Putin-Lexikon
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Privater, politisch unabhängiger Presse-Blog zum Thema Osteuropa und Russland
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PUTIN-LEXIKON:
BRISANTE AKTEURE DER PUTIN-ÄRA, DIE SCHLAGZEILEN ERZEUGTEN
Profiteure und Opfer des Putin-Regimes

 

H (lat. Alph.)

HAINES, Avril II (US-amerikan. Juristin u. hochrangige Regierungsbeamtin. Sie war von 2010 bis 2013 jurist. Beraterin von US-Präsident s. Barack Obama im Weissen Haus. Im Aug. 2013 wurde sie stv. Direktorin der Central Intelligence Agency (CIA) u. damit die erste Frau in diesem Amt. Im Jan. 2015 wechselte sie zurück ins Weisse Haus, wo sie das Amt der stv. Nationalen Sicherheitsberaterin übernahm. Im Nov. 2020 kündigte der designierte US-Präsident s. Joe Biden an, Haines als Director of National Intelligence nominieren zu wollen. Der Senat stimmte im Jan. 2021 der Ernennung zu. Sie trat ihr Amt am 21. Jan. 2021 an. Im April 2021 wurde sie auf die Liste russ. Gegensanktionen gesetzt u. mit einer einreisesperre belegt. /s. auch WRAY, Christopher./)

HARDING, Luke II (britJournalist, der für die brit, Zeitung The Guardian schreibt. Seit 2007 war er Moskau-Korrespondent der Zeitung. Im Dez. 2007 veröffentlichte er einen Artikel, in dem er das Vermögen von Präsident s. Vladimir Putin auf 40 Mrd. USD schätzte. Während einer Pressekonferenz im Feb. 2008 bestritt Putin diese Behauptung. Basierend auf den Ergebnissen seiner Arbeit in Russland schrieb Harding das Buch Mafia State (dt. Mafiastaat, in dem er Russland als einen Mafiastaat u. seine Führung als von zwei geleiteten Hauptmotiven, Nationalismus u. dem Durst nach persönlicher Bereicherung, beschrieb. In diesem Buch brachte er auch die Vergftung von s. Aleksandr. Litvinenko, die Hilfe Russlands für Donald Trump u.a. zur Sprache. Harding wurde im Feb. 2011 die Einreise nach Russland verweigert. Das russ. Aussenministerium begründete die Ablehnung damit, dass Hardings Visum abgelaufen sei u. er zuvor gegen die Akkreditierungsregeln verstossen u. die Zone der Anti-Terror-Operation besucht habe, ohne die Sicherheitsbehörden zu benachrichtigen. Harding selbst u. seine Zeitung betrachteten das Verbot als Folge von Hardings beruflicher Tätigkeit. Hardings Einreiseverbot war die erste Ausweisung eines westlichen Journalisten in der postsowjet. Geschichte Russlands. 2011 veröffentlichte Harding zusammen mit David Lee das biografische Buch WikiLeaks: Inside Julian Assange’s War on Secrecy über Julian Assange. 2014 veröffentlichte Harding The Snowden Files: The Inside Story of the World's Most Wanted Man, ein Bericht über s. Edward Snowden.)

HÄSLER, Georg II III IV V VI VII VIII IX X XI (schweiz. Armeeoffizier u. Journalist, Sicherheits- u. Militärexperte.  Studium der Klassischen Philologie in Bern u. Basel. Oberst der Schweizer Armee. Ab 2002 arbeitete er beim Schweizer TV für die Sendungen "Schweiz aktuell" u. "Rundschau". Dann war er SRF-Korrespondent für den Westbalkan mit Sitz in Belgrad. 2018 wechselte er ins Bundeshaus. Seit 2020 ist er Mitglied der NZZ-Redaktion, wo er als Militärexperte das Dossier Sicherheitspolitik u. Sicherheit betreut. Nach Beginn der russ. Kriegsaggression gegen die Ukraine im Feb. 2022 analysierte er in der NZZ den aktuellen Kriegsverlauf in der Ukraine u. trat mit entsprechenden Einschätzungen auch im TV auf.) 01.24

