker habe 1,5 Monate auf der Intensivstation verbracht, danach habe er buchstäblich wieder sprechen u. laufen lernen müssen, hiess es. Kinchev sprach von seiner Krankheit als eine Art Lektion „für Stolz und Egoismus". Das angekündigte Soloalbum mit dem Titel "Weisser Lärm“ war im Sept. 2021 auf den digitalen Plattformen frei verfügbar. Im Dez. 2022 berichtete der inzwischen 64-jährige Rockmusiker dem TV-Sender "Spas" über seine Erkrankung u. wie er heute lebe. Er bevorzuge nun ein massvolles Leben in einem kleinen Dorf im Walde /Saba/, das 170 km südlich von St. Petersburg entfernt liegt. Dort lebe der Musiker mit seiner 2. Frau Aleksandra Panfilova, mit der er 2 Töchter hat, in einem eigenen Haus. Er angle gern u. treibe Sport im eigenen Fitnessstudio. 2022 gab die Gruppe "Alisa" ihr 22. Studioalbum mit der Überschrift "Dudka" /II/ heraus. Ingesamt erschienen 1984-2022 somit 3 Soloalben von Konstantin Kinchev, 22 Studioalben der Rockgruppe "Alisa" u. 8 Bücher mit Liedtexten sowie eine Reihe weiterer Produktionen in Zusammenarbeit mit anderen Gruppen u. Einzelinterpreten. In der Sowjetzeit hatte Kinchev an der Produktion von 3 Filmen teilgenomme.

Kritik der Persönlichkeit Kinchevs: Die geistig-religiös Entwicklung der Persönlichkeit Kinchevs wurde von verschiedener Seite kritisiert. Einige Fans u. Journalisten meinten, dass Kinchev mit der Zeit seine frühere Energie verloren habe u. die Religion auf Kosten der Kreativität gegangen sei. Vladimir Vetjukov schrieb, dass sich der Patriotismus in einer Reihe von Liedern in Intoleranz verwandle. Was die Verbidung des Satanischen des Heavy Metal nicht mit de, religiösen Glauben kombiniert werden könne, aber Konstantin Kinchev erklärte dazu: „Rockmusik kann weder etwas Dämonisches noch Göttliches sein. Dies ist nur ein Mittel, durch das eine bestimmte Person ihre Stimmungen u. Ansichten teilt. Wichtiger ist die Verantwortung des Einzelnen: Wohin führt dieses Instrument? Entweder zum Guten oder zum Bösen." Auch einige orthodoxe Geistliche waren unzufrieden mit dem Vorgehen des Leaders von "Alisa“. Vor allem stiess Kinchevs Kritik bei einem Treffen im Zentralen Haus der Journalisten 2011, wonach er über die Rede von Patriarch s. Kirill nach den Ereignissen auf dem Manezhnaja-Platz verärgert sei, weil er aussprach, was der Staat zu sagen hatte, u. nichts von sich selbst sagte, stiess etwa beim Chef der "Vereinigung orthodoxer Experten“ Kirill Frolov sauer auf. Der Musiker in der Gemeinde nicht genug gelernt habe u. dass er sich als Opfer orthodoxer Radikaler herausgestellt habe. Nach Kinchevs Teilnahme an einem vom Patriarchats-Zentrum für Jugendarbeit organisierten Abend von 2011 schrieb Diakon Vladimir Vasilik  einen Artikel, in dem er die Ansichten des Leaders von "Alisa" kritisierte. Der Autor des Artikels widersprach der Interpretation des Slogans "Orthodoxie oder Tod!", der als Slogan einiger orthodoxer Christen in Griechenland dient u. in Russland durch ein Moskauer Gericht als extremistisch eingestuft wurde. Ferner äusserte er seine Unzufriedenheit mit dem Tragen eines Rings in Form eines Schädels mit Helm sowie wegen der Sympathie für die Weisse Bewegung u. wegen Kinchevs Kritik an der Rede von Patriarch Kirill nach den besagten Ereignissen auf dem Manezhnaja-Platz. Der sowjet.-russ. Punk-Rock-Musker Chacha Ivanov sagte 2010, dass er, obwohl er Konstantin Kinchev in gewisser Weise nicht zustimmt, ihn dafür respektiere, dass er „den sogenannten ‚orthodoxen Faschismus‘ predigt“, zu einer Zeit, als er unpopulär war: „Es gibt keinen Zweifel an Kinchevs Aufrichtigkeit; nachdem er sich öffentlich zum Orthodoxen erklärt hatte, verlor er zunächst viele Bewunderer. Modern ausgedrückt können wir sagen, dass er „dem Trend voraus war“. Auch die Haltung des Bürgers Kinchev wurde oft von Journalisten kritisiert. Aber der Musiker selbst sagte, dass er Lieder über Themen schreibe, die seine Seele beunruhigten, u. es ihm egal sei, in welche Art von Hülle sie später eingewickelt würden. Auch gegenüber Homosexualität äusserte sich der Künstler immer wieder ablehnend. Er meinte, Vertreter dieser Orientierung sollten strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden.

Polit. Einstellung: Während der sowjet. Schaffenszeit waren die Beziehungen zwischen Konstantin Kinchev u. den Behörden ziemlich angespannt. Während des Putsches gegen s. Mikhail Gorbachjov vom Aug. 1991 beteiligte sich Kinchev an der Verteidigung des "Weissen Hauses" in Moskau. In der Zeit nach seiner orthodoxen Taufe 1992/93 änderten sich auch seine polit. Überzeugungen: Während er sich früher als Anarchist  bezeichnete, begann er später, monarchist. u. orthodoxe Ansichten anzuhängen. Im April 1993, 4 Tage vor dem Referendum über das Vertrauen in den russ. Präsidenten s. Boris Elcyn, traten Kinchev u. die Band "Alisa" auf dem Vasilevskij Spusk bei einem Kundgebungskonzert zur Unterstützung Elcyns auf. 1993 erhielt Kinchev aus den Händen des Präsidenten RF Boris Elcyn die Auszeichnung "Verteidiger des freien Russlands“. Ein Jahr später gab der Musiker den Preis offiziell zurück, um gegen die Ermordung des Journalisten Dmitrij Kholodov u. den Ausbruch des 1. Tschetschenienkriegs zu protestieren. 1996 nahm "Alisa“ an der Kampagne "Stimme ab oder verliere“ teil, die v.a. Jugendliche ermutigen sollte, für Elcyn statt für die KPRF oder LDPR zu stimmen, um einen Sieg dieser autoritären Führer u. ihrer Politik zu verhindern.
2005 sagte Kinchev, dass er die Idee einer künftigen 3. Amtszeit für s. Vladimir Putin unterstützen würde, da er seine Regierungszeit eher positiv als negativ sehe: „Putin hat das Land übernommen, als es am Abgrund stand u. kurz davor stand, in kleine Fürstentümer aufgeteilt zu werden. In den Jahren seiner Herrschaft gelang es ihm, dieses Land zu sammeln u. die Machtvertikale zu stärken“. So schien sich Kinchev zunehmend in die Propaganda des Putinstaats einspannen zu lassen. Im Juni 2007 nahm "Alisa" an einem Konzert auf dem Roten Platz teil, das dem "Tag Russlands" gewidmet war. Kinchev schlug auch vor, eine neue Dynastie zu gründen, indem man die Tochter des Präsidenten mit englischen Prinzen verheirate. In Bezug auf die Abwehr des Kommunismus unter Elcyn u. Putin sagte Kinchev in einem Interview von 2009, dass „jetzt, Gott sei Dank, keine Ideologie mehr existiert, die das Volk durch Angst unterwerfen könnte“. Aber bereits 2011, als er Fragen von der Kommersant-Website beantwortete, sagte Kinchev, dass „Putin in einem bestimmten Phase seiner Regierungszeit nützlich für das Land war, aber seine Zeit ist meiner Meinung nach vorbei“. Nach den Wahlen zur Staatsduma RF von 2011 sprach sich Kinchev scharf gegen die Fälschung ihrer Ergebnisse aus. Während der Aufführung des Lieds "Totalitärer Rap“ bei einem Konzert im Dez. in Saratov unterbrach der Bandleader das Lied u. begann einen Dialog mit dem Publikum. In Bezugnahme auf die gefälschten Dumawahlen fragte er, ob jemand von den Anwesenden die „Partei der Macht“ gewählt habe - nach der Beobachtung von Fontanka-Journalisten war „unter den Zuschauern die Zahl der Anhänger von "Einiges Russland“ minimal“. Dann sagte er: „Wollen wir von Betrügern regiert werden? Wollen wir, dass diese Wahlen nicht manipuliert, sondern wiederholt u. fair werden?“ u. fügte hinzu: „Heute kann nur die Strasse diese Fragen beantworten. Ihnen gehört der Kirov-Prospekt. Leider nur die Strasse. Damit wir nicht zu einer Taubstummengesellschaft werden, müssen wir Entscheidungen treffen. Die Zeit scheint gekommen zu sein." Im Feb. 2012 sagte Kinchev, dass er nicht zur Präsidentschaftswahl gehen werde, u. erklärte dies wie folgt: „Ich persönlich habe niemanden, den ich wählen könnte“.
Ukraine-Konfllkt: Während der Ereignisse von 2013-14 in der Ukraine unterstützte Kinchev die russ. Behörden u. die Annexion der Krym durch die RF u. sagte Konzerte in der Ukraine ab. Nach Beginn der russ. Kriegsaggression gegen die Ukraine im Feb. 2022 hat Kinchev diese Ereignisse nicht direkt bewertet u. im März erklärt, dass er sich nicht an „hurrapatriot. Aktionen“ beteiligen werde, solange die Verantwortlichen für „die zweijährige pandemische Absonderung meines Volkes“ nicht zur Rechenschaft gezogen worden sind.“ Im Mai sprach er konkreter über das Geschehen in der Ukraine, nannte Russen u. Ukrainer ein Volk u. forderte letztere auf, den Gehorsam gegenüber der „nachchristlichen Zivilisation“ zu verweigern u. veröffentlichte das Single-Video mit dem Lied "Если бы да кабы“, das er im April in Saba geschrieben hatte u. durch die Ereignisse in der Ukraine  inspiriert war. Im Album "Dudka" war es jedoch nicht enthalten. Im Oktober 2022 nannte Kinchev all diese Ereignisse „Schmerz“ für sich selbst, erklärte jedoch seine Unterstützung für die russ. Armee u. sagte, dass er für die „christliche Armee“ bete. Noch im gleichen Monat schloss sich Kinchev der Meinung s. Jurij Shevchuks, s. Boris Grebenshchikovs u. s. Andrej Makarevichs an, die den russ. Angriff auf die Ukraine verurteilten.)

KIRIENKO, Sergej Vladilenovich II III IV V VI VII  2010-19: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL  2020-: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX (eigtl. IZRAITEL väterlicherseits, russ. Putin-naher Politiker, Manager u. Beamter, z.Zt. 1. stv. Stabschef der Präsidialverwaltung des Kremls. Absolvent des "Gorkij-"Instituts für Wassertransportingenieure u. der Akademie für Volkswirtschaft bei der Regierung RF. Ehem. Mitglied der KPdSU.
Er begann seine Karriere als Vorarbeiter auf der Werft Krasnoe Sormovo, war Komsomol-Sekretär in Gorkij. Bei den ersten Alternativwahlen im März 1990 wurde er in den Regionalrat der Volksdeputierten von Gorkij gewählt. In den 1990er-Jahren arbeitete er in den Bereichen Unternehmertum, Finanzen u. Wirtschaft, als Generaldirektor eines Konzerns, Vorstandsvorsitzender einer Bank u. Präsident einer Ölgesellschaft. 1997 zog Kirienko nach Moskau, wo er im Kabinett Chernomyrdin 1. stv. Minister für Brennstoffe u. Energie RF wurde.
Regierungschef RF: Im März 1998 ernannte Präsident RF s. Boris Elcyn nach dem Rücktritt des Kabinetts Chernomyrdin Sergej Kirienko zum amtierenden PM. Elcyn habe einen  jungen, tatkräftigen u. entschlossenen Politiker bevorzugt, der „glatt, hart u. absolut konsequent" denken könne, wie es in seinen Memoiren heisst. Damit wurde Kirienko der jüngste Regierungschef in der Geschichte der RF. Ab April 1998 führte Kirienko also die Regierung RF an, wobei die 2. Staatsduma RF, in der die KPRF die stärkste Fraktion stellte, sich 2x weigerte, ihn als Regierungschef zu bestätigen u. erst beim 3. Mal in geheimer Wahl zustimmte. Im Juli 1998 ernannte MP Kirienko s. Vladimir Putin zum neuen Leiter des FSB. Wessen Marionette das farblose Bürschchen Kirienko genau war, ist unklar. An der Spitze der Regierung RF versuchte Kirienko, grossangelegte liberale Wirtschaftsreformen in Russland durchzusetzen. Die Umsetzung der Reformen wurde jedoch - ausser des starken Widerstands der Kommunisten in der Duma - durch einen starken Rückgang der Exportpreise für Öl - derzeit auf 9 USD pro Barrel - erschwert, was zu Instabilität auf den Finanzmärkten u. einem Anstieg der Kosten für den Schuldendienst der RF führte. Als Kirienko PM wurde, stand die Finanzpyramide der kurzfristigen Staatsanleihen, die unter Chernomyrdin ins Leben gerufen wurde, kurz vor dem Zusammenbruch. In einer Grundsatzrede vor der Staatsduma sagte Kirienko, dass „die russ. Wirtschaft durch die asiatische Finanzkrise einen schweren Schlag erlitten" habe. Infolge der Finanzkrise fielen die Weltölpreise auf das Niveau von 10 USD pro Barrel mit rückläufiger Tendenz. Das Gesamtvolumen des jährlichen Staatshaushalts Russlands betrug damals etwa 20 Mrd. USD, während die kumulierte Lohnschuld in der RF etwa 70 Mrd. USD u. die gesamte Auslandsverschuldung etwa 170 Mrd. USD betrug. Der neue PM stellte bereits in den ersten Arbeitstagen fest, dass die finanzielle Situation viel schlechter sei als erwartet. Die unvermeidlichen Verluste des Bundeshaushalts wurden auf 30 Mrd. USD beziffert. Die Haushaltsmittel des Bundes reichten nicht einmal aus, um die laufenden Verpflichtungen des Staates gegenüber den Staatsbediensteten zu erfüllen u. es gab überhaupt keine Mittel, um Auslandsschulden zu begleichen. Die wichtigste makroökonom. Idee, die in der Regierung Kirienko als Priorität diskutiert wurde, war die Abwertung des Rubels, um die Tilgung der Inlandsschulden zu erleichtern. Aber die Banken konnten keine ausreichenden Dollarmengen für die entwerteten Rubel kaufen, um ihre Auslandsschulden zu begleichen. Dies beschleunigte de Kapitalflucht aus Russland. Der IWF stellte der RF ein Stabilisierungsdarlehen von mehreren Mrd. USD zur Verfügung, dessen Wirkung jedoch nur von kurzer Dauer war. Kirienko schlug der Staatsduma ein Antikrisenprogramm vor, dessen Kern darin bestand, die Staatsausgaben drastisch zu reduzieren. Die Staatsduma lehnte das Programm jedoch ab. Elcyn wollte die KP-Fraktion in der Duma per Dekret verbieten lassen, aber Kirienko riet von dieser Massnahme ab. Da die Regierung keine Kosten sparen konnte, sank das Vertrauen in ihre Kreditwürdigkeit, mit fatalen Folgen: Westliche Investoren beeilten sich, russ. Wertpapiere loszuwerden, der Rubelkurs begann rapide zu fallen u. der IWF wollte die 2. Kredittranche nicht bereitstellen. Den Geschäftsbanken drohte aufgrund der Abwertung des Rubels u. der mangelnden Nachfrage russ. Währungspapiere der Bankrott, während der Privatsektor der Wirtschaft nicht in der Lage war, USD-Kredite zurückzuzahlen. Im Aug. kam der russ. Devisenmarkt praktisch zum Erliegen. Kirienko stand vor einem Dilemma: Entweder die letzten Reserven ausgeben, ungesicherte Rubel drucken oder den Rubel weiter abwerten u. die Zahlung von Schulden zumindest teilweise aussetzen. Unter diesen Umständen zog er es vor, die Geschäftsbanken über Wasser zu halten u. den Staatshaushalt vor dem unvermeidlichen Ruin zu bewahren. Zum 1. Mal in der Geschichte der RF erklärte der PM einen Zahlungsausfall u. verfügte ein Schuldenmoratorium, das sowohl die Staats- als auch die Privatverschuldung betraf. Kirienko gab später zu, dass er „eine schlechte Entscheidung getroffen habe, aber nur, um das Schlimmste zu vermeiden“. Der Zahlungsausfall führte zu einem Rückgang der Produktion u. der Einkommen der Bevölkerung, zum Verlust der Arbeit von Hunderttausenden von Arbeitnehmern, zu einer akuten Bankenkrise, zu einem Anstieg der Inflation um über 80% u. zu einem starken Rückgang des Rubelkurses. Eine gross angelegte Importsubstitution u. eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Produktion wurden andererseits jedoch zu einer positiven Folge der starken Abwertung des Rubels. Aber Kirienkos Ruf war weitgehend ruiniert. Mitte Aug. teilte Kirienko Elcyn mit, dass die Regierung die Verantwortung für das Geschehene übernehme u. zum Rücktritt bereit sei. Der Präsident hielt den Rücktritt von Kirienkos Kabinett aber für verfrüht u. beauftragte ihn, seine Arbeit fortzusetzen. Der Zahlungsausfall wurde öffentlich bekannt gegeben, der Rubelkurs brach von 6 auf 16 Rubel pro USD ein, nachdem die Zentralbank eine Abwertung des Rubels um 53% angekündigt hatte. In der Bevölkerung stellte sich Panik ein, die Menschen eilten in Massen in die Banken, um Einlagen abzuheben u. das Geld in harte Währung umzutauschen u. Barrubel zu kaufen. Aber die Banken konnten die Einlagen nicht an alle Kunden zurück u. Wechselstuben mussten wegen Geldmangels schliessen. In Unternehmen u. Organisationen begannen Massenentlassungen, da es keine Löhne zu zahlen gab. Wie Kirienko später zugab, hatten er u. seine Regierungskollegen bei der Entscheidung über die Insolvenz den psycholog. Effekt in der Bevölkerung nicht vorausgesehen. Am  21. Aug. 1998 verabschiedeten alle Fraktionen der Staatsduma RF einstimmig einen Misstrauensantrag gegen die Regierung u. forderten den Rücktritt Kirienkos. 2 Tage später kündigte der Präsident dessen Rücktritt an. Kirienko schlug den Chef des Föderationsrats RF, Egor Stroev, als Nachfolger vor, während Elcyn versuchte, Chernomyrdin auf den Posten des PM zurückzubringen, aber die Staatsduma lehnte seine Kandidatur zweimal ab. So wurde s. Evgenij Primakov mit der  Regierungsbildung beauftragt, während Kirienko auf Wunsch Elcyns 1. stv. PM werden sollte, was Kirienko aus Gründen seines mangelnden Vertrauens in die Koalitionsregierung u. des Fehlens eines kohärenten Wirtschaftsprogramms für Primakovs Kabinett ablehnte. Kirienkos 4-monatige Regierungszeit wurde im Volk lange mit der Krise u. den Umbrüchen des Jahres 1998 in Verbindung gebracht, was dem jungen Reformer den Spottnamen "Kinder-Überraschung“ in Anlehnung an entsprechende Konsumprodukte dieser Bezeichnung in Italien u. Deutschland eintrug.
Weitere Karriere: 1999 kandidierte Kirienko für das Bürgermeisteramt von Moskau, belegte bei den Wahlen mit 11,2% der Stimmen den 2. Platz u. verlor gegen den wiedergewählten s. Jurij Luzhkov. Im Dez. 1998 leitete er seine eigene allruss. öffentl. polit. Bewegung "Neue Kraft“, die offiziell vom Justizministerium RF registriert wurde u. später Teil der neuen polit. Organisation "Union der Rechten Kräfte“ wurde. Als Anführer der Liste der "Union der Rechten Kräfte" kandidierte er bei den Wahlen zur 3. Staatsduma RF - die Liste erhielt 8,52% u. belegte den 4. Platz mit 29 Sitzen. 1999-2000 war er Abgeordneter der Staatsduma RF, Vorsitzender der Fraktion "Union der Rechten Kräfte" u. Mitglied des Duma-Ausschusses für Gesetzgebung. Auf dem Gründungskongress der "Union der Rechten Kräfte" im Mai 2000 wurde er zum Co-Vorsitzenden gewählt - zusammen mit s. Anatolij Chubais, s. Egor Gajdar, s. Boris Nemcov u. s. Irina Khakamada. Im Zusammenhang mit seinem Übergang in den Staatsdienst - der Versetzung in die Präsidialverwaltung RF - setzte Kirienko jedoch bald seine Mitgliedschaft in der "Union der Rechten Kräfte" aus.
2000-5 war Kirienko bevollmächtigter Vertreter des Präsidenten RF im Föderationskreis Volga. Dort betrieb er die Integration der Volga-Republiken Baschkirien u. Tatarstan in die sog. Machtvertikale sowie die Harmonisierung der regionalen u. föderalen Gesetzgebung. Insbesondere wurde unter Kirienko ein Abkommen über die Abgrenzung der Befugnisse zwischen Tatarstan u. der Föderation unterzeichnet. Laut Meduza „schätzte Putin, wie Kirienko es in dieser Position schaffte, mit einflussreichen regionalen Baronen fertig zu werden“. In dieser Zeit wurde er zum Amtierenden Staatsrat RF, 1. Klasse, u. Vorsitzenden der Staatl. Kommission RF für chemische Abrüstung ernannt.
Rosatom: Im Nov. 2005 wurde Kirienko infolge einer Personalumbildung des Präsidenten RF vom Amt des Bevollmächtigten im Föderationskreis Volga entlassen u. zum Leiter der Föderalen Atomenergiebehörde Russlands "Rosatom" ernannt. Im Dez. 2007 wurde er als Generaldirektor von "Rosatom" wiederernannt u. arbeitete in dieser Position fast 11 Jahre lang. Danach wurde er Aufsichtsratsvorsitzender "Rosatom". Unter der Führung Kirienkos entwickelte "Rosatom" ein ehrgeiziges Programm für den Bau von Kernkraftwerken, basierend auf einer Prognose über die Gefahr eines akuten Strommangels in Russland aufgrund des starken Anstiegs des Konsums in Industrie u. Bevölkerung. Die Attraktivität der Kernenergie wurde auch durch das hohe Niveau der Erdgaspreise auf dem heimischen Markt verstärkt. Es war geplant, in 25 Jahren - bis 2030 - 40 neue Kernkraftwerke zu bauen u. den Anteil der Kernenergie an der gesamten Stromerzeugung in Russland auf 25% zu erhöhen. Anschliessend wurde das Programm für den Bau von Kernkraftwerken KKW in Russland auf Empfehlung des Energieministeriums RF aufgrund des Rückgangs der Industrieproduktion vor dem Hintergrund der globalen Finanzkrise 2008 angepasst. Bis 2010 wurde ein neues staatl. Programm für die Entwicklung der Nuklearindustrie genehmigt. In diesem Jahr belegte Sergej Kirienko in der Rangliste der Top-Führungskräfte der Zeitung Kommersant den 5. Platz im Bereich der Energiewirtschaft.
Kritik: Laut s. Vladimir Milov, Direktor des "Instituts für Energiepolitik", wurden Hunderte Mrd. Rubel ineffizient in "Rosatom" ausgegeben. Vor allem aus Sicherheitsgründen wurde die unter Kirienko praktizierte „aggressive Politik der Ausweitung des Betriebs sehr alter Kraftwerke“ kritisiert. Die schlechte Bauqualität führte 2011 zum Einsturz der Verstärkung des Reaktorsicherheitsbehälters im KKW Leningrad-2. Nach dem Unfall in Japan im KKW Fukushima-1 2011 nahm die Attraktivität der Kernenergie weltweit ab. Die in russ. KKW-en gewonnene Energie war mit hohen Kosten verbunden. Die tatsächlichen Kosten für den Bau eines KKW in Russland unter Kirienko betrugen etwa 3800 USD pro Kilowatt - doppelt so viel wie der Bau eines KKW in China u. fast 5x mehr als der Bau von Gaskraftwerken in Russland. All diese Umstände seien von Kirienko bei der Rechtfertigung von Bundesinvestitionen nicht angemessen berücksichtigt worden.
Während der Jahre von Kirienkos Arbeit wurde unter Beteiligung russ. Nuklearwissenschaftler der Bau abgeschlossen u. das KKW in Buschehr, einem erdbebengefährdeten Gebiet im Iran, in Betrieb genommen. Ausserdem wurden unter Beteiligung von "Rosatom" 3 Reaktoren in China u. 2 in Indien  in Betrieb genommen. Der Bau von weiteren 30 Kraftwerken russ. Typs in verschiedenen Ländern der Welt ging weiter. Der Gesamtwert des Portfolios internationaler Verträge von "Rosatom", das unter Kirienko gebildet wurde, beträgt bis 2025 über 100 Mrd. USD. Ende 2020 umfasste das Auftragsbuch von "Rosatom" für die kommenden 10 Jahre Auftträge bis über 130 Mrd. USD. Bis 2016, als Kirienko den Posten des Generaldirektors von "Rosatom" verliess u. das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden übernahm, wurden 3 Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 3,1 GW in Betrieb genommen, darunter 2 Kraftwerke in Rostov u. eines in Kalinin. Weitere Blöcke wurden in Belojarsk u. Novovoronezh bereitgestellt u. 4 weitere mit einer Gesamtkapazität von 4,6 GW befanden sich im Bau. Der Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung in Russland stieg 2015 auf 17% - gegenüber 15% zu Beginn von Kirienkos Amtsantritt 2005 -, während 2005-17 die Stromerzeugung in russ. KKW-en um 37% anstieg; bis 2020 betrug das Wachstum sogar über 44%. 2020 wurde der Rekord der UdSSR für die Stromerzeugung in KKW mit 215 Mrd. kWh gebrochen, der Anteil der KKW an der Energiebilanz des Landes beträgt etwa 20,28%. Seit 2021 sind in Russland 38 Blöcke mit einer installierten Gesamtleistung von ca. 30,3 GW in 11 in Betrieb befindlichen KKW in Betrieb. Das Auslandsgeschäftsportfolio von "Rosatom" umfasst 36 KKW in 12 Ländern, von denen 25 KKW in 9 Ländern aktiv implementiert werden. Bei der Bewertung der Ergebnisse der Tätigkeit Kirienkos wies der Direktor des "Instituts für Energiepolitik", Vladimir Milov, darauf hin, dass die Inbetriebnahme neuer Kapazitäten nicht ausreiche, um den Anteil der Kernenergie an der Energiebilanz Russlands in Zukunft aufrechtzuerhalten; gleichzeitig kritisierte er den Betrieb u. die Qualität alter Kraftwerke sowie die Kosten neuer Anlagen u. insgesamt die hohen Kosten der Kernenergie. Hingegen bewertete der Akademiker Leonid Bolshov, Direktor des "Instituts für Probleme der sicheren Entwicklung der Kernenergie", Kirienkos Aktivitäten an der Spitze von "Rosatom" als erfolgreich im Vergleich zur vorangegangenen Periode der Entwicklung der Industrie. Während der 11-jährigen Periode habe sich unter Kirienko in Russlands KKW-en kein einziger Unfall mit einer Punktzahl von 2 oder mehr Punkten auf der internationalen 7-Punkte-Skala von INES ereignet.
2015 gab Kirienko ein Interview anlässlich des Abschieds s. Boris Nemcovs nach dessen Ermordung.
In der Präsidialverwaltung RF: Nach dem Wechsel s. Vjacheslav Volodins in die Staatsduma RF im Herbst 2016, wo er Vorsitzender/Sprecher der 7. Duma wurde, wurde Kirienko aufgrund der entstandenen Stellenvakanz Anfang Okt. auf den Posten des 1. stv. Leiters der seit Aug. dieses Jahres von s. Anton Vajno geleiteten Präsidialverwaltung RF berufen. In dieser Stellung war er der Abteilung für Innenpolitik u. der Abteilung für öffentl. Projekte unterstellt u. hatte es mit einer Reihe von Treffen mit polit. Technologen u. führenden Persönlichkeiten der Expertengemeinschaft u. mit der Interaktion mit polit. Parteien, öffentl. Organisationen u. Jugendpolitik zu tun. Überhaupt sollte er sich mit Innenpolitik befassen, während die Sphäre der Aussenpolitk Putin zu überlassen war. Im Hinblick auf die bevorstehende Präsidentschaftswahl in Russland 2018 - Kirienko sollte Putins Wahlkampfzentrale leiten - sei Kirienko vor einem Dilemma gestanden, wie er vor dem Hintergrund der Existenz der histor. Rivalen Putins - Zjuganov u. Zhirinovskij, aber auch Mironov u. Javlinskij - den Ausgang der Wahlen mit einem bestimmten Ergebnis - 70% - garantieren kann u. gleichzeitig für den Anschein des polit. Wettbewerbs zu sorgen. Kirienko hatte Online-Veröffentlichungen u. soziale Netzwerke zu überwachen. 2015 wurde auf Initiative Kirienkos u. der Präsidialverwaltung das "Institut für die Entwicklung des Internets" IRI gegründet. Das Institut befasste sich mit Fragen einer barrierefreien digitalen Umgebung, entwickelte einen Ethikkodex für die Nutzung von Daten u. fungierte als Veranstalter eines Wettbewerbs zur Unterstützung der Produktion u. Platzierung von Inhalten im Internet, der auf die Stärkung der bürgerlichen Identität u. spirituellen u. moralischen Werte bei jungen Menschen abzielte. Im Nov. 2016 beteiligte sich Kirienko an der Diskussion über das wachsende Problem der Zensur u. der Moralisierung der Freiheit der Kreativität in Russland, nachdem er mit dem Kulturminister RF s. Vladimir Medinskij die künstlerischen Leiter der grössten Theater in Moskau u. SPB zusammengebracht hatte. Im Jan. 2017 leitete Kirienko das Organisationskomitee des XIX. Weltfestivals der Jugend u. Studenten, das im Okt. 2017 in Sotschi stattfand u. Gäste aus 150 Ländern beherbergte. Anlässlich dieses Weltfestivals wurde die Online-Plattform "Russland - das Land der Möglichkeiten" gestartet, die auf Initiative Kirienkos erstellt wurde. Als ihre Hauptziele wurden die „Steigerung der sozialen Mobilität u. die Gewährleistung der persönl. u. berufl. Selbstverwirklichung der Bürger“ erklärt. Kirienko war Mitglied des Aufsichtsrats der von Putin per Dekret geschaffenen "Autonomen Nichtkommerziellen Organisation ANO "Russland ist ein Land der Möglichkeiten".
Quasi geheimer Presse-Pool: Im Feb. 2017 wurde die Presse auf Kirienkos Praxis aufmerksam, bei unangekündigten Briefings im Kreml vor einem Pool vertrauenswürdiger Medien u. unter der Bedingung der Anonymität zu sprechen. Der Pool vertrauenswürdiger Medien umfasste 10 Medien, nämlich den Fernsehsender "Dozhd", die Zeitungen Vedomosti, Kommersant, Rosbusinessconsulting, Moskovskij komsomolec, Izvestija, Komsomolskaja pravda, die Online-Zeitung Gazeta.ru sowie die Nachrichtenagenturen  "RIA Novosti" u. TASS. Berichte aus den quasi geheimen Briefings mit Kirienko hatten sich auf „eine Quelle im Kreml“, „eine Quelle in der Nähe der Präsidialverwaltung Russlands“, „einen hochrangigen Bundesbeamten“ u. ähnl. zu beziehen. Die Technologie zur Verbreitung von Informationen aus Kirienkos vertraulichen Briefings beinhaltete Verbote, über das Briefing zu berichten, Angaben über die genaue Informationsquelle zu machen, u. forderte Journalisten auf, ihre Notizen nur in dosierten Portionen zu veröffentlichen, um keinen Verdacht in der Gesellschaft zu schöpfen. Dieser Plan wurde von allen genannten Medienorganen zur Ausführung angenommen u. entsprechend umgesetzt.
Rekrutierung neuer Führungskräfte: Eine der wichtigsten Neuerungen des Teams von Kirienko als Kurator für Innenpolitik des Kremls war die Einführung der Praxis der Vorbereitung auf Führungspositionen, einschliesslich zukünftiger Gouverneure. Innerhalb von nur 3 Jahren /2017-19/ wurden unter Kirienko 41 Gebietschefs u. Gouverneure ersetzt - fast die Hälfte des gesamten Gouverneurskorps. Im Okt. 2017 wurde auf Initiative Kirienkos der allruss. Managerwettbewerb "Führungskräfte Russlands“ ins Leben gerufen, der darauf abzielte, „nach einer neuen Generation vielversprechender Führungskräfte zu suchen u. ihre berufl. Entwicklung weiter zu unterstützen“. Für den 1. Wettbewerb wurden 199 Tsd. Bewerbungen eingereicht, wobei 103 Personen Gewinner wurden u. am Programm zur Schulung u. Umschulung der höchsten Personalreserve teilnahmen; 2 Gewinner von 2018 wurden Leiter von russ. Subjekten u. 3 wurden stv. Minister RF - wohl alles Putin-loyale Leute. Für die 2. u. 3. Ausgabe des Wettbewerbs wurden über 220 Tsd. Bewerbungen eingereicht.
2018 war Kirienko für die Vorbereitung u. Durchführung der Präsidentschaftswahl dieses Jahres verantwortlich, an der eine Rekordzahl von Wählern teilnahm u. die Putin mit 76,7% der Stimmen gewann. Ausserdem beaufsichtigte Kirienko die Arbeit an der Entwicklung von Änderungen der Verfassung RF u. die gesamtruss. Abstimmung darüber, die 2020 stattfand. 2018 erhielt er den Titel "Held der RF" u. Ende 2020 wurde er Mitglied des Staatsrats RF.
Einkommen: 2016 beliefen sich die Einnahmen Kirienkos auf 85,5 Mln. Rubel - das waren die höchsten in der Präsidialverwaltung RF.
Persönlichkeit, Stil u. Verhältnis Kirienkos zu Putin: Verschiedene Experten wiesen auf Kirienkos korrekten u. höflichen Umgang sowohl im Verhältnis zu Unterstützern als auch zu polit.Gegnern u. Beamten unterschiedlicher Ränge, auch in Konfliktsituationen, hin. Obwohl Kirienko Vladimir Putin seit den 1990er Jahren lange u. gut kenne, stand er 1998 für eine gewisse Zeit in der staatl. Hierarchie als PM über ihm. Nicht zu vergessen sei, dass Kirienko es war, der 1998 als PM Putin als neuen Leiter des FSB RF einführte. Er kommuniziere mit ihm in einem informellen Rahmen immer noch per „Sie“. Es habe noch nie hitzige Momente zwischen Putin u. Kirienko gegeben, sagte Mikhail Vinogradov, Leiter der Petersburger Politikstiftung. Als Putin ab 1999 an der Spitze der russ. Regierung stand, habe Kirienko sich ihm sofort als disziplinierter Beamter untergeordnet. Kirienko u. Putin verbindeten auch das gemeinsame Interesse an den Kampfsportarten des Ostens. 2005 wurde Kirienko Vorsitzender des Nationalen Aikido-Rates Russlands bzw. Präsident der Aikido-Föderation "Aikikai Russlands“. Ferner ist er Co-Vorsitzender der "Russ. Union der Kampfkünste". All diese Umstände hingen mit der erfolgreichen Fortsetzung von Kirienkos Karriere nach seinem Rücktritt vom Posten des Chefs von "Rosatom" zusammen, als er als 1. stv. Leiter der Kremlverwaltung damit beauftragt wurde, den Präsidentschaftswahlkampf 2018 zu organisieren. Ein charakterist. Merkmal von Kirienkos Personalstil bei der Übernahme einer neuen Stelle sei auch die Einbeziehung von Kollegen, mit denen er in den vorherigen Stellen zusammengearbeitet hatte.
In einem Video von "Krasnee Radio" wurde das Thema aufgegriffen, wieso Kirienko den Titel "Held Russlands" erhielt. Im Gegensatz zu Nemcov u. Khakamada sei Kirienko mit der von Putin kontrollierten Energiebranche verbunden gewesen. Formell sei er zwar mit diesem Titel wohl ausgezeichnet worden, weil er Putin bei der Präsidentschaftswahkampagne 2018 nützlich gewesen sei. Wikipedia schreibt hingegen, dass Kirijenko den Titel Held RF vermutlich im Zusammenhang mit der Entwicklung der Wunderwaffe "Burevestnik" erhalte habe.
Mit seiner ganzen "netten" Art u. seinen Auftritte wurde der hochrangige russ. Technokrat selbst zum integralen Bestandteil der höchst zynischen Propaganda des kriminellen Putin-Regimes, dem er sich 100% bedingungslos unterwarf.
Westl. Sanktionen u. Ukraine: Im Okt. 2020 verhängten die EU u. GB Sanktionen gegen eine Reihe hochrangiger russ. Beamter, darunter Sergej Kirienko, u. brachten sie mit der Vergiftung des Oppositionspolitikers s. Aleksej Navalnyj mit chemischen Waffen in Verbindung. Die EU begründete ihre Sanktionen gegen Kirienko wie folgt: „... die Vergiftung Aleksej Navalnyjs war nur mit Zustimmung der Präsidialverwaltung möglich. Aufgrund seiner Führungsrolle in der Verwaltung ist Sergej Kirienko verantwortlich für die Anstiftung u. Unterstützung von Personen, die die Vergiftung Aleksej Navalnyjs mit dem Nervenkampfstoff "Nowitschok" durchgeführt haben oder daran beteiligt waren, was nach der Chemiewaffenkonvention eine Anwendung chemischer Waffen ist.“ Die Sanktionen umfassen ein Verbot der Einreise in die EU u. von Finanztransaktionen sowie das Einfrieren möglicher Vermögenswerte. Im März 2021 verhängten die USA Sanktionen gegen Kirienko. Im Feb. 2022 verhängte US-Präsident s. Joe Biden Sanktionen gegen Kirienko u. seinen Sohn Vladimir wegen ihrer Verbindungen zur russ. Regierung. Im März 2022 verhängte Japan im Zusammenhang mit der russ. Kriegsaggression gegen die Ukraine im Feb. 2022  Sanktionen gegen Kirienko.
Im April 2022 berichtete RBC, dass Kirienko zusätzlich zur Überwachung der Innenpolitik vom Kreml die Befugnis erhalten habe, sich um die Beziehungen zu den sog. "Volksrepubliken" von Doneck u. Lugansk, DVR u. LVR, in der Ostukraine zu kümmern. Damit erhielt Kirienko, in Russland auch als "Wunderkind" u. "grauer General" verspottet, eine neue, höchst fragwürdige Bestimmung, die wegen in der Ukraine verübten russ Kriegsverbrechen unter schlechtem Zeichen stand. Wie Meduza berichtete, hätten zwei der Putin-Regierung nahestehende Quellen gesagt, dass diese Ernennung das Ergebnis eines persönl. Treffens zwischen Kirienko u. Putin gewesen sei, bei dem Kirienko seine Vision für die „spezielle Militäroperation“, d.h. für die umfassende Invasion des Kremls in der Ukraine, vorstellte, u. Ideen aufwarf, wie die russ. Behörden mit den neu besetzten Gebieten umgehen sollten: „Ihre Bewohner müssen sehen, dass Russland nicht vorübergehend gekommen ist, sondern dort bleiben wird.“ Dabei habe Kirienko laut einer Meduza-Quelle genau das gesagt, was Putin hören wollte, dass alles, was in der Ukraine getan wird, richtig sei. Wie Meduza berichtete, seien Kirienkos Untergebene damit beauftragt wurden, ein „Nachkriegsimage“ für Russland zu entwickeln. Eine Idee dabei sei, Russland als „Kontinent der Freiheit“ für Rechtskonservative zu präsentieren, um den Geist des „alten Europa“ zu bewahren. Kirienko sei nicht abgeneigt, diesen „Kontinent“ selbst zu führen. Im Mai 2022 wurde berichtet, dass Kirienko, 1. stv. Leiter der Präsidialverwaltung RF, Vertreter Putins u. zuständig für die Innenpolitik RF, in Doneck ein "Humanitäres Zentrum" eröffnet habe u. die von Russland besetzte u. zerstörte Stadt Mariupol, die zur DVR gehört, besucht habe. Dort habe er auf dem Lenin-Komsomol-Platz eine Statue mit sowjet. Flagge enthüllt, die die Unterstützung der russ. Invasion in der Ukraine symbolisieren soll, u. eine Rede gehalten. "Interfax" schrieb, Kirienkos Reise nach Mariupol habe dem Zweck gedient, die „zivile Infrastruktur wiederherzustellen u. der betroffenen Bevölkerung Hilfe zu leisten". Das Oberhaupt der DVR, s. Denis Pushilin, habe bestätigt, dass Kirienko u. der Sekretär des Generalrats der Partei "Einiges Russland", s. Andrej Turchak, den Donbass besucht hätten. Sie seien in Mariupol u. der Umgebung von "Azovstal" gewesen. Turchak postete in seinem "Telegram"-Kanal ein Video von Kirienkos Rede auf dem Lenin-Komsomol-Platz in Mariupol. Er habe der Bevölkerung ausgerichtet, dass es in diesem Jahr weder in Doneck noch in Lugansk eine Siegesparade geben werde. Die Zeit, in der dies wieder möglich sein werde, werde aber „bald" kommen. Danach wurde berichtet, dass Kirienko während einer Reise nach Cherson am 7. Juni mit den Behörden u. s. Vladimir Saldo, dem Leiter der von Russland etablierten militär.-zivilen Verwaltung des Gebiets Cherson, die Lage des Gebiets besprochen habe. Kirienko habe Ausgabestellen für russ. Pässe, eine kürzlich eröffnete Filiale der russ. "PSB"-Bank u. das "Zentrum für humanitäre Hilfe" besucht. Dabei sei entschieden worden, dass es notwendig sei, die Anzahl der Stellen für die Ausstellung russ. Pässe u. den Verkauf von SIM-Karten russ. Mobilfunkbetreiber zu erhöhen. Dies habe Kirill Stremousov, der Stv. Saldos, auf "Telegram" bekanntgegeben. Die Besatzungsbehörden von Cherson hätten ihren Wunsch erklärt, Teil der RF zu werden. Noch am selben Tag reiste Kirienko auch in die besetzte Stadt Melitopol. Der ukrain. Bürgermeister von Cherson, Ihor Kolykhaev, bestätigte, dass die russ. Besatzer bei einem Treffen mit etwa 70 russ. Sympathisanten darüber gesprochen hätten, ein Referendum mit dem Zweck durchzuführen, die besetzten Gebiete in die RF zu integrieren /II/.  In Cherson hätten die russ. Besatzer damit begonnen, die ukrain. Schulen auf ihren Lehrplan umzustellen, auf dem Markt russ. SIM-Karten anzubieten u. russ. Pässe zu verteilen. Wie Meduza berichtete, hätten die Behörden der besetzten Gebiete im Donbass nach Kirienkos Besuch damit begonnnen, ein Referendum über den Beitritt, sprich eine Annexion der besetzten Gebiete durch Russland vorzubereiten. Nach den kurzfristig angeordneten Scheinreferenden über einen Beitritt zur RF von Ende Sept. 2022 erfolgte wenige Tage später die formelle Annexion der besetzten Gebiete, d.h. von 4 Oblasten durch Russland. Nach dem Start einer Gegenoffensive der ukrain. Armee im Sept. 2022 wurde die Stadt Cherson im Nov. nach dem hastigen u. unerwarteten Abzug der russ. Truppen u. Besatzer von den Ukrainern wieder befreit. Im Okt. besuchte Kirienko Mariupol erneut., wo er eine renovierte Schule besichtigte.
Im Juli 2022 behandelte s. Mikhail Khodorkovskij in seinem Blog die Frage, ob Kirienko Nachfolger Putins sein könnte. Im Okt. soll Kirienko während einer Rede auf einem Allruss. Forum von Staatsbeamten gesagt haben, dass Russland den Sieg erringen würde, wenn der Krieg ein „Volkskrieg" würde. Seiner Meinung nach befinde sich Russland „nicht im Krieg mit der Ukraine“, sondern die NATO-Staaten führten einen „unverdeckten Krieg“ gegen Russland, um „Russland als unabhängigen souveränen Staat zu liquidieren“. Im Dez. 2022 traf sich Kirienko mit Tschetschenführer s. Ramzan Kadyrov u. Kämpfern der "Union der Kampfkünste" in Gudermes, wo sich ein spezielles Trainingszentrum befindet, in dem sich Teilnehmer der "militär. Spezialoperation" in der Ukraine im Kampftraining unterziehen.
Familie:
Sergej Kirienkos Sohn Vladimir Kirienko war 2008-11 Vorsitzender des Verwaltungsrats der "Nizhegorodpromstrojbank", 2011-16 Vorsitzender des Verwaltungsrats der Nizhnij Novgoroder GmbH "Capital". Ende Sept. 2016 wurde er zum Obervizepräsident von "Rostelecom" ernannt. Ausserdem fungierte er als Mitbegründer von "Titanium Investments", das in Venture-Projekte investiert. Laut dem "Pandora"-Archiv war er Eigentümer einer Offshore-Firma, über die er in ausländ. Start-ups investierte.)

