Putin-Lexikon |
Über 20 Jahre im Dienst der Information Privater, politisch unabhängiger Presse-Blog zum Thema Osteuropa und Russland _______________________________________________________________________ PUTIN-LEXIKON: EFIMOV, Viktor Alekseevich (sowjet. u. russ. Politiker, Metrologieingenieur, Ökonom u. Publizist. Kandidat der Technischen Wissenschaften. 2002-4 war er 1. stv. Vorsitzender der Konzeptuellen Partei der "Einheit" KPE. Im Sept. 2003 nahm er als Kandidat der KPE an den Gouverneurswahlen von St. Petersburg teil, kam mit 0,83% der Wählerstimmen im 1. Wahlgang aber nicht in den 2. Wahlgang. 2005-15 war er Rektor der St. Petersburger Staatl. Agraruniversität, Mitglied des Rektoratsrates der St. Petersburger Universitäten. Dort engagierte er sich für die „Bildung der Jugend“, hielt Vorlesungen über „überstaatl. Regierungsführung“, versuchte, die ideolog. Prinzipien der KPE in die Lehrpläne einzuführen u. war Mitglied der Redaktion der Zeitschrift Nachrichten der St. Petersburger Staatl. Agraruniversität /russ./. 2009 verteidigte er an der St. Petersburg Staatl. Universität für Wirtschaft u. Finanzen seine Dissertation zum Doktor der Wirtschaftswissenschaften zum Thema „Reproduktion des Potenzials des agroindustriellen Komplexes“ Laut Überprüfung der freien Netzwerkgemeinschaft "Dissernet" enthält das Werk fehlerhafte Entlehnungen. Im Nov. 2018 wurde er von der Untersuchungsabteilung für den Pushkinskij-Distrikt der Hauptdirektion des Innenministeriums RF für SPB u. das Leningrader Gebiet wegen des Verdachts der Unterschlagung von zugewiesenen Geldern - insgesamt 90 Mln. Euro -festgenommen. Es ging um einen Staatsvertrag in Höhe von 36 Mln. Rubel von 2011 im Rahmen der Umsetzung des Programms zur Entwicklung der innovativen Struktur der St. Petersburger Staatl. Agraruniversität u. der Durchführung von Forschungsarbeiten zur Verbesserung der Qualität der Ausbildung von Spezialisten im agroindustriellen Komplex. Laut der Untersuchung schloss die Universität im Nov. 2011 auf Anweisung Efimovs eine Vereinbarung mit der gemeinnützigen Organisation "Nord-Westliche Entwicklungs- u. Investitions-Promotionsagenur", an die das zugeteilte Geld überwiesen wurde. Seit 2018 war Efimovs Fall vor dem Pushkinskij-Bezirksgericht in SPB anhängig, wo er nach Art. 160, Teil 4 StGB RF wegen "Unterschlagung" beschuldigt wurde. Im Nov. 2018 verlängerte das Gericht die Haft des Angeklagten bis Feb., dann bis April, dann bis Juni, danach noch einmal bis Aug. 2019. Im Okt. 2019 wurde er unter Hausarrest gestellt. Im Dez. 2019 wurde er zu 5 Jahren Haft in einer Justizvollzugsanstalt mit allgemeinem Regime, einer Geldstrafe von 500 Tsd. Rubel u. Schadensersatz in Höhe von 28,65 Mln. Rubel verurteilt. Im Jan. 2021 änderte die Berufungsinstanz das erstinstanzliche Urteil über die Verhängung einer fünfjährigen Freiheitsstrafe gegen Efimov in eine Bewährungsstrafe für denselben Zeitraum ab.)
EFIMOV,
Vladimir Vjacheslavovich
II III IV (russ.
Geschäftsmann u. Manager, Politiker.
Ehem. Vorsitzender der Volgograder Gebietsduma /2010-14/.
Studium an der Fakultät für Automatisierung u.
Steuerung in technischen Systemen des Moskauer Energetischen Instituts
mit einem Abschluss in Systemtechnik, Absolvent der
Hochschule für Manager u. der
Fakultät für Staats- u. Kommunalverwaltung der Moskauer
Akademie für Staats- u. Kommunalverwaltung der Russ. Akademie für öffentl. Verwaltung
beim Präsidenten RF, Absolvent der gleichnamigen Akademie der öffentl. Verwaltung der
nach P.A. Stolypin
benannten Volga-Region mit einem Abschluss
in Beschaffungsmanagement für staatl. Bedürfnisse. Nach
Jobs als Manager in einem Aussenhandelsunternehmen u. als
Leiter der Moskauer Repräsentanz von "Volgograd Aluminium"
beaufsichtigte er in der
Industrie die Angelegenheiten des Werks "Krasnyj Oktjabr"
u. des Ferrolegierungswerks "Klyuchevskij". Ab Aug. 2002
bekleidete er die Position des Exekutivdirektors von
"Volgograd Aluminium" u . leitete das Werk bis 2006. Im
Dez. 2003 wurde er mit 29,31% der Wählerstimmen - 14,21%
der Gesamtzahl der Wähler - zum Abgeordneten der 3.
Volgograder Regionalduma gewählt, wo er den Ausschuss für
Wirtschaftspolitik, Industrie, Verkehr u. Kommunikation leitete. Im Juli 2006 trat
er der Partei "Einiges Russland" bei. Im März 2009
wurde er als Abgeordneter der 4. Volgograder Gebietsduma
mit 40,15% der Wählerstimmen - 10,93% der Gesamtzahl der
Wähler - wiedergewählt, wurde
Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft,
Innovationspolitik, Wissenschaft, Industrie u. Verkehr u.
war Mitglied im Ausschuss für Haushalt, Steuern u.
Finanzpolitik. Im Sept. 2010 wurde er zum Vorsitzenden der
Volgograder Gebietsduma gewählt. Sein Konkurrent war der
Kollege von der KPRF. Die Amtszeit Vladimir Efimovs war
von denkwürdigen Ereignissen im Zusammenhang mit dem
Rücktritt des Stadtoberhaupts von Volgograd, s. Roman
Grebennikov, u. der Kritik am Vorgehen in der Partei
"Einiges Russland" vom Feb. 2011 geprägt, die Grebennikov
von seinem Posten als Bürgermeister entfernte u. aus der
Partei auschloss. In diesem Zusammenhang drückten einige
Abgeordnete der Volgograder Gebietsduma ihre Ablehnung des
Vorgehens des Gebietszweigs der Partei "Einiges Russland"
aus. Im März schrieb die Vorsitzende des Ausschusses für
Gesundheitsversorgung u. Jugendpolitik der Gebietsduma,
Natalja Latyshevskaja, eine Erklärung zum Austritt aus der
Partei u. protestierte gegen den Ausschluss Grebennikovs
aus der Partei. Gleichzeitig kritisierte sie die „ungeheuerlichen
Verstösse u. Fehler der Gebietsführung", weil sie nicht
bemerkt u. im polit. Rat de Partei nie diskutiert worden
seien, die auch die Geschichte mit dem Vizegouverneur
Fjodor Shcherbakov betrafen, die zu einem Strafverfahren
führte. Nach Meinung von Experten werde der Abgang Latyshevskajas als massgeblicher
Politikerin aus der Partei "Einiges Russland“
einen schweren Verlust darstellen u. Folgen haben. Auch
andere Gebietspolitiker verliessen aus Protest
/vorübergehend/ die Fraktion "Einiges Russland", nachdem
einer von ihnen zuvor wegen Unterstützung des
suspendierten Grebennikov aus der Partei ausgeschlossen
worden war. Efimov geriet in den Strudel dieser
skandalösen Affäre, die sogar Präsident s. Dmitrij
Medvedev u. PM s. Vladimir Putin, Chef der Partei "Einiges
Russland", in Moskau erreichte. Als
Leiter der Gebietsorganisation
von "Einiges Russland" prangerte Efimov bei einer Sitzung
des polit. Rates der Partei „Opportunismus in den Reihen
der Partei“ an u. plädierte für die Einhaltung der „Normen
der Charta“. In der Folge sollte eine Sitzung des
Parlaments stattfinden, bei der mehrere gegnerische
Abgeordnete die Vertrauensfrage nicht nur gegenüber dem
Sprecher Vladimir Efimov, sondern auch gegenüber s.
Anatolij Brovko,
Politiker der Partei "Einiges Russland", 3. Leiter
der Verwaltung bzw. Gouverneur des Gebiets
Volgograd. selbst ansprechen
wollten.
In der 5. Einberufung der Vologograder
Gebietsduma war Efimov ab 2014 Mitglied der
Ausschüsse für Industrie- u. Haushaltspolitik u.
Vorsitzender des Ausschusses für Agrarfragen, Umweltschutz
u. Naturpflege.)
EFREMOV, Oleksandr Sergijowich
(ehem. ukrain. Parlamentarier, ehem. Gouverneur des Gebiets
Luhansk, Politiker der "Volksrepublik Luhansk" LVR. Ehem.