HERDT, Waldemar (dt. Politiker russlanddeutscher Herkunft; Mitglied der AfD. Herdt wuchs als Angehöriger der russlanddt. Minderheit in der damaligen Sowjetrepublik Kasachstan auf u. leitete dort als Agraringenieur eine Kolchose. 1993 wanderte er mit seiner Familie nach Deutschland aus. Herdt gilt als sehr gläubigm engagiert sich in einer evangelikalen Gemeinde u. war Mitglied des Bundesvorstands der "Partei Bibeltreuer Christen", bevor er zur "Alternative für Deutschland" AfD wechselte, wo er Mitglied im "Koordinationszentrum der Russlanddeutschen in der AfD“ u. ausserdem bevollmächtigter Sprecher des "Internationalen Konventes der Russlanddeutschen“ wurde. 2018 wurde nach Recherchen berichtet, dass 18 Bundestagsabgeordnete der AfD rechtsextreme Mitarbeiter für ihre Mandatsaufgaben u. parlamentar. Arbeit beschäftigen. Nach Recherchen des Magazins Focus stellte Herdt den „putintreuen Aktivisten“ Heinrich Groth ein, der „im Visier der Spionageabwehr des Bundesamts für Verfassungsschutz“ stände. Groth hatte beispielsweise im Jan. 2016 auf sich aufmerksam gemacht, als er zum Fall Lisa wegen einer frei erfundenen Vergewaltigung eines Mädchens durch Flüchtlinge eine Demonstration mehrerer Hundert Russlanddeutscher u. Rechtsextremisten vor dem Kanzleramt in Berlin anmeldete. 2019 entliess Herdt Heinrich Groth u. stellte den russlanddeutschen Kulturschaffenden u. freien Journalisten s. Edgar Seibel ein. Dieser reichte allerdings schon nach kurzer Zeit seine Kündigung ein. Zur Bundestagswahl 2021 kandidierte Herdt erneut für ein Direktmandat, diesmal im Wahlkreis Cloppenburg-Vechta, erhielt jedoch keinen Platz auf der Landesliste. Mit 7,75% der Erststimmen verpasste er den Einzug in den Bundestag.)

HEUSGEN, Christoph II (dt. Beamter u. Diplomat.

HEYDEN, Ulrich (dt. Journalist u. Buchautor, seit 1992 freier Korrespondent für mehrere deutschsprachige Medien in Moskau. Heyden war 1996-8 Produzent im Moskauer ZDF-Studio, 1999-2000 Dozent am “Freien Russ.-Dt. Institut für Publizistik” an der Staatl. Lomonosov-Universität in Moskau, 2014 Dozent für Theoriegeschichte der Ökonomie an der “Moskauer Universität für Wirtschaft, Statistik u. Informatik” MESI u. 2014-15 Dozent für Theorien der Internationalen Beziehungen an der RANEPA in Moskau. Heyden kommentiert/e für Moskauer Fernsehkanäle wie den Radio-Sender "Govorit Moskva" sowie das Internet-Portal Pravda.ru Ereignisse in Deutschland u. Russland. Ferner ist/war er Teilnehmer von Podiumsdiskussionen in Ost- u. Westeuropa. Zusammen mit der Moskau-Korrespondentin Ute Weinmann verfasste Heyden 2009 ein Buch über die zeitgenöss. Opposition in Russland, das auf gemischte Kritik stiess. Die Rezensionen spachen etwa von einer „oberflächlichen u. wenig strukturierten Darstellung von Einzelphänomen zersplitterter Protestgruppen“.  Ausserdem war Heyden zusammen mit Marco Benson Autor des Dokumentarfilmes ”Lauffeuer“, in dem die These aufgestellt wurde, dass die Ausschreitungen in Odessa von Anfang Mai 2014 vorbereitet gewesen seien u. dass die Polizei die „Angriffe auf die proruss. Aktivisten“ nicht verhindert habe. Im nachgereichten Buch schrieb Heyden von über 100 Toten u. von angeblicher „Folter“ und „Vergewaltigungen“. Medienverantwortliche hatten seine Thesen als Verschwörungstheorien und Fake News bezeichnet. Ende April 2016 erhielt Heyden ein fünfjähriges Einreiseverbot für die Ukraine. Die Begründung dazu war die Teilnahme Heydens am ”Zweiten internationalen Wirtschaftsforum“, das von russ. regierungsnahen Kreisen in Jalta auf der durch Russland völkerrechtswidrig annektierten Krym vom April 2016 abgehalten wurde. Die Ukraine erlaubte nur in den Ausnahmefällen, die Krym zu besuchen. Dabei soll die Einreise über den Landweg im Norden der Halbinsel erfolgen. Heyden kam jedoch aus Moskau angeflogen u. hatte somit diese Auflagen ignoriert.
2001-14 war Heyden Korrespondent für die Sächsische Zeitung in Moskau. Ende Juni 2014 kündigte die Zeitung den Honorarvertrag wegen „Qualitätsmängeln“ seiner Arbeit. Auch andere Zeitungen in DACH stellten nach jahrelanger Zusammenarbeit den Abdruck seiner Artikel ein. Die Wochenzeitung WOZ in Zürich, für die er seit 1992 schrieb, wollte seine Akkreditierung in Russland 2015 nicht mehr beantragen. Als Grund wurde ein Artikel für Telepolis genannt, in dem Heyden seine neutrale Position verlassen u. sich auf die Seite der international nicht anerkannten "Volksrepubliken Doneck" u. "Lugansk" gestellt habe. Mit Neues Deutschland, für das er seit 1992 schrieb, beendete Heyden 2017 wegen Meinungsverschiedenheiten über eine Krym-Reportage die Zusammenarbeit. Im März 2022 wollte auch die Chefredaktion des Freitag Heydens Artikel aufgrund seiner unterstützenden Positionierung für Russland nach dem russ. Überfall auf die Ukraine im Feb. 2022 nicht mehr veröffentlichen.)