KIRIKOV, Andrej Vladislavovich (russ. Anwalt u. Unternehmer. Absolvent der Jurist. Fakultät der Staatsuniversität Kemerovo. Dissertation am Griboedov-Institut für internationales Recht u. Wirtschaft zum Thema "Probleme der rechtlichen Unterstützung bei der Kriminalprävention“ zur Erlangung des Grads eines Kandidaten der Rechtswissenschaften. In dieser Dissertation wurde zum ersten Mal in der russ. Rechtswissenschaft das Konzept der rechtl. Unterstützung der Kriminalprävention als eine wichtige Kategorie der Kriminologie formuliert u. theoretisch entwickelt, wobei Kirikov auf die Notwendigkeit hinwies, ein grundlegendes Bundesgesetz zur Kriminalprävention zu verabschieden. Ehem. Rechtsberater bei der "Kuzbassprombank u. des Vizegouverneurs des Gebiets Kemerovo für Bauwesen, ehem. Direktor für Recht u. allgemeine Angelegenheiten des Kuznecker Metallurgischen Kombinats. 2004 war Kirikov einer der 3 Gründer, Miteigentümer u. Vorstandsmitglied der Holdinggesellschaft "Sibirischer Zement“, deren Haupttätigkeit in der Produktion u. dem Verkauf von Zement auf dem Gebiet des Sibirischen Föderationskreises besteht. Dort war Kirikov bis 2008 angestellt. 2008 schätzte das Magazin Finance Kirikovs Vermögen auf 70 Mln. USD u. platzierte ihn auf Rang 320 der Liste der russ. Millionäre. Nach seiner Entlassung aus dem Zementunternehmen verkaufte Kirikov zusammen mit seinem Miteigentümer Andrej Muravjov seinen 12%-en Anteil an dem Unternehmen. Die neue Geschäftsleitung reichte gegen Kirikov eine Klage in Höhe von über 70 Mln. Rubel mit der Behauptung ein, Kirikov habe das 2007 aufgenommene Unternehmensdarlehen nicht zurückgezahlt. Die Klage wurde im Jan. 2013 vom Moskauer Stadtgericht abgelehnt. Kirikov reichte eine Klage gegen die Firma "Sibirischer Zement" zum Schutz der Ehre, Würde u. des Rufs ein, wobei das Schiedsgericht des Gebiets Kemerovo die Klage abwies. Seit 2010 ist Andrej Kirikov Mitglied des Vorstands der Verwaltungsgesellschaft "Mercury Capital Trust", die ihren Kunden Investitionsdienstleistungen anbietet.)

KIRILENKO, Artur Vladimirovich (russ. Top-Baunternehmer. Studium am Industrietechnikum „Gorlovskij-Technikum" der Nationalen Universität Doneck, Ukraine, Fachrichtung Bergbau, u. an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften u. Bauunternehmensverwaltung der Staatsuniversität für Architektur- u. Bauwesen St. Petersburg. Dissertation zum Thema "Wettbewerbsfähigkeit eines Bauunternehmens“ zur Erlangung des Grads eines Kandidaten der Wirtschaftswissenschaften. Kirilenkos Name ist v.a. mit den St. Petersburger Unternehmen "Strojmontazh Corp." u. der Gruppe "Hermitage" verbunden. 1994 gründete er zusammen mit s. Sergej Polonskij das Bauunternehmen "Strojmontazh Corp." in St. Petersburg, dessen Eigentümer u. Leiter Kirilenko 1994-2010 war u. das sich zu einer der grössten Baufirmen dort entwickelte. 2000 eröffnete "Strojmontazh Corp." eine Niederlassung in Moskau, die von Polonskij geführt wurde, während die Leitung des Unternehmens in SPB bei Kirilenko blieb. 2002 teilten Polonskij u. Kirilenko das Geschäft auf, u. 2004 gründete Polonskij auf der Grundlage der Moskauer Niederlassung ein eigenes Unternehmen u. verliess "Strojmontazh". Nach der Geschäftsteilung wurde Kirilenko alleiniger Eigentümer von "Strojmontazh". Bis 2008 nahmen die Projekte von "Strojmontazh" mind. 10% des SPB-er Baumarkts im Wohnungssektor ein. Seit seiner Gründung baute das Unternehmen über 800 Tsd. m² Wohnraum u. 60 Tsd. m² Gewerbeimmobilien. 2008 nahm das Unternehmen 286 Tsd. m² Wohnfläche in Betrieb, wobei der Umsatz des Unternehmens sich auf über 5,5 Mrd. Rubel belief. Unter der Leitung Kirilenkos setzte "Strojmontazh" eine Reihe grandioser Bauprojekte um, die mit Auszeichnungen u. Diplomen ausgezeichnet wurden, so das Geschäftszentrum "Petrovskij Fort“ /2003/, den Apartmentkomplex "Fünftes Element“ /2003/, den Elitekomplex "Mont Blanc“ /2008/ u. die Wohnanlagen "Sosnovka“ /2004/, "Zvjozdnyj“ /2004-5/ u. "Lazurnyj“ /2007/. 2008 schätzte die Zeitschrift Finance Kirilenkos Privatvermögen auf 1,1 Mrd. USD u. wies ihn damit auf Platz 91 in der Rangliste der 100 reichsten Menschen Russlands u. der 10 reichsten Geschäftsleute in SPB.
Mit der "Stroimontage de Paris", die später in "Hermitage Gruppe" umbenannt wurde, gründete die "Strojmontazh Corp." 2003 eine Tochtergesellschaft in Frankreich. Die Filiale wurde von Emin Iskenderov geleitet. 2006 begann "Hermitage" mit dem Bau ihres ersten Projekts "Les Allées de l’Hermitage", das 2008 erfolgreich abgeschlossen u. als bestes Bauprojekt in der Region Île-de-France ausgezeichnet wurde. Auf dem französ. Markt wurden von "Hermitage“ verschiedene Bauprojekte mit etwa 1500 Wohnungen verwirklicht. 2007 begannen die Arbeiten am multifunktionalen Baukomplex "Hermitage Plaza" /II/ in Courbevoie, das 2 86-stöckige Türme mit einer Höhe von 320 m umfasst u. bis 2024 das höchste Gebäude Europas werden soll.
2008-10 litt das Unternehmen "Strojmontazh" erheblich unter der damaligen Wirtschaftskrise u. einem Unternehmenskonflikt mit einem seiner Gläubiger, der "Baltischen Bank". Die Bank leitete eine Reihe von Strafverfahren gegen "Strojmontazh" u. Kirilenko ein, die aber schliesslich mangels Tatbestandsmerkmalen eingestellt wurden. 2009 reichte "Strojmontazh" einen Insolvenzantrag beim Schiedsgericht von SPB u. des Leningrader Gebiets ein. Kirilenko nannte es eine „erzwungene Massnahme“, die notwendig sei, um private Investoren, v.a. Aktionäre, vor unfreundlichen Handlungen der "Baltischen Bank" zu schützen. 2010 wurde das Insolvenzverfahren gegen "Strojmontazh" eingeleitet, die Firma für bankrott erklärt u. Kirilenko schied aus dem Präsidentenamt aus. Die Liquidierung von "Strojmontazh" wurde 2015 abgeschlossen /ausführlicher dazu s. auf den entsprechenden Webseiten v. Wikipedia/. Seit 2010 verwaltet Kirilenko Immobilien- u. Finanzierungsprojekte in Russland u. Europa.)

KIRILL I. / westl. KYRILL I. II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV / 1989 / 2008a  2008b /  2009-15: Inthronisierung  2009/1 2  II III IV V VI VIb VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XVIIIb XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXVIIIb XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII LIII LIV LV  2016-21: II III IV IVb  V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVb XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXa XXXb (mit Putin) XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX  2022-: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII
Gottesdienste in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau mit Kirill  an Ostern: 2023 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12/1 12/2 11  10/1 10/2 09  Gottesdienste in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau mit Kirill an   Weihnachten: 2024 II III IV V  23 / II  22 / II  21 / II  20 / II  19 / II  18 / II  17 / II  16 / II III  15 / II  14 / II 13  12 / II  11 10 / II
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(eigtl. GUNDJAEV, Vladimir Mikhajlovich, Bischof der Russ.-Orthodoxen Kirche ROK, seit 1. Feb. 2009 Patriarch von Moskau u. ganz Russland. Es wird angenommen, dass Gundjaevs-Kirills Vorfahren aus dem Gebiet des heutigen Mordwinien stammen /II/. Der Nachname Gundjaev wurde vom Spitznamen "Gundjaj" hergeleitet, basierend auf dem Tambover-Voronezher Dialektwort "gundjavit" - "durch die Nase, nasal sprechen“. Max Vasmer hielt die Wurzel für lautmalerisch u. verglich sie mit dem dialektalen "grummeln, summen“, wobei es noch andere etymolog. Erklärungsversuche gibt. Kirills Vorväter waren in der Sowjetzeit schweren Repressionen ausgesetzt: Sein Grossvater, ein Priester, lebte fast 30 Jahre im Gefängnis u. war einer der ersten Insassen des Sonderlagers Solovki. Sein Vater, ein Ingenieur, der Priester wurde, wurde wegen kirchlicher Tätigkeit verhaftet u. zu 3 Jahren Arbeitslager u. Verbannung in Kolyma verurteilt. Vom Schicksal seines Vaters u. Grossvaters erzählte Kirill ausführlich in einem 2001 mit Igumen s. Ilarion /Alfeev/ geführten Interview. Die Mutter war Deutschlehrerin. Gundjaev verbrachte seine Kindheit in ärmlichen Verhältnissen in einer kleinen Wohnung auf der Vasilij-Insel in Leningrad.
Ausbildung u. Priestertum in der Sowjetzeit: Gundjaev habe immer Priester werden wollen, wie er im Interview mit Ilarion erzählte. Dennoch wollte er zunächst Physik studieren, aber der Leningrader Metropolit Nikodim /Rotov/ meinte, dass er ins Leningrader Theolog. Seminar eintreten sollte, was er 1965 tat. Bei seinem Studium sei er von Nikodim dazu gedrängt worden, das Studium baldmöglichst abzuschliessen, sodass er nur ausgewählte Vorlesungen besuchen konnte u. das Studium im abgekürzten Schnellverfahren absolvierte. 1969 wurde Kirill von Nikodimn zum Priester geweiht u. erhielt als Mönch den Namen Kirill. In demselben Jahr wurde er von ihm zum Hierodiakon u. zum Priestermönch befördert. 1970 schloss er sein Studium der Theologie an der Leningrader Theolog. Akademie mit einer Dissertation zum Thema "Die Bildung u. Entwicklung der Kirchenhierarchie u. die Lehre der orthodoxen Kirche über ihren gnädigen Charakter“ ab u. wurde zum Dozenten für dogmat. Theologie u. stv. Inspektor ernannt. Ab Aug. 1970 stand Kirill unter dem Gehorsam des persönl. Sekretärs des Metropoliten von Leningrad u. Novgorod Nikodim zur Verfügung. Im Sept. 1971 wurde er in den Rang eines Archimandriten erhoben. Nach dem Abschluss der Geistl. Akademie wollte Nikodim den 24. Jährigen eigentlich für eine wissenschaftl. Spezialisierung nach Oxford schicken. Aber 1971 wurde Kirill als Vertreter des Moskauer Patriarchats MP beim Ökumen. Rat der Kirchen, dem sog. Weltkirchenrat, in Genf, Schweiz, bestellt, wozu auch seine Mitarbeit in der Christlichen Friedenskonferenz gehörte. Schon in den 1960er Jahren konnte Gundjaev aus der UdSSR ausreisen u. an Kongressen im /westl./ Ausland teilnehmen. In Genf betreute er auch die russ.-orthod. Gemeinde. In dieser Zeit wurde er als Agent des KGB angeworben, s. unten. Laut Medienberichten, zitiert vom Spiegel, sollte Kirill damals die Genfer Institution dazu bewegen, die USA u. ihre Verbündeten anzuprangern u. ihre Kritik an der mangelnden Religionsfreiheit in der UdSSR zu mässigen. Wie Kirill Ilarion im erwähnten Interview erzählte, habe der Nutzen der Vertretung im Weltkirchenrat auch darin bestanden, in Berichten an die zuständigen sowjet. Instanzen auf die Prestigeprobleme der Sowjetunion in der Weltöffentlichkeit hinzuweisen u. zur Problematik von Repressionen gegen religiöse Dissidenten entsprechende Erklärungen abzugeben, um so auf die Freilassung solcher Personern hinwirken, also einen gewissen Druck auf die Staatsmacht ausüben zu können.
Was das Verhalten von Priestern im Sowjetstaat anbelangte, die als solche existieren wollten, wies Kirill im Interview mit Ilarion darauf hin, dass man als Vertreter der Kirche keine polit.-ideolog. Opposition betreiben konnte, sondern dem Staat gegenüber loyal zu bleiben hatte, v.a. wenn man im kirchlich-diplomat. Dienst stand. Ohne diese Loyalität wäre ein solcher Priester nicht nur selbst Repressionen ausgesetzt gewesen, sondern er hätte eine Welle von Repressionen gegen andere hervorrufen können. Im Dez. 1974 wurde Kirill Rektor der Leningrader Theolog. Akademie u. des Leningrader Theol. Seminars, wo er zum ersten Mal in der Geschichte der ROK eine spezielle Klasse für orthod. Mädchen einrichtete u. Sportunterricht einführte. Des übrigen wurde er zum Vorsitzenden des Rats der Diözese Leningrad u. zum Mitglied des ZK u. des Exekutivkomitees des Ökumen. Rats der Kirchen ernannt oder gewählt; ab 1975 war er Mitglied der Kommission "Glaube u. Kirchenverfassung“ des Ökumen. Rats der Kirchen, ab 1976 Mitglied der Synodalkommission für die Einheit der Christen u. für zwischenkirchliche Beziehungen, zugleich Bischof von Vyborg u. Vikar der Leningrader Diözese. 1976-78 war er stv. Patriarchal. Exarch von Westeuropa, wobei er in diesen Jahren auch die Funktionen eines Erzbischofs, Administrators der patriarchal. Pfarreien in Finnland u. diejenige des stv. Leiters der Abteilung für kirchliche Aussenbeziehungen des MP ausübte. 1980 soll er sich geweigert haben, gegen die Resolution des ZK des Ökumen. Weltkirchenrats zu stimmen, die den Einmarsch sowjet. Truppen in Afghanistan verurteilte. Laut einigen Quellen wurde er möglicherweise deswegen im Dez. 1984 vom Amt des Rektors der Leningrader Theolog. Akademie u. des Seminars entbunden u. als Erzbischof von Smolensk u. Vjazemskij in die Diözese Smolensk versetzt; 1989 wurde der Titel in Erzbischof von Smolensk u. Kaliningrad umgewandelt. Erst 2001 habe Kirill den „eigentlichen Grund" erfahren, weshalb er 1984 nach Smolensk versetzt wurde, wie er im Interview mit Ilarion berichtete, ohne jedoch die Episode der erwähnten Afghanistan-Abstimmung im Weltkirchenrat zu erwähnen. Die Leningrader KGB-Führung habe damals ein Telegramm an das ZK der KPdSU mit der Bitte gerichtet, ihn seines Amtes als Rektor der Akademie zu entheben u. „wegen erhöhter Aktivität" an einen anderen Ort zu versetzen. Das Telegramm habe kein Geringerer als der damalige /stv./ Leiter des Leningrader KGB s. Oleg Kalugin unterschrieben. Im Nov. 1989 folgte eine weitere wichtige Zäsur u. ein bedeutender Schritt in Kirills Karriere, indem er zum Vorsitzenden der Abteilung für kirchliche Aussenbeziehungen OVCS/DECR des MP, also praktisch zum Chef des Aussenamts der ROK – quasi in Analogie zum Aussenminister RF –, u. zugleich von Amtes wegen zum ständigen Mitglied des Hl. Synods der ROK ernannt wurde. Im Feb. 1991 wurde er per Dekret des Patriarchen s. Aleksij II. in den Rang eines Metropoliten der ROK erhoben.
Im postsowjet. Russland: Nach dem Ende der Sowjetunion
war Metropolit Kirill Mitglied des öffentl. Rats beim Vorsitzenden der Regierung RF zur Regelung der Lage in der Republik Tschetschenien, Mitglied des Präsidiums der Kommission beim Präsidenten RF für Staatspreise im Bereich Literatur u. Kunst, Mitglied des Rats für die Zusammenarbeit mit religiösen Vereinigungen beim Präsidenten RF u. Mitglied des russ. Organisationskomitees OK für die Vorbereitung des Treffens zum 3. Jahrtausend u. der Feier des 2000. Jubiläums des Christentums. Metropolit Kirill war ferner stv. Leiter des 1993 gegründeten "Weltkonzils des Russ. Volkes" VRNS /2010a 2010b 2022/. Diese unter dem Patronat der ROK stehende ultrakonservativ-nationalist. u. antiwestl. ausgerichtete Versammlung befasste sich v.a. mit der „Bedeutung der Modernisierung Russlands“. Dabei kam man u.a. zum Schluss, dass es keinen anderen Weg der technischen Entwicklung gebe als den, der vom Westen eingeschlagen wurde. Die 1990er Jahre seien eine sehr schwierige u. unruhige Zeit gewesen, die von Kampf u. Spannung begleitet gewesen sei, u. es habe Kräfte gegeben, die die Kirche aus dem gesellschaftl. Leben verdrängen wollten, wie er Ilarion mitteilte. Seit Okt. 2005 war Kirill Mitglied des OK für das Jahr der RF in der VR China u. das Jahr der VR China in der RF. Seit Sept. 2007 war er Mitglied des OK für das Jahr der RF in der Republik Indien u. das Jahr der Republik Indien in der RF. Der Metropolit war einer der Hauptmitwirkenden an der Ausarbeitung der 2000 verabschiedeten Sozialdoktrin der ROK u. leitete ab 2006 die Arbeitsgruppe zur Ausarbeitung der Grundlagenlehre der ROK über die Würde, die Freiheit u. die Menschenrechte, die im Juli 2008 beschlossen wurde. Im Okt. 2008 weihte Kirill mit anderen Bischöfen der ROK u. in Anwesenheit des kuban. Staatsoberhaupts Raúl Castro in Havanna die erste russ.-orthod. Kirche auf Kuba ein u. traf sich mit dem 1. Sekretär des ZK der KP Kubas, Fidel Castro, der als legendärer ehem. Katholik verbucht wurde. Im Dez. 2008 antwortete der Kirchenfürst in Moskau auf Fragen von Journalisten, wobei er sagte, dass er „kategorisch gegen jegliche Reformen“ in der Kirche sei.