Präsident des Gebietsverbands Luhansk des Ukrain. Verbands
der Industriellen u. Unternehmer. Ehem. Abgeordneter in der
Verkhovna
Rada der 5. Einberufung von der "Partei der Regionen" u.
ehem. Vorsitzender der Fraktion dieser Partei im ukrain.
Parlament. Im Feb. 2014, einen Tag nach der
Entmachtung s. Viktor Janukowitschs durch die Verkhowna
Rada, beschuldigte er im Namen seiner Parlamentsfraktion den
ehem. Präsidenten der Korruption u. der Verantwortung für
das Blutvergiessen. Nach dem Sieg des Euromaidan verbrachte Efremov einige
Zeit in Lugansk, wo er auf Kundgebungen von Gegnern des
Maidan sprach. Laut Medienberichten arbeiteten viele seiner
ehem. Helfer u. Berater mit der sog. "Volksrepublik" Lugansk zusammen,
obwohl er selbst jede Unterstützung für dieser Republik
abstritt.
EGIAZARJAN, Ashot Gevorkovich
(russ. Ingenieur-Ökonom u. ehem. russ. Politiker. Absolvent
der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften
der Lomonosov-Staatsuniversität Moskau MGU,
Diplom-Ingenieur-Ökonom mit einer Dissertation zur Erlangung
des Grads des Kandidaten der Wirtschaftswissenschaften. In
den 1990er Jahren war er u.a. Vorstandsvorsitzender der
Moskauer Nationalbank, arbeitete im ONEXIM-Banksystem, befasste sich mit
der Entwicklung einer Medienholding u. war Generaldirektor
des Unternehmens Prof-Media. 1996 wurde er Eigentümer
der "Unicombank", die den grössten Teil des Haushalts des
Moskauer Gebiets bediente. 1999 wurde der "Unicombank" die
Lizenz entzogen. Dann arbeitete er als Berater von Ju.
Masljukov, dem 1. stv. MP RF. 1999-2011 -war er Abgeordneter
der Staatsduma RF als Vertreter der LDPR-Fraktion, war Mitglied stv.
Vorsitzender des ausschusses für Haushalt- u. Steuern, stv.
Vorsitzender der Förderkommission für Polit. Regelung u.
Einhaltung der Menschenrechte in der Tschetschenischen
Republik, Mitglied der Kommission für Staatsschulden u.
Auslandsvermögen RF. Nachdem Egjazarjan ein wohlhabender
Mann geworden war, widmete er sich seit 1995 der
Wohltätigkeit, indem er Dutzende gemeinnützige Projekte
initiierte u. umsetzte, so der Kauf u. die Lieferung
medizin. Geräte für ein städtisches Klinikkrankenhaus in
Moskau, eines Busses für ein Kindergesundheitslager, die
Renovation eines Waisenhaus in Moskau, von Kirchen u.a. Wirtschaftskonflikte
und Strafverfolgung: In die Schlagzeilen geriet
Egjazarjan v.a. im Zusammenhang mit den Finanzen des
Wiederaufbaus des Hotels Moskva in Moskau, in den
2003-8 über 253 Mln. USD investiert wurden. Die Bauarbeiten
standen kurz vor dem Abschluss. Um diesen Prozess zu
beschleunigen, sollte 2008 nach Abschluss des Projekts ein
Kreditvertrag mit der Deutschen Bank über einen Gesamtbetrag
von 792 Mln. USD unterzeichnet werden, der auf der
Aktionärsversammlung der Firma "DekMos von einem Vertreter
der Moskauer Regierung nicht genehmigt wurde. In der Folge
wurde ein Strafverfahren gegen Egiazarjan eingeleitet,
dessen Grund laut den Unterstützern des Abgeordneten das
kommerzielle Interesse des Senators von Dagestan, s.
Sulejman Kerimov, u. der Ehefrau des Ex-Bürgermeisters von
Moskau, s. Elena Baturina, am Hotel war. Im Aug. 2008
billigte der ehem. Bürgermeister von Moskau, s. Jurij
Luzhkov, den „Plan für die weitere Umsetzung des
Investitionsprojekts für den Wiederaufbau des Hotels
Moskva“. Das mit „für amtliche Zwecke“ gekennzeichnete
Dokument war für Vladimir Silkin bestimmt, der damals die
Vermögensverwaltung der Stadt Moskau leitete. Alle 4
Versionen des Plans verfolgten ein einziges Ziel: 51% der
Anteile des Eigentümers des Projekts - die Firma "DekMos" -
in den Besitz der Moskauer Regierung zu bringen. In diesem
Fall würde die Stadt formell alleiniger rechtmässiger
Eigentümer des Hotels, zumal ihr ursprünglich die restlichen
49% der Anteile an dieser Firma gehörten. Zunächst weigerten
sich die Stadtbehörden, den getroffenen Kreditvertrag mit
der Deutschen Bank auf der Aktionärsversammlung von "DekMos"
zu genehmigen, was zu einem Unterbruch der weiteren
Finanzierung des Projekts führte. Danach erreichten sie mit
Hilfe eines laut Jegjazarjan fiktiven Protokolls der
Vorstandssitzung die Ernennung von Goharik Kotanjan, eines
Mitarbeiters der zu Kerimov gehörenden
"Nafta-Moskva"-Struktur, zum Generaldirektor dieser Firma.
Nach Angaben des Ex-Abgeordneten habe Kerimov versucht, ihn
zu zwingen, seinen Anteil an dem Projekt freiwillig
abzutreten; im Fall von Meinungsverschiedenheiten habe er
mit strafrechtlicher Verfolgung gedroht, u. auf seinen
Befehl hin sei zunächst das Verfahren gegen den ehem.
Generaldirektor des Unternehmens, den Investor des Projekts
"Decorum", Vitalij Gogokhija, eingeleitet worden.
Grossangelegte Durchsuchungen hätten auch in den Büros
anderer Projektbeteiligter stattgefunden. Gleichzeitig
appellierte Luzhkov an den Generalstaatsanwalt RF mit der
Bitte, Jegjazarjan die parlamentar. Immunität zu entziehen
u. Ermittlungsmassnahmen gegen ihn einzuleiten. Im Juni 2009
einigten sich die Projektteilnehmer bei einem Treffen in
Zypern darauf, ihre Anteile zugunsten von Kerimov zu
übertragen. Im Herbst 2009 wurde im Auftrag der Moskauer
Regierung ein Joint Venture, die "Hotel Company", gegründet,
die 49% der Anteile der Stadt an dem Projekt übernahm. Die
anderen 51% der Anteile gingen an die Firma "Russia Real
Estate Fund", hinter der laut Medienberichten der
US-Milliardär Ronald Lauder steckte. Dem Vorstand
gehörten Mitarbeiter der Firma "Nafta-Moskva" an, die
Kerimov gehörte. Im Dez. 2009 wurde im Namen des ehem.
Investors "Decorum" ein Schreiben an den Präsidenten die Direktion des Präsidenten RF,
Vladimir Kozhin, mit dem Vorschlag gerichtet, den Erwerb von
Anteilen an "DekMos" für einen relativ geringen Betrag von
2-2,5 Mrd. USD .in Betracht zu ziehen. Im Feb. 2010 stimmte
die Regierung der Stadt Moskau einer Hypothek auf das "Hotel
Moskva" mit einem geschätzten Marktwert von 4 Mrd. USD
zugunsten des zypriot. Unternehmens "Monora Ltd." zu, das
Kerimov gehört. Während dieser ganzen Zeit erhielt
Egiazarjan nach eigenen Angaben weiterhin Drohungen mit der
nachdrücklichen Aufforderung, das "Hotel Moskva" zu
vergessen, was ihn zwang, sich an die
Strafverfolgungsbehörden zu wenden, woraufhin beschlossen
wurde, ein Strafverfahren nach Art. 119 Teil 1 StGB RF wegen
"Tötungsdrohung" in Bezug auf nicht identifizierte Personen.
Egiazarjan behauptete, diese Drohungen hätten ihn gezwungen,
Russland in Richtung der USA zu verlassen. Im Sept. 2010
reichte Egiazarjan Klagen gegen Kerimov, Baturina u. Luzhkov
beim London International Arbitration Court u. dem Gericht
von Nikosia, Zypern, ein. Daraufhin beschlagnahmte das
zypriot. Gericht u.a. die Aktien von "Uralkali" u. "Poljus Gold", die im Besitz von
Kerimov waren. Im Okt. 2010 leitete das berüchtigte
Ermittlungskomitee der Staatsanwaltschaft RF ein
Strafverfahren gegen Egiazarjan ein. Das Strafverfahren
basierte auf den Aussagen der russ. Bürger Mikhail Ananev u.
Vitalij Smagin. Insbesondere behauptete Ananev, dass er 2003
über seinen Vertreter, den Vorstandsvorsitzenden der
"Republikan. Bank", Aleksej Mironjuk, 6 Mln. USD in bar an
Egiazarjan übergeben habe. Zusätzlich zu diesem Betrag
stellte Ananev 2004 die Überweisung von weiteren 310 Mln.