HILARION, Metropolit s. ILARION (ALFEEV)

HODGES, Ben II III IV V VI VII VIII (US-Generalleutnant a. D., ehem. Oberkommandierender der US-Landstreitkräfte in Europa /2014-17/. In Interviews vom Sept. 2022 meinte er, es sei „höchst unwahrscheinlich", dass Russlands Präsident Vladimir Putin ungeachtet seiner Drohungen im Ukraine-Krieg Atombomben einsetzen wird, denn ein Atomschlag würde ihm „keinen unmittelbaren militärischen Nutzen bringen". Er widersprach der Einschätzung des Bundeswehr-Generalinspekteurs Eberhard Zorn, der davor warnte, das Militärpotential Russlands zu unterschätzen. Ein Einsatz von Atomwaffen Russlands in der Ukraine hätte gemäss Hodges eine „verheerende Reaktion" der USA zur Folge. Am 13. kt. 2022 war Ben Hodges Gast bei "Maybritt Illner".)

HONCHARUK, Oleksij Valerijovych (ukrainPolitiker, Rechtsanwalt, ehem. Ministerpräsident der Ukraine /2019-20/ unter Präsident s. Volodymyr Zelenskyj.)

HOSKING, Geoffrey (brit. Russland- u. Sowjetunion-Historiker, ehem. Professor für russ. Geschichte an der "School of Slavonic and East European Studies" SSEES am University College in London, wo er 1984-2007 den Lehrstuhl für Russ. Geschichte innehatte. Er war Gastdozent für Politikwissenschaft an der University of Wisconsin-Madison, Research Fellow am Russian Institute der Columbia University u. Gastprofessor an der Universität zu Köln. Sein Ziel als Russland-Forscher war es, die dramatischen Veränderungen der Ära s. Mikhail Gorbachjov in ihrem histor. Kontext zu erklären. Die meisten von Hoskings veröffentlichten Werken hatten sich bis zu diesem Zeitpunkt mit dem Russland des 20. Jahrhunderts u. der Sowjetunion befasst. Nach dem Zusammenbruch des Sowjetsystems wandte er seine Aufmerksamkeit früheren Perioden der russ. Geschichte zu u. verfasste die Bücher Russia: People and Empire, 1552-1917 /dt. Nation u. Imperiums 1552-1917/ u. Russland u. die Russen. In diesen Büchern betonte Hosking die Polarität zwischen der russ. imperialen Idee "Rossija" u. Russlands ethnischer Nationalität "Rus". Laut Hosking verhinderte die Entwicklung des Russ. Reiches die Entwicklung Russlands als Nationalstaat. In seinem nächsten Buch Herrscher u. Opfer – Die Russen in der Sowjetunion untersuchte Hosking Aspekte dieser Polarität im sowjet. Kontext. Im Dez. 2007 zog sich Hosking von der SSEES zurück. Sein Lehrstuhl wurde 2008 als Sir Bernard Pares-Lehrstuhl für russ. Geschichte wiedereröffnet, dessen erster Amtsinhaber Hoskings ehem. Forschungsstudent Simon Dixon wurde. 2016-17 war er treuhänderischer Direktor der "School of Civic Education" in London - ehem. "School of Political Studies" in Moskau.)