Als Patriarch der ROK:
Gundjaev-Kirill galt als Favorit u. Wunschnachfolger des Patriarchen Aleksij II., aber der Wahlkampf sei mit Skandalen verbunden gewesen, denn Gundjaevs Gegner führten kompromittierendes Material ins Feld, die ihm vorgeworfenen Schmuggel von Tabak u. Alkohol unter Ausnutzung kirchlicher Steuerprivilegien in den 90er Jahren thematisierten. Die Präsidialadministration des Kremls, die damals von Putin-Intimus s. Vladislav Surkov geleitet wurde, habe Kirill jedoch aktive Wahlhilfe geleistet, indem sie in den Medien im Gegenzug entsprechendes Belastungsmaterial gegen Kirills Gegner veröffentlichen liess. Ausserdem sei Kirill seit Langem mit der Elite der Beamtenschaft eng verbunden gewesen u. habe signalisiert, dem Kreml in polit. Hinsicht behilflich zu sein. Die russ.-orthodoxe Religion habe sich unter diesen Bedingungen faktisch als Staatsideologie etablieren können, die dazu gedient habe, Putins Wahlvolk zusammenzuschliessen. /s. Mikhail Zygar, Endspiel S. 275./
  1 Tag nach dem offenbar unter etwas mysteriösen Umständen geschehenen Ableben des Patriarchen Aleksij II. im Dez. 2008 wurde Gundjaev-Kirill auf einer Sitzung des Hl. Synods in geheimer Abstimmung zum amtierenden Patriarchen gewählt. Am 27. Jan. 2009 wurde Metropolit Kirill vom "Lokalrat" der ROK mit 508 von 677 Stimmen zum 16. Patriarchen von Moskau u. ganz Russland gewählt. Vorher ausgeschiedene Gegenkandidaten waren Metropolit Kliment von Kaluga u. Borovsk u. Metropolit Filaret von Minsk u. Sluck. Der Präsident RF s. Dmitrij Medvedev u. der  PM RF s. Vladimir Putin gratulierten dem neu gewählten Patriarchen zu seiner Wahl. Auch Papst Benedikt XVI. übermittelte per Telegramm seine Glückwünsche an das neugewählte Oberhaupt der ROK. Die Inthronisierung /II/ des neuen Patriarchen fand am 1. Feb. in der Christ-Erlöser-Kathedrale im Beisein des
Präsidenten RF Medvedev statt. Am nächsten Tag gab der Präsident RF im Grossen Kremlpalast einen Empfang für die Bischöfe der ROK, bei dem Patriarch Kirill insbes. über die "Symphonie“ als Vision einer Kirche mit idealem Verhältnis zum Staat referierte. Bereits in den ersten Tagen seines "Pontifikats" verlautbarte der neue Patriarch eine kategorische Ablehnung jeglicher Reformen in seiner Kirche u. widerlegte damit für viele Jahre die Meinung, er sei ein "gemässigter Liberaler“. Diese ultrakonservative Haltung, die auch polit. Relevanz erlangte, machte ihn in den Augen der russ. Behörden, die den in der Verfassung des Landes verankerten säkularen Charakter des Staates de facto schon vor langer Zeit aufgegeben hatten, praktisch zum alternativlosen Kandidaten für das Amt des Patriarchen der ROK, an dem strikt festgehalten wird, es sei denn er würde die Loyalität gegenüber dem Kreml verlassen. Einige Tage nach seiner Inthronisierung traf Kirill sich mit s. Nikolaj Patrushev, Sekretär des Sicherheitsrats RF, in Aleksijs II. Zeiten Direktor des FSB, der als enger Vertrauter Putins u. mächtiger Strippenzieher im Dunstkreis des Kremls gilt. In der Folge äusserte der neue Patriarch, /der sich als Wolf im Schafspelz herausstellen sollte/, unverhohlen sein konservativ-reaktionäres Weltbild des Wesens der russ.-orthod. Kirche /u. deren imperialist. Herrschaftsambitionen im Geiste des grossruss. Nationalismus u. des KGB/. Im März sagte er bei einem Besuch in Tula, dass das Hauptkriterium bei der Bewertung der Aktivitäten der Kirche der moralische Zustand der Gesellschaft sein sollte, u. schwafelte von nicht vollwertigen Kirchen. Ende März behielt er sich das Recht vor, ausser der Diözese Kaliningrad auch das Baltikum zu regieren. Im März 2009 wurde Metropolit s. Ilarion durch Beschluss des Hl. Synods zum Vikar des Patriarchen u. v.a. zum neuen Vorsitzenden der Abteilung für kirchliche Aussenbeziehungen OVCS/DECR des MP als Nachfolger Kirills ernannt. Im Juli stattete Kirill als neuer Primas der ROK seinen 1. offiziellen Auslandsbesuch ab – im Patriarchat von Konstantinopel, Istanbul/Türkei, wo er dem Ökumen. Patriarchen Bartholomaios I. seine Aufwartung machte u. den türkischen PM Erdoğan traf. Als Antwort auf Zuschauerfragen hielt Kirill im Rahmen der Sendung "Worte des Hirten" im Sept. 2011 einen Vortrag über die Apokalypse, ein Lieblingsthema des Patriarchaten, in dem er über Sünden u. den Todesbazillus sprach. In einem Weihnachtsinterview vom Jan. 2012 nahm Kirill Stellung zu den damaligen Massenprotesten in Russland u. sagte, dass die Gesellschaft das Recht habe, Meinungsverschiedenheiten zu äussern, u. dass die Behörden den Protestierenden zuhören u. ihren Kurs korrigieren sollten [sic]. Gleichzeitig betonte der Patriarch, dass es notwendig sei, ein Gleichgewicht zu wahren u. Weisheit zu zeigen, da „die Proteste des gerechten Volkes von den polit. Kräften, die nach Macht streben, sehr geschickt genutzt werden“. 2012 unterstützte Patriarch Kirill seinen Verbündeten Vladimir Putin, mit dem er als ehem. "Kollege" des sowjet. Geheimdienstes /s. unten/ eine KGB-basierte kumpelhafte Männerfreundschaft unterhält u. dessen Regentschaft er als „Wunder Gottes“ bezeichnete, offen bei seiner Nominierung für eine 3. Amtszeit als Präsident RF. Im Nov. 2012 besuchte Kirill die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vashem in Israel, wo er den Topos der „faschist. Pest" benutzte. 2013 besuchte Kirill die VR China, Griechenland u. den hl. Berg Athos sowie Moldawien, einschliessl. der Diözese Tiraspol auf dem Gebiet der von Moskau kontrollierten abtrünnigen Pseudorepublik Transnistrien. Im Okt. dankte Kirill Putin dafür, dass er sich um den spirituellen Zustand des Volkes kümmere (sic). Putin lässt sich von Kirill immer wieder segnen. Ende Jahr sprach sich der Patriarch gegen die Leihmutterschaft aus. Im Mai 2015 traf er im Moskauer Kreml mit dem chines. KP-Generalsekretär Xi Jinping zusammen /II/. Anlässlich seiner Pilgerreise vom Mai 2016 auf den Berg Athos, die zeitlich mit den Feierlichkeiten zum 1000. Jahrestag der "russ. Präsenz“ auf dem hl. Berg zusammenfiel, traf er im Panteleimon-Kloster mit dem Präsidenten RF V.V. Putin zusammen, der ebenfalls auf den Athos reiste. Nach Angaben griech. Medien wurde dieses Treffen von einigen Vertretern des Ökumen. Patriarchats u. der Kirche Griechenlands kritisiert, weil sie der Ansicht waren, dass es auf Athos keine "nationalen Präsenzen“ geben könne. Nach der Liturgie wandte sich Kirill an den Vertreter des Ökumen. Patriarchen auf Athos, den Metropoliten u. an andere Anwesende u. sprach von der Ukraine, von Weissrussland, Moldawien u.a. Staaten des "histor. Russlands". Im Sept. dieses Jahres unterstützte Kirill die Initiative orthodoxer Bürger, Unterschriften für das gesetzliche Verbot der Abtreibung in Russland zu sammeln, u. setzte seine Unterschrift unter die entsprechende Petition. Im Okt. 2016 war er in London. Im Nov. sagte er, dass er Gott niemals darum gebeten habe, Patriarch zu werden, obwohl er wusste, dass er wohl die Chance dazu bekommen würde. Anlässlich der Feierlichkeiten zum 10. Jahrestag der Inthronisierung von Patriarch Kirill fand Ende Jan. 2019 im Kremlpalast eine feierliche Versammlung statt, an der neben Würdenträgern der ROK auch der Präsident RF Putin teilnahm. Während seiner Rede vor den Delegationen der alexandrin., georg., rumän., bulgar. u. poln. Kirchen sagte Patriarch Kirill hinsichtlich der kirchlichen Ereignisse in der Ukraine: „Die Ukraine ist nicht die Peripherie unserer Kirche. Wir nennen Kiev "die Mutter der russ. Städte“, für uns ist Kiev das, was für viele Jerusalem ist. Von dort aus begann die russ. Orthodoxie, u. wir können diese histor. u. spirituelle Verbindung unter keinen Umständen verleugnen. Die Einheit unserer gesamten Kirchengemeinschaft gründet auf diesem geistigen Band“. Im Jan. 2020 traf Kirill den dt. Botschafter in Russland, bei dem er - in auffällig zurückhaltendem Ton - die schwierigen Seiten der Geschichte ansprach. Im April fuhr der Patriarch in einem Mercedes durch Moskau u. betete für die Rettung Russlands vor dem Coronavirus. Im Okt. 2021 verlieh Kirill dem kremltreuen Kinoregisseur s. Nikita Mikhalkov den Orden des Hl. Seraphim von Sarov. Im Nov. überreichte Putin dem Patriarchen den Orden des Hl. Andreas des Erstberufenen anlässlich dessen 75. Geburtstags. Im März 2022 verlieh Kirill dem "Gazprom"-Chef s. Aleksej Miller den Orden "Ruhm u. Ehre" u. dankte ihm für das, „was Gazprom für unser Vaterland u. die Kirche tut". Im April leitete Patriarch Kirill die Trauerfeier für den verstorbenen LDPR-Führer s. Vladimir Zhirinovskij, der auf dem Friedhof des Neujungfrauenklosters beigesetzt wurde. An einen Skandal grenzte auch die Segnung des Staatsduma-Abgeordneten s. Leonid Sluckij durch Kirill, der seit Mai 2022 neuer Vorsitzender der umstrittenen ultranationalist. Zhirinovskij-Partei LDPR war, in einer Moskauer Kirche. Der Patriarch nannte Sluckij gemäss Medien einen „aufrichtigen u. zutiefst gläubigen Menschen“, der immer „im Schatten blieb“ u. seine Beteiligung an vielen „guten Taten“ nicht betonte. Gemäss Medien wird Sluckij sexuelle Belästigung, Korruption u. Bestechlichkeit vorgeworfen. Die Ethikkommission der Duma RF stellte bei Sluckij keine „Verhaltensverstösse“ fest u. weigerte sich, die Vorwürfe zu prüfen. Im Okt. 2022 rief Kirill zum Gebet für den Kremlchef auf, der auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte RF u. Initiator des Kriegs gegen die Ukraine ist, den er im Feb. 2022 angeordnet hatte. „Gott hat Sie an das Steuer der Macht gestellt, damit Sie einen Dienst besonderer Wichtigkeit u. grosser Verantwortung für das Schicksal des Landes u. des Ihnen anvertrauten Volkes leisten!", hiess es in einem vom MP veröffentlichten Glückwunschtelegramm Kirills anlässlich des 70. Geburtstags Putins. Zudem rief der Kirchenführer in einem Brief an die Priesterschaft zu zweitägigen Gebeten für Putins Gesundheit u. Langlebigkeit auf. Im Nov. 2022 besuchte der kuban. Präsident Díaz-Canel das MP /II/, wobei Kirill den Mut Kubas lobte, einen sozialist. Staat geschaffen zu haben. Im April rief Kirill bei einem Gottesdienst im Moskauer Kreml seine Landsleute mit drastischen Worten zu Patriotismus auf u. bezeichnete diejenigen als Feinde, die dem Vaterland nicht dienen wollten. Eine besonders herzliche Beziehung pflegt Kirill auch zum international umstrittenen belaruss. Machthaber Aleksandr Lukashenko, den er ab u. zu in Minsk besucht /II III IV/ u. dem er regelmässig Grussbotschaften etwa folgenden Inhalts wie an Weihnachten 2022/23 zukommen lässt: „Ich hoffe, dass sich die konstruktive Zusammenarbeit zwischen Kirche u. Staat in der Republik Belarus unter Ihrer persönl. Beteiligung weiter entwickelt u. zur Herstellung von Harmonie im Leben des Volkes u. seiner Einheit auf der Grundlage dauerhafter moralischer Ideale beiträgt. An diesem strahlenden Tag wünsche ich Ihnen Gesundheit, gute Laune u. Gottes Hilfe bei Ihrer weiteren verantwortungsvollen Arbeit in Ihrem hohen Präsidentenamt. Mit tiefem Respekt." Im Mai 2023 leitete Kirill die 32. gemeinsame Sitzung zur Veröffentlichung der "Orthodoxen Enzyklopädie“.

Vom Liberalen zum fundamentalist. Konservativen: Wie Mikhail Zygar in seinem Buch "Endspiel" über den Patriarchen ausführt, galt Kirill vor seiner Wahl als liberal u. prowestlich eingestellter, progressiver Denker, der wegen seiner hohen Bildung sehr geachtet war. Sein Amtsantritt sei mit einem Anwachsen des von der weltlichen Politik vorgegebenen orthodoxen Fundamentalismus im Alltagsleben der Russen zusammengefallen. Diese Strömung sei zumeist von der Präsidialadministration oder anderen weltlichen Protagonisten ausgegangen, die in Russland ihren Einfluss verstärken konnten. In Putins 3. Amtszeit habe Patriarch Kirill einen nie dagewesenen Einfluss erlangt, der auch mit einem unmittelbaren Zugang zum Präsidenten selbst verbunden war, mit dem er in Sotschi Skifahren gehen konnte.

Moralvorstellungen, Verurteilung der Homosexualität, des Feminismus, der Leihmutterschaft u. der Abtreibung: Kirill ist - vergleichbar mit den röm. Päpsten - ein Kirchenmann mit strikt ultrakonservativen, traditionellen Moralvorstellungen u. ein entschiedener Vertreter des Festhaltens am traditionellen Familienmodell. Er hat sich darüber mehrmals öffentlich geäussert  /II III/. Während diese Haltung in Russland offenbar weitgehend auf Zustimmung stösst, wird sie im sekulären Westen selbst in strengt kathol. Ländern inzwischen meist liberaler gehandhabt. 2005 unterstützte Metropolit Kirill die Position des Moskauer Bürgermeisters s. Jurij Luzhkov, in der Stadt keine Parade sexueller Minderheiten abzuhalten, u. brachte seine Zuversicht zum Ausdruck, dass westliche Politiker den Bürgermeister nicht zwingen könnten, die Durchführung einer Schwulenparade in der Stadt zuzulassen. In seiner Ansprache vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf im März 2008 kritisierte Metropolit Kirill, dass es in der Europäischen Grundrechtecharta keine Klausel zu Beschränkungen der in ihr zugesicherten Rechte u. Freiheiten gebe, um den „gerechten Anforderungen der Moral“ Genüge zu tun. Die 1948 von der Generalversammlung der UN beschlossene "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte" habe eine solche Klausel noch gekannt - s. Art. 29 Abs. 2. In einem Interview mit der Zeitschrift Der Spiegel von Anfang 2008 bekräftigte Kirill seine eindeutige Verurteilung von Homosexualität, sprach sich jedoch gegen die Verfolgung u. Stigmatisierung von Menschen mit homosexueller Orientierung aus – die Menschen hätten „die Freiheit, so zu leben, wie sie es für richtig halten“. Kirill ist gegen die Homosexualität, weil sie die Grenze zwischen Gut u. Böse, zwischen Sünde u. Heiligkeit verwische. Die Gay-Paraden seien eine aufdringliche Zurschaustellung von Unzucht. Die Bibel nenne das Sünde, genauso wie den Ehebruch. Für diverse Sünden zu werben, wie es in der TV schon längst geschehe, zersetze die öffentl. Moral. Es sei die Aufgabe der Kirche, Sünde auch Sünde zu benennen. Wenn man Homosexualität rechtfertige, warum dann nicht gleich auch Pädophilie. 2012 sagte er, dass wir uns in einer schlimmen Zeit" befänden - in der Zeit der „Postmoderne". Er möchte „das Wort nicht einmal verwenden, denn es „nähere uns einem tragischen Ende an". In der russ. Gesellschaft würde sich der „moralische Konsensus zwar noch halten", aber es werde „alles getan, um ihn zu zerstören". Die „Moralität" sei das  „einzige Fundament, das in der Lage ist, die Gesellschaft zusammenzuhalten". Die Implementierung der Gender-Gesetze bedeuteten die „Absage an das Verständnis des biologischen Geschlechts". Die „Zukunft der menschlichen Zivilisation" stehe auf dem Spiel. In einer Predigt vom Juli 2013 erklärte Kirill die Legalisierung von Homo-Ehen bzw. der gleichgeschlechtlichen Ehe zu einem „Anzeichen für den bevorstehenden Weltuntergang" u. rief dazu auf, alles zu tun, damit im „Heiligen Russland“ das Gesetz nie die Sünde unterstützt, was ein Prozess der Selbstzerstörung wäre. Der Antichrist stünde dann an der Spitze des Internets /sic/, bilanzierte er, als er von einer hypothet. zentralen Kontrolle des Netzes sprach. Seine pathologische Homophobie, den religiösen Fanatismus, der von Aberglauben nicht frei sein dürfte, u. den Hang zu Verschwörungstheorien, die in verschiedenen Kontexten ihren absurden Niederschlag finden, scheint Kirill mit Putin u. dem Tschetschenführer s. Ramzan Kadyrov gemein zu haben. Im April 2013 kritisierte Kirill auch den Feminismus in einer Erklärung scharf u. bezeichnete ihn als ein „gefährliches Phänomen“, das Frauen lediglich eine Illusion von Freiheit in Aussicht stelle. Die Rolle der Frau sei stets nach innen konzentriert u. liege beim Haushalt u. bei den Kindern. Der Zerstörung der Familie folge hingegen unweigerlich die Zerstörung des Heimatlands. Im Sept. 2016 unterzeichnete Patriarch Kirill einen Aufruf zum Verbot der Abtreibung in Russland. 2017 verglich Kirill die Homo-Ehe sogar mit dem Faschismus u. der Apartheid: „Leider wurden in einigen Ländern des Westens zum ersten Mal Gesetze angenommen, die mit der moralischen Natur des Menschen, mit dem Gewissen brechen. Das sind die Gesetze über sogenannte homosexuelle Ehen. Die Menschen rebellierten aus dem gleichen Grund, aus dem sie gegen faschistische u. Apartheidgesetze rebellierten, denn diese Gesetze verstossen gegen die Moral“ /II video/, erklärte der Patriarch von Moskau u. ganz Russland Ende Mai 2017 bei seiner Rede an der Universität Bischkek in Kirgistan. Nach diesem Auftritt wurde Kirill der Titel eines Ehrendoktors der Kirgis.-Russländ. Slavischen Universität verliehen. Im Juni 2022 sagte er bei einem Besuch in Minsk, wenn ein Mensch seine moralischen Richtlinien verliert, er aufhöre, ein Mensch zu sein. Im Jan. 2023 bestätigte er in der Staatsduma RF die Haltung der ROK, die die Abtreibung ablehnt.

Der Fall "Pussy Riot":
Im März 2012 verurteilte der Patriarch die weltberühmt gewordene Protestaktion der russ. Frauenpunkgruppe "Pussy Riot" in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale als Blasphemie, bezeichnete das Vorgehen der Frauen, die ein Putin- u. Kirill-kritisches "Gebet" aufführen wolten, als „Verhöhnung des Heiligtums“ u. wertete es als Teil eines grösseren Angriffs auf die Kirche von aussen. Man habe es „heute mit einer starken antikirchlichen Rhetorik" u. einer „Informationsstrategie gegen die Kirche" u. den russ. Staat zu tun, wobei Abt s. Tikhon Shevkunov hierin ideolog. u. rhetor. Schützenhilfe leistete. In dem "Gebet" der 5 Punkerinnen muss Kirill v.a. die Strophe „Patriarch Gundjaj glaubt an Putin. Der Hund sollte besser an Gott glauben" schwer empört haben. Versuche orthodoxer Gläubiger, das Vorgehen der jungen Frauen zu rechtfertigen, seien inakzeptabel, meinte er. Nach diesem sensationellen Vorfall, der die Kathedrale entehrt habe, habe Kirill aktiv eingegriffen u. bei Putin mit der Bitte interveniert, die Schlampen" zu bestrafen /s. Zygar, Endspiel, S. 269/. In der Folge wurde dafür gesorgt, dass drei beteiligte Hauptmitglieder der Gruppe nach ihrer zivilen Verurteilung durch die vom Kreml missbrauchte Justiz hinter Gefängnismauern verschwanden, wobei eine von ihnen, s. Nadezdha Tolokonnikova, in einem berüchtigten Gulag-ähnlichen Straflager Mordwiniens inhaftiert wurde, in dem sie 2 Jahre verbringen musste. Kirills harte Haltung im Konflikt mit "Pussy Riot" wurde zwar im Westen kritisiert, hatte anscheinend jedoch keine Folgen für die Beliebtheit des Patriarchen - im Gegenteil. Nach den Ergebnissen einer Ende Juni vom "Allruss. Zentrum für das Studium der öffentl. Meinung" VCIOM durchgeführten soziolog. Umfrage behandelten 46% der Befragten den Patriarchen mit Respekt, bei 27% weckte er Hoffnung, bei 19% Vertrauen u. bei 17% Sympathie; nur 4% begegneten ihm mit Misstrauen, 2% mit Enttäuschung, 13% mit Gleichgültigkeit; lediglich bei 1% der Umfrageteilnehmer erregte er Antipathie, während ihn ebenso viele Bürger verurteilten oder ihn mit Skepsis wahrnahmen. Laut einer von der Stiftung "Öffentl. Meinung" 2014 durchgeführten Umfrage soll der Patriarch damals jedoch nur noch für 1% der Russen über moralische Autorität verfügt haben, vergleichbar mit s. Ramzan Kadyrov^. s.Vladimir Solovjov oder s. Vladimir Zhirinovskij. /Russ. Statistiken sollten übrigens stets mit Vorsicht u. Vorbehalten zur Kenntnis genommen werden.

Verhältnis zum Westen u. das Russentum: Den "Westen“ beschreibt die ROK schon seit vielen Jahren als dekadent u. gefährlich. Liberale u. säkulare Werte bedeuten für sie ein Angriff auf traditionelle Werte u. Kulturen u. sind gleichbedeutend mit einer Absage an das Christentum. Russland ist nach dieser Auffassung der letzte Halt gegen diese Bedrohung. In einem Interview mit der dt. Zeitschrift Der Spiegel von Anfang 2008 machte Metropolit Kirill ein paar aufschlussreiche Aussagen. Er sagte u.a., dass die freie Marktwirtschaft sich jedenfalls als effektiver herausgestellt habe als die Planwirtschaft. Die Kluft zwischen Arm u. Reich in Russland sei skandalös. Bei der bolschewist. Oktoberrevolution von 1917 habe es geheissen, dass nach der Enteignung des Privatbesitzes das Paradies auf Erden ausbreche, erhalten habe man aber nur die Hölle. Gott behüte Russland davor, diesen Fehler zu wiederholen. Russland brauche eine Atmosphäre, die Reiche dazu anhält, schlicht zu leben. Es wäre aber falsch zu behaupten, alle Reichen seien schlecht u. alle Armen gut. Es sei für die Kirche nicht vorrangig, die eine oder andere Staatsform zu unterstützen. Grundsätzlich sei die Rettung der Seele in jeder Staatsform möglich. Im Hinblick auf die "imperialen" kulturellen Ambitionen des Westens weise die orthodoxe Kirche jegliche Versuche zurück, eine unipolare Welt zu errichten. Das hiesse eine Zwangseinheit herbeizuführen, die Unterschiede von Religionen, Kulturen u. Zivilisationen einebnet. Im Mai 2022 sagte er in seiner Rede in der Statsduma RF /II/: „Aus dem Mund einiger Politiker u. in den Medien werden immer wieder Forderungen laut, die Rechte der russischsprachigen Bevölkerung in den ehem. Sowjetrepubliken, die heute unabhängige Staaten sind, massiv zu verletzen. Die vermeintliche "Abschaffung der russ. Kultur“ im Westen sei „zum Beweis für den traurigen moralischen Zustand der Gesellschaft geworden". Der „Versuch, die Kultur einer bestimmten Nation auszurotten", sei „der Höhepunkt des Hasses". Schlimmer noch – es bedeute einen „Versuch, die Menschen, die anstössig geworden sind, physisch zu vernichten". Die „Abschaffung" /otmena/ der russ. Kultur im Westen sei ein „Zeugnis des erbärmlichen moralischen Zustands der Gesellschaft". Weiter: „Unsere Gesellschaft fühlte sich auch in den schwierigen Zeiten des Kalten Kriegs u. des Kampfes der Ideologien mit der europäischen Kultur verbunden. Westliche klassische Literatur, Musik u. Malerei wurden von unseren Landsleuten, die die europäische Kultur als integralen Bestandteil des reichen christlichen Zivilisationserbes betrachten, schon immer hoch geschätzt. So nehmen wir es auch heute noch wahr, trotz allem, was passiert. Ich hoffe, dass diejenigen, die jetzt mit Pushkin u. Dostoevskij "kämpfen“, die Chajkovskij-Wettbewerbe boykottieren u. sich weigern, Rakhmaninov aufzuführen, früher oder später die Schande u. den Wahnsinn ihrer Taten erkennen werden." ... „Zivilisations- u. Werteunterschiede zwischen westlichen Ländern u. Russland sind unvermeidlich u. scheinen derzeit schwer zu überwinden, sollten jedoch kein Hindernis für ein friedliches Zusammenleben u. für einen gleichberechtigten u. gegenseitig respektvollen Dialog der Kulturen sein." Anlässlich der Eröffnung des 24. Kongresses des "Weltrats des Russ. Volkes" /II/ im Okt. 2022 sagte Kirill den Beginn der Apokalypse vorher, falls die Welt unipolar werden sollte, u. polemisierte erneut gegen den Westen. Laut dem Patriarchen kämpft Präsident Putin jetzt gegen die Manifestation des Globalismus – „der Name desjenigen, der die Weltmacht beanspruchen wird / - gemeint sind immer die USA u. der Westen - /, wird mit dem Ende der Welt verbunden sein.“ Kirill wies darauf hin, dass die ersten Voraussetzungen für die Apokalypse bereits sichtbar seien: Erlaubnis zur Sterbehilfe, LGBT-Ehen, genetische Experimente. All dies könne, so glaubt der Patriarch, nur durch die Diktatur der Mehrheit gestoppt werden, die der Minderheit - etwa der LGBT  - kein Wahlrecht einräumt. Das sei wahre Demokratie. Ihm zufolge beneideten viele westliche Länder Russland darum, dass es einen solchen Führer hat, der offen an Gott glaubt, weil es dort, im Westen, nicht üblich ist, über den eigenen Glauben zu sprechen. In diesem Sinn erklärte Kirill Putin zum Kämpfer gegen den Antichristen. Dabei reproduziert er gerne die Version des Kremls über die verdorbenen westl. Werte, die Welt des übermässigen Konsums u. der falschen Freiheit der zweifelhaften Tugenden u. moralischen Normen sowie über das Teufelszeug der Homosexualität, wobei die Kritik der Schwulenparaden zu seinen Lieblingsthemen gehört. Schuld an der Gefährdung der Zukunft der menschlichen Zivilisation seien der Westen mit seiner Ideologie des Säkularismus sowie die Globalisierung. Es gehe um einen epochalen Kampf zwischen Gut u. Böse. Russland als Insel der Freiheit" sei es zu verdanken, dass das globale apokalyptische Ende verhindert" werde. Usw.

Beziehungen zu Rom u.a. christl. u. orthod. KIrchen: Seit Ende der 1990er Jahre begann Kirill, eine sehr zurückhaltende Haltung zur Aussicht auf einen gedeihlichen ökumen. Dialog zu äussern. Er sprach sich dafür aus, die „Politik der einseitig durchgeführten Zugeständnisse“ zu beenden, die „oft als Ausdruck von Schwäche, als eine Art Kapitulation vor Machtzentren angesehen wird“. Als Leiter des Aussenamts der ROK pflegte Metropolit Kirill gute Kontakte zur röm.-kath. Kirche u. traf 3x im Vatikan mit Papst Benedikt XVI. zusammen. Seit dieser Papst war, hätten sich die gegenseitigen Beziehungen verbessert, sagte Kirill in demselben Spiegel-Interview von 2008. Die Frage eines Besuchs in Moskau habe er, Benedikt, jedoch von der Tagesordnung gestrichen, denn ein solcher Besuch hätte keine Probleme gelöst, sondern neue provoziert. Viele Gläubige in Russland stünden den Katholiken misstrauisch gegenüber. Das sei ein Erbe der Kriege u. der Missionierungsversuche des 17. u. 18. Jhs. Zur Frage eines möglichen Besuchs des Papstes in Russland hielt Kirill in öffentl. Äusserungen stets an der streng offiziellen Position der ROK fest, die sich seit 1990 nicht grundlegend geändert hatte. Man habe aber die Möglichkeit eines Papstbesuchs in Russland oder eines Treffens mit Patriarch Aleksij II. in einem Drittland nie grundsätzlich ausgeschlossen. Dieses histor. Ereignis" wurde von Seiten des MP jedoch von positiven Veränderungen in den Beziehungen zwischen den beiden Kirchen u. von der Lösung einer Reihe spezifischer Probleme in diesen Beziehungen" abhängig gemacht; dazu gehörten die Missionstätigkeit der Katholiken in Russland u. anderen GUS-Staaten sowie der Konflikt zwischen den Orthodoxen u. Unierten in der Ukraine. Als Grundlage für eine Verbesserung der Wechselbeziehungen wurde die Nähe der Positionen der beiden Kirchen zu so aktuellen Themen wie Fragen der Moral, der Bioethik u. der traditionellen christl. Werte gesehen. Nachdem ihm Ökumenegegner innerhalb der ROK eine zu grosse Nähe zur röm.-kathol. Kirche vorwarfen, ging Kirill zunehmend auf Distanz zu Rom u. zur Ökumene. Im Okt. 2007 schloss Metropolit Kirill die Möglichkeit der Bildung eines orthodox-kathol. Bündnisses nicht aus, betonte jedoch, dass die Grenzen eines hypothet. Bündnisses zwischen Orthodoxen u. Katholiken „unseren protestant. Brüdern nicht grundsätzlich verschlossen werden dürfen“. Den Proselytismus könne die ROK aber nicht akzeptieren, wie er ´schon 2001 im Interview mit Ilarion sagte. Der "Aussenminister" des MP bewertete sein seltenes Treffen mit Papst Benedikt XVI. vom Dez. 2007 im Vatikan als „sehr positiv u. sehr schön für mich“. In seinem Bericht auf einer Bischofskonferenz vom Feb. 2010 sprach Kirill u.a. über die Beziehungen zur röm.-kath. Kirche u. stellte aus den Erfahrungen des Vorjahrs positive Entwicklungen im Dialog mit ihr fest, weshalb sich eine „Fortsetzung“ lohne. Die Standpunkte /beider Kirchen/ stimmten in vielen Bereichen überein, die die moderne Welt den Christen stelle, hiess es, so Fragen der „aggressiven Säkularisierung, der Globalisierung u. der Erosion der Normen der traditionellen Moral". In diesen Fragen vertrete auch Benedikt XVI. eine konsequente, der orthod. Kirche nahestehende Haltung. Im Okt. 2010 dankte Patriarch Kirill Putin für die Wiederherstellung des orthodoxen Erbes. Wie sein Vorgänger Aleksij II. traf Kirill sich auch mit dem koptischen Patriarchen Shenouda III. Im Nov. 2011 reiste Kirill nach Damaskus, Syrien, wo er Ignatius IV., den Patriarchen der Orthod. Kirche von Antiochia, traf u. die Einwohner Syriens dazu aufrief, „die Widersprüche friedlich zu überwinden“. Im Aug. 2012 besuchte Kirill auf Einladung des Primas der Polnisch-Orthod. Kirche, Metropolit Sava, Polen. Im Königsschloss zu Warschau unterzeichnete der Patriarch im Rahmen einer feierlichen Zeremonie mit Erzbischof Józef Michalik, Vorsitzender der poln. kathol. Bischofskonferenz, eine "gemeinsame Botschaft an die Völker Russlands u. Polens". Von den poln. Medien, von poln. Kirchenvertretern, Experten u. Politikern wurde dieser erstmalige Besuch eines russ.-orthod. Patriarchen in diesem streng kathol. Land, das sich als Erzfeind Russlands sieht, auch als Schritt der Russen in Richtung der röm.-kath. Kirche u. der poln.-russ. Versöhnung angesehen. Im Feb. 2016 traf Kirill auf neutralem Boden im Flughafen von Havanna auf Kuba mit Papst Franziskus zusammen, was die erste Begegnung dieser Art der Oberhäupter beider Kirchen in der Geschichte war u. bei der eine gemeinsame Erklärung abgegeben /II/ wurde. Bei dieser Gelegenheit traf Kirill auch wieder mit Fidel Castro zusammen. 2016 schloss sich Kirill Putins Meinung an, dass das orthod. Christentum dem Islam näher stehe als der röm.-kath. Kirche, da die Orthodoxie u. der Islam an traditionellen Werten festhielten, während die röm.-kath. Kirche diese verlassen habe.