Rubel vom Konto von "Realtcom" auf die Konten von 2
Offshore-Firmen sicher, die von Egiazarjan angegeben wurden
- "Regalforce Investment Ltd." u. "Victoria Valfi Ltd."
Unterstützer des Ex-Abgeordneten stellen diese Aussagen in
Frage. Egiazarjan erklärte, dass er mit diesen Firmen nichts
zu tun habe. Er machte auch darauf aufmerksam, dass die
Ermittlungen nicht an der Herkunft dieser Gelder von Ananev
selbst interessiert waren, der 2000-5 als stv. Leiter des
Russ. Föderalen Vermögensfonds fungierte. Der zweite
"Antragsteller“ – Smagin – war Angeklagter in einem in der
Schweiz laufenden Strafverfahren wegen Betrugs u.
Geldwäscherei. Er behauptete, er habe angeblich 20% der
Anteile des Europark-Einkaufskomplexes an Egiazarjan
übertragen. Gleichzeitig legte der Geschädigte keinen
einzigen dokumentarischen Beweis für die Schuld Eghiazarans
vor. Bevor er ein Strafverfahren gegen Egiazarjan
einleitete, reichte er Schiedsklagen gegen den Abgeordneten
vor den Gerichten Zyperns u. Grossbritanniens ein. Ende Okt.
2010 erhielt das Unterhaus des russ. Parlaments nach
Zustimmung der Staatsduma RF zur Einleitung eines
Strafverfahrens gegen Egiazarjan einen Vorschlag des
Generalstaatsanwalts RF, ihm seine parlamentar. Immunität
aufzuheben. Egiazarjan selbst war bei der Prüfung dieser
Frage in der Staatsduma nicht anwesend, da er im voraus in
die USA abgereist war. Anfang Nov. 2010 stimmte die
Staatsduma RF den Argumenten der Generalstaatsanwaltschaft
RF zu u. stimmte mit der Unterstützung aller Duma-Fraktionen
mit Ausnahme der LDPR für die Aufhebung der parlamentar.
Immunität Egiazarjans. Einige Tage später leitete das
Ermittlungskomitee RF ein Strafverfahren gegen Egiazarjan
gemäss Art. 159 Teil 4 StGB RF ein. Mitte Nov. 2010 wurde
der Parlamentarier aufgrund seiner Weigerung, zur Vernehmung
durch den Ermittler zu erscheinen, auf die Fahndungsliste
des Bundes gesetzt. Die Anwälte Egiazarjans kündigten ihre
Absicht an, gegen die entsprechende Entscheidung der
Ermittlungskomitee RF Berufung einzulegen, da der
Abgeordnete den Ermittler zuvor 2x über seinen tatsächlichen
Aufenthaltsort informiert u. darum gebeten hatte, ihn über
US-Anwälte zu kontaktieren. Mitte Nov. 2010 beendete die
Tverskoj-Abteilung des Innenministeriums RF in Moskau das
Strafverfahren wegen Bedrohung des Lebens gegen Egiazarjan
wegen Fehlens eines kriminellen Vorfalls. Im Dez. 2010
berichteten die Medien, dass das Ermittlungskomitee RF
Egiazarjan auf die internationale Fahndungsliste gesetzt
hat. Ausserdem wurde er in Abwesenheit wegen Betrugs
angeklagt. Egiazarjan protestierte von den USA aus dagegen.
Zuvor hatte er selbst eine entsprechende Anzeige bei der
Generalstaatsanwaltschaft RF eingereicht u. bezeichnete das
Vorgehen der Ermittler als unbegründet. Die Behörde verwes
auf den Umstand, dass Egiazarjan wiederholt nicht zu
Verhören erschien u. Russland verliess. Dieser behauptete,
er habe wegen früherer Drohungen gegen sein Leben Angst
gehabt, nach Russland zurückzukehren. Inzwischen wurde das
im Feb. 2010 auf seinen Wunsch hin von der Moskauer
Tverskoj-Polizei eingeleitete Strafverfahren zunächst
ausgesetzt u. dann mangels Beweise eingestellt. Egiazarjan
verweis ferner auf den Mord an seinem Verwandten Aslan
Aslanbekov, der laut Egiazarjan ein Glied in der
Konfliktkette um das Projekt zum Wiederaufbau des Hotel
"Moskva" anzusehen sei. Im Mai 2011 gab das
Ermittlungskomitee RF bekannt, dass Egiazarjan in die
Interpol-Datenbank gesuchter Personen aufgenommen wurde.
Ende Jan. 2011 erliess das Basmannyj-Gericht in Moskau einen
Haftbefehl gegen Egiazarjan in Abwesenheit, nachdem es dem
Antrag der Hauptermittlungsverwaltung das Ermittlungskomitee
RF stattgegeben hatte. Anwälte, die Egiazarjan verteidigen,
bezeichneten die Gerichtsentscheidung für rechtswidrig u.
unbegründet u. wiesen darauf hin, dass der Aufenthaltsort
des Abgeordneten in den USA den Ermittlungsbehörden bekannt
sei. Im März 2011 befasste sich die Staatsduma RF mit dem
Thema „Zustimmung der Staatsduma zur Festnahme des
Abgeordneten Egiazarjan in Abwesenheit“ wegen
Betrugsvorwürfen in besonders grossem Umfang. 377
Abgeordnete stimmten für die Zustimmung, 38 dagegen, einer
enthielt sich der Stimme. Der von Egiazarjan bei der
Staatsduma eingereichte Antrag wurde nicht berücksichtigt.
Ende Okt. 2011 beschloss das Basmannyj-Gericht in Moskau, 3
Komplizen Egiazarjans in Abwesenheit zu verhaften –
den Generaldirektor des Europarks Maksim Klochin, A.
Egiazarjans Bruder Artjom u. einen Vertrauten – den stv.
Assistenten Vitalij Gogokhia. Laut einem Anwalt verstecken
sich Klochin u. Artjom Egiazarjan vor den Ermittlungen in
den USA, während sich Gogokhia in Georgien verbarg. Seit
Ende Sept. 2011 versucht Egiazarjan vor dem Bundesgericht
des südlichen Bezirks von New York zu beweisen, dass er
Opfer einer Raider-Übernahme wurde, die von kremlnahen
Geschäftsleuten sowie den "Luzhkovs“ organisiert wurde ”.
Ende Juli 2012 wies das Bundesgericht des südlichen Bezirks
von New York die Verleumdungsklage Egiazarjans gegen Petr
Zalmaev ab. Im April 2013 reichte Egiazarjan beim High Court
of London eine Klage gegen ehem. Partner beim Wiederaufbau
des Moskauer Hotels ein. In seiner Klage gab er an, Opfer
eines Unternehmenskonflikts mit den Unternehmern Suljiman
Kerimov u. s. Arkadij Rotenberg geworden zu sein. Im Sept.