HRYCAK, Vasyl Serhjovych (ukrain. Militär u. Staatsbeamter, ehem. Leiter des Anti-Terror-Zentrums des SBU, danach bis 2019 Chef des SBU im Rang eines Armeegenerals. Mitglied des Nationalen Sicherheits- u. Verteidigungsrats der Ukraine. In seine Zeit felen folgende Operationen: Im Juli 2009 wurde unter seiner Führung u. Beteiligung Aleksej Pukach festgenommen, der des Mordes an Georgyj Gongadze verdächtigt wurde. Während der Kämpfe im Osten der Ukraine ging Hrycak zusammen mit den Offizieren der "Gruppe Alpha" persönlich auf Kampfeinsätze. Im Aug. 2014 fand der erste offizielle Geiselaustausch in der Zone der Anti-Terror-Operation statt, die von Hrycak geleitet wurde. Im April 2015 leitete Hrycak im Rahmen des Antiterror-Zentrum der SBU eine gross angelegte Antiterror-Operation in Odessa, wo in der Nacht vom 8. auf den 9. April 2015 eine Gruppe von Saboteuren von 27 Personen festgenommen wurde, die die Gründung der "Volksrepublik Odessa“ vorbereiteten. 2016-17 verhinderten SBU-Einheiten unter der Führung Hrycaks 22 Terroranschläge u. nahmen 62 Personen fest. Unter der Leitung Hrycaks untersuchte der SBU die Aktivitäten der russ. "Gruppe Wagner". Der General behauptete, dass diese russ. Soldnergruppe an dem Angriff auf die Il-76 mit ukrain. Fallschirmjägern an Bord, an der Erstürmung des Flughafens von Luhansk, der Erstürmung von Debalceve u. anderen Siedlungen beteiligt war. Im April 2016 sagte er während eines Treffens mit Studenten des Kiever Polytechnischen Instituts den Tod von s. Aleksandr Sakharchenko voraus. Während eines Treffens des Gesamtukrain. Rats der Kirchen u. religiösen Organisationen Anfang. Nov. 2016 stellte Hrycak fest, dass Russland den Fokus der Aggression auf das Innenleben der Ukrainer verlagert u. versucht habe, gegen die Einheit u. den Patriotismus der Ukrainer anzukämpfen. Im Juni 2017 erklärte Hrycak, dass Bürger der RF das Territorium der Ukraine nur mit biometrischen Pässen betreten sollten. Der SBU-Leiter schlug auch vor, die strafrechtliche Verantwortlichkeit für russ. Propaganda in den Medien u. für Besuche in der RF einzuführen. Im Aug. 2017 befürwortete Hrycak die Einrichtung eines Visaregimes mit Russland. Im Sept. 2017 betonte Hrycak während einer Rede in New York beim Jubiläumstreffen des Weltkongresses der Ukrainer die wichtige Rolle der Diaspora bei der Wahrung der Unabhängigkeit der Ukraine. Als Russland Anfang Nov. 2018 Sanktionen gegen 322 Bürger der Ukraine verhängte, befand sich auch Vasyl Hrycak auf der Liste. Im Mai 2019 reichte Hrycak seinen Rücktritt bei Präsident Volodymyr Zelenskyj ein. Ende Aug. stimmte die Verkhovna Rada dafür, Vasyl Hrycak vom Posten des Vorsitzenden des SBU zu entlassen. Ende 2019 wurde Hrycak vom ukrain. Präsidenten Zelenskyj  aus dem Militärdienst in die Reserve des SBU entlassen.)


Neuster Stand: 02/06.23 (10
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