Beziehungen zu anderen Religionen u. Kirchen:
Beziehungen zum Islam:
Gute Beziehungen zu den Mohammedanern Russlands wie überhaupt zur nichtchristl. Welt zu unterhalten sei immer eine Priorität der ROK gewesen, verriet Kirill im Interviev von 2001 mit Igumen Ilarion. Im Rahmen des multinationen u. multireligiösen Dialogs ist Kirill besonders bemüht, gute Beziehungen zu den geistlichen Vertretern des Islams Russlands zu pflegen, so zu denjenigen des Kaukasus, Baschkiriens /II III/ u. anderswo. Anlässlich eines Besuchs in Tatarstan im Mai 2023, der von der dortigen Regierung als grosses Ereignis aufgezogen wurde /II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV/, verschoss Kirill im Kreis islamischer Geistlicher erneut seine giftigen Pfeile gegen die westl. Zivilisation, wiederholte die Thesen der angeblichen Gefährlichkeit der LGBT-Ideologie" u. erläuterte, wieso das Mittelalter besser war als die Renaissance. In seiner Rede /II/ sagte er, dass der „sog. Arabische Frühling den Völkern dieser Länder, von denen die meisten Muslime sind, nur Kummer u. unzähliges Leid brachte. Mit der Zerstörung der Staatlichkeit gingen anhaltende Versuche westlicher Kräfte einher, den religiösen Faktor u. den Wunsch zu nutzen, aus religiösen Gründen Feindschaft u. Spaltung in die Gesellschaft zu bringen. All dies führte zu einem Anstieg der Grausamkeit u. Gewalt u. zu einer Zunahme terrorist. Handlungen, deren Täter sich mit religiösen Parolen verschleiern. Die Lehren aus unserer eigenen Geschichte u. der Geschichte anderer Länder zeigen deutlich die Unzulässigkeit eines solchen Ansatzes. Wir, sowohl Christen als auch Muslime, stehen vor der Herausforderung, dem Extremismus entgegenzutreten.

Ukraine-Konflikt, Teil 1: Vorgeschichte: Ansonsten trat Patriarch Kirill in seiner Eigenschaft als Oberhaupt der ROK v.a. in der Ukrainefrage als intoleranter Machtanspruchspolitiker u. aggressiver Provokateur in Erscheinung, indem er an der Hegemonie des MP gegenüber der nach Loslösung von Moskau strebenden orthod. Kirche der Ukraine festhielt u. im Grunde die seit Putins Amtsantritt geschürte antiukrain. Politik des Kremls, die immer aggressiver wurde, auf kirchlicher Ebene mittrug. Die kirchlichen Spaltungstendenzen in der Ukraine seien ihm schon lange ein Dorn im Auge gewesen, gestand Kirill Ilarion im Interview von 2001. Ende April 2009 sagte er bei einem Treffen mit der ukrain. PM s. Julija Timoshenko in Moskau: „Für die ROK ist Kiev unser Konstantinopel mit seiner Hagia Sophia; es ist das spirituelle Zentrum u. die südliche Hauptstadt der russ. Orthodoxie“. Mit dieser Aussage hatte der Moskauer Patriarch ganz im Sinne des Kremls den hegemonialen Standpunkt der ROK u. Russlands gegenüber der ukrain.-orthod. Kirche u. der Ukraine ingesamt deutlich gemacht./ Als s. Viktor Janukovych im Feb. 2010 sein Amt als pro-russ. Präsident der Ukraine antrat, hielt Patriarch Kirill zusammen mit Metropolit Vladimir/Volodymyr /Sabodan/ von Kiev u. der gesamten Ukraine vor der Einführungszeremonie einen Gebetsgottesdienst im Kiever Höhlenkloster ab u. wandte sich dabei mit entsprechenden Worten direkt an das neue Staatsoberhaupt, was bei einer Reihe ukrain. Politiker ziemliches Missfallen auslöste.

Ukraine-Konflikt, Teil 2: Konflikt rund um die UOK, Streit mit dem Ökumen. Patriarchat in Konstantinopel: Nach der völkerrechtswidrigen Annexion der ukrain. Halbinsel Krym durch Russland u. im Zuge des kriegsähnl. Entwicklung im Donbass, Ostukraine, verschärfte sich 2014 der Streit zwischen der Ukrain.-orthod. Kirche UOK u. dem MP. Nach Angaben der Medien u. einer entsprechenden Erklärung von Patriarch Kirill offenbarte sein Treffen mit dem Ökumen. Patriarchen Bartholomaios I. Ende Aug. 2018 in Phanar/Istanbul einen Mangel an gegenseitigem Verständnis in der Ukrainefrage, so dass der Konflikt mit Konstantinopel an Schärfe weiter gewann. Im Hinblick auf die Absicht des Patriarchats von Konstantinopel, die UOK als vom MP unabhängig anzuerkennen, warf Kirill Bartholomaios vor, „in unsere Gerichtsbarkeit eingedrungen zu sein", bezichtigte ihn des Schismas u. wies darauf hin, dass es „angesichts der anhaltenden antikanonischen Massnahmen des Patriarchats unmöglich ist, weiterhin mit ihm in der eucharist. Kommunion zu bleiben“. Er machte auch darauf aufmerksam, dass seiner Meinung nach „die absolute Mehrheit der Orthodoxen“ die Entscheidung der ROK unterstütze, die Gemeinschaft mit dem Patriarchat von Konstantinopel zu brechen. Im Zuge des sich weiter verschärfenden russ.-ukrain. Konflikts sah sich die Hl. Synode des Ökumen. Patriarchats von Konstantinopel unter Bartholomaios I. zum konkreten Handeln veranlasst. Im Okt. 2018 entzog Konstantinopel dem Patriarchen von Moskau das seit 1686 bestehende Recht, den Metropoliten von Kiev zu ordinieren. Zugleich wurden alle 3 ukrain.-orthod. Kirchen dem Ökumen. Patriarchat in Konstantinopel/Istanbul unterstellt mit dem Ziel, sie miteinander zu vereinigen. Diese Entscheidungen stiessen auf den entschiedenen Einspruch seitens des MP, das diese einseitigen Schritte für nichtig erklärte. Mitte Dez. 2018 wurde Epifanij/Epiphanius /Dumenko/, der Metropolit der MP-unabhängigen Orthodoxen Kirche der Ukraine OKU war, in der Kiever Sophienkathedrale zum Metropoliten für die ganze Ukraine gewählt bzw. geweiht. Ende 2018 unterstellte der Präsident RF Putin, von dem auch die ganze Aussenpolitik des MP abhängt, dem Ökumen. Patriarchat in Konstantinopel finanzielle Motive u. warnte im Chor mit der russ. Staatspresse u. der ROK, die vollzogenen Änderungen könnten blutige Folgen haben. Bei einer Zeremonie im Ökumen. Patriarchat in Istanbul unterzeichnete Bartholomaios I. mit Epifanij u. im Beisein des ukrain. Präsidenten s. Petro Poroshenko Anfang 2019 ein Dokument über die Eigenständigkeit der ukrain. Kirche /II/. Politisch bedeutete dies gleichzeitig, dass das Ökumen. Patriarchat die Ukraine in kirchlicher Hinsicht als unabhängig von Moskau betrachtete. Dennoch bestanden in der Ukraine nun 2 grosse zentrale orthodoxe Kirchen, nämlich die Ukrain.-Orthodoxe Kirche UOK des MP unter Metropolit Onufrij /Berezovskij/ einerseits u. die "neue", vom MP getrennte Orthodoxe Kirche der Ukraine OKU unter Metropolit Epifanij andererseits. Nachdem im Okt. 2019 auch das Oberhaupt der autokephalen orthodoxen Kirche von Griechenland, Erzbischof Hieronymos, Anfang Nov. 2019 das Oberhaupt des Griechisch-Orthodoxen Patriarchats von Alexandria u. ganz Afrika, Patriarch Theodoros II., u. im Nov. 2020 die orthodoxe Kirche von Zypern die OKU anerkannt hatten, kündigte Kirill auch ihnen die Gottesdienstgemeinschaft auf.
Nach Beginn des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine forderte ausgerechnet Metropolit Onufrij, der Leiter der UOK MP, den "Bruderkrieg" zwischen dem ukrain. u. russ. Volk unverzüglich zu beenden. Dieser an den Bruderzwist zwischen Kain u. Abel erinnernde Krieg sei weder vor Gott noch vor den Menschen zu rechtfertigen. Seine Kirche verteidige die Souveränität u. territoriale Unversehrtheit der Ukraine. Nach einem Landeskonzil erklärte die UOK MP am 27. Mai 2022, dass „wir die Position des Patriarchen von Moskau u. ganz Russland Kirill zum Krieg in der Ukraine nicht teilen“. Das Konzil habe Änderungen des Kirchenstatuts angenommen, die jegliche Erwähnung des MP tilgten, um die volle Eigenständigkeit u. Unabhängigkeit der UOK zu bescheinigen. 2 Tage später unterliess es Metropolit Onufrij ausserdem erstmals, den Patriarchen Kirill in der Liturgie als seinen Vorgesetzten zu erwähnen - ebensowenig erwähnte er den Ökumen. Patriarchen von Konstantinopel. Das Misstrauen seitens der ukrain. Kriegspartei gegenüber Onufrijs Kirche blieb trotz ihrer Lossagung vom MP jedoch bestehen. Präsident Zelenskyj übergab Anfang Dez. einen Gesetzesentwurf an das ukrain. Parlament, nach dem die UOK verboten werden sollte.

Ukraine-Konflikt, Teil 3: Rolle, Verhalten u. Äusserungen des Patriarchen Kirill während des Ukrainekriegs 2022-23: Nach Ausbruch der im Feb. 2022 von seinem "Partner" Putin entfachten russ. Kriegsaggression gegen die Ukraine, vom Kreml wie zu Zeiten der Tschetschenienkriege verharmlosend militär. Sonderoperation" genannt u. von der ROK wohl als "heiliger Krieg" Russlands gegen das Böse, Schlechte usw. verstanden, war Patriarch Kirill bemüht, sowohl Loyalität gegenüber den russ. Machtstrukturen zu zeigen als auch sich nicht direkt für die Invasion auszusprechen. Die Ablehnung des Kriegs hielt er für eine „polit. Präferenz“. Doch bald begann Kirill, sich in religiöser Verbrämung die Mythen u. Narrative der russ. Propaganda gegen die Ukraine anzueignen u. in den Kreisen der ROK zu verbreiten u. machte sich so zum kirchlichen Sprachrohr u. Komplizen des Kremls u. engagierten Unterstützer von Putins barbarischem Eroberungs- u. Vernichtungskreuzzug gegen die Ukraine. In diesem Zuge äusserte er sich mehrmals mit Verständnis für die russ. Offensive zur angeblichen Rettung der heiligen Rus u. für Putins Kriegspolitik, wobei er die fadenscheinigen Geschichtsargumente verwendete, die Putin in seinen berühmt-berüchtigten Rechtfertigungsthesen über die Zugehörigkeit der Ukraine zum historischen Russland u. über die Einheit der orthodoxen Völker des alten russ. Reichs formulierte /s. Juli 2021/, wobei auch Kirill der Ukraine ihr Existenzrecht absprach. Genau dies tat er Anfang März in der Christ-Erlöserkathedrale in Moskau, als er sich zum "Gebet für die Ukraine" erhob u. behauptete, die Ukrainer seien Russen. Dabei unterstellte er – namentlich nicht näher bezeichneten – äusseren Feinden, die – aus Angst vor einem starken russ. Volk – einem Teil dieses Volkes einredeten, es sei ihre Pflicht, ihre eigenen Brüder zu töten. Der Teufel verbreite Lügen, um das russ. Volk u. dessen orthod. Glauben zu zerstören. Russland, Weissrussland u. die Ukraine seien ein Volk, die in einem Geist lebten u. einen Glauben pflegten. Es seien immer wieder die Feinde von aussen", die diese Einheit aller Russen bedrohten. In einer denkwürdigen Sonntagspredigt vom 6. März 2022 bezeichnete Kirill die Gegner Russlands als „Kräfte des Bösen“, wobei Kirill den Krieg Russlands gegen die Ukraine gerne „als einen metaphysischen Kampf des Guten - Russland - gegen das Böse“ sieht. Da Kirill den militär. Überfall auf die Ukraine mit der lachhaften Begründung rechtfertigte, Präsident Putin habe dieses Land vor Gay-Pride-Paraden schützen wollen, dürften mit den Bösen u.a. wohl die Homosexuellen gemeint gewesen sein. Anfang April hielt Kirill in der Hauptkirche der Streitkräfte RF in Kubinka/Odyncovo bei Moskau vor Militärangehörigen einen Gottesdienst ab, wobei er in seiner Predigt über die „Sicherheit, Freiheit u. Unabhängigkett unseres Landes" sprach. Der Begriff der Unabhängigkeit sei nicht richtig definiert, denn die Mehrheit der Länder der Welt befänden sich unter dem kolossalen Einfluss einer Kraft", die der Kraft unseres Volkes als Gegner" diametral entgegentrete. Aus diesem Grund müssten die russ. Streitkräfte sehr stark" sein. Die Russen seien ein friedliebendes Land u. ein sehr leidgeprüftes Volk, das so sehr unter Kriegen gelitten habe wie nur wenige europäische Völker. Die Russen hätten also keine Lust auf Krieg oder darauf, etwas zu tun, das anderen schaden könnte. Dennoch seien die Russen bereit, ihr Vaterland zu verteidigen, so wie nur die Russen in der Lage seien, ihr Land zu verteidigen. All diejenigen, die an den Kampfhandlungen teilnähmen, seien alles Leute u. Völker der heiligen Rus, unsere Brüder u. Schwestern"; u. man müsse alles tun, um das Blutvergiessen zu beenden". Dort oder in der Erzengel-Michael-Kathedrale im Moskauer Kreml sagte Patriarch Kirill: Russland hat noch nie jemanden angegriffen u. beabsichtigt auch nicht, gegen jemanden zu kämpfen." Ausserdem wurde Patriarch Kirill dabei gesehen, wie er ritualhaft Soldaten u. Kommandeure vor ihrer Fahrt an die Front, aber angeblich auch Panzerkolonnen u. Raketen segnete. Am Feiertag „Triumph der Orthodoxie“ übergab Patriarch Kirill dem Direktor des Föderalen Dienstes der Truppen der Nationalgarde RF, ihrem berüchtigten Oberbefehlshaber s. Viktor Zolotov, eine Ikone der Muttergottes für deren Installation in der Hauptkirche der Nationalgarde RF in Balashikha u. drückte damit die Hoffnung aus, dass „dieses Bild die jungen den Eid leistenden Krieger inspirieren wird“.  Im Mai sagte Kirill in seiner Rede in der Staatsduma RF: „... Dennoch möchte ich über die Zukunft sprechen u. mit Hoffnung sagen: Obwohl die Feindseligkeiten noch nicht vorbei sind, ist es heute notwendig, sich für die Wiederherstellung des friedlichen Lebens in der Ukraine u. im Donbass einzusetzen. Ich bin zuversichtlich, dass unsere Gebete erhört werden u. ein lang erwarteter u. dauerhafter Frieden herrschen wird. Ich habe keinen Zweifel daran, dass Russland die notwendigen Anstrengungen unternehmen wird, um dieses friedliche Leben zu schaffen, dessen Hauptprinzip die Wahrung der Einheit der Völker auf der Grundlage gegenseitigen Verständnisses sein wird." Im Juli traf sich Kirill mit Opfer-Kindern aus dem Donbass. Am 21. Sept. rief der Patriarch während einer Predigt im Zachatievskij-Kloster in Moskau dazu auf, die Ukrainer nicht als Feinde zu betrachten. Ferner sagte er ganz im Sinne des Kremls: „Wir wissen, welche Gefahr über dem ukrain. Volk schwebt, das versucht, einen Staat umzuformen u. zu schaffen, der im Gegensatz zur Rus steht u. Russland feindlich gegenübersteht.“ Der Patriarch bat dabei darum, für die Stärkung der „brüderlichen Gefühle der Völker des hl. Russland" zu beten. Während seiner auch ausserhalb Russlands Aufsehen erregenden Predigt vom 25. Sept. /II/ rief Kirill die mobilisierten russ. Soldaten auf, ihre „militär. Pflicht mutig zu leisten", u. versicherte ihnen, dass ihnen im Fall ihres Todes alle Sünden vergeben würden, denn ihr Tod käme einer Opfertat gleich /II/. Diese Äusserung wurde von Kommentatoren semantisch mit der Absicht Kirills interpretiert, das Opfer, das diese Soldaten für Russland erbrächten, mit dem Opfertod Christi am Kreuze vergleichen zu wollen. Der estnische Aussenminister Urmas Reinsalu begriff diese umstrittene Äusserung des Patriarchen als Verherrlichung des „Völkermörderkriegs“ u. schlug der EU vor, Patriarch Kirill deswegen auf ihre Sanktionsliste zu setzen. In einer weiteren Sonntagspredigt appellierte Kirill im Okt. zur Anrufung des hl. Seraphim von Sarov, „damit er durch seine Fürsprache beim Herrn unserer Armee überall dort, wo militär. Operationen stattfinden, den Sieg gewähre, damit er die Menschen befriede u. versöhne u. damit jeder brudermörderische Streit auf dem Boden der historischen Rus u. jede ausländ. Invasion aufhöre". Man habe den Eindruck, dass viele die orthodoxe Rus dem Erdboden gleichmachen wollten. Deshalb müsse für die russ. Armee, den Staatspräsidenten u. all jene gebetet werden, „von denen der Ausgang der Schlacht, in die wir uns nicht freiwillig begeben haben, wirklich abhängt". Zusätzliches Öl ins Feuer goss ein Vertreter des Sicherheitsrats RF, der es für „immer dringlicher" hielt, eine Entsatanisierung der Ukraine" durchzuführen“ /II/, denn die „in den USA offiziell registrierte Religion“ der „Kirche Satans“ habe sich mittlerweile in der gesamten Ukraine ausgebreitet", wie Aleksej Pavlov, ein Assistent des Sekretärs des Sicherheitsrats RF, seine krude Theorie begründete. Diese Forderung war übrigens auch von dem berüchtigten Tschetschenführer s. Ramzan Kadyrov erhoben worden. Im Nov. diffamierte Ex-Präsident Dmitrij Medvedev, der sich seit geraumer Zeit als radikalster Kremlapologet zu profilieren suchte, am russ. "Tag der Einheit des Volkes" die ukrain. Regierung als einen Haufen von Wahnsinnigen u. Drogensüchtigen" u. erklärte, es sei die Aufgabe Russlands, in der Ukraine den obersten Herrscher der Hölle zu stoppen, egal ob er Satan, Luzifer oder Iblis" heisse. Anschliessend wurde in der staatl. russ. TV sogar darüber diskutiert, ob Zelenskyj selbst der Antichrist sei oder nur einer seiner Dämonen. Kirill dürfte die eine ungeheuerliche Forderung oder andere völlig inakzeptable Äusserung seiner Kremlfreunde zur Kenntnis genommen haben, aber es ist auch nicht bekannt, dass er sich von diesen Exzessen distanziert hätte. Ende Jahr meldeten Medien, dass die russ. Okkupanten in der Ukraine 15 Priester der ukrain.-orth. Kirche getötet u. 75 ihrer Kirche zerstört hätten.
In seiner Ansprache zu Neujahr 2023 sagte Patriarch Kirill in der Christ-Erlöser-Kathedrale, dass man zu Gott beten werde, damit der Friede im folgenden Jahr einkehre, dass die Schismen in der orthod. Kirche u. die gefährlichen polit. Handlungen, die gegen Russland gerichtet seien, aufhören u. bekreuzigte sich, als er den Namen Putins aussprach.
In seiner offiziellen Weihnachtsbotschaft von 2022/23 /II/ erwähnte Kirill die Ukraine mit keinem Wort, sondern zitierte Friedenssätze aus der Bibel u. sagte in diesem Kontext: „Während wir uns vor der bescheidenen Majestät des Wunders der Menschwerdung verneigen u. den Erlöser verherrlichen, der in die Welt gekommen ist, können wir nicht umhin, uns über die militärischen Ereignisse zu sorgen, die heute stattfinden u. die heilige Weihnachtsfeier verdunkeln, denn, wie der Apostel feststellt: Wenn ein Mitglied leidet, leiden alle Mitglieder mit ihm /1. Kor. 12,26/. In diesen Prüfungen, die den Völkern der historischen Rus widerfahren sind, ist es für uns besonders wichtig, unsere Treue zu unserer christlichen Berufung zu bekräftigen u. Liebe zueinander zu zeigen. Manchmal kommt es uns so vor, als ob das Gute schwach u. wehrlos ist u. wenig von unserer kleinen Anstrengung abhängt. Dies ist jedoch nicht der Fall." Während Präsident Putin im Namen des Kremls „mit tiefer Zufriedenheit" die ROK wegen ihrer „Unterstützung unserer Soldaten bei der Teilnahme der militär. Spezialoperation" lobte /II/, schrieb Kiril in einer Grussbotschaft an Putin: „Ich bin Ihnen für Ihre unerschütterliche Aufmerksamkeit für den Dienst der ROK dankbar u. wünsche Ihnen gute Gesundheit, Gottes grosszügige Hilfe u. gesegneten Erfolg bei Ihrer verantwortungsvollen Arbeit im hohen Amt des Präsidenten Russlands." In seiner Voransprache zum zentralen Weihnachtsgottesdienst /II III/ in der Christ-Erlöser-Kathedrale wollte der Patriarch den laufenden russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht verurteilen, sondern goss im Gegenteil zusätzliches Öl ins Feuer, indem er Kiev vorwarf, die orthodoxe Kirche in der Ukraine zerstören zu wollen, u. sprach von „teuflischen Versuchungen". Irgendwann würden „sich viele mit Ironie oder einem müden Lächeln an diese erbärmlichen Versuche erinnern, die kanonische orthodoxe Kirche in der Ukraine zu ruinieren". Der Patriarch, der auch "Seine Heiligkeit" genannt wird, schlug vor, zu Weihnachten einen 36.-stündigen Waffenstillstand zu schliessen, wie der Pressedienst des MP mitteilte /russ./. In dem Aufruf hiess es: „Ich, Kirill, Patriarch von Moskau u. ganz Russland, appelliere an alle an dem mörderischen Konflikt beteiligten Parteien, das Feuer einzustellen u. vom 6. Jan. 12 Uhr bis 7. Jan. 24 Uhr einen Waffenstillstand zu schliessen, damit das orthodoxe Volk Gottesdienste /an Weihnachten/ besuchen kann." Der ukrain. Präsident Zelenskyj reagierte ablehnend auf die von Moskau angekündigte Waffenruhe u. sprach von einer Falle, denn Russland wolle die Feuerpause nutzen, um Nachschub zu organisieren. Obwohl Putin eine Feuerpause anordnete, wurde der Waffenstillstand nur teilweise eingehalten. In seinem weihnächtlichen Interview mit S. Andrej Kondrashov vom Jan. 2023 sagte Kirill, die Russen u. Ukrainer seien ein Volk, aber ein sehr grosses Volk, das sich vom Weissen zum Schwarzen Meer erstreckt. Äussere Kräfte hätten daraufhin gearbeitet, dass sich dieses einheitlich Volk trennte. Aber es habe eine gemeinsame Kirche mit einer gemeinsam betenden Gemeinschaft u. verfüge über eine geistige Einheit, obwohl es keine polit. Einheit aufweise. Kirills Formulierungen, die Kirchliches, Religiöses, Moralisches, Militärisches u. Politisches miteinander vermengten, waren jetzt nur noch im Kontext des Ukrainekriegs zu denken. Anlässlich des "Festes der Taufe Jesu" sagte Patriarch Kirill, dass heute die Idee bestehe, dass die „grosse russ. Macht“ besiegt oder neu formatiert werden könne, indem man ihr die eigenen Werte aufzwingt. „Wir beten zum Herrn, dass er diese Verrückten zur Vernunft bringt u. ihnen klar macht, dass jeder Wunsch, Russland zu zerstören, das Ende der Welt bedeuten wird“. Ausserdem rief er in Moskau die Kirchengemeinde auf, Geld für russ. Soldaten zu spenden, denn dies sei eine notwendige Hilfe, da Russland der ganzen westlichen Welt" gegenüberstehe. Im März wandte sich Patriarch Kirill mit einer entsprechenden Botschaft an die Primaten der ROK sowie an eine Reihe religiöser Persönlichkeiten u. Vertreter internationaler Organisationen, in der er insbes. im Zusammenhang mit der angespannten Lage um das Kiever Höhlenkloster /II/ seine „tiefe Besorgnis über den stark zunehmenden staatl. Druck auf die orthod. Christen der Ukraine“ zum Ausdruck brachte. In seiner Osterbotschaft 2023 /II/ rief der Patriarch zum Gebet für die Menschen auf, die sich „im Gebiet kriegerischer Handlungen befinden“, u. sagte: Als Christen „können wir gegenüber den Nöten u. Entbehrungen unserer Brüder u. Schwestern“ nicht gleichgültig sein, deren „Herzen vom Feuer des brudermörderischen Konflikts entzündet sind“. Daher müsse für das Geschenk eines „soliden u. gerechten Friedens für die brüderlichen Völker, die aus dem gemeinsamen Taufbecken des Dnepr hervorgegangen sind“, gebetet werden. Während die offiziellen Botschaften Kirills, die auf der Website des MP veröffentlicht wurden, für Frieden warben u. die formelle Contenance einigermassen bewahrten, arteten seine meist polit. gefärbten Reden, die er in den Kirchen hielt, gewöhnlich in patriot. Tiraden aus, wenn er etwa am 21. April in der Mariä-Entschlafens-Kathedrale des Sergius-Klosters der Hl. Dreifaltigkeit /II/ am Ende des Gottesdienstes u. der Prozession sich mit folgenden Worten an die Gläubigen wandte: Sie alle wissen, dass unser Volk u. unser Land derzeit sehr schwierige äussere Umstände durchmachen. Es scheint, dass jemand ausserhalb unseres Landes im Bewusstsein der unterschiedlichen zivilisatorischen Entwicklung des orthodoxen Russlands u. der westlichen Welt glaubt, dass diese Divergenz ein Grund oder ein Vorwand sein kann, Russland mit Gewalt zu besiegen. Wir glauben, dass dies niemals passieren wird! Erstens, weil der Herr mit uns ist. Zweitens, ... weil unser Volk – auch in der spirituellen Tradition der orthodoxen Kirche – so erzogen wurde, dass die Verteidigung des Vaterlands die grösste Pflicht u. eine heilige Tat ist. Und wenn unsere Kämpfer heute dort, im Donbass, Russland verteidigen, müssen wir bedenken, dass sie nicht gegen ein lokales Phänomen kämpfen, das gefährlich u. Russland gegenüber unfreundlich ist, sondern für die Zukunft unseres Landes. Und ich rufe Sie alle auf, heute ein besonderes Gebet für unseren Präsidenten, für die Behörden, für unsere Armee u. für das ganze Volk zu entrichten, damit uns keine böswilligen äusseren u. inneren  Kräfte spalten u. dadurch schwächen können." Anfangs Mai segnete der Kirchenzyniker erneut frohen Mutes russ. Soldaten mit einer Ikone, die in die Ukraine geschickt wurden, um die Heimat zu verteidigen", u. drückte seine Hoffnung aus, dass alle „lebend u. gesund" zurückkehren. Kirill betonte immer wieder die angebliche Wundertätigkeit von Ikonen während Kriegsschlachten.

Sanktionen: Im Juni 2022 verhängte die britische Regierung vor dem Hintergrund der russ. Invasion in der Ukraine Sanktionen gegen Patriarch Kirill „wegen herausragender Unterstützung der russ. Militäraggression in der Ukraine“. In einer Erklärung stellte Aussenministerin Liz Truss fest, dass Patriarch Kirill „seine Position wiederholt missbraucht habe, um den Krieg zu rechtfertigen“. Litauen verbot Patriarch Kirill die Einreise für einen Zeitraum von 5 Jahren, weil er den Angriff auf die Ukraine aktiv unterstützt habe. Im Juli wurde Kirill auf die Sanktionsliste der „russ. Agenten der Desinformation“ Kanadas gesetzt, die „für die Erleichterung u. Unterstützung der ungerechtfertigten Invasion Russlands in der Ukraine verantwortlich sind“. Im Okt. verhängte die Ukraine selbst Sanktionen gegen Patriarch Kirill, weil er „die Doktrin der "russ. Welt“ gepredigt u. den Krieg gegen die Ukraine gesegnet" habe. Patriarch Kirill habe „das Volk dazu aufgerufen, sich um die Regierung zu scharen u. Russland unbesiegbar zu machen". Der Einbezug des Patriarchen Kirill in die Sanktionslisten der Gesamt-EU kam v.a. wegen des Widerstands Ungarns nicht zustande. Der ungar. Aussenminister s. Péter Szijjártó begründete die Haltung seiner Regierung mit dem „Grundsatz der Religionsfreiheit.“ Es sei „schrecklich, auch nur daran zu denken, welche Prozesse die Aufnahme des Führers einer der wichtigsten christlichen Kirchen Europas in die Liste auslösen würde“. Aufgrund der störrisch vertretenen Eigenposition dieses pro-russ. Mitgliedstaats wurden die Massnahmen gegen Patriarch Kirill aus dem 6. Sanktionspaket gegen Russland ausgenommen. Im Feb. 2023 verhängten Australien u. Neuseeland aus ähnlichen Gründen Sanktionen gegen Patriarch Kirill. Im April setzte Tschechien den Kriegspatriarchen auf die nationale Sanktionsliste /II russ./ mit der Begründung, dass er „den Glauben missbraucht, um die von russ. Soldaten in der Ukraine begangenen Gräueltaten zu rechtfertigen“ u. „seine Position nutzt, um die russ. Aggression in Predigten u.a. öffentl. Reden zu rechtfertigen“.