2013 weigerte sich das US-Justizministerium, Egiazarjan an
Russland auszuliefern. Im März 2012 wurde bekannt, dass das
Ermittlungskomitee RF ein neues Strafverfahren gegen
Egiazarjan wegen Betrugs nach Art. 159 Teil 4 StGB RF
eröffnet hatte. Die Ermittlungen verdächtigen ihn u. seinen
Vertrauten Gogokhia des Betrugs, dessen Schaden sich auf 5
Mrd. 960 Mln. Rubel belief. Laut Egiazarjan stand
Sulejman Kerimov hinter der Einleitung eines neuen
Strafverfahrens mit dem Ziel, ihn mit allen Mitteln zu
zwingen, den Kampf für seine Rechte aufzugeben u. die
Raider-Beschlagnahme des Hotels "Moskva" zu legalisieren. Im
Nov. 2014 erkannte das Internationale Schiedsgericht in
London die Verantwortung Egiazarjans für die Handlungen an,
die zum Verlust seines 20-prozentigen Anteils an "Centurion
Invest" durch seinen ehema. Partner V. Smagin führten, dem
das Europark-Einkaufszentrum in Rubljovka gehörte. Gemäss
der Gerichtsentscheidung sollte Egiazarjan dem Kläger etwa
83 Mln. USD als Entschädigung für den verlorenen
Vermögenswert u. die entstandenen Rechtskosten zahlen. Ende
Mai 2018 verurteilte das Bezirksgericht Zamoskvoreckij in
Moskau Ashot Egiazarjan in Abwesenheit zu 7 Jahren
Strafkolonie. Der Bruder Artjom Egiazarjan wurde vom Gericht
zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt. Die andere Angeklagten
Maksim Klochin u. Vitalij Gogokhia erhielten je vier Jahre
Gefängnis. Nach der Berufung gegen das Urteil begann das
Moskauer Stadtgericht im Nov. 2018 mit der Überprüfung des
vom Bezirksgericht Zamoskvoreckij in Moskau erlassenen
Urteils. Ashot Egiazarjans wurde von einem neuen Anwalt
verteidigt. Trotz der vielen Verstösse im Fall Egiazarjan,
auf die sein Anwalt hinwies, bestätigte das Moskauer
Stadtgericht am Ende des Prozesses das in Kraft befindliche
Abwesenheitsurteil des Zamoskvoreckij-Gerichts.) EGOROVA, Olga Aleksandrovna (russ. Richterin aus Sowjetzeiten, Vorsitzende des Moskauer Stadtgerichts. Medienberichten zufolge erfolgte die Zustimmung zur Kandidatur Egorovas in der Moskauer Stadtduma u. ihre Ernennung zur stv. Vorsitzenden des Gerichts unter groben Gesetzesverstössen. Der Vorsitzende des Obersten Gerichtshofs, Vjacheslav Lebedev, sprach sich gegen die Ernennung Egorovas in diese Position aus. Einige Medien brachten diese Entscheidung mit Egorovas angeblicher Nähe zum damaligen Moskauer Bürgermeister s. Jurij Luzhkov in Verbindung. 2000 wurde Egorovas Kandidatur unter Umgehung der gesetzlich vorgeschriebenen Verfahren zur Prüfung durch den Allruss. Hohen Kommissar für Kontrolle u. die Moskauer Stadtduma direkt der Personalkommission beim Präsidenten RF zur Prüfung vorgelegt. Ende Dez. 2000 unterzeichnete s. Vladimir Putin ein Dekret über die Ernennung O.A. Egorovas zur Vorsitzenden des Moskauer Stadtgerichts. Die Medien verbanden ihre Ernennung mit der Tatsache, dass sie im Interesse der russ. Behörden die Entscheidung eines untergeordneten Gerichts aufhob, das die Einleitung eines Strafverfahrens gegen den russ. Oligarchen s. Vladimir Gusinskij als illegal erklärte. 2001 wurde Egorova auf Beschluss des Hohen Qualifikationskollegiums der Richter VKKS die höchste Qualifikationsklasse eines Richters zuerkannt. 2008 empfahl das VKKS ohne Alternative Egorova für den Posten des Vorsitzenden des Moskauer Stadtgerichts für eine neue Amtszeit von 6 Jahren. Im Okt. 2014 ernannte Präsident Putin Egorova für weitere 6 Jahre zur Vorsitzenden des Moskauer Stadtgerichts. Im Sept. 2020 wurde bekannt, dass die 65-jährige Olga Egorova beim VKKS einen Antrag auf Beendigung der Befugnisse eines Richters u. des Vorsitzenden ab Okt. 2020 stellte. Ihrem Antrag wurde stattgegeben, woraufhin sie ab Dez. 2020 als Beraterin des Bürgermeisters von Moskau für die Interaktion mit den Gerichten zu arbeiten begann. Olga Egorova wird von Kritikern der Zivilgesellschaft wie dem "Forum Freies Russland" der Korruption, des Drucks auf Richter u. der Zusammenarbeit mit Sonderdiensten beschuldigt. Während ihrer Amtszeit als Vorsitzende des Moskauer Stadtgerichts habe sich dieses Gericht den düsteren Ruf eines der härtesten u. zugleich korruptesten Gerichte Russlands erworben. Olga Egorova wurde mehr als einmal öffentlich beschuldigt, Druck auf Richter verschiedener Ebenen ausgeübt zu haben, damit sie die Entscheidungen treffen, die sie braucht. Zu den bekanntesten Fällen dieser Art gehört die Anschuldigung, Druck auf Richter Viktor Danilkin ausgeübt zu haben, der den "zweiten Fall Jukos“ behandelte. In einem anderen Korruptionsfall habe Egorova Druck auf die Richterin des Moskauer Stadtgerichts, Olga Kudeshkina, ausgeübt u. illegale Telefongespräche mit dem stv. Generalstaatsanwalt Birjukov geführt. Auch andere Richter des Moskauer Stadtgerichts sprachen von beispiellosem Druck von Seiten Egorovas. Einigen Informationen zufolge mussten nach der Ernennung Olga Egorovas zur Vorsitzenden des Moskauer Stadtgerichts etwa 100 Richter des Moskauer Stadtgerichts zurücktreten, u. dann hätten die Säuberungen unabhängiger Richter der Bezirksgerichte begonnen. In den letzten Jahren hätten sich die Moskauer Gerichte unter der Führung Egorovas zu einem einzigen System entwickelt, das vom Moskauer Stadtgericht u. Egorova persönlich verwaltet worden sei. Das Moskauer Stadtgericht habe sich unter der Leitung Olga Egorovas in hochrangigen polit. Fällen wiederholt auf die Seite der russ. Behörden gestellt, z.B. im berühmten "Bolotnaja-Prozess“. Urteile gegen polit. Aktivisten, die unter die Walze des Justizsystems gerieten, seien in den allermeisten Fällen unverändert geblieben. Egorova ist eine Angeklagte in der erweiterten Version der "Magnitsky-Liste". Egorova weigerte sich, eine unabhängige medizin. Untersuchung der Mutter von s. Sergej Magnitskij durchzuführen, u. billigte die Massnahmen der Richter des Tverskoj-Gerichts, die die Inhaftierung Magnitskijs genehmigten. Catherine Belton widmete in Kap. 9 ihres Buchs "Putins Netz" mehrere Seiten der fatalen Rolle dieser Richterin im Kontext des Jukos-Prozesses gegen s. Mikhail Khodorkovskij, den sie zu 8 Jahren Haft in Sibirien verurteilte.) ELAGIN, Vladimir Vasilevich (ehem. russ. Politiker. In den 90er Jahren war er 1. Gouverneur des Gebiets Orenburg u. Mitglied des Föderationsrat RF, dort Mitglied des Ausschusses für GUS-Angelegenheiten. 2000 1. stv. Vorsitzender des Staatskomitees RF für Bau-, Wohnungs- u. Kommunalwesen. 2000-2 Minister RF für die sozial-ökonom. Entwicklung der Republik Tschetschenien. Dann wechselte er in die Wirtschaft als Vorsitzender u. Generaldirektor versch. Firmen in Moskau u. Orenburg. Er war Mitglied des Organisationskomitees, dann des Bundesrates der polit. Bewegung "Unser Haus Russland".)
ELCYN, Boris Nikolaevich II
III
IV V
VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI (1. demokrat. gewählter
Staatspräsident Russlands von 1991-99. Elcyn gilt als
Hauptlliquidator der Sowjetunion u. als Abschaffer des
Staatskommunismus in Russland. Unter seiner Führung
sollten in Russland demokratische u. marktwirtschaftliche
Reformen westlichen Typs eingeführt u. umgesetzt werden.
Die polit. u. wirtschaftl. Hauptgegner Elcyns waren die
Kommunisten s. Gennadij Zjuganovs u. die mächtigen
kapitalist. Oligarchen, seine Freunde waren die jungen
Reformer um s. Egor Gajdar, s. Anatolij Chubajs u. s.
Boris Nemcov; seine Hauptrivalen, die selbst mit der
Erlangung der präsidialen Macht liebäugelten, waren
altgediente Politiker sowjet. Typs wie s. Evgenij
Primakov, Viktor Chernomyrdin u. s. Jurj Luzhkov. Am 31.
