Putin-Lexikon
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PUTIN-LEXIKON:
BRISANTE AKTEURE DER PUTIN-ÄRA, DIE SCHLAGZEILEN ERZEUGTEN

 

K1 (Kab-Kal)

KABAEVA, Alina Maratovna II III IV V VI VII VIII IX X XI XII (bekannte ehem. russ. Sportlerin, mehrfache russ. Meisterin, Europa- u. Weltmeisterin in der Disziplin rhythmische Gymnastik. Ihr Vater Marat Kabaev ist tatar. Herkunft u. ein Profi-Fussballtrainer u. ehem. Fussballspieler in Usbekistan, wo Kabaeva auch geboren wurde. Ihre Mutter, eine Russin, spielte in der nationalen Basketball-Mannschaft von Usbekistan.
Dopingskandal u. Rücktritt: Ende Aug. 2001 waren Alina Kabaeva u. ihre Konkurrentin Irina Chashchina bei den "Goodwill Games" in Brisbane auf das verbotene Diuretikum Furosemid positiv getestet worden. Kabaeva wurde für ein Jahr gesperrt, ein weiteres Jahr wurde ihr auf Bewährung erlassen. Die Medaillen, die Kabaeva u. Chashchina bei den "Goodwill Games" im Aug. u. bei der WM im Okt. 2001 in Madrid gewonnen hatten, wurden von einer FIG-Kommission einkassiert. Der Dopingfall war aufsehenerregend, weil es zuvor über einen Zeitraum von 20 Jahren keinen einzigen positiven Befund bei russ. Teilnehmerinnen an Wettkämpfen in dieser Gymnastiksportart gegeben hatte, obwohl bei Hunderten von Gymnastinnen aus der Sowjetunion u. aus Russland Dopingkontrollen durchgeführt worden waren. In der Zeit ihrer Dopingsperre von 2001-2 betätigte sich Kabaeva als Sportkommentatorin des russ. Fernsehsenders "7 TV". Im Okt. 2004 gab Kabaeva ihren Rücktritt vom Sport bekannt. Bei der EM 2007 in Baku, Aserbaidschan; wurde u.a. Kabaeva ausgewählt, um Russland zu vertreten. Am Vorabend des Wettbewerbs zog sich Kabaeva jedoch verletzungsbedingt zurück. 2007 beendete sie praktisch ihre Sportkarriere. 2007 absolvierte sie in Abwesenheit die "Moscow State University of Service" u. 2009 die nach Lesgaft benannte "St. Petersburg State University of Physical Culture". 2008 verteidigte sie ihre Dissertation zum Thema "Inhalte der sportlichen u. gesundheitsfördernden Phase des Trainings von Vorschulkindern in Rhythmischer Sportgymnastik“ u. erhielt den Grad einer Kandidatin der Pädagogischen Wissenschaften. Die Pläne für Kabaevas Teilnahme an den Olymp. Spielen 2008 von Peking, VR China, wurden wiederholt angekündigt, aber sie erfüllten sich nicht. Bei der Eröffnungsfeier zu den Olymp. Winterspielen 2014 in Sotschi war Kabaeva russ. Fackelträgerin. 2015 war sie Ehrengast bei der WM von Stuttgart, Deutschland. 2017 war sie offizielle FIG-Botschafterin für rhythmische Gymnastik bei der WM von Pesaro, Italien.
2003 veröffentlichte die russ. Ausgabe des Magazins Maxim erotische Aufnahmen von Kabaeva. 2006 wurde sie von den Leserinnen des russ. Frauenmagazins Glamour zur "Frau des Jahres", im gleichen Jahr in die "Top 10 Sexy" in der Kategorie Sport gewählt. 2011 erschien Kabaeva auf dem Titelblatt von Vogue Russia. In der Rangliste der "100 einflussreichsten Frauen Russlands“ belegte sie in der Zeitschrift Ogonjok  vom März 2014 den 8. Platz.
Politik: 2001-5 war Kabaeva Mitglied des "Obersten Rats" der Kreml-nahen Partei "Einiges Russland", danach bis 2007 Mitglied der "Gesellschaftl. Kammer RF", nahm aber praktisch nicht an deren Arbeit teil. 2005 unterzeichnete sie zusammen mit anderen Pop- u. Sportstars einen "Brief zur Unterstützung des Urteils gegen die ehem. Führer von Yukos", um so ihre Loyalität gegenüber dem Putin-Regime zu beweisen. 2005 überreichte Präsident s. Vladimir Putin Kabaeva den Orden "Für Verdienste um das Vaterland IV. Grades". Ausserdem wurde sie mit dem "Orden der Freundschaft" /2001/ sowie mit der "Ehrenurkunde des Präsidenten RF /2013/ ausgezeichnet.
2007-14 war sie Abgeordnete der 5. u. 6. Staatsduma RF für die Partei "Einiges Russland" u. stv. Vorsitzende des Duma-Ausschusses für Jugendfragen. In dieser Funktion stimmte sie 2012 für das umstrittene "Dima-Jakovlev-Gesetz", das US-Staatsbürgern die Adoption russ. Kinder untersagt, u. beteiligte sie sich an der Ausarbeitung des Gesetzes über „ausländische Agenten“ u. dem „Dima-Jakowlew-Gesetz“, das US-Bürgern verbietet, russische Kinder zu adoptieren („Schurkengesetz“). 2008-14 war sie Vorsitzende des "Öffentl. Rats" der von s. Aleksej Mordashov gegründeten "Nationalen Mediengruppe" NMG, eines Kreml-nahen Medienimperiums, dem Dutzende Presseorgane angehören, u.a. die Zeitung Isvestija, die Petersburger TV-Station "5. Kanal", der "Erste Kanal" sowie "REN-TV". Im Sept. 2014 kündigte Kabaeva die Niederlegung ihres Mandats in der Staatsduma an, um den ihr angebotenen Verwaltungsratsvorsitz in der NMG zu übernehmen. Die Entscheidung der berühmten Duma-Abgeordneten, ihr Mandat vorzeitig aufzugeben, sei völlig überraschend gekommen, hiess es in der russ. Presse. Offenbar habe Kabaeva das Geschäft der parlamentar. Tätigkeit vorgezogen. Die Eigentümer der von Putin-Leuten konrollierten NMG sind einerseits die "Bank Rossija" von s. Jurij Kovalchuk sowie die von Mordashov geleitete "Severstal Group", "Surgutneftegaz", "Sogaz", wo der Sohn von s. Sergej Ivanov eine führende Position innehat/te, u. nicht zuletzt "Gazprom" selbst. Als Vorstandsvorsitzende ersetzte Kabaeva bei NMG Kirill Kovalchuk, den Neffen von Jurij Kovalchuk u. Sohn seines Bruders Mikhail, der das "Kurchatov Institut" leitet. Innerhalb der NMG war sie ab 2016 Vorsitzende des Direktionsrats der Zeitung "Sport Express AG". Seit April 2018 führt sie die eigene "Stiftung Anna Kabaeva" als Generaldirektorin.
Privates u. Beziehungen zu Putin: Bis 2002 war Kabaeva eine gläubige Muslimin. 2003 wurde berichtet, dass sie zum Christentum konvertiert sei. 2002-6 hatte Kabaeva eine Affäre mit einem Polizeihauptmann namens David Museliani, der damals stv. Leiter der Presnenskoe-Polizeibehörde in Moskau war. Anfang 2006 trennte sich das Paar. 2008 berichtete die russ. Zeitung Moskovskij korrespondent, dass der russ. Präsident V. Putin sich von seiner Frau Ljudmila habe scheiden lassen u. Alina Kabaeva heiraten werde. Diese Nachricht wurde im Westen auch von Spiegel, Stern, Die Welt u. Die Presse verbreitet. Die Pressesprecherin Kabaevas, E. Ovchinnikova, sagte, Kabaeva werde diese Nachricht nicht kommentieren u. verlangte, dass die Zeitung einen Widerruf abdruckt. Im April sagte Putin auf einer Pressekonferenz in Sardinien als Antwort auf eine Frage über die Veröffentlichung im Moskovskij korrespondent, dass in dieser Geschichte „kein einziges Wort der Wahrheit enthalten" sei. Nach der Veröffentlichung dieser Story wurde Moskovskij korrespondent wahrscheinlich auf Druck der Sonderdienste des Kremls eingestellt. 2010 verbreiteten Medien erneut Gerüchte über eine geheime Hochzeit von Putin u. Kabaeva. 2013 wurden in New York Post u. Paris Match entsprechende Informationen über die private Verbindung zwischen Kabaeva u. Putin veröffentlicht. Kabaeva selbst äusserte sich öffentlich nicht zu diesem Thema, ausser in einem Interview mit dem Sportmagazin Bolshoj Sport von 2013, in dem sie sagte, dass sie keine Kinder habe. Nach 2015 verschwand Kabaeva aus dem öffentl. Rampenlicht, nahm nicht mehr an gesellschaftl. Anlässen teil, gab keine Interviews mehr u. war nicht mehr im TV zu sehen. Vor ihrem Verschwinden gab sie noch an, dass sie einen Mann kennengelernt habe, den sie sehr liebe. Über die angebliche Liebesbeziehung Kabaevas mit Putin, von der laut John Sweeney im Buch "Der Killer im Kreml", S. 162, s. Natalja Pelevina erstmals erzählte, existieren nur unklare, konfuse Informationen, die möglicherweise teilweise stimmen oder aber auch jeder Grundlage entbehren. Angeblich haben sie mehrere Kinder miteinander. Zuerst hörte man davon, dass um 2007 ein Sohn geboren worden sei, zumal damals im Internet einschlägige Fotos auftauchten. Laut Pelevina soll Kabaeva zwei Jahre später einen weiteren Sohn bekommen haben. Irgendwann soll sie in einer Moskauer Klinik, wo sonderbare Vorkommnisse stattfanden, während Kabaeva sich dort aufgehalten haben soll, sogar Zwillinge geboren haben. Die Zeitung Moskovskij korespondent, die dem ehem. KGB-Oberst s. Aleksandr Lebedev gehörte, meldete im April 2008, dass Kabaeva mit Putin verlobt sei, obwohl Putin zu dieser Zeit offiziell noch mit Ljudmila verheiratet war /die Scheidung wurde erst 2013 vollzogen/. Die Verlobungsmeldung wurde vom Kreml dementiert, das Blatt geschlossen u. Lebedevs Bank wurde bedroht, sein Vermögen stark entwertet. Im März 2015 vermeldeten CH-Medien, v.a. Blick, NZZ u. Tessiner Blätter, dass Kabaeva in diesem Monat in der Luxusklinik Sant´Anna in Lugano-Sorengo, Schweiz, ein Mädchen zur Welt gebracht habe. Die Klinik soll Putin von s. Silvio Berlusconi empfohlen worden sein, in der auch einige seiner Enkel zur Welt kamen. Man habe die Frau im Tessin gesehen. 2019 war von der Geburt von männlichen Zwillingen die Rede, die sie im Moskauer Kulakov-Forschungszentrum für Geburtshilfe auf die Welt gebracht haben soll. Von einer Vaterschaft war nichts zu erfahren. Insgesamt soll Putin also 7 oder 8 Kinder mit 3 Frauen - Ljudmila Putina, s. Svetlana Krivonogich u. Alina Kabaeva - haben, aber das blieben Spekulationen u. Gerüchte, u. niemand von den direkt Betroffenen hat jemals bestätigt - oder dementiert, bestritten oder geleugnet, was effektiv passiert oder nicht passiert sein soll. Lediglich Putin-Sprecher s. Dmitrij Peskov, der für seine Abstreitungspraxis international berüchtigt ist, sagte gegenüber Forbes, dass nichts an den Gerüchten dran sei. Die russ. Botschaft in Bern sagte dazu, dass man nur offizielle Meldungen kommentiere". Das Putin-Regime behandelt solche Themen bekanntlich wie ein Staatsgeheimnis. Im Aug. 2021 trat Kabaeva mit einem Ehering in der Öffentlichkeit auf. Im April 2022 wurde die 38-Jährige nach langer Abwesenheit wieder in Moskau bei Proben der Wohltätigkeitsveranstaltung "Alina Festival“ in der VTB Arena gesehen. Die anonyme Tessiner Quelle, die in der Schweizer TA-Media-Presse im Mai 2022 über die Geburt von Kabaevas Kind in Lugano Auskunft gab, bestätigte, dass Kabaevas Beziehung zu dem 30 Jahre älteren Putin tatsächlich existierte u. dass sie 2 Söhne mit Putin habe. Der erste Sohn sei 2015 in besagter Luganeser Klinik geboren worden, der zweite 2019 in Moskau. Die zuständige Gynäkologin sei eine vor langem in die Schweiz ausgewanderte Russin, die Putin aus dessen „Leningrader Jugendzeit her kannte u. eine vertrauensvolle Beziehung mit ihm aufrecht hielt". Die CH-Presse wusste ferner darüber zu berichten, dass Kabaeva längere Zeit in einer Villa hinter hohen Mauern in Cologny bei Genf gelebt" haben soll, wobei die CH-Bundesbehörden nichts davon wissen wollen. Ob es sich um die Villa des Putin-Amigos s. Gennadij Timchenko handelt, der in dieser Gemeinde lebt oder lebte, blieb ungeklärt.
Kritik: Von Kritikern der Zivilgesellschaft wie dem "Forum Freies Russland" wird Kabaeva Lobbyarbeit für antidemokrat. Gesetze, Initiativen u. Kontrolle über die führenden Propagandamedien des Landes sowie Vetternwirtschaft vorgeworfen. Kabaeva, die heute als integraler Bestandteil mit den mächtigsten Organen des Putin-Regimes, von dem sie u. ihre Familie geschützt wird, fest verbunden ist, ist andererseits im Zusammenhang mit einer Reihe von skandalträchtigen Aktivitäten zu nennen. Es ist bemerkenswert u. symbolisch, dass Kabaevas plötzlicher Aufstieg in den obersten Machtstrukturen Russlands mit einem Dopingskandal zusammenfiel, bei dem sie für 2 Jahre von der Teilnahme an Wettbewerben ausgeschlossen wurde. Das Forum kritisiert insbes. den Umstand, dass sie 2005 zusammen mit anderen Pop- u. Sportstars den "Brief zur Unterstützung des Urteils an die ehem. Führer der Yukos" unterzeichnete, in dem das Urteil gegen s. Mikhail Khodorkovskij bestätigt wurde, sowie dass ihr Name unter dem neuesten Gesetzentwurf in Bezug auf NGO´s mit dem Status "ausländischer Agent“ steht. Dieses als Reaktion auf die wachsende Protestaktivität der Russen u. Russinnen erlassene Gesetz markierte bekanntlch einen staatl. Angriff auf zivilgesellschaftl. Strukturen mit dem Ziel, diese zu diskreditieren u. die rechtlichen Voraussetzungen für ihre Verfolgung zu schaffen. Darüber hinaus war Kabaeva wie erwähnt an der Ausarbeitung eines weiteren Gesetzes aus dieser Kategorie beteiligt - dem sog. "Dima Jakovlev-Gesetz", das US-Bürgern verbot, russ. Kinder zu adoptieren. Natürlich ist die ganze boulevardeske Geschichte mit ihrer angeblichen privaten Beziehung zu Putin, mit dem sie mindestens 2 Söhne haben soll, ein bemerkenswerter Fall für sich, scheint jedoch weitgehend die Privatangelegenheit Kabaevas zu sein, deren Konsequenzen sie selbst zu
tragen hat, zumal sie sich dazu öffentlich nicht äusserte. Als Vorstandsvorsitzende der kremlnahen "National Media Group" NMG ist sie jedoch zusammen mit Putin u. seinen Freunden für die Ergebnisse der russ. /Medien-/Politik unmittelbar verantwortlich. Inwieweit Kabaeva diese Organsation/en/ wirklich leitet u. Einfluss in ihnen hat, oder ob sie nur als eine vorgeschobene Strohfigur des Putin-Clans dient, ist eine andere Frage.
Sanktionen 2022: Der russ. Überfall auf die Ukraine vom Feb. 2022 diente laut Kabaeva dazu, „Doneck uLugansk vor den Nazis zu schützen“. Damit adoptierte sie die offizielle Kreml-Propaganda. Mit dem "Z" im Hintergrund zeigte Kabaeva in Moskau ihre Unterstützung für Putins Krieg gegen die Ukraine. Im Aug. 2022 berichtete ORF.at, dass Kabaeva als Reaktion auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine nach GB u. der EU - jeweils im Mai 2022 - auch von den USA auf eine entsprechende Sanktionsliste gesetzt worden sei. Aus Angst vor eskalierenden Spannungen zwischen Russland u. den USA angesichts der angeblichen Intimbeziehung Kabaevas zu Putin hielt die US-Regierung die Sanktion vorerst zurück. Die US-Behörden betrachten Kabaeva als Mutter von mind. 3 Putin-Kindern. Die ehem. Turnerin wird „verdächtigt, an der Verschleierung von Putins persönl. Vermögen im Ausland beteiligt zu sein". Anfang Aug. 2022 setzte das "Office of Foreign Assets Control" OFAC des US-Finanzministeriums Kabaeva schliesslich auf die Liste der "Specially Designated Nationals and Blocked Persons", was dazu führte, dass ihr Vermögen eingefroren u. US-Personen der Handel mit ihr untersagt wurde. Die Sanktionen wurden auch von Kanada, Australien u. der Schweiz übernommen. Seit 2018 figuriert sie auch auf der Sanktionsliste der Ukraine. In der Begründung der EU-Sanktionen vom 3. Juni 2022 gegen Kabaeva hiess es: „Kabaeva ist Vorstandsvorsitzende der National Media Group NMG, einer Holdinggesellschaft, die grosse Anteile an fast allen bedeutenden russ. Bundesmedien besitzt, die die Propaganda der russ. Regierung reproduzieren. Sie ist eng mit dem russ. Präsidenten Vladimir Putin verbunden. Daher ist sie verantwortlich für Massnahmen u. Strategien, die die territoriale Integrität, Souveränität u. Unabhängigkeit der Ukraine untergraben.“ Das brit. Aussenministerium setzte ferner die Grossmutter Kabaevas, eine gewisse Anna Zatsepilina, auf die Sanktionsliste, da sie kurioserweise als Geschäftspartnerin von Putins Freund s. Gennadij Timchenko betrachtet wird. Putins Ex-Frau Ljudmila /Ocheretnaja/ sowie einige Putin-Verwandte u. nahe Freunde des Präsidenten landeten bereits im Mai auf der entsprechenden GB-Sanktionsliste.
Einkommen/Vermögen: Laut einer Reihe von Veröffentlichungen besass Kabaeva 2009 das höchste Einkommen eines "Star-Abgeordneten" der Staatsduma RF u. unter den Abgeordneten-Athleten: Gemäss Einkommenserklärung waren es 12,9 Mln. Rubel. Nach offiziellen Angaben belief sich das Einkommen Kabaevas für 2011 auf 11,5 Mln. Rubel. Kabaevas Besitz umfasste ein Grundstück von 7200 m², 3 Wohnungen, Mercedes-Benz Autos u. 1 Porsche Cayenne. Nach Recherchen von The Insider belief sich das Einkommen Kabaevas für 2018 auf satte 785 Mln. Rubel, was um ein Vielfaches höher sei als die Gehälter von Top-Managern in ähnlichen Positionen. "Open Media" schätzte 2019 den Wert der auf Kabaeva u. ihre Familie registrierten Immobilien auf 1,25 Mrd. Rubel, inkl. 6 Wohnungen, 2 Häuser u. 70 Morgen Land in 4 Regionen. Die Mutter u. Grossmutter Kabaevas sollen Besitzer von Wohnungen /gewesen/ sein, die Hunderte Mln. Rubel gekostet hätten. Die Wohnungen seien von Personen gekauft worden, die Präsident Putin nahe stünden, u.a. von s. Gennadij Timchenko.
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KADYROV, Akhmat Abdulhamidovich II III IV V VI (gew. oberster Tschetschenführer, ehem. Präsident der Republik Tschetschenien, RF. Akhmat u. seine Frau Ajmani wurden in der Kasachischen SSR geboren, wohin seine Familie 1944 deportiert wurde u. von wo sie im April 1957 nach Tschetschenien in das Dorf Tsentaroj - heute Akhmat-Jurt genannt - im Bezirk Shali - heute Kurchaloj, zurückkehrte. Die Kadyrovs gehören einem der grössten tschetschen. Clans an, dem Tajp bzw. Tejp Benoj. In religiöser Hinsicht betrachtet sich die Familie als Anhänger des Hadschi-Muriden-Virds von Scheich Kunta-Hadshi Kishiev, die sich zum Qādirīya-Zweig des Sufi-Islams bekennen; dieser Richtung gehören seit 1992 alle höchsten Geistlichen Tschetscheniens an. Während Akhmat-Hadzhi Kadyrov als Mufti von Ichkerien i1. Tschetschenienkrieg noch klar auf der Seite der Unabhängigkeitskämpfer stand u. den "Dschihad" ausrief, begannen 1996 seine Auseinandersetzungen mit s. Aslan Maskhadov u. Shamil Basaev, denen er vorwarf, sich von den sogenannten Wahhabiten, d.h. den vom islamischen Ausland unterstützten Fundamentalisten, vereinnahmen zu lassen. Hinter diesen ideolog. Konflikten steckte wohl auch ein erbitterter polit. Machtkampf mit dem 1997 zum Präsidenten Tschetscheniens gewählten Maskhadov, der zur Tötung  Kadyrovs aufrief. Mit Beginn des 2. Tschetschenienkriegs 1999 wechselte Kadyrov jedoch die Seiten, d.h. er stellte sich offen auf die Seite Russlands. Im März 2000 befürwortete er die Einführung einer direkten Präsidialherrschaft in Tschetschenien für die Zeit bis zu den neuen Präsidentschaftswahlen in der Republik. Im Juni 2000 wurde er per Dekret des Präsidenten RF s. Vladimir Putin zum Leiter der Verwaltung der Tschetschen. Republik ernannt u. trat als Mufti von Tschetschenien zurück. 2001 unterzeichnete er ein Dekret, das die Aktivitäten religiöser Organisationen, die sich zum Wahhabismus bekennen, in Tschetschenien verbot. Ab 2001 war er ausserdem Chef des lokalen Ablegers der russ. staatl. Ölgesellschaft "Rosneft". 2001 schloss er sein Studium an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften des Instituts für Verwaltung u. Wirtschaft in Makhachkala, Dagestan, ab. Im Sept. 2003 verteidigte er am Institut für soziopolit. Studien der RAW seine Dissertation zur Erlangung des Grads eines Kandidaten der Politikwissenschaften zum Thema "Russ.-tschetschen. Konflikt: Entstehung, Wesen, Lösungen". Im Okt. 2003 wurde er in einer umstrittenen Wahl mit 80,84% der Stimmen u. bei einer Wahlbeteiligung von 87,7% zum Präsidenten der Republik Tschetschenien gewählt u. trat sein Amt als Präsident der Republik Tschetschenien an. Alle anderen Kandidaten, die in den Umfragen vor Kadyrov lagen, sahen sich unter dem Druck des Kremls gezwungen, ihre Kandidatur zurückzuziehen. Maskhadov bezeichnete die Wahl - ebenso wie viele westl. Politiker u. Menschenrechtsorganisationen - als Farce u. rief zum Widerstand gegen die russ. Streitkräfte auf. Kadyrov kündigte an, hart gegen seine Widersacher vorgehen zu wollen. Sein Sohn Ramzan kommandierte die berüchtigte, mehrere Tsd. Mann umfassende Leibgarde der "Kadyrovcy". Am Morgen des 9. Mai 2004 kam er nach der Abnahme einer Militärparade bei einem Sprengstoffanschlag in einem Stadion in der Hauptstadt Groznyj  ums Leben. Obwohl er strengstens bewacht wurde, wurde er vor laufenden Kameras von einer explodierenden Mine erfasst, die unter der Tribüne angebracht worden war, auf der er u. ein paar Gefolgsleute der Regierung den Feierlichkeiten zum "Tag des Sieges" der Sowjetunion über das faschist. Deutschland beiwohnten. Kadyrov wurde schwer verletzt u. starb auf dem Weg ins Krankenhaus, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Mit ihm kamen nach offiziellen Angaben 7 Personen ums Leben, unter ihnen der Vorsitzende des Staatsrats der Republik Tschetschenien, Hussein Isaev, währed über 50 Personen verletzt wurden. An der Tribüne seien vor dem Anlass Reparaturarbeiten ausgeführt worden, hiess es. Der Sprengsatz wurde nicht gefunden, weil er im Beton eingelassen worden war. Als Organisator des Anschlags bekannte sich der tschetschen. Rebellenführer s. Shamil Basaev, aber auch der „Emir des Distrikts Vedeno“ u. "stv. MP" der "Tschetschen. Republik Ichkerien", Sulejman Elmurzaev, bekannt auch als „Amir Khairulla“. Während Basaev 2006 liquidiert wurde, wurde Elmurzaev im April 2007 bei einer Spezialoperation im Bezirk Vedeno eliminiert. Nach der Ermordung Kadyrovs trat der russ. Präsident Putin - anders als bei bisherigen Anschlägen - umgehend vor die Fernsehkameras u. kündigte Vergeltung gegen die tschetschen. "Banditen" u. "Terroristen" an. Putin nannte den ermordeten Tschetschenenpräsidenten im TV einen "heroischen Menschen"; einen Tag später, am 10. Mai, wurde Akhmat Kadyrov durch ein Erlass des Präsidenten RF postum die Auszeichnung "Held der RF" verliehen. Nach dem Tod Kadyrovs wurde s. Sergej Abramov amtierender Präsident der Tschetschen. Republik. Im Aug. 2004 wurde der kremltreue s. Ali Alkhanov zum neuen Präsidenten des Landes gewählt. Ab Nov. 2005 übernahm Akhmat Kadyrovs Sohn s. Ramzan Kadyrov immer mehr wichtige polit. Ämter in der Politik Tschetscheniens bis zur Erlangung der vollen Macht im Land, die eine neue Phase der von Putin abgesegneten Schreckensherrschaft in Tschetschenien einleitete.)

KADYROV, Ramzan Akhmatovich II III IV-doku arte 2018 V-doku russ. 2018 / 2004
V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX XLX XLXI XLXII XLXIII XLIX Sonderausgabe der "Russland-Analysen" (Nr. 454, Juli 2024) über Ramzan Kadyrov u. seinen Clan (pdf) (russ.-tschetschen. Politiker, Oberhaupt der Republik Tschetschenien, RF. Jüngstes Kind u. 2. Sohn in der Familie von s. Akhmat u. Ajmani Kadyrov. Während des 1. Tschetschenienkriegs kämpfte Ramzan zusammen mit seinem Vater in den Reihen der tschetschen. Separatisten gegen die russ. Streitkräfte. Nach diesem Krieg arbeitete Ramzan seit 1996 als Assistent u. persönl. Leibwächter seines Vaters, des Mufti Akhmat-Khadzhi Kadyrov der tschetschen. Republik Itschkerien. Im Herbst 1999 trat Ramzan zusammen mit seinem Vater auf die Seite der Bundesbehörden RF u. bekämpfte zusammen mit Russland die Rebellen von Itschkerien. Seit Akhmat Kadyrov 2000 Leiter der Interimsverwaltung des "neuen" Tschetscheniens wurde, führte Ramzan den Sicherheitsdienst seines Vaters. 2000-2 war Ramzan Inspektor für Kommunikation u. Spezialausrüstung in der Zentrale einer separaten Polizeiabteilung in der Verwaltung für innere Angelegenheiten des Innenministeriums Tschetscheniens, zu deren Aufgaben die Bewachung von Regierungsgebäuden u. die Gewährleistung der Sicherheit der Spitzenführer der Republik Tschetschenien gehörten. Nachdem sein Vater im Okt. 2003 zum Präsidenten von Tschetschenien gewählt worden war, wurde Ramzan Leiter des präsidialen Sicherheitsdienstes. Offiziellen Statistiken zufolge gab es 2000-3 5 Attentatsversuche auf Ramzan Kadyrov. Dieser verhandelte mit Mitgliedern illegaler bewaffneter Gruppen über deren Wechsel auf die Seite der Bundesregierung. Viele ehem. militante Rebellen, die sich ergaben u. in der Liste des Sicherheitsdienstes des Präsidenten der Tschetschen. Republik eingetragen waren, stellten Ende 2003 die grosse Mehrheit der "Kadyrovcy", der berüchtigten, mehrere Tsd. Mann umfassenden Leibgarde des tschetschen. Präsidenten, eine paramiltär. Einheit, die nicht oder nur formell dem Innenministerium RF unterstellt ist. 2003-4 diente Ramzan als Assistent des Innenministers von Tschetschenien. Er war Mitglied des Staatsrats der Republik aus dem Bezirk Gudermes.
Am 9. Mai 2004 kam Präsident Akhmat Kadyrov bei einem Sprengstoffanschlag in Groznyj ums Leben. Nach dem Tod seines Vaters avancierte Ramzan Kadyrov zur wichtigsten Figur in der tschetschen. Politik. Am 10. Mai 2004, einen Tag nach dem Tod seines Vaters, wurde Ramzan zum 1. stv. Vorsitzenden /Vize-MP/ der Regierung der Republik ernannt. Als solcher überwachte er den "silovoj blok" /Machtblock/ Tschetscheniens. Der Staatsrat u. die Regierung Tschetscheniens wandten sich an den Präsidenten RF s. Vladimir Putin mit der Bitte, die Gesetzgebung zu ändern, damit Ramzan Kadyrov sich als Kandidat für das Amt des Präsidenten Tschetscheniens registrieren lassen könne; die Altersgrenze, um für dieses Amt wählbar zu sein, betrug 30 Jahre - Ramzan Kadyrov war zu diesem Zeitpunkt bloss 28 Jahre alt, also musste er 2 Jahre warten. Putin änderte die Gesetzgebung jedoch nicht. Nach dem Tod Akhmat Kadyrovs wurde s. Sergej Abramov amtierender Präsident der Tschetschen. Republik, u. im Aug. 2004 wurde der kremltreue s. Ali Alkhanov zum neuen Präsidenten des Landes gewählt. Ab Okt. 2004 war Ramzan Kadyrov Berater des bevollmächtigten Vertreters des Präsidenten RF im südlichen Föderationskreis, s. Dmitrij Kozak, in Fragen der Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden des Föderationskreises. Ab Nov. 2004 leitete er den Vergütungsausschuss.
Regierungschef: Am 18. Nov. 2005 hatte der tschetschen. PM Sergej Abramov einen Autounfall u. wurde dabei schwer verletzt. Am selben Tag ernannte der tschetschen. Präsident Ali Alkhanov Ramzan Kadyrov zum amtierenden Vorsitzenden der Regierung der Republik Tschetschenien. Ab Jan. 2006 war Kadyrov Vorsitzender der Regierungskommission zur Bekämpfung des Drogenhandels in der Republik Tschetschenien, ab Feb. Sekretär der Regionalabteilung der kremlnahen Partei "Einiges Russland". Ende Feb. 2006 trat Abramov, der sich immer noch in Behandlung befand, als PM zurück. Am 4. März 2006 schlug Ali Alkhanov der Volksversammlung Tschetscheniens die Kandidatur Ramzan Kadyrovs für das Amt des Vorsitzenden der Regierung der Republik vor, die einstimmig angenommen wurde. Am selben Tag unterzeichnete Alkhanov ein Dekret zur Ernennung Kadyrovs zum MP Tschetscheniens. Der Vorsitzende der Volksversammlung Tschetscheniens, Dukuvakha Abdurakhmanov, kommentierte die Kandidatur u. sagte, Kadyrov habe „seine Fähigkeit bewiesen, die Wirtschaft u. nicht nur die Sicherheitskräfte zu leiten". In wenigen Monaten wurden unter MP Ramzan Kadyrov in Tschetschenien so viele Aufträge für Bau- u. Restaurierungsarbeiten wie nie zuvor ausgeführt. In Groznyj u. anderen Städten Tschetscheniens wurden Moscheen, Sportkomplexe, Krankenhäuser u.a. neu errichtet oder renoviert. Bis zum 30. Geburtstag Kadyrovs im Okt. 2006 wurden in Groznyj der "Akhmat Kadyrov Prospekt" im Stadtzentrum u. ein restaurierter Flughafen eröffnet. Im Frühjahr 2006 entbrannte ein Konflikt zwischen MP Kadyrov u. Präsident Alkhanov. Kadyrov beanspruchte für sich nun die volle Macht in der nordkaukas. Minirepublik, die nicht grösser ist als die Ostschweiz. Aber auf der Seite Alkhanovs meldeten sich einige Anführer der den Bundestruppen unterstellten Kampfeinheiten zu Wort, die die Vergrösserung des Einflusses von Kadyrov vermeiden wollten. So kam es im April zu einem Gefecht zwischen den Wachen des Präsidenten Alkhanov u. des MP Kadyrov, das zu einem Treffen zwischen Kadyrov u. Alkhanov mit Putin führte. Im Aug. verweigerten die Abgeordneten des Oberhauses des tschetschen. Parlaments vermutlich auf Initiative Kadyrovs die Zulassung A. Elmurzaevs, eines von Alkhanov vorgeschlagenen Kandidaten für das Amt des Vorsitzenden des Obersten Gerichts von Tschetschenien. Ihre Ansichten taten Alkhanov u. Kadyrov laut in der Presse kund: Dabei sagte Kadyrov u.a., dass man Alkhanovs Team schon längst vertreiben sollte".