Im Dez. 2023 setzte das Innenministerium der Ukraine Patriarch Kirill, das Oberhaupt der ROK, mit bürgerlichem Namen Vladimir Gundjaev, auf die Fahndungsliste gesuchter Personen. Gundjaev wird vom ukrain. Geheimdienst SBU gesucht. Seit dem 11. Nov. soll sich Kirill vor behördlichen Ermittungen verstecken, hiess es. Dem Moskauer Patriarchen würden laut Ukrinform zwei schwere Delikate zur Last gelegt. Einerseits geht es um Übergriffe auf die territoriale Integrität der Ukraine, andererseits um Planung, Vorbereitung, Einleitung u. Durchführung eines Angriffskriegs gegen die Ukraine. Nach Angaben von Ukrinform haben der SBU u. die Generalstaatsanwaltschaft der Ukraine im Nov. ein Strafverfahren gegen Kirill eröffnet. Er zähle zum engsten russ. Führungskreis um V. Putin, rechtfertige den Krieg u. nutze die ukrain. Gemeinden für seine Propaganda, hiess es zur Begründung. Da der Patriarch gut bewacht in Moskau lebt, ist das Risiko einer Festnahme durch die Ukraine jedoch äusserst gering.

Kritik an V.M. Gundjaev bzw. Bischof/Metroipolit/Patriartch Kirill:
Gesamtübersicht:
Vom "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin--Liste" führt, die in Russland gesperrt ist, werden gegen Vladimir Gundjaev alias Metropolit/Patriarch Kirill folgende Vorwürfe erhoben:
- Organisation krimineller Geschäfte: In den 1990er Jahren beteiligte er sich als Vositzender der Abteilung für Aussenbeziehungen DECR der ROK am Tabak-, Öl-, Automobil- u. Lebensmittelhandel sowie am Import von Zigaretten – dies alles unter den Bedingungen des damals riesigen Staatshaushaltsdefizits u. der massiven Nichtzahlung von Gehältern an Staatsbedienstete u. staatl. Renten, wobei unter dem formellen Deckel der ROK alle möglichen undurchsichtigen Steuerhinterziehungspläne ohne Bezahlung von Zöllen genutzt worden seien. Nach verschiedenen Schätzungen hätten diese Aktivitäten ein Kapital in Höhe von 1,5-4 Mrd. USD generiert. Übe diese Handelsaktivitäten schrieb die Novaja gazeta schon 2012. /mehr dazu s. unten./
- Untergrabung des säkularen Charakters des russ. Staates, der in seiner Verfassung verankert ist; Einführung einer "spirituellen“ Zensur in den säkularen Kulturbereichen; Untergrabung des säkularen Charakters des staatl. Bildungssystems RF.
- Propaganda des Angriffskriegs, obwohl diese nicht nur durch moderne staatl. Gesetze, sondern auch durch innerkirchliche Vorschriften, die seit der Antike gelten, verboten ist.
- Mitschuld an der Aggression des Putin-Regimes gegen die Ukraine u. an der Besetzung fremder Gebiete, indem Kirill die bewaffnete Invasion in der Ukraine „ideologisch begründet“ habe. Die Führung des Sicherheitsdienstes der Ukraine SBU berichtete, dass die Strukturen des MP den russ. Spezialeinheiten, insbes. s. Igor Girkin/Strelkov, dabei geholfen hätten, die Annexion der Krym vorzubereiten. Der Klerus habe dabei den ersten Gruppen russ. Saboteure Schutz u. geboten u. nach der Annexion begonnen, den Geist junger Krymbewohner zu militarisieren. Der Bruderkrieg in der Ostukraine sei vom russ. Patriarchen Kirill gesegnet worden, übertitelte TSN.ua einen entsprechenden Beitrag zu diesem Thema.
- Volle Unterstützung des Putin-Regimes sowohl in der Aussen- als auch in der Innenpolitik. Der „klerikale mittelalterliche Obskurantismus", der seit 2 Jahrzehnten vom Putin-Regime geschürt werde, geniesse die volle Unterstützung von Kirill u. der gesamten Führung der ROK. Besonders hervorzuheben sei die von der Kirche geschürte Homophobie u. die Gesetzgebung gegen die Abtreibungs, für die sie sich seit vielen Jahren einsetze, wobei diese als eine der grausamsten in der modernen Welt gelte.
- Verletzung des Grundsatzes der Gewissensfreiheit, die unter Putin erhebliche Ausmasse angenommen habe, einschliesslich der Förderung der Verfolgung von Atheisten u. Ungläubigen. Die Führung der ROK habe nie gegen die Verfolgung u. Verletzung der Rechte solcher Gruppen u. Individuen, einschliesslich der eigenen Gläubigen, protestiert. Darüber hinaus hätten die Propagandisten der ROK unter Kirills Führung die Angriffe auf kleine religiöse Konfessionen u. Gruppen, darunter auch christliche, drastisch verschärft, sie als „totalitäre Sekten“ bezeichnen u. entsprechende Gesetze, etwa dasjenige "Über die Gewissensfreiheit“, auch auf Anregung der Führer der ROK ständig verschärfen lassen.
- Einmischung in die internen Angelegenheiten der orthod. Kirche in der Ukraine, die sich ab Ende 2018 in der Behinderung der Bildung einer einzigen orthod. Kirche in diesem Land geäussert habe, die weder direkt noch indirekt vom Putin-Regime kontrolliert wird.
- Korruption. Es sei nicht klar, wie u. aufgrund welcher Verdienste Gundjaev-Kirill Eigentümer einer Wohnung im "Haus am Ufer“ im Zentrum von Moskau wurde, wo früher Parteifunktionäre lebten. Auch der Erwerb anderer Immobilien u. Objekte, die Gundjaev-Kirill zugeschrieben werden, sei intransparent u. erklärungsbedürftig. /mehr dazu s. unten./
- Verwendung umfassender Mittel aus dem Staatshaushalt für persönl. Zwecke in Absprache mit der aktuellen russ. Führung: Es gehe hier i.e.L. um die Tatsache, dass der Patriarch die teuren Dienstleistungen des ausgedehnten Personals des Föderalen Sicherheitsdienstes FSO in Anspruch nähme, dessen Aufgabe es eigentlich sei, nur hochrangige säkulare, nicht aber kirchliche Führer zu schützen.
- Beschlagnahme zum Zweck der rein persönl. Bereicherung, Entfremdung des Territoriums eines Waldfonds: Als herausragendes Bsp. wird der genannte Küstenpalast Kirills von Gelendzhik erwähnt, der auf dem Territorium eines föderalen Naturschutzgebiets errichtet wurde. Während des Baus seien viele im Roten Buch aufgeführte Bäume gefällt u. das Territorium des Palastes habe den Anwohnern den Zugang zum Meer versperrt.
- Tätigkeit für den KGB ab den 1970er Jahren. Es habe weder in der RF im Allgemeinen noch in der ROK im Besonderen eine Lustration ehem. Mitarbeiter der sowjet. Sonderorgane gegeben, obwohl es in der ROK einige KGB-Agenten gegeben habe. Über den früheren KGB-Spitzel Gundjaev alias Kirill s. unten.
- Es sei auch zu beachten, dass V.M. Gundjaev alias Kirill als Leiter der Strukturen zur Unterstützung des Putin-Regimes auch direkt für die kriminellen Aktivitäten seiner Untergebenen u. Mitarbeiter verantwortlich sei, die offenbar unverblümt „nicht bemerkt“ würden. Er trage schliesslich auch die Verantwortung dafür, wenn Journalisten u. Zivilaktivisten angegriffen werden, die zu Recht die Aktivitäten der dem Patriarchen anvertrauten Strukturen kritisierten.

Ausführlicher zu einigen Kritikpunkten u. Vorwürfen:
Kirchenpolitik u. Interaktion mit dem Putin-Regime: Patriarch Kirill ist einer der führenden Propagandisten sowohl der Innen- als auch der Aussenpolitik des Putin-Regimes. Auch nach seiner Inthronisierung als Patriarch von Moskau u. ganz Russland 2009 vertrat er die Idee der "Russ. Welt“, die v.a. 2014 im Zusammenhang mit der Annexion der Krym u. der krigerischen Okkupation des Donbass in der Ostukraine eine besonders berüchtigte Berühmtheit erlangte. Mit voller Unterstützung der ROK wurde nach dem Strafverfahren gegen die Mitglieder der russ. Frauenpunkgruppe "Pussy Riot" 2012 von der Staatsduma RF ein repressives Gesetz zum Schutz der "Gefühle der Gläubigen“ angenommen, das im Sommer 2013 in Kraft trat. Als Patriarch ist Kirill bei allen wichtigen zentralen Versammlungen des Parlaments RF u. an den Terminen im Kreml zugegen, wenn die Bundesversammlung bzw. die russ. Elite zur Teilnahme an den jährlichen u. speziellen Botschaftsverkündigungen des Präsidenten RF zusammengerufen wird. Dies ist auch der Fall, wenn im Kreml entsprechende Sonderanlässe im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg stattfinden. Kirill weigert sich systematisch, die Kirche vom Staat zu trennen, obwohl dieses Prinzip in der Verfassung RF verankert ist, u. beruft sich auf die "Symphonia" zwischen Kirche u. Staat. Gleichzeitig weigert er sich, das System des säkularen Staates als Prinzip anzuerkennen u. zu respektieren. Er u. seine Hierarchen waren die Hauptlobbyisten für die von Putin unterstützte Einführung der sog. "Grundlagen der orthodoxen Kultur“ u. für die Schaffung von "Theolog. Fakultäten“ an Universitäten, auch technischen. Nach Auffassung des "Forum Freies Russland" ist die von Kirill kontrollierte ROK nichts anderes als ein Instrument der totalen Zombifizierung der Bevölkerung, das sich als sehr effektiv erwiesen habe, denn derjenige Teil der Bevölkerung des Landes, der sich als Gemeindemitglieder der ROK betrachte, zeichne sich im Allgemeinen gewöhnlich durch eine betonte Loyalität gegenüber seinem diktatorischen polit. Regime aus.

Reaktionen auf den Ukrainekrieg u. Kritik der Haltung Kirills dazu in Kreisen der orthodoxen Kirche: Mithilfe seiner reaktionären pro-russ. u. antiwestlichen Ideologie u. seiner bedingungs- u. kompromisslosen Unterstützung des Putin-Regimes  hat Patriarch Kirill die ROK in Analogie zum Staat selbst als autoritäres zentralist. Kirchenregime aufgestellt. Die ROK ist damit quasi zum Staat im Staate geworden, obwohl sie sich ihm unterwirft, mit ihm unmittelbar interagiert u. sich mit ihm eng abstimmt, wobei sie vom Kreml weitgehend dirigiert u. ihm als kirchliches Herrschaftsinstrument zur Umsetzung der Politik Putins unter den "Gläubigen" zur Verfügung steht u. von ihm so benutzt bzw.missbraucht werden dürfte. In diesem von den Putinisten geschaffenen quasitotalitären Herrschaftssystem können sich auch Bischöfe keinen Widerspruch mehr leisten, während Priester bei öffentl. Kritik sanktioniert werden können. In der ROK kritisier/t/en deshalb nur wenige Bischöfe öffentlich Kirills Rechtfertigung des Kriegs gegen die Ukraine. Einige Priester in Russland haben sich allerdings im Zuge des russ. Überfalls auf die Ukraine 2022 von Kirill abgewandt u. die Verbrechen der russ. Armee in der Ukraine  kritisiertFür sie bedeutet Kirill ein "Mann des Systems", ein "Teil der russ. Regierung". Besonders scharf fiel die Kritik von Seiten einiger orthodoxer Führer in der Ukraine aus. Der damals 89-jährige Filaret /Denisenko/, der selbst aus dem Donbass stammt, 1995-2018 Patriarch der Ukrain.-Orth. Kirche des Kiever Patriarchts war u. 1997 vom MP mit dem Kirchenbann belegt wurde, sagte schon 2018 in einem Interview mit s. Zhanna Nemcova, dass Putin die Ukraine wieder unterjochen wolle, was ihm aber nicht gelingen werde, da das freiheitsliebende ukrain. Volk dies nicht mehr wolle. Obwohl Putin ein Christ sei, lebe er nicht nach dem christl. Glauben, sondern sei ein neuer Kain. Zwar sei Putin bestrebt, über die UOK MP die Ukraine zu beeinflussen, aber dies sei unmöglich. Putin habe inzwischen verstanden, dass die Ukraine mit Waffen nicht zu nehmen sei. Nach Kriegsausbruch forderten über 200 ukrain. Priester des MP eine Absetzung ihres Oberhaupts. Wie erwähnt, forderte ausgerechnet Metropolit Onufrij, der Leiter der UOK MP, den "Bruderkrieg" zwischen dem ukrain. u. russ. Volk unverzüglich zu beenden, der weder vor Gott noch vor den Menschen zu rechtfertigen sei. Im Mai 2022 sagte sich Onufrijs Kirche vom MP los u. weigert sich seither, den Patriarchen Kirill als Vorgesetzten zu anerkennen. Der Bischofsrat der Orthodoxen Kirche der Ukraine OKU wies auf Vorschlag ihres Primas, Metropolit Epifanij, darauf hin, dass Patriarch Kirill kanonisch zur Verantwortung gezogen u. ihm der patriarchal. Thron entzogen werde, weil er ketzerische ethnophyletische Lehren verbreitet habe, die auf der Ideologie der "russ. Welt“ basierten, den russ. Truppen einen „Segen“ für den Krieg in der Ukraine erteilt u. zur Spaltung der Kirche beigetragen habe. Der Generalsekretär des Ökumen. Rats der Kirchen /Weltkirchenrat/ u. Geistliche der Rumän.-Orthod. Kirche, Ioann Sauca, appellierte an Patriarch Kirill, „ein Vermittler zwischen den Behörden zu werden, um den Krieg zu beenden“. Der Pariser Metropolit Jean rügte die Aussage des Patriarchen Kirill, dass das "Opfer" eines Soldaten, der im Krieg stirbt, "alle Sünden reinige, die er begangen hat". Sie sei in den Gemeinden seines Erzbistums „mit grossem Schmerz u. mit Unverständnis aufgenommen" worden, schrieb er. Das russ. Kirchenoberhaupt solle sich besser für einen sofortigen Stopp des „brudermörderischen Kriegs" aussprechen, „der für die Welt jetzt zu einer allzu schweren Bedrohung" werde. Ungewöhnlich hart ging der Ökumen. Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., mit dem russ. Patriarchen ins Gericht. In einem Interview mit der griech. TV von Ende Mai 2022 sagte er, er habe erwartet, dass Patriarch Kirill in der Lage sein werde, Präsident Putins Absicht, in die Ukraine einzumarschieren, die Stirn zu bieten u. dabei gegebenenfalls den Thron zu opfern, doch sein Verhalten sei enttäuschend gewesen. Der anhaltende Krieg zwischen den Orthodoxen habe ihn schwer getroffen. Die Tatsache sei schmerzlich, dass das MP so weit gekommen sei, sich den polit. Ambitionen der RF zu unterwerfen, diese gewaltsame Invasion u. das ungerechtfertigte Blutvergiessen zu unterstützen u. scheinbar zu segnen", sagte er im Okt. 2022 gegenüber dem US-Portal "The Pillar". Er selbst habe „Aggression u. Gewalt wiederholt verurteilt" u. zugleich „inbrünstig u. brüderlich" an den Patriarchen von Moskau appelliert, seine Position von polit. Verbrechen zu trennen, selbst wenn dies bedeutete, dass er von seinem Amt zurücktreten müsste. Das MP wies u. weist Kritik an Kirill I. erwartungsgemäss zurück. Wie erwähnt, sah sich die Hl. Synode des Ökumen. Patriarchats von Konstantinopel unter Bartholomaios I. zum konkreten Handeln veranlasst u. entzog dem Patriarchen von Moskau bereits im Okt. 2018 das seit 1686 bestehende Recht, den Metropoliten von Kiev zu ordinieren. 2 weitere hochrangige Vertreter der ukrain. Orthodoxie sehen den Moskauer Patriarchen Kirill mitverantwortlich für den Krieg in der Ukraine: „Seit Kriegsbeginn sind wir wütend auf Kirill", hielt der Metropolit der UOK, Augustin Markevych, in einem Beitrag in der Zeit fest. Vor dem Krieg habe Kirill die Ukrainer als seine Herde bezeichnet, nun trete er jedoch als "Patriarch der Russen" auf. Auch diverse Religionsgelehrte u. religiöse Persönlichkeiten verschiedener Konfessionen verwiesen auf Kirill als einen der wichtigsten Ideologen des russ. Kriegs in der Ukraine mit fatalen Folgen für die Orthodoxie Russlands u. der Ukraine. Auch weltliche Führer wandten sich an den Patriarchen von Moskau u. ganz Russland. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron etwa sagte an die Adresse von Kirill I., religiöse Führer müssten angesichts des Wahnsinns dieser Ereignisse" Widerstand leisten, machte jedoch Putin selbst für das Verhalten der Kirche verantwortlich. Die orthodoxe Religion werde von den Machthabern in Russland manipuliert. Dem Ständigen Vertreter der Ukraine bei den UN, Serhij Kyslycja, war dieses Statement jedoch viel zu mild. Die ROK werde nicht manipuliert, kommentierte er auf Twitter Macrons Worte, sondern diese Kirche sei vielmehr „Teil eines kriminellen Regimes". Wie die NZZ in einem Kommentar darauf hinwies, könne Kumpanei einer Kirche mit dem Staat verhängnisvolle Folgen nach sich ziehen, wie das Beispiel der Kirche Frankreichs bei ihrer jahrhundertelangen Kumpanei mit der Monarchie gezeigt habe. Durch die religiöse Legitimierung von Putins Krieg habe Kirill inzwischen bereits die Mehrheit der Gläubigen seiner Kirche verloren u. zwar ausgerechnet an die Orthodoxe Kirche der Ukraine. Trotz aller Kritik wisse Kirill die Politik auf seiner Seite u. die Politik wisse, dass sie sich auf den Patriarchen verlassen könne. Wer Kirills Predigten höre oder lese, merke sofort, dass der Patriarch fest an der Seite des Kreml-Chefs stehe. Die russ. Orthodoxie sei längst zu einem der mächtigsten Pfeiler von Putins imperialer Neurussland-Ideologie geworden. Kirill sei stets bestrebt, sich der Regierungspolitik anzupassen, sagte der russ. Journalist u. Kirchenexperte Sergej Bychkov. Gerade jetzt sei die Unterstützung der Kirche für den Staat besonders wichtig. Dass Kirill auf dieser Ebene die christl. Gebote pervertiere, sei Nebensache.

Vorwürfe des fragwürdigen Industriehandels u. der vermuteten Bereicherung: Lange vor seiner Wahl (u. de facto Ernennung) zum Patriarchen organisierte Vladimir Gundjaev alias Metropolit Kirill in den 1990er Jahren als Chef des DECR den industriellen Tabak-, Öl-, Automobil- u. Lebensmittelhandel, um für die ROK zu Geld zu gelangen, u. nutzte dabei alle möglichen undurchsichtigen Steuerhinterziehungspläne, um die Arbeit der mit ihnen verbundenen Händler erheblich zu erleichtern. Nach verschiedenen Schätzungen brachten diese Aktivitäten Gundjaev bzw. der ROK ein Kapital in Höhe von 1,5-4 Mrd. USD ein. Weil Gundjaev-Kirill im Namen der Kirche mit Zigaretten uErdöl handelte, wurde er von Kritikern „Tabak-Patriarch“ genannt. Zu erklären ist die Entstehung dieses lukrativen Businesses wohl mit den Folgen des Zusammenbruchs der UdSSR, bei dem die wiederauferstandene ROK dringend Geldmittel brauchte, um ihre während des Kommunisms zerstörte Infrastruktur wiederherzurichten. Um Warenschmuggel zu verhindern, gewährte der neue russ. Staat der Kirche Handelsprivilegien, aufgrund derer die Kirche legal Zigaretten importieren sowie Meeresfrüchte u. Edelsteine exportieren u. den Gewinn behalten durfte. Noch lukrativer war der Handel mit Erdöl, um den sich Patriarch  Aleksij II. persönlich kümmerte u. ihn über die Schweiz abwickelte. Er sei in den 90er-Jahren im Privatjet nach Genf gereist u. habe dort die von der Regierung zugeteilten Ölkontingente verkauft, wie ein ehem. Schweizer Bundespolizist erzählte. Als zentrale Figur bei den Ölverkäufen der ROK wurde jedoch ein gewisser Vitalij K. genannt. Das Geld es geht um etwa 2,5 Mrd. USD  soll laut mehreren Quellen auf einem Konto der Genfer United Overseas Bank gelandet u. von dort auf verschiedene Offshore-Unternehmen verteilt worden sein. Wegen vermuteter Geldwäsche begannen die CH-Behörden gegen Vitalij K. zu ermitteln u. sperrten CH-Bankkonten. Jahre später sei das Strafverfahren jedoch wegen „mangelnder Kooperation der russ. Behörden" eingestellt worden. Es gebe übrigens keine Belege dafür, dass der heutige Patriarch Kirill direkt in die Genfer Ölgeschäfte verwickelt gewesen wäre. Allerdings sei er als Vositzender der Abteilung für Aussenbeziehungen DECR der ROK u. Vertrauter des Patriarchen Aleksij II. auch für den Aussenhandel der ROK zuständig gewesen u. als "Tabatschnik" zeichnungsberechtigt für ein Konto bei einer CH-Grossbank gewesen, auf dem zeitweise mehrere 100 Tsd. CHF lagen; das Geld sei angeblich für Ausgaben beim Weltkirchenrat verwendet worden.

Vorwürfe der Verbindungen zum KGB: Gundjaev-Kirill war bereits in der Sowjetunion als Mitarbeiter der Aussenabteilung der ROK eine wichtige Figur der Kirchenleitung. Dementsprechend war er bereits damals gut mit den polit. Eliten vernetzt u. konnte ins /westl./ Ausland reisen. 1971 wurde Kirill von den Sowjets nach Genf in die Schweiz geschickt, um die Orthodoxen beim Weltrat der Kirchen zu vertreten. In Genf leitete er auch die orthod. Kirche von einem Haus in der Rue de Beaumont aus, predigte in diesen Kreisen u. habe das Vertrauen der russ. Exilgemeinde genossen.
Im Feb. 2023 veröffentlichten TA-Media-Journalisten des Zürcher
Tages-Anzeigers u. der Lausanner Zeitung Le Matin Dimanche /Spiegel - russ. I russ. II russ. III russ. IV russ. V/ den aufschlussreichen Bericht einer Recherche über diversen Aktivitäten von Vladimir Gundjaev alias Kirill in der Schweiz. Demnach liess er sich vom sowjet. Auslandsgeheimdienst KGB anwerben u. stand ab 1972 als Mitarbeiter mit dem Decknamen "Mikhajlov" in seinen Diensten. Diese Erkenntnis habe man basierend auf einem Vergleich bekannter Auslandsreisen dieses KGB-Agenten "Mikhajlov“ mit der Identität des russ. Priesters Kirill, mit bürgerlichem Namen Vladimir Gundjaev, gewonnen. Seine Aufgabe habe darin bestanden, Informationen über die Mitglieder des Weltkirchenrats zu sammeln u. deren Haltung zur Sowjetunion zu beeinflussen. Die Schweizer Bundespolizei legte eine heimliche Staatsschutzkarteifiche /eine Art Schweizer Stasi-Akte/ über den russ. Geistlichen an, die die SonntagsZeitung im Bundesarchiv einsehen konnte. Die Fiche von "Monsignor Kirill" habe insgesamt 37 Einträge, die über 20 Jahre von Juli 1969 bis Feb. 1989 reichten, von denen die meisten sich lediglich auf seine Visaanträge u. Einreisen in die Schweiz bezögen. 2x sei vermerkt worden, dass Kirill in einem Verzeichnis von sowjet. Funktionären aufgeführt sei, „gegen die Massnahmen ergriffen wurden" um welche Massnahmen es sich handelte, wurde nicht erläutert. Während ein Genfer, der anonym bleiben wollte, erzählte, dass man ihn damals vor russ. Priestern der Sorte Kirills gewarnt habe, denn man sei davon ausgegangen, dass es sich um KGB-Agenten handle, schien der in Genf lebende Neffe Kirills mit Namen Mikhail Gundjaev, der als Kirills Nachfolger im Amt vor Ort gilt, bemüht zu sein, die KGB-Tätigkeit seines berühmten Onkels zu verharmlosen, wenn er erklärte, dass er damals wohl kein richtiger KGB-Agent gewesen sei, sondern nur unter strikter Kontrolle des KGB" gestanden habe, was sowieso der Fall gewesen sein dürfte. Weiter heisst es im Bericht, der Weltkirchenrat habe den Rechercheuren auf entsprechende Anfrage geantwortet, dass er keine Informationen" zu diesem Thema habe. Weder der Patriarch selbst noch das MP u. schon gar nicht das KGB bzw. der FSB haben bisher Kirills monierte Geheimdiensttätigkeit bestätigt, sich dazu geäussert oder auf einen entsprechenden Vorwurf der Spionage für den KGB reagiert.
Von Igumen Ilarion im Interview von 2001 auf geheimdienstliche Aktivitäten durch kirchliche Mitarbeiter angesprochen, ging Kirill freilich nicht auf seine eigene KGB-Anwerbung ein, sondern wich diesem heiklen Thema geschickt aus, indem er die Sachlage missverständlich abänderte u. über die Arbeit anderer, von aussen eingeschleuster" Agenten sprach, die keine Priester waren. Er sagte, dass es unmöglich sei, einen weltlichen Menschen noch dazu einen Spion in einen Priester zu verwandeln, u.: Immer wird sichtbar sein, dass es sich nicht um einen wirklichen Priester handelt. Und so war es auch. Die Leute wussten, wer ein echter u. wer ein angeblicher Priester war. Daher denke ich, dass die in die Kirche eingeschleusten Atheisten eine Erscheinung von so winzigem – ich würde sogar sagen exotischem – Ausmass waren, dass man sie nur als Ausnahme, als Randerscheinung im Leben der Kirche in Erinnerung behalten kann." Seit Jahren wurde kolportiert, dass Gundjaev-Kirill für den KGB tätig war, denn Rechercheure fanden bereits vor Jahren gut dokumentiertes Material zu diesem Thema. 2003 schickte ein Mitglied der Moskauer Helsinki-Gruppe, Priester Georgij Edelstejn, einen Brief an den Präsidenten RF V.V. Putin, in dem er Metropolit Kirill vorwarf, Verbindungen zum KGB zu haben. Mehrere hohe Vertreter der ROK waren Agenten des KGB u. dessen Vorgängerorganisationen. Auch Aleksij II. selbst soll zuvor für den KGB tätig gewesen sein u. war auch in Genf kein unbekannter Mann. Obgleich die beiden eine Vergangenheit beim KGB verbindet, ist unbekannt, ob Kirill den 6 Jahre jüngeren Putin bereits in den 70-90er Jahren über das KGB gekannt bzw. wann er ihn kennengelernt hat.

Immobilien u. luxuriöses Leben: In einem separaten Abschnitt befasst sich der besagte TagesAnzeiger-Bericht auch mit vermuteten Immobiliengeschäften Kirills, die zur Vermehrung seines privaten Vermögens u. zur Verbesserung seines Wohlstands beigetragen haben sollen oder dürften. Mit dem angeblichen Immobilienimperium der ROK-Elite u. dem elitären Luxusleben des Patriarchen befasste sich Novaja gazeta in einem entsprechenden Beitrag, der 2019 erschien. Was zunächst die verschiedenen offiziellen Residenzen des MP /II/ anbelangt, hat der Patriarch seinen Amtssitz im Kloster des Hl. Danilov in Moskau /II/, wo die Sitzungen des Hl. Synods stattfinden; darüber hinaus benutzt er eine Arbeitsresidenz an der Adresse Chistyj pereulok 5 /II/, wo in einer Seitengasse der Prechistenka-Strasse ein hübsches neuklassizist. Gebäude des russ. Kulturerbes steht, u. bewohnt eine grandiose u. märchenhafte Sommerresidenz in Peredelkino /II/. Auf einer Webseite heisst es, dass Kirill viel durch die Städte Russlands reise, sodass er keinen festen Wohnsitz habe. Als wichtigste Orte, an denen er Halt mache, dienten ausser den erwähnten Residenzen die Dreifaltigkeits-Sergius-Lavra in Sergiev Posad sowie das Valaam-Kloster u. die Villen in Rubljovka, Troice-Lykovo u. Solovki. Noch als Metropolit habe Kirill lange Zeit in Serebrjanyj Bor in einem kleinen "baufälligen" Holzhaus gewohnt, dessen Grundstück etwa 7000 qm an Umfang betrage. In der Elcyn-Zeit hätten der Präsident u. sein Gefolge beschlossen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern u. hätten dem Geistlichen eine 140 qm grosse 5-Zimmerwohnung im berühmten "Haus am Ufer“ /II/ am Fluss Moskva in der Serafimovicha-Strasse 2, wo früher Parteifunktionäre lebten, geschenkt. Diese Wohnung habe er aber nie benutzt. Das gespendete Objekt habe sich in einem sehr schlechten Zustand befunden u. sei im Laufe der Zeit renoviert worden; in der Wohnung befinde sich eine Sammlung seltener Bücher, die Kirills Vater gehört hätten. Der Preis der Wohnung wird auf 95-300 Mln. Rubel geschätzt. Ferner ist von einem Anwesen bei St. Petersburg die Rede, dessen luxuriöser Umbau den Staat etwa 40 Mln. CHF gekostet habe. Noch viel mehr zu reden gab "Kirills Palast" in Gelendzhik /II III IV/ am Schwarzen Meer in der Nähe von Putins eigenem Superpalast, der von Aleksej Navalnyj aufgedeckt wurde. Eigentlich sei dieser Palast im Besitz der ROK, der als "Spirituelles Bildungszentrum" ausgewiesen werde. Die ausgedehnte private Anlage, die wie ein Kloster an einem eigenen Berg Athos Kirills liegt u. für die Öffentlichkeit unzugänglich ist, soll 22 Mrd. Rubel gekostet haben. Wenn der Patriarch dort zur "Erholung" anwesend sei, herrsche rund um das Gelände quasi der Ausnahmezustand. So stünden Kirill insgesamt etwa 20 "Residenzen" zur Verfügung, die er regelmässig nutze u. unterhalten lasse, wobei wegen der hochgradigen Intransparenz der Eigentumsverhältnisse des Patriarchen völlig unklar bzw. unbekannt ist, welche Immobilien auf sein eigenes Konto gehen. Ausserdem soll Kirill über eine Yacht "Pallada“ bzw. über eine ganze Flotte von mehreren teuren Yachten verfügen, die ihm oder der Kirche von "Lukoil" geschenkt wurde/n oder worden sein soll/en, wobei dafür in Valaam ein gesonderter Hafen angelegt wurde. Zu seinen persönl. Besitztümern soll auch eine Mercedes-Maybach-Luxuslimousine gehören. Für den Lufttverkehr benutzt der Patriarch ein oder verschiedene Flugzeug/e der staatl. Fluggesellschaft oder private Jets. Der Unterhalt der von Kirill benutzten immobilen u. mobilen Infrastruktur /II/ sei extrem kostspielig u. verschlinge immense Summen von Staatsgeldern, wohl Dutzende Mrd. Rubel jährlich, wobei die Kosten für die Sicherheitsmassnahmen zum Schutz des vielreisenden Patriarchen besonders ins Gewicht fielen. Die Wirtschaft der ROK sei völlig intransparent. Das MP kassiere Milliarden Rubel jährlich aus dem Betrieb von kirchlichem u. zivilem Immobilienbesitz. Kirills Jahresgehalt betrage nach offiziellen Angaben etwa 500 Tsd. Rubel, wobei Gundjaevs-Kirills Privatvermögen auf rd. 4 Mrd. USD geschätzt wird. In der russ. Bevölkerung gelte Kirill keineswegs als Asket", sagte der Kulturwissenschaftler Antoine Nivière. Viele Russen u. Russinnen sähen einen Widerspruch darin, wenn Kirill zur Bescheidenheit aufruft, während er selbst in Luxus schwelgt. 3 Priester aus Udmurtien, die den Lebensstil des Patriarchen kritisiert haben sollen, hätten ihre kirchlichen Ämter verloren.
Hinsichtlich der  "Luxusgüter" wurde auch immer wieder von der legendären u. v.a. teuren Breguet-Uhr Kirills geredet, die eine kuriose Erzählung hat.
2009 tauchte im Internet ein Foto von Patriarch Kirill mit einer Armbanduhr der Schweizer Firma Breguet im Wert von ca. 30 Tsd. Euro auf. Während eines Interviews mit s. Vladimir Solovjov 2012 erklärte der Patriarch, dass er diese Uhr besitze, sie aber „nie getragen“ habe, u. bezeichnete das Bild aus dem Internet als Fotomontage. Blogger fanden auf der offiziellen Website Patriarchija.ru ein Foto, auf dem sich am Handgelenk des Patriarchen in der Tat keine Uhr befndet, diese sich aber gleichzeitig auf einem lackierten Tisch spiegelt. Offensichtlich wurde die Uhr vom Handgelenk wegretouchiert. Der Pressedienst der ROK musste seinen „Fehler“ eingestehen, u. so wurde die Uhr des Patriarchen zum Gegenstand zahlreicher Internet-Memes.
In einem Interview mit der dt. Zeitschrift Der Spiegel von Anfang 2008 sprach sich der Metropolit für die Zahlung einer Steuer auf Luxuswaren aus. Nur dürften mit dieser Steuer nicht die Flügel der neu entstehenden Mittelklasse beschnitten werden.
2020 forderte Patriarch Kirill seine Gemeinde auf, Informationen über seinen Reichtum nicht zu glauben, u. erklärte, dass Medienveröffentlichungen über seinen angeblichen Besitz dazu gedacht wären, „diejenigen zu gefährden, die die Wahrheit Gottes verkünden … damit die Menschen nicht mehr auf uns hören“.