Dez. 1999 gab Boris Elcyn im TV seinen vorzeitigen
Rücktritt von der russ. Präsidentschaft bekannt. Zum
Interimspräsidenten wurde der vor kurzem ernannte
amtierende Vorsitzende der russ. Regierung, s. Vladimir
Putin, installiert, der die vorgezogenen
Präsidentschaftswahlen vom März 2000 gewann. Nachdem Elcyn im Aug. 1999 zum Schluss gekommen war, dass s. PM Sergej Stepashin nicht die richtige Führungskraft für Russland sei, setzte er immer mehr auf Putin. Auf S. 31 wiederum hielt er fest, dass „Putin der Mensch ist, auf den ich meine grössten Hoffnungen setze. Er ist der Mensch, dem ich vertraue u. dem ich das Land anvertrauen kann." Auf S. 278 betätigte Elcyn, dass Putin sein „politisches Vermächtnis übernehmen sollte." Am 5. Aug. 1999 teilte er Putin mit, dass er sich entschlossen habe, ihm den Posten des Regierungschefs anzutragen. Ausserdem liess er erkennen, dass er mit Putin noch Grösseres vorhatte, nämlich dessen Präsidentschaft. Zu diesem Zweck müsse ein Wahlkampf organisiert werden, aber Putin winkte ab, dass er keinen Wahlkampf möge. Wichtig sei es, seine Selbstsicherheit u. ein entschlossenes Handeln an den Tag zu legen, um die nötige Autorität in der Gesellschaft zu erlangen. Putin habe gezögert, aber der Präsident sagte: „Ich glaube an Sie." Nachdem Elcyn Putin die Vollmachten u. den „Atomkoffer" übergeben hatte, habe er ihm gesagt „Behüten Sie Russland!", u. dieser habe „stumm genickt". Am. 9. Aug. verkündete Elcyn im TV die Entlassung Stepashins, der ihm als eine Art Bauernopfer gedient hatte, bis die Zeit Putins anbrach, u. bat die Duma, Putin als Vorsitzenden der Regierung RF zu bestätigen. In seiner Rede sagte Elcyn u.a.: ,,Ich bin sicher, dass er durch seine Arbeit auf diesem Posten dem Land grossen Nutzen bringen wird, u. die Russen werden Putins fachliche u. menschliche Qualitäten zu schätzen wissen. Ich glaube an ihn." In seiner Neujahrsansprache vom 31. Dez. 1999, in der er überraschend seinen Rücktritt als Präsident RF verkündete, rief er die Russen auf, dass sie Putin, dessen Neujahransprache kurz darauf ausgestrahlt wurde, als neuen designierten Staatschef akzeptieren, unterstützen u. wählen sollten. Obwohl Elcyn gesundheitlich schwer angeschlagen war, erklärte ferner, er sei „nicht aus Gesundheitsgründen" zurückgetreten, sondern habe „einfach begriffen, dass dieser Schritt an der Zeit" gewesen sei. Elcyn legte Wert auf die Feststellung, dass er als erster Präsident in der Geschichte Russlands freiwillig aus dem Amt geschieden war. Gleichzeitig bat Elcyn die russ. Bevölkerung um Verzeihung für Versäumnisse der Vergangenheit u. „unerfüllte Träume u. Hoffnungen". In der Aufregung der Vorwahlzeit von Feb./März 2000 war Elcyn ,,vom Sieg Vladimir Putins überzeugt. Dafür sprach alles, meine Intuition, die öffentliche Meinung, die "Diagnosen" der Soziologen u. die reale Situation. Ausserdem gab es keine Alternative." Putins Sieg war auch Elcyns Sieg. ,,Möglicherweise war dies mein wichtigster Sieg." Ein neuer Elcyn hatte die Macht übernommen. Darum ging es Elcyn. Am 7. Mai 2000 nahm Boris Elcyn an der Zeremonie zur Amtseinführung seines Nachfolgers als Präsident RF im Kreml teil. Es
ist bis heute ein Rätsel der Geschichte geblieben, wieso
ein Staatsmann wie Elcyn, der so überzeugt für die
Demokratie, einen sauberen Staat ohne Korruption, für die
Marktwirtschaft u. eine redliche Politik eintrat, für
einen sinistren Ex-KGB-Geheimdienstmann vom Schlage eines
Vladimir Putin, der mit allen Wassern gewaschen schien u.
dem auch Kontakte zur russ. Mafia nachgesagt werden,
dermassen ins Schwärmen geriet, Putin als seinen
"Kronprinzen" exklusiv auserkor u. ihn dem russ. Volk
regelrecht aufdrängte. Zumal Elcyn über die dubiose
Vergangenheit Putins informiert war u. Tschubajs Elcyn
,,vor einer falschen Entscheidung gewarnt hatte, die
katastrophale Folgen haben würde". Aber Elcyn, der alle
diesbezüglichen Ratschläge überging, hielt Putin für die
einzige verfügbare Figur, die Russland in die Zukunft
lenken konnte. Warum konnte er diesem Mann dermassen
vertrauen u. wieso schien er völlig ausserstande u. immun,
Putins Wesen zu durchschauen, zumal er seine Vergangenheit
doch bestens kannte. Sein Memoirenbuch ist voll von
kritischer Zerlegung sämtlicher Politiker, mit denen er zu
tun hatte, allein Putin blieb von jeglicher Kritik
komplett verschont. 3 relevante Gesichtspunkte sind dazu
anzuführen. Am 1. Feb. 2006 feierte Elcyn - einigen Informationen zufolge auf Initiative Putins - seinen 75. Geburtstag im St.-Georgs-Saal des Grossen Kremlpalastes. Am selben Tag wurde ihm der Kirchenorden des Hl. Grossfürsten Dmitrij Donskoj 1. Klasse verliehen. Boris Elcyn starb am 23. April 2007 im Moskauer Regierungskrankenhaus an Herzinsuffizienz. Mehr als 25 Tsd. Trauernde zogen an seinem in der russ.-orthod. Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau aufgebahrten Sarg vorbei u. erwiesen dem Toten die letzte Ehre. Das Requiem wurde am 25. April 2007 in der Christ-Erlöser-Kathedrale abgehalten. Neben der russ. Prominenz um Vladimir Putin u. s. Mikhail Gorbachjov waren u.a. George Bush sen., Bill Clinton, John Major, Horst Köhler u. EU-Aussenkommissarin Benita Ferrero-Waldner anwesend. Die Zelebranten waren der Metropolit Juvenali von Kruticy u. Kolomna, Metropolit Kyrill von Smolensk u. Kaliningrad - der spätere s. Kyrill I. - sowie Metropolit Kliment von Kaluga u. Borovsk. Im Anschluss an die Totenmesse wurde der Sarg auf einer Geschützlafette durch das Zentrum Moskaus zum Friedhof des Neujungfrauenklosters gefahren, wo Elcyn beigesetzt wurde. Würdigung
u. Kritik: Laut einem 2009
veröffentlichten Buch des ehem. Regierungschefs RF s.
Mikhail Kasjanov interessierte sich Elcyn zunächst nach
seinem Rücktritt sehr für die Ereignisse im Land, lud
Regierungsminister in seine Datscha ein u. fragte, wie die
Dinge liefen. Putin bat Kasjanov jedoch bald „höflich
darum, dafür zu sorgen, dass die Regierungsmitglieder
aufhören, Elcyn zu belästigen, u. führte die Tatsache an,
dass Ärzte solche Treffen nicht empfehlen." Laut Kasjanov
war es im Wesentlichen ein Befehl: „Niemand sonst sollte
zu Elcyn gehen". Laut Boris Nemcov war Elcyn im Ruhestand
äusserst verärgert darüber, dass unter Putin die
Meinungsfreiheit eingeschränkt u. die Institution der
Wahlen zerstört wurde. Er sprach darüber nicht öffentlich,
aber bei einem Treffen mit Boris Nemcov habe er ihm
wiederholt davon erzählt. Im Aug. 2020 sagte der Präsident
der Republik Belarus, s. Aleksandr Lukashenko, in einem
Interview, dass Elcyn es bedauert habe, Putin zu seinem
Nachfolger bestimmt zu haben. Auf die Frage nach der
Änderung der Hymne u. der Rückkehr zu einer modifizierten
sowjet. Version unter Putin antwortete Elcyn traurig. Laut
seiner Witwe Naina Iosifovma kommentierte Elcyn
die Politik Putins nicht, denn er habe versucht, Putin
nicht zu kritisieren. 2006 sagte Putin: „Sie können die
Aktivitäten des ersten Präsidenten nach Belieben bewerten.
Aber natürlich haben die Menschen unseres Landes, die
Bürger Russlands, gerade zu der Zeit, als Boris
Nikolaevich Elcyn an der Spitze Russlands stand, die
Hauptsache erhalten, für die all diese Transformationen
durchgeführt wurden - Freiheit. Das ist ein grosses
histor. Verdienst von Boris Nikolaevich ...“. 2011
bemerkte Putin: „Elcyn glaubte mit seinem Herzen an die
Ideale, die er verteidigte … Heute haben sich sehr
unterschiedliche Menschen in diesem Saal versammelt, aber
wir alle glauben an Russland, wir streben danach, ein
modernes, selbstbewusstes Land aufzubauen, von dem Boris
Nikolaevich Elcyn träumte.“ Eine Reihe westlicher
Politiker u. Medien schätzten Elcyns Aktivitäten sehr
zwiespältig ein. Elcyn wurde zwar insbes. die endgültige
Zerstörung der UdSSR /Financial Times/, die
Umsetzung von Wirtschaftsreformen u. der Kampf gegen die
kommunist. Opposition zugeschrieben. Andererseits wurde
Elcyn aber auch kritisiert: wegen der Inkompetenz seiner
Regierungen, der Schaffung einer Klasse von "Oligarchen"
durch den Verkauf von Staatsvermögen für einen Hungerlohn,
der Kriege in Tschetschenien, des Aufblühens von
Korruption u. Anarchie, obwohl der Präsident angekündigt
hatte, diese zu bekämpfen, des Niedergangs des
Lebensstandards der russ. Bevölkerung u. der der
Wirtschaft sowie wegen der Übergabe der Macht an Vladimir
Putin, dessen Herrschaft laut einer Reihe westlicher
Quellen „weniger demokratisch“ sei u. eine „Rückkehr zum
Autoritarismus“ darstelle. Trotz dieser Minuspunkte habe
Russland niemals - weder davor noch danach - eine solche
Freiheit gekannt wie in den 1990er Jahren unter Elcyn. Ein
entsprechender Leitartikel der Washington Post
erklärte: „Der Beitrag dieses Mannes zur Geschichte ist
gemischt, aber seine Schritte zur Verteidigung der
Freiheit werden nicht aus dem Gedächtnis der Menschen
gelöscht. ... Oft krank, oft beschwipst, liess er
Korruption u. Anarchie in staatl. Strukturen u. darüber
hinaus gedeihen. Die Russen empfanden seine dummen Possen
als Schande. … In den nächsten 7 Jahren annullierte Putin
die meisten liberalen Reformen, für die sein Vorgänger
gekämpft hatte.“ Katrina van den Heuvel, Herausgeberin des
Magazins The Nation, widersprach der Meinung, dass
Elcyns Herrschaft demokratisch war. Ihr zufolge
„polarisierte, vergiftete u. verarmte Elcyns antidemokrat.