Präsident / Oberhaupt Tschetscheniens: Am 15. Feb. 2007 trat Tschetscheniens Präsident Alkhanov zurück, was von Präsident Putin akzeptiert wurde. Gleichzeitig unterzeichnete Putin ein Dekret zur Ernennung Ramzan Kadyrovs zum amtierenden Präsidenten Tschetscheniens. Am 1. März schlug Putin Kadyrovs Kandidatur zur Prüfung durch das tschetschen. Parlament vor u. informierte Kadyrov darüber bei einem Treffen in Novo-Ogarjovo. Am 2. März wurde seine Kandidatur von 56 von 58 Abgeordneten beider Kammern des tschetschen. Parlaments unterstützt. Am 5. April fand in Gudermes die feierliche Amtseinführung Ramzan Kadyrovs als Präsident der Tschetschen. Republik statt. Nachdem Kadyrov die Präsidentschaft in Tschetschenien übernommen hatte, stabilisierte sich die Lage in der Republik im Vergleich zu den Vorjahren, trotz des schweren traumatischen Kriegserbes, das die Tschetschenen zu ertragen hatten. Der Schlüsseleinfluss auf die Karriere Ramzan Kadyrovs war u. ist die Unterstützung des russ. Präsidenten Vladimir Putin. Ihm gegenüber bekundete Kadyrov öffentlich wiederholt seine persönl. Loyalität, bewunderte seine Aktivitäten u. nannte ihn „den Retter des tschetschen. Volkes“. Putin unterstützte seinerseits Kadyrov öffentlich u. enthielt sich jeder direkten Kritik an ihm oder seiner Politik, obwohl die kriminelle Natur des Kadyrov-Regimes in Tschetschenien offensichtlich war. Ramzan Kadyrov setzte im Einvernehmen mit Putin die von seinem Vater geführte Politik fort, wobei seine Herrschaft zusätzlich durch einen übersteigerten Kadyrov-Personenkult gefestigt werden sollte. 2015 schien jedoh nicht mehr ganz klar, ob Kadyrov eine Garantie oder mehr eine Gefahr für die Sicherheit der Region darstellte. Kadyrov regierte immer selbstherrlicher u. für den Kreml schwerer kontrollierbar. Seine Loyalitätsbekundungen gegenüber dem Kreml können auch als Machtdemonstration gesehen werden; im Dez. 2014 erklärte er vor 20 Tsd. bewaffneten Männern im Stadion von Groznyj: „Wir sind die Infanterietruppen Putins.“ Es gebe Aufgaben, die keine Luftwaffe, keine Marine, keine Armee u. keine Nuklearwaffen bewältigen könnten, sondern nur Freiwillige. Ob der überaus misstrauische Putin dem von den als listig u. freiheitsliebend geltenden Tschetschenen an den Tag gelegten Schmeichelkurs vertraut, ist eine andere Frage. Andererseits können die Russen in Tschetschenien jederzeit wieder militärisch zuschlagen, wenn sie dort ein Machtvakuum oder eine Abtrünnigkeit feststellen. Die Zeit Ramzan Kadyrovs ist trotz der Brutalität seines Regimes dennoch immerhin durch eine grossangelegte Bautätigkeit u. die Wiederherstellung der Infrastruktur Tschetscheniens gekennzeichnet, was hauptsächlich durch Subventionen aus dem föderalen Haushalt ermöglicht wurde. s. Sergej Naryshkin, Leiter der Präsidialverwaltung RF, kündigte 2008 die Zuweisung von 120 Mrd. Rubel zur Finanzierung des Zielprogramms der lokalen Behörden an. Nach Angaben des Finanzministeriums RF, die 2011 von der New York Times zitiert wurden, wurden mehr als 90% des republikan. Haushalts von Moskau gebildet. 2015 betrug der Einnahmenteil des tschetschen. Haushalts 57 Mrd. Rubel, während über 20 Mrd. Rubel in Form von Subventionen der Bundesregierung bereitgestellt werden sollten. Eine weitere Geldquelle stellte die 2004 von Ramzan Kadyrov gegründete "Akhmat Kadyrov-Stiftung" dar, die über verschiedene gemeinnützige Projekte u. Bauprogramme finanziert werden sollte. Nach Angaben des Politikers selbst werde das Geld für diese Stiftung hauptsächlich von „ehem. Freunden von Akhmat Kadyrov“ u. tschetschen. Unternehmern, die ausserhalb der Republik lebten, gespendet. Die Stiftung ist Miteigentümerin vieler Immobilienobjekte in der Republik. Ein weiteres Merkmal von Kadyrovs Herrschaft war die Islamisierung der Republik. Der Präsident sprach sich oft für die Scharia oder ihre einzelnen Regeln aus. Während Kadyrovs Präsidentschaft wurden in Groznyj die Moschee "Herz Tschetscheniens", benannt nach Akhmat Kadyrov, die Russ. Islamische Universität, Hāfiz-Koranschulen u. eine Klinik für islamische Medizin eröffnet. Kadyrov, der selbst in den Medien regelmässig tiefe Religiosität zeigt, unterstützt den für Tschetschenien traditionellen Sufi-Islam; seine aktive Verbreitung ist zu einem der Mittel geworden, mit denen Kadyrov gegen den islamischen Radikalismus, den sog. Salafismus, ankämpft. Nach Angaben der von Kadyrov geleiteten Antiterrorkommission Tschetscheniens ging die Zahl der Terroranschläge in der Republik im Jahr 2007 um 72,5% zurück.
Im Okt. 2007 führte Kadyrov bei den Wahlen zur 5. Staatsduma RF die regionale Liste der kremlnahen Partei "Einiges Russland“ in der Republik Tschetschenien an. Die Partei, eigentl. mehr eine Bewegung zur Unterstützung des Kremls, erhielt über 99% der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von über 99% - typisch für den russ. besetzten Nordkaukasus. Anschliessend lehnte Kadyrov das gewonnene Abgeordnetenmandat ab. Gleichzeitig wurde in der Republik ein Referendum abgehalten, das zu einer Änderung der Struktur des republikan. Parlaments u. zur Ersetzung der Direktwahl des Präsidenten Tschetscheniens durch die Zustimmung für seine Kandidatur durch das Parlament führte. Ramzan Kadyrov hat s. Adam Delimkhanov wiederholt zum stv. MP Tschetscheniens in den Jahren 2006-7 u. zum Abgeordneten der Staatsduma RF seit 2007 ernannt. Ein weiterer engster Vertrauter Kadyrovs ist der Vorsitzende des Parlaments der Republik Tschetschenien s. Magomed Daudov, der als „die zweiteinflussreichste Person in Tschetschenien“ gilt. 2008 u. 2014
war Kadyrov Mitglied des Präsidiums des Staatsrats RF. Eine Foto des Trios ist hier zu sehen.
2008 war gekennzeichnet von einem Konflikt zwischen den Wachen Kadyrovs u. den Soldaten des "Vostok"-Bataillons, wobei es bei einer Blockade durch die von Kadyrov kontrollierten Spezialdienste in Gudermes zum Tod zweier Soldaten des Bataillons kam. Im Stammhaus der Brüder s. Jamadaev wurde eine Durchsuchung durchgeführt. Ramzan Kadyrov beschuldigte s. Sulim Jamadaev öffentlich, Morde u. Entführungen begangen zu haben, einschliessl. des Todes von Zivilisten während einer Säuberungsaktion im Dorf Borozdinovskaja 2005. Sulim war ein russ.-tschetschenFreischärlerführer u. Offizier gewesen. Im Mai wurde Jamadaev von seinem Posten entfernt. Im Nov. löste das Verteidigungsministerium RF die GRU Specnaz "Vostok"- u. "Zapad"-Bataillone auf u. beseitigte damit die letzten Kadyrov-untreuen Einheiten, die von Tschetschenen besetzt waren. Während "Zapad" vom Berufsoffizier s. Said-Magomed Kakiev kommandiert wurde, wurde "Vostok" von dem umstrittenen Jamadaev-Clan kontrolliert, der mächtig genug war, um mit Kadyrov zu konkurrieren. Kakiev u. 3 der Jamadaev-Brüder besassen die Auszeichnung "Held der RF“. Die Brüder unterhielten einen eigenen TV-Sender u. mehrere andere Unternehmen in Tschetschenien u. Moskau. Ruslan Jamadaev vertrat 2003-7 für die Partei "Einiges Russland" als Abgeordneter der Staatsduma RF Tschetschenien. Ruslan u. Sulim wurden 2008 bzw. 2009 vermutlich von Seiten des Kadyrov-Clans liquidiert. Im Okt. 2009 wurde ein Attentat auf Kadyrov unter Beteiligung eines Selbstmordattentäters vereitelt. Der Attentäter, ein militanter Kämpfer aus der Stadt Urus-Martan, wurde getötet, als er versuchte, sich dem Veranstaltungsort für die Eröffnung einer Gedenkstätte zu nähern, wo sich Kadyrov u. der tschetschen. Abgeordnete der Staatsduma RF, Adam Delimkhanov, aufhielten. Im Nov. 2009 verlieh der Präsident RF, s. Dmitrij Medvedev, Kadyrov per Dekret den Rang eines Generalmajors der Polizei. Im Aug. 2010 liess Kadyrov vom tschetschen. Parlament den Namen des obersten Beamten der Tschetschen. Republik von "Präsident" in "Oberhaupt" ändern, da er der Meinung war, dass es in einem einzigen Staat nur einen Präsidenten geben sollte. Im Okt. 2010 sagte Kadyrov in einem Interview mit dem US-Magazin Newsweek, dass er „möchte, dass Putin Präsident auf Lebenszeit wird. Ich liebe ihn, wie ein Mann einen Mann lieben kann. Diejenigen, die ihn kritisieren, sind keine Menschen, sie sind meine persönlichen Feinde. Solange Putin mich unterstützt, kann ich alles tun - Allahu Akbar!“. In einem Interview mit der NZZ vom Nov. 2011 sagte Kadyrov, Putin sei sein Idol. Auch Putin sparte nicht mit Lob an die Adresse des Tschetschenen, den er "Verteidiger Russlands" nannte. Ende Feb. 2011 legte Präsident RF Medvedev Kadyrovs Kandidatur dem tschetschen. Parlament zur Genehmigung für eine 2. Amtszeit vor. Am 5. März wurde Kadyrov einstimmig im Amt bestätigt. Am 5. April 2011 trat er offiziell sein Amt als Oberhaupt der Republik Tschetschenien für eine 2. Amtszeit an. Bei den Staatsduma-Wahlen vom Dez. 2011 führte Kadyrov erneut die Liste der Partei "Einiges Russland" an, die erneut über 99% der Stimmen erhielt. Bei der Präsidentschaftswahl 2012 erhielt Vladimir Putin in Tschetschenien 99,73% der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 99,59%. Die Ergebnisse dieser Wahl werden von Kritikern als vollständig gefälscht betrachtet. Unabhängige Wahlbeobachter führten unter Berufung auf Sicherheitsbedenken keine Aktivitäten in Tschetschenien durch. Im Aug.-Sept. 2012 hatten Kadyrov u. der Präsident von Inguschetien, s. Junus-Bek Evkurov, einen Streit über die Verwaltungsgrenze zwischen ihren Republiken. Kadyrov kündigte die Notwendigkeit an, die Grenze der ingusch. Region Sunzha zu Tschetschenien zu revidieren. Daraufhin wurde der Streit durch den Gesandten des Präsidenten im Föderationskreis Nordkaukasus, s. Aleksandr Khloponin, beigelegt.
Ukraine 2014: 2014 äusserte sich Kadyrov lautstark über die Annexion der Krym durch Russland u. den bewaffneten Konflikt in der Ostukraine/im Donbass. Obwohl Kadyrov wiederholt zugab, dass viele Tschetschenen in der Ostukraine kämpften, wies er gleichzeitig darauf hin, dass es sich um Freiwillige u. nicht um reguläre Einheiten handelte. Im Juli 2014 verhängte die EU gegen Kadyrov wegen Unterstützung der Aktionen der Separatisten in der Ukraine Sanktionen in Form eines Einreiseverbots u. des Einfrierens von Vermögenswerten. Im Dez. 2014 eröffnete der SBU der Ukraine ein Strafverfahren gegen Kadyrov „aufgrund terrorist. Drohungen gegen Volksabgeordnete der Ukraine“, nachdem Kadyrov befohlen hatte, sie nach Tschetschenien auszuliefern. Im Sept. 2015 wurde er selbst auf die Sanktionsliste der Ukraine gesetzt. 2015 gab es Berichte, wonach Tschetschenen in der Ostukraine auch auf der Seite der Ukrainer u. gegen die russ. Seperatisten kämpften.
Karikaturen-Skandal 2015: Im Jan. 2015 reagierte Kadyrov nach einem Terroranschlag auf die Redaktion der Zeitung Charlie Hebdo in Paris auf den Aufruf s. Mikhail Khodorkovskijs, keine einzige „Publikation ohne eine Karikatur des Propheten“ zu hinterlassen, mit einem Post auf seinem "Instagram"-Account, in dem er Khodorkovskij einen „Feind aller Muslime in der Welt“ nannte u. hinzufügte, dass es in der Schweiz Menschen gebe, die „den flüchtigen Verbrecher zur Rechenschaft ziehen werden“. Als nach Khodorkovskijs Äusserung der Radiosender "Ekho Moskvy" auf seiner Website eine Umfrage lancierte, ob als Reaktion auf den Terroranschlag in Paris Mohammed-Karikaturen veröffentlicht werden sollten, bei der 2/3 der Abstimmenden dies bejahten, gab Kadyrov eine Erklärung ab, in der er behauptete, dass der Chefredakteur des Radiosenders, s. Aleksej Venediktov, „Ekho Moskvy zum wichtigsten antiislamischen Sprachrohr gemacht“ habe, u. forderte, dass die Behörden den Sender zur Ordnung rufen sollten, sonst werde „es solche geben, die es tun u. Venediktov zur Rechenschaft ziehen werden." Venediktov u. eine Reihe von Kommentatoren betrachteten diese Aussagen als eindeutige, wenn auch sorgfältig formulierte Drohungen. Auf Initiative Kadyrovs fand in Groznyj eine Massenkundgebung unter dem Motto „Liebe zum Propheten Muhammad u. Protest gegen Karikaturen“ statt. Verschiedenen Schätzungen zufolge nahmen mehrere Hunderttausend Menschen daran teil; in der Republik wurde inoffiziell ein Ruhetag ausgerufen, Kadyrov selbst sprach auf der Kundgebung.
Im März 2016 ernannte Präsident RF Putin Kadyrov aufgrund des Ablaufs seiner Amtszeit zum Interimschef der Republik Tschetschenien. Bei der regulären Wahl vom Sept. 2016 gewann Kadyrov nach offiziellen Angaben die Wahl mit 97,56% der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 94,8%. Anfang Okt. trat Kadyrov sein wiedergewonnes Amt bei einer entsprechenden Zeremonie an.
Covid-19: Im April 2020 kritisierte Ramzan Kadyrov auf "Instagram" die Novaja gazeta wegen eines Artikels über die Verbreitung von COVID-19 in der Republik, rief dazu auf, der Veröffentlichung der Zeitung nicht zu glauben, u. forderte vom FSB u. den russ. Behörden, die Journalisten zu stoppen. Später schrieb Kadyrov, dass er die Novaja gazeta mit dem Radiosender "Ekho Moskvy" verwechselt habe, erklärte aber, dass er keinen Unterschied zwischen diesen Pressemedien sehe. Am 21. Mai 2020 wurde Kadyrov selbst mit Verdacht auf COVID-19 in seinem Airbus A319 Business Jet von Groznyj nach Moskau gebracht u. in eine Klinik eingeliefert. Die Ärzte beurteilten seinen Zustand als stabil, obwohl sich seine Gesundheit nach der SARS-Infektion verschlechtert hatte. Viele kritische Äusserungen im Netzwerk wurden durch Kadyrovs Vorschlag ausgelöst, dass Bürger, die nicht gegen eine Coronavirus-Infektion geimpft wurden, an letzter Stelle medizinisch zu versorgen seien.

Wiederwahl 2021: Bei seiner erneuten Wahl zum Oberhaupt der Republik Tschetschenien, für die ihn die Partei "Einiges Russland" wieder aufstellte, im Sept. 2021 stellte Kadyrov mit 99,7% der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 94,42% einen Weltrekord auf, wie die internationale Agentur "Interrecord“ mitteilte. Kadyrov sei von 711´973 Wählern der Republik unterstützt worden; andere Kandidaten für das Amt des Oberhaupts von Tschetschenien, Khalid Nakaev u. Isa Khadzhimuradov, hätten nur 0,12% bzw. 0,15% der Stimmen erhalten. Während die kremlnahe Partei "Einiges Russland" die Wahl als „frei u. fair" bezeichnete, gingen bei der unabhängigen Wahlbeobachter-NGO "Golos" zu dieser Parlamentswahl über 4000 Beschwerden wegen Verletzungen des Wahlrechts bei der Stimmabgabe ein.

Schulische u. akadem. Ausbildung:
Ramzan Kadyrov besuchte die allgemeinbildende Mittelschule in seiner heimatl. Siedlung Tsentaroj. 2004 schloss er sein Jurastudium am Institut für Wirtschaft u. Recht in Machatschkala, Dagestan, mit Auszeichnung ab. Trotz Zweifeln an seiner intellektuellen, akadem. u. wissenschaftl. Leistung sollte Ramzan Kadyrov als bedeutender Akademiker in die Geschichte seines Landes eingehen. Laut einem Interview von s. Anna Politkovskaja mit Kadyrov, das im Juni 2004 in Novaja gazeta veröffentlicht wurde, absolvierte er die Zweigstelle des Moskauer Instituts für Wirtschaft in Gudermes, habe jedoch Schwierigkeiten gehabt, das Thema seiner Diplomarbeit u. das Rechtsgebiet, das er studiert hatte, zu benennen. Ab 2004 war er Student der Russ. Akademie für öffentl. Verwaltung beim Präsidenten RF. Im Jan. 2006 wurde Kadyrov "auf Wunsch angesehener Wissenschaftler" für die Tatsache, dass unter ihm in Tschetschenien die negativen Erscheinungen, die im Zusammenhang mit den Aktivitäten illegaler bewaffneter Gruppen aufgetreten sind, überwunden werden", der Titel eines Ehrenmitglieds der "Russ. Akademie der Naturwissenschaften" RAEN verliehen. Im Juni 2006 verteidigte er seine Dissertation an der Staatl. Technischen Universität von Dagestan für die Erlangung des Grads eines Kandidaten der Wirtschaftswissenschaften zum Thema "Optimale Verwaltung der Vertragsbeziehungen zwischen den Hauptakteuren der Bauindustrie“ im Fachgebiet "Wirtschaft u. Verwaltung der Volkswirtschaft: Ökonomie, Organisation u. Verwaltung von Unternehmen, Branchen, Komplexen / Bauwesen“. Im Juli 2006 wurde er zum Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften der Tschetschen. Republik gewählt. 2006 wurde Kadyrov auch der Titel eines Ehrenprofessors der "Modernen Geisteswissenschaftl. Akademie" u. 2007 derjenige eines Honorarprofessors der Tschetschen. Staatsuniversität verliehen. 2011 bereitete er sich für die Verteidigung einer Doktorarbeit in Wirtschaftswissenschaften mit dem Titel "Verwaltung der Wiederherstellung u. Entwicklung der Baubranche der Tschetschen. Republik: Theorie, Methodik, Praxis“ vor. Die Verteidigung sollte im Sept. 2011 an der Staatl. Technischen Universität von Dagestan stattfinden. Die Dissertation sei vollgestopft gewesen mit mathemat. Begriffen, die einigen Experten seltsam vorkamen, zumal Kadyrov die exakten Wissenschaften nicht studierte. 2014 wurde Kadyrov auch noch Honorarprofessor an der 2009 mit Putins Segen eingeweihten u. nach Scheich Kunta-Hadshi Kishiev benannten Russ. Islamischen Universität in Groznyj. Im Dez. 2015 verteidigte Kadyrov an der Universität von Dagestan schliesslich seine Doktorarbeit zur Erlangung des Grads eines Doktors der Wirtschaftswissenschaften zum Thema "Organisation u. Verwaltung des Investitions- u. Bausektors u. Wiederherstellung der Baubranche in einer Region mit zerstörter Wirtschaft“.
Religion: In religiöser Hinsicht betrachten sich Ramzan Kadyrov u. seine Familie als Anhänger des Hadschi-Muriden-Virds von Scheich Kunta-Hadshi Kishiev, die sich zum Qādirīya-Zweig des Sufi-Islams bekennen; dieser Richtung gehören seit 1992 alle höchsten Geistlichen Tschetscheniens an. Kadyrov machte zusammen mit seinem engen Vertrauten Magomed Daudov einen Hadsch nach Mekka u. besuchte mehrmals die heilige Kaaba. Er ist auch der Hüter der heiligen Reliquien des Propheten Muhammad. 2012, nach der Ausstellung heiliger Reliquien in Groznyj, übergab Scheich Akhmad Bin Muhammad Al-Khazradshi der Familie Kadyrov u. dem tschetschen. Volk vier Reliquien zur ewigen Aufbewahrung – das Haar des Propheten Muhammad, wobei die Ehre, eines der beiden Haare zu behalten, M. Daudov zuteil wurde.
Mutter, Gemahlin u. Kinder Ramzan Kadyrovs: Die Mutter von Ramzan Kadyrov, Ajmani Nesievna Kadyrova /II/, ist die Witwe Akhmat Kadyrovs u. wird Mutter des Volkes" genannt. Sie leitet die "Akhmat Kadyrov Stiftung" – Ramzan ist einer der Mitbegründer der Stiftung, die nach eigenen Angaben umfangreiche gemeinnützige Aktivitäten in der Republik tätigt u. gleichzeitig viele grosse Immobilienobjekte in Tschetschenien über Unternehmen kontrolliert, die die Stiftung mitbegründet hat. 2006 adoptierte Ajmani Kadyrova auf Wunsch Ramzans einen 16-jährigen Schüler des Waisenhauses von Groznyj, einen gewissen Viktor Piganov, der nach der Adoption den Namen Visita Akhmatovich Kadyrov erhielt. Im Okt. 2020 ernannte Ramzan Kadyrov seinen Adoptivbruder Visita zum stv. Leiter der tschetschen. Abteilung von "Rospotrebnadzor". 2007 adoptierte Ajmani wiederum auf Ramzans Bitte hin einen weiteren 15-jährigen Jungen. Im Aug. 2023 verhängten das US-Finanzministerium Sanktionen gegen Ajmani Kadyrova u. ihr Internationales Kinderlager "Artek" auf der Krym. s. Marija Zakharova, Sprecherin des Aussenministeriums RF, kam der vom bösen Westen bestraften Kadyrov-Mutter zu Hilfe u. kommentierte diese Entscheidung in ihrem "Telegram"-Kanal mit dem üblichen Sarkasmus wie folgt: „Wenn dies ein Lager zur Geschlechtsumwandlung für Minderjährige oder ein Ort zum Erfahrungsaustausch von Transgender-Gemeinschaften wäre, dann würde Washington es mit Zuschüssen in Millionenhöhe, mehrjährigen Visa u. allen möglichen Auszeichnungen u. Nominierungen überhäufen“.

Ramzan Kadyrov ist mit Medni Musaevna Ajdamirova verheiratet, die er in der Schule kennenlernte. Medni arbeitet als Modedesignerin u. gründete 2009 das Modehaus "Firdaws" in Groznyj, das muslimische Kleidung herstellt. Das Paar hat 10 Kinder: 4 Söhne –  Akhmat, Zelimkhan, Adam u. Abdullah, u. 6 Töchter: Ajshat Ramzanovna Kadyrova – seit 2016 Direktorin des Modehauses "Firdaws" u. seit 2021 Kulturministerin /II/ der Tschetschen. Republik, sowie Karina, Khedi, Tabarik, Ashura u. Ejshat. Ausserdem wurden 2007 2 Adoptivsöhne - Waisen aus einem Waisenhaus - von Kadyrov adoptiert.

Kritik:
Eine Reihe von (westl. u. russ.) Kritikern sprach von Tschetschenien als einem Gebiet, in dem „russ. Gesetze nicht gelten“. Es besteht der Verdacht, dass es sich bei Tschetschenien um einen klassischen Unrechts-, Verbrechens- u. Terrorstaat handelt, der von Putins Unrechtssystem toleriert u. begünstigt wird. Ferner wurden gewisse theokrat. Züge der staatl. Herrschaft ausgemacht. In einem Vortrag von 2016 /II/ über Tschetschenien unter Kadyrov mit dem Titel „Bedrohung der nationalen Sicherheit“ bezeichnete s. Ilja Jashin, stv. Vorsitzender der Partei "PARNAS", das Regime in Tschetschenien als einen „quasi-islamischen Staat“ mit ausschliesslicher, unbeschränkter Vollmacht Kadyrovs, ein Regime der persönl. Macht Ramzan Kadyrovs, der im Land alle wichtigen polit. u. wirtschaftl. Strukturen kontrolliere, u. rief zur Abberufung Kadyrovs als Oberhaupt Tschetscheniens auf, um einen 3. Tschetschenienkrieg zu verhindern. Laut Sergej Markov ist Kadyrov der anerkannte Führer Tschetscheniens, der unbestrittene Autorität in der Bevölkerung geniesst. Als Typ gilt Kadyrov aber weitherum als komplett ungehobelt, deftig, derb u. grobschlächtig, aber nicht unbedingt als tollpatschig oder unbeholfen - in der Schweiz könnte man ihn vielleicht durchaus als urchig bezeichnen, wenn er nicht derjenige wäre, der er ist. Der Journalist Grigorij Shvedov , Chefredakteur der Internet-Zeitung Kavkazskij uzel, beschrieb Kadyrovs Herrschaft auf drei Säulen beruhend – Propaganda, Angst u. echte Popularität. Gleichzeitig habe Kadyrov Mitte der 2000er Jahre einigen Berichten zufolge eine gewisse Abneigung, Verachtung u. Angst unter den Einwohnern Tschetscheniens hervorgerufen. Verschiedene Menschenrechtsaktivisten u. Journalisten sprachen vom pathologischen Schrecken, der in Kadyrovs Tschetschenien herrsche. Laut diesen wurde die Terrorisierung der Bevölkerung Tschetscheniens vom Moskauer Zentrum gebilligt, um den Geist des Separatismus in dieser Republik endgültig auszurotten. Kadyrov, der diese Aufgabe erhalten u. erfolgreich bewältigt habe, sei „eher ein russ. Soldat“ als ein tschetschen. Patriot. Die Sicherheitskräfte der Tschetschen. Republik, die nur formell dem föderalen Innenministerium unterstellt sind, werden als Kadyrovs „persönl. Armee“ betrachtet u. stellen eine einzigartige Situation in Russland dar, wo die staatl. Machtstrukturen laut Gesetz den Bundesbehörden u. nicht den Oberhäuptern der föderalen Subjekte unterstellt sind. Jonathan Littell, der die Islamisierung der Republik unter Kadyrov im Allgemeinen negativ bewertete, würdigte dennoch die Tatsache, dass Kadyrov die offene Feindschaft zwischen bestimmten Sufi-Gruppen eindämmen konnte. Der religiöse Faktor als wichtiger Bestandteil von Kadyrovs Politik wurde vom Politologen Aleksej Malashenko festgestellt: Kadyrov nutze die Religion als polit. Hebel, um seine eigene Autorität zu stärken. Liz Fuller von RFE/RL charakterisierte das in Tschetschenien etablierte religiöse Modell als einen Hybrid, der durch selektive Entlehnung von Elementen des Sufismus u. des traditionellen sunnit. Islams gebildet werde, was letztlich der Essenz des Sufismus widerspreche. Eine der Folgen von Kadyrovs Islamisierung sei die gedemütigte Position von Frauen in Tschetschenien, die verpflichtet seien, die strengen Scharia-Normen zu befolgen, andernfalls sie riskierten, Opfer von Behinderung oder Gewalt zu werden. Einige Menschenrechtsaktivisten betrachten manche Neuerungen, die durch Kadyrovs Befehle eingeführt wurden, als „neu erfundene Traditionen“, die in der Scharia nicht wirklich existierten, aber durch Verweise auf sie geheiligt würden, um beispielsweise die Unterdrückung von Frauen zu rechtfertigen. Laut einer Anfang 2015 vom Moskauer "Levada-Zentrum" durchgeführten Umfrage bekundeten etwa 55% der Russen Vertrauen in Kadyrov. Damit stieg die Zahl der ihm vertrauenden Russen im Vergleich zu 2006 um 22%. Etwa 33% der Befragten gaben an, dass Kadyrovs Aktivitäten zur vollständigen Befriedung des Lebens im Nordkaukasus beigetragen hätten.
Obwohl sich die Quantität der Terroranschläge in der Republik wie erwähnt verringerte, trafen weiterhin Berichte über schwere Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien ein, die nun Kadyrov selbst angelastet wurden, sodass er selbst ins Visier diverser Menschenrechtsorgansationen u. Staaten geriet, die ihn auf ihre schwarzen Listen setzten. So verzeichnete "Memorial" 2006 187 Entführungen in Tschetschenien, von denen 11 Fälle mit dem Tod u. 63 mit dem Verschwinden des Opfers endeten; 2007 waren die entsprechenden Zahlen 35, 1 bzw. 9. Im April 2008 stellte der Menschenrechtskommissar des Europarats, Thomas Hammarberg, fest, dass sich in Tschetschenien „viele Dinge im Bereich der Menschenrechte in eine positive Richtung verändert haben“. Gleichzeitig führte Kadyrov laut "Memorial" u. "Human Rights Watch" die Praxis der Kollektivbestrafung für militante Kämpfer der Gegenseite ein. Kadyrov konnte aber auch viele ehem. Separatisten u. Rebellen überzeugen, sich auf die Seite der tschetschen. Behörden zu stellen. Ehem. militante Kämpfer der Separatisten wurden aber offenbar nicht amnestiert, u. jeder Beliebige von ihnen konnte "auf Wunsch inhaftiert" oder im Fall von gesuchten gefährlichen Anführern liquidiert werden, wie folgende Beispiele illustrieren. Im Sept. 2007 bezeichnete s. Garri Kasparov den tschetschen. Präsidenten s. Ramzan Kadyrov als „Banditen“, worauf das tschetschen. Parlament eine Klage wegen Beleidigung gegen Kasparov einreichte.

Systemat. Tötung von polit. Gegnern u. Staatsfeinden im Rahmen der Terrorismusbekämpfung:
In den Regierungszeiten Akhmad u. Ramzan Kadyrovs wurden – meist in Kooperation mit der Bundesarmee, dem Innenministeriums u. dem FSB – zahlreiche ehem. separatist. Kämpfer u. militante Vertreter der "Tschetschen. Republik Ichkerien", die Moskau unterschiedslos als Terroristen einstufte, in ihren Untergrundverstecken aufgespürt u. gnadenlos vernichtet. Unter den prominentesten "Opfern" dieser Tötungen waren solche wie s. Aslan Maskhadov /2005/, Shamil Basaev /2006/ u. Sulejman Elmurzaev /2007/. Rebellenführer s. Salman Raduev wurde schon im März 2000 von einer Sondereinheit des FSB festgenommen u. im Dez. 2001 zu lebenslanger Haft verurteilt, in der er im Dez. 2002 starb. Ausser ihnen wurde eine Reihe zweitrangiger, aber nicht weniger legendärer Rebellen des Widerstands von Staates wegen während entsprechender Sonderoperationen eliminiert, so Arbi Baraev /2001/, s. Movsar Baraev, s. Aslambek Abdulkadzhiev u. s. Rizvan Akhmadov /2002/ sowie Vakha Arsanov /2005/. Im Sept. 2004 umstellte Kadyrov mit Mitarbeitern seines Sicherheits- u. Beamten des tschetschen. Polizei-Patrouillenpostendienstes eine grosse, auf etwa 100 Personen geschätzte Truppe der sog. "Gardisten“ Aslan Maskhadovs, die vom Leiter seiner persönl. Leibwache, s. Akhmed Avdorkhanov, angeführt wurde, zwischen den Dörfern Alleroj u. Meskhety, wo Avdorkhanov mehrere Einwohner getötet hatte, die mit den Bundesbehörden zusammenarbeiteten. Während des mehrtägigen Kampfes wurden laut Kadyrov 23 Kämpfer getötet, während auf Kadyrovs Seite 2 Polizisten ums Leben kamen u. 18 verwundet wurden. Kadyrov behauptete, dass Avdorkhanov, der entkommen konnte, selbst schwer verletzt worden sei. Im März 2005 wurde s. Aslan Maskhadov bei einer Spezialoperation des FSB in der Ortschaft Tolstoj-Jurt getötet. Akhmed Avdorkhanov wurde vergiftet u. starb im Sept. 2005. Sein jüngerer Bruder s. Zaurbek Avdorkhanov, ebefalls ein ehem. Feldkommandant u. Teilnehmer des 2. Tschetschenienkriegauf der Seite der "Tschetschen. Rep. Ichkerien", kam Ende Juli 2012 im Rahmen einer Sonderoperation des FSB in Inguschetien zusammen mit seinem Bruder Ibragim u. einem anderen Kämpfer ums Leben. Im Juli 2006 gab das FSB an, s. Shamil Basaev, der sich zur Ermordung Akhmat Kadyrovs bekannte, sei infolge einer lange geplanten Operation des russ. Geheimdienstes in Inguschetien liquidiert worden. s. Abdul Halim Sadulaev, ein berühmter Anführer islamist. Gruppierungen in Tschetschenien, wurde ebenfalls 2006 in seiner Heimatstadt Argun durch russ. Sondereinsatzkräfte aufgespürt u. eliminiert. Im April 2007 war der sog. „Emir des Distrikts Vedeno“ u. stv. MP der "Tschetschen. Republik Ichkerien", Sulejman Elmurzaev, bekannt auch als „Amir Khairulla“, der ebenfalls die Verantwortung für den Anschlag auf Akhmat Kadyrov vom 9. Mai 2004 übernommen hatte, an der Reihe u. wurde bei einer Sonderoperation im Bezirk Vedeno, Tschetschenien, erledigt. s. Khusejn Gakaev, ein weiterer Anführer der "Bewaffneten Kräfte der Tschetschen. Republik Ichkerien", wurde im Jan. 2013 nach Angaben des Innenministeriums RF während einer Sonderoperation im Bezirks Vedeno, Tschetschenien, mit 11 anderen Militanten getötet. Sein Nachfolger als tschetschen. Separatistenführer, der legendäre s. Doku Umarov, Führer des 2007 gegründeten "Kaukasus-Emirats", verstarb 2013 an den Folgen einer Vergiftung, die er sich ungeschickterweise  selbst zugezogen hatte. Noch ein Name ist in der langen Reihe in staatlichem Auftrag ermordeter Tschetschenen zu erwähnen, derjenige s. Supjan Abdullaevs, Vizepräsident Tschetscheniens unter Doku Umarov u. einer der massgeblichsten Veteranen des tschetschen. Untergrunds. Dieser hocherfahrene Kommandeur der islamist. Mudschaheddin des Kaukasus wurde 2011 während einer Spezialoperation in der Region Sunzha in Inguschetien getötet. Ein weiterer ehem. tschetschen. aufständ. Befehlshaber, s. Aslan Bjutukaev, der ebenfalls ein enger Mitarbeiter Doku Umarovs war, wurde im Jan. 2021 zusammen mit seiner Gruppe von Militanten bei einer Sonderoperation in Tschetschenien getötet. Andere wie s. Tarkhan Gaziev, der an zahlreichen bewaffneten Angriffen auf russ. Sicherheitskräfte beteiligt war u. 2006 von Doku Umarov zum Kommandeur der Südwestfront der "Bewaffneten Kräfte der Tschetschen. Republik Ichkerien" ernannt wurde, konnte aus Tschetschenien fliehen. Auch s. Akhmed Zakaev, ehem. Brigadegeneral der tschetschen. Armee, Kultur- u. Aussenminister u. stv. MP der nicht anerkannten "Tschetschen. Republik Itschkerienunter Aslan Maskhadov, lebt seit Jan. 2002 im Exil in GB. Er wurde von der Generalstaatsanwaltschaft RF beschuldigt, 1991-2001 eine Bandenformation geschaffen sowie terrorist. u. gewöhnl. Verbrechen begangen zu haben. Ausserdem beschuldigten die russ. Behörden Zakaev der Vorbereitung des Terroranschlags auf das Theater Dubrovka in Moskau von 2002. Erwischt wurden auch einige islamist. Tschetschenienkämpfer saudiarab. u. kuwait. Herkunft wie s. Dzhamal Abu-Kutejb, s. Abu Al-Valid u. s. Omar Abu-Said, die 2004-5 bei Gefechten mit FSB-Einheiten oder Bundestruppen in Inguschetien bzw. Tschetschenien ums Leben kamen.