Schweizer Reisen u. Connections Kirills: Derselbe TagesAnzeiger-Bericht widmet sich im gleichen Zug ausführlich den diversen nachgewiesenen Verbindungen Gundjaevs-Kirills zur Schweiz. Von allen Ländern der Welt habe er, Kirill, vielleicht die Schweiz am häufigsten besucht, sagte er 2019 zum damaligen Ständeratspräsidenten Jean-René Fournier. Insgesamt 43 Schweizreisen des russ. Kirchenfürsten sind dokumentiert. Er sei durch das Land gefahren, „um das Leben des Volkes gut kennenzulernen", habe der Patriarch einmal dem Schweizer Botschafter in Russland gesagt. Er habe noch viele Freunde in der Schweiz. Zu diesen gehörte damals wohl auch der Konsul der sowjet. Botschaft in Genf, Vadim Melnikov, der in seiner Autobiografie geradewegs von Kirill schwärmte. Der Gottesmann habe nicht nur bei Cognac u. Champagner bis in die Morgenstunden gefeiert, sondern habe auch eine auffällige weisse BMW-Limousine gefahren. Nach einem Unfall 1974, der zu viel öffentl. Aufmerksamkeit erregt habe, hätten er u. Kirill die Schweiz bald verlassen. Nachdem Kirill zuhause in der orthodoxen Hierarchie schnell aufstieg, sei er als Mitglied des Exekutivausschusses des Weltkirchenrats ab 1975 des öftern in die Schweiz zurückgekehrt, um in Davos in einem schnittigen Anzug Ski zu fahren, wo er in der Wohnung eines inzwischen verstorbenen amerikan. Professors abstieg. 2007 berichtet die russ. Zeitung Moskovskij komsomolec, dass Kirill auf einer Schweizer Skipiste gestürzt sei u. sich das Schlüsselbein gebrochen habe. Offenbar ging es in der Schweiz aber nicht nur ums Skifahren in den Alpen, sondern auch um religiöse Diplomatie, Spionage u. viel Geld. In der Schweiz soll Kirill eine Beziehung zur Familie Savoretti gepflegt haben, die dafür bekannt wurde, dass der gebürtige Italiener Piero Savoretti in den 1960er Jahren den sowjet. Markt für den Autokonzern Fiat erschloss. Seine Witwe Nina erzählte der SonntagsZeitung, dass sie Kirill Anfang der 80er Jahre in Genf kennengelernt habe. Die russ. Rechercheplattform "Projekt Media" beschrieb die Beziehungen, die Kirill zu den Söhnen des Industriellen Savoretti gehabt haben oder haben soll. Einer von ihnen sei in Moskau verschwunden, nachdem ihm vorgeworfen worden sei, 20 Mln. Euro russ. Bankengelder unterschlagen zu haben. Der andere Sohn sagte in einem älteren Interview in der italien. TV, dass sein Bruder für Kirill gearbeitet u. bei gewissen Dingen Hand angelegt" habe. Die Savoretti-Witwe dementierte Meldungen über Besitztum Kirills in der Schweiz er habe hier weder ein Chalet /Ferienhaus/ noch verstecktes Geld. Auch Kirills erwähnter Neffe, der übrigens in einer Villa neben der kleinen, von ihm selbst geleiteten russ.-orthod. Kirche im Genfer Vorort Chêne-Bougeries wohnt, versicherte, dass Kirill weder Immobilien noch ein Bankkonto in der Schweiz besitzt". Besagte Villa wurde 1987 mit der Hilfe des Sowjetregimes von der ROK gekauft. Als auf die erwähnte Kirche im Okt. 2022 wohl aus Protest gegen den russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine ein Farbanschlag verübt wurde, reagierte die russ. Botschaft in Bern empört u. sprach – völlig unbegründet – von einem neuen Beispiel für Russophobie, die sich leider auch in der Schweiz immer mehr ausbreitet".
Im Dez. 2016 hielt sich Kirill in Zürich auf, um in der russ.-orth. Auferstehungskirche zu predigen. Angesichts des Umstands, dass zu jener Zeit die ukrain. Halbinsel Krym von Russland annektiert wurde u. die Ostukraine von proruss. Separatisten besetzt war u. bekriegt wurde, sagte der Patriarch lediglich, dass er für den Frieden in der Ukraine" bete. 2018 erwähnte Kirill im Föderationsrat RF, dass er eben erst aus der Schweiz gekommen sei. Dort sei ihm aufgefallen, dass die Menschen sehr reich wären, aber diesen Reichtum nicht zur Schau stellten, während in Russland jedermann damit protze. Russlands Reichen "empfahl" er, ihren Wohlstand nach Schweizer Art besser zu verbergen, um eine bessere psycholog. Atmosphäre" im Land zu erzeugen. 2019 schrieb die Novaja gazeta, dass der gesundheitlich schwer angeschlagene Patriarch oft zur Behandlung in die Schweiz reise, wo er astronomische Beträge" für seine Genesung ausgebe – Belege für diese Behauptung gibt es nicht. Was das Thema Immobilienhandel anbelangt, sei es möglich, dass Kirill noch von anderen Schweizer Verbindungen profitiert haben könnte. Über einen Genfer Geschäftsmann, zu dem Kirill Kontakt hat/te, gebe es eine Verbindung zum berühmten ehem. Stasi-Offizier, Putin-Freund u. "Nord Stream"-Geschäftsführer /in Zug/ s. Matthias Warnig.

Aufarbeitung des "Falls Gundjaev-Kirill", Vergangenheitsbewältigung: Vorliegender biograph. Abriss über Vladimir Gundjaev bzw. Metropolit/Patriarch Kirill I. zeigt anschaulich ein ambivalentes u. widersprüchliches Bild dieser komplexen Kirchenpersönlichkeit. Diese herausragende prominente u. nicht unumstrittene russ. Führungsfigur ist in der jüngsten russ. /Kirchen-/Geschichte in fast jeder Hinsicht als schwerwiegender Fall zu betrachten u. zu behandeln. Seine Berufskarriere bedarf der umfassenden jurist., polit., kirchlichen u. moralischen Aufarbeitung. Von dieser Aufarbeitung, die i.e.L. von der Staatsanwaltschaft RF, von entsprechenden parlamentar. u. gesellschaftl. Untersuchungsgremien u. Gerichten zu bewältigen wäre, sind im Prinzip alle in diesem biograph. Abriss behandelten Bereiche betroffen: Angefangen bei einem ersten Komplex über Kirills Arbeit für den KGB, seine Verbindungen zur Schweiz, wo er vermutlich Spionage für die Sowjetunion betrieben hat u. möglicherweise in illegalen Handel u. in Geldwäsche verwickelt war, wobei von russ. Seite seine Handelstätigkeit unter Ausnutzung speziell für diese Zwecke geschaffener russ. Gesetze zum Nachteil des Staates in den 1990er Jahren im Besonderen zu betrachten wären. Diesem Kapitel würden wohl auch Fragen der Rechtmässigkeit seines persönl. materiellen Privatbesitzes angehören. Wegen Verjährung besteht wohl keine reale Chance mehr, mutmassliche Delikte zu ahnden u. Verantwortlichkeiten zu klären. Als weiterer Gegenstand dieser kritischen Aufarbeitung wären Gundjaevs-Kirills höchst umstrittener Umgang mit Andersdenkenden, Dissidenten, gewissen religiösen Minderheiten, Feministinnen, Homosexuellen usw. u. seine fragwürdige Haltung gegenüber den Menschenrechten im Allgemeinen zu beleuchten. Inwieweit hat seine Unterstützung repressiver, von der Staatsduma RF erlassener Gesetze die Verletzung von allgemein anerkannten Menschenrechten gefördert. In diesem Zusammenhang wäre seine prinzipielle Verantwortlichkeit im Rahmen eines historisch einmaligen Unrechtssystems abzuklären u. zu bewerten. Einen aktuelleren Themenbereich der Aufarbeitug stellen Fragen von Kirills Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Ukraine spätestens seit 2014 sowie seiner Rolle u. seines Verhaltens während des russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine seit Feb. 2022 dar. Auch wenn er sich Patriarch "vseja Rusi" nennt, gibt ihm dies kein Recht, sich in die inneren Angelegenheiten der Ukraine, die seit 1991 ein vollumfänglich souveräner Staat ist u. jetzt von Russland zerstört werden soll, einzumischen. Diese ganze umfangreiche Aufarbeitung kann wohl erst beginnen oder stattfinden, wenn Russland zum Rechtsstaat u. zu demokrat. Verhältnissen zurückgefunden hat unter den Bedingungen des Putin-Regimes ist sie nicht denkbar. Ausserdem wäre Gundjaev alias Kirill bei einem allfälligen Kriegsverbrecherprozess gegen die Kreml-Bande zumindest als Zeuge heranzuziehen. Seine Aufbietung zur Anhörung in einem internationalen, sprich westlichen Gericht würde von ihm wohl ignoriert; eine entsprechende Anklage oder Verurteilung allenfalls wegen Unterstützung von Kriegsverbrechen Russlands etwa analog zu den Prozessen zu serbischen Kriegsverbrechen ist jedoch eher als unwahrscheinlich einzuschätzen.
Es ist anzunehmen, dass Kirill sich aufgrund des polit. Drucks aus dem Kreml genötigt sah, sich als Patriarch der ROK mit entsprechender Rhetorik u. entsprechendem Verhalten der herrschenden Politik anzupassen. Andernfalls wäre er wahrscheinlich vor die Wahl gestellt worden, auf sein Amt zu verzichten, wie dieses Schicksal im Juni 2022 Metropolit s. Ilarion als Vorsitzendem der Abteilung für Aussenbeziehungen des MP u. langjährigem Mitarbeiter Kirills wiederfuhr, nachdem er aufgrund seiner nachweislichen persönl. Antikriegsattitüde wohl beim Kreml selbst in Ungnade fiel u. nach Ungarn versetzt wurde. Dem ehem. KGB-Agenten dürfte es Kirill jedoch leichter gefallen sein, der herrschenden Kreml-Bande, die weitgehend selbst aus ehem. KGB-Kreisen stammt, als Komplize zu dienen.
In Bezug auf den seiner Ansicht nach verdammenswerten Westen ist Kirill immer lauter als hasserfüllter Prediger in Erscheinung getreten, während er im Namen des Staates bestrebt war, durch ausgewählte Höflichkeit die Gunst der Muslime u. Chinesen zu erlangen. Kirill ist ein eindrückliches u. im Grunde tragisches  Beispiel dafür, zu zeigen, dass ein solcher führender u. einflussreicher Politiker, der den Westen u. v.a. die Schweiz u. ihr polit. System aus eigener Anschauung doch bestens kennt, verblüffenderweise kaum Anstalten macht, sich in Russland zu engagieren, um das Land einer nachhaltigen Demokratisierung zuzuführen, geschweige denn, es vom unheilvollen Putin-Regime zu befreien, u. es statt dessen vorzieht, sich auf der Seite der Mächtigen eines hochgradig kriminellen Schurkenstaats zu positionieren. Dieselbe Verwunderung gilt natürlich für zahlreiche andere russ. Politiker u. Oligarchen, die viele westliche Staaten bestens kennen, schätzen gelernt haben u. für ihre Zwecke nutz/t/en oder missbrauch/t/en u. dennoch in Russland das westl. polit. System bekämpfen, weil sie mit Putin gelernt haben, den demokrat. Westen herzhaft zu hassen. Würde in Russland ein polit. System westlicher demokrat. Machart existieren, müssten sich diese weitgehend aus dem KGB u. dem kriminellen Milieu stammenden Politiker wohl davor fürchten, abgewählt u. wegen schweren Machtmissbrauchs u. diverser zu ahndender Verbrechen vor Gericht gestellt zu werden u. ihren Machteinfluss sowie ihre Privilegien zu verlieren.

Wenn Kirill als Ideologe über seine Lieblingsthemen Sünde, Tod, Zerstörung, Apokalypse u. Fluch der liberalen westl. Werte sinniert, erinnert er an einen typisch russ. Dämon aus Dostoevskijs Romanen u. macht sich in hohem Grade lächerlich. Man muss sich ernsthaft fragen, was für eine Sorte Mensch da an der Spitze einer Landeskirche steht. Auch seine diversen grotesken Erläuterungen, Behauptungen, /Pseudo-/Analysen, Exegesen u. Argumentationen, die auf purem religiösen Mystizismus u. Aberglauben, auf Subjektivismus /seinen persönl. Meinungen/ u. persönl. Vorurteilen sowie auf polit. Oportunismus u. Populismus beruhen, entbehren jeglicher Glaubwürdigkeit, zumal sie von A bis Z unwissenschaftlich, unbegründet u. durch zahlreiche Tabus belegt sind. Es handelt sich dabei um den Stoff eines geistig verirrten Brandstifters, Kriegslobbyisten u. Kriegstreibers, der mit voller Absicht religiöse Demagogie u. Gehirnwäsche betreibt u. zur Hetze, zum Hass, zur Feindschaft u. zum Krieg zwischen den Völkern beiträgt, einschliessl. der Gutheissung der Vernichtung der "Feinde" Russlands. Die ständigen elenden u. sträflichen Atomwaffendrohungen seitens des Oberbefehlshabers der Streitkräfte RF u. dessen Lakaien gegen die Ukraine u. den Westen, die die vorsätzlich getätigte Provokation des Ausbruchs eines 3. Weltkriegs insinuieren, oder die Kriegsverbrechen, die das russ. Militär in der Ukraine mutmasslich verübte, wurden von dem kirchlichen Kreml-Büttel freilich nie kritisiert. Im Gegenteil hat er diese Verbrechen direkt oder indirekt mittels Segnung der russ. Soldaten u. Waffen "geheiligt" u. ferner im Stil eines Generals darauf hingewiesen, dass Russland über sehr mächtige Waffen verfügt", so dass „jeglicher Wunsch, Russland zu zerstören, das Ende der Welt bedeuten würde. Auch eine etwaige Mitleidsbekundung zugunsten der Opfer des Krieges ist bei diesem "Seelsorger" des Systems komplett zu vermissen. Sein Lavieren zwischen Gebet für den Frieden u. Unterstützung der "militär. Spezialoperation" des Kremls gegen die Ukraine mit Worten u. Taten ist hochgradig implausibel u. verlogen. Angesichts dieses paradoxen Verhaltens muss Patriarch Kirill damit rechnen, von seinen Gegnern als religiöser Heuchler, Schwindler, Lügner, Scharlatan, Zyniker u. russ. Demagoge im Dienste von Kriegsverbrechern u. Menschenrechtsverletzern, die versuchen, ihre "Sünden" u. Verbrechen mit falschen religiösen Narrativen, Fiktionen u. Illusionen zu tilgen u. sich selbstr reinzuwaschen, sowie als Opportunist, der sich der Politik des Kremls u. seiner Rhetorik wie ein Chamäleon anpasst, kritisiert, angeprangert u. beschuldigt zu werden. Im Rahmen der histor. Aufarbeitung muss von zuständigen Gremien abgeklärt werden, ob "Seine Heiligkeit" die kirchlichen Ämter, die er innehat, u. seine führende Stellung in der ROK sowie den christl. Glauben insgesamt für polit. Zwecke zugunsten einer schwerkriminellen Regierungselite missbraucht u. die Interessen u. Glaubwürdigkeit der Orthodoxie u. der orthodoxen Kirche aufs Spiel gesetzt hat. Inwieweit Sachverhalte u. Tatbestände wie Häresie, Blasphemie, Schismen, Sündenfall usw. vorliegen, hat die Kirche selbst zu beurteilen, denn diese Fragen interessieren oder betreffen die säkulare zivile Welt nicht. Nach dem Verständnis der biblischen Theologie müsste Kirill eigentlich der grundlegenden Verletzung der Prinzipien der "Zehn Gebote"
"du sollst nicht töten, nicht stehlen" usw.  bezichtigt u. deswegen u.U. mit dem Kirchenbann belegt oder gar aus der Kirche ausgeschlossen werden können. Es ist daran zu erinnern, dass Kirill im Interview von 2001 mit Ilarion sagte, dass die Essenz des menschlichen Lebens darin bestehe, „dem Bösen zu widerstehen u. das Gute zu stärken, zu dem wir als Christen berufen sind – das ist die Bestimmung, die Gott dem Menschen gegeben hat". Offenbar versteht er unter Gut u. Böse etwas anderes als üblich oder scheint unter den Bedingungen des "unheiligen" Putin-Systems die Fähigkeit verloren zu haben, objektiv zwischen Gut u. Böse unterscheiden zu können. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass Kirill im Namen des christl. Glaubens u. seiner Kirche Gutes getan hat, obwohl es schwierig ist, dies auf der Grundlage des im Internet zur Verfügung stehenden  Materials oder sonstiger öffentl. zugänglicher Quellen konkret festzustellen, zu dokumentieren oder nachzuweisen. Im Internet zirkulieren zahreiche kritische Sendungen über Kirill, der bisweilen auch spöttisch als Oligarch der ROK, Patriarch des Kremls, Politruk Putins u.ä. bezeichnet wird./ Kommentar osteuropa.ch.

Weitere Entwicklung:

2023 versetzte Kirill den bekannten Geistlichen s. Andrej Kuraev u. Kritiker seines Kirchenkurses auf dreiste Art in den Laienstand zurück. Das autoritäre Moskauer Kirchenoberhaupt begründete seine Entscheidung in dem entsprechenden Dekret damit, dass der Protodiakon seine zersetzende Tätigkeit" nicht aufgegeben habe. Kuraev hatte 2014 die russ. Annexion der Krym kritisiert. 2022 wurde er von einem Bezirksgericht wegen Diskreditierung der russ. Armee zu einer Geldstrafe verurteilt. Der 60-jährige Theologe konnte bereits seit April 2020 keine Gottesdienste mehr zelebrieren, weil ihm Kirill Verleumdung eines am Coronavirus verstorbenen Geistlichen vorwarf. Der schon längere Zeit unter Beobachtung stehende u. jetzt erneut sanktionierte orthodoxe Geistliche kommentierte in seinem Blog Kirills Dekret mit den Worten, das Recht zur Zusammenarbeit mit dem gegenwärtigen Patriarchen sei eine „zweifelhafte Ehre". Kuraev galt früher als einflussreiche Persönlichkeit der ROK. Schon 2013 verlor er aber auf Geheiss Kirills seine Professorenstelle an der Geistlichen Akademie in Moskau. Ferner wurde er aus der Theolog. Kommission der Kirchenleitung ausgeschlossen. Im Dez. 2023 setzte das Justizministerium RF Kuraev sogar auf seine berüchtigte Liste der "ausländ. Agenten".

Im Juli 2023 warf Kirill dem Westen erneut vor, die menschliche Zivilisation zu gefährden. Im Westen sei der Begriff der Sünde verschwunden, sagte der Patriarch im Dreifaltigkeitskloster zu Sergiev Posad. Nun werde dort eine „Variabilität menschlichen Verhaltens" gutgeheissen. Das sei „genau das, was der Teufel will: die Konzepte von Gut u. Böse durcheinanderbringen". Russland aber sei frei von „all diesem Teufelszeug, das zur Norm in den menschlichen Beziehungen erhoben wird". Bei dieser Gelegenheit rief das ROK-Oberhaupt zum Kampf für Vaterland, Kirche u. „die gesamte christliche Zivilisation" auf. Man müsse für die Staatsorgane, Präsident Vladimir Putin u. die russ. Armee beten, „damit wir unsere Positionen nicht aufgeben". Sonst werde Russland nicht nur von ausländ. Mächten besiegt, sondern „das metaphysische Ende der Geschichte" stehe bevor. Das Land befinde sich im Kampf gegen die „Weltherrschaft der Finsternis".

Anlässlich einer Plenarsitzung des XXV. Weltruss. Volksrats von Ende Nov. 2023 im Kremlpalast, die dem Thema "Gegenwart u. Zukunft der russ. Welt" gewidmet war, versicherte Kirill Putin einmal mehr seiner besonderen Dankbarkeit mit folgenden Worten: „Ich danke Ihnen, hochgeschätzter Vladimir Vladimirovich, herzlich für dieses wunderbare Wort an den Rat. Und natürlich haben mich Ihre an meine Adresse gerichteten Worte sehr berührt. ..." In selbsttäuschender Verkennung der Realitäten im Land fuhr er wie folgt fort: „In unserem Land ist im Laufe der Jahre viel passiert. Russland ist zu einem wirklich modernen, wissenschaftlich u. technologisch entwickelten, geistig reichen, multinationalen Staat geworden, in dem die Interessen einzelner Völker u. ethnischer Gruppen so harmonisch mit nationalen Interessen verbunden sind. Ich weiss, dass diese Einheit unseres Volkes, die Einheit unserer Gesellschaft vor allem bei unseren Grollern /nedobrozhelateli/ Verwirrung stiftet, denn die Erfahrung multinationaler Staatsgebilde ist nicht immer so erfolgreich u. beispielgebend für andere wie die Erfahrung von Russland. Aber all dies geschieht ... durch die Arbeit der Menschen u. unter der sicherlich weisen, patriotischen u. aufgeschlossenen Führung des Staatsoberhaupts. ..." /II/

Im Dez. 2023 berichtete die Presse über einen brisanten Vorschlag Kirills, wonach Abtreibungen in Russland erschwert werden sollen, um die schrumpfende demograph. Entwicklung der russ. Bevölkerung einzudämmen. Wenn Schwangerschaftsabbrüche aufhörten, würde die Bevölkerung „wie mit einem Zauberstab" wieder wachsen, meinte er. AktivistInnen sehen darin die Ankündigung einer grösseren Kampagne gegen die Abtreibung in Russland. Eine russ. Feministin, die in Georgien im Exil lebt, kommentierte den Vorstoss Kirills mit den Worten: „Wenn sich ein Land im Krieg befindet, führt das üblicherweise zu dieser Art von Gesetzgebung". Diese Massnahmen vermittelten Frauen eine eindeutige Botschaft: „Bleib zu Hause u. gebäre mehr Soldaten." Putins eigenes polit. Lager ist in dieser Frage gespalten. Während einige Männer in der Regierung die neuen Vorschläge u. Massnahmen unterstützen, warnte s. Valentina Matvienko, die Vorsitzende des Föderationsrats RF, vor „tragischen Konsequenzen". Mit seinem Vorstoss unterstützt Kirill unmittelbar die Politik Putins, der mit einem ultrakonservativen Familienmodell u. Hetze gegen sexuelle Minderheiten das Schrumpfen der russ. Bevölkerung stoppen will.

Im Dez. 2023 setzte das Innenministerium der Ukraine Patriarch Kirill, das Oberhaupt der ROK, mit bürgerlichem Namen Vladimir Gundjaev, auf die Fahndungsliste gesuchter Personen. Gundjaev wird vom ukrain. Geheimdienst SBU gesucht. Seit dem 11. Nov. soll sich Kirill vor behördlichen Ermittungen verstecken, hiess es. Dem Moskauer Patriarchen würden laut Ukrinform zwei schwere Delikate zur Last gelegt. Einerseits geht es um Übergriffe auf die territoriale Integrität der Ukraine, andererseits um Planung, Vorbereitung, Einleitung u. Durchführung eines Angriffskriegs gegen die Ukraine. Nach Angaben von Ukrinform haben der SBU u. die Generalstaatsanwaltschaft der Ukraine im Nov. ein Strafverfahren gegen Kirill eröffnet. Er zähle zum engsten russ. Führungskreis um V. Putin, rechtfertige den Krieg u. nutze die ukrain. Gemeinden für seine Propaganda, hiess es zur Begründung. Da der Patriarch gut bewacht in Moskau lebt, ist das Risiko einer Festnahme durch die Ukraine jedoch äusserst gering. /s. auch oben unter Sanktionen/.

In einem Interview mit "Rossija-1" anlässlich von Weihnachten 2024 /II/, in dem er das Wort "Feind" auffallend oft verwendete u. die Ukraine weitgehend ausgeklammert wurde, sagte Kirill im Jan.: Die aktuellen Prüfungen, mit denen die Russen konfrontiert würden, würden ihnen zwar Verletzungen zufügen, sie seien aber „nicht in der Lage, unsere Weltanschuung zu zerstören, zu der auch die Liebe zum Vaterland u. die Bereitschaft gehören, es zu verteidigen". Das Land u. sein Volk hätten „heute das Potenzial, diejenigen abzuwehren, die unser Vaterland vernichten wollen". Er bete in der Liturgie „für den Frieden, für die Beendigung der kriegerischen Feindseligkeiten u. für unseren Sieg". Damit dürfte er den russ. Sieg im Krieg gegen die Ukraine gemeint haben. Russland müsse nicht nur auf dem Schlachtfeld Siege erringen, sondern Siege würden „bereits in Kindergärten u. Schulen, Jugendgruppen u. Bildungseinrichtungen" geschmiedet. So würden sie „mutiger, selbstloser, konzentrierter hinsichtlich der Bereitschaft, dem Vaterland zu dienen u., wenn nötig, sogar ihr Leben zu opfern". Im Unterschied zum letzten Jahr wurden die Ukraine, die Ukraine u. die Tausenden, von russ. Seite tabuisierten Kriegsopfer auf beiden Seiten in dieser von dem stets kopfnickenden Kremljournalisten s. Andrej Kondrashov alljährlich geführten Unterhaltung mit dem kirchlichen Hauptkomplizen des Putinschen Angriffskriegs mit keinem Wort erwähnt. Kirill attackierte lieber erneut das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios, weil dieser die Unabhängigkeit der orthodoxen Kirche der Ukraine ermöglichte. Die „Unterstützung des Schismas in der Ukraine" sei „nicht nur ein Fehler des Patriarchen von Konstantinopel, sondern eine grosse Sünde". In letzter Zeit wurde bekannt, wie die ROK ihren Einfluss in Afrika ausdehnt, bei dem etwa Priester der griech.-orthodoxen Kirche abgeworben werden, indem diese von Moskau besser bezahlt werden oder von dort Geschenke erhalten.