Politik nach Aug. 1991 dieses Land u. legte den Grundstein
für das, was dort heute passiert, obwohl die Verantwortung
dafür allein beim derzeitigen russ. Präsidenten Vladimir
Putin liegt." Heuvel glaubt, dass die Aktionen Elcyns u.
einer kleinen Gruppe von Gleichgesinnten, die UdSSR „ohne
Rücksprache mit dem Parlament" zu liquidieren, „weder
legal noch demokratisch" waren. Die unter Beteiligung
US-amerikan. Ökonomen durchgeführte wirtschaftl.
„Schocktherapie" führte ihrer Meinung nach dazu, dass die
Bevölkerung Russlands ihre Ersparnisse verlor u. etwa die
Hälfte der Russen unter der Armutsgrenze lebte. Heuvel
erinnerte an den Beschuss des demokrat. gewählten
Parlaments durch Panzer, bei dem Hunderte von Menschen
getötet oder verwundet wurden. Die Journalistin
kritisierte scharf den Krieg in Tschetschenien u. die
Präsidentschaftswahl von 1996 - ihrer Meinung nach war sie
von Fälschungen u. Manipulationen begleitet u. wurde von
Oligarchen finanziert, die im Gegenzug Anleihen bei
Aktienauktionen erhielten. Heuvel resümierte, dass Elcyns
Herrschaft nach Meinung von Millionen Russen das Land an
den Rand des Verderbens u. nicht auf den Weg der
Demokratie gebracht habe. Heuvel glaubt daher, dass die
US-amerikan. Presse während der Reformen das Bild der
realen Situation in Russland grösstenteils verzerrt
dargestellt habe. Der frühere US-Präsident Bill Clinton
glaubte hingegen, dass Elcyn „viel getan hat, um die
Welt zu verändern". Dank ihm habe sich die Welt in
vielerlei Hinsicht zum Besseren verändert. Clinton lobte
Elcyns Fähigkeit, „bestimmte Kompromisse" einzugehen. Nach
Clintons Ansicht entwickelte Russland unter Elcyn wirklich
einen demokrat. Pluralismus mit einer freien Presse u.
einer aktiven Zivilgesellschaft. Clinton erinnerte daran,
dass er im Jahr 2000 gegenüber Elcyn seine Zweifel an
Putin geäussert habe: Clinton sei sich nicht sicher
gewesen, ob Putin „den Prinzipien der Demokratie genauso
verpflichtet u. bereit sei wie Elcyn“. Aber Putin fühlte
sich dem Erbe Elcyns weiterhin verpflichtet.
ELTCHANINOFF, Michel II (franz. Philosoph, Journalist u. Essayist, Autor des Buchs "In Putins Kopf" /2. erw u. aktual. Auflage/. Nach zwei berufl. Aufenthalten in Russland an der französ. Botschaft in Moskau u. mehrjähriger Lehrtätigkeit an den Universität von Dijon u. Paris u. an einem Gymnasium wurde er Redaktor u. Leiter der monatl. erscheinenden Zeitschrift Philosophie Magazine. 2016 gründete er den Verein "Les nouveaux dissidents", der mehrere Initiativen startete, darunter eine Kampagne für die Freilassung des ukrain. Filmemachers s. Oleg Sencov, der Ende 2017 u. 2018 in Russland inhaftiert war.) EMELIN, Vsevolod Olegovich II (russ. Dichter, Restaurator, Reiseleiter u. Schauspieler. Nach Abschluss seines Studiums arbeitete er im Norden des Gebiets Tjumen, später einige Jahre als Reiseleiter in Moskau u. auf Baustellen. Er stand dem Kreis um Religionsphilosoph Alexander Men nahe. 2002-5 nahm er zusammen mit den Dichtern Vladimir Bogomjakov, Judik Sherman, Julija Belomlinskaja, Andrej Rodionov, Evgenija Lesin, Aleksandr Kurbatov, German Lukomnikov u.a. an der von Miroslav Nemirov organisierten Geselllschaft der Meister der Künste /Товарищество Мастеров Искусств/ "Осумасшедшевшие Безумцы / ОсумБез" teil u. veröffentlichte wöchentliche Feuilletons in der Permer Online-Zeitung "Sol". Er spielte die Rolle Лесника, отца Золушки in dem Film "Смуthи в портрете ин100грамма“. Ferner spielte er in den Filmen "Центра Драматургии и режиссуры" u. "Мастерская Петра Фоменко". Als Poet ist Emelin ein Meister der doppelten, sich selbst verleugnenden Ironie: Er sagt "politisch inkorrekte“ Dinge, macht sich über wichtige moderne Mythen lustig usw., tut dies aber in einem "ironischen“ Format, als wenn die Ernsthaftigkeit des Gesagten aufgehoben würde, z.B.: „Gestern stimmte Vladimir Putin dem Vorschlag der Teilnehmer der Allrussischen Literarischen Versammlung zu, eine vereinigende Literarische Gesellschaft zu gründen...", oder: ... der Dichter Vsevolod Emelin schlug in der Prosaabteilung vor, „einen Mann mit repräsentativem Aussehen oder eine Frau mit angenehmem Aussehen" zu wählen".:, oder: Und lassen Sie sie zu Putin kommen u. direkt u. ehrlich sagen: „Wir Schriftsteller wollen Geld! Und Sie sagen uns direkt, was von uns verlangt wird! Wir können ein Gedicht über die Olympischen Spiele schreiben u. wenn nötig - über die Freundschaft der Völker ..." Die übliche Methode des "Ironismus“ besteht darin, den Text mit Anspielungen u. leicht erkennbaren Zitaten zu sättigen - hauptsächlich aus Texten, die das "Gepäck“ des durchschnittl. postsowjet. Intellektuellen ausmachen. Dazu gehören Gedichte von Dichtern der Silberzeit, Werke von Ilf u. Petrov, Venedikt Jerofeev, u.a. Emelin verwendet auch mediale Stempel, Bilder u. Mythen des Massenbewusstseins. Das übliche Genre von Emelins Dichtung ist eine Pseudo-Antwort auf Nachrichten der Massenmedien. Emelin, so die Kritikerin Evgenija Vezhljan, „ist ein subtiler Stylist u. Kenner der Poesie, <die> die Rolle eines einfachen Arbeiters spielt u. Gedichte schreibt, die die Menschen verstehen können." Die Hauptsache ist jedoch nicht, dass er Parodien über die Grösse der "hohen“ sowjet. Poesie schreibt, sondern dass er die Macht erforscht: Was auch immer sein Held tut, er wendet sich tatsächlich an die Macht, kämpft mit ihr, sucht ihre Gunst, verflucht sie". Zum Gelderwerb arbeite/e Emelin als Restaurator in der Moskauer Kirche Успения Пресвятой Богородицы на Успенском вражке.) EREMIN, Dmitrij Magomet-ogly (russ. Ermittler für besonders wichtige Fälle der 1. Abteilung des Hauptuntersuchungsausschusses RF für den Bereich Moskau. Eremin wird von Kritikern der Zivilgesellschaft wie dem "Forum Freies Russland" der Umsetzung polit. Repression gegen Oppositionelle unter Verwendung offizieller Positionen u. der Überschreitung der behördlichen Befugnisse beschuldigt. Im Sommer 2019 war Eremin als Leiter des Untersuchungsteams aktiv an der Untersuchung des sog. "Moskauer Falls" beteiligt. 2020/21 nahm er als Ermittler im "Fall Konstantin Kotov" teil, der nach dem sog. "Dadinskij-Artikel“ /Art. 212.1 StGB RF/ angeklagt u. verurteilt wurde, weil er an friedlichen Strassenkundgebungen teilnahm u. die Kundgebung am 19. Juli auf den Trubnaja-Platz verlegte. Dabei verletzte Eremin die Rechte der untersuchten Person auf jede erdenkliche Weise, indem er innerhalb von 3 Tagen eine vorläufige Untersuchung des Falls Kotov durchzog u. später eine Petition an das Gericht mit der Bitte richtete, Kotovs Zeit der Einarbeitung in das Strafverfahren erheblich einzuschränken; er sollte lediglich 1 Tag zur Verfügung erhalten, um sich mit den vier Bänden des Strafverfahrens, die 1500 Seiten umfassten u. denen Audio-Video-Materialien beigefügt waren, vertraut zu machen.) EROFEEV, Andrej Vladimirovich II (russ. Kunstkritiker u. Ausstellungskurator. Absolvent der Abteilung für Kunstgeschichte der Fakultät für Geschichte der Staatl. Universität Moskau. Kandidat der Kunstgeschichte mit einer Dissertation über die "Künstlervereinigung ´Welt der Kunst´ u. russ. Kultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Er arbeitete am Zentralforschungsinstitut für Theorie u. Geschichte der Architektur. Eine Sammlung von Werken nonkonformist. Künstler begann Anfang der 80er Jahre. Bis 2002 war er im Museumsreservat von Caricyno beschäftigt, wo er den Sektor der neuesten Kunsttrends leitete u. eine Sammlung von 2000 Werken zusammenstellte. Ab 2002 leitete er die Abteilung für neuste Trends der Staatl. Tretjakov-Galerie. Auf der Rangliste der "50 einflussreichsten Personen der russ. Kunst", die von der Zeitschrift ArtChronika erstellt wurde, belegte Andrej Erofeev 2007 den 1. Platz. 