Rolle der "
Kadyrovcy": Menschenrechtsaktivisten werfen Kadyrov systematische Menschenrechtsverletzungen vor, darunter illegale Entführungen, Folter, aussergerichtl. Hinrichtungen, Vergewaltigungen, Erpressung, Inhaftierung von Journalisten u. Aktivisten der Zivilgesellschaft u. verwandte Verbrechen. Die Täter u. Verantwortlichen dieser Verbrechen seien meistens bei den sog. "Kadyrovcy" zu finden. 1994 als irreguläre Miliz in Form des "141. Motorisierten Spezialregiments" entstanden, wurden sie von Akhmat Kadyrov als persönl. Leibwache eingesetzt. Während des 2. Tschetschenienkrieges ab 1999 wurden die "Kadyrovcy" dazu benutzt, um als Miliz auf der Seite Russlands gegen die tschetschen. Separatisten zu kämpfen. Der Begriff "Kadyrovcy" wird in Tschetschenien als Sammelbegriff dafür verwendet, um sich auf bewaffnete, ethnisch tschetschen. Männer u. autonom handelnde paramilitär. Einheiten unter der Kontrolle des Oberhaupts der Tschetschen. Republik, Ramzan Kadyrov, zu beziehen obwohl sie nominell unter dem Dach der 2016 als Nachfolgerin der Inneren Truppen des Innenministeriums RF gegründeten u. von Putins berüchtigtem Armeegeneral s. Viktor Zolotov befehligten Nationalgarde Russlands stehen. 2005 zweiteilig errichtet als "Akhmad Kadyrov 2. Strassenpatrouillenregiment der Polizei", kurz "PPSM-2" bzw. "Kadyrov Regiment" genannt, u. als "Ölregiment Neftepolk", sind diese Einheiten offiziell für die Sicherheit auf den Strassen u. von Industriestandorten zuständig. In Wirklichkeit waren/sind beide Strukturen an sog. "Anti-Terror-Operationen" beteiligt, die laut Menschenrechtsgruppen von schweren Menschenrechtsverletzungen wie Entführungen, Folter u. Mord begleitet werden, um Kadyrovs Clan-Herrschaft zu festigen, wie Beobachter, die in Tschetschenien tätig sind, sagten. Vor den "Kadyrovcy" fürchten sich viele Tschetschenen mehr als vor den Russen, da ihre Angehörigen im Gegensatz zu den russ. Soldaten während des Kriegs sich „an keine Rechtsnormen gebunden" fühlten, wie entsprechende Berichte festhielten. Nach einschlägigen Berichten sollen die "Kadyrovcy", die etwa 19 Tsd. Mann umfassen u. von denen eine beträchtliche Zahl Personen eine kriminelle Vergangenheit haben sollen, während vieler Jahre ungezählte Landsleute entführt, gefoltert u. getötet haben.  Gelegentlich waren auch Mitglieder der russ. Sicherheitskräfte betroffen. Im Juni 2005 warf s. Bislan Gantamirov, ehem. stv. MP u. Minister für Information u. Presse der Tschetschen. Republik, dem tschetschen. Sicherheitsdienst „Entführung u. Ermordung von FSB-Mitarbeitern“ u. „Gangstertum auf dem Territorium des gesamten Nordkaukasus“ vor. Im April 2006 bezeichnete s. Mikhail Babich, ehem. Leiter der tschetschen. Regierung u. ehem. Gesandter des Präsidenten RF im Föderationskreis Volga sowie ehem. Mitglied des Föderationsrats der Staatsduma RF, in der er stv. Vorsitzender des Verteidigungsausschusses war, die bewaffneten Formationen Kadyrovs als „eine absolut illegale Struktur“. Im Okt. 2006 behauptete die deutsche Menschenrechtsgruppe "Gesellschaft für bedrohte Völker" GfbV, die Kadyrov als „Kriegsverbrecher“ brandmarkte, dass bis zu 75% der jüngsten Fälle von Mord, Folter, Vergewaltigungen u. Entführungen in Tschetschenien von Ramzan Kadyrovs paramilitär. Kräften begangen worden seien. Der Ermittler der "Memorial-Gruppe" erklärte in seinem Bericht der "Jamestown-Stiftung" von 2006: „In Anbetracht der von uns gesammelten Beweise haben wir keinen Zweifel daran, dass die meisten Verbrechen, die jetzt in Tschetschenien begangen werden, das Werk von Kadyrovs Männern sind. Wir haben auch keinen Zweifel daran, dass Kadyrov persönlich daran beteiligt war, Menschen zu schlagen u. zu foltern. Was sie tun, ist reine Gesetzlosigkeit. Um die Sache noch schlimmer zu machen, jagen sie auch Unschuldige, deren Namen von jemandem genannt wurden, der gefoltert wurde.“ Im Nov. 2006 veröffentlichte "Human Rights Watch" ein Informationspapier über Folter in Tschetschenien, das es für die 37. Sitzung des UN-Ausschusses gegen Folter vorbereitet hatte. Das Papier bestätigte u.a. die Existenz von Folter durch Einheiten unter dem effektiven Kommando Ramzan Kadyrovs „sowohl in offiziellen als auch in geheimen Gefängnissen" in Tschetschenien u. des anhaltenden „Verschwindenlassens“ von Menschen. In vielen Fällen seien die Täter so zuversichtlich gewesen, dass ihre Misshandlungen keine Konsequenzen nach sich ziehen würden, so dass sie nicht einmal versucht hätten, ihre Identität zu verbergen. 2006 kam ein Video ans Tageslicht, in dem bewaffnete Männer, die Ramzan Kadyrov treu ergeben waren, den abgetrennten Kopf eines getöteten tschetschen. Rebellenkämpfers vorführten, um ihn im Dorf Kurchaloj als Warnung für die örtliche Bevölkerung öffentlich auszustellen. Der Kopf wurde mit einer blutbefleckten Hose u. angesteckter Zigarette auf einer Pfeife befestigt. Im Sept. 2005 ereignete sich ein ähnlicher Vorfall, der von "Memorial" u. Kavkazkij uzel dokumentiert wurde. Es handelte sich um „schockierende Details" einer Sonderoperation, die von Ramzan Kadyrovs loyalen Truppen damals in der Stadt Argun u. der Siedlung Tsotsin-Jurt durchgeführt wurde. Dabei wurde ein abgetrennter Kopf auf ein Rohr einer Fussgängerbrücke über den Khulkulau-Fluss gelegt, damit er „allgemein sichtbar“ war, um die Passanten abzuschrecken.
2005 entführten unbekannte Männer den Vater des separatist. Feldkommandanten s. Doku Umarov, Khamad Umarov, seine Frau u. seinen einjährigen Sohn. Einige Monate zuvor war sein Bruder Ruslan Umarov, Vater von vier Kindern, von maskierten Männern in Uniform entführt worden. Während die Frau u. der Sohn später befreit wurden, blieben der Vater u. der od. die Brüder verschwunden. Im April 2007 erklärte Umarov, sein 74-jähriger Vater sei in Gefangenschaft ermordet worden. Auch seine Schwester Natalja Khumaidova wurde im Aug. 2005 in Urus-Martan von "nicht identifizierten bewaffneten Männern" entführt, aber einige Tage später nach Protesten freigelassen. In den vergangenen Jahren wurden auch ein Cousin namens Zaurbek u. Neffe Roman Ataev entführt, von denen man danach nichts mehr gehört hatte. Anfang März 2007 erklärte s. Ljudmila Alekseeva, die Leiterin der Menschenrechtsorganisation der Moskauer Helsinki-Gruppe: „Kadyrov ist schuld an der Entführung vieler unschuldiger Menschen. Ihre Leichen wurden später mit Spuren von Folter gefunden.“ Im Mai 2007 appellierten über 100 Mitglieder der polit. u. kulturellen Elite von UK/GB an den Präsidenten RF Vladimir Putin, „Frieden u. Gerechtigkeit“ in Tschetschenien wiederherzustellen, u. nannten Kadyrovs Präsidentschaft „ein Regime der Angst u. Unterdrückung“.
Kadyrov selbst bestritt die Anschuldigungen, persönlich an Folter u. Mord beteiligt gewesen zu sein, u. warf/wirft Menschenrechtsaktivisten vor, voreingenommen zu sein u. im Interesse ausländ. Geldgeber zu arbeiten. Laut "Memorial" wurden 2006-7 mehrere Dutzend Mitarbeiter von tschetschen. Strafverfolgungsbehörden, die von Kadyrov kontrolliert wurden, der Erfindung von Terrorismusfällen für schuldig befunden, als unschuldige Menschen unter dem Vorwand der Eliminierung militanter Kämpfer massakriert wurden. In ihrer letzten öffentl. Rede vom 5. Okt. 2006 sprach s. Anna Politkovskaja, die sich fatalerweise auf die Berichterstattung über Tschetschenien spezialisiert hatte u. ins Visier Kadyrovs geriet, über eine ähnliche Praxis.
Kadyrov wird ferner vorgeworfen, die Praxis der kollektiven Verantwortung eingeführt zu haben. Für die Handlungen militanter Kämpfer könnten ihre Angehörigen bestraft werden, indem deren Häuser nieder- oder abgebrannt werden. Wenn ein Militanter in Tschetschenien einen Polizisten oder eine andere Amtsperson ermordet, werde die Familie des Militanten unverzüglich aus Tschetschenien ausgewiesen, ohne das Recht auf Rückkehr zu haben, u. ihr Haus werde zusammen mit dem Fundament abgerissen. Im Mai 2016 schätzten Menschenrechtsaktivisten die Zahl der von Unbekannten niedergebrannten Häuser von Angehörigen von Militanten auf mehrere Dutzend.
Laut dem Bericht "Inofficial Places of Detention in the Chechen Republic“ vom Mai 2006 der "International Helsinki Federation for Human Rights", deren Ehrenvorsitzende der 2020 verstorbene ehem. Sowjetdissident s. Jurij Orlov war, gab/gibt es in der Republik Tschetschenien mehrere illegale Gefängnisse. Auch im entsprechenden Memorandum von "Human Rights Watch" vom Nov. 2006 zu Handen der 37. Sitzung des UN-Ausschusses gegen Folter über die Anwendung von Folter in Tschetschenien wurde über geheime Gefängnissen in Tschetschenien berichtet, die von "Kadyrovcy“ betrieben wurden, darunter 2 "private" Gefängnisse in Kadyrovs Familiendorf in Tsentaroj. bzw. Akhmat-Jurt, wo sich das Stammhaus od. das Hauptquartier der Kadyrovs befindet. Berichten zufolge seien die Felder um Tsentaroj vermint u. alle Zufahrtswege durch Kontrollpunkte blockiert. Als Anfang Mai 2006 eine Europarat-Delegation der Kommission für die Verhütung von Folter CPT Tsentaroj inspizieren wollte, sei sie zunächst am Betreten der Ortschaft gehindert worden. Am nächsten Tag wurden sie dennoch ins Dorf hineingelassen, während die Repuliksführung das Geschehene als Missverständnis erklärte. Laut Menschenrechtsaktivisten gab dies Kadyrov Zeit, Spuren zu verwischen. Die Ermittler kamen zum Schluss, dass solche Geheimgefängnisse dazu genutzt worden seien oder genutzt würden, um Häftlinge zu foltern, Informationen zu erhalten oder Familienmitglieder von Militanten als Geiseln zu halten.
Laut einem entsprechenden Bericht des Menschenrechtszentrums "Memorial" werden Frauen in Tschetschenien unterdrückt u. in eine machtlose Position gebracht, ihre Menschenrechte würden grob verletzt, Widerstand gegen Gewalt werde hart unterdrückt u. bestraft, u. es gebe keine staatl. Strukturen, die Frauen vor Willkür u. häuslicher Gewalt schützen könnten. Der Bericht nannte das Beispiel des Schicksals zweier davon betroffener tschetschen. Frauen, Zulikhan Chataeva, einer Grundschullehrerin, die 2010 von Unbekannten entführt wurde, u. Kheda Khamzatova, einer tschetschen. Sängerin armen. Herkunft, die einen Gesangswettbewerb gewann u. in die Türkei geflohen war.
Verdacht der Zwangsheirat u. Ehrenmorde: Im Mai 2015 wohnte Kadyrov einer Hochzeit bei, bei der der Polizeichef Nashud Guchigov seine zweite Frau heiratete, die zu diesem Zeitpunkt nur 17 Jahre alt war. Die Hochzeit konnte erst nach einem Fürsprechen stattfinden, da es in Tschetschenien sonst illegal sei, Minderjährige zu heiraten. Beobachter gingen von einer Zwangsheirat aus. Laut des Schweizer Tages-Anzeigers befürworte Kadyrov u.U. die Tötung junger Frauen. Als 7 Frauen tot in Groznyj aufgefunden wurden, habe Kadyrov verkündet, dass die Opfer getötet worden seien, weil sie «ein unmoralisches Leben» geführt hätten. In einem weiteren Fall soll der Tschetschenenführer einen Vater aufgerufen haben, dessen Tochter zu töten. Das Mädchen habe der Polizei gemeldet, von ihrem Vater missbraucht worden zu sein. Kadyrovs soll dies wie folgt kommentiert haben: Was ist das für ein Mann, der seine Tochter nicht umbringt? Schämen sollte er sich."
In einer Talkshow mit s. Tina Kandelaki, die 2018 auszugsweise in einer von arte veröffentlichten Dokumentation unter dem Titel " Kadyrov der Schreckliche" gezeigt wurde, sagte Kadyrov, dass Kandelaki die tschetschen. Kleiderregeln nicht respektiere"; sie sei zu aufreizend angezogen"; er versuche, sie nicht anzuschauen". „Wenn eine Frau halb nackt auf der Arbeit erscheint, können sich die Männer nicht konzentrieren. Ich schaue sie an u. habe das Bild dann Tag u. Nacht im Kopf." /17:05/
Gefördert wurden unter Ramzan Kadyrov junge attraktive Sängerinnen, die eingängige tschetschen. Lieder zum Besten geben sollen u. die v.a. den gültigen Kleiderregeln in Tschetschenien entsprechen. /Bsp. I Bsp. II Bsp. III/
Kadyrov befürwortet die Polygamie. Er meinte, wenn alle Männer mehrere Frauen hätten, müssten sie keine Geliebten nehmen u. das Problem zu weniger Geburten werde gelöst.


Drohungen gegen die Opposition:
Im Okt. 2003 beschuldigte der ehem. tschetschen. Beamte u. Präsidentschaftskandidat Shamil Buraev den tschetschen. Sicherheitsdienst der „Jagd auf Dissidenten“. Im Jan. 2016 fand in Groznyj eine Massenkundgebung zur Unterstützung Kadyrovs u. gegen die „systemfremde Opposition“ statt, die vom Gewerkschaftsbund der Republik organisiert wurde u. an der nach Angaben des Innenministeriums der Republik 1 Mln. Menschen teilnahm. Gemäss früherer Äusserungen Kadyrovs über die Oppositionellen hatte er dazu aufgerufen, diese als „Volksfeinde“ zu behandeln. Ende Jan. 2016 erschien auf Kadyrovs "Instagram"-Seite ein Video, in dem die Oppositionellen s. Mikhail Kasjanov u. s. Vladimir Kara-Murza im Fadenkreuz u. mit der Überschrift „Wer es nicht verstanden hat, wird es verstehen“ abgebildet waren. Der "PARNAS"-Vorsitzende Kasjanov hielt Kadyrovs "Instagram"-Post für eine „direkte Morddrohung“, während Kara-Murza ihn als „Anstiftung zum Mord“ bezeichnete. Nach diesen Drohungen der tschetschen. Führung forderten alarmierte Oppositionelle, Menschenrechtler, Intellektuelle u. kritische Medien in Russland nach Angaben der Agentur Interfax, der Kreml müsse Ramzan Kadyrov sofort abberufen. Als Antwort schlug Kadyrov den Oppositionellen vor, ihn zu verklagen, u. bezeichnete das Verhalten seiner Gegner als „hysterisch“. Im März gab Kasjanov bekannt, dass der FSB sich geweigert habe, seinem Antrag auf Eröffnung eines Strafverfahrens zu diesem Vorfall nachzukommen, u. fügte hinzu, dass „eine solche Antwort des FSB bedeute, dass der Leiter der Sonderdienste u. aller anderen Machtstrukturen, der Präsident RF V. Putin, diese Methoden des polit. Kampfes mit ihm u. der Demokrat. Koalition PARNAS“ billige.

Vorwürfe der Auftragsmorde u. Entführungen: Menschenrechtsvertreter u. polit. Gegner warfen Kadyrov wiederholt vor, an Auftragsmorden, Entführungen u. Entführungsversuchen beteiligt zu sein. Eine Reihe von Journalisten, Menschenrechtsaktivisten u. Politikern, die Kadyrov kritisierten, wurden sowohl in Russland als auch im Ausland entführt u./od. getötet. s. Umar Israilov, ein ehem. Kämpfer der tschetschen. Rebellen u. späterer Kadyrov-Wächter, der nach Österreich floh, behauptete, Kadyrov habe eine Liste mit 300 persönl. Feinden, die vernichtet werden sollten. In einem Interview vom Mai 2009 mit der Zeitung Die Presse bezeichnete Kadyrov die Behauptungen von der Existenz einer „Hitliste“ als „Idiotie“. Die wichtigsten Fallbeispiele vermuteter Auftragsmorde:
- Im Okt. 2006 wurde s. Anna Politkovskaja, Journalistin der Novaja gazeta u. Autorin zahlreicher kritischer Veröffentlichungen über Ramzan Kadyrov u. sein Gefolge, die Kadyrov Verbrechen u. Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien vorwarfen, in Moskau erschossen. Zu den Hauptversionen des Verbrechens gehörten ein von Kadyrov angeordneter Mord. Politkovskaja hatte in einem Interview erklärt, Kadyrov habe ihr mit dem Tod gedroht. Kadyrov wies diesbezügl. Anschuldigungen zurück u. sprach von einer Verunglimpfung seiner Person. Im Dez. 2012 wurde der erste Schuldspruch im Mordfall Politkovskaja gefällt: Ein gewisser D. Pavljuchenkov, früherer Mitarbeiter der Moskauer Zentralverwaltung für innere Angelegenheiten, wurde zu 11 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Person, die den Mord angeordnet hatte, war zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht identifiziert worden.
- Im Nov. 2006 wurde s. Movladi Bajsarov, Oberstleutnant des FSB, in Moskau von Beamten des tschetschen. Innenministeriums erschossen, nachdem ihn das tschetschen. Innenministerium 5 Tage zuvor wegen Entführung u. Mordes auf die föderale Fahndungsliste gesetzt hatte. Bajsarov befehligte eine Sondereinheit in Tschetschenien, die nicht von den offiziellen tschetschen. Behörden, sondern von einer operativen FSB-Abteilung im Nordkaukasus kontrolliert wurde, die nach ihrer Auflösung in einem illegalen Zustand existierte u. mit Kadyrov verfeindet war. Vor seinem Tod wollte Bajsarov angeblich vor der Generalstaatsanwaltschaft RF in seinem Fall u. gegen seine polit. Gegner aussagen. Nach Angaben der tschetschen. Sicherheitsbeamten mussten sie schiessen, als Bajsarov die Detonation einer Granate vorbereitete. Bajsarovs Unterstützer u. eine Reihe von Journalisten sahen den Vorfall als geplanten Mord an. Ende Nov. schloss die Staatsanwaltschaft des Moskauer Südbezirks das Strafverfahren ab u. kam zum Schluss, dass die tschetschen. Polizisten rechtmässig gehandelt hatten.
- Über das Schicksal der Kadyrov-Rivalen Ruslan u. Sulim Jamadaev, mit denen der Clan des Präsidenten in einem offenen Machtkampf abrechnete, wurde oben im Zusammenhang mit ihren ehem. Funktionen berichtet. s. Ruslan Jamadaev wurde im Sept. 2008 in seinem Auto im Zentrum von Moskau erschossen. Im März 2009 wurde in Dubai, VAE, wo er seit kurzem gelebt hatte, auf Ruslans Bruder s. Sulim Jamadaev ein Attentat verübt, an dessen Folgen er am nächsten Tag verstarb. Die Polizei von Dubai beschuldigte s. Adam Delimkhanov, Kadyrovs engen Vertrauten, den Mord organisiert zu haben. "Interpol" setzte Delimkhanov auf die internationale Fahndungsliste. In beiden Mordfällen wurde die Auftraggeberschaft von Seiten Kadyrovs vermutet. Sulim Jamadaev, der auf der föderalen Fahndungsliste stand, sagte in einem Interview mit Novaja gazeta, dass eine Sondergruppe aus Tschetschenien mit der Aufgabe nach Moskau entsandt worden sei, um seinen Bruder auf die gleiche Weise wie Bajsarov zu eliminieren. Gleichzeitig wies er Hinweise zurück, wonach Kadyrov an der Ermordung seines Bruders beteiligt gewesen sei. Der jüngere Bruder von Ruslan u. Sulim, Isa Jamadaev, warf jedoch ebenfalls Kadyrov vor, die Brüder getötet u. versucht zu haben, eine Blutrache gegen ihn auszurufen; aber im Aug. 2010 kündigte er öffentlich die Versöhnung mit dem Tschetschenenführer an. 2010 verurteilte ein Gericht 3 direkte Täter des Verbrechens.
- Im Jan. 2009 wurde besagter s. Umar Israilov bei einem Entführungsversuch in Wien, Österreich, getötet. Im April 2010 erklärte die österreich. Staatsanwaltschaft, sie sei zum Schluss gekommen, dass Ramzan Kadyrov die Entführung angeordnet habe; man verfüge jedoch nicht über ausreichende Beweise, um Anklage gegen ihn zu erheben. Der Pressesprecher des tschetschen. Präsidenten, Alvi Karimov, erklärte, dass Ramzan Kadyrov nicht an der Entführung beteiligt gewesen sei. 2011 verurteilte ein österreich. Gericht 3 Personen des Mordes, von denen eine Person lebenslange Haft erhielt.- Im Juli 2009 wurde die tschetschen. Menschenrechtsaktivistin, "Memorial"-Mitarbeiterin u. Journalistin s. Natalja Estemirova in Groznyj, Tschetschenien, entführt. Am selben Tag wurde ihre Leiche in einem Waldgürtel in Inguschetien gefunden. Die Ermordung Estemirovas wurde von russ. Menschenrechtsorganisationen sofort mit Ramzan Kadyrov in Verbindung gebracht. s. Oleg Orlov, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft "Memorial", sagte, er wisse, wer für den Mord an Estemirova verantwortlich sei: „Wir alle kennen diese Person. Sein Name ist Ramzan Kadyrov, er ist der Präsident der Republik Tschetschenien.“ Orlov warf dem tschetschen. Oberhaupt u. berüchtigten Putin-Komplizen vor, die Menschenrechtlerin bedroht u. vom Amt der Vorsitzenden des Gesellschaftl. Rats von Groznyj entfernt zu haben. In einer offiziellen Erklärung von "Memorial" hiess es u.a., dass in Russland Staatsterror herrsche u. man über die Morde in u. ausserhalb Tschetscheniens informiert sei. Wer in Tschetschenien es wage, die Wahrheit zu sagen u. die Behörden zu kritisieren, werde getötet. Ramzan Kadyrov habe die Arbeit der Menschenrechtsaktivisten in der Republik unmöglich gemacht; er betrachte die Menschenrechtsverteidiger als Feinde", die in Tschetschenien keinen Platz haben, wenn sie einen schlechten Einfluss auf das tschetschen. Volk haben". Diejenigen, die Natalja Estemirova getötet haben, hätten den Fluss wahrheitsgemässer Informationen aus Tschetschenien stoppen wollen. Laut dem Chefredaktor der Novaja gazeta, s. Dmitrij Muratov, handelte es sich um ein polit. Attentat. Beobachter wiesen darauf hin, dass Estemirovas Menschenrechtsaktivitäten, insbes. ihre Untersuchungen u. Berichte über Entführungen, aussergerichtlichen Hinrichtungen u. Folterpraktiken die tschechn. Führung in Zorn  versetzt hätten u. das Fass wohl zum Überlaufen brachten. Eine der letzten Mitteilungen Estemirovas war, dass die Leute des Tschetschenienführers Kadyrov Menschen entführten u. öffentlich hinrichteten – wahrscheinlich stand diese Nachricht in Zusammenhang mit der von ihr durchgeführten Recherche über die Entführung von Menschen durch Mitarbeiter der Abteilung für innere Angelegenheiten des Rayons Kurchaloj. Kadyrov selbst bezeichnete den Mord an Estemirova als „ungeheuerlich“ u. versprach, dass er die Suche nach den Mördern persönlich überwachen werde. Kadyrov wies aber die Behauptungen Oleg Orlovs kategorisch zurück, rief ihn persönlich an u. sagte ihm, dass er „sich schämen werde", wenn sich herausstellt, dass seine Behauptungen unwahr sind. Ausserdem reichte Kadyrov eine Klage gegen Orlov u. "Memorial" ein, der das Gericht stattgab u. "Memorial" verpflichtete, eine Widerlegung zu veröffentlichen. /Zur Ermittlung dieses Falls s. ESTEMIROVA, Natalja./
- Im Feb. 2015 wurde der Co-Vorsitzende der Partei "RPR-PARNAS" u. Putin- u. Kadyrov-Kritiker s. Boris Nemcov, im Zentrum Moskaus in Sichtweite des Kremls von einem unbekannten Täter erschossen. Im März beschuldigten die russ. Behörden einen gewissen Anzor Gubashev u. einen gewissen s. Zaur Dadaev, beide aus dem Nordkaukasus stammend, der Beteiligung an dem Verbrechen. Nach Angaben der russ. Behörden gestand Dadaev seine Beteiligung an dem Mord. Später widerrief er jedoch seine Aussage mit der Begründung, sie sei unter Folter erpresst worden. Etwa zur gleichen Zeit wurden 3 weitere Verdächtige festgenommen, u. ein weiterer Verdächtiger soll sich in Groznyj in die Luft gesprengt haben. Ferner sollte s. Ruslan Geremeev, Leiter einer Einheit des Bataillons "Sever", in der Zaur Dadaev diente, u. ein Untergebener von s. Alinbek Delimkhanov, als Verdächtiger im Zusammenhang mit dem Mordfall Nemcov aussagen. Nach dem Mord stand Geremeev in Tschetschenien unter Schutz u. verliess später wahrscheinlich Russland in Richtung VAE. Berichten zufolge wurde Gereemev Ende April 2015 offiziell der Status eines Verdächtigen zuerkannt. Die Motive für die Ermordung Nemcovs blieben schleierhaft u. wurden allgemein mit seiner Kritik Putins u. Kadyrovs sowie aufgrund angebl. islamfeindlicher Äusserungen in Verbindung gebracht, an denen sich Kadyrov wegen Beleidigung des Islams u.U. rächen wollte. Einige Beobachter vermuteten sogar, dass Putin der direkte Auftraggeber des Mordes gewesen sein könnte, weil Nemcov kurz vor seinem Tod angekündigt hatte, den Entwurf eines Berichts über die russ. Beteiligung am Krieg im Donbass zu veröffentlichen. In der Nacht nach dem Attentat wurde Nemcovs Moskauer Wohnung durchsucht u. alle Unterlagen, die sich auf seine geschäftl. u. polit. Aktivitäten bezogen, wurden beschlagnahmt. Oppositionelle Medien äusserten den Verdacht, dass dies getan wurde, um eine Veröffentlichung dieses Berichts zu verhindern. Teilinformationen über den Inhalt des Berichts wurden später von Nemcovs Freunden enthüllt. Offenbar war die "Geheimsache" oder "Operation" gegen Nemcov für Putin von grösster Priorität, so dass der russ. Präsident die "persönl. Kontrolle" über die Untersuchung der Ermordung Nemcovs übernahm. Dabei wies er den Untersuchungsausschuss, das Innenministerium u. den Bundessicherheitsdienst an, ein einziges Team zusammenzustellen, um die Ermordung Nemcovs zu untersuchen. Das Ermittlungsteam wurde von einem gewissen Igor Krasnov geleitet, der zuvor einen versuchten Anschlag auf s. Anatolij Chubajs u. die Morde an s. Stanislav Markelov u. s. Anastasija Baburova untersucht hatte. Das Team wurde vom Leiter des Untersuchungskomitees in Moskau, General Aleksandr Drymanov, überwacht. Dieser hatte auch die Ermittlungen gegen s. Nadezhda Savchenko, den 2. Prozess gegen s. Mikhail Khodorkovskij u. s. Platon Lebedev sowie die Anklage wegen Völkermords während des russ.-georg. Kriegs gegen das georg. Militär überwacht. Laut "Bellingcat"-Analyse wurde Nemcov vor seiner Ermordung von demselben FSB-Team verfolgt, das später s. Vladimir Kara-Murza, s. Dmitrij Bykov u. s. Aleksej Navalnyj vor ihren mutmassl. Vergiftungen verfolgte. Die einzige Zeugin des Anschlags war Nemcovs ukrain. Freundin s. Anna Durycka. Spätere ballist. Untersuchungen förderten einige Widersprüche zu Tage. Welche Rolle u. Bedeutung auf dem Hintergrund dieser Umstände u. Fakten den Tschetschenen bei der Ermordung Nemcovs zugedacht werden sollte, blieb dubios. Es könnte durchaus sein, dass die Tschetschenen sich für diesen Anschlag missbrauchen liessen, um von den eigentl. brisanten polit. Hintergründen u. Tatsachen abzulenken. Im Juli 2017 wurde Zaur Dadaev von einem russ. Gericht zu 20 Jahren Haft verurteilt, während die anderen Angeklagten jeweils zwischen 11 u. 19 Jahren Haft erhielten.
- s. Rizvan Ibragimov, ein kritischer tschetschen. Publizist, Schriftsteller u. Lokalhistoriker, der für die Online-Zeitung Kavkazskij uzel schrieb, keine Ungerechtigkeit tolerierte u. in einem politisch äusserst heiklen Umfeld des zunehmend aggressiven Putin-Kadyrov-Regimes seine Position als kritisch denkender u. beobachtender Bürger grundsätzlich u. hartnäckig verteidigte, verstarb im Jan. 2021. Seine Bücher wurden von tschetschen. Theologen u. Behörden beanstandet u. aus den Geschäften der Republik entfernt. Kavkazskij uzel berichtete, dass ein Gericht in Tschetschenien im Juli 2016 mehrere Bücher von Rizvan Ibragimov als extremistisch einstufte u. der Publizist selbst in einem Strafverfahren angeklagt wurde. Während des Prozesses gab er an, im April 2016 von Sicherheitskräften entführt u. anschliessend mit elektrischem Strom gefoltert worden zu sein. Ibragimov ging davon aus, dass seine Strafverfolgung von der Führung der Sicherheitskräfte Tschetscheniens angeordnet worden war. Im Juni 2017 wurde Ibragimov vom Gericht wegen Extremismus zu 2,5 Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Im Aug. 2020 äusserte sich Ibragimov empört darüber, dass Ramzan Kadyrov das für die Bewohner der Republik eingeführte Maskenregime ignoriert habe. Im Dez. 2020 gab Ibragimov bekannt, dass das Kassationsgericht in Pjatigorsk das Urteil aufgehoben u. den Fall für einen neuen Prozess zurückgesetzt habe.
- Ende Dez. 2021 nahmen tschetschen. Strafverfolgungsbehörden Dutzende Angehörige von Kadyrovs Kritikern fest, die aus Russland ausgewandert waren, darunter ca. 40 Angehörige von Abubakar Jangulbaev, einem Anwalt des "Komitees gegen Folter", von denen die meisten zwar bald wieder freigelassen wurden. Im Jan. 2022 brachen unbekannte bewaffnete Männer, die sich als Polizisten aus Tschetschenien ausgaben, in Nizhnij Novgorod in die Wohnung von Jangulbaevs Eltern ein, zwangen seine Mutter, Zarema Musaeva Jangulbaeva, in ein Auto einzusteigen u. entführten die Frau nach Tschetschenien, wo sie angeblich für eine spätere Vernehmung als Zeuge in einem anderen Strafverfahren zur Verfügung stehen sollte. Seitdem konnten weder Angehörige noch ein Anwalt Kontakt zu ihr aufnehmen. s. Dmitrij Peskov, der Pressesprecher des Präsidenten RF, sagte, dass der Kreml diesen Vorfall nicht untersuchen werde u. kommentierte die Nachricht über Musaevas Entführung als „fantastische Geschichte, bei der wir es vorziehen, solchen Berichten ohne Bestätigung nicht einfach zu glauben.“ Später erklärte er, er habe kein Wort über eine fantastische Geschichte verloren. Kadyrov nahm ein Video mit Drohungen gegen die Familie Jangulbaev auf u. warf ihr Verbindungen zu "Telegram"-Kanälen der Opposition u. zu Terroristen vor. Danach verliessen der Vater von Abubakar Jangulbaev, Sajdi Jangulbaev, ein ehem. Richter am Obersten Gerichtshof von Tschetschenien, u. seine Tochter Alija Russland aus Angst um ihr Leben. Der Informations- u. Presseminister Tschetscheniens, Akhmed Dudaev, gab bekannt, dass sich Zarema Musaeva in einer Sonderhaftanstalt in Groznyj befinde. Am selben Tag berichtete Abubakar Jangulbaev, dass etwa 15 seiner Verwandten in Groznyj sich nicht gemeldet hätten u. nicht zu Hause erschienen seien. Kadyrov kündigte an, die tschetschen. Behörden würden alles tun, um die Familienangehörigen von Sajdi Jangulbaev zu finden, u. im Falle ihres Widerstands würden sie „vernichtet“ werden. Anfang Feb. 2022 drohte Kadyrov Jangulbaev erneut. Am selben Tag versprach Adam Delimkhanov, der tschetschen. Abgeordnete der Staatsduma RF von der Partei "Einiges Russland", in einem Video auf Tschetschenisch, den Familienmitgliedern Abubakar Jangulbaevs u. denen, die sein Video ins Russische übersetzen würden, die Köpfe abzuschlagen. Die EU forderte die russ. Behörden auf, Zarema Musaeva unverzüglich freizulassen.
- Auch in Frankreich, Schweden u. Deutschland kam es zu Morden bzw. Mordaufträgen an Kritikern u. Kontrahenten von Kadyrov.
Aussage zur Blutrache: Im Aug. 2022 schrieb Kadyrov in seinem "Telegram"-Kanal,  dass die Blutrache der Tschetschenen kein Relikt des Mittelalters sei, wie europäische Liberale fälschlicherweise glaubten. Sie sei „das einzige u. effektivste Instrument zur Abschreckung von Aggression u. Rücksichtslosigkeit, das sogar die theoretische Möglichkeit eines vorsätzlichen Mordes auf Null gebracht hat.“ Laut Kadyrov könnte auch gegen den ukrain. Präsidenten Volodymyr Zelenskyj eine Blutrache ausgerufen werden. Aber Kadyrov wies darauf hin, dass Zelenskyj eine Geisel des Westens u. gezwungen sei, die Befehlen anderer Leute Folge auszuführen.