Im Jan. 2024 verdammte Kirill vor dem Föderationsrat RF erneut die "Antichristen" des Westens und rief zum Kampf gegen das "Böse" auf u. geisselte die "Gender-Ideologie" /II-video III-Text/. Ein Grossteil der Zuhörer waren orthodoxe Geistliche, die mit steinernen Gesichtern die antiwestliche Gehirnwäsche des während 48 Minuten über Gut u. Böse moralisierenden, Gift speienden homophoben russ. Papstes über sich ergehen lassen mussten. Die Kirche bete für die Teilnehmer der "Speziellen Militäroperation" in der Ukraine, sagte Gundjaev. Die grausamen Folgen des russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine wurden auch im russ. Parlament, wo sie eigentlich erörtert werden müssten, vom Patriarchen verharmlost u. blieben weitgehend ein Tabu, ganz zu schweigen von einer Diskussion der anwesenden Parlamentarier. Der Applaus für Kirills Rede war verhalten) 01.24

KIRKOROV, Filip Bedrosovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII IV (sowjet. u. russ. Popsänger, Schauspieler, Komponist, Musikproduzent bulgar.-armen. Herkunft. Filip Kirkorov wurde in Varna, Bulgarien, geboren. 1962 zog sein Vater Bedros Kirkorov, eigtl. Kirkorjan, ein Estraden- u. Volksliedsänger, nach Moskau um, wo auch sein Sohn als Kind lebte. Ab seinem 5. Lebensjahr ging Filip mit seinen Eltern auf Tournee. Es wird angenommen, dass Filip Kirkorov in diesem Altersjahr zum 1. Mal bei einem Konzert seines Vaters im Theater von Petrozavodsk auf der Bühne stand, dem Publikum vorgestellt wurde u. den ersten Applaus im Leben erhielt. Filips eigenen Auftritte begannen in den 1980er Jahren. Im Okt. 1988 erhielt Kirkorov von der populären sowjet. Sängerin s. Alla Pugachjova, die er erstmals im April dieses Jahres traf, eine Einladung, an den ersten "Weihnachtstreffen" teilzunehmen. In dieser Zeit absolvierte Kirkorov die Staatl "Gnessin"-Musikschule, trat beim 1. Wettbewerb seines Lebens erfolgreich in Jalta auf, drehte ein 1. Video u. gab kostenlose Konzerte in sowjet. Militäreinheiten in der Mongolei. 1989 ging er auf Tournee als Partnerin von Alla Pugachjova in Australien u. Deutschland, machte erste Soloauftritte in Perm. Im selben Jahr erreichte Kirkorov zum 1. Mal das Finale des Festivals "Lied des Jahres“. Ende 1989 verliess Kirkorov das Alla Pugachjova-Theater u. begann mit der professionellen Konzerttätigkeit.
In den 1990er Jahren erlangte Filip Kirkorov eine breitere Bekanntheit. Er nahm am "Grand Prix beim Schlager-90-Wettbewerb" in Leningrad teil, drehte einen Videoclip, der als bester Clip des Jahres ausgezeichnet wurde, u. veröffentlichte 2 Soloprogramme, von denen eins zur besten Show des Jahres gewählt wurde. 1993 erhielt er einen Award in der Nominierung "Bester Sänger des Jahres" u. den Preis des internationalen Wettbewerbs "Golden Orpheus". Im Nov. 1994 gaben Kirkorov u. Pugachjova ein gemeinsames Grosskonzert in Atlantic City, USA, u. im Mai 1995 unternahmen sie eine gemeinsame Konzertreise durch Israel. Zu weiteren Konzerten reiste der Showsänger nach Kanada, Deutschland u. Australien. 1995 vertrat Kirkorov Russland beim "Eurovision Song Contest", an dem er den 17. Platz belegte. Ende 1995 veröffentlichte er eine Doppel-CD. 1996 nahm er erstmals an den "World Music Awards" in Monte Carlo teil. Seine Teilnahme an diesem Award erstreckte sich bis 2008 noch 4x. 1997 machte er eine Welttournee durch 100 Städte Russlands, der GUS u. im weiteren Ausland. 1999 ging Kirkorov auf grosse Deutschlandtournee u. vertrat auf Einladung Michael Jacksons Russland in einem Wohltätigkeitsprogramm des US-Popstars.
1994-2005 war Kirkorov mit der 18 Jahre älteren "Volkskünstlerin der UdSSR" Alla Pugachjova verheiratet, als ihr 4. Ehemann. Die Ehe wurde in St. Petersburg vom Bürgermeister s. Anatolij Sobchak standesamtlich eingetragen, während die Hochzeit selbst in Jerusalem, Israel, stattfand.
Im Mai 2000 spielte Kirkorov bei einem Solokonzert in Kiev, Ukraine, u. hatte 2 gemeinsame Auftritte mit Dana International. Vom Präsidenten der Ukraine Leonid Kuchma erhielt er die Auszeichnung „Für ein freundliches Herz u. echte Hilfe für die Kinder der Ukraine“. 2001 erschien Kirkorovs spanischsprachiges Album "Magico Amor" in Mexiko. Seit 2003 ist er Gründer von "Philip Kirkorov Production". Beim ESC 2007 verfasste Kirkorov als Co-Autor das Lied für den weissruss. Beitrag, u. 2008 schrieb er das Lied "Shady Lady" für die ESC-Vertreterin der Ukraine s. Ani Lorak, die nach Russland den 2. Platz belegte. Danach verlieh der ukrain. Präsident s. Viktor Jushchenko Kirkorov den Titel "Volkskünstler der Ukraine" „für seinen bedeutenden persönl. Beitrag zur Entwicklung der kulturellen u. künstlerischen Beziehungen zwischen der Ukraine u. der RF, für seine herausragenden Fähigkeiten u. seine langjährige fruchtbaren u. kreativen Tätigkeit." Im gleichen Jahr erhielt er die Auszeichungen "Mann des Jahres in der Ukraine" u. "Volkskünstler der RF". In späteren Jahren
arbeitete er an weiteren Songs für den ESC für moldauische u. russ. Beiträgen mit. 2018 erhielt er den Titel "Volkskünstler Moldawiens". Während der Laufzeit der Sendung "Subbotnyj vecher" des russ. Staatsfernsehens "Rossija-1" /2005-17/ war Kirkorov mit vielen anderen SängerInnen u. KünstlerInnen des Moskauer-Musikstar-Establishments vertreten. Ausserdem war er beim Festival "Novaja Volna" /II III IV V VI VII VIII IX/ von Jurmala u. Sochi dabei. 2009 galt Kirkorov als einer der Kandidaten für die Rolle des Gastgebers des "Eurovision Song Contest" in Moskau, die schliesslich an Andrej Malakhov ging. Kirkorov leitete die russ. Jury des Wettbewerbs, aber 1 Tag vor dem Finale gab er seinen Rücktritt aus der Jury bekannt, um möglichen Vorwürfen der Befangenheit vorzubeugen. Er „nehme zu aktiv am Leben des Wettbewerbs teil u. habe langjährige freundschaftliche Beziehungen zu einigen der Teilnehmer“, sagte der Künstler in seiner Begründung. Konkret soll es um seine Sympathie für den griechischen Interpreten Sakis Rouvas u. zum späteren Gewinner Aleksandr Rybak gegangen sein. 2010 erfreute Kirkorov das Publikum mit dem eingängigen Dracula- u. Zigeuner-Song "Diskopartizany" u. wurde gemäss einer VCIOM-Umfrage zum "Sänger des Jahres" gewählt. In diesem Jahr 2011 belegte Kirkorov, der es liebte, bei seinen Konzerten mit extravaganten Outfits zu erscheinen, den 1. Platz beim Wettbewerb "Gespenst der Oper“, der vom "Ersten Kanal", der von s. Konstantin Ernst geführt wird, organisiert wurde. Insgesamt war Kirkorov 8x Gewinner der US-"Ovation Awards", 5x Gewinner der "World Music Awards" als beliebtester Interpret in Russland, mehrfacher Gewinner des russ. Awards "Goldener Grammophon" u. mehrfacher Preisträger des jährlichen russ. Festivals "Lied des Jahres".
2011 wurde seine Tochter Alla Victoria Kirkorov von einer Leihmutter geboren. Dies gab der Sänger auf der Kreml-Bühne anlässlich der Verleihung des "Goldenen Grammophon"-Preises öffentlich bekannt. 2012 wurde sein Sohn Martin-Kristin Kirkorov in den USA ebenfalls von einer Leihmutter geboren. Diese Geburt gab Kirkorov während eines Konzerts in Sofia, Bulgarien, bekannt.
In einem Interview mit s. Ksenija Sobchak in der Sendung "Sobchak Live“ des TV-Senders "Dozhd" von 2012 gab Kirkorov zu, dass Vladimir Putins Pressesprecher s. Dmitrij Peskov ihm bei der Regelung der Beziehungen zu den Medien geholfen habe. 2016 sang er im Film "Ekipazh" das Lied "Über die Liebe". 2018 erhielt das Video des Songs "Die Stimmungsfarbe ist Blau“ auf YouTube über 40 Mln. Aufrufe. 2020 wurde Kirkorov Jurymitglied der Musiksendung "Maska“ auf dem Sender NTV u. 2023 nahm er an der Sendung "Konfeta“ auf dem TNT-Kanal teil. Während der Corona-Pandemie von 2020-22 mussten zahlreiche aufwändig gestaltete Grosskonzerte im Ausland abgesagt werden, für die Tausende Eintrittskarten vorverkauft wurden. So wurde etwa eine Tournee durch die drei Baltischen Staaten verschoben u. wegen des Einreiseverbots Kirkorovs schiesslich komplett annulliert.
Vermögen u. Einkommen: 2017 belegte Kirkorov den 2. Platz im Ranking des Magazins Forbes unter den russ. Prominenten. Sein Einkommen betrug 7,4 Mln. USD. 2018 lag er mit einem Einkommen von 8,9 Mln. USD an 3. Stelle.
Unterstützung Lukashenkos u. Putins u. Boykott seitens der Ukraine: Kirkorov unterstützte die russ. Annexion der Krym von 2014. Einem polnischen Interviewer sagte Kirkorov 2016 öffentlich, dass sein Traum der Frieden zwischen Russland u. der Ukraine sei. Dies hinderte ihn aber Jahre später nicht daran, die Präsidenten von Belarus u. Russland, s. Aleksandr Lukashenko u. s. Vladimir Putin zu unterstützen. Im Sept. 2020 spielte Kirkorov im Video "Man gibt seine Geliebte nicht weg“ mit, dessen Zweck darin bestand, das Regime des unter polit. Druck geratenen Machthabers Lukashenko während der Massenproteste gegen die Fälschung von Wahlergebnissen zu unterstützen. Im Jan. 2021 rief er vor dem Hintergrund bevorstehender Proteste zur Unterstützung von s. Aleksej Navalnyj dazu auf, sich mit „unserem Anführer“, gemeint war Putin, zu verbünden, u. verglich  in äsopischer Sprache Navalnyj mit Vladimir Lenin. Im Juni 2021 wurde Kirkorov vom ukrain. Sicherheitsdienst SBU auf die Liste der Personen gesetzt, die die nationale Sicherheit der Ukraine gefährden. Einige Tage später wurde er ohne Angabe von Gründen von dieser Liste gestrichen. Seit Jan. 2021 ist Kirkorov die Einreise nach Litauen u. seit April 2022 nach Estland verboten. Im April 2022 sprach Kirkorov vor dem Europäischen Parlament, bei Joe Biden, Marine Le Pen u. der UNO, um die Freilassung des ukrain. Politikers s. Viktor Medvedchuk, eines Freundes Putins, zu fordern. 2023 wurde Kirkorov vor dem Hintergrund der russ. Kriegsaggression gegen die Ukraine im Feb. 2022 „wegen Besuchs der besetzten Gebiete nach Beginn des Einmarsches, der Teilnahme an Propagandakonzerten, öffentl. Unterstützung des Kriegs u. von Putins Regime“ auf die Sanktionslisten der Ukraine gesetzt, was die Sperrung von Vermögenswerten, die vollständige Einstellung des Geschäftsverkehrs u. der Erfüllung wirtschaftl. u. finanzieller Verpflichtungen zur Folge hatte. Im Zusammenhang mit den von der Ukraine wegen des russ. Angriffskriegs verhängten Sanktionen wurde ihm der 2008 verliehene Titel "Volkskünstler der Ukraine" vom Nationalen Sicherheits- u. Verteidigungsrat der Ukraine entzogen.)

KISELJOV, Dmitrij Konstantinovich I II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII
XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII (kremlnaher russ. Journalist, TV-News-Moderator u. Staatspropagandist von "Vesti nedeli". Seit 2013 Generaldirektor der russ. TV- u. Rundfunkgesellschaft "Rossija segodnja / Russland heute". Kiseljov wuchs in einem musikalischen Umfeld auf, absolvierte eine Musikschule für klassische Gitarre, besuchte eine französ. Sonderschule u. eine medizin. Fakultät in Moskau, Fach Krankenpflege. Absolvent des Instituts für Skandinavische Philologie der Philolog. Fakultät der Staatsuniversität Leningrad. Nach seinem Universitätsabschluss arbeitete er beim staatl. TV u. Radio der UdSSR in der norwegischen u. polnischen Redaktion. 1989 war er beim Zentralen TV der UdSSR angestellt, wo er als parlamentar. Korrespondent für das Programm "Vremja" tätig war. Nach seiner Zeit als Moderator der Nachrichtensendung "Televizionnaja sluzhba novostej“ arbeitete er einige Zeit mit den dt. TV-Sendern ARD u. RTL zusammen u. machte mit dem bekannten dt. Journalisten Gerd Ruge den Film "100 Tage Gorbachjov“. Nach dem Anti-Gorbachjov-Putsch vom Aug. 1991 kehrte Kiseljov als Leiter des Zentralen TV zur Sendung "Vremja" zurück. Bis Ende 1996 arbeitete er in verschiedenen Positionen bei der Staatl. TV- u. Radiogesellschaft "Ostankino" /ab 1995 "ORT", dann "Erster Kanal"/. 1992-4 war er Korrespondent für "Ostankino" in den Benelux-Ländern. 1994-7 war er Moderator der Sendung "Fenster nach Europa", für dessen Errichtung er ein Stipendium der Europäischen Kommission zur Unterstützung demokrat. Institutionen in Russland erhielt. 1997-2002 moderierte Kiseljov die Talkshow "Nationales Interesse", die zuerst auf REN-TV, dann auf RTR, TNT u. schliesslich auf TVC u. auch auf dem ukrain. Sender ICTV ausgestrahlt wurde. Ferner war er Moderator anderer Sendungen. Bis Mitte der 2000er Jahre lebte u. arbeitete Kiseljov sowohl in Russland als auch in der Ukraine u. arbeitete als Journalist für beide Länder, so als Chefredaktor des Informationsdienstes des ukrain. TV-Senders ICTV. Während der Präsidentschaftswahl in der Ukraine von 2004 beteiligte er sich aktiv an der TV-Werbung des Kandidaten der "Partei der Regionen" s. Viktor Janukovychs. Während er "Orangenen Revolution" in der Ukraine wurde Kiseljov vorgeworfen, Pressemitteilungen zu verfälschen. Nachdem aber s. Viktor Jushchenko u. nicht Janukovych die Wahl gewonnen hatte, arbeitete Kiseljov dennoch weiter für den TV-Sender, bis sein Vertrag im März 2006 auslief. Ausserdem veröffentlchte er Beiträge auf der Website des Radiosenders "Echo Moskaus". Seit 2003 arbeitet Kiseljov bei der Allruss. Staatl. TV- u. Rundfunkgesellschaft VGTRK, hauptsächlich beim TV-Sender "Rossija", der später in "Rossija-1" umbenannt wurde. Dort moderierte er die Sendungen "Morgengespräch“ u. "Autorität“ u. bis 2008 die tägliche Informations- u. Analysesendung "Vesti +“ u. führte das aktuelle Interview "Vesti. Details“. Nach seiner endgültigen Rückkehr nach Moskau moderierte Kiseljov u.a. die gesellschaftspolit. Talkshow "Nationales Interesse" u. führte zusammen mit s. Marija Sittel durch die Abendausgabe von "Vesti". Im Juli 2008 wurde Kiseljov zum stv. Generaldirektor der "VGTRK-Holding" ernannt u. verliess die Sendung "Vesti". Beim Radiosender "Vesti FM", der Teil der VGTRK ist, moderierte er bis Nov. 2013 die Sendungen "Heisser Punkt" u. "Verbrenne die Herzen der Menschen mit dem Verb". Im März 2012 ersetzte Kiseljov s. Sergej Kurginjan in der Sendung "Historischer Prozess“. Seit Sept. 2012 ist er Moderator des international berüchtigten "Informations"-Sendung "Vesti nedeli", die jeweils am Sonntagabend ausgestrahlt wird u. z.T. mit provokanten Positionen die polit. Sicht des Kremls vertritt. Ausserdem führt er das jährliche Weihnachtsinterview mit Patriarch s. Kirill /II/. u. war bis Nov. 2015 Moderator der Sendung "Wissen ist Macht". Er gestaltete eine Sendung über s. Mikhail Gorbachjov u. ist Autor einer Dokumentarserie über den Zusammenbruch der UdSSR mit dem Titel "USSR: Kollaps" sowie mehrerer Dokumentarfilme über "August 1991", "Die Grosse Russ. Revolution", "Kurchatovs Codes“, "Hört auf, die Menschen zu vergiften. Kino über Wein“ u. "Rotes Projekt“. Infolge einer Umstrukturierung wurde Kiseljov im Dez. 2013 auf der Grundlage von "RIA Novosti" zum Generaldirektor der Internationalen Informationsagentur "Russia Today" ernannt. Laut Präsidialdekret sollte die Hauptaufgabe der neuen Agentur die „Berichterstattung über die Staatspolitik der RF u. das russ. gesellschaftl. bzw. öffentl. Leben im Ausland“ sein. Laut Kiseljov bestehe die Mission seiner Organisation darin, „eine faire bzw. gerechte Haltung gegenüber Russland als einem wichtigen Land der Welt mit guten Absichten wiederherzustellen". Im April 2014 erteilte Kiseljov als Direktor von "Russland heute" der "US Broadcasting Board of Governors BBG" eine Absage, den auslaufenden Vertrag für die Ausstrahlung des Radiosenders "Voice of America" in Russland zu verlängern, u. teilte mit, dass „wir nicht mehr zusammenarbeiten werden". Der Chef von BBG, Jeff Shell, reagierte darauf mit der Antwort, die Vertragskündigung sei aufgrund „Moskaus Druck auf den Medienraum“ erfolgt, u. forderte „gleiche Wettbewerbsbedingungen“, zumal russ. Medien „offenen Zugang zum Rundfunk in den USA u. anderswo auf der Welt geniessen".

Persönl. Ansichten u. umstrittene Behauptungen: In seinen Sendungen äusserte sich Kiseljov pointiert zu vielen Themen, die an dieser Stelle nicht im Detail reflektiert werden können. s. Vladimir Putin sei vom Umfang seiner Tätigkeit her nur noch mit Stalin zu vergleichen, aber die Methoden seien grundlegend verschieden. Unter Putin sei die Kampfkraft der Armee wiederhergestellt, das nukleare Gleichgewicht bestätigt, die territoriale Integrität Russlands gewahrt, das Gehalt der Russen in Rubel um das 13-fache u. die Renten seien um das 10-fache erhöht worden. Gleichzeitig sei Russland freier als irgend einmal früher in seiner Geschichte. Im Dez. 2013 behauptete Kiseljov, die Koalition der EU-Mitglieder Schweden-Polen-Litauen werde benutzt, um einen Krieg mit Russland zu schüren. Der Zweck dieser antiruss. Koalition sei die Rache für die Schlacht von Poltava, die 1709 von Peter I. gewonnen wurde. Im März 2014 tätigte Kiseljov in der Sendung "Vesti Nedeli" auf der Grundlage eines Artikels in der Rossijskaja gazeta, die internationales Aufsehen erregende Äusserung, dass Russland über einen Perimeterkomplex zur automatischen Kontrolle eines massiven nuklearen Vergeltungsschlags verfüge, „der die Niederlage der USA im Falle des Ausbruchs eines bewaffneten Konflikts“ garantiere, u. sagte den berühmt gewordenen Satz, der weltweit ein breites Echo u. Entsetzen auslöste: „Russland ist das einzige Land der Welt, das wirklich in der Lage ist, die USA in radioaktive Asche zu verwandeln“. Nach der Annexion der Krym u. der Entmachtung von Präsident Janukovych 2014 erklärte Kiseljov, dass „die Ukraine nicht existiere. Sie sei ein „virtuelles Konzept, ein virtuelles Land“ u. ein „gescheiterter Staat“. Über den TV-Sender "Dozhd" glaubte Kiseljov 2014, dass er „tendenziöse u. wertzerstörende“ Aktivitäten betreibt. In dieser Zeit vertrat er die These vom „globalen Informationskrieg". Im Sept. 2014 nannte er 3 Institutionen gemeinsamer Werte für Russen: Kirche, Bildung u. Medien. Im TV „müssen wir sagen, was gut u. was schlecht ist“. Im Feb. 2019 nannte er in einem Interview mit dem Blogger s. Jurij Dud die UdSSR „eine Sackgasse der Entwicklung der menschlichen Evolution“. Im April 2020 schlug er vor, die Zahl der Denkmäler für Lenin in der UdSSR zu reduzieren. Andererseits schlug Kiseljov vor, ein Denkmal für den Nazikollaborateur Pjotr Krasnov zu errichten. Der Staatsduma-Abgeordnete Valerij Rashkin forderte deswegen die Staatsanwaltschaft RF auf, sich den Aussagen Kiseljovs anzunehmen u. diese auf Extremismus zu überprüfen. Anfang Mai 2022 präsentierte Kiseljov in einem erneut Aufsehen erregenden, apokalyptisch anmutenden u. von ihm selbst effektvoll kommentierten Videoclip auf seinem Sender eine einzigartige Drohung gegen Grossbritannien für den Fall der westl. Waffenhilfe an die Ukraine, die sich nach dem Ausbruch der russ. Kriegsaggression gegen die Ukraine im Feb. 2022 akut in der internationalen Diskussin aufdrängte. Der Horror-Clip zeigte, wie Russland die Britischen Inseln durch einen nuklearen Angriff mit der Unterwasserdrohne Poseidon vernichten könnte, deren Zündung im Ostatlantik eine 500 Meter hohe radioaktive Tsunamiwelle auslösen u. das „Vereinigte Königreich komplett überfluten würde, um es in eine radiokative Wüste zu verwandeln".

Homophobie-Vorwurf: Kiseljov betrachtet sich selbst nicht als homophob, bezieht jedoch einen klaren Anti-Homosexuellen-Standpunkt, wenn er etwa im April 2012 in einer Talkshow auf dem Kanal "Rossija-1" forderte, die Herzen von Schwulen, die bei Verkehrsunfällen ums Leben kamen, zu begraben oder zu verbrennen". Im Dez. 2013 sagte er: „Unser Problem mit Homosexuellen ist, dass sie sich provokativ verhalten, sie verhalten sich opferartig, d.h., sie fordern bewusst Situationen heraus, provozieren sie, um zu Opfern zu werden. Niemand hindert sie daran, sich so zu lieben, wie sie es wollen. Sie drängen der Mehrheit aggressiv die Werte der Minderheit auf. Vielleicht wird sich die Gesellschaft dagegen wehren. Natürlich, oder? In verschiedenen, auch brutalen Formen." Nach der Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in den USA unterstützte Kiseljov zwar die Gründung von Lebenspartnerschaften für LGBT-Personen, stellte jedoch klar, dass dies nicht als Ehe bezeichnet werden könne. Laut Kiseljov gebe es in Schweden aufgrund des frühen Beginns der sexuellen Aktivität eine „radikale Zunahme von Kindesabtreibungen“ u. Impotenz im Alter von 12 Jahren.
Im Zusammenhang mit der Ernennung Kiseljovs zum Leiter der neuen Nachrichtenagentur "Russland heute" veröffentlichten eine Reihe führender westlicher Medien, so die Guardian-Website, Beiträge, in denen Kiseljov als „homophober TV-Moderator des Kremls“ u. bezeichnet u. als „konservativer Nachrichtensprecher“ u. „treuer Unterstützer Putins, der gelegentlich provokative Äusserungen macht“, beschrieben wurde. "Agence France Presse" bezeichnete die Ernennung eines „Anti-Homosexuellen-TV-Moderators“ als Leiter der neuen Nachrichtenagentur als einen Versuch des Kremls, die Kontrolle über „die staatl. Medien in einer Zeit zunehmender Online-Kritik an Putins 13-jähriger Herrschaft zu konsolidieren“.
Xenophobie-Vorwurf: Ausserdem wurde/wird Kiseljov der Xenophobie/Fremdeinfeindlichkeit bezichtigt. Im Feb. 2014 kritisierte Kiseljov in "Vesti Nedeli" den Radiosender "Ekho Moskvy" u. provozierte dabei den Dichter Igor Irtenev wegen seiner jüdischen Herkunft u. beleidigte den jüdischen Publizisten s. Viktor Shenderovich, den der TV-Moderator „einen Bastard“ nannte, der „eine bewusste Provokation betreibt, die an Sabotage grenzt“. In einer offiziellen Reaktion brachte der Russ. Jüdische Kongress seine Überraschung u. Empörung über die Aussagen Kiseljovs zum Ausdruck, die als „eine direkte Manifestation von Fremdenfeindlichkeit" bezeichnet wurden.

Kritik: Kiseljovs Kommentare waren/sind sowohl in Russland als auch im Westen umstritten, insbesondere in Bezug auf Homosexuelle, den Euromajdan in der Ukraine, die Krymkrise von 2014 u. auf Behauptungen, dass die USA auf der Seite von ISIS stehen u. Syrien zerstören. Viele Medien warfen u. werfen dem Moderator vor, ein plumpes Sprachrohr u. Teil der Pro-Putin-Propaganda zu sein. Laut The Economist „zielt der neue Propagandastil, der in der Person Kiseljovs präsentiert wird, darauf ab, das Publikum zu begeistern u. zu mobilisieren, Hass u. Angst zu schüren. Dieser Stil erinnere an den orwellschen Zwei-Minuten-Hass, aber er dauere eine halbe Stunde lang. s. Jasen Zasurskij, verstorbener hochgeschätzter Journalistik-Professor alter Schule u. ehem. Präsident der Fakultät für Journalismus der MGU, beschrieb den Journalisten Kiseljov 2015 als einen typischen Propagandisten, der nur einige Thesen wiederhole u. lediglich Informationen aussende, ohne dem Publikum zu helfen, die Dinge besser zu verstehen. Nun, Kiseljov erklärt die Dinge eben auf seine Art u. nach seinem Geschmack. Der Schriftsteller s. Dmitrij Bykov ist davon überzeugt, dass Kiseljov wissentlich Lügen verbreitet. Eine Reihe von russ. Wissenschaftlern unterzeichnete im März 2014 einen offenen Brief an den Minister RF für Tele- u. Massenkommunikation s. N.A. Nikiforov, den Leiter des Föderalen Dienstes für die Überwachung von Kommunikation, Informationstechnologie u. Massenkommunikation s. A.A. Zharov, sowie den Generaldirektor der Allruss. Staatl. TV- u. Rundfunkgesellschaft VGTRK s. O.B. Dobrodeev, in dem sie sich über Kiseljovs inakzeptablen Äusserungen in der Sendung "Vesti Nedeli" vom 16. März beschwerten, die als „aggressive Propaganda" bezeichnet wurden. In dem Schreiben hiess es auch, dass Kiseljovs Sendungen in Bezug auf die Russen u. ausländ. Politiker „voller Arroganz, verzerrter Fakten u. beleidigender Angriffe" seien. Die Erklärung enthielt eine Aufforderung, die Sendungen Kiseljovs, die in den letzten 3 Monaten ausgestrahlt wurden, „auf Anzeichen von Extremismus, die zu ethnischem u. zwischenstaatl. Hass aufstacheln", zu überprüfen. Die Unterschriftensammlung wurde auf Forderung einiger Mitglieder der "Gesellschaft der Wissenschaftler" ONR, auf deren Website der offene Brief veröffentlcht wurde, eingestellt. Die Erklärung wurde von 27 Wissenschaftlern unterzeichnet, darunter 6 Mitglidern der RAW u. 4 korrespondierenden Mitgliedern der RAW.
Das "Forum Freies Russland", das die sog. "Putin-Liste" führt, wirft Kiseljov vor: Aktive Teilnahme an der aggressiven Staatspropaganda des antidemokrat. russ. Regimes, d.h. an der Schaffung u. Verbreitung von Informationen im Interesse der polit. Führung der RF, die die Realität absichtlich verzerren, die Menschen täuschen, die öffentl. Meinung aufheizen u. eine Atmosphäre der Angst, des Hasses, der Fremdenfeindlichkeit u. des Chauvinismus schaffen. Kiseljov sei zu einem Symbol für die Abwertung des Informationsjournalismus geworden u. für die zynische Ablehnung professioneller ethischer Standards um des egoist. Dienstes am Putin-Regime willen. Er habe auch wiederholt offen homo- u. xenophobe bzw. fremdenfeindliche Ansichten geäussert. Kiseljov selbst sagte dazu: „Die Frage ist, wie wir uns als staatl. Nachrichtenagentur positionieren sollen … Unter dem Motto der Objektivität verzerren wir oft das Bild ... Es scheint mir, dass diese Zeit des destillierten, distanzierten Journalismus vorbei ist ... Ich glaube, dass es keine einzige Veröffentlichung auf der Welt gibt, die objektiv ist ... Objektivität ist ein Mythos, der uns angeboten u. aufgezwungen wird." Indirekte Beweise für Kiseljovs Mitverantwortung an den Verbrechen des Putin-Regimes seien seine Ernennungen auf hochrangige Positionen u. der Erhalt der höchsten Auszeichnungen, die Russland zu vergeben hat, darunter der Staatsorden der Freundschaft, der Orden "Für Verdienste um das Vaterland" u. der Kirchenorden des Hl. Sergius von Radonezh. Es schent, dass YouTube weitgehend von Kiseljov-Videos gesäubert wurde. Seine Sendung "Vesti nedeli" ist dort praktisch nicht erhältlich, höchstens kurze Auszüge aus früheren Jahren.
Sanktionen u. Strafverfahren: Aufgrund der Annexion der Krym vom März 2014 wurde Kiseljov auf die Sanktionsliste der EU als „eine zentrale Figur der staatl. Propaganda zur Unterstützung des Einsatzes russ. Truppen in der Ukraine“ gesetzt. Im Juli 2014 leitete der Sicherheitsdienst der Ukraine SBU ein Strafverfahren gegen Kiseljov gemäss dem Artikel über "Finanzierung des Terrorismus u. Unterstützung terrorist. Aktivitäten“ ein. Laut SBU finanziert das "Internationale Presse-Institut" unter der Leitung von Kiseljov separatist. Organisationen in der Ukraine. Kiseljov beschrieb die Anschuldigungen als „eine Fortsetzung der Fantasien, in denen die Nazis, die in Kiev an der Macht sind, leben“. Seit 2015 steht Kiseljov auch auf den Sanktionslisten der Schweiz u. Kanadas u. wurde in Moldawien zur unerwünschten Person erklärt. Im Sept. 2015 wurde er auf die Sanktionsliste der Ukraine gesetzt, die 400 natürliche u. 90 jurist. Personen umfasst. Im Sept. 2015 reichte Kiseljov Klage gegen den Rat der EU ein u. forderte die Aufhebung der Entscheidung, ihn auf die EU-Sanktionsliste zu setzen. Im Juni 2017 wies der Europäische Gerichtshof in Luxemburg die Klage ab u. beschloss, die Sanktionen in Kraft zu halten. Im Mai 2022 wurde er auch von den australischen Sanktionen erfasst. Im Jan. 2023 wurde Kiseljov vor dem Hintergrund der russ. Kriegsaggression gegen die Ukraine seit Feb. 2022 auf diejenigen Sanktionslisten der Ukraine gesetzt, die die Sperrung von Vermögenswerten, die vollständige Einstellung des Geschäftsverkehrs u. die Aussetzung wirtschaftl. u. finanzieller Verpflichtungen vorsehen.
Privates, Projekte in Koktebel: Kiseljov errichtete ein Anwesen in Koktebel an der Südostküste der Krym, wo er 2003 das "Jazz Festival Koktebel" gründete. Nach eigenen Angaben initiierte er auch den Wiederaufbau des Hausmuseums des Schriftstellers u. Künstlers Maximilian Voloshin mit Hilfe des ukrain. Politikers Dmytro Tabachnyk u. des späteren ukrain. Präsidenten s. Petro Poroshenko. Seit 2012 baut Kiseljov in Koktebel das Weingut "Cock t'est belle" mit einer Kapazität von bis zu 4000 Flaschen pro Jahr auf, wobei die Erhöhung der Kapazität geplant ist. Weitere Investoren sind die Koktebel-Winzerfamilie Voloshin u. die Familien zweier Moskauer Architekten. Ferner besitze Kiseljov auch eine Villa in Koktebel - ein Stadthaus mit Badezimmern, Aufzug u. Swimmingpool. Der Wert des Baus einer Villa u. die Rekonstruktion des Damms sollen 4 Mrd. Rubel. betragen, wobei diese Arbeit auf Kosten des Bundeshaushalts der RF durchgeführt worden sein soll. Dabei seien gesetzl. Verstösse begangen worden u. es bestehe Erdrutsch- bzw. Einsturzgefahr. Nachdem Informationen über die Villa in eine auf der Krym erscheinende Online-Publikation gelangt waren, sei der Herausgeber entlassen worden u. die Infos wurden von der Website gelöscht. Beobachter gehen davon aus, dass bei diesen Projekten Korruption eine Rolle spielt/e. Sein in Deutschland lebender Sohn Sergej Kiseljov, der die Staatsbürgerschaft dieses Landes besitzt, soll an den bewaffneten Auseinandersetzungen in der Ostukraine auf der Seite der proruss. "Volksrepubliken" teilgenommen haben, wobei er bis zum stv. Zugführer aufgestiegen sein soll. Für seinen Dienst an der Seite der "Volksrepubliken" DVR u. LVR sei er in Deutschland zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden.)