2007 leitete die Staatsanwaltschaft RF ein Strafverfahren gegen Erofeev gemäss Art. 282, Teil 2 StGB RF wegen "Aufstachelung zu Hass oder Feindschaft sowie Erniedrigung der Menschenwürde“ wegen einer Ausstellung über "Verbotene Kunst 2006" im Moskuer "Sacharov-Zentrum" ein, wo umstrittene Bilder gezeigt wurden II. Das Strafverfahren wurde auf der Grundlage eines Ersuchens von Seiten der national-patriot. u. orthod. Bewegung "Narodnyj Sobor" u. von Mitgliedern der nationalist. Partei der "Volksunion" unter Führung des Parteivorsitzenden, des ehem. stv. Sprechers der Staatsduma RF, s. Sergej Baburin, an die Staatsanwaltschaft RF eingeleitet. In der Erklärung hiess es, die Ausstellung sei „antireligiös, staatsfeindlich, extremistisch u. verunglimpfe die Streitkräfte Russlands u. die russ.-orthod. Kirche“ - die Organisatoren der Veranstaltung seien einer Inhaftierung würdig. Im Juni 2008 wurde Erofeev mit der Begründung "wegen Verstosses gegen die Museumsordnung“ aus der Staatl. Tretjakov-Galerie entlassen. Im Juli 2010 befand das Taganskij-Gericht in Moskau Andrej Erofeev der Anstiftung zu religiösem Hass für schuldig u. verurteilte ihn zu einer Geldstrafe von 150 Tsd. Rubel. Im Okt. 2010 wies das Moskauer Stadtgericht die Kassationsbeschwerde von s. Jurij Samodurov u. Andrej Erofeev zurück u. erkannte das Urteil für die Organisatoren der Ausstellung als rechtskräftig an.) EROFEEV, Viktor Vladimirovich II III IV (international bekannter russ. Schriftsteller, Autor von Büchern über Russland u. Stalin, die teilweise auch auf Deutsch vorliegen. Erofeev studierte Literatur u. Sprachwissenschaft an der Moskauer Lomonosov-Universität. Nach Studienabschluss forschte er am Institut für Weltliteratur, wo er seine Dissertation über Fjodor Dostojevskij u. den französ. Existentialismus schrieb. Sein Bruder Andrej ist Kunsthistoriker u. war 2002-10 Kurator an der Staatl. Tretjakov-Galerie. Viktor Erofeev ist seit Mitte der 70er Jahre literarisch tätig. 1979 wurde er wegen seiner Beteiligung am Literaturalmanach "Metropol" aus dem Schriftstellerverband der UdSSR ausgeschlossen, 1988 rehabilitiert. Weiteren Kreisen wurde er in der Zeit der Perestrojka mit seinem Roman "Die Moskauer Schönheit" bekannt, der in 27 Sprachen übersetzt wurde. Erofeev äusserte sich in Interviews u. öffentl. Stellungnahmen wiederholt kritisch zur Politik der russ. Regierung u. zu Präsident s. Vladimir Putin selbst. 2009 hatte er erklärt, dass beim Antritt Putins als Präsident ein „Staatsstreich“ stattgefunden habe. 2014 erklärte er, dass die Halbinsel Krym seit dem Amtsantritt Putins an einem seidenen Faden gehangen habe, der nur im richtigen Moment zu kappen war. Zu Putin meinte er, dieser habe vom Westen einen grossen Vertrauensvorschuss bekommen, aber er halte nichts von westlichen Werten. Den Euromaidan in der Ukraine bezeichnete er als „Erfolg, getragen von echten Revolutionären“, gleichzeitig charakterisierte er den Einfluss der russ. Aussenpolitik auf die weitere Entwicklung des Landes mit den Worten: „Das Interesse Putins wird sein, eine positive Entwicklung zu verhindern – er wird die Ukraine nicht in Ruhe lassen.“ Den Krieg in der Ukraine nannte er einen Krieg zwischen zwei Zivilisationen – die russ. autoritäre u. die der humanist. Werte. Nach Beginn der russ. Kriegsaggression gegen die Ukraine im Feb. 2022 floh Erofeev, der in Russland jahrelang als Russophobe beschimpft wurde, im April 2022 mit seiner Familie aus Russland u. gelangte über Finnland, die Baltischen Staaten u. Polen nach Deutschland, wo die Familie Zufluch fand. Im Okt. 2022 war Erofeev Gast bei "Anne Will". Dabei sagte er, das Putin-Regime befinde sich in Agonie, Putin habe Russland getötet, der russ. Staat sei eine „zerfallende Leiche im Leichenschauhaus", von der die Russen wie Ameisen wegrennen; die heldenhafte Verteidigungskraft der Ukrainer bewundert er u. glaubt, dass die Ukraine als neue starke Nation Europas hervorgehen wird. Putin, der für Erofeev nichts anderes als einen Hinterhofschläger ohne jegliches Mitgefühl für Menschen bedeutet - das habe man beim Untergang der "Kursk" gesehen -, bleibe weiterhin hochgefährlich u. er werde nicht davor zurückschrecken, alle Mittel einzusetzen, um nicht als Verlierer dazustehen. Putin, der Mann des Krieges, der aus Langeweile kämpfe, müsse vor seinem Posten verschwinden. Putin sei nicht schlau, sondern ein einfacher Bengel, der zufällig an die Macht gelangt sei u. das Land nach seinen Regeln regieren wolle. Erofeev wohnt im Prenzlauer Berg in Berlin, seit er Russland kurz nach Kriegsausbruch mit seiner Familie verlassen hat. Sein neustes Buch, "Der Grosse Gopnik" /II/, eine Putin-"Hommage" nach der besonderen Art des Schriftstellers, erschien 2023.) NZZ-Interview Video: Treffen mit Viktor Jerofejew - ttt – titel, thesen, temperamente - ARD | Das Erste EROSHCHENKO, Sergej Vladimirovich (russ. Geschäftsmann u. Politiker. 1994 gründete er zusammen mit seinem älteren Bruder Nikolaj die Holding "Eastland", die ein Konglomerat von über 50 Firmen umfasste, die im Gebiet Irkutsk u.a. Regionen Russlands tätig sind. Die Haupttätigkeiten des Unternehmens betreffen Kohlebergbau, Bau, Schiffbau, Transport, Tourismus. Bis 2000 war Sergej Eroshchenko Generaldirektor des Unternehmens. 2000-1 war er Vorstandsvorsitzender der Firma "Vostsibugol". 2011 trat er der Partei "Rechte Sache" im Gebiet Irkutsk bei u. leitete sie, bei den Präsidentschaftswahlen 2012 war er Vertrauter des Kandidaten s. Mikhail Prokhorov. Im Mai 2012 wurde Eroshchenko nach dem vorzeitigen Rücktritt des vorherigen Gouverneurs des Gebiets Irkutsk, s. Dmitrij Mezencev, per Dekret des Präsidenten RF, s. Vladimir Putin, zum amtierenden Gouverneur des Gebiets Irkutsk ernannt. "Einiges Russland" schlug 3 Kandidaten für das Amt des Gouverneurs des Gebiets Irkutsk vor: Sergej Eroshchenko, Mikhail Vinokurov, Rektor der Bajkal-Universität, u. Pjotr Ogorodnikov, Bundesinspektor. Präsident Putin zog die Kandidatur Sergej Eroshchenko vor u. reichte sie bei der gesetzgebenden Versammlung des Gebiets Irkutsk ein, um ihm die Befugnisse des Gouverneurs zu übertragen. Ende Mai 2012 stimmten die Abgeordneten auf einer ausserordentl. Sitzung der Gesetzgebenden Versammlung des Gebiets Irkutsk der Kandidatur Sergej Eroshchenkos für das Amt des Gouverneurs zu. Dieser billigte eine neue Strategie für die Entwicklung des Gebiets Irkutsk, deren Grundlage die Entwicklung der Industrie war u. die als "zweite Industrialisierung" bezeichnet wurde. 2012-13 war Eroshchenko Mitglied des Präsidiums des Staatsrates RF. Medienberichten zufolge übertrug Sergej Eroshchenko, nachdem er Beamter geworden war, sein Geschäftsvermögen an nahe Verwandte: z.B. wurde die Baufirma an seinen Sohn übertragen, seine Tochter begann, die "Eastland"-Holding u. das Tourismusgeschäft zu beaufsichtigen, seine Frau befasste sich mit Landfragen, der Fluggesellschaft "Angara" u. der Ostsibirischen Flussschifffahrt. Im Mai 2015 wurde Eroshchenko aufgrund eigener Erklärung über die vorzeitige Beendigung seiner Befugnisse per Dekret des Präsidenten RF aus seinem Amt entlassen u. zum amtierenden Gouverneur des Gebiets Irkutsk ernannt. Bei der Gouverneurswahl im Gebiet Irkutsk vom Sept. 2015 musste Eroshchenko mit 49,6% in die 2. Runde gehen, in der er seinem Konkurrenten von der KPRF, s. Sergej Levchenko, unterlag.)