Ritual der öffentl. Entschuldigung u. Demütigung:
Eine der höchst archaischen u. unmenschlichen Methoden im Umgang mit Kritikern des Kadyrov-Regimes wurde das Ritual der öffentl. Demütigung u. Entschuldigung vor laufender Kamera z.B. durch Personen, die sich negativ über die Aktivitäten Ramzan Kadyrovs u./oder der tschetschen. Behörden äusserten. Entsprechende Entschuldigungen wurden sogar zu einem Internet-Meme. Diese höchst fragwürdige u. schikanöse Praxis begann im Dez. 2015 in Tschetschenien mit der Entschuldigung einer Bürgerin namens Ajshat Inaeva im TV-Kanal "Groznyj", die den Führer der Republik um Vergebung für ihre kritischen Worte bitten musste, die sie zuvor von sich gegeben hatte. In dem Film sah man, wie die Frau auf der Sofakante sass, den Blick auf den Boden senkte u. mit Mühe die Tränen zurückhielt. Laut der Erzählung soll der Grund für die Entschuldigung beim tschetschen. Führer eine auf "WhatsApp" erschienene Audionachricht der Mitarbeiterin eines Rehabilitationszentrums gewesen sein, in der sie sich über die Praxis beschwerte, bei Bürgern Vorauszahlungen für Wohnungen u. kommunale Dienstleistungen einzusammeln. Gleichzeitig wurde Kadyrov für „Schaufensterdekoration“ u. das Verteilen luxuriöser Geschenke kritisiert. Bei einem Treffen mit dem Oberhaupt der Republik widerrief Inaeva ihre Worte u. gab zu, dass sich „wahrscheinlich ihr Verstand getrübt hatte". 2 Tage später tauchte auf "Facebook" ein Video auf, in dem ein Tschetschene namens Adam Dikaev ohne Hose auf einem Laufband „Mein bester Freund ist Präsident Putin" sang. Eine Woche zuvor hatte Dikaev ein Video auf "Instagram" kritisiert, in dem Ramzan Kadyrov zu diesem Lied herumlief. 2015 war ein Video in Umlauf, das zeigte, wie Kadyrov jungen Leuten, die einen Anschlag auf ihn planten, verzieh.
Tschetschenen müssen sich vor laufender Kamera auch dafür entschuldigen, weil sie um Hilfe gebeten, mit Zauberinnen kommuniziert oder bei einer Hochzeit geweint haben u.v.m. In Tschetschenien sei das Erzwingen einer öffentl. Entschuldigung eine Methode zur Kontrolle der Gesellschaft. Für Tschetschenen sei das Konzept der "Ehre“ von äusserster Bedeutung, u. die Demütigung, die mit einer Entschuldigung einhergeht, könne für sie schlimmer sein als der Tod, wurde berichtet. Menschen, die sich weigerten, sich öffentlich zu entschuldigen, seien eingesperrt, geschlagen oder sogar getötet worden. Der Informationsminister der Republik, Akhmed Dudaev, erläuterte seine Version des Mechanismus zur Erlangung einer Entschuldigung: Demnach wird eine betroffene Person kontaktiert, der erklärt wird, dass sie gegen tschetschen. Traditionen verstossen habe. Diese Person erkenne dies an u. veröffentliche eine entsprechende Entschuldigung in den sozialen Medien. Die Entschuldigungspraxis ging sogar über Tschetschenien hinaus, als Kadyrov die Aufzeichnung einer Entschuldigung des Krasnojarsker Abgeordneten Konstantin Senchenko veröffentlichte.
- 2016 entschuldigte sich Roman Lavrukhin, Redaktor der Stavropoler Ausgabe von Komsomolskaja pravda, öffentlich bei Kadyrov, weil in einer Umfrage zur jährlichen Bewertung der polit. Überlebenschancen der Regionalchefs die Position Kadyrovs von „ausgezeichnet“ auf „gut“ heruntergestuft wurde. Lavrukhin habe dies mit dem Fehler eines Journalisten erklärte, der die Daten der Bewertung durcheinander gebracht habe. Er versprach, dass der Journalist u. der Redaktor mit einer Geldstrafe gebüsst würden u. einen Verweis erhielten.
- Im Feb. 2017 sagte der Moskauer Oberrabbiner [s. Pinchas] Goldschmidt, dass „99% der Terroristen Muslime" seien. E
r musste sich vor laufender Kamera bei allen Muslimen entschuldigen, u. der Tschetschenenführer veröffentlichte seinen Beitrag auf "Instagram". In dem Video versicherte Goldschmidt, er habe nicht die Absicht gehabt, sich negativ über den Islam zu äussern.
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Im Jan. 2018 bezeichnete der bekannte Videoblogger Danila Poperechnyj in einer Parodie Kadyrov als „Chief Assistant" /„Главный помощник"/, woraufhin er vom Minister für nationale Politik, Aussenbeziehungen, Presse u. Information Tschetscheniens, Dzhambulat Umarov, als „dummer Esel" bezeichnet wurde. Später veröffentlichte Poperechnyj einen Eintrag in seinem "Telegram"-Kanal, in dem es hiess, er werde sich nicht bei Kadyrov entschuldigen, denn sein Videobeitrag sei in erster Linie eine satirische Arbeit gewesen.
- Im Zusammenhang mit der Frage der Ehre, Demütigung u. Kritik ist auch die Rekrutierung tschetschen. Kämpfer auf der Seite Russlands im Krieg gegen die Ukraine zu sehen. Viele Tschetschenen seien bereit, in den Krieg zu ziehen, um ihre Familien vor Demütigung u. sich selbst vor Knast u. Folter zu schützen. /Artikel dazu/

Verfolgung der LGBT-Gemeinschaft: In einem Interview mit der Zeitung Zavtra nannte Kadyrov 2009 Homosexualität „das Hauptproblem des modernen Russlands“. 2017 erklärte er in einem Interview mit dem US-Fernsehsender HBO, dass es in Tschetschenien keine Menschen mit homosexueller Orientierung gebe. Diejenigen, die Repressionsvorwürfe gegen Schwule verbreiten, nannte Kadyrov „Teufel“, „Käufer“ u. „Untermenschen“ /«шайтанами», «продажными» и «нелюдями/. Im April 2017 berichtete die russ. Zeitung Novaja gazeta erstmals über eine brutale, staatlich organisierte Verfolgungswelle gegen Homosexuelle in der Republik Tschetschenien. In diesem Jahr machte "Human Rights Watch" u. im Jan. 2019 "Amnesty International" auf die Verfolgung von LGBT-Menschen in Tschetschenien aufmerksam, wo Ramzan Kadyrov sich wiederholt persönlich über diese ausfällig geäussert hatte. Das russ. LGBT-Netz berichtete, dass im Mai 2021 tschetschen. sprechende Männer einen gewissen Ibragim Selimkhanov in Moskau entführten u. ihn gewaltsam nach Groznyj brachten, wo er von den Behörden über Homosexuelle in der Region befragt oder verhört wurde. Im Zusammenhang mit Fragen der Homosexualität sagte Kadyrov im Sept. 2019,  dass einige europäische Organisationen „unverhohlene Voreingenommenheit“ zeigten, wenn sie über Tschetschenien diskutierten, u. es „verunglimpfen“ wollten. Im April 2021 reichten das "European Center for Constitutional and Human Rights" ECCHR u. die NGO "Russian LGBT Network" in Deutschland Strafanzege gegen 5 Unterstützer des Tschetschenen-Chefs Ramzan Kadyrov ein. Die Urheber der Klage beschuldigen 5 Beamte Kadyrovs, mindestens 150 Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung u. Geschlechtsidentität belästigt, rechtswidrig festgenommen, gefoltert, vergewaltigt u. zur Tötung gezwungen zu haben. Im Juni 2021 veröffentlichte die Schweizer Presse einen entsprechenden Bericht über dieses Thema am Beispiel eines anderen Betroffenen. Im Juni 2021 erklärte Kadyrov in einem Interview, das von CNN widergegeben wurde: „Wir haben hier keine solchen Leute. Wir haben keine Schwulen. Falls es welche gibt, nehmt sie mit nach Kanada" /21:20/. Im Sept. 2021 rief US-Präsident s. Joe Biden in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung die internationale Gemeinschaft dazu auf, sich für LGBT-Menschen einzusetzen – „von Tschetschenien bis Kamerun“. Als Reaktion auf diese Rede kritisierte Kadyrov die Äusserungen Bidens u. nannte sie „seltsam u. absurd“ /Quelle/. Bei der Kritik der LGBT-Politik Kadyrovs sollte nicht vergessen werden, dass auch die christlichen Kirchen eine homophobe Politik gegenüber LGBTQ-Gruppen führen u. diese als Sünder u.ä. betrachten u. diskriminieren. Besonders scharf ist die Ablehnung v.a. von Seiten des Moskauer Patriarchats der russ.-orth. Kirche von Patriarch Kyrill, die scheinbar eine wichtige Rolle in der homophoben Kampagne, die das Putin-Regime in Russland entfacht hat. Homophobie hat im christlichen Russland u. im orthodoxen Raum insgesamt eine lange u. unheilvolle Tradition.

Die Menschenrechtsbilanz für Tschetschenien ist miserabel: Laut einem im Mai 2017 von "Human Rights Watch" eröffentlichten Bericht baute Ramzan Kadyrov über mehr als einem Jahrzehnt an der Spitze Tschetscheniens nach u. nach ein Regime der persönl. Tyrannei in der Republik auf u. löschte die geringsten Manifestationen abweichender Meinungsbildung rücksichtslos aus. Gleichzeitig gewährte das föderale Zentrum (Kreml) Kadyrov nahezu vollständige Freiheit in Bezug auf Menschenrechtsverletzungen u. Repressionen in seinem Machbereich.
Das "Forum Freies Russland" setzte Ramzan Kadyrov auf seine sog. "Putin-Liste". Dem Tschetschenenführer wird vorgeworfen: Errichtung eines autoritären diktatorischen Regimes in der Tschetschen. Republik, zahlreiche Menschenrechtsverletzungen in der Republik, Folter, Entführung u. Ermordung von persönl. Gegnern u. Feinden des Putin-Regimes in Russland im Rahmen der aktiven Unterstützung der Diktatur Vladimir Putins durch Tschetschenien. Ramzan Kadyrov habe von Beginn seiner Tätigkeit als Führer der Tschetschen. Republik im Interesse der russ. Behörden gehandelt u. ihre Gegner verfolgt oder eingeschüchtert. Ramzan Kadyrovs persönliche Wache, die „Kadyrovcy“, sei zu einem der wichtigsten Straforgane des Putin-Regimes in Tschetschenien geworden, das Gegner des Regimes im Nordkaukasus vernichte u. die Opposition in der gesamten RF einschüchtere. Kadyrov u. seine Leute würden vom Putin-Regime auch aktiv dazu benutzt, um aussenpolit. Aggressionen durchzuführen, etwa beim Einsatz tschetschen. Einheiten im russ. Krieg gegen die Ukraine. Tschetschen. Sicherheitskräfte seien auch an der Seite des syrischen Diktators s. Bashar al-Assad aktiv an der Militäroperation in Syrien beteiligt /gewesen/.

Internationale Sanktionen: Wie oben erwähnt verhängte die EU gegen Ramzan Kadyrov im Juli 2014 wegen Unterstützung der Aktionen der Separatisten in der Ukraine Sanktionen in Form eines Einreiseverbots u. des Einfrierens von Vermögenswerten. Im Zusammenhang mit der Verfolgung von LGBT-Menschen in Tschetschenien führten nach GB auch die USA Sanktionen gegen die Führung der Tschetschen. Republik ein. Im Dez. 2017 setzten die USA unter Präsident Trump Kadyrov auf die sog. Magnitsky-Liste des OFAC /II III/ wegen „grober Verletzungen international anerkannter Menschenrechte“. Es hiess u.a.: „Als Chef von Tschetschenien kontrolliert Kadyrov eine Verwaltung, die in Verschwindenlassen u. aussergerichtliche Tötungen verwickelt ist." Das US-Finanzministerium verhängte Sanktionen sowohl gegen Ramzan Kadyrov persönlich, der für seine homophobe Rhetorik bekannt ist, als auch gegen eine Reihe von Organisationen, die ihm nach Erkenntnis des Ministeriums Einnahmen bringen. Das US-Finanzministerium geht davon aus, dass der Tschetschenenführer u. seine Organisation, die "Kadyrovcy", die von den Amerikanern als ein Spezialregiment der russ. Nationalgarde Viktor Zolotovs betrachtet wird, an einer umfangreichen Reihe schwerer Verbrechen beteiligt sind. Dabei wurden die Ermordung des Politikers s. Boris Nemcov, die Entführung u. Folter von Menschen mit nicht-traditioneller sexueller Orientierung, die Inhaftierung von Journalisten u. Aktivisten der Zivilgesellschaft u. andere Verletzungen der Rechte auf Religions-, Versammlungs- u. Meinungsfreiheit genannt. Das Aussenministerium RF antwortete, indem es sagte, dass es Washingtons Sanktionen für „weit hergeholt“ u. „unbewiesen“ halte. Im Juli 2020 verhängte das US-Aussenministerium Sanktionen gegen Kadyrovs Familie u. Entourage. GB/UK schloss sich den Sanktionen an. Am 10. Dez. 2020, dem Tag der Menschenrechte, erweiterte das US-Finanzministerium die Magnitsky-Liste u. verhängte Internationalen Sanktionen "gegen schwere Menschenrechtsverletzer", wobei Ramzan Kadyrovs Rolle in dieser Beziehung besonders stark hervorgehoben wurde. Von den neuen Sanktionen betroffen waren insbes. die Organisation der "Kadyrovcy", die sich an schweren Menschenrechtsverletzungen beteiligt habe bzw. deren Mitglieder sich daran beteiligt hätten, aber auch die "Akhmat Kadyrov-Stiftung", der "FC Akhmat", die Organisation mit dem Namen "Akhmat Absolute Championship" u. der "Akhmat Mixed Martial Arts Club". Die Sanktionen wurden auch von Kanada, Australien, Japan, der Schweiz u. Ukraine übernommen. Kadyrov bezeichnete die neuen Sanktionen von USA u. UK im Zusammenhang mit Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien als absurd u. versicherte, dass diese Sanktionen keine Rolle für die Lage in Tschetschenien spielen würden.

Einordnung der Situation Tschetscheniens unter Ramzan Kadyrov durch Joshua Yaffa: „In den Jahren nachdem Ramzan Kadyrov die Nachfolge seines Vaters angetreten hatte, baute er eine absolute u. weitreichende Autortät in Tschetschenien auf. Den russ. Generälen u. Geheimdienstoffzieren, die die Republik einst kontrolliert hatten, entwand er die Macht ebenso wie internen Rivalen aus anderen bekannten tschetschen. Clans. Mit der Zeit avancierte er zur tschetschen. Version eines Feudalherrn: Offiziell war er dem imperialen Zentrum untergeordnet, doch in seinem eigenen Königreich konnte er weitgehend nach Belieben schalten u. walten. ... Die Truppen der RF verschwanden aus dem Alltag. Sie wurden an Kontrollpunkten u. Aussenstellen in den Bergen zusammengezogen, u. auch dort sank ihre Zahl. Die uniformierten Männer mit Automatikgewehren, die jetzt in der Hauptstadt u. den kleinen Städten patrouillierten, waren nicht russ., sondern tschetschen. Streitkräfte. Obwohl sie theoretisch grossteils der Moskauer Zentralregierung unterstellt waren, galt ihre Loyalität letztlich Kadyrov, 20-30 Tsd. Mann schlossen sich Einheiten an, die unter seinem inoffiziellen Befehl standen. Viele von ihnen hatten zuvor als Rebellen Krieg gegen Russland geführt. Sie waren nicht auf den Kreml, sondern auf Kadyrov persönlich vereidigt. Putin fand sich mit diesem Arrangement ab - vermutlich, weil er mithilfe von Kadyrovs Milizen den islamist. Aufstand in Tschetschenien niederschlagen konnte. ... Je mehr Macht Kadyrov anhäufte, desto geringer wurde der Einfluss Moskaus in Tschetschenien. "Die Föderationsgesetze greifen hier überhaupt nicht", so die Menschenrechtsaktivistin Gannushkina. "Stattdessen gilt nur eines, ein einziges Gesetz ... - Ramzans Befehl". Kadyrov regiert die Republik per Diktat, inspiriert von der Scharia u. seiner persönl. Auslegung des Adat, des überlieferten tschetschen. Gewohnheitsrechts. ..." ... Die Alternative "Krieg oder Kadyrov" mag falsch sein, aber Kadyrov hat sie nicht nur dem Kreml erfolgreich verkauft, sondern auch vielen Tschetschenen. Allerdings bleibt ihnen nicht viel anderes übrig. ... Kadyrovs Aufstieg u. die faktische Autonomie von Moskau, die er genoss, habe für viele Tschetschenen etwas Begrüssenswertes u. Überzeugendes. Selbst wenn sie für ihn persönlich u. die Art seiner Herrschaft nicht viel übroghaben, ist er doch wenigstens kein weiterer Abgesandter Moskaus, sondern einer von ihnen. ... Im verzweifelten Bestreben, die Separatisten der Neunziger abzuwehren, hat der Kreml es letztlich zugelassen, dass die Republik zu einer Art Ausland im Inland geworden ist, einem selbstverwalteten Gebiet, von dem die ursprünglichen Separatistn nur träumen konnten. ... Wenn ein Tschetschene einmal im Verdacht steht, dem militanten Widerstand anzugehören, schweben so gut wie alle männlichen Mitglieder seiner Grossfamilie in Gefahr. ... Kadyrov stellt sich als Vater der Nation dar." /s. Die Überlebenskünstler, dt., S. 149-176/.

Varia:
Sport:
Ramzan Kadyrov ist angeblich ein Meister des Boxsports u. leitet den tschetschen. Boxverband. Nach Angaben der Agentur "RIA Novosti" „war er bis zum Jahr 2000 v.a. durch seine Sportkarriere bekannt: Er nahm an vielen Boxwettbewerben teil“. Der Journalist Vadim Rechkalov behauptete jedoch: „Die Athleten des Südlichen Föderationskreises, die ich interviewt habe, einschliessl. der Kollegen von Ramzan, haben noch nie etwas von einem Boxer Kadyrov gehört. Um Meister zu werden, muss man das russ. Finale erreichen oder andere Meister schlagen. Wenn Ramzan das getan hätte, hätten die Boxer es gewusst.“ Ein weiteres Hobby von Ramzan Kadyrov sind Rennpferde. Er soll etwa 50 Pferde besitzen, die in Russland u. im Ausland gehalten werden u. Preise bei prestigeträchtigen Wettbewerben in Russland u. im Ausland gewonnen haben sollen, darunter den "Grossen All-Russ. Preis u. den "Melbourne Cup". Vorwürfe wegen Menschenrechtsverletzungen gegen Kadyrov führten zum Ausschluss seiner Pferde von Turnieren in den USA. 2004-11 war Kadyrow Präsident des FC "Terek", 2012 wurde er dessen Ehrenpräsident. Kadyrov leitet den "Ramzan"-Sportklub, der Zweigstellen in allen Regionen Tschetscheniens hat. 2010 wurde er zum Präsidenten des Schachverbands des Föderationskreises Nordkaukasus gewählt.
Soziale Netzwerke: Kadyrov ist ein aktiver Nutzer des "Instagram"-Dienstes. Sein Konto eröffnete er im Feb. 2013, wo er bald Zehntausende Follower hatte. Die Benutzer v.a. Einwohner Tschetscheniens posten z.B. Beschwerden u. Nachrichten über die Arbeitssuche. 2015 meldete sich Kadyrov im sozialen Netzwerk "VKontakte" an. Im Juni 2015 wurde Kadyrovs öffentl. Zugang zu seinem "Instagram"-Account gesperrt. Um den Inhalt zu sehen, musste man den Politiker um Erlaubnis nachfragen. Ab Nov. desselben Jahres war der Zugang wieder offen. Nach den Ergebnissen von 2015 war Kadyrov der meistzitierte russ. "Blogger". Im Dez. 2017 wurden sein "Instagram"- u. "Facebook"-Konto gesperrt. Die Medien erklärten die Sperrung mit der Aufnahme Kadyrovs in die US-Sanktionslisten. Als Reaktion darauf kündigte er seinen Verzicht auf Facebook u. die Errichtung eines eigenen tschetschen. sozialen Netzwerks namens "Mylistory" an. 2021 wurde Kadyrov vom heimischen TV-Sender "Groznyj" für seine mobile Videoberichterstattung zum „besten mobilen Reporter“ gekürt.
Erwartungsgemäss ist Kadyrov im Besitz unzähliger russ. u. tschetschen. Auszeichnung u. Orden, einige Strassen u. Parks in Tschetschenien wurden nach seinem Namen benannt. Kadyrov hat einen Hund der Sorte Pitbull. Während des Kriegs zwischen Russland u. der Ukraine fanden, retteten oder stahlen russ. od. tschetschen. Soldaten den Hund im Juni 2022 bei den Soldaten von "Asovstal" in Mariupol u. überreichten ihn Kadyrov, sozusagen als Trophäe.
Einkommen/Vermögen/Besitztum/Korruption: Ende 2020 war Kadyrov das reichste Oberhaupt der russ. föderalen Subjekte. Laut der Deklaration für 2020 verdiente er 381,19 Mln. Rubel das war 50x mehr als 2 Jahre zuvor, als er 7,5 Mln. Rubel verdiente. Gemäss der Deklaration besass er auch 2 Grundstücke mit einer Fläche von 3668 u. 28´361 m² u. ein Wohngebäude mit einer Fläche von 2344,3 m². Seine Frau hat eine Wohnung mit 209,8 m² Umfang. In einer Dokumentation von s. Ilja Jashin von 2016 wurde Kadyrov Korruption vorgeworfen. Obwohl er laut eigener Steuererklärung 60 Tsd. Euro pro Jahr verdiene, führe der Tschetschenenführer einen luxuriösen Lebensstil mit Sammlung von teuren Uhren u. Autos, einer Residenz sowie 102 Pferden. Im Zentrum des Verdachts einer korrupten nepotistParallelwirtschaft steht die erwähnte, 2004 gegründete Akhmat-Kadyrov-Stiftung, die von Kadyrovs Mutter geleitet wird. Staatliche Angestellte und Beamte zahlten mindestens 10% ihrer Einkünfte ein, Unternehmer bis zu 50%. Im Monat summierten sich diese Zuflüsse auf geschätzte 55 Mln. USD, Stand 2015. Abgaben zu leisten hätten auch ausserhalb des Staatsgebiets lebende Tschetschenen. Zu dem Firmengeflecht der Stiftung gehörten u.a Immobilienfirmen, Sportveranstalter un. eines der wenigen alkoholausschankberechtigten Unternehmen des Landes. Über das Stiftungsvermögen werde frei verfügt; so würden einerseits öffentlichkeitswirksam wohltätige Grossveranstaltungen finanziert, andererseits beispielsweise 16 Motorräder an den russRockerclub "Nachtwölfe" gespendet. Obwohl die Stiftung zu den reichsten Russlands gehöre - 2019: 90 Mln. Euro, sei jahrzehntelang kein gesetzlich vorgeschriebener Rechenschaftsbericht veröffentlicht worden, wie Liz Fuller berichtete.
Linguist. Analyse der Rede u. des Sprachgebrauchs R. Kadyrovs: Die Charakteristik der von Ramzan Kadyrov öffentlich verwendeten Sprache ist immer wieder in den Fokus der Forschung gerückt u. wird unterschiedlich bewertet. Unter den Merkmalen von Kadyrovs Rede u. Sprache werden Ironie, Metapher, zahlreiche rhetorische Fragen, Vermeidung komplexer Strukturen, bewusste Aufteilung des Textes in mehrere interpunktions- u. intonationsunabhängige Segmente, Akzentmerkmale u. ein hohes Mass an Spontaneität des sprachlichen Ausdrucks festgestellt. Im Tschetschenischen verwendet er auch viele russ. termini technici. Die Erforscherin von Kadyrovs Reden E.S. Azieva schrieb 2014, dass Kadyrov „zunächst mit Fehlern in der Syntax, ´abgehackten´ Formulierungen u. einem bestimmten Akzent in die öffentliche Politik eintrat“; „die Art der Intonation u. Gestik seiner Sprache habe sich mit der Zeit jedoch unkenntlich verbessert u. seine Kommunikationsfähigkeiten hätten sich entwickelt, lexikalische Fehler u. Wiederholungen seien praktisch verschwunden.“ Azieva glaubte, dass Kadyrov psychologische Pausen geschickt einsetzt, aber seine Gesten störten die Sprachwahrnehmung nicht, sondern ergänzten sie. Aziev verband Kadyrovs Verletzung orthoepischer Normen mit den Besonderheiten der tschetschen. Sprache, in der die Betonung fast immer auf der ersten Silbe liegt u. konstant ist, wodurch Vokale in Wörtern ohne merkliche Betonung fast immer gleichmässig ausgesprochen werden, während tschetschen. Konsonanten in Analogie zu Deutsch u. Englisch mit Spannung ausgesprochen werden. Azieva schrieb, dass beim Aussprechen eines Konsonanten in der tschetschen. Sprache eine starke Muskelspannung des gesamten Sprachapparats auftritt, was den viel energischeren Klang der tschetschen. Konsonanten im Vergleich zu den russ. erkläre, u. solche Merkmale prägten auch die russ. Sprache Kadyrovs. Die Linguistin u. Journalistin Olga Severskaja sieht die Rede u. Sprache Kadyrovs vor dem allgemeinen Hintergrund der polit. Rhetorik. Severskaja hielt fest, dass Kadyrov „gerne in Kriegsbegriffen denkt." Es sei „kein Zufall, dass er V.V. Putin als Kommandanten u. sich selbst als Gefreiten darstellt“, etwa beim Bsp. „Ich bin Putins Infanterist u. der Verteidiger Russlands“. Die Infanterie sei die treibende Kraft militär. Operationen, u. Putin sei für Kadyrov „ein mächtiger Kommandant, weil er den Krieg in Tschetschenien beendet" habe. Kadyrov wird als Popularisierer des religiösen u. polit. Slogans „Akhmat ist die Kraft!“ bezeichnet, der sich seit 2017-18 in Tschetschenien verbreitete. Als besonderes Merkmal fiel Beobachtern Kadyrovs häufige Verwendung des Wortes „don/ə“ in öffentl. Reden u. Ansprachen auf. Nutzer sozialer Netzwerke äusserten unterschiedliche, teils ironische Versionen über die Bedeutung dieses Wortes – von einer Verbindung mit dem Fluss Don bis hin zu einer Anspielung auf den Protagonisten von Mario Puzos Roman "Der Pate“ Don Corleone, der durch die entsprechende US-amerikan. Filmtrilogie berühmt wurde. Kadyrov selbst erklärte dazu: „Eigentlich ist das nur ein tschetschen. ´дуй хьуна´ - nicht ´don´. Dies entspricht in der tschetschen. Version dem ´короче говоря´ - ´kurz gesagt´ auf Russisch“.´/Bsp. I Bsp. II Bsp. III/ Das "don" wurde in zahlreichen Netzvideos herzhaft verspottet - so tauchten dort auch Spottnamen wie "Don KoLidor", "DJ Don-Donych", "Shura-don don" usw. auf /Bsp./.

Involvierung der Tschetschenen im Ukraine-Krieg 2022: Kadyrov-treue tschetschen. Kämpfer sind seit 2014 im russ.-ukrain. Krieg aktiv. Nach dem Beginn des russ. Überfalls auf die Ukraine vom Feb. 2022 schickte Kadyrov einen Teil seiner "Kadyrovcy" in die Ukraine, v.a. in den Donbass. Am 26. Feb. bestätigte Kadyrov, dass „freiwillige Einheiten" der "Kadyrovcy" in der Ukraine stationiert worden seien. Laut Oleksij Danilov, Sekretär des Nationalen Sicherheits- u. Verteidigungsrates der Ukraine, hatten sie den Auftrag, die Führer der Ukraine zu fangen u. zu töten, insbes. den ukrain. Präsidenten s. Volodymyr Zelenskyj. Diese Einheit sei laut Danilov von ukrain. Sicherheitskräften jedoch eliminiert worden. Dabei sei auch ein tschetschen. General getötet worden. Kyiv Independent berichtete über die Zerstörung einer tschetschen. Kolonne von 56 Panzern durch ukrain. Raketen in der Nähe von Hostomel am 27. Feb. Wie das ukrain. Verteidigungsministerium mitteilte, habe die Alpha-Gruppe des SBU am selben Tag in Hostomel einen Konvoi tschetschen. Truppen überfallen u. den Kommandeur des 141. motorisierten Regiments, also der "Kadyrovcy", Generalmajor Magomed Tushaev, getötet, wobei Ramzan Kadyrov dies bestritt u. sagte, er sei noch am Leben u. ein Video veröffentlichte, das Tushaev lebend zeigte. Tschetschen. Medien veröffentlichten ein Video, in dem Tushaev am 16. März 2022 seinen Tod leugnete. Foreign Policy beschrieb den Einsatz tschetschen. Kämpfer als „Versuch Russlands, die Ukraine mit Bildern tschetschen. Soldaten zu terrorisieren“. Laut ukrain. Medien wurden tschetschen. Einheiten als Sperrtruppen eingesetzt, um die niedrige Kampfmoral der russ. Soldaten durch die Hinrichtung russ. Deserteure zu bekämpfen. Am 1. März sagte Kadyrov, dass die tschetschen. Kämpfer in der Ukraine Verluste von 2 Toten u. 6 Verwundeten erlitten hätten. Nach Angaben des ukrain. Geheimdienstes erlitten die tschetschen. Einheiten jedoch „Hunderte“ Opfer, als sie in der Nähe von Kiev eingesetzt wurden; am 13. März 2022 seien sie nach Tschetschenien abgezogen worden. Kämpfende Tschetschenen seien bei der Belagerung von Mariupol gesehen worden. In der Tat wurden tschetschen. Truppen dafür bekannt, in sozialen Medien Videos aus dem Ukrainekrieg zu veröffentlichen, darunter Kampfaufnahmen aus Mariupol. Am 14. März veröffentlichte Kadyrov auf "Telegramein Video, in dem er behauptete, selbst in die Ukraine gezogen zu sein, um die ukrain. Regierung zu stürzen. Beim Angriff auf Mariupol soll auch sein 14-jähriger Sohn namens Adam dabei gewesen sein. Ein Aufenthalt Kadyrovs in der Ukraine erscheint jedoch sehr fraglich. Kadyrov wurde im Internet weithin als „TikTok-Krieger“ verspottet, nachdem ein Bild, das ihn auf Reisen in der Ukraine zeigen sollte, ihn beim Beten an einer Tankstelle zeigte, deren Marke es nur in Russland gibt. Am 11. März 2022 äusserte Kadyrov in seinem Artikel Der Zusammenbruch der unipolaren Welt“ seine Meinung zu den Gründen des Konflikts mit der Ukraine u. der russ. Invasion in der Ukraine im Zusammenhang mit den Beziehungen Russlands zu den USA u. dem Westen. In einem Video mit Veröffentlichungsdatum vom 29. März verdammte Kadyrov bei einer Verabschiedung "freiwilliger" Kämpfer in einem martialischen Auftritt vor seiner Residenz in Groznyj Kiev als Ursprung allen Übels u. bestätigte somit die Teilnahme tschetschen. Kämpfer der "Akhmat-Kadyrov-Einheit" auf der Seite Russlands in der Ukraine. Man sei gezwungen worden, in diesem „Krieg die Banderisten, Nazis u. Wahhabiten zu vernichten", wobei er Allah u. Putin in einem Zug nannte. Für diese "Schajtane" [ein Lieblingswort Kadyrovs] gebe es keine Gnade. Am 1. April berichteten ukrain. Medien, dass tschetschen. Truppen Wehrpflichtige der "Volksrepublik Lugansk" hingerichtet hätten, die sich weigerten zu kämpfen. Unbestätigten Berichten zufolge exekutierten tschetschen. Truppen russ. Soldaten, die zu stark verletzt waren, in Feldlazaretten. Am 29. April behauptete der ukrain. Geheimdienst, dass eine Einheit burjät. Soldaten u. tschetschen. Truppen das Dorf Kyselivka im Gebiet Kherson beschossen habe. Zwischen burjät. Soldaten u. tschetschen. Truppen sei ein Konflikt wegen der Aufteilung der Beute ausgebrochen. Tschetschen. Truppen wurden auch beschuldigt, das Massaker von Butscha begangen zu haben, indem sie vorsätzlich Zivilisten angegriffen hätten. Unter den gefallenen Generälen der pro-russ. Kräfte befand sich auch Magomed Tushaev, ein 36-jähriger tschetschen. Warlord, der laut Daily Mail in einem Panzerkonvoi, der in der Nähe von Hostomel zerstört wurde, ums Leben kam. Ende Juni 2022 kündigte Kadyrov die Schaffung von 4 neuen Bataillonen an, die nur aus ethnischen Tschetschenen bestehen sollen. Diese Bataillone sollten laut Kadyrov „Nord-Akhmat“, „Süd-Akhmat“, „West-Akhmat“ u. „Ost-Akhmat“ heissen u. in die Ukraine kämpfen. Von der sog. "Volksrepublik Lugansk" wurde Kadyrov als "Held" ausgezeichnet. Kadyrovs Tochter widmete ein Lied den tschetschen. Kämpfern in der Ukraine. Nach Berichten gebe es auch diesmal Tschetschenen, die wie 2014/15 als eigentliche Freiwillige auf der Seite der ukrain. Armee kämpfen, um einen gemeinsamen Feind, die Russen, zu bekämpfen. Im Sept. sagte Kadyrov, Kiev sei bisher nicht unter die Kontrolle der russ. Streitkräfte geraten, nur weil Putin dies nicht erlaubt habe - wohl eine zweifelhafte Aussage. Im Okt. räumte Kadyrov den Verlust eigener Truppen bei Cherson ein. Als Reaktion drohte Kadyrov mit dem Heiligen Krieg u. der Vernichtung ukrain. Städte, kritisierte aber auch die Schwäche Moskaus. Im Feb. kündigte er an, in Konkurrenz zu den "Wagner"-Truppe von s. Evgenij Prigozhin eine eigene Söldnertruppe errichten zu wollen. Nach einem angebl. Angriff ukrain. Nationalisten auf russ. Gebiet von Anfang März 2023 forderte Kadyrov drastische Vergeltungsmassnahmen, die sogar Angriffe auf ukrain. Zivilisten beinhalten würden.

Beziehung zur Türkei:
Im Aug. 2022 berichteten die Medien, Kadyrov habe ein „informelles, reichhaltiges u. produktives Gespräch“ mit dem türkischen Aussenminister Mevlüt Çavuºoğlu geführt, in dem sie zu einer gemeinsamen Meinung über die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen der Türkei u. der Republik Tschetschenien in verschiedenen Fragen gelangt seien. Çavuºoğlu habe seine Hoffnung ausgedrückt, dass dieses Treffen weitere Kontakte anbahnen wird.
Nachdem sich in der 1. Hälfte Sept. 2022 in der Ostukraine eine erfolgreiche Gegenoffensive der ukrain. Armee abzeichnete, reagierte Kadyrov empört u. schrieb auf seinem "Telegram"-Kanal: „Ich verstehe nicht, was das russ. Verteidigungsministerium aktuell tut u. warum es das tut." Der Tschetschenenführer drohte, das Heft in die eigene Hand zu nehmen u. erklärte, dass er persönlich dafür sorgen werde, dass „alle diese [an die Ukraine verlorenen] Städte - Izjum, Kupjansk u. Balaklija - zurückgeholt werden." Seine Leute, die speziell für diese Arbeit ausgebildet worden seien, seien bereits vor Ort, u. man sei bereit, weitere 10'000 Kämpfer zu entsenden. Und man werde Odessa in naher Zukunft erreichen. Russland habe in den vergangenen Wochen u. Monaten viele Fehler gemacht u. bleibe viele Antworten auf wichtige Fragen im Ukraine-Krieg schuldig, schrieb Kadyrov kritisch weiter. Er werde sich an die Führung des Verteidigungsministeriums RF u. die Führung des Landes wenden müssen, um ihnen die Situation zu erklären, wenn an der Strategie der speziellen Militäroperation nicht sofort Änderungen vorgenommen würden, blies sich Kadyrov grossmäulig auf. Eigentlich wollte sich Kadyrov von seinem Amt als Oberhaupt Tschetscheniens zurückziehen, wie er vor kurze angekündigt hatte. Einige Tage später schrieb er in seinem "Telegram"-Kanal, dass er  in Russland das Kriegsrecht verhängen und in der Ukraine "alle Waffen" einsetzen würde. Dies sei sein persönliche Meinung. Nach der Teilmobilmachung der russ. Streitkräfte vom 21.9.22 wurden Russen, die nicht am Krieg gegen die Ukraine teilnehmen wollen, wurden von Kadyrov als Feiglinge beschimpft. Am 30. Sept. 2022 wurde Kadyrov /neben Sobjanin/ unter  der eingeladenen Elite im Kreml anlässlich der Verkündung der Annexion von 4 ukrain. Gebieten durch Putin gesehen. Am 1. Okt. 2022 rief Kadyrov den Kreml dazu auf, den Einsatz von Atomwaffen in der Ukraine zu prüfen u. kritisierte auf "Telegram" die russ. Kommandeure für den Abzug aus Lyman. Er schrieb wörtlich: „Meiner persönlichen Meinung nach sollten drastischere Massnahmen ergriffen werden, bis hin zur Verhängung des Kriegsrechts in den Grenzregionen u. dem Einsatz von Atomwaffen mit geringer Sprengkraft.“ Nach der russ. Niederlage in Lyman Anfang Okt. 2022 tief getroffen schlug Kadyrov in einer "Telegram"-Nachricht verbal um sich, rechnete mit dem russ. Militär ab u. kritisierte den russ. Befehlshaber Alexander Lapin scharf. 
Am 3. Okt. kündigte Kadyrov auf "Telegram" an , dass er 3 seiner minderjährigen Söhne in den Krieg gegen die Ukraine schicken will, nämlich die zwischen 14 u. 16 Jahre alten Akhmat, Selimkhan u. Adam seien bereit dazu u. würden trainiert. Sie würden bald an die schwierigsten Abschnitte der Front geschickt". Wie Kadyrov am 5. Okt. 2022, seinem 46. Geburtstag, auf "Telegram" mitteilte, sei er von Putin zum Generaloberst der Nationalgarde RF befördert worden. Nach dem massiven Raketenangriff Russlands gegen die Ukraine vom 10. Okt. 2022 als angebliche Vergeltung gegen ukrain. "Terroranschläge" der letzten Zeit, v.a. auf die Krym-Brücke vom 8. Okt., zeigte sich Kadyrov „100 Prozent zufrieden". In der Presse wurde spekuliert, dass der Tschetschene an dem Posten des russ. Verteidigungsminsters interessiert sein könnte. Des weiteren forderte er am 25. Okt. auf "Telegram" die  „Auslöschung" ukrain. Städte, nachdem Russland der Ukraine Angiffe auf russ. Gebiet vorgeworfen hatte: „Unsere Reaktion war bisher zu schwach. Wenn ein Geschoss in unsere Region fliegt, müssen ganze Städte ausgelöscht werden, damit sie niemals mehr denken, sie könnten in unsere Richtung schiessen." Gleichzeitig versprach er, halb halluzinierend wirkend, in "Telegram", einmal mehr, die Ukrainer zu vernichten" u. „die Schejtane zu verbrennen". Die „ganze Ukraine" sei russ. Territorium". Eine weitere Tirade lancierte er gegen den  Westen u. schrieb: Dort, im Westen, agiert der Satanismus nämlich ganz offen gegen Russland. Dort werden die Rechte von Atheisten geschützt und Gläubige beleidigt. Das ist Satanismus. Und Satanismus ist auch, wenn traditionellen Paaren die Kinder weggenommen und in gleichgeschlechtliche Familien verlegt werden." Wie die Ukraine an diesem Datum meldete, will die ukrain. Armee, bei Cherson eine grössere Gruppe tschetschen. Soldaten bei einem Artillerieschlag getroffen haben; rd. 30 seien getötet, 100 weitere unter Trümmern begraben worden. Am 28. Okt. gab Kadyrov auf seinem "Telegram"-Kanal Verluste eigener Truppen zu. Bei einem Artilleriebeschuss durch ukrain. Truppen seien bei Cherson 23 Kämpfer ums Leben gekommen u. 58 verletzt worden. Eine tschetschen. Einheit habe laut Ukraine über soziale Netzwerke ihren Standort verraten.