KISELJOV, Evgenij Alekseevich II III IV (sowjet., russ. u. ukrain. Putin-kritischer Journalist, Medienmanager, polit. Beobachter u. Kommentator. Absolvent der Fakultät für Geschichte u. Philologie des Instituts für asiat. u. afrikan. Länder der MGU mit Praktikum im Iran. In den 1980er Jahren diente er im Afghanistankrieg als Offizier-Übersetzer, unterrichtete Persisch an der Dzerzhinskij-Hochschule des KGB der UdSSR, arbeitete in der Hauptredaktion des Rundfunks für die Länder des Nahen u. Mittleren Ostens der staatl. TV- u. Rundfunkgesellschaft der UdSSR u. war Moderator u.a. der Sendung "90 Minuten“, später "120 Minuten“. In den 1990er Jahren war er Moderator der TV-Sendung "Vesti", Autor u. Moderator des Informations- u. Analyseprogramms "Itogi" von "Ostankino" - 1. Kanal, dann NTV, TNT, TV-6, u.a. Sendungen wie "Held des Tages“, der Talkshow "Stimme des Volkes". 1997-2001 Vorstandsvorsitzender u. Generaldirektor der "Telekompanija NTV" sowie Chefredaktor von NTV. Im April 2001 verliess er den TV-Sender, weil er nicht „unter staatl. Kontrolle“ arbeiten wollte. 2001-2 war er Generaldirektor der "Moskauer Unabhängigen Rundfunk-Korporation - TV-6. Dieser Kanal wurde im Jan. 2002 vom Äther genommen. 2002-3 Chefredaktor des 6. Kanals - TVS. Im Juni 2003 wurde der TV-Kanal geschlossen. 2003-5 Chefredaktor der Zeitung Moskovskie novosti. Er verliess die Zeitung im Zusammenhang mit dem Übergang von s. Leonid Nevzlin zum neuen Besitzer s. Vadim Rabinovich. 2005 wechselte Kiseljov zum Radiosender "Ekho Moskvy", mit dem er bis zu dessen Schliessung im März 2022 zusammenarbeitete. 2007-8 war er Leiter der Gesellschaft "Echo-TV", der Moskauer Repräsentanz des TV-Senders "RTVi", der damals s. Vladimir Gusinskij gehörte. Ausserdem schrieb er monatl. Kolumnen für "GQ Russia" u. The Moscow Times, war Autor zahlreicher Veröffentlichungen in der Internetpublikation Gazeta.Ru, der russ. Ausgabe des Magazins Forbes u. der Wochenzeitung The New Times.
Ukraine:
Seit Juni 2008 kombinierte er seine Arbeit bei "Ekho Moskvy" u. "RTVi" mit der Position des Chefredaktors u. Beraters des ukrain. TV-Senders "TVi", zu dessen Aktionären Vladimir Gusinskij gehörte. 2009 war er Moderator des wöchentl. Informations- u. Analyseprogramms "Naverkhu" von "TVi", vergleichbar mit dem russ. "Itogi". Nach einem geschäftl. Konflikt zwischen den Aktionären des TV-Senders "TVi" verliess Gusinskij das Gründungskollektiv u. Kiseljov entschied sich für seine Entlassung. 2009-12 war er Moderator der gesellschaftspolit. Sendung "Grosse Politik mit Evgenij Kiseljov" auf dem ukrain. TV-Kanal "Inter". Ab Feb. 2013 war er Direktor von "Nationale Informations-Systeme", die die Sendungen "Novosti", "Details" u. "Details der Woche" für den TV-Kanal "Inter" produzierte. Ab Juni 2013 war er Moderator des Sonntagsprogramms "Details der Woche mit Evgenij Kiseljov“ auf "Inter“. Anfang Okt. 2013 trat Kiseljov auf eigenen Wunsch als Direktor der "Nationalen Informations-Systeme" zurück. Das Pressezentrum der internationalen Unternehmensgruppe "Group DF", gegründet von dem bekannten ukrain. Geschäftsmann u. Grossinvestor s. Dmytro Firtash, brachte die Nachricht, dass Evgenij Kiseljov zum Personalberater des "Group DF"-Geschäftsführers Boris Krasnjanskij ernannt wurde. 2014-16 war er Moderator der wöchentl. polit. Talkshow "Schwarzer Spiegel" auf "Inter". Im April 2016 gab er seinen Rücktritt bei "Inter" bekannt. Bei einem Treffen mit dem ukrain. Präsidenten s. Petro Poroshenko habe dieser ihm gesagt, dass er den Grund seiner Entlassung bei "Inter" kenne - Putin habe dies von den Eigentümern des Senders gefordert.“ Im Juli 2016 gab Kiseljov seinen Wechsel zum TV-Sender "NewsOne" bekannt, wo er die Moderation der Sendung "Grosses Interview“ übernahm u. die Talkshow "Grosses Counterview" leitete. Im Jan. 2017 verliess er den TV-Sender. 2017-19 war er Moderator des Informations-TV-Senders "Prjamoj", der auf der Grundlage des TV-Senders "TONIS" eingerichtet wurde, bei dem er die Sendungen "Ergebnisse des Tages“, "Ergebnisse der Woche“ u.a. leitete. Danach war er für den ukrain. nichtstaatl. Radiosender "Radio NV“ tätig. 2018 war er Moderator einer Sendung von "Belsat" in Polen. Ende Okt. 2019 eröffnete Kiseljov seinen eigenen YouTube-Kanal. 2020-22 war er Moderator der wöchentl. Sendung "Echte Politik mit Evgenij Kisseljov“ auf dem Informations-TV-Sender "Ukraine 24“ der der Mediengruppe von s. Rinat Akhemtov gehörte.
Öffentl. Positionen: Evgenij Kiseljov bewertet die Präsidentschaft Boris Elcyns im Allgemeinen positiv u. die Aktivitäten s. Vladimir Putins an der Macht sehr negativ. Er erklärte, dass das Einzige, worüber er mit dem ersten Präsidenten RF nicht einig gewesen sei, die Wahl Putins zu seinem Nachfolger gewesen sei. 2004 wurde er einer der Gründer des "Komitees 2008“, einer Gruppe von Politikern u. Persönlichkeiten des öffentl. Lebens, die Präsident Putin kritisierten. Im Herbst 2004 unterstützte er die "Orangene Revolution" in der Ukraine, worüber er wiederholt in verschiedenen ukrain. Medien sprach. Im März 2014 kritisierte er in einem Interview zu den Ereignissen auf der Krym scharf die Aussenpolitik Russlands gegenüber der Ukraine u. sagte, dass er sich schäme, russ. Staatsbürger zu sein. Ob er die ukrain. Staatsbürgerschaft annahm, wie dies vermutet wurde, ist unklar. Im Sept. 2014 unterzeichnete er eine Erklärung, in der er forderte, „das aggressive Abenteuer zu beenden: die russ. Truppen sollen vom Gebiet der Ukraine abgezogen u. die Propaganda, materielle u. militär. Unterstützung der Separatisten im Südosten der Ukraine eingestellt werden“. Russland sei leider „nicht so geworden, wie wir es haben wollten." Er warnte die ukrain. Kollegen davor, „die Fehler zu wiederholen, die die Russen gemacht haben u. die zur Bildung dieses Regimes in Russland geführt haben". Kiseljov forderte den Präsidenten der Ukraine, Poroshenko, auf, die Frage der Gewährung des polit. Asyls für russ. Oppositionelle gegen das Putin-Regime zu lösen. Im Juni 2016 teilte Kiseljov mit, dass Poroshenko ihm persönlich versprochen habe, russ. Bürgern zu helfen, die in der Ukraine um Asyl nachsuchten. Seit Feb. 2022 ist Kiseljov Mitglied des "Antikriegskomitees Russlands". Im April 2022 setzte das Justizministerium RF Kiseljov auf die berüchtigte Personen-Liste der "ausländ. Agenten“ u. im Juli wurde er vom Innenministerium RF zur Fahndung ausgeschrieben. Als er darüber sprach, warum der ehem. Busfahrer Nicolas Maduro in Venezuela an die Macht kam, kam Kiseljov zum Schluss, dass Autokraten, Diktatoren u. Populisten oft demokratisch gewählt werden, weil „das Volk leider grösstenteils aus engstirnigen, begrenzten u. anspruchslosen, leichtgläubigen u. schlecht gebildeten Menschen besteht".
Kritik: In Russland wird die journalist. Haltung u. Tätigkeit Evgenij Kiseljovs von einigen Kollegen durchaus kritisch u. mit Skepsis beurteilt. Wegen seiner Putin-kritischen u. pro-ukrain. Haltung ist dies nicht verwunderlich. s. Viktor Shenderovich etwa sagte, dass das Hauptproblem der russ. Demokratie im allgemeinen weder bei Putin noch bei den Tschekisten oder in der Nomenklatura liege, sondern bei so ambivalenten Leuten wie Evgenij Kiseljov, die in der Öffentlichkeit allmählich mit der Demokratie u. ihren Werten in Verbindung gebracht würden. Andere sehen bei Kiseljov einen schweren Loyalitätskonflikt zwischen einem russ. Bürger u. der Ukraine. Wiederum andere wiesen auf die "Gladiatorenkämpfe" gewisser russ. Journalisten hin, die in einem Szenario spielten, das nicht von ihnen selbst geschrieben wurde, u. denen sog. analytische Autorensendungen nationaler Kanäle zugewiesen würden, um die Stimmung aufzuwärmen, die Aktivität der Wähler anzuregen u. das „Dampfablassen“ der Unzufriedenheit mit der Obrigkeit zu praktizieren. Ob diese Vorwürfe zutreffen, ist eine andere Frage. Immerhin hat Kiseljov das Recht der Ukraine u. der Ukrainer auf Existenz, die völkerrechtl. Illegalität der Annexion der Krym u. die Grausamkeit des russ. Kriegs gegen die Ukraine betont. Mehrere Famlienangehörige Kiseljovs waren/sind ebenfalls journalistisch tätig oder Mitarbeiter von staatl. TV- u. Rundfunk-Anstalten.)

KISELJOV, Nikolaj Ivanovich (ehem. russ. Politiker in Arkhangelsk. Abschluss im Fach Elektroausrüstung für Schiffe mit der Qualifikation eines Elektroingenieurs. In der Sowjetzeit arbeitete er in Severodvinsk bei der Nördl. Produktonsvereinigung "Arktika" im Werk "Poljarnaja Zvezda" in verschiedenen Positionen. 1990-2004 leitete er eine Reihe von Organisationen im Gebiet Arkhangelsk. Im März 2004 wurde er vom Wahlvolk unerwartet zum Leiter der Verwaltung bzw. Gouverneur des Gebiets Arkhangelsk gewählt. Als solcher war er 2005-6 Mitglied des Präsidiums des Staatsrats RF. Im Juli 2007 wurde er vom Bürgermeister der Stadt Arkhangelsk, s. Aleksandr Donskoj, mit dem er einen polit. Kampf führte, beschuldigt, Bestechungsgelder von Vladimir Gudovichev von "Severgaz" angenommen zu haben. Im Juli 2007 stellte Kiseljov bei der Verwaltung des Präsidenten RF die Vertrauensfrage, erhielt vom Präsidenten jedoch keine Antwort. Nachdem Präsident Putin im März 2008 der Abgeordnetenversammlung des Gebiets Arkhangelsk die Kandidatur Ilja Mikhalchuks für das Amt des Leiters der Gebietsverwaltung vorschlug, wurde dieser mit den Befugnissen des Leiters der Verwaltung des Gebiets Arkhangelsk ausgestattet u. Kiseljov abberufen.)

KISELJOV, Vladimir Vladimirovich II III IV Va Vb VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV (sowjet. u. russ. Geschäftsmann, Musiker, Musikproduzent, Schlagzeuger u. künstlerischer Leiter mehrere sowjet. Rockgruppen wie "Zemljane" u. "Russkie". Er rühmt sich auch dafür, in der Sowjetunion die erste RAP-Gruppe geschaffen zu haben.  Im Herbst 2014 schrieben Vladimir Kiseljov u. Olga Plaksina, Vorstandsvorsitzende der "Russ. Mediagruppe" RMG, an den Präsidenten RF s. Vladimir Putin u. schlugen vor, auf der Grundlage mehrerer TV-Sender u. des Radiokanals "RMG" eine patriotische Medienholding zu gründen – „eine Art Inkubator für die Produktion heimischer Superstars“. Der im Bau befindliche Konzertsaal auf dem Gelände des Spartak-Stadions sollte als Basis dienen. Es wurde vorgeschlagen, das FGUP "Goskoncert“ zum Koordinator des Projekts zu machen. Im Sommer 2015 kam es in der "RMG"-Holding vor dem Hintergrund eines möglichen Verkaufs an FGUP "Goskoncert" zu einem Aktionärskonflikt, wobei die "IFD Kapital-Gruppe" bereit war, ihren Anteil zu verkaufen. Doch der Generaldirektor u. Vorstandsvorsitzende der "RMG", Sergej Kozhevnikov, lehnte den Verkauf u. die Gründung einer patriotischen Holding ab. Die peinliche Situation führte bei einzelnen russ. Künstlern u. ihren Produzenten zu einer negativen Haltung gegenüber Kiseljov.
2022 unterstützte der Kreml-Anhänger Kiseljov den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Nationale Agentur zur Korruptionsprävention der Ukraine verhängte internationale Sanktionen gegen Kiseljov wegen der Teilnahme an Konzerten zur Unterstützung des Krieges im besetzten Cherson u.a. Propagandakonzerten zur Unterstützung des Kriegs gegen die Ukraine. Im Juni 2023 führte er eine Geldprämie für Militärs u. Zivilisten ein, die während des Kriegs gegen die Ukraine Panzer zerstörten. Für einen abgeschossenen Leopard-2-Panzer beträgt die Zahlung 1 Mln. Rubel, für den Leopard-1 700 Tsd. Rubel.)


KISLJAK, Sergej Ivanovich
II III IV V VI VII VIII IX X XI (ehem. russ. Top-Diplomat u. Politiker. Sohn ukrain. Eltern. Absolvent des Moskauer Instituts für Ingenieurphysik u. der Akademie für Aussenhandel der UdSSR. Kisljak trat 1977 in den diplomat. Dienst ein u. war in der 1. Hälfte der 1980er Jahren 2. Sekretär der Ständigen Vertretung der Sowjetunion bei den UN in New York City. In der 2. Hälfte des Jahrzehnts war er 1. Sekretär u. Berater an der Botschaft der Sowjetunion in Washington, D.C. In den 1990er Jahren war Kisljak stv. Direktor, dann Direktor der Abteilung für internationale wissenschaftl.-technische Zusammenarbeit im Aussenministerium RF u. Direktor der Abteilung für Sicherheitsangelegenheiten u. Abrüstung im Aussenministerium RF. 1998 wurde Kisljak Botschafter RF in Belgien mit Residenz in Brüssel u. diente auch als Ständiger Vertreter RF bei der NATO. 2003-8 war er stv. Aussenminister. Vor seiner Ernennung zum Botschafter in den USA war er Russlands Verhandlungsführer bei den 6-Parteien-Gesprächen über die Denuklearisierung des Iran. Im Juli 2008 wurde Kisljak von Präsident s. Dmitrij Medvedev zum Botschafter RF in den USA ernannt. Viele Jahre war es um Kisljak in der Presse eher ruhig, er verkehrte jedoch aktiv in diplomat. Kreisen in Washington, D.C., wo er wegen seiner verschwenderischer Partys auf dem russ. Gelände in Pioneer Point, Maryland, auffällig wurde. Kisljak vertrat Russland in den USA in einer Zeit zunehmender polit. Spannungen zwischen den beiden Ländern. Kisljak wurde von Szenenkennern als erfahrener u. geschliffener Diplomat bezeichnet, der freundlich auftrat, aber aggressiv die russ. Interessen vertritt, wofür er von der New York Times als „politisch radioaktiver Botschafter in Washington“ apostrophiert wurde. Auch in einem Profil von Politico wurde Kisljak von Leuten, die den Botschafter kannten, als „intelligenter, aber unnachgiebiger Verfechter der Kremllinie“ beschrieben. Im Herbst 2016 wurde von Russland die Ersetzung Kisljaks in Betracht gezogen, da das Ende seiner langen Amtszeit als Diplomat in den USA abzusehen war. Ausserdem wurde Kisljak zu einer Schlüsselfigur bei der Untersuchung der angeblichen russ. Einmischung in die US-Wahlen von 2016 u. Gegenstand intensiver Medienberichterstattung, nachdem auch bekannt wurde, dass Kisljak sich mit hochrangigen Beratern des damals gewählten Präsidenten Donald Trumpf getroffen hatte. Kisljaks Telefonate wurden gemäss der üblichen Praxis des Auslandsgeheimdienstes überwacht. In einer Rede im Nov. 2016 an der Stanford University bestritt Kisljak, dass Russland sich in die US-Wahlen 2016 eingemischt habe u. drehte den Spiess um, indem er in derselben Rede die USA beschuldigte, eine „riesige Propagandakampagne gegen Russland“ zu führen. Er erklärte, dass die amerikan.-russ. Beziehungen derzeit „am schlechtesten Punkt nach dem Ende des Kalten Krieges“ angelangt seien, u.warf Washington vor, dass „die USA durch wirtschaftl. Druck u. durch Sanktionen eine Politik der Eindämmung Russlands eingeschlagen“ hätten. Im Feb. 2017 musste s. Michael T. Flynn als Nationaler Sicherheitsberater zurücktreten, als sich herausstellte, dass er über Treffen mit Kisljak gelogen hatte. Im Mai 2017, unmittelbar nach der Entlassung von FBI-Direktor s. James Comey, lud US-Präsident s. Donald Trump Kisljak u. s. Sergej Lavrov zu einem Treffen mit ihm ins Oval Office ein. Über dieses Treffen wurde viel berichtet u. spekuliert , zumal es für die US-Presse unzugänglich war, aber die Russen liessen von der staatl. Agentur TASS Fotos vom Treffen veröffentlichen, auf dem Trump, Kisjlak u. Lavrov zusammen lachend zu sehen waren. In den USA wurde vermutet, Kisljak sei ein führender russ. Spion u. Spionage-Rekrutierer gewesen, was russ. Beamte u. ein ehem. US-Botschafter in Russland in Zweifel zogen. Der dt.-amerikan. Autor u. ehem. KGB-Spion Jack Barsky bewertete Kisljak jedoch als „sehr erfahrenen Agenten“, der Anfang der 1980er Jahre als Diplomat auf niedriger Ebene sehr wahrscheinlich entweder KGB-Agenten oder direkt dem KGB unterstellt gewesen war. Ende Juli 2017 kehrte Kisljak nach Moskau zurück. Im Aug. entliess Präsident Putin Kisljak per Dekret offiziell von seinen Befugnissen als Botschafter. Als Nachfolger wurde s. Anatolij Antonov, stv. Aussenminister RF, ernannt. Kisljak kündigte seine Pläne an, als Kandidat für den Föderationsrat RF in die Politik einzusteigen u. die Republik Mordwinien zu vertreten. Nach dem Wahlsieg Kisljaks kündigte s. Vladimir Volkov, Interimsoberhaupt der Republik Mordwinien, offiziell an, Sergej Kisljak zum neuen Senator von Mordwinien zu ernennen.)

KITAEV, Vladislav Nikolaevich II III (hoher russ. Beamter, Protokollchef des Präsidenten RF. Absolvent des Moskauer Staatl. Instituts für Internationale Beziehungen des Aussenministeriums RF mit einem Abschluss in internationaler Wirtschaft. 2000-5 war er im diplomat. Dienst tätig, so als Attaché der Nordamerika-Abteilung des Aussenministeriums RF, dann 3. Sekretär der Botschaft RF in den USA. 2005-7 arbeitete er in der Protokoll- u. Organisationsabteilung  der Präsidiaverwaltung RF. 2007-12 im Regierungsapparat RF angestellt, Assistent des 1. stv. MP RF s. Sergej Ivanov. 2008-11 stv. Direktor der Protokollabteilung der Regierung RF unter s. Vladimir Ostrovenko. Bis Juni 2012 Direktor der Protokollabteilung der Regierung RF. Danach kehrte er in die Präsidialverwaltung RF zurück u. arbeitete bis Sept. 2016 als Leiter der Protokollabteilung des Präsidenten RF. Seit Sept. 2016 ist er Protokollchef des Präsidenten RF als Nachfolger von Vladimir Ostrovenko, der als stv. Leiter der Präsidialverwaltung RF ernannt wurde. Im Juni 2018 wurde Kitaev in seinem Amt bestätigt. Die Höhe des erklärten Einkommens Kitaevs für 2021 belief sich auf 9,513 Mln. Rubel.) umgerechnet etwa 115 Tsd. Euro.)

KIVOKURCEV, Oleg Alekseevich II IIIengl. IVengl. Va Vb VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XXengl. XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX (russ. Unternehmer, IT-Manager aus bzw. in Perm, führender Jungunternehmer auf dem Gebiet der Robotik. Als Student an der Permer Nationalen Polytechnischen Universität begeisterte sich Kivokurcev für Robotik, erstellte ein Projekt für ein Robotergerät zum Anbringen von Strassenmarkierungen u. Lärm-Vibrationsstreifen u. erhielt ein entsprechendes Patent. Mit Ingenieurskollegen baute Kivokurcev den ersten Promobot, d.h. einen „voll autonomen "lebendigen“ u. charaktervollen Roboter"zusammen, „der der Arbeit an vielfrequentierten öffentl. Orten dient, an denen ein Roboter den Menschen bei der Navigation hilft", u. entwickelte ein Gesichtserkennungssystem u. eine Sprachdatenbank auf Basis offener Codes. Innerhalb von 3 Monaten erhielten die Jungunternehmer 10 Bestellungen von Einzelhandelsketten, die ihnen 100 Tsd. USD einbrachten. Der erste Prototyp des Promobot-Roboters wurde in 4 Monaten erstellt. 2015 gründete Kivokurcev mit Maksim Utev u. Igor Eremeev das Unternehmen "Promobot GmbH" mit Firmensitzen in Perm u. New York, dessen  Miteigentümer er ist u. das auch Resident im russ. Innovationszentrum von "Skolkovo", quasi das Palo Alto Russlands, wurde. Das Unternehmen stellt im wesentlichen sog. Business- bzw. Industrieroboter her, die in der Lage sind, mit realen Menschen in verschiedenen Sprachen zu kommunizieren. Im Feb. 2016 besuchte Präsident RF s. Vladimir Putin im Morion-Technologiepark, wo ihn Kivokurcev u. ein Roboter von "Promobot" begrüsste /II/ 2018 waren "Promobot"-Roboter in 14 Ländern im Einsatz. In einer "Sberbank"-Filiale redete ein "Promobot"-Roboter mit Kunden. 2017 wurden tanzende Roboter u. 2019 wurde als besonderer Gag eine Rockgruppe bestehend aus "Promobot" Robotern /II/ vorgestellt. 2016 u. 2019 wurde Kivokurcev in die Forbes-Liste "30 unter 30“ als einer der vielversprechendsten russ. Unternehmer unter 30 Jahren aufgenommen.  2017 gehörte Kivokurcev zu den 116 Weltexperten auf dem Gebiet der Robotik u. Technologien der künstlichen Intelligenz, die einen Brief an die UN schickten, in dem sie ein internationales Verbot autonomer tödlicher Waffensysteme, auch als "Killerroboter“ bekannt, forderten. 2019 wurde Kivokurcev vom Gouverneur des Landes Perm vorgeschlagen, als Vertreter des IT-Sektors in die 5. Zusammensetzung der Öffentlichen Kammer aufgenommen zu werden; 2021 reichte Kivokurcev einen Antrag auf Rücktritt aus der Bürgerkammer ein. 2020 wurde Kivokurcev laut "Choiseul 100 Russia“ Inhaber des Titels "Junger Wirtschaftsführer Russlands“. Im selben Jahr gelangte er auf eine entsprechende erweiterte Liste der Präsidialverwaltung RF als einer der 14 führenden Innovatoren Russlands. Im Mai 2023 sagte Kivokurcev, dass Russland heute die besten Bedingungen für das Business biete, v.a. auf dem Gebiet der Unternehmensgründung u. nicht zuletzt weil viele ausländ. Firmen das Land verlassen hätten. Auch Perm sei ein idealer Wirtschafts- u. Produktionsstandort.  Vermögen: Der Wert des Unternehmens "Promobot" wird auf 2 Mrd. Rubel geschätzt, wobei der Anteil Oleg Kivokurcevs an dem Unternehmen etwa 6% beträgt.)

KICHEDZHI, Vasilij Nikolaevich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI (russ. Geschäftsmann, Politiker/Beamter u. Verwaltungsmanager in St. Petersburg. Seine  Eltern waren nach Nationalität Bulgaren, die in Bessarabien lebten. Nach dem Krieg wurde die gesamte junge Bevölkerung über den Ural hinaus deportiert, was dazuführte, dass Kichedzhi in Cheljabinsk geboren wurde. Absolvent des Moskauer Fernstudieninstituts für sowjet. Handel mit einem Abschluss in Volkswirtschaftsverwaltung. Weiterbildung an der Akademie für Volkswirtschaft der Regierung RF mit einer 1. Dissertation zum Thema "Verwaltung der Arbeitsproduktivität unter den Marktbedingungen der Betriebswirtschaft“ zur Erlangung des Grads eines Kandidaten der Wirtschaftswissenschaften u. einer 2. Dissertation zum Thema "Interregionale Integration als notwendige Voraussetzung für die Umsetzung der Strategie zur effektiven Entwicklung der russ. Wirtschaft“ zur Erlangung des Grads eines Doktors der Wirtschaftswissenschaften. Seit 2003 ao. Professor an der Moskauer Akademie für Kommunalverwaltung. Korrespondierendes Mitglied der Russ. Akademie der Naturwissenschaften u. Ehrenakademiker der Russ. Akademie der Künste. In der 2. Hälfte des 1990er Jahre war Kichedzhi Generaldirektor eines Traktorenwerks in Tscheljabinsk, das am Ende für bankrott erklärt wurde. 2000-4 war er stv. bevollmächtigter Vertreter des Präsidenten RF im Zentralen Föderationskreis für Wirtschaft. Bis 2008 war er unternehmerisch im Bereich Medien- u. Bauwirtschaft tätig, wobei er die Radiosender "Govorit Moskva“, "Sport“ u. "Hauptradio“ besass u. Grossaktionär des TV-Senders "Stolica" war. 2009-10 leitete Kichedzhi das Departement für Verkehr u. Kommunikation der Stadt Moskau. Er verliess sein Amt, weil er sich für den Erhalt des Trolleybusverkehrs einsetzte, der im Rahmen eines Programms zur Staubekämpfung in Moskau aus den zentralen Strassen entfernt werden sollte. Der Rücktritt erfolgte nur einen Monat nach dem Amtsantritt s. Sergej Sobjanins als neuem Bürgermeister von Moskau. 2011-14 war Kichedzhi Vizegouverneur von St. Petersburg, zuständig für Wissenschaft, Bildung, Kultur, Sport u. Medien. Ab Okt. 2012 war er auch 1. stv. Sekretär der SPB-er Regionalabteilung der kremlnahen Partei "Einiges Russland“. 2015-17 war er amtierender Rektor der SPB-er Akademie für Kunst u. Industrie bzw. Design namens "A.L. Stieglitz". Seine Entlassung überraschte den Vorsitzenden des Rektorats der Stadt, Vladimir Vassilev, u.wurde im Bildungsministerium RF besprochen. Ausser einiger ziviler u. kirchlicher Auszeichnungen verfügt er über die Ränge eines Stv. Staatsrats RF II. Klasse u. eines Amtierenden Staatsrats der Stadt Moskau I. Klasse. Obwohl Kichedzhi sich als Kurator in verschiedenen Bereichen der Kultur engagierte, schien er in einigen Kreisen der Kulturszene SPBs wenig beliebt gewesen zu sein. Kritikern aus der Kulturszene gefiel weder sein Arbeitsstil noch sein konkretes Handeln. Was in seinem Fall besonders auffällt, ist sein ungewöhnlich hohes Einkommen u. der Besitzstand: 2012 belegte er mit einem angegebenen Familieneinkommen von 262 Mln. Rubel den 33. Platz in der Einkommensbewertung russ. Beamter des Magazins Forbes. Nach Angaben der Zeitung Vedomosti besitzt Kichedzhi in Bulgarien 2 Haushalte u. ihm gehören auch das Hotel "Vyšehrad" in Prag sowie eine Wohnung unweit des Altstädter Rings. Verschiedenen Medienberichten zufolge besitzt Kichedzhi das im März 2016 gegründete Internet-Journal "Interessant“. Seit 2018 ist er Generaldirektor von "Incom Real", einem Unternehmen, das sich auf die Implementierung von Informationstechnologien im Business spezialisiert hat. )

KICHIN, Valerij Semjonovich II III (russ. Journalist, Film- u. Theaterkritiker, Radiomoderator, Kolumnist der Regierungszeitung Rossijskaja gazeta. Absolvent der Journalist. Fakultät der Staatsuniversität des Ural. 1976 Mitglied der KPdSU. Er leitete Ressorts in den Zeitschriften Sowjet. Photo, Kunst des Kino u. der Wochenzeitung Nedelja/Woche, arbeitete als Kolumnist in der Literaturnaja gazeta u. der Zeitung Sovetskaja kultura, war Chefredakteur der Zeitschrift Sowjet. Film, stv. Chefredakteur der Zeitschriften Sowjet. Bildschirm, Obozrevatel u. Stolica, stv. Chefredakteur u. Redakteur der TV-Abteilung der Obshchaja gazeta, Sonderkorrespondent der Zeitung Izvestija. Bis 2011 war er Moderator der wöchentl. Sendungen "Kino am Freitag" u. "Musik im Quadrat" auf "Radio Russland - Kultur". Auf Anordnung der Leitung der allmächtigen Allruss. Staatl. TV- u. Rundfunkgesellschaft wurden seine Sendungen abgesetzt, nachdem sich Kichin öffentlich gegen die Verlagerung des Radiosenders auf UKW ausgesprochen hatte. Er war Mitglied der Jury nationaler u. internationaler Filmfestivals. Ab 2016 fungierte er als Ideengeber u. Programmdirektor des "Ural Open Russian Film Festivals" in Ekaterinburg. Wegen fehlender Finanzierung konnten jedoch nicht mehr als 2 Ausgaben stattfinden. Zum Film "Tod Stalins" von 2017 definierte der Filmkritiker in der Rossijskaja gazeta das Genre des Films als „eine grobe, aber leider faire tragische Farce" u. stellte fest, dass die Erkenntnis, dass die Groteske auf der harten Wahrheit beruht u. ein „Gefühl von Schock u. Ohnmacht" hinterlässt, mit dem Eindruck  zu vergleichen ist, den man von den Werken Goyas u. Hieronymus Boschs erhält. 2018 erfuhr Kichin krude Zensur, als er eine Besprechung der Premiere des Antikriegsfilms "Donbass" von Sergej Loznica, der am Filmfestival von Cannes gezeigt wurde u. für den der Regisseur den "Certain Regard Award" gewann, in der Rossijskaja gazeta veröffentlichten wollte. Der Artikel verschwand vollständig von der Website der Zeitung, so wie auch ein weiterer Beitrag zum Thema, das in dieser Zeitung offenbar unterdrückt werden sollte. Der Autor, der vom Herausgeber über diese Zensurmassnahme nicht informiert worden sei, reagierte auf seiner Facebook-Seite mit einer Stellungnahme des Bedauerns: Kichin habe dem Publikum mitteilen wollen, dass es sich um einen wichtigen Film handle, der in Russland, der Ukraine u. der Welt gesehen werden sollte. Er habe seine journalist. Pflichten erfüllt, aber es sei das Recht der Zeitung, die Politik zu machen, in die er sich nicht einmischen möchte. Kichin, der immerhin seinen kritischen Geist behielt u. seine journalist. Ehre verteidigte, schluckte die Repression. Kichin, der Mitglied der Union der Journalisten Russlands u. "Verdienter Kulturarbeiter der RF" ist, erhielt 2019 den Preis der Regierung der RF im Bereich Medien.).

 

Neuster Stand 06.23 (30)  Keine Garantie für Richtigkeit u. Vollständigkeit der Angaben.

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