ERJOMIN, Sergej Vasilevich
(russ. Politiker, ehem. Oberhaupt
der Stadt Krasnojarsk.
Absolvent
der Abteilung für Strassenwesen der Staatl. Technischen
Universität Krasnojarsk mit der Qualifikation "Ingenieurs"
in der Fachrichtung "Transportorganisation u. Management
im Strassenverkehr. 2005 Studienabschluss an der Staatl.
Universität Krasnojarsk mit der Qualifikation eines
Rechtsanwalts. Ehem. Inspektor der Organisations- u.
Analyseabteilung der Hauptverwaltung für innere
Angelegenheiten des Landes Krasnojars, ehem. Leitender Ingenieur der
Abteilung für Planung u. Organisation von Arbeiten zur
Instandhaltung von Bundesstrassen, ehem. kommissar. Leiter
der Abteilung für die Entwicklung des
Strassenverkehrsdienstes u. die Nutzung von
Vorfahrtsrechten, ehem. Leiter der Abteilungen für
Verkehrssicherheit u. Autobahnen. Ab Nov. 2010 Assistent
des Verkehrsministers des Landes Krasnojarsk sowie
amtierender stv. Verkehrsminister des Landes Krasnojarsk.
Ab .Feb. 2012 Leiter der Abteilung für Autobahnen im Land
Krasnojarsk. vom Mai 2012 bis Okt. 2017
Verkehrsminister des Landes Krasnojarsk. Mitglied, dann Vorsitzender des
polit. Koordinierungsrats der Regionalgruppe Krasnojarsk
der Partei "Einiges Russland". Im Okt. 2017 wurde Sergej Erjomin
vom Abgeordnetenrat der Stadt Krasnojarsk mit 23 von 29
Ja-Stimmen zum Oberhaupt der Stadt Krasnojarsk gewählt u.
ist seit 26. Okt. 2017 Bürgermeister der Stadt
Krasnojarsk.)
EVLANOV, Vladimir Lazarevich
(russ. Politiker, ehem. Oberhaupt
der Stadt Krasnodar.
Ab 1994 arbeitete er in der Verwaltung des Zentralen
Verwaltungsbezirks Krasnodar als Bezirksleiter, 1996-2000
als 1. stv. Verwaltungsbeamter der Stadt Krasnodar. 2000
verteidigte er an der Staatl. Universität des Kuban seine
Dissertation zum Thema „Wirtschaftsstrategie der lokalen
Gemeinschaft für die Entwicklung der Industrie der Stadt“.
2001-4 Vorsitzender des Wohnungs- u.
Versorgungsausschusses des Landes Krasnodar. Im Okt. 2004
wurde er zum 1. stv., später zum amtierenden Leiter der
Verwaltung der Stadt Krasnodar ernannt. Im Sept. 2005
wurde er zum Leiter der Verwaltung der Stadt Krasnodar
gewählt u. im März 2010 als Leiter der Stadtverwaltung
wiedergewählt. Nach seiner Kandidatur für die Staatsduma RF im Sept. 2016 wurde er
Abgeordneter der 7. Staatsduma RF, in der er
Mitautor von 33 Gesetzesinitiativen u. Änderungen zu
Entwürfen von Bundesgesetzen war. EVLOEV, Magomed Jakhjajevich
(gew. russ. Jurist inguschischer Herkunft u. Aktivist der
Opposition in Bezug auf Inguschetien. Nach Abschluss des
Rechtsinstituts von Saratov arbeitete Evloev ab 1993 in der
Staatsanwaltschaft der Republik Inguschetien, verliess sie
1999 jedoch aus Protest gegen die Politik in Inguschetien in
der Zeit s. Murat Zjazikovs. In der Folge gründete er in
Russland eine Holding, die eine Reihe von Rechts- u.
Industrieunternehmen umfasste u. in San Francisco, USA,
errichtete er die Firma "Infra North America“. Bekannt wurde
er, nachdem er seit Sept. 2001 als Eigentümer u.
Geschäftsführer des Internetportals "ingushetija.ru“
auftrat, das des öftern Materialien veröffentlichte, die dem
offiziellen Standpunkt der Regierung von Inguschetien
zuwiderliefen. Das Portal wurde „wichtigstes
Oppositionsmedium in der Republik“. Im Juni 2008 verbot das
Bezirksgericht Kuncevskij in Moskau nach einer Klage seitens
der Staatsanwaltschaft der Republik Inguschetien die
Aktivität der Website "Inguschetien.ru“ im Zusammenhang mit
der Veröffentlichung extremist. Materialien, die zu
ethnischem Hass aufstacheln. Im Aug. 2008 bestätigte das
Moskauer Stadtgericht die Entscheidung des Kuncevo-Gerichts.
EVSTAFEV, Dmitrij Gennadevich II III
III IV V (russ. Politologe u. Experte für
militär. u. Aussenpolitik Amerikas, militär.-polit.
Sicherheitsfragen Russlands u. regionale Probleme der
Nichtverbreitung von Atomwaffen. Kandidat der polit.
Wissenschaften. Professor an der Abteilung für Integrierte
Kommunikation an der Fakultät für Kommunikation, Medien u.
Design der Nationalen Forschungsuniversität "Wirtschaftshochschule Moskau". Tritt
des öftern in der Kreml-nahen s. Vladimir Solovjovs
Sendung "Vecher s Vladimirom Solovjovym" im
Staats-TV "Russland-1" u. "RTR Planeta" auf, wo er seine
falschen, reaktionären Analysen zum Besten gibt.) EVTUSHENKOV, Vladimir Petrovich II (russ. Geschäftsmann, Oligarch
mit einem Vermögen von 9 Mrd. USD; allerdings wurde Ende
2019 sein Vermögen auf 2,1 Mrd. USD geschätzt - Platz 2.
in der Rangliste der russ. Milliardäre in Bezug auf die
Grösse des verlorenen Vermögens. Absolvent der
Ingenieurabteilung des nach D.I. Mendeleev benannten
Moskauer Instituts für chemische Technologie u. der
Wirtschaftsabteilung der Moskauer Staatsuniversität.
Medienberichten zufolge ist er promovierter
Wirtschaftswissenschaftler, aber seine Dissertation konnte
in der Russ. Staatsbibliothek nicht gefunden werden, was
Zweifel an dieser Tatsache aufkommen liess. Ehem.
Vorsitzender des Komitees für Wissenschaft u. Technologie
der Stadt Moskau. Derzeit ist Vladimir Evtushenkov
Hauptaktionär /64%/ u. Vorstandsvorsitzender des
Verwaltungsrats der von ihm mitbegründeten börsenkotierten
Finanzkorporation "Sistema", eines
bedeutenden privaten Investors in Russlands Realwirtschaft. Seit
2000 Mitglied des Präsidiums des Vorstands der
Russ. Union der Industriellen u. Unternehmer RSPP.
Seit 2001 leitet er den RSPP-Ausschuss für
Industriepolitik, seit 2021 ist er Co-Vorsitzender des
gemeinsamen RSPP-Ausschusses für Industriepolitik u.
technische Regulierung. Vorstandsmitglied der Handels- u. Industriekammer RF,
Vorsitzender des Russ.-Arabischen Businessrates RADC.
Mitglied der Regierungskommission für Wissenschafts- u.
Innovationspolitik, des Rats für Wissenschaft u.
Hochtechnologien beim Präsidenten RF, des Rats für
Wettbewerbsfähigkeit u. Unternehmertum bei der Regierung
RF u. des Nationalen Rats für Corporate Governance.
Vorsitzenden des Kuratoriums des Förderfonds der Freunde
des Russ. Museums des Staatl. Russ. Museums, Honorarkonsul
von Luxemburg in Ekaterinburg u. Khabarovsk.
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