Rücktrittsabsichten? Im Sept. 2022 gab Ramzan Kadyrov auf "Telegram" bekannt, eine „unbestimmte u. lange" Pause einlegen zu wollen. Einige Tage später schrieb er auf dem selben Kanal, er sei seit 15 Jahren auf seinem Posten u. plane, den Rekord der längsten Amtszeit als Oberhaupt einer russ. Region aufzustellen – dieser liege bisher bei 27 Jahren. Ausserdem könne er erst gehen, wenn er das Volk u.  den Präsidenten Russlands gefragt habe. Es wurde darüber spekuliert, dass der Tschetschenführer, auch als "Bluthund Putins" bezeichnet, über Rücktrittsabsichten schrieb, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Es ist unklar, ob seine Aussagen aber auch im Zusammenhang mit dem gescheiterten Einsatz der Tschetschenen in der Ukraine stehen könnten. Ein Kommentator wollte die Ankündigung  Kadyrovs damit verbinden, dass sich die Situation im Nordkaukasus verschärft habe u. Russland riskiere, die Kontrolle über das Gebiet zu verlieren.


Weitere Ereignisse seit Ende 2022:

Anfang Dez. 2022 wurde gemeldet, der prominente tschetschen. Dissident Tumso Abdurakhmanov, der in Schweden lebt/e u. als scharfer Kritiker Ramzan Kadyrovs gilt, sei verschwunden. Nach anderen Angaben sei der Blogger erschossen worden. Dessen Bruder Mokhmad, der für tschetschen. Menschenrechtsorganisation "Vayfond" arbeitet/e, die ebenfalls in Schweden ansässig ist, u. 2017 in Deutschland Asyl beantragte, sei ebenfalls nicht mehr erreichbar". Nach dem Tod zweier  ehem. Weggefährter rankten sich dubiose Geschichten um den Tschetschenführer, dessen Gesundheitszustand selbst Fragen aufwarf; Kadyrov soll unter Nierenproblemen leiden. Im März 2023 befand sich Kadyrov bei Putin zur Berichterstattung. Am Treffen sagte Kadyrov wir führen alle Ihre Befehle aus" u. dankte ihm, was er alles für Tschetschenien tue". Kadyrow zeigte sich begeistert von der Gruppe "Wagner" s. Evgenij Prigozhins, dessen brutale Söldnertruppe Schule machte u. "patriot." Nachahmer wie Kadyrov auf den Plan rief. Der wilde Tschetschene, "Bluthund Putins" genannt, galt als scharfer Kritiker des russ. Verteidigungsministers s. Sergej Shojgu. Spätestens als Prigozhins Aufstand gegen die Obrigkeit in Moskau gescheitert war, musste Kadyrov seine seit Längerem gehegten scheinbaren Ambitionen auf gesamtstaatl. Ebene aufgeben u. sich den Befehlen Moskaus fügen, zumal es sich gezeigt hatte, dass Kadyrovs Einfluss aus diversen Gründen auf die Moskauer Politik begrenzt war, trotz seiner feurigen Propaganda des Krieges gegen die Ukraine u. gegen den Westen /NZZ/. Nach Gerüchten um ein mögliches Ableben Kadyrovs traf dieser im Sept. 2023 Putin in dessen Büro, um zu beweisen, dass der Tschetschene noch lebt. In der Öffentlichkeit wird das skandalös-kriminelle Verhalten Kadyrovs von Putin gewöhnlich in keiner Weise thematisiert, sondern der Tschetschenführer wird im Gegenteil vom russ. Staatschef wegen der "positiven Entwicklung" in Tschetschenien selbst auf zynische Weise immer wieder emphatisch gelobt. Im Nov. 2023 wurde darüber berichtet, wie Kadyrovs 15-jähriger Sohn Adam, ein möglicher Nachfolger, zum Chef des Sicherheitsdienstes seines Vaters befördert wurde /II/. Mit einem Video lieferte der tschetschen. Machthaber den Beweis dafür, dass sein minderjähriger Sohn Adam einen Häftling wegen angeblicher Verunglimpfung des Islams verprügelte in Russland führte das zu ungewöhnlich einhelliger Ablehnung. Gleichzeitig wurde darüber berichtet, dass der über alles geliebte Freund Putin dem Tschetschenführer die Gelder gekürzt habe. Eine ZDF-Analyse zeigte auf, wie der Kadyrov-Clan in Tschetschenien wütet. Im Dez. 2023 sagte Kadyrov das Kriegsende in der Ukraine für Sommer 2024 vorher.


2024:

Meldungen über eine unheilbare Erkrankung: Nach einem Medienbericht flammten im April 2024 in Russland Gerüchte um den Gesundheitszustand Kadyrovs wieder auf. Der 47-jährige Tschetschenenführer leide unter einer unheilbaren Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, schrieb die im Exil herausgegebene u. gewöhnlich gut informierte Zeitung Novaja gazeta Europa, die sich dabei auf Quellen sowohl aus Kadyrovs Umgebung als auch auf Ärzte im Krankenhaus der Präsidialverwaltung RF berief, wo das erkrankte Oberhaupt Tschetschenens im vergangenen Herbst unter Tarnung behandelt worden sein soll. Auf Kadyrovs "Telegram"-Kanal wurde in der Tat ein Video veröffentlicht, das ihn bei einer Sitzung der Republiksregierung in Groznyj zeigen soll: Dort sass er fast regungslos am Tisch u. sprach nur langsam u. mit Mühe. Aus Kadyrovs Machtapparat, der ähnliche Gerüchte vor einigen Monaten dementiert hatte, war zu dem jüngsten Medienbericht keine offizielle Stellungnahme zu vernehmen. s. auch BUDANOV, Jurij) 04.24
Sonderausgabe der "Russland-Analysen" (Nr. 454, Juli 2024) über Ramzan Kadyrov u. seinen Clan (pdf)

Im Aug. 2024 reiste Putin, von Baku kommend, erstmals seit 2011 im Sinne eines spontanen Abstechers, wie es hiess, nach Groznyj in Tschetschenien, wo er Kadyrov u. seine Leute traf u. wo er Waffen inspizierte /II III V/.) 08.24

KAGARLICKIJ, Boris Julevich II (russ. marxist. Theoretiker, Soziologe u. Politiker, der in der Sowjetunion u. im postsowjet. Russland ein linker polit. Dissident war u. von den Behörden entsprechend schikaniert wurde, bis heute. Sohn eines berühmten Literatur- u. Theaterkritikers. Er war Student an der GITIS, wo sein Vater Professor war. 1986 gründete er zusammen mit s. Gleb Pavlovskij den "Club der sozialen Initiativen", eine der ersten "informellen", d.h. nicht von der KPdSU kontrollierten Organisationen. 1987 nahm er an der Organisation der ersten informellen Konferenz "Öffentliche Initiativen der Perestrojka“ teil. Nach der Entfernung von s. Boris Elcyn vom Posten des 1. Sekretärs des Moskauer Stadtkomitees der KPdSU nahm er an der Kampagne "zur Verteidigung von Glasnost im Fall Elcyn" teil. 1988 wurde er einer der Führer der entstehenden Moskauer Volksfront. 1989 scheiterte ein Versuch der Volksfront, Kagarlickij als Volksabgeordneten der UdSSR zu nominieren. Ende 1989 gründete er das "Allruss. Komitee der Sozialist. Partei" u. entfernte sich von der Volksfront. Im März 1990 wurde er als Abgeordneter der Partei "Demokrat. Russland" in den Mossovet gewählt, wo er gegen Bürgermeister Gavriil Popov auftrat. Bald verliess er das "Demokrat. Russland“ wieder u. gründete eine eigene Abgeordnetengruppe namens "Moskauer Linke“, die später "Fraktion der Arbeit“ hiess. Im Juni 1990 beteiligte er sich an der Gründung der Sozialist. Partei Russlands u. wurde in deren Exekutivkomitee gewählt. 1993 widersetzte er sich Präsident Elcyns Dekret Nr. 1400 über die Auflösung des Obersten Sowjets. In den 1990ern war Kagarlickij als Kolumnist für die Zeitung des Moskauer Gewerkschaftsbundes "Solidarität", als Experte des Verbandes unabhängiger Gewerkschaften Russlands u. als Senior Researcher am "Institut für Vergleichende Politikwissenschaft u. Probleme der Arbeiterbewegung der RAW tätig, wo er seine Dissertation zum Thema "Gewerkschaftspolitik u. industrielle Konflikte in Russland - 1990er Jahre“ verteidigte. Im Herbst 1997 kandidierte er als Kandidat des "Blocks Nikolaj Gonchar" für die Moskauer Stadtduma, verlor aber die Wahl. Danach zog sich Kagarlickij aus der aktiven Politik zurück u. engagierte sich hauptsächlich in der wissenschaftl. Forschung, im polit. Journalismus u. in der Lehre. Anfang 2000 beteiligte er sich dennoch an der Organisation der "Union-2000", die eine Teilnahme an den Wahlen zum Parlament der Union von Russland u. Weissrussland vorsah, die letztlich aber nicht stattfanden. Bei der Präsidentschaftswahl RF /Putin/ rief er dazu auf, den 1. Wahlgang zu boykottieren u. im 2. „gegen alle“ zu stimmen. Im Nov. 2001 nahm er an der internationalen Solidaritätskampagne gegen das Vorgehen der WTO u. anderer Finanzinstitutionen sowie an der Gründungskonferenz der Antiglobalisierungsbewegung "Frieden ist keine Ware“ teil. Im April 2002 wurde Kagarlickij Direktor des "Instituts für Globalisierungsprobleme", nach dessen Ausgliederung 2006 leitete er das "Institut für Globalisierung u. soziale Bewegungen". In dieser Zeit war er journalistisch in einer Reihe von Publikationen wie The Moscow Times, Novaja gazeta, Vek, Vzgljad.ru, Computerra sowie als Vorsitzender der Redaktion der Zeitschrift Linke Politik tätig u. hielt Vorlesungen an Universitäten in Russland u. den USA. 2005 beteiligte sich Kagarlicki an der Gründung der "Linken Front". Später wandte er sich von dieser enttäuscht wieder ab. 2006 beschuldigte er den Vorsitzenden der KPRF, s. Gennadij Zjuganov, bei den Parlamentswahlen Plätze auf Parteilisten getauscht zu haben. Zjuganov reichte eine Klage gegen Kagarlickij ein, woraufhin der Politikwissenschaftler seinerseits Widerklage gegen Zjuganov erhob. Auf Antrag Kagarlickijs verhängte das Gericht gegen Zjuganov eine Geldstrafe von 500 Rubel. Der "Fall Zjuganov vs. Kagarlickij" dauerte über 1,5 Jahre u. endete mit einer Vergleichsvereinbarung, die die Presse der KPRF als eigenen Sieg interpretierte. 2018 setzte das Justizministerium RF Kagarlickijs Institut IGSO  in das berühmt-berüchtigte Putin-Register „ausländischer Agenten“. 2019 nahm Kagarlickij als Kandidat der Partei "Gerechtes Russland" an den Wahlen zur Moskauer Stadtduma teil u. erhielt 9% der Stimmen. Am 15. Juli 2020 nahmen Boris Kagarlickij u. seine Tochter Ksenija an einer Kundgebung gegen Verfassungsänderungen teil, die auf dem Puschkin-Platz stattfand. Ausserdem plädierten die Demonstranten für die Unterstützung des verhafteten Khabarovsker Gouverneurs s. Sergej Furgal. Als die ca. 1500 Demonstranten die Petrovka-Strasse erreichten, sperrte die Polizei den Weg ab u. begann, zufällige Teilnehmer festzunehmen, darunter auch Kagarlickij, der in einem Avtozak zu einer Polizeistation gebracht wurde. Der Moment seiner Festnahme u. der entsprechende Kommentar von Ksenija Kagarlickaja wurden in den Bericht des TV-Senders "Dozhd" aufgenommen. Dank der Verbreitung von Informationen über die Ereignisse auf den Kanälen privater Medien u. Netzwerke u. durch die Organisation "OVD-Info" wurde Kagarlickij bald freigelassen. Schliesslich landete Kagarlickij politisch bei den Kommunisten. Bei den Wahlen zur 8. Staatsduma RF schloss er sich dem Team von s. Sergej Levchenko an, der die Liste der KPRF in der Regionalgruppe 11, d.h. in der Republik Jakutien u. den Gebieten Irkutsk u. Magadan, anführte. 2020 wurde Kagarlickij in einem Material der "World Socialist Web Site" WSWS wegen Unterstützung des Trotzkisten Michel Pablo, Verbindungen zu Stalinisten u. Anhängern Pablos, wegen Unterstützung für s. Gorbachjov u. Elcyn in der Vergangenheit u. für die Veröffentlichung eines Artikels von Aleksandr Stepanov auf der "Rabkor"-Website kritisiert, der die strafrechtl. Verfolgung des Historikers s. Jurij Dmitriev in Karelien rechtfertigte. Ende Sept. 2021 wurde Kagarlickij wegen eines Posts in einem sozialen Netzwerk verhaftet, in dem zur Teilnahme an von der KPRF organisierten Protesten gegen die Fälschung der Ergebnisse der Wahlen zur Staatsduma aufgerufen wurde; er wurde für 10 Tage unter dem Vorwurf der Organisation einer unbewilligten Kundgebung festgehalten. Im Feb.-März 2022 waren auf der "Rabkor"-Website, dessen Chefredakteur Kagarlickij ist, Texte verfügbar, die den Überfall Russlands in die Ukraine verurteilten. Die Site veröffentlichte auch das von Kagarlickij unterzeichnete "Manifest der Sozialisten gegen den Krieg“. Im Mai 2022 wurde Kagarlickij persönlich vom Justizministerium RF auf Putins Liste der "ausländischen Agenten“ gesetzt. Im Juli 2023 wurde Kagarlickij wegen Vorwurfs des Aufrufs zu Terrorismus festgenommen.
Publikationen: 2009 erschien Kagarlickijs Buch "Periferijnaja Rossija. Cikly russkoj istorii." 2012 erschien im Nautilus Verlag Kagarlickijs Flugschrift "Back in the USSR" in dt. Übersetzung, der Ursprungstext wurde auf Englisch 3 Jahre früher verfasst bzw. publiziert. Sein im Okt. 2011 verfasstes u. dem Band hinzugefügtes Nachwort versteht sich als Zwischenbilanz der Putinzeit bis Herbst 2011 u. als Abrechnung mit der belanglosen Präsidentschaft s. Dmitrij Medvedevs, an deren Anfang die Auswirkungen der Finanzkrise von 2007-8 standen. Während der Amtszeit Medvedevs als Präsident RF bzw. der Periode des "Tandems" Medvedev/Putin /2008-12/ hätten sich die Probleme der aktuellen Entwicklung Russlands verschärt. Notwendige Reformen in Wirtschaft u. Gesellschaft seien ausgeblieben, während die Politik der Herrschenden sich auf den Versuch beschränkt hätten, die in den früheren Jahren des Wirtschaftswachstums angehäuften Ressourcen für die Stabilisierung der Herrschaft zu verwenden. Dabei sei es der Regierung v.a. darum gegangen, trotz der allgemeinen Unzufriedenheit im Land grössere Protestbewegungen zu vermeiden. Dabei habe die Macht ihre Unfähigkeit gezeigt, auf irgendwelche andere Fragen eine Antwort zu geben, insbes. auf die dringenden Bedürfnisse der Gesellschaft einzugehen. Im Bildungsbereich habe man massenhaft Schulen u. Universitäten geschlossen, was eine zwangsläufige Qualitätssenkung der Bildung zur Folge gehabt habe, zumal sie von einer Verringerung der Anzahl der Lehrer u. einer Einführung verdummender Lehrprogramme begleitet gewesen sei. Gleichzeitig habe es in verschiedenen Bereichen wie im Bausektor u. in der Armee Beispiele grotesker Korruption u. Inkompetenz gegeben. Was die Schriftsteller Gogol u. Saltykov-Shchedrin im 19. Jh. in ihren Satiren beschrieben hatten, sei heute wieder zur banalen Realität geworden. Auf all diese Missstände habe die Staatsmacht in keiner Weise reagiert, denn sie sei unwillig, die reale Lage im Land wahrznehmen, trotz der wachsenden polit. Krise. Da die herrschenden Kreise nicht wüssten, was zu tun sei, hätten sie es vorgezogen, nichts zu tun. Die Macht sei weder fähig noch gewillt gewesen, Entscheidungen zu treffen. Die russ. Geschäftsleute hätten keine Möglichkeiten gehabt, auf die Situation in Russland Einfluss zu nehmen, während die Kremlbürokraten viel Geld für diverse zweifelhafte Prunkprojekte wie die Skolkovo-"Utopie" verteilt u. auf ein Wunder des Marktes gehofft hätten, der ganz allein alle Probleme lösen würde. In der Periode 2008-11 seien die Reproduktionsmechanismen der bestehenden Strukturen in der Wirtschaft, Gesellschaft u. Politik langsam aber stetig zusammengebrochen. Die Regierung habe keine andere Lösung gesehen, als Geld in die vorhandenen Problemzonen zu pumpen, was die Korruption nur noch mehr befördert habe, wobei noch mehr Probleme entstanden seien. Obwohl von den unteren Gesellschaftsschichten die dringende Notwendigkeit der Verstaatlichung der Rohstoffmonopole, der Schaffung einer neuen Infrastruktur für den Energietransport u. der Wiederherstellung des Sozialstaats klar erkannt worden sei, sei dies von den herrschenden Kreisen ignoriert worden. Auch die marktgläubige, sprich neoliberale Opposition habe sich übrigens nicht wesentlich von der Staatsmacht unterschieden. Aber eben: Änderungen in der Wirtschaft u. Politik zuzulassen, würde für die herrschende Finanz- u. Rohstoffoligarchie heissen, sich selbst abzuschaffen. Die Entscheidung, dass Putin 2012 wieder für das Präsidentenamt kandidieren sollte, habe weitum nur Fassungslosigkeit hervorgerufen, u. wer auf Medvedev setzte, sei bitter enttäuscht worden. Aber auch diejenigen, die ihre Hoffnungen auf die Rückkehr Putins gesetzt hatten, hätten sich nicht weniger verstört u. verlegen gezeigt. Er sei ja nicht deswegen auf den Präsidentenposten zurückgekehrt, weil er etwas verändern oder verbessern wollte, sondern nur damit alles unverändert bleibe. Die Macht sei nicht imstande gewesen, einen neuen Kurs einzuschlagen. Und der Kreml habe von der Unfähigkeit der Opposition, die sich in Spaltungen erschöpfte, aus der allgemeinen Lage Nutzen zu ziehen,
profitiert. Auch die Linken hätten es nicht geschafft, zu der notwendigen kritischen Masse zu werden, um wirklich eine polit. Macht darzustellen, u. auch die 2006-7 entstandenen freien Gewerkschaften hätten keine guten Zeiten erlebt. So sei Russland Ende 2011 in eine paradoxe Sackgasse geraten. Die herrschenden Kreise hätten mit ihren Handlungen die Balance der friedlichen Koexistenz zwischen Bevölkerung u. der bestehenden Macht u. Ordnung zerstört u. die Bürger wieder zu "grimmigen Radikalen" gemacht. Insgesamt betrachtet habe diese Pattsituation dem Kreml aber gepasst, da sie die Illusion von Stabilität verbreitet habe. Aber eine solche Situation könne jederzeit zu einer Explosion, zu Aufständen u. zu einer Katastrophe führen. Deshalb würden soziale Explosionen u. Revolutionen in anderen Ländern vom Kreml genau beobachtet, um diese zuhause zu vermeiden. Das Problem der russ. Gesellschaft sei im Vergleich mit anderen Ländern, dass sie sich weitgehend als handlungsunfähig erwiesen habe, was zum Teil mit der gesellschaftlichen u. demographischen Situation Russlands zusammenhänge. Die rein persönlich u. konsumorientierte russ. Jugend von heute zeige keine gesellschaftl. Initiativen, die z.B. mit denjenigen der 1960-70er Jahre bei den Studenten Europas vergleichbar wären, während die Rentner kritischer eingestellt seien u. die Rolle der Aktivisten eingenommen hätten. Im Unterschied zu den damaligen europäischen Studenten, die generell nicht in die bürgerliche Arbeitsstruktur eingebunden gewesen seien, sei die russ. Studentenschicht heute zur Arbeit gezwungen. Die russ. Jugendlichen von heute seien auch eher bereit, die vom Staat als "natürlich" verkündeten Grundwerte zu akzeptieren, obschon sie praktisch kaum in Übereinstimmung mit ihnen lebten. Obwohl die Bürokraten die Rechte der Jugendlichen verletzt hätten, hätten sich diese jedoch kaum dagegen gewehrt. Die Macht orientiere sich sowieso stärker an den älteren Generationen als an den Jugendlichen, da die Regierung den Zorn der Alten fürchte. Diese Angst habe dafür gesorgt, dass ein gewisses Mass an Sozialstaat erhalten geblieben sei, obwohl man ihn abzubauen gedachte.  Der Kommunist Kagarlickij schloss seine brillante u. ideologisch gemässigte Analyse in dem scheinbaren Gefühl ab, in einer Epoche der Erwartung einer bald ausbrechenden neuen Revolution zu leben, die durch einen enthemmten Neoliberalismus, den Elitenegoismus u. durch eine neue Massenproletarisierung begünstigt werden könnte. 2014-15 kamen im Laika Verlag 2 Bde. unter dem Titel "25 Jahre Perestroika" /II/ von Kai Ehlers mit umfassenden Gesprächen mit Boris Kagarlickij seit den 1980er Jahren heraus.

KAZAKOV, Aleksej Valerievich (russ. Moderator beim TV-Sender "Rossija-24". Während der völkerrechtswidrigen Annexion der Krym u. des von Putin 2014 entfesselten Kriegs in der Ostukraine trat Kazakov regelmässig als Sonderkorrespondent aus dem von illegalen bewaffneten Separatistengruppen besetzten Doneck bei den TV-Kanälen der Gesellschaft VGTRK in Erscheinung, so für den TV-Sender "Rossija-24", u. sprach in gewohnter Manier der russ. Staatspropaganda über die „Gräueltaten der /Kiever/ Junta“. Bekannt wurde er 2016, als er als Teil des Filmteams des TV-Senders "Rossija-24" versuchte, in die Veranstaltungen des "Forums Freies Russland“ in Litauen einzudringen, an denen Vertreter der russ. Opposition teilnahmen, u. mehrere Zwischenfälle mit Forumsteilnehmern provozierte. Daraufhin wurden die russ. Provokateure vom litauischen Ministerium für Staatssicherheit wegen Bedrohung der nationalen Sicherheit auf die Liste der unerwünschten Personen gesetzt u. des Landes verwiesen, wobei die staatl. Medien in Russland diesen Vorfall aufbauschten. Nachdem Kazakov sich noch einige Monate an der ukrain. Thematik abgearbeitet hatte, wurde er bei "Rossija-24" zunächst als Moderator des WWW-Projekts eingesetzt u. Anfang 2017 zum Nachrichtensprecher bei der "Vesti"-Ausgabe von 22 Uhr an Wochentagen befördert. In seiner neuen Rolle begann er, gegen den Journalisten s. Arkadij Babchenko zu "schiessen", der vor Strafverfolgung in der Ukraine fliehen musste. Ende 2017 begannm Kazakov gegen Sender wie "Ekho Moskvy" u. Zeitungen wie Novaja gazeta zu agitieren. Dabei gab er eine „aufschlussreiche“ Geschichte" zum Besten, was er zu bieten hatte, in der behauptet wurde, der Radiosender habe „Informationswaffen gegen Russland“ an Associated Press, Wall Street Journal, Sky News u.a. Medien verkauft, obwohl er Teil der "Gazprom-Media-Holding" sei. In derselben Geschichte behauptete Kazakov, dass Pavel Kanygin, ein Sonderkorrespondent der Novaja gazeta, Drogen konsumiere. Daraufhin klagte Novaja gazeta beim öffentl. Gremium für Pressebeschwerden gegen "Rossija-24". In der Stellungnahme des Gemiums, das zugunsten der Novaja gazeta ausfiel, wurde klargestellt, dass in der Handlung des TV-Senders „ein provokativer Versuch unternommen wurde, ein psychologisch verlässliches Modell zur Untergrabung des Vertrauens in die Presse zu entwickeln, die sich als unabhängig bezeichnet“, wobei Informationen über Kanygins Zugehörigkeit zur „Kokain-Öffentlichkeit“ in der Entscheidung des Gremiums als „wissentlich unzuverlässig, unehrlich, ohne nachgewiesene oder überprüfte Gründe“ bezeichnet wurde. Im Okt. 2018 kommentierten u. verspotteten die Moderatoren der Sendung "Vesti" von 22 Uhr mit Kazakov die Entscheidung s. Oleg Sencovs, einer Beendigung des Hungerstreiks auf jede erdenkliche Weise zuzustimmen. 2019 wurde Kazakov dafür bekannt, weil er in Videospielen nach Russophobie suchte. In seinem wohl von der VGTRK unterstützten Blog auf YouTube füttert Kazakov als gewöhnlicher Korrespondent seine Zuschauer mit abgedroschenen Geschichten über „Oppositionsextremisten“, „faschist. Ukraine“, „Geyropa“ u. diversen fragwürdigen Boulevardgeschichten. Das "Forum Freies Russland“, das die sog. "Putin-Liste" führt, wirft Kazakov Propagandaaktivitäten u. Provokationen gegen Oppositionelle vor u. die militär. Aggression Russlands gegen die Ukraine öffentlich unterstützt zu haben. Nach Auffassung des "Forums" gehört Kazakov zu einer neuen "Post-Krym“-Generation von russ. Medienpropagandisten, die Ignoranz mit dem Fehlen jeglicher Berufsethik verbinden. Im Grunde handle es sich bei diesen Leuten um ehem. Normaljournalisten, die im Zusammenhang mit dem hybriden Krieg des Kremls mit seinem eigenen Volk nachgefragt worden seien u. sich nicht scheuten, im Dienste des Kremls rasende Propaganda zu betreiben. Die ukraiun. Website "Mirotvorec" /II/ wirft Kazakov martialisch Eingriff in die Souveränität u. territoriale Integrität der Ukraine, antiukrain. Propaganda, Anstiftung zu ethnischem Hass, ein Komplize bei den Verbrechen der russ. Behörden gegen die Ukraine u. ihre Bürger zu sein, die Staatsgrenze der Ukraine vorsätzlich verletzt zu haben der, um in den von russ. Banden eroberten Donbass einzudringen. Beschuldigt wird er in diesem Zusammenhang der Zusammenarbeit mit proruss. Terrororganisationen.)

KAZANCEV, Sergej Mikhajlovich II (russ. Jurist, Verfassungsrichter. Absolvent der Jurist. Fakultät der Staatsuniversität Leningrad, wo er ab 1981 auch arbeitete. 1993-5 arbeitete er im Rathaus von SPB, war Vorsitzender des Wohnungsausschusses. 2000-2 Schiedsrichter in SPB. Ende März 2002 wurde Kazancev zum Richter des Verfassungsgerichts RF ernannt. Kazancev gehört zum "St. Petersburger Flügel" der Richter des Verfassungsgerichts, die als die kremltreuesten gelten. Er studierte zur gleichen Zeit wie V. Putin an der Jurist. Fakultät u. arbeitete in den genannten Jahren mit Putin im Rathaus von SPB zusammen. Kazancev erlaubte sich jedoch, bei verschiedenen Sachverhalten eine abweichende Meinung zu vertreten, etwa bei der Möglichkeit, das Eigentum des Angeklagten nach Abschluss des Strafverfahrens zu der beschlagnahmen, beim Kundgebungsgesetz von 2012, das die Bussgelder für Verstösse bei Kundgebungen deutlich erhöhte, beim Tragen von Masken bei Kundgebungen u. bei Strafen für die Organisation unbewilligter Massenaktionen.
Kritik:
Von Kritikern des Putin-Regimes wie dem "Forum Freies Russland",
das die sog. "Putin-Liste" führt, wird Verfassungsrichter Kazancev "Teilnahme an einem Verfassungsstreich" des Putin-Regimes vorgeworfen, wofür dieser Verfassungsrichter die volle Verantwortung für die legalist. Ausgestaltung der personalist. Diktatur in Russland trage. 2020 fungierte das Verfassungsgericht RF als Institution, die das umstrittene Verfahren u. somit den Coup mittels  selbst legalisierte. Damals schlug s. Valentina Tereshkova als Vertreterin der kremlnahen Partei "Einiges Russland" in der Staatsduma RF vor, im Rahmen einer Verfassungsänderung die Beschränkung der Amtszeit des Präsidenten RF aufzuheben, d.h. die Anzahl der Amtszeiten, die er, d.h. V. Putin, als Präsident bereits absolviert hatte, "auf Null zurückzusetzen“, um die erneute Wiederwahl Putins, der nach 2 Amtsperioden laut Verfassung RF nicht mehr kandidieren durfte, zum Präsidenten RF zu ermöglichen. Auf einer Sitzung der Staatsduma RF unterstützte Putin persönlich Tereshkovas Vorschlag, verwies jedoch auf die Notwendigkeit, eine Stellungnahme des Verfassungsgerichts RF über die Vereinbarkeit der Änderungen mit der geltenden Verfassung RF einzuholen. Bereits nach zwei Tagen anerkannte das Verfassungsgericht RF, von Kritikern als eine reine Marionette des Kremls zur Ausführung des polit. Willens Putins diskreditiert, quasi in vollem Umfang die Rechtmässigkeit der "Annullierung" der Amtszeiten Putins, obwohl es 1998 bei ähnlicher Frage die Nominierung von Präsident s. Boris Elcyn zum 3. Mal in Folge noch untersagt hatte. Bemerkenswert in Putins Fall ist, dass die Richter die neue Entscheidung damit begründeten, dass die gültige VerfassungRF eine früher fehlende "Sonderklausel" enthalte, die gewisse "spezielle histor. Faktoren" berücksichtige, darunter den "Grad der Gefährdung des Staates u. der Gesellschaft sowie den Zustand des polit. u. wirtschaftl. Systems". Nach Ansicht vieler Beobachter, Experten u. Analysten war das Hauptziel des gesamten Vorhabens dieser überstürzt durchgezogenen Verfassungsreform, die auf Initiative der Anhänger Putins u. unter Druck des Kremls vom Parlament verabscheidet u. per gesteuertem Volksreferendum mit 78% der Stimmen bestätigt u. einige Tage später von Putin selbst unterzeichnet wurde, dass Putin mit Hilfe seiner Hauspartei "Einiges Russland" auch nach 2024 an der Macht bleiben kann. Diese einzigartigen Vorgänge u. Massnahmen, die die verfassungsrechtl. u. rechtl. Formalisierung der Putin-Diktatur vollendeten, werden vom "Forum Freies Russland" als illegitimer u. antidemokrat. Verfassungscoup angesehen. Im Übrigen erhielten die russ. Behörden mit den entsprechenden Verfassungsänderungen von 2020 die Möglichkeit, Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte zu ignorieren. Ferner wurden das Konzept der "inneren Bedrohungen“ eingeführt, die der Sicherheitsrat RF zu bekämpfen hat, u. die Vollmachten des Präsidenten RF erweitert. Damit hatten die Richter die verfassungsmässige u. rechtliche Formalisierung der Putin-Diktatur abgeschlossen. Bojcov, dessen Name in der Datenbank der ukrain. Organisation "Myrotvorec" eingetragen ist u. per Dekret des ukrain. Präsidenten im Mai 2018 auf die Sanktionsliste der Ukraine gesetzt wurde, verdiente 2019 5`826,705 Mln. Rubel u. schied Ende Sept. 2020 nach Erreichen der Altersgrenze als Richter aus dem Verfassungsgericht RF aus. s. auch BOJCOV, Aleksandr Ilich u. BONDAR, Nikolaj Semjonovich.)

KAZANCEV, Viktor Germanovich II (gew. sowjet. u. russ. Militärführer, Armeegeneral. Held RF.
Absolvent der Suvorov-Militärschule in Sverdlovsk, der nach S.M. Kirov benannten Leningrader Höheren Allgemeinen Militärkommandoschule, der nach M.V. Frunze benannten Militärakademie u. der nach K.E. Voroshilov benannten Militärakademie des Generalstabs der Streitkräfte RF. In der Sowjetzeit diente er als Kommandant eines motorisierten Schützenbataillons im transkaukas. Militärbezirk u. als stv. Kommandant eines motorisierten Schützenregiments im zentralasiat. Militärbezirk. Ab 1982 war er Kommandeur der 30. Garde-Motorschützendivision in der Zentralen Gruppe der Streitkräfte in der Tschechoslowakei u. 1987-91 1. stv. Befehlshaber der Armee im Zentralasiat. Militärbezirk, dann stv. Befehlshaber des Militärbezirks Turkestan. Im postsowjet. Russland diente Kazancev u.a. als 1. stv. Kommandeur des Transbajkalischen Militärbezirks sowie als 1. stv. Kommandeur, dann - bis 2000 - Kommandeur des Nordkaukas. Militärbezirks im Rang eines Generalobersten. Während des 2. Tschetschenienkriegs wurde Kazancev im Aug. 1999 unter Beibehaltung des Postens des Kommandeurs des Nordkaukas. Militärbezirks auf den Posten des Kommandanten der Gemeinsamen Gruppierung der Bundesstreitkräfte des Verteidigungsministeriums RF u. des Innenministeriums RF im Nordkaukasus in die Bezirke Botlikh u. Tsumadinskij der Republik Dagestan versetzt /bis April 2000/. Wegen eines unglücklichen Zwischenfalls bei einer Operation in Dagestan vom Sept. 1999 - es handelt sich um die Eroberung der Höhe 715.3 bei Novolakskoe -, bei der Kommandeur Kazancev sich beeilte, seine Einheiten nach dem Durchbruch der Kämpfer aus Tschetschenien vorwärts zu treiben, ohne auf die Unterstützung der Luftwaffe zu warten, die zu spät erfolgte, wobei eine Spezialeinheit mehreren Luftangriffen russ. Flugzeuge ausgesetzt u. beim Beschuss durch Militante fast vollständig vernichtet wurde, wurde von der Militärstaatsanwaltschaft des Nordkaukas. Militärbezirks gegen Generaloberst Kazancev u.a. hohe Offiziere ein Strafverfahren wegen des Untergangs der "Armavir"-Spezialeinheit OSN-15 eröffnet, das im Okt. 2000 jedoch eingestellt wurde. Im Feb. 2000 wurde ihm der Rang eines Armeegenerals verliehen. Im April 2000 wurde er als Kommandeur des Nordkaukas. Militärbezirks entlassen u. im Mai in die Reserve versetzt. Bis 2004 war er Bevollmächtigter Vertreter des Präsidenten RF im südl. Föderationskreis. Seit 2015 war er Chefinspektor der Inspektorengruppe des Gemeinsamen Strategischen Kommandos des Südl. Militärbezirks.
In seinen Memoiren "Mein Krieg. Das tschetschen. Tagebuch eines Graben- /bzw. Schanzen-/generals bewertete Generaloberst s. Gennadij Troshev Viktor Kazancev als einen Volkshelden Russlands, dessen temperamentvollen, manchmal sehr unhöflichen, aber schlagfertigen" Charakter er hervorhob. Nach Beginn der damaligen Invasion der Militanten in Dagestan sei er äusserst entschlossen gewesen, eine sehr harte Kampfweise an den Tag zu legen, um den Feind wie einen Bären zu brechen." In Dagestan werde Kazancev deshalb sehr geschätzt u. als Befreier dieser Bergregion von der feindlichen Invasion gefeiert. Gedichte u. Lieder seien ihm gewidmet worden u. gewöhnliche Dorfbewohner hätten ihm Geschenke gemacht. Er sei sogar Kazancev-Dagestanskij genannt worden, in Analogie zu Suvorov-Rymnikskij. Zum erwähnten tragischen Vorfall in Dagestan schrieb Troshev, dieser Fall sei ein Einzelfall gewesen, u. es sei schwierig, Kazancev für andere Fehlkalkulationen verantwortlich zu machen. Bei militär. Operationen gebe es wie in jedem Krieg, „Unebenheiten"; der Wunsch, schnell mit dem Feind fertig zu werden, sei sehr gross gewesen. Nach zugänglichen Informationen bestand die "Armavir"-Spezialeinheit OSN-15 aus 94 Angehörigen. Die Gesamtverluste des Kampfes bei dem Gefecht auf der Höhe 715,3 beliefen sich nach den Unterlagen des Strafverfahrens der Militärstaatsanwaltschaft des Nordkaukas. Militärbezirks  auf 80 Tote, wobei die Verluste des 15. OSN VV MVD "Vjatich" sich auf 36 Tote u. 78 Verwundete beliefen, wobei durch den Beschuss der russ. Luftwaffe 9-11 Tote u. 23 Verwundete verzeichnet wurden. Die genauen Verluste der Militanten seien unbekannt. Einigen Schätzungen zufolge seien es 50-70 Personen gewesen. Laut der Journalistin s. Anna Politkovskaja wurde der Luftangriff auf das 15. OSN von Kazancev persönlich organisiert, um Spuren seines eigenen Fehlers bei der Planung der Operation zu vertuschen.
Vom "Forum Freies Russland" werden - dem inzwischen verstorbenen - Kazancev kriminelle Fahrlässigkeit als Miitärführer, Razzien, Beteiligung an unfreundlichen Geschäftsübernahmen u. Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Ukraine mittels Waffenhandels vorgeworfen. Der General gehöre, hält das "Forum" in seiner "Putin-Liste" fest, zu dieser unrühmlichen Plejade sowjet. u. russ. Militärführer, die ihre eigenen Soldaten nicht verschont u. sie als Kanonenfutter benutzt hätten. Insbes. wird der erwähnte Zwischenfall mit der "Armavir"-Spezialeinheit vom Sept. 1999 in Dagestan genannt. Dabei seien 33 Menschen getötet u. 76 schwer verletzt worden. Im Zusammenhang mit dem von der Militärstaatsanwaltschaft des Nordkaukas. Militärbezirks eröffneten Strafverfahren gegen Generaloberst Kazancev u.a. hohe Offiziere, deren Verfahren bald eingestellt wurden, hält das "Forum" fest, dass auch die strafrechtl. Verfolgung weiterer Beteiligter an dem Vorfall aufgrund einer Amnestie anlässlich des nächsten Jahrestags des Sieges im 2. WK eingestellt worden seien. Infolgedessen habe keiner derjenigen, die damals die Entscheidung über den Angriff u. den Beschuss seitens der Luftwaffe getroffen hatten, für den Tod der Specnaz verantwortlich gemacht werden können. Darüber hinaus hätten die verletzten Soldaten u. Offiziere vor Gericht nie eine Entschädigung erhalten.
Als Bevollmächtigter Vertreter des Präsidenten RF im südl. Föderationskreis habe sich Kazancev auch dadurch ausgezeichnet, dass er im zivilen Bereich strateg. "Höhen" eroberte. Unter seiner Führung habe es eine Art "Eroberungsgruppe“ gegeben, die an /versuchten/ unfreundlichen Übernahmen von Unternehmen von ihren rechtmässigen Eigentümern beteiligt gewesen sei. Bemerkenswert sei dabei, dass diese Arbeit vom Bundesinspektor Korovajko überwacht worden sei, der im Büro Kazancevs für die Entwicklung kleiner u. mittlerer Unternehmen zuständig war. Bei "Razzien“ seien Unternehmer, etwa der Besitzer eines Weinguts u. sein Begleiter, schwer geschlagen worden, während die Frau des Bevollmächtigten, Tamara Kazanceva, ihnen ihre Schirmherrschaft u. Unterstützung bei der "Geschäftsentwicklung" im Austausch für einen Teil der Aktien des Unternehmens versprochen habe. Anstatt zu helfen, sei eine Gruppe von Korovajkos Mitarbeitern zum Weingut gekommen u. hätten den Direktor mit vorgehaltener Waffe gezwungen, einen Schuldschein für einen grossen Betrag zu unterschreiben. Der Gang vor Gericht habe den Geschäftsleuten nicht geholfen. In ähnlicher Weise habe die Familie Kazancev versucht, die grösste Verpackungsfabrik in Südrussland zu übernehmen.
Als Chefinspektor der Inspektorengruppe des Gemeinsamen Strategischen Kommandos des Südl. Militärbezirks seit 2015 musste Kazancev nach Einschätzung des "Forums" Kenntnis von den Machenschaften von Teilen der russ. Armeeeinheiten im Grenzland der Gebiete Doneck u. Lugansk/Luhansk der Ukraine, inkl. Waffenhandel, gehabt haben. Das "Forum" kam im Fall Kazancev zu folgender abschliessenden Bewertung: Als er vom Militär- in den Zivildienst wechselte, habe sich Kazancev die Ordnung u. Manieren eines kleinen tyrannischen Generals angeeignet u. sich ihrer ungestraft bedient, da er Teil von Putins System der "Machtvertikalen" gewesen sei.)

KAZBEK (eigtl. DUBOVICKAJA), Katja II III IV (fragwürdige freie russ., in den USA lebende Journalistin, selbsternannte Feministin. Ihre Geschichte wurde beachtet, als die Presse, u.a. die Novaja gazeta am 25. Feb. 2021 mit 2 Beiträgen im Zusammenhang mit der überraschenden Widerrufung der Anerkennung s. Aleksej Navalnyjs als "gewaltlosen polit. Gefangenen" durch Amnesty International AI über sie berichtete. Als Grund der Aberkennung dieses Status wurde von AI diskriminierende Hassrhetorik angegeben, an der Navalnyj vor Jahren - 2007 u. 2008 - bei seinen polit. Auftritten beteiligt gewesen sein soll. Am 17. Jan. 2021 wurde Navalnyj von AI als "gewaltloser polit. Gefangener" anerkannt, nachdem er auf dem Moskauer Flughafen nach seiner Rückkehr aus Deutschland von der russ. Polizei festgenommen u. abgeführt worden war u. danach im Gefängnis verschwand. Im Feb., also 1,5 Monate später, hatte AI intern die Entscheidung getroffen, Navalnyj nicht mehr als gewaltlosen polit. Gefangenen zu bezeichnen. Wie in einem Beitrag von s. Julija Latynina, der in der Novaja gazeta veröffentlicht wurde, zu lesen war, soll AI von den früheren Auftritten u. Aussagen Navalnyjs aus einer koordinierten Kampagne erfahren haben, deren Hauptfigur eine gewisse Katja Kazbek gewesen sein soll, die kontinuierlich daran gearbeitet habe, den „nationalist. u. rassist.“ Charakter Navalnyjs zu entlarven. Kazbek bezeichnet auf Twitter am 19. Jan. Navalnyj in der Tat als „Nationalisten u. Rassisten“ u. setzte Links zu entsprechenden - 15 Jahre alten - Videos, Tweets u. Interviews, um die ehem. Aussagen des FBK-Chefs zu dokumentieren. Kazbek unterstellte Navalnyj, dass er, würde er in den USA oder Frankreich leben, würde er gegen Einwanderer aus Mexiko u. Guatemala bzw. gegen Algerier u. Kongolesen wettern. In der Tat stand Navalnyj lange Zeit als Rechtsextremer in der Kritik, u.a. weil er sich vor Jahren am "Marsch russ. Nationalisten" beteiligte u. sich offenbar auch abfällig über Migranten äusserte. Für einige der Aussagen, die er damals traf, entschuldigte er sich später. Laut Natalja Zvjagina, Direktorin der russ. AI-Vertretung, seien diese Videos erst jetzt beachtet worden, nachdem man Aufrufe von Personen erhalten habe, die eine Überprüfung des AI-Status von Navalnyj forderten. Wie die Novaja gazeta am selben 25. Feb. 2021 in einem anderen längeren Beitrag von Darja Kozlova ausführte, habe der Entzug des AI-Status Navalnyjs eine breite Resonanz ausgelöst; er sei sowohl von Navalnyjs Anhängern als auch von anderen Persönlichkeiten des öffentl. Lebens verurteilt worden. Die Pressesprecherin Navalnyjs, Kira Jarmysh, stellte auf Twitter fest, dass dem Politiker auf Wunsch gewisser Propagandisten sein Status entzogen worden sei. "Mediazona" u. "The Insider" hätten über eine mögliche Kampagne zur Diskreditierung Navalnyjs gewarnt. Ein russ. AI-Sprecher, Artemev, sagte gegenüber "The Insider", dass die Organisation viele gleichartige Anfragen erhalten habe, um Navalnyjs Worte zu überprüfen. Diese seien fast gleichzeitig eingetroffen u. hätten inhaltlich stark übereingestimmt, was auf eine koordinierte u. böswillige Aktion hinweise. So hätten einige von ihnen auf dasselbe Video von 2007 hingewiesen. V.a. Personen mit Bezug zu Russia Today RT wurden verdächtigt, hinter der Kampagne zu stehen. Wie Kozlova auch erwähnte, scheint s. Margarita Simonjan, die kremlfreundliche Chefredakteurin von RT, die Entscheidung von AI gefeiert zu haben, Navalnyj nicht mehr als gewaltlosen polit. Gefangenen anzuerkennen. Auf Twitter führte sie den Erfolg auf „unsere Kolumnistin" - gemeint war Katja Kazbek - zurück, die AI „mit konkreten Beispielen daran erinnerte, dass er ein Nazi ist." Nach diesem Tweet warf Kazbek im Replay Simonjan aber selbst Rassismus vor. Anschliessend gab Kazbek zu, dass sie mit RT zusammenarbeite, weil ihr auf dieser Plattform eine Gelegenheit geboten wurde, für ihre Agenda zu werben. Das war für sie aber nichts Aussergewöhnliches. Offenbar hatte Kazbek auch andere teils fragwürdige Presseplattformen für ihre Ideen u. Ziele benutzt, so etwa "Radio Liberty/Svoboda", das von den Nazis u. der CIA gegründet worden sei, oder das „linke amerikan. Magazin“ Jacobin, das dem ehem. bolivian. Präsidenten Evo Morales „in den Rücken gefallen" sei, oder sie habe für ein kasachisches Magazin geschrieben, obwohl sie noch nie in Kasachstan gewesen sei. Jede Plattform, die „ich kontrollieren kann", um die kommunist. Agenda voranzutreiben, käme ihr gelegen. Wie Kozlova weiter berichtete, habe Novaja gazeta an RT Fragen zur Rolle des TV-Senders in der Geschichte geschickt, die Simonjan später in ihrem "Telegram"-Kanal mit seltsamen Worten indirekt beantwortete. Latynina fand es für absurd, aber nicht unbedingt für erstaunlich oder zufällig, dass AI ausgerechnet einer Stalinistin wie Katja Kazbek die Aufmerksamkeit schenkte, denn die Millionenerbin habe sich als schlauste Vertreterin der Bezugsgruppe dieser Organisation entpuppt". Offenbar sah AI den Fehler ein. Nach sorgfältiger Prüfung, wie es auf der Website von AI heisst, habe sich AI im Mai 2021 entschlossen, Aleksej Navalnyj wieder als "gewaltlosen polit. Gefangenen" einzustufen, rechtfertigte im nachhinein öffentlich die neue Entscheidung mit nachvolliehzbaren Argumenten u. entschuldigte sich für die daraus entstandenen negativen Auswirkungen.
Sonst schreibt Kazbek über Feminismus u. LGBT, verfasst/e einen Roman über homosexuelle Beziehungen, trauert in ihren RT-Kolumnen darüber, dass das ahnungslose belaruss. Proletariat von antikommunist. Kräften für "Farbrevolutionen" benutzt werde u. dass die monatelangen Proteste in Belarus /von 2020/ vom Westen mit dem Ziel organisiert worden seien, um eine sog. "farbige Revolution“ zu provozieren. Als angebliche Bewundererin von Stalin u. Mao beschrieb sie in einem Tweet Josef Stalin als jemanden, der mehr für die Menschheit getan habe als die Mehrheit bürgerlicher Politiker wie George Washington, Thomas Jefferson u. John F. Kennedy.
Kazbek, die eigentl. Dubovickaja heisst u. die Tochter eines Multimillionärs ist, studierte in Oxford u. an der Columbia University, lebe in New York in einer luxuriösen Wohnung u. ist Mitbegründerin eines Online-Kunstmagazins. Offenbar ist sie verschiedenen Verschwörungstheorien verfallen. Die Universitäten, an denen sie studierte, bezeichnete sie auf Twitter als unerfreuliche imperialist. Organisationen. In ihren Online-Kommentaren ist von der Entlarvung der „amerikan. Imperialisten" die Rede, die eine „Invasion im bolivarischen Venezuela vorbereiten". Die Enthüllungsplattform "Bellingcat" wird von ihr verabscheut, weil sie Geld vom „blutigen britischen Imperialismus" annehme, um „Russland zu schwächen“. In "The Grayzone" machte sie die „amerikan. Oligarchie" für die Verbreitung des „Coronavirus u. die Desinformationskampagne des kapitalist. Westens gegen China" verantwortlich. "The Grayzone", ein von einem gewissen Max Blumenthal gegründetes Online-Medium, versteht sich von einem linken Standpunkt aus als „unabhängige Nachrichten-Website", die kritischen „ursprünglichen investigativen Journalismus über Politik u. Imperium" mit antiimperialist. Ausrichtung betreiben will. In diesem Medium brachte Kazbek auch ihre Version der Geschichte über den „wenig bekannten Blogger“ Navalnyj zum besten, der in Russland unpopulär sei, aber „ein Stipendium des World Fellows Programms von Yale erhalten habe, dessen Absolventen direkt mit dem Majdan verbunden" seien, u. der sich leider weder um die Rechte des Proletariats noch um die LGBT kümmere. Navalnyj, den Kazbek für von der US-Regierung kontrolliert hält, scheint sie auch für einen Freund des ehem. Oligarchen s. Mikhail Khodorkovskij zu halten. Neben ihrer Dauerabrechnung mit der westl. Oligarchie u. ihrem Eintreten für die Rechte der unterdrückten Klassen, sprach sie sich andererseits für das Recht der Existenz von "Putins Palast“ am Kap Idokopas aus, den sie als Apartmenthotel bezeichnete u. als rechtmässige Präsidentenresidenz einstufte. Dieser ausgedehnte milliardenteure u. verschwenderische Luxuspalast am Schwarzen Meer, der niemandem gehören will, wurde ja auch von Navalnyjs Leuten in einem berühmt gewordenen Video "entlarvt". Latynina fragte sich in ihrem Artikel zu Recht, wie denn Kazbeks Befürwortung von "Putins Palast" mit der Sorge um das unterdrückte Proletariat zu vereinbaren sei.)

KAZINEC, Leonid Aleksandrovich II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXIIa XXXIIb XXXIIc XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII (russ. Bauunternehmer, Immobilienentwickler, Persönlichkeit des öffentl. u. polit. Lebens, Sportler. Absolvent des Moskauer Instituts für Geodäsie, Luftbildfotografie u. Kartografieingenieure der Fakultät für Angewandte Kosmonautik. Absolvent eines Studienprogramms für Topmanager an der weltberühmten INSEAD Business School in Paris, Frankreich. Doktor der Wirtschaftswissenschaften. Seit 1989 ist er in der Baubranche tätig. Gründer, Eigentümer u. Vorstandsvorsitzender der 1993 errichteten Investment- u. Baugesellschaft "Barkli Corporation" in Moskau, die heute zu den führenden russ. Marktteilnehmern in den Bereichen Bau u. Entwicklung zählt u. v.a. ein massgeblicher Akteur auf dem Luxus- u. Wohnimmobilienmarkt auf dem Platz Moskau ist. Die Hauptaktivitäten des Unternehmens umfassen Investition u. Bau, Entwicklung u. Projektmanagement. Die "Barkli Corp." war an der Rekonstruktion von etwa 300 Immobilienobjekten in Moskau beteiligt u. hat als Investor-Entwickler über 30 Objekte für verschiedene Zwecke realisiert u. in Betrieb genommen: Geschäftszentren, Wohnkomplexe der Geschäftsklasse, Premium- u. Luxusklasse. Das hochkarätige Unternehmen engagiert die besten russ. u. internationalen Experten u. Architekten für die Planung, Betreuung u. Realisierung seiner Projekte, darunter die führenden westlichen Designer Kelly Hoppen u. Philippe Starck sowie die Architekten des US-Büros Robert A.M. u. Stern. Die bekanntesten Projekte der "Barkli Corp." sind ab 2001: Haus mit französ. Fenstern, Haus am Nikickij-Tor, Herrenhaus in der Khilkov-Gasse, Multifunktionskomplex Barkli Plaza, Wohnkomplexe Monomakh, Dominanta, Prioritet, Barkli Park u. Barkli Residence, Clubhäuser in der 2. Zachatievskij-Gasse, Barkli Virgin House u. Barkli Gallery sowie die Wohnhauskolonie Barkli Honigtal im Dorf Krekshino an der Südgrenze des Verwaltungsbezirks Novomoskovskij, u.a., wobei unklar ist, welche Projekte realisiert wurden. Im März 2023 gab es Berichte, dass "Barkli" ein neues Projekt starten könnte – den Bau eines Appartmentkomplexes neben dem Einkaufszentrum "Aviapark" in Moskau. Die Projekte der "Barkli Corp." wurden wiederholt zu Gewinnern u. Preisträgern russ. u. internationaler Auszeichnungen, darunter: Europäische Immobilienpreise, Urban Awards, Grüne Auszeichnungen, "Haus des Jahres“, "Ökolog. Olymp“, WOW-Auszeichnungen usw. Laut der RBK-Datenbank des Unternehmens belief sich der Gewinn von "Barkli Corp." Ende 2021 auf 1,48 Mrd. Rubel. Leonid Kazinec ist Mitglied des Präsidiums des Vorstands der Russ. Union der Industriellen u. Unternehmer RSPP u. Vorsitzender der RSPP-Kommission für Wohnungspolitik, deren Hauptaufgabe darin besteht, an der Entwicklung der staatl. Wohnungspolitik mitzuwirken u. die Rechte der Bauentwickler zu schützen. Er leitet die Arbeitsgruppe bei der Agentur für Strateg. Initiativen ASI zur Umsetzung der Initiative "Vereinfachung der Verfahren zur Erlangung einer Baugenehmigung“ im Rahmen der Umsetzung der Nationalen Unternehmerinitiative zur Verbesserung des Investitionsklimas in der RF. Er ist Präsident der 2013 gegründeten "Nationalen Vereinigung der Wohnungsbauentwickler“, zu deren Hauptanliegen gehören: Verteidigung der Interessen der Entwickler auf Bundes- u. Landesebene, Schutz lokaler Unternehmer vor der Willkür der Beamten, Einbeziehung ungenutzter Grundstücke in den Verkehr, Beseitigung administrativer Hindernisse, Reduzierung der Kosten für den Anschluss an technische Netzwerke, Erhöhung der Kreditvergabe u. Förderung des Baus energieeffizienter Häuser. Kazinec ist Mitglied des Rats beim Präsidenten RF für Wohnungspolitik u. Erhöhung der Erschwinglichkeit von Wohnraum, 1 stv. Vorsitzender des öffentl. Rats des Bauministeriums RF, Mitglied des Expertenrats bei der Regierung RF - Open Government, Mitglied der Regierungskommission für Wettbewerb u. Entwicklung kleiner u. mittlerer Unternehmen, Berater des Bürgermeisters von Moskau auf ehrenamtlicher Basis u. Mitglied einer Reihe anderer Fachorganisationen. 2006 wurde Kazinec der Titel "Ehrenhafter Baumeister Russlands“ u. 2015 wurde ihm der Ehrentitel "Verdienter Baumeister RF" verliehen.
Als
gefragter Experte für den Wohnbausektor u. die -politik. tritt Kazinec des öftern in den Medien u. an Konferenzen auf. Breitere Bekanntheit erlangte Kazinec u.a. nach zwei Aufsehen erregenden Interviews mit der Zeitschrift Ogonjok, in denen er einige etwas radikalen Aussagen mit polit. Sprengkraft tätigte, die singemäss wie folgt wiedergegeben wurden: Unter dem Titel "Mein liebes Moskau“ erläuterte Kazinec 2006 seine Ideen von sozialer Innovation zusammenfassend so: Für Einwohner Moskaus, die nicht viel verdienen, wird die Bezahlung der Stromrechnungen eine Belastung sein. Die Frage ist, was soll man machen? Anscheinend müssen sie hier raus. Ich möchte nicht völlig zynisch klingen, aber Moskau ist eine sehr teure Stadt. Wenn jemand kommt u. sagt: "Ich verdiene 300 USD u. möchte im Zentrum, am Arbat, wohnen“, ist das unmöglich! Das ist nicht seine Stadt. Moskau hat sich zu einer internationalen Metropole entwickelt. Hier muss es hohe Preise geben. In London versuchen Sie auch nicht, ein Brötchen für 12 Kopeken zu kaufen. Um hier leben zu können, muss man viel verdienen. Und um all das Geld zu verdienen, muss man hart arbeiten. Und in unserem Land will niemand hart arbeiten. Und wer wirklich hart arbeitet, lebt überall sehr gut. Wenn die Immobilienpreise hier extrem hoch sind, schützt das die Hauptstadt. Und wenn die Preise nicht extrem hoch sind, wird Moskau zu Delhi oder Mexiko-Stadt – ein täglicher Albtraum." Im 2. Interview von 2007 unter dem Titel "Moskau ist die richtige Party“ sagte Kazinec der Ogonjok: Wenn Sie keinen Stress haben möchten, gehen Sie woanders hin, ziehen Sie in eine abgelegene Stadt u. fahren Sie zu Verwandten nach Moskau, 3 Std. mit dem Zug, das ist in Ordnung. Die Leute müssen aufhören zu glauben, dass man in Moskau mit 300 USD im Monat leben kann. Seien Sie ehrlich: Wenn Sie in dieser Stadt nicht ein paar 1000 USD im Monat verdienen, haben Sie hier nichts zu tun. Wenn Sie verdienen wollen, so verdienen Sie. In Moskau stehen Sie während einer Fahrt 2 Std. lang im Stau. Moskau wird komfortabel, grün u. schön, sobald es die paternalist. Politik aufgibt. Im Zentrum sind 70% der Gebäude uninteressant. Ich bin dafür, den gesamten /Bau/Müll in der Stadt zu beseitigen." Dazu schien auch das - wohl etwas baufällige - konstruktivist. histor. Gebäude der Don- Bäder in Moskau, erbaut 1930, zu gehören, das 2013 auf Initiative von "Barkli" abgerissen wurde, nachdem "Barkli" 50 Mln. USD für den Kauf u. die Registrierung des Grundstücks ausgab. Die Einleitung des Abrisses histor. Gebäude durch "Barkli" löste in der Öffentlichkeit grosse Empörung u. uneindeutige Einschätzungen von Experten aus.
Sport: Als Sportler ist Kazinec Kandidat für den Sportmeistertitel im Bergsteigen u. Segeln, er ist internationaler Meister im Fallschirmspringen, mehrfacher Meister Russlands u. Preisträger der Weltmeisterschaften im Fallschirmspringen u. ist 2x im "Guinness-Buch der Rekorde" aufgeführt.)

KAKIEV, Said-Magomed Shamaevich (tschetschen. Soldat/Kämpfer, Offizier der russ. Armee, der 1989-91 in der Sowjetarmee im Aufklärungsbataillon des transkaukas. Militärbezirks diente u. sich auch an der Niederschlagung des bewaffneten Konflikts in Berg-Karabach beteiligte. Im Gegensatz zu anderen tschetschen. moskautreuen Streitkräften in Tschetschenien sind Kakiev u. seine Männer keine ehem. Rebellen. Nachdem s. Dzhokhar Dudaev in Tschetschenien an die Macht gekommen war, schloss sich Kakiev der Anti-Dudaev-Koalition an, er gehörte während des 1. Tschetschenienkriegs also zu den wenigen tschetschen. Militärkräften, die auf russ. Seite gegen Dudaev kämpften. 1993 wurde er schwer verletzt, als sein Granatwerfer bei einem erfolglosen Anschlag auf Dudaev explodierte. Nach seiner Genesung kehrte Kakiev 1994 nach Tschetschenien zurück, um den Widerstand gegen Dudaev fortzusetzen. Im Nov. 1994 nahm er am gescheiterten Angriff auf Groznyj durch die tschetschen. Opposition teil, u. im Jan. 1995 war er an der Erstürmung Groznyjs durch die Bundesstreitkräfte beteiligt. Ende 1996 erklärte s. Aslan Maskhadov Kakiev für vogelfrei u. versprach eine Belohnung für seine Ermordung, während seine Verwandten verfolgt wurden. Kakiev floh nach Rostov/Don u. trat in die 22. Brigade des Verteidigungsministeriums RF ein. Einigen Quellen zufolge erfüllte er während dieser Zeit für den GRU Aufgaben in Inguschetien u. Dagestan. Als die russ. Armee im Sept. 1999 nach dem tschetschen. Einfall in Dagestan u. den Bombenanschlägen auf Wohnhäuser in Russland in Tschetschenien einmarschierte u. den 2. Tschetschenienkrieg begann, kehrte Kakiev nach Tschetschenien zurück, wo er zum stv. Leiter einer Kreisverwaltung ernannt wurde. Im Dez. 1999 trat er in die russ. Armee ein. Mit einigen Anti-Maskhadov-Rebellen gründete er eine Spezialkompanie der 42. motorisierten Schützendivision der russ. Armee - die erste tschetschen. Einheit auf russ. Seite im 2. Tschetschenienkrieg - u. marschierte in Groznyj ein. Während der Schlacht von Komsomolskoe gelang es den von Kakiev kommandierten Streitkräften, die von s. Ruslan Gelaev kommandierten Streitkräfte einzuschliessen. Im Okt. 2002 wurde Kakiev durch ein Dekret Präsident Putins der Titel "Held Russlands“ verliehen; er erhielt 2x den Tapferkeitsorden "für Mut u. Heldentum", den/das er bei der Ausübung seines Militärdienstes im Nordkaukasus gezeigt habe. Im Sept. 2003 wurde sein gepanzerter Personaltransporter durch eine von Gelaev-Kämpfern gelegte Mine in die Luft gesprengt, wobei ein Cousin Kakievs getötet wurde u. 15 Personen, darunter Kakiev selbst, verletzt wurden. Im Winter 2003-4 war Kakiev an der Jagd auf Gelaev beteiligt, wobei die Operation zu Gelaevs Tod führte. Nach der aktiven Kriegsphase war Kakiev 2003-7 Anführer des GRU Specnaz Special Battalion "Zapad" /"West"/, das von seiner Spezialfirma reorganisiert wurde u. Anti-Terror-Operationen in Tschetschenien ausführte. Im Gegensatz zu anderen moskautreuen Fraktionen nahm "Zapad" keine ehem. Rebellen in die Organisation auf. In Tschetschenien wurden seine Männer manchmal als "Kakievcy" bezeichnet /vgl. Kadirovcy"/. Da Kakiev den Clan von s. Ramzan Kadyrov nicht mochte, unterstützte er s. Umar Dzhabrailovs Bruder Khusejn Dzhabrailov, den Gegenkandidaten Kadyrovs, während des Wahlkampfs 2003/4 zur Präsidentschaft von Tschetschenien. Kakiev, der als einer der legendärsten u. angesehendsten Kommandeure in Tschetschenien gilt, lehnte jeden Vorschlag einer Unterordnung unter die Hierarchie Ramzan Kadyrovs oder s. Sulim Jamadaevs ab. Nachdem er zweimal dem Tod entrann, soll Kakiev ein frommer Sufi-Muslim geworden sein. Nach seinem Ausscheiden aus dem Kommando von "Zapad" wurde er nicht wie die Jamadeaevs eliminiert, sondern Ende 2007 zum stv. Militärkommissar Tschetscheniens für militärpatriotische Jugenderziehung ernannt. Das Lied "Unser Bataillonskommandant Said-Magomed“, aufgeführt von dem bekannten kremlnahen russ. Sänger s. Aleksandr Bujnov, ist dem "Helden Russlands" Said-Magomed Kakiev gewidmet.)

KALACHJOV, Konstantin Eduardovich (bekannter russ. "Polittechnologe" u. Politiker.
Nach seinem Studium an der Fakultät für Geschichte des nach V.I. Lenin benannten Moskauer Staatl. Pädagogischen Instituts arbeitete er als Lehrer. Später wurde er Mitglied des Instituts für Politische Studien. Ende Dez. 1993 gründete er die "Partei der Bierfreunde", die 1994 vom Justizministerium RF zugelassen wurde, u. war deren Generalsekretär. Nachdem die Partei 1998 nicht mehr zugelassen wurde, war er als Imagemaker bei Wahlen in den Volga-Regionen - Volgograder Gebiet, Udmurtien - sowie in Burjätien u. Primorskij kraj tätig u. leitete die Beratungsagentur "Staraja Ploshchad". Nach der Wahl s. Evgenij Ishchenkos zum Bürgermeister von Volgograd 2003 wurde Kalachjov sein Stellvertreter. Auserdem war er Mtglied des Redaktionsrats der Zeitschrift Politische Technologien u. arbeitete im Zentralen Exekutivkomitee der Partei "Einiges Russland". Als politischer Berater war oder ist er Leiter der "Politischen Expertengruppe" u. Autor des "Index der Wählbarkeit von Subjektoberhäuptern der RF". Seit 2009 gehört Kalachjov laut Obshchaja gazeta zu den 20 besten Politiktechnologen Russlands u. zu den TOP-10 der Experten des Politconsultings der "Wahlvereinigug der Polittechnologen" IZBASS. Er arbeitete als politischer Stratege für die Partei "Einiges Russland" in den Regionen u. in ihrer Zentralen Wahlkommission. Nach der Ernennung s. Sergej Kirienkos zum 1. stv. Leiter der Präsidialverwaltung RF im Herbst 2016 nahm Kalachjov an geschlossenen Sitzungen von Politologen teil, die sich mit Fragen der Organisation der Präsidentschaftswahlen 2018 beschäftigten.)

KALASHNIKOV, Aleksandr Petrovich II III (ehem.? russ. KGB/FSB-Offizier im Rang eines Generalleutnants. Absolvent der Novosibirsker Höheren Militärkommandoschule der Internen Truppen des Innenministeriums der UdSSR. 1985-7 befehligte er eine Einheit des Innenministeriums der UdSSR, zu deren Aufgaben die Eskortierung der Verhafteten in den sog. "Stolypin"-Wagen gehörte. Seit 1987 war er im Dienst des KGB der UdSSR, dann des FSB der RF tätig. Er absolvierte die Höheren Kurse für militär. Spionageabwehr des KGB der UdSSR in Novosibirsk, 1995 die Akademie des FSB RF in Moskau. Er begann als Sicherheitsbeamter zu arbeiten u. wurde dann stv. Leiter einer Abteilung des Zentralapparats des FSB RF. Es gelang ihm, in die Abteilung „M“ des FSB zu kommen, wo er andere Sicherheitsbeamte beaufsichtigte. Im Juni 2011 wurde er zum Leiter der FSB-Direktion für die Republik Komi ernannt, wo er bis Mai 2017 tätig war. Im Mai 2017 wurde er zum Leiter der FSB-Direktion für das Land Krasnojarsk ernannt. Im Okt. 2019 wurde er per Dekret des Präsidenten RF Putin zum neuen Direktor des berüchtigten russ. Bundesgefängnisdienstes FSIN ernannt. Wie das "Forum Freies Russland" schreibt, handelt es sich beim FSIN um eine der grausamsten Repressionsbehörden in Putins Russland, die Traditionen des Gulag aufrechterhalten habe. Wie auf der Seite zu Kalashnikov erläutert wird, wurde dieser anstelle von s. Gennadij Kornienko, der die Abteilung 8 Jahre lang leitete, zum neuen Leiter des FSIN ernannt. Kornienkos Vorgänger Aleksandr Reimer wurde 2017 wegen Unterschlagung von fast 3 Mrd. Rubel, die aus dem Budget für den Kauf elektronischer Armbänder bereitgestellt wurden, zu 8 Jahren Gefängnis verurteilt. Unter Kornienko war einer der korruptesten Dienste des Landes weiterhin von Korruptionsskandalen sowie zahlreichen Fällen von Folter, Schlägen u. Demütigungen von Gefagenen in Justizvollzugsanstalten überwuchert. Erst 2019 musste der FSIN mehrfach Kontrollen der Tätigkeit der eigenen Mitarbeiter durchführen. Das "Forum" macht darauf aufmerksam, dass Russland in Bezug auf die Todesraten in Gefängnissen in Europa führend ist. Der FSIN sei in Putins Russland ein schier unerschöpflicher Markt für Regierungsaufträge u. eine Ressource für billige Zwangsarbeiterkräfte. Der Gründer des Portals Gulagu.net, s. Vladimir Osechkin, stellt fest, dass Kalashnikov wie Kornienko ein „Kader-Chekist“ sei, der im KGB der UdSSR diente. Im FSIN seien seiner Meinung nach deshalb keine grundlegenden Veränderungen zu erwarten, d.h. weder eine Verschärfung des Regimes der Häftlingshaft noch eine Humanisierung. FSB-Beamte, von denen Kalashnikov stammt, hätten ungehinderten u. unkontrollierten Zugang zu allen Einrichtungen des FSIN u. nutzten dieses Recht regelmässig, um mit Foltermethoden Druck auf Verdächtige u. Gefangene auszuüben. Trotz seiner Äusserungen über Reformen in der Abteilung u. guten Absichten, den Einsatz menschenverachtender Methoden einzuschränken, sei Kalashnikov den Traditionen des Gulag treu geblieben. So wurde im Sept. 2020 bekannt, dass der Bau eines Bergbau- u. Hüttenkomplexes zur Verarbeitung von Titanerzen u. Quarzsanden aus der Lagerstätte Pizhma in der Republik Komi die Arbeit von Gefangenen in Anspruch nehmen werde. Im selben Monat starb der verurteilte Nationalist s. Maksim „Tesak“ Marcinkevich unter mysteriösen Umständen im Untersuchungsgefängnis Nr. 3 von Tscheljabinsk. Eine unabhängige Untersuchung bestätigte die Existenz von Spuren grausamer Folter. Im März 2021 kündigten die US-Behörden die Einführung persönlicher Sanktionen gegen eine Reihe hochrangiger russ. Beamter an, darunter gegen den FSIN-Chef Aleksandr Kalashnikov. Auch EU, USA u. Kanada setzten ihn im Zusammenhang mit dem Vergiftungsfall von s. Aleksej Navalnyj auf ihre Sanktionslisten. Im  Nov. 2021 wurde Generalleutnant Kalashnikov durch ein Dekret Putins vom Posten des Leiters des FSIN entbunden. Seine Entlassung erfolgte offenbar nach der Veröffentlichung eines Videoarchivs von Gulagu.net, das aus umfangreichem Material mit Videoaufzeichnungen, Fotos u. Dokumenten im Zusammenhang mit Folter u. Gewalt in russ. Haftanstalten am Bsp. des Tuberkulose-Krankenhauses Nr. 1 des FSIN in Saratov bestand. Nach offiziellen Angaben existierte jedoch kein direkter Zusammenhang zwischen dem Foltervorwurf u. der Amtsenthebung Kalashnikovs. Die Nachrichtenagentur "Interfax" berichtete jedoch unter Berufung auf eine gut informierte Quelle, dass Kalashnikovs Rücktritt als FSIN-Chef sehr wohl mit den Vorwürfen der Folter u. Gewalt gegen Sträflinge in Verbindung stehe. Als Nachfolger Kalashnikovs im FSIN wurde s. Arkadij Aleksandrovich Gostev bestimmt.)

KALASHNIKOV, Leonid Ivanovich II III (russ. Politiker der KPRF u. Abgeordneter der 5.-8. Staatsduma RF.
Absolvent der Fakultät für Maschinenbau des Ostsibir. Technolog. Instituts in Ulan-Ude, Burjät. ASSR. 1983 kam er nach Togliatti, wo er im Volga-Autowerk zu arbeiten begann, u. war als Aktivist für den Komsomol tätig. 1996 zog er nach Moskau, wo er im Bereich der Elektroenergieindustrie arbeitete. In den frühen 2000er Jahren trat er der KPRF bei u. war 5 Jahre lang Berater des Vorsitzenden des ZK der KPRF, s. Gennadij Zjuganov. Seit 2006 ist oder war er Chefredakteur der Rabochaja gazeta. Im Nov. 2008 wurde er auf dem 80. Kongress der KPRF Mitglied des Präsidiums u. Sekretär des ZK, zuständig für internationale u. wirtschaftl. Beziehungen der Partei. 2010 wurde ihm nach dem Tod von Julij Kvicinskij das Mandat eines Abgeordneten der 5. Staatsduma RF übertragen. 2011 wurde er bei den Wahlen zur 6. Staatsduma RF als Abgeordneter der KPRF gewählt. 2014 wurde er im Zusammenhang mit den Kriegsereignissen in der Ukraine auf die Sanktionslisten der EU u. Kanadas gesetzt. 2016 wurde er zum Abgeordneten der 7. Staatsduma RF als Mitglied der föderalen Parteiliste der KPRF aus der Orenburg-Samara-Gruppe gewählt. Er war Vorsitzender des Staatsduma-Ausschusses für die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten GUS, die eurasische Integration u. die Beziehungen zu russ. Landsleuten. 2021 wurde er bei den Wahlen zur 8. Staatsduma RF zum Abgeordneten in Togliatti gewählt. Im März 2022 wurde Kalashnikov zusammen mit 11 Abgeordneten der Staatsduma RF, die an der Anerkennung der Unabhängigkeit der sog. Volksrepubliken" von Lugansk u. Doneck vor dem russ. Überfall auf die Ukraine beteiligt waren, auf die Sanktionslisten der USA, von Kanada, Australien, GB, EU, Japan u. Schweiz gesetzt. Im Juli 2022 wurde Kalashnikov zum ersten Mal in der Geschichte der Staatsduma RF der Rang eines ausserordentlichen u. bevollmächtigten Botschafters der RF verliehen, ohne einen konkreten Ort der diplomat. Tätigkeit festzulegen. Der Duma-Abgeordnete Kalashnikov wies für 2020 ein Einkommen von 5,465 Mln. Rubel aus, seine Frau 4,706 Mln. Rubel.)

KALASHOV, Zakharij Knjazevich II III IV V VI VII (berühmt-berüchtigter sowjet.-georg.-russ. Gangster, ´prominenter´ Mafiaboss u. informelles Oberhaupt bzw. Anführer der russ. "Diebe im Gesetz" mit dem Spitznamen "Junger Shakro". Gebürtiger Georgier, ethnischer jesidischer Kurde.
1971-85 verbüsste er mehrere Haftstrafen, dann verliess er Georgien u. lebte seit 1989 in Moskau. 1992 lernte Kalashov die "Diebe im Gesetz" s. Aslan Usojan /Ded Khasan/ u. s. Vjacheslav Ivankov /Japonchik/ kennen u. wurde selbst zu einem der massgebendsten "Diebe im Gesetz". Nach über einem Dutzend überlebter Attentate, hinter denen vermutlich die Izmajlovskaja-Mafia stand, zog Kalashov 2003 nach Spanien. Dort beschäftigte er sich mit der "Wäsche von Geldern", die von kriminellen Geschäften in Russland u. einer Reihe anderer Länder stammten. Im Juni 2005 führten die spanischen Geheimdienste eine Operation mit dem Codenamen "Wespe“ gegen die Anführer des russ. organisierten Verbrechens durch, bei der mehrere Dutzend Personen festgenommen wurden. Kalashov konnte fliehen u. wurde erst im Mai 2006 in den VAE gefasst u. danach an Spanien ausgeliefert. Anfang Juni 2006 wurde er von einem span. Gericht in Madrid zu 7,5 Jahren Gefängnis u. einer Geldstrafe von 20 Mln. Euro verurteilt. Er wurde für schuldig befunden, illegal erworbene Gelder „gewaschen“ u. eine kriminelle Vereinigung gegründet zu haben. Später wurde das Urteil des span. Gerichts revidiert u. die Haftsstrafe für Kalashov von 7,5 auf 9 Jahre erhöht. Die Verhaftung Kalashovs löste in der Welt russ. Krimineller einen Streit über sein Geschäft aus, das offenbar ausser Kontrolle geraten war. Diese Streitigkeiten führten zu einem Krieg zwischen Aslan Usojan u. einer anderen kriminellen Figur, Tariel Oniani, in dessen Verlauf auch Vjacheslav Ivankov getötet wurde. 2010 stellte Georgien beim span. Justizministerium einen Antrag auf Auslieferung Kalashovs zur Strafverfolgung. Dort wurde er nach Art. 144 u. 223 des georgischen StGB in Abwesenheit zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt, weil er den kriminellen „Buchhalter“ Alex Crane, der mit dem Moskauer Glücksspielgeschäft in Verbindung stand, entführt u. eine illegale bewaffnete Gruppe organisiert hatte. Sein Eigentum in Georgien, einschliessl. eines Palastes mit 62 Zimmern in Tskneti, wurde vom Staat beschlagnahmt. 2011 beschlossen die span. Behörden mit der Zustimmung der Behörden der Emirate, dem georg. Antrag stattzugeben u. lehnten den russ. Antrag ab, Kalashov zur weiteren Verbüssung der Strafe nach Russland zu überführen. Kalashov wurde jedoch gestattet, beim Obersten Gerichtshof von Spanien Berufung gegen die Auslieferung einzulegen. Im Okt. 2014 entschied das Gericht, ihn nach Russland abzuschieben u. nicht nach Georgien zur Verbüssung seiner Strafe auszuliefern. Der Grund für diesen Entscheid ist nicht ganz klar, aber eine mögliche Erklärung war die Unterstützung der span. Seite durch die russ. Ermittlungsbehörden bei der Aufdeckung des russ. organisierten Verbrechens in Spanien. Ende Okt. 2014 kehrte Kalashov nach seiner Haftentlassung in Spanien nach Russland zurück u. wurde nach einem "Präventivgespräch" mit Vertretern des Innenministeriums RF freigelassen. Georgien beantragte seine Auslieferung, was jedoch mit der Begründung abgelehnt wurde, dass Kalashov die russ. Staatsangehörigkeit besitze. Nach dem Tod einiger krimineller "Autoritäten" galt Kalashov als wahrscheinlichster Kandidat für den Posten eines informellen Anführers der organisierten Kriminalität im postsowjet. Raum.
Im Dez. 2015 war Kalashov zusammen mit anderen in eine Schiesserei in der Rochdelskaja-Strasse in Moskau verwickelt, die das Ergebnis einer Gelderpressung eines Restaurantbesitzers war. Die an der Schiesserei beteiligten Komplizen Kochujkov, "der Italiener" genannt", u. Romanov wurden festgenommen. Später, so die Ermittlungen, bemühte sich Kalashov für ein Bestechungsgeld von etwa 1 Mln. USD die eingeleiteten Verfahren gegen seine Kollegen neu zu beurteilen u. sie aus dem Gefängnis herauszuholen. Im Juni 2016 wurden Kochujkov u. Romanov tatsächlich offiziell freigelassen, aber wegen Gelderpressung sofort erneut festgenommen. Im Juli 2016 wurde Kalashov selbst wegen Erpressung festgenommen u. der Polizei übergeben. Eine Woche später verhaftete der FSB in diesem Zusammenhang 4 leitende Beamte des Untersuchungsausschusses wegen der Bestechungsaffäre. Unter der Leitung eines anderen Beamten, des leitenden Ermittlers für besonders wichtige Fälle Andrej Suprunenko, kam die Untersuchung zu dem Schluss, dass die Erpresser als Teil einer organisierten kriminellen Vereinigung handelten. In der Folge wurde ein weiteres Strafverfahren nach Art. 210 StGB RF eröffnet, wobei Teil 4 dieses Art., der für die Organisation einer kriminellen Vereinigung bestimmt ist, auf Kalashov angewendet wurde.  Das Gesetz sieht eine lebenslängliche Haftstrafe vor. 2018 wurde er von einem Moskauer Gericht wegen Erpressung zu 9 Jahren u. 10 Monaten Haft in einem Straflager mit strengem Vollzug verurteilt. Das Nikulinskij-Bezirksgericht befand Kalashov gemäss Art. 163 Teil 3 Abs. "a, b“ StGB RF wegen "Erpressung unter Anwendung von Gewalt durch eine organisierte Gruppe mit dem Ziel, sich Eigentum in besonders grossem Umfang anzueignen" für schuldig. Die Staatsanwaltschaft bestand auf einer Freiheitsstrafe von 10 Jahren u. einer Geldstrafe von 700 Tsd. Rubel. Nach einer Pressemeldung von 2020 sass das informelle Oberhaupt bzw. der Anführer der russ. "Diebe im Gesetz" Zakharij Kalashov
im Straflager №2 /ИК-2/ im Dorf Dvubratskij im Distrikt Ust-Labinsk des Krasnodarer Landes in Südrussland ein.)

KALIMATOV, Makhmud-Ali Maksharipovich II (russ.-inguschet. Politiker, Anwalt. Oberhaupt der Republik Inguschetien seit Sept. 2019. Absolvent der Jurist. Fakultät der Staatsuniversität Kujbyshev. In den 1990ern arbeitete er als Staatsanwaltt u. Ermittler des Gebiets u. der Stadt Kujbyshev, später Samara. 2004 wurde er auf Anordnung des Generalstaatsanwalts RF zum Staatsanwalt von Inguschetien ernannt. Ab 2012 Berater des Gouverneurs des Gebiets Samara. 2015 wurde er auf Anordnung des Ministers für natürliche Ressourcen u. Ökologie RF zum Leiter der Verwaltung des Föderalen Dienstes für die Überwachung im Bereich der Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen /Rosprirodnadzor/ für das Gebiet Samara ernannt. Im Juni 2019 ernannte der Präsident RF Vladimir Putin nach dem vorzeitigen Rücktritt des Oberhaupts von Inguschetien, s. Junus-Bek Evkurov, Makhmud-Ali Kalimatov zum Interimschef von Inguschetien. Im Sept. 2019 stimmte die Volksversammlung Inguschetiens über 3 von Putin ausgewählte Kandidaten für die Führung der Republik ab: Makhmud-Ali Kalimatov, Uruskhan Evloev u. Magomed Zurabov. 31 Abgeordnete stimmten ab, davon 27 für Kalimatov. Nach der Abstimmung wurde er für 5 Jahre mit den Befugnissen des Oberhaupts der Republik Inguschetien ausgestattet. Ende Jan. 2020 entliess Kalimatov die Regierung Inguschetiens aus unklaren Gründen u. ernannte einen ethnischen Russen, Konstantin Surikov, zum MP der Republik. Vom "Forum Freies Russland" wird Kalimatov der öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine beschuldigt. Er ist im Bericht „1500 Kriegstreiber“ erwähnt, der vom Forum erstellt wurde: Das Forum strebt Sanktionen gegen diese Personen in der EU an.)

KALIMULLIN, Dmitrij Rafaelevich II III IV (russ. Jurist u. Regierungsbeamter. Absolvent der Fakultät für Geschichte u. der Fakultät für Rechtswissenschaften der Staatl. Lomonosov-Universität Moskau. In den 1990ern war er Berater der Abteilung für Expertise u. Prognosen der "Most-Gruppe" von s. Vladimir Gusinskij, Referent für internationale Fragen beim Vorstandsvorsitzenden der Aktienhandelsbank "Neftek", Berater des Vorstandsvorsitzenden der Aktienhandelsbank "Transcredit", ehem. Vorsitzender des Staatssicherheitskomitees der Tatarischen ASSR - ab 1995 Abteilung des Föderalen Sicherheitsdienstes der Republik Tatarstan. 1997 wechselte er in die Verwaltung des Präsidenten RF s. Boris Elcyn u. wurde Berater des Referentenbüros des Präsidenten RF, dann Chefberater des Referentenbüros des Präsidenten RF. Er behielt seinen Posten, nachdem s. Vladimir Putin 2000 zum Präsidenten RF gewählt worden war. 2001-4 war er Referent des Präsidenten RF, 2004-8 Leiter des Referentenbüros des Präsidenten RF. Ab 2006 Vorstandsvorsitzender der "Nationalbank für Handelsentwicklung" /Lizenz 2014 entzogen/. 2008 wechselte er in den Apparat der Regierung RF. 2008-12 war er Direktor der Abteilung für die Vorbereitung von Texten öffentl. Reden des MP RF /Putin/. Im Mai 2012 kehrte er in die Verwaltung des Präsidenten RF zurück, wo er erneut das Referentenbüro des Präsidenten RF /Putin/ leitete. Im Juni 2018 wurde er zum Assistenten des Präsidenten RF u. zum Leiter des Referentenbüros des Präsidenten RF ernannt. Amtierender Staatsrat RF I. Klasse /2004/, ausgezeichnet mit dem Orden "Für Verdienste um das Vaterland" IV /2013/, dem "Aleksandr Nevskij"-Ehrenorden u. der Dankbarkeitsanerkennung der Regierung RF /2009/ u. des Präsidenten RF /2021/.
Einkommen: Die Höhe des deklarierten Einkommens Kalimullins für 2017 belief sich auf 5,558 Mln. Rubel, der Ehepartner deklarierte 405 Tsd. Rubel. Die entsprechenden Zahlen von 2018 sind 7,313 Mln. Rubel, Ehepartner 100 Tsd. Rubel; 2019 34,568 Mln. Rubel, Ehepartner 322 Tsd. Rubel; 2020: 10,391 Mln. Rubel, Ehepartner 2,138 Mln. Rubel; 2021: 10,164 Mln. Rubel, Ehepartner 1,894 Mln. Rubel.)

KALININ, Aleksandr Vladimirovich II IIa III IV V VI VII VIII IX X XI XII (bekannter russ. Krimineller u. Anführer der inoffiziellen Organisation "Christlicher Staat – Heiliges Russland" CSHR/ChGSR. Anfang 2017 schickte der von Aleksandr Kalinin aus Lipeck angeführte CSHR/ChGSR brisante Briefe an die Kinos Russlands, in denen die Absage des umstrittenen Films "Matilda" des Regisseurs s. Aleksej Uchitel gefordert u. gedroht wurde, dass sonst die „Kinos in Flammen aufgehen würden“. In einem Interview mit "Meduza" brachte Kalinin auch Massenevakuierungen aufgrund falscher Meldungen über Bombendrohungen in Einkaufszentren, Schulen u.a. Gebäuden in verschiedenen russ. Städten mit dem Kampf gegen die öffentl. Aufführung des Films "Matilda" in Verbindung. Am 19. Sept. 2017 wurde Aleksandr Kalinin zusammen mit zwei mutmasslichen Komplizen wegen des Verdachts festgenommen, das Auto Konstantin Dobrynins, des Anwalts des Regisseurs des Films "Matilda“ Aleksej Uchitel, in Brand gesteckt zu haben. Kalinin wurde an jenem Tag verhört, dann gegen Kaution jedoch freigelassen, da er sich nicht an der Brandstiftung beteiligt hatte. Im Fall der Auto-Brandstiftung nahm ein Moskauer Gericht drei Verdächtigte fest: einen gewissen Denis Mantaluts, Aleksandr Kalinins Bruder Jurij u. einen gewissen Aleksandr Bajanov. Alle drei Täter bekannten sich in diesem Fall schuldig, das Auto des Anwalts angezündet zu haben, u. wurden vom Moskauer Chamovniki-Gericht Ende März 2018 zu je 2 Jahren Gefängnis verurteilt. Dobrynin forderte, dass auch der Führer der CSHR, Aleksandr Kalinin, wegen Brandstiftung strafrechtlich verfolgt werden sollte u. wandte sich deswegen sogar an den FSB-Direktor s. Aleksandr Bortnikov mit der Bitte, diese Organisation unter dem StGB-Artikel "Terrorismus“ zu überprüfen; über diese Ergebnisse wurde nichts bekannt. Es stellte sich heraus, dass die CSHR nicht beim Justizministerium registriert war, was vom Pressesprecher des Präsidenten RF, s. Dmitrij Peskov, im Febr. 2017 bestätigt wurde. „Das heisst, wir sprechen im Wesentlichen über Drohungen von anonymen Extremisten“, stellte der Kremlsprecher fest.
Aufgrund neu entdeckter Umstände wurde Aleksandr Kalinin am 23. Sept. 2017
erneut festgenommen. Die offizielle Vertreterin des Innenministeriums RF, Irina Volk, gab bekannt, dass Kalinin in einem Strafverfahren angeklagt wurde, weil er Filmverleiher gezwungen habe, sich zu weigern, den Film "Matilda" von Aleksej Uchitel in russ. Kinos vorzuführen. Die Anklage sei gemäss Art. 179 StGB RF wegen "Nötigung" erhoben worden. Das Gericht habe dem Ermittlungsantrag stattgegeben u. am 30. Sept. mit einer Zurückhaltungsmassnahme in Bezug auf Kalinin in Form einer Inhaftierung bis zum 22. Nov. ein Urteilt gefällt, sagte der Pressedienst des Gerichts gegenüber TASS. Kalinin bekannte sich nicht schuldig, berichtete "Interfax" unter Berufung auf die Pressesprecherin des Taganskij-Gerichts, Julija Sukhinina. Er bestreite zwar nicht, Briefe [an die Kinos] geschickt zu haben. Er habe gesagt, dass er dies aus religiösen Gründen getan habe, aber er gebe seine Schuld nicht zu. Ausserdem wurde der Anführer des CSHR verdächtigt, an "Matilda“ Geld verdienen zu wollen. Kalinin, könnte versuchen, die Vorführung des Films "Matilda“ von Aleksej Uchitel aus egoistischen Motiven zu stören, hielt die Zeitung Kommersant am 4. Okt. fest. Der Artikel schrieb dazu, dass Kalinin u. seine Kameraden grosse Geldsummen von Filmverleihern erhalten wollten.
Am 10. Okt. 2017 wurde bekannt, dass die Abgeordnete der Staatsduma RF u. ehem. Staatsanwältin der Krym, s. Natalja Poklonskaja, beim Generalstaatsanwalt RF s. Jurij Chajka einen Antrag auf Verbot der Aktivitäten der CSHR-Organisation gestellt hatte. Poklonskaja u. einige orthodoxe Gläubige, bei denen der romanhafte Spielfilm über die Jugend des russ. Zaren Nikolaus II. u. dessen Affäre mit der Ballerina Matilda Kshesinskaja für Unmut gesorgt hatte, versuchte ein Jahr lang erfolglos, die Vorführung des Films zu verbieten, während in der Zwischenzeit Drohungen gegen Kinos u. Kinonetzwerke begannen. Der Film "Matilda“ kam am 26. Okt. 2017 in die russ. Kinos. Im Aug. hatte ihm das Kulturministerium RF eine Lizenzbescheinigung mit einer Altersfreigabe von 16+ ausgestellt. Wegen der Drohungen u. der Auto-Brandstiftung weigerte sich jedoch in der Tat die grösste Kinokette des Landes, den Film zu zeigen. Am 12. Okt. 2017 wurde berichtet, dass der CSHR-Anführer Kalinin, der festgenommen worden war, weil er Verleiher genötigt hatte, die Vorführung des Films "Matilda“ zu verweigern, auch wegen "Extremismus" angeklagt wurde. Laut einer informierten Quelle wurde die Anklage erhoben, nachdem die Ermittler von Kalinins Fall mit dessen Beteiligung im Internet gepostete Videos untersucht hatten, in denen Muslime beleidigt worden sein sollen. Kalinin wurde in U-Haft gesetzt.
Wie "Interfax" am 24. Sept. 2018 sich auf eine gut informierte Quelle berufend mitteilte, sei Kalinin am Vortag aus der U-Haft entlassen worden. Er musste sich jedoch schriftlich verpflichten, den Wohnort nicht zu verlassen u. sich anständig zu verhalten. Im Nov. 2019 wurde Kalinin zu 1 Jahr in einem Straflager mit strengem Vollzug verurteilt, aber im Zusammenhang mit der Verbüssung der Zeit in der U-Haft wurde er aus dem Gerichtssaal entlassen. Die Entscheidung wurde vom Gericht der Stadt Grjazi des Gebiets Lipeck getroffen. Dem Anführer des CSHR waren in 4 Fällen "Nötigung" u. "Anstiftung zu Hass oder Feindschaft" vorgeworfen worden. Wie "RIA Novosti" im Gericht erklärte, sei Kalinin nur im Anklagepunkt der "Nötigung" verurteilt worden, während der StGB-Artikel über "Aufstachelung zu Hass oder Feindschaft“ inzwischen teilweise entkriminalisiert worden sei. Nach Bekanntgabe des Urteils sagte Kalinin, dass er gegen die Entscheidung des Gerichts keine Berufung einlegen werde, bekannte sich jedoch in der Sache nicht schuldig, wie TASS mitteilte. Ausserdem lehnte das Gericht die Forderungen Aleksej Uchitels ab, ihn als Opfer der Machenschaften Kalinins bzw. des CSHR an
zuerkennen u. ihn mit einem Schmerzensgeld in der Höhe von 1 Mrd. 50 Mln. Rubel zu entschädigen. Das Kinonetzwerk "Kinomax" gab im Laufe des Prozesses die Forderung nach entgangenem Gewinn von 50 Mln. Rubel auf.

Frühere Straftaten u. Vorbestrafung: Am 28. Sept. 2017 informierte die Pressesprecherin des Gerichts des Landes Krasnojarsk, Natalja Mishanina, über die kriminelle Vergangenheit des CSHR-Anführers Kalinin, der wegen Mordes vorbestraft war. Das Gericht stellte fest, dass Kalinin im Juli 2002 zusammen mit zwei drogenabhängigen Komplizen in Norilsk eine Frau ausgeraubt u. getötet hatte. Bei dem Opfer handelte es sich um eine befreundete Nachbarin der Mutter Kalinins, die im gleichen Treppenhaus wohnte u. als Managerin in einem Grossunternehmen der Stadt arbeitete u. offenbar eine grössere Summe flüssigen Geldes bei sich in der Wohnung aufbewahrt hatte. Zwei drogenabhängige Bekannte Kalinins hätten von der ´Geldnachbarin´ erfahren u. beschlossen, sie auszurauben. Da die Nachbarin Fremden jedoch die Tür nicht geöffnet habe, hätten sie beschlossen, das Licht auf dem Treppenabsatz „auszuschalten“, in der Hoffnung, sie aus der Wohnung zu locken. Kalinin sei zu diesem Zeitpunkt gerade am Computer gesessen u. habe mit wenig Freude auf den Stromausfall reagiert. Ein anderer Nachbar sei aus seiner Wohnung herausgekommen, um den Strom wiederherzustellen u. das Licht einzuschalten. Die Drogenabhängigen hätten ihn dann bewusstlos geschlagen. In diesem Moment sei Kalinin auf den Flur hinausgetreten, um selbst nachzuschauen, was los sei. Er habe seine Kameraden entdeckt, die ihm von ihrer Idee erzählt u. ihm angeboten hätten, sich dem Raub anzuschliessen. Da die Nachbarin Kalinin kenne, würde sie ihn schon in ihre Wohnung hineinlassen. So könne man sie am besten ausrauben. Alles sollte so aussehen, als hätte Kalinin damit nichts zu tun. Im Stadtgericht Norilsk wurden Pressevertetern die Einzelheiten von Kalinins Verbrechen nacherzählt. Demnach brachen bzw. drangen die drei ´Freunde´ [in die Wohnung der Nachbarin] ein, nahmen 75 Tsd. Rubel an sich u. erwürgten die Frau, um keine Spuren zu hinterlassen, u. gingen von dannen. Der Nachbarin sei der Mund mit Klebeband zugeklebt worden, sie sei gefesselt u. mit einem Schleier überzogen worden, präzisierte der Bericht des Landesgerichts Krasnojarsk. Die Räuber hätten die Wohnung nach Geld durchsucht u. an verschiedenen Stellen - unter dem Schrank, in Nachttischen u. Büchern - insgesamt 75 Tsd. Rubel gefunden. Dann hätten sie beschlossen, die Bewohnerin als Zeugin zu töten. Sie hätten einen Draht gefunden u. das Opfer erwürgt. Die Leiche sei ins Badezimmer geschafft worden. Das Geld sei zu gleichen Teilen aufgeteilt worden, je 25 Tsd.  Rubel pro Kopf. Um zu erklären, woher er das Geld habe, habe Kalinin gesagt, dass ihm dieses Geld wegen der künftigen Renovierung mehrerer Wohnungen im voraus übergeben worden sei. Kalinin wurde im Sept. 2002 festgenommen u. im Mai 2003 zu 8 Jahren und 6 Monaten in einem Straflager mit strengem Vollzug verurteilt; im Juni trat das Urteil in Kraft. Das Gericht erklärte diese relativ kurze Haftzeit u.a. damit, dass Kalinin zunächst selbst keinen Nachbarn ausrauben wollte u. sich seinen Kameraden, diesen Drogensüchtigen, anschloss. Die zwei Komplizen bestanden darauf, dass der Mord zu Dritt durchgeführt wurde. Die Komplizen erhielten jeweils 12,5 Jahre Haft. Der Pressedienst des Gerichts teilte auch mit, dass Kalinin aus der Stadt Grjazi im Gebiet Lipeck stamme. Er sei jedoch im Bezirk Talnakh bei Norilsk aufgewachsen, wo er seine kriminellen "Aktivitäten" begonnen habe. Einst sei er als Zimmermann in einem Unternehmen angestellt gewesen u. habe auch Wohnungsreparaturen ausgeführt. Er habe diese Arbeit aber nicht sehr geliebt. Um jedoch die Anstellung nicht zu verlieren, habe er sich entschieden, eine Krankschreibung vorzutäuschen. Und bald habe er gemerkt, dass er gut darin sei u. man damit sogar Geld verdienen konnte. So habe Kalinin ein Geschäft" zur Herstellung gefälschter Dokumente eröffnet". Kalinin wurde nach Art. 327 StGB RF wegen "Fälschung, Herstellung u. Verkauf von Dokumenten“ angeklagt. Es konnten zwei Fälle von Fälschungen nachgewiesen werden. Aber es sei möglich, dass es noch mehr gewesen waren. Ende Jan. 2003 wurde Kalinin dafür zu 2 Jahren Gefängnis mit 2-jähriger Bewährungsfrist verurteilt. Nach Haftzeitende beschloss Kalinin, nicht nach Norilsk zurückzukehren. Kurz nach seiner Freilassung erlangte Kalinin im Internet einige Popularität u. schrieb in einem Blog über seine „Besessenheit vom Teufel“. Kalinin zog in das Gebiet Lipeck, von wo er stammte u. wo einst sein Vater lebte. Er habe versucht, seine Leidenschaft für Geld zu verwirklichen, indem er Unternehmer geworden sei – so habe er sich z.B. an der Börse betätigt. In einem Interview mit MK vor seiner Verhaftung behauptete Kalinin, dass er „eine höhere jurist. Ausbildung in Norilsk erhalten u. dort eine Anwaltskanzlei gehabt", aber „alles verkauft" habe. Anscheinend hatte Kalinin im Gebiet Lipeck keinen geschäftlichen Erfolg gehabt.)

KALININ, Jurij Ivanovich II  (russ. Ministerialbeamter, Politiker u. Unternehmungsfunktionär. Absolvent des D. I. Kurskij-Rechtsinstituts in Saratov. In den 1990ern leitete er die Hauptverwaltung für die Vollstreckung von Strafen /GUIN/ des Innenministeriums RF, die das gesamte Strafvollzugssystem Russlands verwaltete. Im 1997 wurde er wegen Verdachts auf finanziellen Missbrauch seines Postens enthoben, was später nicht bestätigt wurde. 1997 stv. Abteilungsleiter im Justizministeriums RF. Als 1998 die GUIN in die Zuständigkeit des Justizministeriums RF überführt u. Vladimir Jalunin ihr neuer Leiter wurde, begann Kalinin, die Arbeit der Verwaltung als stv. Minister zu beaufsichtigen. Als im Zuge der Verwaltungsreform von 2004 die GUIN aus dem Justizministerium RF in ein eigenständiges föderales Exekutivorgan – den Föderalen Strafvollzugsdienst FSIN RF – ausgegliedert wurde, wurde Kalinin zum Leiter des neuen Dienstes ernannt. Als er im Nov. 2006 seinen Rücktritt ankündigte, blieb dies folgenlos u. Kalinin behielt bis Aug. 2009 sein Amt. 2009-10 stv. Justizminister RF. Als Politiker war Kalinin 2010-12 Vertreter der Gesetzgebenden Versammlung des Gebiets Penza im Föderationsrat RF tätig u. wurde Mitglied u. stv. Vorsitzender des Ausschusses für Recht u. Justiz des Föderationsrats u. danach Mitglied des Ausschusses für Haushalt u. Finanzmärkte des Föderationsrats. Im Dez. 2012 wurde Kalinin zum Vizepräsidenten des russ. Mineralölunternehmens "Rosneft" u. im März 2013 zum Vizepräsidenten für Personal u. Soziales von "Rosneft" ernannt. Seit Feb. 2013 ist er Vorstandsmitglied u. seit Okt. 2014 stv. Vorstandsvorsitzender von "Rosneft". Vom "Forum Freies Russland" wird Kalinin der öffentl. Unterstützung für den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine beschuldigt. Er ist im Bericht „1500 Kriegstreiber“ erwähnt, der vom Forum erstellt wurde: Das Forum strebt Sanktionen gegen diese Personen in der EU an.)

KALINOVSKIJ, Sergej Arturovich (gew. russ. Journalist in Smolensk, eines der ersten Opfer eines ungeklärten Mordes an einen Journalisten am Anfang der Putin-Ära.
Anfang 2000er Jahre veröffentlichte seine Zeitung Moskovskij komsomolec - Smolensk, deren Chefredakteur er war, Materialien zu kriminellen u. polit. Themen. Ende März 2001 fing Kalinovskijs Wohnung aus unbekannten Gründen Feuer. Experten, die den Vorfall untersuchten, kamen zu dem Schluss, dass keine Brandstiftung vorlag. Nicht einmal Kalinovskij selbst war sich dessen ganz sicher. Das Pressezentrum der Gebietsverwaltung von Smolensk berichtete, dass der Leiter der Verwaltung „die abscheulichen Methoden der psycholog. Beeinflussung von Journalisten u. Repressalien gegen sie wegen der Verbreitung von Informationen, die jemandem nicht passen“, scharf verurteilte. Am 14. Dez. 2001 verliess Kalinovskij sein Haus u. kehrte nicht zurück. Bevor er losging, sagte er seinen Eltern, dass er eine Versammlung besuchen u. spät zurückkommen würde. In Begleitung eines jungen Mannes schritt Kalinovskij in Richtung Nikolaev-Strasse. Der Journalist wurde nie wieder gesehen. Zunächst versuchten seine Kollegen, Kalinovskij auf eigene Faust zu finden, u. wandten sich dann an die Strafverfolgungsbehörden. Anfang April 2002 wurde die Leiche Kalinovskijs am Ufer eines Sees im Gebiet Smolensk entdeckt. An seinem Körper wurden zahlreiche Prellungen u. Wunden festgestellt. Der Mord wurde jedoch nie aufgeklärt, das Strafverfahren immer wieder eröffnet u. eingestellt.)

KALLAS, Kaja II 2014-21: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII LIII LIV LV LVI LVII LVIII LIX LX LXI LXII LXIII LXIV LXV LXVI LXVII LXVIII  2022-: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII XVIII XIX XX XXI XXII XXIII XXIV XXV XXVI XXVII XXVIII XXIX XXX XXXI XXXII XXXIII XXXIV XXXV XXXVI XXXVII XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII LIII LIV LV LVI LVII LVIII LIX LX LXI LXII  2023-: II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI XVII (estnische Juristin u. Spitzenpolitikerin, Ministerpräsidentin der Republik Estland. Tochter des ehem. estn. Unabhängigkeitsaktivisten von 1989, Zentrabankpräsidenten u. Vizepräsidenen der EU-Kommission Siim Kallas. Seit 2018 führt Kaja Kallas, die selbst Abgeordnete im Europäischen Parlament war, die von ihrem Vater 1994 gegründeten liberale, westlich orientierte Estnische Reformpartei an. Seit 2021 ist sie Regierungschefin von Estland u. die 1. Frau an der Spitze der Regierung des Landes. Im März 2023 gewann ihre Partei die Parlamentswahlen in Estland haushoch erneut u. konnte den Anteil ihrer Partei sogar auf 31,2% steigern, übrigens dank des Beitrags der elektron. Stimmen, die ein Markenzeichen Estlands sind. Angesichts des von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine trat Kallas engagiert, energisch, hart u. unmissverständlich gegenüber Russland auf, weshalb sie als "Eiserne Lady" tituliert wurde. Im Aug. 2022 drückte sie in einem Gespräch mit dem "Weltspiegel" im Zusammenhang mit dem EU-Visa- u. Einreisestopp für Russen die Hoffnung aus, dass Russland u. der Kreml derart stark unter Druck geraten wird, dass es seine Aggression gegen die Ukraine aufgibt. Der Krieg sei in den Händen der Russen, die ihre Truppen zurückziehen u. den Krieg beenden könnten. In einem Gespräch mit der Zeit vom Sept. 2022 bejahte sie nach 7 Kriegsmonaten die Frage, ob man Russland als Terrorstaat einstufen könne oder sollte. Man verhandle nicht mit Terroristen, die wie Geiselnehmer vorgingen, sagte sie, u. äusserte sich ablehnend gegenüber eventuellen Zugeständnissen an Russland. Der Westen habe in der Vergangenheit in den Fällen Krym, Donbass u. Georgien schon genug Zugeständnisse gemacht. Es sei inakzeptabel, wenn Russland drohe, etwas fordere, was ihm nie gehört habe, Angst schüre, Zugeständnisse verweigere u. darauf warte, bis irgendjemand im Westen einem etwas anbiete, wie dies die Russen praktizierten. Sie freute sich darüber, dass die EU geeint gegenüber Russland blieb u. der Ukraine geholfen habe, dass sie sich verteidigen könne. Die gemeinsame Botschaft an Russland müsse lauten: Ihr könnt diesen Krieg nicht gewinnen. Diese Botschaft müsse man permanent wiederholen. Denn zahle sich die russ. Aggression aus, sei das wie eine Einladung zur Nachahmung. Russland müsse sich hinter seine Grenzen zurückziehen. Die Ukrainer müssten jedoch selbst entscheiden können, wo diese Grenzen verlaufen sollen. Künftige Verhandlungen könnten sich ihrer Meinung nach nur darum drehen, unter welchen Bedingungen Russland sich hinter seine Grenzen zurückzieht. Wie wir uns jetzt zu Russland stellen, sei entscheidend für den Frieden in Europa. „Wenn die Russen in der Ukraine gewinnen, werden sie weitergehen. Wenn wir keinen Krieg in ganz Europa haben wollen, müssen wir die Russen jetzt stoppen." Man müsse Russland „in internationalen Organisationen politisch isolieren, bis sie merken, dass sie allein sind." Die Wirtschaftssanktionen wirkten in diese Richtung. Der Druck auf Russland müsse „noch schmerzhafter" werden. Ausserdem müsse der Internationale Strafgerichtshof die Kriegsverbrechen in der Ukraine untersuchen. Zur Verantwortung des russ. Volkes meinte Kallas: Zwar sei dies ein Krieg Putins, aber es seien v.a. „gewöhnliche Russen, russ. Staatsbürger, die in der Ukraine Frauen vergewaltigen u. Zivilisten foltern". Und die Propagandisten des russ. TV würden ihren Beitrag zum Krieg leisten u. Verbrechen ermöglichen. Unter diesen Umständen könne man nicht behaupten, dass dies nur Putins Krieg sei. Kallas warnte davor, die Russen von der Verantwortung für den Krieg pauschal freizusprechen: „Auch in Autokratien tragen die Menschen Verantwortung". Ausserdem sei ein Blick in die Geschichte wichtig. Für die früher von den Sowjets besetzten Länder habe Frieden Deportation, Unterdrückung u. Verstaatlichung des Privateigentums  bedeutet. Dies könne sich unter erneuter russ. Besatzung wiederholen. Deshalb dürfe man das Schicksal der Baltischen Staaten nach dem 2. WK nicht vergessen. Am Jahrestag der russ. Invasion zeigte Kallas Bewunderung für den Mut der UkrainerInnen, die Welt müsse denselben Mut zeigen, um die Ukraine zu unterstützen, bis der letzte russ. Soldat abgezogen sei. Freiheit sei nicht umsonst, man müsse dafür kämpfen. Ihr eigenes Land sei entschlossent, sich zu verteidigen. Estland habe die Verteidigungslast auf fast 3% erhöht. Alle europäischen Länder müssten mehr in Ihre Verteidigung investieren. Russland stelle mit seinem konventionellen u. hybriden Krieg eine langfristige Bedrohung dar. Die Ukraine müsse gewinnen u. der Aggressor müsse zurückgedrängt werden. Wir dürften keine Angst vor den russ. Terror-Drohungen haben. Die Verantwortlichen des Kriegs müssten zur Rechenschaft gezogen werden. In die Schlagzeilen u. unter polit. Druck geriet Kallas Ende Aug. 2023, nachdem bekannt geworden war, dass ihr Ehemann Arvo Hallik an einem Transportunternehmen beteiligt ist, das trotz des russ. Angriffskriegs gegen die Ukraine u. der westlichen Sanktionen gegen Russland, die auch von Estland tatkräftig unterstützt werden, bis zuletzt geschäftl. Verbindungen mit Russland unterhielt. Während die Opposition ihren Rücktritt forderte, beteuerte Kallas, von den Russland-Geschäften ihres Ehemanns nichts gewusst zu haben /II III IV V/. Im Feb. 2024 wurde Kallas auf die Fahndungsliste Russlands gesetzt. Der Kreml wirft ihr u.a. vor, sie habe durch die Zerstörung sowjet. Denkmäler des 2. WKs Verbrechen an Russlands Geschichte begangen. Trotz ihrer Erfolgreichen Karriere geriet Kallas inzwischen allerdings unter Druck: In einer im März 2024 durchgeführten Umfrage forderten 66% der Befragten ihren Rücktritt. Bei den Europawahlen vom Juni 2024 fiel ihre "Reformpartei" bei den Wähleranteilen auf den 3. Rang zurück, hinter die Konkurrenzparteien - Sozialdemokraten u. Konservativen. Nachdem sie 2023 noch als Nachfolgerin von NATO-Generalsekretär s. Jens Stoltenberg gehandelt wurde, wurde sie im Juni 2024 wurde Kallas, eine er schärfsten Kreml-Kritiker, als EU-Aussenbeauftragte ernannt /II/.) 06.24

KALMANOVICH, Shabtaj Genrikhovich
(gew. aus Sowjetlitauen stammender jüdisch-israel. u. russ. Unternehmer. Seine Mutter war eine Holocaust-Überlebende, die nach ihrer Flucht aus der NS-Gefangenschaft im 9. Fort in Kaunas, wo Kalmanovich geboren wurde, von einer litauischen Familie aufgenommen wurde. Nach seinem Studium des Chemieingenieurwesens trat er in die Sowjetarmee ein. Als seine Kommandeure erfuhren, dass seine Familie plant, nach Israel auszuwandern, wurde er zur jüdischen Verwaltung des KGB vorgeladen u. als Spion rekrutiert, um die Auswanderungsverfahren für sich und seine Familie zu beschleunigen. 1971 reiste er mit seiner Familie nach Erhalt der Ausreisegenehmigungen nach Israel aus.
Dort studierte er an der Hebräischen Universität in Jerusalem u. begann, sich in der Wirtschaft u. der Arbeitspartei zu engagieren. Er arbeitete im Presseamt ​​der Regierung u. als parlamentar. Berater in der Knesset. Seine regierungsnahen Ämter verschafften ihm Zugang zu Informationen über eine israel. Organisation, die Kontakte zu Juden in der Sowjetunion u. anderen Ostblockstaaten unterhielt. Kalmanovich war von seinem KGB-Sachbearbeiter angewiesen worden, diese Organisation zu infiltrieren u. Informationen über ihre Aktivitäten an den KGB weiterzugeben. Kalmanovich wurde Geschäftsmann, nachdem der KGB Investitionen für ihn in Israel finanziert hatte. Er wurde reich, indem er zusammen mit anderen israel., südafrikan. u. taiwan. Geschäftsleuten billige Arbeitskräfte im südafrikan. Homeland Bophuthatswana ausbeutete. Er lebte u. arbeitete zeitweise in Sierra Leone, wo er im Diamantenhandel ein Vermögen machte u. als Repräsentant für Israel tätig war. Sein Reichenstatus ermöglichte es ihm, sich mit wichtigen israel. Persönlichkeiten anzufreunden, darunter hohe Geheimdienstoffiziere u. Generäle wie ein IDF-Brigadegeneral, mit dem er durch Afrika reiste. Dazu gehörten auch Kontakte zu Knesset-Mitgliedern u. Kabinettsministern, die er zu verschwenderischen Partys in seiner Villa in einem Nobelviertel von Tel Aviv einlud. Mitte der 1980er Jahre begannen seine geschäftl. Unternehmungen jedoch zusammenzubrechen. Während eines Besuchs in GB 1987 wurde Kalmanovich von der britischen Polizei festgenommen, weil er angeblich über 2 Mln. USD in Form von gefälschten Schecks in die USA überwiesen hatte. Er wurde an die USA ausgeliefert, um gegen Kaution wieder freigelassen zu werden u. nach Israel zurückzukehren. Dort wurde er festgenommen u. wegen Spionage angeklagt. Seine häufigen Reisen in die SU u. die DDR hatten den Verdacht des israel. Geheimdienstes geweckt. Laut Anklage hatte Kalmanovich über einen Zeitraum von 17 Jahren Informationen an die Sowjets weitergegeben. 1988 wurde er von einem israel. Gericht wegen Spionage zugunsten der UdSSR zu 9 Jahren Gefängnis verurteilt u. verbrachte 5,5 Jahre in einem israel. Gefängnis. Nach Aussagen einiger ehem. Mitarbeiter der GRU des Generalstabs der Streitkräfte der UdSSR war Kalmanovich kein Vollzeitagent der Sonderdienste der UdSSR gewesen, sondern er war ein interessanter ´Informant´, mit dem unsere Leute so arbeiteten, dass er darüber nichts erriet". 1993 wurde er begnadigt u. freigelassen. Nach seiner Haftentlassung kehrte er nach Russland zurück, wo er mit s. Iosif Kobzon mehrere Firmen unter der Bezeichnung "Liat-Natali“ gründete u. eines der grössten Pharmaunternehmen Russlands unterhielt. Später unterstützte er den Wiederaufbau eines Marktes auf dem Tischinsker Platz in Moskau. Ausserdem war er Eigentümer des Dorogomilovskij-Marktes. Kalmanovich, eine der schillerndsten Unternehmerfiguren der neuruss. "Gründerzeit", pflegte Kontakte mit der Mafia, so mit dem Unterweltpaten s. Vjacheslav Ivankov, genannt „Japontschik“, u. dem Mafiaboss der Solncevo-Bruderschaft s. Sergej Mikhajlov. Für den Erfolg des bedeutendsten litauischen Basketballvereins "Žalgiris" Kaunas, der Kalmanovich gehörte u. in den er nach eigenen Angaben 1996-9 6,5 Mln. USD investierte, verlieh ihm der litauische Präsident den "Orden des litauischen Grossfürten Gediminas". Als Philanthrop spendete Kalmanovich grosse Summen für die Renovierung der Kaunasser Synagoge. In den frühen 2000er Jahren war Kalmanovich General Manager des Frauen-Basketballclubs der "Ural Mining and Metallurgical Company" in Ekaterinburg u. Besitzer des Frauen-Basketballteams "Spartak" Moskau, für das er jährlich 7 Mln. USD ausgab. Ausserdem organisierte er Russland-Tourneen von berühmten Weltpopstars u. war Berater des Gouverneurs des Moskauer Gebiets s. Boris Gromov. Catherine Belton bezeichnete Kalmanovich in ihrem Buch "Putins Netz", S. 213f., als einen, der der „undurchsichtigen Schnittmenge zwischen den Sicherheitskräften u. dem organisierten Verbrechen entstammte". Er habe mit einem Geschäftsmann zusammengearbeitet, der über den Petersburger Hafen Ost aus Südamerika importiert habe, u. gemäss einer anderen Quelle sollen auf diesem Weg auch andere Waren ins Land geschmuggelt worden sein. Das FBI habe ihn als „einen mächtigen Verbündeten der Solncevskaja" betrachtet, der über „Verbindungen zu ehem. KGB-Agenten u. hochrangigen Regierungsmitgliedern in Russland, Israel u.a. anderen Staaten ..." verfügte. Wie Catherine Belton in ihrem Buch weiter ausführte, war Kalmanovich ein Freunde der Familie von s. Anatolij Sobchak, des legendären ehem. Bürgermeisters von SPB. In einem Interview mit der Novaja gazeta von Nov. 2012 erzählte Sobchaks Witwe s. Ljudmila Narusova, dass die Person, die den toten Sobchak zum ersten Mal in Kaliningrad gesehen u. ihr viel darüber erzählt habe, was dort passiert sei, Shabtaj Kalmanovich gewesen sei. Da Sobchak am 19. Feb. 2000 aber in einem Zimmer des Hotels "Rus" in Svetlogorsk starb, spielte sich der Vorfall in Svetlogorsk u. nicht in Kaliningad ab, wie von Belton festgehalten. Die Komsomolskaja pravda schrieb im Aug. 2019: „Anatolij Sobchak starb am 19. Feb. 2000 in einem Zimmer des Hotels "Rus", als er sich auf einer Geschäftsreise in Svetlogorsk befand. Vor seinem Tod speiste Anatolij Aleksandrovich mit seinen Assistenten. Der Politiker verliess zuerst den Tisch. Eine halbe Stunde später betrat der Unternehmer u. General Manager des russ. Frauen-Basketballteams Shabtaj Kalmanovich, der den Politiker auf dessen Reise begleitete, Sobchaks Zimmer. Nach Angaben des Kaufmanns starb Anatolij Aleksandrovich in seinen Armen." Kalmanovich war Bürger von 3 Staaten - Litauen, Russland u. Israel - u. sprach mehr als 10 Sprachen.
Ermordung: Anfang Nov. 2009 wurde Kalmanovich im Zentrum von Moskau getötet. Die Mörder feuerten mehrere Salven aus automat. Waffen auf Kalmanovichs Mercedes ab. Der Geschäftsmann erlag noch vor Ort seinen Verletzungen. Die Ermittlung hielt seine Ermordung für einen Auftragsmord. Vladimir Markin vom Untersuchungsausschuss der Staatsanwaltschaft RF erklärte, dass der Vorfall das Ergebnis eines „Auftagsmords“ gewesen sei u. dass der Mord wahrscheinlich „in Verbindung mit seiner Geschäftstätigkeit“ stand. 2011 wurden die Ermittlungen in dem Fall eingestellt, während, wie berichtet wurde, „weder die Täter noch die Auftraggeber, noch die Organisatoren der Tat gefunden werden konnten“. 2019 stellte der Untersuchungsausschuss vor Gericht einen Antrag auf Festnahme zweier Tatverdächtiger. 2021 verkündete der Untersuchungsausschuss RF den Abschluss der Ermittlungen im Fall des Auftragsmords an Kalmanovich, der in ein separates Verfahren ausgegliedert wurde. Im Juli 2022 befanden die Geschworenen die Angeklagten Bagaudin Kostoev, Ali Belkhoroev u. Batyr Tumgoev der Teilnahme an der Ermordung Kalmanovichs für schuldig, während Kostoev als direkter Mörder anerkannt wurde. Im Sept. 2022 verurteilte das Gericht die 3 Angeklagten im Mordfall Kalmanovich zu 18 bis 22 Jahren Haft in einer Strafvollzugsanstalt mit strengem Regime.)

KALUGIN, Oleg Danilovich II III IV V VI VII VIII IXa IXb IXc (
ehem. KGB-General/major u. ehem. Leiter des KGB-Auslandsnachrichtendienstes bzw. Ex-Abteilungsleiter der Gegenspionage im KGB UdSSR, der in den USA als KGB-Spion tätig war. Sohn eines Offiziers des NKVD. 1995 verliess er Russland, wurde US-Staatsbürger u. in Russland wegen Hochverrats angeklagt u. verurteilt.
Sowjetzeit: Nach seiner Fremdsprachenausbildung /Englisch u. Deutsch/ am Institut für Fremdsprachen des Ministeriums für Staatssicherheit der UdSSR u. einer Weiterbildung an der "Spionagehochschule Nr. 101" des KGB beim Ministerrat der UdSSR in der Nähe von Balashikha bei Moskau - bei Eintritt in die KPdSU u. Erhebung in den militär. Rang - wurde er als Teil des internationalen Jugendaustauschs in die USA gesandt, wo er sich 1958 mit einem Fulbright-Stipendium als Journalismusstudent an der Columbia University NY einschrieb, übrigens zusammen mit s. Aleksandr Jakovlev. Daneben gab er sich einige Jahre unter journalist. Deckmantel ohne Diplomatenstatus als Korrespondent von "Radio Moskau" bei der UNO aus. Während seines Aufenthalts in den USA wrb er in geheimer Zusammenarbeit mit dem KGB unter dem Undercover-Pseudonym „Cook“ einen "reuigen“ sowjet. Überläufer an, der in einem grossen US-Chemiekonzern an geheimen Brennstoffen für strateg. Raketen arbeitete, was der Ausgangspunkt für den Start einer fulminanten u. ungestümen Karriere im KGB-System war. 1964 kehrte er nach Moskau zurück, um unter dem Deckmantel des Pressesprechers im sowjet. Aussenministerium zu dienen. Dann wurde Kalugin unter dem Deckmantel des stv. Presseattachés der sowjet. Botschaft nach Washington DC, USA, abkommandiert. In Wirklichkeit war er stv. Resident u. amtierender Leiter der Residenz der dortigen Sowjetbotschaft. 1971 wechselte Oberst Kalugin, nachdem er zuvor aus den USA in die UdSSR zurückgekehrt war, seine Spezialisierung: Vom polit. Geheimdienst wechselte er zur internen Spionageabwehr. Dies bedeutete eine wesentliche Beförderung, die ihm Neider bescherte. 1972 wurde Oberst Kalugin stv. Leiter der legendären Abteilung "K", u. nach Versetzung von deren Leiter 1973 stv. Leiter der 2. Hauptverwaltung des KGB. 1972-9 unternahm er immer wieder kurzfristige Inspektionsreisen zu KGB-Residenturen im Ausland. 1974 wurde er, als einer der besten Offiziere des KGB anerkannt, zum jüngsten General befördert. Anschliessend kehrte er in die KGB-Zentrale zurück, um Leiter der ausländ. Spionageabwehr oder Abteilung "K" der 1. Hauptverwaltung zu werden. In diese Zeit fiel die berühmte Londoner Regenschirm-Ermordung des bulgar. Schriftstellers Georgi Markov, die weltweit Wellen schlug, u. für die Kalugin hohe Auszeichnungen erhielt /die Ermordung sei auf Anfrage von Todor Zhivkov erfolgt u. auf Befehl des KGB-Chefs Jurij Andropov vom bulgar. Geheimdienst durchgeführt worden/, obwohl Kalugin auf Befehl 2 KGB-Agenten mit den Mordwerkzeugen nach Sofija geschickt haben will. Gift u. Regenschirm stammten aus dem berüchtigten Labor Nummer 12 in Moskau. Bulgar. Agenten probierten den Regenschirm-Anschlag zuerst in Paris an dem Dissidenten Vladimir Kostov aus, aber der Versuch misslang. 1975 wurde Kalugin der Orden des "Roten Banners" für seine persönl. Beteiligung an der Durchführung einer Operation verliehen, um Nikolaj Artamonov - einen sog. „Lerchen“-Agenten -, der in Washington durch Täuschung angeworben wurde, in die UdSSR zu locken, den der KGB verdächtigte, ein Doppelspiel zu spielen u. mit den US-Geheimdiensten zusammenzuarbeiten.
Als Artamonov bei seiner Entführung über die österreich.-tschechoslowak. Grenze durch die Hand einer KGB-Einsatzgruppe ums Leben kam, wurde Kalugin von einem ehem. KGB-Offizier namens Aleksandr Sokolov direkt für den vorsätzlichen Mord an einem Doppelagenten verantwortlich gemacht.
Kritik am KGB:
Kalugins Karriere beim KGB der UdSSR fand jedoch Ende 1979 - Anfang 1980 ein abruptes Ende. 1980 wurde Kalugin aufgrund einer Intrige von s. Vladimir Krjuchkov, damals ein enger Vertrauter von Jurij Andropov, der von Kalugin privat kritisiert worden war, zum stv. Leiter des Leningrader KGB degradiert u. von der Auslandspionageabwehr zur gewöhnlichen Spionageabwehr versetzt. Kalugin wurde beschuldigt, vor 20 Jahren einen Agenten angeworben zu haben, von dem der KGB wahrscheinlich fälschlicherweise glaubte, dass er tatsächlich ein US-Spion war. Das liess Kalugin, der verdächtigt wurde, für die CIA zu arbeiten, selbst als Sicherheitsrisiko erscheinen, aber es gab keine Beweise. Kalugin ergriff die Gelegenheit, die Politik u. Methoden der Agentur u. als stalinist. polit. Polizei zu kritisieren. Er beklagte sich u.a. darüber, dass der KGB die Korruption in den höchsten Kreisen der sowjet. Gesellschaft übersehe, während er die einfachen Leute terrorisiere. 1987 schrieb Kalugin einen Brief u. übermittelte ihn via s. Aleksandr Jakovlev an s. Mikhail Gorbachjov, in dem er die Notwendigkeit einer Reform des KGB begründete, einschliesslich seiner Entpolitisierung u. Auflösung, der Beseitigung des polit. Ermittlungssystems, der strikten Rechenschaftspflicht des KGB gegenüber dem Parlament u. der öffentl. Berichterstattung vieler Aspekte seiner Aktivitäten. Danach kehrte Kalugin von Leningrad nach Moskau zurück. Dort erhielt er eine Anstellung als Abteilungsleiter im Apparat der Akademie der Wissenschaften der UdSSR u. arbeitete dann im Ministerium für elektronische Industrie der UdSSR, wo er deren Spionageabwehrunterstützung durch den KGB der UdSSR überwachte.
Als Generalmajor Kalugin 1989 das Rentenalter erreichte, wurde er in die Reserve u. dann in den Ruhestand versetzt. 1990-1 hielt er an Hochschulen Vorträge über die Einsatzpraxis von Journalisten im Interesse der Sonderdienste u. die Aktivitäten von Mitarbeitern der Sonderdienste unter dem Deckmantel journalist. Akkreditierungen in verschiedenen Ländern der Welt. Ende Juni 1990 gab der KGB eine Erklärung ab, in der Kalugins Aussagen als verleumderisch bezeichnet wurden. Sodann wurden Kalugin auf Vorschlag des KGB durch ein Dekret des Präsidenten der UdSSR von Ende Juni 1990 die staatl. Auszeichnungen aberkannt u. durch ein Dekret des Ministerrates der UdSSR der Rang des Generalmajors entzogen u. eine persönl. Rente von 350 Rubel pro Monat u. andere Leistungen annulliert. Auf Anordnung des KGB-Vorsitzenden wurde ihm auch das Abzeichen „Ehrenbeamter der Staatssicherheit“ aberkannt. Kalugin bewertete diese Entscheidungen als illegal u. verklagte Ryzhkov u. Gorbachjov erfolglos. Trotz des Widerstands des KGB wurde Kalugin im Sept. 1990 als Volksabgeordneter aus dem Land Krasnodar mit 57% der Stimmen in den Obersten Sowjet gewählt. Während des Wahlkampfs war Oleg Tumanov, ein KGB-Offizier, als Widersacher von Kalugins Kandidatur aufgetreten, der den Ex-General des Hochverrats beschuldigte. Im Juli 1990 verliess Kalugin die KPdSU u. beteiligte sich an der demokrat. Bewegung, sprach auf Massenkundgebungen in Moskau. Im Okt. 1990 nahm er am Gründungskongress der Bewegung "Demokrat. Russland“ teil. Er trat auch der Organisation "Military for Democracy" bei. Laut dem erwähnten ehem. KGB-Offizier Sokolov sei Kalugins Verhaftung 1991 unvermeidlich gewesen: „Kalugin begann jedoch „auf Anraten von Freunden“ Schutz unter der Flagge der Demokraten zu suchen“.
Rolle während des Putschversuchs 1991: Kalugin wurde ein entschiedener Unterstützer von s. Boris Elcyn, dem Präsidenten der RSFSR. Während des gescheiterten Putschversuchs vom Aug. 1991 führte er unter der Führung des KGB-Vorsitzenden s. Vladimir Krjuchkov Menschenmassen zum "Weissen Haus" in Moskau, dem Zentrum der Anti-Putsch-Bewegung, u. veranlasste Elcyn, sich an die Menge zu wenden. Nach dem gescheiterten Putsch wurden Kalugin per Dekret des Präsidenten der UdSSR seine Auszeichnungen u. Titel zurückgegeben u. er selbst wurde unbezahlter Berater des neuen u. letzten KGB-Vorsitzenden Vadim Bakatin. Lautstark sagte Kalugin der Presse, dass der KGB in Zukunft keine polit. Funktionen u. keine geheimen Labors zur Herstellung von Giften u. Geheimwaffen haben sollte.
Emigration in die USA: 1995 fuhr Kalugin zum Arbeiten in die USA, ohne Absicht, sich dauerhaft niederzulassen. Dort war zuvor sein aufschlussreiches Buch "Die Erste Hauptverwaltung. Meine 32 Jahre im Geheimdienst u. in der Spionage gegen den Westen“ erschienen. Ausserdem trat er als Zeuge bei Prozessen gegen identifizierte u. festgenommene Agenten des KGB u. des SVR auf. Im Juni 2001 sagte Kalugin im Spionageprozess gegen George Trofimoff aus, einen pensionierten Colonel der United States Army Reserve, der in den 1970-80er Jahren wegen Spionage für den KGB angeklagt war. 2003 erhielt Kalugin die US-amerikan. Staatsbürgerschaft; er lebt in Maryland u. engagiert sich in der Öffentlichkeit, in der Lehre als Professor des "Center for the Study of Intelligence and Counterintelligence" u. in journalist. Bereichen. Er schrieb an einem weiteren Buch über Spionage im Kalten Krieg u. arbeitete mit dem ehem. CIA-Direktor William Colby zusammen. In der 2. Ausgabe des erwähnten Buchs von 1994, die 2009 unter dem Titel "Spymaster" veröffentlicht wurde, lieferte Kalugin zusätzliche Einzelheiten zu einigen Fällen, die der Autor in der Erstausgabe nur kurz angesprochen hatte. Laut Kalugin habe er nie einen sowjet. Agenten verraten, ausser der Erwähnung derer, die dem westlichen Geheimdienst bereits bekannt waren. Er nannte Geheimdienstüberläufer wie s. Oleg Gordievsky "Verräter".
Fernverfolgung, Anklage u. Verurteilung Kalugins in Putins Russland: Mit der Rückkehr von Elementen des KGB an die Macht, insbes. s. Vladimir Putins als Staatspräsident Russlands, geriet Kalugin erneut unter Druck. In Russland wurden Kalugins öffentliche Äusserungen u. Aussagen vor US-Gerichten von seinen ehem. Kollegen in den Staatssicherheitsbehörden der UdSSR als Verrat angesehen. Insbes. der pensionierte KGB-General Nikolaj Leonov u. der pensionierte KGB-Generalleutnant Vadim Kirpichenko äusserten sich in diesem Sinn. Der zukünftige Präsident Russlands, Oberst des KGB der Reserve der UdSSR V.V. Putin, nannte Kalugin Anfang 2000 öffentlich einen Verräter. Im März 2001 gab die Hauptmilitärstaatsanwaltschaft RF bekannt, dass gegen Kalugin ein Strafverfahren wegen Preisgabe von Staatsgeheimnissen eingeleitet werden könne. Kalugin kommentierte die Situation mit der Enthüllung Robert Hanssens für eine US-Zeitung u. bezeichnete Evgenij Toropov u. Sergej Tretjakov, Diplomaten, die sich in Kanada bzw. den USA aufhielten, als Spione. Die Staatsanwaltschaft RF war der Ansicht, dass die Preisgabe der Namen dieser Geheimdienstmitarbeiter als Preisgabe von Staatsgeheimnissen eingestuft werden könnte. 2002 wurden Kalugin gemäss eines Urteils des Moskauer Stadtgerichts der militär. Rang eines Generalmajors des KGB der UdSSR, alle 22 staatl. Auszeichnungen der UdSSR u. die ihm zustehende persönl. Rente entzogen, die er in den USA seit seinem Umzug 1995 erhielt. Das Moskauer Stadtgericht befand Kalugin des Hochverrats u. der Spionage für den Westen für schuldig u. verurteilte ihn zu 15 Jahren Freiheitsentzug in einer Haftanstalt mit strengem Vollzug. Der ehem. Leiter des KGB-Auslandsnachrichtendienstes habe durch öffentl. Berichte über die Arbeit des sowjet. Geheimdiensts der nationalen Sicherheit Russlands geschadet", lautete die Begründung des Gerichts. Das "Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit" des FSB kommentierte das Urteil u. sagte, Kalugins Weigerung, nach Russland zurückzukehren, um persönlich an dem Prozess teilzunehmen, bestätige erneut sein Bewusstsein seiner Schuld gegenüber dem Staat u. seinen Bürgern. Der Leiter des Pressebüros des SVR, Boris Labusov, sagte, dass der Erhalt der US-Staatsbürgerschaft durch den ehem. KGB-General der UdSSR „ein weiteres Mal die Tatsache bestätigt, dass er ein Verräter ist“. Kalugin selbst erkannte die Zuständigkeit der russ. Gerichte nicht an, ihn wegen des Vorwurfs der Offenlegung von Geheimnissen des 1991 aufgelösten KGB u. der untergegangenen UdSSR, auf die er den Militäreid leistete, strafrechtlich zu verfolgen. Kalugin bezeichnete das Urteil als „Sowjetjustiz, die heute wirklich triumphiert“, u. äusserte Zweifel an der Objektivität von Gerichtsverfahren, den sog. "Spionage“-Prozessen, wie sie in Putins Russland geführt werden. S. Viktor Cherkashin, ehem. Oberst der 1. Hauptverwaltung KGB, der Kalugin seit über 60 Jahren kennt, charakterisierte ihn im Aug. 2015 als einen gelehrten, herausragenden, aktiven u. erfolgreichen Agenten, der Opfer einer „Inszenierung“ /bzw. Intrige/ geworden sei. Er betonte, dass die verbreitete Version, Kalugin sei vor langer Zeit von den Amerikanern rekrutiert worden, nicht wahr sei. Kalugins Verhalten in den USA nach 1995, wo er dazu beitrug, dass sowjet. Agenten an Russland ausgeliefert wurden, wo diese zu langjährigen Haftstrafen verurteilt wurden, erklärte Cherkashin mit den Besonderheiten der US-Gesetzgebung u. insbes. mit dem US-Einbürgerungsverfahren. Bei der Beantragung der US-Staatsbürgerschaft sei nach dem Recht dieses Staates jeder Bewerber verpflichtet, absolut wahrheitsgetreu über seine bisherige Tätigkeit zu berichten, egal was er getan habe. Wenn ein Gesuchsteller etwas verschweige, erhalte er die US-Staatsbürgerschaft nicht. Nach diesem Gesetz, erklärte Cherkashin, habe FSB-Generalmajor Kalugin, der um die US-Staatsbürgerschaft bat, „bereits a priori alles über seinen Dienst beim KGB der UdSSR erzählen müssen, u. er konnte natürlich viel erzählen.“ Ohne Kalugins Tat zu rechtfertigen, erinnerte Cherkashin gleichzeitig daran, dass unter den gleichen Bedingungen wie Kalugin andere Geheimnisträger die US-Staatsbürgerschaft erhalten hätten u. nannte prominente Bsp. wie Chruschtschows Sohn Sergej Nikitich, der in der Raketen- u. Verteidigungsindustrie arbeitete u. über die Entwicklungen des sowjet. militär.-industriellen Komplexes Bescheid wusste. In einem Interview von 2015 nannte Kalugin das verstorbene Oberhaupt der russ.-orth. Kirche, Patriarch s. Aleksij II. von Moskau u. ganz Russland, einen KGB-Kollaborateur. Kalugin blieb ein Kritiker Putins, einem ehem. KGB-Untergebenen, den er wegen seiner Führung im 2. Tschetschenienkrieg als „Kriegsverbrecher“ bezeichnete, u. sagte, dass er eines Tages unbedingt vor ein internationales Tribunal gestellt u. für seine Verbrechen gegen die Tschetschenien streng bestraft werden müsse, genau so wie der ehem. jugoslavische Präsident Slobodan Miloševiæ. 2012 gab Kalugin s. Dmitrih Gordon in New York ein ausführliches Interview. Ab 2019 war Kalugin Professor am "Center for Counterintelligence and Security Studies".)

KALJUZHNYJ, Viktor Ivanovich II (russ. Politiker; ehem. Minister für Kraftstoff u. Energie Russlands, ehem. stv. Aussenminister Russlands, ehem. Botschafter Russlands in Lettland. Während seiner Zeit in Lettland wurde er von seinen ehem. Mitarbeitern öffentlich kritisiert. Bei einem legendären Treffen "hinter verschlossenen Türen" mit 12 der grössten Geschäftsleuten der Stadt Ventspils im Nov. 2004 soll der Botschafter denkwürdige Aussagen hinterlassen haben, etwa dass er nicht nach Lettland gekommen sei, um die Rechte der Russen zu verteidigen, dass er die Erhaltung des Schulsystems nicht auf Russisch verteidigen werde, dass Russen in Kanada beispielsweise hervorragend u. erfolgreich auf Englisch lernen, dass er die Geschäftsentwicklung als seine Hauptaufgabe betrachte u. dass die Politik des russ. Aussenministeriums "dumm" sei. Vorsitzender des Aufsichtsrats der "National Petroleum Institute Foundation".)

KALJAGIN, Aleksandr Aleksandrovich II (sowjet. bzw. russ. Schauspieler u. Regisseur für Theater uFilm. Absolvent der Shchukin-Theaterhochschule. Seit seinem Studienabschluss 1965 war er an verschiedenen Bühnen beschäftigt, u.a. am Taganka-Theater, am Tschechow-Kunsttheater Moskau u. seit 1993 am von ihm geleiteten Theater "Et cetera". Als Theaterregisseur inszenierte Kaljagin in den 1980er Jahren auch in Frankreich, USA u. der Türkei. Sein Filmdebüt gab Kaljagin 1967. In den darauf folgenden Jahren spielte er wiederholt histor. u. literar. Rollen, darunter Franz Schubert, Gioachino Rossini u. Lenin. Seine Filmografie umfasst über 100 Werke. 1996 wurde Kaljagin zum Vorsitzenden der "Union der Theaterschaffenden RF" gewählt. 2003 trat er der polit. Partei "Einiges Russland“ bei u. wurde Mitglied des Moskauer Regionalen Polit. Rats dieser Partei. Im Juni 2005 unterzeichnete er den Aufruf von russ. Kulturschaffenden, Wissenschaftlern u. Mitgliedern der Öffentlichkeit im Zusammenhang mit dem Urteil gegen die ehem. Chefs der Ölgesellschaft "Jukos". Der "Brief der 50“ erschien als Antwort auf einen anderen Brief, in dem andere Kulturschaffende Russlands die Anerkennung s. Mikhail Khodorkovskijs als polit. Gefangenen forderten. 2011 erklärte Kaljugin, dass er es nicht bereue, diesen Brief unterschrieben zu haben. Im Feb. 2012 wurde er als offizieller persönl. Unterstützer des Präsidentschaftskandidaten s. Vladimir Putin registriert. Er unterstützte den von Putin im Feb. 2022 entfesselten russ. Angriffskrieg gegen die Ukraine u. forderte den Ausschluss des bekannten russ. Regisseurs Mikhail Durnenkov aus der Gewerkschaft der Theaterschaffenden wegen dessen Äusserungen gegen den Ukrainekrieg, wobei Letzterer in Ungnade fiel u. sich gezwungen sah, Russland zu verlassen, wonach gegen ihn ein Strafverfahren wegen "Verleumdung der Armee" eingeleitet wurde.)

 

Neuster Stand 07.23 (25) 
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